Die Apostelgeschichte Kapitel 18

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Abschrift Apostelgeschichte in täglichen Andachten Band I - VI
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Dort als Schrift noch erhältlich.

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

18. Die Apostelgeschichte Kapitel 18

Tätigkeit des Paulus in Korinth
Vergebliche Anklage vor dem Prokonsul Gallio in Korinth
Rückreise über Ephesus nach Antiochia
Beginn der dritten Missionsreise des Paulus – Apollos in Ephesus

Tätigkeit des Paulus in Korinth

Apg 18:1

„Danach schied er aus Athen und ging nach Korinth.“

Der Abschied von Athen erfolgte genau ungewöhnlich, wie seine Verkündigung: Es wird nichts über irgend welche großen Erfolge berichtet, nicht einmal Feindschaft regte sich gegen den Apostel und sein Evangelium – es scheint, als habe mitten in der Weltweisheit Athens das Judentum seine Kraft verloren! War es auch so, dass die Weltweisheit satt und selbstzufrieden machte? Und so sehen wir Paulus diesmal nicht in Flucht, sondern in aller Ruhe Athen verlassen.

Wir lesen in unserem Leitvers kurz und knapp, dass er nach Korinth ging, und diese Stadt unterschied sich drastisch von Athen. Sahen wir in Athen die Höhe antiker Kunst und Wissenschaft, so repräsentierte Korinth das Gegenteil, nämlich die breite Ebene des einfachen Volkes. Korinth war die Hauptstadt Griechenlands, der römischen Provinz Achaja, war eine stark bevölkerte, reiche Handels- und Hafenstadt. Sie war verrufen wegen ihrem liederlichen Leben, wie es in Hafenstädten oft zu finden ist. Die Stadt mit ihrem bunten Völkergemisch stand also für ein Leben in Trunk und Unzucht. Und genau hierher führte der Weg Pauli und gerade in dieser Stadt entstand eine blühende große Gemeinde, an welche die zwei so kostbaren Korintherbriefe gerichtet sind.

Greifen wir einmal vor und schauen in 1Kor 1:2, wo wir die Anschrift lesen: An die herausgerufene Gemeinde Gottes, die in Korinth ist, an Geheiligte in Christus Jesus, an berufene Heilige, samt allen, die an jedem Ort den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen, der ihr Herr ist wie auch der unsere.“ Vielleicht kann sich mancher von uns, liebe Geschwister, mehr mit den Korinthern als mit den Athenern identifizieren, die es Paulus nicht immer leicht gemacht haben, ja, wo er auch harte Worte gebrauchen musste, aber – er dankt in 1Kor 1:4 ff allezeit seinem Gott, dass Er sie unter anderem in allem reich gemacht hat!

Auch wir dürfen das in großer Dankbarkeit sagen!

Apg 18:2

„Dort fand er einen Juden von pontischer Herkunft namens Aquila, der unlängst mit Priszilla, seiner Frau, aus Italien gekommen war, weil Klaudius die Ausweisung aller Juden aus Rom angeordnet hatte.“

Paulus kam in Korinth an und fand das Ehepaar Aquila und Priszilla – das war ja kein Zufall, sondern die Führung Gottes, bei welcher die verschiedensten äußeren Umstände mitspielen mussten. Als Juden waren die Zwei erst vor kurzem aus Rom vertrieben worden und nach Korinth geflohen. Sie wussten also beide aus Erfahrung, was es heißt, auf der Flucht zu sein. In Korinth suchten sie Fuß zu fassen, sich eine Lebensexistenz aufzubauen, und gerade zu diesem Zeitpunkt fand sie Paulus.

Vielleicht dürfen wir heute an diesen äußeren Führungen Gottes auch für unser Leben lernen! Hätte Gott nicht auch ohne diese schmerzliche Flucht aus Rom das Treffen mit Paulus arrangieren können? Warum immer so viel Leid und Trübsal auf den Wegen und Führungen Gottes? So fragen doch auch wir nur zu oft.

Wenn wir die obige Frage einmal auf das Niveau eines Kindes vereinfachen, das seine Eltern fragt, warum es denn unbedingt in die Schule gehen muss (welche es gar nicht mag, die ihm auch keine Freude macht, sondern nur eine unnötige Last darstellt), so sehen wir aus der Antwort, dass auch unsere göttliche Schule nur zu oft Unangenehmes, Schweres, ja Lasten und Pein mit sich bringt, und alles, damit wir befähigt sind, unsere zukünftigen Aufgaben zu bewältigen. Doch das Erstaunliche ist, dass ein guter Teil der Gläubigen von den zukünftigen Aufgaben gar nichts weiß; und noch schlimmer: Sie interessieren sich auch gar nicht für sie! Werfen wir also einen Blick in unsere künftige Hauptaufgabe, wir finden sie in Eph 1:8b-10 wunderbar beschrieben. Wir sollen das All in Christus aufhaupten, und zwar das in den Himmeln (für die Erde ist Israel zuständig) – haben wir über dieses Arbeitsfeld schon einmal nachgedacht? Ist uns bewusst, welche ungeheuren Weiten auf uns warten?

Apg 18:3

„Paulus ging zu ihnen, und da er das gleiche Handwerk hatte, blieb er bei ihnen und arbeitete; denn ihrem Handwerk nach waren sie Zeltmacher.“

Schauen wir heute zuerst noch einmal auf das, was der Weltmensch als „Zufall“ bezeichnen würde:

Paulus kam nach Korinth und brauchte ja ohne Zweifel eine Unterkunft; er fand sie bei dem jüdischen Ehepaar, das aus Rom fliehen musste. Vielleicht war es zuerst einfach nur die jüdische Abstammung, welche Paulus und das Ehepaar verband, doch dann stellte sich heraus, dass beide Männer den gleichen Beruf hatten, was eine zusätzliche Verbindung herstellte. Und da auch Paulus hier in Korinth arbeiten wollte, konnte er bequem mit Aquila dem gemeinsamen Handwerk nachgehen. Und Gott führte alles noch weiter: Paulus konnte die beiden neuen Freunde sogar zum Glauben führen, was die späteren Aussagen über Aquila und Priszilla belegen. Wir erfahren auch später, dass das Ehepaar zuverlässige Helfer Pauli wurden, die ihn stets unterstützt haben. Auch wurden sie ausersehen, Apollos bei sich aufzunehmen, um diesem die Wege Gottes genauer auseinanderzusetzen (siehe Vers 26). Alles in allem die wunderbare Führung Gottes!

Noch einige Gedanken dazu, warum Paulus hier in Korinth arbeitete: Es wurde Paulus in Korinth vorgeworfen, er predige nur um des Lohnes willen – so konnte er all seinen Kritikern zeigen, dass er sich durchaus um seinen Lebensunterhalt selber müht. Zwar gab es das göttliche Gebot, dass, wer geistliche Speise austeilt, auch materielle Speise von den Zuhörern bekommen sollte, doch mit seiner Arbeit wies er seine Kritiker in die Defensive, indem er ihnen zeigte, dass sie keinen Deut besser als die Weltmenschen sind, die unverfroren große materielle Reichtümer erwerben, ohne daran zu denken, auch nur ein wenig davon abzugeben oder einen Gegenwert anzubieten. Über all das Obige setzt sich Paulus in 1Kor 9:1-18 mit den Korinthern auseinander.

Apg 18:4

„An jedem Sabbat hatte er Unterredungen in der Synagoge und überzeugte Juden wie auch Griechen.“

Wir wollen nicht aus den Augen verlieren, dass Paulus alleine in Korinth war, er wartete ja immer noch auf seine angeforderten Mitarbeiter Silas und Timotheus (siehe Apg 17:15). Dieses Alleinsein gibt uns Gelegenheit, einen Blick in das Herz unseres Apostels zu werfen, der ja trotz aller geistlichen Erlebnisse und Führungen immer noch ein „Mensch“ war. So bekennt er in 1Kor 2:1-5, dass er den Dienst in Korinth in Schwachheit, in Furcht und vielem Zittern tat.

Wir erleben Paulus, der an den Sabbaten die Synagoge aufsuchte, zuerst einmal mehr zurückhaltend, vor allem im Blick auf die Verkündigung Jesu als Christus. Wir verstehen diese Zurückhaltung besser, wenn wir den nächsten Vers 5 gelesen haben.

