Das Johannes-Evangelium Kapitel 19

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Abschrift: Das Johannes-Evanglium in täglichen Andachten: Band I - IV
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Band I und II vergriffen
Band III und IV als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

19. Das Johannes-Evangelium Kapitel 19

Geißelung und Verurteilung
Golgatha: Kreuzigung
Golgatha: Tod
Grablegung

Geißelung und Verurteilung

Joh 19:1-2

"Dann nahm Pilatus nun Jesus und ließ Ihn geißeln. Die Krieger flochten einen Kranz aus Dornen, setzten Ihm diesen auf das Haupt, warfen Ihm ein purpurnes Obergewandet um,"

Jesus ist nach dem kurzen Verhör durch Herodes wieder zurück zu Pilatus geführt worden. Dieser, spürbar in Verlegenheit, ließ Jesus geißeln, was für einen der damaligen Zeit abgebrühten Römer nichts Außergewöhnliches darstellte. Außergewöhnlich war, dass es der menschgewordene Gottessohn war, gegen den nun, in einer deutlichen Steigerung zu der Ohrfeige, die Macht der Finsternis wütete, denn bei einer Geißelung floss ja gewöhnlich auch Blut!

Einen Kranz bekamen zur damaligen Zeit diejenigen, die in Kriegen oder Wettkämpfen als Sieger hervorgingen. Unser Herr wurde mit einem Dornenkranz entehrt, dem Symbol der Niederlage als König der Juden. Wir müssen hinter den Scherge des Pilatus die Finsternismächte sehen, die immer kühner wurden, denn diese wussten, im Gegensatz zu Pilatus, ganz genau, wen sie quälten! Nur mag es ihnen noch immer nicht ganz geheuer gewesen zu sein, dass sie tatsächlich auch diese Vollmacht ausüben durften! Jetzt aber, als zum ersten Mal Blut floss, wuchs ihre Grausamkeit, ihr ganzer Hass entlud sich in den wenigen kommenden Stunden!

Die Dornenkrone ist ein wunderbarer Gegensatz zwischen dem scheinbaren Fehlschlag Seines Dienstes auf Erden und dem erstaunlichen Erfolg Seines Wirkens nach Seiner Wiederkunft. Denn wenn Er wiederkommt, trägt Er einen goldenen Kranz (Offb 14:14) sowie eine Sichel in der Hand. Sein ersten Kommen zu Israel brachte nur ganz geringe Frucht, doch wenn Er als der große Schnitter wiederkommt, wird Er die Garben der ganzen Erde einbringen. Um der Leiden willen wir Christus Jesus dann mit Herrlichkeit und Ehre bekränzt (Hebr 2:9) - welch wunderbare Hoffnung auch für unsere ungläubig verstorbenen Verwandten und Bekannten!

Joh 19:3-4

"....traten zu Ihm und sagten: Freue Dich, König der Juden! Dann gaben sie Ihm Ohrfeigen. Pilatus kam danach nochmals heraus und sagte zu ihnen: Siehe, ich führe Ihn zu euch heraus, damit ihr erkennt, dass ich keine Schuld an Ihm finde."

Erst wurde Er gegeißelt, dann wurde Ihm ein Kranz aus Dornen auf das Haupt gedrückt, und danach wurde Er auch noch geohrfeigt. Können wir nachempfinden, was es heißt, viele feine Stacheln in der Kopfhaut zu haben und dann bei jeder Ohrfeige die ruckartige Kopfbewegung erleiden zu müssen, die den Schmerz jeder einzelnen Stachel vervielfacht?

Waren es im bisherigen Leben des Herrn die seelischen Qualen, die Er täglich tragen musste, so waren es jetzt ganz massiv die direkten körperlichen Schmerzen. Und all dies war im Wort Gottes schon lange geweissagt. So lesen wir in Ps 69:20-21: "Du kennst Meine Schmach, Meine Scham und Meine Schande; vor Dir sind all Meine Bedränger. Schmach hat Mein Herz gebrochen und ich fühle Sterblichkeit". Oder Jes 53:4-5: "So hat unser Leiden Er getragen und unsere Schmerzen, Er hat sie Sich aufgebürdet. Doch wir hielten Ihn für den Geplagten und von Alueim Geschlagenen und Bedrückten. Doch Er ward verwundet um unserer Übertretungen und zerschlagen um unserer Verworfenheit willen. Die Züchtigung - uns zum Frieden - lag auf Ihm, und in Seinen Striemen ist uns Heilung geworden". Und in Jes 50:5-6 lesen wir: "Mein Herr Ieue Alueim öffnet mein Ohr, und ich sträube mich nicht; nicht bin ich rückwärts gewichen. Meinen Körper gebe ich hin denen, die mich schlagen, und meine Wange denen, die mich raufen. Mein Angesicht berge ich nicht vor Schande und Bespeiung."

Wenn wir diese alten Weissagungen lesen und erkennen dürfen, wie sich alles haargenau zugetragen hat - wie kostbar darf uns dann erneut Gottes Wort werden. Aber es soll uns auch bewusst werden, dass jeder Spott, jeder Hohn, jeder Schlag und jeder Stich eigentlich uns hätte treffen müssen!

Joh 19:5

"Darauf kam nun Jesus heraus und trug den Dornenkranz und das purpurne Obergewand. Da sagte Pilatus zu ihnen: Siehe, der Mensch!"

Man fragt sich, warum Pilatus den Herrn körperlich derart quälte, wenn er Ihn offensichtlich für unschuldig hielt! Vordergründig mag er gehofft haben, dass sich das Volk mit dem geschlagenen und blutenden Herrn zufrieden gab, dass der Aufruhr abebbte, wenn er Ihn in diesem Zustand nochmals herausführte. Doch hintergründig musste Jesus Seinen Weg weitergehen, nichts konnte Ihn abhalten auch das Mitleid des Pilatus nicht.

Nachdem Pilatus im vorherigen Vers zum zweiten mal hervorhob, dass er keine Schuld an Jesus finden könne, sagte er zum Volk die Worte: "Siehe, der Mensch!" Wollte Pilatus vielleicht mit diesen Worten nur erneut hervorheben, dass er an diesem Menschen keinerlei Schuld finde, dass er Ihn als Menschen bemitleidet, so bedeutet uns diese Aussage viel mehr:

Unser Herr betonte dauernd Seine enge Beziehung zur Menschheit. Diese konzentriert sich in Seinem Titel "Sohn des Menschen" (z.B. Mt 8:20). Doch dieser Titel bezeichnet nicht nur Seine wahre Menschlichkeit, sondern der hebräische Text enthält auch die Bezeichnung "Sohn Adams", und damit haben wir den Schlüssel zum rechten Verständnis. Jesus erhielt die Hauptschaft über die gesamte Menschheit; alles was Adam erhielt und war, ist Sein - die Sünde ausgenommen - ! Da Jesus sündlos und damit (menschlich ausgedrückt) höherwertiger war als Adam, gebührt Ihm auch der erste Rang der Menschheit. Dies bedeutet aber auch dies: Adam erfüllte seine Bestimmung von Gott her nicht, der Sohn des Menschen musste die Pflichten Adams der Menschheit gegenüber übernehmen. Er war aber nicht nur der Gehorsam Gott gegenüber, den Adam verletzte, es war die damit eingetretene Zielverfehlung, die Jesus, der Sohn Adams, wieder berichtigen musste. Das Ziel lautet: Das All zurück zu Gott - und was waren für furchtbare Leiden des Sohnes notwendig, um diese Zielkorrektur vorzunehmen.

Joh 19:6-7

"Als die Hohenpriester und Gerichtsdiener Ihn nun gewahrten, schrieen sie: Kreuzige, kreuzige Ihn! Pilatus entgegnete ihnen: Nehmt ihr Ihn und kreuzigt Ihn; denn ich finde keine Schuld an Ihm! Die Juden antworteten ihm: Wir haben ein Gesetz, und nach unserem Gesetz muss Er sterben, weil Er Sich Selbst zu Gottes Sohn gemacht hat."

Die Schriftgelehrten beriefen sich auf die Worte in 3Mo 24:16, wo geschrieben steht: "Wer des Herrn Namen lästert, der soll des Todes sterben". Auch die Worte in 5Mo 13:1-5 gebieten, jene zu töten, die das Volk von ihrem wahren Gott abbringen wollen. Die eigentlichen und genauen Urtextworte, die Pilatus entgegenschallten, lauteten: "Pfähle Ihn, pfähle Ihn!" denn ein Kreuz, wie es das christliche Symbol ausdrückt, gab es nicht! Die Römer pflegten die zum Tode Verurteilten an einen aufrecht stehenden Pfahl (stauros) zu hängen, der ohne Querbalken war (wenn wir weiterhin das unzutreffende Wort "Kreuz" benutzen, tunr wir die gewissermaßen ungern, halten uns aber der besseren Verständlich wegen an die Tradition).

Zum dritten Mal sagte Pilatus, dass er keine Schuld an Jesus findet, und versuchte, Ihn an die Juden abzuschieben: "Nehmt ihr Ihn und kreuzigt Ihn!" Immer wieder haben sich Menschen auf Gottes Wort berufen, um damit ihr Tun zu rechtfertigen. Der Prominenteste solcher Menschen war der Apostel Paulus, der, damals noch unter seinem ursprünglichen Namen Saulus, die ersten Christen verfolgte und töten ließ. Auch Saulus glaubte sich in Einklang mit Gottes geschriebenem Wort - doch er musste sich vom verherrlichten Christus eines Besseren belehren lassen. Aber Paulus muss zugute gehalten werden, dass er guten Glaubens war, richtig zu handeln, was bei den Schriftgelehrten nicht der Fall war. Ihre Motive waren purer Neid, ihre Forderung nach dem Tode Jesu und die Berufung auf das Gesetz waren schäbige Heuchelei. Schon der Täufer Johannes bezeichnete diese Heuchler als "Otternbrut" (Mt 3:7), und Jesus Selbst bezeichnete sie in gleicher Weise und drohte ihnen schwerste Strafen vor dem großen weißen Thron an (Mt 12:34-37).

Joh 19:8-9

"Als dann Pilatus dieses Wort hörte, fürchtete er sich umso mehr. Er ging wieder in das Prätorium und fragte Jesus: "Woher bist Du? Jesus aber gab ihm keine Antwort."

