Der 2. Korintherbrief - Kapitel 5

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Abschrift: Die Korintherbriefe Band I - IV (2007/08)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Band I, III und IV sind als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Der 2. Korintherbrief - Kapitel 5

Sehnsucht des Apostels nach der himmlischen Behausung
Eifer des Apostels in der Verkündigung des Evangeliums
Der Dienst der Versöhnung

Sehnsucht nach der himmlischen Behausung

2Kor 5:1

"Wir wissen doch, dass, wenn unser irdisches Haus, diese Zeltwohnung, abgebrochen wird, wir ein Gebäude von Gott haben, ein äonisches Haus, nicht mit Händen gemacht, in den Himmeln."

In unserem neuen Kapitel stehen wir zum Teil vor Aussagen, deren Auslegung und Verständnis sehr umstritten sind. Man bezieht gewisse Aussagen auf unseren Körper und schließt dann daraus, dass dieser abgebrochen wird und wir bei der Entrückung einen ganz neuen geistigen Körper erhalten. Dieser Ansicht widersprechen wir aus guten Gründen! Was soll gemäß 1Thes 4:16 bei der Entrückung auferstehen, wenn wir einen völlig neuen Geistkörper erhalten und der verstorbene Körper in der Erde verbleibt? Der Geist ist ja längst bei Gott! Gerade im Hinblick auf die Entrückung lesen wir in 1Kor 15:51-53, dass wir bei Seinem Kommen alle "verwandelt" werden. Warum sollte ein unbrauchbarer Körper noch verwandelt werden? Ähnliches lesen wir in Phil 3:20-21, dass wir bei Seinem Kommen alle "verwandelt" werden. Warum sollte ein unbrauchbarer Körper noch verwandelt werden? Ähnliches lesen wir in Phil 3:20-21, wo gesagt wird, dass die Körper unserer Erniedrigung "umgewandelt" werden! Und "um- oder verwandeln" kann doch nur heißten, dass unser irdischer Körper wieder gebraucht. und nur dem neuen Leben in den himmlischen Räumen angepasst (also umgewandelt) wird. Und da wir ja dem Körper Seiner Herrlichkeit, also dem unseres Herrn, gleichgestaltet werden (Phil 3:21), ist doch klar, dass auch unser Körper (gleich dem des Herrn)( nicht im Grab verbleiben wird. Wer hierzu noch weitere Fragen hat. lese unsere Schrift Fragen/Antworten: "Mit welchem Körper werden wir auferstehen?"

Wir haben dieser Frage deshalb soviel Raum gegeben, weil wir uns zwischen den zwei Möglichkeiten entscheiden müssen: Entweder wird unser buchstäblicher Körper abgetan - oder unser Körper wird freigelöst, wird verwandelt, bzw. umgestaltet und mit Unsterblichkeit umkleidet.

Versuchen wir jetzt, in die Aussagen Pauli hineinzuschauen, dabei bedenkend, dass der Apostel sich viel der Bildersprache bedient und diese Bilder auch in rascher Folge wechselt (die Bildersprache soll ja nur helfen, etwas besser zu verstehen). Zum Verständnis versuchen wir jetzt, den großen Zusammenhang von Kapitel 4 herzustellen, in welchem unsere neue Verse (2Kor 5:1-9) zu sehen sind:

Paulus offenbart sein Evangelium der Herrlichkeit Christi derart, dass es sich in seiner erleuchteten Kraft jedem Gewissen bezeugt, nur wo durch den Gott dieses Äons die Gedanken verblendet werden, bleibt das Evangelium verhüllt (2Kor 4:1-6). Aber wie bei dem Herrn auf Erden Seine innere Herrlichkeit und Macht durch das Fleisch der Schwachheit und des Todes, durch Niedrigkeit und Schmachgestalt verhüllt war, so trägt auch Pauli Dienst den verborgenen Schatz in irdenen Gefäßen; Verfolgung und Leiden arbeiten an der Zerstörung dieses zerbrechlichen Gefäßes, offenbaren aber damit im Grunde nur dessen innere Herrlichkeit und Jesu Leben (2Kor 3:7-18). Und sollte auch bei seinem Dienst sein irdisches Haus, diese Zeltwohnung, ganz zusammenbrechen, so tröstet sich Paulus mit der Gewissheit um die Behausung in den Himmeln - das ist der Sinn der Verse in 2Kor 5:1-10.

Auch wir, liebe Geschwister - und das soll heute unsere Stärkung sein - sollen uns immer wieder neu nach dem ausrichten, was droben ist, was auf uns wartet und für uns zubereitet ist, wissend, dass wir heute schon Mitbürger der Heiligen und Glieder der Familie Gottes sind, aufgebaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, dessen Schlussstein der Ecke Christus Jesus ist (Eph 2:19-20).

Wenn wir für uns erkannt haben, dass unser Körper einmal auferweckt und auferstehen wird, dann können wir in unserem Leitvers auch nicht unseren Körper sehen, weil dieser ja kein abbruchreifes Haus bzw. Zeltwohnung sein kann. Unser irdisches Haus, von dem Paulus spricht, ist demgemäß des irdische Umfeld oder die Umwelt, also all das, was erblickt wird und kurz befristet ist (siehe Offb 21:1).

Das Gebäude von Gott, das äonische Haus in den Himmeln ist folglich nicht ein neuer Geisteskörper, sondern unser neuer Lebensraum in den überhimmlischen Sphären. Und um in diesem neuen Lebensraum auch leben zu können, muss unser Körper umgewandelt werden, so wie auch der auferstandene Körper Jesu, der nicht mehr im Grab lag, dem Überhimmlischen angepasst wurde. Und dass der auferstandene Körper Jesu kein Geistkörper war, beweisen ja die Wundmale, welche der Jünger Thomas bekanntermaßen betasten durfte.

Unser Leitvers betont im Hinblick auf das äonische Haus, dass dieses "nicht mit Händen" gemacht ist, was im Gegenzug bedeutet, dass das zuvor genannte irdische Haus "mit Händen" gemacht wurde - was auf unseren Körper ja wohl nicht zutreffen kann!

Wir freuen uns heute einfach darüber, dass auch unser umgewandelter Körper (gleich dem Herrn) diese Erde verlassen und in die überhimmlischen Regionen aufsteigen kann - was wird allein dies für ein Erlebnis sein! Und darüber hinaus ist uns gesagt, dass wir (als auf der Erde an Haus oder Wohnung gewöhnte Menschen) von Gott etwas viel Herrlicheres erhalten werden, etwas, das wir noch gar nicht so richtig begreifen können - Gottes Liebe wird uns umfassen, umhüllen und glücklich machen!

2Kor 5:2

"Wir ächzen ja doch in diesem (Körper) und sehen uns danach, unsere Behausung aus dem Himmel überzuziehen,"

Leider müssen wir heute zuerst etwas "Studium" machen, bevor der erbauliche Teil kommt, weil uns ein eingefügtes Hilfswort zu schaffen macht, es ist das in Klammer gesetzte Wort "Körper", welches im Urtext nicht vorhanden ist.

Mit der Einfügung werden wir auf die falsche Spur geführt, als wäre hier von unserem Körper die rede, was aber, wie schon in Vers 1, nicht stimmen kann. Die Luther- und Elberfelder Übersetzung fügen kein Hilfswort ein, die DaBhaR-Übersetzung von Baader benutzt zwar auch ein Hilfswort, allerdings das Passende, nämlich: "Denn auch in diesem Zustand seufzen wir..." Wir ächzen also nicht in diesem Körper, sondern in diesem in Vers 1 genannten Zustand des Abbruchs. Und warum seufzen die Apostel?

Ihr Seufzen ist keine Lebensmüdigkeit, sondern vielmehr das Verlangen nach Überziehen bzw. Überkleidung oder Umwandlung, wie es beim Kommen des Herrn zur Entrückung geschehen wird. Mit diesen Worten geraten wir nicht in Widerspruch zu den vielen anderen Aussagen Pauli, in welchen er sehr wohl von der Auferstehung unserer Körper spricht.

