Das Johannes-Evangelium Kapitel 18

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Abschrift: Das Johannes-Evanglium in täglichen Andachten: Band I - IV
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Band I und II vergriffen
Band III und IV als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

18. Das Johannes-Evangelium Kapitel 18

Gefangennahme
Verhör durch Hannas – Verleugnung durch Petrus
Verhör durch Pilatus

Gefangennahme

Joh 18:1

"Nachdem Jesus diese Worte gesprochen hatte, ging Er mit Seinen Jüngern hinaus und begab Sich jenseits des Winterbaches Kidron, wo ein Garten war, in den Er und Seine Jünger eintraten."

In innigster Weise tat Jesus zuerst für Seine Jünger Fürbitte vor dem Vater. Doch jetzt fühlt Er, dass Er selbst dringend vermehrt Kraft benötigt - Er such die Einsamkeit des Gartens, den wir als "Gethsemane" kennen. Da Johannes den Kampf Jesu in diesem Garten übergeht, wir diesen hier aber für wichtig halten, greifen wir auf die anderen Berichte zurück. Wir bitten unsere Leser, sich mit Mt 26:36-46; Mk 14:32-42 und Lk 22:39-46 vertraut zu machen.

Zuerst möchten wir energisch der falschen Meinung entgegentreten, Jesus hätte in Gethsemane mit dem Satan gekämpft. Diese Ansicht ist nicht nur falsch, sie verdunkelt vor allem das zutiefst bewegende Innere unseres Herrn! Einige Gründe hierzu:

  1. Satan war zu der Zeit, als Jesus in Gethsemane war, in dem Judas (Joh 13:27), und führte diesen zum Abschluss seines Verrats.
  2. Wäre Satan wirklich bei Jesus in Gethsemane gewesen, wäre es dem Herrn ein leichtes gewesen, diesen mit denselben drei Worten zurückzuweisen, wie dies auf jenem Berg geschah: "Geh fort Satan!" (Mt 4:10). Es wäre dann tatsächlich nach Luthers Lied gegangen: "Ein Wörtlein kann ihn fällen!"
  3. Hätte Satan die Kreuzigung Jesu verhindern wollen, indem er Ihn schon in Gethsemane niederrang, wäre ihm ein viel einfacherer Weg offen gestanden: Er hätte nur die Söhne der Widerspenstigkeit, die ihm ja hörig waren, derart beeinflussen müssen, dass sie Jesu Tod nicht mehr gewollt hätten.

Wollen wir uns heute einfach merken, dass Satans Macht auf das begrenzt ist, was ihm vom Vater zugelassen ist. Dies gilt für die gesamte Schöpfung, also auch für uns! "Alles aus Gott" - der Widerwirker ist lediglich Sein Werkzeug!

"....wo ein Garten war, in den Er und Seine Jünger eintraten."

Können wir uns vorstellen, was es für Jesus bedeutete, Seinen gesamten irdischen Weg unter dem Vorschatten des Kreuzes zu gehen? Hebr 5:7 gibt uns hier eine kleine Ahnung: "Der in den Tagen Seines Fleisches sowohl Flehen wie auch inständige Bittrufe mit starkem Geschrei und Träne dem darbrachte, der Ihn aus dem Tode retten konnte." Der Garten Gethsemane hatte also viele Vorgärten!

DA Jesus um alle Leiden wusste, die Ihn erwarteten (Joh 18:4), war Sein gesamter Erdenweg ein unvorstellbar schwerer Weg, der mit jedem Tag, an dem das Kreuz näher rückte, auch schwerer wurde. Es ist tief bewegend, wenn wir miterleben, wie Sich Jesus in Seinen von starken Gemütserregungen durchzogenen Gebeten zum Gehorsam durchkämpfte. Ja "obgleich Er der Sohn ist, lernte Er den Gehorsam durch das was Er litt" (Hebr 5:8).

In Gethsemane stürzte der unvorstellbar gewaltige Berg an Leiden und Qual, die Ihm kurz bevorstanden, mit übermenschlicher Macht über Ihn ein. Das Tragen und Tilgen aller Sünden der gesamten Schöpfung - der nicht zählbare Fluch des Gesetzes, der ja jeder einzeln begangenen Sünde folgte - die Herrschaft des Todes über Sein sündloses Leben - die Vollmacht der Finsternis - all dies geschah von dem Augenblick an, als sein erster Blutstropfen floss und die Sünde auf Ihn, das unschuldige Opferlamm gelegt wurde!

Verstehen wir auch nur annähernd, was in der zermarterten Seele unseres Herrn vorging, als Er zum ersten und einzigen Mal nicht voll mit dem Willen des Vaters in Einklang stand und die Worte herauspresste: "Abba, Vater, alles ist Dir möglich; trage diesen Becher von Mir weg! (Mk 14:36). Drei Verse vorher lesen wir, dass Er begann, zu erschauern und niedergedrückt war. Zu Seinen Jüngern sagte Er: "Tief betrübt ist Meine Seele bis zum Tode." Versuchen wir doch einmal einen Tag lang, uns in die für uns nie ertragbaren Qualen unseres Herrn hineinzuversetzen.

Wie wird uns der Herr innerlich so nahe, wenn wir Seinen Kampf im Garten Gethsemane nachempfinden! Und wie nur zu gut verstehen wir Seinen Verzweiflungsschrei: "Abba, Vater, alles ist Dir möglich; trage diesen Becher von Mir weg!"

Doch es erfolgt noch ein Nachsatz: "Jedoch nicht was Ich will, sonder was Du willst!" Jesus wartete mit diesem Satz ganz offensichtlich gar nicht erst die Antwort des Vaters auf Seinen Verzweiflungsschrei ab - Er Selbst gab die den himmlischen Vater entlastende und wohl alles entscheidende Antwort: Dein Wille geschehe!

Geliebte Geschwister, bedenken wir: Hier, in diesem Garten, wo das Kreuz so nahe war, gab der Herr in einem einmaligen Gehorsamserweis dem Vater die alles entscheidende Zusage für die Opfergang am Kreuz: "...wie Du willst!"

Das Verhalten Jesu in Gethsemane zeigt uns aber auch die andere Seite, dass Jesus nicht gezwungenermaßen diesen Weg ging, sondern vollkommen freiwillig aus Liebe!

Wie groß wird uns doch hier der Gebetsringkampf in Gethsemane, und wie übergroß steht Christi Gehorsam vor uns - denn hätte der Sohn auf Seiner Bitte beharrt: "Trage diesen Becher von Mir weg!" so hätte Gott für Ihn einen befreienden Ausweg bereitet, standen Ihm doch jederzeit zwölf Legionen Boten der unsichtbaren Welt. zur Verfügung (Mt 26:53). Doch Er rief die Legionen nicht um Hilfe, vielmehr stärkte Ihn der himmlische Vater durch einen Boten (Lk 22:43).

Nur Lukas, der Arzt, berichtet uns, dass während des inneren Kampfes Jesu Schweiß wie Blutsgerinsel auf die Erde. herabfiel, was ein weiterer Beweis für die Ungeheuerlichkeit dieses Kampfes in Gethsemane war. Möge es uns imm wieder zum Dank. und zur Anbetung antreiben, wenn wir diesen Weg des Herrn bedenken!

Joh 18:2-5

"Judas aber, Sein Verräter, war auch mit dem Ort vertraut, weil Jesus Sich dort oftmals mit Seinen Jüngern versammelt hatte. Als Judas dann die Truppe der Gerichtsdiener von den Hohenpriestern und den Pharisäern erhalten hatte, kam er mit Laternen, Fackeln und Waffen dorthin. Jesus wusste nun alles, was über Ihn kommen sollte; Er trat hinaus und fragte sie. Wen sucht ihr? Sie antworteten Ihm: Jesus, den Nazarener! Da sagte Jesus zu ihnen: Ich bin es! Aber auch Judas, Sein Verräter, stand bei ihnen."

