Das Johannes-Evangelium Kapitel 20

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

Abschrift: Das Johannes-Evanglium in täglichen Andachten: Band I - IV
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Band I und II vergriffen
Band III und IV als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

20. Das Johannes-Evangelium Kapitel 20

Das leere Grab des Auferstandenen
Erscheinung des Auferstandenen vor Maria Magdalena
Erscheinung des Auferstandenen vor den Jüngern
Zweck dieses Buches

Das leere Grab des Auferstandenen

Joh 20:1

"An dem einen der Sabbattage ging Mirjam, die Magdalenerin, früh am Morgen, als noch Finsternis war, zum Grab und sah, dass der Stein vom Eingang des Grabes weggeschoben war."

Am Donnerstag, den 14. Nissan, dem ersten Todestag Jesus folgte Freitag der 15. Nissan. Dieser Tag war der "große Sabbat", der erste Tag des eigentlichen Festes der ungesäuerten Borte. An diesem großen Sabbat herrscht völlige Stille, wie sie uns Lk 23:56 beschreibt.

Doch diese Stille wurde von jenem gebrochen, der voll innerer Unruhe der Worte Jesu gedachten, dass Er am dritten Tag auferweckt werden. Es ist Matthäus, der uns als einziger über die Geschehnisse an diesem Tag berichtet (Mt 27:62 bis Mt 28:1). Innerlich trieb es die Hohenpriester und Pharisäer zu Pilatus, und sie setzten durch, dass dieser das Grab bis zum dritten Tag sichern ließ, was durch die Versiegelung der Gruft und die aufgestellten Wachen geschah.

Nach Mt 28:1 wurde die Wache am Abend zwischen den Sabbaten, dem besonderen Sabbat am Freitag und dem wöchentlichen Sabbat am Samstag aufgestellt, dies heißt, der große und der wöchentliche Sabbat hatten diesen Abend gemeinsam! In der Nacht zuvor erwarteten die Hohenpriester und Pharisäer offensichtlich keine Handlungen am Grab, weil es kein Jude gewagt hätte, die strengen Gesetze dieses besonderen Sabbattages zu brechen. Aber sie rechneten damit, dass dies in der folgenden Nacht geschehen könnte (nämlich den Diebstahl der Leiche, um eine Auferweckung vorzutäuschen).

Laut unserem Leitvers war es einer der Sabbattage, also der wöchentliche zweite Sabbattag, Samstag der 16. Nissan, als MIrjam früh am Morgen, als noch Finsternis war, zum Grabe ging. Es ist für unser Verständnis der Aussage "drei Tage und drei Nächte" wichtig, zu beachten, dass dieser Zeitraum im jüdischen Gedankengut nicht zwangsläufig 72 Stunden bedeuten muss, da hier ein neuer Tag nicht erst um Mitternacht, sondern schon am Vorabend, also mit dem Sonnenuntergang, beginnt!

Im Nachgang zu unserem gestrigen Ausführungen wollen wir nicht unerwähnt lassen, dass auch anderslautende Berechnungen über den Todes- und Auferstehungstag Jesu vorliegen, z.B. die von Br. Baader, die dieser nach 1984 vornahm und die durchaus beachtenswert sind.

Wir sind jetzt zeitlich am frühen Samstag, dem 16. Nissan, als es noch finster war, angelangt. Zwei Sabbate folgten auf die Kreuzigung. Am ersten durfte nichts geschehen; am zweiten, dem Auferstehungsmorgen, war Mirjam, die Magdalenerin, die erste, die noch bei Finsternis zum Grabe ging. Es ist jene Mirjam, der Jesus sieben Dämonen austrieb (Lk 8:2), die ihre Dankbarkeit dadurch bewies, dass sie Ihm diente (Mk 15:40-41). Sie stand auch am Fuß Seines Kreuzes (Joh 19:25) und war die erste am Grab. Sie war auch die erste, der Jesus als Auferstandener erschien (Mk 16:9).

WEgen der leicht verwirrenden Parallelstellen der anderen drei Evangelien wollen wir genau auf die Zeitangaben achten; bei Mirjam heißt es: "als noch Finsternis war". Außerdem war Mirjam offensichtlich allein am Grab. Mt 28:1 berichtet, dass Maria, die Magdalenerin und die andere Maria nach der Gruft schauten, als der Morgen dämmerte. Hier ist ganz offensichtlich ein späterer Zeitpunkt angesprochen, nachdem die zweite Maria dazukam.

Mirjam, die Madalenerin, war, wie wir oben sahen, dem Herrn in besonderer Weise verbunden, wurde sie doch durch Ihn von den Mächten der Finsternis befreit und in das helle Licht des Sohnes Gottes gestellt. Damit wird sie uns sehr ähnlich! Ihre Freude, ihre Liebe und Hingabe trieben sie deshalb auch als erste hinaus zur Gruft - es war einfach das Bedürfnis, in Seiner Nähe zu sein. Und so wie es für die Magdalenerin der Bestattungsort war, der ihr die Nähe Jesu vermittelte, so darf es für uns Sein Wort sein, das uns Seine Nähe spüren lässt. Zieht es uns auch, wie Mirjam, zu diesem Wort?

Joh 20:2-5

"Sie lief nun eilends und kam zu Simon Petrus und zu dem anderen Jünger, den Jesus lieb hatte, und sagte zu ihnen: Man hat den Herrn aus dem Grab genommen, und wir wissen nicht, wohin man Ihn gelegt hat! Dann gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und kamen zum Grab. Die zwei aber liefen zugleich, doch lief der andere Jünger voraus, schneller als Petrus, und kam zuerst zum Grab. Als er sich vorbeugte, sah er die Leinentücher da liegen; doch ging er nicht hinein."

