Das Johannes-Evangelium Kapitel 21

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Abschrift: Das Johannes-Evanglium in täglichen Andachten: Band I - IV
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Band I und II vergriffen
Band III und IV als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

21. Das Johannes-Evangelium Kapitel 21

Erscheinung des Auferstandenen am See Tiberias
Gespräch mit Petrus
Schlusswort

Erscheinung des Auferstandenen am See Tiberias

Joh 21:1-3

"Danach offenbarte Sich Jesus nochmals den Jüngern am See Tiberias. Hier offenbarte Er Sich auf solche Weise: Es waren beisammen Simon Petrus, Thomas, der Didymus genannt wird, Nathanael aus Kana in Galiäa, die Söhne des Zebedaäus und zwei andere Seiner Jünger. Simon Petrus sagte zu ihnen: Ich gehe fischen!"

Passend zum letzten Kapitel des Johannesevangeliums lesen wir in Apg 1:3: "Ihnen (den Aposteln) hatte Er Sich auch nach Seinem Leiden in vielen Beweisen lebendig dargestellt, indem Er Sich vierzig Tage hindurch unter ihnen sehen ließ und über Dinge sprach, die das Königreich betreffen."

Alles, was Jesus in diesen vierzig Tagen sprach, betraf das Königreich Gottes, die sollte also auch die Überschrift über unser Kapitel 21 sein. Das Königreich Gottes bezieht sich auf das Israel verheißene Königreich auf Erden. Dies bestätigt die Frage der Jünger in Apg 1:6: "Herr, stelltst Du in dieser Zeit das Königreich für Israel wieder her?" Aus dieser Frage der Jünger geht überdeutlich hervor, von welchem Königreich die Rede war! Für die Jünger war der König wieder sichtbar geworden, was hinderte Ihn jetzt, ihre Sehnsucht zu stillen? Doch wir wissen aus dem weiteren Gespräch in Apg 1, dass Jesus ihnen liebevoll verhüllte, wie lange es noch dauern würde, bis der Zeitpunkt gekommen war: "Euch steht es nicht zu, die Zeiten oder Fristen zu erfahren, die der Vater in eigener Vollmacht festgesetzt hat".

Unser Verse Joh 1:14 stehen im Zusammenhang und sollten vorab gelesen werden. Gemäß Apg 1:3 stellt dieser Fischfang ein Bild des zukünftigen Königreiches Gottes dar. Im Mittelpunkt dieses Kapitels steht die Schlüsselfigur desselben, Simon Petrus. Er soll nicht nur aufschließen, er soll auch Vorbild sein und führen können. Er steht also in ganz besonderer Weise in der Schulde des Herrn

"Sie erwiderten ihm: Auch wir kommen mit dir! Dann gingen sie hinaus und stiegen sogleich in das Schiff, fingen aber in jener Nacht nichts."

Der große Hirte der Schafe (Joh 10:2) war im Begriff, die Herde zu verlassen. Das Prophetenwort aus Sach 13:7 hatte sich erfüllt: "Ich werde erschlagen den Hirten, und versprengt sollen werden die Schafe der Herde." Nach des Herrn Auferstehung sollte das Herdlein wiederum gesammelt werden. Dazu musste Er einen Apostel beauftragen. Wenn es dabei nach uns gegangen wäre, so hätte wir bestimmt denjenigen mit der treuesten und festesten Hand ausgewählt. Der Herr jedoch traf eine bessere Wahl. Menschliche Stärke bedeutet in diesem Dienst nur Schwachheit! Seine Wahl fiel auf Petrus der, wie wir im Verlauf dieses Evangeliums sahen, immer wieder unangenehm auffiel, sei es, weil er zu ungestüm und. zu impulsiv war, oder sei es, dass er den Herrn feige verleugnete. Und wie konnte dieser Mann zuvor prahlen: "Und wenn ich mit Dir sterben müsste, so werden ich Dich keinesfalls verleugnen!"

Wir sehen, dass Petrus gerade wegen seiner vielen menschlichen. Schwächen das richtige Werkzeug Gottes war. Immer wieder strauchelte Petrus, und immer wieder half ihm der Herr liebevoll auf, aber nicht ohne ihm zu zeigen, wie schwach er allein auf sich gestellt war. Und wie gut Petrus gelernt hatte, bezeugte er später so: "Ihr Jüngeren in gleicher Weise: Ordnet euch den Älteren unter; seid alle aber untereinander mit der Demut umschürzt, weil Gott Sich den Stolzen widersetzt, den Demütigen aber gibt Er Gnade. Demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes...." (1Petr 5:5 ff).

Aber noch war Petrus nicht so weit! Die Liebe hatte eine weitere Lektion für ihn bereit. Wieder erleben wir Petrus, wie er eigenmächtig spricht: Ich gehe fischen!" ohne zu bedenken, dass er ja den Auftrag erhalten hatte, "Menschenfischer" zu sein!

Menschenführung bedarf immer einer starken Hand, das haben die Führer dieser Welt in der Vergangenheit stets bewiesen. Ihr großer Irrtum lag nur darin, dass sie ihrer eigenen Kraft vertrauten. Auch Petrus war zu einer Führungsperson auserwählt worden, allerdings sollte er nicht. auf seine eigene, sondern auf die Kraft Gottes bauen. Darin unterschied er sich von allen weltlichen Führern. Gottes Prinzip ist immer das gleiche: Er nützt die menschliche Schwachheit, um Seine Kraft und Stärke zur Schau zu stellen!

Eine schwere Lektion hatte auch Paulus zu lernen, bevor er die Worte Gottes in der richtigen Art und weise würdigen konnte: "Dir genügt Meine Gnade; denn Meine Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht" (2Kor 12:9). Und welche Schule musste er durchlaufen, damit er in der Fortsetzung obigen Verses ausrufen konnte. "Sehr gern werde ich daher eher die Schwachheiten an mir rühmen, damit die Kraft des Christus über mir zelte". Und welche herrlichen Erfahrungen stehen hinter den Worten in (2Kor 12:10): "Darum ist mir wohl zumute selbst in Schwachheiten, unter Misshandlungen, in Nöten, in Verfolgungen, unter Druck um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich kraftvoll."

