Die Apostelgeschichte Kapitel 20

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Abschrift Apostelgeschichte in täglichen Andachten Band I - VI
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Dort als Schrift noch erhältlich.

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

20. Die Apostelgeschichte Kapitel 20

Reise durch Mazedonien und Griechenland und zurück bis Troas
Auferweckung des Eutychus
Reise nach Milet
Abschiedsworte des Paulus an die Ältesten von Ephesus


Reise durch Mazedonien und Griechenland und zurück bis Troas

Apg 20:1

„Nachdem dann der Tumult aufgehört hatte, sandte Paulus nach den Jüngern, sprach ihnen zu und verabschiedete sich von ihnen. Dann reiste er ab, um nach Mazedonien zu gehen.“

Unsere gestrigen Leitverse zeigten uns die Bewahrung der beiden Brüder durch den weltlichen Stadtschreiber von Ephesus. Es war seine Aufgabe, die aufgehetzten Gemüter zu beruhigen, und Gott gab das Gelingen – der Tumult hörte auf und die beiden verschleppten Brüder wurden offensichtlich freigelassen. Wir wollen aber noch im Besonderen beachten, dass dieser Stadtschreiber darauf verwies, dass Ephesus als freie Stadt des römischen Reiches verpflichtet war, allezeit Frieden zu halten und zu bewahren. Der grundlose Aufstand und Tumult könnte dazu führen, dass Ephesus seine Freiheit und Bürgerrechte einbüßt, falls Rom davon erfährt! Mit dieser Mahnung entließ der Stadtschreiber die herausgerufene Zunftversammlung.

Nachdem wir uns gestern schon unserer herrlichen Herausrufung und Berufung in Christus erinnert haben, wollen wir die Pflichten der Epheser auch auf uns beziehen, denn Ähnliches wird auch uns gesagt. In Eph 4:1-6 werden wir von Paulus ermahnt, würdig unserer hohen Berufung zu wandeln, und das beinhaltet, mit aller Demut und Sanftmut, mit Geduld einander in Liebe ertragend. Und weiter wird uns gesagt, uns zu befleißigen, die Einheit des Geistes durch das Band des Friedens zu halten!

Obiges sind Worte, die wir schnell lesen, mit dem Kopf nicken – doch wenn es darauf ankommt, versagen wir!!! Selbst Brüder mit höchster Erkenntnis tun sich sichtbar schwer, diese Worte auch zu befolgen; doch es ist gut, wenn wir zuerst auf uns schauen. Die Einheit des Geistes besteht, sie wurde von Gott hergestellt! Unsere Aufgabe ist es, diese bestehende Einheit zu bezeugen, indem wir uns nicht in Streitigkeiten aufreiben. Und wenn es zum Streit kommt (was wir alle aus Erfahrung kennen) müssen wir uns auch wieder die Hand reichen können – das ist ein Stück unseres würdigen Wandels!

Apg 20:2

„Als er jene Gebiete durchzogen und ihnen mit vielen Worten zugesprochen hatte, kam er nach Griechenland.“

Obwohl Paulus Ephesus schon verlassen und auch die Gebiete Mazedoniens durchzogen hat, schauen wir trotzdem noch einmal auf die Geschehen zurück; sie haben seine Briefe an die verschiedenen Gemeinden, vor allem an die Korinther, maßgeblich geprägt. Auch der Zuspruch, von dem unser Leitvers spricht, beinhaltete ein gutes Stück Erfahrung auf seinen Wegen:

Der Tumult in Ephesus, der ja (aus dem Hintergrund) von dämonischen Mächten angezettelt wurde, war offiziell beendet. Ihr böses Wirken war von Gott so beschnitten, dass sie den Apostel Paulus auf seiner Weiterreise nicht hindern durften. Gott führte es so, dass die weltliche Obrigkeit gegen das Sinnen der Dämonen dem paulinischen Dienst zu weiterem Erfolg verhalf! Dieses göttliche Handeln soll auch uns zusprechen, dass Gottes Wege immer ans Ziel führen. Satan greift uns mit seinen Dienern immer wieder an, macht uns das Leben schwer, führt uns nur zu oft bis an den Rand des Verzagens! Doch so wie Paulus einst seinen geliebten Timotheus mit den Worten aufmunterte, „Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit, sondern der Kraft und der Liebe und der gesunden Vernunft gegeben“ (2Tim 1:7), so dürfen auch wir heute diese Kraft in Anspruch nehmen, die uns aus Gottes Wort zuströmt, indem wir Ihm einfach in allem vertrauen! Dabei ist aber ganz wichtig, dass uns keine irdische Herrlichkeit verheißen ist, kein Wohlergehen, sondern vielmehr die zweite Gnade, auch Drangsal und Leiden zu erdulden, die uns zubereiten, unsere herrliche Aufgabe in der kommenden überhimmlischen Herrlichkeit zu erfüllen – nämlich Schaugefäße der überströmenden Gnade zu sein!

Wie immer also auch unser Lebensweg verläuft, wie krumm und uneben unsere Wege sein mögen, ja, wenn so manches Fragezeichen aus unseren Herzen aufsteigen mag – Gottes Ziel mit uns ist absolut sicher, und Sein Geist der Kraft, der Liebe und der gesunden Vernunft leitet uns sicher zum verheißenen Ziel!

Wir müssen uns noch etwas mit Pauli Aufenthalt in Ephesus beschäftigen, zumal Lukas, der Schreiber der Apostelgeschichte, über die schweren Kämpfe und Leiden des Apostels gerade in dieser Stadt einfach hinweggeht. Dieses Übergehen führt uns in die Briefe des Paulus, wo wir mehr erfahren:

In Ephesus stellten sich nicht nur die abtrünnigen Juden gegen das Evangelium des Paulus, auch die Mächte der Finsternis boten alles auf, den Dienst des Apostels zu stören. Die habgierigen Mitglieder der Zunft der Silberschmiede waren dabei gute Helfershelfer! Wir dürfen davon ausgehen, dass die Korintherbriefe von Paulus gerade hier in Ephesus verfasst wurden. Im ersten Brief erwähnt Paulus nichts von Drangsalen und Leiden, vielleicht, weil sie erst nach Absendung des Briefes eintraten. Im zweiten Korintherbrief jedoch fühlt sich Paulus gedrängt, seinem Herzen Luft zu machen; so lesen wir in 2Kor 1:8 die erschütternden Worte: „ Denn wir wollen euch nicht in Unkenntnis lassen über unsere Drangsal, Brüder, die uns in der Provinz Asien (wo Ephesus liegt) widerfahren ist, weil wir außerordentlich, über unsere Kraft, beschwert wurden, so dass wir am Leben verzweifelten.“

Lassen wir diese Worte einen Moment auf uns einwirken, liebe Geschwister!

Noch im ersten Brief (1Kor 10:13) schrieb Paulus, dass Gott getreu ist, „der euch nicht über das hinaus anfechten lassen wird, wozu ihr befähigt seid …“ – im zweiten Brief sind die Anfechtungen so gewaltig, dass sie offensichtlich über die menschliche Kraft gingen, ja den Apostel samt seinen Brüdern am Leben verzweifeln ließ! Ist das ein Widerspruch?

Mit unseren gestrigen Aussagen und Fragen stehen wir vor einem zentralen Punkt der Körpergemeinde Christi Jesu, der allerdings weitgehend gemieden wird. Zum einen, weil darüber ein erschreckender Mangel an Wissen vorhanden ist, zum anderen, weil dieses Thema bei vielen Gläubigen unerwünscht ist!!! Es ist ja viel einfacher, wenn behauptet wird: „Wer Jesus hat, dem muss es auch körperlich gut gehen“!

Dem Apostel Paulus war keine Bewahrung vor Drangsal, Leiden und Krankheit zugesichert worden, sondern „Leiden“ (Apg. 9:16)! Wer unsere Ausführungen in unserer Schrift „Die Korintherbriefe in täglichen Andachten, Band III“ aufmerksam gelesen hat, hat vielleicht erkannt, dass Paulus in 2. Kor. 1:15 von einer „zweiten Gnade“ schreibt (in der fünften konkordanten Übersetzung leider mit „Gunsterweis“ wiedergegeben), und im Verlauf dieses Briefes erweist es sich, dass es eine (zweite) Gnade ist, für Christus zu leiden, aber auch von Ihm getröstet zu werden!

Keine Bewahrung vor Leiden und Drangsal – wohl aber Bewahrung vor Verzagen und vor Zusammenbruch! Und dies alles im Sinn unserer göttlichen Zubereitung auf zukünftige Aufgaben in der Herrlichkeit! Was lernte Paulus? Lesen wir weiter in 2Kor 1:8ff: Die Brüder hatten den Bescheid des Todes in sich, was sie lehrte, nicht auf sich selbst zu vertrauen, sondern allein auf Gott, der die Toten auferweckt! Diese Worte sagen uns, dass Paulus in Ephesus auch mit seinem Tod gerechnet hatte, was ihn aber nicht entmutigte, weil er den festen Glauben hatte, dass Gott ja die Toten auferweckt! Darüber hinaus rechnete er weiter damit, dass Gott ihn so lange wirken ließ, bis sein Dienst völlig erfüllt war! So konnte er dann auch in 2Kor 4:8 ff weiter schreiben: „… in allem bedrängt, aber nicht eingeengt, ratlos, aber nicht verzweifelt, verfolgt, aber nicht verlassen, niedergeworfen, aber nicht umgekommen …“.

Wir suchen heute einen Abschluss zu den Leiden Pauli in der Provinz Asien, vornehmlich in Ephesus, den wir in Kurzform so umreißen können: Das Trachten und Sinnen des Apostels Paulus wurde mehr und mehr weg vom Irdischen auf das himmlische gerichtet: „Suchet das droben, wo Christus ist, zur Rechten Gottes sitzend“ (Kol 3:1-2)!

Dazu lesen wir in 2Kor 4:10ff weiter: „Allezeit tragen wir so die Tötung Jesu in unserem Körper umher, damit auch das Leben Jesu in unserem Körper offenbar werde. Denn wir, die wir leben, werden stets um Jesu willen in den Tod dahingegeben, damit auch das Leben Jesu in unserem sterblichen Fleisch offenbar werde.“

Vor Pauli Berufung (vor Damaskus) war er ein angesehener Pharisäer, der einerseits in Ruhe seinem Beruf als Zeltmacher nachging, andererseits die in seinen Augen gegen den Gott Israels lästernden „Jesus-Anhänger“ radikal verfolgte und dafür von den Juden Beifall bekam. Es ging ihm also in allem gut! Dies änderte sich schlagartig nach seiner Bekehrung! Wenn wir Pauli Weg zurückverfolgen, waren es tatsächlich nur Drangsale und Leiden, die er sogar in 2Kor 11:23 ff aufzuzählen versucht. Wenn Gott nun auch uns, die heutigen Glieder am Körper Christi Jesu, in Drangsal und Leiden führt, wenn Er uns, wie einst Paulus, über unsere Kraft beschwert, so dass auch wir am Leben verzweifeln mögen, so sollen auch wir lernen, nicht mehr „auf uns zu vertrauen, sondern auf Gott, der die Toten auferweckt“!

Unser irdisches Leben ist in sofern wichtig, weil es uns schult, uns zubereitet und fähig macht, spätere Aufgaben zu erfüllen. Doch wenn die Schulzeit (unser irdisches Leben) beendet ist, dann erst kommt unser wahres Leben, auf welches heute schon unsere Augen gerichtet sein sollten! Darum der Zuspruch in Kol 3:1-4, nach dem zu trachten, was droben ist – und unsere Drangsale fördern diesen Blick nach droben!

Apg 20:3

„Dort verbrachte er drei Monate. Als er sich anschickte, nach Syrien in See zu gehen, und von den Juden ein Anschlag gegen ihn vorbereitet wurde, fasste er den Entschluss, über Mazedonien zurückzukehren.“

Wir reisen jetzt mit Paulus weiter, das heißt, wir verlassen mit ihm die Stadt Ephesus (die ja in Asien, der heutigen Türkei, liegt), um nach Mazedonien (wo die Städte Philippi, Thessalonich und Beröa liegen) überzusetzen. Er durchzog gemäß Vers 2 diese Gebiete und sprach dort den jungen Gemeinden zu. Danach kam er nach Griechenland, wo die uns bekannte Stadt Korinth lag, wo er drei Monate verbrachte.

Wir wollen hier erneut darauf hinweisen, dass Lukas, der Verfasser der Apostelgeschichte, den Schwerpunkt auf das irdische Königreich legt, auch im Bezug auf das Wirken Pauli. Aus diesem Grund lesen wir wenig über das für uns lebenswichtige Wirken des Apostels an der Körpergemeinde, wir müssen dies seinen Briefen entnehmen. So berichtet Lukas denn auch lediglich, dass Paulus Mazedonien durchzog und mit vielen Worten zugesprochen hatte, und danach drei Monate in Griechenland (Korinth) war; womit sprach er zu? Worüber diente er?

Man geht davon aus, dass in dieser Zeit auch der Brief an die Galater geschrieben wurde, und dieser Brief hat ja das Grundthema: „Frei vom Gesetz“, also Rechtfertigung allein durch Glauben! Und gerade dieses Thema war den gesetzestreuen Juden ein Dorn im Auge. Wie konnte ein Jude (der Paulus ja war) so gotteslästerlich handeln? Er musste mit allen Mitteln zum Schweigen gebracht werden – so wurde ein Anschlag gegen Paulus vorbereitet.

Aber schauen wir heute noch kurz in den Galaterbrief und lassen uns daraus zusprechen: „Für die Freiheit hat Christus uns freigemacht. Steht nun fest in ihr und lasst euch nicht wieder im Joch der Sklaverei (dem Gesetz) festlegen“ (Gal 5:1) – das war wohl auch der Zuspruch in Mazedonien!