Mirjam war entsetzt - die Gruft war offen, der S tein war weggehoben. Der einzige Gedanke, der sie erfüllte, war, dass jemand den Toten weggenommen hatte, um Ihn zu verstecken. Es blieb ihr ja sicherlich nicht verborgen, dass solches die Pharisäer befürchteten und deshalb Wachen am Grab aufstellen ließen. Ihr eiliger Gang führte sie zu Petrus und Johannes, die scheinbar genauso überrascht waren wie Mirjam.

Zwischen den zwei Jüngern entwickelte sich jetzt ein Wettlauf, der aber keinem sportlichen Ehrgeiz entsprang, sondern vielmehr dem inneren Verlangen zu erfahren, was wohl am Grab geschehen sei. War dieser Wettlauf in Gottes Wort überhaupt erwähnenswert?

Ein Wettlauf oder Wettkampf, wenn er edel und im Sinn des Wortes Gottes geführt wird, ist immer erwähnenswert, weil er anspornt und zur Nachahmung anregt. Durch Paulus sind nämlich auch wir zum Wettkampf aufgefordert. In Phil 1:27-30 werden wir zuerst zu einem würdigen Wandel aufgefordert, der das Ziel hat, "in einem Geist festzustehen", "wie aus deiner Seele gemeinsam im Glauben des Evangeliums wettzukämpfen", "sich in nicht durch die. Widerstrebenden hemmen zu lassen". Und in Vers 30 fordert Paulus sogar auf, nicht nur an Ihn zu glauben, sondern auch für Ihn zu leiden, "indem ihr denselben Ringkampf habt, derart wie ihr ihn an mir gewahrt."

Hier hat unser Wandel in der Tat ein riesiges Betätigungsfeld, in dem wir wettlaufen können. und wo wir auch ohne falsche Rücksichtnahme einen Widerstrebenden abschütteln dürfen!

Joh 20:6-10

"Dann kam auch Simon Petrus, der ihm folgte, und ging in das Grab hinein. Auch er schaute die Leinentücher daliegen; aber das Schweißtuch, das auf Seinem Haupt gewesen war, lag nicht bei den Leinentüchern sonder getrennt an einem Platz für sich und gefaltet. Dann ging nun auch der andere Jünger, der zuerst angekommen war, in das Grab hinein, gewahrte alles und glaubte. Denn bisher wussten sie aus der Schrift noch nicht, dass Er aus den Toten auferstehen müsse. Dann gingen die beiden Jünger wieder zu den Ihren."

Wir müssen eigentlich diesen Tag, an dem Jesus Christus aus den Toten auferstanden ist, mit großem Jubel im Herzen begrüßen. Dabei ist es unnötig, über das Datum zu streiten, an dem wir meinen, dass Jesus buchstäblich auferstanden ist. Wir dürfen dieses Auferstehungsmorgens oft gedenken, wie uns Gottes Geist daran erinnert! Ja, Gott machte Sein Wort wahr, und für uns heißt es zu erkennen: "was die alles übersteigende Größe Seiner Kraft ist (für uns, die wir glauben), gemäß der. Wirksamkeit der Gewalt Seiner Stärke, die in Christus gewirkt hat, als Er Ihn aus den Toten auferweckte und Ihn zu Seiner Rechten inmitten der Überhimmlischen setzte" (Eph 1:19-20).

Fast ein Übermaß an Worten, die sich in ihrer Gewaltigkeit nicht mehr überbieten lassen, musste Paulus hier niederschreiben! Es gibt kaum menschliche Worte, die groß und erhaben genug wären, um das zu beschreiben, was damals in aller Frühe geschah! Und so schauen wir im Geist nochmal mit Petrus hinein in das Grab, sehen das Leinentuch da. liegen und, besonders erwähnt, auch das Schweißtuch, welches sorgsam gefaltet war, ein Zeichen für die Ruhe und Erhabenheit, mit der sich die Auferstehung Christi Jesu vollzog. Nachdem Petrus zuerst im Grabesinnern war (Johannes hatte ihm vorbildlich den Vortritt gelassen) schaute auch Johannes alles - und glaubte! Es ist bewegend, mit welcher Zartheit und Liebe der erste Glaube an den Auferstandenen bezeugt wird und mit welcher Bescheidenheit der Schreiber dieses Evangeliums, Johannes, sich selbst in diesem Bericht zurücksetzt.

Erscheinung des Auferstandenen vor Maria Magdalena

Joh 20:11-13

"Maria blieb jammernd draußen am Grab stehen. Als sie nun so jammerte, beugte sie sich in das Grab vor und schaute, wo der Körper Jesu gelegen hatte, zwei Boten in weißen Gewändern sitzen, einen am Kopfende und einen am Fußende. Jene fragen sie: Frau, was jammerst du? Sie antwortete ihnen: Man hat meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wohin man Ihn gelegt hat."

Maria - es ist dieselbe Mirjam, die Magdalenerin von Vers 1 - kam offensichtlich zum Grab zurück, nachdem sie die beiden Apostel verständigt hatte, allerdings später, da sie den Wettlauf zwischen Petrus und Johannes nicht mithalten konnte.

