Der 2. Thessalonicherbrief - Kapitel 2

Aus Bibelwissen
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Abschrift: "Die Thessalonicherbriefe" Band I - II (2005)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
derzeit als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Der 2. Thessalonicherbrief - Kapitel 2

Die Ankunft Christi und der ihr vorausgehende große Verführer
Ermahnung zum Festhalten an der Wahrheit

Die Ankunft Christi und der große Verführer

2Thes 2:1

"Wir ersuchen euch aber, Brüder, betreffs der Anwesenheit unseres Herrn Jesus Christus und unser Versammlung zu Ihm hin:"

Die vor uns liegenden Verse befassen sich nicht mit zurückliegender Geschichte, sondern mit zukünftigen Ereignissen; die Auslegung dieser Verse wird also nicht so einfach sein wie die Geschichts- und Lehrbücher der Bibel. Vor allem das Verständnis der einzelnen Aussagen, sowie die rechte Zuordnung zueinander, stellt uns vor gewisse Schwierigkeiten. Dies ist auch der Grund, warum ernsthafte und gereifte Brüder die vor uns liegenden Verse sehr unterschiedlich ausgelegt haben und immer noch auslegen. Für uns liegt hierin eine große Gefahr, Anhänger der einen oder anderen Ansicht und Deutung zu werden, die wir dann auch leidenschaftlich vertreten oder verteidigen. Solche Leidenschaft verschließt nur zu oft das Ohr und das Auge, so dass wir die Schrift nicht mehr vorurteilsfrei lesen und verstehen können.

Es ist manchmal besser, bestimmte Fragen offen zu lassen und es Gott zu überlassen, bis Er uns durch Seinen Geist die Antwort gibt. Wir bitten unsere Leser, die kommenden Verse ruhig mit uns zu erwägen und sich nicht durch bisherige Ansichten hindern zu lassen, auch Neues in Betracht zu ziehen.

Wir wollen versuchen, diese Verse zu meistern, indem wir zum einen ständig das Gesamtumfeld der Verse im. Auge behalten (was sehr wichtig ist, weil man bestimmte Verse auch anders auslegen kann, wenn sie aus dem Zusammenhang gerissen werden), und zum andern, indem wir uns nicht von menschlich eingefügten Hilfsworten in eine bestimmte Richtung leiten lassen. "Hilfsworte" auch in unserer Konkordanten Wiedergabe vorhanden, sollen den oft schwer verständlichen Urtext verständlich machen; doch in wenigen Fällen sind sie überflüssig, ja mehr noch, sie können die einfache Urtextausgabe verändern, wie wir später noch sehen werden.

Nehmen wir heute mit in den Tag, dass auch unterschiedliche Ausleger "Brüder in. Christus" sind, dass wir uns mit aller Demut und Sanftmut, mit Geduld in Liebe ertragen sollen, indem wir uns befleißigen, die Einheit des Geistes durch das Band des Friedens (untereinander) zu halten (gem. Eph 4:1 ff).

Unser erster Vers beginnt mit dem "Betreff". In Geschäftsbriefen oder amtlichen Briefen ist gleich am Anfang dieser "Betreff" üblich, er zeigt in wenigen Worten an, worum es in dem Brief geht. In unserem Leitvers ist der "Betreff" die Anwesenheit unseres Herrn Jesus Christus und unsere Versammlung zu Ihm hin, also "die Entrückung"; um sie geht es hier und wegen ihr kam auch erneut Unruhe in die Gemeinde in Thessalonich. "Erneut" deshalb, weil ja schon im ersten Brief Unruhe betreffs der Entschlafenen aufkam - was wird mit ihnen? Werden sie dennoch entrückt? Ausführlich geht Paulus in seiner Antwort auf diese Frage ein (1Thes 4:13-18).

Wir wissen alle, das wir hier auf Erden gemäß Eph 6:12 von den Fürstlichkeiten, Obrigkeiten und Weltbeherrschern der Finsternis, von den geistlichen Mächten der Bosheit attackiert werden. Eines ihrer Ziele ist es, uns die Wahrheit zu verdunkeln und schnell in Vergessenheit geraten zu lassen. Das ist heute noch so wie damals bei der Gemeinde in Thessalonich.

Was wurde den Thessalonichern im ersten Brief verheißen, was sollten sie sich merken und womit sollten sie sich täglich untereinander zusprechen: Zum einen die damals wichtigste Frage, dass die Verstorbenen nicht zurückbleiben werden, wenn der Herr zur Entrückung kommt, im Gegenteil: "Wir Lebenden, die wir bis zur Anwesenheit unseres Herrn übrigbleiben, werden die Entschlafenen keinesfalls überholen"; dann schreibt Paulus weiter, dass keiner zurückbleibt, sondern, nachdem die Toten in Christus zuerst auferstehen, werden die Lebenden zugleich mit ihnen zusammen entrückt werden. Und dazu stellte der Apostel gleich am Anfang seines Briefes fest, dass die Gläubigen nicht in den Zorn Gottes hineinkommen, sondern "aus des Zornes Kommen" geborgen werden (1Thes 1:10). Diese festen Verheißungen gerieten bei den Thessalonichern unter gewissen äußeren Umständen sehr schnell in Vergessenheit oder ins Wanken und auch wir haben immer wieder zu prüfen, ob wir den "Helm der Erwartung" noch tragen, oder ob wir uns von gegenwärtigen Ereignissen verängstigen und verunsichern lassen.

2Thes 2:2

"lasst euch nicht so schnell in eurem Sinn erschüttern, noch seid darüber bestürzt, weder durch einen Geist noch durch ein Wort, noch durch einen Brief, als angeblich von uns, als ob der Tag des Herr gegenwärtig sei."

Hatten wir in Vers 1 den "Betreff" dieser Verse, so folgt heute, in Vers 2 der "Anlass". Was hat die Thessalonicher so aufgewühlt, ja offensichtlich bis tief in ihren Denksinn hinein erschüttert? Es war die Annahme, der Tag des Herrn sei schon gegenwärtig und dies hätte für sie. zur Folge, dass sie nicht entrückt wurden! Dabei entging ihnen, dass ja die gesamte Gemeinde noch da war - der Feind hatte anscheinend gute Arbeit geleistet. Wie kam es nun zu dieser fälschlichen Annahme? Zum einen scheint "ein Geist" falsche Einflüsterungen gemacht zu haben, zum andern waren es Worte und dazu noch offensichtlich ein gefälschter Brief der Apostel - also ein ganz massiver Angriff der Finsternismächte!

Wie konnte ein Geist (und damit sind jene geistlichen Mächte der Bosheit gemeint, die in Eph 6:12 angeführt sind) derart wirken? Wer, wie der Verfasser dieser Zeilen, jahrelang in pfingstlichen Kreisen gelegt hat, für den ist dies keine Frage mehr. Da wurde in Zungenreden alles Mögliche prophezeit, und alles angeblich im Namen des Herrn. Es hat mich (den Verfasser) bei solchen Zungenreden immer wieder ein unheimliches Gefühlt befallen und es gab diese fast in jeder Versammlung. Nur - eingetroffen ist keine einzige Prophezeiung, doch dies hat offensichtlich außer mir niemanden gestört; der Nervenkitzen war das Entscheidende! An anderen Orten ist bekannt geworden, dass in fremden Zungen sogar Gott gelästert wurde ... wir sehen, wie gefährlich ein Einlassen darauf ist. Es ist gut zu wissen, dass Paulus die Zungenrede, die am Anfang in den jüdischen Pfingstgemeinden durchaus ihren Platz hatten, als abgetan verkündigte, und zwar von dem Moment an, als gemäß 1Kor 13:10 die Reife kam. Und die Reife kam, als das Evangelium des Christus von Paulus im Gefängnis in Rom auf sein Vollmaß gebracht wurde: "... bis wir alle zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, zum gereiften Mann, zum Maß des Vollwuchses der Vervollständigung des Christus, damit wir nicht mehr Unmündige seien, von jedem Wind der Lehre wie von brandenden. Wogen hin un her geworfen und umhergetragen..." (Eph 4:13-14).

Die Mächte der Finsternis versuchten ganz gezielt, die junge Gemeinde in Thessalonich in Unruhe, ja in Bestürzung zu bringen. Die Zungenrede, eingegeben durch einen Geist, kann durchaus zugetroffen haben. Ob es nun ein charismatisch veranlagtes Gemeindeglied selbst war, oder ob die Irreführung durch ein Glied einer jüdischen Gemeinde erfolgte, ist hier nicht von Bedeutung. Weiter führt Paulus "ein Wort" an und auch hier könnten wir uns vorstellen, dass falsche Propheten, die vornehmlich aus dem jüdischen Lager der Königreichsgemeinde kamen, irreführende Aussagen machten. Dass dies Juden die junge Gemeinde attackierte, wissen wir inzwischen. Und wenn sie schon das Volk aufhetzten, dann ist es nur zu gut vorstellbar, dass sie auch mit Falschaussagen die Thessalonicher erschütterten. Dazu kommt noch die Tatsache, dass offensichtlich ein gefälschter Brief in Umlauf kam, der die Nachricht verbreitete, der Tag des Herrn sei gegenwärtig.

Für uns ist hier interessant: Was hat der Widerwirker für eine Absicht, wenn er die Thessalonicher glauben machten will, der Tag des Herrn sei gegenwärtig? Mit Sicherheit wollte er zuerst einmal den Apostel und seine zwei Mitbrüder unglaubwürdig unglaubwürdig machen. Stimmte das überhaupt, was im ersten Brief über die Entrückung geschrieben wurde? Sind die drei Apostel nur Schwarmgeister oder gar Irrlehrer? Sollte man nicht doch lieber auf die jüdische Gemeinde hören, die von den Aposteln in Jerusalem belehrt wurden und die den Herrn noch persönlich kannten? Sind nicht die Worte Jesu, die Er während seiner Erdenzeit sprach, wichtiger als die Worte eines Paulus, der Jesus nie persönlich kannte?

Schauen wir nochmals auf die Worte aus dem Epheserbrief, mit denen wir gestern abschlossen, sie haben noch eine Fortsetzung: "... durch die List, die darauf ausgeht, den Irrtum planmäßig zu verbreiten" (Eph 4:14b). Was bei den Thessalonichern misslang, gelingt bis heute bei der großen Masse der Gläubigen: Paulus wird kaum als Lehrer der Nationen anerkannt, sondern spielt lediglich, wenn überhaupt, eine untergeordnete Rolle, der Irrtum ist planmäßig!

2Thes 2:3

"Niemand täusche euch auf irgendeine Weise; denn sollte nicht zuerst der Abfall kommen und der Mensch der Gesetzlosigkeit enthüllt werden,"

Was Paulus jetzt den Thessalonichern schreibt, ist von höchster Bedeutung, nicht nur für die junge Gemeinde, sondern ganz besondern für uns, die wir offensichtlich am Ende der gegenwärtigen Verwaltung der Gnade angelangt sind. Erinnern wir uns an den Betreff in Vers 1: "Die Anwesenheit unseres Herrn Jesus Christus und unsere Versammlung zu Ihm hin". Dieser "Betreff" kommt jetzt in unserem Leitvers zum Tragen, denn auf ihn bezieht sich ja die Aussage : Zuerst kommt der Abfall, dann wird der Mensch der Gesetzlosigkeit enthüllt, und erst dann kommt unsere Versammlung zu Ihm hin, also die Entrückung!

