Die Freiheit des neuen Menschen

Aus Bibelwissen
Version vom 16. April 2016, 11:46 Uhr von MI (Diskussion | Beiträge) (Bewähren im Glauben)

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nach dem gleichnamigen Buch von Andrew Jukes

"Der neue Mensch und das ewige Leben"

Gedanken über das zwölffache "Wahrlich, wahrlich!" des Sohnes Gottes im Evangelium Johannes

in Bearbeitung


1. Der "Amen" und "der Jünger der da zeugt" - Einleitung
2. Die Heimat des neuen Menschen - Das erste "Wahrlich, wahrlich"
3. Die Geburt des neuen Menschen - Das zweite "Wahrlich, wahrlich"
4. Das Gesetz des neuen Menschen - Das dritte "Wahrlich, wahrlich"
5. Die Speise des neuen Menschen - Das vierte "Wahrlich, wahrlich"
6. Die Freiheit des neuen Menschen - Das fünfte "Wahrlich, wahrlich"
7. Die göttliche Natur des neuen Menschen - Das sechste "Wahrlich, wahrlich"
8. Der Dienst des neuen Menschen - Das siebte "Wahrlich, wahrlich"
9. Das Opfer des neuen Menschen - Das achte "Wahrlich, wahrlich"
10. Die Erniedrigung des neuen Menschen - Das neunte "Wahrlich, wahrlich"

Das fünfte "Wahrlich, wahrlich"

6. Die Freiheit des neuen Menschen

Joh 8:31 Jesus sprach nun zu den Juden, die ihm geglaubt hatten: Wenn ihr in meinem Wort bleibt, so seid ihr wahrhaft meine Jünger;
Joh 8:32 und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.
Joh 8:33 Sie antworteten ihm: Wir sind Abrahams Nachkommenschaft und sind nie jemandes Sklaven gewesen. Wie sagst du: Ihr sollt frei werden?
Joh 8:34 Jesus antwortete ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Jeder, der die Sünde tut, ist der Sünde Sklave.
Joh 8:35 Der Sklave aber bleibt nicht für immer im Haus; der Sohn bleibt für immer.
Joh 8:36 Wenn nun der Sohn euch frei machen wird, so werdet ihr wirklich frei sein.

Das Kommen ins Licht

Unser Gott lenkt zunächst unsere Aufmerksamkeit, welche der Aufnahme des göttlichen Lebens folgt. Das Leben ist wohl ein Segen, allein ohne Freiheit ist dasselbe kaum ein Leben zu nennen. Deshalb haben die Menschen in jedem Zeitalter ihr Leben willig geopfert, um Freiheit zu erlangen. Unser Herr sagt uns hier, was wahre Freiheit ist. Und wir bedürfen Seiner Worte, denn ausgenommen die Freiheit, von welcher Er hier redet, kann jede andere Befreiung, sowohl die des Leibes, als auch die des Geistes, zu einer nur noch schlimmeren Knechtschaft führen. Indessen ist das eingewurzelte Schmachten nach Freiheit, das sich bei allen Geschöpfen findet, ein wahres Zeugnis von dem Ziel des Menschen, und dass er in der Tat dazu geschaffen ist, um frei zu sein. Hier in diesem fünften "Wahrlich, Wahrlich" zeigt uns unser Herr, worin die Freiheit des neuen Menschen besteht, dass sie die Frucht des Lichtes ist, und nur im Geist der Kindschaft durch denjenigen, welcher der Sohn ist, vollendet wird.