An diesen Punkt musste auch Petrus herangeführt werden. Als Fischer verstand er seine Handwerk sicherlich meisterhaft. Mit sechs anderen Jüngern fuhr er hinaus auf den See, aber trotz allem Mühen, trotz aller Kunst - sie fingen nichts! Dies ist der Stand eines Gläubigen, der aus eigener Kraft versucht, etwas zu tun. Doch Gott möchte nicht unsere Kraft zur Schau stellen, sondern uns benutzen, um "in den kommenden Äonen den alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade in Güte gegen uns in Christus Jesus zur Schau zu stellen." (Eph 2:7).

Joh 21:4-5

"Als es schon Morgen wurde, stand Jesus am Strand. Doch wussten die Jünger nicht, dass es Jesus war. Jesus fragte sie nun: Kinder, habt ihr nicht etwas Zukost zu essen?"

"Herzu, hinter Mir her! Ich werde euch zu Menschenfischern machen" (Mt 4:19), mit diesen Worten begegnete Jesus zum ersten Mal dem Simon Petrus und seinem Bruder Andreas. Nun geht Petrus wieder hinaus auf den See und wirft, wie früher, sein Netz aus. Eine ganze Nacht lang mühte er sich mit den anderen ab, doch ohne jeglichen Erfolg.

Als es Morgen wurde und die Netze immer noch leer waren sahen sie eine Gestalt am Ufer stehen, die ihnen zurief: "Kinder habt ihr nicht etwas Zukost zu essen?" Wieviel Liebe liegt doch einerseits in der Bezeichnung "Kinder" und wieviel Eindringlichkeit liegt andererseits in der Frage nach dem Ergebnis ihres Mühens!

Johannes hat dieses Wort des Herr in seine Briefe übernommen: "Meine Kindlein..." (1Jo 2:1), so schreibt er die Briefempfänger an und erklärt in 1Jo 2:12, dass der Stand eines "Kindleins" den Anfang im Glaubensleben bedeutet, der unbedingt des Wachstums benötigt! "Kindlein! sind Gläubige, die erkennen durften, dass ihre Sünden um des Namens "Jesus" willen erlassen sind. Und wie eindringlich mahnte Jesus immer wieder Seine Jünger, an Seinen Namen zu glauben.

Nun galt es für die Jünger, allen voran Petrus, aus dem Stand der "Kindlein" herauszuwachsen, und zwar zu Jünglingen, über die Johannes schreibt: "weil ihr den Bösen überwunden habt" (1Jo 2:13). Als Menschenfischer mussten Petrus und die anderen Jünger in den Machtbereich der Finsternis hineingreifen, mussten ihre Netze in das Meer der Völker und Nationen werfen, was nicht ohne Kampf und Widerstand abging! Doch den Bösen überwinden konnte Petrus nur, wenn er auf Ihn, den Herrn, schaute - und darin ging und gieht es ihm nicht anders als uns!

Joh 21:6

"Sie antworteten Ihm: Nein. Dann sagte Er zu ihnen: Werft das Netz nach der rechten Seite des Schiffes aus, so werdet ihr fische finden! Da warfen sie es nun aus und vermochten es vor der Menge der fische nicht mehr einzuziehen."

In dem Wörtchen "Nein" liegt die ganze Not und Vergeblichkeit eigenen Handeln begraben. Was muss ein normaler Fischer empfinden, der sich eine ganz Nacht lang abgemüht hat, und am Morgen nicht einmal sein Frühstück erworben hat'! "Nein" war die Resignation jener sieben Jünger, die schon zwar redlich, aber dennoch falsch gemüht hatten. Der Erfolg stellte sich erst ein, als sie des Herrn Wort hörten und - auch dem gehörten Wort gehorchten!

Wenn wir an dieser Stelle auf uns schauen, so müssen wir u ns immer wieder fragen lassen, wie unser Erfolg aussieht? Dabei geht es bei uns weniger darum, Menschen zu fischen, sondern uns auf unsere zukünftige Aufgabe in den Überhimmlen vorbereiten zu lassen. Dabei ist es durchaus möglich, dass unsere irdischen Hausaufgaben,k die wir lernen sollten, viel "leeren Fang" enthalten. Paulus bezeichnet es als "Holz, Gras und Stroh", lauter Dinge, die, wenn sie in Feuer enthüllt werden, verbrennen! (1Kor 3:13). Sie enthalten all jenes, was wir aus eigener Kraft versucht haben! Aber dann sind in obigem Schriftwort auch noch die echten wahren Dinge aufgezählt, nämlich "Gold, Silber und kostbare Steine". Dies ist all das, was der Herr durch uns wirken konnte!

Wie wichtig ist es darum, uns immer wieder vor Augen zu führen, dass alles euphorische, impulsive eigene Handeln zu leeren Netzen führt, dass wir aber um so mehr lernen sollten, mit hörenden Herzen Seine Stimme (Sein geschriebenes Wort) zu vernehmen- Wenn wir in solcher Weise wandeln, wir unser Erdengang kein krampfhaftes Mühen mehr sein, sondern ein entspanntes Wandeln in dem Wissen: "Denn wir sind Sein Tatwerk, erschaffen in Christus Jesus für gute Werke, die Gott vorher bereitet, damit wir in ihnen wandeln" (Eph 2:19).

Joh 21:7

"Dann sagte jener Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus: Es ist der Herr! Als Simon Petrus hörte, dass es der Herr sei, gürtete er das Hemd, denn er war sonst unbekleidet, und warf sich in den See."