Es ist erstaunlich (oder auch nicht), dass die überwiegende Zahl der Gläubigen den Abfall und die Enthüllung des Menschen der Gesetzlosigkeit zeitlich falsch einordnen, nämlich erst nach der Entrückung. Und dies trotz der doch so klaren und unmissverständlichen Aussage in unserem Leitvers! Auch in diesem Punkt wurde der Irrtum planmäßig verbreitet, und dies durch die List Satans. Für den Widerwirker, der alles durcheinander zu werfen sucht, ist es von großem Interesse, der Körpergemeinde Christi Jesu diese Wahrheit zu verschleiern. Wer den Abfall und die Enthüllung des Gesetzlosen nicht erwartet, achtet auch nicht auf die entsprechenden Zeichen - merken wir, liebe Geschwister, welch ungeheure Gefahr hier auf uns lauert?

Es ist an dieser Stelle dringend angebracht, auf die Machenschaften der Finsternis hinzuweisen. Wir sind in keinster Weise gegen die Angriffe gefeit, wie so oft angenommen wird, im Gegenteil. Eindringlich weist und Eph 6:11 auf die "Kriegslisten" des Widerwirkers hin (man bedenke, wie heimtückisch und menschenverachtend Kriege geführt wurden und noch werden), in Eph 6:13 wird uns vor Augen gestellt, dass wir im "bösen Tag" leben und an diesem widerstehen sollen, was ja nur Kampf bedeuten kann. Dazu wird uns in Vers 16 gesagt, dass wir unter dem ständigen Beschuss "glühender Pfeile des Bösen" stehen. Die Körpergemeinde Christi Jesu lebt also nicht abgeschottet vom Bösen, sondern im Kampf mit dem Bösen, allerdings mit einer wunderbaren Waffenrüstung, die vollständig angezogen - auch vollständigen Schutz bietet!

Niemand hat ein größeres Interesse daran als der Widerwirker, uns über den Zeitpunkt des Abfalls und der Enthüllung des Menschen der Gesetzlosigkeit zu täuschen. Wer nicht erwartet wird, kann ungeniert agieren! Die Thessalonicher scheinen die Belehrung in dem Brief über den zeitlichen Ablauf verstanden zu haben, die große Masse der Gläubigen nach ihnen anscheinend nicht mehr! Oder hören wir in Versammlungen oder Predigten Hinweise auf den Abfall und den Gesetzlosen?

Wie haben wir nun den "Abfall" zu verstehen und sehen wir ihn heute überhaupt?

Wir haben immer betont und sagen es erneut, dass ein von Gott auserwählter und berufener Gläubiger seiner Rettung nicht verlustig gehen kann - die Rettung in der Gnade ist unwiderrufbar. Dies ist unsere herrliche Stellung in Christus, die auch für den Feind unantastbar ist! Allerdings kann man von dem Glaubensgut abfallen, zu dem man bestimmt ist, nämlich dem Glaubensgut unserer "überhimmlischen Berufung" , und die wird uns nur und ausschließlich von Paulus enthüllt. Nun lesen wir aber schon früh, dass sich z.B. schon zu Lebzeiten Pauli nicht nur Einzelne, sondern die ganze Provinz Asien, von ihm abgewandt hat (2Tim 1:15), d.h., sie haben sich von dem Evangelium der Gnade abgewandt und dem Evangelium der Beschneidung zugewandt. Anders ausgedrückt heißt das, dass sie zwar nach wie vor an ihren Herrn Jesus Christus glaubten, aber sich jenem Glaubensgut zuwandten, welches die Erde betrifft und von den zwölf Apostel in Jerusalem vertreten wurde. Und das Fazit hieraus: Ihr Glaube an ihren Herrn und ihre Rettung in der Gnade blieben unangetastet, aber mit dem Abfall von Pauli Botschaft wurde ihnen ihre eigentliche überhimmlische Berufung verdunkelt, ihr Suchen ging nicht nach droben, wo Christus ist, zur Rechten Gottes sitzend, sondern ihr Sinnen war auf das auf Erden ausgerichtet (siehe Kol 3:1-2). Ihr Wandel ging also in eine falsche Richtung! Ein wahrlich tragischer Beginn des Abfalls!

Man mag aus den Zeilen an Timotheus erahnen, welch innerer Schmerz den Apostel Paulus befiel, als er erleben musste, wie sein Evangelium der Gnade vielfach missachtet wurde. Als sich, ähnlich wie in der Provinz Asien, auch in der Gemeinde der Galater ein Abfall vom Evangelium der Gnade abzeichnete, griff Paulus ungewöhnlich hart ein. Man lese einmal Gal 1:6-7. Auch hier wurde die Gemeinde "durch etliche" beunruhigt und zu einem andersartigen Evangelium genötigt, welches nur das "Evangelium des Königreiches" sein konnte und auf die Erde ausgerichtet ist. Selbst Boten vom Himmel zog Paulus als Irrlehrer in Betracht!!! Solche falschen Lehrer stellte Paulus "in den Bann".

Und wie hat sich dieser Abfall von damals bis heute entwickelt? Man muss schon sagen: "Dramatisch!" Jeder Gläubige kennt das "Vaterunser" und allerorts wird daraus gebetet: "Dein Königreich komme...". Man ist vollkommen "irdisch" ausgerichtet. Doch wo hören wir noch etwas über das "Himmlische", wohin unsere Berufung ja geht?

Wenn wir jetzt nur einmal das Obige bedenken, müssen wir eigentlich feststellen, dass die Christenheit doch in einem totalen Abfall steht. Dabei haben wir bis jetzt nur eine Richtung des Abfalls aufgezeigt, sie betrifft das Innere unseres Glaubensgutes. Es gibt aber noch eine andere Richtung, die n ach außen geht, nämlich die Vermischung mit den anderen Religionen dieser Welt. Da keine andere Religion außer dem Christentum einen Erlöser hat, ist bei dieser rapide zunehmenden Vereinheitlichung der Religionen ein Sohn Gottes, nämlich unser geliebter Herr Jesus Christus, ein Hindernis. Wir haben schon darauf hingewiesen, dass es bereits eine Bibelübersetzung gibt, wo der Name "Jesus" nur mit "Gott" wiedergegeben wird. Auch beachte man, wie im Hinblick auf den Islam fast niemand mehr (Auch in der christlichen Welt) von "Allah" spricht, sondern nur noch von Gott! Das heißt konkret: Aus einem Wüstendämon sei unser "Gott" geworden! Merken wir, liebe Geschwister, welch ungeheurer Abfall sich hier zeigt? Merken wir überhaupt noch, wo wir stehen? Vielleicht machen uns obige Worte betroffen und nachdenklich!

Man könnte heute ein Buch schreiben, wieweit der Abfall in der Christenheit bereits vorangeschritten bzw. schon gekommen ist doch wir müssen uns im Rahmen dieses Schriftleins auf die wenigen Beispiele begrenzen - sie reichen ja auch aus!

Unser Leitvers zeigt uns aber noch ein zweites Kennzeichen, welches sich vor unserer Entrückung erfüllen muss: Der Mensch der Gesetzlosigkeit! Da wir in Vers 7 noch auf das "Geheimnis der Gesetzlosigkeit" (das ja heute kein Geheimnis mehr ist, sondern allerorts und überall schamlos praktiziert wird) zu sprechen kommen und auch die folgenden Verse "Wesenszüge des Gesetzlosen" aufzeigen, beschränken wir uns hier auf die knappe Benennung des Gesetzlosen, er in keinem Fall mit jenem Wesen in Offb 13 zu verwechseln ist oder gar mit diesem gleichgestellt werden darf. Johannes, der Schreiber der Offenbarung, hatte keinen Auftrag an die Körpergemeinde Christi Jesu, sein Auftrag galt allein der Königreichsgemeinde Israel, also jener Zeit, die nach der Entrückung folgt. Wenn sich trotzdem Gläubige vor allem mit den in Offb 2 und 3 genannten Gemeinde identifizieren, so fällt dies eindeutig unter den von Paulus angesagten Abfall... Man vermischt das Evangelium der Gnade mit dem des Gesetzes. Johannes befand sich nämlich im Geist bereits "in des Herrn Tag" (Offb 1:10), und zu diesem Zeitpunkt sind alle Körperglieder längst beim Herrn und können keine sieben Gemeinden mehr darstellen!!!

Zur Person des Gesetzlosen können wir sagen: So wie Satan den Abfall zu verschleiern sucht, wird er auch den Menschen der Gesetzlosigkeit verschleiern und für uns schwer erkenntlich machen. Nur äußerste Aufmerksamkeit und Wachsamkeit, vor allem aber ein vollständiges Hinwenden zu unserem Herrn und Haupt, der zur Rechten Gottes sitzt, können uns die Augen öffnen. Wenn wir Ihn anschauen, wenn wir unsere Herzen auf Ihn ausrichten, werden wir mit enthülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn widerspiegeln und werden in dasselbe Bild umgestaltet von Herrlichkeit zu Herrlichkeit (lies 2Kor 3:18) - so können wir nicht auf den Gesetzlosen hereinfallen!

2Thes 2:4

"der Sohn des Untergangs, der allem widerstrebt und sich über alles erhebt, was Gott genannt wird oder Gegenstand der Verehrung ist, so dass er sich selbst in den Tempel Gottes setzt und zu erweisen sucht, er sei ein Gott?"

Wir kommen zur detaillierten Beschreibung des Gesetzlosen. Als erstes wird er "Sohn des Untergangs" genannt und mit dieser Bezeichnung führt und Gottes Wort ganz gezielt zu der einzigen Person, die in der Schrift ebenso benannt wurde: Judas (Joh 17:12b)! Es kann und darf nicht übersehen werden, dass sich zwischen diesen beiden Gestalten, die die gleiche Bezeichnung bekommen haben, hochinteressante Parallelen aufzeigen, auf die wir in den kommenden Versen noch eingehen werden.

Zuerst mag uns die Bezeichnung "Sohn" irritieren - wessen Sohn ist dieser Mensch der Gesetzlosigkeit? Mit Sicherheit ist er ein von Satan gelenktes Wesen (Vers 9), gleich Judas, in welchen der Satan fuhr um den Verrat auszuführen. Doch tiefer schauend sehen wir den Satan inmitten der Söhne Gottes vor Gott stehen (Hi 1:6 und Hi 2:1), also als "dazugehörend" und wie alle anderen Söhne von Gottes Ratschluss und Willen abhängig. Die Bezeichnung "Sohn" signalisiert uns, dass auch dieser Mensch, trotz seines Untergangs, einmal seine Knei beugen und mit seiner Zunge huldigen wird: "Herr ist Jesus Christus, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters" (gem. Phil 2:10-11). Und wenn unser Herr Seinen von Ihm Selbst auserwählten Jünger "Judas" mit unendlicher Liebe und Geduld auf Erden trug, so sollen auch wir, mit unserenm Blick auf Ihn, den Gesetzlosen nicht verdammen, sondern versuchten, seinen WEg des Untergangs höchstens mit MItleid zu verfolgen, denn auch er muss, wie Judas, so handeln, "damit die Schrift erfüllt werde" (Joh 17:12b)

Bei all den schweren Aussagen, die wir bisher gemacht haben und die noch vor uns liegen, muss es uns täglich ein ganz großer Trost sein, dass unser Gott und Vater alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt (Eph 1:11b), dass nichts Seiner starken Hand entgleitet, ja das das ganze All hin zu Ihm ist (Röm 11:36) und dass wir, die Körperglieder des Sohnes Seiner Liebe, die früheste Erwartung haben dürfen!