Der "erbauliche Teil" besteht heute für uns darin, dass es unsere ganz tiefe Grundeinstellung sein muss, uns nach der Entrückung zu sehnen, ja mehr noch, Sein Erscheinen lieb zu haben, wie es in 2Tim 4:5-8 zum Ausdruck kommt. Und zum Ausdruck sollen unsere Sehnsucht und die beglückende Freude auf Sein Erscheinen zur Entrückung kommen, was dann auch auf unseren Wandel und Dienst Einfluss haben muss!

2Kor 5:3

"wenn auch wir (sie nämlich anziehend) nicht unbekleidet erfunden werden sollen. Denn wir, die wir in der Zeltwohnung sind, ächzen und sind beschwert, woraufhin wir nicht ausgezogen, sondern überzogen werden wollen, damit das Sterbende vom Leben verschlungen werde."

Auch unsere heutigen zwei Verse sind nicht so einfach zu verstehen; wir wollen versuchen, sie so kurz und deutlich wie möglich darzulegen. Ein neuer Ausdruck taucht auf, nämlich "überkleidet", was bedeutet er? "Unbekleidet" sind wir im Todesfall, und zwar derart, weil die Einheit "Körper, Seele und Geist" gelöst wird. Der Körper geht ins Grab, der Geist z u Gott und die Seele ins Ungewahrte, also alle an getrennte Orte. Damit sind wir aller Betätigungsmöglichkeiten beraubt - wir sind unbekleidet!

Paulus ersehnt sich nun eine bessere Möglichkeit, nämlich gar nicht erst sterben zu müssen, sondern vielmehr noch zu den Lebenden zu zählen, wenn der Herr zur Entrückung kommt und die Seinen zu Sich holt. Nicht unbekleidet, also nackt nach Körper, Seele und Geist, wünscht er sich, sondern überzogen zu werden, damit das Sterbende vom Leben verschlungen werde!

Das ist in der Tat die weit bessere Lösung, die sich nicht nur Paulus, sondern auch wir von Herzen herbeisehnen. Sie wird also nur jenen zuteil, die beim Kommen des Herrn noch am Leben sind un dsomit das Unbekleidetsein im Todesschlaf überflüssig macht

Seit Pauli Leben ist viel Zeit vergangen und durch all die Jahrhunderte hindurch haben die Gläubigen auf ihren Herrn gehofft - vergeblich. (???) Auch wir hoffen, dabei muss gesagt werden, dass unsere Generation sehr wohl berechtigte Hoffnung haben darf! Die Zeichen für das Ende der gegenwärtigen Verwaltung der Gnade sind massiv geworden, wir dürfen uns also sehr wohl zusprechen: Der Ist nahe!

2Kor 5:5

"Der aber gerade dies an uns bewirkt, ist Gott, der uns auch das Angeld des Geistes gegeben hat."

Alle Möglichkeit schenkt uns Gott, wie unser heutiger Leitvers zeigt. Beschrieben wird das obige in Eph 1:13-14: "In Ihm seid auch ihr, die ihr das Wort der Wahrheit, das Evangelium eurer Rettung, hört - in Ihm seid auch ihr, die ihr glaubt, versiegelt mit dem Geist der Verheißung, dem heiligen (der ein Angeld unseres Losteils ist bis zur Freilösung des uns zugeeigneten) zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit.

Nach dem "Hören" des Wortes der Wahrheit erfolgt der Glaube, und dieser kommt nicht aus dem Menschen, sondern von Gott. All jene, die Er in Christus vor dem Niederwurf der Welt auserwählt hat, können an das Evangelium der Rettung in der Gnade glauben - sie bilden die Körpergemeinde Christi Jesu. Niemand kann aus sich heraus dieser Gemeinde angehören, es ist Gottes freie Vorherbestimmung. Für viele ist das ein "Reizwort", weil sie dem Menschen einen freien Willen zuordnen, welchen er nie hatte. Es mag zwar zuerst ungerecht erscheinen, warum Gott die einen auserwählt, und die anderen nicht - aber bedenken wir: Unser Berufung zur Körpergemeinde hat ja einen Zweck: Wir sind zu Werkzeugen ausersehen, um in Christus das All aufzuhaupten: beides, das in den Himmeln und das auf der Erde (Eph 1:10). Gott hat also mit Seiner Auswahl die einen nicht verdammt und die anderen gerettet, sondern er benutzt die Erstlinge, um dann mit diesen das gesamte All zu Ihm zurückzuführen - so entspricht es dem Ratschluss Seines Willens!

Und damit keine finstere Macht im All uns jemals diese Rettung in der Gnade nehmen kann, sind wir mit dem Geist der Verheißung, dem heiligen, versiegelt worden. Unseren Dienst und Wandel kann Satan angreifen, unsere herrliche Stellung in Christus ist für ihn unantastbar - das ist beglückende Botschaft.

2Kor 5:6

"So sind wir nun allezeit ermutigt und wissen, dass, solange wir in diesem Körper daheim sind, wir noch außerhalb des Heims sind, fern vom Herrn"

Paulus möchte die Korinther (und uns natürlich auch) dahin führen, dass sein Seufzen und Beschwertsein in diesem Leben keine Gemütsverstimmung hervor rufen konnte, sondern sehr wohl mit seiner sonst in diesem Brief bekundeten "großen Freudigkeit" vereinbar war. Wiederholt betont er ja, dass er und sein Mitarbeiter guten Mutes in ihrem Glaubensleben und Dienst sind. Dieser Mut und diese Freudigkeit im Dienen sind in dem seligen Wissen um das Zukünftige gegründet.

Noch sind wir in diesem Körper daheim, noch sind wir außerhalb des Heims in den Himmeln, fern vom Herrn - dazu passend lasen wir ja gestern Eph 1:13-14, dass die Versiegelung mit dem Geist der Verheißung, dem heiligen, ein Angeld unseres Losteils ist bis zur Freilösung des uns zugeeigneten. Diese Worte sagen sehr deutlich, dass unser Losteil in den Überhimmeln noch nicht frei ist! Und wenn es noch nicht fei ist, kann heute auch noch niemand buchstäblich beim Herrn sein, wie ja vielerorts geglaubt wird. Alle in Christus Verstorbenen schlummern bis zur Entrückung in ihren Gräber, es gibt keine Ausnahme!

Wir können also erst in unser himmlisches Losteil einziehen, wenn die Mächte der Finsternis, die ja ohne Zweifel bis heute ihr böses Wesen in diesen Regionen treiben, ausgewiesen werden. Bis dahin haben wir nicht. nur die Verheißung, sondern auch das göttliche Pfand im Herzen: Die Versiegelung! Und der Beweis dafür ist der uns geschenkte Glaube!

2Kor 5:7

"denn wir wandeln hier durch Glauben und nicht durch Wahrnehmung".

Was macht eigentlich unseren Glauben aus? Worin besteht er? Worin unterscheidet er sich von den vielen anderen Religionen? Wir können lange mit Ungläubigen oder Andersgläubigen debattieren und in vielem sind wir nur zu oft sprachlos; eine Tatsache jedoch ist unbestreitbar: Alle Religionen fordern zuerst etwas vom Menschen, bevor dann Gott irgendetwas gibt - unser Gott und Vater, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, hat gerade umgekehrt gehandelt: Er hat zuerst etwas für uns getan: "Denn so leibt Gott die Welt, dass Er Seinen einzig gezeugten Sohn gibt, damit jeder, der an Ihn glaubt, nicht umkomme, sondern äonisches Leben habe" (Joh 3:16). Dabei wollen wir hier noch anmerken, dass Er Seinen Sohn nicht erst dann gab, als schon ein großer Teil der damaligen Menschheit gestorben war, nein, das Opferlamm stand schon bereit, bevor es ein Paradies und ein erstes Menschenpaar gab - dies bezeugt Petrus in 1Petr 1:20: "... vorher erkannt zwar, vor dem Niederwurf der Welt!"