Wir versuchen heute, im Geist nachzuvollziehen, was Paulus zuerst in Mazedonien, dann drei Monate lang in Griechenland lehrte – das Thema haben wir gestern schon angeschnitten.

Die Galater wurden von Pauli Evangelium in die Gnade berufen, dies bedeutet: „Frei vom Gesetz!“ Und was taten die Galater? Sie ließen sich durch das andersartige Evangelium zuerst beunruhigen, und dann umstellen – nämlich auf das Evangelium des irdischen Königreichs „dem des Gesetzes“! Wenn Paulus in Gal 1:6 ff (und von diesen Versen sprechen wir hier) von einem „andersartigen Evangelium schreibt, das aber nicht ein anderes echtes ist“, so muss uns klar sein, dass es nur zwei Evangelien gibt: 1.) Das für Israel gültige Evangelium des irdischen Königreichs, welches das Gesetz zur Grundlage hat; von ihm berichtet das gesamte AT, die vier Evangelien Matthäus, Markus, Lukas und Johannes, sowie die Briefe des Petrus, Jakobus und Johannes. 2.) Erst durch Paulus wurde das bisher in einem Geheimnis verhüllte Evangelium der Gnade verkündigt, wir finden es daher logischerweise auch nur in den Paulusbriefen! Wir sprechen somit von zwei unterschiedlichen Evangelien, a) dem des Gesetzes und b) dem der Gnade!

Es liegt uns Menschen dem Fleische nach näher, etwas für Gott tun zu wollen, als etwas umsonst zu erhalten. Als deshalb die für das Gesetz eifernden Juden die Galater von der Gnade umzustellen versuchten, gelang ihnen dies scheinbar sehr schnell! Paulus war darüber erstaunt, wie schnell sich die Galater umstellen ließen! Bedenken wir deshalb sehr gründlich: Die Gnade, in die wir berufen wurden, duldet nicht das geringste eigene Werk! In der Gnade sind wir Gerettete, durch Glauben, und nicht einmal der Glaube ist aus uns! Gott ist der allein Wirkende … lies Eph 2:8.

Apg 20:4

„Mit ihm zogen Sopater von Beröa, der Sohn des Pyrrhus, Aristarchus und Sekundus von Thessalonich, Gajus und Timotheus von Derbe, ferner von der Provinz Asien Tychikus und Trophimus.“

Paulus war auf der Rückreise nach Jerusalem, und seine Absicht war, über Syrien in See zu gehen. Doch der Anschlag der Juden bewog ihn, über Mazedonien zurückzukehren. Er musste also wegen äußerer Umstände seinen Weg ändern! Und solche Umstände führen auch bei uns oft dazu, dass wir mit Hadern anfangen, z. B.: Warum lässt Du mich nicht „so“ gehen, wie ich will, Herr? Wir sehen hier deutlich, dass sich der Mensch nur zu oft seinen Weg erdenkt, doch Gott gibt es letztlich, dass dieser Weg fortgeht (siehe Spr. 16:9), oft in anderer Richtung! Gott hat nur einen Weg mit uns, und dies ist der Weg zum Ziel! Das Ziel ist für uns erreicht, wenn wir unsere Zubereitung beendet und unsere Aufgaben auf der Erde erfüllt sind. Doch wie oft wollen wir uns unserer Zubereitung entziehen? Wollen andere Wege gehen? Fühlen uns den Wegen Gottes nicht gewachsen? So manche Frage steigt dann aus der Tiefe unserer Herzen auf – und doch dürfen wir auf all unseren Wegen wissen, dass Gott uns liebt! Möge uns hier Röm 8:38–39 zusprechen: Nichts (auch kein neuer unbekannter Weg) kann uns von der Liebe Gottes scheiden, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn!

So änderte sich auch der Weg unseres Apostels Paulus, und Gott stellte ihm aus verschiedenen Gemeinden tüchtige Brüder zur Seite, die alle aus mazedonischen Gemeinden stammten. Lukas nennt nur sieben Namen, obwohl es mehr gewesen sein müssen. Nach 2Kor 8:16-19 war auch Titus dabei und letztlich Lukas selbst, geht er doch ab Vers 6 wieder zur „Wir-Form“ über. Die große Begleiterzahl auf dem Weg nach Jerusalem (und dies war ja das Ziel Pauli) war deshalb gegeben, damit die Muttergemeinde die Frucht des Wirkens Pauli unter den Nationen sehen konnte. Außerdem sollte ja eine große Kollekte übergeben werden – Glieder der jungen Körpergemeinde halfen der Not leidenden Pfingstgemeinde in Jerusalem.

Apg 20:5

„Diese beiden gingen uns voraus und blieben in Trojas.“

Lukas, der Schreiber der Apostelgeschichte, übergeht, wie schon mehrfach angeführt, viele Ereignisse, die wir dann aber in den Paulusbriefen entdecken – so auch ein Anlass der Reise nach Jerusalem: Die dortige Notlage der Pfingstgemeinde. Ausführlich lesen wir darüber im 2. Korintherbrief (siehe unsere Schrift „Die Korintherbriefe in täglichen Andachten, Band IV“ ab Seite 5). Paulus hatte seine durch ihn gegründeten Gemeinden zu einer Kollekte aufgerufen, die auf dieser Rückreise überbracht werden sollte.

In all seinen eigenen Nöten und Drangsalen leidet Paulus auch für seine Brüder, seine Stammesverwandten dem Fleisch nach, und sorgt für die Not leidende Pfingstgemeinde in Jerusalem. Längst hat Paulus die grundsätzlichen Unterschiede zwischen der Pfingstgemeinde, die auf das Königreich wartet, und der Körpergemeinde, die nach dem, was droben ist, strebt, erkannt, an erster Stelle die Gegensätze von „Gesetz und Gnade“. In Röm 9-11 (speziell Röm 11:25 -27) schreibt er von dem Geheimnis der Verstockung Israels. In Eph 4:3 spricht Paulus zu, die Einheit des Geistes (die ja ohne unser Zutun besteht) durch das Band des Friedens zu halten; angesprochen sind wir, die Körperglieder. Doch er sucht diese Einheit auch mit der noch existierenden Pfingstgemeinde, denn trotz der gravierenden Unterschiede wusste er sich dennoch in dem einen Herrn und einem Gott und Vater stets mit seinem Volk verbunden. Ein lehrender Bruder sagte schon vor einiger Zeit: Gottes Uhr mit Israel beginnt wieder zu ticken - es gibt in Israel bereits messianische Gemeinden, die wir nicht automatisch der Körpergemeinde zurechnen können (die übrigens auch „Not leiden“) – sie gehören in das Königreich! Für uns heißt das: Die Vervollständigung der Nationen ist bald erreicht! Wir wollen hier erneut darauf hinweisen, dass wir keine höhere Berufung als Israel haben, sondern lediglich ein anderes Aufgabengebiet! Nach Eph 1:10 wird das All auf zwei Ebenen aufgehauptet, für die Himmel steht die Körpergemeinde, für die Erde ist Israel zuständig. Und über beiden steht derselbe Herr, der alles so lenkt, dass Gott einmal „alles in allen sei“!

Im Blick auf unseren Leitvers sind auch wir, wie damals Paulus, in unserer Auslegung noch nicht in Troas angekommen, wir lassen deshalb die beiden voraneilenden Brüder noch etwas dort verweilen.

Zuerst noch ein paar Gedanken zu der gestrigen Aussage, der heutigen messianischen Gemeinden in Israel:

Wir wissen um die Einstellung vieler Geschwister, dass in der heute noch bestehenden Verwaltung der Gnade alle Glaubenden, auch Israeliten, der Körpergemeinde zugerechnet werden müssen … doch es gibt auch andere Sichtweisen, und dies vor allem unter dem Gesichtspunkt, dass die gegenwärtige Verwaltung ziemlich am Ende angelangt ist! Und in gleicher Weise, wie wir ja ganz selbstverständlich von einer „Verwaltung des Übergangs“ von der Pfingstverwaltung zur „Verwaltung der Gnade“ reden, kann es ja auch wieder eine ganz kurze Zeit des Übergangs geben, wo Gott beginnt, Israel langsam aus der Verstockung zu rufen und sich messianische Gemeinden bilden. Ich selbst, der Verfasser dieses Schreibens, habe schon mit Juden gesprochen, die energisch Paulus ablehnen, Jesus jedoch mit ganzem Herzen als ihren Messias erkannt haben und auf Ihn als ihren König warten! Darf man diese Juden gewaltsam in die Körpergemeinde pressen? Wir meinen „Nein“! Wir sollten vielleicht mehr daran denken, dass hier auch für uns ein Zeichen gesetzt wird, Jesu nahes Kommen zur Entrückung zu sehen.

Parallel zu Paulus, der den Not leidenden Geschwistern in Jerusalem helfen wollte, eine große Kollekte ins Leben rief und nun auf dem Weg war, das Geld zu überbringen, leiden offensichtlich auch heute viele dieser messianischen Gemeinden in Israel große Not, weil sie von den orthodoxen Juden geächtet, schikaniert, bekämpft und verfolgt werden – auch hier kann man Paulus nachahmen, zumindest im Gebet und in der Fürbitte.

Wir sahen, wie Paulus Ephesus verließ, Mazedonien durchzog und nach Griechenland kam, wo ja Korinth liegt, und wo er drei Monate verbrachte. Sein Vorhaben, direkt nach Syrien in See zu gehen, wurde von Gott abgeblockt, so dass er mit den sieben genannten Brüdern nach Mazedonien zurückreiste, wobei zwei Brüder vorauseilten, Europa verließen und in Troas (Asien) warteten. Dies ist der Stand unseres Leitverses. Bevor wir weiterziehen, müssen wir noch einen Punkt streifen: Lukas schreibt nichts darüber, was Paulus in den drei Monaten in Griechenland tat, doch mit großer Wahrscheinlichkeit entstand hier der Brief an die Römer! Und gerade dieser Brief enthält das Fundament aller von Paulus verkündigten Wahrheiten! Ohne den Römerbrief wären die Paulusbriefe schwer oder nicht verständlich gewesen.

Der Inhalt des Römerbriefes umfasst in vollkommener Weise die Rechtfertigung aus Glauben, die Versöhnung Gottes im Hinblick auf den einzelnen Menschen, wie auch auf die Nationen – also auch den Grund für die überströmende Gnade, die uns zueigen ist. Das Übergehen dieser absolut wichtigen paulinischen Wahrheiten in der Apostelgeschichte zeigt uns einmal mehr, dass Lukas in der Hauptsache die Königreichsgemeinde im Auge hatte.

Aber werfen wir noch einen kurzen Blick in den Römerbrief und erfreuen uns an einer Aussage in Röm 3:22: „… eine Gerechtigkeit Gottes aber durch den Glauben Jesu Christi …“. In Verbindung mit Röm 1:17 wird uns gesagt, dass es nicht unser Glaube ist, sondern der Glaube Jesu Christi, der der Träger der Gerechtigkeit Gottes ist! Wir wiederholen: Nicht unser Glaube, sondern der Glaube unseres Herrn! Sein Opfer beruht auf absolutem Gehorsam des Glaubens. Hätte Sein Glaube auch nur in einem Punkt versagt, wäre Sein Opfer umsonst gewesen! Gemäß Phil 2:8 war Er in allem wie ein Mensch erfunden, das heißt, Er war den gleichen Glaubensbeschwernissen wie ein Mensch ausgesetzt! Wir können also Seinen Glauben nicht hoch genug einschätzen, es war „Sein Glaube für uns!“

Apg 20:6

„Wir jedoch segelten nach den Tagen der ungesäuerten Brote von Philippi ab und kamen in fünf Tagen zu ihnen nach Troas, wo wir uns sieben Tage aufhielten.“

Beachten wir heute zuerst das erste Wort unseres Leitverses: „Wir …“; es zeigt uns, dass Lukas wieder mit dabei ist und nicht mehr aus der Ferne, sondern als Augenzeuge berichtet.

Paulus ist auf der Rückreise, sein Ziel ist Jerusalem. Die Verstockung seines Volkes hat ihm der Herr längst enthüllt, er hat sie ja in Röm 11:23 ff niedergeschrieben. Dennoch wusste er sich mit den gläubigen Juden verbunden, auch wenn sie sein Evangelium nicht mittragen konnten. Die große Kollekte, die er eingesammelt hatte, diente als Zeichen der Verbundenheit mit der abnehmenden Königreichsgemeinde in Israel.

In Troas fand die gesamte Reisegesellschaft zusammen, etliche waren ja schon gemäß Vers 5 voraus gezogen. Auffallend ist bei dem weiteren Bericht des Lukas, dass er ab hier das Zählen der Tage und Wochen nach jüdischen Festen vornimmt, in unserem Leitvers die Tage der ungesäuerten Brote (Passahfest). Dies muss einen Grund haben! Das Passahfest war das Fest der Darbringung der Erstlingsgarbe, Pfingsten hingegen war das Fest der vollen Ernte. Damit kann sich folgendes Bild ergeben:

In den Tagen der ungesäuerten Brote verlassen die Erstlinge der Körpergemeinde Europa (ab Philippi), um über Troas nach Jerusalem zu ziehen, um sich hier am Pfingsttag (siehe voraus in Vers 16) als Erstlinge darzustellen (gemäß 1Kor 5:7 sind die Heiligen der Körpergemeinde Christi Jesu „ungesäuert“ – „denn als unser Passah wurde Christus für uns geopfert“). Dies mag für manche ein gewagter Vergleich sein, doch Paulus selbst drängt ja mit Macht, wie wir noch in Vers 16 sehen werden, nach Jerusalem. Als Paulus an früherer Stelle Jerusalem erreichen wollte, ließ es der Geist Gottes noch nicht zu, die Erstlinge waren noch nicht vollendet, zuerst musste der Dienst in Ephesus ausgeführt werden (siehe Apg 18:21-22 und Apg 19:1ff).

