Einführung des Todes in das Menschengeschlecht

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Wer ist Satan?
Satans Ursprung, Werke und Ziel (Heft 3)
aus der Reihe „Mannigfaltige Weisheit Gottes“
von M. Jaegle 1969

Abschrift mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Groß
Als Schrift noch erhältlich.

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Satans Ursprung, Werke und Ziel

Beginn der Heilsgeschichte der Menschheit

1. Gottes erste Heilstaten

Die Einführung des Todes in das Menschengeschlecht

Wenn wir den Tod als Abschluss des Zerfalles von Lebenszellen sehen, so dürfen wir, was seine Einführung in die Schöpfung betrifft, dieselbe nicht erst bei Adam ansetzen. Lange zuvor war der Tod schon wirksam. Denken wir nur an das erste Gericht, welches über die Erde kam, das des Herabwurfes (2Petr 3:6). Durch dasselbe wurde ja nicht nur das auf der Erde herrschende System gestürzt, sondern ebenfalls alles Lebende betroffen. Dazu herrschte die Auswirkung des Todes auch schon auf jener ersten Erde. Die Beweise dafür sind die mächtigen Kohlenlager, welche Überreste von Pflanzen sind, sowie die Vielzahl versteinerter Tiere, die in älteren und jüngeren Gesteinsschichten gefunden werden, die ja nur von der Urerde stammen können. Von welch einem gewaltigen Sterben im Pflanzen- und Tierreiche (Menschen gab es dort noch keine) reden doch diese in der Erde liegenden Zeugen!

Wie dann später auf der wieder hergestellten Erde, so war auch auf der Urerde, als sie noch voller Schönheit war, die Wirksamkeit des Todes eine Folge der Sünde, welche Satan auch auf ihr, wie in den Himmeln eingeführt haben musste, als er eine große Zahl himmlischer Wesen zum Abfall verführt hatte. Denn nur wo Sünde ist, kann der Tod zur Herrschaft gelangen.

Als dann Gott die durch Sein Gericht in ein Chaos verwandelte Erde wieder herstellte und auf ihr das wunderschöne Paradies schuf, befand sich doch schon der Tod in der Schöpfung. Er lauerte gleichsam als Feind vor den Toren Edens und wartete nur darauf, bis er durch die Sünde, als Folge des Ungehorsams, eindringen und auch im Menschengeschlecht zur Herrschaft gelangen konnte. Nicht umsonst heißt Gott Adam den Garten zu bewahren (1Mo 2:15b). Auch sofort als die Sünde begangen war, wurde dem Tod der Einlass gewährt und die ersten Menschen fielen ihm als Beute anheim, weil Er sie zum Sterben sterbend machte. Zwar wirkte sich seine Herrschaft in ihren Gliedern nur sehr langsam aus, denn Adam lebte nach Gottes Urteilsspruch noch einige hundert Jahre, bis er eine buchstäbliche Beute des Todes wurde.

In der Folge besteht die Herrschaft des Todes eigentlich in einer doppelten Wirksamkeit. Weil die Menschen sterblich geboren werden, herrscht er von Anfang des Lebens an in ihren Gliedern, in denen er sich bei dem einen schneller und bei dem anderen langsamer auswirkt, bis er allen das Leben vollends nimmt.

Der Widerwirker ist zu diesem Gericht in enge Beziehung gestellt, denn nach Hebr 2:14 hat er die Gewalt des Todes inne. Inwiefern und wie weit er darüber verfügt, lehrt uns Gott schon im Garten Eden, denn das Töten der Opfertiere hat Sich Gott Selbst vorbehalten. Auch mit der Geschichte Hiobs zeigt uns Gott, dass Er den Widerwirker nicht völlig frei über den Tod verfügen lässt, wie es dieser, in seiner Eigenschaft als Menschentöter von Anfang, gerne tun möchte. Hier haben wir den unleugbaren Beweis, dass der Tod, wie alles übrige Geschehen im Universum, ursächlich aus Gottes Hand kommt. Er ist aber nicht nur der Einführer des Todes, sondern auch dessen Aufheber, nämlich wenn Er mit ihm alle Seine Heilsabsichten durchgeführt hat. Darum schenkte Gott auch die Verheißung des Retters sofort, nachdem Er diesen Feind des Lebens durch die Sünde des ersten Menschenpaares den Einlass in die Menschheit gewährt hatte. Mit dieser Weissagung ist bereits die Aufhebung des Todes vorausgesagt und festgelegt, denn sie schließt die Erfüllung von 2Tim 1:10 mit ein.

Satan besitzt demnach die Gewalt des Todes gleichsam als Gerichtsvollstrecker, aber nur als eine ihm von Gott übertragenen Vollmacht, welche deshalb immer der unumschränkten Entscheidung Gottes unterstellt bleibt. Wenn also der Mensch stirbt und damit zum Erdreich zurückkehrt, von dem er genommen wurde, so ist auch dieses Geschehen nur der von Gott autorisierte Gewaltakt des Todes. Dazu besteht eine andere bedeutungsvolle Einschränkung. Wenn Gott dem Widerwirker auch die Vollmacht des Todes übertragen hat, so hat Er ihm nicht die Macht über die Toten gegeben. Diese besitzt allein Christus, der Auferstandene. "Denn dazu starb Christus und lebt, dass Er sowohl der Toten als auch der Lebenden Herr sei". (Röm 14:9).

Die erste Schaustellung des Todes auf der wieder hergestellten Erde als Abschluss des über Adam angekündigten Gerichts tut Gott deshalb Selbst vor ihnen kund in der Tötung der Opfertiere im Paradies.

Tiefergreifend erbringt Er damit den anschaulichen Erweis Seines wahren und unentrinnbaren Urteilsspruchs über Adam als Haupt der alten Menschheit. Weiter macht Er sichtbar, wie sehr Er die Sünde hasst, doch wie grenzenlos tief trotzdem Seine Liebe zum Sünder ist. Die geschlachteten Tiere, die Sünde nicht kannten, waren gleichsam die ersten Opfer der Sünde Adams.