Es war Johannes, der in dem Mann am Ufer den Herrn erkannte. In unserem Leitvers heißt es: "jener Jünger, den Jesus liebte". War das eine Bevorzugung? Liebte Jesus die anderen Jünger weniger? Solche Gedanken können uns schon irritieren, doch wir wollen ihnen erst gar keinen Raum in uns geben, sondern diese Aussage von einer anderen Seite sehen:

Wie wir wissen, hob Jesus ständig die Liebe hervor, die Liebe zwischen Ihm und dem Vater, die Liebe zu den Seinen und die Liebe unter den Jüngern. So lesen wir in Joh 13:34: "Ein neues Gebot gebe Ich euch geliebte habe, sollt auch ihr einander lieben." Die Liebe ist das Kennzeichen derer, die in Christus sind. "Die Liebe ist aus Gott, und jeder, der Gott liebt, ist aus Gott gezeugt und erkennt Gott" (1Jo 4:7). Johannes hat in besonderem Maß die Liebe Gottes im Herzen gehabt und sicher auch ausgelebt, wie dies aus seinen Briefen ersichtlich ist. In dieser Liebe hat er den Herrn erkannt, und so verstehen wir die Aussage des Leitverses auch richtig!

Uns ruft Paulus in 1Kor 4:1 zu: "Jaget daher der Liebe nach!" Hier ist unser Wandel angesprochen. Denn in der Liebe sind wir, wie es Johannes zeigt, schneller in der Lage, den Herrn zu erkennen!

Nach diesen Worten des Johannes ist Petrus nicht mehr zu halten. Auch ihn zieht zweifellos die Liebe zum Herrn, aber anscheinend muss n och einige an ihm abgeschliffen werden, denn sein Verhalten bringt auch zum Ausdruck, dass er vor den anderen beim Herrn sein möchte - ein Verhalten, das auch egoistische Züge trägt.

Joh 21:8-10

"Die anderen Jünger aber kamen mit dem Boot; denn sie waren nicht weit vom Land, sondern nur etwa zweihundert Ellen davon entfernt, und schleppten das Netz mit den Fischen. Als sie nun ans Land stiegen, sahen sie ein Kohlenfeuer angelegt und darauf Speisefische liegen und Brot dabei. Jesus sagte zu ihnen: Bringt von den Speisefischen, die ihr soeben gefangen habt."

Die Jünger hatten alle Mühe, das schwere Netz an Land zu schleppen. Wir können uns gut vorstellen, wie sie nach eine durcharbeiteten Nacht Hunger hatten und sich nun freuten, ein nahrhaftes Essen zubereiten zu können. Doch der Herr kam ihnen zuvor: Sie sahen ein Kohlenfeuer und darauf bereits Speisefische - es war alles bereitet!

Wie wunderbar traf doch der Herr für die Seinen Fürsorge selbst was die leibliche Nahrung betraf. So konnte Petrus später niederschreiben: "Eure gesamte Sorge werft auf Ihn, weil Er Sich um euch kümmert" (1Petr 5:7). Auch dies gehörte zur Zubereitung der Jünger, dass sie sich in allem geborgen wussten, dass sie sich nicht durch Sorgen von dem Abhalten ließen, was ihr Auftrag war. solchermaßen gestärkt und zubereitet kann der Herr Seine Jünger jeden Weg führen, sie sind Seine willigen Werkzeuge.

Eine liebe Schwester sandte mir das Gebet eines unbekannten Verfassers zu, vielleicht kann uns ein Vers daraus in den Tag begleiten:

Mach uns bereit, jedweden Weg zu gehen,
selbst wenn der Tod uns je als Beute nimmt.
Doch lass uns auch das ferne Hochziel sehen,
das Du vom Niederwurf bestimmt.
Lass der Vollendung heil'ge Gotteswonnen
uns ganz durchströmen voller Herrlichkeit.
Du bringst zum Ziel, was Du dereinst begonnen,
so führ' uns wie Du willst, wir sind bereit.

Joh 21:11

"Simon Petrus stieg nun hinauf und z og das Netz, mit hundertdreiundfünfzig großen Fischen angefüllt, ans Land. Obwohl es so viele waren, zerriss das Netz nicht."

In Lk 5:1 ff lesen wir auch von einem Fischzug, der dem in unserem Kapitel 21 sehr ähnlich ist. Auch. hier fordert Jesus Petrus auf, das Netz zum Fang in die Tiefe zu senken, und auch hier klagt Petrus, die ganze Nacht hindurch vergeblich gefischt zu haben. Auf des Herrn Wort hin senkte Petrus dann doch die Netze ab und fing solche eine Menge, dass die Netze zerrissen.

Zusammen mit obigem Fischzug haben wir folgende Begebenheiten: Einmal die Nacht des vergeblichen Fischfanges, dann den Fang, der die Netze reißen ließ, und heute spricht unser Leitvers ebenfalls von vollen Netzen, aber diese rissen nicht dafür wird uns die genaue Stückzahl der gefangenen Fische genannt. Schließlich ist uns noch das Kohlenfeuer gezeigt, an dem der Herr steht. Wenn wir diese vier Punkte im Hinblick auf das kommende Königreich betrachten, so ergeben sich interessante Ausblicke.

Beginnen wir mit dem Kohlenfeuer: Feuer hat in Gottes Wort grundsätzlich die Bedeutung von Gericht, Strafe, Reinigung und Läuterung. In Jes 5:24 wird der gegen Sein Volk brennende Zorn Gottes mit der Zunge des Feuers verglichen. Der Weg zum Baum des Lebens wird von den Cherubim mit einem flammenden, sich drehenden Schwert bewahrt (1Mo 3:24); der brennende Dornbusch in 2Mo 3:2 zeigt das unter Gericht stehende Volk Israel. Und während die Füße dessen, der gute Botschaft verkündigt, lieblich sind (Jes 52:7), werden die Füße des zum Gericht kommenden Christus mit weißer Bronze, wie sie im Hochofen glüht, verglichen (Offb 1:15). Weil der heilige Geist nur auf dem Weg des Gerichts bzw. des Selbstgerichts von einem ungläubigen Menschen Besitz ergreifen kann, empfingen die Jünger in Jerusalem die Pfingstgabe in Gestalt von feurigen Zunge, während der Geist auf den Herrn - den einzig Reinen - wie eine Taube kam (Apg 2:3; Mt 3:16). Wir sehen also den strafenden, gerichtlichen Charakter, den das Feuer in Gottes Wort hat.