Und an diesen Gott, der uns in Seinem Sohn die Rettung in der Gnade geschenkt hat, dürfen wir glauben; allerdings kommt dieser Glaube, die wir ja vorgestern gesehen haben, nicht aus uns, sondern wird uns von oben geschenkt.

So real nun Gottes und Christi Geist in uns wohnt und wirkt, wir sehen unseren Herrn trotzdem nicht, wir haben Ihn noch nicht so, wie wir verlangen, und erleben das "in der Fremde sein", fern vom Herrn, oft genug in voller Schwere. Darum sind wir ja auch alle erfüllt von der brennenden Sehnsucht nach Seinem Kommen. Doch bis Er kommt, leben wir im Glauben, wie es Hebr 11:13 von den Glaubensvätern schildert. Das Leben im Glauben ist kostbar und reich, und doch ist es zugleich schwer und manchmal voller Entbehrung; darum führt Paulus in Vers 8 weiter aus:...

2Kor 5:8

"Wir sind aber ermutigt, und es erscheint uns wohl, eher aus dem Heim (aus dem Körper) zu ziehen und beim Herrn daheim zu sein."

Wir stehen in dem Spannungsfeld von der gegenwärtigen Realität und den zukünftigen Verheißungen - das eine erleben wir hautnah, das andere ersehnen wir uns mit heißer Inbrunst.

Auch unser heutiger Vers wird nur zu oft fehlgedeutet oder als Beweis für eigene (Wunsch-) Ansichten missbraucht. Was aber Paulus sagen will, haben wir ja im Zurückliegenden immer wieder hervorgehoben. Der Glaubensweg, so reich er uns innerlich macht, ist äußerlich nur zu oft schwer, ja geht bis an die Grenzen des Belastbaren. So ist es doch nur selbstverständlich, dass auch der Apostel Paulus sich nichts sehnlicher wünscht, als so schnell wir möglich bei seinem Herrn zu sein.

Mit "diesem Wünschen" hat Paulus aber nicht seine Erwartung an das Kommen des Herrn aufgegeben und ein vorzeitiges "beim Herrn sein" für sich beansprucht, vielmehr zeigt er nur ganz einfach seine Sehnsucht nach der wahren Heimat droben. In Phil 1:23-24 lesen wir dazu: (Ich werde aber aus den zweien gedrängt, indem ich das Verlangen nach der Auflösung und dem Zusammensein mit Christus habe; denn das wäre bei weitem das Beste für mich.) "Aber das Verbleiben im Fleisch ist notwendig um euretwillen." Paulus stand vor der Frage was ist besser: Leben oder sterben! Doch aus dieser Frage wurde er hinausgedrängt (er überließ die Lösung einfach seinem Herrn) und sah vor sich eine dritte Möglichkeit, nämlich die der Auflösung bzw. dem "Aufbruch hinauf", und damit sind wir wieder bei der Entrückung dem Herrn entgegen in die Luft. Aber er sagt auch klar, dass sein dienst als Apostel der Nationen Vorrang vor allen anderen Wünschen haben muss - er muss noch im Fleisch verbleiben, um der Körpergemeinde willen.

2Kor 5:9

"Darum setzen wir auch unsere Ehre darein, ob wir daheim sind oder außerhalb des Heims, Ihm wohlgefällig zu sein."

Paulus offenbart uns in dem Leitvers seine innere Haltung, die wir immer wieder bei ihm wahrnehmen können. Auf der einen Seite zeichnet er vor uns das Heim in der Zukunft, in welchem wir uns ja auch im Glauben bewegen sollen (siehe Kol 3:1-2), auf der anderen Seite will er, dass wir uns nicht nur rein theoretisch darin vertiefen, sondern dass dieses Wissen auch unser Handeln (= Wandel und Dienst) in der Gegenwart beeinflusst. Das herrliche und gewaltige Kapitel 15 im ersten Korintherbrief, welches uns tiefe Einblicke in die Auferstehung schenkt, endet ja auch mit dem Zuruf: "Daher, meine geliebten Brüder, werdet beständig, unverrückbar, im Werk des Herrn allezeit überfließend; wisst ihr doch, dass eure Mühe im Herrn nicht vergeblich ist."

"Ehre", die Paulus darein setzt, hat nichts mit Stolz oder dergleichen zu tun! F. H: Baader übersetzt deshalb so: "Darum halten wir auch befreundenswert ..." und zeigt uns den weiteren Sinn: Paulus hält es für wertvoll, für "befreundenswert", dem Herrn wohlgefällig zu sein. Anders ausgedrückt: Es freut ihn, sich für den Herrn betätigen zu dürfen, es ist es ihm wert, sich damit zu befreunden, dem Herrn in jeder Lage zu dienen, sei es hier auf Erden oder später nach der Entrückung in den überhimmlischen Regionen.

Wir unterscheiden ja immer wieder zwischen

a) unserer "Stellung in Christus"
b) unserem "Dienst und Wandel".

Ersteres ist uns sicher, weil wir in unserer Stellung als "Gerettete" versiegelt sind; in. unserem Dienst und Wandel gibt es allerdings Schwankungen - unser Fleisch macht uns dabei viel zu schaffen! Und weil uns Satan hier angreifen kann - er schießt seine glühenden Pfeile auf un sab - sollen wir ja auch täglich eine Waffenrüstung anlegen, wie sie Eph 6:10-18 beinhaltet. Damit sind wir au feinem guten Weg, "Ihm wohlgefällig zu sein!"

2Kor 5:10

"Denn wir alle müssen vorne vor der Preisrichterbühne des Christus offenbar gemacht werden, damit ein jeder das wiederbekomme, was er durch den Körper verübte, sei es gut oder schlecht."

Auch heute steht wieder ein Bild Pauli vor uns, welches dieser benutz, um uns etwas besser verständlich zu machen. Die "Preisrichterbühne" war früher jener Ort, wo Wettkämpfer ihren Siegeslohn erhielten, zumeist einen Kranz, Auch der Apostel versteht sich in gewissem Sinn als solch ein Wettkämpfer (lies z.B. Phil 3:12-14) und jagt nach einem Kampfpreis, der allerdings anders als auf Erden aussieht.

Wir wollen aber zuerst Grundsätzliches klarstellen:;

  1. Wer vor dieser Preisrichterbühne steht, ist in jedem Fall entrückt worden, er ist also bei seinem Herrn!!!
  2. Wir müssen doch wohl alle eingestehen, dass unser Wandel und Dienst mehr oder weniger große Mängel aufweist; so nimmt der eine schwere Bürden auf sich, um zu dienen, während es sich der andere wesentlich leichter macht... wir könnten hier, jeder für sich, noch lange fortfahren! Das alles muss vor der Preisrichtebühne des Christus bereinigt und ausgeglichen werden.
  3. "Ausgleichen" und "Bereinigen" ist die eine Sache, aber für besondere Mühen gibt es auch Lohn, im Gegenzug erleiden jene, die es sich auf Erden allzu leicht gemacht haben, auch Verlust!

Die Preisrichterbühne hat also nicht mit jenem Gericht bzw. Gerichten zu tun, die uns in der Offenbarung des Johannes genannt sind - zu jener Zeit sind wir ja alle längst beim Herrn in der Herrlichkeit! Müssen wir uns also fürchten? "Nein" und "Ja"! Wir müssen in keinem Fall befürchten, bei der Entrückung zurückzubleiben, aber - wir müssen es hinnehmen, dass unser irdischer Wandel auf den Prüfstand kommt, und hierbei kann es für uns schmerzhaft werden!