Wie "der Untergang" des Gesetzlosen aussehen wird, werden wir in Vers 8 sehen, heute berichtet unser Leitvers, dass er allem widerstrebt, und hier können wir wohl an erster Stelle "der Ordnung Gottes" anführen. Und erkennen wir diese Wesenszüge nicht schon längst um uns herum? Toleriert nicht schon längst auch die allgemeine Christenheit still, dass Kinder im Mutterleib getötet werden, dass Frauen kirchliche Lehrämter ausüben, ja inzwischen Bischofsstellen innehaben, dass Homosexualität frei ausgelebt werden kann und jetzt sogar schon mit dem kirchlichen Segen rechnen darf? "Toleranz" ist das heute so hochgepriesene Schlagwort, das so menschlich klingt und doch verführerisch ist, weil Gottes Wort keine Toleranz kennt.

Wir merken schon bei diesen wenigen Aufzählungen, liebe Geschwister, wie heimtückisch dieses "widerstreben" ist, weil es nicht plötzlich vor uns steht, sondern sich ganz langsam über viele Jahre hin aufbaut und wir uns alle in dieser "Langsamkeit" daran gewöhnen. Und wenn dann auch noch der Deckmantel der Menschlichkeit im Spiel ist, sind wir erst recht sehr schnell eingeschläfert, anstatt zu wachen. Auch hier könnten wir noch lange aufzählen, doch die wenigen Punkte sollen reichen.

Der Mensch der Gesetzlosigkeit wird aber nicht nur allem widerstreben, sondern sich auch über alles überheben, was Gott genannt oder verehrt wird. Kann man heute mit "Geld" nicht schon alles Ungerechte kaufen? Erleben wir nicht täglich, wie sich die R eichen und Mächtigen dieser Welt aufgrund ihres Einflusses über jegliches Gesetz und Recht überheben? Ein deutscher Bundeskanzler wollte bei seiner Amtseinführung keinen Bezug mehr auf Gott - überhob er sich damit nicht über Gott? Spottete er damit nicht über all jene, di en och an einen Gott glauben und Gott verehren? Gibt er mit seinem Verhalten nicht jede Kirche, jeden Gemeinschafts- oder Versammlungsraum der Lächerlichkeit preis?

Der letzte Teil unseres Leitverses hat schon viel für Verwirrung gesorgt, weil man die Aussage "in den Tempel Gottes" auf den buchstäblichen Tempel in Jerusalem bezog. Wenn wir aber Pauli Aussagen konsequent beachten und dazu eine klare Wortteilung einhalten, lösen sich alle Fragen. So sagen doch unsere Verse 1-4 ganz klar,

a) dass vor dem Tag des Herrn u nd damit vor der Entrückung der Mensch der Gesetzlosigkeit enthüllt werden muss und er sich in den Tempel Gottes setzt,
b) und gemäß Röm 11:25 ist Israel zum Teil solange in der Verstockung, bis die Vervollständigung der Nationen eingehe, was anders ausgedrückt bedeutet: bis zur Entrückung der Körpergemeinde ist Israel in der Verstockung und wird in dieser Zeit auch keinen neuen Tempel bauen können!

Doch nach unserer Entrückung wird sich Gott wieder Seinem Volk zuwenden und es darf davon ausgegangen werden, dass in kürzester Zeit ein neuer Tempel gebaut wird (was heute bautechnisch ja möglich ist), zumal schon geschrieben wurde, dass bereits Steine für den Tempelbau irgendwo bereit lägen. Da gemäß Dan 9:27 in der Mitte der letzten Jahrwoche das Opfer aufhört, muss zuvor geopfert werden, was richtigerweise einen Tempel voraussetzt - der aber eben erst nachder Entrückung gebaut werden kann.

Wenn sich nun der Mensch der Gesetzlosigkeit nicht in den buchstäblichen Tempel in Jerusalem setzen kann, weil dieser noch nicht gebaut wurde, in welchen Tempel Gottes setzt er sich dann? Die Frage ist leicht geklärt denn es gibt heute einen "Tempel Gottes", und der sind wir! Lesen wir doch einfach 1Kor 3:16-17: "Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und dass der Geist Gottes in euch wohnt? Wenn jemand den Tempel Gottes verdirbt, den wird Gott verderben; denn der Tempel Gottes ist heilig, und der seid ihr" Extra zweimal betont Paulus, dass wir der Tempel Gottes sind, und trotzdem scheinen dies viele Gläubige vergessen oder noch gar nicht gemerkt zu haben!

Wir bitten unsere Leser, sich heute nochmals 1Kor 3:16-17 zu vergegenwärtigen. Wir entnehmen diesen zwei Versen ja nicht nur, dass wir der Tempel Gottes sind, sondern noch mehr, nämlich dass Gott jenen verdirbt, der diesen Tempel verderben wird. Diese Aussage gibt also in jedem Fall die Möglichkeit, dass wir als "Tempel Gottes" verdorben werden können. Wäre dies nicht möglich, müsste es auch nicht in Gottes Wort niedergeschrieben werden!

Es gibt manche Aussagen auch bei Paulus die wir lieber umgehen und erst gar nicht zur Kenntnis nehmen wollen, weil sie zugegebenermaßen unangenehm für uns sind. Diesen Fall haben wir in obigem Absatz. Auch wenn es für viele neu sein mag, das wir heute, in der Verwaltung der Gnade, der "Tempel Gottes" sind, so ist dies für uns alle doch bestimmt eine beglückende Tatsache. Doch dass diesen Tempel jemand verderben kann, lehnen wir innerlich ab, weil es uns nicht möglich erscheint - und doch lässt Gottes Wort gerade dies zu. Es ist der Mensch der Gesetzlosigkeit, der sich in diesen Tempel setzt, ihn verdirbt und dann von Gott Selbst verdorben wird. Wie dürfen wir nun diese "verderben" das uns so unheimlich erscheint, verstehen?

In jedem Fall, und das haben wir ja immer wieder betont, geht es nicht um die Gewissheit unserer Rettung, also um unsere Stellung in Christus, vielmehr geht es hier um unseren Wandel, der sehr wohl und durchaus verdorben werden kann! Im Klartext bedeutet dies: Der Mensch der Gesetzlosigkeit wird vom Zeitpunkt seiner Enthüllung an massiv und nachhaltig den würdigen Wandel der noch auf Erden weilenden Körpergemeinde stören und beeinflussen, ja sogar verderben! Lesen wir sehr aufmerksam und langsam 1Kor 3:13-15. Vor allem Vers 15 sagt uns sehr eindringlich, dass unser. Wandel (Werke) vollständig verbrennen kann, weil er unbrauchbar (verderbt) ist - wir selbst aber werden gerettet ... "jedoch nur so wie durch Feuer hindurch"!

Wir wissen sehr wohl, dass in einem Andachtsbuch viel lieber Zuspruch gelesen wird als Ermahnung, doch bedenken wir, dass alle Briefe Pauli zum großen Teil Ermahnungen sind, auch die Thessalonicher waren davon betroffen. Und heute, wo wir dem Wiederkommen unseres Herrn sehr nahe sind, müssen die Punkte, die über lange Zeit verschwiegen und übergangen wurden, offengelegt und ausgesprochen werden, denn schließlich geht es um nichts Geringeres als um unseren Lohn vor der Preisrichterbühne des Christus (siehe 2Kor 5:10).

Wenn ein Großteil der Briefe des Paulus unseren Wandel betreffen, so muss dies ja einen Grund haben. Wären wir alle nach unserem "Gläubigwerden" unfehlbar, wären die Ermahnungen und Zusprüche überflüssig. Wir brauchen jetzt nicht auf andere schauen, schauen wir einfach nur auf uns! Wie sieht unser eigener Wandel im Licht des uns angehenden Evangeliums aus?

Der Gesetzlose setzt sich in den Tempel Gottes, d.h., er etabliert sich anscheinend unerkannt mitten. unter den Gläubigen, ja mehr noch, er sucht zu erweisen, er sei Gott. Damit ist klar, dass er nicht als brutaler Tyrann oder Diktator auftreten wird, sondern als der sanfte Verführer, der den Menschen wie auch vielen Gläubigen mit großer Wahrscheinlichkeit als Wohltäter erscheinen wird. Es wäre denkbar, dass dabei die Massenmedien wie z.B. das "Fernsehen" eine große Rolle spielen. Und ist nicht der Fernseher an sich schon lange auch für uns die sanfte Verführung, die uns die Zeit für Gottes Wort raubt?

Wir denken bei Obigem an Phil 3:18-19, wo Paulus schon damals zutiefst betrübt den Wandel vieler anklagt: "...Feinde des Kreuzes, deren Abschluss der Untergang, deren Gott der Leib und deren Herrlichkeit in ihrer Schande ist, die nur auf das Irdische sinnen"(und hier spricht Paulus nicht von Ungläubigen, wie so leicht geglaubt wird, sondern von Gliedern der Körpergemeinde Christi Jesu)!

2Thes 2:5

"Erinnert ihr euch nicht, dass ich euch dies sagte, als ich noch bei euch war?"

Gerade Paulus, der in unserem Leitvers vom "wir" zum "ich" wechselt und damit besonders das Wort an dieser Stelle ergreift, hat in seiner Verkündigung die Zuhörer nie der Meinung verfallen lassen, die herrliche Wiederkunft des Herrn käme schnell und glatt ohne vorhergehende äußere Zeichen. Aber unter dem Druck von Verfolgung und Leiden und dazu noch unter der Beeinflussung von Geist, Wort und gefälschtem Brief, der Tag des Herrn sei schon gegenwärtig, hat die Gemeinde in Thessalonich seine persönlichen Worte offensichtlich vergessen. Jetzt, mit diesen brieflichen Aussagen, soll alles wider in Erinnerung zurückgerufen werden.

Auch wir wollen diesen Vers benutzen, um uns den so wichtigen Zusammenhang der letzten V erse erneut vor Augen führen zu lassen; ist doch gerade der Zusammenhang von Versen äußerst wichtig für uns:

Vers 1: Der Betreff: Die Anwesenheit des Herrn und. unsere Versammlung zu Ihm hin.

Vers 2: Lasst euch nicht täuschen, der "Tag des Herrn" sei gegenwärtig.

Vers 3: Zuerst kommt a) der Abfall

b) der Mensch der Gesetzlosigkeit muss enthüllt werden

Vers 4: Eine Beschreibung des Gesetzlosen:

a) Der allem widerstrebt,
b) sich über alles erhebt, was Gott genannt wird oder Gegenstand der Verehrung ist,
c) er setzt sich in den Tempel Gottes
d) und sucht zu erweisen, er sei Gott!

