Die Apostelgeschichte Kapitel 24

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Abschrift Apostelgeschichte in täglichen Andachten Band I - VI
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Dort als Schrift noch erhältlich.

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

24. Die Apostelgeschichte Kapitel 24

Paulus wird beim Statthalter Felix verklagt
Verteidigungsrede des Paulus vor Felix
Paulus und Felix

Paulus wird beim Statthalter Felix verklagt

Apg 24:1

„Nach fünf Tagen kam der Hohepriester Ananias mit einigen Ältesten und einem gewissen Redner Tertullus herab, die bei dem Statthalter gegen Paulus vorstellig wurden.“

Die vor uns liegenden fünf letzten Kapitel der Apostelgeschichte sind zu einem großen Teil von der zweijährigen Gefangenschaft Pauli in Cäsarea geprägt; es folgt der sehr detaillierte Bericht der langwierigen mit Hindernissen gespickten Schiffsreise und schließlich die Ankunft in Rom, womit der Bericht des Lukas endet. Wir müssen uns, wie schon des Öfteren, fragen, warum der Bericht des Lukas (und damit ja das inspirierte Wort Gottes) über diese zweijährige Gefangenschaft sowie die Schiffsreise so auffallend ausführlich berichtet! Es gibt eigentlich nur einen Grund: Wir sollen ein anschauliches Bild auch von diesem letzten Teil des Lebensverlaufs des für uns zuständigen Apostels des Evangeliums der Gnade bekommen, der ja eigentlich auch irgendwie unser Leben vorschattet. Wir sollen somit diese letzten Kapitel nicht einfach als „biblische Geschichte“ lesen, sondern vielmehr Paulus im Herzen mitbegleiten, mitempfinden, und, soweit wir können, im Nachhinein mitleiden. Immer wieder sind wir ja aufgefordert, Pauli Nachahmer zu werden, zum Beispiel in 1Kor 11:1. Und gerade in diesem Beispiel zeigt Paulus, dass er selbst Christi Vorbild folgt. Wer also Paulus nachahmt, hat letztlich Christus zum Vorbild! Und weil Christi Erdenweg ein „Kreuzesweg“ war, also ein Weg der Leiden, konnte es bei Paulus kaum anders sein; von Anfang an standen über seinem Leben die Worte: „… denn Ich werde ihm anzeigen, wie viel er um Meines Namens willen leiden muss“ (Apg 9:16).

Ganz besonders bewegen muss uns, dass die Quelle der Leiden, die Paulus durchlaufen musste, bei seinem eigenen Volk, den Juden, lag! Es war genau jenes Volk, das Sich Gott aus allen Völkern auserwählt hatte, weil es das schwächste und geringste Volk unter allen Völkern war (5Mo 7:7). Damit wird schon früh das göttliche Prinzip sichtbar, was Paulus in 2Kor 12:9 auch für uns niederschreiben musste: „Meine Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht!“

Gleich bei diesem ersten Vers haben wir Gelegenheit zum Nachempfinden, was in Paulus vorging, als er hörte, dass gerade Ananias herabkam, den er ja noch kurz zuvor als „eine getünchte Wand“ bezeichnet hatte, den Gott im Begriff war, zu schlagen. Was konnte er von ihm wohl erwarten? Mit Sicherheit weniger eine sachliche Auseinandersetzung als vielmehr ganz persönliche Rache für die öffentlichen Worte Pauli an ihn!

Wir müssen wissen, dass das römische Gesetz verlangte, dass über solche Rechtsangelegenheiten, wie sie bei Paulus der Fall waren, schnell verhandelt werden musste. Es war somit nicht ungewöhnlich, dass die Ankläger so schnell erschienen. Und die Ankläger gingen äußerst raffiniert vor, denn sie brachten Tertullus mit, einen gewissen Redner – heute würden wir ihn einen Rechtsanwalt nennen, der die Anklage zu formulieren hatte. Dass Tertullus als „Redner“ bezeichnet wird, zeigt, dass er es wohl verstand, mit kunstvollen, verdrehten und listigen Worten die Richter zu umgarnen, um den Prozess in jedem Fall zu gewinnen. Was also jetzt auf uns zukommt, sind im Grunde „verdrehte Worte gegen Jesus“! Doch dies ist nicht neu:

Gleich im Anfang der Menschheitsgeschichte versuchte die Schlange, die als listigstes Wildgetier bezeichnet wurde, Eva mit „der Macht der Worte“ zu verführen – und es gelang ihr bekanntermaßen! Und mit der gleichen Macht der Worte sollte Paulus zu Fall gebracht werden, und die uralte Schlange versucht dies bis heute auch bei uns! Ist uns bewusst, liebe Geschwister, was Worte für eine Macht haben können? Wie sie uns durch die Medien Presse, Funk und Fernsehen manipulieren? Es gibt nur ein (!!!) Wort, dem wir bedingungslos vertrauen können: „Das (geschriebene) Wort Gottes! Gottes Geist wirkt beim Lesen dieses Wortes in uns wie ein zweischneidiges Schwert und entlarvt die Lüge des Widerwirkers (lies Hebr 4:12 ff).

Apg 24:2-3

„Sobald man diesen gerufen hatte, begann Tertullus ihn anzuklagen und sagte: Dass wir durch dich weithin Frieden erlangt haben und dieser Nation durch deine vorbedachte Fürsorge viele Verbesserungen zuteil werden, allseitig wie auch überall, heißen wir mit allem Dank willkommen, hochgeehrter Felix.“

Tertullus ging geschickt vor, ähnlich wie die Schlange im Paradiesgarten und gleich wie der Widerwirker, als er Jesus Selbst verführen wollte (Mt 4:1-11). Achten wir heute einmal besonders darauf, wie Jesus diese Versuchung abwehrte:

Das Besondere war, dass der Widerwirker keine Lügen vorbrachte, sondern „das Wort Gottes“ zitierte und es Jesus vorhielt! Wir möchten hierauf heute eingehen, weil wir ja gestern sagten, dass wir dem Wort Gottes bedingungslos vertrauen dürfen. Wir lesen in Mt 4., wie Jesus jedem biblischen Zitat des Widerwirkers ein anderes Wort Gottes gegenüber stellte – also Gottes Wort gegen Gottes Wort! Hier kann „ein Kindlein im Glauben“ schon sehr irritiert werden, ja ins Zweifeln kommen – dabei ist die Lösung doch einfach:

Gott richtete Sein wunderbares Wort zum einen in verschiedene Zeiten, das heißt, die Gültigkeit des Wortes bezog und bezieht sich zum Teil nur auf einen bestimmten Zeitpunkt; zum anderen ist Sein Wort an verschiedene Empfänger gerichtet. Im ersten Fall können Aussagen, die sich erst in der Zukunft erfüllen, nicht heute schon als Realität verkündigt werden, genauso wenig wie Aussagen, die längst erfüllt sind, heute noch infrage gestellt werden! Im zweiten Fall kann zum Beispiel ein Brief, den Jakobus ausdrücklich an „die zwölf Stämme“ richtet, nicht auf uns, die Nationen, bezogen werden. Gott schreibt den zwölf Stämmen Israels Dinge, die nur Israel betreffen, nicht aber uns! Wir erkennen jetzt leicht, dass Gottes Wort auch sorgfältig geteilt werden muss, und dies tat Jesus, als Er dem Widerwirker entgegenhielt: „Und abermals steht geschrieben …“!

„… Wiederum steht geschrieben …“ (Mt 4:7).

Wir müssen das Gestrige noch vertiefen, weil mancher unter uns in der Teilung des Wortes Gottes noch nicht ganz fest steht; doch gerade mit dem richtigen „schneiden“ des Wortes der Wahrheit, so wie es Paulus in 2Tim 2:15 nicht nur Timotheus, sondern allen Gläubigen der Körpergemeinde Christi Jesu ans Herz legt, wächst das Verstehen unserer Bibel!

Wer nicht erkennt, dass das Wort Gottes nicht in jeder Zeit angewandt werden darf, wer also das Wort der Wahrheit nicht schneidet, kann auch Satans Versuchungen nicht entgegnen! Bei Jesu Versuchung hätte dies praktisch bedeutet: Er hätte a) Seine Macht „die Steine zu Brot werden zu lassen“, an falscher Stelle demonstriert, Er hätte b) im Vertrauen auf das geschriebene Wort Gott auf die Probe gestellt und wäre von der Zinne des Weihetempels gesprungen, und c) Er hätte die Macht über die Königreiche der Erde sofort angenommen, obwohl Ihm dies erst im Tausendjahrreich von Gott verheißen ist.

In allen drei Fällen versuchte Satan, das Wort Gottes gegeneinander auszuspielen – und genau dies geschieht bis zum heutigen Tag! Und das besonders Tragische ist, dass es Gläubige sind, die auch uns vorhalten, was geschrieben steht, was wir tun oder nicht tun sollen, ohne zu beachten, dass Jesus im gegebenen Fall sagen musste: „Wiederum steht geschrieben!“

Das Rezept, das wir geben können, ist denkbar einfach: Das gesamte Wort Gottes, also die ganze Bibel in unserer Hand, spricht zu uns, aber nur ein Teil davon spricht von uns! Unser Klassenlehrer, der den uns angehenden Stoff lehrt, ist allein Paulus (lies Eph 3:8-13). Alle andere Schrift ist nach 2Tim 3:16 für uns nützlich zur Belehrung, Überführung, Zurechtweisung und Erziehung in Gerechtigkeit, aber an das Ziel unserer überhimmlischen Berufung können uns nur die Briefe des Apostels Paulus führen!

Apg 24:4

„Damit ich dich aber nicht noch länger aufhalte, spreche ich dir zu, nach deiner Lindigkeit anzuhören, was wir in aller Kürze zu sagen haben.“

Wir haben in diesen ersten Versen gesehen, wie als Erste die Schlange im Paradiesgarten die Macht des Wortes benutzte, um Menschen (hier Eva) zu verführen, und wir sahen, wie der Widerwirker es drei Mal bei Jesus versuchte, und jedes Mal mit den Worten überwunden wurde: „Wiederum steht geschrieben!“ Und wir sehen nun im Verlauf der Verse, wie der raffinierte Redner Tertullus versuchte, mit der Macht der Worte den Statthalter Felix zu überwinden, das heißt, ihn zur Herausgabe des Gefangenen Paulus zu bewegen.

Beachten wir zuerst, dass Paulus gemäß Vers 10 bei dem gesamten Gespräch anwesend war und zuhören musste, was Tertullus im Auftrag der Juden gegen ihn vorbrachte. Und er musste miterleben, wie der Redner sich erst einmal bei dem römischen Statthalter einschmeichelte, er wollte Felix massiv beeinflussen. Wir können uns gut vorstellen, wie zuwider Paulus diese Lobhudeleien gewesen sein mussten, wie er sich innerlich von dem hohlen Geschwätz abwandte und wie sein inneres Auge seinen Herrn suchte!