Es spricht für die Liebe zu ihrem Herrn, dass sie erneut zum Grab kam , um ihrem Schmerz freien Lauf zu lassen. Doch dann erblickt sie zwei Boten in weißen Gewändern, es sind sichtbar gewordene Geschöpfe aus der unsichtbaren Welt, dienstbare Geister Gottes. Ihre weißen Gewänder haben nicht die Farbe der Verdammung, sondern der Rechtfertigung. . Nicht nur der Herr Selber (Mt 17:2), sondern auch Seine Boten (siehe unser Leitvers) und die himmlischen Ältesten (Offb 4:4) sind ganz in Weiß gekleidet, wobei das Weiß zum Teil noch verstärkt wird mit dem Zusatz: "Weiß wie das Licht". Dass "Weiß'" die Farbe der Gerechtigkeit ist, zeigt uns Offb 3:4: "Aber du hast einige wenige Namen in Sardes, die nicht ihre Kleider besudelt haben, und sie werden Mir in Weiß wandeln; denn sie sind dessen würdig." Aber auch die Seelen unter dem Altar (Offb 6:11), die große Schar (Offb 7:9) und die Reiter im Heer Christi bei Seiner Ankunft (Offb 19:14) tragen diese herrliche Farbe.

Man fragt sich hier, wie wir wohl angetan sein werden, wenn der Herr uns zur Entrückung holt? Bedenken wir, dass wir ja alle Schmerzen, alles Leid und den Tod zurücklassen, dafür in Ihm alles sind und alles haben - ja ... auch unsere Kleider werden leuchten wie das Licht, denn es ist Seine Gerechtigkeit, mit der auch wir bekleidet sein werden!

Joh 20:14-16

"Als sie dies gesagt hatte, wandte sie sich zurück und schaute Jesus stehen; doch wusste sie nicht, dass es Jesus war. Da fragte Jesus sie: Frau, was jammerst du? Wen suchst du? Weil sie meinte, dass es der Gärtner sei, sagte sie zu Ihm: Herr, wenn du Ihn fortgetragen hast, so sage mir, wohin du Ihn gelegt hast, dann will ich Ihn mitnehmen. Jesus sagte zu ihr: Mirjam! Sie aber, sich umwendend, sagte zu Ihm auf Hebräisch: Rabbuni, das heißt Lehrer."

Mirjam steht vor dem wohl gewaltigsten Ereignis in ihrem Leben, aber es ist nicht nur ihr, sondern vielmehr unser aller Erleben: Das Grab ist nicht nur leer, die Leinentücher sind nicht nur enthüllt, der Körper Jesu ist nicht nur verschwunden - jetzt schaute der erste sterbliche Mensch den Auferstandenen! Welch ein gewaltiger Moment, welch ein Sieg über den Tod, welch ein Triumph über die Macht der Finsternis!

Es war so unglaublich, dass Mirjam nicht im geringsten daran dachte, es könnte Jesus sein, vielmehr dachte sie an das Naheliegendste: Es muss der Gärtner sein, der den Körper verlegt hatte.

Und dann stellt der auferstandene Christus Jesus zwei Fragen: Was jammerst du. - wen suchst du? Als Mirjam immer noch nicht erkennen konnte, gab Sich der Herr mit einem einzigen Wort zu erkennen: "MIrjam!" Es darf uns zutiefst bewegen, wenn wir uns vorstellen, mit welcher unendlichen Liebe Jesus ihren Namen aussprach - es war ein Wort, das die Tiefe ihres Herzens berührte, das sie so überwältigt haben musste, dass wir dies hier kaum auszudrücken vermögen. "Mirjam" ... ein Ausruf, der das Leben einer Frau schlagartig veränderte! Aus Trauer, Schmerz und Leid wurden in einem Augenblick unvorstellbarer Jubel und Glück! Aber jeder in Christus Jesus Gläubige darf diese Freude der Mirjam einmal genauso nachempfinden. Dann nämlich, wenn auch sein Name - dein Name- ausgesprochen wird, in derselben Liebe, wie es bei Mirjam geschah!

Es wurde schon öfters darüber nachgedacht, warum der Herr nach Seiner Auferstehung zuerst einer Frau erschienen ist und nicht zuerst dem Petrus, der ja eine zukünftige Schlüsselrolle übertragen bekam, oder dem Johannes, der Seinem Herzen nahe war. Man versuchte auch mit solchen Gedanken, die Rolle der Frau in der Gemeinde zu stärken.

Wir halten solches Nachdenken für überflüssig. Dass es gerade Mirjam war, die Jesus n ach Seiner Auferstehung als erste sehen durfte, ist keine Frage des Geschlechts, sonder hat sicherlich andere Gründe. Im Gegensatz zu den Jüngern Jesu durfte sie schon vor Seinem Opfertod ganz praktisch erfahren, was es heißt, von der Finsternis ins Licht gestellt zu werden. In Lk 8:2 lesen wir, dass Jesus sieben Dämonen aus ihr austrieb. Können wir uns vorstellen, was nach dieser Wundertat Jesu mit der Frau geschah?

Nicht die Tatsache, dass sie eine Frau war, machte sie zur ersten, die Jesus schauen durfte, sondern ihre Gesinnung dem Herrn gegenüber war es - und diese Gesinnung der Mirjam ist für uns alle vorbildlich! Sie diente Jesus in voller Hingabe, sie war eine der wenigen Vertrauten, die am Fuß des Kreuzes ausharrten und nicht wegliefen; und sie war die erste, die nach dem großen Sabbat in völliger Finsternis zum Grab lief, weil sie einfach nur "bei Ihm sein wollte"!