Nachdem Sich Jesus in Seiner schwersten Stund dim Garten Gethsemane zum vollkommenen Gehorsam dem Vater gegenüber durchgerungen hatte, stand der Weg für die letzte Station Seines Leidensweges offen.

Mit einer Truppe Kriegsknechte die Ihre Waffen mitführten, sollte ein Mann gefangengenommen werden, von dem man allgemein wusste, dass Er noch nie und nirgends je Gewalt oder Widerstand ausgeübt bzw. geleistet hatte. Was mag in dieser Stunde im Herzen des Judas vorgegangen sein? Wie oft hatte er ja miterlebt, wie die Oberen des Volkes versuchten, Jesus habhaft zu werden, uns wie es nie gelang, Hand an Ihn zu legen! Glaubte Judas wirklich, dass es jetzt gelingen würde? Es muss Satan gewesen sein, der ja in ihm war und der seinen Sinn vernebelte und ihn glauben machte, mit bewaffneten Schergen den Sohn Gottes abführen zu können!

Gestärkt von dem himmlischen Boten trat Jesu Seinen Häschern entgegen, Er wusste alles, was über Ihn kommen sollte, Er wusste auch, dass jetzt die Stunde gekommen war, wo Er Sich der Festnahmen nicht mehr entziehen musste.

"Jesus wusste nun alles, was über Ihn kommen sollte", wie lassen uns doch auch diese Worte erahnen, wie der Herr schon von Anfang in vollstem Wissen um alles Leiden Tag für Tag litt. Ja, wir sind durch Ihn wirklich teuer erkauft worden, danken wir doch täglich dafür!

"Sie antworteten Ihm: Jesus den Nazarener! Da sagte Jesus zu ihnen: Ich bin es! Aber auch Judas, Sein Verräter, stand bei ihnen."

Johannes, in dessen Evangelium "die Liebe" eine dominierende Roll spielt, übergeht die Szene, die den Judas in seiner wohl übelsten Rolle zeigt; wir lesen sie in Mt 26:48-49: "Sein Verräter aber hatte ihnen als verabredetes Zeichen gegeben: Welche ich küssen werde, der ist es; bemächtigt euch Seiner! Sofort trat er zu Jesus und sagte: Freue Dich Rabbi! und küsste ihn herzlich."

Es ist für uns kaum fassbar, wie Judas hier handelte. Man muss sagen: Es war ein perfekte "Heuchelei"! Doch auch hier, bei des Judas schäbigstem Verhalten, wollen wir kein Urteil über ihn fällen. Wir sind zwar geneigt, ihm bei diesem Verhalten eiskalte Gefühllosigkeit zuzurechnen, doch wenn wir vorausschauend erleben, wie er später seine Tat bitterlich bereute, wie er mit dieser Schuld nicht mehr leben konnte und Selbstmord beging, muss unsere Hand sinken, die den Stein auf ihn werfen wollte. Wir müssen hier sogar davon ausgehen, dass Judas gar nicht mehr Herr über sich war, sondern dass vielmehr der in ihn gefahrene Satan ihn völlig beherrschte.

Aber was mag in unserem Herrn vorgegangen sein, wenn wir in unserem Leitvers lesen: "Aber auch Judas, Sein Verräter stand bei ihnen", als Er ihm in die Augen blickte, als Er sich sogar von ihm anreden ließ: "Freue Dich, Rabbi!" Worüber sollte Sich Jesus freuen? Dass Er den Judas erblickte? Oder dass dieser Ihn (auch noch herzlich) küsste? In der Fortsetzung von Mt 26:50 nennt Jesus den Judas "Kamerad" (griechisch "hetairos"). Noch in Joh 15:14 spricht Er zu Seinen Jüngern (den Judas eingeschlossen): Ihr seid Meine "Freunde" (griechisch "philos"): wir entnehmen dem eine deutliche innere Distanzierung Jesu gegenüber Judas. Dieser wird zwar nie mehr in sein Aufseheramt zurückkehren, aber auch er wird einmal zurechtgebracht und gerettet sein, und dies in dem Namen "Jesus"!

Joh 18:6

"Als Er nun zu ihnen sagte: Ich bin es, wichen sie zurück und fielen zu Boden."

Noch einmal demonstriert Jesus Seine Göttlichkeit, Seine Reinheit und Heiligkeit. Als Er Sich den Häschern zu erkennen gab und diese daraufhin Hand an Ihn legen sollen, wichen sie stattdessen zurück und fielen zu Boden! Diese Demuts- und Unterwerfungsstellung traf vor allem den Satan, war der doch in Judas persönlich anwesend, um sein böses Werk zu Ende zu führen. Und wie mag es dem Judas zumute gewesen sein, als er erneut miterleben musste, wie sein Herr und Meister zunächst unangreifbar war, als selbst eine Schar von bewaffneten Kriegsknechten einfach vor Ihm niederfiel, anstatt Ihn zu ergreifen.

Dieses Geschehen im Garten Gethsemane lehrt uns, dass wir einen grundsätzlichen Unterschied Jesus in Seinem Leben auf der Erde und. Christus am Kreuz machen müssen. Bis hierher war Er unantastbar, weil Er sündlos war. Am Kreuz hängend war Er aber nicht mehr derselbe wie vorher! In dem Moment, wo Menschen Hand an Ihn legen konnten, wo sie Ihn körperlich schlagen durften, wo durch eine Dornenkrone auf Seinem Haupt und durch die Nägel, die durch Sein Fleisch getrieben wurden, Sein Blut floss, da lag die Sünde der alten verderbten Menschheit mit all ihren sündigen Auswüchsen auf Ihm, da war Er der Allerverachtetste.

Hätte Jesus in Gethsemane nicht in den weiteren Verlauf des Willens Gottes eingewilligt, hätte Ihn niemand anfassen oder gefangen nehmen dürfen, und noch weniger hätte man Ihn ans Kreuz schlagen können. Doch die Sünder einerseits, und die Retterliebe andererseits veranlassten Ihn, diesen Weg freiwillig zu gehen. So unbedeutend uns also zuerst die Worte unseres Leitverses erscheinen mögen, umso schwerer wiegen sie, wenn wir darin die letzte Machttat des Sündlosen sehen, ehe Er der Träger aller Sünden des Alls wurde!

Joh 18:7-9

"Da fragte Er sie nochmals: Wen sucht ihr? Sie sagten: Jesus, den Nazarener! Jesus antwortete: Ich sagte euch, dass Ich es bin. Wenn ihr Mich nun sucht, dann lasst diese gehen! Damit das Wort erfüllt werden sollte, das Er gesagt hatte: Von denen, die Du Mir gegeben hast, verliere Ich gar keinen."

So sehr die Macht der Finsternis nach dem Tod des Sohnes Gottes verlangte, so sehr war sie offensichtlich von dessen freiwilliger Hingabe irritiert. Noch einmal musste Sich Jesus zu erkennen geben - und Seine Worte "Ich bin es!" waren die Worte der Einwilligung, die Sündenlast der Menschheit jetzt auf Sich zu nehmen!

Doch gleichzeitig zeigte Er auch in diesem für Ihn schweren Augenblick seine liebende Fürsorge für seine Jünger. Keinen Augenblick, auch dort, wo Er wirklich all Seine Kräfte auf Seinen eigenen schweren Weg richten musste, verliert Er die Seinen aus den Augen. Das Wort, das der Vater zu Ihm sprach, musste erfüllt werden. Als ein Geschenk vom Vater hingen die Jünger nicht nur allein von Seiner Bewahrung ab, sondern von der des Vaters. Immer wieder muss Er deshalb in der Fürbitte für diese einstehen. Sie sollen äonisches Leben erhalten, Er tut ihnen den Namen Gottes kund, Er bewahrt sie, sie sollen Seine Herrlichkeit sehen - nur Judas war von dieser Fürbitte ausgeschlossen, er war keiner von denen, die nicht verlorengehen sollte. Auch hier musste sich Gottes Wort auf dramatische Weise erfüllen.