Wir leben in einer Zeit, wo es dem Widerwirker durch die Macht der Worte (und Bilder) mehr und mehr gelingt, die Menschheit so einzulullen und zu umgarnen, dass sie nicht mehr in der Lage ist, sich ein klares Urteil zu bilden. In ganz besonderer Weise spricht dies Paulus in 2Thes 2:2 an. Es kann „ein Geist, ein Wort oder ein Brief“ sein, die uns Gläubige erschüttern – hier in Thessalonich war es die Lüge, der Tag des Herrn sei gegenwärtig. Und dann nennt Paulus ein erstes markantes Zeichen: „denn sollte nicht zuerst (also vor unserer Entrückung) der Abfall kommen …“! Dieser Abfall geht nach innen (zu den Gläubigen) und nach außen (zu der Welt)! Und äußerst dramatisch ist heute der äußere Abfall sichtbar: Die Welt will keinen „Jesus“ mehr; dieser Name muss weg! Im Zeichen der Globalisierung gibt es nur noch einen „Einheitsgott“, der für alle Religionen steht, und: Der vor allem keinen Sohn hat!!!

Apg 24:5

„Denn wir haben diesen Mann als eine Pest befunden und als einen, der alle Juden auf der Wohnerde zu Aufständen bewegt, auch ist er ein Rädelsführer der Sekte der Nazarener,“

Unser heutiger Leitvers führt uns dahin, fast lückenlos mit den gestrigen Feststellungen fortzufahren, denn für uns, die Gläubigen in den letzten Tagen dieser gegenwärtigen Verwaltung der Gnade, gibt es ja nichts Wichtigeres, als auf die Zeichen der Zeit zu achten! Wie oft hören wir die sehnsüchtigen Worte von lieben Geschwistern, der Herr möge doch bald kommen! Aber achten wir dabei auf die Zeichen, die Seinem Kommen voraus gehen müssen? Wissen wir überhaupt um diese Zeichen?

Wir sprachen gestern vom angekündigten Abfall in 2Thes 2:3, wo wir zuerst gewarnt werden: „Niemand täusche euch auf irgendeine Weise“! Doch gerade diese Täuschung gelingt Satan meisterlich! Es ist des Widerwirkers erklärtes Ziel, nicht nur den Abfall zu verschleiern, sondern damit auch „den Menschen der Gesetzlosigkeit“ für uns unerkennbar zu machen! Wir sehnen uns alle nach dem Herrn, wollen aber in den wenigsten Fällen wissen, was Seinem Kommen vorangeht – und das ist mehr als verblüffend!

Paulus wird als eine „Pest“ dargestellt, die alles verseucht und in den Tod reißt! Paulus müssen diese Worte tief getroffen haben! Und dann sah er mit den Augen des Herzens auf seinen Herrn und mag Ihm in inniger Zwiesprache gesagt haben: Du, Herr, bist es, der im Grunde als diese „Pest“ empfunden wird! Dich wollen sie verschwinden lassen! Du bist der Nazarener!

In obigem Sinn spricht unser Leitvers uns heute sehr eindringlich zu: Nur wenn auch wir vermehrt auf Sein Wort achten, wenn wir uns Ihm (Jesus) vermehrt innerlich zuwenden und Ihn mit unseren inneren Augen anschauen, können wir der Macht der verführerischen Worte widerstehen, ja die Taktik des Widerwirkers durchschauen!

Apg 24:6

„… der sogar versucht hat, die Weihestätte zu entheiligen; dabei haben wir ihn gefasst.“

Wir erinnern uns noch an der Vorwurf in Apg 21:28, Paulus habe durch den Epheser Trophimus die Weihestätte gemein gemacht – eine glatte Lüge. Die Weihestätte, also der Tempel in Jerusalem, war schon in den Tagen Hesekiels entweiht worden und stellte im Grunde nur noch ein hohles Gebäude dar, welches durch seine Mauern den Zutritt zu Gott versperrte. Allerdings kehrte Gott nach Hesekiel noch einmal zurück, und dies in der Person Christi Jesu – aber Sein Volk nahm Ihn nicht an! Der Vorwurf des Hohenpriesters und der Ältesten, vorgetragen durch Tertullus, war somit paradox!

In 2Thes 2:4 lesen wir von dem „Menschen der Gesetzlosigkeit“, dass dieser sich in den Tempel Gottes setzt – ein Vorgang, welcher sich klar vor unserer Entrückung vollziehen wird. Da es aber in Jerusalem keinen buchstäblichen Tempel mehr gibt, muss gefragt werden, in welchen Tempel sich denn dann der Gesetzlose setzt? Und es gibt heute nur einen reellen Tempel Gottes, und der sind „wir“! „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und dass der Geist Gottes in euch wohnt“ (1Kor 3:16)? Wissen wir es, liebe Geschwister? Hier sehen wir also eine echte Entweihung durch den Menschen der Gesetzlosigkeit. Im weiteren Verlauf von 1Kor 3:17 lesen wir, dass „wenn jemand den Tempel Gottes verderbt, den wird Gott verderben“, und genau dies geschieht in 2Thes 2:8! Beachten wir auch, dass Paulus in 1Kor 3:17b wiederholt, dass „wir“ der Tempel Gottes sind und dass dieser Tempel „heilig“ ist!

Wir haben heute versucht aufzuzeigen, wer der tatsächliche Verunreiniger des Tempels ist bzw. sein wird! Der Sohn Gottes, in welchem der Vater wohnte, wurde abgelehnt und ans Kreuz geschlagen, der Apostel Christi Jesu, Paulus, sollte angeblich den Tempel entweiht haben und deshalb auch sterben – aber einem gelingt es gemäß der Wirksamkeit Satans, mit aller Kraft, Zeichen und Wundern der Lüge für eine kurze Zeit den Tempel Gottes zu beschädigen, bis ihn der Herr Jesus erledigen wird (2Thes 2:8).

Apg 24:8

„Wenn du ihn ausforscht, wirst du selbst von ihm von alledem erfahren können, weswegen wir ihn anklagen.“

Heute zuerst etwas Rechnerisches: Der Vers 7 wurde von uns übersprungen, weil er nicht in den drei Codexen Alexandrinus, Vaticanus und Sinaiticus enthalten ist. Wir gehen also von Vers 6 direkt zu Vers 8 über.

Tertullus rät dem Statthalter Felix, Paulus selbst auszuforschen, um den Grund der Anklage zu erfahren – doch das Gift in Form der Verleumdung (in Vers 6) war ja bereits in Felix eingeimpft! Heute würde man solch einen Richter als „befangen“ ablehnen. Aber lassen wir uns heute mit einer ganz anderen Art des Forschens zusprechen:

In Hi 5:9 bekennt der Ankläger Eliphas unter anderem, dass Gott große Dinge tut, die nicht zu erforschen sind! Wenn wir jetzt noch ein Wort aus Eph 3:8-9 dazunehmen, haben wir für heute viel zu bewegen: Paulus stellt fest, dass er der Apostel der Nationen ist, dass ihm die Gnade gegeben wurde, den Nationen, also uns, den unausspürbaren (unausforschlichen) Reichtum des Christus als Evangelium zu verkündigen.

Ja, liebe Geschwister, nur zu oft spüren auch wir, dass die großen Dinge, die Gott tut, auch für uns nicht erforschbar sind, weil Seine Gedanken und Seine Wege nicht die unseren sind! Und so sind auch unsere Gebete und Bitten oft nur ein hilfloses Gestammel vor Gott – aber: Der Geist selbst, so lesen wir in Röm 8:26, verwendet sich für uns mit unausgesprochenem Ächzen! Und in Vers 27 lesen wir, dass Gott die Herzen erforscht, auch unsere, und somit das Ächzen des Geistes versteht!

Viel durften und dürfen wir aus dem kostbaren Wort der Wahrheit lernen und erkennen, doch es ist für uns „unausforschbar“, weil Sein Reichtum alle menschlichen Vorstellungen weit übertrifft! Felix sollte Paulus erforschen, wir forschen in Seinem Wort – welch ein großer Unterschied!

Apg 24:9

„Dem stimmten auch die Juden bei und gaben vor, dass dies sich so verhalte.“

Tertullus hat seine Anklage gegen Paulus abgeschlossen, die im ersten Teil Schmeicheleien gegenüber Felix enthielten, im zweiten Teil unwahre Anschuldigungen – die ganze Rede war also nichts als eine Farce! Und quasi als „Siegel der Wahrheit“ stimmten dann die anwesenden Juden der Rede zu und bestätigten, dass es sich so verhalten habe. War der Statthalter Felix von der Rede beeindruckt?

Hören wir vor der Verteidigung Pauli eine kurze Charakterisierung des Geschichtsschreibers Tacitus über Felix: <Felix war ein von dem Kaiser Claudius freigelassener Sklave und von diesem zum Gouverneur über das Land Judäa eingesetzt. Niedertracht, Grausamkeit und Verschwendungssucht waren Kennzeichen seiner Herrschaft>. Dieser kurze Auszug soll uns genügen, um zu ahnen, vor wem Paulus stand. Und die Juden wussten nur zu gut, wie man solch einen Machthaber anpacken musste – die Komplimente des Tertullus waren also durchaus gezielt an einen niederträchtigen Machthaber gerichtet.

Aber schauen wir heute noch besonders auf das Verhalten der Juden: Es war ja ihr Werk, dass Paulus in Lebensgefahr war und jetzt als Angeklagter vor Felix stand. Lenkte Gott nicht auch ihre Herzen? Entsprach ihr schändliches Verhalten nicht voll dem Ratschluss Seines (Gottes) Willens? In Pauli Brief an die Römer (Röm 9:1 ff), der ja vor dieser Gefangennahme geschrieben wurde, lässt uns Paulus in sein Herz schauen und bekennt, dass große Betrübnis und unablässiger Schmerz in seinem Herzen sind – für sein Volk Israel, eingeschlossen die geistlichen Führer. Zwar konnte sich auch der Apostel hinreißen lassen und Ananias eine getünchte Wand heißen, doch in der Tiefe seines Herzens wusste er um die Wege Gottes, und um Sein göttliches Erbarmen, was auch uns heute zusprechen darf: „Demnach liegt es nicht an dem Wollenden noch an dem Rennenden, sondern an dem Sich erbarmenden Gott“ (Röm 9:16).