So dürfen wir uns heute, die wir ja auch von der Finsternis in das Licht gestellt wurden, wohl einmal fragen lassen: Erfüllt uns auch solche Dankbarkeit gegenüber unserem Retter? Dienen wir Ihm mit Hingabe oder nur aus Pflichtgefühl? Suchen wir auch dort Seine Nähe und harren bei Ihm aus, wo alle anderen weglaufen oder wegsehen, wo eventuell Leiden auf uns zukommen? Verlangt uns auch so inbrünstig nach seiner Nähe (in unserem Fall ist es nicht das Grab, sondern Sein Wort oder das Gespräch im Gebet)?

Joh 20:17

"Da sagte Jesus zu ihr: Rühre Mich nicht an; denn Ich bin noch nicht zu Meinem Vater aufgestiegen! Geh aber zu Meinen Brüdern und sage ihnen: Siehe, Ich steige zu Meinem Vater und eurem Vater auf, zu Meinem Gott und zu eurem Gott."

Christus, unser Herr, der uns in der Entrückung zu Sich rufen wird, ist bereits zweimal in die Gegenwart Seines Vaters aufgestiegen. Das erste Mal geschah dies im Verborgenen, bald nach Seiner Auferstehung, und zwar vor den vierzig Tagen, die Seiner öffentlichen Himmelfahrt vom Ölberg aus vorangingen.

Unser Leitvers zeigt uns diesen verborgenen Aufstieg. Maria durfte Jesus nicht berühren, als Grund nennt Jesus: "denn Ich bin noch nicht zu Meinem Vater aufgestiegen!" Doch noch am selben Auferstehungstag, nur zeitlich etwas später, lässt Er Sich sehr wohl berühren! In Mt 28:9 lesen wir, dass dort Maria die Magdalenerin (wie auch die andere Maria) Seine Füße umfassen durfte; Sein Jünger forderte Er später auf: "Betastet und gewahrt Mich" (Lk 24:39). Es ist mehr als naheliegend, dass Jesus diesen Aufstieg zum Vater zwischen der ersten Begegnung mit Mirjam und der zweiten, von der wir oben lasen, vorgenommen hatte.

Dieser unsichtbare Aufstieg erinnert uns an Sein vor der Welt unsichtbares Kommen zu uns, welches in 1Thes 4:14-18 beschrieben ist. Jesus vermied vor diesem verborgenen Aufstieg jeglichen Körperkontakt, bis Er Sich nach Seinem Opfertod dem Vater vorgestellt hatte. Dies bezieht sich in köstlicher Weise auf eine Verheißung, die in der Vorschrift von 3Mo 23 verborgen liegt und die Er, wie alle anderen, bis in die kleinsten Einzelheiten erfüllt hat. Fünfzig Tage vor Pfingsten sollten die Israeliten Ieue eine Erstlingsgarbe darbringen; vorher durfte niemand von dem frischen Getreide der neuen Ernte essen. Diese Erstlingsgarbe schattet den auferstandenen Christus ab!

Von der ersten, verborgenen Auffahrt des Herrn berichtet nur Johannes. Die anderen drei Evangelisten übergehen diese völlig. Aber noch bedeutsamer ist auch des Johannes Schweigen über Wesen und Zweck dieser Auffahrt! Den Grund sehen wir darin: Zum einen durfte Johannes dieses Ereignis anführen, weil er, im Gegensatz zu den drei anderen Evangelisten, eine breitere, über die Grenzen Israels hinaus reichende Leserschaft hatte. Zum anderen war Johannes aber nicht (oder nur sehr eingeschränkt) berufen, die überhimmlische Herrlichkeit des Christus zu offenbaren - dies blieb in ihrer Größe dem Apostel Paulus vorbehalten!

Der Sieg Christi am Kreuz sollte nicht erst durch Jesu öffentliche Himmelfahrt nach 40 Tagen im gesamten Kosmos proklamiert werden, dies musste vielmehr sofort nach Seiner Auferstehung geschehen! Die Zeit zwischen Mirjams erst und zweiter Begegnung reichte aus, um Ihn im All als Sieger über alle finsteren Mächte auszurufen. Dieser Beginn einer triumphierenden Laufbahn setzte sich von da an fort, und auch wir sind ein herrlicher Teil darin, wenn wir zur Entrückung abgeholt werden. Der Höhepunkt wird erreicht sein, wenn Christus dem Vater die ganze Schöpfung ausgesöhnt zu Füßen legen darf (1Kor 15:27-28).

Aber noch etwas wollen wir in unserem Leitvers beachten: Durch Sein Opfer am Kreuz sind die Jünger Jesu nicht mehr nur Freunde (Joh 15:14), sondern "Brüder!! Der trennende Vorhang im Tempel wurde zerrissen, der Zugang zu Gott wurde geöffnet. Nicht mehr nur "Mein Vater" sondern nunmehr auch "euer Vater", nicht mehr nur "Mein Gott", sondern nunmehr auch "euer Gott"! Paulus betont dies für uns in Röm 8:15: "... sonder ihr erhieltet den Geist des Sohnesstandes, in welchem wir laut rufen: Abba, Vater!

Joh 20:18

"Da ging Mirjam, die Magdalenerin, hin und verkündigte den Jüngern: Ich habe den Herrn gesehen, und dieses habe Er zu ihr gesagt..."

Es ist in vielen christlichen Häusern alter Osterbrauch, sich am Ostermorgen mit den Worten zu begrüßen: "Der Herr ist auferstanden!" Mirjam war nicht nur die erste, die Jesus sehen durfte, sie war auch die erste, die diesen herrlichen Ostergruß weitertragen durfte. Dabei bezeugte sie nicht nur ihren Glauben, sondern auch als Augenzeugin die Tatsache der Auferstehung des Herrn.

