Die Apostelgeschichte Kapitel 17

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Abschrift Apostelgeschichte in täglichen Andachten Band I - VI
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Dort als Schrift noch erhältlich.

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

17. Die Apostelgeschichte Kapitel 17

Verkündigung und Verfolgung in Thessalonich
Verkündigung und Verfolgung in Beröa
Paulus in Athen

Timotheus wird Begleiter des Paulus

Apg 17:1

„So durchwanderten sie Amphipolis und Apollonia und kamen nach Thessalonich, wo eine Synagoge der Juden war.“

Beachten wir zuerst, dass Lukas, der Schreiber der Apostelgeschichte, ab diesem Vers wieder in die “dritte Person“ übergeht; erst ab Apg 20:5 heißt es dann wieder „wir“ und „uns“. Es liegt also nahe, dass Lukas die ganze Zeit über in Philippus zurückblieb.

Über verschiedene Stationen, die Paulus und Silas durchwandert hatten, kamen sie ohne längeren Aufenthalt nach Thessalonich. Es muss für uns, die wir ja die Paulusbriefe kennen, hoch interessant sein, mitzuerleben, wie Paulus jene Städte bereiste und dort Gemeinden gründete, deren Briefe uns bis heute so viel zu sagen haben, ja welche die Grundlage unseres geistlichen Wissens darstellen. Jede Stadt hat ihren eigenen Charakter, und so unterscheidet sich auch Thessalonich stark von Philippi, das heißt, der Werdegang der Thessalonicher ist ein anderer als jener der Philipper! In Thessalonich hatte Paulus sich als Zeltmacher durch eigener Hände Arbeit ernährt (1Thes 2:9), um ein Vorbild für die unordentlichen Thessalonicher zu sein (2Thes 3:8ff). Schon dies lässt gewisse Schlüsse auf den Charakter der Thessalonicher zu. Die ganze (spätere) Gemeinde steht unter der Signatur des Kampfes und ständigen Druckes, sie erlebt von weltlicher Seite alles Schwere um des Evangeliums willen, in geistlicher Hinsicht dagegen herrlichste Aussichten, denken wir nur an das Kapitel der Entrückung.

Thessalonich unterschied sich auch insofern von den anderen Städten in Europa, dass hier eine starke Judenschaft mit Synagoge ansässig war. Und so führt uns unser Leitvers, getreu dem Königreichsmotto „den Juden zuerst“ in die dortige Synagoge. Noch ist Israel nicht endgültig im Verstockungsgericht, noch besteht die Möglichkeit der Annahme des Königreiches durch die im Ausland lebenden Juden!

Apg 17:2

„Nach seiner Gewohnheit ging Paulus zu ihnen hinein und unterredete sich mit ihnen an drei Sabbaten über die Schriften“,

Dass Paulus in Thessalonich Halt machte, war zuerst einmal darauf zurückzuführen, dass er hier eine Synagoge vorfand. Der Charakter der Apostelgeschichte, „dem letzten Juden in der Zerstreuung das Evangelium des Königreichs anzubieten“, wird somit gewahrt.

Als gelehrter Rabbiner erteilte man Paulus gerne das Wort, und Paulus ergriff die Gelegenheit. Er wusste aber auch, dass er hier vor „Schriftkennern““ sprach, er konnte also an drei Sabbaten den Juden das Bild des Christus aus den alten Schriften aufzeigen.

Bevor wir auf den Inhalt dieser Unterredungen kommen, soll uns noch etwas wichtig werden: Die Wichtigkeit des Wortes Gottes und unser Mühen um dasselbe! Bedenken wir, dass Paulus in Philippi schlimme körperliche Verletzungen zugefügt wurden, dass er eine beschwerliche Fußwanderung hinter sich hatte, und eigentlich hätte sagen könenn: „Jetzt muss ich erst einmal ausruhen und mich richtig erholen!“ Doch „Erholung“ war nicht sein Auftrag, vielmehr glich er einer Kerze, die sich im Geben ihres Lichtes immer mehr verzehrt. Werfen wir hierzu einen Blick in 1Kor 3:8: „… doch wird jeder seinen eigenen Lohn gemäß seiner eigenen Mühe erhalten“. Hier zeigt Paulus auf, dass es verschiedene Arten von Diensten gibt, in dem sich jeder mühen kann; und dieses Mühen hat später vor der Preisrichterbühne des Christus seinen Lohn. In unserem Erdenleben bedeutet dies, dass wir durchaus der Trägheit unseres Fleisches nachgeben können, es aber auch ignorieren können und uns gleich der oben zitierten Kerze aufzehren! Das ist aber nur möglich, wenn wir zutiefst in dem Glauben leben, dass das Erdenleben nur eine kurze Station ist, und dass darauf die zeitlose Herrlichkeit folgt! Worauf ist mein Sinnen, mein Suchen und Trachten gerichtet? Auf die Erde oder auf das, was droben ist ? In Kol 3:1-4 lesen wir das Obige, und Vers 5 setzt fort: „Ertötet daher in euren Gliedern, was an die Erde bindet“ – wozu auch unsere fleischliche Scheu vor Mühen zählt.

Apg 17:3

„… die er ihnen auftat und darlegte, dass Christus leiden und von den Toten auferstehen musste; er sagte: Dieser ist der Christus, der Jesus, den ich euch verkündige.“

Heute kommen wir zum Inhalt der Unterredung, und wir können in der Synagoge eine auf das Wesentliche gekürzte intensive Bibelarbeit miterleben: Paulus zeigte den Juden, dass ihr ersehnter Christus (Messias) gemäß den prophetischen Schriften „leiden“ musste! Wir müssen hier sehen, dass das AT ja von zwei sehr unterschiedlichen Kommen Christi spricht, einmal in Niedrigkeit, es war der Weg ans Kreuz (z. B. Jes 53:1 ff), zum anderen Sein Kommen in Macht und Herrlichkeit (z.B. Sach 14:4 ff). Die Schwierigkeit für die Juden war, dass sie ihren Christus nur (!!!) als König in Macht und Herrlichkeit sehen wollten!

Es ist eine unserer menschlichen Schwächen, all jenes zu übersehen oder zu übergehen, was unangenehm ist. Und so wie die Juden „den leidenden Christus“ nicht akzeptieren wollten, so übergehen bis heute viele Gläubigen all jene Aussagen der Schrift, die unangenehm sind, die dem Fleisch nicht passen!!! Hier liegt die Wurzel jener üblen „Wortpickerei“, die Gottes Wort nicht im Zusammenhang liest, sondern immer nur jene Verse herauspickt, die gut schmecken, die angenehm sind. Andere Schriftworte werden still übersprungen! So werden Bibelstunden, Wortbetrachtungen, ja ganze Konferenzen oft nur auf einem (angenehmen) Schriftwort aufgebaut!

Zwei Punkte waren der Mittelpunkt der Bibelarbeit in Thessalonich: a) Der Sohn Gottes musste leiden, und b) Er musste auferstehen! Leiden und Auferstehung stehen in direkter Beziehung zueinander. Würden wir heute gefragt, liebe Geschwister, „warum Christus leiden musste“, was wäre unsere Antwort? Paulus wies sicher auf Jes 53 hin, und da lesen wir z. B. in Vers 4 ganz persönlich auch auf uns bezogen: „So hat unsere Leiden Er getragen und unsere Schmerzen – Er hat sie Sich aufgebürdet …“. Er litt also für uns, „uns zum Frieden, zur Versöhnung mit Gott“ – das wäre eine herrliche Antwort!

Christus musste leiden – das war das Erste, was Paulus seinen Zuhörern in Thessalonich aus den Schriften auftat. Wir haben gestern auf Jesaia 53 hingewiesen, wo dieser leidende Christus auf bewegende Weise beschrieben ist. Uns allen ist bekannt, warum Er leiden musste, wir brauchen dies nicht mehr erklären. Eine andere Frage könnte für manchen von uns interessant sein: Wenn Er unsere Leiden und Schmerzen trug, wenn Er alles vollbracht hat – warum müssen wir dann auch noch leiden?

Eine Antwort auf obige Frage ist schwer, weil unser Fleisch nicht leiden will! Doch Paulus schreibt den Philippern und uns: „Denn in Gnaden ist euch für Christus gewährt: nicht allein an Ihn zu glauben, sondern auch für Ihn zu leiden“ (Phil 1:29). Es gibt eine Gnade, die uns Freude macht, weil sie uns rettet (Eph 2:8), aber es gibt auch eine zweite Gnade, die uns zum Leiden für Ihn anspornen möchte, über welche wir in unserem Andachtsbüchlein über den 2. Korintherbrief geschrieben haben. Leider wurde 2Kor 1:15 nur in der alten 4. Auflage der Konkordanten Übersetzung auch mit „Gnade“ übersetzt, was richtig gewesen wäre.

Die „Leiden für Ihn“ sind ein Stück unseres Wandels und unserer Zubereitung. Wir haben den Leiden Christi nichts zuzufügen, sie sind abgeschlossen und erfüllt! Aber als „ein Teil des Christus“, den wir ja am Körper Christi darstellen, sind wir heute schon den himmlischen Boten und den Menschen ein Schauspiel geworden (1Kor 4:9) und zeigen unseren Zuschauern, dass uns auch Leiden für Ihn nicht vom Glauben abbringen können (und dies in derselben Weise, wie wir später gem. Eph 2:7 Seine Gnade zur Schau stellen werden).

Christus musste für die Menschheit leiden, weil es Gottes Wille war, Seine Geschöpfe zuerst in die Finsternis der Sünde zu setzen, um ihnen hernach auf diesem dunklen Hintergrund das strahlende Licht Seiner Liebe aufleuchten zu lassen. Und es war der Weg Christi, zuerst einmal diese Dunkelheit aufzureißen, indem Er Selbst die gesamte Sünde der Menschheit auf Sich lud und gehorsam bis zum Tod war, ja bis zum Kreuzestod!

Obiges musste Paulus seinen Zuhörern in der Synagoge darlegen, und er tat es anhand der alten Schriften, welche ja die Leiden Christi exakt vorausgesagt hatten. Mit dem Tod Christi am Kreuz hat Gott Sich mit der Welt versöhnt, mehr noch: Er war in Christus, die Welt mit Sich Selbst versöhnend (2Kor 5:19), was ja sehr deutlich aussagt, dass Gott Seinen sterbenden Sohn am Kreuz nicht verlassen hat, wie es uns fragliche Übersetzungen sagen wollen (siehe hierzu unsere Schrift „Christi Schrei am Kreuz“ – bei uns noch erhältlich).