Der Gang in die Synagoge erinnert uns aber auch, dass wir uns immer noch in der Verwaltung des Übergangs befinden, wo das Volk Israel noch den absoluten Vorrang vor den übrigen Nationen hat. Paulus unterredete sich mit den dortigen Juden, sowie den sich dort befindlichen Griechen, die wir als Proselyten sehen müssen – was war wohl sein Thema?

Die Erfahrung mit den Juden in den zurückliegenden Synagogen mögen Paulus vorsichtig gemacht haben, vor allem, weil er hier in Korinth erst einmal keinerlei brüderlichen Rückhalt hatte. Doch trotz seiner Zurückhaltung lesen wir, dass er Juden wie Griechen überzeugen konnte, dass allein in dem gekreuzigten und auferstandenen Jesus Christus die Rettung ist!

Zu Obigem müssen wir noch sagen, dass es nicht von unserer Überzeugungskraft abhängt (auch wenn dies unser Leitvers scheinbar so sagt), wenn wir Menschen zu Jesus führen können, sondern allein am Geist Gottes, der in den Herzen wirkt und den Glauben hineinlegt! Gott, unser Vater, ist immer der Wirkende!

Apg 18:5

„Als dann Silas und auch Timotheus von Mazedonien herabgekommen waren, wurde Paulus mehr zur Wortverkündigung gedrängt und bezeugte den Juden, Jesus sei der Christus.“

Mit der Ankunft der beiden Brüder Silas und Timotheus bekam Paulus die brüderliche Unterstützung, die er brauchte. Wir sehen den Segen einer geistlichen Arbeitsgemeinschaft. Die Folge war: Das Wort Gottes ergriff ihn mehr und mehr, sein Zeugnis wurde intensiver, direkter, ja sogar schärfer (er nahm keine Rücksicht mehr auf Personen).

Es ist gut, wenn wir nicht immer einen „starken“ Paulus vor Augen haben, sondern einen Apostel, der durchaus innere Drangsal und Nöte durchlitt. Ein wenig Einblick verschaffen uns hier die Verse in 1Thes 3:6-8. Wenn wir dazu in Röm 9:1 ff vernehmen, dass Paulus unablässig Schmerzen in seinem Herzen um seine Stammesbrüder hatte – also auch hier in Korinth – so können wir sein Inneres erahnen! Wohl konnte er etliche Juden gewinnen, doch die Mehrzahl lehnte ab und ging Schritt für Schritt in das Verstockungsgericht. Erst in der Gemeinschaft seiner Brüder und durch deren erfreuliche Berichte blühte er wieder auf, ja wurde förmlich gedrängt, den Juden klar zu bezeugen, dass Jesus der Christus sei und sie damit zu einer Entscheidung aufzufordern.

Paulus wusste durch die laufenden Enthüllungen seines erhöhten Herrn, wie der Weg seines Volkes verlief. Auch wir könnten Gott immer wieder fragen, warum Er solche langwierigen Wege geht – in Röm 9:20 setzt sich Paulus mit diesem Thema auseinander. „Das Gebilde wird doch nicht dem Bildner erwidern: Warum hast Du mich so gemacht?“ Gott geht Seine Wege zielsicher, auch wenn Seine Heiligen und Berufenen Trübsal und Leid auf ihnen erfahren! Doch am Ziel wird jede Träne getrocknet sein, jeder Schmerz sich in Freude und Jubel umwandeln – „O Tiefe des Reichtums, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes …“ (lies weiter Röm 11:33-36).

Apg 18:6

„Als sie sich aber widersetzten und lästerten, schüttelte er das Obergewand aus und sagte zu ihnen: Euer Blut komme auf euer Haupt, ich bin rein von Schuld! Von nun an werde ich zu den Nationen gehen!“

Die klare Entscheidung, die das Zeugnis des Paulus forderte, trat ein: Die Juden widersetzten sich und lästerten! Es kam damit zum Bruch mit den Juden in Korinth. Pauli Worte, „von nun an werde ich zu den Nationen gehen“, ist hier aber nur auf Korinth bezogen, denn wir sehen aus dem weiteren Verlauf der Apostelgeschichte, dass sich Paulus nach Korinth auch in anderen Städten durchaus wieder in die Synagogen begab.

Den Bruch mit den Juden vollzog Paulus mit völlig reinem Gewissen, die Gerichtsandrohung war schwer, wir finden Ähnliches in Hes 33:4-5. Und doch war dieses Ereignis hoch bedeutsam, denn es bewirkte, dass sich Paulus nun mit ganzer Kraft den Nichtjuden in Korinth widmen konnte.

Die symbolische Handlung Pauli, sein Obergewand auszuschütteln, bedeutet die Ankündigung des Gerichts über Israel. In diesem Sinn schreibt Paulus an die Thessalonicher (1Thes 2:15-16), dass sie den Herrn Jesus töteten, wie auch die Propheten und uns verjagten … „und machen so allezeit ihr Sündenmaß voll. Es kommt aber der Zorn, der zum Abschluss führt, schon im voraus über sie“. Und dieser Zorn, der Israel schon im voraus traf, war ja in der Person des Elymas in Apg 13 abgeschattet – Blindheit traf Israel! Dieser Elymas war das Abbild des abtrünnigen Volkes; er erblindete sofort nach dem Urteil Pauli und im selben Maß trifft es das Volk Israel (Röm 11:25b).

Und wenn wir hier schon Elymas erwähnen, wollen wir auch darauf achten, dass mit dem Urteil der Erblindung der Prokonsul Sergius Paulus zum Glauben kam – dort wie auch hier in Korinth ist das Urteil Israels immer der Segen für die Nationen! Das dürfen wir nie vergessen!

Wir zitierten gestern 1Thes 2:15-16 und wollen diese Aussage im Blick auf unseren Leitvers noch etwas vertiefen, denn die Aussage „euer Blut komme auf euer Haupt“ ist eine schwere Gerichtsandrohung!

Zuerst war es „Blindheit“, vorgeschattet durch Elymas, die das Volk traf. Wir dürfen dieses Gericht nicht unterschätzen, auch wenn es im buchstäblichen Sinn „unblutig“ erscheint. Der ganze Zorn Gottes entlädt sich aber über Sein Volk, wenn wir, die Körpergemeinde Christi Jesu, entrückt sind. Die Offenbarung des Johannes berichtet ja ausführlich über diese furchtbaren Gerichte und auch die Propheten des AT sagen für das Volk die größte Drangsal voraus. Wir wollen uns aber heute nicht damit beschweren, sondern unserem Gott und Vater danken, dass wir mit diesem Zorn nichts zutun haben werden. Drei Aussagen sollen uns heute zusprechen:

Röm 5:9: „Wieviel mehr folglich werden wir, nun in Seinem Blut gerechtfertigt, durch Ihn vor dem Zorn gerettet werden; 1Thes 1:10: „Jesus … der uns aus des Zornes Kommen birgt“; 1Thes 5:9: „Denn Gott hat uns nicht zum Zorn gesetzt, sondern zur Aneignung der Rettung durch unseren Herrn Jesus Christus“.

Eine Aussage wollen wir besonders beachten: „… der uns aus des Zornes Kommen birgt“! Bruder Jaegle sagte hierzu früher: Es ist gut möglich, dass wir den Zorn wie ein schweres Gewitter am Horizont aufsteigen sehen, ja schon das ferne Grollen des Donners vernehmen, doch bevor das Gewitter über uns ist, sind wir geborgen! Dieses Wissen darf uns gerade heute Mut machen und Zuspruch sein!

Apg 18:7

„Dann ging er von dort weiter und kam in das Haus eines Gott verehrenden Mannes namens Titus Justus, dessen Haus an die Synagoge grenzte.“

Man hätte jetzt annehmen können, dass Paulus nach dem Desaster mit den Juden einen großen Bogen um die Synagoge machte – doch er tat gerade das Gegenteil: Er wählte als zukünftige Versammlungsstätte das Haus direkt neben der Synagoge, es gehörte einem gottesfürchtigen Griechen namens Titus Justus, also einem Proselyten.

Wir müssen in dem Nebeneinander (dem Haus des Titus Justus neben der Synagoge) die klare Führung Gottes sehen, denn nicht umsonst wird diese ansonsten ja belanglose Tatsache hier besonders erwähnt. Warum wohl?