Wir haben schon an früherer Stelle die markanten Worte aus Eph 1:19-20 zitiert, wo die Kraft Gottes so beschrieben ist: "...was die alles übersteigende Größe Seiner Kraft ist... gemäß der Wirksamkeit der Gewalt Seiner Stärke, die in Christus gewirkt hat, als er Ihn aus den Toten auferweckte". Wenn wir Gottes Wort ernst nehmen, dann müssen wir auch anerkennen, was in Kol 1:18 geschrieben steht: "... Er ist der Erstgeborene aus den Toten, so dass Er in allem der Erste werde." Dies ist ein unzweideutiges Zeugnis, dass kein Geschöpf dem Herr darin zuvorgekommen sein kann. Weder Abraham noch sonst irgendeine Gestalt des AT sind zu bleibendem Leben auferweckt worden. Dies trifft beispielsweise auch auf Lazarus zu, den Jesus aus dem Grab rief; er wurde zwar aus dem Tod zurückgerufen, erhielt aber kein unauflösliches Leben, sondern wurde lediglich wieder in sein altes Leben zurückgerufen, an dessen Ende erneut der Tod stand!

Bis zum heutigen Tag gab es noch keine Auferstehung aus den Toten, die Christi Auferstehung gleicht, auch keine in ein sogenanntes Zwischenreich oder ähnliches. Der Beweis steht in 1Kor 15:20-24. Dort finden wir drei Abteilungen der künftigen Auferstehung zu endlosem Leben:

  1. Christus
  2. die Christus Angehörenden, bei Seiner Anwesenheit;
  3. danach die übrigen bei der Vollendung.

In Punkt 2) ist zu beachten, dass hier die Gläubigen gemeint sind - allerdings werden diese erst "bei Seiner jeweiligen Anwesenheit" auferstehen., und dies ist zuerst bei der Entrückung gem. 1Thes 4:13-18 für die Körpergemeinde Christi Jesu und dann zur ersten Auferstehung nach Offb 20:5 für Israel.

Erscheinung des Auferstandenen vor den Jüngern

Joh 20:19

"Als nun an jenem Tag, dem einen der Sabbattage, Abend geworden war und die Türen in dem Haus, wo die Jünger sich versammelt hatten, aus Furcht vor den Juden verschlossen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!"

Jesus wurde aus den Toten auferweckt, dies lasen wir gestern auch in Eph 1:20. Auferweckt werden kann aber nur jemand, der zuvor geschlafen hat, und im Schlaf ist der Mensch normalerweise ohne Bewusstsein, er weiß. nichts. Dies bestätigt schon die Aussage in Pred 9:5. Auch Jesus war ohne Bewusstsein, erst durch den Geist Gottes wurde Er lebendig gemacht (Joh 6:63).

Mit welchem Körper stand nun Jesus auf? Bezeugt wurde uns ja bereits durch Petrus wie durch Mirjam, dass die Leinentücher, in die Jesus eingehüllt war, abgestreift und leer waren. Damit steht fest, dass der ins Grab gelegte Körper Jesus auferstand, nachdem Sein Geist in denselben zurückkehrte. Allerdings wissen wir auch, dass durch den Lanzenstich des römischen Kriegers das Blut aus Seiner Seite floss - Sein Körper war also blutleer! Dieser blutleere Körper hat uns bereits zweierlei gezeigt:

  1. Er konnte zu Seinem Vater aufsteigen;
  2. Er konnte durch verschlossene Türen gehen (unser Leitvers); der materielle sowie der zeitliche Faktor waren offensichtlich keine Begrenzung mehr.

In 1Jo 3:2 schreibt Johannes: "Wir wissen aber, dass wir, wenn Er offenbart wird, Ihm gleich sein werden, da wir Ihn sehen werden, wie Er ist." Da Johannes eine irdische Erwartung im Königreich auf Erden hatte, bezieht sich seine Aussage auch auf den irdischen Bereich (die überhimmliches Berufung der Körperschaft Christi war ihm nicht enthüllt). Uns aber, die wir eine überhimmlische Erwartung haben sagt Röm 8:29: "Denn die Er zuvor erkannte, die hat Er auch vorherbestimmt, dem Bilde Seines Sohnes gleichgestaltet zu werden."

Wir lasen gestern im letzten Absatz, dass Johannes wie auch Paulus gleichermaßen betonen, dass wir Ihm gleich bzw. Seinem Bilde gleichgestaltet sein werden. Das Kindlein im Glauben wird daraus schließen, dass keinerlei Unterschied zwischen beiden sei; der im Glauben Gereifte hingegen weiß, dass hier zwei unterschiedliche Berufungen vorliegen und dass jede Berufung den Körper erhält, den sie für ihren Berufungsort braucht! Anschließend wird uns diese scheinbare Schwierigkeit in 1Kor 15:53ff erklärt. Der Vogel in der Luft braucht einen anderen Körper als der Fisch im Wasser. Un die Körper der Landbewohner sind wiederum anders beschaffen als die in der Luft und im Wasser.

Die Körper, die Johannes beschreibt, werden also alle Besonderheiten haben, um die Aufhauptung des Alls auf der Erde voranzubringen, wozu z.B. auch ihre Eigenschaft gehört, über weite Strecken entrückt zu werden (siehe Philippus in Apg 8:39). Da wir, die Körpergemeinde Christi Jesu, eine überhimmlische Erwartung haben, unser Aufgabengebiet also außerhalb der Erde und ihrer Lebensbedingungen liegt, wird unser Körper diesem Überhimmlischen angepasst sein. Damit - und dies wollen wir uns tief einprägen - sind wir nicht besser oder herrlicher als die anderen! Denn ebenso wenig wie eine Forelle im Bach besser oder schlechter als ein Rabe in der Luft ist, ebenso wenig sind wir es, der Unterschied ist nur der: Die Körper sind an ihren jeweiligen Wirkungsort angepasst!