Mit Christi Sterben und Tod war es aber nicht getan: Er musste auch „von den Toten auferstehen“! In 1Kor 15:55 lesen wir, dass auch der Tod im Sieg verschlungen werden musste; und wie konnte dies herrlicher dargestellt werden als dort, wo der Vater im Rahmen Seiner alles übersteigenden Größe Seiner Kraft gemäß der Wirksamkeit der Gewalt Seiner Stärke Christus aus den Toten auferweckt hat (Eph 1:19-20 beschreibt dieses Ereignis mit ungemein markanten Worten).

Wenn Christus nicht auferweckt worden wäre, wäre all das eingetreten, was wir in 1Kor 15:12-20 lesen: Unser Glaube wäre nichtig, wir wären noch in unseren Sünden; und auch Pauli Heroldsbotschaft wäre inhaltslos – dies alles bezeugte Paulus in Thessalonich! Ob er verstanden wurde?

Apg 17:4

„Einige von ihnen wurden überzeugt und dem Paulus und Silas zugelost, ebenfalls eine große Menge Gott verehrender Griechen und nicht wenige Frauen aus den ersten Kreisen.“

Paulus wurde entsprechend der Aussage unseres Leitverses von einigen Juden und einer großer Menge Nichtjuden verstanden, das heißt, sie wurden von dem Evangelium überzeugt. Sie konnten glauben, dass Christus leiden und von den Toten auferstehen musste, dass dieser „Jesus aus Nazareth“ also der Sohn Gottes war. Und weil sie diesen Glauben bekamen, waren sie, ohne das Gesetz, vor Gott gerechtfertigt, wie es Paulus erstmalig in Apg 13:39 verkündigte.

Beachten wir zuerst die Aussage, dass einige (und hier sind „Juden“ gemeint) überzeugt und dem Paulus und Silas zugelost wurden. Anders ausgedrückt bedeutet dies: Der Erfolg des Evangeliums wurde hier als das Los bezeichnet, welches Paulus und Silas von Gott geschenkt wurde. Diese Juden wurden also nicht zu Menschen verehrenden „Paulanern“ oder „Silanern“, sondern ganz einfach der Körpergemeinde Christi Jesu zugelost!

Im obigen Absatz haben wir den Erfolg des Evangeliums hervorgehoben – es gab aber auch einen Misserfolg: Der größte Teil der Juden wurde nicht überzeugt! Doch auch dieser scheinbare Misserfolg wurde insofern erfolgreich, als er die Tür für die Nationen noch weiter öffnete! Lesen wir doch, dass eine große Menge Griechen zum Glauben kamen, wobei wir in diesen „Proselyten“ sehen müssen, das sie ja schon vor Paulus „Gott verehrten“ und dies offensichtlich in der jüdischen Synagoge.

Wir sehen also in Thessalonich folgende Situation: Die weit überwiegende Zahl der Juden lehnte die Botschaft der beiden Apostel ab und verfielen damit der Verstockung, wie ihre anderen Stammesbrüder in Israel. Zur gleichen Zeit bildete sich der Grund einer neuen Gemeinde in Thessalonich, die der Körpergemeinde Christi Jesu zugelost war und der auch die beiden Paulusbriefe an die Thessalonicher galten.

Apg 17:5

„Da wurden die Juden eifersüchtig, nahmen einige böse Männer des Marktgesindels zu Hilfe, machten einen Volksauflauf und versetzten die Stadt in Tumult. Dann traten sie vor das Haus des Jason und suchten sie vor die Volksmenge zu führen.“

Es kam, wie es kommen musste: Wie überall stieg in den Herzen der verstockten Juden die Eifersucht auf, und damit verbunden der Hass gegen diesen „Jesus“, der angeblich ihr Messias sein sollte. Wie einst die Juden sich dem Pilatus gegenüber als Kaiserfreunde ausgaben, und Jesus, der sich als König der Juden ausgab, zum Staatsfeind abstempelten, so geschah es auch in Thessalonich. In 1Thes 2:14 ff beschreibt Paulus dieses Verhalten trefflich. Der in Jerusalem angefangene Abfall der Juden geht hier in der Diaspora weiter, bis am Ende der Apostelgeschichte die endgültige Verstockung ausgesprochen wird!

Beachten wir noch die Taktik der Juden, sie ist bezeichnend: Sie selbst bleiben im Hintergrund und bedienen sich von hier aus des Pöbels, der als „Marktgesindel“ bezeichnet wird. Sie stacheln die niederen Leidenschaften in diesen Menschen an, die ja bis heute überall und jederzeit bereit sind, Volksaufläufe mitzumachen, Hauptsache, es gibt viel Geschrei und Gejohle!

Genannt wird das Haus des „Jason“, vor dem sich die Volksmenge versammelte. Dieses Haus dürfte wohl der erste Versammlungsort der jungen Gemeinde gewesen sein, und es war die Herberge der beiden Apostel. In 1Thes 2:1 ff erfahren wir von diesem Aufenthalt und wir sehen in diesen Versen, dass Paulus und Silas intensive Arbeit leisteten. Vor allem war es wichtig, dass die Thessalonicher ihren Wandel beobachten und beurteilen konnten. Dieser Wandel musste einen unauflöslich tiefen Eindruck hinterlassen haben. In 1Thes 2:7 und 1Thes 2:11-12 lesen wir, dass die beiden Apostel wie „Nährende“ in ihrer Mitte waren, also wie Mütter und Väter, und dies, um zuzusprechen, um zu trösten, und damit einen würdigen Wandel zu bezeugen – und dies vor Gott, der auch uns zu Seiner Herrlichkeit berufen hat!

Apg 17:6

„Als man sie nicht fand, schleppten sie Jason und einige Brüder zu den Stadtoberen und riefen laut: Die, welche die gesamte Wohnerde aufwiegeln, diese sind auch hier anwesend, und Jason hat sie beherbergt.“

Bewusst greifen wir bei den Gemeinden, die durch den Dienst Pauli gegründet wurden, auf die entsprechenden Briefe zurück, die Paulus später an diese Gemeinden geschrieben hat und die auch unsere Grundlage sind. Diese Briefe werden uns noch kostbarer, wenn wir den Aufbau der Gemeinde miterlebt haben, wie zuletzt in Philippi und jetzt in Thessalonich. So ersehen wir aus 1Thes 2:12, dass die junge Gemeinde sehr schnell ihre Berufung zu Gottes Königsherrschaft (= Herrschaft über das gesamte All) und Herrlichkeit erkannt hat. Auch wurden sie bestens belehrt, wie sie in diese Herrlichkeit eingehen werden, nämlich durch die Entrückung (1Thes 4:13 ff). Diese Briefe geben uns also viel zusätzliche Information über die Gemeinde.

Unser Leitvers berichtet, wie nun versucht wurde, der zwei Apostel habhaft zu werden, und da sie in diesem Moment, wo der Pöbel sie fassen wollte, nicht auffindbar waren, griffen sie einfach Jason. Das ganze Verhalten offenbart die Lüge, unter welcher die Menschen stehen, nämlich unter dem Vater der Lüge, Satan! Hier werden buchstäblich die Tatsachen auf den Kopf gestellt: Der Pöbel (und im Hintergrund die Juden) war es doch, der „aufwiegelte“, und nicht die zwei Brüder! Diesem schamlosen Verdrehen von Tatsachen stehen wir heute in kaum mehr fassbarer Weise gegenüber, selbst die von Gott eingesetzte Obrigkeit bedient sich ihr! Der Grund: Mehr denn je muss das Böse in diesen letzten Tagen ausreifen!

Aber erfreuen wir uns heute trotz all dem Übel um uns herum an 1Thes 1:6, wo Paulus den Thessalonichern bezeugt, dass sie trotz vieler Drangsal (Jason erlebt diese ja schon in unserem Leitvers) das Wort mit der Freude heiligen Geistes annahmen; und die Frucht wurde sofort sichtbar: Sie wurden allen Gläubigen in Mazedonien und Achaja zu Vorbildern!

Apg 17:7

„Diese handeln alle gegen die Erlasse des Kaisers und behaupten, ein anderer sei König: Jesus.“

Die Juden, die für uns ja vordergründig als Drahtzieher zu sehen sind (tiefer gesehen wissen wir, dass hinter allem Geschehen der Wille Gottes steht), verhalten sich auch in der Anschuldigung, die unser Leitvers enthält, heuchlerisch! Niemand mehr als das Volk Israel erwartet doch sehnlichst einen König, der von Jerusalem aus alle Königreiche dieser Erde abtun wird! Nun werfen sie den zwei Aposteln vor, solch einen König zu vertreten, auf den sie doch selber warten – das ist Heuchelei „pur“!

Dass die Juden „Jesus“ als König nicht erkennen konnten, liegt wiederum vordergründig daran, dass sie Ihn in Kraft und Herrlichkeit sehen wollten, nicht in Niedrigkeit; tiefergründig war es Gottes Wille, dass sie nicht erkennen konnten. Ihre Kränkung Gottes (die Ablehnung Jesu) ist der Welt „Reichtum“ geworden (Röm 11:12). Erst durch die Ablehnung Israels konnte Gott das Geheimnis der Körpergemeinde enthüllen.

Wir müssen hier ganz vehement jenen entgegentreten, die behaupten, wir, die Gläubigen aus den Nationen, seien an die Stelle Israels gerückt! Solche Ansicht zeugt von totaler Unkenntnis des Wortes Gottes, insbesondere der Apg 9-11 des Römerbriefes! Wenn wir in Röm 9:1 ff sehen, wie unendlich schwer gerade Paulus an der Verstockung seines Volkes litt, sind auch wir angehalten, unsere tiefe Verbundenheit mit Israel zu zeigen, ja dieses Volk zu lieben, auch wenn es heute noch nicht jenes gläubige Israel ist, welches es nach unserer Entrückung im irdischen Königreich sein wird!

„Jesus“ ist König, Er ist der erwartete Messias Israels! Für uns ist Er aber mehr als ein König, Er ist unser Haupt! “Ihr aber seid zusammen der Körper des Christus, und als Teil gesehen, Glieder daran“ (1Kor 12:27) – ist das nicht ein herrlicher Stand „in Ihm“!