Wir wollen heute einfach einmal einige Schriftstellen betrachten. und überdenken, die von der Preisrichterbühne Christi sprechen:

  • Röm 8:17: "Losteilinhaber aber zusammen mit Christus, wenn wir nämlich mit Ihm leiden, damit wir auch mit Ihm verherrlicht werden."
  • 1Kor 3:8: "Der Pflanzende und der Tränkende sind einer wie der andere; doch wird jeder seinen eigenen Lohn gemäß seiner eigenen Mühe erhalten."
  • 1Kor 3:14: "Wenn jemandes Werk bleiben wird, das er darauf gebaut hat (nämlich auf dein einzigen Grund Jesus Christus), so wird er Lohn erhalten."
  • 1Kor 3:15: "Wenn jemandes Werk verbrennen sollte, so wird er ihn (den Lohn) verwirken: er selbst aber wird gerettet werden, jedoch nur so wie durch Feuer hindurch."
  • 1Kor 9:25: "Jeder Wettkämpfer ist in allem enthaltsam: ... für einen unvergänglichen Kranz."
  • Gal 6:9: "Wenn wir nun das Edle tun, so lasst uns nicht entmutigt werden; denn zu seiner gebührenden Zeit werden wir auch ernten, wenn wir nicht ermatten."
  • Phil 1:10: "...dass ihr prüfet, was wesentlich ist, damit ihr auf den Tag Christi aufrichtig und unanstößig seid..."
  • Phil 3:14: "So jage ich dem Ziele zu, nach dem Kampfpreis der Berufung Gottes droben in Christus Jesus."
  • 1Tim 3:13: "...denn solche, die trefflich gedient haben, eignen sich einen ausgezeichneten Rang an...".
  • 2Tim 2:12: "Wenn wir erdulden werden wir auch mitherrschen."
  • 2Tim 2:5: "Wenn jemand auch wettkämpft, wird er doch nicht bekränzt, wenn er nicht gesetzmäßig wettkämpft."
  • 1Tim 6:16-19: "Gutes zu wirken ... und sich damit selbst einen trefflichen Grund für das Zukünftige hinterlegend... " x

Es ist gut, wenn wir uns einmal einen Tag lang Gedanken darüber gemacht haben, dass unser irdischer dienst und Wandel sehr wohl Auswirkungen auf das zukünftige Leben haben wird. Wenn wir heute unser Leitwort betrachten, fällt manchem von uns das Wort "wiederbekommen" ins Auge und erweckt ein ungutes Gefühl, also doch Strafe? Oder gar Heimzahlung?

Wir betonen gerne immer wieder: Wir stehen ohne Sünde vor der Preisrichterbühne des Christus, hier gibt es folglich keine Verurteilung mehr! Im "Wiederbekommen" liegt vielmehr der Gedanke einer Bereinigung von unerledigten Dingen. Das Gute, das wir wiederbekommen und welches wir ja gestern zum Teil aufgezählt haben, werden wir gerne und dankbar annehmen. Aber wie verhält es sich mit dem Schlechten? Hier erwachen doch gleich wieder Angstgefühle in uns! Tatsache ist, dass wir in unserem Leben auch Schlechtes wie "Ungerechtigkeit, Selbstgefälligkeit, Unrecht usw." zurückgelassen haben, welches unbereinigt blieb. Auch Bequemlichkeit in jeder Hinsicht gehört dazu. Damit gewinnt das Wort in Gal 6:7-10 an Bedeutung für uns: "Irret euch nicht: Gott lässt Sich nicht spotten; denn was auch ein Mensch sät, das wird er auch ernten..." Es ist ganz eindeutig, dass, wir zum Beispiel vom "Mitherrschen" ausgeschlossen werden, wenn wir keine Bereitschaft. zum "Mitleiden" haben - was wir säen, ernten wir auch. Und trotzdem - diese Prüfung und Bereinigung wird schnell vollzogen werden, wund keiner von uns wird sich benachteiligt fühlen, weil durch die Offenbarung unseres Lebenslaufs jeder das "wiederbekommen" als vollkommen gerecht empfinden wird!

Die tiefsten Beweggründe des Dienstes

2Kor 5:11

"Da wir nun um die Furcht des Herrn wissen, versuchen wir, Menschen zu überzeugen; für Gott aber sind wir offenbar; doch ich erwarte, auch in eurem Gewissen offenbar zu sein."

Unser bisher gezeigtes Bild von der Preisrichterbühne des Christus sollte also keine Angst in uns schüren, wohl aber ein gutes Maß an Furcht des Herrn und seiner Funktion als gerechter Preisrichter. Es gehört somit zu unseren gemeinsamen Aufgaben, uns gegenseitig daran zu erinnern, einen geistlichen Wandel zu führen und unseren Dienst so auszuüben, dass er Frucht bringen möge. In diesem Sinn dürfen wir auch Phil 2:12 b verstehen: "... mit Furcht und Zittern wirket eure Rettung aus!" Und die "rechte Furcht" des Herrn ist unsere Besorgtheit, den heiligen Willen des Herrn zu erkennen und ihn in all unserem Tun zu verwirklichen. Salomo hat schon zu seiner Zeit niederschreiben dürfen, dass der Anfang der Weisheit die Furcht Jewes ist (Spr 1:7).

Das Wissen um die Furcht des Herrn drängt dazu, Menschen zuüberzeugen - aber wovon? Im Gesamtzusammenhang ist hier wohl an die Lauterkeit des Dienstes zu denken; davon kann man ja Menschen überzeugen! Das reicht aber offensichtlich nicht, es muss auch vor Gott offenbar sein. Und warum? Weil der Mensch immer nur das Äußere sieht, Gott aber sieht das Herz!

Durch die Offenbarmachung der Wahrheit empfiehlt sich Paulus und seine Mitarbeiter weiter dem Gewissen der Korinther, wie wir schon in 2Kor 4:2 lasen. Und so könnte er ihnen zugerufen hab en: "Auch wenn ihr m ich verkennt, vor Gott bin ich offenbar, lasst euch also nicht gegen mich aufwiegeln, sondern urteilt nach eurem Gewissen und erkennt, worum es mir bei meinen Mühen um euch geht!"

2Kor 5:11

"Nicht uns selbst empfehlen wir euch wieder, sondern geben euch Anlass zum Rühmen unseretwegen euch zugut, damit ihr ihn für die habt, die ins Angesicht rühmen und nicht im Herzen."

Man muss manche Verse mehrfach lesen, bevor man versteht, was Paulus eigentlich überhaupt sagen will - so auch bei dem heutigen Leitvers. Hier ist es, wie immer, nützlich, den großen Zusammenhang zu sehen.

"Selbstempfehlung" spielte unter den Korinthern offensichtlich eine große Rolle, denken wir an 2Kor 3:1 oder den späteren Vers in 2Kor 10:12. Das fleischliche Verlangen nach Ansehen, Position und ähnlichem macht auch vor den Gemeinden nicht Halt! So mögen entsprechende Brüder sich in Korinth gerühmt und sich für bedeutend gehalten haben und den einfachen Geschwistern eingeredet haben, nur sie seien imstand, die Gemeinde richtig zu leiten. Dabei mögen sie auch ihre Herkunft hervorgehoben haben, ja sogar Empfehlungsschreiben anderer Gemeinden vorgewiesen habe - Paulus nennt das "die ins Angesicht rühmen!"

Wir verstehen sicher alle diese Art Ruhm, die wir oben aufgezeigt haben - aber was ist das andere, wozu Pauli Gegner offensichtlich nicht in der Lage waren, das "im Herzen rühmen"? Kann ein Mensch sein gutes oder frommes Herz hervorheben? Das wäre noch fataler!!! So kann es Paulus also nicht gemeint haben. Schon in 1Kor 4:5 machte Paulus deutlich, dass vor der Preisrichterbühne auch die Ratschläge der Herzen offenbar werden, was auf Unvollkommenheit weist. In 2Kor 1:12 hingegen verweist er auf das Zeugnis seines Gewissens (lies den ganzen Vers), das ist sein Ruhm. Die innere Gewissheit, vor Gott und den Menschen lauter und klar dazustehen, ist in seinen Augen "Rühmen im Herzen", im Gegensatz zu dem Pochen auf äußere Vorzüge!

2Kor 5:13

"Doch, ob wir nun außer uns sind, so ist es für Gott, oder ob wir gesunde Vernunft zeigen, so ist es für euch."

Wieder haben wir einen Vers, über den schnell weggelesen wird, weil er mit einem Blick kaum richtig verstanden wird.