Es ist immer noch Samstag der 16. Nissan, dem Tag der Auferstehung Jesu - und nach unserem Leitvers ist es "Abend" geworden. Mit dem Wort "Friede sei mit euch", begrüßt der Herr Seine Jünger - welch kostbarer Gruß!

Joh 20:20-21

"Als Er dieses sagte, zeigte Er ihnen sowohl Seine Hände als auch sie Seite. Nun freuten sich die Jünger, weil sie den Herrn gewahrten. Dann sagte Jesus nochmals zu ihnen: Friede sei mit euch! So wie der Vater Mich ausgesandt hat, sende auch Ich euch."

Da Gottes Wort bezeugt, dass Jesus an einem der "Sabbattage" auferstanden ist, also am Samstag, fragt man sich, wie die Kirchen dazu kommen, den Sonntag zu feiern? Nun, der Sonntag war ein allgemeiner Feiertag im römischen Reich, zu Ehren des Sonnengottes. Um das Christentum den Heiden annehmbar zu machen, wandelte man die gewohnten heidnischen Festtage in kirchliche Feiertage. Das gleiche gilt für Weihnachten, welche im Grunde ein Fest der Sonnenwende war und mit Jesu Geburt nichts zu tun hat! Die ersten Gemeinden haben selbstverständlich den Sabbat festgehalten, erst Paulus hat das Halten bestimmter aufgehoben (Röm 14:5-7; Gal 4:10 und Kol 2:17).

Der Herr offenbarte Sich jetzt am Abend Seinen Jüngern, Er stand einfach in ihrer Mitte. Und obwohl die Jünger durch Mirjam sowie durch Petrus und Johannes von dem leeren Grab wussten, war ihr Glaube nicht fest genug - sie brauchten den eigenen Beweis. Nun stand Jesus unter ihnen, und sie durften schauen - Seine Wundmale beseitigten ihre Zweifel!

Der Herr war nach seiner Auferstehung kein Geist, sondern Er hatte einen Körper mit den Merkmalen eines Geistes! Wie könnte ein Geist noch Wundmale aufweisen? Damit haben wir neben der Aufhebung der Schwerkraft und der Materie (Jesus ging durch Wände und Türen hindurch) doch noch die sichtbaren Zeichen des alten Körpers, der aus dem Grab auferstanden ist. Es darf auch unsere Hoffnung sein, dass sich unsere Körper einmal buchstäblich aus den Gräbern erheben werden, wobei die Verwesung keinerlei Rolle spielt, da es Gott ein leichtes ist, die zerfallenen Teile in einem kürzesten Augenblick zusammenzufügen!

Joh 20:22-23

"Als Er dies gesprochen hatte, hauchte Er sie an und sagte zu ihnen: Nehmt heiligen Geist! Wenn ihr jemanden die Sünden erlasst, dem sind sie erlassen, und wenn ihr sie jemandem behaltet, dem sind sie behalten."

Nachdem Jesus den Jünger Seine Wundmale gezeigt hatte, gab Er ihnen jenen Auftrag, der in Mt 28:18-20 vertieft ist, nämlich alle Nationen zu Jüngern zu machen. Aufgrund einer falschen Wortteilung übernahmen die Kirchen diesen Auftrag unter der Bezeichnung "Mission", die wir in der Bibel nicht finden, sandten ihre Missionare in alle Welt. Wenn wir aus diesem jahrhundertelangen Missionieren heute Bilanz ziehen, so ist das Ergebnis sehr dürftig. Nicht im geringsten reichen die Erfolge an die Verheißung aus Mt 18 heran, im Gegenteil: Selbst der Hoffnungsträger, das sogenannte christliche Abendland, zerfällt heute rasant in totalen Unglauben, ja mehr noch, Tore und Türen öffnen sich weit fremden Göttern wie dem Islam und dem Buddhismus. Doch unwissend ziehen auch heute noch die Missionare in der Welt herum, wobei wir uns selbstverständlich mit freuen, wenn ein Mensch dadurch Jesus Christus erkennen darf! Doch dies ist nicht ein Erfolg der Mission, sondern Gottes Barmherzigkeit, die auch den falsche verstandenen Eifer dieser Missionar segnen kann!

Den Sendungsauftrag zu den Nationen gab Jesus seinen Jüngern als Repräsentanten des Volkes Israel. Sie und nur dieses Volk haben den Auftrag, einmal die Nationen zu Jüngern zu machen; im Königreich auf Erden, und erst dort wird eis mit großem Erfolg geschehen!

Das Anhauchen der Jünger ist noch nicht die eigentliche Gabe des heiligen Geistes, diese erhalten sie erst durch den verherrlichten Christus; es ist vielmehr ein Angeld des Geistes durch den noch in gedämpfter Glorie auf Erden weilenden Herrn! Deshalb auch der Befehl, in Jerusalem zu bleiben bis zur Erfüllung der Verheißung des Vaters, der erst eintreffen konnte, nachdem Christus aufgefahren war (Lk 24:49).

Joh 20:24-25

"Thomas aber, einer von den Zwölf, der Didymus genannt wurde, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Die anderen Jünger berichteten ihm dann: Wir haben den Herrn gesehen!. Er sagte ihnen jedoch: Wenn ich nicht das Nägelmal in Seinen Händen gewahre und nicht meine Finger in das Nägelmal und meine Hand in Seine Seite lege, werde ich es keinesfalls glauben."