Und so wenig, wie die auserwählten Jünger verlorengehen konnten, so wenig können auch wir verlorengehen. Gott irrt Sich nie in Seiner Auswahl! Möge sich diese Wahrheit tief in unser Herz einprägen! Der Widerwirker weiß wohl, dass er uns nicht aus Seiner Hand reißen kann, aber - er kann uns unsicher machen, uns Ängste einflößen, uns verzagt machen. Seine Verführungskünste bestehen darin, den Blick auf uns, anstatt auf Ihn zu richten!

Joh 18:10

"Simon Petrus nun, der ein Schwert hatte, zog es heraus, schlug auf den Sklaven des Hohenpriesters ein und hieb ihm die rechte Ohrmuschel ab; der Name des Sklaven war Malchus."

Wenn wir das menschliche Verhalten des Petrus in dieser Situation betrachten, so sehen wir einmal, dass er charakterlich sehr impulsiv veranlagt war, was ihm nicht immer zum Besten diente. Dass er kurz darauf den Herrn dreimal verleugnete, zeigt weiter, dass er neben seiner impulsiven Aggressivität auch ein Feigling sein konnte. Und doch sollte gerade er der führende Apostel für Israel werden (wobei er allerdings noch viel lernen musste)! Wie bestätigt sich auch hier eindrucksvoll, was Paulus an die Korinther schreibt (1Kor 1:26-31). Kein Fleisch soll sich vor den Augen Gottes rühmen können, vielmehr gebührt aller Ruhm Gott, weil Er allein der Wirkende ist und unsere Schwachheit, unsere Niedrigkeit, unsere Torheit und unser Unvermögen benutzt, um Sich Selbst zu verherrlichen.

Wenn Petrus ein Schwert mit sich führte, so war dies mit Sicherheit keine Waffe, wie sie ein Krieger damals benutzte, sonder eher ein großes Messer, mit dem Dinge des Alltags erledigt werden konnten, z.B. beim Fischfang das Töten und Ausnehmen der Fische.

Da aber Gott gerade diesen Simon Petrus als Felsen für das Königreich erwählt hat, so hat Er auch bestimmte Absichten damit verbunden. Wir kennen das göttliche Prinzip aus der Geschichte Israels: Wenn Israel gehorsam war, wurde es von Jewe behütet, und Er vergalt seinen Widersachern mit schweren Gerichten. Auch in der Zukunft wird dies so sein (siehe Jes 60:12; Sach 14:12). Israel wird zum Teil mithelfen, diese Gericht zu vollstrecken. Diese Gerichte sind aber keine Racheakte Gottes, sondern heilsame Erziehungsmittel. Wenn wir Petrus als führenden Apostel im irdischen Königreich, an diesem Maßstab messen, dann hat er an dem Knecht des Hohenpriesters nicht grundsätzlich falsch, sondern nur verfrüht gehandelt, als er für den Herrn streiten, bzw. richten wollte

Joh 18:11

"Da sagte nun Jesus zu Petrus: Stecke das Schwert in die Scheide! Soll ich den Becher, den Mir der Vater gegeben hat, etwas nicht trinken?"

Ergänzend zu unserem Leitvers lesen wir in Mt 26:52-53: "....denn alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen! Oder meinst du, dass Ich Meinem Vater nich tzusprechen könnte, und Er würde Mir mehr als zwölf Legionen Boten bereitstellen?" Und Lk 22:51 berichtet noch weiter: "Dann rührte Er die Ohrmuschel an und heilte ihn."

Das göttliche Gericht muss sein, die Völker haben sich selbst gerichtsreife verhalten. Doch nicht der Mensch, sonder Gott ist der Richter, wobei Er ja alles Gericht dem Sohn übertragen hat. Die Tat des Petrus lehrt uns, dass zukünftige Gerichte Gottes nicht in aufwallendem Jähzorn ausgeführt werden, sondern in dem göttlichen Sinne, wo stets das Ziel im Auge behalten wird: die Heilung!

Jesu besänftigende Worte an den aufbrausenden Petrus sagenuns aber noch mehr: Als Er in Gethsemane bis an den Rand des Tode rang, als Sein Wille von dem des Vaters abwich, da lasen wir, dass Jesus von einem himmlischen Boten gestärkt wurde. Hierbei wollen wir betonen, dass nicht Sein Eigenwille gestärkt wurde, damit Er diesen hätte durchsetzen können, sondern Er wurde darin gestärkt, dass Er Seines Vaters Willen erfüllte!

Wenn es in unserem Leben zu einer Krise kommt und wir vor schweren Entscheidungen stehen, dann bedürfen wir nicht einer Stärkung unserer Entschlusskraft, sondern vielmehr dessen, was Paulus in Kol 1:9-11 erbat: "....dass ihr mit der Erkenntnis Seines Willens in aller geistlichen Weisheit und allem geistlichen Verständnis erfüllt werdet ... und mit aller Kraft nach der Gewalt Seiner Herrlichkeit gekräftigt werden zu zu aller Ausdauer und Geduld mit Freuden."

Verhör durch Hannas – Verleugnung durch Petrus

Joh 18:12

"Die Truppe, der Oberst und die Gerichtsdiener der Juden ergriffen nun Jesus,"

In Lk 22:53 lesen wir die ergänzenden Worte zu unserem Leitvers: "Als Ich täglich bei euch in der Weihestätte war, habt ihr keine Hand gegen Mich ausgestreckt. Dies ist jedoch euere Stunde und die Vollmacht der Finsternis.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte der Herr die uneingeschränkte Vollmacht über die Macht der Finsternis (siehe z.B. Mk 1:27; Lk 4:36). Doch welch ein bedeutsamer Wechsel trat mit Seiner Festnahem ein! Dort bekam die Finsternis Vollmacht über Ihn, es ist "die Stunde der Vollmacht der Finsternis".

Was ist das für eine Vollmacht, von wem kam sie? Wenig später, in Joh 19:11 gibt der Herr dem Pilatus die Antwort: "Du hättest gar keine Vollmacht über Mich, wenn sie dir nicht von oben gegeben wäre." Ähnliches lesen wir in Apg 4:27-28, was wiederum mit Eph 1:11 harmoniert: "Gott ... der alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt".

Freiwillig begab Sich Jesus in die Hände Seiner Häscher und ließ damit zu, dass die Finsternis Vollmacht über Ihn erlangte. Wenn auch tiefgründig der göttliche Ratschluss dahinter stand, so war es für den Sohn Gottes doch eine ungeheure Schmach, Sich dieser dunklen Vollmacht hinzugeben. Es kostete Ihn unergründliche Leiden, diese Finsternisvollmacht willig aus der Hand des Vaters zu nehmen; auch hier lernte Er Gehorsam an dem, was Er litt!

Da der Fürst der Finsternis Satan ist, war es auch dieser, dem Sich Jesus auslieferte. Was dem Bösen in der Wildnis, auf der Tempelzinne und dem hohen Berg nicht gelang, nämlich Macht über Jesus zu bekommen, hier fällt sie ihm, ohne große Verführungskünste anwenden zu müssen, einfach zu.

Aus Eph 6:12 wissen wir, dass es Fürstlichkeiten, Obrigkeiten und Weltbeherrscher der Finsternis gibt, geistliche Mächte der Bosheit inmitten der Überhimmlischen. In 2Kor 4:4 erfahren wir, wer der oberste Fürst dieser Finsternismächte ist: "... in welchen der Gott dieses Äons die Gedanken der Ungläubigen blendet...", womit ohne Zweifel Satan selbst angesprochen ist.

Satan selbst, mitsamt seinem ganzen hierarchisch aufgebauten Machtapparat, bekommt die Vollmacht über den Herrn.

Nun lesen wir aber, dass Satan nicht nur Vollmacht über die Finsternis hat, sondern er hat auch "die Gewalt des Todes" (Hebr 2:14). Vergegenwärtigen wir uns doch mit diesen Schriftstellen, dass unser Herr Sich mit Seiner Einwilligung in die Hände. Satans begab. Dieser hatte ab diesem Zeitpunkt die Macht, Ihn anzutasten, Ihn zu ergreifen, Ihn zu quälen, Ihn auszupeitschen, Ihn anzuspucken, ja Ihn in den Tod zu bringen.