Das Nebeneinander war ein klarer Anschauungsunterricht für die Bevölkerung von Korinth. Paulus nahm keine falsche Rücksicht mehr auf seine Stammesbrüder dem Fleisch nach, sondern stellte durch diese Ortswahl sein Zeugnis der Wahrheit gegen die religiösen Lügen in der Synagoge. Bedenken wir: Die Synagoge war durch die Ablehnung des Sohnes Gottes zu einer Synagoge Satans geworden. Das klingt hart, entspricht aber der Schrift! Wir lesen dies sehr klar und deutlich in Offb 2:9 und Offb 3:9.

Wo Jesus Christus abgelehnt, wo sogar noch gelästert wird, ist nicht der Geist Gottes, sondern die Macht der Finsternis am Werk. Es ist bezeichnend, dass wir gerade in 2Kor 4:3-4 lesen, dass der Gott dieses Äons (und dies ist Satan) die Gedanken der Ungläubigen blendet, damit ihnen der Lichtglanz des Evangeliums der Herrlichkeit des Christus nicht erstrahle, der das Abbild des unsichtbaren Gottes ist.

Uns darf heute erfreuen, was Paulus wenig später in 2Kor 4:7 schreibt: „Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen …“, Christus ist in uns und wir in Ihm!

Apg 18:8

„Auch Krispus, der Synagogenvorsteher, wurde mit seinem ganzen Haus an den Herrn gläubig. Ebenso kamen viele andere Korinther, die das hörten, zum Glauben und ließen sich taufen.“

Wie richtig dieser Weg war, das Haus direkt neben der Synagoge zu wählen, zeigte sich darin, dass der Synagogenvorsteher samt seinem ganzen Haus gläubig wurde. Das war vor der Öffentlichkeit ein harter Schlag für die ungläubigen Juden – ausgerechnet ihr Vorsteher bekannte sich zu Jesus Christus! Und der Eindruck war so stark, dass viele andere Korinther hiervon angesprochen wurden und zum Glauben kamen. Eine neue Gemeindezelle war entstanden!

Wenn wir jetzt einen Blick in 1Kor 1:14-16 werfen, so lesen wir, dass noch weitere Namen in dieser neuen Gemeinde auftauchen (Gajus und Stephanas), und diese im Zusammenhang mit der Taufe. Nur diese beiden hat Paulus selber getauft, was er ja in Vers 14 ausdrücklich betont. Doch dieser Vers zeigt uns noch mehr: Paulus ist offensichtlich erleichtert, und dankt Gott, dass er nur diese Zwei getauft hat. Und in Vers 17 sagt er klar, dass es nicht sein Auftrag ist, zu taufen, sondern das Evangelium zu verkündigen.

Wir haben im Verlauf der Apostelgeschichte immer wieder darauf hingewiesen, dass die Wassertaufe ein Bestandteil des Evangeliums des irdischen Königreiches ist, ebenso wie die Beschneidung des Fleisches. Mit Pfingsten kam die Geistestaufe dazu, es gab also erst einmal zwei Taufen parallel. Hatte zuerst noch die Wassertaufe die Priorität, so änderte sich dies zu Gunsten der Wassertaufe. Die Verschiebung wurde in dem Maß aktiv, wie sich die zwölf Apostel immer mehr zurückzogen und dafür Paulus in den Vordergrund trat. So dürfen wir in der zweiten Hälfe der Apostelgeschichte, die hauptsächlich das Wirken Pauli beschreibt, sehen, wie die Wassertaufe unwichtig wird, dafür immer mehr Gläubige „in einem Geist“ getauft werden, bis gemäß Eph 4:6 nur noch eine Taufe in einem Geist bestand hat.

Apg 18:9

„Der Herr aber sprach in der Nacht durch ein Gesicht zu Paulus: Fürchte dich nicht, sondern rede und schweige nicht still,“

Erinnern wir uns zuerst an jenes frühere Gesicht, das Paulus in Troas hatte (Apg 16:9); ein mazedonischer Mann bat um Hilfe! Durch das jetzige Gesicht in unserem Leitvers wird jenes von Troas bestätigt und vervollständigt. Paulus bekam Gewissheit, dass sich hier in Korinth das Gesicht erfüllt, dass er hier sein vorläufiges Reiseziel erreicht hatte und so lange hier bleiben musste, wie ihn der Herr hielt – und dies waren immerhin 1 ½ Jahre!

Es ist schon wunderbar, wenn wir im Nachhinein miterleben dürfen, wie sich ein Gesicht erfüllte: Nirgendwo hatte Paulus eine größere Empfänglichkeit erlebt als hier in Korinth (Provinz Mazedonien). Und der Herr zeigte Seinem treuen Werkzeug Paulus insofern auch sanft den weiteren Fortgang des Evangeliums, als er sich nicht fürchten, sondern mutig reden sollte – er stand unter dem ganz besonderen Schutz des Herrn!

Wir können uns sicher alle gut vorstellen, dass die Spannungen der Synagoge und dem daneben stehenden Gemeindehaus wuchsen. Und Paulus litt darunter, auch wenn seine Brüder jetzt bei ihm waren. Aus seiner Erfahrung machte sich Paulus vielleicht schon auf die nächste Flucht bereit – doch der Herr zeigte ihm, was er zu tun hatte.

Es ist auch uns immer wieder ein Zuspruch, wenn wir sehen dürfen, dass auch unser Apostel nicht ohne Furcht war, dass er immer wieder ermutigt werden musste. Wenn also auch wir Stunden oder Tage der Furcht durchstehen müssen, wollen wir uns gerne an Paulus erinnern lassen, der gleiches durchmachte und von seinem Herrn gestärkt wurde. Und die gleiche unversiegbare Kraftquelle steht auch uns immer offen, aus ihr dürfen wir jederzeit schöpfen, lies dazu 2Tim 2:1.

Apg 18:10

„… weil Ich mit dir bin und niemand die Hand an dich legen wird, um dir Übles anzutun; rede, weil viel Volk in dieser Stadt Mein ist.“

Furcht, bis hin zum Verzagen, sind durchaus Begleiter jener, die Gott herausgerufen hat, um Ihm Werkzeuge zu sein. Gerade Timotheus ist hierin für uns ein beredtes Beispiel. So musste ihm Paulus in 2Tim 1:7 derart zusprechen: „Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit, sondern der Kraft und der Liebe und der gesunden Vernunft gegeben.“ Und wie wir gestern schon abschließend hingewiesen haben, darf sich Timotheus und wir alle in der Gnade kräftigen, die uns in Christus Jesus ist.

Beachten wir aber auch, dass im Anschluss an 2Tim 1:7 Timotheus aufgefordert wird, „Übles für das Evangelium mitzuleiden, nach der Kraft Gottes, der uns gerettet und berufen hat …“ (Vers 8b); und auch auf den Zuspruch in 2Tim 2:1 erfolgt in Vers 3 die Aufforderung, „Leide Übles mit mir wie ein trefflicher Krieger Christi Jesu“.

Aus Obigem entnehmen wir, dass Gottes Kraftquelle nicht in erster Linie auf unser Wohlergehen abzielt, sondern uns die innere Kraft geben soll, als Sein Werkzeug funktionstüchtig zu sein – und dazu gehört zweifelsfrei auch, „Übles für das Evangelium mitzuleiden!“ Auf die alte Frage: „Wozu wir denn mitleiden sollen – Er hat doch alles vollbracht?“ erfolgt die alte Antwort: „Weil wir als Glieder Seines Körpers ein Teil von Ihm sind und so auch ein Teilchen mittragen dürfen!“

Es ist also kein Zufall, dass gerade Timotheus dann auch verheißen wurde: „Glaubwürdig ist das Wort: Denn wenn wir mitstarben, werden wir auch mitleben. Wenn wir erdulden, werden wir auch mitherrschen …“ (2Tim 2:11-12).