So furchtbar die Gerichtswirkungen sind, so stehen sie doch immer in genau zuvor bestimmtem Umfang und gottverordneter Stärke im Dienst dessen, der alles Seinem Ratschluss dienstbar zu machen weiß. Darum lesen wir in Ps 104:4; dass Er Seine Diener zu flammendem Feuer macht.

Der Glaube sieht in allem Feuer der Gerichte das Hinführen zu Gott als Ziel, wie es uns Ps 83:15-17 zeigt: "damit sie Deinen Namen suchen", er sieht aber auch die zurechtbringende Gnade Gottes und vermag darum allezeit und für alles, also auch für schwerste Gerichte zu danken (siehe Eph 5:20). Feuer straft und züchtigt nicht nur, sondern prüft, läutert und reinigt zugleich! Diese ersehen wir aus Sach 13:9; Spr 17:3; Mal 3:3 und vielen weiteren Stellen. Auch wir, die Körpergemeinde Christi Jesu, kommen mit diesem Feuer in Verbindung: In 1Kor 3:12-15 sehen wir unseren Wandel (nicht unsere Rettung) im Prüfstein des Feuers.

Eine Verbindung zu unserem "Kohlenfeuer" sehen wir in Jes 6:6-7: "Da fliegt zu mir einer der Seraphim, und in seiner Hand ist eine glühende Kohle, die er mit Schneuzen (= Zange) vom Altar genommen. Dann berührt er meinen Mund und sagt;: Siehe, dies berührt deine Lippen! Beseitigt ist deine Verworfenheit, und für deine Sünde ist ein Sühnedeckel da."

Wie wunderbar schattet das Kohlenfeuer, auf dem die Fische liegen, die Hand des Seraphim mit der glühenden Kohle ab! Und so wie das Kohlenfeuer die auf ihm liegenden Fische berührt (und auch die Fische haben in Gottes Wort ihre Bedeutung, wie wir morgen sehen werden), so werden Verworfenheit und Sünde beseitigt.

In Hab 1:14 werden Menschen mit Fischen des Meeres verglichen und in Mt 4:19 sagte der Herr zu Petrus und seinen Bruder Andreas, dass Er sie zu Menschenfischern machen werde. Es war also kein Zufall, dass der Herr unter Seinen Jüngern eine Reihe von Fischern hatte, dass Er ihnen am Fischfang gewisse Dinge verdeutlichte und außerdem der Fisch einen Hauptbestandteil der Nahrung bildete. In Jer 16:16 lesen wir ein sehr wichtiges Wort: "Siehe, Ich will viele Fischer aussenden, spricht der Herr, die sollen sie fischen; und danach will Ich viele Jäger aussenden, die sollen sie fangen auf allen Bergen und auf allen Hügeln und in allen Felsklüften'". Wenn wir den ganzen Zusammenhang beachten (Jer 16:10-18), so finden wir, dass es sich um die Sammlung Israels aus den Ländern ihrer Zerstreuung handelt. Auf zwei Arten wird das untreue Volk in seine nationale Heimstätte zurückgebracht: Durch Fischen und durch Jagen.

Der unterschiedliche Fischfang der Jünger spiegelt also obiges Ereignis ab. Da sehen wir erst einmal den zweifach vergeblichen nächtlichen Fischfang in Lk 5:1 ff und Joh 21:3, ein Bild auf die Nacht des Unglaubens, in der kein Fisch gefangen wird. Für uns kann dies ein Hinweis auf die Beseitestellung Israels sein, und zwar so lange, bis die Vervollständigung der Nationen eingehe (Röm 11:25). Danach lesen wir: "Und sodann wird Israel als Gesamtheit gerettet werden, so wie geschrieben steht: Eintreffen wird der Bergende aus Zion, abwenden wird Er die Unfrömmigkeit von Jakob" (Röm 11:26).

Bei Gott hat alles Seine Zeit, dies lesen wir schon in Pred 3:1 ff. Allerdings haben wir Menschen meist sehr wenig Geduld, um die göttliche Zeit abzuwarten. Wenn in Israel heute die Netze noch leer sind, so ist die kein endgültiges Zeichen der Verworfenheit Israels, vielmehr kommt auch der göttliche Zeitpunkt, wo sich der Erfolg einstellt!

In der acht des Unglaubens, das sahen wir gestern, gibt es keinen Fischt zu fangen. Heute stehen zwei erfolgreiche Fischfänge vor uns, einer mit genau benannter Stückzahl, und einer, bei dem die Menge der Fische so gewaltig war, dass das Netz riss.

Einhundertdreiundfünfzig Fische werden uns in unserem Leitvers genannt; aber nicht zufällig ist auch angemerkt: "Obwohl es viele waren, zerriss das Netz nicht. Wir denken bei diesem Fischzug eventuell an die hundertvierundvierzigtausend Versiegelten (Offb 7:4), ein zählbares Häuflein von hundertdreiundfünfzig Stück, wobei die Zahl weniger den Zahlenwert, als vielmehr den Zahleninhalt widerspiegelt: 1 = Ursprungs- und Zielzahl, 5 = Zahl der Schwachen und Geringen; 3 = abgerundete Zahl: Glaube/Hoffnung/Liebe. Und obwohl es große Fische waren, was auf die Gewichtigkeit jedes einzelnen Fisches hinweist, zerriss das Netz von dieser kleinen Zahl noch lange nicht!