Thomas ist allgemein wegen seinem Unglauben als Jünger bekannt. Dieser Unglaube wird, wie wir wenig später sehen, vom Herrn gerügt.

Und doch hat sein Verhalten auch noch eine andere Seite: Er glaubte nicht sofort, was ihm andere berichteten, er wollte sich selbst von der Wahrheit überzeugen, ja diese sogar noch greifbar prüfen und damit jeden Zweifel ausschließen. Damit tat er ein Zweifaches: Zum einen gibt er seiner Nachwelt das Zeugnis, dass die Jünger kein Gespenst sahen, keiner Einbildung erlagen oder sonstigem Schwindel anheimfielen, sondern dass Christus Jesus tatsächlich auferstanden ist. Und wieviel Gewicht hat dieses Zeugnis gerade heute, wo die moderne Theologie mit allen Mitteln versucht, die Auferstehung als Legende, als Mythos, als Märchen abzutun! Zum anderen darf das Verhalten des Thomas auch für uns zum Vorbild werden, und zwar darin, dass wir nicht alles, was wir hören, sofort glauben, sondern vielmehr allen Fleiß anwenden, den Beweis für die Richtigkeit zu finden!

Paulus hat das folgender maßen an Timotheus geschrieben: "Befleißige dich,dich selbst Gott bewährt darzustellen, als unbeschämten Arbeiter, der das Wort der Wahrheit richtig schneidet" (2Tim 2:15); oder "Du kennst den Willen und prüfst, aus dem Gesetzt unterrichtet, das Wesentliche" (Röm 2:18); und weiter: "...sondern euch umgestalten zu lassen durch die Erneuerung eures Denksinns, damit ihr zu prüfen vermöget ..." (Röm 12:2). "Sich zu befleißigen, zu prüfen", das sind Worte, die uns auffordern, nachzuforschen, und dies im Wort Gottes. Es ist also nicht immer gleich Unglaube, wenn wir zuerst prüfen, und dies mit großem Fleiß!

Joh 20:26-27

"Nach acht Tagen waren Seine Jünger wieder drinnen, und Thomas war ihnen."

Da unser Leitvers 8 Tage überspringt und Johannes nicht alle Ereignisse des Auferstehungstages dokumentiert hat, wollen wir hier eine kleine Rückschau darüber vornehmen, wem der Herr am Tag Seiner Auferstehung noch erschienen ist.

Mirjam, die Madalenerin war, wie wir sahen, die erste, die Jesus schauen durfte (Joh 20:14-17). Etwas später erschien Jesus ihr nochmals, diesmal war sie in der Begleitung "der anderen Maria" (Mt 28:1-10). Als einziger berichtet Lukas von zwei Jüngern auf dem Weg nach Emmaus (Lk 24:13-32). Es waren keine der Apostel, denn einer von ihnen hieß "Kleopas" und beide stießen später in Jerusalem zu den Elf (Vers 33). Lange unterhielt Sich Jesus mit ihnen, ohne dass sie Ihn erkannten. Es muss eine ungemein gesegnete Stunde gewesen sein, denn wir lesen, dass Jesus mit ihnen alle Propheten, angefangen bei Mose, durchging und ihnen aus allen Schriften das "über Ihn Gesagte" auslegte. Erst als Er das Brot mit ihnen brach, wurden ihre Augen aufgetan. _Hernach sagten sie zueinander: "Brannte nicht unser Herz in uns, als Er auf dem Weg zu uns sprach und als Er uns die Schriften auftat?"

Wie wunderbar ist es, wenn wir Sein Wort in uns bewegen und auch unser Herz zu brennen anfängt, wenn uns ein inniges Glücksgefühl durchströmt und wir Ihn nur noch preisen und anbeten können! Es ist unser heutiges Vorrecht, dass wir auf alles zurückblicken können und die Zusammenhänge erkennen dürfen. Dafür können aber unsere Augen nicht mehr buchstäblich sehen, sondern wir erfassen das Gehörte oder Gelesene nur noch im Glauben ohne Schauen. Und doch, auch wenn wir nicht buchstäblich schauen können, geht es uns immer wieder wie diesen zwei Jüngern auf dem Weg nach Emmaus, dass unsere Herzen angerührt sind, dass wir innerlich spüren dürfen, wie Nahe der Herr ist, wie es uns überaus glücklich macht, uns in Ihm zu wissen, uns mit jedem Tag, jeder Stunde jenem Zeitpunkt der buchstäblichen Vereinigung mit Ihm zu nähern, um dann für alle Zeit bei Ihm zu sein!

"Da kam Jesus bei verschlossenen Türen herein , trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch! Danach sagte Er zu Thomas: Reiche deine Finger her und gewahre Meine Hände; dann reiche deine Hand her und lege sie in Meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete Ihm: Mein Herr und Mein Gott!"

Acht Tage erfahren wie bei Johannes nichts über den Auferstandenen Christus, dann trat Er plötzlich wieder in ihre Mitte, und wieder erleben wir, wie Sein Körper nicht mehr durch irdische Materie aufgehalten wurde, er war bereits dem Überhimmlischen angepasst.

Friede im Herzen ist ein köstlich Ding, nicht nur für die Jünger, sondern auch für uns! Nach Gal 5:22 ist der Friede eine Frucht des Geistes, er kommt von Gott! In Röm 15:13 betet Paulus: Der Gott der Zuversicht aber erfülle euch mit aller Freude und allem Frieden im Glauben, damit ihr überfließt in der Zuversicht, in der Kraft heiligen Geistes". Und in Phil 4:7 lesen wir: "Dann wird der Friede Gottes, der allem Denksinn überlegen ist, eure Herzen und eure Gedanken wie in einer Feste in Christus Jesus bewahren."