Während nun Adam zu einem langsamen Sterben verurteilt war, starben hingegen die Opfertiere nicht, wie wir sagen, eines natürlichen, sondern eines gewaltsamen Todes. Ihr Tod war nicht ein langsames "zu Sterben sterbend sein", sondern das Leben wurde ihnen plötzlich mit Gewalt genommen. Damit wurde auch eine Seite des Todes des wahren Opferlammes abgeschattet. Auch Ihm, unserem Herrn, wurde das Leben gewaltsam genommen. Der Tod konnte sich also schon im Paradies in seiner ganzen Schrecklichkeit und als den das Leben abschließende, göttlichen Gerichtsakt zeigen.

Mit diesem erschütternden Vorgang wollte Gott unseren Ureltern auch

Die Lektion des Todes

erteilen, die eigentlich alle Menschen lernen sollten.

Da das Anschauen des Sterbens der ersten Tiere zu Adams und Evas Erziehung und Belehrung gehörten, hat Gott das Töten der Opfertiere in ihrer Gegenwart vorgenommen. Denn Er wollte sie ja auch darüber belehren, dass sich Ihm der Sünder nur mit blutigem Opfer nahen darf, was sie in der Folge dann auch im Gehorsam ausführten. Diese Annahme finden wir darin bestätigt, dass Abel später von den Erstlingen seines Kleinviehs Opfer darbrachte, was er ja nur von seinen Eltern gelernt haben konnte.

Wie vielseitig und nachhaltig müssen doch die Eindrücke gewesen sein, die bei diesem ersten Opfer auf Adam und Eva einwirkten. Nachdem sie zuvor eine beträchtliche Zeit inmitten eines üppigen Lebens gewandelt waren, müssen sie nun Grauen und Entsetzen ergriffen haben, als sie aus diesen geschlachteten Tieren das Blut fließen und deren Leben entfliehen sahen und sie dann der kalte Tod aus ihren Leichnamen anstarrte! An dieser erstmaligen Schaustellung des Todes sahen Adam und Eva, zu was sie selbst verurteilt waren. Das war also die Kostration der Sünde (Röm 6:23)!

Nun haben die beiden gesehen, dass sich mit ihrem Urteil das Gericht längst nicht erschöpft hatte, sie mussten noch eine weitere Folge ihrer Sünde erkennen. Nicht nur sie wurden "zum Sterben sterbend" wegen ihres Ungehorsams, auch noch andere unschuldige Geschöpfe mussten ihr Leben lassen, ganz als ob sie an ihrer Übertretung mit beteiligt gewesen wären. Ihr Herz mag darob geblutet haben, dass sie nicht nur ihren, sondern auch den Tod unschuldiger Tiere verschuldet hatten. Da wird es ihnen vergangen sein, sich selbst zu rechtfertigen. Statt dessen wird ihr Herz von Reue und Scham, von Schmerz und Beugung erfüllt worden sein. Welch einen Abscheu müssen sie über ihren Ungehorsam empfunden haben, als sie diese Folgen gewahrten!

In etwas mögen sie aber die Verworfenheit ihres Handelns erkannt haben, als sie Zeugen des Sterbens und Todes der Opfer wurden. Nun wurde ihnen auch der göttliche Gerichtsernst bewusst, denn sie hatten jetzt den Beweis, dass Gott nicht leere Gerichtsandrohungen macht, sondern dieselben unnachgiebig in ihrer ganzen, doppelten Strenge durchführt, überstreckte Er ja ihr Gericht auch auf andere Seelen, über die Adam als herrschender Verwalter gesetzt war. So hat mit der Schaustellung des Todes eine unüberhörbar ernste Sprache mit den gefallenen Erstlingen der Menschheit gesprochen.

Nun ist es ja so, dass unsere Ureltern, da sie aus dem Reich des vom Tode unberührten, seelischen Lebens kamen, diesen viel tiefer empfunden haben müssen, als ihre dann sterbend geborene Nachkommen. Heute, wo jeder Mensch inmitten fortgesetzten Sterbens aufwächst und der Tod auch in seinen eigenen Gliedern wirkt, so dass die Schrift ihn einen Sterblichen heißt, ist man stark an diesen Zustand gewöhnt. Deshalb haben Leugner des biblischen Berichtes den Tod schon als ein Naturgesetz gedeutet und damit denselben verharmlost. Man will die lästige Wahrheit aus dem Wege schaffen, dass der Tod als Folge der Sünde in die Menschheit eingedrungen ist, um dadurch die ernste Lektion darüber nicht hören zu müssen. Doch auch für uns Gläubige ist es heilsam, wenn wir uns im Geiste in jene Lage unserer Ureltern versetzen und das blutige Opfer des Todes mit anschauen. Dort erhalten wir von Gottes Heiligkeit einen tiefen und bleibenden Eindruck. Als Mitzeugen des Sterbens und des Todes der von Gott geopferten Tiere erkennen wir die ganze Verdorbenheit des Handels der ersten Menschen und auch der unsrigen. Und das ist beste Vorbereitung zur Betrachtung der anderen Seite des Todes, die uns Gottes Liebe und Barmherzigkeit in diesem Gerichtsakt enthüllt.

Auf dieser lichten Seite sehen wir das beeindruckende Bild:

Gott, der erste Priester

Mit der für die Menschenkinder erstmaligen Schaustellung des Todes durch das Schlachten der ersten Opfertiere hat praktisch der Opferdienst seinen Anfang genommen. Und durch wen geschah er? Durch Gott Selbst. Als der erste Priester hat Er die erste Gabe, Ihm zu nahen, dargebracht.

Es ist dies eine ganz bedeutsame und ergreifende Offenbarung Gottes. Aus ihr ersehen wir, dass Gott in Seinem Heilswerk nicht nur anordnend und darauf überwachend wirksam ist, sondern auch Selbst als Ausführender auf den Plan tritt. Damit steht Er als Hauptwirkender, ja alles Bewirkender vor uns. Und als Erstwirkender ist Er auch der Zuerst-Gebende. Wenn der Prophet Jesaja (Jes 40:14) schreibt: "...wer gibt Ihm etwas zuerst...?, so stellt er die Frage nur, um die Wahrheit herauszustellen, dass Gott auch immer der Zuerst-Gebende ist. Nach 1Jo 4:19 ist er ja auch der Zuerst-Liebende. Diese uns so beglückende Wahrheit hat Gott in Seinem ersten Tun im Paradies zur Darstellung gebracht.