Es wird abe rnoch eine weiteren größeren, gewaltigen Fischzug geben, bei dem der Fang so zahlreich (unzählbar) ist, dass die Netze zerreißen werden. In Mt 24:31 lesen wir: "Alsdann wird Er Seine boten mit lautem Posaunenton aussenden, und sie werden Seine Auserwählten von den vier Winden her versammeln, vom äußersten Ende der Himmel an bis wieder zu ihrem äußersten Ende." Das zerstreute Israel wird in diesem Bild gesammelt und in sein Land gebracht. Gemäß Mt 13:47-50 geschieht dies mit einem riesigen Schleppnetz, welches die Boten ins Völkermeer auswerfen. Wir weisen darauf hin, dass auf dem Boden des israelischen Königreiches die himmlischen Boten stets eine Rolle spielen (nicht aber bei uns), lies Hebr 1:14.

Dies wird also ein gewaltiger Fischzug sein, der am Ende dieses Äons, beim Anbruch des irdischen Königreiches, geschieht.

Joh 21:12-14

"Darauf sagte Jesus zu ihnen: Herzu, nehmt das Frühmal ein! Keiner der Jünger aber wagte Ihn zu fragen: Wer bist Du? denn sie wussten, dass er der Herr war. Jesus trat nun herzu, nahm das Brot und gab es ihnen, gleicherweise auch den Speisefisch. das war schon das dritte Mal, dass Jesus, auferweckt aus den Toten, den Jüngern offenbar wurde."

Obwohl schon Speisefische auf dem Kohlenfeuer lagen, fordert Jesus die Jünger auf, weitere Speisefische zu bringen. Dann lud Er sie zum Frühmahl ein.

Jesu Herrlichkeit, in welcher Er Seinen Jüngern erschien, war stark abgedämpft, und doch war sie derart, dass die Jünger, die sich ja vorher nicht scheuten, mit dem Herrn zu sprechen, nun n icht einmal mehr zu fragen wagten, wer Er sei - es war der aus den Toten auferweckte Herr.

Speisefisch und Tod stehen in unseren Leitversen nahe beisammen - dies erinnert uns an den von Gott bestellten großen Fisch, der den Tod darstellt und den ungehorsamen Propheten Jona verschlang. Und so wie er Jona verschlang, so verschlingt der Tod alle Menschen, ja selbst der Herr ging nach Seinen eigenen Worten, durch die Jonageschichte vorgeschattet, drei Tage und drei Nächte in das Herz der Erde in den Tod (Mt 12:40). Doch die Wirksamkeit der Gewalt der Stärke Gottes wirkte in Christus und weckte Ihn aus den Toten auf. Es ist dieselbe Kraft, die einmal in uns wirken, und uns aus den Toten auferwecken wird, wenn Er zur Entrückung kommt. Und es ist dieselbe Kraft, die danach Seine Jünger im Königreich aus den Toten auferwecken wird und mit ihnen all jene, die als Gläubige zur Königreichsgemeinde bestimmt sind.

Und wie die Jünger zum Fischmahl gerufen wurden, so werden sie dereinst zum großen Hochzeitsmahl gerufen werden, wenn die Hochzeit des Lämmleins gemäß Offb 19:7 gekommen ist - und sie werden "glückselig" sein!

Gespräch mit Petrus

Joh 21:15

"Als sie nun das Frühmahl eingenommen hatten, sagte Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Johannes, liebst du Mich mehr als diese? Er antwortete Ihm: Ja, Herr, Du weißt, dass ich Dich liebhabe. Dann sagte Er zu ihm: Weide meine Lämmlein!"

In den nächsten fünf Versen steht das "Liebhaben" (phileo) im Vordergrund. Dabei geht es bei diesem Wort um die freundschaftliche Liebe, welche auf Gegenseitigkeit beruht. Auf einer wesentlich höheren Stufe steht die selbstlose Liebe (agape), die wir in Bezug auf Gottes Liebe zu uns anzuwenden haben; sie setzt bei dem anderen nichts voraus sondern liebt um seiner selbst willen und ist stets auf das Wohl des anderen bedacht.

Wenn wir in der Schule Gottes sind, dann werden unsere Fehler nicht plump und hart angeprangert und berichtigt, sondern, wie wir es hier bei Petrus sehen, mit größtem Zartgefühl und mit viel Liebe behoben. Dreimal hatte Petrus den Herrn verleugnet, jetzt stellt ihm der Herr Seine drei Fragen.

Die erste Frage lautete: "liebst du Mich mehr als dies2 (Jünger)?" Der Herr hätte Petrus auch fragen können: Bist du nicht in jener Nacht, als sie Mich festnahmen, als einziger gestrauchelt und hast Mich verleugnet? Hast du nicht kurz zuvor großspurig verkündet, du würdest eher sterben, als Mich zu verleugnen? Doch die frage Jesu ist ganz in der Liebe gehalten! Und Petrus zeigt in seiner Antwort, dass er gelernt hat: Zwar weiß er um seine Liebe zum Herrn, doch er erhebt sich nicht mehr über die anderen Jünger. So wählt er einen schwächeren Ausdruck, nämlich "liebhaben" (phileo), mit der er die wahre Liebe des Herrn (die "agape") zu erwidern versucht. Auch wagt Petrus nicht mehr, seine Aussage selbstbewusst vorzutragen; vielmehr bezieht er sich darauf, dass sein Herr doch alles wisse: "Herr, du weißt, dass ich Dich liebhabe" ... ein wahrhaft gewandelter Petrus!

Joh 21:16

"Dann fragte Er wieder, zum zweiten Mal: Simon, Sohn des Johannes, liebst du Mich? Er antwortete Ihm: Ja, Her, Du weißt, dass ich Dich lieb habe. Darauf sagt Er zu ihm: Hirte Meine Schafe!"

Die gestrige Antwort des Petrus beantwortete der Herr mit: "Weide Meine Lämmlein!"