Mit dem ersten Wort "Doch..." geht Paulus weiter auf die Anklagen und Vorwürfe der Korinther ein und gibt an, dass er und auch seine Mitarbeiter wohl auch schon "außer sich" gewesen sein mögen, was Baader mit "in Ekstase" übersetzt. Hier ist also kein Zustand außerhalb des Körpers angesprochen (wie z.B. in 2Kor 2:2 ff), sondern ein "von Sinnen sein" oder was zur "Ekstase" führen kann.

Wenn wir obiges richtig verstanden haben, müssen wir eigentlich verblüfft sein: Wie kann Paulus so etwas von sich und seinen Mitarbeitern in Betracht ziehen oder gar zugeben? Das Gegenteil von "unbesonnen" wäre ja "besonnen", also gesunde Vernunft zeigen, und diese Eigenschaft trauen wir doch unserem Apostel viel mehr zu! Dazu war es ja gerade in jener Zeit eine besonders geschätzte Eigenschaft, besonnen, maßvoll, ruhig und verständig aufzutreten.

Um Paulus richtig zu verstehen, ist es hilfreich, wenn wir uns an Apg 26:24 erinnern lassen, wo Paulus sich vor dem römischen Beamten Festus und dem König Agrippa verteidigte. Seine Rede, deren Inhalt uns ja Apg 26:1-23 wiedergibt, wird leidenschaftlich gewesen sein, in jedem Fall sagte am Schluss Festus zu ihm: "Die bist von Sinnen, Paulus! Die vielen Schriften zerrütten dich bis zur Raserei!"

In obigem Sinn scheinen auch manche Korinther den Apostel gesehen haben, nur weil er mit heißem Herzen und voller Inbrunst für seinen Herrn um sie gerungen hat. Ja, liebe Geschwister, auch si kann man missverstanden werden, wenn man sich für andere einsetzt!

2Kor 5:14

"Denn die Liebe des Christus drängt uns, indem wir dieses urteilen, dass, wenn der Eine für alle starb, sie demnach alle starben."

Zurückliegend hat sich der Apostel energisch gegen die Verdächtigen von Seiten der Korinther gewehrt - und was hatte man ihm doch alles unterstellt. In den Versen 14-21 setzt Paulus das Kreuz Christi als Quelle und Maßstab für seinen ganzen Dienst in den Mittelpunkt und spricht deutlich und für jedermann verständlich aus, was seine Antriebsfeder ist und was sein Verhalten den Korinthern gegenüber formt und bestimmt: Die Liebe Christi!"

Was der Apostel hier bezeugt, ist sein eigenes Erleben, also sein Lebenszeugnis! Als Saul wurde er in Tarsus geboren, er lebte als ein Pharisäer mit eisernem Willen zur Gesetzeserfüllung, bis die Verehrung eines am Kreuz getöteten Mannes, namens Jesus, ihn buchstäblich "zum Rasen" brachte; unerbittlich verfolgte er alle, die diesem getöteten Jesus anhingen. Doch dann erfolgte in seinem Leben die totale Wende: Denjenigen, den er verfolgte, erschien ihm - und in kürzester Zeit wurde ihm klar, wen er bisher verfolgt hatte - die Liebe Christi überwältigte und umstrahlte ihn! Und so groß ihm diese Liebe anfangs erschien, sie wurde ihm immer größer, so dass er später in Phil 3:7 ff bezeugen konnte: "Doch was mir einst Gewinn war, das habe ich um Christi willen als verwirkt erachtet. In der Tat erachte ich sogar alles für verwirkt, weil die Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, über allem steht. Um dessentwillen ich das alles als verwirkt und für Abraum erachte, damit ich Christus gewinne..."

Was muss das für ein Erleben gewesen sein, dass ihm nach und nach alles Irdische immer unwichtiger wurde, ja er alles, was ihm zuvor wichtig war, als Abraum erachtete - was ihn fortan bestimmte, war die Liebe Christi. Kann uns Paulus hierin Ansporn und Vorbild sein?

Wenn wir von der Liebe des Christus sprechen wollen, so ist dies eine praktisch nicht ausschöpfbare Quelle, weil sie so viele Seiten und Auswirkungen hat. Die für uns am leichtesten erkennbare Seite ist Jesu Tod am Kreuz zu unser aller Rettung. Hier offenbart sich Seine Liebe zu den Menschen in einmaliger Art und Weise.

Oberflächliche Menschen sagen: "Was war schon besonderes an Seinem Tod? Gleich Ihm wurden doch von den Römern noch viele ans Kreuz gehängt, ein guter Teil genauso schuldlos wie Er!" Wer so denkt und spricht, vergisst das Einmalige am Tod Jesu:

Auch wenn mancher von den Römern tatsächlich grundlos getötet wurde, so war doch jeder Mensch vor Gott ein Sünder - nur Einer starb wirklich sündlos als makellosen und fleckenloses Lamm: Unser Herr! Von diesem Makellosen bezeugte Johannes der Täufer: "Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt auf Sich nimmt!" (Joh 1:29). Niemand kann ermessen, welch unerhörte Traglast diese Aussage wirklich enthält - im Grunde muss es uns davor schaudern! Selbst unser Herr wich einen Moment vor diesem bitteren Kelch an Unrat der Menschheit im Garten Gethsemane zurück, unterwarf Sich aber sofort dem Willen des Vaters. Und bedenken wir weiter: Mit jeder begangenen Sünde tritt der Fluch des Gesetzes erbarmungslos auf den Plan, auch diesen milliardenfachen Fluch nahm Er auf Sich und erkaufte uns daraus (Gal 3:13). Für jede begangene Sünde fordert das Gesetz den Tod - Er stellte Sich also unter dieses milliardenfache Todesurteil!

Allein schon diese unvollständige Aufzählung zeigt, zu was die Liebe Christi fähig war und weiterhin fähig ist!

Dieser Eine, unser Herr, starb für alle aus Liebe! Wie könnte es da anders sein, als dass wir uns durch diese einmalige Tat gedrängt fühlen, einen einigermaßen wohlgefälligen Wandel zu führen!

Christus erniedrigte und demütigte Sich zu einer nicht vorstellbaren Tiefe, nur um uns durch Sein Blut freizulösen. Es gab und gibt im gesamten All keine andere Tat, die erhabener, wirkungsvoller und aufopfernder war. Von dieser unausforschlichen Liebe können wir nur überwältigt sein! Darum betet Paulus in Eph 3:19, dass wir die alle Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus erkennen mögen, in der wir gewurzelt und gegründet sind.

Es ist lebenswichtig für uns, dass wir in dieser Liebe wachsen, dass sie mehr und mehr unser Inneres erfüllt und uns zu einem Gott wohlgefälligen Denken, Tun und Handeln drängt.

Christus starb für alle ... Seine Liebe drängte Ihn gerade zu diesem Schritt. Es ist eine Schande, dass ein gewisser Teil von Gläubigen behaupten, dass Er nur für jene starb, die Ihn angenommen hätten, der große Rest der Menschen ginge in eine ewige Verdammnis... wer die Freilösung durch Sein Blut begrenzen will, begrenzt auch Seine Liebe!!! Und wo diese Liebe derart begrenzt wird, breitet sich bald eine große Kälte und Härte in den Herzen aus; Kälte aber lähmt und hindert ein Erkennen der alles übersteigenden Liebe des Christus!

Und wenn der Eine starb, sind wir alle gestorben, das heißt: Die Gläubigen sin din die Todesgemeinschaft Christi eingetreten! Und so lesen wir dann auch in Röm 6:4: "Mit Ihm zusammen wurden wir nun durch die Taufe in den Tod begraben...".

2Kor 5:15

"Und für alle starb Er, damit die Lebenden nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für sie starb und auferweckt wurde."

Christus starb für alle, und das heißt im Großen, dass Er für alle Menschen starb, weshalb auch die Sündenlast der gesamten Menschheit, und nicht nur die der Gläubigen, auf Ihm lag. Auf unseren Leitvers bezogen starb Er jedoch erst einmal für die herausgerufenen Gläubigen, weil nur sie in der Lage sind, auf Erden ihrem Herrn zu leben.