2Thes 2:6

"Nun wisst ihr um das Aufhaltende, damit er zu seiner Zeit enthüllt werde."

Es ist erstaunlich, mit welcher Kraft die Tradition einer Lehre in uns wurzeln kann, einer Lehre, die wir vielleicht noch nie selber bis ins Einzelne durchdacht haben. Und noch erstaunlicher ist, wenn wir feststellen, mit welcher Vehemenz wir diese Tradition verteidigen, obwohl schon Zweifel in uns sind! Und geradezu tragisch wird es, wenn wir zwar einen Irrtum innerlich erkannt haben, ihn aber aus Prestigegründen nicht zugeben wollen.

Es entspricht dem Ratschluss und Willen Gottes, dass wir Menschen uns irren können, auch wenn es um Sein Wort der Wahrheit geht. Den Grund können wir mit dem obigen Absatz leicht selber testen: Sind wir bereit, auch einmal einen eingeschlagenen Weg zu verlassen, wenn wir merken, er führt in die Irre? Sind wir bereit, uns zu demütigen und einzugestehen, geirrt zu haben? Sind wir bereit, uns auch einmal unter einen anderen Bruder zu stellen? Ja, da steht auch uns leider nur zu oft unser eigenes "Ich" im Wege!

Für die Thessalonicher war die Sache einfach, sie hatten keine längst vorgefasste Lehrmeinung, sondern wurden direkt von Paulus belehrt. Und wenn auch wir uns jetzt möglichst unbefangen und neutral fragen, was denn nun das "Aufhaltende" unserer Versammlung zu Ihm hin (und damit ist automatisch ja auch der Tag des Herrn eingeschlossen) ist, so gibt es hierauf eigentlich nur eine einzige und eindeutige Antwort: "Der Abfall und der Mensch der Gesetzlosigkeit"! Man kann hier aus dem Zusammenhang der Verse nur mit Gewalt die "Körpergemeinde" als das Aufhaltende sehen, und wenn man dies so sehen will, ergibt sich im Vers 7 ein großes Problem, das nur mit einer menschlichen Einfügung in Gottes Wort gelöst werden kann.

Wir bleiben dabei: Das Aufhaltende ist "der Abfall" und "der Mensch der Gesetzlosigkeit", und damit haben wir eine klare Linie, die uns auch in den kommenden Versen das Verstehen leicht und einfach macht!

Mit den Worten: ".... damit er zu seiner Frist enthüllt werden", zementiert Paulus das von gestern genannte "Aufhaltende". Auch hier müssen wir wieder fragen: Von wessen "Enthüllung" spricht denn der Zusammenhang unserer Verse? Es ist in den Versen 1-5 nur von einer "Enthüllung" die Rede, nämlich der des Menschen der Gesetzlosigkeit in Vers 3.

Auch mich, den Verfasser dieser Zeilen, hat die Tradition lange Jahre des Glaubens irregeführt und mir eingeredet, das Aufhaltende sei die Körpergemeinde. Und auch mich hat es einen inneren Kampf gekostet, einer traditionellen Lehrmeinung abzusagen und der gesunden Vernunft zu folgen. Und wie einfach und klar verständlich wird doch alles, liebe Geschwister, wenn wir selber prüfen und den einfachsten und klaren Weg gehen!

Nachdem sich der schon zu Pauli Zeiten beginnende Abfall dermaßen verbreitet hat, dass heute noch wenige Gläubige (im vergleich zur großen Masse) der Lehre des Apostels Paulus treu geblieben sind und man den Abfall eigentlich fast schon als "gegeben" ansehen muss, bleibt im Grunde nur noch die Enthüllung des Gesetzlosen offen, damit die Körpergemeinde entrückt werden kann und hernach der Tag des Herrn gegenwärtig wird.

Wann die angekündigte Frist der Enthüllung des Gesetzlosen kommen wird, wissen wir nicht, auch kann sie niemand berechnen - es ist also müßig, darüber zu spekulieren. Für uns gilt nur: Immer bereit zu sein, nicht einzuschlafen, sondern wachsam bleiben. Und was gibt es Schöneres, als auf eine gewisse und herrliche Zukunft zu warten, eine Zukunft, in der es keine Beschwerden, keine Leiden, keinen Streit und keine Nöte mehr gibt. "Ihm" gleichgestaltet zu werden ist ein Stand, den wir uns hier unten kaum vorstellen können und so möge die (Vor-) Freude unser ständiger Begleiter sein, bis dass Er kommt!

2Thes 2:7

"Denn das Geheimnis der Gesetzlosigkeit ist schon wirksam, nur muss der aus der Mitte (genommen) werden, der (sie) bis jetzt noch aufhält."

Paulus greift mit dem ersten Teil unseres Leitverses nochmals zurück in die Vergangenheit und stellt fest, dass das Geheimnis der Gesetzlosigkeit schon wirksam ist. Was ist das Geheimnis der Gesetzlosigkeit und warum ist es ein Geheimnis?

In Röm 11:36 haben wir schon oft gelesen: "Denn aus Ihm und durch Ihn und zu Ihm hin ist das All!", und in verschiedenen unserer Schriften haben wir diese wunderbare Tatsache mit einem Kreis verglichen, der sich zuerst vom Ausgangspunkt entfernt, und dann, aber der Mitte des Halbkreises, sich wieder dem Ausgangspunkt nähert, bis der Kreis geschlossen ist. Nehmen wir jetzt die Gesetzlosigkeit in dieses Bild hinein, so ergibt sich eine Menschheit, die sich zwar einerseits ständig von Gott entfernt, doch andererseits im Kreisbogen trotzdem auf dem Weg zu Gott ist. So konnte Paulus auch tatsächlich aussagen, dass das Geheimnis der Gesetzlosigkeit schon zu seiner Zeit wirksam war nur ist es bis heute in dramatischer Weise gestiegen. Der äußerste Punkt des Halbkreises (also die weiteste Entfernung der Menschheit von Gott) dürfte erreicht sein, wenn nach unserer Entrückung der Zorn Gottes über die Erde kommt und Christus Sein irdisches Königreich aufrichtet.

Wir kommen zur Frage, warum ein Geheimnis? Die beste Antwort gibt unser Herr Selbst, und zwar Seinen Jüngern: "Noch vieles hätte Ich euch zu sagen, doch könnt ihr es jetzt nicht ertragen" (Joh 16:12). Viel hat ihnen Jesus vom kommenden Königreich erzählt und die Jünger waren voller Spannung und Freude, wann es denn nun endlich aufgerichtet würde. Doch hätte der Herr ihnen zu jenem Zeitpunkt sagen können, dass Er Selbst erst einmal schmählich am Kreuz sterben würde, dass das Königreich auf lange Zeit hinausgeschoben würde, dass erst einmal die Nationen das Evangelium der Gnade erhalten müssten ... die Jünger hätten dies in der Tat nicht ertragen können, der Herr musste deshalb aus Liebe manches in einem Geheimnis verhüllen (siehe die Geheimnisse des Königreichs der Himmel Mt 13:11; Mk 4:11 und Lk 8:10). Geheimnisse haben also eine Schutzfunktion vor Überforderung!

Wenn wir die Schutzfunktion der göttlichen Geheimnisse, mit der wir gestern abgeschlossen haben, auf unseren Leitvers übertragen, bedeutet dies: Auch die junge Gemeinde in Thessalonich war voller Freude und Sehnsucht nach der von Paulus angekündigten Wiederkunft des Herrn. Hätte Paulus, inspiriert vom Geist Gottes, sagen sollen, dass die damalige Gesetzlosigkeit erst ein Anfang ist und sich noch über fast zweitausend Jahre hinziehen wird? Gleich den Jüngern Jesu hätten sie dies noch nicht ertragen können; die Gesetzlosigkeit wurde von Gott in ein Geheimnis gehüllt, welches auch in Thessalonich eine Schutzfunktion vor Überforderung darstellte.

Wie wunderbar handelte Gott an Seinem Volk Israel, als Er ihm aus Liebe und Barmherzigkeit vieles bis zum heutigen Tag verhüllen musste, und wie weisheitsvoll handelte Er durch Seinen berufenen Apostel schon an der ersten jungen Gemeinde in Thessalonich, indem Er ihnen nicht ihre Naherwartung zerstörte, sondern das sie Entrückung Aufhaltende, nämlich die Gesetzlosigkeit, in ein Geheimnis hüllte.

Wenn wir heute den Sinn und Zweck der Geheimnisse Gottes erkennen dürfen, ja mehr noch, Verwalter dieser Geheimnisse sein sollen (siehe 1Kor 4:1-2), so fordert Paulus von uns, dass wir dabei als "treu" erfunden werden, d.h. dass wir sie nicht nach Gutdünken anwenden, sondern als untergebene Gehilfen Christi uns in allem von Ihm führen lassen, indem wir auf dem Wort der Wahrheit gründen.

Als solche, die das Wort der Wahrheit in seinem Vollmaß in Händen halten dürfen und als solche, die über alles informiert sind, was die Körpergemeinde betrifft, sollten wir im Gegensatz zu den Thessalnichern tragen können, dass sich vor unserer Entrückung noch etwas enthüllen muss. Dabei darf heute unsere wohl berechtigte Annahme sein, dass wir sehr kurz vor dieser Enthüllung (des Gesetzlosen) stehen und vielleicht sogar n och das Wiederkommen unseres geliebten Herrn zu unseren Lebzeiten erleben können!

Die Gesetzlosigkeit ist heute in einem Ausmaß wirksam, dass sie in uns stärkste Warnsignale auslösen müsste - tut sie es? Man hat den Eindruck, dass die allgemeine Christenheit total eingeschlafen ist! Wer trotzdem wach blieb, muss längst gemerkt haben, welche Stunde es geschlagen hat. Es muss nur noch der aus der Mitte werden, der bis jetzt noch aufhält! Und damit sind wir bei einer umstrittenen Aussage angelangt, "umstritten" deshalb, weil der einfache Urtext ohne menschliche Hilfsworte etwas anderes aussagt als unsere Übersetzung, in welchen menschliche Hilfsworte eingefügt wurden und dem Urtext damit eine vorgefasste Richtung verleiht.

Schauen wir auf unseren Leitvers, wo wir die vom Übersetzer eingefügten Hilfsworte in Klammern gesetzt haben, sie hätte nicht hinzugefügt werden dürfen! Wenn wir jetzt den Text einmal langsam mit und einmal ohne diese Hilfsworte lesen, merken wir den großen, ja totalen Unterschied der Aussage.

Wer in den zurückliegenden Versen der Ansicht ist, dass das Aufhaltende in Vers 6 nicht der Gesetzlose, sondern die Körpergemeinde ist, der muss in der Tat den Urtext so verändern, dass seine Vorstellung in Vers 7 auch passt. Dazu werden einfach zwei Worte ("genommen" und "sie") eingefügt, und schon passt Vers 7 wieder! Es hat Gott gefallen, dies einerseits zuzulassen, doch andererseits auch Brüder zu berufen, die diesen Irrtum erkannten und richtigstellten (wobei auf die Übersetzung von F.H. Baader hingewiesen sei, welcher die Hilfsworte wohlweislich nicht einfügte. Auch die englische Konkordante Wiedergabe enthält dies Einfügungen interessanterweise nicht). Wie verhalten wir uns jetzt? Dies wird zu einer Frage unseres "Wandels"!