Ferner erkennen wir, dass Gott nicht nur Gaben austeilt, sondern Selbst auch Opfer bringt. Denn allein durch Opfer kann Er Seine überragende Liebe zur Schöpfung darstellen.

Hier können wir auf obige Frage: "...wer gibt Ihm etwas zuerst?" eine ganz positive Antwort geben. Sie lautet: Gott, als der erste Priester, hat Sich zuerst Selbst etwas gegeben. Er hat Sich vor Seinen Ihm gehörenden Geschöpfen Selbst ein Opfer dargebracht. Er tat dies, wie alles andere, zunächst für Sich Selbst, dann aber für Seine gefallenen Menschenkinder, denen Er eine Deckung schuf, damit sie sich unter ihr Ihm wieder ohne Furcht nahen durften.

Sehr deutlich machte Gott mit dieser Tat dem Menschen eindrücklich, dass er selbst nichts, ja auch gar nichts aufbringen kann, womit er sich wieder Zugang zu Gott verschaffen könnte. Wie passt doch der Ausspruch (Eph 2:8) auf das erste Menschenpaar. Denn nichts aus ihnen, sondern allein von Gott war die beschirmenden Nahegabe, welche sie von Ihm als ein Geschenk Seiner Gnade erhielten und durch welches Er sie wieder in Seine Gemeinschaft aufgenommen hat.

Die Erkenntnis über Gott als dem ersten Priester und Dem, der als Erster ein Opfer darbringt, ist auch noch aus einem anderen Grunde wesentlich. Die Geschichtsforschung weiß zu berichten, dass bereits vor Israel schon andere frühere Völker Tiere opferten. Dies könnte den Anschein erwecken, dass Israel seinen Opferdienst diesen Nationen nachgemacht hätte. In Wirklichkeit liegt aber die Sache umgekehrt. Gott Selbst war ja der erste Priester und der Einführer dieses Kultes. Seine Frommen führten dann denselben weiter, bis er schließlich seine gesetzmäßige Form in Israel erhielt.

In den Opfern der anderen Völker haben wir dagegen nur eine satanische Nachahmung zu sehen, denn Paulus sagt (1Kor 10:20), dass das, was die Nationen opfern, sie den Dämonen opfern. Das ursprüngliche Tieropfer hat dagegen seinen Ursprung in Gott.

Das große Opfer Gottes

In welch einer tief beeindruckenden und überwältigenden Größe ersteht da die Wahrheit der Rechtfertigung, dass Gott als der erste Priester Sich Selbst ein Opfer darbrachte. Dies geschah zunächst zu Seiner Rechtfertigung und erst darauf zu derjenigen Seiner ersten Menschen sowie schließlich zu der aller ihrer Nachkommen.

Die Götter der primitiven Völker aber, hinter denen Mächte Satans stehen (1Kor 10:20), verlangen auch vom Menschen Opfer. Sogar Israel war in diese dämonische Versklavung gefallen, indem es dem Götzen Moloch seine Kinder opferte (Jer 32:35). Diese Opfer wurden auch von anderen, abgöttischen Religionen verlangt, welche den Zugang zu Gott verdienstbar machen wollten.

Hier aber geschieht das Unerhörte: Der wahre, alleinige Gott bringt Sich Selbst ein Opfer, welches Er den Menschen als Nahegabe schenkt! Im Paradies nahm Er lebende, Ihm liebe Geschöpfe. Und welch eine ergreifende Wahrheit hat Gott mit dieser Tat im Paradies vorgeschattet! Da mit Tieren unmöglich die rettende Sühnung für die Menschheit vollbracht werden konnte, hat Sich Gott ein anderes Opfer ausersehen. Ein Opfer, das Er Sich, wie damals die Tiere, auch Selbst darbringt: Seinen Einziggezeugten, über alles und alle geliebten Sohn! Mit den auf Ihn gesandten Gerichtsgluten hat Er Ihn in den Tod gelegt und damit Sich Selbst zum Opfer dargebracht. Diese tiefe Wahrheit ist im Leidensplan Christi (Ps 22) mit den ergreifenden Worten geweissagt (Ps 22:15): "... und in den Staub des Todes legst Du (Gott) Mich (Christus)." Oh, welch eine Liebe erweist Er damit uns! Nun hat Er uns Seinen Sohn als den Gekreuzigten geschenkt, durch Den wir uns Ihm ohne Furcht nahen dürfen.

Hier ersteht Eph 2:8 erst in seiner vollen Größe: Die Gabe, mit der wir uns Gott nahen dürfen, ist in nichts von uns, sondern allein von Gott! Sie ist Sein eigener Sohn der Liebe! -

Wie wird uns doch diese gewaltigste Heilswahrheit in Röm 8:32 mit den zu Herzen gehenden Worten bezeugt: "Er, der doch Seines eigenen Sohnes nicht verschont, sondern Ihn dahin gibt für uns alle..." Ganz in Übereinstimmung mit des Vaters Willen heißt es in 1Tim 2:6 vom Sohn, dass Er Sich Selbst für alle dahingibt.

Das ist die Verwirklichung Gottes großen Heilsvorsatzes. Von diesem ist die ganze Schrift erfüllt, und auf Golgatha ist er höchste Wirklichkeit geworden, doch nur durch Leiden und Schmerzen. Schon das Töten jener ersten, unschuldigen Opfertiere ließ Gott leiden. Wie unbeschreiblich viel tiefer muss Ihn aber die Dahingabe Seines Sohnes geschmerzt haben! Und wie glich doch das Sterben des Sohnes dem jener ersten Tiere. Denn gleich jenen musste auch Er eines gewaltsamen Todes sterben und dazu noch eines viel qualvolleren als die beiden Opfertiere. Nach Hebr 2:9 musste Er diesen Tod für alle schmecken.