Wir haben gestern nach Röm 6:4 belegt, dass wir Gläubigen in die Todesgemeinschaft mit Christus eingetreten sind - doch das hat eine Folge: Die Lebensgemeinschaft! Und so hat Röm 6:4 noch eine Fortsetzung: "... damit, ebenso wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters aus den Toten auferweckt wurde, also auch wir in Neuheit des Lebens wandeln mögen."

Christi Liebe hat mehr als die Kreuzigung der alten Menschheit bewirkt, mehr auch als die letztendliche Lebendigmachung aller zu einer neuen Schöpfung - Seine Liebe hat diese Neuschöpfung schon heute in den Herzen der Gläubigen bewirkt! Damit ist der Gläubige gewissermaßen "zwiegespalten"! Äußerlich lebt er in seinem sterblichen adamitischen Körper, innerlich hingegen, im Geist, ist der eine neue Schöpfung. Und dieses Neue, das geworden ist, ist ganz auf den Willen des Vaters ausgerichtet und hat eine völlig andere Erwartung. Er lebt nicht mehr sich selbst, sondern für den, der für ihn gestorben und auferweckt wurde - für seinen Herrn!

Geschwister, wer, soweit es möglich ist, den Willen Gottes erkennen darf, wer stets vor Augen hat, was. Christus am Kreuz vollbracht hat, wer Seine unerschöpfliche und überströmende Liebe verspürt hat, kann nicht anders, als Ihm zu leben! Solches Leben ist reicher und lebensvoller - Er lebt und wir werden auch leben!

2Kor 5:16

"Daher sind wir von nun an mit niemandem mehr dem Fleische nach vertraut. Selbst wenn wir auch Christus dem Fleisch nach gekannt haben, kennen wir Ihn jedoch nun nicht mehr so."

Christus, unser Herr und Haupt, schließt uns in Seinen Tod und in Sein Auferstehungsleben ein - daraus zieht nun Paulus in unserem heutigen Leitvers seine Schlüsse und fasst darin sein Urteil über das ganz praktische Heiligungsleben zusammen. Und wie sieht diese Beurteilung aus:

Da ist zuerst einmal allgemein von "dem Fleische nach" die Rede, also von all unseren Mitmenschen. Für Paulus hatte die Todesgemeinschaft mit Christus eine radikale Umstellung zu seinen Mitmenschen zur Folge. Dabei wollen wir beachten, dass diese neue Einstellung nicht am Anfang seines Glaubenslebens (vor den Toren von Damaskus) erfolgte, sondern erst auf die einschneidenden Gnadenerfahrungen, die Paulus auf seinen reisen gemacht hat. Dies Zerbruchswege haben ihm immer mehr die überwältigende Liebe Christi zum Bewusstsein gebracht - "von nun an" (so unser Leitvers) sah er seine Mitmenschen mit ganz anderen Augen an!

In jedem Glaubensleben gibt es Erfahrungen der Gnade, die uns eine neue Einstellung zu unserer Umwelt ermöglichen. "Mit niemandem mehr dem Fleisch nach vertraut" bedeutet den radikalen Bruch einer bisherigen Einstellung: Wir sehen nicht mehr den hässlichen Sünder, der sich vermeintlich gegen Gott stellt, sondern wir sehen vielmehr in jedem Menschen einen solchen, der auch von Christus geliebt wird, für den Christus ebenfalls starb und der auch einmal, wenn auch in einer späteren Ordnung, seine Knie beugen und mit der Zunge huldigen wird: Herr ist Jesus Christus, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters!

Der Weg vom "Ich" zum "Du" führt, wie wir gestern sahen, nur über Christus! In Ihm die Menschen richtig einzuschätzen, das lernen wir, wie Paulus erst auf den Zerbruchswegen des eigenen "Ichs". Dieses neue "Erkennen" ist nicht ehr das alte "Vertrautsein dem Fleisch nach", welches sofort meint, richten und urteilen zu müssen, es ist eine neue Einstellung, die auf dem Bankrott unseres "Ichs" beruht und langsam zu erkennen beginnt, was "Gnade" bedeutet! Wenn Paulus das alles hier so schreibt, dann steht sein eigenes Erleben dahinter - auch wir können viel darüber reden, aber im Grunde muss man es erlebt haben!

Eine ähnlich radikale Nueorientierung findet auch im Blick auf Christus statt. Man mag nun über die Auslegung dieser Aussage verschiedener Ansicht sein, doch aus dem Zusammenhang ergbit sich, dass der Apostel in seinem frühen Glaubensleben eine niedere Stufe der Erkenntnis Christi hatte als "nun" (was ja ganz normal ist)! Diese erste Stufe der Erkenntnis Christi nennt er "dem Fleische nach", er sah und erkannte wohl seinen Herrn, beurteilte Ihn aber fleischgemäß. Es war die Zeit in seinem Glaubensleben, ehe ihn die Liebe Christi so erfasst hat, dass er wirklich alles Irdische Fleischliche hinter sich lassen konnte!

So herrlich und so wunderbar das Geschehen am Kreuz war, so dürfen wir also hier nicht stehen bleiben. Christus ist auferstanden, Er ist vom Vater überaus hoch erhöht, Er sitzt heute zur Rechten Gottes! Unser Suchen und Trachten darf also auf Golgatha nicht enden, sondern muss nach droben gehen, wo Er heute zu finden ist!

2Kor 5:17

"Daher, wenn jemand in Christus ist, so ist da eine neue Schöpfung: das Ehemalige verging, siehe, es ist neu geworden."

Wenn wir die ersten Worte unseres Leitverses lesen, fragt man sich unwillkürlich, wen denn Paulus hier meint? Ist nicht jeder in Christus, der gläubig geworden ist? Ist das "in Ihm" nicht der absolute Grund, auf dem wir gerettet sind? Sind eventuell doch nicht alle Gläubigen "in Christus"?

Auch diese Aussage verstehen wir nur im Gesamtzusammenhang richtig, und zu diesem Zusammenhang gehört die Schlussfolgerung, dass es ein ständiges Wachstum im Glaubensleben gibt. So haben uns die zurückliegenden Verse gezeigt, dass gerade "Zerbruchswege" in eine viel engere Beziehung zu Christus führen und wir in "Seiner Erkenntnis" zunehmen dürfen. Unser Stand "in Christus" ist der absolute Grund, "in Ihm" haben wir die Freilösung durch Sein Blut und "in Ihm" sind wir letztlich auch durch den Geist der Verheißung, dem heiligen, versiegelt. Doch was Paulus hier meint, ist mehr!

Paulus nennt die gemachten Erfahrungen , nämlich von der Liebe Christi gedrängt zu werden, ein Leben "in Christus"! Es ist der bewusste Dienst und Wandel in Seiner Gegenwart, ein Leben mit beständigem Blick auf Ihn. Auch hier möchten wir nachhaken und uns fragen: Ja gibt es auch Gläubige, die anders wandeln? Die hier nicht mitzuzählen sind?

Lesen wir hierzu Phil 3:18-19 (bitte lesen), hier sind durchweg Gläubige gemeint, die Paulus zum "Weinen" bringen! Sie haben sich alle willig durch Sein Blut am Kreuz freilösen lassen, sind aber nicht bereit, ihr "Ich" mitzukreuzigen, sie wollen noch "jemand" sein, und das macht sie zu "Feinden des Kreuzes"!

Mit den gestrigen Aussagen wird unser Leitvers sehr vielklarer und verständlicher. Eine "neue" Schöpfung kann es ja nur dort geben, wo die "alte" gestorben ist, und die "alte Schöpfung" wird im Wort Gottes vielfältig bezeichnet: Zum Beispiel "das Fleisch" (Röm 8:8), "der seelische Mensch" (1Kor 2:14), "die alte Menschheit" (Eph 4:22); "der äußere Mensch" (2Kor 4:16), "die fleischliche Gesinnung" (Röm 8:7). Wer nicht bereit ist, diese "alte Menschheit" ans Kreuz zu geben, lehnt sich in letzter Konsequenz gegen das Kreuz auf, er wird, so hart es klingt, zu einem "Feind des Kreuzes Christi"!