Heute fragt der Herr den Petrus erneut: "Liebst du Mich" und gibt ihm erneut Gelegenheit zu einem Liebesbekenntnis. Petrus vermag nicht anders zu antworten als beim ersten Mal. Es muss ihn innerlich sehr bewegt haben, dass ihn der Herr noch einmal fragt. Zweifelte Er an ihm? Traute Er ihm vielleicht gar nicht zu, die ihm gestellte Aufgabe auch zu meistern?

Wir vernehmen mit keiner Silbe, das Petrus sich stark fühlt, dass er mehr leisten könne, als die Lämmlein auf die Weide zu führen, dass er eben doch der "bessere" Jünger sei! Und so erweitert der Herr in Seiner Antwort den Auftrag an Petrus: "Hirte Meine Schafe!" Damit hat Jesus alle Schafe aus Israels Stall der Obhut des Petrus anvertraut und gleichsam Seine Worte in Mt 16:18-19a wiederholt: "Du bis Petrus, und auf diesem Felsen will Ich Meine herausgerufene Gemeinde bauen, und die Pforten des Ungewahrten werden nicht die Oberhand über sie behalten. Ich werde dir die Schlüssel des Königreichs der Himmel geben". Jesus Christus ist die Grundlage, auf der das Königreich aufgebaut wird - erst diese Erkenntnis machte Petrus tauglich, die Schlüssel zu erhalten. Und dass die Pforten des Ungewahrten nicht die Oberhand behalten konnten, erlebte Petrus auf dem Berg der Verklärung (Mt 18:1-5), wo er Augenzeuge Seiner glorreichen Herrlichkeit wurde (2Petr 1:16-20). Als er dann vom Berg herabstieg, war diese Vision besiegelt - die Tür zum Königreich blieb verschlossen, bis der Sohn des Menschen aus den Toten auferweckt wurde (Mt 17:9). Erst mit der Ausgießung des heiligen Geistes zu Pfingsten öffnete sich die Tür des Königreiches erneut und ein weiteres Angebot ging an das Volk Israel 8dies ist der Inhalt der Apostelgeschichte).

Joh 21:17

"Zum dritten Mal fragte Er ihn: Simon, Sohn des Johannes, hast du Mich lieb? Da wurde Petrus betrübt, dass er ihn zum dritten Mal frage: Hast du Mich lieb" -, und antwortete Ihm: Herr, Du weißt alles; Dir ist doch bekannt, dass ich Dich liebhabe. Darauf sagte Jesus zu ihm: Weide Meine Schäflein!"

Nachdem Petrus zweimal beteuert hat, dass seine Liebe zum Herrn keine selbstlose Hingabe (agape) gewesen ist, sondern eher eine liebevolle Zuneigung (phileo), welche allerdings die Verleugnugsgprobe nicht bestand, ging der Herr auf die beiden Antworten des Petrus ein und benutzt dessen Worte: Hast du Mich lieb? (im Gegensatz zu "Liebst du Mich?")

Wir verspüren direkt selber die Traurigkeit, die Petrus bei dieser dritten Frage überfallen haben muss. Es traf ihn tief ins Herz, dass der Herr erneut fragte und damit Zweifel an seiner Liebe zu bekunden schien. Doch er ist nicht empört oder beleidigt, sondern nur tief betrübt! Aber er ist auch reifer geworden, wie es uns seine Antwort zeigt: "Herr, Du weißt alles!" Was liegt doch in dieser wunderbaren Antwort "alles"! Sie erinnert uns stark an Hiob. Auch er wurde einen Erziehungsweg geführt, tiefer noch und schwerer als der des Petrus; doch am Ende dieses Weges konnte auch Hiob ausrufen: "Ich erkennen, dass Du alles vermagst, und nichts, das Du Dir vorgenommen hast, ist dir zu schwer" (Hi 42:2).

Die Erkenntnis des Petrus, dass der Herr alles weiß und die Einsicht Hiobs, dass Gott alles vermag, ist auch ein Ziel, welches uns, der Körpergemeinde Christi Jesu, gesteckt ist. Können wir wirklich glauben, dass Gott alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt (Eph 1:11)? Was hätte das für Konsequenzen, wenn wir dieses Wort wirklich ernst nähmen!

Petrus erkannte weiter, dass der Herr auch seine tiefsten Beweggründe des Herzens kannte. UNd der Herr ergänzte Seinen Auftrag: "Weide Meine Schäflein", wobei der feine Unterschied darin liegt, dass Petrus auch den geistlichen Hunger der gereiften Schäflein (nicht mehr Lämmlein) stillen sollte!

Joh 21:18-19

"Wahrlich, wahrlich, Ich sage dir: Als du jünger warst, gürtetest du dich selbst und wandeltest, wohin du wolltest. Wen du aber ein Greis geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und dich dahin bringen, wohin du nicht willst. Das sagte Er aber, um anzudeuten, mit welchem Tod er Gott verherrlichen werde. Nachdem Er dies gesagt hatte, gebot Er ihm: Mir nach!"

"Und wenn ich mit Dir sterben müsste..." (Mt 26:35), so sprach Petrus noch wenige Tage zuvor. Gleichsam an diese Wort anknüpfend, erklärte der Herr dem Petrus sein zukünftiges Schicksal mit obigen Worten.

Als Petrus in Vers 7 hörte, dass es der err sei, der am Ufer stand, war seine Sehnsucht so groß, dass er sich das Hemd gürtete und sich ins Meer warf. Jetzt enthüllte ihm der Herr, dass Er ihn durch und durch kannte. Hatte Petrus in den vergangenen Tagen immer wieder versagt, so sollte sich seine Sterbebereitschaft doch in der Zukunft als echt erweisen. Er wurde nicht nur mit dem Hirtenamt beauftragt, sondern auch eines Märtyrertodes gewürdigt.