Apg 17:8-9

„So erregten sie die Volksmenge und die Stadtoberen, die dies hörten. Nachdem man von Jason und den übrigen eine ausreichende Bürgschaft erhalten hatte, ließ man sie frei.“

Die Stadtoberen in Thessalonich verhielten sich anders als jene in Philippi, vielleicht hatten sie auch von den Vorgängen dort gehört und daraus gelernt. Wir lesen, dass es keine Gefangennahme und Bestrafung gab, da offensichtlich kein Gesetzesverstoß festgestellt wurde; lediglich eine Bürgschaft wurde um des Friedens willen verlangt. Da die Apostel unmittelbar danach die Stadt Thessalonich verließen, war die Sache damit erledigt.

Nicht erledigt war dagegen der Hass in den ansässigen Juden, der ebenso tief in ihnen verwurzelt war wie bei jenen innerhalb der Grenzen Israels. Erinnern wir uns an Apg 5:34 - 40, dort erhob ein Pharisäer namens Gamaliel seine Stimme im Synedrium und riet seinen Ratskollegen, zu beobachten, ob das begonnene Werk von Menschen sei und dann mit Sicherheit nur kurz bestehen würde, oder ob es wirklich von Gott ausging und dann nicht zerstört werden könne! Inzwischen war viel Zeit vergangen und das Werk, das in dem Namen „Jesus“ begann, blühte immer mehr, ja griff nun sogar auf die Nationen über - der letzte Jude hätte jetzt merken müssen, dass es sich hier klar um den Ratschluss Gottes handelt, dass diese Bewegung „von Gott“ ist!

Wir müssen hier kurz innehalten und das Obige in uns bewegen! Auch der Hass in den Juden ist ja „von Gott“, nur benutzt Gott ein besonderes Werkzeug, um diesen Hass zu erzeugen: Satan! Besonders das Buch Hiob zeigt uns, wie dieses Werkzeug Satan von Gott gezielt gesteuert wird und wie Satan keineswegs „eigenständig“ handeln kann, wie vielfach behauptet wird. Aber jedes Werkzeug hat irgendeinmal seinen Zweck erfüllt und hat dann ausgedient; dies wird lt. 1Kor 15:25-28 eintreten, wenn auch der letzte Feind, „der Tod“, abgetan sein wird, wenn sich alles untergeordnet hat, selbst der Sohn dem Vater, damit „Gott „alles in allen sei“ – dann ist Gottes großes und letztes Ziel erreicht!

Verkündigung und Verfolgung in Beröa

Apg 17:10

„Sofort (noch während der Nacht) sandten die Brüder Paulus wie auch Silas nach Beröa weiter, wo sie sich nach ihrer Ankunft in die Synagoge der Juden begaben.“

Obwohl nicht unbedingt ein Grund zur Flucht vorlag (die Obrigkeit hatte ja die Apostel freigesprochen) waren die Brüder misstrauisch und sorgten für eine schnelle Flucht in der Nacht. Von außen gesehen war dies keine gute Werbung für das Evangelium, dessen Diener offenbar ohne göttliche Hilfe von Stadt zu Stadt fliehen mussten! Und doch war diese scheinbare Niederlage genau der Weg Gottes, um seine Werkzeuge Paulus und Silas auf ein neues Ackerfeld zu führen. Erinnern wir uns an 2Kor 12:9 b, wo Gott unter anderem dem kranken Paulus offenbarte: „… denn Meine Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht“! Dies galt nicht nur für den Körper, sondern auch für das ganze Werk Gottes. Er, Gott, bewirkt die Schwachheiten und Niederlagen, um hernach Seine Herrlichkeit aufzuzeigen. Damit steht das oft so schwer fassbare, aber doch herrliche Heilsprinzip Gottes vor uns: Auf dem dunklen Hintergrund des totalen menschlichen Versagens, Seine unendliche Liebe aufzuzeigen!

Die Apostel flohen also nach Beröa, einer Stadt, die ca. 80 km von Thessalonich entfernt war. Hier verlief alles ganz anders als bisher. Da in dieser Stadt, wie in Thessalonich, eine große Judenschaft mit eigener Synagoge vorhanden war, begaben sie sich auch gleich nach der Ankunft dorthin. Wir sehen, noch bewegen wir uns in der Verwaltung des Übergangs, wo das Volk Israel den absoluten Vorrang hat. Ihnen musste, wo möglich, zuerst das Evangelium verkündigt werden, und dies bis zum Schluss der Apostelgeschichte, wo dann endgültig das Verstockungsgericht über das Volk verhängt wurde.

Lassen wir uns an dieser Stelle noch einmal in Gedanken an den schweren Weg des auserwählten Volkes Gottes erinnern: „Nach dem Evangelium sind sie zwar Feinde um euretwillen, nach der Auserwählung aber Geliebte um der Väter willen. Denn unbereubar sind die Gnadengaben und die Berufung Gottes“ (Röm 11:28-29).

Apg 17:11

„Diese aber waren vornehmer gesinnt als die in Thessalonich: Sie nahmen das Wort mit aller Bereitwilligkeit auf und erforschten täglich die Schriften, ob sich dies alles so verhalte.“

Wir kommen heute zu einem fast schon „berühmten“ Vers, der gerne dort aufmuntern soll, wo wenig Bereitschaft gezeigt wird, im Wort Gottes zu lesen. Unser Leitvers sagt als Erstes, dass die Beröer „vornehmer“ waren als die Thessalonicher, was heißt „vornehmer“? F.H. Baader übersetzt hier in der Fußnote „Wohlgewordenere“, was darauf hinaus läuft, dass sie nicht bessere oder höhere Menschen waren, sondern sich Gottes besonderes Wohlwollen damit zugezogen haben, indem sie mehr als andere in Seinem Wort lasen, und dieses ernsthaft zu ergründen suchten.

Wir alle müssen hier innehalten und uns eindringlich fragen lassen, inwieweit wir selbst das Wort Gottes ernst nehmen! Wie berechtigt diese Frage ist, zeigen uns die vielen Gläubigen, die sich täglich mit einem Kalenderblatt oder dem Losungsbüchlein begnügen, was dem Bild eines Menschen gleicht, dessen tägliche Nahrung nur aus einem Bonbon besteht! Wenn wir dieses Wort wirklich ernst nehmen, wenn wir erkannt haben, dass es Gottes Stimme ist, die hier direkt zu uns spricht, dann kann uns doch keine 2-Minuten-Andacht täglich genügen! Dann muss uns dieses Wort auch tagsüber bewegen, muss uns zum Nachdenken und Nachforschen anregen, vor allem muss es uns Freude bereiten! Tut es das?

Es klingt paradox, ist aber meine (des Verfassers dieser Zeilen) eigene Erfahrung: Am meisten wurde ich in früheren Jahren glaubensmäßig von jenen Geschwistern angefeindet, die selber kaum im Wort Gottes lasen. Von diesen wurde mir sogar der Vorwurf gemacht, „ich würde zuviel in der Bibel lesen – ich sollte mehr danach trachten, etwas mit Jesus zu erleben“! Ein berühmter Mann (ich meine, es war Albert Einstein) sagte einst: „Wenig Wissen führt in den Unglauben, viel Wissen führt zu Gott!“ Dies kann man auch auf die Beröer beziehen.

Wir schauen heute einmal nur auf uns! Dass ein Mangel bei den Gläubigen besteht, zumindest was das Lesen im Wort Gottes betrifft, haben wir gestern schon aufgezeigt. Worum geht es beim Lesen der Bibel?

Wir haben einen alten Menschen, unser Fleisch, welchen wir sehr aufwendig und hingebungsvoll mit all jenem versorgen, was er braucht, um funktionstüchtig zu bleiben! Doch der in Christus Gläubige besteht ja noch aus einem neuen Menschen (Eph 4:24), der genauso Nahrung braucht, wie der alte Mensch, nur – diese Nahrung ist nicht materieller, sondern geistlicher Art, es ist die Speise, die wir im Wort Gottes finden! So sagt schon 5Mo 8:3, dass der Mensch nicht vom Brot allein lebt, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Munde Gottes geht!

Diese geistliche Speise soll aus einem Säugling im Glauben a) ein Kind, b) einen Jüngling, und schließlich c) einen Vater im Glauben machen. In diesem Sinn ist es Johannes (1Jo 2:12-13), der diese drei Gruppen charakterisiert: Die Kindlein freuen sich, dass ihre Sünden erlassen sind; die Jünglinge kämpfen gegen den Feind und lernen, diesen zu überwinden; die Väter hingegen ruhen in dem Wissen um ihren Gott und Vater, den sie „in Christus“ erkannt haben!

Gottes Wort enthält alles: Milch für die Säuglinge im Glauben, feste Speise für Erwachsene, Trost für Leidtragende, Hilfe und Zuspruch für Schwache … also alles, was der Gläubige braucht! Dabei wollen wir noch den Hauptbestandteil dieser Speise hervorheben, „Jesus“! Er sagt: Ich bin das Brot des Lebens …“ (Joh 6:35)! Wenn wir „Ihn“ in jedem Wort Gottes suchen, wird Er uns zum Vater führen, und uns „in IHM“ in jene Ruhe eingehen lassen, die Gott erkannt hat!

Noch einen weiteren Tag lang hält uns dieser Vers fest, wir gehen wieder hinein in die Stadt Beröa:

In Thessalonich wurde wenig im Wort (in den alten Schriften) gelesen und geforscht, die Bereitwilligkeit, auch Neues zu hören, war damit gering. Die Apostel mussten schnell diese Stadt verlassen! In Beröa war alles anders, ja, hier scheint es, als ob die Linie der zunehmenden Verstockung Israels durchbrochen wird, denn es waren ja erst einmal „Juden“, die das Wort mit aller Bereitwilligkeit aufnahmen! Kam diese innere „Bereitwilligkeit“ aus den Juden, oder gab sie ihnen Gott? Im letzteren Fall müsste dann sofort gefragt werden, warum Gott nicht auch die Thessalonicher so willig gemacht hat? Macht Gott Unterschiede?