Wo aber Gläubige willig sind, sich von ihrem "Ich", von ihren fleischlichen Vorzügen und guten Eigenschaften scheiden zu lassen, wo Gläubige ihre alte Menschheit als mit Christus gestorben sehen, da ist dann auch in der Tat etwas "neu" geworden, nämlich eine "neue Schöpfung"!

Und auch diese "neue Schöpfung" hat verschiedene Bezeichnungen: "Neue Menschheit" (Eph 4:24), "der innere Mensch" (Röm 7:22), um hier nur einige Namen zu nennen. Die Frage ist: Wie verhalte ich mich? Wem gebe ich in meinem Leben den Vorrang (z. B. an Zeit)?

Beachten wir auch, dass es nicht wie bei Luther heißt: "... es ist alles neu geworden", sondern nur: "... es ist neu geworden"! Das bedeutet, dass hier nichts Fertiges entstanden ist, sondern eine wachstümliche, fortdauernde Neuschöpfung, die im Verlauf unserer Glaubenserfahrungen und unserer täglichen Bereitschaft zur Kreuzigung unseres Fleisches an Bedeutung und Gewicht in unserem Leben zunimmt.

Der Dienst der Versöhnung

2Kor 5:18

"Das alles aber ist aus Gott, der uns durch Christus mit sich Selbst versöhnt und uns den Dienst der Versöhnung gegeben hat."

Zu dem Gestrigen wäre noch anzufügen, dass die neue Schöpfung in uns eine völlig andere Einstellng auch zu unseren Mitmenschen hat; auch ist noch zu sagen, dass aus dem "Alten" nichts "Neues" entsteht (entstehen kann), sondern das Neue verdrängt nach und nach das Alte! Von diesem Zusammenhang aus führt uns auch der heutige Leitvers weiter.

Die ersten zwei Worte (im Griechischen "ta panta") sollten eigenelich mit "das All..." übersetzt werden, ist doch die Allaussöhnung in Christus das Thema der naächsten Verse. Die. Allaussöhnung durch und in Christus (für viele Gläubige ein Reizwirt) ist die Vorausssetzung für die neue Schöpfung in uns. Paulus will uns zeigen, aus welchen Tiefen Gottes er die freudigkeit für seinen schweren Dienst schöpft; nicht nur er selbst darf sich als "mit Gott versöhnt" wissen, nein, das ganze All ist versöhnt, und das gibt dem Apostel Kraft und Freude. Im Gegenzug wären jene Gläubigen zu erwähnen, die eine Versöhnung aller radikal ablehnen und dabei einen regelrechten Hass auf jene entwickeln, di emehr oder tiefer erkannt haben!

Und weil Paulus und seine Mitarbeiter so tief geführt und ihnen diese Versöhnung so überaus wichtig wurde, ist ihnen auch ganz speziell "der Dienst der Versöhnung" gegeben worden. Hat er diese Allversöhnung nur von Fall zu Fall verkündigt? Damit stehen wir wieder einmal vor dem heiklen Thema, wie wir mit der Allversöhnung umgehen sollen - aber lassen wir uns einfach von Paulus führen: Er hatte den dienst und wir haben ihn auch! Nicht Menschen haben wir zu gefallen, sondern Gott!

2Kor 5:19

"Denn Gott war in Christus, die Welt mit Sich Selbst versöhnend: Er rechnet ihnen ihre Kränkungen nicht an und hat in uns das Wort der Versöhnung niedergelegt."

Schon der erste Satz unseres Leitverses spricht eine so klare Sprache, dass ihm eigentlich nichts hinzuzufügen ist! Gott hat die Welt mit Sich versöhnt, da ist niemand und nichts ausgenommen!

Dieser erster Satz beinhaltet aber noch etwas anderes, wofür speziell unser Werklein schon lange eintritt: "Gott war in Christus", als Er die Welt mit sich Selbst versöhnte - und das geschah ja unbestreitbar am Kreuz! Bruder Mathias Jaegle, der Gründer unseres Werkleins, erzählte einst in einem Gespräch, wie es ihn immer wieder innerlich bewegt hat, warum Gott nach der Tradition Seinem Sohn gerade im entscheidendsten Minuten am Kreuz verlassen haben sollte! Intensive Nachforschungen ergaben, dass Christi Schrei am Kreuz, worin Er die Verlassenheit bekundet haben soll, nach dem Urtext ganz anders ausgelegt werden kann. Aus der tradtitionellen Frage "Warum hast Du Mich verlassen?" wird ein "Darum hast Du Mich verlassen!", also keine Frage mehr, sondern eine letzte Bestätigung des Willens des Vaters.

Als Nachfolger von Br. Jaegle und Verfasser dieser Zeilen kann ich das Obige mit ganzem Herzen mittragen und bestätigen. Gerade unser Leitvers bewahrheitet, dass Gott Christus nicht verlassen hat, sondern mit Ihm war, die Welt mit sich versöhnend; der Sohn brachte das Opfer! Warum sollte Sich der Vater im allen entscheidenden Moment von Seinem Sohn abwenden? Das ist eigentlich unmöglich! Und wenn als Gegenargument behauptet wird, der Grund sei die Sünde gewesen, muss man sich fragen, warum Gott den Berg an Sünde nicht mehr ertragen konnte, obwohl ja gerade Er das Böse und Finstere (also auch die Sünde) erschaffen hat (Jes 45:7)!

Wir möchten hier und heute erneut auf unsere abrufbare Schrift "Christi Schrei am Kreuz" hinweisen, welche dieses Thema ausführlich behandelt.

Paulus sprach im vorigen Vers von dem "Dienst der Versöhnung", der ihm gegeben war. Nie vorher hat er diesen besonderen Dienst so betont wie hier, aber jetzt, nach den Erfahrungen auf seinen Zebruchswegen, ist es geradezu auffallend, mit welchen Nachdruck er hier davon spricht, ja förmlich darum bittet, dass sich die Gläubigen auch in diese Tiefen Gottes hineinführen lassen. Und wie Paulus diesen Dienst der Versöhnung auffasste, sagt ja unser Leitvers.

Normalerweise ist es doch so, dass derjenige versöhnt werden muss, der gekränkt worden ist - das ist Menschenbrauch! Aber bei Gott ist es umgekehrt: Gott wurde durch die unzählbaren Sünden gekränkt, aber von Ihm geht auch die Versöhnung aus, ja noch mehr: Er ist versöhnt! Dabei ist auffallend, dass die gesamte religiöse Welt (einschließlich der Juden) entgegengesetzt handelt: Alle versuchen mit menschlicher Kraft, durch Opfergaben und Wiedergutmachung Gott mit sich zu versöhnen - im Grunde ein sinnloses Handeln!

Im alttestamentlichen Gebrauch wurden die Kränkungen nur "bedeckt" was jener gesetzlichen Verwaltung entsprach. Doch durch Christus wurden wir von der Schuld unserer Kränkungen freigelöst, Gott war in Christus, die Welt mit Sich Selbst versöhnend! Und dem Apostel Paulus war es vorbehalten, diese Lehre zu vertiefen und zu verbreiten, weshalb er davon spricht, dass "in uns" das Wort der Versöhnung niedergelegt ist.

Ist uns alle bewusst, liebe Geschwister, was hier auch uns für ein Dienst gegeben ist (schließlich fordert uns ja Paulus immer wieder auf, seine Nachahmer zu sein)?

2Kor 5:20

"Daher sind wir Gesandte für Christus, als ob Gott durch uns zuspräche. Wir flehen für Christus: Lasst euch mit Gott versöhnen!"