Das Wort, das Pilatus offensichtlich so sehr zu schaffen machte, war die Anklage. Jesus habe Sich Selbst zu Gottes Sohn gemacht. Zum ersten Mal lesen wir, dass sich Pilatus "umso mehr fürchtete", was bedeutet, dass er schon vorher Furcht in sich hatte. Mit Sicherheit waren ihm all die Zeichen und. Wunder, die Jesus inder vergangenen Zeit tat, haargenau berichtet wurden. Wahrscheinlich war ihm auch bekanntgemacht worden, dass die Kriegsknechte, die Jesus im Garten Gethsemane ergreifen wollten, erst einmal ohne sichtbare Gewalteinwirkung zu Boden. fielen (Joh 18:6). Ereignisse, die sich der Mensch nicht erklären kann, erwecken immer Furcht, Pilatus war hier trotz seiner hohen Stellung keine Ausnahme.

Von dieser Furcht getrieben richtete er erneut seine Fragen an Jesus: "Woher bist Du?" Doch Jesus gab ihm keine Antwort. Hätte Er bekräftigen sollen, das Er wahrhaftig der Sohn Gottes ist? Pilatus wäre vielleicht von Seinem persönlichen Zeugnis so beeindruckt worden, dass er Ihn den Juden nicht überlassen, sondern einen Ausweg geschaffen hätte. So könnte man das Schweigen Jesu auf diese direkte Frage erklären.

Doch in Pilatus sehen wir auch eine Vorschattung in dem Verhalten der Nationen im kommenden irdischen Königreich. Dass dort die Apostel, ausgerüstet mit Vollmacht zu Zeichen und Wundern, dann weltweit alle Nationen aufsuchen werden, um diese zu Jüngern zu machen, lesen wir in Mt 28:19. Auch die Furcht der Nationen wird dabei eine entsprechende Rolle spielen, denn wir lesen in Offb 2:26b-27: "...dem werde Ich Vollmacht über die Nationen geben, und er soll sie mit eiserner Keule hirten". Auch in Offb 12:5 und Offb 19:15 lesen wir von diesem furchterregenden Mittel, welches die Nationen, die ja noch zur alten Schöpfung, und ihrer Sündenverhaftung gehören, zur Einsicht bringen soll.

Joh 19:10-11

"Pilatus sagte nun zu Ihm: Mit mir sprichst Du nicht? Weißt Du nicht, dass ich Vollmacht habe, Dich freizulassen, und Vollmacht habe, Dich zu kreuzigen? Jesus antwortete ihm: Du hättest gar keine Vollmacht über Mich, wenn sie dir nicht von oben gegeben wäre; deshalb hat er, der Mich dir überantwortete, eine größere Sünde begangen."

Der von Furcht gequälte und von der Unschuld Jesu überzeugte Pilatus legt jetzt seine Karten offen auf den Tisch: Er denkt an die Möglichkeit seiner Vollmacht, Jesus tatsächlich freizulassen. Hier ist es nun Jesus freigestellt, dem Pilatus eine Antwort zu geben, und Seine Worte müssen Pilatus in noch mehr Furcht versetzt haben. Jesus Zeugnis an Pilatus ist auch für uns ein machtvoller Zuspruch. Nur selten lüftet Gott den Schleier, der den Einfluss geistlicher Mächte auf irdische Würdenträger verhüllt. Neben unserem Leitvers geschieht die in Dan 10:13, wo uns enthüllt wird, dass ein zu Daniel gesandter himmlischer Bote 21 Tage lang von dem Botenfürsten über das Königreich Persien aufgehalten wurde. Schließlich musste Michael, einer der obersten Botenfürsten, zu Hilfe kommen. Letztere ist derjenige, von dem wir wissen, dass er sich schützend über die Söhne von Daniels Volk stellte.

Jesus stellte klar, dass alle irdischen Würdenträger, Herrscher, Politiker oder sonstige Machtausübende nur die ahnungslosen Werkzeuge höherer geistlicher Mächte sind. In Lk 4:6 lesen wir, wie der Satan vor Jesus bekundet, dass er Vollmacht über alle Königreiche der Wohnerde habe, und Jesus widerspricht nicht. Satan ist also derjenige, der als Fürst des Vollmachtsgebietes der Erde auch Pilatus lenkt. Doch das für uns Trostsreiche ist, dass Satan aus sich selbst nichts tun kann - an höchster und entscheidender Stelle steht nur einer, Gott Selbst. So wie Pilatus von Satan beherrscht wird, so ist der Satan lediglich das Werkzeug Gottes! In Röm 13:1 lesen wir: "Jede Seele ordne sich den über ihr stehenden Obrigkeiten unter; denn es gibt keine Obrigkeit außer von Gott verordnet." Welch ein Zuspruch für uns, gerade in diesen immer schlimmer werdenden Tagen, wo man an jeder Obrigkeit verzweifeln könnte!

"....deshalb hat er, der Mich dir überantwortete, eine größere Sünde begangen."

Wir wollen die kurze Nebenbemerkung Jesu nicht übergehen, die Pilatus sicherlich nicht verstand, die uns aber einiges zu sagen hat. Jesus spricht hier zweifellos Judas an, jenen Jünger, der Ihn vor wenigen Stunden durch einen Kuss an die Häscher verraten hat. Die Bemerkung Jesu beginnt mit "deshalb", es besteht also ein Bezug auf das zuvor Gesagte. Jesus wies die Worte des Pilatus durch den Hinweis zurück , dass er im Grund all seine Vollmacht von oben erhalten hat. Die Sünde des Pilatus war die, dass er den Gebe aller Dinge nicht erkannte und damit "in Unkenntnis" handelte.

Ganz anders bei Judas. Dieser wusste sehr genau, dass Jesus der Sohn Gotte swar. Sein Handeln, sein Verrat geschah also nicht in Unkenntnis, sondern in vollstem Bewusstsein um die Person, die er verriet. Somit ist seine Sünde ungleich schwerer und größer als die des Pilatus! Vor uns steht der in der heidnischen Götterwelt aufgewachsene Pilatus, der in Unwissenheit Gottes Plan ausführen musste, und n eben ihm steht Judas, ein von Gott Erwählter, der in vollem Wissen handelte. Pilatus verkörpert die Nationen, während Judas für das Volk Israel steht. Von den Pharisäern und Schriftgelehrten lasen wir ja, dass sie Jesus nicht aus Unkenntnis Seiner Herkunft töten wollten, sondern aus Neid, weil sie befürchteten, Er könnte ihr Vormachtstellung über das Volk gefährden.

Mit Blick auf uns wäre hier zu sagen, dass wir zwar in Christus die Freilösung durch Sein Blut als festen und sicheren Schatz besitzen, dass wir aber im Fleisch oft Gottes Herz kränken, indem wir, bewusst oder unbewusst, sündigen. Doch im Gegensatz zu Judas, der in "der Verwaltung der Fleischwerdung Jesu" lebte, leben wir heute in "der Verwaltung der Gnade", und da sagt uns Eph 1:7-8, dass auch diese Kränkungen vergeben sind, und zwar nach dem Reichtum Seiner Gnade, die Er in uns überfließen lässt!

Joh 19:12-13

"Aus diesem Grund sucht Pilatus Ihn freizulassen, aber die Juden schrieen: Wenn du diesen freilässt, bist du kein Freund des Kaisers mehr! Jeder, der sich selbst zum König macht, widersetzt sich dem Kaiser! Als Pilatus nun diese Worte hörte, ließ er Jesus hinausführen und setzte sich auf die Richterbühne an der Stätte, die Steinpflaster (hebräisch Gabbatha) heißt."

"Aus diesem Grund" suchte Pilatus Ihn freizulassen. So harmlos Pilatus Jesus zuvor eingeschätzt haben mag, so entsteht jetzt der Eindruck, dass die persönliche Gegenüberstellung und das Zeugnis Jesu auf ihn noch tiefer einwirkten. Für Pilatus war dies erneut ein drängender Grund, diesen Jesus freizulassen.

Doch die Juden gaben ihm keine Chance, sich aus der Verantwortung zu ziehen. Als sie ihm dann noch vorhielten, er sei gegen den Kaiser, wenn er Jesus freiließe, entschloss sich Pilatus (sicher schweren Herzens), sich auf die Richterbühne zu setzten, wo in der Regel das Urteil ausgesprochen wurde. Doch hier wurde er von ganz anderer Seite in Verwirrung gestürzt: Nach Mt 27:19 schickte seine Frau zu ihm und ließ ihm sagen: "Nicht sei zwischen dir und jenem Gerechten; denn ich habe heute im Traumgesicht viel um Seinetwillen gelitten."

Damit bezeugt nach Pilatus bereits eine zweite Person aus den Nationen die Unschuld Jesu bzw. Seine Gerechtigkeit. Es musste der Frau des Pilatus so schwer auf dem Herzen gelegen haben, dass sie ihn sogar auf dem Richtstuhl sitzend, noch zu beeinflussen suchte. Im Gegensatz zu Eva, zu Delila (Ri 16:6), Isebel (1Kö 21:7), Seresch (Est 5:14), Hiobs Frau (Hi 2:9) und vielen anderen, die ihre Männer zur Sünde verführten, sehen wir die Frau des Pilatus vorbildlich handeln. Auf sie trifft zu was wir in Spr 31:10 lesen: "Wem eine tüchtige Frau beschert ist, die ist viel edler als die köstlichsten Perlen."

Joh 19:14

"Es war ab er der Vorbereitungstag des Passah, etwa um die dritte Stunde. Da sagte er zu den Juden: Siehe, euer König!"

Es besteht viel Verwirrung unter den Gl äubigen über die Zeitangaben des Todestages Jesu. Schon die Gegebenheit, dass traditionell der Freitag als Todestag gesehen wird, erweckt viel Zweifel, wenn dann drei Tage und drei Nächte berechnet werden sollen. Nun kommt hinzu, dass die herkömmlichen Übersetzungen die Zeitangabe in unserem Leitvers "etwa um die dritte Stunde" (was n ach unserer Zeitrechnung 9.00 Uhr heißt mit: "um die sechste Stunde" wiedergeben, was nach unserer Zeitrechnung die Mittagszeit wäre. Doch durch Forschungen unseres Bruder A.E. Knoch wurde festgestellt, dass in der Sinai-Handschrift die "sechs" durch eine "drei" verbessert wurde, was dem Ablauf am Todestag Jesu auch viel näher liegt. Zur "sechsten" Stunde, am Mittag, begann nämlich bereits die Finsternis, wo Jesus am Kreuz hing, da konnte Er unmöglich vor Pilatus gestanden haben!

Manche Ausleger versuchten auch, die "sechste" Stunde auf die Nacht vorzuverlegen, was aber eher unwahrscheinlich ist, denn die Juden hätten den Pilatus zu solch einer Zeit nicht belästigen dürfen! Wir dürfen also mit Recht davon ausgehen, dass Jesus am Morgen um 9 Uhr vor Pilatus stand.