Apg 18:11

„So nahm er dort seinen Wohnsitz für ein Jahr und sechs Monate und lehrte unter ihnen das Wort Gottes.“

Anderthalb Jahre lang hielt Gott die Juden in der Synagoge in Schach, das war, im Vergleich zu früheren Aufenthalten, eine lange Zeit. Wir verstehen immer mehr den Hilferuf des Mazedoniers in jenem Gesicht in Troas und wir sehen, dass Gott gerade in Korinth tatsächlich eine große Schar aus den Nationen auserwählt hatte. Beachten wir in diesem Zusammenhang auch noch das ungewöhnliche Wort in Vers 10: „… weil viel Volk in dieser Stadt Mein ist“, was auf eine große zukünftige Gemeinde deutet. Und gerade die zwei Briefe an die Korinther sind für uns eine ungemein reiche Quelle, wie Gottes Wort in jedem Herausgerufenen wachsen soll, aber die Briefe zeigen auch die furchtbaren Gefahren, die auf den Wegen der Gläubigen lauern.

Werfen wir einen kurzen Blick in die Korintherbriefe und sehen, wie Paulus lehrte: Zuerst die Mahnung zur Einheit, eine Gemeinde muss zusammen stehen (1Kor 1:10 ff), dann ab Vers 26 die Berufung und wen Gott beruft. Apg 2 und Apg 3 weisen auf das unbedingte innere Wachstum eines jeden Gläubigen hin, Paulus lehrt den fleischlich-seelischen Menschen im Gegensatz zum geistlich gesinnten Menschen. Es folgt speziell in Apg 3, dass ein fleischlicher Wandel mit fleischlichen Werken (Holz, Gras, Stroh) verbrennen wird. Keinen Punkt lässt Paulus in den vielen Kapiteln dieser zwei Briefe aus, ja, er führt die Korinther zu den weitesten Weiten, die wir Gläubige heute fassen können: „Gott alles in allen“ (1Kor 15:28). Und gerade der zweite Brief steht unter dem Thema „zweite Gnade“, was „Leiden und Trost“ beinhaltet.

Auch wenn diese zwei Briefe als „Übergangsbriefe“ zu sehen sind, in welchen die letzten Enthüllungen, die uns erst die Gefängnisbriefe geben, noch verborgen sind, zeigen sie uns den unausspürbaren Reichtum des Wortes Gottes, den Paulus in Korinth lehren durfte.

Vergebliche Anklage vor dem Prokonsul Gallio in Korinth

Apg 18:12-13

„Als dann Gallio Prokonsul von Achaja war, traten die Juden einmütig gegen Paulus auf, führten ihn vor die Richterbühne und sagten: Unter Umgehung des Gesetzes überredet dieser die Menschen, Gott zu verehren!“

Wie bisher überall, versuchten die Juden, mit Hilfe der weltlichen Obrigkeit, das Wirken Pauli zunichte zu machen. Anderthalb Jahre lang funktionierte dies allerdings nicht, weil der Herr Seine Hand schützend über Paulus hielt. Als dann ein neuer Prokonsul auftrat, sahen die Juden ihre Chance – doch dieser Versuch zeigt ein anderes Muster, als wir es bisher kennen.

Wir müssen wissen, dass die Juden als eine geduldete Religionsgemeinschaft den Schutz des römischen Reiches genossen, sie gingen also ganz legitim gegen Paulus vor, der angeblich ihre Gesetze verletzte. Und so führten sie den Apostel vor die damals übliche öffentliche Richterbühne und klagten ihn im Sinn unseres Leitverses an.

Die Anklage an sich ist ja schon ein totaler Widerspruch; jeder normale Gläubige würde sich doch freuen, wenn Menschen zu dem einen wahren Gott geführt werden – nicht so die Juden! Die Triebfeder ihres Hasses, der sich ja speziell auf die Person des Paulus konzentriert hatte, war „Eifersucht“! Wären die neu gewonnenen Gläubigen in ihrer Synagoge zum Glauben gekommen und hätten sich als Proselyten zum Judentum bekannt, wäre alles in Ordnung gewesen. Die ganze Sache war also eine rein jüdische Angelegenheit, die der neue Prokonsul entscheiden sollte.

Wenn wir bei dem Obigen jetzt auf uns schauen, dann sind wir nicht „unter Umgehung des Gesetzes“ zum Glauben gekommen, sondern sind frei vom Gesetz! So dürfen wir mit innerer Freude in Gal 4:4 ff lesen, dass Christus unter das Gesetz gestellt wurde, um die unter dem Gesetz zu erkaufen, damit wir den Sohnesstand erhielten – und fortan dürfen wir „Abba, Vater“ rufen!

Apg 18:14

„Als Paulus im Begriff war, den Mund aufzutun, sagte Gallio zu den Juden: <Wenn es nun irgendein Unrecht oder böswilliges Bubenstück wäre, o Juden, so würde ich euch, dem Anlass gemäß, ertragen haben.“

Paulus wurde, wie wir sahen, unter der bekannten Anklage vor den neuen Prokonsul geschleppt – doch noch bevor er anfing, sich zu verteidigen, wies Gallio die Kläger energisch zurück, und dies mit dem Hinweis, ihre jüdischen Angelegenheiten selbst zu regeln.

Zweierlei Neues passiert hier: Das Erste ist, dass der Herr den Paulus gar nicht erst zu Wort kommen ließ, sondern Gallio zuerst das Wort ergriff und praktisch für Paulus redete! Interessant für uns ist hier, dass Paulus in Vers 9 vom Herrn zugesprochen wird nicht zu schweigen, sondern zu reden – jetzt ist es umgekehrt, Paulus soll schweigen!

Vergleichen wir Ursache und Wirkung, dann sehen wir, dass dort, wo es um das Evangelium geht, der Apostel nicht schweigen darf, sondern furchtlos die ganze ihm enthüllte Wahrheit aussprechen muss. Anders ist es bei weltlichen Dingen: Hier lässt der Herr Seinen Diener erst gar nicht zu Wort kommen, die weltliche Obrigkeit tritt für ihn ein – dies ist das Zweite, was wir in Korinth miterleben.

Lasst uns hier etwas innehalten, liebe Geschwister, denn nur zu oft stehen auch wir vor der Frage, ob wir reden oder schweigen sollen! Das Rezept ist im Grunde einfach: Geht es um das Evangelium, haben wir den Auftrag, zu reden; geht es um weltliche Dinge, ist es meist besser, den Herrn für uns streiten zu lassen. Paulus hatte mit Sicherheit ständig sein Inneres auf den Herrn ausgerichtet, und dies wie ein Spiegel. Deshalb schreibt er den Korinthern (2Kor 3:18), dass er mit enthülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn widerspiegelt, also zurück- bzw. abspiegelt! Wenn unser Spiegel des Herzens auch auf den Herrn ausgerichtet ist, tun wir genau das, was Er will! Wenn wir uns so verhalten, sind wir in jeder Lage sicher, weil Er uns führt!

Apg 18:15

„Wenn es aber Fragen über ein Wort, um Namen oder ein euch angehendes Gesetz sind, so sollt ihr selbst zusehen; ich habe nicht die Absicht, in diesen Dingen Richter zu sein.“

Im Grunde geschieht hier in Korinth etwas Neues und Gewaltiges, das wir hoch einschätzen müssen: Die Obrigkeit, hier das römische Reich, ergreift Partei für Paulus, mehr noch, sie schützt ihn vor einer aufgebrachten Menge!

Damit stehen wir vor der schon öfters angesprochenen Frage, wie wir uns in der gegenwärtigen Verwaltung der Gnade zur jeweiligen Obrigkeit verhalten sollen? Richtungweisend müssen hier die Aussagen in Röm 13:1 ff sein, wobei die Generalaussage ja gleich in Vers 1 festgelegt ist: a) „Jede Seele ordne sich den über ihr stehenden Obrigkeiten unter; b) denn es gibt keine Obrigkeit außer von Gott“!

Im Hintergrund hören wir jetzt nur zu gut jene Stimmen, die gleich ein „aber“ vorbringen: „Aber was ist mit jener Obrigkeit, die Christen verfolgen, ja hinrichten lassen (wie es ja auch unter bestimmten Kaisern in Rom geschah)? Und dies ja bis in unsere Zeit?