Wir wollen uns hier an den einfachen Urtext halten, und der besagt, dass "aus der Mitte werde, der bis jetzt aufhält, und dies kann nur, so unangenehm es uns erscheinen mag, der Gesetzlose sein!

"Denn das Geheimnis der Gesetzlosigkeit ist schon wirksam, nur aus Mitte werden, der bis jetzt aufhält."

Um unserer Auslegung gerecht zu werden, haben wir in unserem Leitvers jetzt die angesprochenen Hilfsworte ganz weggelassen. Er sagt damit deutlich und klar aus, dass aus der Mitte (und dies kann nur die Körpergemeinde sein) der Gesetzlose werden muss, der die Wiederkunft des Herrn bis jetzt noch aufhält. Diese Aussage ist uns wahrscheinlich äußerst unangenehm, ja fast unannehmbar (was ein Grund sein mag, dass er Urtext geändert wurde), doch genauso unangenehm, ja unannehmbar schien es den Jüngern Jesu ergangen zu sein, als Jesus ihnen sagte, dass in ihrer Mitte ein Verräter sei. Man lese Mt 26:20-25; und damit kommen wir zu Judas.

In oben genanntem Vers 25 sehen wir eigentlich sehr deutlich, dass selbst Judas sich zu Beginn des Abendmahls noch als "Verräter" ausschloss (und wir nehmen ihm das ab) und seinen Herrn fragt: "Ich bin es doch nicht etwa, Rabbi? Man unterstellt dem Judas ja einen geldgierigen Charakter, weil er das Geld verwaltete. Und aus Geldgier soll er den Herrn dann auch verraten haben. Für uns steht fest: Bis zu jenem denkwürdigen Abendmal war Judas noch kein Verräter, auch nicht in Gedanken. Doch nachdem Jesus den Bissen eingetaucht und dem Judas übergeben hatte und den Judas vor allen als Verräter kennzeichnete geschah etwas, was wenig beachtet wird: "Und dann, nach dem Bissen, fuhr Satan in jenen" (Joh 13:27). Es ist schon tragisch und wühlt uns innerlich auf, wenn wir uns in Gedanken vorstellen, was in Judas vorgegangen sein muss. Im Verlauf von Joh 13:27 ff sehen wir nach der Bezeichnung des Judas als Verräter völliges Unverständnis bei den übrigen Jüngern von Judas selbst lesen wir in Vers 30, wie er den Bissen nahm und sogleich hinaus ging; es war aber Nacht! (auch in seinem Herzen).

Ja, liebe Geschwister, man kann den Judas verdammen und verurteilen, man kann aber auch das Herz sprechen lassen, und dann muss man über diesen Mann weinen, der für diesen Verrat vorherbestimmt war, der bis zum Abendmahl ahnungslos war, in den der Satan fuhr und den verrat höchstpersönlich bewerkstelligte. Und nachdem der Verrat ausgeübt war und Judas wieder zu sich selbst kam, sehen wir ihn entsetzt über seine Tat - die einzige für ihn noch mögliche sühne war der Freitod!

So manches könnte noch über Judas geschrieben werden, ist er doch zur tragischen Figur des Verräters geworden, obwohl es im Grunde Satan war, der das Werk in Judas ausführte.

Wir wollen jetzt im Rahmen unserer Auslegung nur feststellen:

  1. Judas war einer der zwölf Jünger, die Jesus Selbst auserwählt hat.
  2. Einer der Zwölf verriet Jesus, er war mitten unter den Jüngern, er kam somit aus ihrer Mitte!
  3. Nur zwei Menschen bekommen in Gottes Wort den Namen "Sohn des Untergangs", dies ist einmal "Judas" (Joh 17:12), und der zweite, dem dieser Name gegeben wurde, ist laut 2Thes 2:3 "der Mensch der Gesetzlosigkeit".

Kann das alles nur Zufall sein?

Wir wollen hier nicht spekulieren, sondern wir wollen vielmehr aufzeigen, dass es nicht unmöglich ist, wie viele glauben, dass der Gesetzlose aus der Mitte der Gläubigen kommt, ja sogar lange Zeit unerkannt mitten unter ihnen lebt. Und da wir ja bereits gelesen haben, dass er sich sogar in den Tempel Gottes setzt (V. 4), wird obiges erhärtet. Es darf uns nicht befremden, wenn Gott das Gute und das Böse, das Licht und die Finsternis in einem Atemzug nennt (siehe Jes 45:7), wenn der Satan mitten unter den Söhnen Gottes vor Gott erscheinen kann (siehe Hi 1:6), "Gut" und "Böse" also hautnah beisammen sind! Gott hat diese Gegensätze ja gerade deshalb erschaffen, damit wir aus eigener Erfahrung lernen und erkennen sollen, wie groß und unendlich Seine Liebe ist!

Wir fassen zusammen: Anfänglich unerkannt erwächst aus der Mitte der Gläubigen ein Mensch, der im Umgang mit diesen Gläubigen vertraut sein muss. Seine "Anonymität" hält das Wiederkommen des Herrn noch auf, erst wenn dieser Mensch als der "Gesetzlose" enthüllt wird, ist das Aufhaltende beseitigt, d.h., erst wenn der Abfall und der Gesetzlose enthüllt sind, kann der Herr zur Entrückung kommen und kann darauf der Tag des Herrn beginnen!

2Thes 2:8

"Dann wird der Gesetzlose enthüllt werden, den der Herr mit dem Geist Seines Mundes erledigen und durch das Erscheinen Seiner Anwesenheit abtun wird,"

Am Samstag, dem 12. März 2005 war in der hiesigen Tageszeitung zu lesen, dass ein Mann namens "Paul Schäfer" in Chile (Südamerika) verhaftet wurde. Er hatte in der chilenischen "Colonia Dignidad" ein Sektenzentrum aufgebaut und jahrzehntelang Kinder vergewaltigt. Interessant an der Sache ist, dass dieser heute über Achtzigjährige in den 50er Jahren als baptistischer Laienprediger durch die deutschen Lande zog und wegen seiner charismatischen Ausstrahlung großen Zulauf unter den Jugendlichen hatte. Dieser Artikel erschien, als ich, der Verfasser dieser Zeilen, gerade an der Ausarbeitung unseres heutigen Leitverses stand. Es war für mich ein interessantes Beispiel, wie mitten in einer evangelischen Freikirche ein Mensch aufwächst und sogar predigt und sich später doch als Unmensch entpuppt. Wer also glaubt, dass heute so etwas nicht möglich sei, hat an obigem Beispiel einen anschaulichen Beweis.

Wir Menschen lassen uns nur zu schnell täuschen, vor allem wenn eine charismatische Ausstrahlung dazukommt! Beispiele gibt es hierzu heute genügend!!! Dazu kommt ein äußerer Druck wie die heutige Arbeitslosigkeit von 5 Millionen, Naturkatastrophen, wie wir sie im Dezember 2004 in Asien hatten, wo eine riesige Welle hunderttausende von Menschenleben in einem Nu auslöschte. Das wirkt zusammen und bereitet den Boden für den Gesetzlosen, auf den dann auch Gläubige hereinfallen. Wir halten fest: Der Gesetzlose wird aus der Mitte werden, bis er jenen Grad an bösartiger Reife erlangt hat, dass er enthüllt werden kann, d.h., er entlarvt sich dann als das, was er ist!

Wir selbst müssen nur wachsam, sogar sehr wachsam sein, solange der Gesetzlose noch unerkannt und verhüllt agieren kann. Mit seiner Enthüllung ist das "Aufhaltende" beseitigt, unser Herr kommt zur Entrückung in den Lufthimmel und holt uns zu Sich in die Herrlichkeit.

"Dann wird der Gesetzloses enthüllt werden ..." für die junge Gemeinde in Thessalonich noch ein fernes Ereignis, für uns heute Lebenden ein durchaus mögliches Ereignis, was aber auch das heiß ersehnte Wiederkommen unseres Herrn zur Folge hat.

Wenn wir heute kaum oder praktisch nichts in Predigten, Versammlungen, Konferenzen oder Ähnlichem von dem Gesetzlosen hören, ja dass er offensichtlich völlig totgeschwiegen wird, ist einzig und allein auf die List Satans zurückzuführen. Er allein hat großen Gewinn, wenn die Gläubigen ahnungslos sind, kann er doch unter dieser Ahnungslosigkeit völlig ungeniert seinen Mann aufbauen. Schon zu Pauli Zeiten gab es falsche Apostel und betrügerische Arbeiter, die sich zu Aposteln Christi verstellten (2Kor 11:13), doch in Vers 14 schreibt Paulus, dass dies nichts Erstaunliches ist: "Denn Satan selbst verstellt sich zu einem Boten des Lichts. Daher ist es nichts Großes, wenn sich auch seine Diener als Diener der Gerechtigkeit verstellen, deren Abschluss aber ihren Werken entsprechend sein wird" (Verse 14-15). Schrieb Paulus diese Worte nur an die Korinther? Oder haben sie auch uns gerade in diesen letzten Tagen der auslaufenden Verwaltung der Gnade ganz Wichtiges zu sagen? Erinnert uns diese Aussage nicht enorm an den Gesetzlosen?

Wenn wir darüber nachdenken, wie wenig (oder gar nicht) wir mit geistlichen Mächten, die uns hautnah umgeben, rechnen, müssen wir eigentlich erstaunt sein! Ja, der Widerwirker hat es meisterhaft verstanden, uns in einer falschen Sicherheit zu halten. Es spricht für sich, wenn Gläubige geistlich abschalten, sobald von Satan und seinen Mächten in irgendeiner Weise gesprochen wird! Eindringlich schreibt Paulus in Eph 6:12: ".. sondern wir stehen gegen die Fürstlichkeiten, gegen die Obrigkeiten, gegen die Weltbeherrscher dieser Finsternis, gegen die geistlichen Mächte der Bosheit inmitten der Überhimmlischen!"

Wir wollen heute nochmal klarstellen: Bisher wirkt das (uns bekannte) Geheimnis der Gesetzlosigkeit noch ohne seinen Köpf, den Menschen der Gesetzlosigkeit. Das besagt aber nicht dass dieser Mensch nicht schon mitten unter uns ist. Erinnern wir uns an Judas, der ja auch jahrelang einer der zwölf Jünger war und bis zu jenem gewissen Abendmahl ganz offensichtlich nicht wusste, welche tragische Rolle er spielen wird.

Fest steht auch, dass die Zeit des Gesetzlosen vor seiner Enthüllung bis zu seiner Vernichtung relativ kurz sein wird, und doch wird er in dieser kurzen Zeit Schlimmes anrichten, wie wir noch sehen werden.