Wir merken, liebe Geschwister, wie tief uns ein Nachdenken führen kann und wie hilflos wir nur zu oft sind, wenn wir eine Antwort suchen! Wir mögen Ihn zwar „als Vater“ erkannt haben, und wie wir gestern sahen, in Ihm ruhen, und doch sind uns nur zu oft Seine Wege verborgen, und wir müssen mit Jesaia 55:8 erkennen, dass Seine Gedanken nicht unsere, und Seine Wege nicht unsere Wege sind - warum? Weil wir gem. Röm 8:26 gar nicht wissen, „was sein muss“! Aber wo unser Wissen aufhört, darf unser Glaube einsetzen, und dieser Glaube darf sich gleich in Röm 8:28 üben: „Wir aber wissen, dass Gott denen, die Gott lieben, alles zum Guten zusammenwirkt …“! Und in dem Wort „alles“ ist auch enthalten, dass die Beröer vornehmer (= sich Gottes Wohlwollen zugezogen haben) waren, als die Thessalonicher! Und wenn es Gottes Absicht war, mit dieser Handlung Seine Gläubigen auf die Wichtigkeit Seines Wortes hinzuweisen, dann hat Er Sein Ziel erreicht – gerade dieser unser Leitvers ist ja fast jedem Gläubigen mehr als bekannt!

Apg 17:12

„Viele nun von ihnen kamen zum Glauben, auch nicht wenige der angesehenen griechischen Frauen und Männer.“

Wir alle sind bis heute stark von den Überlieferungen geprägt, die wir dort übernommen haben, wo wir glaubensmäßig aufgewachsen sind. Diese Überlieferungen können so stark in uns wirken, dass wir uns gegen jegliche Neuerung oder Änderung vehement zur Wehr setzen. Diese Erfahrung kann jeder an sich selbst machen, aber auch im Umgang mit anderen Glaubensgeschwistern, vor allem, wenn diese einer anderen Gemeinschaft angehören. Die jüdischen Beröer haben sich über diese Tradition hinweggesetzt und sich über das, was sie von Paulus und Silas hörten, Gedanken gemacht, vor allem aber haben sie nachgeforscht, ob das Gehörte mit den Aussagen der alten Schriften übereinstimmen könnte – und sie fanden bei ihrer Forschungsarbeit tatsächlich die Bestätigung! So war es also nicht verwunderlich, dass viele Juden zum Glauben kamen, und mit ihnen auch nicht wenige Griechen – der Grund für eine neue Gemeinde in Beröa war gelegt!

Lasst uns heute noch einen kurzen Vergleich zwischen dem vornehmen, was christliche Überlieferungen predigen und was die Schrift dazu sagt: Ein Hauptproblem ist, dass die Überlieferung behauptet, die Äonen seien „ewig“ also unendlich! Mit dieser Sichtweise wird dann auch ein „ewiges“ Gericht verkündigt! Trotz einer klaren gegenteiligen Beweislage in der Schrift (man muss nur nachforschen) wird von einem guten Teil der Gläubigen diese Wahrheit abgestritten, ja sogar erbittert bekämpft. Die Tradition sagt, der Mensch müsse sich selber bekehren, er müsse Werke bringen, er müsse eine Vorleistung in Form von „Buße“ erbringen … dem allem (und vielem mehr) stehen gegenteilige Schriftaussagen gegenüber – die Frage ist, ob die Bereitschaft da ist, Neues anzuhören, zu prüfen und gegebenenfalls zu übernehmen?

Dies wäre die Botschaft, die uns die Beröer mit diesem Vers nahe bringen wollen!

Apg 17:13

Als jedoch die Juden in Thessalonich erfuhren, dass auch in Beröa das Wort Gottes von Paulus verkündigt wurde, kamen sie auch dorthin, wo sie die Volksmenge aufreizten und erregten.“

Wir haben schon anklingen lassen, ob mit dem edlen Verhalten der Juden in Beröa das Verstockungsgericht aufgehalten werden könnte – doch unser heutiger Leitvers berichtet, dass dem nicht so ist: Die Gefahr bzw. Ablehnung kam zwar nicht von innen aus der jüdischen Gemeinde, sondern von außen aus Thessalonich!

Wir lesen in unserem Leitvers, dass „Paulus“ ein Grund war, das Volk in Beröa aufzureizen – wäre es möglich, dass man sich schon so früh an seiner Person stieß? Heute, beinahe zweitausend Jahre später, wird Paulus als der vom erhöhten Herrn eingesetzte Apostel der Nationen weitgehend ignoriert! Die Ursache liegt auf der Hand:

Gott hat auch bewirkt, dass Satan die Herausgerufenen der Körpergemeinde Christi Jesu blenden darf, und dies derart, dass er diesen ihr überhimmlisches Berufungsgut verschleiert und ihre Sinne auf das Irdische richtet. Dabei tritt der Fürst der Finsternis geschickt als „Bote des Lichts“ auf, und seine Diener verstellen sich als „Diener der Gerechtigkeit“ (gem. 2Kor 11:14-15). Tatsache ist, dass es ihm bis heute gelungen ist, einen Großteil der Gläubigen von Paulus abzuhalten und diese mit dem Evangelium des irdischen Königreiches zufrieden zu stellen! Wenn wir uns fragen, warum Gott Sein finsteres Werkzeug derart verheerend wirken lässt, gibt es eine ganz einfache Antwort: Jeder Gläubige findet im Wort Gottes eindeutig seine Berufung – er muss nur seine Bibel im Zusammenhang lesen! Wer die Briefe des Paulus Vers für Vers durchforscht, kommt zu einem klaren Ergebnis! Wer aber nur Verse herauspickt – wie wir es immer wieder anprangern – kommt zu keiner klaren Sicht! Die Rettung in der Gnade ist zwar allen unumstößlich sicher, dafür steht die Versiegelung mit dem Geist der Verheißung, dem heiligen (Eph 1:13); doch vor der Preisrichterbühne des Christus müssen alle gem. 2Kor 5:10 offenbar gemacht werden – und da gibt es „Verluste“!

Apg 17:14

„Sofort schickten dann die Brüder den Paulus weiter, damit er bis ans Meer ziehe, während Silas wie auch Timotheus dort zurückblieben.“

Unser heutiger Leitvers stärkt uns darin, dass es um die Person des Paulus geht, tiefer gesehen um das Evangelium unserer überhimmlischen Berufung. Während er erneut fliehen musste, konnten sich Silas wie auch Timotheus offenbar ungehindert in Beröa aufhalten.

Wurde nun durch die Wühlarbeit der Juden aus Thessalonich der Dienst bzw. das begonnene Werk Pauli in Beröa aufgehalten? Zwar konnte Paulus zwei Mitarbeiter zurücklassen, doch es muss uns eigentlich auffallen, dass, im Gegensatz zu Philippi und Thessalonich, kein Brief an die Beröer existiert, ja, dass diese Gemeinde nie mehr im Wort Gottes erwähnt wird! Fest steht damit in jedem Fall, dass die Verstockung Israels nicht aufgehalten wurde, sondern sich kontinuierlich in den Reihen der Juden in der Diaspora fortsetzte.

Wir wollen uns heute noch einmal intensiver fragen, warum gerade Paulus? Die erste Antwort gibt uns schon seine Berufung vor Damaskus: Er war das von Gott auserwählte Gerät, Seinen Namen vor die Augen der Nationen zu tragen (Apg 9:15). Und eigentlich für jedermann unzweideutig lesen wir in Eph 3:1ff sein Zeugnis: „Mithin bin ich, Paulus, der Gebundene Christi Jesu für euch, die aus den Nationen …“ – und weiter gibt er den Inhalt seines Evangeliums bekannt, die „Verwaltung der Gnade“, die mir für euch gegeben ist! Und in Eph 3:8 bezeugt Paulus erneut: „Mir, dem bei weitem geringsten aller Heiligen, wurde diese Gnade gegeben, den Nationen den unausspürbaren Reichtum des Christus als Evangelium zu verkündigen …“! Nicht Petrus, nicht Jakobus, nicht Johannes oder sonst einer der zwölf Apostel wurde mit dem Evangelium der Gnade, das unsere überhimmlische Berufung zum Inhalt hat, vertraut, sondern einzig und allein Paulus!

Apg 17:15

„Die Paulus begleiteten, gingen bis Athen mit; als sie für Silas und Timotheus die Anweisung erhielten, dass diese so schnell wie möglich zu ihm kommen sollten, begaben sie sich zurück.“

Der Ruf an Paulus nach Mazedonien mit den markanten Städten Philippi, Thessalonich und Beröa war zu Ende, sein neues Aufgabengebiet lag in Achaja, dem heutigen Griechenland. Auf der Landkarte sehen wir, dass es ein weiter Weg von Beröa nach Athen war, mit dem Schiff sicher drei bis vier Tage. Interessanterweise begleiteten Paulus aber nicht seine Mitarbeiter Silas und Timotheus, sondern Brüder aus Beröa, und dies bis nach Athen. Der menschliche Grund für Athen war wohl, eine möglichst große Distanz zwischen die Juden und Paulus zu bringen, so dass es für die zurückgebliebenen Juden nicht mehr so einfach wie zwischen Thessalonich und Beröa war, Streit anzuzetteln. Aus göttlicher Sicht musste das Evangelium weiter laufen, und eine wichtige uns nicht unbekannte Stadt lag in Achaja, nämlich Korinth!

Timotheus spielte bis jetzt kaum eine Rolle, jetzt tritt er mit Paulus hervor: Er und Silas sollten so schnell wie möglich zu Paulus stoßen – ein Zeichen dafür, dass hier in Athen ein neues Arbeitsfeld vor ihnen lag. Es ist aber auch ein Zeichen, dass Paulus die brüderliche Arbeitsgemeinschaft suchte, also kein „Alleingänger“ war. Aus Apg 9:6 hatte Paulus gelernt, dass „man“ ihm sagen wird, was er tun soll, und dies war nach Jesus vor Damaskus zuerst der Jünger Ananias. Hernach waren ständig Brüder in seiner Begleitung, die der Herr gebrauchte, um Paulus zu lenken. Jetzt steht er also in Athen und wartet auf seine Begleiter.

Brüderlicher Umgang untereinander war Paulus immer wichtig. Da es aber oft zum Streit kam, mahnte er in Eph 4:2-6, würdig zu wandeln, in Demut und Sanftmut, mit aller Geduld einander in Liebe ertragend … „ein Gott und Vater aller, der über allen ist und durch alle und in allen wirkt“ - so auch in Paulus durch die Brüder!

Paulus in Athen

Apg 17:16

„Während Paulus in Athen auf sie wartete, wurde sein Geist in ihm angespornt, als er schaute, dass die Stadt voller Götzenbilder war.“

Paulus wartete und wir dürfen ja davon ausgehen, dass er sich die ihm fremde Stadt ansah, einen Rundgang machte; und entsprechend dem Sprichwort, dass es leichter sei, in Athen einen Gott als einen Menschen zu finden, erging es auch dem Apostel. Überall begegneten ihm Meisterwerke menschlicher Kunst in Gestalt von steinernen Götzen, die allesamt dazu geschaffen waren, die menschlichen Gedanken auf die Ebene der Götzen zu ziehen, weg von dem einen wahren Gott!