Es ist lehrreich zu erkennen welche Stelle diese Wahrheit in der ganzen Reihenfolge einnimmt. Das Evangelium des Johannes redet von zwei großen Segnungen, Leben und Licht, welche dem Menschen durch das ewige Wort zuströmen. Die ersten sieben Kapitel handeln von dem Leben, und die ersten vier wiederholten Amen sind alle mit Einzelheiten beschäftigt, die sich auf das ewige Leben beziehen; zuerst kommt seinen wahre Heimat, dann das Geheimnis der Belebung desselben, dann sein charakteristischer Werg und dann seine Speise. Im achten Kapitel fährt unser Herr fort, von dem Licht zu reden, indem Er sagt: "Ich bin das Licht der Welt, wer mir nachfolgt, der wird nicht im Finstern wandeln, sonder wird das Licht des Lebens haben" (Joh 8:12). Sodann redet Er in unmittelbarer Verbindung mit diesem Licht des Lebens von der Freiheit, welche dieses Licht gibt, und danach von dem Dienst, den wir als befreite Menschen Gott und dem Nächsten leisten können. Das ist noch mehr als Leben, denn das Licht zeigt nicht allein die Dinge, wie sie sind, und wirkt zahllose Wunder, beides im Himmel und auf Erden, indem es alles verändert, womit es in Berührung kommt, sondern es befreit uns auch von den Fesseln, welche die Finsternis stets anlegt. Deshalb ist es wahr, was der weise Salomo sagt: (Pred 11:7) "Es ist das Licht süß und den Augen lieblich, die Sonne zu sehen"; denn "wenn die Sonne aufgeht, heben sich die wilden Tiere davon und legen sich in ihre Löcher, so geht dann der Mensch aus an seine Arbeit und an sein Ackerwerk" (Ps 104:22-23). Das Licht befreit ihn um ihn zur Arbeit zu befähigen. Dieses ist die Lehre, die wir hier vor uns haben: "Wahrlich, Wahrlich, ich sage euch: wer Sünde tut, der ist der Sünde Knecht, der Knecht aber bleibt nicht ewiglich im Hause, der Sohn bleibt ewiglich. So euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr recht frei" (Joh 8:34-46).

Die Wahrheit befreit

Diese Wahrheit wird durch eine Erklärung eingeleitet betreffs gewisser Stufen himmlischen Lebens, vom Glauben zur Erkenntnis, und von da zur wahren Freiheit. Hierbei erheben nun etliche sofort den Einwand, dass solche Lehre ihrer Herkunft als Abrahams Söhne Abbruch tue, welche, wie sie vermuten, notwendigerweise den vollen Segen in sich schließt. Und nun folgt unseres Herrn Antwort auf diesen Einwand, welche zeigt, worin die Freiheit des neuen Menschen besteht, und was es eigentlich betetet "in Wahrheit frei" zu sein.

Man bemerke zuerst die Lehre unseres Herrn betreffs der Stufen des himmlischen Lebens: "Da sprach nun Jesus zu den Juden, die an Ihn glauben: So ihr bleiben werdet in meiner Rede, so seid ihr mein rechten Jünger und werdet die Wahrheit erkennen und die Wahrheit macht euch frei machen" (Joh 8:31.32). Hier haben wir verschiedene Stufen: zuerst "Glaube" - sodann durch "Bleiben in Seinem Wort" so "wird man ein rechter Jünger", danach kommt "Erkenntnis der Wahrheit" und hierdurch "Freiheit". Denn es geht bei dem himmlischen und geistlichen, wie bei dem natürlichen Leben zu. Wenn dieses zuerst erweckt wird, so geschieht es in der Verborgenheit, und selbst wenn es ans Licht kommt, so bedarf es noch Tage oder Monate lang der Windeln, welche es einschränken und doch zugleich stärken; danach muss es während mehreren Jahre die Zucht der Jugend und Kindheit erfahren, während welcher es noch dem Willen des Vaters durch Gesetze gebunden ist. Danach wird es in dem Maß, als es im Wort beharrt, ein "Jünger", und auf diese Weise wird es Schritt für Schritt, indem es die Wahrheit erkennt, freigemacht, und zwar gerade in dem Grad, als es dasselbe erkennt. Aber es hat nicht gleich zu Anfang die Erkenntnis, noch ist es von Anfang an frei. Nur in dem Maß, als wir im Wort bleiben, kommen wir ins Licht und dann in die wahre Freiheit.