Nun steht aber jenes vorbildliche Opfer im Paradies nicht nur in engster Beziehung zu jenem auf Golgatha, sondern auch zu einer weit in der Vergangenheit zurückliegenden Offenbarung, über die uns der Apostel Petrus berichtet (1Petr 1:19-20). Nach derselben hat Gott Seinen Sohn schon vor dem Herabwurf, also bevor die Sünde in der Schöpfung war, als makelloses und fleckenloses (Opfer-)Lamm erkannt. Gott hat Ihn aber nicht über den Willen des Sohnes hinweg vorher zum Opferlamm bestimmt, sondern hat Sein freiwilliges Jawort zu diesem schweren Weg erhalten, wie uns dies Ps 40:6-8 und Hebr 10:5-9 offenbaren. Und da der Sohn mit Seiner freiwilligen Dahingabe den Willen des Vaters erfüllte, hat Er Sich vor allem Gott Selbst zum Opfer dargebracht.

In einer späteren Offenbarung lesen wir vom Lämmlein, dass es geschlachtet ist vom Niederwurf der Welt an (Offb 13:8). Diese Geschehen bezeichnet die Phase, in welcher bereits die Sünde in die Schöpfung eingeführt war. Weil nun durch die Gegenwart der Sünde das 1Petr 1:19-20 vorher erkannte Opferlamm vonnöten war, rechnete Gott mit demselben schon, als wenn es bereits geschlachtet wäre.

Jetzt verstehen wir, warum Gott gleich nach dem Eintritt der Sünde in die junge Menschheit nebst der Verheißung des Schlangentreters (1Mo 3:15) auch noch eine Tat vollbrachte, welche das vom Niederwurf der Welt an geschlachtete Lämmlein abschattete. So begann die Heilsgeschichte der Menschheit nicht nur mit dem Urevangelium von der Verheißung des Retters, sondern auch schon mit einer vorbildlichen Rettungstat, als überzeugenden Hinweis auf Gottes damals noch zukünftigen, höchsten Erweis Seiner Liebe.

Der Tod als Heilstat Gottes

In den bisherigen Ausführungen haben wir den Tod u. a. auch als ein göttliches Gericht kennengelernt. Das war aber durchaus nicht der alleinige Zweck des Todes. Nachdem Adam und Eva einem sündigen, zum Sterben sterbend und im Tode seinen Abschluss findenden Zustand anheimgefallen waren, der mancherlei Leiden im Gefolge hatte - , hat Gott diesem beschwerlichen Leben durch den Tod ein Ende gesetzt. Da wir nun aus der Schrift wissen, dass der Tod ein zur Rast-Legen ist, der seine Opfer in einen unbewussten und leidenslosen Zustand einführt, in welchem sie der Auferstehung entgegen schlummern, so waltet offensichtlich in diesem Gericht das Erbarmen Gottes. Dass Gott überdies den Tod zu einem weit höheren Heilszweck gebraucht, offenbarte Er schon durch das Schlachten der Opfertiere.

Als sich Adam und Eva in ihrem sündigen Zustand erkannten, wollten sie nur ihre Blöße mit Gewächs vom Erdboden bedecken und so Gottes Zorn abschirmen. Gott hingegen ersah dazu lebende Seelen, die Er als Schöpfer liebte, und gab diese zu ihrer Beschirmung in den Tod. Mit dieser Tat stellt Gott zur Schau, wie sehr sie als Sünder von Ihm geliebt waren (Röm 5:8), so dass Er für sie andere Geschöpfe den Tod schmecken ließ.

Wir möchten noch besonders hervorheben, dass Gott die bloßen Felle als Bekleidung nicht genügten; denn es heißt, dass Er von diesen für Adam und sein Weib Röcke machte (1Mo 3:21). Das ist ein Hinweis auf das makellose, vollkommene Heil, welches Gott für Seine Menschheit zubereitet hat. Wenn also auf Bildern die ersten Menschen nur mit Tierfellen behangen dargestellt werden, so stimmt das nicht. Gott hatte sie vollkommen und schicklich gekleidet.

Nun wäre es für Adam und Eva schon etwas Großes gewesen, wenn ihnen Gott die von Ihm zubereiteten Röcke von Fellen zum Selbst-Anziehen dargereicht hätte. Aber nicht einmal das ließ Gott sie tun. Nachdem Er ihnen diese Bekleidung zugerechnet hatte, heißt es weiter: "....und bekleidete sie"(1Mo 3:21b). Also auch diesen Akt wollte Er allein zu ihrer Rettung vollbringen. Er behandelte sie tatsächlich, wie wenn sie völlig kraftlos und handlungsunfähig, ja sozusagen tot gewesen wären. Nichts durfte von ihnen kommen, nichts durch sie geschehen. Das war für ein vollkommenes Gnadengeschenk unumgänglich. Wie dankbar müssen sie für die ihnen von Gott zubereitete Bedeckung gewesen sein, und wie mag sie Seine Liebe ergriffen haben, als Er Selbst ihnen diese noch umlegte!

Ziel und Zweck der göttlichen Handlung aber war: Seine durch Sünde von Ihm getrennten Menschen durch das Sühnopfer von Tieren, die Sünde nicht kannten, wieder in den rechten Stand vor Ihm zu setzen. Nachdem Adam und Eva zuvor Gefäße des göttlichen Zornes geworden waren, hatte Er sie nun zu Gefäßen Seiner Barmherzigkeit und rettenden Gnade gemacht. Er Selbst aber konnte in Seiner Tragkraft (Röm 3:25c) über die geschehene Sünde hinwegsehen, und dies im Blick auf das bevorstehende, einmalige und vollgültige Opfer Seines geliebten Sohnes zur Ablehnung der Sünde (Hebr 9:26).

Durch dieses göttliche Werk Seiner Gnade hatten die beiden eine große äußerliche Umwandlung erlebt: Da ihnen Gott ein neues Kleid schenkte und es ihnen noch Selbst anzog, wurde ihr eigenes verderbliches Blättergewand abgelegt und der Vernichtung preisgegeben. Und nun standen sie als andere, ja, bildlich gesprochen, als neue Menschen vor Gott. Denn bestimmt hatte dieses göttliche Erleben auch eine Veränderung ihres Innenlebens zum Guten bewirkt. So mögen sie wohl als erste durch Gottes Güte zur Umsinnung geführt worden sein (Röm 2:4).