Eine Antwort auf diese bestimmt sehr schwere Frage kann unterschiedlich ausfallen! Wir jedoch glauben, dass z.B. auch eine kommunistische Regierung von Gott eingesetzt ist und Gottes Dienerin ist und damit nur das tun kann, was Gottes Wille ist!!! Widersetzen wir uns solchen Obrigkeiten mit dem Hinweis, man müsse Gott mehr gehorchen als den Menschen, widersprechen wir dem Wort Pauli in Röm 13:1! Eine Obrigkeit kann uns ja nur äußere Dinge verbieten, und hier sollten wir gehorchen, was unser geistliches Innenleben betrifft, hat sie ja keinerlei Einblick. Damit stehen wir vor der in manchen Fällen schwer zu tragenden Wahrheit:

Wer sich in Fällen, wo sich die Obrigkeit scheinbar über Gott setzt, sich dieser widersetzt, der hat damit Gottes Anordnung widerstanden!

Apg 18:16

„Damit wies er sie von der Richterbühne fort.“

Die „Richterbühne“, die unser Leitvers nennt, führt uns heute dazu, einen kleinen Abstecher zu der Aussage in 2Kor 5:10 zu machen: „Denn wir alle müssen vorne vor der Preisrichterbühne des Christus offenbar gemacht werden, damit ein jeder das wiederbekomme, was er durch den Körper verübte, sei es gut oder schlecht.“

Im Gegensatz zu Paulus, der vor der Richterbühne abgewiesen wurde, müssen alle Gläubigen nach der Entrückung vor der Richterbühne des Christus offenbar gemacht werden. Das bedeutet erst einmal, dass es hier nicht um die Rettung geht, denn alle Gläubigen sind in der Herrlichkeit bei ihrem Herrn! Offenbar gemacht werden muss aber der Wandel auf Erden, denn dieser kann auch bei Gläubigen sehr unterschiedlich sein. Die Hauptaufgabe der (Preis-) Richterbühne ist, all das auszugleichen, was durch den Körper auf Erden verübt wurde – und das kann gut oder schlecht sein.

Es entspricht unser aller Rechtsempfinden, dass ein Gläubiger, der in der Gesinnung Christi Jesu Leiden und Trübsal auf sich nahm, ja sogar den Märtyrertod starb, einen Ausgleich bekommt; in diesem Fall trifft ein, was wir in 2Tim 2:12 lesen: „Wenn wir erdulden, werden wir auch mitherrschen“, was bedeutet, dass diese Gläubigen selber einmal die Aufgabe als Richter übertragen bekommen, und dies über die Welt, wie 1Kor 6:2 verheißt. Dieses Amt ist aber auf die kommenden Äonen beschränkt, denn die Königsherrschaft, die Christus innehat, übergibt Er ja gemäß 1Kor 15:24-28 dem Vater.

Wir haben nur dieses eine Beispiel aus vielen Verheißungen im Hinblick auf die (Preis-) Richterbühne des Christus angeführt, um uns einerseits erneut anzuspornen, einen Wandel zu führen, der unserer Berufung würdig ist (siehe Eph 4:1 ff) und andererseits sprechen wir jenen Geschwistern zu, die schwere Wege gehen, und diese Leiden im Aufblick auf ihren Herrn tragen.

Apg 18:17

„Nun ergriffen sie alle den Synagogenvorsteher Sosthenes und schlugen ihn angesichts der Richterbühne. Doch Gallio kümmerte sich nicht weiter darum.“

Die Juden versuchten, wie schon in anderen Städten, mit Hilfe der weltlichen Obrigkeit das Werk des Apostels Paulus zu vernichten, doch hier in Korinth verlief alles ganz anders! Nicht nur der neue Prokonsul Gallio stellte sich auf die Seite des Paulus und wies die Klage der Juden entschieden ab, nun nahm auch das Volk von Korinth Partei für den Apostel.

Es ist anzunehmen, dass Sosthenes, der neue Synagogenvorsteher (der alte wurde ja gläubig), die Anklage gegen Paulus vorbrachte; nun ergriff ihn das Volk und schlug ihn, und dies sogar vor der Richterbühne, und Gallio ließ sie offensichtlich gewähren – eine ganz neue Wende! Das römische Recht schützte Paulus vor seinen eigenen Stammesgenossen.

Wir können diese neue Tatsache nicht stark genug unterstreichen: Die Feindschaft der Juden erreicht ihr Ziel nicht, weil die von Gott eingesetzte Obrigkeit die ungestörte Entwicklung der Körpergemeinde in Korinth frei hält! Und wie uns ja die Briefe Pauli an die Korinther zeigen, hat diese Gemeinde nicht unter Verfolgung zu leiden, sie konnte sich in Frieden aufbauen!

Wir fragen uns jetzt zu Recht, warum Gott dies nur in Korinth so wirkte (andere Gemeinden mussten ja schwer unter Verfolgung leiden)? Es gibt für uns eine klare Antwort: Gott zeigt uns an dieser Gemeinde in Korinth, dass auch eine äußere Ruhe große Gefahren birgt, 1Kor 4:8-10 gibt uns dazu neben vielen anderen Beispielen lebendigen Anschauungsunterricht! Denken wir doch einmal hierüber in Ruhe nach!

Wir haben gestern zum Nachdenken über ein Thema angeregt, das kaum beachtet wird. Wie oft wird Gott von Menschen angeklagt, wenn Er scheinbar tatenlos zusieht, wenn Seine Gemeinde angegriffen und verfolgt wird, wenn sie Trübsal erleidet und vieles mehr. Doch was passiert, wenn Gott eingreift, wenn er Seine Gemeinde vor Angriffen der Feinde (in Korinth die Judenschaft) schützt? Die Briefe an die Korinther geben eine im Grunde erschütternde Antwort!

Anstatt geistlich zu wachsen, ihnen feste geistliche Speise vorzusetzen, musste Paulus die Korinther mit Milch versorgen und sie wie Unmündige behandeln (1Kor 3:1-2)! Und warum?

Es gibt ein weltliches Sprichwort, welches aber hier passt: „Müßiggang ist aller Laster Anfang!“ Merken wir etwas, liebe Geschwister? Paulus beklagt in 1Kor 3:3 ff, dass eine fleischliche Gesinnung vorherrscht, es gibt Eifersucht, Hader, Parteilichkeit und vieles mehr innerhalb der Gemeinde – und dies hätte es nicht gegeben, wenn die Gemeinde verfolgt worden wäre! In solchen Situationen rücken die Gläubigen zusammen, einer braucht den anderen, da ist kein Raum für Zank! Und vor allem: Drangsal führt an das Wort heran. In Röm 5:3-5 lesen wir diese beachtenswerten Worte, dass Drangsale das Ausharren bewirken, das Ausharren aber Bewährung, die Bewährung aber Erwartung! Und die Erwartung lässt nicht zuschanden werden … ist das nicht eine Antwort auf die vielfache Frage, warum Gott die Drangsal bewirkt?!

Aber gehen wir noch einen Schritt weiter: Gottes Kraft wird in der menschlichen Schwachheit vollkommen gemacht, so schreibt Paulus in 2Kor 12:9b. Und dies, damit sich kein Fleisch rühme! Hüten wir uns also, Gott mit unserem „Warum?“ zu bombardieren – glauben wir vielmehr, dass all Seine Wege zu unserem Besten führen (Röm 8:28)!

Rückreise über Ephesus nach Antiochia

Apg 18:18

„Nachdem Paulus noch beträchtlich mehr Tage dort verharrt hatte, verabschiedete er sich von den Brüdern und segelte nach Syrien und mit ihm Priscilla und Aquila. In Kenchreä ließ er sich das Haupt scheren, denn er hatte ein Gelübde abgelegt.“

Paulus nimmt Abschied von Korinth, und zum ersten Mal nicht unter dem Zwang der Juden. Der Ruf um Hilfe, der Paulus ja in einem Gesicht erreicht hatte, schien erfüllt zu sein! Jetzt zog es Paulus wieder zurück an den Ausgangspunkt, er wollte wieder die Verbindung mit der aussendenden Gemeinde in Antiochien aufnehmen.