Der Weg fängt mit dem "Glauben" an, das heißt damit, dass wir das Wort aufnehmen, welches von Gott kommt. Der Glaube an den Sohn Gottes gibt das Leben. Dieser Glaube besteht nicht darin, dass wir diese oder jene Wahrheit in Bezug auf den Herrn glauben, sondern vielmehr darin, dass wir Ihm glauben und gehorchen, wenn Er uns ruft. Deshalb spricht das Evangelium mehr davon "wem" als "was" wir glauben sollen. Die Verheißung betrifft denjenigen, welcher "dem Sohn glaubt". "Wer dem Sohn glaubt, der hat das ewige Leben". (Joh 3:36). "Wer an Mich glaubt, der wird nimmermehr sterben" (Joh 11:26). "Wer an Mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue" (Joh 14:12). "Wer an Mich glaubt, von dessen Leibe werden Ströme lebendigen Wasser fließen" (Joh 7:38). Denn Er ruft und redet noch immer zu den Menschen, zu einigen durch eine innere Stimme, zu anderen durch ein äußeres Ereignis oder durch einen Propheten oder durch ein Wort der Helligen Schrift; durch eine dieser Stimmen oder durch alle zugleich zwingt Er uns zu erkennen, dass "der Meister gekommen ist und uns ruft". (Joh 11:28). Diese Stimme haben alle vernommen. Auch kommt es nicht darauf an, wie scheinbar unbedeutend und rein persönlich die Sache sein mag, betreffs welcher Er zu uns redet. Wenn wir nur in der geringsten Angelegenheit Seinem Worte vertrauen, so kommt Segen und Leben mit dem Wort. Denn indem wir Ihm vertrauen, wird der Bruch geheilt, der uns von Gott scheidet.

Verharren im Wort

"Verharren" wir sodann "in dem Wort", so wird mehr Licht zu uns dringen,wir werden "rechte Jünger werden". Dieser Name bezeichnet einen gewissen Fortschritt. In der Apostelgeschichte haben die Christen vielerlei Namen: "Gläubige" (Apg 2:44 - Apg 4:32 - Apg 5:14 - 1Tim 4:12; vergl. 1Kor 6:6 - 1Kor 14:23 - 2Kor 6:14); "Brüder" (Apg 15:1.3.22.23.33 und Mt 23:8); "Jünger" (Apg 9:1 - Apg 11:26 - Apg 19:1.3 - Apg 20:7), "Heilige" (Apg 9:13.32.41 - Kol 1:2) und jeder dieser Namen bezeichnet eine Stufe oder eine Anschauung ein und desselben Lebens. Zuerst sind wir "Gläubige", solche, die nicht länger unabhängig von Gott sind. Dieses macht uns zu "Brüdern" in unserem wahren Verhältnis zu unseren Mitmenschen. Dann sind wir "Jünger" oder "Schüler" in Gottes Schule. Und endlich sind wir "Heilige" oder heilig, d.h. zum Dienst Gottes ausgesondert. Indem Er hier zu Gläubigen redet, sagt unser Herr: "So ihr bleiben werdet in meinem Wort, so seid ihr meine rechten Jünger", denn das Leben mag wohl durch ein Wort geweckt werden, aber man lernt nur, wenn man auf die Heiligung erwartet. Deshalb haben die Helligen zu allen Zeiten gesagt: "Ich harre auf den Herrn, meine Seele harre und hoffe auf Sein Wort" (Ps 130:5). "Wie habe ich Dein Gesetz zu lieb, täglich rede ich davon; Du machst mich mit Deinem Gebot weiser als mein Feinde sind, denn es ist ewiglich mein Schatz. Ich bin gelehrter denn alle meine Lehrer, denn Deine Zeugnisse sind meine Rede. Ich bin klüger denn die Alten, denn ich halte Deine Befehle" (Ps 119:97-100).