Geschenkweise, umsonst in Gottes Kleid der Gerechtigkeit gehüllt, durften sie Ihm wieder nahen wie geliebte Kinder. Obwohl dieses Gewand nach außen gering erschien im Vergleich zur ursprünglichen Schönheit ihrer Unschulds-Körper, in denen Adam und Eva als Krone des Erschaffenen aus Gottes Schöpferhand hervorgegangen waren, strahlte es doch schon die damals noch verborgen gehaltene zukünftige überschwängliche Herrlichkeit der Liebe Gottes aus. Und zwar nicht nur als des weisen Bildners, sondern nun auch noch als des Sich allerbarmenden Retters in Seinem Sohne!

Den ganzen Vorgang der Bekleidungsszene wird der Feind wohl aufmerksam verfolgt haben. Kurz nachdem es ihm gelungen war, die ersten Menschen zu ungehorsamen Sündern und Feinden zu machen, sieht er nun, wie sie sich willig von Gott bekleiden lassen und Ihm wieder in einem neuen Gehorsam untertänig zur Verfügung stehen! Nachdem der Feind doch dachte, mit seiner Verführung die Menschen für immer von Gott losgerissen zu haben, sieht er sie nun inniger mit Ihm vereint als zuvor. Gott hatte sie in Seinem Erbarmen wieder zu Sich gezogen, und willig sind sie darauf eingegangen. Dies alles ließ Satan wohl ahnen, dass der eigentliche Kampf nun erst beginnen und ihm weitere Siege seiner Irreführungen sehr erschwert würden. Und so kam es auch, wie wir an unseren Ureltern außerhalb des Paradieses noch sehen werden.

Ob wohl Adam auf diesen göttlichen Liebeserweis hin stumm geblieben ist? Die Schrift berichtet zwar nur über die Worte, die er zunächst zu seiner Selbstverteidigung zu Gott sprach. Doch nachdem Sich Gott Seiner wieder so väterlich angenommen hatte, hat Adam gewiss ähnliche Worte gefunden, wie sie der verlorene Sohn im Gleichnis aussprach: Worte der Beugung und des Dankes.

Oh, wie ganz anders handelte doch Gott fortan mit seinen Erstlingen der Menschheit, nachdem sie als Sünder und Feinde vor Ihm standen! Vor der Übertretung stellte Er sie unter ein Gebot. Jetzt verlangte Er nichts mehr von ihnen.

Diese von Gott wieder aufgenommene Gemeinschaft war nun weit mehr als nur eine Wiederherstellung des früheren Verhältnisses. Sie beruhte jetzt auf der ganz neuen, viel besseren und vollkommeneren Grundlage der Gnade. Die erste Gemeinschaft mit Gott hing vom Halten des Gebotes ab und stand unter Androhung von Gericht. Die zweite hingegen schloss durch die Gnade Gottes jedes Mitwirken des Menschen zur Rettung aus. Ihr Hauptzug war und ist: Gott sucht den Sünder und nimmt Sich seiner wieder mit Erbarmen an!

Folglich war das Töten der Tiere für Adam und Eva nicht eine grausame und sinnlose Tat, sondern Ausfluss des Erbarmens Gottes, durch welche Er sie von der Furcht vor Ihm befreite. Nachdem Er sie, anstatt sie zu verstoßen, wieder so väterlich zu Sich gezogen hatte, kann es nicht anders gewesen sein, als dass die Liebe, mit welcher Er sie geradezu überschüttete, in ihren Herzen eine Gegenliebe entzündete, welche sie zuvor gar nicht gekannt hatten, die aber nun ihre Herzen mit der dankbaren Erkenntnis des Guten erfüllte.

Eine treffende Erklärung über die Reihenfolge der göttlichen Handlungen im Paradies liegt im Gebet des Propheten Jeremia (Kla 5:21): "Ieue, bringe uns zu Dir zurück, dass wir umkehren..." Ja, mit Namen hatte Gott zuerst Seine Menschenkinder gerufen und zu Ihm zurückgebracht, und erst auf dieses hin kam es bei ihnen zu einer inneren Umkehr. Nach diesem Prinzip rettet Gott alle Seine Geschöpfe. Er ist dabei immer der Zuerst-Handelnde.

Geistlich gesehen hatte also Gott den Fluch und das Gericht des Todes, welches sich die ersten Menschen durch Übertretung zuzogen, nicht nur aufgehoben, sondern sogar in Segen umgewandelt. Wenn wir diesem so tiefen Fall das Wirken Gottes zu ihrer Rettung gegenüberstellen, so ersteht Seine Liebe und väterliche Fürsorge zu Seinen Menschenkindern schon damals in unfassbarer Größe! Aber alles, auch restlos alles, was die Wiedervereinigung und die Aussöhnung zustande brachte, war von Gott aus gesehen. Das ist wichtig festzuhalten. Auf keine andere Weise hätte Er den beiden besser die Zusicherung geben können, dass Er ihnen ihre Kränkung nicht anrechnen würde und sie ohne Furcht wieder Gemeinschaft mit Ihm haben durften.

Wenn wir nun bedenken, dass diesen Liebes- und Gnadenerweisen die Einführung der Sünde und des Todes zugrunde liegt, so müssen wir erneut Gottes Weisheit bewundern, durch welche Er aus einem der größten Gerichte ein Heil solchen Ausmaßes hervorbrachte. Nicht ließ Er den Tod nur eine Gerichtsauswirkung als Folge der Sünde und einen Feind des Lebens sein, Er machte ihn darüber hinaus zu einem Heilsfaktor größten Ausmaßes. Ein solcher bleibt er durch die ganze Menschheitsgeschichte hindurch bis in die Vollendung und sogar noch darüber hinaus. Denn das unvergängliche Leben, welches Gott noch der ganzen Schöpfung schenken wird, strahlt dann auf dem sehr dunklen Hintergrund des einstigen Todes nur umso heller auf und wird Gottes Geschöpfen zu deren Vollgenuss verhelfen.