Wir möchten die gestrigen Aussagen noch etwas ausführlicher darstellen, wobei uns die Frage wichtig erscheint, warum Paulus überhaupt noch nach Jerusalem möchte:

Stellen wir zuerst wiederholt fest, dass Paulus ganz klar erkannt hat, dass Israel in das Verstockungsgericht geraten ist, dass diese Verstockung aber zeitlich begrenzt war, und dies so lange, bis die Vollzahl der Körpergemeinde erreicht und diese entrückt ist. Danach wird Israel als Gesamtheit gerettet werden, wie wir es in Röm 11:25 ff lesen. Jerusalem konnte dem Apostel Paulus also nichts mehr geben, weshalb dann die Reise dorthin?

Zuerst sehen wir die Kollekte, die Paulus übergeben wollte. Es war ein Signal auch an uns, jenen zu helfen, die in Not geraten sind – und hier waren es Gläubige der Pfingstgemeinde, die noch bestand, aber zunehmend am „schwinden“ war. Weiter müssen wir sehen, dass Paulus seine Verbundenheit auch mit der Königreichsgemeinde zur Schau stellt! Damit möchte er gerade uns sagen: Seid besonnen, nicht hochmütig über Israel! Und Hochmut wäre ohne Zweifel, wenn behauptet wird, dass unsere überhimmlische Berufung höher bzw. erhabener sei als die irdische Berufung Israels! Israel ist nicht abgeschrieben, sondern nur „beiseite gestellt“, und dies einzig aus dem Grund, damit in dieser Zeit die Körpergemeinde Christi Jesu berufen, zubereitet und entrückt wird!

In Kap. 6:3 wurden sieben Männer ausgewählt, um der jungen Pfingstgemeinde dienlich zu sein. Jetzt, in Apg 20:4-5, ziehen sieben Brüder (als symbolische Zahl) mit Paulus nach Jerusalem, um wiederum der abnehmenden Pfingstgemeinde dienlich zu sein und zu demonstrieren: Wir aus der Körpergemeinde sehen uns mit euch verbunden, auch wenn unsere Berufung auf einer anderen Ebene (jener der Überhimmel) stattfindet. Das ist Liebe zu Gottes Volk!

Auferweckung des Eutychus

Apg 20:7

„Als wir an dem einen der Sabbattage versammelt waren, um Brot zu brechen, unterredete sich Paulus mit ihnen, weil er vorhatte, sich tags darauf fortzubegeben. Daher dehnte er die Wortverkündigung bis Mitternacht aus;“

Der Dienst Pauli in Troas erhält durch den Bericht in den vor uns liegenden Versen eine besondere Note! Von seinem eigentlichen Dienst am Evangelium wird uns nichts berichtet, auch wissen wir nicht, wie in Troas eine Gemeinde (die ja offensichtlich vorhanden war) entstanden ist. Und doch wurde Troas für Paulus bedeutsam, denn hier empfing er die Weisung zu seinem Dienst in Europa (siehe Apg 16:9), von hier aus beginnt das eigentliche „Hinaufziehen nach Jerusalem“, in seinem Gefolge die Erstlinge aus den Nationen, und ab hier beginnt das Zählen der Wochen bis Pfingsten.

Bei „einem der Sabbattage“ handelt es sich um einen der Sabbate zwischen dem Passah- und Pfingstfest; mit unserem Sonntag hat dies nichts zu tun. Sie kamen zusammen, um Brot zu brechen – diese Bezeichnung finden wir nur zweimal in der Apostelgeschichte: Das erste Mal in Apg 2:42-46 und heute in unserem Leitvers. In Apg 2 ist es die junge Pfingstgemeinde, hier in Troas die Körpergemeinde Christi Jesu.

Lukas betont dieses „Brot brechen“ wohl gerade auch im Blick auf die Reise nach Jerusalem. Bei diesem Zusammensein soll das Verbindende mit der Pfingstgemeinde demonstriert werden, die im Grunde doch große Einheit als „Werkzeuge Gottes“. So strikt und konsequent wir einerseits das Wort der Wahrheit schneiden müssen, das heißt, gemäß 2Tim 2:15 Paulus als den absoluten Lehrer der Körpergemeinde sehen müssen, der uns auf unsere Aufgabe in den Überhimmeln schult, so sollten wir andererseits aber das Verbindende mit der Pfingstgemeinde (Königreichsgemeinde) nicht übersehen, die genauso wie wir geschult wird, nur von anderen Lehrern und für ein anderes Aufgabengebiet, nämlich für „die Erde“. Für beide Werkzeuge Gottes starb unser Herr – und in Apg 2:42-46 und dem gestrige Leitvers benutzt Lukas die gleichen Worte!

Apg 20:8

„… eine beträchtliche Anzahl von Fackeln brannte in dem Obergemach, wo wir versammelt waren.“

Wir müssen heute noch einmal über das „Brot brechen“ nachdenken, vor allem unter dem Aspekt, dass diese Handlung hier in Troas (Vers 7) nicht mit dem typischen Herrn- bzw. Abendmahl verwechselt werden sollte:

Das gemeinsame „Brot brechen“ ist natürlich zuerst einmal eine alltägliche hebräische Redewendung für das Einnehmen einer Mahlzeit. Da Lukas jedoch in Apg 2:42-46 diese Bezeichnung schon einmal (hier aber im Blick auf die Königreichsgemeinde) gebrauchte, wollen wir noch einmal einen Blick zurück werfen. In Apg 2:46 lasen wir, dass die junge, messianischgläubige Königreichsgemeinde ihr Brot zu Hause brach und ihre Nahrung mit Frohlocken und in Herzenseinfalt zu sich nahm. Das alltägliche Essen, das ja hebräisch durchaus „Brot brechen“ bedeutet, wird zu einer ganz besonderen Art von Gottesdienst: Sie lobten ihren Gott! Und in diesem Sinn muss Lukas auch das „Brot brechen“ in Troas gesehen haben.

So gesehen war es also hier in Troas kein typisches Herrenmahl (Abendmahl), wie es Jesus mit seinen Jüngern hielt, sondern das gemeinsame Essen und Trinken mit Frohlocken und in Herzenseinfalt, Gott dabei lobend. Und dann lesen wir noch in Apg 2:46 den Nachsatz: „… und hatten Gnade für das ganze Volk“, was besagt, dass sie dortmals überall offene Türen fanden, es war noch Gnadenzeit für Israel!

Für das Volk Israel lief die Gnadenzeit immer mehr ab, dafür offenbarte Paulus für die Körpergemeinde auch hier in Troas eine bis hierher unbekannte „überströmende Gnade“, die wir mit dem nächsten Vers in Verbindung bringen wollen.

Apg 20:9

„Da wurde ein junger Mann namens Eutychus, der am Fenster saß, von tiefem Schlaf übermannt (während Paulus sich noch länger mit ihnen unterredete), so dass er, vom Schlaf überwältigt, vom dritten Stock hinunterfiel und tot aufgehoben wurde.“

Es fällt immer wieder auf, dass Lukas ganz anders berichtet, als wir es eigentlich erwarten würden. Kein Wort erfahren wir, worüber Paulus sich unterhielt bzw. predigte, dafür wird eine Randerscheinung sehr ausführlich beschrieben. Wir dürfen, ja müssen deshalb fragen, warum Lukas diese Geschichte mit dem Eutychus so ausdrücklich betont, sie muss eine tiefere Bedeutung haben, und wir haben den Sinn der Geschichte gestern ja schon angedeutet – er hängt mit der überströmenden Gnade zusammen!

Wer war nun dieser Eutychus? Wen stellt er dar? Wir gehen davon aus, dass er gläubig war, sonst hätte ihn diese Versammlung ja kaum interessiert. Doch sein Interesse an Paulus schien gering zu sein. Er war matt, träge, verschlafen und der Botschaft des Paulus gleichgültig gegenüber! Damit symbolisiert er einen großen Teil der Gläubigen aus der Körpergemeinde Christi Jesu! Menschlich gesehen müsste man jetzt sagen, dass er ganz und gar unwürdig der überströmenden Gnade ist! Doch jetzt kommt das für uns so überaus Lehrreiche: Es folgt nämlich ein „Dennoch“!

„Dennoch“, obwohl er wenig Interesse am Evangelium zeigte, ja bei dem besten Lehrer der Nationen, bei Paulus, einschlief, gilt ihm und uns das Wort: Dennoch, ob wir wachen oder schlummern, werden wir mit Ihm leben (siehe 1Thes 5:10)! Und im Anschluss an diesen Vers heißt es: „darum sprecht einander zu, und einer baue den anderen auf, so wie ihr es auch tut.“

Wir sehen, liebe Geschwister, dass die uns enthüllte Gnade nicht nach unserem Verhalten fragt, nach unseren Werken oder unserem Verdienst – sie strömt einfach über und trägt all unser Unvermögen hinweg!

Apg 20:10

„Paulus aber stieg hinab, warf sich über ihn, umfing ihn und sagte: Macht keinen Tumult; denn seine Seele ist in ihm.“

Der junge Mann durfte wieder leben, es war damals schon die Wirksamkeit der überströmenden Gnade, die auch uns bis heute zuteil wird. Können wir diese unermessliche Gnade überhaupt in ihrer ganzen Größe und Herrlichkeit erfassen?

Schauen wir zum Vergleich auf einen ähnlichen Bericht, allerdings unter anderen Voraussetzungen: In Apg 9:36 ff lasen wir schon von Tabitha, einer Jüngerin in Joppe, die hinfällig wurde und starb. Man schickte zu Petrus, und dieser gab ihr das Leben zurück. War das auch überströmende Gnade? „Nein!“ Tabitha verkörpert nicht die Körpergemeinde, sondern die Königreichsgläubigen! Deshalb lesen wir auch gleich ganz am Anfang des Berichts über sie: Tabitha … Diese war voll guter Werke und gab viele Almosen.“ Weil Tabitha Glaube und Werke vereint, wird sie bei der ersten Auferstehung dabei sein, wie wir es in Offb 20:4-6 lesen. Merken wir den Unterschied zu Eutychus? Die Königreichsgläubige war eine Guttäterin, voll guter Werke, der Andere konnte sich nicht einmal bei der besten Predigt wach halten – und doch werden beide leben! Die Eine verdient durch Glaube und Werke, der Andere unverdient auf Grund der überströmenden Gnade!

Wir wollen mit dem Obigen aber keine Entschuldigung dafür liefern, wenn auch wir schläfrig sind oder uns das Evangelium des Paulus wenig interessiert! Denn, obwohl wir alle mit Ihm leben werden, gibt es ein Offenbarwerden vor der Preisrichterbühne des Christus, wo jeder das wiederbekommt, was er durch den Körper verübte (lies 2Kor 5:10). So gibt es Lohn für die Mühenden (1Kor 3:8), Mitverherrlichung für die Mitleidenden (Röm 8:17), einen unvergänglichen Kranz für die Kämpfenden (1Kor 9:25), und vieles mehr – aber: Alle werden unvergängliches Leben haben, alle werden entrückt sein – das ist überströmende Gnade!

Apg 20:11

„Als er wieder hinaufgestiegen war, Brot gebrochen und etwas gegessen hatte, unterhielt er sich noch eine geraume Zeitlang mit ihnen, bis Tagesanbruch; sodann zog er hinaus.“

Mit wenigen Worten berichtet Lukas über das Geschehen nach der Lebendigmachung des Eutychus – Paulus ging wieder zurück zu den Versammelten, aß und unterhielt sich noch eine geraume Zeit; auch hier erfahren wir nichts über den Inhalt der Gespräche. Wir nützen deshalb den heutigen Tag dazu, in besonderer Weise Zuspruch zu geben:

Wir haben gesehen, dass es dem besten Lehrer der Körpergemeinde, dem Apostel Paulus, mit seinem Evangelium nicht gelungen ist, diesen jungen Mann mit Namen „Eutychus“ so zu fesseln, dass er wach blieb! War Paulus deshalb entmutigt?

Auch wir erleben nur zu oft, wie wenig wir gehört werden, wie wenig man uns verstehen will, ja, wie man uns nur zu oft einfach ablehnt, uns als Fanatiker bezeichnet! Und wir sind ja bis tief in unser Herz motiviert, die froh machende Botschaft dieser überströmenden Gnade so vielen Menschen wie möglich zugänglich zu machen! Und wenn wir dann erleben, dass so gar kein Echo zurück kommt, sich so wenig Menschen angesprochen fühlen, möchten wir nur zu oft verzagen!

Wir müssen uns deshalb auch hier immer wieder gegenseitig zusprechen und uns darüber klar sein: Wenn selbst Paulus solche scheinbaren Fehlschläge einstecken musste, dürfen auch wir erkennen, dass Gleichgültigkeit und Schläfrigkeit diesem herrlichen Evangelium gegenüber nie ein Fehlschlag ist, sondern immer seine Frucht bringt - wenn auch nicht immer so, wie wir es wollen und wünschen! Gott geht andere Wege! Am Ende konnte auch Paulus frei und glückselig ausrufen: „Den edlen Ringkampf habe ich gerungen, den Lauf habe ich vollendet, den Glauben habe ich bewahrt. Hinfort ist mir der Siegeskranz der Gerechtigkeit aufbewahrt…“ (2Tim 4:7-8).