Das Gelübde, von dem wir lesen, macht manchem zu schaffen! Was macht Paulus da? Passt das zur neuen Körpergemeinde Christi Jesu? Zuerst stellen wir fest, dass dieses Gelübde genau beim Verlassen des europäischen Kontinents erfüllt zu sein schien. Er hat folglich sein Haupthaar auf der gesamten Reise nicht geschert. Den Charakter des Gelübdes finden wir in 4Mo 6:18. Hier fällt uns aber auf, dass Paulus dieses Gelübde nicht in Jerusalem von einem Priester lösen ließ, sondern in Syrien, was uns zeigt, dass er sich vom jüdischen Gesetz gelöst hatte. Unsere Hauptfrage ist aber, was Paulus damit bezweckte, und was er uns damit sagen wollte: Den ersten Hinweis finden wir in 1Kor 11:3-16: Langes Haupthaar gereicht dem Mann zur Unehre (V. 14), geschorenes Haar also zur Ehre. Das Gelübde beinhaltet, dass der Verzicht auf kurzes Haar auch der Verzicht auf die zustehende Ehre ist, also Verzicht auf das, was dem Manne zustehen würde. Es geht somit im tieferen Sinn bei diesem Gelübde um „Verzicht“! Die Evangelisierung Europas war nicht im Sinne des Paulus, er wollte in Asien wirken, was ihm ja verwehrt wurde (Apg 16:7). Er ordnete sich jedoch unter die Führung des Geistes, scherte als äußeres Zeichen des Verzichts sein Haar nicht mehr, und erst als dieser Auftrag (in Europa) erfüllt war, war auch dieses Gelübde erfüllt. Paulus lebte den Korinthern vor, was es heißt, im Glauben auf dem Zerbruchsweg (der auch Verzicht beinhaltet) ein gesegnetes Werkzeug des Herrn zu sein. 1Kor 11:1 ruft somit auch uns zu: Christus hat verzichtet, Paulus wurde Sein Nachahmer - und wir?

Apg 18:19

„Dann gelangten sie nach Ephesus, und dort ließ er jene beiden zurück. Er selbst aber ging in die Synagoge und hatte Unterredungen mit den Juden.“

Die gestrigen Aussagen mussten von uns stark gekürzt werden, deshalb heute noch ein kurzer Nachtrag als Hilfe zum Verständnis: Denken wir an die Geschichte des Nasiräers „Simson“ im Buch Richter Apg 13-16; er war nur dann stärker als alle anderen, wenn sein Haar lang war, was ja ein äußeres Zeichen seiner Schwachheit darstellte. Doch gerade in dieser Schwachheit (sein ungeschertes Haar) lag seine ihm von Gott gegebene Kraft! Dies führt uns wieder zu den Korinthern, denen Paulus in 2Kor 12:9 schrieb:

„Dir genügt Meine Gnade; denn Meine Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht“ - und gelernt haben wir, liebe Geschwister, dass Schwachheit auch „Verzicht“ bedeuten kann, Verzicht auf etwas, was einem zustehen würde!

Mit obigem Verständnis reisen wir, Europa zurücklassend, mit Paulus weiter nach Ephesus, seine neuen Glaubensgeschwister Priscilla und Aquila ließ er in der Stadt Korinth zurück, was bedeutet, dass diese zwei Mitarbeiter den Ackerboden für seine in Aussicht genommene nächste Mission in Ephesus vorbereiten sollten. Die segensreiche Arbeit dieses Ehepaars tritt deutlich in Röm 16:3-4 zutage.

Paulus selbst begab sich während der Wartezeit bis zur Weiterfahrt in die Synagoge und fand dort für sein Evangelium durchaus empfängliche Juden. Wir sehen, die Apostelgeschichte führt uns immer wieder zurück auf den Boden der Übergangsverwaltung! Noch ist Israel nicht endgültig in der Verstockung, immer noch ergeht das Angebot zur Annahme „Christi Jesu als Messias“ an sie, immer noch haben sie das Vorrecht vor den Nationen.

Apg 18:20

„Als sie ihn ersuchten, auf längere Zeit zu bleiben, willigte er nicht ein, sondern verabschiedete sich“

Noch hat Gott das Gericht der Verstockung nicht endgültig über Israel ausgesprochen, dies geschieht erst am Ende der Apostelgeschichte (Apg 28:26-27). Bis zu diesem Zeitpunkt werden wir Paulus immer wieder in den Synagogen finden, wo er das Zeugnis der Auferstehung Christi Jesu seinen Stammesgenossen gibt. Auch für ihn gilt immer noch: „Den Juden zuerst!“

Unter obigem Gesichtspunkt muss es uns verwundern, dass Paulus einerseits interessierte Juden vorfand, die durchaus bereit waren, mehr zu hören, dass der Apostel aber andererseits dieses Interesse nicht wahrnahm, sondern mit großer Eile abreisen wollte und sich deshalb schnell verabschiedete! Und wenn er es schon so eilig hatte, warum dann zuerst nach Ephesus und nicht direkt nach Antiochien? Aber vor allem: Warum wendet er sich mit keinem Wort an die nichtjüdischen Bewohner von Ephesus?

Es gibt nur den einen Grund, dass in Korinth sein Missionsauftrag erfüllt war, Ephesus war in diese Reise noch nicht eingeschlossen, hier sollten ja Priscilla und Aquila erst den Boden vorbereiten. Es drängte ihn der führende Geist Gottes, zurück zu den Wurzeln zu gehen, und die lagen in seinem Ausgangspunkt, im syrischen Antiochien, und noch weiter zurück in „Jerusalem“. Ihm wurde wohl bewusst, dass eine Entscheidung im Blick auf Israel wie auch auf die neue Körpergemeinde anstand, und dazu war es notwendig, dass sich der Apostel den nötigen Rückhalt holte, vor allem aber den Kontakt mit der Aussendegemeinde aufrecht erhielt!

Es ist immer wieder faszinierend, wie Gott Seine Werkzeuge führt, oft sind diese Wege unverständlich; und doch gibt der Herr, dass sie fortgehen (Spr 16:9). So stellte schon Pred 3:1 fest, „dass bei Gott ein jegliches seine Zeit hat – auch die Verkündigung des froh machenden Evangeliums. “!

Apg 18:21

„… und sagte: Das kommende Fest muss ich auf jeden Fall in Jerusalem feiern. So Gott will, werde ich wieder zu euch zurückkehren.“

Paulus erklärt seine Eile: Es ist das kommende Fest in Jerusalem, nämlich das Pfingstfest! Es gibt hierzu Auslegungen, die bezweifeln, ob Paulus tatsächlich in Jerusalem war, dies soll uns aber nicht beschäftigen. Achten wir vielmehr auf Pauli inneres Sehnen, jenen Ort aufzusuchen, wo sein Herr gestorben und auferstanden ist, und dies war in Jerusalem. Diese Sehnsucht, einmal Jerusalem zu erleben, all jene Stätten zu sehen, wo Jesus so entscheidend gewirkt und wo sich Gott mit der Welt versöhnt hat, liegt bis heute in vielen Gläubigen. Gehen deshalb auch wir heute noch einmal zurück in diese Stadt, wo sich unser Leben und Zukunft geoffenbart hat:

Durch das Opfer Jesu am Kreuz wurde Gottes Gerechtigkeit offenbart (Röm 3:21), und dies ohne das Gesetz! Es war der Glaube Jesu, der die Gerechtigkeit Gottes auch in uns wirksam machte (Röm. 3:26). Jesus starb zur Erstattung unser aller Schuld und: „Zur völligen Erfüllung des Gesetzes!“ In 2Kor 5:21 lesen wir: „Denn den, der Sünde nicht kannte, hat Er für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit in Ihm würden.“

„Wir“, liebe Geschwister, sind „Gottes Gerechtigkeit in Jesus Christus“! Oder noch deutlicher: Wir stellen in unserem Herrn und Haupt Gottes Gerechtigkeit dar - sind also heute schon Schausteller der göttlichen Gerechtigkeit! Ist uns das bewusst?

Wir können sagen, dass wir „Begnadete“ sind, eine herrliche Stellung! Aber wir sind noch mehr: Wir sind auch Gerechtfertigte! Das heißt: Gerechtfertigt trotz Gnade! Das gibt Grund zum Nachdenken!

Und all das geschah in Jerusalem, wo es Paulus hinzog.

Apg 18:22

„Dann ging er von Ephesus aus in See, landete in Cäsarea, zog nach Jerusalem hinauf, wo er die herausgerufene Gemeinde begrüßte, und ging wieder nach Antiochien hinab.“

Unser Leitvers hat die Einfügung „nach Jerusalem“, das heißt, die Urtexte nennen Jerusalem nicht (deshalb unser gestrige Anmerkung, dass nicht sicher ist, ob Paulus überhaupt in Jerusalem war). Es wird also nur vermutet, dass Paulus auch tatsächlich in jener Stadt war. Dies soll uns aber, wie schon gestern, nicht beschäftigen. Vielmehr dürfen wir mit dem inneren Auge sehen, wie Paulus zuerst „hinauf“ zog, und dann wieder „hinab“!