Das Mittel seiner Vernichtung wird "der Geist Seines Mundes" sein, sowie "das Erscheinen Seiner Anwesenheit". Da der Mensch der Gesetzlosigkeit eine geistige Größe ist, kann er auch nur mit geistigen Mitteln überwunden werden. Der Überwinder ist unser geliebter Herr! Er hat Sich Selbst entäußert, nahm die Gestalt eine Sklaven an, wurde den Menschen gleichgestaltet und in der Art uns Weise wie ein Mensch erfunden; Er erniedrigte Sich Selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja bis zum Kreuzestod (gem. Phil 2:6-8). Und in der Folge von Vers 8 lesen wir wie Ihn der Vater deswegen überaus hoch erhöht hat und Ihn mit dem Namen "Jesus" begnadet hat. "Jesus" heißt hebräisch "Jewe-Retter", und obwohl er diesen Namen schon von Geburt an zugesprochen bekam, erlangte er (der Name) erste seine Erfüllung und seinen Inhalt, als der Herr am Kreuz die Worte aushauchte: "Es ist vollbracht!"

Der Mensch der Gesetzlosigkeit geht aber den entgegengesetzten Weg: Er erhöht sich selbst, erhebt sich zum Übermenschen, wird ungehorsam bis zur Selbstvergötterung und stirbt letztendlich durch den Geist Seines Mundes, einem Lebensodem, der uns, die. Gläubigen belebt, den Gesetzlosen hingegen tötet!

2Thes 2:9

"ihn, dessen Anwesenheit gemäß der Wirksamkeit Satans ist, mit aller Kraft, Zeichen und Wunder der Lüge"

Die Zeit der Körpergemeinde auf Erden ist beendet, wenn der Gesetzlose enthüllt ist. Bevor er sein böses Werk beginnen kann, dürfen wir gewiss sein, dieses nicht mehr zu erleben - wir sind dann bereits in der unbeschreiblichen Herrlichkeit!

Wenn wir jetzt unseren Leitvers lesen, dann werden unsere Gedanken fast schon automatisch wieder zu Judas geführt. Auch der Mensch der Gesetzlosigkeit erhält seine Kraft und Macht einzig und allein durch Satan. Und so wie Satan beim Abendmahl in den Judas fuhr (Joh 13:27), so wird auch der Gesetzlose ganz und gar ein Werkzeug Satans sein. Satans Bestreben war eh und je, dem Sohn Gottes gleich zu sein. Er hätte sogar auf die Macht über die Herrlichkeit der Erde verzichtet, wenn Jesus vor ihm niederfallend angebetet hätte (Mt 4:9). Sein. Wirken in dem Menschen der Gesetzlosigkeit ist im Grunde eine Nachahmung Christi.

Der Gesetzlose wird nach unserer Entrückung die Kraft erhalten, Zeichen und Wunder zu vollbringen - etwas, was die Menschen schon immer fasziniert und angezogen hat. Wenn Paulus in seinem Brief an die Thessalonicher jetzt darauf hinweist, dann deshalb, weil auch die Thessalonicher durch die Wirksamkeit Satans verunsichert wurden. auch hier waren, wie wir schon an früherer Stelle geschrieben haben, finstere Geistesmächte im Spiel, die den Gemeindemitgliedern in Thessalonich vorgaukelten, der Tag des Herrn sei schon gegenwärtig. Und wir, die wir zwar nicht mehr in den Tag des Herrn hineinkommen, werden trotzdem gewarnt, denn auch während das Geheimnis der Gesetzlosigkeit noch wirkt, sind solche Zeichen und Wunder der Lüge vorhanden, wenn auch noch stark abgeschwächt. Und doch ist es vor unser allen Augen sichtbar, wie charismatische Gemeinschaften (pfingstlich ausgerichtete Gemeinschaften) einen unerhörten Zulauf haben! Lassen auch wir uns mit Röm 16:17-18 zusprechen und zur Wachsamkeit anregen, bleiben wir eng an der Lehre Pauli und lassen wir uns nicht durch gütige Worte oder Segenswünsche täuschen!

2Thes 2:10

"und durch jede Verführung der Ungerechtigkeit unter denen, die untergehen, darum, weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, um gerettet zu werden."

Die Welt glaubt heute nicht mehr an Wunder und erst recht nicht an göttliche Zeichen, dafür sorgt mit Fleiß unsere Wissenschaft. Für alles muss es eine natürliche Erklärung geben! Wenn wir nun die Verse 9 und 10 lesen, dann muss in jener Zeit des Gesetzlosen selbst die Wissenschaft von den Machttaten des Gesetzlosen überführt sein, so mächtig und überzeugend werden sie wirken. Ja, dem Menschen der Gesetzlosigkeit werden in der kurzen Zeit seines Wirkens geheimnisvolle Kräfte aus satanischer Quelle zur Verfügung stehen, von denen wir heute noch keine Ahnung haben. Die Zeichen sollen seine Göttlichkeit beweisen und die Wunder sollen die Gedanken und Sinne der Menschen blenden und gefangen nehmen. Doch das alles ist Lüge! Zwar werden die Menschen jene Zeichen und Wunder tatsächlich erleben, aber sie sind satanischen Ursprungs und daher "Lüge"!

Zusammen mit den Versen 11 und 12 umreißt unser heutiger Leitvers ein Bild jener Zeit, in der der Gesetzlose wirken wird: "... durch jede Verführung der Ungerechtigkeit". Wird die Enthüllung des Menschen der Gesetzlosigkeit erst durch die Wirksamkeit Satans möglich, so ist sein Wirken nur durch die Ungerechtigkeit der Menschen möglich.. Und wenn wir heute die Menschen allein in unserem Land auf ihren Gerechtigkeitssinn prüfen ergibt sich eine erschütternde Bilanz. Angefangen von unserem einst obersten Spitzen politier und quer durch alle Reihen der politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Kreise zieht sich eine Mentalität, die nur an sich selbst denkt, vor nur noch das Geld, die Macht und das Ansehen zählt und wo Ehrlichkeit, Gerechtigkeit und Anstand immer mehr abhanden kommen. Und wenn uns dieser Blick in die Gegenwart schon die Zornesröte ins Gesicht treiben möchte, so sollen wir wissen, dass dies nur die Vorboten von dem sind, was noch in ganz anderem Ausmaß kommen wird!"

Wenn uns heute schon diese Ungerechtigkeit innerlich quält, bildet nur die Liebe zur Wahrheit und zur göttlichen Wirklichkeit einen sicheren Schutz - und wie trostreich ist es, dass uns nichts mehr von der Liebe Gottes scheiden kann, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn (siehe Röm 8:28-29).

Man kann bei diesen Versen geistlich abschalten und sagen: Was geht mich das alles an; das belastet mich nur und bringt mir keinerlei Segen bzw. innerlichen Gewinn1 Doch warum schrieb dann Paulus diese Verse? Und dazu noch einer so jungen Gemeinde wie der in Thessalonich? Wir haben schon im ersten Brief (1Thes 5) gesehen, wieviel Paulus daran lag, dass die Thessalonicher nicht schläfrig werden und schlummern, sondern wachen und nüchtern sind, angezogenen mit dem Panzer des Glaubens und dem Helm der Erwartung. Und wieviel mehr gelten diese Worte uns, die wir wahrlich am Ende der gegenwärtigen Verwaltung der Gnade stehen!

"Schläfrig" sind wir, wenn uns das Gegenwärtige nicht mehr interessiert. Wir sind zwar nicht von der Welt, aber noch leben wir in dieser Welt und haben uns mit den göttlichen Waffen gegen die Einflüsse zu wehren. Dabei sind "Glaube" und "Erwartung" herrliche Waffen! Und können die Ungläubigen mit jeder Verführung der Ungerechtigkeit getäuscht werden, so sollen wir uns darin übern, dem, was heute schon um uns herum wirksam ist, zu widerstehen. Und wie wichtig sind diese Aussagen des Apostels, wenn wir miterleben, wie sich auch Gläubige durch die List Satans durchaus täuschen lassen bzw. sich in einer falschen Sicherheit wiegen. Die Ungerechtigkeit kommt nicht schlagartig mit der Enthüllung des Gesetzlosen, sondern schleichend und schon zu Pauli Zeiten beginnend.

Hören wir heute nicht immer wieder die Worte wie "eine neue Weltordnung"? Ja, sie wird kommen, schneller als wir denken, aber es ist eine gigantische Irreführung, weil unter dem Deckmantel einer neuen Gerechtigkeitsmoral im Grund die Ungerechtigkeit zur Reife kommt. Es wird eine Weltanschauung um sich greifen, die Gott die Ehre raubt, indem sie Gottes Gerechtigkeit leugnet. Man kann hier sagen: Ist die Gesetzlosigkeit das Wesen der Sünde (siehe 1Jo 3:4), so ist die Ungerechtigkeit die Qualität der Sünde in Gottes Augen (siehe Röm 1:18 und Röm 1:29).

Der Gesetzlose ist der Sohn des Verderbens und die ihm folgen sind Verlorene, dem Verderben Verfallene. In 1Kor 1:18 lesen wir: "Denn das Wort vom Kreuz ist zwar denen, die umkommen, eine Torheit; uns aber, die gerettet werden, ist es Gottes Kraft". "Das Wort vom Kreuz" steht hier im Mittelpunkt, weil es in unserem Leitvers nicht allein um "die Wahrheit" geht, sondern vielmehr um "die Liebe der Wahrheit", weil "Christus" die Wahrheit ist und aus Liebe ans Kreuz ging! Und diese Liebe, die unser Herr offenbarte, ist ja nicht schwer zu verstehen, jeder könnte sie ohne viel Verstandesmühe begreifen - dies macht die Schuld der Menschen offenbar. Anstatt sich von dieser überwältigenden Liebesfülle überführen zu lassen, verweigert die ungläubige Welt dieses Liebesangebot!

In 2Thes 1:8 lasen wir, dass die Menschen dem Evangelium unseren Herrn Jesus Christus nicht gehorchen, heute lesen wir, dass sie die Liebe der Wahrheit nicht angenommen haben ... keiner ist damit vor Gott entschuldbar und jeder wird einmal, wenn ihm in den kommenden Äonen die göttliche Wahrheit vor Augen gestellt wird, vor diesem Gott niederbrechen und mit furchtbarer Scham erfüllt sein.

Ja, alle werden einmal vor dem großen weißen Thron stehen und alle werden. hier gerecht gerichtet werden; doch jedes Gerichtsfeuer hat einmal ein Ende, nämlich dann wenn es seine Aufgabe, zu läutern und zu reinigen, erfüllt hat. Und wie frei macht es unsere Herzen und Sinne, wenn wir nicht an eine ewige Höllenqual glauben müssen, wie sie ja Satan in weiten Kreisen von Gläubigen listig eingeführt hat, sondern wissen, dass Gott keines Seiner Geschöpfe verliert, weil jedes Geschöpf ja letztendlich auch ein Teil jenes Alls ist, das "aus Ihm "ist. Und so werden auch die der "Untergehenden" und nicht nur unsere Zungen huldigen heute schon, sondern in späteren Äonen auch ihre Zungen! Und dies zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit!