Apg 20:12

„Den Knaben aber führten sie lebend mit sich, was ihnen zu unermesslichem Zuspruch gereichte.“

Der Versammlung in Troas gereichte es zu unermesslichem Zuspruch, dass Paulus dieses Wunder vollbrachte – aber noch bestand „die Verwaltung des Übergangs“, wo auch solche Wunder noch nicht völlig abgetan waren. „Die geheime Verwaltung der Gnade“ begann ja erst mit der Gefangennahme Pauli! Wir wollen deswegen heute nicht an dem Wunder der Lebendigmachung festhalten, sondern uns vermehrt klar werden, was uns dieses Wunder symbolisiert: Die Kraft der Gnade! „Unermesslicher Zuspruch“ ist ein starker Ausdruck; man könnte ihn ähnlich wiedergeben mit: „Kaum fassbar“! Übertragen wir dies auf unsere Rettung in der Gnade, die uns in Eph 2:8 verheißen ist:

Wie oft, liebe Geschwister, werden wir von unserem Fleisch überrumpelt! Wie oft bringt es uns zur Verzweiflung, weil wir das, was es (das Fleisch) in uns wirkt, gar nicht wollen! Wie oft nehmen wir uns früh am Morgen etwas Gutes vor, und stellen am Abend fest, dass wir das Gegenteil vollbracht haben – es ist der Konflikt, den auch Paulus durchkämpfen musste und den er uns in Röm 7 beschreibt. Paulus nennt es „das Gesetz der Sünde“, das er in seinen Gliedern beobachtet und ihn zur Verzweiflung bringt. Seine Verzweiflung endet in dem Hilfeschrei: „Ich elender Mensch! Was wird mich aus dem Körper dieses Todes bergen“ (Röm 7:24)? Dieser Hilfeschrei ist auch heute noch in vielen Geschwistern existent! Sie sehen ihr fleischliches Unvermögen und können kaum mehr glauben, dass sie in diesem Zustand gerettet werden – sie beginnen an sich selbst zu verzagen! Kennen wir das, liebe Geschwister?

Unser „unermesslicher“ Zuspruch ist das eine Wort in Form der göttlichen Antwort auf den Hilfeschrei Pauli: „Gnade!“ Dieses „eine Wort“ ist in der Tat „unermesslicher Zuspruch“, denn es nimmt uns jeden Zweifel an unserer Rettung! „Denn in der Gnade seid ihr Gerettete, durch Glauben, und dies ist nicht aus euch …“ (Eph 2:8-10)!

Reise nach Milet

Apg 20:13

„Wir gingen dann voraus auf das Schiff und fuhren nach Assos aus. Dort hatten wir vor, Paulus an Bord zu nehmen; denn so hatte er es angeordnet, weil er sich anschickte, selbst zu Fuß zu gehen.“

Die Wegstrecke von Troas nach Assos betrug ca. 30 Kilometer, was ein „acht Stunden Fußmarsch“ bedeutet. Was veranlasste den Apostel Paulus, diese Strapaze auf sich zu nehmen, während seine Mitbrüder relativ bequem im Schiff reisten?

Das eigenartige Verhalten des Apostels ist nur aus dem Zusammenhang der Reise Pauli von Troas nach Jerusalem zu erklären. In Troas war ohne Zweifel der Höhepunkt des Triumphs des Evangeliums erreicht. Hier hatte er einst den Auftrag für Europa bekommen, dieser Auftrag war erfüllt! War Paulus sich bewusst, was ihn in Jerusalem erwarten würde? Ahnte er, was für ein schwerer Weg vor ihm lag? Wir werden in den vor uns liegenden Kapiteln noch erleben, wie selbst die Führung des Geistes für Paulus schwierig wurde, so dass er sich als ein „im Geist Gebundener“ sah (V. 22).

Wir dürfen hier einen Blick auf unseren Herrn werfen, der Sich in einer ähnlichen Lage befand, wenn auch mit ganz anderen Dimensionen: Kurz vor Seiner Kreuzigung ging Jesus in die Stille des Gartens Gethsemane, Sein inneres Bedürfnis war, zu beten, mit Seinem Vater allein zu sein! Die Last der kommenden Stunden lag schwer auf Ihm, Seine Seele war betrübt bis zum Tod (Mk 14:34). In dieser Zeitspanne rang Er sogar mit der Möglichkeit, dass der Vater diesen Becher von Ihm wegtrage – unser Herr brauchte und wollte die Stille!

Und nicht anders konnte es Paulus ergangen sein. Er sonderte sich von seinen mitreisenden Brüdern ab, ließ diese vorausfahren und begab sich in die Stille eines langen Fußmarsches. Hier war er mit seinem Herrn allein, hier konnte er sich sammeln, hier schöpfte er Kraft!

Apg 20:14-16

„Als er dann in Assos mit uns zusammentraf, nahmen wir ihn an Bord und kamen nach Mitylene. Von dort segelten wir weiter und gelangten am folgenden Tag auf die Höhe von Chios. An dem anderen Tag fuhren wir Samos an und kamen am nächsten nach Milet; Paulus hatte nämlich entschieden, an Ephesus vorbeizusegeln, damit ihm in der Provinz Asien keine Zeit verloren ginge; denn er beeilte sich, um, wenn es ihm möglich wäre, zum Pfingsttag in Jerusalem zu sein.“

Paulus segelte mit seinen Glaubensbrüdern an der heute türkischen Westküste entlang ein ansehnliches Stück südlich bis nach Milet. Dabei überging er bewusst Ephesus, den Grund nennen ja unsere Leitverse.

Wir haben es gestern schon angedeutet: Ein neuer Dienstabschnitt wartet auf den Apostel, und er beinhaltet fleischlich gesehen „Bande und Drangsal“, geistlich gesehen „höchste Enthüllungen“, die wir in den Gefängnisbriefen finden. Wir fragen heute erneut: Wusste der Apostel, was auf ihn zukommen wird?

Wenn wir sein (des Paulus) Leben zurückverfolgen, so stand doch von Anbeginn seiner Berufung vor Damaskus das Wort Gottes über ihm: „… denn Ich werde ihm anzeigen, wieviel er um Meines Namens willen leiden muss“ (Apg 9:16). Und was haben wir doch alles, liebe Geschwister, im bisherigen Verlauf der Apostelgeschichte mit unserem Apostel miterlebt! Spott, Verfolgung, Flucht, Schläge, bis hin zum Höhepunkt in Apg 14:19, wo ihn eine aufhetzte Volksmenge steinigte, zur Stadt hinaus schleifte und in der Meinung liegen ließ, er sei gestorben! Wir dürfen uns ruhig einmal fragen, „ob wir dies durchhalten würden?“

Beachten wir auch, dass sich Paulus nie aus Furcht vor Menschen im Verkündigen der Wahrheit zurückhielt, vielmehr lesen wir immer wieder, dass er freimütig im Vertrauen auf den Herrn redete (sieh z.B. Apg 14:3; Apg 19:8 und viele mehr).

Apg 20:16

„Paulus hatte nämlich entschieden, an Ephesus vorbeizusegeln, damit ihm in der Provinz Asien keine Zeit verloren ginge; denn er beeilte sich, um, wenn es ihm möglich wäre, zum Pfingsttag in Jerusalem zu sein.“

Es hört sich auf den ersten Blick eigenartig an: Paulus möchte keine Zeit verlieren, um den Geschwistern in Ephesus, wenn auch nur kurz, mit dem Wort zu dienen, dabei hätten ihn diese sicher mit offenen Armen empfangen! Was treibt Paulus an? Was ist ihm in Jerusalem so wichtig? Manche weitere Frage kommt hier auf, und deshalb müssen wir an dem gestern angeschnittenen Thema weiter arbeiten: Ein neuer Abschnitt steht vor der Tür, mehr noch: Eine neue Verwaltung soll bald die bisherige „Übergangsverwaltung“ ablösen, dazu dient auch der heutige Leitvers!

Das „Vorbeisegeln“ an Ephesus hat einen starken symbolischen Charakter: Es soll anzeigen, dass sich Pauli Dienst mehr und mehr weg vom fleischlich-persönlichen hin auf das rein geistliche Gebiet verlagert! Das bedeutet praktisch, dass sich Paulus von all den Gemeinden, die er gegründet hat, „fleischlich“ zurückzieht, also eine räumliche Trennung vollzieht. Der Grund hierfür ist, dass mit seiner bevorstehenden Gefangennahme und Überführung nach Rom die tiefsten geistlichen Wahrheiten enthüllt und brieflich an die Gemeinden versandt werden sollen! Mit diesen Briefen (wir nennen sie „Gefängnisbriefe“) an die Epheser, Philipper und Kolosser wird „die Verwaltung des Übergangs!“ von „der Verwaltung der geheimen Gnade“ abgelöst!

Wir sehen, liebe Geschwister, wir stehen vor einem ganz wichtigen neuen Abschnitt, und auf dem Schiff, schnell vorbei an Ephesus, demonstriert Paulus bereits, dass ein zukünftiger Dienst nicht mehr durch seine Anwesenheit, sondern vielmehr durch seine Sendschreiben vollzogen wird; sie beinhalten das Evangelium der überströmenden Gnade, die Beseitigung der Bevorzugung Israels und die überhimmlische Herrlichkeit des Sohnes Gottes als Haupt Seiner Körpergemeinde.

Wir vertiefen noch einen Tag lang, worauf wir zusteuern und was das „Vorbeisegeln“ an Ephesus beinhaltet: Die bevorstehende Ablösung der Übergangsverwaltung! Am Ende der Apostelgeschichte sehen wir, wie das Volk Israel nach dem Ratschluss Gottes endgültig in die Verstockung geht und die Rettung Gottes den Nationen gesandt wird, die gem. Apg 28:28 auch hören werden.

Ein erster Schritt zu der Hinwendung einer neuen Verwaltung ist die Zurückstellung des Fleisches. Was dies bedeutet, erklärt Paulus in 2Kor 5:16: „Daher sind wir von nun an mit niemandem mehr dem Fleische nach vertraut.“ Anders ausgedrückt sagt der Apostel damit, dass er sich mehr und mehr persönlich (dem Fleische nach) von den Gemeinden zurückzieht. Das Fleisch und all seine Aktivitäten müssen zurückweichen, ja gänzlich ausgeschaltet werden. Dies geschieht aber nicht buchstäblich, sondern im Geist: „Also auch ihr! Rechnet damit, dass ihr selbst der Sünde gegenüber tot seid, aber lebend für Gott in Christus Jesus, unserem Herrn“ (Röm 6:11)! Es ist dies auch die totale Loslösung vom Gesetz, welches ja gerade vom Fleisch Werke fordert! Unser Fleisch gehört an das Kreuz, weil die überströmende Gnade, in der wir ja Gerettete sind, nicht das kleinste eigene Werk duldet, womit auch unser Eigenruhm vollständig ausgeschaltet ist. Das passt aber nicht allen Gläubigen! Sie wollen nicht gänzlich auf ihren Ruhm verzichten, wollen noch immer eine gewisse Rolle spielen, sie drängen sich vor! Sie merken dabei nicht, dass damit sie zu „Feinden Seines Kreuzes“ werden, wie es Phil 3:18 beschreibt.

All das zusammen ist der Weg Pauli, weg vom Irdischen und hin zum Überhimmlischen. Deshalb die eindringliche Mahnung in Kol 3:1-2, auf das droben zu sinnen und alles irdisch/fleischliche im Glauben abzulegen. „Ertötet daher in euren Gliedern, was an die Erde bindet …“ (Kol 3:5).

Abschiedsworte des Paulus an die Ältesten von Ephesus

Apg 20:17

„Von Milet aus sandte er nach Ephesus und ließ die Ältesten der herausgerufenen Gemeinde herbeirufen.“

Unser heutiger Vers passt ja nun so gar nicht zu dem, was wir die letzten Tage geschrieben haben – also doch fleischlicher Kontakt zu den Geschwistern in Ephesus?

Auf den ersten Blick mag dies so erscheinen, doch wenn wir genau hinschauen, erkennen wir, dass es nur „die Ältesten“ von Ephesus waren, die Paulus traf, und dass diese „zu ihm“ nach Milet kamen. Wenn wir die restlichen Verse dieses Kapitels überfliegen, sehen wir, dass es ein ergreifendes Abschiednehmen ist! Doch dieser Abschied enthält mehr, es ist auch ein Erinnern an frühere Werke des Apostels, ein Hinweisen auf seinen künftigen Dienst, und Paulus vertraut in diesem Abschiedsgespräch die gesamte Gemeinde in Ephesus diesen Ältesten an, wobei er auch auf kommende Gefahren hinweist. Diesem Abschiedsgespräch werden hier auffallend viele Verse gewidmet, was eventuell damit zusammenhängt, dass gerade der spätere Brief an die Epheser ganz besonders tiefe und herrliche Wahrheiten Gottes enthüllt! Dieser Epheserbrief umreißt unsere geistlichen Segnungen inmitten der Überhimmlischen in Christus, er beweist die unverbrüchliche Versiegelung unserer Rettung in der Gnade durch den Geist der Verheißung, er enthüllt uns auf das Tiefste den Vater Selbst, unser Erwartungsgut, unsere künftigen Aufgaben, die Aufhebung der Vorrangstellung Israels, er legt uns einen würdigen Wandel ans Herz und gibt uns zuletzt die herrliche Waffenrüstung in die Hand, mit der wir alle Angriffe des Widerwirkers abwehren können. Wir ersehen hieraus, dass dieses uns so ausführlich geschilderte Abschiedsgespräch auch ein Hinweis auf die überragende Bedeutung des Briefes an die Epheser ist!