Verteidigungsrede des Paulus vor Felix

Apg 24:10

„Als der Statthalter dem Paulus einen Wink gab zu reden, nahm dieser das Wort: Da ich Bescheid weiß, dass du seit vielen Jahren Richter über diese Nation bist, verteidige ich meine Angelegenheit guten Mutes.“

Paulus bekam einen Wink vom Statthalter, was uns zeigt, dass er bei der Rede des Tertullus anwesend war. Die ersten Worte seiner Verteidigung unterscheiden sich auf den ersten Blick kaum von den Schmeicheleien des Tertullus, doch auf den zweiten Blick merken wir, dass Paulus dem Felix lediglich zutraut, dass dieser wegen seiner langjährigen Regentschaft in diesem Land mit den Sitten und Gebräuchen der Juden sehr gut vertraut war und deshalb die Lage des Paulus sehr wohl richtig einzuschätzen vermochte. Paulus wollte also nicht schmeicheln, sondern appellierte an die Gerechtigkeit des Felix. Doch inwieweit kann man von einem weltlichen Richter, dazu noch mit einem, wie wir ja schon festgestellt haben, zweifelhaften Charakter, Gerechtigkeit erwarten?

In 1Sam 16:7 sagt der Herr zu Samuel: „Ein Mensch sieht, was vor Augen ist, der Herr aber sieht das Herz an.“ Felix kann also im besten Fall nach dem richten, was er sieht und kennt, doch vermag er in keines Menschen Herz schauen, um die Beweggründe des Herzens zu erforschen – das kann nur Gott!

Jeder ungläubige (nicht berufene) Mensch wird deshalb einmal vor einem „gerechten“ Richter stehen, und dies gem. Offb 20:11 vor dem großen weißen Thron (wenn diese Erde samt allem, was Menschen je ersonnen und erbaut hatten, vergangen sein wird). Doch so hart uns die Worte um dieses Gericht auch vorkommen mögen, dürfen wir nie vergessen, dass das Gericht bei Gott nicht eine zwecklose Strafe für Sünde ist (Gott hat ja die Finsternis und das Böse gem. Jes 45:7 Selbst erschaffen), sondern in seiner letzten Konsequenz „Zurechtbringung“! Im Gericht wird der ungläubige Mensch mit seinem „Ich“ konfrontiert und entsprechend verurteilt, aber das Urteil führt ihn letztlich zu dem Namen „Jesus“ und über diesen wunderbaren Namen zu Gott!

Apg 24:11

Du wirst erfahren können, dass nicht mehr als zwölf Tage vergangen sind, seitdem ich hinaufzog, um in Jerusalem anzubeten.“

Bevor wir auf unseren Leitvers kommen, möchten wir den gestrigen Gedanken zum Gericht noch die Frage anfügen, was wir, die Glieder der Körpergemeinde Christi Jesu, mit dem Gericht bzw. generell mit „Gericht“ zu tun haben: Dazu gibt es im Grunde eine schnelle Antwort: „Nichts!“ Was hätte sonst die „überströmende Gnade“ für einen Sinn, wenn wir noch irgendwo von einem Richter befunden werden müssten? Am Kreuz auf Golgatha starb unser Herr und Haupt für uns, alles Gericht lag auf Ihm, deswegen darf tiefer Friede unsere Herzen ausfüllen!

Nun kann uns aber sogar von Gläubigen vorgehalten werden, dass geschrieben steht: „Denn wir alle müssen vorne vor der Preisrichterbühne des Christus offenbar gemacht werden, damit ein jeder das wiederbekomme, was er durch den Körper verübte, sei es gut oder schlecht“ (2Kor 5:10-11). Die Lutherbibel schreibt hier sogar von dem „Richtstuhl Christi“, was noch härter klingt. Doch was die meisten von uns wissen: Vor dieser Preisrichterbühne stehen wir als „Entrückte“, also als „in der Gnade Gerettete“ – es wird dann nicht mehr darüber entscheiden, ob wir z.B. in der Rolle des Lebens stehen (mit dieser Rolle hat die Körpergemeinde überhaupt nichts zu tun), von der wir ja in Offb 20:12 ff lesen, sondern hier wird einzig und allein „unser Wandel auf Erden“ beurteilt und gegebenenfalls berichtigt. Hier kann es dann auch Lohn, Verlust oder Tadel geben, aber immer unter dem Aspekt, dass wir uns als Gerettete in der Herrlichkeit bei unserem Herrn befinden.

Und nun noch kurz zu unserem Leitvers: Nach dem Appell an Felix, dass dieser ein langjähriger Richter der jüdischen Nation sei und sich somit gut in den Gesetzen auskannte, ging Paulus weiter und sagte aus, dass er lediglich zwölf Tage in Jerusalem war und es wegen der Kürze dieses Zeitraumes ja kaum möglich war, einen Aufruhr zu organisieren, wie ihm dies vorgeworfen wurde.

Apg 23:12-13

„Weder in der Weihestätte hat man mich mit jemandem im Wortwechsel oder bei der Anstiftung eines Volksauflaufs gefunden, noch in den Synagogen, noch irgendwo in der Stadt. Darum können sie dir auch nichts von dem unter Beweis stellen, dessen sie mich nun anklagen.“

Tiefer Friede darf unser Herz erfüllen, weil wir wissen dürfen, dass wir durch Christi Kreuz bereits gerichtet und vor Gott vollständig gerechtfertigt sind – das haben wir gestern festgestellt! Doch in der Praxis wird diese Tatsache immer wieder angefochten, und das kann so aussehen:

Eine liebe, in hohem Alter stehende Glaubensschwester von mir, dem Verfasser dieser Zeilen, fragte mich nach einer Versammlung, ob sie wohl auch in den Himmel komme? In letzter Zeit würden sie immer wieder alte Verfehlungen und Sünden quälen! Diese Schwester war ihr ganzes Leben lang gläubig, ging regelmäßig in alle Versammlungen und bezeugte, wo sie konnte, Jesus! Ich war von ihrer Frage innerlich erschüttert, weil ich sie für eine im Glauben gereifte Frau gehalten habe. Jetzt, in hohem Alter, am Ende ihres Lebens, quälten sie Zweifel, standen plötzlich wieder alte Sünden vor ihr!

Obiges ist kein Einzelfall, liebe Geschwister! Wir alle sind vor solchen Anfechtungen nicht gefeit! Es gibt nämlich um uns herum ein Heer geistlicher Mächte der Bosheit, die alles daran setzen, uns diesen Frieden, von dem wir oben schrieben, zu rauben, die uns beunruhigen, in Angst versetzen wollen. Es sind jene glühenden Pfeile, die Eph 6:16 nennt. Und diese glühenden Pfeile klagen uns an, halten uns unsere alten Sünden vor Augen, also Dinge, die wir – im Gegensatz zu Paulus – tatsächlich auch verübt haben! Was ist hier zu tun? Paulus liefert in Eph 6:16 auch das Rezept: „Nehmt den Langschild des Glaubens auf, mit dem ihr alle glühenden Pfeile des Bösen werdet löschen können“. Und auf der Innenseite dieses Schildes steht, groß lesbar für uns geschrieben: Du bist von aller Schuld freigekauft, du hast in Jesus Christus die Freilösung durch Sein Blut, und dies alles nach dem Reichtum Seiner überfließenden Gnade (gem. Eph 1:7).

Paulus steht vor einem weltlichen Richter und muss sich gegen etwas verteidigen, was er gar nicht verübt hat! Wir hingegen werden, wie wir es gestern angeführt haben, durchaus auch in der Form von glühenden Pfeilen angeklagt, und die Anklage trifft, wie wir zugeben müssen, für unser altes Leben auch zu. Wenn wir hinhören, wenn wir diesen Mächten der Bosheit nur den geringsten Raum in uns geben, wird sofort der Zweifel in uns sein Werk beginnen, wird Unruhe stiften, was im schlimmsten Fall soweit führen kann, dass wir uns unserer Rettung nicht mehr so unbedingt sicher sind!

Der Schild des Glaubens, den wir aufnehmen sollen, verlangt von uns zwei aktive Handlungen: Wir müssen a) im Glauben etwas ergreifen, und wir müssen uns b) dahinter verbergen (es ist ja ein Langschild). Im Grunde ist dieser Langschild „das Kreuz auf Golgatha“! Dort durften (und dürfen) wir unser altes, sündhaftes Leben abgeben, dort traf das Gerichtsurteil, das eigentlich uns galt, unseren Herrn! Nach Golgatha gibt nichts im ganzen All, was uns jemals noch anklagen könnte!

Was ist aber, wenn wir am Kreuz nicht alles abgelegt haben? Wenn wir aus eigener Kraft dem Werk Jesu noch etwas hinzufügen wollen? Wenn wir noch irgendwo auf die Kraft unseres Fleisches setzen? Wir müssen lernen und im Glauben ergreifen, dass das Kreuz uns nicht nur von unseren Sünden freigekauft hat, sondern dass dort auch unser „Ich“ gestorben ist, dass wir nicht mehr auf unser Fleisch vertrauen! Der Blick auf „uns“ ist das Einfallstor der glühenden Pfeile, der Blick auf Ihn, unseren Herrn, der Glaube, dass am Kreuz alles vollbracht wurde, ist der Langschild des Glaubens, der alle Pfeile abwehrt!

Apg 24:14

„Das bekenne ich dir jedoch, dass ich dem Wege Gottes gemäß, den sie als Sekte bezeichnen, dem väterlichen Gott so Gottesdienst darbringe, dass ich an alles glaube, was im Gesetz und in den Propheten geschrieben ist,“

Mit wenigen schlichten Worten hat Paulus die Anklage gegen ihn entkräftigt; in zwölf Tagen kann man keine Verschwörung auf den Weg bringen, dazu ist die Zeit normalerweise viel zu kurz. Außerdem konnte kein Zeuge persönlich aufgebracht werden, der die weiteren Anklagepunkte bestätigen wollte – die ganze Anklage brach also in sich zusammen.

In unserem Leitvers bekennt sich Paulus allerdings dazu, dass er den Gott seiner Väter anbetet, dass er dem Gesetz und den Propheten vollen Glauben schenkt, was aber die Juden nicht akzeptieren, weil sie ihn zu der Sekte der Nazarener rechnen, und hier stört ganz klar der Name „Jesus“! Nun muss gesagt werden, dass das römische Gesetz allen Nationen unter römischer Herrschaft Religionsfreiheit garantiert, es gab somit für den Statthalter Felix keinen einzigen Grund, Paulus zu verurteilen, im Gegenteil: Paulus hatte durchaus das Recht, seinen Gott so anzubeten, wie er es für richtig fand – also auch über den Namen „Jesus“!

Nun kann man durchaus Pauli Worte so drehen und behaupten, er anerkenne das Gesetz und stelle sich unter dieses – eine fatale Fehlfolgerung! An das mosaische Gesetz glauben, ist die eine Sache, und die bezeugt Paulus! Doch damit hat er nicht gesagt, dass er sich unter dem Gesetz sieht, im Gegenteil: Ganz besonders im Brief an die Galater, der ja lange vor dieser Gerichtsverhandlung in Cäsarea geschrieben wurde, stellt Paulus eindeutig und unzweifelhaft klar: Wir, die Glieder am Körper Christi Jesu, sind (im Gegensatz zu der Königreichsgemeinde) frei vom Gesetz! Und dies aus dem ganz einfachen Grund: Das Gesetz fordert „Werke“, um vor Gott gerechtfertigt zu sein, wie es in Jak 2:24 zu lesen ist; in Röm 3:28 lesen wir das Gegenteil, wir leben heute unter der überströmenden Gnade, wir sind durch Glauben gerechtfertigt!