Ebenso sagt auch Paulus, wenn er seinem geliebten Timotheus schreibt: "Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und dir anvertraut ist, denn du weißt, von wem du das gelernt hast! Und weil du von Kind an die Heilige Schrift kennst, kann dich dieselbe unterweisen zur Seligkeit durch den Glauben, der da ist in Christo Jesu" (2Tim 3:14.15). So lernen wir täglich, wenn wir im Wort bleiben. Allein wie viele verlieren die göttliche Kunst des Lernens durch die Eile, mit der sie andere lehren, ehe sie selbst recht erkannt haben! Wei kann man da "die Wahrheit erkennen", die nur dann gelernt wird, wenn wir im Wort bleiben und uns demselben hingeben, auf dass es uns mehr und mehr in Besitz nehme.

Bewähren im Glauben

Die Sache ist die, dass die Wahrheit gerade wie ein Baum in uns wächst. der Same ist das Wort (Lk 8:11) und dieses bringt in unseren Herzen zuerst Glauben, dann Erkenntnis, dann Freiheit hervor. Anfangs, so lang wir noch durch die Sinne gebunden sind, können wir nur die symbolische Form der Wahrheit empfangen, weil wir noch unfähig sind, die wahre Bedeutung derselben zu verstehen. Dennoch kommt auch in dieser Beziehung "der Glaube durch das Hören" (Röm 10:17). Und wie schwach auch dieser Glaube erscheint, so enthält derselbe doch gleich einer Wurzel, die ohne Schönheit ist, alles, was zur rechten Zeit daraus entstehen wird. Denn dieser Glaube ist die Quelle des Lebens, und es ist das Leben, welches alles erleuchtet. Nur in dem Maß, als wir ein Leben, welcher Art es auch sei, leben, werden wir dasselbe wirklich und wahrhaftig verstehen. In dem Maß, deshalb als wir dieses Leben leben, indem wir Sein Wort halten, wird der Glaube eine Erfahrung bei uns. Wir bewähren uns durch die Erfahrung, indem wir geglaubt haben, und indem wir uns also bewähren glauben wir hinfort nicht allein, sondern wir bekommen auch eine gewisse Erkenntnis.

Was wir auch immer von Christi Leben oder Tod oder Auferstehung gehört haben, wird durch den Gehorsam, welcher Lebensgemeinschaft mit Ihm ist, Teil unserer Erfahrung. Dennoch liegt der Same oder die Wurzel dieser Erkenntnis oder Erleuchtung schon in dem empfangenen Wort, welches genau nach dem Maß, in welchem wir darin bleiben und leben, in uns wächst und sich entwickelt. Der Glaube ergreift in der Tat die verheißene Zukunft als ein gegenwärtiges Besitztum (Hebr 11:1) allein wir erkennen dasselbe nur soweit, wie wir danach leben. Nur auf diese Weise reichen wir in unserem Glauben die Erkenntnis, in der Erkenntnis die Liebe dar" (2Petr 1:5). Somit ist also dieser Erkennis nicht das Resultat einer intellektuellen Kraft oder eines eigenwilligen Erforschens der göttlichen Dinge, welches, weit davon entfernt, uns zum Besitz der Wahrheit zu verhelfen, uns denselben beinnahe zur Unmöglichkeit machen kann. Die Wahrheit kehrt nur bei den Demütigen und Wahrhaftigen ein (Ps 25:9). Die Erfahrung lehrt uns, dass der wirklich erleuchtete Mensch nicht derjenige ist, der Gottes Geheimnisse zu wissen begehrt, sondern vielmehr der, welcher danach trachtet, mit Gott zu leben und zu wandeln und Seinen Willen in dem Maße zu tun, als ihm derselbe offenbar geworden ist. Wollen wir Seinen Willen tun, so werden wir auch Seine Lehre erkennen (Joh 7:17). Deshalb sagt auch Paulus: "Wer sich unter euch dünkt weise zu sein, der werde ein Narr in dieser Welt, dass er möge weise sein" (1Kor 3:18). Ohne Gehorsam "lernen die Seelen immerdar und kommen nimmer zur Erkenntnis der Wahrheit" (2Tim 3:7). Die Heilige Schrift, welche für den Unglauben immer unfruchtbar ist, blüht und grünt für den, der Gott fürchtet"

Die Wahrheit erkennen