Pilatus, der auf der Richterbühne saß und das Urteil aussprechen sollte, war von den Worten seiner Frau derart beeindruckt, dass er erneut den Richtspruch hinauszögerte und statt dessen den Juden sagte: "Siehe, euer König!" Dies war sicher nicht mehr spöttisch gemeint, denn Pilatus lag ja nichts daran, die Juden noch mehr zu reizen, war ihm doch vielmehr an einem Freispruch für Jesus gelegen. Somit könnte wir ein erneutes Zeugnis viel eher als seine neu gewonnene echte Erkenntnis werten.

Es ist eine ungeheure Tragik: Einer aus den Nationen, ein Römer, führt den Juden Jesus vor und bezeugt nicht nur Seine Unschuld, sondern auch sein Recht auf die Bezeichnung "König der Juden"!

Joh 19:15-16

"Da schrieen nun jene: Hinweg, hinweg! Kreuzige Ihn! Pilatus entgegnete ihnen: Euren König soll ich kreuzigen? Die Hohenpriester antworteten: Wir haben keinen König außer dem Kaiser! Daher gab er Ihn dahin, ihnen zu Willen, damit Er gekreuzigt würde."

Israel war nicht nur Gottes Auswahl aus den Völkern als Sein Bundesvolk, Er bezeichnet es auch immer wieder als "Sein Weib". Aller Segen, alle Kraft und aller Reichtum kamen von Ihm allein. Und doch verließ Israel seinen Mann (Hos 2:18) immer wieder um der Buhlen willen, bis Er Sich von Seinem Weib schied. Nach dem Gesetz konnte es nie wieder die Seine werden!

Aber trotz allem hält Er sie als die Seine und Sich Selbst als den Ihren (Hos 3:3). Und in Vers 4 wird geweissagt, dass Israel viele Tag ohnen einen König bleiben werde. Als nun endlich ihr wahrer König kam, willig und bereit Seine Braut anzunehmen, da verschmähte sie Ihn und das angebotene Königreich. Die Oberen des Volkes sagten: "Wir haben keinen König außer dem Kaiser!" Und das Volk schrie: Hinweg, hinweg! Kreuzige Ihn!"

Da Gott Sein Volk nicht segnet, solange es Ihm entfremdet ist, weiß es andere Möglichkeiten auszuschöpfen, um sich das zu beschaffen, wonach sein fleischliches Herz verlangt: Vor unser aller Augen entstand 1948 wieder der politische Statt Israel. Auf der Landkarte ein winziges "Etwas" steht dieser Staat dennoch täglich im Blickpunkt der Welt, vergeht keine Tag, wo Israel keine Schlagzeilen macht. Israel versucht, sich ohne seinen Gott hochzuarbeiten, und wir können auch beobachten, wie sich die Söhne Israels bereits ein militärische und wirtschaftliche Macht erarbeitet haben, wie kein Staat in dieser Region. Und dann lesen wir in Offb 17 von dem Weib, vor dem sogar Könige kriechen müssen. Das Geheimnis Babylons, das sich auf Israel bezieht, hat dieses Weib zum Inhalt, samt dem Tier, das es trägt, es ist das abtrünnige Israel, welche mit Hilfe der Könige der Erde zur Macht kommt - Gottes Segnungen werden verschmäht, Seine Warnungen verhöhnt, bis die furchtbare Glut Seines Zorn es richtet (Offb 19:2).

Wir spannten gestern den Bogen ein gutes Stück in die (vielleicht nicht mehr zu ferne) Zukunft, weil die Aussage unserer beiden Leitverse ein gewichtiger Meilenstein zu jener Zeit. ist.

Noch einmal zögert Pilatus, noch einmal versucht er, das Todesurteil von Jesus abzuwenden, Es war kein Spott, wenn er Jesus als "euren König" bezeichnet! Wie sollte er in dieser Lage höhnen, wenn er dadurch das Volk noch mehr aufhetzen würde, da er doch vielmehr Jesu Freilassung erstrebte. Die Antwort auf des Pilatus ehrliche Überzeugung kam dann auch prompt: "Wie haben keinen König außer dem Kaiser!"

Damit kam Pilatus in Handlungszwang, denn er war ja viel zu sehr Römer und hing viel zu sehr an seinem hohen Posten, als dass er die zugunsten eines ihm im Grunde fremden Mannes aufs Spiel gesetzt hätte. Er sprach das Urteil, das er sprechen musste, auf dass sich Gottes Wille vollzog.

Zwei weitere wichtige Vorkommnisse in Verbindung mit Jesu Verurteilung berichtet uns hierzu Mt 27:24-25: "Als Pilatus gewahrte, dass er nichts ausrichten konnte, sondern nur noch mehr Tumult entstand, nahm er Wasser, wusch sich vor der Volksmenge die Hände und sagte: Ich bin unschuldig am Blut dieses Gerechten; seht ihr zu! Da antwortete das gesamte Volk: Sein Blut komme über uns und über unseres Kinder!"

"Als Pilatus gewahrte, dass er nichts ausrichten konnten, sondern nur noch mehr Tumult entstand, nahm er Wasser, wusch sich vor der Volksmenge die Hände und sagte: Ich bin unschuldig am Blut dieses Gerechten; seht ihr zu! Da antwortete das gesamte Volk; Sein Blut komme über uns und über unsere Kinder!!" (Mt 27:24-25)

Wir greifen diese Verse um der Wichtigkeit willen auf. Als Pilatus trotz seiner Bemühungen um die Freilassung Jesu nur noch mehr Tumult erzeugte, gab er nach. Damit tat er dreierlei. Einmal sehen wir in seinem Verhalten einen bestimmten Charakterzug aller Repräsentanten der Nationen, und dies bis in unsere Zeit: Politische Zweckmäßigkeit geht vor Gerechtigkeit! Die Weltlage und ihre Politik geben uns Tag für Tag ein erschütterndes Bild dieser Tatsache! Zweitens sehen wir aber auch die wohl wichtigste Handlung des Pilatus: Er wusch seine Hände in Unschuld! Zwar konnte ein wenig Wasser den Pilatus nicht von diesem Verbrechen reinigen, doch haben wir in seinem Verhalten zweifelsohne eine verborgene Andeutung der erst später durch Paulus enthüllten Wahrheit, dass Gott, in Christus, die Welt mit Sich Selbst versöhnend, ihre Kränkungen nicht anrechnet (gem. 2Kor 5:19). Zweifellos kränkte Pilatus mitsamt den Nationen Gottes Herz. Doch im selben Maß rechnete Gott die Kränkungen nicht an, ja mehr noch, "Er hat in uns das Wort der Versöhnung niedergelegt". Zum dritten dokumentieren die Worte des Pilatus Jesus als einen "Gerechten". Niemand auf der Welt oder im gesamten All kann an Jesus je die geringste Schuld finden. Er war und ist das makellose und fleckenlose Lamm Gottes!

Das gesamte Volk entschied dann: "Sein Blut komme über uns und über unsere Kinder" - damit rief auch das gesamte Volk das Ge richt Gottes über sich und über seine Nachkommen herab! Und das Gericht wird dem angemessen sein, was das Volk durch die Beeinflussung der Oberen tat. Dass sie in Wirklichkeit (unbewusst) Gottes Vorsatz ausführten, hätten sie nie zugegeben, und doch war es so. In Seiner Weisheit und Allmacht beheilt und behält Gott alle Fäden sicher in Seiner Hand!

Joh 19:16

"Daher gab er Ihn dann dahin, ihnen zu Willen, damit Er gekreuzigt würde."

Obiger Leitvers ist die endgültige Verurteilung Jesu. Doch mit diesem Urteil vollzieht sich noch ein anderes Geschick, das Johannes überspringt, das des Judas. Wir bitten unsere geliebten Leser, diese in Mt 27:3-5 zu lesen.

Dieser Bericht zeigt uns, wie der normale Judas nachdem Ausfahren Satans handelte:

  1. Judas gewahrte, dass Jesus verurteilt wurde...! Er hatte doch immer wieder miterlebt, wie bisher niemand seinen Herrn ergreifen oder gar verurteilen konnte!
  2. Als er nun sah, dass Jesus gegen seine Erwartung verurteilt war, bereute er seine Tat!
  3. Er zog sofort die Konsequenzen und brachte die dreißig Silberlinge zurück.
  4. Er bezeugte vor den Hohenpriestern und Ältesten: "Ich habe gesündigt, weil ich unschuldiges Blut verriet!"
  5. Er zog auch für sich selbst die Konsequenz und erhängte sich!

Man kann die Tat des Judas voll Abscheu verurteilen und mit Genugtuung sein Ende gutheißen, man kann aber alles auch mit den Augen der Liebe, der Barmherzigkeit und des Mitleids sehen. Gerade an die nicht eben vorbildlichen Korinther schreibt Paulus: "Denn die Betrübnis nach dem Willen Gottes bewirkt Umsinnung zu einen unbereubaren Heil" (2Kor 7:10). Und wenn wir in Vers 11 weiterlesen, so finden wir etliche Punkte, die auch auf Judas zutreffen: "Denn siehe, gerade dies, euer gottgemäßes Betrübtsein, wieviel Fleiß hat es in euch bewirkt, sogar Verteidigung (Judas verteidigt Jesus vor den Hohenpriestern und Ältesten: "... weil ich unschuldiges Blut verriet"), sogar Entrüstung (die Judas über sein eigenes Verhalten empfand), sogar Furcht (die Judas zum Sündenbekenntnis trieb), sogar Sehnsucht (nach Wiedergutmachtung - er brachte die Silberlinge zurück), sogar Eifer (der ihn zu allem trieb), sogar Rache (die Judas an sich selbst vollzog)" Welch herrliche Worte lesen wir doch 1Kor 13:8: "Die (göttliche) Liebe wird niemals hinfällig" - weder bei Judas noch bei uns!

Golgatha: Kreuzigung

Joh 19:16b-18

"Die Krieger nahmen nun Jesus mit sich und führten Ihn ab. Sein Kreuz Selbst tragend, ging Er hinaus zur sogenannten Schädelstätte, die hebräisch Golgatha heißt, wo sie Ihn kreuzigten und mit Ihm andere zwei diesseits und jenseits, Jesus aber in der Mitte."

Um diesen letzten Tag, an dem der ins Fleisch gekommene Sohn Gottes noch lebte, mehr zu vervollständigen, greifen wir hier auf das Lukasevangelium zurück und lesen in Lk 23:26: "Als sie Ihn abführten, ergriffen sie einen gewissen Simon, einen Kyrenäer, der vom Feld kam. Dem legten sie das Kreuz auf, damit er es hinter Jesus hertrage."