Apg 24:15

„…und zu Gott die gleiche Erwartung habe, nach der auch jene ausschauen, nämlich dass es künftig eine Auferstehung der Gerechten wie auch der Ungerechten geben wird.“

Paulus bekennt sich noch zu einem weiteren Punkt, nämlich die gleiche Erwartung zu haben, nach der auch „jene“ ausschauen, und diese „jene“ sind ja seine Ankläger, also zuerst der Hohepriester Ananias, sowie die Ältesten, die nach Cäsarea mitgereist waren. Nun haben wir ja schon an früherer Stelle klargestellt, dass die Sadduzäer jegliches Leben nach dem Tod ablehnten, die Pharisäer hingegen sehr wohl an dieses glaubten; sie hatten gemäß den vielen Verheißungen der Propheten des AT die Hoffnung auf die Auferstehung im irdischen Königreich, wenn ihr Messias eintrifft. Diese Erwartung hatten die Ankläger des Paulus – und jetzt wird es schwierig:

Wenn Paulus vorgab, die gleiche Erwartung wie jene zu haben, wäre seine Erwartung ja das Königreich – dies widerspricht aber allen Aussagen in seinen Briefen! Was wir jetzt machen, ist keine Wortklauberei, um etwas zu beweisen, sondern wir achten nur sehr sorgfältig auf die Aussage unseres Leitverses, und der sagt ganz klar:

Paulus war selber Pharisäer, damit stimmt seine Erwartung mit jenen, die ihn anklagten, auch völlig überein. Warum auch sollte Paulus leugnen, dass es eine Auferstehung der Gerechten wie Ungerechten gäbe? Im Gegenteil, er stand voll dahinter! Doch zu dieser alttestamentlichen Erwartung wurde ihm ja das Geheimnis der Körpergemeinde enthüllt, und diese Enthüllung enthielt eine „frühere“ Erwartung als die der Juden: Die Entrückung gemäß 1Thes 4:13 ff! Dies bedeutet nun: So eindeutig er sich zu der Erwartung der Pharisäer bekannte, so unmissverständlich rechnete er auch auf das Kommen seines Herrn zur Entrückung, welches ja noch vor dem Kommen des Messias zu Israel stattfinden wird.

„… damit wir zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit seien, die wir eine frühere Erwartung in Christus haben“ (Eph 1:12).

Es ist nicht nur wichtig, sondern auch interessant für uns, wenn wir nicht immer nur (wie mit Scheuklappen) auf unser eigenes Erwartungsgut schauen, sondern uns auch mit dem Erwartungsgut Israels beschäftigen, also jenen Ereignissen, die nach unserer Entrückung folgen. Es ist ja zum Beispiel fast schon ein Phänomen, wenn eine riesige Zahl von Christen täglich das so genannte „Vaterunser“ beten, unter anderem „Dein Reich komme“, und nicht die geringste Ahnung haben, was dieses Reich ist, was es beinhaltet und zu wem es kommen soll!

Bis zu den Enthüllungen des Apostels Paulus war die große Erwartung Israels einzig und allein das irdische Königreich, in welchem Israel als Priestervolk den Nationen dienen wird. Doch vorher muss das Gericht vollzogen werden, es ist dies der Zorn Gottes, und dies geschieht nach 1Petr 4:17 zuerst am Hause Gottes, nämlich an den Gemeinden, die wir in Offb 2 und Offb 3 finden. Hier sei angemerkt, dass sich auch hier ein großer Teil der Christenheit mit diesen 7 Gemeinden identifiziert und offensichtlich nicht die geringste Ahnung hat, dass diese 7 Gemeinden allein Israel betreffen und den Aussagen Pauli vollkommen widersprechen! Oder wäre es möglich, dass ein Glied der Körpergemeinde bei entsprechendem Wandel aus Seinem Mund ausgespieen wird, wie es in Offb 3:16 zu lesen ist? Dieses Gericht endet mit den sieben Plagen und dem Ende Babylons; Satan wird aus seiner himmlischen Behausung verstoßen und verführt die gesamte Welt, den Antichristen anzubeten, doch er wird durch den Herrn Jesus mit dem Geist Seines Mundes erledigt. Dies alles ist in der Offenbarung, sowie 2Thes 2:8 nachzulesen. Es wird für das Volk Israel ein ganz besonderer Tag sein, wenn gem. Offb 1:7 ihr Messias in den Wolken kommt und jedes Auge Ihn sehen wird; Seine Füße werden auf dem Ölberg stehen, und der Ölberg wird sich mitten entzwei spalten (Sach 14:4) – Christus Jesus wird als Priester und König über Israel und die Nationen herrschen!

Apg 24:16

„In alldem bemühe auch ich mich, allezeit ein gutes Gewissen zu haben, unanstößig bei Gott und den Menschen.“

Lasst uns heute zuerst noch einen abschließenden Gedanken zu dem Kommen Jesu in „den Wolken“ machen, das wir gestern gem. Offb 1:7 angesprochen haben. Hier lesen wir ja, dass Ihn jedes Auge sehen wird! Auch bei uns kommt der Herr in Wolken, aber nur bis in den Lufthimmel! Und wir, Seine Körpergemeinde, werden Ihm entgegen in Wolken entrückt (1Thes 4:13-18), und es wird Ihn außer uns niemand sehen! Es besteht also ein großer Unterschied zwischen dem Kommen Jesu a) zu Israel und b) zu uns! Wir müssen hier sehr deutlich anmerken, dass es ein gravierender Mangel ist, dass ein großer Teil der Gläubigen nicht bereit ist, über Gottes Wort nachzudenken und dadurch diese Unterschiede gar nicht bemerkt – so hat Satan ein leichtes Spiel! Es ist also auch ein Stück unserer Aufgabe, auf diesen Mangel hinzuweisen und, wo möglich, zu verbessern.

Zurück zu der Verhandlung vor Felix: Nach dem Hinweis Pauli, dass der jüdische Glaube mit dem christlichen Glauben durchaus harmonisch sein könnte, verweist er auf seinen Wandel vor Gott und nennt als Prüfstein „sein Gewissen“. Schon in Apg 23:1 sprach Paulus von seinem Gewissen, und in beiden Fällen ging es darum, dass das Zeugnis und der Wandel übereinstimmen müssen.

Paulus versteht sein Zeugnis immer als werbende Liebe, nie als Selbstzweck, Rechthaberei noch als Kritik und Streitsucht über Glaubensfragen. Über alles stellt er als Prüfstein „sein Gewissen“, dass er vor sich selber hat, dann bei Gott und den Menschen. Wir müssen hier beachten, dass „das Gewissen“ an sich keine feste Norm ist, auf die sich der Mensch für seine Handlungen berufen kann, etwa wie z. B. auf ein Gesetz, das Gewissen ist vielmehr etwas, was unter der Führung des heiligen Geistes ständig geprüft werden muss. Wir werden uns morgen noch etwas damit beschäftigen.

Paulus bemüht sich um ein gutes Gewissen, was uns gleich zu Anfang zeigt, dass unser Gewissen, wie wir schon gestern anmerkten, keine feste Norm in uns ist, auf die wir uns berufen können, es muss vielmehr wachsen, und dies unter der Führung des heiligen Geistes. Generell wird das Gewissen im Verlauf des menschlichen Lebens geprägt, und dies in dem Maß, wie er (der Mensch) zwischen Gut und Böse zu unterscheiden lernt. Ein Kind, welches noch nicht Gut und Böse kennt, kann auch noch kein schlechtes Gewissen haben. Denken wir an Adam und Eva im Garten Eden: Bevor sie vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen aßen, waren sie unschuldig, ihr Gewissen war rein. Erst nach dem Sündenfall fing es an, in ihnen zu schlagen, sie wussten nun um das Böse, das sie taten; die Folge war, dass sie ihre Nacktheit erkannten, sich Schurze aus Feigenblätter machten, sowie sich vor dem Angesicht Ieue Alueim`s versteckten!

In 1Kor 8:7-12 lesen wir von „schwachen“ Gewissen, was uns wiederum zeigt, dass ein Wachstum bzw. ein Stärken des Gewissens möglich ist.

Tragisch ist, was wir in 1Tim 4:1 ff lesen, hier geht es um Gläubige in den nachmaligen Fristen, und in diesen leben wir heute!!! Sie haben ihr Gewissen durch Heuchelei und Lügenworte wie mit einem Brenneisen verschorft, es „unempfindlich“ gemacht. Sie sind vom Glauben abgefallen und zum „Schauen“ übergewechselt, ihr Gewissen wird unterdrückt, bis es letztlich verstummt. Das Brenneisen verbrennt alle geistlichen Mahnungen, bis zuletzt nur noch ein hässlicher Schorf übrig bleibt. Wie oft mahnt Paulus den Timotheus (und uns), in seiner Lehre treu und fest zu stehen, nicht zum Evangelium des Königreichs zu wechseln bzw. in dieses abzufallen, welches ja tatsächlich Zeichen und Wunder beinhaltet – mögen wir stets das Geheimnis des Glaubens in reinem Gewissen halten (siehe 1Tim 3:9).

Apg 24:17

„Nun bin ich nach mehreren Jahren hergekommen, um meiner Nation Almosen zu übergeben und Darbringungen zu verrichten,“

Wir zitierten gestern 1Tim 4:1, wo zu lesen ist, dass etliche in den nachmaligen Fristen vom Glauben abfallen werden – dies bedarf noch einer erweiterten Erklärung: Zuerst an uns alle die Frage: „Kann ein Gläubiger, also ein Glied am Körper Christi Jesu, vom Glauben in dem Sinn abfallen, dass er Gott völlig den Rücken kehrt? Nach unserem paulinischen Verständnis „Nein“! Es war nicht (!) unser Werk, dass wir gläubig wurden, vielmehr hat uns Gott in Christus schon vor dem Niederwurf der Welt auserwählt (Eph 1:4) und zum Sohnesstand durch Christus Jesus vorherbestimmt (Eph 1:5). Unsere Berufung durch das Hören des Wortes der Wahrheit, sowie der uns geschenkte Glaube und die danach folgende Versiegelung durch den Geist der Verheißung (Eph 1:13) sind unwiderrufbar! Gott hätte sich ja sonst in Seiner Auswahl geirrt!!!

„Vom Glauben abfallen“ wie wir es oben zitiert haben, kann folglich niemals das Abfallen von Gott bedeuten, sondern beinhaltet den Abfall vom alleinigen Glauben, und das Hinwenden zum Schauen! Die Praxis um uns herum bestätigt dies: Charismatische Gemeinden haben riesigen Zulauf, weil dort sichtbare Wunder und Zeichen geschehen, weil man dort etwas Sichtbares erleben kann! Doch gerade davor warnt der Geist ausdrücklich! Gläubige, die sich derart verführen lassen, gehen also ihrer Rettung in der Gnade nicht verlustig, ihre Rettung vollzieht sich aber derart, wie es 1Kor 3:15 beschreibt.