Der zweite Teil unseres Leitverses kann für manchen von uns ein Problem werden, vermittelt er doch den Eindruck, als ob es von den Menschen abhängen würde, gerettet zu werden. Hätten sie die Liebe zur Wahrheit angenommen, was wäre dann gewesen? Dabei haben wir doch in all unseren Schriften in Einklang mit Gottes Wort betont, dass wir Gläubige von Gott Auserwählte und Berufene sind und nicht von uns aus und mit eigenem Willen gläubig werden konnten! Dazu erfolgte unsere Rettung allein in der Gnade, und nicht aus Werken. Wie muss also unser Leitvers hier verstanden werden?

Wir finden auf diese durchaus berechtigte Frage nur eine zufriedenstellende Antwort, wenn wir bestimmte Aussagen im Römerbrief auch akzeptieren. Dort finden wir in den ersten 2 Kapiteln drei Menschengruppen vor:

  1. Die Glieder der Körpergemeinde (Röm 1:6-7a)
  2. die gerichtsreifen Menschen, wir nennen sie hier "Übeltäter" (Röm 2:5-6 und 8-9), und
  3. die guten Menschen, wir nennen sie "Guttäter" (Röm 2:7 und 10).

Wir weisen hierbei auf unsere Sonderschrift: "Übeltäter und Guttäter in Gottes Heilsvorsatz" hier zu lesen hin, die bei uns noch erhältlich ist.

Gottes Wort sichert den Guttätern "äonisches Leben" zu, den Überltätern hingegen "Zorn und Gericht"! Was bedeutet nun "äonischen Leben" für die Guttäter? Zuerst einmal für jene, die zu Beginn am "Tag des Herrn" noch leben: Sie werden als Gesegnete des Vaters zu Rechten gerufen un dgehen gleichsam als Gäste in das irdische Königreich Jesu Christi ein, wo sie "äonisches Leben" haben werden (siehe auch Mt 25:34 und 46b). Jene Guttäter, die verstorben sind haben ebenfalls eine berechtigte Erwartung, allerdings erst nach dem Gericht vor dem Herrlichkeitsthron bzw. dem großen weißen Thron. Näheres ist in unserer oben genannten Schrift zu entnehmen. Uns ist hier, ohne das Thema "Übeltäter / Guttäter" weiter auszuführen, nur wichtig, dass wir die Aussage in unserem Leitvers verstehen können, welche die Möglichkeit für jeden Menschen aufzeigen, aufgrund seiner guten Werke äonisches Leben zu erhalten und damit "gerettet" zu werden!

2Thes 2:11

"Deshalb wird Gott ihnen eine Wirksamkeit des Irrtums senden, damit sie der Lüge glauben,"

Niemand geht ohne seine eigene Schuld verloren. Zwar kann sich niemand mit eigenem Willen oder guten Werken zur Körpergemeinde Christi Jesu zählen, aber jeder kann mit entsprechend guten Werken Herrlichkeit und Ehre und Unvergänglichkeit suchen (gem. Röm 2:7) und sichert sich damit äonisches Leben, wie wir ja gestern aufgezeigt haben.

Wer hingegen kein Guttäter ist, wer die Liebe der Wahrheit ablehnt, kommt in den Zorn Gottes und in Sein Gericht. Die Menschheit hat sich von Anfang an immer mehr von Gott entfernt und unser jetziger Äon ist vom "Gott dieses Äons" (Satan) beherrscht, der die Gedanken der Ungläubigen blendet (2Kor 4:4). Er (dieser Äon) entwickelt sich dramatisch zu einem Weltsystem der großen Lüge. Es muss uns innerlich berühren, wenn wir lesen, wie Jesus schon auf Erden voraussagte: "... denn es kommt der Fürst dieser Welt und in Mir hat sie nichts" (Joh 14:30). Ja, die Welt kann heute tatsächlich nichts mehr mit Jesus anfangen, Er ist schlichtweg "überflüssig"! Satan hat dem Menschen ja von Anfang an eingeflüstert, "er könne sein wie Alueim" (1Mo 3:5). Und "wie Alueim zu sein" bedeutet ja im Grund, alles selber zu wirken. und zu gestalten ... einen "Retter" braucht man nicht!!!

Wohin dieser Weg führte, sehen wir in Röm 1:18-32. Dreimal lesen wir das Wort "dahingegeben" (Röm 1:24.26.28), und in allen drei Fällen ist es bedrückend, wie sich gerade diese Aussagen (wir müssen sie sehr aufmerksam lesen) heute in schlimmster Form vor unseren Augen erfüllen. Und wenn sich schon in der Öffentlichkeit eine schon seit Jahren unglaubliche Schamlosigkeit abspielt, wie muss es dann an "nichtöffentlichen" Plätzen aussehen "Denn enthüllt wird der Zorn 'Gottes vom Himmel her über alle Unfrömmigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, die die Wahrheit in Ungerechtigkeit niederhalten" (Röm 1:18) - uns aber ist das Evangelium eine Gotteskraft zur Rettung fürj eden Glaubend (gem. Röm 1:16), wie froh und dankbar darf uns diese Tatsache angesichts der Lüge um uns herum täglich machen!

Unser Textwort enthält noch eine Aussage, die unserer Aufmerksamkeit bedarf: Gott sendet ihnen nicht den Irrtum, sondern "eine Wirksamkeit des Irrtums"!

Zur Strafe für seine Sünde wird der Mensch in die Sünde dahin gegeben, wie wir gestern dreimal lasen. Auffallend ist, dass Gott als Urheber der Wirksamkeit der Sünde genannt wird. Diese "Wirksamkeit" ist aber noch nicht der Irrtum direkt, sondern nur die wirksame Kraft dazu; wirksam wird diese Kraft erst in Satan, der sie auch willig gebraucht und ausführt.

Dazu ist zu sagen: Gott hat alles in Seiner Hand, alles wird nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt! Auch Satan ist lediglich ein Werkzeug in. Gottes Schöpfungsplan. Und ist die Wahrheit die göttliche Wirklichkeit, so ist die Lüge und der Irrtum die satanische Wirklichkeit. Gott gibt nun die Treibkraft (die Wirksamkeit), damit der Mensch dieser satanischen Wirklichkeit, nämlich der Lüge und des Irrtums, völlig ausgeliefert ist. Der Unterschied, den unser Leitvers macht, ist also der, dass Gott nicht auf direktem Weg den Irrtum sendet, sondern lediglich die Treibkraft die Wirksamkeit, ausgeführt wird alles erst durch das göttliche Werkzeug "Satan"!

Wir sind in. unserem Wissensstand den Thessalonichern weit voraus, weil wir ein abgeschlossenes Bild des Ratschlusses Gottes schriftlich vorliegen haben. So dürfen wir wissen, dass Gott das Finstere und Böse lediglich zu dem einen Zweck bewirkt und gemacht hat (siehe Jes 45:7), um Seiner Schöpfung Seine unendliche Liebe aufzuzeigen, und dies an dem Gegensatz von Licht und Finsternis sowie von Gut und Böse! Und so wie wir uns nach einer langen dunklen Nacht am Aufgehen der Sonne laben und erfreuen, so wird sich einmal nach einem langen Leben in Bosheit, Lüge und Ungerechtigkeit die Menschheit an der Gerechtigkeit Gottes erfreuen und vor allem erkennen, wie einzigartig und überwältigend sich Gottes Liebe in Seinem Sohn als Retter aller Menschen vom dunklen Hintergrund des Bösen abhebt!

2Thes 2:12

"auf dass alle gerichtet werden, die der Wahrheit nicht glauben, sondern an der Ungerechtigkeit ihre Lust haben."

Die Gerichte Gottes bilden einen unentbehrlichen Teil Seiner Offenbarung, sie sind bedingt durch Seine Heiligkeit und Gerechtigkeit angesichts der Sünde in jeglicher Form. Durch Gerichte macht Gott dem Sünder das Empfinden Seines Herzens über seine Ihn kränkende Tat kund. So erhält dieser einen drastischen Beweis davon, dass Sünde nicht nur Gottes Zorn erregt, sonder dass Er auch die angedrohte Strafe in ihrer ganzen Strenge ausführt.

Für viele ist hier ein Endpunkt gesetzt, d. h. sie finden es in Ordnung, dass die Übeltäter in einem ewigen (nie aufhörenden ) Gerichtsfeuer schmoren. Doch Gottes Wort lehrt etwas anderes. Gericht ist Feuer, das ist schon richtig, aber das Feuer hat ja bekanntlich nicht nur eine verzehrende, sondern auch ein läuternde Seite. So lesen wir z.B. in dem Propheten Zephania im Hinblick auf das Gericht über die Nationen: "Denn Mein Rechtsspruch ist, die Nationen zu versammeln, die Königreiche zusammenzubringen, um Meinen Grimm über sie auszugießen, die ganze Glut Meines Zornes; denn durch das Feuer Meines Eifers wird die ganze Erde verzehrt werden" (Zeph 3:8). Dies ist die eine Seite des Gerichts und die Vertreter einer "ewigen Höllenqual bleiben hier stehen, sie lesen einfach nicht weiter (oder wollen nicht weiterlesen). Wir wollen aber auch den folgenden Vers 9 mitlesen: "Denn alsdann werde Ich die Lippen der Nationen in reine Lippen umwandeln, damit sie alle den Namen Ieues anrufen und Ihm einmütig dienen"! Und was Zephania schon etwa im 7. Jahrhundert vor Christus voraussagen musste, verfeinerte Paulus in Phil 2:10-11: "... damit in dem Namen Jesus sich jedes Knie beuge, der Überhimmlischen, Irdischen und Unterirdischen, und jede Zunge huldige: Herr ist Jesus Christus, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters."

Zephania durfte den Namen "Jesus" noch nicht aussprechen. Der Herr stand zwar schon vor dem Niederwurf der Welt als Opferlamm bereit (siehe 1Petr 1:20), aber das Opfer war noch nicht vollbracht. Zephania prophezeite vor dem Kreuz auf Golgatha, Paulus hingegen danach. Und so köpnnen wir die Aussagen von Zephania heute dahingehend ergänzen: Mit reinen Lippen werden die Nationen huldigen und bekennen: "Herr ist Jesus Christus, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters!"

Die Enthüllung des Menschen der Gesetzlosigkeit zieht auch die Ausscheidung all jener nach sich, die de rWahrheit nicht glaubten. Dabei ist die Lust an der Ungerechtigkeit auf menschlicher Seite wohl die letzte Ursache der antichristlichen Katastrophe, die über die Welt hereinbrechen wird. Es ist bezeichnend, dass die EU, die ja immer mehr Macht und Einfluss in Europa gewinnt, den Gottesbezug aus ihrem Programm gestrichen hat; dafür ist Lug und Trug an der Tagesordnung. Und was oben in der europäischen Führung gang und gebe ist, setzt sich in gleicher Weise durch alle Bevölkerungsschichten hindurch. Wer wachsam ist, hat längst bemerkt, wie sich eine neue Weltordnung verbreitet und durchsetzt, die unserem Gott und Vater alle Ehre und Verherrlichung raubt und eine eigene Gerechtigkeit aufrichtet die jenseits von Gut und Böse ist.