Schließen wir diesen Tag mit einem Blick in das Gebet von Eph 1:20-21, wo wir unseren Herrn sehen, der heute zu Seiner (des Vaters) Rechten inmitten der Überhimmlischen sitzt, hocherhaben über jede Fürstlichkeit und Obrigkeit … begnadet mit dem Namen „Jesus“!

Apg 20:18

„Als sie zu ihm gekommen waren, sagte er zu ihnen: Ihr wisst Bescheid, wie ich mich vom ersten Tag ab, an dem ich zur Provinz Asien hinaufzog, allezeit bei euch verhalten habe:“

Das Erste, was Paulus den Ältesten von Ephesus sagen möchte, ist der Hinweis auf seinen „Wandel“! Wenn er in seinem späteren Brief gerade den Ephesern eindringlich zuspricht, „würdig der Berufung zu wandeln“ (Eph 4:1), muss er ja selber als Vorbild dienen. Dabei wollen wir heute beachten, dass unser Wandel“ nicht mit eigenen Werken verwechselt werden darf! Wir unterscheiden deshalb zwischen a) „unserer Stellung in Christus“, die uns ja Eph 1.-3 zeigt, und b) „unserem Wandel“, der in den Eph 4.-6 beschrieben ist, und der unserer hohen Berufung würdig sein soll. Lasst uns heute ganz kurz diese beiden Punkte anschneiden:

Unsere Stellung in Christus beinhaltet „unsere Rettung in der Gnade“! Da Gottes Gnadengaben gemäß Röm 11:29 unbereubar sind (wir dürfen diese Aussage, die eigentlich Israel gilt, auch auf uns beziehen), ist unsere Rettung unwiderruflich sicher!!! Keine Macht kann uns diese herrliche Stellung in Christus nehmen! Und da es die überströmende Gnade ist, die unsere Rettung bewirkt, können wir nicht das Geringste von uns aus beisteuern! Dieser Glaube muss tief in uns verwurzelt sein!

Anders ist es bei unserem Wandel: Hier sind wir gefordert – aber in richtiger Weise! Unser Wandel soll kein Abmühen im Fleisch sein, sondern ein unbeschwertes, fröhliches Wandeln eines Gotteskindes, dem eine unsagbare Last abgenommen ist. Wir wandeln also in größter Dankbarkeit, was uns am Kreuz auf Golgatha abgenommen wurde. Unser Wandel ist der Ausdruck unserer Liebe dem gegenüber, der uns mit Seiner Liebe überwältigt hat! Solchermaßen kann der Wandel zu unserem Schmuckstück werden, wie es Tit 2:9-10 beschreibt.

Apg 20:19

„Ich sklavte dem Herrn in aller Demut, unter Tränen und Anfechtungen, die mir durch die Anschläge der Juden widerfuhren;“

Unser Wandel kann, wie wir gestern abgeschlossen haben, „ein Schmuckstück“ sein – oder auch nicht! Wir dürfen deshalb nicht nur die eine Seite sehen, sondern müssen uns auch sagen lassen, dass unser Wandel durchaus unwürdig sein kann! Es ist aber nicht die Unvollkommenheit, die unseren Wandel beschädigt – sondern nur zu oft ein falscher Eifer! Anstatt entspannt zu wandeln, suchen wir durch eigene Werke, Gott zu gefallen und merken gar nicht, dass wir nur Holz, Gras und Stroh produzieren, anstatt Gold Silber und kostbare Steine (vg. 1Kor 3:12 ff).

Vollkommenheit in unserem Wandel werden wir wohl nie erreichen, dazu sind unsere irdischen Gefäße (unser Körper) einfach unfähig. Wir können uns nur „einer Vollkommenheit“ rühmen, und die ist „in Christus“ (lies Kol 2:10). Damit unterliegt unser Wandel einem steten Wachstum, der zu einem edlen Kampf werden kann, zu einem Ringkampf, wie Paulus ihn Paulus in 2Tim 4:7 bezeichnet.

Und dann wartet ja gem. 2Kor 5:10 noch auf uns alle die Preisrichterbühne Christi, wo unser Wandel offenbar gemacht wird, das heißt: Er unterliegt einer Beurteilung, wo unwürdige Teile ausgeglichen werden müssen und wo auch entschieden wird, ob wir Lob oder Beschämung erfahren werden, Lohn erhalten oder gerade nur so wie durch Feuer hindurch gerettet werden (siehe 1Kor 3:15). Und noch ein ganz wichtiger Punkt wird vor dieser Preisrichterbühne entschieden: Unsere zukünftigen Aufgaben! Wir sollten es ernst nehmen, wenn wir in 2Tim 2:12 lesen, dass wir nur „mitherrschen“ werden, wenn wir bereit sind, auf Erden auch „zu erdulden“! Was das heißt, lesen wir in Phil 3:10-11. Leider sehen manche Gläubige gerade in Vers 11 eine privilegierte unmögliche Vorauferstehung und wollen nicht erkennen, dass die „Ausauferstehung, der aus den Toten“, einzig und allein unser Wandel ist, der nur zu oft „tot“ danieder liegt!

Zwei Dinge sind uns zum Thema „Wandel“ noch wichtig. a) Müssen wir uns vor der Preisrichterbühne fürchten? Und b): was ist, wenn wir versagen?

Fürchten (in Form von Angst) sollen wir uns nicht, Leichtsinn oder Gleichgültigkeit wäre aber auch verkehrt! Bedenken wir, dass es ja darum geht, dass wir makellos und rein gemacht werden von all dem, was wir auf Erden versäumt haben. Wir werden uns also in einer gebührenden Ehrfurcht auf jenen Tag freuen, wissend, dass wir danach für unsere neuen Aufgaben tauglich sind.

Wenn wir in unserem Glaubensleben auf Erden das Gefühl haben, zu versagen, wenn uns täglich unser Fleisch vorführt, wie untauglich wir sind, wenn uns dann Angst beschleicht … dann lasst uns wegschauen von uns, und hinschauen auf unseren Herrn! Vergessen wir nicht, dass wir in den Überhimmeln ja einmal „Schaugefäße Seiner Gnade“ sein sollen! Mit anderen Worten lesen wir von dieser Aufgabe in Eph 2:7. Denken wir hier einmal nach, liebe Geschwister: Was kann einer, der auf Erden vollkommen war, zur Schau stellen? Wozu bräuchte dieser Mensch noch Gnade? Unser täglicher und bis heute produzierter fleischlicher Unrat wird ja gerade durch die überströmende Gnade auch täglich weggetragen – und dies stellen wir in den kommenden Äonen unseren überhimmlischen Zuhörern zur Schau! Die für uns heute noch „unsichtbare Welt“ wird an uns mit großem Staunen lernen, was Gnade, die überströmend ist, bewirkt! Und darauf, liebe Geschwister, dürfen (sollen) wir uns wirklich freuen!

Es ist schon fast paradox: Als absolut „Unfähige“ schauen wir mit enthülltem Angesicht auf unseren Herrn und werden dabei in Sein Bild umgestaltet von Herrlichkeit zu Herrlichkeit (lies 2Kor 3:18).

Wir sind mit diesem Vers 19 immer noch nicht fertig, ja, wir sind noch gar nicht auf ihn eingegangen, das wollen wir heute tun:

Die Gemeinde in Ephesus hat miterlebt, wie ihr Apostel sich in den verschiedenen Situationen verhalten hat, also wie sein Wandel war. Drei Punkte hebt Paulus besonders hervor: Demut, Tränen und Anfechtung. Die „Demut“ steht an erster Stelle, es ist die Haltung, die auf das Niedrige sinnt, sich zurückstellt, also genau das Gegenteil von dem ist, was wir heute vielerorts unter Gläubigen sehen. Vor allem in der (christlichen) Musik kommt dies drastisch zum Vorschein: Anstatt sanfte Töne, die uns nach oben tragen, hören wir nur zu oft der Welt vollkommen angepasste „Krachmusik“ von jungen Gläubigen, die sich offensichtlich nur selber darstellen wollen! Und ganz besonders traurig ist, dass ihnen anscheinend niemand ihr krasses Fehlverhalten vor Augen führt! „Demut“ stellt sich nicht selber dar, sondern dient auf den unteren Wegen!

Und auf diesen unteren Wegen gibt es dann auch Tränen, Tränen des Mitleidens und Tränen der Bewährung. Dass Paulus hier nichts von „Freude“ erwähnt, heißt nicht, dass er keine Freude im Dienen gehabt hätte, im Gegenteil! Nur hier geht es dem Apostel um jene Tränen, die unter der Bewährung in Drangsal und Leiden entstehen. Vielleicht gibt es auch unter uns, liebe Geschwister, diese Tränen, die einfach fließen, wenn uns so manches übermannen will! Wenn die Last nur zu oft als „zu schwer“ empfunden wird, wenn wir, wie einst Timotheus, verzagen wollen. Aber zu unserer Schule gehört auch die Anfechtung, der dritte Punkt in unserem Leitvers. Bei Paulus waren es die widerstrebenden Juden, die ihn ständig verfolgten, ja zu töten suchten. Da darf man schon fragen, wie man unter diesen Umständen überhaupt noch dienen kann? Machen wir uns zum Abschluss einmal Gedanken über die Aussage in 1Kor 10:13!

Wir können die Anfechtungen überstehen – dies ist die Schlussaussage von 1Kor 10:13. Wie hat sie Paulus überstanden? Oder unser Herr Selbst, als Er auf Erden war? Drei Mal versuchte der Widerwirker Jesus, indem er Ihn dazu verleiten wollte, Seine Macht als Sohn Gottes auch zu zeigen. Und jedes Mal hatte der Versucher ein Wort Gottes bereit, das er Jesus vorhielt! Jesus begegnete der Versuchung (was ja eine „Anfechtung“ darstellt), indem Er ein anderes Wort Gottes zitierte – eine göttliche Aussage stand einer anderen gegenüber! Und ganz massiv bedrängte der Widerwirker Jesus kurz vor Seinem Tod im Garten Gethsemane; mit aller Kraft versuchte dieser, den Herrn vom Tod am Kreuz abzuhalten, wo ja die Sünde der Welt auf Ihn gelegt werden musste. Und obwohl Sein Kampf derart war, dass Sein Schweiß wie Blut war, rang Er sich durch! Zu was? Satan hätte Ihm einen kurzen schmerzlosen Tod gegeben, doch unser Herr stand zu den unsagbaren Leiden am Kreuz!

Der Ausgang der Anfechtung war also nicht zuerst einmal Glückseligkeit, sondern ein qualvolles Sterben am Kreuz! Über Pauli Ausgang lesen wir offiziell nichts im Wort Gottes, aber er soll den Märtyrertod gestorben sein. Und wir alle wissen um den ungezählten Tod jener Märtyrer in der christlichen Kirchengeschichte, deren Namen niemand mehr kennt außer Gott Wie dürfen wir unter solchen Gesichtspunkten 1Kor 10:13 verstehen?

Es ist die vielfache irreführende Meinung vieler Gläubigen, unser Erdenweg mit Jesus müsse ohne Leiden sein – doch gerade diese waren Paulus von Anfang an verheißen und hielten bis zu seinem Ende an. Und gemäß Phil 1:29 wird auch uns zugesprochen, nicht nur an Ihn zu glauben, sondern auch für Ihn zu leiden! Der Ausgang aus der Anfechtung, den Paulus den Korinthern ankündigt, führt mit Sicherheit in die Herrlichkeit, denn Gott ist treu - aber zuerst durch Leiden, zu deren Tragen uns die Treue Gottes auch befähigt!

Apg 20:20

„… mit nichts, was förderlich ist, habe ich zurückgehalten, sondern es euch kundgetan und euch öffentlich und in den Häusern gelehrt,“

Wir möchten dem gestrigen Abschluss noch zufügen, dass es sehr wohl einen Unterschied zwischen den Leiden gibt, die uns verordnet sind und jenen Anfechtungen, die der Widerwirker mit seinen feurigen Pfeilen verursacht. Die Leiden, die uns gemäß Phil 1:29 in Gnaden für Christus gewährt sind, sollten wir erkennen und als Schule und Vorbereitung auf die Herrlichkeit tragen; jene feurigen Pfeile aber, die der Widerwirker auf uns abschießt und die uns schlimm anfechten können, dürfen wir abwehren, wie es Eph 6:13-18 uns lehrt. Besonders hervorzuheben ist hierbei, wie Satan in Mt 4:1-11 Jesus angefochten bzw. versucht hat: Mit einem Wort Gottes! Jesus entgegnete ihm: „Wiederum steht geschrieben …“! Wort gegen Wort – merken wir, liebe Geschwister, wie wir durchaus auch mit biblischen Worten angefochten werden können? Biblische Aussagen, die einmal aus ihrem Zusammenhang herausgerissen werden oder ganz einfach in eine andere Zeit gehören! Mehr als wichtig wird hier wiederum die Mahnung an uns in 2Tim 2:15, Gottes Wort richtig zu schneiden, das heißt, es im Hinblick a) auf die Zeit und b) den Empfänger richtig einzuordnen!

Eine sehr ernste Mahnung an uns enthält die heutige Aussage in unserem Leitvers! Paulus hat sein vom erhöhten Herrn empfangenes Evangelium ohne Scheu „ungekürzt“ kundgetan und gelehrt! Tun wir das auch? Das klassische Beispiel hierfür ist ja die so genannte „Allaussöhnung“! Erkannt haben sie viele, doch bezeugen tun sie nur wenige! Und warum? Weil die Furcht vor Menschen größer ist als der Auftrag, das was förderlich ist, auch zu bezeugen und zu lehren! Man könnte ja aus der Gemeinde ausgeschlossen, beschimpft werden und als Irrlehrer verschrien werden!