Mit unserem heutigen Leitvers geht Paulus auf einen weiteren Anklagepunkt ein: Er habe den Tempel entweiht! Er erklärt hierzu generell den Zweck seiner Reise nach Jerusalem, nämlich eine große Spendensumme für die Armen abzuliefern – was besagen soll, dass, wer helfen möchte, nicht zu gleicher Zeit irgendwem schaden möchte; auch dieser Anklagepunkt ist schon in sich „haltlos“!

Apg 24:18

„… wobei man mich geläutert in der Weihestätte fand, aber weder bei einem Volksauflauf noch bei einem Tumult.“

Paulus weist in seiner Verteidigungsrede auf jenes hin, was wir in Apg 21:24 lasen. Es war der dringliche Rat des Jakobus und der Ältesten, dass Paulus sich vier Männern anschließen sollte, die ein Gelübde auf sich genommen hatten, um sich schließlich mit ihnen zu läutern. Und dies, um einer zusammen gekommenen Menge zu beweisen, dass er ganz in den überlieferten Sitten wandeln würde. Und gemäß dem heutigen Leitvers fand man dann auch Paulus geläutert in der Weihestätte. Auch hier wieder die logische Erklärung: Wer sich gerade geläutert hat, kann nicht im gleichen Moment einen Volksauflauf anzetteln oder sich daran beteiligen.

„Geläutert“ bzw. „Läuterung“ beinhaltet soviel wie Reinigung, aber auch Zurechtbringung, und dies zumeist im Hinblick auf das Volk Israel. So lesen wir in Jesaia 1, wie Gott Sein Volk nicht nur zurückbringen, sondern es auch läutern wird bis zur Säuberung von seinen Schlacken (Jes 1:25). Beachten wir, dass Gott der Handelnde ist, nicht Israel! Und bedenken wir auch, dass die Zurechtbringung für Israel nur durch ein läuterndes Gericht erfolgen kann, wo Israel dann wiederhergestellt wird. „Läuterung“ ist also letztendlich auch „Wiederherstellung“! Das alles bezieht sich auf das Bundesvolk Israel, und Paulus unterzog sich diesem Ritual aus Liebe zu seinem Volk und zu der Königreichsgemeinde, die dem Evangelium Pauli gegenüber im Abnehmen war. Jakobus war hier der Schwächere, Paulus der Stärkere – und gegen die menschliche Vernunft beugt sich der Starke dem Schwachen – das sind Gottes Wege!

„Feuer“ hat in Gottes Wort eine läuternde Wirkung, und wir haben bereits eine Bibelstelle zitiert, wo dies auch uns treffen könnte: 1Kor 3:15! Wir müssen ja gemäß 2Kor 5:10 alle (als Entrückte) vor der Preisrichterbühne des Christus offenbar gemacht werden, wo das reinigende Feuer unsere Werke prüft und gegebenenfalls verbrennt. Doch dies immer unter dem Aspekt: Wir sind Gerettete!

Apg 24:19

„Da waren aber einige Juden aus der Provinz Asien, die hier vor dir anwesend sein müssten, um mich zu verklagen, wenn sie etwas gegen mich haben sollten.“

Unser Textwort könnte heute auch lauten: „Paulus, wo sind deine Verkläger geblieben?“ Diese Worte erinnern uns an eine Aussage Jesu in Joh 8:7-11: Die Schriftgelehrten und Pharisäer führten eine Ehebrecherin zu Jesus, die nach dem Gesetz zu steinigen wäre. Um Jesus zu versuchen, fragten sie Ihn scheinheilig, was man mit dieser Frau tun sollte – und Er gab schließlich zur Antwort: „Wer unter euch sündlos ist, werfe zuerst einen Stein auf sie!“ Eine ziemlich prekäre Lage für die gelehrten führenden Männer Israels! Keiner von ihnen wagte es und warf den ersten Stein, im Gegenteil, sie verschwanden sprachlos bis auf den Letzten; und dann war Jesus mit der Frau allein zurückgelassen und fragte sie: „Frau, wo sind sie? Verurteilt dich keiner?“ Es darf uns auch heute noch bewegen, wie Jesus mit dieser Frau umging: keine Verurteilung, sondern nur die Mahnung, ihren Wandel neu zu orientieren, nicht mehr zu sündigen (d. h. nicht mehr die Ehe zu brechen).

Und nun ein Blick auf uns, die Glieder am Körper Christi Jesu: Können wir auch verklagt werden?

Wir sind geneigt, diese Frage sofort mit „Nein“ zu beantworten, weil wir auf das Kreuz verweisen können, wo der Herr für uns gestorben ist - doch ganz so leicht wollen wir es heute nicht machen, denn hier gibt es eine Vorbedingung: „Wir müssen uns mit Ihm als mitgekreuzigt betrachten!“ Wir können dies nur verstehen, wenn wir ganz genau wissen, dass wir zum Zeitpunkt unserer Berufung in uns ein „neuer Mensch“ wurden. Eph 4:24 nennt diesen „die neue Menschheit“; 2Kor 5:17 nennt ihn „eine neue Schöpfung“; in Kol 3:10 heißt es „der junge (Mensch)“; Röm 7:22 nennt ihn „der innere Mensch“ … sie alle stehen gegen unsere alte Natur, unseren alten Menschen, unser Fleisch! Und dieser alte Mensch, also unser Fleisch, ist durchaus verklagbar, weil es durch und durch sündig ist!

Wir sind mit dem gestrigen Thema noch nicht fertig, im Gegenteil: Wer von uns weiß denn über die beiden Naturen in uns ganz genau Bescheid? Wir knüpfen also an das Gestrige an:

Wir haben festgestellt, dass in uns ein „neuer Mensch“ wurde, doch buchstäblich besteht unser alter Mensch weiterhin sichtbar und spürbar für uns – wir sind, wenn man so will, „zweigeteilt“! Damit erwachsen für uns auch zwei Aufgaben, zum einen die Aufgabe dem alten, und zum anderen die Aufgabe dem neuen Menschen gegenüber! Kennen wir diese Aufgaben?

Fassen wir uns kurz: Unsere ganz wichtigste Aufgabe dem alten Menschen gegenüber ist: Gottes Urteil über ihn anzuerkennen – und das bedeutet: Ihn als mit Christus gestorben zu betrachten!!!“ Fangen wir mit Röm 6:8-11 an, die damit schließen: „Rechnet damit, dass ihr selbst der Sünde gegenüber tot seid, aber lebend für Gott in Christus Jesus, unserem Herrn!“ Wir müssen also unseren alten Menschen, unser Fleisch, als „mit Christus gestorben“ betrachten, er ist zusammen mit Christus gekreuzigt!

Beachten wir jetzt ganz besonders: Jener Teil von uns, der (wie wir gestern behauptet haben) durchaus verklagbar wäre, weil er unverbesserlich ist, ist mit Ihm am Kreuz gestorben! Damit ergibt sich die ganz einfache und logische Konsequenz: Wer tot ist, kann nicht angeklagt werden!

Unser Fleisch, liebe Geschwister, kann nicht verändert (verbessert) werden, das ist die erste zwingende Erkenntnis, die wir über den alten Menschen haben müssen! Wir können uns abmühen, wie wir wollen, wir werden nichts erreichen, dafür landen wir alle an dem Punkt von Röm 7:24, wo wir wie Paulus rufen: „Ich elender Mensch!“

Wir müssen im Grunde alle einmal an diesem Punkt angelangt sein, wo wir über uns, über unsere alte Natur, verzweifelt waren, weil wir versucht hatten, diese alte Natur (unser Fleisch) zu verbessern, es Gott wohlgefällig zu machen – vergeblich!

Paulus erkannte in Röm 7:24-25, dass ihn nur ein Weg rettet: „Gnade!“ Und die Gnade führt ans Kreuz, wo dieser „elende Ich-Mensch“ gestorben ist! Wir haben also auch an diesem alten Menschen eine bzw. mehrere Aufgaben: 1.) Ihn als mit Christus gestorben zu betrachten (Röm 6:11)! Das Schwierige ist hierbei für uns, dass sich unser Fleisch täglich meldet, uns täglich quält, ja uns anklagt! Wir müssen folglich unser Fleisch täglich ans Kreuz verweisen, wie Paulus in 1Kor 15:31 sagt: „Tag für Tag sterbe ich!“ 2.) Unsere Aufgabe ist, möglichst keine Vorsorge für ihn (den alten Menschen) zu treffen. Ganz praktisch kann dies so aussehen: Nicht auf das Irdische zu sinnen, sondern auf das, was droben ist … (Kol 3:1-4). Demas fiel den Verlockungen des Irdischen zum Opfer, er sah auf die Begierden seines Fleisches und verließ Paulus (2Tim 4:9).

Nun gibt es Gläubige (und wir müssen sie als „gläubig“ anerkennen), die gar nicht bereit sind, ihre alte Natur zu kreuzigen! Sie sind zwar freudig bereit, ihre Sünden am Kreuz abzulegen, aber nicht ihr „Ich“! das bedeutet: Sie wollen sich nicht von ihren persönlichen Vorzügen, ihren fleischlichen Stärken und guten Eigenschaften scheiden lassen – um allein in Ihm erfunden zu werden! Mit anderen Worten: Sie wünschen noch Jemand zu sein – und dies macht sie dem Kreuz Christi Jesu feindlich gesinnt, sie werden gem. Phil 3:18 zu „Feinden des Kreuzes Christi“, deren Abschluss der Untergang ist – und der Untergang bezieht sich auf den Wandel, wie es in 1Kor 3:15 zu lesen ist.

Es ist höchst faszinierend, wie die Anklage des Paulus zu uns führt – wir wollen uns noch etwas damit beschäftigen:

Gewisse Punkte müssen wir Schritt für Schritt im Herzen bewegen, das heißt, ruhig einmal einen Tag lang (oder mehr) darüber nachdenken. Wir müssen dann zugeben, dass, wenn wir auf unseren alten Menschen schauen, sofort ein Ankläger da ist!!! Und er klagt an: Du willst gläubig sein? bei diesem lieblosen Wandel? … Wir können hier lange fortfahren, aber wir kennen dies alle aus eigener Erfahrung! Damit ist klar: Unser Fleisch ist so lange verklagbar, wie wir es noch als „lebendig“ betrachten! Erst wenn wir den Glaubensakt vollzogen haben, dieses Fleisch, unseren alten Menschen als tot zu betrachten, ihn als „mit Christus gekreuzigt“ zu sehen, erst dann hört die Anklage auf, denn: Wer gestorben ist, kann nicht mehr verklagt werden!