Welche furchtbaren Mächte wirkten also in jenem Moment an auf Jesus ein! Seine Bereitschaft zum Aufnehmen und Tragen der billionenfachen Sündenlast einer ganzen Menschheit hatte auch den Fluch des Gesetzes zur Folge (Gal 3:13), und dieser Fluch forderte unerbittlich den Tod. Hinter diesem qualvollen Tod, den Jesus erleiden musste, stand Satan mit seiner ganzen, grauenerregenden Finsternismacht.

Verstehen wir jetzt, was über den im Gebet ringenden Sohn Gottes im Garten G ethsemane geschrieben steht: "Er begann zu erschauern und niedergedrückt zu werden" (Mk 14:33)!

Joh 18:13-14

"banden Ihn. und führten Ihn zuerst zu Hannas ab; denn er war der Schwiegervater des Kaiphas, der Hoherpriester jenes Jahres war. Kaiphas aber war es, der den Juden geraten hatte, dass es für sie vorteilhaft sei, ein Mensch sterbe für das Volk."

Gebunden wurde Jesus, der Sohn Gottes, zu Seinem ersten Verhör bei dem Hohenpriester Hannas geführt. Hannas heißt auf Hebräisch: "gnädig", doch diesem Wesenszug machte dieser keine Ehre, im Gegenteil. In Apg 4:6 taucht sein Name erneut auf, und hier ist er wiederum maßgebend an der ersten Verfolgung der Apostel beteiligt.

Dem Hohenpriester Kaiphas begegneten wir schon einmal in Joh 11:49. Als führende Persönlichkeit des Synedriums hatte er wohl größten Einfluss, und si war seine Stimme maßgeblich an dem Beschluss beteiligt, Jesus zu töten (Joh 11:53).- Dabei ist beachtenswert, dass sein übler Rat: "Ihr wisst überhaupt nichts, noch rechnet ihr damit, dass es für uns vorteilhaft ist, dass ein Mensch für das Volk sterbe und nicht die ganze Nation untergehe" (Joh 11:49-50), zweierlei beinhaltete: Einmal die menschliche Seite, die uns in erschütternder Weise die menschliche Habgier und Skrupellosigkeit des Kaiphas aufzeigt. Und solch ein Mensch war nicht nur einer der Oberen in Israel, er führte in diesem Jahr sogar den Vorsitz als Hoherpriester! Zum andern hatte seine Rede aber auch eine prophetische Seite: Jesu sollte für die sterben, zu denen Er gekommen war. Dabei müssen wir aber beachten, das sJesus als König nur zu Israel kam, aber als Opferlamm am Kreuz für das gesamte All starb.

Des Kaiphas übler Rat, Jesus zu töten, wurde von Gott ins Gegenteil gekehrt, er wurde zum Heil der Welt. Dies mag manchen von u ns trösten, der auf sein Unvermögen, auf seine Fehler schaut und darüber verzweifelt! Ein Landwirt in meiner einst heimischen Gemeinde sagte einmal: "Ich bin so glücklich, dass Gott aus meinem Mist Dünger macht!"

Joh 18:15-17

"Simon Petrus nun und ein anderer Jünger folgten Jesus. Jener Jünger war dem Hohenpriester bekannt und ging mit Jesus in den Hof des Hohenpriester hinein, doch Petrus blieb draußen an der Tür stehen. Der andere Jünger nun, der dem Hohenpriester bekannt war, kam heraus, sprach mit der Türhüterin und führte Petrus hinein. Nun sagte die Magd, die Türhüterin, zu Petrus: Bist nicht auch du einer von den Jüngern dieses Menschen? Er antwortete: Ich bin es nicht."

Gehen wir im Evangelium des Matthäus etwas zurück, wo Jesus zu Seinen Jüngern sagte: "Ihr alle werdet in dieser Nacht an Mir Anstoß nehmen; denn es steht geschrieben: Ich werde den Hirten erschlagen, und die Schafe der Herde werden sich zerstreuen. Jedoch nach Meiner Auferweckung werde Ich euch nach Galiäa vorangehen. Petrus aber antwortet Ihm: Wenn sie alle an Dir Anstoß nehmen, ich werde niemals an Dir Anstoß nehmen. Jesus entgegnete ihm: Wahrlich, Ich sage dir: In dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, wirst du Mich dreimal verleugnen. Da sagte Petrus zu Ihm: Und wenn ich mit Dir sterben müsste, so werde ich Dich keinesfalls verleugnen" (Mt 26:31-35).

Wie oft gibt uns doch das Wort Gottes ganz direkt Antwort auf so viele Fragen. Und wie deutlich zeigen die Worte Jesu an Petrus nicht nur dessen eigene Schwäche und Überheblichkeit auf, sondern geradeso auch unsere! Petrus erhielt in dieser Gelegenheit eine Lektion vom Herrn, welche auch für uns nützlich sein kann. Petrus übersah, dass der Herr sagte: "Ihr alle ..." und damit auch ihn, Petrus einschloss! Petrus erhob sich also über die anderen Jünger, denen er zutraute, dass diese sehr wohl straucheln könnten - er selbst aber niemals! Das Samenkorn für den Sturz des Petrus lag in ihm selbst; hier, in seiner selbstbewussten Erwiderung, sehen wir das erste Sprießen des Versagens. Und wie oft nehmen auch wir diese Haltung des Petrus ein! Beherzigen wir doch mehr 1Kor 3:18: "Niemand täusche sich selbst!" Denn eigenartig: Niemand weiß soviel Schlechtes von uns wie wir selbst, und dabei denkt niemand so gut von uns wie wir selbst!

Joh 18:18

"Dort standen auch die Sklaven und Gerichtsdiener; sie. hatten ein Kohlenfeuer angemacht und wärmten sich, denn es war kalt. Auch Petrus stand bei ihnen und wärmte sich."

Mit einer Lüge kam Petrus in den Innenhof des Hohenpriesters Hannas. Und während drinnen im Haus das Verhör Jesu durch Hannas begann, stand Petrus draußen zusammen mit jenen, die Jesus ergriffen hatten, und wärmte sich an deren Kohlenfeuer. Was mag in seinem Inneren vorgegangen sein, als er bei den Häschern seines Herrn stand? Noch vor kurzer Zeit zückte er in aufwallendem Zorn und Übereifer sein Schwert gegen sie, nun steht er gemeinsam it ihnen am Feuer - seine Lüge machte dies möglich.

Auch diese Situation ist geeignet, dass wir einen kritischen Blick auf uns werfen und uns fragen, inwieweit wir hier dem Petrus gleichen.

Wir kennen die leidvolle Erfahrung in der Verwandtschaft, in der Nachbarschaft, im Berufsleben oder sonst irgendwo unter Menschen, dass wir mitleidig angeschaut, gemieden und übergangen werden, ja dass über uns gelacht und gespottet wird. Mancher von uns erträgt die tapfer, aber so mancher wird auch. zu einem Petrus und leugnet seine Zugehörigkeit zu Christus bzw. redet nicht da rüber. 'Natürlich spielt hier auch unsere ganz persönliche Veranlagung eine gewichtige Rolle mit. Der Redegewandte wird eher bereit sein, seinen Glauben zu bezeugen als der hierin Unbeholfenere. Doch wenn wir in ungetrübtem Verhältnis zu unserem Herrn stehen, wird Er uns ganz sicher so führen, dass wir dort wo Er es will, auch Zeugnis unseres Glauben ablegen.

Petrus fürchtete Unannehmlichkeiten, wenn er zugegeben hätte, einer der Jünger Jesu zu sein. Fürchten wir solche auch? Doch bedenken wir, dass gerade solche Art Leider die Verheißung haben: "Losteilinhaber aber zusammen mit Christus, wenn wir nämlich mit Ihm leiden, damit wir auch mit Ihm verherrlicht werden" (Röm 8:17b).