Wie werden auch dem Tod seine Schrecken genommen durch den göttlichen Ausspruch (1Kor 15:42-44). Denn hier wird das Begraben-Werden der verstorbenen Menschen viermal als "Säen" genannt, als Hinweis auf die Auferstehung. Treffend heißen daher die Begräbnisstätten die Gottesäcker.

Aber noch ist nicht aller Segen erwähnt, welcher der Einführung des Todes in den Kosmos entspross. Jetzt kommt noch hinzu:

Der Tod - ein Sieg über Satan

Als der Menschentöter von Anfang (Joh 8:44) hat Satan mit wahrer Gier nach dem Tod der ersten Menschen getrachtet. Mit Genugtuung mag er gesehen haben, wie nach der Ungehorsamstat der Tod in den von ihm Irregeführten zur Herrschaft kam. Und als sie sich gar noch infolge ihrer Nacktheit vor Gott in ein Versteck flüchteten, sah er sein Ziel erreicht. Jetzt befanden sich die Menschen in seiner und des Todes Gewalt, und damit war ihre Gemeinschaft mit Gott vollends zerstört.

Wohl war ihr Ungehorsam und das sie anklagende Gewissen die Ursache ihrer Flucht vor Gott. Aber der als Strafe folgende Tod hatte die volle Beziehung mit Ihm ganz offensichtlich unterbrochen. Doch war das nur eine Teilauswirkung des Todes.

Da nach Röm 5:12 durch Adams Sünde der Tod zu allen Menschen durchdrang, waren alle auch unter die Obrigkeit der Finsternis geraten. Als dem Tod Verfallene sind sie aber schon während ihres Lebens für die Gemeinschaft mit Gott Verdorbene. Dieses verwirklicht sich dann vollends an ihnen, wenn sie sterben. Darum die Klage in Ps 6:5: "Denn im Tode gedenkt man Deiner nicht; im Ungewahrten, wer wird dich preisen?"

Diese Tatsache entspricht ganz der Gesinnung und dem Wunsch Satans als des Menschentöters, dem ja die ausübende Gewalt des Todes übertragen ist. Wie muss er deshalb gerade im Tod seinen Sieg über Gott und die Menschen gesehen haben. Und wie muss Satan darin bestärkt worden sein, als der Tod nach einer jahrtausendelangen Ernte sogar Herr über den Fürsten des Lebens Selbst werden durfte. Welch ein Triumph der Macht der Finsternis war es doch, als sie den Sohn Gottes ins Grab legte!

Doch nun hat Gott gerade mit dem Tod Seines Sohnes den Satan samt seiner ganzen Macht besiegt! In Hebr 2:14 heißt es von Christus, dass Er an Blut und Fleisch teilgehabt, "auf dass Er durch den Tod den abtue, der die Gewalt des Todes hat, dies ist der Widerwirker...." Diese gewaltige Wahrheit hat Gott schon im Paradies vorbildlich dargestellt.

Nachdem die ersten Menschen durch Ungehorsam in die Gewalt Satans und des Todes geraten und aus der Gemeinschaft mit Gott gefallen waren, hat Gott in Seiner Weisheit ausgerechnet den Tod als Mittel zur Wiederherstellung benutzt. Mit dem Tod der ersten Opfertiere hat Er durch deren Felle Seine beiden Menschen wieder in den rechten Stand zu Ihm gesetzt und damit wieder in Seine Gemeinschaft aufgenommen. Ja, Er hatte sie in eine viel innigere Verbindung mit Ihm gebracht als zuvor.

Mit dieser Heilstat hatte ja Gott die für die Menschen so unglückliche, aber für Satan günstige Situation gerade umgekehrt. Durch ihren Ungehorsam und die Flucht vor Gott waren sie der Gewalt Satans und des Todes anheim gefallen. Aber nun hatte sie Gott sich wieder nahe gebracht und in ein neues Leben gerufen. Damit hatten die beiden vorbildlich und gleichnishaft ein Auferstehung aus einem Todeszustand erfahren. Und weiter sehen wir in jener Heilstat Gottes schon schattenhaft die Umrisse von Hebr 2:14, dass Satan durch Christi Tod abgetan wurde.*

*Auf welche Weise Satan gerade durch den Tod Christi abgetan wurde, wird in einem späteren Heft ausführlich mit der Schrift erläutert.

Diesen Sieg hat Gott dann mit einem offenbaren Siegel versehen, als Er Seinen Sohn aus den Toten auferweckte, welches die erste Auferstehung zu einem unvergänglichen Leben war. Nach 2Tim 1:10 ist es Seinem Sohn von Gott gegeben, als Sieger über den Tod diesen in die Schöpfung eingedrungenen Feind aufzuheben. Diese Wahrheit erläutert die Schrift 1Kor 15:21-25: "Denn weil ja doch durch einen Menschen der Tod ist, so ist auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten. Denn ebenso wie in dem Adam alle sterben, also auch werden in dem Christus alle lebendig gemacht werden. Ein jeglicher aber in seiner eigenen Ordnung. Der Erstling Christus, darauf die des Christus in Seiner Anwesenheit, danach die Vollendung, wenn Er das Königreich übergibt Gott, dem Vater, wenn Er aufhebt jede Oberherrschaft und jede Obrigkeit und Macht. Denn Er muss König sein, bis Er sollte alle Seine Feinde legen unter Seine Füße. Der letzte Feind, der abgetan wird, ist der Tod."

In Christi Anwesenheit werden dann die Glieder der Körperschaft Christi, sowie die zur ersten Auferstehung gehörenden Israeliten, wie Christus unvergängliches Leben erhalten. Und am Ende des tausendjährigen Königreiches muss nach Offb 20:12-13 der erste Tod alle seine Opfer herausgeben. Wohl kommen diese alle dann in den zweiten Tod (V. 14). Aber in der Vollendung wird auch dieser nach 1Kor 15:26 als der letzte Feind abgetan. Dann wird die Verheißung von 1Tim 6:13 erfüllt sein, wenn Gott alle für das unvergängliche Leben lebendig gemacht haben wird.