Beachten wir, dass von dieser Versöhnung nur der Apostel Paulus spricht! In Röm 5:10-11 begründet er diese Lehre, in Eph 2:14-16 zeigt er die neue Menschheit als Resultat dieser Versöhnung; und in Kol 1:19-20 wird dann der "das gesamte All" umfassende Umfang der Versöhnung sichtbar! Unser heutiger Leitvers beschreibt das Wesen der Versöhnung Gottes - Gott ist (wie immer) der Handelnde, der die Versöhnung nicht nur von Anfang an ankündigt (1Petr 1:20), sondern sie in Seinem Sohn auch durchgeführt hat!

Bevor der Apostel jetzt näher auf das Wesen der Versöhnung eingeht, spricht er noch von der Art zu uns, wie dieser Dienst ausgeführt werden muss: "Daher sind wir Gesandte für Christus...."! Wir lernen aus diesen Worten, dass der Apostel, und mit ihm auch seine Mitarbeiter, nicht nur an sich denken und dankbar sind, dass sie in der Gnade Gerettete sind, sondern die Interessen Christi vertreten, und die umfassen nicht nur alle Menschen, sondern das gesamte All. Auch diese Einstellung ist die Folge von Zerbruchswegen, die Paulus zur Genüge hinter sich hatte.

Wir müssen hier immer wieder diese "Zerbruchswege" betonen, weil sie es allein waren und immer noch sind, die vom "Ich" zum "Du" führen! Hinweg von uns, hinein in Christus - das ist auch unser aller Weg! Und wenn es dann auch für uns schwer wird, wenn es Leiden bringt, lassen auch wir uns zusprechen, dass dies eine Zurüstung für den Dienst ist! Und auch unser dienst ist die Botschaft:

Lasst euch versöhnen mit Gott - denn Er ist längst mit euch versöhnt!

2Kor 5:21

"Denn den, der Sünde nicht kannte, hat Er für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit in Ihm würden."

Wir kommen zum zentralen Punkt, zur Mitte und z um Wesen der Versöhnung: Christus wurde für uns zur Sünde gemacht! Die erste Aussage unseres Leitverses ist die, dass Christus die Sünde nicht kannte, das heißt, dass Er sündlos war. Schauen wir hierzu in Phil 2:6-8, wo Sein Gang als makelloses Opferlamm beschrieben ist: Er war in der Gestalt Gottes, ja, Er erachtete es nicht als Raub, ebenso wie Gott zu sein. Mit diese Aussage wird nicht gesagt, dass Christus Gott Selbst sei, Er ist nur das getreue "Ebenbild" des unsichtbaren Gottes! Von diesem erhabenen Stand aus (und es ist wichtig, dass wir diese hohe Stellung Christi erkennen) lesen wir weiter, dass Er Sich Selbst entäußerte, die Gestalt eines Sklaven annahm und den Menschen gleichgestaltet wurde, ja in der Art und Weise wie ein Mensch erfunden wurde. Das war der Weg des Sohnes Gottes zum Menschen. dabei unterschied Sich Sein irdisches "Menschwerden" darin, dass Er von keinem Mann, sondern direkt vom heiligen Geist gezeugt wurde, Er kannte keine Sünde und Er war erblich mit keiner Sünde behaftet. Von Gott. aus gesehen ist Er damit der "Originalmensch!"

Im Gegensatz zu Ihm sind alle Menschen Nachkommen Adams und damit generell mit der Sünde Adams behaftet - kein Mensch kann von sich behaupten, ohne Sünde zu sein (siehe Röm 5:19)!

Nun hat Er (der Vater) Seinen Sohn für uns zur Sünde gemacht! Das war kein Zwang,, sondern Liebe! Gott begann Sein Werk im Sohne - das ist eine wichtige Erkenntnis, die wir gewinnen müssen. Erst als Sich der Sohn als Opferlamm bereit erklärte (und dies geschah ja nach 1Petr 1:20 schon vor Adam), begann Gott Seine Schöpfungswerk. Wir sehen, am Anfang stand schon die Liebe, und sie steht auch als strahlender Sieger am Ende - sie umhüllt praktisch die ganze Schöpfung!

Die Versöhnung ist von Gottes Seite aus gemacht worden und der Mittler zwischen Ihm und den Menschen ist Christus - Er ist also auch hier die lebendige Verbindung zwischen Gott und uns Menschen.

Nun macht Gott mit uns gewissermaßen einen Tausch: Er nimmt unsere Sünde und gibt uns dafür das Heil in Form der Rettung in der Gnade. Christus wird zur Sünde gemacht und wir werden "in Ihm" Gottes Gerechtigkeit. Die Aussage in 1Tim 2:5-6 kann uns dies etwas mehr verdeutlichen: "Denn Gott ist einer, ebenso ist einer auch Mittler zwischen Gott und Menschen, der Mensch Christus Jesus, der Sich Selbst für uns alle zum Ersatzlösegeld gibt...". Das Wort "Ersatz" (- lösegeld) könnte noch weiter im Sinn von "zu Gunsten von ..." verstanden werden, also "Lösegeld zu unseren Gunsten!"

In Christus, unserem Herrn, findet also die Vereinigung von Gott und Menschen statt, was durch die Sündentilgung möglich wurde.

Beachten wir auch, dass Christus für uns "zur Sünde" gemacht wurde, also nicht zum Sünder (der Er ja nie war)! Hier meint Gottes Wort also nicht den inneren Zustand Christi Jesu (in welchem Ihm jegliche Sünde fern war), sondern es ist von Seiner Stellung aus zu sehen, in welcher Ihn Gott z um Träger der Sünde machte. Deshalb lesen win in Gal 3:13: "Christus hat uns aus dem Fluch des Gesetzes erkauft, weil Er um unseretwillen zum Fluch wurde." - und jetzt folgt die Konsequenz für uns: "... damit wir Gottes Gerechtigkeit in Ihm würden."

Es ist doch so, liebe Geschwister: Gott hat Christus zu etwas gemacht, was Ihm Seiner Stellung nach fremd war und wir dürfen dadurch in Ihm etwas sein, was wir nicht waren und nie hätten werden können!

Wir wollen uns heute noch etwas mit der hier genannten "Gerechtigkeit" befassen, weil auch sie ein elementares Glaubensgut ist. Unser Leitvers hat uns ja erneut wieder deutlich gemacht, dass Jesus Christus nicht nur unsere Sündenlast trug, sondern geradezu zur Sünde gemacht wurde; und so ist die Gerechtigkeit nicht nur eine Gabe, die uns zuteil wird, nicht nur ein Kleid, das wir überziehen dürfen - nein, viel mehr: Wir werden selbst in Christus "Gottes Gerechtigkeit", oder anders ausgedrückt: Gottes Gerechtigkeit kommt durch uns zur Darstellung in Christus!

Gottes gesamter Heilsplan wird auf dem Boden in unbeugsamer Gerechtigkeit durchgeführt, darum ist auch das Kreuz mit dem makellosen Opferlamm eine göttliche Notwendigkeit! Gott demonstriert an Seinem Sohn, dass Er nichts übergeht, nichts übersieht oder einfach wegschiebt, sondern dass Er alles bis ins Kleinste abrechnet. Und so wurde die Sünde der Menschheit bis in letzte Detail am Kreuz getragen und getilgt.

Diese Gerechtigkeit, die wir in Ihm sind, soll auch unser irdisches Leben bestimmen, ja beschützen. In Eph 6:15 ist zu lesen, dass wir unter anderem auch den "Panzer der Gerechtigkeit" anziehen sollen, der uns befähigen soll, an dem gegenwärtig bösen Tag (und damit ist die heutige Zeit gemeint) zu widerstehen. Wir brauchen keinen trügerischen Einflüsterungen nachgeben, die uns schwankend machen und verunsichern sollen, wir schauen nicht mehr zurück auf das Alte, sondern vorwärts auf das Neue, und dürfen. uns immer wieder dieser Tatsache bewusst sein, dass wir durch die Gerechtigkeit Gottes in Christus etwas Neues sind, eine "neue Schöpfung" - und diese neue Schöpfung ist Gottes Gerechtigkeit in Christus.

Lies weiter:
Der 2. Korintherbrief - Kapitel 6