Wo ist also unser Ankläger? Er ist – wie bei Paulus – erst gar nicht erschienen, weil er weiß, dass es bei uns nichts mehr zu verklagen gibt. Das was verklagt werden könnte, unsere alte Natur, die haben wir im Glauben am Kreuz auf Golgatha abgelegt, im Glauben sind wir (die alte Natur) mit Christus gestorben!

Eines wollen wir hier nicht unerwähnt lassen: So zwingend wir unsere Aufgaben an dieser alten Natur haben, so zwingend ist sie auch an der neuen: Wir müssen gerade diese „neue“ Natur in uns als „neues geistliches Leben“ sehen, ein „Leben in Christus Jesus“, und: Wir müssen es anziehen! Dazu braucht dieses neue Leben „Nahrung“! Die Beschaffung dieser Nahrung ist denkbar einfach: Es ist unsere Bibel – das geschriebene Wort Gottes! Unser inneres Wachstum hängt von dem ab, wie wir dem inneren Menschen Nahrung durch Gottes Wort geben, also wie viel wir in unserer Bibel lesen! Dazu ist gem. 2Tim 3:16-17 alle Schrift nützlich … „damit der Mensch Gottes zubereitet sei, ausgerüstet zu jedem guten Werk.“

Apg 24:20

„Oder lasst diese selbst sagen, welches Unrecht sie gefunden haben, als ich vor dem Synedrium stand,“

Die Ankläger sind nicht vor Felix erschienen, und dies aus dem einfachen Grund, weil ihre Verklagung Lüge war! Nachdem wir bei diesem Thema die letzten Tage doch etwas abgewichen sind, tun wir dies auch heute und werfen einen Blick in den letzten Teil unserer Bibel, in die Offenbarung des Johannes. Richtig muss dieses Buch „Enthüllung Jesu Christi“ heißen, und zwar deshalb, weil in diesem Buch Christus in drei Eigenschaften nacheinander enthüllt wird:

  1. Bis Offb 4. erscheint er den sieben Synagogengemeinden als Prophet;
  2. ab Offb 4 sehen wir Ihn als König auf dem Thron, um die Erde politisch zu erlösen; und
  3. im letzten Vers von Offb 11. wird der Tempel geöffnet und Er begibt Sich als Priester an die religiöse Erneuerung der Erde.

Ab Offb 21 sieht Johannes den neuen Himmel und die neue Erde, wo Christus nacheinander als Priester, König und Prophet auftritt – dies im Telegrammstiel.

Wichtig geworden ist uns hierbei (und damit kommen wir zum Thema), dass wir in Offb 12:1-10 im Voraus miterleben können, wie Satan hinab auf die Erde geworfen wird; und in Vers 10b lesen wir, dass Satan bis zu diesem Zeitpunkt die Brüder Tag und Nacht vor den Augen Gottes verklagt – und die Brüder sind hier „Israeliten“. Stellen wir uns diese Tatsache ruhig einmal vor unser geistliches Auge: Tag und Nacht klagt Satan die Brüder direkt vor Gott an – und dies ja bis zum heutigen Tag! Bei Hiob sehen wir ihn noch vorsichtig taktieren, er tritt mit den Kindern Gottes recht demütig vor den Herrn und beklagt nur schrittweise den Wall, den der Herr um Hiob gezogen hatte; in Offb 12:10 wird er zum massiven Verkläger, und dies Tag und Nacht – doch sein Fall ist bereits niedergeschrieben! Damit wird der erste und letzte Ankläger der Menschheit zumindest in den überhimmlischen Räumen außer Gefecht gesetzt werden. Im Gegenzug lesen wir, dass dann die Rettung, die Macht und Königsherrschaft unserem Gott und die Vollmacht Seinem Christus zuteil geworden ist – und wir als Seine Glieder sind mit Ihm dabei!

Apg 24:21

„… es sei denn wegen dieses einen Ausrufs, den ich, in ihrer Mitte stehend, ausrief: Wegen der Auferstehung der Toten werde ich heute von euch gerichtet.“

Unser heutiger Vers lässt uns noch einmal auf die eigentliche Ursache der Festnahme Pauli zurückschauen, und der Apostel nutzt diese Gelegenheit, um freimütig zu bekennen, dass es um „die Auferstehung der Toten“ geht. Gerade dieses Zeugnis hatte ja im Synedrium die Sadduzäer und Pharisäer gegeneinander aufgebracht, wobei die Pharisäer auf der Seite des Paulus standen, da sie – im Gegensatz zu den Sadduzäern – an eine Auferstehung glaubten (siehe Apg 23:6 ff). Die Opposition der Sadduzäer gegen die Lehre der Auferstehung war im Grunde der Anlass, dass die Fortsetzung des Prozesses vor Felix kam.

Lassen auch wir uns heute mit der „Auferstehung“ zusprechen, zuerst mit der Frage: Was wäre gewesen, wenn Jesus nicht auferstanden wäre? Die Antwort finden wir in 1Kor 15:12 ff. Dabei wollen wir besonders Vers 19 hervorheben: „Wenn wir nun für dieses Leben unsere Erwartung auf Christus gesetzt haben, sind wir die erbarmungswürdigsten unter allen Menschen.“ Paulus möchte uns hier zuerst sagen, dass ein Leben „ohne“ Erwartung auf eine Auferstehung im Grunde nur ein Dahinvegetieren ist, dem Tode entgegen! Der ungläubige Mensch nimmt wenigstens alle Vergnügen und Freuden dieser Welt mit, zumindest soweit es ihm möglich ist. Ein Christ, der sich ohne eine Erwartung nach dem Tod enthaltsam verhalten würde, wäre tatsächlich mehr als erbarmungswürdig. Aber denken wir noch einen Schritt weiter: Paulus sagt ja: „Wenn wir nur für dieses Leben unsere Erwartung auf Christus gesetzt haben …“, und dies kann so aussehen, dass wir uns ständig nur mit dem irdischen Jesus beschäftigen, wie Er uns in den vier Evangelien dargestellt wird. Dabei vergessen wir völlig, dass das Leben Jesu auf Erden zwar unser Fundament ist, dass wir aber darauf aufbauen sollen, und dieser Aufbau geht „nach droben“, wo Christus zur rechten Gottes sitzt (Kol 3:1). „Auf das droben sinnet, nicht auf das auf Erden“ (Kol 3:2).

Das gestrige Thema müssen wir heute noch etwas erweitern, weil es für uns Menschen natürlich viel leichter ist, uns mit dem irdischen Jesus zu beschäftigen, den wir verstehen können und dessen Taten wir auch in Gedanken nachvollziehen können. Doch wenn wir „nach droben“ sinnen sollen, wird es sehr viel schwerer: Worauf soll ich sinnen? Womit soll ich mich gedanklich beschäftigen? Wir wissen doch kaum etwas von „droben“!

Und doch, liebe Geschwister, ist dieses „droben“ unsere Zukunft, unsere wahre Heimat, unser Ziel! Und wenn wir jetzt bedenken, wie viel Gedanken wir uns mit unserer irdischen Wohnung machen, wie wir zum Beispiel eine Küche planen, ein Wohnzimmer gedanklich einrichten, wie wir rennen und laufen, um alles zweckmäßig, gemütlich und richtig zu machen, da dürfen wir uns ruhig auch einmal fragen, wie viel Zeit uns jenes wert ist, das nach unserer Auferstehung folgt?

„Auf das droben sinnen“ kann z.B. bedeuten, dass wir uns Gedanken machen, wie unsere zukünftige Arbeit, die Eph 1:10 nennt, wohl aussehen könnte, „das All in Christus aufzuhaupten“, wobei unser Teil „die Himmel“ sind (für die Erde ist Israel zuständig). Haben wir uns schon einmal vorgestellt, wie diese Aufgabe aussehen könnte? Ein All mit Ausmaßen, die sich kein Mensch, auch nicht die klügsten Wissenschaftler, überhaupt vorstellen können, soll unserem Herrn und Haupt zugeführt werden. Und diese unvorstellbaren Weiten sind angefüllt mit Gestirnen, deren Zahl wir ebenfalls nicht fassen können. Und wenn wir dazu bedenken, dass diese Gestirne nicht tote Raumkörper sind, sondern von den überhimmlischen Geschöpfen bewohnt sind, dann mag uns etwas von der ungeheuren Dimension dämmern, die unser zukünftiges Arbeitsfeld darstellt! Vielleicht sinnen wir jetzt einmal darüber nach, wie wir diese überhimmlischen Geschöpfe zu Jesus führen können, was wir ihnen zu sagen haben …!

Wir haben ein Thema angeschnitten, welches für uns ganz wichtig ist, aber es ist auch sehr umfangreich, so dass wir hier in diesem Rahmen nur bruchstückhaft auf einiges hinweisen dürfen. In unserem gestrigen Hinweis auf Eph 1:10, wo eine unserer herrlichsten Aufgaben genannt wird, ist von „Aufhauptung des Alls“ die Rede – bevor wir über unsere eigentliche Aufgabe nachdenken, müssen wir ja wissen, was diese „Aufhauptung des Alls“ überhaupt bedeutet (es ist ja kaum etwas darüber zu hören)! Die Antwort ist im Grunde einfach, denn genau das, was mit uns, den Gliedern am Körper Christi Jesu geschieht, soll später allen Geschöpfen widerfahren. Wir stehen in einer engen lebensmäßigen Verbindung mit unserem Herrn und Haupt und sind so ein Muster und Schauspiel für das Zukünftige. Unsere Aufgabe an den überhimmlischen Geschöpfen hat also bereits hier auf Erden angefangen, indem wir gemäß 1Kor 4:9b den himmlischen Boten sowie den Menschen ein Schauspiel geworden sind.

Christus ist das Haupt nicht nur Seiner Körpergemeinde, sondern des ganzen Alls. In Hebr 2:10 wird uns gesagt, dass um des Sohnes willen das All ist und dieses All auch durch Ihn ist, Er ist somit der Träger des Alls, der Stützpfeiler, auf den alles ankommt! „Aufhaupten“ heißt also „hinführen und unterordnen“!

„Unterordnung“ ist heute für viele ein Reizwort geworden, weil man sich als freier Mensch nicht mehr unterordnen will. Doch der Erste, der Sich untergeordnet hat, war der Sohn Gottes. In völligem Gehorsam ordnete Er Sich dem Willen des Vaters unter, und dies bis zum Tod am Kreuz. Ohne diese Unterordnung wäre Er nicht das Haupt der Körpergemeinde geworden, und ohne die Unterordnung Seiner Gemeinde gäbe es auch keine Aufhauptung des Alls!