Dieses „hinauf“ und „hinab“ ist auch ein Teil unseres Lebens! Der erste Schritt auf diesem Weg ist das „hinauf“ nach Jerusalem zum Kreuz auf Golgatha! Dies ist der wohl schönste Weg, den ein berufener Gläubiger gehen darf bzw. gehen durfte. Dort oben, am Kreuz, wurde das getan, was ein Mensch nimmer mehr aus sich vermag: Die Erstattung all unserer Schuld Gott gegenüber! Wir sind frei, oder wie es Eph. 1:7 sagt: „Freigelöste“, und dies durch das Blut Christi Jesu! Nie darf es uns zuviel werden, uns dieser Tat des Sohnes Gottes zu erinnern – bedenken wir, dass wir damit zu dem Schöpfer des Alls mit all den unendlichen und unfassbaren Weiten „Abba – Vater“ sagen dürfen!

Haben wir oben am Kreuz alles erlangt, was sich ein Mensch ersehnen kann, sind wir in Seinem Blut vor Gott Gerechtfertigte und Gerechte, dann dürfen wir auch einen Weg „hinab“ gehen. Christus starb für uns! Und wenn wir dies erkannt haben, erhebt sich die Frage, ob wir bereit sind, auch das „für Ihn“ erkennen zu wollen? „Für Ihn zu leiden?“ Also „hinab zu gehen?“ Erinnern wir uns an 2Kor 1:5, jenem Vers, der dem ganzen Brief sein Gepräge gibt: „Denn so wie die Leiden des Christus in uns überfließen, so fließt auch durch Christus unser Zuspruch über“ – Leiden und Zuspruch, das wäre unser Teil „für Ihn“ (lies noch dazu Phil 1:29).

Beginn der dritten Missionsreise des Paulus – Apollos in Ephesus

Apg 18:23

„Als er einige Zeit dort verbracht hatte, reiste er ab, durchzog nacheinander das galatische Land und Phrygien und befestigte alle Jünger im Glauben.“

Mit dem „galatischen Land“, das Paulus durchreiste, sind jene pisidischen Städte gemeint, die wir von der ersten Missionsreise her kennengelernt haben. Der Zweck dieser Reise war, wie unser Leitvers sagt, alle Jünger im Glauben zu festigen. Die Bezeichnung „Jünger“ hat nichts mit jenen Jüngern zutun, die wir von Jerusalem her kennen, sondern es ist einfach eine Bezeichnung für „Lernende“, und dies sind wir ja alle!

Aber werfen wir zuvor einen kurzen Blick nach Antiochien, worüber Lukas praktisch nichts berichtet, der Galaterbrief aber umso mehr. Es darf davon ausgegangen werden, dass bei dem Aufenthalt in Antiochien die Begegnung mit Petrus stattfand, von der wir in Gal 2:11 ff lesen. Und diese Begegnung war sehr unschön, wirft aber ein helles Licht auf die Zeit des Übergangs, nämlich des mehr und mehr zurücktretenden Petrus und dem Hervortreten des Paulus. In den oben genannten Versen des Galaterbriefes sehen wir ja, wie sich Petrus schweigend unter die berechtigte Zurechtweisung Pauli beugt.

Mein (des Verfassers) Konfirmationsspruch war vor vielen Jahrzehnten: „Es ist ein köstlich Ding, dass das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade“ (Hebr 13:9 b)! Dieser Vers bedeutet ja die Festigung im Glauben, und immer wieder habe ich mich daran erinnern dürfen.

Gerade die Galater wankten ja in ihrem Glauben, das heißt, sie ließen sich schnell von jenem umstellen, was sie durch Paulus gelernt hatten (Gal 1:6). Wie fest ist unser Glaube? Ein Prüfstein können wir an uns selber anlegen: Je weniger wir Gott nach einem „Warum“ fragen, dafür umso mehr „Ja, Vater“ sagen können, in dem Maß wird oder ist unser Glaube gefestigt geworden!

Apg 18:24

„Da gelangte ein Jude namens Apollos nach Ephesus; er war ein gelehrter Mann von alexandrinischer Herkunft und mächtig in den Schriften.“

Es fällt uns auf, dass Lukas, der Schreiber der Apostelgeschichte, praktisch nichts über den Zusammenstoß des Paulus mit Petrus in Antiochien berichtet (auf den wir gestern hingewiesen haben), dafür dem Apollos eine große Aufmerksamkeit zuwendet! Was könnte der Grund hierfür sein?

Wir erfahren über diesen Mann, der ein Jude war, dass er gelehrt und mächtig in den Schriften war, wir würden ihn heute als „Intellektuellen“ bezeichnen. Gründe über sein Hervortreten erfahren wir aus 1Kor 4:6: Apollos muss trotz seiner reichen Begabungen ein demütiger Mann gewesen sein; Paulus nennt sich (und schließt dabei Apollos mit ein) in 1Kor 4:1 „untergebene Gehilfen Christi und Verwalter der Geheimnisse Gottes“, und stellt sich damit zusammen mit Apollos als Lehrbeispiel vor! Gelernt werden soll der rechte Geist des demütigen brüderlichen Umgangs miteinander, auch wenn verschiedene Charaktere wie Paulus und Apollos aufeinander treffen. Gerade der erste Korintherbrief ist im Anfang von diesem Thema „brüderliche Einheit“ stark berührt. Es ist leider so, dass sich auch die Gläubigen aller Zeiten schnell an eine Person hängen, weil sie zum Beispiel sehr redegewandt ist. Hier wird der Kampf zwischen „Geist und Fleisch“ sichtbar! Gerade in Korinth, wo ja große geistige Höhen der Erkenntnis erreicht wurden, trat diese Parteilichkeit offen zutage. In 1Kor 1:12 muss Paulus den Hader anklagen der daraus erwuchs, dass die einen Apollos verehrten, andere Kephas, wieder andere Paulus usw.! machtvoll muss Paulus schreiben: „Ist der Christus denn zerteilt worden?“

Nehmen wir also den Bericht über Apollos derart auf, dass uns mit ihm zum einen die Demut unter Brüdern gezeigt wird, und zum anderen der Geist der Einheit, der in der Körpergemeinde herrschen soll – Christus darf nicht durch Eifersüchteleien zerteilt werden!

Apg 18:25

„Dieser war über den Weg des Herrn unterrichtet, und mit inbrünstigem Geist sprach und lehrte er genau das, was Jesus betraf, obwohl er nur über die Taufe des Johannes Bescheid wusste.“

Was lehrte dieser wortgewandte Apollos, der nur über die Taufe des Johannes Bescheid wusste? Ganz klar das Evangelium vom irdischen Königreich!

Wir lesen von dieser Taufe in Mt 3:1 ff. Nachdem Johannes das zuhörende Volk zur Umsinnung aufforderte, weil sich das Königreich der Himmel genaht hatte, liefen die Juden scharenweise zu ihm und ließen sich taufen, indem sie ihre Sünden bekannten. Nach Mk 1:4 und Lk 3:3 war das eine Taufe der Umsinnung zur Erlassung der Sünden, also eine Vorbedingung zum Eintritt in das irdische Königreich Christi. Auch Jesus Selbst kam zu Johannes und ließ Sich taufen, und da Johannes Ihm dies verwehren wollte (weil er Ihn erkannte), sagte Jesus zu ihm: „Lass es jetzt zu; denn so geziemt es uns, jede Gerechtigkeit zu erfüllen.“

Wenn wir so wollen, können wir in Apollos also zuerst einmal einen Nachfolger des Täufers Johannes sehen, denn er stand ja, wie wir lesen, in der Lehre der Taufe des Johannes. Trotzdem war Apollos nicht zur Königreichsgemeinde berufen, sondern, wie Paulus, zur Körpergemeinde Christi Jesu, wie wir in den nächsten Versen noch sehen werden.