Paulus nahm die Leiden auf sich, die Menschen ihm zufügten, dafür konnte er frei bezeugen, dass er das Wort Gottes nie und nirgendwo zurückgehalten hatte!

Apg 20:21

„… indem ich Juden wie auch Griechen die Umsinnung zu Gott und den Glauben an unseren Herrn Jesus Christus bezeugte.“

Wer seine Predigt nach seinen Zuhörern ausrichtet (was leider mehr geschieht, als wir denken), wer als Prediger des Evangeliums danach strebt, dass er nur Beifall erhält und überall angesehen ist, der muss sich fragen lassen, ob da wohl alles stimmt? Im Vergleich mit Lk 6:26 sind dies ja genau die Kennzeichen des falschen Propheten!!! Gottes Wort, in richtiger Weise geschnitten und vorgetragen, ist nicht nur lebendig und wirksam, sondern ist auch ein zweischneidiges Schwert, das Seele und Geist trennt, hier das fleischliche Gefühl vom geistlichen Wort (lies Hebr 4:12)! Und das ist nur zu oft schmerzhaft! Soviel noch zu gestern.

Pauli Zeugnis vor den Ältesten aus Ephesus war zum Einen eine Rückschau auf seinen gesamten Dienst, und es war zum Anderen auch eine Vorausschau auf das vor ihm Liegende; und wir wissen ja inzwischen, dass Paulus lange einen Doppeldienst ausübte, nämlich den am Königreich und den an der Körpergemeinde. Sein Zeugnis unterlag damit einer ständigen Fortentwicklung, und dies in dem Maß, wie es ihm der erhöhte Herr enthüllte; es ging, wie wir in 2Kor 3:18 lesen, „von Herrlichkeit zu Herrlichkeit“! Und je offenkundiger die Untreue Israels wurde, je weniger Zeit verwandte Paulus auf das Evangelium des Königreichs.

In unserem Leitvers greift der Apostel nochmals zurück auf die Anfänge, auf die Umsinnung zu Gott und den Glauben an Jesus Christus. Es sind dies nicht die Anfänge der Körpergemeinde, sondern jene des Königreichs! „Umsinnung“ geht ja Hand in Hand mit Vergebung und dem Folgen guter Werke. Bei uns, den Gliedern am Körper Christi Jesu, steht die Rechtfertigung und Versöhnung mit Gott allein durch Glauben im Vordergrund. „Vergebung“, wie sie die Umsinnung bringt, kann rückgängig gemacht werden – Rechtfertigung, wie wir es in der Gnade erfahren haben, ist unwiderrufbar!

Apg 20:22

„Und nun siehe, ich als ein im Geist Gebundener, ich gehe nach Jerusalem und weiß nicht, was mir dort begegnen wird,“

Wir kommen zum zweiten Teil der Rede Pauli an die Ältesten aus Ephesus, wo der Apostel über den besonderen Charakter und Zweck seiner Reise nach Jerusalem spricht.

Das Evangelium der Gnade wird durch den Apostel Paulus gleichsam verkörpert, deshalb richtete sich die ganze diabolische Feindschaft der Juden gegen ihn. Was zukünftig auf ihn wartet, sind Drangsal und Bande. Unser Leitvers ist besser zu verstehen, wenn wir noch die DaBhaR-Übersetzung von Br. Baader zitieren: „Und nun gewahret Ich als Gebundenwordener in dem Geist gehe ich …“. Achten wir zuerst auf das „groß“ geschriebene „Ich“! Was hier gebunden ist, das ist Paulis „Ich“; anders ausgedrückt: Sein „Ich“ wird ausgeschaltet und kann nicht mehr mitreden.

Schauen wir in Pauli Dienst zurück, so haben wir vielfach erlebt, wie er Gefahren ausgewichen ist, zuletzt in Apg 20:3, wo er einen Umweg in Kauf nahm. Doch jetzt erlaubte es der Geist Gottes nicht mehr, dass er auswich – sein „Ich“ wurde vom Geist gebunden, er musste (ob er wollte oder nicht) nach Jerusalem! Damit stellt sich die Frage, was er in Jerusalem zu tun hatte? Paulus hatte ja die klare Weisung vom Herrn, nicht den Juden in Jerusalem, sondern den Nationen das Evangelium zu verkünden; mit dem verlassen Europas und Ephesus war dieser Dienstabschnitt beendet. Jetzt zog er mit einer Abordnung von Gläubigen aus den Nationen gerade zum Pfingsttag nach Jerusalem, um diese Erstlinge aus den Nationen wie eine gereifte Frucht vorzustellen.

Paulus weiß nicht, was ihn in Jerusalem erwartet, aber er weiß, dass es diesmal hart werden wird und kein Ausweichen mehr möglich ist. Im weiteren Verlauf seiner Rede erkennen wir, dass er sogar mit seinem Tod rechnet – können wir erahnen, was im Herzen Pauli vorging?

Apg 20:23

„… außer dass der Geist, der heilige, mir von Stadt zu Stadt bezeugt: Was mir bleibt, sind Bande und Drangsale.“

War die Vorstellung der Erstlinge aus den Nationen in Jerusalem ein letztes Angebot an die Juden? Sollte gerade diese Vorstellung die Juden zur Eifersucht reizen, damit, wie wir in Röm 11:13-14 lesen, einige aus ihnen gerettet würden? Es war ja gerade der Umstand, dass Paulus ohne die Vermittlung der Juden solche aus den Nationen gewonnen hatte, der den Hass der Juden hervorrief. Anstatt heilsamer Eifersucht, die zum Guten geführt hätte, erfüllte die Mehrzahl fleischliche, neidische Eifersucht, damit wurde das Verstockungsgericht perfekt!

Und gerade dies bezeugte der Geist, der heilige, Paulus von Stadt zu Stadt, indem Paulus schmerzvoll erleben musste, wie seine Brüder dem Fleisch nach, die Juden, ihn nicht nur ablehnten, sondern auch zu töten suchten.

Wir sehen jetzt einen Apostel, der bereit ist, auch den schwersten Weg nach Jerusalem zu gehen, jetzt unter dem bezeugten Wissen, dass ihm nur noch Bande und Drangsale bleiben. Stellen wir hier noch einmal die Frage, was im Herzen Pauli bei solcher Aussicht vorgegangen sein mochte?

War dieser Weg Pauli nun ein Einzelfall? Betraf er nur ihn als Apostel Christi Jesu? Ein nicht unerheblicher Teil der Gläubigen lehnt jegliche Drangsal ab, sie lehren nur Wohlergehen auf Erden. Wer leidet, muss nachforschen, wo er gesündigt hat! Doch Gottes Wort, und vor allem die an uns gerichteten Briefe des Paulus sagen etwas anderes; wir kommen dabei immer wieder auf Phil 1:29-30 zurück: „… denn in Gnaden ist euch (nicht nur Paulus) für Christus gewährt: nicht allein an Ihn zu glauben, sondern auch für Ihn zu leiden, indem ihr denselben Ringkampf habt, derart wie ihr ihn an mir gewahrt und nun von mir hört.“ Und „gewahren“ sollten die Ältesten aus Ephesus, und auch wir!

Apg 20:24

„Jedoch habe ich darüber kein Wort, noch erachte ich meine Seele nicht als zu kostbar, bis ich meinen Lauf und den Dienst vollende, den ich vom Herrn Jesus erhielt, um das Evangelium der Gnade Gottes zu bezeugen.“

Paulus war bereit, das, was sein Herr gemäß Apg 9:16 bei seiner Berufung in Aussicht gestellt hatte, ohne Widerstreben auf sich zu nehmen. Seine Bereitschaft, Bande und Drangsal zu tragen, drückt er mit den Worten unseres Leitverses aus. Dabei fällt uns auf, wie Paulus zu seiner „Seele“ steht. Sie ist ja der Sitz unserer Empfindungen, sie empfindet also auch innerlich Bande und Drangsal.

Das Gegenteil wäre, wenn wir den uns verordneten Leiden ausweichen, ja sie als „unbiblisch“ bezeichnen würden, wie es in manchen christlichen Kreisen leider bis heute üblich ist. Die Seele soll nicht leiden, sondern jubilieren. Dabei wird übersehen, dass unsere Seele sehr wohl auch in Leiden Gott loben kann!

Paulus vergleicht seinen Dienst, der ja gewissermaßen auch „Kampf“ war, mit einem „Wettkampf“, so z.B. in 1Kor 9:25, Phil 1:30, 1Thes 2:2, 1Tim 6:12, Kol 1:29; Kol 2:1 und Kol 4:12 – es ist ein Laufen dem Ziel entgegen! Und das Ziel war für Paulus das Zeugnis des Evangeliums der Gnade. Jedem von uns ist klar, dass ein Wettkampf Kraft braucht, körperliche Entbehrung verlangt, ja nur zu oft auch Leiden beinhaltet – und alles, um das Ziel zu erreichen. All das schildert Paulus in den obigen Bibelstellen. Dabei möchten wir besonders auf Kol 4:12 hinweisen, wo wir sehen, dass ein Ringkampf auch „im Gebet für Glaubensgeschwister“ ausgetragen werden kann! Ein Kampf, den wir alle jederzeit aufnehmen können!

Gegenwärtig herrscht die überströmende Gnade durch Jesus Christus (Röm 5:21), und innerhalb dieses Gnadenbereichs lesen wir in Gal 6:2: „Helft einander die Bürden zu tragen und erfüllt so das Gesetz des Christus“, also einer trägt die Last des anderen – auch dies ist ein Teil von Kol 4:12!

Apg 20:25

„Und nun siehe, ich weiß, dass ihr mein Angesicht nicht mehr sehen werdet, ihr alle, zu denen ich hinkam, das Königreich zu herolden.“

Die Anfangsworte „Und nun siehe“ in den Versen 22 und 25 klingen seltsam, weil Paulus ja keine Einzelperson, sondern die Gruppe der Ältesten aus Ephesus anspricht; bei Baader lesen wir: „Und nun gewahret“, was besser der gegebenen Mehrzahl entspricht.

Paulus nimmt Abschied, aber es ist keine Sentimentalität, auch nicht Ausdruck von Furcht, sondern ein Verlagern der Verantwortung für die Gemeinde in Ephesus von dem Apostel auf die Ältesten - von nun an müsst ihr Ältesten selber auf die Gemeinde Acht geben! Und es folgen ja in den weiteren Versen noch gezielte Anweisungen.

Schwierigkeiten macht manchem von uns die Aussage Pauli, dass er davon spricht, das Königreich zu allen, wo er hinkam, also auch in Ephesus, geheroldet zu haben. Meint Paulus damit speziell das irdische tausendjährige Königreich? Mit Sicherheit nicht! Wir müssen hier sehr deutlich sehen, dass dieses Königreich, von dem Paulus hier spricht, den gesamten Heilsplan Gottes in allen Verwaltungen umfasst, im Gegensatz zu dem von Israel erwarteten irdischen Königreich, das nur tausend Jahre andauert und die 10. Verwaltung des Gerichts (von insgesamt uns bekannten 12 Verwaltungen) ablöst. Und Gottes Heilsplan begann ja bereits mit der Erschaffung des Alls, worin der Hauptträger dieses Heilsplans in 1Petr 1:19-20 genannt wird: „… dem kostbaren Blut Christi als eines makellosen und fleckenlosen Lammes, vorhererkannt zwar, vor dem Niederwurf der Welt…“. Christus spielt in diesem Königreich die zentrale Rolle als „Erlöser“, wogegen Er im irdischen tausendjährigen Königreich als buchstäblicher König regieren wird.

Es ist unser ganz großes Vorrecht, heute schon erkennen zu dürfen, wie wunderbar Gott handelt, wie Er von Anfang an die Rettung aller festgelegt hat und wie sich diese Rettung in dem Namen „Jesus“ erfüllt hat!

Apg 20:26-27

„Darum bezeuge ich euch am heutigen Tag, dass ich vom Blute aller rein bin; denn ich bin nicht davor zurückgewichen, euch den gesamten Ratschluss Gottes zu verkündigen.“

Wir sahen gestern, dass Paulus über den gesamten Heilsplan Gottes, „das Königreich“ sprach, das beinhaltete den Weg Israel als Bundesvolk sowie die Körpergemeinde Christi Jesu. Auch wenn Lukas in der Apostelgeschichte den Schwerpunkt auf das irdische Königreich legt, wissen wir aus den Briefen des Paulus, dass dieser intensiv die der Körpergemeinde zugehörenden Gläubigen über das Evangelium der Gnade belehrte. Und je mehr Israel das Angebot des Königreichs ablehnte und damit mehr und mehr in die Verstockung geriet, je mehr konzentrierte sich Paulus auf das ihm gegebene Evangelium der Gnade.

In diesem Sinn ist der heutige Leitvers zu verstehen. Kein Jude kann Paulus jemals den Vorwurf machen, er habe sie nicht über Jesus und das mögliche Kommen des irdischen Königreichs belehrt, im Gegenteil! Immer wieder haben wir im Verlauf der Apostelgeschichte erlebt, wie seine Versuche, in den Synagogen zu predigen, abgelehnt wurden, ja Hass und Eifersucht entstand, die ihn mehrfach in Todesgefahr brachten. Paulus war in der Tat „rein vom Blut aller Juden“, die unter das kommende Gericht fallen.

„Der gesamte Ratschluss Gottes“, den Paulus in Ephesus verkündigt hatte, umfasst die bis zu diesem Zeitpunkt enthüllten Wahrheiten, aber es fehlte noch die in 1Kor 13:10 angekündigte „Reife“, nämlich die letzten und tiefsten Enthüllungen der Gefängnisbriefe aus Rom. Erst mit diesen Briefen Pauli wurde das Wort Gottes auf sein Vollmaß gebracht!