Die Auferstehung der Toten, die uns zu der Aufhauptung des Alls in Christus geführt hat, lässt uns noch nicht los, noch müssen wir wichtige Details anfügen:

Wir haben festgestellt, dass es für uns heute noch unfassbare Dimensionen sind, die von der unsichtbaren Welt bevölkert sind, und eine unserer Aufgaben an ihnen wird sein, „Schaugefäße Seiner Gnade“ zu sein! Genauer lesen wir dies in Eph 2:6-10. Wir dürfen den alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade der unsichtbaren Welt zur Schau stellen, was ja bedeutet, dass diese Geschöpfe der unsichtbaren Welt in unser Leben hineinsehen können und mit Staunen erkennen müssen, was „Gnade“ bei uns bewirkt hat!

Wenn es gerade uns, den Gliedern am Körper Christi Jesu vergönnt ist, diese überströmende Gnade zur Schau zu stellen, so darf daraus gefolgert werden, dass die unsichtbare Welt bis dahin diese Gnade (und damit verbunden auch Gottes Güte und Barmherzigkeit) noch nicht kennt! Denken wir also ruhig einmal sehr intensiv darüber nach!

Wir möchten nicht unerwähnt lassen, dass die gleiche Aufgabe das Volk Israel hat, nur – auf einer anderen Ebene, nämlich auf der Erde! Deshalb nennt Eph 1:10 ja „beides“: das in den Himmeln und das auf der Erde“! Denken wir an den großen Auftrag Jesu in Mt 28:19 an Seine Jünger (nicht an uns): „Daher geht hin, macht alle Nationen zu Jüngern …“. Dieser Befehl Jesu beginnt im Tausendjährigen Königreich auf Erden und setzt sich so lange fort, bis das letzte Knie sich gebeugt und die letzte Zunge huldigen wird:

„Herr ist Jesus Christus, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters“ (Phil 2:10-11).

Wir möchten dem Thema „Auferstehung“ heute noch eine Geschichte anfügen, die mich, den Verfasser dieser Zeilen, so sehr bewegt hat, als ich sie hörte, dass ich sie mir notiert habe. Sie ist mit viel menschlich/seelischem Gefühl verbunden, natürlich frei erfunden, und doch darf sie uns innerlich ergreifen! Man kann ihr die Überschrift geben: „Ein Leben lang zur falschen Zeit am falschen Platz!“

Es schien sein Schicksal zu sein: Er war einer dieser Pechvögel, die das Talent hatten, immer am falschen Ort zur falschen Zeit zu sein! - Seine Geburt lief schon schief: In das fallende römische Reich hineingeboren, ein zerrüttetes Elternhaus, in einem festgefahrenen jüdischen Staat, die Armut in den Slums! Er lebte sein ganzes Leben falsch: Andere gingen zur Schule, er schwänzte die Schule, andere spielten Ball, er stahl Äpfel; andere lernten zu handeln, er lernte zu betrügen, er war nur ein gewöhnlicher Dieb. – Er begann falsch, er lebte falsch, und es schien, als ob er auch falsch enden würde: Am falschen Ort zur falschen Zeit – an einem römischen Kreuz bezahlte er mit seinem unnützen Leben! Es war die schlimmste Schande!

Bis vom Kreuz in der Mitte Worte der erlösenden Liebe erklangen: „Wahrlich, dir sage Ich heute: Mit Mir wirst du im Paradiese sein“ (Lk 23:43)! In der Gesamtheit der menschlichen Geschichte konnte nur „Einer“ unter den unzähligen Söhnen Adams diese Worte aussprechen, und dieser „Eine“ hing neben ihm! Was für eine besondere Fügung, was für eine wundersame göttliche Vorhersehung! Sein Leben, welches dem Bösen gehörte, welches gänzlich fehlgeleitet und dem Tod geweiht war, wurde in einem Augenblick verwandelt und endete mit diesem einen Satz, der alles Versagen tilgte. Und dies wurde ihm zugesprochen beim letzten Aufflackern seines Lebens. Endlich, nach so langer Zeit: Er war am richtigen Ort zur richtigen Zeit!

Apg 24:22

„Felix aber, der Genaueres über den Weg Gottes wusste, hielt sie mit den Worten hin: Wenn Lysias, der Oberst, herabkommt, werde ich eure Angelegenheit untersuchen.“

Paulus hatte seine Verteidigung abgeschlossen, nun lag es an Felix, wie der Prozess weiter verlaufen würde. Unser Leitvers sagt aus, dass Felix über den Weg Gottes Genaueres wusste – das ist erstaunlich! Woher hatte er dieses Wissen?

Tatsache ist, dass Felix schon sehr lange in Cäsarea residierte, und gerade in dieser Stadt ja auch Christen lebten, die ihren Glauben offen bezeugten (siehe Apg 8:40; Apg 10:1-48 oder Apg 21:8-9)), so dass selbst aus der römischen Truppe mancher an Christus gläubig wurde (z.B. Kornelius), was Felix nicht entging. Die damit verbundenen Streitigkeiten und Eifersüchteleien unter den Juden blieben ihm auch nicht verborgen. Dazu kam, dass er eine Jüdin namens Drusilla zur Frau hatte (siehe Vers 24), die ihm alles aus jüdischer Sicht erklären konnte – er war in der Tat bestens informiert!

In unserem Leitvers sollten wir beachten, dass das Wort „Gottes“ nicht in dem Urtext vorkommt, sondern eingefügt ist (in unserer konkordanten Wiedergabe „dünngedruckt“). F. H. Baader übersetzt hier „… den Weg des Geschehens“, was wohl mehr zutrifft. Der Weg des Geschehens war ja die Anklage Pauli durch die Juden, und hier wusste Felix tatsächlich bestens Bescheid; über die Wege Gottes jedoch wohl kaum! Die Gegenfrage wäre: Wissen wir Genaueres über den Weg Gottes?

Die Wege Gottes im Einzelnen sind auch uns verborgen, ganz einfach deshalb, weil wir gemäß Röm 8:26 gar nicht wissen, was sein muss! Es ist unser Glaube an Gottes Wege, vor allem aber, dass Gott denen, die Ihn lieben, alles zum Guten zusammenwirkt – denen, die nach Seinem Vorsatz berufen sind (Röm 8:28). Dieses Wissen darf uns heute, liebe Geschwister, Trost und Stärkung geben!

Apg 24:23

„Dann gebot er dem Hauptmann, ihn, Paulus, in Gewahrsam zu halten, milde Haft zu veranlassen und keinem seiner eigenen Freunde zu verwehren, ihm beizustehen.“

Unser Leitvers zeigt ziemlich deutlich, dass Felix von der Unschuld des Paulus überzeugt war; nach geltendem römischem Recht hätte er ihn jetzt freilassen müssen. Doch wir sehen, dass Felix sich vor diesem Schritt drückte, er fürchtete wohl die Reaktion der Juden. Aber ein weiteres Argument, was die noch vor uns liegenden Verse zeigen werden, kommt noch hinzu: Persönliche Berechnung. Er hoffte wohl, aus seiner Milde „Kapital“ schlagen zu können! Es war also nicht sein Rechtsempfinden, das ihn leitete, sondern Geldgier! Er schob das Urteil erst einmal hinaus, angeblich, um sich, wie Vers 22 aussagte, mit dem Oberst Lysias zu beraten. Es gibt allerdings nicht den geringsten Hinweis, dass diese Beratung jemals stattfand!

Von Seiten des Felix war dessen Verhalten also nur Berechnung, doch tiefer gesehen waren es Gottes Wege mit Seinem Apostel. Gestern zitierten wir Röm 8:28, wo uns gesagt wird, dass denen, die Gott lieben, alles zum Guten zusammenwirkt! Dieses Zeugnis müssen wir auch hier bei Paulus selbst anwenden. Zum einen hätte ihn ja eine Freilassung durch Felix sofort wieder in höchste Lebensgefahr gebracht, die fanatischen Juden hatten ja nur seinen Tod im Auge. Die Entscheidung des Felix bedeutete also für den Apostel „Schutz“! Zum anderen ließ ihm Felix ja größtmögliche Freiheiten, was der damaligen Zeit entsprechend so aussah, dass Paulus lediglich mit dem Handgelenk an einen Soldaten angekettet war. In diesem Zustand durfte er all seine Freunde empfangen, durfte Trost und Zuspruch erhalten.

Ist das Obige nicht auch oft ein Bild unserer eigenen Situation? Gebunden durch Erschwernisse aller Art, seien es Lebensumstände, Krankheiten oder Sonstiges, dürfen wir durch Sein Wort Zuspruch erhalten! Und Sein Wort sagt uns, dass all Seine Wege mit uns „richtig“ sind, und da ist nur zu oft unser Glaube gefordert!

Paulus und Felix

Apg 24:24

„Nach einigen Tagen kam Felix mit Drusilla, seiner Frau, die eine Jüdin war; er ließ Paulus holen und hörte ihn über den Glauben an Christus Jesus.“

Die Wege Gottes, die Paulus erst einmal in Cäsarea in Gefangenschaft beließen, zeigen uns eine weitere Seite: Felix mit seiner Frau wurden offensichtlich neugierig, und ließen Paulus zu einer Privataudienz holen. Was war denn nun wirklich mit diesem Jesus?

Bedenken wir einmal, dass es damals keine Zeitungen und kein Fernsehen gab, die Nachrichten bzw. die Vorkommnisse wurden alle mündlich weitergetragen. Obwohl der Tod und die Auferstehung Jesu schon Jahre zurücklagen, musste es doch immer noch ein hochinteressanter Gesprächsstoff gewesen sein – ein von den Römern Gekreuzigter soll auferstanden sein! Es war also für Felix schon einmal als Römer interessant, aber auch für seine jüdische Frau; beide wollten mehr über den Glauben an Christus Jesus hören.

Vergegenwärtigen wir uns hier: Felix war kein edler Charakter, wir müssen ihn lt. Geschichtsschreibung als gemein und geldgierig sehen, er führte einen üblen Lebenswandel (den der Hohepriester Jonathan gerügt hatte und dafür hingerichtet wurde). Und Drusilla – war sie besser? Sie war eine Tochter des Herodes Agrippa I., der den Jakobus hatte hinrichten lassen (Apg 12:1-2); sie war Gemahlin des Königs Emesa und war diesem König durch Felix abspenstig gemacht worden, und dies durch Vermittlung eines jüdischen Zauberers. Felix war also zu alledem ein Ehebrecher (dies aus der Quelle zeitgenössischer Schriftsteller)! Wir müssen also auch in Drusilla eine zwar von Angesicht sehr schöne Frau sehen, aber, wie Felix, mit einem üblen Charakter!

Vielleicht ist uns durch die obige Charakterbeschreibung dieses Ehepaar etwas näher gekommen. Im Grunde bringen sie ja alle Voraussetzungen mit, um (wenn ihnen ihre Schuld bewusst wird) nach Vergebung zu suchen! Hatte Paulus hier einen Auftrag auszuführen?