Apollos lehrte, „was Jesus betraf“ – was lehren (bzw. bezeugen) wir heute, wenn wir nach Jesus gefragt werden? Johannes erkannte Ihn als den verheißenen Messias, wir erkennen in Ihm unser Haupt, weil wir zusammen der Körper des Christus sind (1Kor 12:27), und als Teil daran Glieder! Bezeugte Johannes die irdische Berufung für Israel, so dürfen wir heute unsere überhimmlische Berufung bezeugen, und damit unseren auferstandenen und zur Rechten Gottes sitzenden Herrn und unser Haupt!

Apg 18:26

„Dieser Apollos begann freimütig in der Synagoge zu reden. Als Priscilla und Aquila ihn hörten, nahmen sie ihn zu sich und setzten ihm den Weg Gottes noch genauer auseinander.“

Apollos erkannte in Jesus „den Messias für Israel“, das war als Jude für ihn der erste Schritt. Doch, wie wir schon gestern erwähnten, war seine Berufung nicht das irdische Königreich, sondern, wie sein Volksgenosse Paulus, die Berufung zur Körpergemeinde Christi Jesu. Dazu musste er gezielt belehrt werden, und Gott hatte auch bereits die Werkzeuge bereit, Priscilla und Aquila! Wir dürfen im Nachhinein miterleben, wie diese zwei treuen Mitarbeiter den Apollos beiseite nahmen, und ihm den Weg Gottes gezielter auseinandersetzten, und dies im Hinblick auf die überhimmlische Berufung. In 1Kor 3:6 bestätigt Paulus diese Unterweisung, indem er sich als jenen sieht, der pflanzt, der also die Grundlage (des Evangeliums) gibt, Apollos dann die zarte Pflanze tränkt, sie also hegt und zum Wachstum anregt.

Nebenbei sei angefügt, dass Paulus bei obigem Wort klarstellt (1Kor 3:7-9), dass es Gott ist, der wachsen lässt, und dass ohne Ihn keiner etwas ausrichten könnte! Aber wir lesen an dieser Stelle noch mehr: „... doch wird jeder seinen eigenen Lohn gemäß seiner eigenen Mühe erhalten. Denn Gottes Mitarbeiter sind wir, Gottes Ackerfeld seid ihr, ja das Gebäude Gottes.“

Obige Verse haben eine große Aussagekraft: Wir erfahren, dass keine Mühe umsonst ist, vielmehr wird Gott jedem überreich vergelten, und dies vor der Preisrichterbühne des Christus! Dann erfahren wir den tiefen Sinn unseres Lebens: Wir sind Gottes Mitarbeiter! Gott braucht uns, um jene zu rufen, die Er in Christus vor dem Niederwurf der Welt auserwählt hat (Eph 1:4), die Er also in Liebe für Sich zum Sohnesstand durch Christus Jesus vorherbestimmt hat (Eph 1:5). Und diese Berufenen sollen wir hegen und pflegen, sie zum Wachsen bringen – eine herrliche Aufgabe (die aber – und das muss auch gesagt werden – oft ganz im Verborgenen, im Gebet und in der Fürbitte, geleistet werden kann)!

Apg 18:27

„Als er beschloss, nach Achaja weiterzureisen, ermunterten die Brüder dazu und schrieben den Jüngern, ihn willkommen zu heißen. Dort angekommen, traf er viel mit denen zusammen, die durch die Gnade gläubig geworden waren.“

Zwei herrliche Abschlussverse für diesen Band IV stehen noch vor uns und wir wollen uns so richtig an ihnen stärken und aufrichten:

Heute lesen wir, dass die Brüder (also die Gemeinde, nicht der Apostel Paulus) den Apollos ermunterten, nach Achaja weiter zu reisen, ja ihm sogar ein Empfehlungsschreiben mitgaben. Dies soll uns zeigen, dass bereits hier der Dienst der einzelnen Körperglieder in den Vordergrund rückt! Der Dienst am Bruder (Schwester) ist unser aller Sache, er bringt die Einheit der Körpergemeinde zur Darstellung! Wie wir ja gestern schon sahen, war der Dienst des Apollos in Achaja mit seinem Mittelpunkt „Korinth“ gerade für diese Stadt ein Segen (obwohl Apollos auch polarisierte, also ohne eigene Schuld zur Parteienbildung anreizte).

Besonders freut uns, dass Apollos viele Gläubige traf, die „durch die Gnade“ gläubig geworden waren. Das ist uns zwar allen längst klar und bewusst, und doch möchten wir heute erneut darauf hinweisen, was dies für uns bedeutet: Ein Verbrecher kann von einem weltlichen Gericht begnadigt werden, er ist damit ein freier Mann! Und doch haftet ihm auch als Begnadigtem sein ganzes Leben lang an, ein Schuldiger zu sein! „Gnade“ befreit hier zwar von der Strafe, kann aber die Tatsache des vorausgegangenen Verbrechens nicht löschen! Und genau dies ist der Unterschied zu der Gnade, in welcher unsere Rettung liegt: Auch wir sind zwar in der Gnade freigesprochen, sind in ihr gerettet, aber: Es ist keinerlei Altlast mehr in unserem Leben, wir sind so frei, dass man sagen kann: „Frei wegen erwiesener Unschuld“!

Das, liebe Geschwister, ist ein Bestandteil unserer Rettung in der Gnade!

Apg 18:28

„Denn unnachgiebig widerlegte er die Juden gründlich, indem er aus den Schriften öffentlich bewies, Jesus sei der Christus.“

Auch in diesem letzten Vers von Kapitel 18 steht Apollos im Vordergrund, sein Wirkungsort ist Korinth in der Provinz Achaja. Es scheint, dass dieser Mann eine besondere Hilfe für die dortige Gemeinde war, denn die gläubigen Korinther wurden ja sicher von den ansässigen Juden mit deren Schriftkenntnis stark bedrängt. Da kam Apollos als die von Gott gesandte Hilfe gerade rechtzeitig an, hatte er doch das Rüstzeug, um die Juden zu widerlegen; und er tat dies nicht in der Synagoge, sondern öffentlich!

Seine Beweisführung war, dass gemäß den alten Schriften dieser Jesus aus Nazareth ohne Zweifel der Christus ist! Alle Voraussagen und Prophetien sind bei Ihm eingetreten! Damit könnte Jesus allein schon mit dem Verstand als „Christus“ erkannt werden! Die Frage, die wir hier stellen wollen, ist: Kann Jesus wirklich mit dem Verstand erkannt werden? Hören wir hierzu Salomo (Spr 3:5-6):

„Vertraue auf Jewe mit deinem ganzen Herzen, und stütze dich nicht auf deinen Verstand. Erkenne Ihn auf allen deinen Wegen, und Er wird gerade machen deine Pfade“ (Elberfelder Übersetzung).

Mit dem salomonischen Spruch wollen wir heute besonders zusprechen. Es ist ja nicht falsch, wenn wir mit unserem Verstand Gottes Werke erkennen dürfen, doch es gibt Gegenbestrebungen, (denken wir nur an die Theorie des Urknalls oder der Evolution), die uns mit Hilfe unseres Verstandes von Gott entfernen wollen, und diese Bemühungen sind heute in höchstem Maß gefährlich!!! Doch wenn wir all diesen wissenschaftlichen Verführungen widerstehen und auf unser Herz hören, wenn wir Ihn in unserem Leben wirken sehen, dürfen wir auch erkennen, wie Er unsere „krummen“ Wege gerade macht! Anders ausgedrückt: Er führt uns immer richtig, auch wenn wir es nicht immer sofort erkennen!

„der Name, der über jeden Namen ist: Jesus!“

Wir merken vielleicht alle, liebe Geschwister, wie der Name „Jesus“ immer mehr verschwindet, übergangen, ignoriert wird; selbst die großen Kirchen sprechen mittlerweile nur noch pauschal von einem „Gott“, der dann auch für alle anderen Weltreligionen gültig ist. Mehr und mehr sehen wir es darum auch als unsere Aufgabe an, diesen herrlichen Namen „Jesus“ hochzuheben, denn:

Mein Herr, Christus Jesus,
Du der von Gott Erhöhte,
des Name der lieblichste Name ist.
Du bist mir alles!
Meines Herzens Sehnen
erfüllst Du mit Dir Selber.
Du bringst mich bis zum Vater,
Du liebst mich und Du gibst Dich
dahin – für mich.
E.U.A.
(Mel.: Herbei o ihr Gläubigen)

Lies weiter:
19. Die Apostelgeschichte Kapitel 19