Durch die Sünde wurde der Mensch (die Menschheit) von seinem Schöpfer entfremdet, das spezielle Werkzeug „Satan“ führte (und führt immer noch) diesen Auftrag in vollem Umfang aus. Kein Mensch kann von sich aus zu Gott zurückfinden, wohl aber werden ihm von Satan viele Wege zu den verschiedenartigsten Götzen geebnet. Wer dennoch meint, der Mensch müsse oder könne von sich aus kraft seiner Willensentscheidung zu dem wahren Gott finden, widerspricht Jesus! In Joh 6:29 und Joh 6:44 sagt Er klar und deutlich, dass es das Werk Gottes ist, „dass ihr an den glaubt, den derselbe ausgesandt hat“ oder: „Niemand kann (von sich aus) zu Mir kommen, wenn der Vater, der Mich gesandt hat, ihn nicht zieht“!

Und was machte Paulus, als er diese Götzen sah? Im Gegensatz zu den heutigen „Kulturschwärmern“ und „Bewunderer menschlicher Kunst“ wurde sein Geist „angespornt“, was wir vorsichtig so sagen können: Er wurde über diese Götzenbilder zornig! Er erregte sich darüber, als er sah, wie der menschliche Geist vom Widerwirker derart missbraucht wurde. In Kol 2:8 nennt er es „Philosophie und leere Verführung gemäß der Überlieferung der Menschen, gemäß den Grundregeln der Welt und nicht gemäß Christus“! Kunst, Wissenschaft und Technik können der Ehre Gottes dienen oder der Selbstverherrlichung des Menschen - ein Drittes gibt es nicht!

Apg 17:17

„Er unterredete sich dann in der Synagoge mit den Juden und den Gott verehrenden Griechen, sowie an jedem Tag auf dem Marktplatz mit denen, die er dort antraf.“

Wir haben es gestern schon eingeleitet: Athen soll zum Schauplatz der Auseinandersetzung zwischen Evangelium und menschlicher Kultur werden, zwischen Gottverehrung und menschlicher Selbstverherrlichung. Angespornt durch die „Erregung seines Geistes“ nützte Paulus die Zeitspanne, und kaufte die Zeit aus, bis Timotheus und Silas zu ihm stießen, und fing sofort an, das Evangelium zu verkünden und von Jesus Christus zu zeugen, und dies zuerst in der Synagoge, dann aber auch im Zentrum Athens, auf dem Marktplatz.

Der erste Besuch galt also der Synagoge, und es muss uns eigentlich wundern, indem wir uns fragen: Hat Paulus nicht aus seiner Vergangenheit gelernt? Aus jeder Stadt, wo eine jüdische Gemeinde bestand, wurde er von seinen Stammesgenossen verfolgt und verjagt – irgendwann müsste er doch einsehen, dass es vergebliche Mühe ist, den Juden zu dienen! Doch trotz aller negativer Erfahrung blieb Paulus dem göttlichen Auftrag treu: „Den Juden zuerst!“ Und dies so lange, bis der letzte Jude in der Diaspora abgelehnt hatte, was am Ende der Apostelgeschichte der Fall ist.

Dazu kam ja die Tatsache, dass die Juden generell Pauli Evangelium gar nicht so feindlich gegenüber standen; wir lesen ja immer wieder, dass sie ihm durchaus zuhörten! Erst als sie die Schar derer aus den Nationen sahen, wurden sie eifersüchtig! Und damit erfüllt sich doch wortgetreu das, was Paulus in Röm 11:11 schreibt: „Ich frage nun: Sie straucheln doch nicht, damit sie fallen sollten? Möge das nicht gefolgert werden! Sondern um sie zur Eifersucht zu reizen, wurde durch ihre Kränkung den Nationen die Rettung zuteil“.

Aus dem Starrsinn Seines Volkes bewirkte Gott Heil für die Nationen – auch hier wird Seine Kraft in der menschlichen Schwachheit offenbar bzw. vollkommen gemacht!

Apg 17:18

„Auch einige der epikuräischen und stoischen Philosophen trafen mit ihm zusammen, und etliche meinten: Was will dieser Schwätzer wohl sagen? Andere aber erklärten: Er scheint ein Verkündiger fremder Dämonen zu sein, weil er ihnen Jesus und die Auferstehung als Evangelium verkündigte.“

Heute gehen wir in Gedanken von der Synagoge auf den Markplatz, wobei wir noch anmerken, dass uns nichts über das Ergebnis der Unterredung in der Synagoge berichtet wird, es dreht sich alles hier in Athen um die Marktplatzgespräche, was wohl von Lukas, dem Schreiber der Apostelgeschichte, so gewollt war.

Zwei philosophische Richtungen trifft Paulus hier an: „Epikuräer“, die total atheistisch (Gott leugnend) waren, für sie war der Tod das absolute Ende des Menschen. Somit gab es für sie nur: Leben und genießen! Dann die Stoiker, die zwar an eine höhere Macht glaubten, diese Kraft aber nicht in dem einen Gott, sondern in der Natur sahen, das heißt, sie vergötterten die Naturkräfte in all ihren verschiedenen Ausdrucksformen. Ihr Ziel war, das Gute im Menschen zu wecken, ein Leben frei von Leidenschaften zu führen, sich keinem menschlichen Gefühl zu unterwerfen, sondern Selbstzucht zu üben. Die Sünde wurde in Abrede gestellt, jeder war sein eigener Retter!

Paulus stand zwischen zwei Fronten: Die Epikuräer, die Genuss und Vergnügen wollten, und die Stoiker, die sich in selbstgefälligem Verzicht übten. Aus unserem Leitvers geht hervor, wie überheblich beide Gruppen dem Evangelium begegneten. Paulus setzte sich nun aber nicht mit ihren Lehren auseinander, sondern verkündigte schlicht und einfach die Auferstehung Jesu und damit den Durchbruch der Macht des Todes!

Vielleicht können wir daraus lernen, dass unser eigenes Zeugnis vor Menschen nicht unbedingt zuerst von Sünde und Erlösung handeln sollte, sondern den Namen „Jesus“, der aus dem Tod Auferstandene, an die erste Stelle setzt!

Apg 17:19

„So ergriffen sie ihn, führten ihn auf den Areopag und sagten: Können wir erfahren, was dies für eine neue Lehre ist, die von dir vorgetragen wird?“

Ganz offensichtlich hat das schlichte Zeugnis der Auferstehung Jesu Eindruck hinterlassen, zumindest war bei manchen das Interesse geweckt worden, mehr zu hören. Das hatte aber noch nichts mit „Glaube“ zu tun, sondern war reine Neugier! Es ist ja immer interessant, wenn man von jemand hört, der drei Tage als Toter in einer Gruft lag und dann vor vielen Zeugen auferweckt wurde.

Pauli „Ergreifung“, von der wir lesen, darf jetzt aber nicht als „Gefangennahme“ verstanden werden, vielmehr war es (menschlich gesehen) eine ganz besondere Ehre für Paulus, vor den Areopag geführt zu werden. Dies war aber kein Gerichtsplatz, wie Luther übersetzt, sondern ein Ort, wo sich die vornehmsten und gelehrtesten Geisteswissenschaftler Athens trafen, also das Zentrum der Philosophie. Wir merken auch, wie höflich der Apostel gefragt wurde: „Könnten wir erfahren …?“

Diese Höflichkeit, mit der Paulus auf dem Areopag gefragt wurde, steht im Widerspruch zu jenen Aussprüchen, die auf dem Marktplatz zu hören waren: Paulus sei ein Schwätzer; er sei ein Verkündiger fremder Dämonen …! Und dies, weil er ihnen „Jesus“ bezeugte!

Lasst uns hier kurz innehalten, liebe Geschwister! Haben wir schon bemerkt, dass der Name „Jesus“ kaum mehr genannt wird? Haben wir gemerkt, dass die „Geistlichen“ unserer Staatskirchen (Pfarrer) mit wenigen Ausnahmen nur noch von einem pauschalen „Gott“ sprechen? Und von „Gott“ spricht man auch im Hinblick auf den Islam oder andere Weltreligionen, alles wird vereinheitlicht – wir steuern mit Riesenschritten auf die angekündigte Einheitsreligion hin, wo der Gott Israels und unser geliebter Herr, Jesus, unerwünscht sind!

Apg 17:20-21

„Denn befremdend ist das, was du uns zu Gehör bringst. Daher beabsichtigen wir zu erfahren, was dies bedeuten will. Alle Athener nämlich und die heimgekehrten Gäste suchten für nichts anderes eine passende Gelegenheit, als irgend etwas ganz Neues zu erzählen oder zu hören.“

Paulus steht jetzt auf dem Areopag vor der griechischen Gelehrtenwelt und wir haben schon darauf hingewiesen, wie höflich er hier behandelt wurde, im Gegensatz zu dem Geschehen auf dem Marktplatz. Sie sind neugierig geworden, diese Gelehrten, denn dass jemand aus seinem Grab aufersteht, ist in der Tat befremdend.

Mit Vers 21 enthüllt aber Lukas die ganze Hohlheit dieser gelehrten Elite; die scheinbare Wissbegier ist lediglich eine Gelegenheit, etwas ganz Neues zu erzählen – wir würden es heute als Klatsch und Tratsch bezeichnen.

Wir möchten bei dieser Gelegenheit einen Blick auf unsere heutigen so genannten „Gelehrten“ werfen, sind sie besser als jene in Athen? Ohne Zweifel gibt es Gelehrte, die ihr Wissen Gott unterordnen – diese stellen aber eine verschwindend kleine Minderheit dar. Die Masse hat im Grunde nur ein Ziel: Zu beweisen, dass es keinen Gott gibt! Schon den Kleinkindern wird einsuggeriert, dass „Affenmenschen“ unsere Vorfahren waren, dass das All durch einen „Urknall“ entstanden sein soll … wir können mit diesen Lehren noch lange fortfahren. Dass bei diesem angeblichen Urknall ein Zufallsprinzip von einer astronomischen Prozentzahl vorhanden gewesen sein müsste (die praktisch unmöglich ist), wird weislich verschwiegen! Wenn wir Gläubige uns heute zu unserem Gott als Schöpfer der Himmel und der Erde bekennen, machen wir uns lächerlich! Doch gerade das sollten wir tun!!!