Der Bericht des Johannes lässt uns annehmen, Jesus habe Sein Kreuz bis Golgatha getragen, bei Lukas hingegen scheint es der Kyrenäer Simon getragen zu haben - was ist richtig? Richtig sind beide Berichte, nur wurden sie von verschiedenen Beobachtungspunkten aus gesehen. Johannes erlebte mit, wie Jesus das Kreuz aufgeladen wurd, Lukas sah das Kreuz auf der Schulter des Simon, sein Standpunkt muss weiter entfernt vom Ausgangspunkt gelegen haben. Die beiden unterschiedlichen Bericht stehen damit nicht in Widerspruch zueinander, sonder ergänzen sich gegenseitig! Diese Tatsache zeigt uns, dass Gotte Wort keine Widersprüche kennt!Wenn solche auftreten, so liegt der Fehler immer an unserem eigenen mangelnden Wissen oder Verständnis. Gottes Wort beruht nicht immer nur auf einer einzelnen Aussage oder einzelnen Versen, sondern muss stets als Ganzes gelesen und verstanden werden! Nur so können Irrtümer und falsche Lehren vermieden werden. Diese Mahnung gilt auch uns, die wir der Körperschaft Christi angehören. Es ist richtig, dass unser Berufungsgut Paulus, dem Apostel der Nationen, gegeben wurde. Wer aber extrem nur noch jenen Teil des Wortes Gottes liest, den Paulus niedergeschrieben hat und dabei den anderen Teil vernachlässigt, oder gar völlig ablehnt, dem fehlen wichtige Bestandteile der Belehrung, der Überführung, der Zurechtweisung und der Erziehung in Gerechtigkeit, er ist ungenügend zubereitet und mangelhaft ausgerüstet zu guten Werken (gm 2Tim 3:16-17).

Die gestrigen Aussagen lehren uns, dass erst einmal Jesus das Kreuz (der Pfahl) aufgeladen wurde. Wer schon einmal einen Holzbalken oder Stamm von entsprechender Größe und Gewicht hochgehoben hat, der weiß, welch ungeheure Last dieser darstellt. Selbst für einen durchtrainierten Muskelmann ist das Tragen eines solches Holzpfahls über eine längere Stsrecke eine kaum zu schaffende Leistung. Wenn wir jetzt noch berücksichtigen, dass Jesus die vergangene Nacht fast pausenlos unter Geißelung verhört wurde, also kaum geschlafen haben dürfte, dass Er vor den Verhören schon den kräftezehrenden Kampf im Garten Gethsemane führte und auch die Tage und Nächte zuvor ganz besonders unter dem Schatten des nahenden todes furchtbar litt - dass Er also auf vielfältige Weise geschwächt war, so ist es ganz natürlich, dass Er unter der Last des Kreuzes zusammenbrach! Seine körperliche Kraft war erschöpft!

Den Kriegern, die Jesus abführten, lief in diesem Augenblick der Kyrenäer Simon über den Weg, der von seinem Feld kam. Er wurde gezwungen, den Holzpfahl aufzunehmen und hinter Jesus herzutragen (Mt 27:32).

Es ist tief bewegend, wenn wir diesen letzten Weg mit unserem Herrn in Gedanken mitgehen. Das Gesicht von den Händen der Kriegsknechte zerschlagen, in der Kopfhaut die Vielzahl der Dornen, der Rücken blutend von den Peitschenhieben, und auf diese offenen schmerzenden Wunden legte man Ihm auch noch den schweren Holzpfahl! Wie schmerzt es uns auch heute noch tief, wenn wir versuchen, dies alles nachzuempfinden. Und doch, welche Herrlichkeit sehen wir, wenn wir diesem zusammengebrochenen irdischen Körper den wenige Tage später auferstandenen Herrlichkeitskörper gegenüberstellen! Und welche Vorfreude für uns, dass auch unser oft so schmerzbeladener Körper die gleich Umwandlung erfahren darf, wie der unseres Herrn!

In Lk 23:32 erfahren wir, dass die beiden mit Jesus Gekreuzigten "Verbrecher" waren, die mit Ihm abgeführt wurden (lt. Mt 27:38 "Wegelagerer"); und Mk 15:23 berichtet, dass man Jesus auf Golgatha "Wein mit Myrrhe" zu trinken geben wollte, was Er aber ablehnte. Es war eine letzte menschliche Geste, dem erschöpften Todeskandidaten noch ein aufputschendes, berauschende Getränk zu verabreichen, doch Jesus lehnte diese Hilfe ab - Er wollte ohne menschliche Hilfe die Qualen des Todes bis zur Neige auskosten!

Es war kein Zufall, dass Jesus inmitten von zwei Verbrechern gekreuzigt wurde, denn dies beiden Mitverurteilten verkörpern die Menschheit, verkörpern auch uns! Sie wurden mit Christus gekreuzigt, am selben Ort, zur selben Stunde. Möge uns dies heute ganz wichtig werden, weil wir in diesen Verbrechern uns so sehen müssen, wie uns Gott ohne Christus Jesus sehen würde. Von Rechts wegen gehören wir an ihre Stelle. Dabei müssen wir beachten, dass es nicht nur der Tod ist, den wir verdient hätten, sondern der Fluchtod am Pfahl, ein Ende in Schmach und Schande, wie es zumindest einer der beiden Verbrecher neben Christus darstellt.

Die meisten von uns würden sich nie mit diesen Verbrechern identifizieren, und doch gehören wir mit ihnen zusammen! Gott macht keine Unterschiede zwischen kleinen und größeren Sünden, das Urteil steht über der gesamten Menschheit einhellig fest! Jeder Mensch muss einmal erkennen, dass "er" an das Kreuz gehören würde. Wer bei diesem Erkennen angelangt ist, für den wird sie dann zur Herrlichkeit, denn er darf erfahren, dass Jesus Christus für ihn starb! Das Kreuz ist der Mittelpunkt unseres Glaubens, in Jesu Tod liegt unsere Rettung, ja die des gesamten Alls.

Joh 19:19-20

"Auch eine Inschrift hatte Pilatus schreiben und oben am Kreuz anbringen lassen, und zwar war geschrieben: Jesus der Nazarener, der König der Juden. Weil die Stätte, wo Jesus gekreuzigt wurde, nahe bei der Stadt war, lasen nun viele Juden die Inschrift, zumal sie hebräisch, lateinisch und griechisch geschrieben war."

Zu obigem Text lesen wir ergänzend Mt 27:37: "Oben über Seinem Haupt brachten sie eine Inschrift mit Seiner Schuld an: Dieser ist Jesus, der König der Juden."

Die Inschrift über dem Haupt des gekreuzigten Christus enthielt die gegen ihn vorgebrachte Anklage. Die Schuld Jesu aus der Sicht der Juden war, dass Er behauptete, Er sei der König der Juden. Pilatus hatte erkannt, dass Jesus unschuldig und der Grund der Anklage lediglich ein Vorwand war, Ihn loszuwerden, weil die geistlichen Führer des Volkes um ihre Vormachtstellung fürchten. Die Inschrift klagte die Schriftgelehrten und Pharisäer, ja das ganze Volk an, solange das Kreuz stand. Und auch darüber hinaus mahnte die Inschrift in den Herzen der Mordanstifter und wird ihnen einmal vor dem großen weißen Thron bewusst machen, dass sie die Schuldigen sind und das Urteil, das über sie ausgesprochen wird, gemäß dem göttlichen Gesetz gerecht ist!

Wir dürfen uns hier erneut des Vorrechts bewusst sein, in der Verwaltung der Gnade zu leben, denn im Fleisch sind wi r nicht besser als jene Schriftgelehrten und Pharisäer. Und so wie diese Inschrift des Pilatus die Juden ständig anklagen wird, so dürfen wir in Bezug auf uns in Kol 2:14 lesen: Er hat die wider uns lautende Handschrift der Erlassen, die unser Gegner war, ausgelöscht und sie aus der Mitte genommen, indem Er sie an das Kreuz nagelte." Wir sehen hier eine zweite, unsichtbare Inschrift an das Kreuz genagelt, die uns betrifft; nur - die sichtbare klagt an, die unsichtbare hebt die Schuld auf! Wie dürfen wir doch jeden Tag dankbar sein, dass wir in Ihm so überaus reich gemacht sind, dass uns nie mehr etwas anklagen kann!

Joh 19:21-22

"Dann sagten die Hohenpriester der Juden dem Pilatus: Schreibe nicht: Der König der Juden, sondern dass jener gesagt hat: König der Juden bin Ich. Pilatus antwortete: Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben!"

Pilatus war nicht gewillt, den Juden noch mehr nachzugeben. Mit seinem Spruch dokumentierte er nicht nur seine Meinung, sondern auch die Wahrheit.

Die Oberen der Juden ließen der Gesinnung ihres Fleisches freien lauf; sie heuchelten, suchten zu lügen, zu betrügen, und dies auch noch, als sie dem Pilatus längst das Todesurteil über Jesus abgetrotzt hatten. Doch die Gesinnung des Fleisches ist Tod, wie uns Röm 8:7 lehrt, ja sie ist Feindschaft gegen Gott. Die Oberen der Juden und mit ihnen das gesamte Volk, das in dieser fleischlichen Gesinnung verharrte, werden kein äonisches Leben im Königreich haben, sondern vor dem großen weißen Thron ihre Anklage hören müssen. Wir, die Glieder am Körper des Christus, dürfen die Gesinnung des Fleisches erkennen und diese rechtzeitig bekämpfen. Dabei werden recht unterschiedliche Mittel angewandt: Ein Teil der Gläubigen versucht unter großen Anstrengungen, das Fleisch zu verbessern, was aber fast immer in größten Enttäuschungen endet. Sie haben noch nicht erkannt, dass im Fleisch nichts Gutes wohnt (Röm 7:18), dass es überhaupt nichts nützt (Joh 6:63), dass es verdirbt (2Kor 4:16). Ihr Kampf ist also vergeblich! Wir müssen den richtigen Kampf kämpfen, wie es der gereiftere Teil der Gläubigen tut. Diese wenden das einzig erfolgreiche Konzept an: Sie entziehen dem Fleisch die Nahrung, indem sie es in den Tod geben, es mit christus am Kreuz im Tode sehen. Praktisch sieht das so aus, dass sich unsere Sinne und Gedanken so wenig wie möglich mit dem Irdischen (Fleischlichen) befassen, wir darüf umso mehr auf das sinnen, was droben ist, wo Christus ist, zur. Rechten Gottes sitzend (Kol 3:1-2).