Für keinen anderen bedeuten die Worte so viel wie für Petrus: "Folge Mir nach!" In seinem zweiten Brief sagte er zu denen, die den gleichen Glaubensstand erreicht hatten: "... dass das Ablegen meines Zeltes schnell geschehen wird, so wie es mir auch unser Herr Jesus Christus offenkundig gemacht hat" (2Petr 1:14).

Die Aussage über den Tod des Petrus machte auch die Erwartung des erneuten Kommens des Königreiches zunichte. Die erste Erwartung wurde durch den Tod Christi Jesu unterbrochen. Durch die Ankündigung des Todes Petri, der ja der Felsen ist, auf dem die Königreichsgemeinde gebaut werden soll, wurde eigentlich schon die zweite Erwartung des Königreiches genommen, noch bevor Petrus nach Pfingsten für dasselbe wirken konnte.

Joh 21:20-21

"Petrus wandte sich um und sah den Jünger folgen, den Jesus liebte, der sich bei dem Mahl an Seine Brust zurückgelehnt und Ihn gefragt hatte: Herr, wer ist es, der Dich verrät? Als nun Petrus diesen gewahrte, fragte er Jesus: Herr, was aber wird mit diesem werden?"

Das, was der auferstandene Herr dem Petrus zu sagen hatte, war nun alles ausgesprochen. Der Herr hatte ihm den Weg bis zu seinem Tod vorausgesagt. Doch noch einmal gerät Petrus ins Wanken: Er schaut zurück - er schaut auf den anderen Jünger. Wir hören keine Antwort von Petrus auf des Herrn Voraussage über seinen Tod, doch die Fragae, was dann mit dem anderen Jünger geschehe, lässt tief in sein Herz blicken!

Zusammenfassend ist zur Laufbahn des Petrus zu sagen, dass er berufen war, der Felsen zu sein, auf welchem sich die Königreichsgemeinde gründete. In dieser Eigenschaft erhielt er die Schlüsse (Umsinnung und Taufe), und zwar zunächst für seine Volksgenossen zu Pfingsten und etwas später für die Proselyten wie z.B. den Kornelius. Seine zwei Briefe spiegeln inhaltlich diesen Hirtenauftrag ab, nämlich die Lämmer und die Schäflein zu weiden.

Und so wie Petrus zu Pfingsten die Tür zum Königreich aufschloss, wird er es wieder tun, sobald die gegenwärtige geheime Verwaltung der Gnade Gottes ihr Ende erreicht hat (Röm 11:25-26) und Gott Sich wieder Seinem Bundesvolk Israel zuwendet. Dann wird das Gericht am Hause Gottes beginnen, und angesichts aller Drangsale wird die Botschaft der Petrusbriefe von dem gläubigen Überrest Israels voll gewürdigt und verstanden werden.

Petrus, dem der Märtyrertod vorausgesagt ist, wird sein Losteil, das noch in den Himmeln verwahrt wird (1Petr 1:4), nach der Auferstehung im Königreich genießen und mit Christus tausend Jahre herrschen, wie es Offb 20:4-6 beschreibt.

Joh 21:22

"Jesus antwortete ihm: Wenn Ich will, dass er bleibe, bis Ich komme, was ginge es dich an? Folge du Mir nach!"

Die Antwort des Herrn ist klar und entschieden. Petrus sollte nicht auf die anderen schauen, er hatte seinen eigenen vom Herrn vorgezeichneten Weg. Dies ist auch eine deutliche Mahnung an uns. Wie oft schauen auch wir auf die anderen und vergleichen unsere Wege. Un d nicht selten ist dann die Frage zu hören: Warum gerade ich? Warum muss ich solche schweren Wege gehen, und warum hat es der andere scheinbar so leicht? Wir sehen aber hier sehr deutlich, dass jeder vom Herrn anders geführt wird, dass jeder seinen für ihn passenden Weg zu gehen hat und dass es nicht unsere Aufgabe ist, anderes zu beobachten und mit uns zu vergleichen! Über jedem Weg auch über jedem Schicksal stehen des Herrn Worte: "Wenn Ich will... was ginge es dich an?"

Petri angekündigter Tod weist klar auf den Fehlschlag der erneuten Königreichsverkündigung hin, der ab Pfingsten geschah. Wenn wir uns fragen, wie es mit Petrus weiterging, so sind dies Vermutungen, die wir normalerweise meiden sollten. Aber vielleicht ist es hier nützlich, sich folgende Gedanken darüber zu machen: Als Israel einst die politische Oberhoheit über das Land verlor, wurde es nach Babylon weggeführt. Der Name "Babylon" bedeutet "in der Zersetzung", was ja den Zustand Israels anschaulich beschreibt. Das alte Reich hatte sich, politisch betrachte, zersetzt und aufgelöst. In der Apostelgeschichte geschah ähnliches, diesmal vor der religiösen Seite aus betrachtet. Petrus könnte mit noch anderen Gemeindegliedern bildlich nach Babel geführt worden sein, was auf den erneuten Fehlschlag der Reichsankündigung hinweist. Und Zersetzung ist der Zustand des Petrus und auch Israels, bis der König wiederkommt und beiden ihre königliche und priesterliche Vorrangstellung auf Erden zurückgibt.

Die letzten persönlichen Worte des Herrn an Petrus lauteten: "Folge du Mir nach!" ...und wie wunderbar ist es auch für uns, in den Fußspuren unseres Herrn und Hauptes zu wandeln!

Joh 21:23

"Daher ging dieses Wort zu den Brüdern aus: Jener Jünger stirbt nicht. Jesus aber hatte nicht zu ihm gesagt, dass er nicht sterbe, sondern: Wenn Ich will, dass er bleibe, bis Ich komme, was ginge es dich an?"

Zum Schluss dieses Evangeliums richten sich unsere Augen auf den Schreiber selbst, auf Johannes. Die Worte Jesu: "Wenn Ich will, dass er bleibe, gis Ich komme" haben offensichtlich auch unter den anderen Brüdern Verwirrung ausgelöst. Sollte Johannes nicht sterben müssen bis Er kommt?