Um den Sieg Gottes über Satan und Tod in seiner ganzen Größe zu erkennen, wollen wir diese Tat Gottes mit der Erschaffung der ersten Menschen vergleichen. Die Erschaffung Adams war eine Offenbarung von Gottes Schöpfer-Herrlichkeit. Diese wurde noch dadurch erhöht, dass Er die Menschen zur Weitererzeugung ihrer Rasse ausrüstete. Obwohl diese Befähigung etwas unerhört Großes ist, wird sie von den Menschen wenig geachtet, ja selbst mehr und mehr missachtet.

Doch die weit größere Herrlichkeit wurde offenbar als Gott Seine zwei dem Tode verfallenen Menschenkinder wieder, wie durch eine Auferstehung, in ein neues Leben und in eine neue, vertiefte Gemeinschaft mit Ihm zurückbrachte. Mit dieser Heilstat schuf Er ein Vorbild, wie Er noch alle Menschen aus dem Tod und der Gottferne durch Auferstehung und Lebendigmachung in ein neues Leben und in Seine Gemeinschaft führen wird. Doch setzte dieses Ihn verherrlichende Vorbild voraus, dass der Tod zuvor die beiden Menschen erfassen musste.

Nun begann Gott die Erfüllung dieses Vorbildes mit der Auferstehung Seines Sohnes, dem Durchbruch des Erstlings. Mit Ihm hat Sich der Vater besonders verherrlicht, denn in Röm 6:4 heißt es, dass "Christus auferweckt ward aus den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters..." Und so wie der Erstling der Entschlummerten, werden nun, gleich dessen Vorbild, alle weiteren Auferstehungen zum unauflöslichen Leben durch die Herrlichkeit des Vater geschehen. Im alleinigen Akt der Schöpfung wäre aber Gott die Offenbarung seiner ganzen Herrlichkeit versagt geblieben!

Dies bezeugt auch schon die Tatsache, dass Er heute als Schöpfer von den Menschen wenig geachtet, ja das irdische Leben von den wenigsten als eine Gabe Gottes geschätzt hätte, wäre dies ein fortdauernder Zustand geblieben. Welch außerordentliche Glorie hat Sich aber Gott mit dem Tod zubereitet. Wir wollen die an kleinen Vorwegnahmen künftiger Auferstehungen zeigen.

Nehmen wir an, Gott würde heute einen Menschen, der vor tausend Jahren im Meer ertrunken ist (Offb 20:13), zu einem unvergänglichen Dasein unter den Menschen auferwecken. Würden da nicht alle staunen und sich wieder auf das Dasein des lebendigen Gottes besinnen? Oder Gott würde einen Propheten, der vor viertausend Jahren gestorben ist und nach Offb 20:5-6 zur ersten Auferstehung der Frommen aus Israel gehört, über welche der zweite Tod keine Vollmacht hat, zu einem unsterblichen Leben auferwecken. Die Gegenwart eines einzigen solch unsterblichen Menschen würde doch der gesamten Menschheit den Atem verschlagen. Schrecken und Furcht würden die meisten Menschen ankommen und viele würden sich zu Gott kehren und Ihm die Ehre und Herrlichkeit geben, weil sie Ihn dann kennen würden als Den, der vermag die Toten aufzuerwecken und ihnen unauflösliches Leben zu geben!

Aber nun gehen wir in unseren Annahmen noch einen Schritt weiter und stellen uns vor, Gott würde in unseren Tagen ein vor etwa zweitausend Jahren verstorbenes Glied der Körperschaft Christi auferwecken. Dieser Auferstandene und Lebendiggemachte würde nicht nur so wie Christus unsterbliches Leben haben, sondern auch einen Körper, mit dem er sich in Gedankenschnelle bis zu den fernsten Gestirnen erheben könnte. Und wenn er dann herunter käme und den Menschen von überströmender himmlischer Herrlichkeit berichten würde, so unter anderem, von einer unzählbaren Menge himmlischer Wesen, dann wäre es doch mit aller Herrlichkeit der Menschen hier unten vorbei. Die hartnäckigsten Ungläubigen könnten nicht mehr ausweichen. Sie müssten an Gott und an die Auferstehung glauben. Ein einziger solch Auferweckter würde die heutige Weltordnung bis in ihre Grundlagen erschüttern. Die Verkündiger des Evangeliums hätten Massenerfolge und eine einzige solcher Auferstehungen würde Gott die allergrößte Herrlichkeit einbringen.

Was wird es aber erst sein, wenn alle in Christo entschlummerten Glieder der Körperschaft Christi, darauf die gläubigen Israeliten in der ersten Auferstehung und dann in der Vollendung sämtliche Ungläubige dem Tode entrissen sein werden und unsterbliches Leben haben werden!

Die Geburt all dieser ungezählten Menschen brachte Gott als ihrem Schöpfer bei weitem nicht so viel Herrlichkeit ein. Wie so ganz wenige danken doch Gott, dass Er sie erschaffen hat und genießen so das Leben in Dankbarkeit. Nachdem aber die Menschen erst in des Todes Rachen gefallen und durch die Kraft Gottes aus ihm gerettet wurden, wird ausnahmslos jeder Mund voll Dankes und Rühmens sein und Gott Herrlichkeit geben. Und was wird Gott diese das All erfüllende, überströmende Glorie einbringen? Die Einführung des Todes!

Anfangs sah es ganz so aus als ob der Tod für den Widerwirker einen Sieg bedeute; aber schon im Garten Eden hat ihn Gott zu einem Triumph Seiner Gnade gemacht. So hat Sich Gott mit dem Tod die Grundlage für Seine größten Verherrlichungen geschaffen.

Gerade diese Wahrheit gab Paulus die Zuversicht, dass Christus in seinem Körper hoch erhoben (verherrlicht) werde, nicht nur durch sein Leben, sondern auch durch seinen Tod (Phil 1:20). Deshalb war nach V. 21 der Tag seines Sterbens der Tag eines großen Gewinnes! (siehe auch Joh 21:19).