"Friede". heißt, sich völlig geborgen wissen, sich von nichts mehr erschüttern oder beunruhigen lassen, sich auf alle Zeit mit der Liebe Gottes verbunden wissen! So können wir dann auch tatsächlich in der Zuversicht überfließend sein! Doch bewegen wir auch die Worte aus aus Phil 4:7 in uns: Friede ist allem Denksinn überlegen! Und wie müht sich doch gerade auf diesem Gebiet der Widerwirker ab, uns Unruhe ins Herz zu geben, unsere Gedanken auf irdische Dinge zu richten, die uns Sorge bereiten oder Angst machen. Was für hehre Worte, dass dieser Friede von Gott all unserem Denksinn überlegen ist, ja mehr noch, dass er uns wie in eineir Feste in Christus Jesus umschließt, einhüllt, bewahrt!

Joh 20:27-29

"Danach sagte Er zu Thomas: Reiche deine Finger her und gewahre Meine Hände; dann reiche deine Hand her und lege sie in Meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete Ihm: Mein Herr und Mein Gott! Jesus aber sagte zu ihm: Weil du Mich gesehen hast, hast du geglaubt. Glückselig sind, die nicht gewahren und doch glauben."

Jesus ging voll auf des Thomas wohl etwas herausfordernd klingenden Worte ein - er durfte die Wundmale nicht nur sehen, sondern auch mit eigenen Händen fühlen. Was mag wohl in seinem Herzen vorgegangen sein, als er erkennen durfte, wer vor ihm stand? Seine Antwort drückt aus, dass er überwältigt gewesen sein musste.

Unglaube dürfen wir an dieser Stelle nicht nur bei Thomas sehen. In Mk 16:14 lesen wir nämlich: "Zuletzt wurde Er den Elf offenbar, als sie zu Tisch lagen, und Er machte ihnen Vorwürfe wegen ihres Unglaubens und ihrer Hartherzigkeit, weil sie denen nicht glaubten, die Ihn als Auferweckten aus den Toten geschaut hatten." Alle Elf wurden, wie wir sehen, vom Herrn gerügt Seine Rüge an Thomas galt somit allen!

In Vers 29 kündigte Jesus dann eine Zeit an, in welcher derjenige glückselig ist, der nicht gewahren und doch glauben wird. Mit Jesu Himmelfahrt fing für die Jünger diese Zeit an. Vor ihnen gab es im AT schon ein große Zahl von Glaubenshelden, deren Zeugnis uns bewahrt ist. Gott Selbst erklärt eindeutig, was Glaube ist: "Der Glaube ist die zuversichtliche Annahme dessen, was man erwartet, ein Überführtsein von Tatsachen, die man nicht erblickt" (Hebr 11:1). Und in der Fortsetzung werden die Taten der Glaubenshelden einzeln aufgeführt. "Zuversichtlich" sollten die Jünger in Zukunft annehmen, was sie nicht sahen, und zuversichtlich sollen auch wir im Glauben unsere Erwartung festhalten, eine Erwartung, die täglich unsere Gedanken nach oben führen soll (Kol 3:1-4).

Zweck dieses Buches

Joh 20:30-31

"Noch viele andere Zeichen tat Jesus vor den Augen Seiner Jünger, die nicht in dieser Rolle geschrieben sind; diese aber sind geschrieben worden, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus, der Sohn Gottes ist, und damit ihr als Glaubende in Seinem Namen äonisches Leben habt."

Der Glaube ohne Schauen, den Jesus im gestrigen Leitvers vor Seinen Jüngern forderte, schließt aber nicht Zeichen und Wunder aus! Israels Geschichte ist ja von diesen sichtbaren Zeichen und Wunder geradezu gekennzeichnet; schon die Patriarchen im AT erlebten solche. sie geschahen bei der Befreiung des Volkes aus Ägypten, begleiteten das Volk auf der 40-jährigen Wüstenwanderung und kennzeichneten auch das Handeln Jesu auf Erden. Und nach Seiner Himmelfahrt setzten sich diese sichtbaren Machttaten im Nachpfingstgeschehen fort - die ganze Apostelgeschichte ist erfüllt davon.

Für uns gilt es zu erkennen, dass dies Machttaten zum irdischen Segensgut des Volkes Israel gehören und göttliche Erziehungsmittel darstellen, vor allem für jene Zeit, in der Israel noch auf einer unmündigen und unvollkommenen Glaubensstufe steht.

Leider wurden und werden immer noch auch in Kreisen der Körperschaft Christi diese Zeichen und Wunder so beurteilt, als würden sie auf die höchste Glaubensstufe führen. Wenn dem so wäre, müsste Israel mit seinen zahlreichen Wundererlebnissen das vorbildlichste Volk sein !!! Doch statt dessen ist Israel aus seiner Stellung als Volk Gottes tiefer gefallen als alle anderen Nationen! Wir, die Körpergemeinde Christi Jesu, sollten also nicht nach diesen Dingen trachten, sondern uns vergegenwärtigen, was uns 2Kor 5:7 lehrt.

"Glauben im Namen Jesu Christi" bedeutet für die Jünger (und für das gläubige Israel) "äonisches Leben", welches ein Leben für die beiden kommenden Schlussäonen bedeutet. ÖEs ist die Zeit der Herrschaft des Christus mit Seinen Heiligen im irdischen Bereich, bis zur Vollendung.

Lies weiter:
21. Das Johannes-Evangelium Kapitel 21