Joh 19:23-24

"Als nun die Krieger Jesus gekreuzigt hatten, nahmen sie Seine Kleider und machten vier Teile, für jeden Krieger ein Teil, dazu das Untergewand. Nun war abaer das Untergewand ohne Naht, von oben an ganz durchgewebt. Daher sagten sie zueinander: Wir sollten es nicht zerreißen, sondern darum würfeln, wer es haben soll - damit die Schrift erfüllt werde, welche sagt: Sie verteilten Meine Kleider unter sich und warfen über Mein Gewand das Los. Das taten nun die Krieger."

Wir wollen nochmals eine Zeitbestimmung vornehmen und lesen in Mk 15:24-25: "Nachdem sie Ihn gekreuzigt hatten, verteilten sie Seine Kleider, indem sie das Los darüber warfen, was ein jeder nehmen sollte. Es war die dritte Stunde, als sie Ihn kreuzigten." In Joh 19:14 wird uns gesagt, dass Jesus ebenfalls "etwa um die dritte Stunde" von Pilatus verhört wurde. Dies bedeutet, dass noch keine Stund von dem Zeitpunkt des Verhörs vor Pilatus und Seiner Kreuzigung vergangen war. Die "dritte Stund" beginnt ja nach unserer Zeitrechnung um 9.00 Uhr vormittags.

Die römischen Soldaten, die die Kreuzigung ausführten, warfen das Los über Seine Kleider. Dies war nicht nur römische Sitte, auch bei Israel spielte das Los eine Rolle. In 3Mo 16:8-10 wurde der Bock des Sühneopfers durch das Los bestimmt, in 4Mo 26:55 und 4Mo 33:54 entschied das Los über die Landverteilung durch Josua, und gemäß Spr 18:18 macht das Los auch dem Hader ein Ende. Menschlich gesehen war diese Loswerfung Glück bzw. Zufall, doch Gottes Wort lehrt uns: "Der Mensch wirft das Los; aber es fällt, wie der Herr will" (Spr 16:33). Im NT haben wir zwei Beispiele für das Loswerfen, einmal dies um des Herrn Gewand, dann der Losentscheid über die Nachfolge des Judas, wobei Matthias das Los traf (Apg 1:26). Dass aber der Losentscheid der Kriegsknechte noch weiter blicken lässt, wollen wir morgen betrachten.

Gottes Wort sagte das Ergebnis der Kleiderverteilung in Ps 22:19 voraus: "Sie werden meine Kleider unter sich verteilen und über mein Gewand das Los werfen". Wenn nun dieser Vorgang so lange vorausgesagt wurde, dürfen wir dahinter auch eine tiefere Bedeutung suchen.

Da wäre zum einen die Tatsache, dass sich Gottes Voraussagen bis in kleinste Detail erfüllen, was ja auch unseren Glauben immer wieder stärken darf. Dann sehen wir, dass die Kriegsknechte den unmittelbaren gewinn aus Jesu Kreuzigung hatten, als sie in den Genuss der Kleider Jesu kamen. Ein Problem gab es nur bei dem durchgehend gewobenen Untergewand; weil es zu schade gewesen wäre, dieses Gewand zu teilen, wurde das Los geworfen. In diesem kleinen und unscheinbaren Geschehen könnten nun Folgendes gesehen werden:

Die Kleider Jesu war für alle (Kriegsknechte), doch das Innengewand war nur für einen bestimmt, den das Los traf (wobei wir wiederum an Spr 16:33 denken, dass das Los so fällt, wie Gott es will). Im übertragenen Sinn können wir sagen: Der Tod Jesu Christi bringt Segnungen für alle, eine besondere Segnung jedoch nur für eine von Gott vorherbestimmte Gruppe Heiliger!

Wir können in der einen Person, die das Los gewann, die Auswahl aus Israel sehen, wir können aber auch auf uns schauen, denn: "In Ihm hat auch uns das Los getroffen, die wir vorherbestimmt sind" (Eph 1:11), uind dieses Losteil ist überhimmlischer Natur (Eph 1:3 und Eph 1:14), ja wir sind direkt Losteilinhaber Gottes (Röm 8:17). Wie darf uns doch dieses Wissen immer wieder neu erfreuen und glücklich machen, lässt es uns doch über all den irdischen Kummer und das Leid hinwegsehen auf Christus Jesus, unser Haupt, in dem uns ja dieses herrliche Los getroffen hat!

"Bei Jesu Kreuz...."

Da Johannes einige wichtige Geschehen überspringt, wollen wir diese, wie schon zuvor, in den anderen Berichten suchen.

In der dritten Stunde, also zwischen 9 und 10 Uhr, wurde Jesus inmitten zweier Verbrecher gekreuzigt. In Lk 23:39-43 (bitte lesen) wird uns am ausführlichsten über das Gespräch der Verbrecher mit Jesus berichtet. Als einer der Verbrecher über Jesus lästerte, verwarnte ihn der andere und bekannt nicht nur seine eigene Schuld, sondern auch die Unschuld Jesu. Dazu anerkannte er Jesus als König, indem er Ihn bat, seiner zu gedenken, wenn Er in Sein Königreich kommt. Viele Gläubige lesen aus den herkömmlichen Übersetzungen heraus, Jesus habe dem Verbrecher verheißen, heute, am Tag ihres Todes, mit Ihm im Paradies zu sein - doch dem ist nicht so! Der Urtext lautet nämlich: "Wahrlich, dir sage Ich heute: Mit Mir wirst du im Paradiese sein!" Von diesem Königreich hatten die Propheten geweissagt, und dieser Verbrecher glaubte, dass der Mann an seiner Seite der König sei, der es aufrichten werde - welch ein Glaube! Dabei dürfen wir davon ausgehen, dass der Verbrecher mit der volkstümlichen Vorstellung des Königreiches als eines Paradiesgartens (das aus dem Persischen stammende Wort "Paradies" bezeichnet einen Park) vertraut war. Die Schrift weiß nirgends von einem Paradies, welches Jesus und der Schächer "heute" am Tag ihres Todes, hätten betreten können, sie berichtet uns nur von der zukünftigen "neuen Erde" (5. Äon) als Paradies, in welchen Paulus schauen durfte (2Kor 12:4).

Weiter berichten alle übrigen drei Berichte von einer Finsternis, welche von der 6. bis zur 9. Stunde, also von 12 bis 15 Uhr unserer Zeitrechnung, über das ganze Land kam (Mt 27:45; Mk 15:33; Lk 23:44). Finsternis versinnbildlicht den Tod, ebenso wie Licht das Leben. Als das Licht der Welt langsam sein Leben aushauchte, bedeckte Finsternis das gesamte Land. Sechs Stunden hing Jesus insgesamt am Kreuz, wobei die letzten drei Stunden Seinen besonders qualvollen Todeskampf darstellten.

Joh 19:25-27

"Bei Jesu Kreuz standen Seine Mutter, die Schwestern Seiner Mutter, Maria, die Frau des Klopas, und Maria, die Magdalenerin. Als nun Jesus Seine Mutter sah und den Jünger, den Er liebte, dabeistehen, sagte Er zu Seiner Mutter: Frau, siehe, dein Sohn! Danach sagte Er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Von jener Stunde an nahm der Jünger sie in sein eigenes Haus."

Insgesamt sieben Aussprüche tat Jesus vom Kreuz herab. Den ersten Ausspruch lesen wir in Lk 23:34. Der zweite Ausspruch galt dem Verbrecher, der an Seite hing, den dritten lesen wir in unserem heutigen Leitvers. Doch bevor wir uns diesen Worte zuwenden, wollen wir doch noch vorher Seine ersten Worte hören: "Vater vergib ihnen" Denn sie wissen nicht, was sie tun." (Lk 23:34).

Das erste Wort, das der Herr am Kreuz aussprach, war "Vater". Ein gesegneteres Wort hätte Er, am Pfahl hängend, nicht aussprechen können. In ihm liegt alle Qual, alles Leid, alle Liebe und alle Hingabe, aber auch die Gewissheit: Der Vater ist bei Mir - "Denn Gott war in Christus, die Welt mit Sich Selbst versöhnend" (2Kor 5:19). Unten am Kreuz standen nicht nur die römischen Kriegssoldaten, die Ihn kreuzigen mussten, sondern auch die Ihn höhnisch schmähenden Hohenpriester mit den Schriftgelehrten und Ältesten (Mt 27:41). Auf alle, die Ihn in blindem Hass zu Tode brachten, blickte Er nun in unsäglichem Erbarmen und Liebe herab. Gerade für sie Seine erbittertsten Feinde, bat Jesus um Vergebung, wusste Er doch, dass Er auch für sie den Sühnetod starb (gem. Röm 5:8-9). Aber Er tat noch mehr, Er trat auch als Entlastungszeuge für sie auf: "Denn sie wissen nicht, was sie tun!" Damit befreite Er sie von dem Fluch des Gesetzes, denn jedem Israeliten droht die Blutrache, wenn er aus Hass jemand tötet (4Mo 35:16-21). Geschah aber die Ermordung "ohne Wissen" (5Mo 19:4-5), so gab es für den Mörder eine Zufluchtsstätte. Da nun die Obersten Jesu aus Hass und Neid töteten, hätten sie n ach dem Gesetz mit dem Tod bestraft werden müssen. Doch mit Seinem Ausspruch enthob sie Jesus den Forderungen des Gesetzes - welch unendliche Liebe zu Seinen Peinigern!

Mit diesem dritten Ausspruch gibt der Herr erneut einen Beweis dafür, dass Ihn Seine Leiden nicht abhalten konnten an andere zu denken. Dabei beachten wir, dass Er zuerst Seiner Feinde gedachte und erst danach Seiner Mutter und des Johannes. Diese Gesinnung ruft uns zur Nachahmung auf, ist es doch leider so, dass wir zuerst für die uns Nahestehenden beten oder beten lassen, unsere Feinde jedoch meistens übergehen!

Das künftige Los Seiner Feinde stand für Jesus im Vordergrund; wie traurig, dass so viele Gläubige meinen, Er habe als künftiger Richter mit dieser Gesinnung gebrochen und verurteile zu einer ewig dauernden Strafe oder Vernichtung!

Nachdem Sich Jesus Seiner Feinde und des Verbrechens an Seiner Seite angenommen hatte, galt Seine Fürsorge Seiner Mutter. Die Worte, mit denen Er sie und den Jünger bedachte, strahlen eine eindrucksvolle Ruhe aus, sie zeugen von der trauten Gemeinschaft des Sohnes mit dem Vater.