„Und es sagte Alueim: Wir machen den Menschen in Unserem Bilde und nach Unserer Gleichheit“ (1Mo 1:26) – hier, liebe Geschwister, ist unsere Abstammung! Und wenn von „wir machen“ (Mehrzahl) die Rede ist, sind damit „Vater und Sohn“ gemeint.

Apg 17:22

„So stand Paulus mitten auf dem Areopag und erklärte: Männer, Athener! Nach allem, was ich schaue, seid ihr sehr religiös.“

Die Rede, die Paulus jetzt auf dem Areopag beginnt, ist so andersartig, als all seine uns bekannten Reden, dass wir sie schon sehr genau betrachten sollten; vor allem die Frage, warum Paulus derart abweicht!

Auffallend sind schon die ersten Worte in unserem Leitvers, wo Paulus sehr freimütig bekennt, dass die Athener „sehr religiös“ seien. Diese Bezeichnung hat aber nichts mit „gottesfürchtig“ oder „gottverehrend“ zu tun, sondern steht im Zusammenhang mit dem heidnischen Götzenkult. Dass Paulus gerade mit solchen schmeichelhaften Worten beginnt, hat seinen Grund: Paulus vermied alles, was seine Zuhörer beleidigen könnte. Er sagte also nicht, dass sie ungläubig seien (obwohl dies ja der Tatsache entsprochen hätte), sondern hob erst einmal hervor, dass er mit Interesse ihre kunstvollen Götzenbilder geschaut (betrachtet) hatte. Damit machte sich Paulus seine Zuhörer gewogen und aufgeschlossen und konnte auf das übergehen, was ihm auf dem Herzen lag!

Mit Ausnahme der Epikuräer, die jegliche Gottheit ablehnten, sprach Paulus also seinen Zuhörern einen gewissen religiösen Ernst nicht ab, im Gegenteil, er hob diesen hervor. Sie waren auf der Suche, fanden aber nur Götzen! Hätten sie nicht schon vorher den einzig wahren Gott finden können? In Röm 1:18ff schreibt Paulus, dass der Zorn Gottes über die Menschen kommt, weil sie Ihn in der Schöpfung hätten erkennen können, aber die Wahrheit in Ungerechtigkeit niedergehalten haben – es folgt in den Versen Röm 1:24, 26 und 28 das dreimalige „dahingegeben“! Diesem „sie hätten doch erkennen können“ stehen die Worte in Joh 6:29 und Joh 6:44 gegenüber, dass ohne Gottes Ziehen und Wirken niemand zum wahren Glauben an Gott findet, der Schlüssel dazu ist „Jesus“! Wir finden in den paradox klingenden Worten eine Antwort in Röm 11:32: „Denn Gott schließt alle zusammen in Widerspenstigkeit ein, damit Er Sich aller erbarme.“

Apg 17:23

„Denn als ich durch die Stadt ging und die Gegenstände eurer Verehrung anschaute, fand ich auch einen Sockel, auf dem geschrieben war: Dem unerkennbaren Gott. – Ihn nun, den ihr in Unkenntnis verehrt, den verkündige ich euch:“

Wir haben gestern mit einem Thema abgeschlossen, das weit mehr als nur ein paar Zeilen benötigt, um richtig erkannt zu werden. Deshalb noch einige Gedanken dazu: Wir müssen immer zwei Seiten im Heilsplan Gottes sehen, a) der Mensch müsste eigentlich erkennen, und weil er nicht erkennt, folgt das Gericht; b) der Mensch kann gar nicht erkennen, weil Gott ihn bewusst in die Widerspenstigkeit eingeschlossen hat! Für uns Menschen scheint dies ein klarer Widerspruch zu sein, doch Gottes Gedanken und Wege sind eben nicht die unseren! Sein Ziel ist gem. 1Kor 15:28, „… alles in allen zu sein“ – und dies in gegenseitiger Liebe! Gott will aber keine automatische Liebe, sondern sehnt sich nach unserer freiwilligen, aus tiefstem Herzen kommenden Liebe! Um dies zu erreichen, hat Gott alle Menschen in die Widerspenstigkeit eingeschlossen, damit alle einmal erleben, was „göttliches Erbarmen“ wirklich bedeutet!

Doch nun zu unserem Leitvers: Wir sahen bereits, dass Paulus äußerst diplomatisch vorgeht, was ja sonst nicht seinem Auftrag entspricht. Er spricht den Athenern nicht ihren religiösen Ernst ab, nützt aber die schwache Stelle ihrer heidnischen Frömmigkeit und weist auf eine Inschrift hin, die einem eventuell unerkennbaren Gott gewidmet ist! Beachten wir jetzt das Besondere: Paulus weist nicht, wie in Röm 1:18, auf den Götzenkult hin, deckt auch nicht den dämonischen Hintergrund auf, sondern verkündigt die positive Tatsache, dass die Athener ja einen unbekannten Gott verehren! Und Pauli Wahrheit ist: Ich verkündige euch diesen bisher für euch unerkennbaren Gott!

Alle Augen im Areopag werden mit dieser kühnen Behauptung des Apostels auf diesen unerkennbaren Gott gerichtet – das ist die erste Wende!

Apg 17:24

„Der Gott, der die Welt und alles, was darin ist, geschaffen hat, Er, der Herr des Himmels und der Erde, wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind,"

Paulus beginnt jetzt keinen Disput mit den gelehrten Philosophen, ob es diesen bisher unerkennbaren Gott gibt oder nicht, sondern gibt sofort ein klares Zeugnis über das Wirken Gottes ab.

Die erste Wende war, die Augen der Athener auf Gott zu richten, jetzt werden sie mit der Wahrheit konfrontiert, dass dieser eine Gott alles geschaffen hat, dass Er der Herr des Himmels und der Erde ist! Und weil Er dieser einzigartige Herr ist, aus dem alles ist, braucht Er auch keine kunstfertig mit Menschenhänden gebauten Tempel, wie sie in Athen überall zu sehen waren.

Wir stehen mit unserem Leitvers vor der Aussage in 1Mo 1:1, und dieser erste Vers der Bibel spricht von der Urschöpfung, jener Himmel und Erde, die „im Anfang“ waren! Nach unserem biblischen Verständnis wurde diese „im Anfang“ geschaffene Erde auf Grund Satans Wirken „niedergeworfen“, weswegen sie erst einmal ein Chaos ward, inhaltslos und finster, worauf auch 2Petr 3:6 hinweist. Was uns dann in den weiteren Versen von 1Mo 1 ff berichtet wird, ist die Wiederherstellung der niedergeworfenen Erde samt den Himmeln.

Wir weisen auf obige Verse hin, weil ein großer Teil der Gläubigen sich noch nie über die Erschaffung unserer Welt intensiv Gedanken gemacht hat. Dabei werden wir täglich von den Massenmedien informiert, wie auf allen Teilen der Erde Überreste von Lebewesen, ja von Kulturen ausgegraben werden, die weit älter sind, als die Bibel berichtet. Und die Gläubigen stehen diesen Berichten nur zu oft mehr als hilflos gegenüber, oder sie versuchen, sich (wie leider schon geschehen) der gottlosen Evolutionslehre anzupassen. Nehmen wir heute die Wahrheit mit in den Tag und freuen uns daran, dass das gesamte All aus Ihm ist (und damit ein Teil Gottes ist) und – zu Ihm hin ist (Röm 11:36); alles auf dem Rückweg (Heimweg) zu Gott ist!

Apg 17:25

„… noch wird Er von Menschenhänden bedient, als ob Er etwas benötige; gibt Er doch Selbst allen Leben und Odem und alles Übrige.“

Nach dem Zeugnis über den Erschaffer des Himmels und der Erde fährt Paulus fort und sagt, dass dieser eine Gott, der über allem Herr ist, keine irdischen Wohntempel braucht, wo Er von Menschenhänden bedient wird! Diese Aussage stimmt uns erst einmal nachdenklich, denn es gibt doch einen Tempel in Jerusalem und es gab lange vorher schon das Zelt der Zusammenkunft, die uns bekannte Stiftshütte, in welcher Gott wohnte (2Mo 25:8). Mose selbst empfing in vierzig Tagen und Nächten neben dem Gesetz eine genaue Anweisung zum Bau dieses einzigartigen Heiligtums – steht die Aussage in Athen damit nicht im Widerspruch zu der Stiftshütte und dem Tempel in Jerusalem?

Gott hat Sich in der Tat ein Heiligtum schaffen lassen, in welchem Er zeltete und wo Ihm die Priester der Familie Aarons dienten; es war Seine Offenbarungsstätte, wo Er Seine Gedanken und Ratschlüsse durch Mose kundwerden ließ (siehe 2Mo 25:22). Im Unterschied zu Athen ging hier alles von Ihm aus, Er war der Wirkende.

In Athen waren die Gegebenheiten umgekehrt: Die Menschen wollten den Bau der Tempel, die Menschen wollten den Göttern dienen, wollten diese sich wohlgesonnen machen, und sie dienten nicht nur einem, sondern vielen Göttern! Dazu kam noch, dass sich die Menschen in den Kunstbauten selbst ein Denkmal setzen wollten!

Heute, in der Verwaltung der Gnade, gibt es nicht einmal mehr den Tempel in Jerusalem, und doch hat Gott eine Wohnung auf Erden: „Wisst ihr nicht, dass ihr (die Glieder am Körper Christi Jesu) Gottes Tempel seid und dass der Geist Gottes in euch wohnt“ (1Kor 3:16)?

Apg 17:26

„Er hat auch bewirkt, dass jede Nation der Menschen von einem einzigen her auf dem gesamten Angesicht der Erde wohnt. Er hat für sie zugeordnete Fristen und Wohngrenzen festgesetzt,“

Wir haben gestern herauskristallisiert, dass Gott der allein Wirkende ist, und dass alle Versuche, von menschlicher Seite aus etwas zu tun, fehlschlagen müssen. Deswegen musste Paulus in Eph 1:11 die gewaltige Tatsache auch für uns niederschreiben: „… Gott, der alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt“! Haben wir, liebe Geschwister, über diese Aussage (wir erheben sie zu einer Generalaussage) schon einmal intensiv nachgedacht? Und wenn „ja“, haben wir auch die Konsequenz daraus gezogen? Und die Konsequenz wäre ja, dass nichts im gesamten All geschieht, was nicht Seinem Ratschluss entspricht, und dies bis in das kleinste Detail auch in unserem Leben!