Beachten wir heute, dass Paulus bezeugte, nicht vor dem gesamten Ratschluss Gottes zurückgewichen zu sein, er hielt also keine Wahrheiten aus Furcht vor seinen Zuhörern zurück – darin wäre Paulus heute manch dienendem Bruder ein Vorbild!

Apg 20:28

„Gebt daher acht auf euch selbst und auf das gesamte Herdlein, unter das euch der Geist, der heilige, zu Aufsehern gesetzt hat, um die herausgerufene Gemeinde Gottes zu hirten, die Er Sich durch das Blut Seines eigenen Sohnes angeeignet hat.“

Wir kommen zu jenem Teil der Rede Pauli an die Ältesten aus Ephesus, wo Paulus die Zukunft der Gemeinde und ihre Verantwortung als Aufseher anspricht, wobei wir sehen müssen, dass seine Voraussagen alle Gemeinden im Verlauf der Verwaltung der Gnade betreffen, also auch uns!

Auffallend ist der Begriff „herausgerufene Gemeinde Gottes“; wir würden heute „herausgerufene Körpergemeinde Christi Jesu“ schreiben. Doch Paulus erklärt dies sofort folgendermaßen: Sein verwendeter Ausdruck bezeichnet die Gemeinde als Eigentum Gottes, weil Er sie durch das Blut Seines eigenen Sohnes erworben hat.

Es muss uns eigentlich seltsam vorkommen, dass Gott Sich etwas „aneignet“, was Ihm doch von Anfang an gehört! Ein Blick in die DaBhaR-Übersetzung aus dem Codex Sinaiticus zeigt eine andere Wortwahl, dort lesen wir anstatt „angeeignet“ „umtat“, und erklärend „sich damit umgebend“! Damit ergibt sich für uns das Bild der mit dem Blut Jesu erkauften Körpergemeinde, die Gott umgibt bzw. umgeben wird. Ist das nicht ein wunderbares Bild, liebe Geschwister?

Werfen wir bei obigem Bild einen Blick in 1Kor 3:16, wo wir lesen: „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und dass der Geist Gottes in euch wohnt?“ Noch sind wir nicht entrückt, noch können wir Gott nicht buchstäblich umgeben, wie wir es in der Herrlichkeit tun dürfen (welch ein Ausblick ist doch dies!!!), aber heute schon sind wir der Tempel Gottes, das heißt, Gottes Geist wohnt in uns – und auch so dürfen wir „Ihn“ umgeben! Werden wir uns dieses unbeschreiblich herrlichen Zustandes doch täglich ganz tief bewusst!

Unser Leitvers hat noch ein herrliches Thema, das wir nicht übergehen können: Das Blut Seines eigenen Sohnes! „Blut“ spielte schon von Anfang an eine Rolle: Kain erschlug Abel, und dessen Blut schrie nach Rache, so dass Gott Kain aus Seiner Gegenwart vertrieb. Das Blut Jesu wirkt entgegengesetzt: Es öffnet den Zugang zum Vater und macht alle, die es in Anspruch nehmen, makellos und rein!

„Blut“ spielte auch im Verhältnis zu Gottes Bundesvolk Israel eine entscheidende Rolle: Wo Gott irgendwo ein Bündnis mit Israel schloss, musste es mit dem Blut eines Opfertieres besiegelt werden; auch der alte Bund wurde derart erhärtet (2Mo 24:5-7). Reinigung von Sünde kann nach dem Gesetz nur durch Blut erfolgen (Hebr 9:15-22). Doch alles Opferblut von Tieren konnte die Sünde nicht „ausmerzen“, dazu bedurfte es eines ganz anderen Opfers, das Jesus Christus darbrachte! „Reinigung“ ist also immer nur kurzfristig, danach wird der Mensch wieder beschmutzt! Doch wenn die Sünde getilgt ist, ist dieser Zustand endgültig!!!

Es hat Gott so gefallen, gerade „das Blut“ zum wichtigsten Faktor in Seinem Heilsplan zu machen, vielleicht deswegen, weil im Blut die Seele ist und die Seele der Sitz unserer Empfindungen ist. Die Verbindung von Blut und Seele lässt uns Menschen also ganz besonders empfinden, wie kostbar das verflossene Blut unseres Herrn war und immer noch ist! Denken wir hierüber doch einmal nach!

Da Gott auch der Urheber des Bösen (Jes 45:7) und damit der Sünde ist, wusste Er, dass sie massiv auftreten würde und ersah daher vor dem Niederwurf der Welt das erlösende Opferlamm, von dem wir in 1Petr 1:19-20 ja lesen. Alles, auch die Sünde, wird durch den Ratschluss Seines Willens gewirkt, so lesen wir in Eph 1:11!

Apg 20:29

„Ich weiß aber, dass, wenn ich unerreichbar bin, schwere Wölfe unter euch eindringen werden, die das Herdlein nicht verschonen.“

Was der Apostel Paulus der Körpergemeinde Christi Jesu vorhersagt, ist – entgegengesetzt von den Aussagen gewisser dienender Brüder – alles andere als erfreulich, es ist ein im Grunde beängstigendes Bild der Zukunft! Nicht „Wohlergehen“ und „Freude pur“ an der Hand des Herrn, sondern Kampf gegen schwere Eindringlinge! Und hinter diesen Eindringlingen, die Paulus als Wölfe beschreibt, steht Satan, getarnt als „Engel des Lichts“ (2Kor 11:14).

Wenn wir heute auf den Lauf der Körpergemeinde zurückschauen, können wir viel erkennen und lernen: Paulus war kaum in Gefangenschaft, da haben sich schon alle in der Provinz Asien von ihm abgewandt (2Tim 1:15), in Korinth haben sich Sekten gebildet, es gab Irrlehren und Spaltungen, vorangetrieben von ehrgeizigen Brüdern, die sich an die Spitze drängten, anstatt „unten“ zu bleiben! Wahrheiten wurden verdreht, das Gesetz wieder hochgehalten … und all dies und noch viel mehr geschah und geschieht bis heute in der Körpergemeinde. Leider – und dies muss einfach gesagt werden – schläft ein guter Teil der Gläubigen tief und fest, und merkt nicht, wie er bereits auf weiten Strecken verführt wurde; nicht umsonst fängt der übernächste Leitvers, Vers 30, mit den Worten an: „Darum wachet …“!

„Schwere Wölfe“ sind auch all jene, die nicht vom Geist Gottes zu Aufsehern gesetzt wurden – dies ist wohl der größte Teil unserer staatlichen Kirchen. Was in der Vergangenheit unter dem Mantel des Papsttums begangen wurde, spottet jeder Beschreibung! Diese nicht berufenen „Wölfe“ dringen von außen in die Gemeinde ein und sind das Gegenteil von Paulus, der sich, gleich seinem Herrn, in selbstloser Liebe aufopferte!

Apg 20:30

„Auch werden aus eurer Mitte Männer aufstehen und verdrehte Dinge sprechen, um die Jünger an sich zu reißen.“

Sprachen wir gestern zum Schluss von Wölfen, die von außen eindringen, so sind es heute Wölfe aus der Mitte der Körpergemeinde! Und im Gegensatz zu den selbsternannten „Berufs- und Gewohnheitschristen“ sind diese sehr wohl gläubig – aber es sind „Feinde des Kreuzes“, weil sie ihr Fleisch nie gekreuzigt haben. Es sind jene, von denen Paulus unter Schluchzen berichtet (Phil 3:18). Ihr Gott ist ihr Leib, das heißt, sie schlemmen in fleischlichen Genüssen und lehnen jegliche Entbehrung, und erst recht Drangsal und Leiden ab!

„Aus eurer Mitte“, also auch aus unserer Mitte stehen sie auf! Erkennen wir diese Warnung? Wer von uns, liebe Geschwister, schon verschiedene Gemeinden durchlaufen hat, hat auch sicher schon erlebt, wie Brüder Glaubensgeschwister an sich zu binden versuchen, indem sie Sonderinteressen verfolgen. Sie unterscheiden nicht von Gesetz und Gnade, sondern bieten ein „Mischevangelium“ an, mit welchem man alles beweisen kann, wenn die Worte aus ihrem Zusammenhang gerissen werden! Damit werden die geraden Wege, die uns Gott durch den für uns berufenen Apostel Paulus gelegt hat „verdreht“ und krumm gemacht (vgl. Apg 13:10)!

All diese Wölfe aus der Mitte „wandeln“, aber ihr Wandel wird untergehen („deren Abschluss der Untergang ist“), das heißt, das Feuer wird alles verbrennen (1Kor 3:14-15). Es ist ja bezeichnend, dass ein guter Teil der Gläubigen gar nicht erkennt, dass gerade Phil 3:18 „Gläubige“ meint!

Ganz unangenehm ist vielen gläubigen Geschwistern die Wahrheit in 2Thes 2:7! Auch dort kommt einer aus der Mitte der Gemeinde (lies unsere Auslegung im Band II der Thessalonicherbriefe). Hier wurden Hilfsworte eingefügt, die den wahren Inhalt verschleiern – auch hier heißt es: „Darum wachet …“.

Apg 20:31a

„Darum wachet …“

Wir haben gestern 2Thes 2 erwähnt und können über die Aussagen in diesem Kapitel nicht einfach hinweggehen, zumal sie gerade heute „brandaktuell“ sind!!! Wir bitten unsere Leser deshalb, sich die Mühe zu machen und in unserem gestern erwähnten Band II der Auslegung der Thessalonicherbriefe zumindest die Seiten 130-132 zu lesen. Wir wissen jetzt, warum wir „wachen“ sollen:

Direkt in unserer Mitte, in der Mitte der Körpergemeinde Christi Jesu, erwächst ein Mensch, der gleich dem Judas zuerst einmal dem Herrn anhängt! Das macht ihn auch unerkannt, zumal er sich in den Tempel Gottes (der ja wir sind) setzt! Mit ihm verbunden ist das „Geheimnis der Gesetzlosigkeit“, das, wie Paulus an die Thessalonicher schrieb, damals schon wirksam war! Und wie weit muss die Gesetzlosigkeit demnach heute vorangeschritten sein? Wachen wir, liebe Geschwister?

Die Massenmedien machen uns weis, gleichgeschlechtliche Liebe sei normal, keine Kirche wehrt sich dagegen, obwohl Röm 1:26-27 eine klare Sprache spricht! Gleichfalls werden wir pausenlos mit der Idiotie eines so genannten Urknalls konfrontiert, der beweisen soll, dass es keinen Schöpfergott gibt! Der Name „Jesus“ ist heute schon fast von der Bildfläche verschwunden, es gibt sogar moderne Bibelübersetzungen, wo der Name Jesus durchgehend mit „Gott“ wiedergegeben wird. Und wer hält sich heute noch exakt an das bestehende staatliche Gesetz? Angefangen von der Regierung, über die so genannten Manager bis hinunter zum normalen Bürger wird geschummelt, betrogen und gelogen – es ist kaum mehr zu ertragen!

Wir führen diese winzige Aufzählung an, nicht um uns zu ängstigen, uns in unserem Sinn zu erschüttern, sondern um „wachzurütteln“! Denn wenn wir dies alles sehen, ist unser Herr nicht mehr weit! Versuchen wir vermehrt, Sein Erscheinen lieb zu haben, wie es uns 2Tim 4:5-8 aufzeigt.

Apg 20:31

„Darum wachet, dessen eingedenk, dass ich drei Jahre lang Nacht und Tag nicht aufgehört habe, einen jeden unter Tränen zu ermahnen.“

Drei Jahre lang hat Paulus unter Tränen die Gemeinde versucht, aufzubauen und vor allem vor dem Abfall zu bewahren, wie es ja gemäß 2Tim 1:15 ganz schnell in der Provinz Asien geschah. Ähnliches lesen wir im Galaterbrief. Wir müssen hier unbedingt klarstellen, was „Abfall“ bedeutet, weil wir ja ständig darauf hinweisen, dass ein berufenes Glied am Körper Christi allein in der Gnade gerettet ist und dieser Rettung nie mehr verlustig werden kann!

Der Galaterbrief gibt uns hierbei den besten Unterricht, aber er enthält auch die verfängliche Aussage des „aus der Gnade fallen“ (Gal 5:4), die, aus dem Zusammenhang gelöst, erst einmal Angst verursacht! Doch wenn wir den Zusammenhang dieser Aussage beachten, lösen sich die Zweifel auf: Es geht allein darum, dass Gläubige der Körpergemeinde von Gesetzeseiferern beeinflusst wurden, das Gesetz zu halten. In diesem Zusammenhang wirft Paulus den Galatern vor, dass sie in diesem Fall des Segens enthoben und von Christus abgetrennt sind. Und gemeint sind hier ganz klar unsere überhimmlischen Segnungen, die in Eph 1:3-14 aufgezählt sind. Beachten wir in diesen Versen auch die ständige Wortverbindung „in Ihm“ – was beinhaltet, dass all diese geistlichen Segnungen nur in Christus zu haben sind. Wer ins Gesetz zurückfällt, wer die überströmende Gnade herabmindert, schlägt damit auch diese Segnungen aus und sind von dem Christus abgetrennt – sie fallen förmlich aus der Gnade!

Sind nun solche Gläubigen auch ihrer Rettung verlustig gegangen? Es wäre fatal, solches zu behaupten, denn dann hätte Sich Gott wirklich in deren Berufung geirrt! Sie werden gerettet (entrückt), aber unter schweren Verlusten und großer Beschämung! All ihre Werke verbrennen entspr. 1Kor 3:14-15, sie werden gemäß 2Kor 5:3 „unbekleidet“ erfunden werden.