Als der Vater Seinen Sohn sandte, geschah dies zur Aussöhnung der Ihm feindlich gesinnten Welt. Diesen Auftrag und die damit verbundene Gesinnung lebte der Sohn während Seiner ganzen Erdenzeit aus, selbst als Er sterbend am Kreuz hing. Und gerade am Kreuz erstrahlt uns Seine liebende Gesinnung ganz besonders.In schwersten Todesqualen leuchten Seine Worte hell auf: "Wer Mich gesehen hat, der hat den Vater gesehen!" (Joh 14:9).

Diese Gesinnung war dem Sohn nur möglich, weil er auch am Kreuz in innigster Gemeinschaft mit dem Vater war.

Mt 27:46

"Eloi, Eloi, lema sabachthani!"

Um auch die Aussprüche am Kreuz vollständig und in der genauen Reihenfolge betrachten zu können, wenden wir uns heute wieder Matthäus zu. Dieser vierte Ausspruch hat zu heftigen Irritationen geführt weil die Übersetzungen umstritten sind. Wir nennen drei uns bekannte Möglichkeiten mit recht deutlichen Unterschieden:

  1. Traditionell: "Mein Gott, Mein Gott, warum hast Du Mich verlassen?"
  2. Konkordant: "Mein Gott, Mein Gott, wozu Du Mich verlassen hast!"
  3. Bruder Jaegle: "Mein Gott, Mein Gott, wozu Du Mich übriggelassen hast!"

Nr 1) ist schon deshalb äußerst bedenklich, weil der Herr wusste, warum Er starb, und wenn dies zuträfe, Er auch gewusst hätte, warum Ihn der Vater verlassen hat!
Nr 2) lässt zwar die Unwissenheit aus dem Spiel, bleibt aber noch bei der Anerkennung des Verlassenseins.
Erst Nr 3) verlässt das Verlassensein zugunsten des freudigen Anerkennens eines "Übriggelassenseins" für diesen einmaligen Opferdienst.

Der nachdenkliche Leser muss nach der Ruhe, welche die bisherigen drei Aussprüche Jesu ausstrahlten, zutiefst betroffen sein, wenn er jetzt plötzlich diesen Aufschrei vernimmt. Rückhaltlos soll der Herr vor der ganzen Welt diesen Verzweiflungsschrei ausgestoßen haben? Bestürzt, ja enttäuscht vernehmen wir aus diesem Schrei, dass der Vater Sich vom Sohn abgewandt haben soll. Irritiert müssten wir uns fragen, was denn so plötzlich zwischen Vater und Sohn vorgefallen ist? Denn die vorigen drei Aussprüche zeigen ja mehr als deutlich die Gemeinschaft von Vater und Sohn!

Die Unhaltbarkeit der ersten und zweiten Auslegung zeigt sich auch darin, das Jesus immer wieder betonte: "Ich und der Vater - Wir sind eins (Joh 10:30). Auch gilt vor allem: "Denn Gott war in Christus, die Welt mit Sich Selbst versöhnend" (2Kor 5:19). Sollte Gott Selbst dieses Wort entleeren, indem Er den Sohn in dem Moment verließ, also nicht mehr in Christus war, als dieser das Lösegeld darbrachte?

Mit großer Dankbarkeit gedenken wir des Gründers unseres Werkleins, Bruder Matthias Jaegle, der sich trotz Anfeindungen zu der neuen Übersetzung obiger Worte bekannte: "Mein Gott! Mein Gott! Wozu Du Mich übriggelassen hast!"

Es steht außer Zweifel, dass diese Übersetzung von sprachlicher Seite durchaus richtig ist (auch Br. F.H. Baader lässt diese Möglichkeit in der DaBahaR-Übersetzung in einer Randbemerkung zu).

Wenn wir diesen vierten Ausspruch Jesu nach Br. Jaegle lesen, ergibt sich ganz anderes Bild: Kein Verzweiflungsschrei, kein "warum", sondern ein Siegesschrei, der zum Ausdruck bringt: Der Sohn ist übriggelassen zum Vollbringen der Erlösung - dieses göttliche Werk war in diesem Moment zum Ziel gebracht!

In Christus geliebte Leser, jeder von uns muss die Kraft haben, traditionelle Auslegungen zu überdenken und auch abzulegen, wenn es um die Richtigkeit und Wahrheit im Wort Gottes geht. Welche Kämpfe und Anfeindungen musste unser allseits geschätzter Bruder A.E. Knoch überstehen, als er gegen die Tradition anging.

Sollte Christus in diesem Moment einen Verzweiflungsschrei ausstoßen? Es konnte nur ein Siegesschrei sein! Das Werk der Erlösung konnte nur in innigster Gemeinschaft von vater und Sohn vollbracht werden, niemals durch Abkehr des Vaters vom Sohn in dessen wichtigster Stunde. Die Aussage: "Gott war in Christus ..." besagt ja so überdeutlich, dass Sich Gott mit dem Opfer des Sohnes vollständig identifizierte - Er war in Ihm!

(Eine ausführliche Darstellung dieser Übersetzung enthält unsere Schrift "Christi Schrei am Kreuz").

Golgatha: Tod

Joh 19:28

"Danach, als Jesus wusste, dass schon alles vollbracht war sagte Er, damit die Schrift vollkommen erfüllt werde:"

Wir kommen zu den letzten drei Aussprüchen Jesu am Kreuz. Doch bevor wir den fünften Ausspruch hören, trat der Geist Gottes auf den Plan und gibt uns einen tiefen Einblick in Jesu Herz, denn allein der Geist Gottes konnte so genau wissen, was im Herzen des Herrn während des Vollbringens der Opfertat vorging.

Aus unzähligen Schriftworten wissen wir, dass der Herr einen Blick in die Zukunft besaß, der bis in die Vollendung reichte. Er wusste, dass dieses Ziel durch Seinen Kreuzestod und die Dahingabe Seines Blutes erreicht wird. Dass Sein Geist auch während der furchtbaren Qualen am Kreuz gleichbleibend Klarheit besaß, beweiset unser Leitvers: Jesus wusste genau, was und wieviel Er zu durchleiden hatte, und Er wusste auch ganz genau, wann es vollbracht war! Der Geist Gottes zeigt uns den Blick in Jesu Herz, und mit dem Wort "danach" dürfen wir erkennen, dass Jesus wusste, dass ab diesem Zeitpunkt alles vollbracht war! Können wir uns vorstellen, was bei diesen durch Gottes Geist enthüllten Worten in Jesu Herz vorging? Können wir uns vorstellen, welch kaum, vorstellbares Glücksgefühl Ihn erfüllt haben muss? Und die trotz allergrößter körperlicher Leiden?

Aber es geht noch weiter. Schon während Seines Erdenlebens ging dem Sohn die Erfüllung der göttlichen Verheißungen über alles. Immer wieder lesen wir: "Damit die Schrift erfüllt werde" (Joh 15:25; Joh 17:12, Joh 18:9). Jesus wusste, dass jede Erfüllung des Wortes dem Vater zur Verherrlichung diente. Wie wenig wird gerade in diesem Punkt der Herr von den Herausgerufenen nachgeahmt! Anstatt zu allen Verheißungen und Aussagen Gottes ein "Ja" zu haben, erklingt ein unharmonischer, verschiedenstimmiger Chor zu Gott empor, aus dem dazu noch ein überwiegendes "Nein" herausklingt! Doch: "so wahr Gott getreu ist: unser Wort, das an euch ergeht, ist nicht einmal Ja und einmal Nein ... denn all die Verheißungen Gottes sind Ja in Ihm" (2Kor 1:18-20).

Joh 19:28-29

".... sagte Er, damit die Schrift vollkommen erfüllt werde: Mich dürstet. Es stand aber dort ein Gefäß angefüllt mit Essig; Man streckte daher einen essigetränkten Schwamm auf einen Ysopstengel und hielt Ihm diesen an den Mund."

Jesus fünfter Ausspruch lautete: "Mich dürstet". Gewiss war schon vorher Sein gequälter Körper von brennendem Durst erfüllt, doch war Er von Seinem Erlösungswerk derart durchdrungen, dass dieses fleischliche Verlangen ganz im Hintergrund blieb.

Aber jetzt, als Er wusste, dass schon alles vollbracht war, kam das Verlangen, diesen brennenden Durst zu löschen, zum Vorschein.

Aus allen Worten, die der Herr bisher am Kreuz ausgesprochen hatte, strahlte die Herrlichkeit Seiner Gottessohnschaft. Keiner der Aussprüche zeigte auch nur im geringsten die Ihn ohne Unterlass quälenden fürchterlichen Schmerzen. Dieser fünfte Ausspruch zeigt uns Jesus als "den leidenden Menschensohn". In den zwei Worten: "Mich dürstet" offenbart Er uns auch Seine menschlichen Bedürfnisse!

Damit fanden zwei Psalmworte ihre Erfüllung: "Wie Wasser bin ich ausgegossen und alle meine Gebeine trennen sich. Mein Herz wird wie Wachs, geschmolzen ist es inmitten meines Innern. Meine Kraft ist trocken wie eine Scherbe, und meine Zunge klebt an meinen Kiefern" (Ps 22:15-16). Das andere ist: "Und für meinen Durst lasse sie mich Essig trinken" (Ps 69:22).

Seine Worte "Mich dürstet" erfüllten die Schrift vollkommen, d.h. einer Prophezeiung wurde die Erfüllung hinzugetan. Wie wunderbar fügt sich alles, denn wie nach Hebr 2:10 und Hebr 5:8.9 Christus durch Leiden vollkommen gemacht wurde, so wurde durch Sein Wort am Kreuz die Schrift vollkommen erfüllt!

Joh 19:30

"Als nun Jesus den Essig genommen hatte, rief Er aus: Es ist vollbracht!"

Schon zuvor in Vers 28 wusste Jesus innerlich, dass alles vollbracht war. Doch nun erklang Sein Jubel- und Siegesschrei öffentlich, für alle Umstehenden hörbar. Das von Ihm zu vollbringende Werk, für welches Gott Ihn übriggelassen hatte, war zum Ziel geführt, es war vollbracht.

Wir können nicht groß genug von diesem Ausrufe des sterbenden Sohnes Gottes denken, um seinen gesamten Heilsinhalt im Glauben aufzunehmen. Dieser Ausruf gilt nicht nur einer winzig kleinen Zahl der Menschheit, die aus vermeintlich eigenem Willen den Glauben an Christus Jesus aufbringt, nein, er schließt das gesamte All ein, umfasst alle Geschöfpe Gottes, ob aus der sichtbaren oder unsichtbaren Welt.