Joh 18:19-21

"Der Hohepriester befrage nun Jesus über Seine Jünger und über Seine Lehre. Jesus antwortete ihm: Ich habe öffentlich zur Welt gesprochen. Ich habe allezeit in der Synagoge und in der Weihestätte gelehrt, wo alle Juden zusammenkommen; und Ich habe nichts im Verborgenen gesprochen. Warum fragst du Mich? Frage die, die alles gehört haben, was Ich. zu Ihnen sprach. Siehe, diese wissen, was Ich sagte."

Unser Blick wird nun in das Innere des Hauses gelenkt, wo der Hohepriester Hannas mit seinem Verhör beginnt. Seine Absicht war, Jesus zu töten (Joh 11:53); seine Fragen waren somit nicht redlich, sondern hinterhältig und heuchlerisch; in unserem Sprachgebrauch würde man sie als "Fangfragen" bezeichnen. Entsprechend ist auch die Antwort des Herrn - Er weicht einer direkten Stellungnahme aus und verweist Hannas auf das Volk, das Ihn überall gehört hatte und das von Ihm belehrt wurde.

Jesu großer Auftrag war, als Licht in die Finsternis zu kommen, doch die Finsternis hat es nicht erfasst. Johannes der Täufer sagte über Ihn: "Er war das wahrhafte Licht, das in die Welt kommend, jeden Menschen erleuchtet", und: "Er kam in Sein Eigentum, doch die Seinen nahmen ihn nicht an". Hier, im Haus des Hohenpriesters Hannas, beginnt das Licht der Welt zu erlöschen, die Ablehnung durch das Volk ist abgeschlossen, es erfolgt nur noch das vollständige Auslöschen durch die Hinrichtung am Kreuz.

Und wieder stehen wir demütig vor dem einerseits geoffenbarten Willen Gottes, der dem Volk zuruft: Buße und Umkehr zu tun und ihren Messias anzunehmen - und andererseits dürfen wir Seinen geheimen Ratschluss erkennen, der eine Verstockung vorsieht (so wie einst bei Pharao), so dass sie nicht erkennen können, wen sie ans Kreuz schlagen!

Joh 18:22

"Als Er dies gesagt hatte, gab einer der Gerichtsdiener, der dabeistand, Jesus eine Ohrfeige und sagte: So antwortest Du dem Hohenpriester?"

Wir erleben fast spürbar, wie die Macht der Finsternis ihre plötzlich erhaltene Vollmacht Schritt für Schritt ausprobiert und steigert. Nachdem es ihr gestattet wurde, Hand an den Sohn Gottes zu legen, indem sie Ihn festnehmen konnte, wird sie jetzt immer brutaler - Jesus wird ins Gesicht geschlagen, eine Demütigung und schmähliche Handlung für Ihn.

Nur zu gut kannte Hannas die geschriebenen Gesetze zur täglichen Heiligung, war er als Hoherpriester doch ein echter Nachkomme Aarons. Und doch verstieß er hier gegen das Gebot, das besagt: "Du sollst n icht unrecht handeln im Gericht ... du sollst deinen Nächsten recht richten" (3Mo 19:15); oder in V. 17: "Du sollt deinen Bruder nicht hassen in deinem Herzen..." und V. 18: "Du sollst dich nicht rächen noch Zorn bewahren gegen die Kinder deines Volkes. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst."

Jahre später erlebte der Apostel Paulus ähnliches: Auch er musste vor dem Hohenpriester (hier Ananias) erscheinen, um sich zu rechtfertigen. Da seine W orte dem Hohenpriester nicht gefielen, befahl dieser, Paulus auf den Mund zu schlagen. Allerdings blieb Paulus danach nicht stumm, sondern entgegnete Ananias: "Gott ist im Begriff, dich zu schlagen, du getünchte Wand"! (Apg 23:2-3). Dann korrigierte sich Paulus als er erfuhr, dass Ananias der Hohepriester war: "Ich wusste nicht, Brüder, dass er der Hohepriester ist; denn es steht geschrieben: Gegen einen Oberen deines Volkes sollst du nicht übel reden."

Und wie mag es da erst dem Hannas ergehen, wenn er denjenigen auf dem großen weißen Thron sitzen sieht, der er von dem Gerichtsdiener ohrfeigen ließ! (denn ohne die Anordnung des Hannas hätte der Gerichtsdiener es wohl kaum gewagt, einen Angeklagten zu schlagen).

Joh 18:23

"Jesus antwortete ihm: Wenn Ich übel gesprochen habe, so bezeuge, was übel war; wenn es aber trefflich war, warum schlägst du Mich?

Petrus, der im Hof am wärmenden Feuer stand, wird nicht mit eigenen Augen und Ohren gesehen bzw. gehört haben, was sich im Hause zutrug, doch war er sicher einer derjenigen, welche die Geschehnisse aus erster Hand erfuhren. Dementsprechend hautnah war dann auch sein Zeugnis: "Er hat keine Sünde ge tan, noch wurde Betrug in Seinem Munde gefunden, der beleidigt, nicht wieder beleidigte, und, als Er litt, nicht gedroht hat, sonder Er übergab es dem, der gerecht richtet" (1Petr 1:22-23). Doch im Vers zuvor gibt Petrus diesen Versen folgende Überschrift: "Denn dazu wurdet ihr berufen, weil auch Christus für euch litt und euch eine Musterschrift hinterließ, damit ihr Seinen Fußstapfen nachfolgen solltet."

Zwar wissen wir, dass Petrus ein Apostel der Beschneidung ist und seine Briefe dementsprechend auch an "die auserwählten Auswanderer in der Zerstreuung" gerichtet sind (1Petr 1:1), also an solche Israeliten, die außerhalb der Landesgrenzen Israels wohnten, doch heißt das nicht, dass diese Worte nicht auch für uns nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in Gerechtigkeit sind, damit der Mensch Gottes zubereitet sei, ausgerüstet zu jedem guten Werk (gem. 2Tim 3:16-17).

DAs Nachfolgen Seiner Fußstapfen sieht für uns so aus, dass wir uns nicht überall und in jedem Fall rechtfertigen müssen, dass wir vor allem nicht Böses mit Bösem vergelten sollen, dass wir niemandem zu drohen haben, auch nicht mit einer göttlichen Strafe, sondern vielmehr alles dem übergeben, der gerecht richtet und der das Herz jedes einzelnen kennt. Der Gang gerade in diesen Fußstapfen ist auch ein stück des Wandels, der uns in Phil 4:6-7 nahegelegt ist. "Sorgt euch um nicht, sondern lasst in allem eure Bitten im gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott. bekannt werden. Dann wird der Friede Christi, der allem Denksinn überlegen ist eure Herzen und eure G edanken wie in einer Feste in Christus Jesus bewahren."

Joh 18:24-27

"Dann schickte Hannas Ihn gebunden zu Kaiphas, dem Hohenpriester. Simon Petrus aber stand dabei und wärmte sich. Man fragte ihn nun: bist nicht auch du einer von Seinen Jüngern? Er leugnete und sagte: Ich bin es nicht. Da sagte einer der Sklaven des Hohenpriesters, der ein Verwandter dessen war, dem Petrus die Ohrmuschel abgehauen hatte. Sah ich dich nicht im Garten mit Ihm? Da leugnete Petrus nochmals, und sogleich krähte ein Hahn."

Erinnern wir uns nochmals zurück an die vorlaute Antwort von Petrus: "Und wenn ich mit Dir sterben müsste, so werde ich Dich keinesfalls verleugnen" (Mt 26:35). Jetzt wird Sein Herr von seinen Augen gebunden zum nächsten Verhör abgeführt, und erneut wird die Frage an ihn gestellt, ob er einer der Jünger Jesu sei. Und Petrus fällt nicht nur ein zweites, sondern wie es der Herr vorausgesagt hatte, noch vor dem Hahnenschrei ein drittes Mal!