Bevor wir eine Antwort suchen, warum Gott es so führte, dass Paulus vor Felix und Drusilla Zeugnis geben musste, möchten wir gerne noch einen Tag bei „dem Glauben an Christus Jesus“ verweilen, vielleicht auch unseren eigenen Glauben etwas auffrischen:

Wir gehen zuerst zur Elementarstufe des Glaubens, die uns Hebr 11:1 beschreibt; es ist der Glaube an Tatsachen, die man nicht erblickt! Dazu kommen die Worte Jesu in Joh 20:29b: „Glückselig sind, die nicht gewahren und doch glauben.“ Wir, die Körperglieder Christi Jesu, sollten diese Erklärung besonders beherzigen, denn nach 2Kor 5:7 wandeln wir hier auf Erden durch Glauben, und nicht durch Wahrnehmung! Woher kommt nun dieser Glaube? Haben wir ihn selber aus uns heraus aufgebracht? Kann ein Mensch generell Glauben aus sich aufbringen? Dazu ein klares „Nein“! Schon Johannes bezeugt zweifach, wessen Werk unser Glaube ist: Das des Vaters (siehe Joh 6:29 und 44)!

Lesen wir ein Wort aus Gal 2:16: „… weil wir aber wissen, dass der Mensch nicht aus Gesetzeswerken gerechtfertigt wird, sondern nur durch den Glauben Christi Jesu, so glauben auch wir an Christus Jesus, damit wir aus dem Glauben Christi und nicht aus Gesetzeswerken gerechtfertigt werden“. Gekürzt lesen wir diese Wahrheit in Röm 1:17: „Denn Gottes Gerechtigkeit wird darin enthüllt aus Glauben für Glauben…“.

Es ist zwingend notwendig, uns hierüber Klarheit zu verschaffen! Nicht unser vermeintlicher Glaube ist es, sondern der Glaube Christi Jesu! Gott, der Vater, schenkt uns den Glauben an Christus Jesus, damit wir glauben können, dass wir durch Seinen Glauben gerechtfertigt sind! Wir glauben also nicht an, sondern in dem Glauben Christi Jesu unserem Herrn, dass wir Gerechtfertigte sind!

Apg 24:25a

„Als Paulus dann die Gerechtigkeit, die Selbstzucht und das künftige Urteil erörterte, geriet Felix in Furcht …“

Vielleicht hat sich mancher von uns gefragt, warum wir gestern bei dem Thema „Glaube“ so schnell zur „Gerechtigkeit“ gewechselt sind, heute stellt Paulus diesen Bezug selber her. Auf die Frage über den Glauben an Christus Jesus nennt Paulus an erster Stelle „die Gerechtigkeit“! Lasst uns also heute dieses Thema noch etwas fortsetzen, indem wir drei große (uns betreffende) Heilswahrheiten betrachten:

  1. Der Mensch wird durch den Glauben Christi Jesu gerechtfertigt, was bedeutet, dass Christi Glauben die Veranlassung und das Mittel unserer Rechtfertigung ist.
  2. Wir glauben an Christus Jesus, was beinhaltet, dass wir Ihm vertrauen (im Griechischen wird für Vertrauen und Glauben dasselbe Wort gebraucht)! Und wir vertrauen (glauben) Ihm, dass allein Sein Glaube unsere Rechtfertigung vor Gott ist!
  3. Die obigen zwei Punkte ergeben, dass unsere Rechtfertigung wie eine Quelle aus dem Glauben Christi entspringt.

Das Geschenk (die Gabe) des Glaubens beinhaltet also nicht allein, dass wir überhaupt glauben können, sondern ist der von Christus einmalig am Kreuz gezeugte und ausgelebte Glaube – was für eine herrliche Tatsache!

Es muss tief in uns verankert sein, liebe Geschwister, dass allein mit dem Glauben unseres Herrn unsere Rechtfertigung vor Gott vollzogen wurde, und dies für immer!

Christi ureigener Glaube ist unser Teil! Und so darf jeder von uns zutiefst beglückt sagen: Was ich nun im Fleisch lebe, das lebe ich in dem am Kreuz erprobten und ausgelebten Glauben des Sohnes Gottes.

Apg 24:25

„Als Paulus dann die Gerechtigkeit, die Selbstzucht und das künftige Urteil erörterte, geriet Felix in Furcht und antwortete: Für diesmal geh! Ich werde aber eine spätere Gelegenheit ausnutzen und dich herbeirufen lassen.“

Wir kommen zurück in die Privatgemächer des Felix, der ja zusammen mit seiner Frau Drusilla etwas über den Glauben an Christus Jesus hören wollte. War dies eine Gelegenheit für den Apostel, den Römer samt seiner jüdischen Frau zum Glauben zu führen?

Werfen wir an dieser Stelle einen Blick zurück in Apg 13., wo Paulus dem römischen Prokonsul Sergius Paulus begegnete und diesen tatsächlich zu Jesus führen konnte. Es gab aber im Vergleich mit Felix einen Unterschied: In Vers 7 ist zu lesen, dass Sergius Paulus ein verständiger Mann war, was wir so verstehen dürfen, dass dieser Prokonsul nicht hinterhältig und verschlagen war, sondern offen und nach Wahrheit verlangend. Dadurch unterschied er sich von Felix total! Dem Sergius Paulus konnte der Apostel sofort die frohe Botschaft übermitteln, dem Felix musste Paulus erst einmal eindringlich ins Gewissen reden, wozu neben der Gerechtigkeit die Selbstzucht und das künftige Urteil standen. Im Prinzip war es eine richtige „Bußpredigt“!

Dem Paulus war mit Sicherheit der Charakter des Felix bekannt, und er konnte erahnen, was Felix in Wirklichkeit von ihm wollte, nämlich Geld – schließlich hätte er ihn ja längst freilassen müssen. Es folgte also im Grunde eine Gerichtsandrohung, wie wir sie aus dem kommenden irdischen Königreich her kennen, in welchem ja absolute Gerechtigkeit herrschen wird. Felix wurde zwar in seinem Gewissen getroffen, ja er geriet sogar in Furcht! Der Prokonsul Sergius Paulus glaubte (Apg 13:12), Felix taktierte, das heißt, er spekulierte, indem er Paulus hinhielt, seine Begierde nach Geld überwog seine Furcht. Paulus spürte, dass er kein in Christus Auserwählter war.

Apg 24:26

„Zugleich erwartete er, dass ihm von Paulus Geld gegeben werde; darum ließ er ihn auch häufiger holen und unterhielt sich mit ihm.“

Unser heutiger Leitvers enthüllt die wahre Herzenseinstellung von Felix und untermauert, was wir die letzten Tage über ihn und seinen Charakter geschrieben haben. Im Gegensatz zu Sergius Paulus, über den Apg 13:7 sagt, dass er ein verständiger Mann gewesen sei, was auf einen guten Charakter schließen lässt, war Felix der typische „Übeltäter in Gottes Heilsvorsatz“, der auch nicht berufen war. Wohl konnte ihm Paulus für einen Moment Furcht einjagen, als er vom Gericht sprach, doch die Geldgier überwog!

Gerechtigkeit und Selbstzucht konnten Felix nicht beeindrucken, auch das kommende Gericht beeinflusste ihn nur kurz. Was kam nun auf diesen Mann zu? Von welchem Gericht sprach Paulus?

Aussagen in Röm 1:18, Röm 2:5.8b reden von diesem Gericht an den Übeltätern, allerdings nur von jenen, die zu dieser Zeit noch leben! Diese Aussagen führen uns zu Offb 6:16-17, wo ebenfalls vom Zorngericht die Rede ist. Dieses Gericht steht im Zusammenhang mit dem irdischen Königreich, es wird stattfinden, wenn der Sohn des Menschen mit Seinen heiligen Boten kommt und die Nationen richten wird. Mt 25:1-46 spricht von diesem Geschehen. Felix ist zu dieser Zeit längst tot – was wartet auf ihn? Hier müssen wir zu jenem später folgenden Gericht vor dem großen weißen Thron gehen, der uns in Offb 20:11 ff beschrieben wird. Felix wird dann erfahren, was über ihn in der Rolle zu lesen ist, die aufgetan wird – entsprechend fällt sein Urteil aus! Ihm droht, zusammen mit dem Tod und dem Ungewahrten, der Wurf in den See des Feuers!

Paulus hat das, was wir hier nur im Telegrammstil anklingen ließen, sicher viel ausführlicher dargelegt, des Felix Furcht können wir also nachempfinden. Wenn wir jetzt auf uns schauen, muss uns tiefste Dankbarkeit erfüllen, denn unser Gericht vollzog sich am Kreuz auf Golgatha – „Jesus“ (hebr. = Retter) hat alles für uns vollbracht!

Apg 24:27

„Als aber zwei Jahre verflossen waren, bekam Felix den Porcius Festus als Amtsnachfolger. Und da Felix den Juden eine Gunst erweisen wollte, ließ er den Paulus gebunden zurück.“

Wir müssen einmal versuchen, uns in Paulus hineinzuversetzen: Zwei Jahre lang hält ihn Felix hin, lässt ihn immer wieder einmal holen, um mit ihm zu reden, aber stets nur mit dem einen Ziel, doch noch irgendwie für seine Freilassung an Geld zu kommen! Menschlich gesehen muss Paulus dieser hilflose und vor allem untätige Zustand doch völlig zermürbt haben! Und stieg da nicht auch die Frage in seinem Herzen auf: „Herrn warum muss ich hier zwei lange Jahre nutzlos verbringen? Hast Du mir nicht gesagt: Geh, denn ich werde dich in die Ferne zu den Nationen hinausschicken? Warum greifst Du nicht endlich ein?“

Wir wissen nicht, ob Paulus Obiges in seinem Herzen bewogen hat, aber wir wissen, wie schnell wir selbst ungeduldig werden, wenn etwas länger dauert, als wir es wünschen. Und wie oft steigt dann in unseren Herzen die Frage auf: „Herr, warum? Warum gerade ich? Warum greifst Du nicht endlich ein?“

Bei Paulus dürfen wir lernen, dass bei Gott alles „Seine“ Zeit hat! Pauli Auftrag, lt. Apg 9:15 Seinen Namen vor die Augen der Nationen, wie auch der Könige und der Söhne Israels zu tragen, war nur zum Teil erfüllt. Den Söhnen Israels hatte Paulus treu gedient, auch verliefen seine Missionsreisen unter den Nationen bisher erfolgreich, nun fehlten noch die „Könige“ und herrschenden Männer, und erst wenn auch diese gehört und abgelehnt hatten, konnte Paulus die Königreichsverkündigung endgültig abhaken, das heißt, zum Abschluss bringen. Wir dürfen schon vorweg auf die kommenden Verse weisen, wo der Apostel tatsächlich die Gelegenheit bekommt, dem König Agrippa den Namen „Jesus“ zu bezeugen.

Bedenken wir, wie lange schon unser Herr und Haupt geduldig auf jenen Augenblick wartet, wo Er uns buchstäblich zu Sich holen kann!

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25. Die Apostelgeschichte Kapitel 25