Welche furchtbaren Stunden lagen hinter dem Herrn! Von 9 bis 15 Uhr (nach unserer Zeitrechnung) hing Jesus am Holz, ständig rann Sein kostbares Blut am Pfahl herab; zu den unvorstellbaren Schmerzen kam die Vollmacht der Finsternis hinzu, die Ihn in für uns nicht vorstellbarer Weise quälte und peinigte! Mit geistgewirkten worten gibt uns Jes 53 einen Eindruck von dem, was Er erleiden musste - für uns! Es muss unser täglicher Dank und Lobpreis sein, dass solches für uns vollbracht wurde, nicht hoch und oft genug können wir dem Herrn für diesen alles überragenden Liebeserweis danken, der uns den Zutritt zum Vater ermöglicht hat, und dies bei völliger Freilösung durch Sein Blut.

Der Siegesruf könnten nie einem Schrei der Verlassenheit folgen, er harmoniert nur, wenn wir die richtige Wahl der Auslegung treffen: Das Werk, für welche Gott Ihn übriggelassen hat, "es ist vollbracht!"

"neigte das Haupt und übergab den Geist."

Als direkten Ausspruch Jesu lesen wir diesen in Lk 23:46: "Und Jesus rief mit lauter Stimme: Vater, in Deine Hände befehle Ich Meinen Geist! Nach diesen Worten hauchte Er aus." Damit war die Verbundenheit mit dem Vater auch in der Sterbeminute vorhanden!

In Joh 6:63 lasen wir: "Der Geist ist es, der lebendig macht". In Röm 8:6 steht ähnliches geschrieben: "Die Gesinnung des Geistes aber ist Leben und Friede." Der Geist ist damit die Quelle des Lebens. Bei der Erschaffung des Menschen lesen wir: "Und es bildet Ieue Alueim den Menschen aus Erdreich vom Ackerboden und haucht in seine Nase den Odem der Lebenden, und der Mensch wird zu einer lebenden Seele" (1Mo 2:7). Wir vernehmen deutlich, dass Adam zwar eine lebende Seele wurde, dies wurde er durch Gottes Odem, den Geist. Leben in allen Phasen ist also immer abhängig von Gottes Odem oder Geist, er ist eine Gabe Gottes an die Menschen.

Wenn Gott den Geist zurücknimmt, erlischt alles Leben; oder umgekehrt. Wenn der Mensch stirbt, kehrt der Geist zum Geber. zurück, zu Gott. Bei dem Tod Jesu war es nicht anders. Nach Lk 23:46 befahl Er Seinen Geist in Gottes Hände, nach unserem Leitvers übergab Er ihn dem Vater. Damit trat Jesus in den Tod ein, was bedeutete, dass Sein Körper zur Verwesung ins Grab ging (die aber nicht stattfand), und Seine Seele den Hades, das Ungewahrte betrat, wo alles Fühlen und Empfinden nicht mehr existierte. Sein Geist jedoch kehrte vorerst als einziges zurück zu Gott, der ihn wie ein Kleinod in Seine Obhut nahm. Damit war auch die Vollmacht der Finsternis beendet, denn es gab nichts mehr, woran sie Jesus weiterhin hätten quälen können!

Wieviel schlimmste Verirrungen würden wir Gläubige vermeiden können, wenn wir die schriftgemäße Tatsache glauben, dass keinerlei Bewusstsein vorhanden ist, wo Körper, Seele und Geist getrennt sind, wie dies im Tod der Fall ist!

Obwohl uns allen die Bedeutung des Todes Jesu bekannt ist, ist es uns ein Bedürfnis, gerade hier, an dieser Stelle, erneute dessen zu gedenken, was uns durch diesen zuteil wurde.

Bedenken wir. Auch wir waren einst tot (geistlich gesehen) in unseren Kränkungen und Sünden gegenüber Gott, auch wir gingen in den Begierden des Fleisches einher und waren von Natur aus Kinder des Zorns. Unser Platz wüäre der des lästernden Verbrechers gewesen, der an Jesu Seite mitgekreuzigt wurde. Statt dessen sind wir in einen überfließenden Strom von Gnade versetzt worden, ja noch mehr: Wir sind in Ihm, unserem Herrn und unser Haupt, hineinversetzt worden. Für uns heißt es jetzt: "Also auch ihr! Rechnet damit, dass ihr selbst der Sünde gegenüber tot seid, aber lebend. für Gott in Christus Jesus, unserem Herrn"! (Röm 6:11).

Mit christus am Kreuz starb auch unsere alte Menschheit, unser sündiges Fleisch. Was tot ist, kann uns nie mehr anklagen; es kann uns höchstens mnoch zu schaffen machen, weil wir diesen neuen Besitz vorerst nur im Glauben festhalten können - dies aber umso gewisser! Mit dem Tod unserer alten Menschheit ist aber in Christus eine neue Schöpfung geworden: "Das Ehemalige verging (starb am Kreuz), siehe, es ist neu geworden" (2Kor 5:17). Und dann lesen wir weiter: "Das alles aber ist aus Gott, der uns durch Christus mit Sich Selbst versöhnt...".

Sein furchtbares Leiden, Seine unsagbare Pein, Sein schmach- und qualvoller Tod am Pfahl haben bewirkt,, dass wir heute ausrufen können: "Denn ich bin überzeugt, dass weder Tod noch Leben, weder Boten noch Fürstlichkeiten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch Mächte, weder Höhe noch Tiefe, noch irgendeine andere Schöpfung uns werden scheiden können von der Liebe Gottes, die in Christus ist unserem Herrn" (Röm 8:38-39).

Nachdem Jesu Tod eingetreten war, ereigneten sich neben der schon bestehenden Finsternis drei weitere Ereignisse: "Und siehe, der Vorhang des Tempels zerriss in zwei Teile, von oben bis unten, die Erde bebte, die Felsen wurden gespalten, die Gräber aufgetan, und viele Körper der entschlafenen Heiligen erwachten" (Mt 27:51-53a).

Laut Hebr 9:24 wissen wir, dass die heiligen Stätte, der Tempel, nur Gegenbilder der wahrhaften himmlischen sind, also auch der Vorhang im Tempel. Dieser Vorhang schied das Heilige vom Allerheiligsten. Er verhüllte das ganze Jahr über die Bundeslade vor den Blicken der Diener Gottes - nur einmal im Jahr durfte der Hohepriester den Vorhang durchschreiten. Nach Hebr 10:20 ist der Vorhang ein Bild des Erlösers, er ist Sein Fleisch, das für uns geschlachtet wurde - ein lebendiger Weg durch den Vorhang hindurch! Das Zerreißen des Vorhanges in zwei Hälften deutet an, dass Gott die Scheidewand zwischen Sich und Israel geöffnet hat.

Die Erschütterung der Erde zeigte, dass das Alte abgetan und ab sofort eine neue feste Grundlage für Seinen göttlichen Segen gelegt war, und nach Hebr 12:27 bezweckte die Erschütterung, dass "das bleibe, was nicht erschüttert werden kann."

Dann lesen wir von dem Erwachen vieler Heiliger in den Gräbern. Sie weisen auf die Überwindung des Todes hin. Wir beachten hier, dass diese erst einmal nur erwachten! Sie blieben noch so lange in ihren Gräbern, bis Er Selbst aus Seinem Grab gekommen war, "dass Er in allem der Erste werde" (Kol 1:18b). Nach Seiner Auferweckung kamen sie aus den Gräbern heraus" (Mt 27:53). Die Heiligen wurden. zum Erweis der Macht Christi über den Tod auferweckt. Nachdem sie diesen Auftrag erfüllt hatten, lesen wir nichts mehr über sie. Dafür sagt Sein wort, dass die Heiligen erst bei Seinem Kommen äonisches Leben erhalten werden. Dies bedeutet eine vorübergehende Rückkehr dieser bei Matthäus genannten Zeugen in ihre Gräber!

Joh 19:31-33

'"Die Juden nun (weil es der Vorbereitungstag war und damit die Körper am Sabbat nicht am Kreuz blieben, denn jener Sabbat war ein hoher Festtag) ersuchten den Pilatus, dass ihnen die Beine zerschmettert und sie dann abgenommen würden, daher kamen die Krieger und zerschmetterten den ersten der mit Ihm gekreuzigt war, die Beine und ebenso auch dem anderen. Aber als sie zu Jesus kamen, gewahrten sie, dass Er schon gestorben war, und zerschmetterten. Seine Beine nicht."'

Zwei total unterschiedlich Gruppen von Menschen standen unten am Kreuz des gestorbenen Herrn: Einmal waren es die römischen Soldaten mit ihrem Hauptmann, und dann sehen wir die Pharisäer und das jüdische Volk. Wir lasen gestern von den drei Ereignissen, die sich, zusätzlich zu der Finsternis, bei Jesu Tod ereigneten. Man sollte annehmen, dass sich ob dieser gewaltigen Naturwunder tiefste Bestürzung unter den Juden ausgebreitet hätte, doch lesen wir nicht dergleichen, im Gegenteil! Ihr ganzes Trachten war darauf ausgerichtet, dass an ihrem großen Sabbat kein Körper am Kreuz hängen blieb. Nicht einmal den Tod der Gekreuzigten wollten sie abwarten. Und obwohl es nach der Schrift verboten war, einem Opfer die Beine zu brechen, baten sie Pilatus gerade um diese Handlung - welch abgrundtiefe Heuchelei!

Über die andere Gruppe lesen wir: "Der Hautmann aber und die, die mit ihm Jesus bewachten, fürchteten sich sehr, als sei das Erbeben und das sonstige Geschehen gewahrten, und sagten: Wahrhaftig, dieser war Gottes Sohn!" (Mt 27:54). Es ist bewegend, wenn hier als erster ein römischer Soldat, der durch sein Kriegshandwerk sicher viel Brutalität gewohnt war, dieses gewaltige Zeugnis ablegte. Wir sind überzeugt, dass er einst wieder vor Ihm stehen und einen gerechten Richter finden wird., der auch dieses Zeugnis in rechter Weise würdigt.

Joh 19:34-37

"Einer der Krieger jedoch durchbohrte Seine Seite mit einer Lanzenspitze, und sogleich kamen Blut und Wasser heraus. Dies hat einer bezeugt, der es gesehen hat; sein Zeugnis ist wahrhaft, und jener weiß, dass er die Wahrheit sagt, damit auch ihr es glaubt. Denn dies ist geschehen, damit die Schrift erfüllt werde: Kein Knochen soll an Ihm gebrochen werde. Und wieder eine andere Schriftstelle sagt: Sie werden auf Ihn sehen, den sie durchstochen haben."

Johannes, der dieses Evangelium schrieb, war es, an den Jesus. eines Seiner letzten Worte richtete. Johannes war also dabei, als dies alles geschah, er könnte somit selbst dieser Zeuge gewesen sein.