Gott ist der „Gebende“, und Er gibt auch allen Leben und Odem und alles Übrige.

Jetzt geht Paulus weiter und sagt aus, dass auch alles Leben auf dieser Erde von einem einzigen (Adam) abstammt! Dies war ein Schlag für die Athener, die ja so stolz auf ihre Abstammung waren. Damit geht Paulus auf den geschichtlichen Teil über: Nicht nur die Abstammung aller Menschen von einem einzigen her verkündigt er, jetzt stellt Paulus auch fest, dass jede Nation seine Fristen und Wohngrenzen von Gott zugeordnet bekam, was ja bedeutet, dass nichts beständig, sondern alles in Bewegung ist. Und der Verlauf der Geschichte zeigt auch uns bis heute, wie sich Grenzen verändern, Völker wandern – und über all diesen Bewegungen steht das Wort: „… zu Ihm hin ist das All“ (Röm 11:36b)! Auch diese Aussage muss intensiv überdacht werden; jede Bewegung des Alls, die ganzen Abläufe auf unserer Erde, ob negativ oder positiv, alles hat nur eine einzige Richtung: „Hin“ zu Ihm (bzw. „zurück“ zu Ihm)!

Apg 17:27

„… damit sie Gott suchen sollten, ob sie wohl doch nach Ihm tasten und Ihn finden möchten, obwohl Er zwar nicht fern von jedem einzelnen unter uns ist;“

Wir, die Körperglieder Christi Jesu, haben heute ein geschriebenes Wort Gottes in Händen, das durch die Gefängnisbriefe des Apostels Paulus auf sein Vollmaß gebracht ist. Das bedeutet, alle Geheimnisse Gottes sind uns nicht nur enthüllt, wir sollen sie auch verwalten (siehe 1Kor 4:1). Im Grunde geht es darum, Gott in Seiner Liebe, Größe und Herrlichkeit zu erkennen! Um zu dieser Erkenntnis zu gelangen, müssen wir erkenntnismäßig wachsen, das heißt, wir müssen wie auf einer Leiter von Offenbarung zu Offenbarung hinaufsteigen. Wir sprachen deshalb in unseren Schriften schon vielfach von „Offenbarungsstufen“. Das Bild solch einer Leiter soll uns veranschaulichen, dass ganz unten die Sicht stark eingeschränkt ist, was bedeutet, dass uns die Größe Gottes noch verschleiert ist; doch je höher wir steigen, je größer wird uns Gott! In der Praxis bedeutet dies unter anderem, dass am Fuß der Leiter „der Mensch mitwirkt“, doch mit zunehmender Höhe alles Menschliche zurückbleiben muss, bis dann auf der Spitze der Leiter nur noch „Einer“ wirkt: „Gott“!

Wir schreiben dies, weil wir auch heute vor solch einer Leiter mit Offenbarungsstufen stehen: Unten wird der Mensch aufgefordert, Gott zu suchen und nach Ihm zu tasten, um Ihn zu finden! Röm. 1:20 legt dafür auch den Grund. Doch schon in Röm. 11:32 sehen wir, dass alle Menschen in Widerspenstigkeit eingeschlossen sind, und dies durch Gott Selbst! Aus dieser Widerspenstigkeit kann sich der Mensch nur lösen, wenn Gott ihn zieht (Joh 6:29 und Joh 6:44).

Zuerst (ganz unten) muss der Mensch mit seiner eigenen Kraft wirken, und dies so lange, bis er seine Unfähigkeit erkennt. Am Ende jedoch (ganz oben auf der Leiter) darf das Zeugnis erfolgen, das schon Hiob am Ende seines Leidensweges ablegte: „Ich erkenne, dass Du alles vermagst, und nichts, dass Du Dir vorgenommen, ist Dir zu schwer“ (Hiob 42:2).

Apg 17:28

„denn in Ihm leben wir und bewegen wir uns und sind wir, wie auch einige von euren Dichtern gesagt haben: Denn Seines Geschlechts sind auch wir!“

Eigentlich sind wir ja auf dem Areopag in Athen, die gestrigen Gedanken haben uns aber weit über das hinausgeführt, was Paulus hier verkündigte. Wir haben also das Geschehen von einer höheren Warte aus betrachtet, die uns aber in keiner Weise hochmütig machen darf, im Gegenteil: Sie muss uns ganz nach unten führen, wissend, dass wir nichts bringen können und nichts zu rühmen haben; denn: „… wir sind Sein Tatwerk, erschaffen in Christus Jesus für gute Werke, die Gott vorherbereitet, damit wir in ihnen wandeln“ (Eph 2:10).

Das obige Wort aus dem Epheserbrief passt zu der Aussage unseres Leitverses. Wir leben in Ihm und bewegen uns in Ihm, und dies derart, dass Gott alles für uns vorherbereitet hat und wir im Grund nur noch in diesen guten Werken wandeln brauchen – und dies völlig entspannt. Was uns entgegensteht, was uns immer wieder hindert, derart zu wandeln, ist unser Fleisch, unser „Ich“! Dieses „Ich“ flüstert uns ständig ein: „So bedeutungslos bist du doch gar nicht! Du kannst durchaus etwas für Gott tun!“ Hören wir auf diese Stimme, dann haben wir bereits jenen Weg verlassen, den Gott für uns vorherbereitet hat!

Der Mensch ist tatsächlich göttlichen Geschlechts, weil Gott der Schöpfer ist! Doch der Mensch verliert diesen Adel, indem er das Göttliche auf die Stufe der toten Materie zieht, hier in Athen waren es die Götzenbilder, die über Gott gesetzt wurden! Damit macht sich der Mensch vor Gott schuldig, und daher auch das folgende Gericht (das aber in seinem tieferen Sinn „Zurechtbringung“ ist). Dieses Gericht wird von einem Richter durchgeführt, den Gott Selbst bestimmt hat, der durch Auferstehung aus den Toten dazu befähigt und berechtigt ist, das Gericht in Heil umschlagen zu lassen!

Das, liebe Geschwister, sind die wunderbaren Wege Gottes!

Apg 17:29

„Wenn wir nun zu Gottes Geschlecht gehören, sollten wir nicht meinen, die Gottheit gleiche dem Gold oder Silber oder Stein, von menschlicher Kunst und Überlegung geprägt.“

Es gab tatsächlich berühmte Dichter unter den Griechen, die in ihren Werken von Halbgöttern sprachen, weil diese Halbgötter z. B. von dem Gott Zeus gezeugt sein sollten … wir kennen solches aus den griechischen Sagen. Doch Paulus spricht von Christus als von einem Menschen, einem Mann, der von dem einen, wahren Gott gezeugt wurde. Er (Christus) war und ist der einzig von Gott Gezeugte (Hebr. 1:5), alle anderen Geschöpfe sind von Ihm erschaffen. Christus ist das Abbild des unsichtbaren Gottes, und wir Geschöpfe gehören zu Gottes Geschlecht, und dies deshalb: Zum einen erfolgte unsere Erschaffung „in Seinem Bilde“ (1Mo 1:27), zum anderen wurde dem Menschen der göttliche Odem, „der Odem der Lebenden“, von Ieue Alueim eingehaucht (1Mo 2:7) – wir Menschen sind also wirklich Gottes Geschlecht!

Die Frage ist nun, ob der Mensch seine Abstammung erkennt, achtet und liebt, oder ob er sie auf die menschliche Stufe herabzieht, und, wie in Athen geschehen, sie in Form von irdischen Materialien nachzuformen sucht und diese dann anbetet! Wir merken hier an, dass dieser Kult bis heute unverändert in den katholischen Prachtbauten, ihren Heiligenfiguren, nicht zuletzt im Vatikan, fortgesetzt wird!

Wir haben es in unserem Leitvers mit Gold, Silber und Steinen im negativen Sinn zu tun, Paulus nennt diese drei Kostbarkeiten aber auch in Verbindung mit etwas für uns Erstrebenswertem, wir lesen dies in 1Kor 3:12! Hier geht es aber um etwas ganz anderes, um „unseren Wandel“. Ein Wandel, der auf das Irdische sinnt, gleicht Holz, Gras und Stroh (alles brennbare Materialien); wenn wir allerdings nach droben sinnen, wenn wir erkannt haben, dass wir nur „in Ihm“ etwas sein können, und dies ohne eigene Werke, dann gleicht unser Wandel „Gold, Silber und edlen Steinen“ und diese können nicht verbrannt werden, wie es 1Kor 3:15 beschreibt.

Apg 17:30

„Gott hat nun zwar über die Zeiten der Unkenntnis hinweggesehen; doch nunmehr weist Er alle Menschen überall an, umzusinnen,“

Wir fassen die bisherige Rede des Apostels kurz zusammen: es geht Paulus darum, seinen gelehrten Zuhörern zu zeigen, dass der Mensch zwar göttlichen Geschlechts ist, diese Krone aber verliert, wenn er das Göttliche auf die Stufe der toten Materie (wozu ja Gold und Silber zählen) herabzieht und diese toten Materialien über den wahren Gott setzt. Über dieses Fehlverhalten muss ein Gericht folgen!

Paulus wendet sich mit seiner Rede aber nicht an Einzelne (dazu sind seine Worte zu universell), vielmehr müssen wir sie an die ganze Menschheit gerichtet sehen, deren Vertreter die hohen Gelehrten hier in Athen darstellen. Der ungöttliche Götzenkult umfasst ja alle Nationen. Der Aufruf, „umzusinnen“, umfasst somit, wie unser Leitvers sagt, „alle Menschen überall“!

Über lange Zeitläufe (Äonen) hinweg hat Gott Seine geliebten Menschen in Unkenntnis handeln lassen – sie sollten hautnah mit der Finsternis in Berührung kommen. Seit dem Gericht der Flut zur Zeit Noahs hat Er den Menschen handeln lassen, hat über die Zeit der Unkenntnis hinweggesehen. Die große Wende kam, als Sein Sohn Fleisch wurde und für die Sünde der Welt am Kreuz starb.