Doch nicht nur Petrus strotzte zuvor vor Selbstvertrauen, auch die übrigen Jünger standen ihm darin kaum nach (Mt 26:35b). Mit solch stattlichen Männern umgeben, die eher für ihren Herrn sterben würden, als Ihn zu verleugnen - Jesus hätte wirklich stolz auf sie sein können. Aber ... der Geist war willig, doch das Fleisch war schwach! Schon kurz darauf, als Jesus in den Garten Gethsemane ging und Petrus sowie zwei weitere Jünger bat, mit Ihm zu wachen, fand Er sie schlummernd. "So vermögt ihr nicht eine Stunde mit Mir zu wachen?" (Mt 26:40), warf Er Petrus vor! Der zuvor so starke Petrus war schon zu schwach, auch nur eine Stunde für seinen Herrn wach zu sein! Doch als dann die Häscher unter der Führung von Judas kamen, versuchte Petrus erneut, seine Stärke mit dem Schwert in der Hand zu bekräftigen, indem er einem Sklaven das Ohr abschlug. Doch sein fleischlicher Eifer erreichte das Gegenteil dessen, was er wollte, sein Herr wurde trotzdem festgenommen.

Joh 18:27

"Da leugnete Petrus nochmals, und sogleich krähte ein Hahn."

Wir wollen uns noch einen Tag mit den Verhalten des Petrus beschäftigen, sind wir ihm doch in seinem fleischlichen Eifer so sehr ähnlich.

Bedenken wir, dass der Herr zu Seinem Volk kam, um diesem die Ohren für Seine Botschaft zu öffnen, doch Petrus schlug ein Ohr ab, wodurch ja dadurch das Gegenteil von hören erreicht wird.

Was Johannes zart übergeht, berichtet Matthäus umso deutlicher. Auf die erneute Frage, ,ob er, Petrus, nicht doch ein Jünger Jesu sei, lesen wir: "Da fing er an, sich zu verdammen und zu schwören: Ich weißt nichts von dem Menschen!" (Mt 16:74). Was ist nur aus dem so starken Petrus geworden! Nicht nur, dass er den Herrn verleugnete, er verdammte sich und beschwor auch noch seine Lüge! Man muss sich hier wirklich die Frage stellen: Inwieweit war Petrus hier besser als Judas?

Petrus hatte seinem Herrn geglaubt, dass in dieser Nachtalles an Ihm Anstoß nehmen würden (Mt 26:31), er vertraute mehr auf sein Fleisch als auf des Herrn Wort. Sein Versagen war umso deutlicher! Doch was dann folgte, bewegt uns tief: Petrus hörte einen Schrei, der ihn bis ins Mark erschütterte! ES war ein ganz gewöhnlicher schrei, den auch wir heute hier und dort immer noch hören können, es war keine Predigt, es war kein Ermahnen - es war nur ein Hahn, der den kommenden Morgen begrüßte. Doch für Petrus war es die Stimme Seines geliebten Herrn. Wie abgefallen war plötzlich alles Selbstvertrauen, alle Tapferkeit, alles eigene Tun! Der Hahnenschrei machte aus ihm einen anderen Menschen: "Nun erinnerte sich Petrus des. Ausspruchs Jesu, der es ihm angesagt hatte: Ehe der Hahn kräht, wirst du Mich dreimal verleugnen. Da ging er hinaus und schluchzte bitterlich" (Mt 26:75). Er bejahte also seine Schwachheit und glaubte dem Wort Jesu - wie bewegend ist doch diese Reue!

Verhör durch Pilatus

Joh 18:28

"Dann führte man Jesus in das Prätorium. Es war früh am Morgen, und die Juden selbst gingen nicht in das Prätorium hinein, um nicht entweiht zu werden, sie wollten doch das Passah essen."

Nach unserer Zeitrechnung fanden das letzte Mahl Jesu mit Seinen Jüngern, sein Kampf im Garten Gethsemane, Seine Festnahme, Sein Verhör durch Hannas sowie durch Kaiphas am Mittwoch, der Tag vor dem 14. Nissan (dem Donnerstag), statt. Unser Leitvers spricht von "früh am Morgen", dies war der Tag, an dem Jesus sterben musste, nämlich Donnerstag, der 14. Nissan.

Da aber Johannes das Verhör vor dem Hohenpriester Kaiphas, das ja noch am Mittwoch Abend stattfand (vielleicht auch sehr spät in der Nacht), übergeht, wollen wir es in Mt 26:57-68 nachlesen (worum wir unsere geliebten Leser bitten). Im Gegensatz zu Hannas, der Jesus allein verhörte, war jetzt das ganze Synedrium versammelt, um das Verhör durchzuführen. Wir sehen, mit welchen Mitteln die Obersten des Volkes versuchten, Jesus zu Tode zu bringen. Eine ganze Versammlung gelehrter Männer scheute sich nicht, Lügen und falsches Zeugnis zu akzeptieren. Wie wird doch hier die Elite Israels den Weisen der Welt gleichgestellt, welche Gott zuschanden macht (gem. 1Kor 1:27). Jene Männer um Kaiphas waren also keineswegs besser!

Jesu Zeugnis: "Ich bin Christus, der Sohn Gottes!" war für das ganze Synedrium eine Gotteslästerung - endlich hatte man einen handfesten Beweis der Lästerung und damit den Grund, Ihn zu töten.

Und wieder berührt es uns tief, wenn wir lesen, wie Jesus nach dem Verhör behandelt wurde: "Dann spieen sie Ihm in Angesicht und schlugen Ihn mit Fäusten; die Ihn ohrfeigten sagten: Prophezeie uns, Christus! Wer ist es, der Dich geschlagen hat?" (Mt 26:67-68). War es bei Hannas nur (!) eine Ohrfeige, so treiben jetzt die Mächte der Finsternis ihr Spiel. Versuchen wir doch einmal nachzuempfinden, was unser Herr in diesen Augenblicken erlitt!

Mit den Worten "Es war früh am Morgen" beginnt der Todestag Jesu, es ist Donnerstag, der 14. Nissan (nicht Karfreitag, wie die christliche Welt feiert).

In Mt 27:1 lesen wir, dass sehr früh an diesem Morgen nochmals die Hohenpriester und Ältesten des Volkes über Jesu Tod berichten und Ihn in das Synedrium abführten (Lk 22:66). In Lk 23:1 lesen wir weiter: "Dann stand die gesamte Menge auf, und man führte Ihn zu Pilatus ab." Dieser Vers ist deshalb so bedeutsam, weil wir hier die letzte und endgültige Entscheidung durch den Hohen Rat über Jesu Tod und damit Seine Verwerfung als König Israels sehen müssen!

Das "Prätorium", in welches Jesus jetzt geführt wurde, war der Palast mit dem Richthaus des römischen Statthalters Pilatus in Jerusalem.

Am 14. Tag des ersten Monats (April) war das Passahfest, die Erinnerung an den Auszug aus Ägypten; dabei ist zu beachten, dass der 14. Nissan - Donnerstag - im Volksmund der erste Tag der ungesäuerten Brote ist und der 15. Nissan, - Freitag - der große Sabbat, der erste Tag des eigentlichen Festes der ungesäuerten Brote; ihm folgt der 16. Nissan - Samstag - der wöchentliche Sabbat, der Tag der Webegarbe.

Die Juden betraten den Palast des Römers Pilatus nicht; es hätte sie im Hinblick auf das Passah entweiht, das Haus eines unreinen Menschen zu betreten, also musste Pilatus zu ihnen herauskommen, was er offensichtlich auch ohne weiteres tat, wie der nächste Vers erweist. Es zeigt sich, wie der Mensch nach außen hin fromm erscheinen kann, indem er peinlich genau gewisse Vorschriften einhält, im gleichen Augenblick aber in seinem Herzen schlimmste Gedanken hegen kann, in unserem Fall die Tötung des Sohnes Gottes!