Da Jesus schon tot war, wäre der Lanzenstich in Seine. Seite überflüssig gewesen, doch auch der Kriegsknecht musste das ausführen, was Gottes Wort vorausgesagt hat. In 2Mo 12 gebietet Gott das Opfer des Passahlammes, und in Vers 2Mo 12:46 wurde Israel befohlen, diesem kein Bein zu. zerbrechen. Und getreu dieser Anweisung durften auch dem wahren Passahlamm die Beine nicht gebrochen werden, im Gegensatz zu den Verbrechern an Seiner Seite. Die andere Schriftstelle finden wir in Sach 12:10. Wortgenau führte der Krieger, diese Weissagung aus, obwohl er mit Sicherheit noch nie in seinem Leben etwas davon gehört hatte.

Mit dem Lanzenstich floss in verstärkter Weise das Blut aus Jesu 8nunmehr schon totem) Körper. Hierzu lesen wir in 3Mo 17:11: "Denn die Seele des Fleisches ist im Blut, und ich habe es euch auf den Altar gegeben, um Sühnung zu tun für eure Seelen; denn das Blut ist es, welches Sühnung tut durch die Seele." Mit dem Blut, das durch den Lanzenstich aus Jesu Körper floss, goss Er auch Seine - wie wahr erfüllten sich Seine Worte in Joh 10:11.15 u. 17: "Ich gebe Meine Seele für die Schafe hin". Und nicht nur für die Schafe, sondern für das ganze All!

Grablegung

Joh 19:38

"Danach ersuchte Joseph von Arimathia (der ein Jünger Jesu war, allerdings im Verborgenen, aus Furcht vor den Juden) den Pilatus, dass er den Körper Jesu abnehmen dürfe; und Pilatus gestattete es. Daher kam er und nahm Seinen Körper ab."

Wir wissen nicht viel, aber doch einiges über diesen Josef von Arimathia. Wo die elf Jünger versagten, da trat er als bisher unbekannte Jünger mutig vor Pilatus und erbat den Körper Jesu, um Ihm einen letzten Liebesdienst zu erweisen.

Doch vernehmen wir in Mk 15:43 noch etwas mehr zu seiner Person: "Josef von Arimathia, ein angesehener Ratsherr, der auch selbst nach dem Königreich Gottes ausschaute;" (und Lk 23:50-51 rundet das Bild seine Person ab: "... ein guter und gerechter Mann (der mit ihrem Ratschluss und Handeln nicht einverstanden war)"

Über einen Charakter sagt unser Leitvers, dass er einerseits mutig, andererseits aber doch furchtsam war, zumindest vor Menschen - wer war ein heimlicher Jünger Jesu aus Furcht vor den Juden. Wie sehr erinnert er uns doch hierin an uns selbst! Zwar lesen wir in Gottes Wort: "Menschenfurcht bringt zu Fall; wer sich aber den Herrn verlässt, wird beschützt" (Spr 29:25); oder: "Ich , Ich bin Er, euer Tröster! Wer bis du, dass du einen sterbenden Sterblichen fürchtest, einen Sohn Adams, der wie Gras vertrocknet?" (Jes 51:12). Und doch kann Furcht eine Eigenschaft sein, die sich nicht so im Handumdrehen ablegen lässt, meist hängt sie uns doch ein Leben lang an. Aber wir können sie abmildern, indem wir uns immer wieder vergegenwärtigen, dass wir "in Ihm" sind und "Er in uns"! Und wie wunderbar: Im entscheidenden Augenblick, wo es wirklich darauf ankommt, nimmt uns der Herr alle Furcht und lässt uns über uns hinauswachsen - wie es uns Josef von Araimatha beweist!

Joh 19:39

"Auch Nikodemus kam (der das erste Mal nachts zu Ihm gekommen war) und brachte eine Mischung von Myrrhe und Aloe, etwa hundert Pfund."

Ein weiterer heimlicher Jünger Jesu kommt aus der Bedeckung heraus, es ist Nikodemus, der Pharisäer. In Joh 3 lasen wir sein erstaunliches Zeugnis: "Rabbi, wir wissen, dass Du als Lehrer von Gott gekommen bist; denn. niemand kann diese Zeichen tun, die Du tust, wenn nicht Gott mit ihm ist" (Joh 3:2). Im Folgenden belehrt ihn Jesus ausführlich über die Neuzeugung von oben und über das Königreich Gottes sowie über das Gericht. Was Nikodemus mitnehmen bzw. aufnehmen konnte, wissen wir nicht. Es fällt aber noch einmal in Joh 7:50-53 auf, wo er sich mutig für Jesus einsetzte und dafür Anfeindung und Beleidigungen erntete.

Jetzt, wo Jesus gekreuzigt wurde, drängt es ihn, gleich dem Josef von Arimathia, einen letzten Liebesdienst an dem Toten zu erweisen: Er bringt Aloe, ein duftendes Holz, sowie Myrrhe, ein ebenfalls wohlriechendes Harz mit welchem die wohlhabenden Verstorbenen einbalsamiert wurden.

Auch Nikodemus konnte seine Furcht vor den Menschen in dem Moment überwinden, als Gott ihn gebrauchte und er dem verstorbenen Herrn einen letzten Dienst erweisen durfte. Was mag er in seinem Herzen empfunden haben, als sie den Herrn gefangen nahmen, Ihn auspeitschten, anspuckten und schmähen ließen un dIhn zuletzt auch noch kreuzigten?

Wir werden hier an einen Fall erinnert der sich Jahre später zutrug und den wir in Gal 2:11-14 lesen. Erstaunt sehen wir den hier schon gereiften Petrus, wie er aus Furcht vor der Beschneidung heuchelte, und mehr noch: Er verführte auch ie übrigen Juden zur Heuchelei, selbst Barnabas! Paulis Vorwurf an ihn war, dass er von anderen (denen aus den Nationen) etwas forderte, was er selbst nicht tat. Wir sehen, hier wird aus Menschenfurcht sehr schnell "Unrecht", welche Paulus zu Recht tadelt!

Joh 19:40-42

"Sie nahmen dann den Körper Jesu und wickelten ihn samt den Gewürzen in Leinentücher, so wie es bei den Juden Sitte ist zu bestatten. Es waren aber bei der Stätte, wo Er gekreuzigt wurde, ein Garten und in dem Garten ein neues Grab, in das bisher noch niemand gelegt worden war. Dorthin legten sie nun Jesus wegen des Vorbereitungstages der Juden, weil das Grab nahe war."

In Mt 27:59-61 lesen wir ergänzend, dass Josef von Arimathia den Körper Jesu in eine reine Leinwand wickelte, wobei er die Gewürze, die Nikodemus brachte, mit einwickelte. Er legte ihn dann in sein neues Grab, das er in den Felsen hatte hauen lassen und wälzte einen großen Stein vor den. Eingang. Erwähnt wird noch, dass Mirjam, die Magdalenerin, und die andere Maria gegenüber der Gruft saßen und den Vorgang beobachteten.

Nach all den Qualen, Todesleiden und Schmähungen, die Jesus als Opferlamm über Sich ergehen lassen musste, nachdem das Werk der Erlösung vollbracht war, lässt der Vater Seinen Sohn, bzw. seinen toten Körper wieder die Ehre zuteil werden, die Ihm gebührt. Reine Leintücher, getränkt mit edelsten Gewürzen , ein neues Grab, in welche noch niemand gelegt worden war - für alles war vorgesorgt.

Wenn wir hier miterleben dürfen, wie wunderbar der Vater auch für die nicht ungedingt wichtigsten. Dinge des Lebens sorgt, wie dürfen wir da gewiss sein, dass Er erst recht für die entscheidenden Dinge des Lebens Vorsorge trifft - auch bei uns! Wir dürfen uns an dieser Stelle an die Worte in Phil 4:6 erinnern lassen: "Sorgt euch um nichts". Diese Aufforderung hat aber nichts mit einer leichtsinnigen Sorglosigkeit zu tun, sondern soll uns vor so vielen täglichen Sorgen bewahren, die uns krank machen können, weil sie uns oft über Gebühr belasten. Den Glauben, dass Gott selbst in die kleinsten Dinge des Alltags eingreift, dass Er alles längst bedacht hat, diesen Glauben sollen wir Ihm im Gebet und Flehen mit Danksagung entgegenbringen; solches beweist, dass unser. Glaube auch wirklich "Vertrauen" beinhaltet!

Am Donnerstag, den 14. Nissan, zur neunten Stunde, was gegen 15 Uhr unserer Zeitrechnung entspricht, verstarb unser Herr. Sein Körper wurde in das Grab gelegt, Seinen Geist hatte er Gott übergeben, und Seine Seele ging in den Hades, was wir als "das Unwahrnehmbare" übersetzten; so war Er tot und damit ohne Bewusstsein!

Wir setzen uns für biblisch bezeugte Wahrheit ein, dass der Mensch nach seinem Tod ohne Bewusstsein ist, auch wenn er gläubig verstarb. Wir kennen sehr wohl den menschlich verständlichen Wunschgedanken vieler Gläubiger, die meinen, sofort nach dem Tod seien sie bei ihrem Herrn oder zumindest ein einem paradiesartigen Zwischenzustand. Doch dies sind, wie gesagt, Wunschgedanken, und alle Schriftstellen, die diese angeblich stützen, sind leicht zu entkräften. Dagegen stehen die klaren Aussagen des Wortes Gottes, dass der Verstorbene schlummert, und zwar die Gläubigen bis zur Entrückung, und danach in verschiedenen Ordnungen die übrigen Verstorbenen (1Kor 15:22-23). Da im "Konkordanten Verlag Pforzheim ausführliche. Schriften erhältlich sind, verzichten wir hier auf weitere Beweisführungen.

Auch der kam in diesen Todeszustand, in welchem Er keine bewusstsein mehr hatte. Gegner dieser Erkenntnis führen gerne 1Petr 3:19-20 an und behaupten, dass hier geschrieben sei, Jesus habe in Seinem Todeszustand den "Geistern im Gefängnis" geheroldet. Doch hier wird der fromme Wunsch zur Irrlehre! Jeder kann selbst überdeutlich nachlesen, dass Jesus erst im Geist lebendig gemacht wurde, ehe Er hinging um jenen Geistern zu herolden. Erst als Gott dem im Grab liegenden Toten den Geist zurückgab, kehrte auch Jesu Bewusstsein zurück. Und erst danach verkündigte Christus Jesus auch den Geistern im Gefängnis den Sieg der Liebe Gottes!

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20. Das Johannes-Evangelium Kapitel 20