Haben wir schon einmal bedacht, liebe Geschwister, was es für den Schöpfergott, der uns in Christus zum Vater geworden ist, bedeutet haben mag, als Er endlich den gem. 1Petr 1:20 schon vor dem Niederwurf der Welt bereit stehenden Retter senden konnte? Mit der Erniedrigung Christi und Seinem Gehorsam bis zum Kreuzestod, trat die große Wende in der Geschichte der Menschheit ein – das Kreuz markiert den Wendepunkt! Wir als Glieder am Körper Christi dürfen heute schon am Kreuz unser Heil finden, doch die übrige Menschheit muss erst das Gericht über sich ergehen lassen, bevor auch sie in dem Namen „Jesus“ ihre Knie beugt und in Ihm gerettet wird.

Apg 17:31

„… weil Er einen Tag angesetzt hat, an dem Er künftig die Wohnerde in Gerechtigkeit durch den Mann richten wird, den Er ausersehen hat, so den Glauben allen darbietend, indem Er Ihn von den Toten auferstehen ließ.“

Wir betonten schon, dass der Aufruf des Apostels Paulus auf dem Areopag in Athen „allen Menschen überall“ galt, wobei die Gelehrten ja nur die Spitze der Menschheit darstellten. Interessant ist für uns, dass Paulus zwar im gestrigen Vers zur Umsinnung aufgerufen hat, heute jedoch das Gericht ankündigt. Dies zeigt, dass die Menschheit, mit Ausnahme der auserwählten Berufenen, nicht in der Lage war, zum damaligen Zeitpunkt tatsächlich umzusinnen!

Es entspricht dem Ratschluss Seines Willens, dass eine Umsinnung der Menschheit nur auf dem Weg eines gerechten Gerichtes erfolgen kann; und dieses Gericht kann wiederum nur durch einen Mann ausgeführt werden, der den Tod in der Auferstehung überwunden hat!

Der Tag dieses Gerichtes ist von Gott exakt angesetzt, wir wissen um diesen aus Offb 20:11 ff. Doch vor diesem Tag wird sich der Zorn Gottes über die Menschen ergießen, der uns ja ebenfalls aus der Offenbarung des Johannes mehr als bekannt ist.

Wenn wir einmal die Paulusbriefe weglassen, folgt nach der Ablehnung Christi durch das Volk Israel unmittelbar der Zorn Gottes. Nur Paulus enthüllt das eingeschobene Geheimnis, dass zwischen der Ablehnung Israels und dem kommenden Zorn die Körpergemeinde aufgebaut und noch vor dem Kommen des Zornes Gottes entrückt wird!

Jesus Christus ist die absolute Mitte des gesamten Weltgeschehens! Sein Name kann besonders von uns, Seinen Körpergliedern, nicht hoch und oft genug gerühmt und gepriesen werden. Und dies gerade heute, wo sich sogar die so genannte Christenheit zum großen Teil von diesem Namen verabschiedet hat.

Apg 17:32

„Als sie jedoch von der Auferstehung der Toten hörten, spöttelten die einen, die anderen sagten: Über diese Sache wollen wir dich nochmals hören.“

Die Gelehrten hatten die Rede des Paulus anscheinend gespannt verfolgt, als er jedoch von der Auferstehung Jesu sprach, wurden sie stutzig. Der Tod und die Auferstehung Jesu bedeutete ja eine Umsinnung von ihrer bisherigen Weltweisheit, was wiederum ein „Heruntersteigen“ von den selbsterbauten künstlichen Höhen ihrer menschlichen Ideale bedeutete. Und „heruntersteigen“ wollten sie nicht! So kam es, dass die einen spotteten, das war die offene Ablehnung, die anderen höflich darum baten, nochmals darüber zu hören, was im Grunde auch eine versteckte Absage war.

Der Sohn Gottes hat Seinen Auftrag erfüllt, Paulus schreibt dies in markanten Worten an die Philipper (Phil 2:6-11): Er entäußerte Sich Selbst, wurde Mensch, erniedrigte Sich Selbst und wurde gehorsam bis zum Kreuzestod. Das makellose und fleckenlose Lamm, welches in 1Petr 1:19 angekündigt ist, hat Seinen großen Auftrag erfüllt.

Was wäre nun geschehen, wenn Christus nicht auferstanden wäre? Die Antwort gibt uns Paulus in 1Kor 15:12-19. Herausragend ist, wenn Christus nicht auferstanden wäre, gäbe es für niemand und für keine Zeit später eine Auferstehung - wir hätten keinerlei Hoffung, die gesamte Botschaft des Evangeliums wäre inhaltslos, unser Glaube nichtig und wir wären in der Tat die Erbarmungswürdigsten unter allen Menschen!

Aber Gott hat Seinen Sohn aus den Toten auferweckt, ja noch mehr: Er hat Ihn hoch erhöht und Ihn mit dem Namen begnadet, der über jedem Namen ist, es ist der herrliche Name „Jesus“! In Adam müssen alle sterben, in Christus jedoch werden alle lebendig gemacht – das ist unser wahres Evangelium!

Apg 17:33

„So ging Paulus aus ihrer Mitte fort.“

Die Gelehrten des Areopags stellten ohne Zweifel die geistige Elite der damaligen Menschheit dar und es darf gefolgert werden, dass sie Paulus gut verstanden haben! Doch hätten sie Pauli Worte angenommen, hätten sie im gleichen Zuge bekennen müssen, dass ihre bisher gelehrte Weisheit nichtig und falsch war! Und das konnten und wollten sie nicht! Dies erinnert mich, den Verfasser dieser Zeilen, an einen Vortrag des gläubigen Prof. Dr. Wilder Smith, in welchem dieser aussagte, dass viele seiner Kollegen in den berühmtesten amerikanischen Universitäten sehr wohl die Unmöglichkeit der Evolution erkannt haben, aus Prestigegründen diese aber weiterhin ihren Studenten lehren – es hat sich, liebe Geschwister, nichts geändert!!!

Paulus muss traurig den Areopag verlassen haben, er ging aus ihrer Mitte fort. Was mag in seinem Herzen vorgegangen sein? Wir wissen, dass er sich immer wieder an seinem Herrn aufrichtete, und auch wir wollen diesen Tag einmal ungewohnt mit einer Strophe von Karl Gerok schließen, die uns auch zusprechen darf:

Viel Namen glänzten in der Welt,
und funkelten am Sternenzelt,
und mussten doch zerstieben.
Einst standen sie im Heldenbuch,
dann sanken sie ins Leichentuch,
und keiner ist geblieben.
Keiner? Einer!
Jesus Christus unverdunkelt,
der da funkelt
durch die Zeiten und in alle Ewigkeiten!

Apg 17:34

„Einige Männer, die sich ihm anschlossen, kamen zum Glauben. Unter denen war auch Dionysius, der Areopagite, eine Frau namens Damaris und noch andere mit ihnen.“

Wir haben uns zu Beginn der Rede Pauli in Vers 22 gefragt, warum er wohl derart von der uns gewohnten Form der Verkündigung abweicht – heute stehen wir am Abschluss in Athen und stellen die Frage erneut.

Über das Ergebnis seiner Unterredung in der Synagoge (Vers 17) erfahren wir nichts! Somit konzentriert sich alles auf den Areopag, wo die Elite der Klugen versammelt war – was hat uns diese Rede gesagt, zumal sie sich, wie wir in Vers 30 sahen, an „alle Menschen überall“ richtete?

Wir haben vorgeführt bekommen, wie klug weise und gelehrte Männer tatsächlich sind: Mit wenigen Ausnahmen total verblendet!!! Ist es weise, wenn diese Männer eine Vielzahl von Götzen anbeten, die sie selber gebaut haben, den einen und wahren Gott, der allen Leben und Odem gegeben hat, lehnen sie ab? Und das Zeugnis der Auferstehung bespöttelten sie? Wo bleibt die Besonnenheit? Wo bleibt das geschulte Urteilsvermögen? Wo bleibt die ehrliche Antwort auf Pauli Aussagen?

Es ist heute genau die gleiche Elite von führenden Männern und Frauen in unserer Gesellschaft, die uns mit geistlichem Müll zuschütten, die von irreführenden Geistern und Lehren der Dämonen beherrscht werden und uns mit deren Lügenworten beweisen wollen, dass es keinen Gott gibt, dass alles per Zufall (Urknall) entstanden sein soll. Merken wir eigentlich noch, wie drastisch diese Lehren gerade heute in allen Medien bis zum Überdruss über die Menschheit ergossen wird? Alles glaubt man, selbst das Unmöglichste – nur an den Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus glaubt man nicht! Es ist später, als wir denken, liebe Geschwister, lesen wir sehr aufmerksam 1Tim 4:1 ff – diese Fristen sind hochaktuell!

Zu dem gestrigen Hinweis auf 1Tim 4 möchten wir heute genauso massiv auf 2Thes 2 hinweisen, dazu auf unsere Auslegung in dem entsprechenden Andachtsbüchlein über den zweiten Thessalonicherbrief. Wir sollten jetzt mit großer Freude merken, dass wir am Ende dieser Verwaltung der Gnade angelangt sind und sich der Gesetzlose mehr und mehr enthüllt.

Bevor wir aber Athen verlassen, möchten wir nicht übergehen, dass es doch Männer und eine Frau gab, die sich Paulus anschlossen – sein Dienst war also auch vom Evangelium her gesehen nicht ganz erfolglos.

Gerade den Korinthern, wohin ja die Reise Pauli weitergeht, schrieb er in 1Kor 1:26-31 sehr klar und verständlich, was sich in Athen zugetragen hat: Nicht viele Weise dem Fleische nach (genannt wird nur Dionysius, der Areopagite), nicht viele Mächtige, nicht viele Vornehme hat Gott erwählt! Es ist vielmehr das Törichte, das Gott erwählt hat, damit Er das Starke zuschanden mache! Das, liebe Geschwister, sind wir!

Ein ganz simples Beispiel: Einem Weisen dem Fleisch nach fällt es schwer, trotz erdrückender wissenschaftlicher Beweise, die belegen, dass der Mensch vom Affen abstammt, an einen Schöpfergott entsprechend 1Mo 1 ff zu glauben. Dem Törichten fällt dies, menschlich gesehen, viel leichter. Das Beispiel mag hinken, aber es zeigt, dass es darum geht, dass sich kein Fleisch in irgendeiner Form rühme! Und deshalb glauben wir Berufene, dass wir aus Ihm in Christus Jesus sind, „der uns von Gott her zur Weisheit gemacht worden ist …“.

Christus Jesus ist also unsere Weisheit! Mehr brauchen wir nicht!

18. Die Apostelgeschichte Kapitel 18