Die Wahrheit, dass Sich Gott den Tod als Wegbereiter zu Seiner Verherrlichung dienstbar macht, führt uns zu erhebenden Gedanken, dass auch unser Sterben - wenn der Herr nicht vorher kommt - zur Verherrlichung Gottes mitwirken wird. Diese Erkenntnis wird uns dann zu einem stärkenden Zuspruch werden.

Die erste, sich schon am Anfang der Menschheitsgeschichte in ein solches Heil auswirkende Tat Satans ist nun aber nicht als eine nur einmalige Begebenheit zu werten. Es ist vielmehr ein göttliches Grundprinzip für alles weitere Tun Seines Widerwirkers. Nicht eine einzige seiner bösen Taten lässt ihm Gott endgültig gelingen. Er gebraucht sie vielmehr ausnahmslos alle für Seine weisheits- und liebevollen Zwecke, zum Heil Seiner Geschöpfe und zu Seiner Verherrlichung. Manchmal wird Seine Hand dabei sogleich sichtbar. In anderen Fällen wieder durchbricht zunächst kein göttliches Licht die von Satan bewirkte Finsternis. Besonders in der heutigen Verwaltung Seines Vollsieges das Höchstmaß von Glorie zu geben durch Prüfung und Stählung des Glaubens der Seinen. Doch früher oder später wird jedes Werk Satans letztlich auch vor den Menschen als Gottes eigenes Werk in die Heilgeschichte eingehen.

Mit all diesem Erleben gab Gott Adam und Eva zugleich auch eine für alle Zeiten gültig bleibende Belehrung über den Zweck Seiner Gerichte. Wohl mussten sie schmerzlich empfinden, wie sehr Gott die Sünde hasst, so dass Er sie unerbittlich bestraft und damit Seinen Zorn über Ungehorsam und Sünde zur Schau stellt. Darüber hinaus aber haben Adam und Eva erlebt, dass Gerichte zugleich auch Offenbarungen der Liebe und des Erbarmens Gottes sind. Dazu sind Seine Gerichte und Züchtigungen Erziehungsmittel, durch welche die Menschen zur Erkenntnis und zur Annahme Seiner rettenden Gnade gebracht werden. Da nun die ersten Menschen das schwere Gericht ganz in diesem Sinne erlebten, annahmen und trugen, konnte bei ihnen kein Gedanke aufkommen, dass die Gerichte Gottes nur allein ein Ausbruch Seines Zornes wären und noch viel weniger, dass sie von endloser Dauer sein könnten. Es ist deshalb auch für uns der rechte Glaube, alle Gerichte Gottes, einschließlich des letzten vor dem großen weißen Thron, so zu verstehen und anzunehmen.

Zu diesem Glauben gehört aber auch die rechte Erkenntnis über

Das Wesen des Zornes Gottes

Dieses offenbarte uns der Herr während Seines Erdenlebens auch mit dem Aufwallen Seines Zornes. Betrachten wir jene Begebenheit (Mk 3:1-6) als Ihm die abgrundtiefe Verdorbenheit und der fanatische Hass der Pharisäer entgegentrat. Da heißt es (V. 5): "Und sie ringsumher anblickend mit Zorn, betrübte Er Sich ob der Verstockung ihres Herzens."

Wenn nun der Herr zwei andere Male (Joh 12:45; Joh 14:9) zu Seinen Jüngern sagt, dass man in Ihm den Vater sehe und Joh 5:19 Einblick in Seine Wirksamkeit gibt mit den Worten: "Denn was Derselbige (der Vater) auch tut, dieses tut gleicherweise der Sohn", so handelt Er nach Seinem eigenen Zeugnis auch in allem Denken, Reden und Tun, genau so wie Sein Vater. Wir haben also in Christi Zorn eine wunderbare Offenbarung, in welcher Weise Gott zürnt und zwar, wie wir schon sagten, ganz im Gegensatz zur Art des Menschen. Nach Am 1:11 erstickt des Menschen Zorn das Erbarmen. Wenn aber Gott zürnt, geschieht es mit Betrübnis, welche Seinem Erbarmen entsteigt, so wie es uns der Sohn mit Seinem Zorn offenbarte. Gottes Zorn ist also ein barmherziger Zorn.

Deshalb kann im Blick auf die Lehren, die von Gottes endlosem Zorn reden, gesagt werden, dass bei solchen nicht Gottes Geist noch Wort, sondern das verfinsterte menschliche Herz in seiner Härte der Ausleger und Erklärer ist. Der Herr Selbst zeigt uns jedenfalls, dass unmöglich Sein Vater endlos zürnen kann. Denn weil Er bei dem Aufsteigen Seines Zornes zugleich über die betrübt ist, die Seinen Zorn entflammen, so müsste Er ja auch endlos aufs tiefste betrübt sein angesichts derer, die endlos in einer "Hölle" unter Seinem Zorn leiden müssten. Damit wäre ja der Himmel für immer ein Ort der Betrübnis und der Trauer. "Zorn mit Betrübnis" ist deshalb auch die einzig mögliche Erklärung für den sogenannten "heiligen Zorn", den aber ursächlich überhaupt nur Gott und sein Sohn haben.

Weil aber der Gläubige Eph 5:1-2 aufgefordert ist ein Nachahmer Gottes zu sein, sollte auch er nun handeln wie Gott in der gegenwärtigen Verwaltung handelt. Denn nach 2Kor 5:18-19 zürnt Er in derselben überhaupt nicht. Als "Gefäße der Barmherzigkeit" sollten deshalb auch wir nicht zürnen, sondern allen Zorn ablegen, zusammen mit allem üblen Wesen der alten Menschheit (Kol 3:8; Eph 4:31). Unser Zorn geht nicht ohne Sünde ab, wie dies Paulus auch mit der Frage zum Ausdruck bringt (Eph 4:26): "Zürnet ihr und sündiget nicht?" Auch hierin ist uns der Apostel ein Vorbild, denn nicht Zorn, sondern Schmerz, Betrübnis und Jammer erfüllten sein Herz beim Blick auf die unordentlich Wandelnden und die Feinde des Kreuzes Christi (Röm 9:2; 2Kor 2:1.3; Phil 3:18).

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3. Prophetie und Symbolik des Bekleidungsaktes