Joh 18:29-32

"Daher kam Pilatus zu ihnen heraus und fragte mit Nachdruck: Welche Anklage bringt ihr gegen diesen Menschen vor? Sie antworteten ihm: Wenn dieser nichts Übles getan hätte, würden wir Ihn dir nicht überantworten! Pilatus erwiderte ihnen nun: Nehmt ihr Ihn und richtet Ihn nach eurem Gesetz! Da entgegneten ihm die Juden: Uns ist es nicht erlaubt, irgend jemand zu töten, damit das Wort Jesu erfüllt werde, das Er gesagt hatte, als Er andeutet, welches Todes Er demnächst sterben würde."

In einer Zeit, wo es noch keine Zeitungen, Rundfunk oder gar Fernsehen gab, waren die Menschen auf das persönliche Gespräch angewiesen. Jesu Wirken in der Öffentlichkeit war mit Sicherheit ein wichtiger Gesprächsstoff, der auch unter den Römer im Lande kursierte. Pilatus wird also schon vorher über die Person des Jesus von Nazareth viel gehört haben. Wir lesen, dass Pilatus seine erste Frage mit Nachdruck stellte, nämlich nach der Art der Anklage gegen diesen Menschen. Hier sehen wir deutlich den Widerwillen, mit der Pilatus die ganze Sache angriff. In seinem Herzen mochte er fühlen, dass hier ein außergewöhnlicher Mensch zu ihm geführt wurde, mit dem er möglichst nichts zu tun haben wollte. Seine Antwort: "Nehmt ihr Ihn und richtet Ihn nach eurem Gesetz" zeigt noch deutlicher seine Abneigung, hier richterlich einzugreifen.

Nach Joh 19:7 musste ein Mensch unter bestimmten Voraussetzungen nach dem Gesetz sterben, doch sagte ja Jesus seinen Tod "am Pfahl" voraus: "So wie Mose die Schlange in der Wildnis erhöhte, so muss der Sohn des Menschen erhöht werden" (Joh 3:14); und in 4Mo 21:8 befiehlt Jewe dem Mose. "Mache dir eine feurige Schlange und tue sie auf eine Stange". Nur erhöht an einer Stange durfte Jesus sterben, damit das Wort Gottes erfüllt werden. Der Tod an solche einer Stange (Pfahl) war aber römische und nicht jüdische Tötungsart, deshalb mussten die Juden unbewusst des Pilatus Ansinnen, sie selbst sollten Ihn töten, ablehnen. Gleich der Schlage in der Wildnis musste der Herr, am Pfahl erhöht, sterben!

18:33-35

"Dann ging Pilatus wieder in das Prätorium hinein, ließ Jesus rufen und frage Ihn: Du bist der König der Juden? Jesus antwortete ihm: Fragst du dies aus dir selbst, oder haben es dir andere von Mir gesagt? Da antwortete Pilatus: Ich bin doch kein Jude! Deine Nation und die Hohenpriester haben Dich mir überantwortet. Was hast Du getan?"

Pilatus wollte Jesus ohne Beeinflussung durch die vor ihm stehenden Juden verhören, er ging also in das Richthaus hinein und stellte dort seine Fragen an Ihn. Die Anklage, die vor Pilatus gebracht wurde, lautete von jüdischer Seite: "Wir haben befunden, dass dieser unsere Nation abwendig macht und verbietet, dem Kaiser Steuern zu geben, und sagt, Er Selbst sei Christus, ein König" (Lk 23:2).

Wir dürfen, wenn wir und die Szene gedanklich vorstellen, davon ausgehen, dass Pilatus die Anklage der Juden n icht ernst nahm, zumal das äußere Erscheinungsbild Jesu ja auch nicht dazu beitrug, Ihn weder als König noch als Kaisergegner erscheinen zu lassen. Pilatus empfand wahrscheinlich eher Mitleid mit Ihm, wei er Ihn (nach unserem Sprachgebrauch) "nicht für ganz voll nahm". Zudem lebte ja der von den Römern zwar entmachtete, aber immer noch vom Volk anerkannte König Herodes. Die Frage des Pilatus: "Du bist der König der Juden?" klingt also eher mitleidig als fragend! Sie hätte auch lauten können: "So sieht also der vermeintlich neue König der Juden aus!"

Trotzdem geht Jesus auf die Frage mit der Gegenfrage, ob sie aus Pilatus selbst komme oder ihm nur zugetragen sei, ein. Und wieder antwortet Pilatus ausweichend, er sei doch kein Jude, ihn ginge das im Grunde nichts an. Wenn du ein König sein willst ... bitte! Mich interessiert das nicht! Was hast Du also wirklich verbrochen, dass ich Dich richten soll!

Joh 18:36

"Jesus antwortete: Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wenn Mein Königtum von dieser Welt wäre, hätten sich Meine Untergebenen für Mich eingesetzt, damit Ich den Juden nicht überantwortet würde. Mein Königtum ist nun nicht von hier."

Die Antwort Jesu musste Pilatus unverständlich erschienen sein, offenbar schätzte er Jesus doch als einen harmlosen Phantasten ein, der ihm in keinster Weise gefährlich werden und an dem er auch keinerlei Schuld erkennen konnte. Uns jedoch, wie wir von Gottes Wort erleuchtet sind, enthüllt seine Antwort tiefe Einblicke in Gottes Ratschluss.

Dass sich die Herrschaft des Messias über die ganze Erde erstrecken wird, dieses Wissen haben die Israeliten schon von frühester Zeit an gehabt. Mit Ihm in diesem irdischen Paradies zu sein, das war ihre heiß ersehnte Hoffnung. Selbst Paulus schaute in seiner Anfangsphase nach diesem irdischen Königreich aus. Erst später wurden seine Blicke auf das Überhimmlische gelenkt, als ihm der erhöhte Christus ein Geheimnis nach dem anderen enthüllte.

Christi Herrschaftsgebiet umfasst das gesamte All, ist also nicht auf diese Erde beschränkt. Dem Römer Pontius Pilatus enthüllt Er solches, den Juden verhüllte Er es.

Aber noch mehr liegt in diesen Worten: Jesus sprach hier wiederum nicht die Welt als solche, sondern mehr dieses gegenwärtige Weltsystem bzw. diese Weltordnung an. Vor der Sintflut gab es keine Nationen und keine Königreiche; erst in diesem Äon entstanden diese! Und im nächsten Äon, dem des irdischen Königreiches, gibt es nur noch einen König, den König aller Könige, und diese Königsherrschaft ist nicht von dieser Welt (von diesem Weltsystem), sie trägt nicht die Merkmale des Fürsten dieses Äons, dem Widerwirker, sondern wird von dem gelenkt, der das Haupt des Alls ist, von Christus Jesus, unserm Herrn!

Joh 18:37

"Dann sagte Pilatus zu Ihm: Du bist also doch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, dass Ich ein König bin. Ich bin dazu geboren; und Ich bin dazu in die Welt gekommen, um ein Zeugnis für die Wahrheit abzulegen. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört Meine Stimme."

Wir wissen nicht, wie ernst oder wie ironisch Pilatus die Worte aussprach: "Du bist also doch ein König?" Noch war die Zeit nicht gekommen, wo das Evangelium auch diejenigen aus den Nationen erreichte, noch galt die Botschaft Jesu allein den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel (Mt 15:24). Doch, so wenig Pilatus in Jesus den wahrhaften Messias Israels erkennen konnte, so bedeutend und wichtig ist Sein Zeugnis, von dem wir im nächsten Vers lesen werden.

In einer Welt, in der die Unwahrheit eine große Rolle spielte und bis heute spielt, legte der Sohn Gottes Sein Zeugnis ab. Nur Gott und Sein Einziggezeugter sind unbestechlich wahr. Gott hat dies durch einen Eid bekundet (Hebr 6:17-18). Und dieses Zeugnis gab Ihm der Sohn auch in Seinen Erdentagen. Erinnern wir uns: "Das aber ist das äonische Leben, dass sie Dich erkennen, den allein wahrhaften Gott, und den Du ausgesandt hast, Jesus Christus" (Joh 17:3); oder "...der Mich gesandt hat, ist wahr, und was Ich von Ihm gehört habe, das spreche Ich zur Welt" (Joh 8:26). Und dann. noch die Worte: "Wer Sein Zeugnis angenommen hat, besiegelt damit, dass Gott wahr ist" (Joh 3:33).