Jesus hätte diese Worte sicherlich nicht ausgesprochen, wenn dahinter nicht eine gewisse Wahrheit liegen würde. Eine ebenfalls verwirrende, aber hier aufschlussreiche Aussage machte Jesus zu Nikodemus, jenem Pharisäer, der Ihn aus Furcht vor den Juden bei Nacht heimlich aufsuchte: "Niemand ist in den Himmel hinaufgestiegen außer dem, der aus dem Himmel herabstieg, der Sohn des Menschen, der jetzt im Himmel ist" (Joh 3:13). Wie konnte Jesus zu Nikodemus sagen, dass Er jetzt im Himmel sei, wo Er doch körperlich vor ihm stand! Was Nikodemus sicherlich nicht verstanden hat, dürfen wir heute wohl erkennen. Jesu Aussage beinhaltet, dass Er zwar im Fleisch auf Erden. und vor Nikodemus war, aber im Geist (in Seinem Denken) war Er im Himmel.

Wenn wir diese Aussage an Nikodemus neben unseren heutigen Leitvers stellen, so sind Parallelen sichtbar: Johannes durfte mit Sicherheit den Petrus überleben, wir wissen um seine drei Briefe sowie um die Niederschrift der Offenbarung, die etwas zwanzig Jahre nach Petri zweitem Brief angesetzt wird. Johannes durfte im Geist den Herrentag erleben, wie uns Offb 1:19 berichtet. Er überspringt im geist die heutige eingeschobene Verwaltung der Gnade Gottes, weil diese dem Apostel Paulus vorbehalten war. Wir sollten uns hüten, Johannes mit dieser in Verbindung zu bringen, da er keinen Einblick haben konnte. Somit durfte Johannes über seinen Tod hinausschauen. Die Worte Jesu, dass er bleiben durfte, bis Er kommt, fanden "im Geist" ihre herrliche Erfüllung!

Schlusswort

Joh 21:24-25

"Dies ist der Jünger, der darüber Zeugnis ablegt, der auch dieses geschrieben hat; und wir wissen, dass sein Zeugnis wahr ist. Es gibt aber noch vieles andere, was Jesus getan hat. Wenn das im einzelnen aufgeschrieben werden sollte, so würde nach meiner Meinung auch die ganze Welt nicht Raum für alle Rollen haben, die man dann zu schreiben hätte."

Johannes benennt sich als Zeuge der Wahrheit dieses Berichtes und vor alle, was Jesus auf Erden tat und sprach. Sein Zeugnis wird von all denen bestätigt, die mit ihm waren, deshalb die Worte: "....und wir wissen..."

Alle, die diese Worte hören und glauben, dürfen wissen, dass es der Geist Gottes ist, der mit unserem Geist bezeugt, dass wir nicht nur glauben können, sondern dass wir vielmehr "Kinder Gottes" sind (gem. Röm 8:16). Aber auch als Kinder Gottes müssen wir beachten, wozu Gott uns berufen hat und wo unser Erwartungsgut bereitet ist. Johannes hat u ns in wunderbarer Weise den fleischgewordenen Sohn Gottes in all Seiner unfassbaren Liebe enthüllt und nahegebracht. Voll Dankbarkeit haben wir deshalb dieses Evangelium in uns aufgenommen. Doch es gilt auch zu erkennen, dass Johannes ein Apostel der Beschneidung ist, dass sein Dienst dem Volk Israel gilt und auf das kommende irdische Königreich ausgerichtet ist.

Die Briefe des Paulus jedoch enthüllen uns einen geheimen Vorsatz Gottes, der Seinen Ratschluss für die Erde ins Überhimmlische erweitert. Die Segnungen, die hier enthüllt werden, gründen allein auf der Gnade Gottes, die so überfließend ist, dass gerade Israels Verstockung dazu dient, diese zur Schau zu stellen! Und dient die Verkündigung des Johannes und der anderen Apostel letztlich der Aufhauptung der Geschöpfe auf der Erde, so dient Pauli Auftrag der Aufhauptung in den Himmeln. Beide Berufungen haben denselben Auftraggeber, und beide Berufungen haben dasselbe Ziel, nur auf zwei verschiedenen Ebenen - dieses Wissen darf uns tief und innig mit Israel verbinden!

Gibt es Größeres als die Liebe Gottes, die sich in Christus offenbart? Wie herrlich und wie groß ist doch unser Gott, der uns in Christus Jesus zum Vater geworden ist! Nichts kann diese Liebe fassen, kein Rau, wäre groß genug, um gebührend davon zu schreiben. So dürfen wir staunend und anbetend vor Ihm stehen und in unseren Herzen lobsingen:

Du großer Gott, wenn ich die Welt betrachte,
die Du geschaffen durch Dein Allmachtswort,
wenn ich auf alle jene Wesen achte,
die Du regiert und liebest fort und fort,
dann jauchzt mein Herz Dir, großer Herrscher, zu:
Wie groß bist Du, wie groß bist Du!

Wenn mir der Herr in Seinem Wort begegnet,
wenn ich die großen Gnadentaten seh',
wie Er die Seinen allezeit gesegnet,
wie Er sie liebt, begnadet je und je,
dann jauchzt mein Herz....

Und seh' ich Jesus auf der Erde wandeln
in Knechtsgestalt, voll Lieb und großer Huld;
wenn ich im Geiste seh' Sein göttlich Handeln,
am Kreuz bezahlen aller Sünder Schuld,
dann jauchzt mein Herz....

Wenn ich gedenke meine Lebenswege,
die Gott gebrauchte, mich zu Ihm zu ziehn,
und wenn in Seinem Lichte ich erwäge,
wie ich in Christus lebe und Ihm dien',
dann jauchzt mein Herz Dir, großer Herrscher, zu:
Wie groß bist du, wie groß bist Du!