Apg 20:32

„Nun befehle ich euch Gott und dem Wort Seiner Gnade; Er hat die Macht, euch aufzuerbauen und das Losteil inmitten aller zu geben, die geheiligt wurden.“

Unter Tränen ermahnte Paulus die Epheser, sich den eindringenden Wölfen entgegen zu stellen, die falschen Lehren von falschen Brüdern zu erkennen und abzulehnen und sich dafür ganz auf die von ihm geheroldet überströmende Gnade zu verlassen, maßgeblich ist hierfür das von Paulus in seinen Briefen niedergeschriebene Wort.

Gewiss findet man „Gnade“ in allen Teilen der Bibel, doch die „überströmende“ Gnade durfte nur Paulus enthüllen, weil sie einzig und allein den Gliedern am Körper Christi gilt! Allerdings waren zum Zeitpunkt dieser Rede Pauli an die Ältesten aus Ephesus die tiefsten Wahrheiten noch nicht enthüllt, dies geschah erst in den so genannten „Gefängnisbriefen“! Was Paulus diesen Ältesten noch nicht sagen konnte, dürfen wir heute in seinem Brief an diese Epheser lesen und uns darin aufbauen lassen. Und was wird uns hier für eine Herrlichkeit offen gelegt!!!

In Eph 1:10b werden zwei Losteile genannt: Das in den Himmeln, und das auf der Erde. Letzteres ist für das Volk Israel bestimmt, unser Losteil liegt in den Überhimmeln. Und da wir ja vor dem Kommen des irdischen Königreiches entrückt werden, haben wir, wie Eph 1:12 richtig sagt, auch eine frühere Erwartung – früher als Israel! Und zu unserer tiefen inneren Freude und unserer Vollgewissheit sind wir alle mit dem Geist der Verheißung, dem heiligen, versiegelt – wir gehören für immer Ihm! Und diese Versiegelung ist ein Angeld unseres Losteils, sie ist somit die unumstößliche Zusage, dass wir einmal alle zusammen buchstäblich in unser überhimmlisches Losteil eintreten werden. Und wir dürfen uns sogar heute schon im Geist in diesem Losteil niedergesetzt sehen (lies Eph 2:6), es darf uns im Glauben zur Realität werden. Aus diesem Grund sollen wir gem. Kol 3:1-2 auf das sinnen, was droben ist, wo Christus ist, zur Rechten Gottes sitzend.

Apg 20:33-34

„Von niemandem begehre ich Silber, Gold oder Kleidung. Euch ist bekannt, dass diese Hände mir und denen, die bei mir sind, behilflich waren, den Bedarf zu decken.“

Wir möchten heute zuerst noch auf eine Aussage des gestrigen Verses eingehen, wo Paulus betont, dass das Wort Seiner Gnade die Macht hat, uns aufzuerbauen. Wir denken hier an jenen Teil des Wortes Gottes, der ganz speziell an uns, die Körpergemeinde, gerichtet ist: „Die Briefe des Apostels Paulus“! Lassen wir uns von ihnen auferbauen?

Es ist schon erschütternd, wie ein Grossteil der Gläubigen mit Gottes Wort umgeht! Das größte Manko ist dabei, dass kaum „im Zusammenhang“ gelesen wird, sondern wahllos solche Verse herausgepickt werden, die man gerade brauchen kann. Es ist auch unsere große Aufgabe, liebe Geschwister, unsere Mitgeschwister zum „Lesen im Zusammenhang“ zu bewegen! Und fast völlig unbekannt sind dem größten Teil der Gläubigen jene herrlichsten Worte in Eph 1, wo Paulus in den Eph 1:15-23 im Gebet für die Geschwister eintritt: Er bittet um geistliche Weisheit und geistliche Enthüllung (schon diese zwei Punkte sollten einmal intensiv im Herzen bewegt werden), es geht um das Erkennen des Vaters in Seiner unermesslichen Größe, es geht um unser Erwartungsgut Seiner Berufung, um den Reichtum der Herrlichkeit Seines (Christi) Losteils, es geht um die alles übersteigende Größe Seiner Kraft, als Er Seinen Sohn aus den Toten auferweckt hat … das, liebe Geschwister, sind wahrlich Worte, die uns aufbauen!

Noch ein Wort zu den heutigen Versen: Sie beinhalten mehr oder weniger eine deutliche Warnung an all jene, die die Verkündigung des Evangeliums zum Beruf und Broterwerb erwählt haben. Nur wer völlig selbstlos am Evangelium dient, ist auch frei, dieses uneingeschränkt zu verkündigen. Was würde Paulus heute wohl zu dem Schachern um gut bezahlte Pfarrstellen der Staatskirchen sagen? Nur der selbstlose Dienst kann die Gemeinde in einem gesunden Glaubensstand halten, welcher der Auferbauung dient.

Apg 20:35

„In allem habe ich euch ein Beispiel gegeben, dass man sich so mühend der Schwachen annehmen muss, eingedenk der Worte des Herrn Jesus; denn Er hat Selbst gesagt: Glückseliger ist es, zu geben als zu nehmen.“

Stellen wir uns heute einmal eine Kerze vor, wunderschön verziert in einem Glaszylinder. Man kann sie immer wieder anschauen, sie pflegen und abstauben … aber erfüllt die Kerze damit ihren Sinn? Sie sollte doch brennen, Licht und Wärme geben – allerdings würde sie sich dabei selber aufbrauchen, abnehmen, unansehlich werden!

In obigem Sinn dürfen auch wir uns alle einmal sehr intensiv fragen, was der Sinn und Inhalt unseres Lebens ist? Leben wir, um uns zu pflegen, es uns gut gehen zu lassen, angestaunt bzw. verehrt zu werden? Sollen wir unser Leben genießen, wie es uns so manche Verkündiger weismachen wollen?

Wer so denkt, hat weder Paulus, und erst recht nicht unseren Herrn Jesus verstanden. Wer dem Herrn dienen möchte, muss sich auch verzehren lassen können, zumindest dazu bereit sein, gleich einer Kerze für andere abzunehmen, um Licht und Wärme zu geben. Das ist wohl der tiefere Sinn unseres Lebens! Allerdings ist dieser tiefere Sinn nicht sehr beliebt! Der Grund liegt wohl darin, dass für einen Großteil der Gläubigen das zukünftige Leben in der überhimmlischen Herrlichkeit noch sehr fern und unreal ist, das jetzige Leben jedoch greif- und erlebbar! Worte wie Kol 3:1-4 werden zwar kurz überflogen, aber wirklich einmal darauf zu sinnen, was droben ist, tun die wenigsten! „Worüber sollte man auch darüber nachsinnen? Wir wissen doch gar nicht, was dort oben ist!“

Vielleicht dürfen wir doch einmal die Worte Jesu abändern, etwa so: Glückseliger ist abzunehmen, sich verbrauchen zu lassen, als sich für geistliche Dienste bezahlen zu lassen!

Apg 20:36

„Als er dieses gesagt hatte, kniete er mit ihnen allen nieder und betete.“

Die Rede Pauli an die Ältesten aus Ephesus ist beendet, es folgt ein ergreifender Abschied. Man darf sich hier auch ruhig fragen, warum Lukas diese Abschiedsszene so ausführlich darlegt? Es geht ja wohl kaum um die dramatische Wirkung des Abschieds, der zwar menschlich verständlich ist, sondern vielmehr darum, aufzuzeigen, dass es im Leben eines Gläubigen auch einen Zeitpunkt geben kann, wo er die Hand eines geistlichen Bruders loslassen muss, um selber voranzukommen! Die Epheser hatten sehr lange Paulus als Lehrer gehabt, jetzt sollten sie einen Stand erreicht haben, wo sie ohne seine Hilfe weiter vorankommen, und ohne Zweifel dient hier auch der später eintreffende Brief aus Rom, den wir heute als „Brief an die Epheser“ so sehr schätzen.

Das Verhalten der Ältesten ist auch insofern vorbildlich, als sie nicht versuchten, Paulus von seinem Weg nach Jerusalem abzuhalten – im Gegensatz zu jenen Brüdern, die wir später in Apg 21:4 noch kennen lernen werden. Diese Einheit des Dienstes im Opfergeist (im Loslassen) kommt ergreifend im gemeinsamen Niederknien und im Gebet zum Ausdruck, es ist das Beugen vor Gottes Wegen!

„Gebet als Zeichen der Beugung vor Gottes Wegen“ – das mag für viele ein ganz neuer Gesichtspunkt sein! Wir sehen im Sinn des Gebetes doch vielfach nur ein „Bitten um alles Mögliche“, quasi „das Gebet als ein Arzneischränkchen im Fall einer Krankheit“!

Wir wollen uns hier nicht überfordern, liebe Geschwister, sind wir doch alle nur Menschen, dabei schauen wir auf unseren Herrn: Er war, als Er auf die Erde kam, uns Menschen in allem gleich; so lesen wir in Lk 22:42-44 von Seinem Gebetskampf in Gethsemane. Am Anfang stand die von uns allen menschlich verstehbare Bitte: Vater, wenn es Dein Beschluss sein könnte, trage diesen Becher von Mir weg – doch dann die geistliche Einstellung: „Dein Wille geschehe!“

Apg 20:37

„Dann brachen alle in lautes Jammern aus, fielen Paulus um den Hals und küssten ihn herzlich.“

„Jammern“ hat im deutschen Wortverständnis etwas „negatives“ an sich und es passt nicht zu unserer bisherigen Auslegung! War hier ein klägliches „Jammern“ zu hören? Ein Blick in die DaBhaR-Übersetzung bringt uns weiter, hier steht, dass die Ältesten „schluchzten“, was uns ihren Abschiedsschmerz viel besser erkennen lässt. Also kein Klagen und Jammern, dass Paulus sie nun verlässt, sondern „Schluchzen“, ein „Weinen“, weil ein geliebter Bruder Abschied nimmt, um seinen weiteren von Gott verordneten Weg gehen muss. Die Ältesten wussten doch sehr genau, was auf Paulus wartete, hat es ihnen doch der Apostel in Vers 23b klar vorausgesagt!

Es ist für uns alle sehr bedeutsam, wenn wir in eine ähnliche Situation kommen: Wie oft jammern wir mit, wenn geliebte Geschwister schwere Wege gehen müssen und belasten im Grund jene Geschwister mit unserem Jammern noch mehr! Lesen wir hierzu einmal Phil 2:1-2: „Wenn nun irgendein Zuspruch in Christus, wenn irgendein Trost der Liebe, wenn irgendeine Gemeinschaft des Geistes, wenn innerste Regung und Mitleid noch etwas gelten, so macht meine Freude dadurch vollständig, dass ihr gleichgesinnt seid, ein und dieselbe Liebe habt, in der Seele vereint auf das eine sinnt …“.

Beachten wir oben vor allem die Worte „innerste Regung und Mitleid“, wo hier nicht das jammernde Mitleid, sondern das buchstäbliche „Mitleiden“ mit dem Anderen gemeint ist. So müssen wir diese Abschiedsszene sehen!

Alle wussten, was kommen wird, es war schon im Voraus ein „Mitleiden“ mit dem, was Paulus blieb: Bande und Drangsal! Und dieses „Mitleiden“ kam aus der „innersten Regung“ der Herzen, also nicht nur eine banale Floskel, sondern innigste Verbundenheit mit einem Bruder in Christus!

Apg 20:38

„Am meisten schmerzte sie das Wort, das er gesagt hatte: Sie würden sein Angesicht künftig nicht mehr schauen. Dann gaben sie ihm das Geleit bis zum Schiff.“

Es ist immer schwer, hier unten auf Erden von einem geliebten Menschen Abschied nehmen zu müssen, sei es durch den Tod, oder, wie hier bei Paulus, dass eine ganz besondere Führung Gottes bevorstand. Doch im Gegensatz zu den ungläubigen Menschen haben wir einen ganz anderen Stand: Wir haben die feste Gewissheit, dass es nie ein Abschied „für immer“ sein wird; vielmehr tut sich mit jedem Abschied die Tür zu unserer überhimmlischen Gemeinschaft auf, die nach der Entrückung auf alle in Christus Gläubigen wartet! Das darf uns auch im schlimmsten Fall ein ungeheurer Zuspruch sein!

Aber schauen wir noch einmal auf die Abschiednehmenden, und was wir daraus lernen können: Wir sahen die Gruppe nach der Rede des Paulus im gemeinsamen Niederknien beim Gebet – ein Zeichen der Beugung vor Gott und vor Seinen Wegen. Wir sahen ihr Schluchzen - der Ausdruck ihrer innersten Regung und des Mitleidens, und wir sehen die Ältesten von Ephesus in unserem heutigen Leitvers, wie sie ihrem Apostel das Geleit zum Schiff gaben - was gleichsam eine Geste der Zustimmung zur weiteren Reise war. Man kann die Epheser deshalb auch als jene Geschwistergruppe sehen, die die „Aussendenden“ waren, ja, die in dem bevorstehenden Weg ihres Apostels auch ihren eigenen Weg sahen, zumindest ein Stück weit.

Könnten auch wir uns irgendwie mit dem Weg Pauli identifizieren? Würden wir ihn, gleich den Ältesten, gutheißen, auch in dem Wissen, wie dieser Weg aussieht? Es ist in der Tat eine „zweite“ Gnade, die wir in der Auslegung des zweiten Korintherbriefes (in Verbindung mit Phil 1:29) versucht haben, darzulegen, nämlich Leiden und Zuspruch zu erfahren, nicht nur bei den Anderen, sondern auch bei uns.

Lies weiter:
21. Die Apostelgeschichte Kapitel 21