Wie wichtig sind diese Worte doch auch für uns, dürfen wir doch ohne den geringsten Zweifel glauben, dass Gottes Wort, ob an Israel oder an uns gerichtet, die Wahrheit ist, dass Seine Verheißungen eintreffen werden, aber - dass auch wir, die herausgerufene Körperschaft Christi Jesu, heute schon "Pfeiler und Untergrund der Wahrheit" sein dürfen (1Tim 3:15), weil wir in. Christus Jesus wahr sind!

Joh 18:38

"Pilatus entgegnete Ihm: Was ist Wahrheit? Als er dies gesagt hatte, ging er wieder zu den Juden hinaus und erklärte ihnen: Ich finde keine Schuld an Ihm!"

Auf die bekannten Worte des Pilatus: "Was ist Wahrheit?", die er den Ausführungen Jesu in Vers 37 entgegensetzte, gibt Jesus keine Antwort mehr, Pilatus scheint auch keine solche erwartet zu haben, denn wir lesen, dass er nach diesem Ausspruch sofort hinaus zu den Juden ging.

Wir würden die Worte des Römers so interpretieren: Pilatus lebte im römischen Reich, wo Korruption, Lügen und brutaler Egoismus die Normalität waren. Wahrheit war für in das, was ihm selbst am meisten nutzte, etwas anderes kannte er nicht. Mit Jesus Worten konnte er nichts anfangen, die göttliche Wahrheit war ihm u nbekannt. Sein Ausspruch ist also eher spöttisch zu werden: Was wird wohl schon Wahrheit sein...!

Größere Beachten sollten wir aber den Worten zollen, die Pilatus dann draußen zu den Juden sprach: "Ich finde 'keine Schuld an Ihm!" Es war ein Römer, einer aus den Nationen, der noch vor der Kreuzigung ein deutliches Bekenntnis zur Unschuld Jesu aussprach, und dies vor den versammelten Juden in Jerusalem!

Im Gegensatz zu Pilatus wissen wir heute sehr genau, was Wahrheit ist, wir finden sie in Gottes Wort niedergeschrieben. Aber gerade wir, die wir Pfeiler und Untergrund dieser göttlichen Wahrheit sein sollen, sind in besonderer Weise die Zielscheibe des Widerwirkers, und etliche werden von diesem dahingehend verführt, dass sie sogar den Irrtum planmäßig verbreiten (gem. Eph 4:14). Denken wir nur z.B. an die Gott verunehrende Lehre einer ewigen Höllenqual! Auch wissen wir, dass gerade in unserer Frist gem. 1Tim 4:1-2 etliche vom Glauben abfallen, was nicht heißt, dass sie aus der Körperschaft Christi entfernt werden (was nicht möglich ist), sondern dass sie von der Wahrheit des Wortes abgewichen sind und dafür auf irreführende Geister und Lehren von Dämonen achtgeben.

Joh 18:39-40

"Es ist aber bei euch Gewohnheit, dass ich euch am Passah einen Gefangenen freilasse. Beschließt ihr nun, dass ich euch den König der Juden freilasse? Sie wiederum schrieen nun alle: Nicht diesen, sondern Barabbas! Barabbas aber war ein Wegelagerer."

Nicht mehr nur die Oberen, sondern die gesamte Volksmenge war versammelt (Mt 27:17) und wurde von Pilatus gefragt. Nach der endgültigen Entscheidung des Synedriums musste nun auch vom gesamten Volk eine endgültige Entscheidung über die Verwerfung des. Sohnes Gottes gefällt werden.

Pilatus fand aber nicht nur "keine Schuld" an Jesus, er wusste auch um die Hintergründe der Festnahme: "denn er wusste, dass sie Ihn aus Neid überantwortet hatten" (Mt 27:18). Die Pharisäer erlebten, wie die Volksmenge zu Jesus strömte, wie Er an einem Tag mehr Aufsehen erregte, als sie in ihrer ganzen Amtszeit. Diese Art von Neid ist uns bis heute nicht unbekannt! Pilatus durch schaute die Obersten des Volkes und suchte deshalb die Entscheidung beim Volk, wodurch er die Freilassung erhoffte. Doch die Hohenpriester hatten bereits vorgesorgt und "hetzten die Volksmenge auf, damit er ihnen vielmehr Barabbas freilasse" (Mk 15:11).

Wie schnell sind doch die Massen zu beeinflussen! Gestern noch liefen sie Jesus hinterher und bewunderten Ihn, heute schreien sie nach Seinem Todesurteil. Barabbas war nicht nur ein Wegelagerer, sondern nach Mk 15:7 sogar ein Mörder. Das Volk hatte nun die Entscheidung, ob Pilatus den Sohn Gottes oder einen Mörder freilassen sollte. Es entschied sich - aufgehetzt durch die Pharisäer - für den Mörder. Welche ungeheuerliche Entscheidung!

Doch auch hier, an diesem Punkt angelangt, haben wir n icht das geringste Recht, Israel zu verurteilen, ganz im Gegenteil! Ganz beantwortet Paulus die Frage: "Gott verstößt doch nicht Sein Volk? Möge das nicht gefolgert werden!"

"Und als er (Pilatus) erfuhr, dass Er aus dem Vollmachtsbereich des Herodes sei, sandte er Ihn zu Herodes..."Lk 23:7-11

Nur im Evangelium des Lukas lesen wir, dass zwischen den einzelnen Verhören durch Pilatus Jesus auch Herodes überstellt wurde. Wir bitten sie, liebe Geschwister, die Verse Lk 23:7-11 zu lesen.

Wir entnehmen diesen Versen, dass Pilatus alles unternahm, um die ihm unangenehme Person "Jesus" loszuwerden. Da kam ihm Herodes, der in diesem Tagen in Jerusalem verweilte, gerade reicht, hoffte er doch insgeheim, Herodes würde die Sache auf innerjüdische Weise klären.

Von Herodes lesen wir, dass er sich freute, Jesus zu sehen. Was war die Ursache seiner Freude? Nun, auch Herodes hatte, wie Pilatus, viel über Jesus gehört. Und so lesen wir in Vers 8, dass Herodes von der Begegnung mit Jesus erwartete, dass auch vor ihm irgend ein Zeichen oder Wunder geschähe, wie es einst die Pharisäer erhofften (Mt 12:38). Doch Jesus blieb stumm. Dafür sprachen die Hohenpriester und Schriftgelehrten umso mehr. Keinen Augenblick ließen sie Jesus aus den Augen, auch vor Herodes verklagten sie Ihn unnachgiebig. Und da Jesus nicht bereit war, das zu tun, was Herodes erwartet, nämlich irgendein Wunder, wandelte sich seine Neugier in Hohn, und, angetan mit glänzenden Kleider, sandte er Ihn zurück zu Pilatus.

Die Erwartung des Herodes lehrt uns, dass falsche Erwartung ebenso viel wie keine Erwartung ist und stets zu Enttäuschungen führt. Bis. heute gibt es Menschen, die aufgrund irgendwelcher Berührungen mit Gläubigen Mitläufer wurden, weil sie falsche Erwartungen bei dem Kontakt mit Kindern Gottes hegten. Wenn solche dann merken, dass ihre Erwartung enttäuscht wird, springen sie sehr schnell ab, was so manche echte Gläubige erschreckt, weil es den Anschein hat, man könne tatsächlich ganz von Christus abfallen. Hier wird übersehen, dass sogenannt "Mitläufer" keine berufenen Heiligen in Christus Jesus sind, sondern eben nur Mitläufer, die für kurze Zeit den Schein der Frömmigkeit an sich trugen!

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19. Das Johannes-Evangelium Kapitel 19