So lebendig die Erwartung des Gesetzlosen bei den Thessalonichern war, so schlief diese Erwartung mit der zunehmenden Verweltlichung der Kirche ein. Und heute ist kaum mehr etwas davon zu hören. Erheben wir also mahnend unsere Stimme, damit die Körperglieder dieser letzten Tage der gegenwärtigen Gnadenverwaltung nicht selbst in die Irre gehen und dem ungeheuren Sog des Antichristentums erliegen. Dieser zweite Brief an die Thessalonicher mit seinen tiefen Einblicken in das kommende Geschehen ist eine unentbehrliche Gabe des heiligen Geistes an uns alle. Die Bereitschaft des "Aufstehens" vom Schlaf. ist das wichtigste Verstehen von Zeit und Stunde! Für die Welt bricht der Tag unverhofft herein, für uns bringt es da lang ersehnte und selig begrüßte Erscheinen unseres Herrn - mögen wir mitten in der Weltmacht doch schon im Licht des kommenden großen Ereignisses leben!

Ermahnung zum Festhalten an der Wahrheit

2Thes 2:13

"Wir aber sind Gott allezeit zu danken schuldig eurethalben, vom Herrn geliebte Brüder, da euch Gott von Anfang an vorgezogen hat zur Rettung in Heiligung des Geistes und im Glauben an die Wahrheit,"

Die Entwicklung der Menschheit bis zu jenem Zustand, wo sie vollkommen und fanatisch der Lüge glauben, ist auf der einen Seite unnatürlich, weil "Glaube an die Lüge" Verkehrung der Natur ist. Vom Sündenfall her gesehen ist diese Entwicklung aber folgerichtig - ein sündiger Anfang nahm seinen verhängnisvollen Lauf und geht bis. zum bitteren Ende! Wenn dennoch die gesamte Menschheit nicht dieser Entwicklung folgte, wenn es Menschen und Gemeinschaften gab und noch gibt, die diesem abschüssigen Weg entnommen wurden, so ist das ein herrliches Wunder der Gnade Gottes. Wenn darum der Blick der drei Briefschreiber von dem dunklen Gemälde der Zukunft, welches sie in besonderer Weise in den. zurückliegenden Versen bezeichnet haben, wieder zur Gemeinde in Thessalonich hinübergeht, bricht aufs Neue der Dank hervor.

Ja, auch diese dunklen Gewitterwolken, die sich am Horizont von unseren Augen drohend auftürmen und die uns jetzt schon so viele Tage gedanklich beschäftigt haben, bringen ihr Gutes für uns: Unser Dank Gott gegenüber wird immer intensiver, je mehr uns bewusst wird, dass wir klare Wegweisung haben, dem Weg des Gesetzlosen nicht zu folgen, dass wir die Lügen der Gesetzlosigkeit durchschauen können und - dass wir aus den Zornes Kommen geborgen werden, ja dass wir eine "vorgezogene" Rettung haben!

Die anbetende und freudige Bejahung der Heilswege Gottes ist eine Dankesschuld der Gläubigen. Schon in 2Thes 1:3 hat Paulus diese Schuld des Dankes hervorgehoben, jetzt nimmt er diesen Faden wieder auf. Möchten auch wir den Tag in innigem Dank beginnen: "Mithin beuge ich meine Knie vor dem Vater unseres Herrn Jesus Christus, nach dem jede Familie in den Himmeln und auf der Erde genannt wird, dass er es euch gebe - dem Reichtum Seiner Herrlichkeit entsprechend - durch Seinen Geist in Kraft standhaft zu werden am inneren Menschen, damit Christus durch den Glauben völlig in euren Herzen wohne... (Eph 3:14-19).

Der Dank, der aus den Herzen der drei Brüder zu Gott emporsteigt, ist m it dem Wort "eurethalben" ganz persönlich auf die junge Gemeinde gerichtet, und wie innig klingt hier die Verbindung zu den "vom Herrn geliebte Brüder" (wobei das griechische Mehrzahlwort "adelphoi" - hier übersetzt mit "Brüder" - männlich und weiblich ist, also die Schwestern mit einschließt). Wie schön kann es sein, wenn sich Menschen finden und lieben und diese Liebe auch noch spürbar zum Ausdruck kommt. Und doch ist trotz allem nur ein ganz schwaches Abbild jener Liebe, mit der Gott uns liebt und uns in Jesus Christus diese Liebe ganz nahe bringt! Kann uns menschliche Liebe enttäuschen, kann sie uns entzogen werden, ja im Extremfall sogar in Hass umschlagen, so ist Gottes Liebe unverbrüchlich. Und wenn wir jetzt hierzu noch Röm 8:35-39 lesen und diese Aussagen in uns festhalten, dann können wir gewisslich mit dem Dank der drei Briefschreiber übereinstimmen.

Die Liebe vom Herrn, der ja das Abbild des unsichtbaren Gottes ist, ist der Urgrund der Erwählung. Wenn uns im Blick auf die nächste Zukunft mit dem rasant zunehmenden Antichristentum bange werden will, dann dürfen wir uns stets von dieser göttlichen Liebe eingehüllt sehen. Und welch unschätzbarer Wert darf für uns hierbei die Tatsache sein, dass wir nicht aufgrund unserer guten Eigenschaften oder unserer vermeintlichen Treue oder gar unserer Werke von Gott Geliebte sind, sondern einzig und allein aus "Gottes erwählender Gnade"! Täuschen wir uns nicht, Geschwister! Wir sind nicht die Besten unter den Menschen, wir sind auch keine Starken! Gottes Erwählungsprinzip ist unseres Schwachheit (man lese 1Kor 1:26-31). Einem um Hilfe flehenden Paulus musste Gott sagen: "Dir genügt Meine Gnade; denn Meine Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht" (2Kor 12:9). Wir werden von Gott gebraucht, "um in den kommenden Äonen den alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade in Güte gegen uns in Christus Jesus zur Schau zu stellen" (Eph 2:7), und dazu braucht Er unsere Schwachheit - das mag manchen von uns heute froh und glücklich machen!

Der schwere Weg, den die Gemeinde von Anfang an gehen musste und der wegweisend für alle folgenden Generationen ist, konnte sie nicht von ihrem Glauben abbringen, und dies deshalb, weil Gott sie von Anfang an. zur Rettung vorgezogen hat. Von Anfang an wussten die Thessalonicher um ihre göttliche "Auserwählung" (1Thes 1:4), die in keinster Weise von ihnen beeinflusst werden konnte. In Christus hat uns Gott schon vor dem Niederwurf der Welt auserwählt (siehe Eph 1:4) und für Sich zum Sohnesstand durch Christus Jesus vorherbestimmt, und dies nach dem Wohlgefallen Seines Willens, zum Lobpreis der Herrlichkeit Seiner Gnade, die uns in dem Geliebten begnadet (Eph 1:5-6). Also lange bevor ein. Glied der Körpergemeinde Christi Jesu geboren wurden, war er bereits ein von Gott "Auserwählter"! Wo bleibt da unser Ruhm? Es bleibt nur die Erkenntnis: Nichts hab ich zu bringen, alles Herr bist Du!

Gott hat unsere Rettung von Anfang an vorgezogen; "vorgezogen" vor wem? Zuerst einmal vor all den Ungläubigen, die erst durch lange und schwerste Gerichtswege am Ende der Äonen ihre Rettung erlangen werden. Doch vorgezogen hat uns Gott auch Seinem auserwählten Volk Israel, was diesem Volk bis heute schwer zu schaffen macht. In Eph 1:12 wird uns gesagt, dass wir "in Christus eine frühere Erwartung haben", und eine Erwartung hatte damals ja nur Israel, nämlich die Erwartung des verheißenen irdischen Königreichs. Da dieses irdische Königreich aber erst im "Tag des Herrn" beginnt, wir aber vorher entrückt werden, wie wir ja zurückliegend ausführlich gesehen haben, haben wir in der Tat eine frühere Erwartung und damit auch eine "vorgezogene" Rettung. Unsere Rettung ist derjenigen des Volkes Israel vorgezogen, und erst recht der Rettung aller Menschen. Und dass einmal alle Menschen gerettet werden bezeugt 1Tim 4:10: "... den lebendigen Gott ... welcher der Retter aller Menschen ist, vor allem (gem. unserem heutigen Leitvers "vorgezogen") der Gläubigen".

2Thes 2:13

"Wir aber sind Gott allezeit zu danken schuldig eurethalben, vom Herrn geliebte Brüder, da euch Gott von Anfang an vorgezogen hat zur Rettung in Heiligung des Geistes und im Glauben an die Wahrheit,"

So glücklich und dankbar uns die Tatsache macht, dass wir um unsere "vorgezogene" Rettung wissen dürfen, so sollten wir doch auch wissen, warum und wozu wir "vorgezogen" sind. Mit Sicherheit ist unsere Auswahl und Vorziehung kein Selbstzweck, sondern ist mit einem göttlichen Auftrag verbunden. Als hehrstes Beispiel dient uns hier unser Herr. An Ihm, dem Größten aller Auserwählten, sehen wir ein Leben für Seinen himmlischen Vater in höchster Vollkommenheit. Sein großer Auftrag war, als Opferlamm für die Sünde der Menschheit zu sterben - und wie hingebungsvoll ging Er diesen Weg! "Er erniedrigte Sich Selbst und wurde gehorsam bis zum Tode, ja bis zum Kreuzestod" (Phil 2:8). Damit war die Voraussetzung geschaffen, dass die gesamte Schöpfung in Gottes Arme zurückkehren kann - ein einmaliger Auftrag!

Doch bis an dieses obige Ziel ist es noch ein weiter Weg, und auf diesem Weg dürfen wir, die Körpergemeinde Christi Jesu, mitwirken. In Eph 1:8b-10 lesen wir den großen Auftrag: "In aller Weisheit und Besonnenheit macht Er uns das Geheimnis Seines Willens bekannt, nach Seinem Wohlgefallen, dass Er Sich in Ihm vorsetzte, für eine Verwaltung der Vervollständigung der Fristen, um in Christus das All aufzuhaupten: beides, das in den Himmeln und das auf der Erde".

Wir sind also auserwählt und zur Rettung vorgezogen, um an der Rettung aller Geschöpfe mitzuwirken!

Dabei ist bei obigem Wort des Epheserbriefes zu beachten, dass es zwei Ebenen gibt, auf denen das All aufgehauptet wird: "Beides:

a) das in den Himmeln und
b) das auf der erde.

Und während das Volk Israel den klaren und eindeutigen Auftrag für die Erde hat, liegt unser Aufgabengebiet in den Himmeln - eine klare und göttliche Aufgabenteilung! Die Frage wäre noch, auf welches Aufgabengebiet bereite ich mich z u meinen Lebzeiten vor? Gilt für mich Kol 3:1-4?

Unsere vorgezogene Rettung hat in unserem Leitvers noch einen Nachsatz: "in Heiligung des Geistes und im Glauben an die Wahrheit." Was bedeutet also unsere Rettung in Heiligung des Geistes?

"Heiligung" bedeutet, dass Gott uns zu Seinem besonderen Evangelium bestimmt hat und uns zu Seinem besonderen Eigentum bestimmt hat und uns für die Durchführung des Ratschluss Seines Willens einsetzen will. Da diese Heiligung durch den Geist (Gottes) geschieht, können wir nichts dazu beitragen, Gott allein ist der Handelnde. Er erwählt uns in Christus, und dies schon vor dem Niederwurf der Welt, damit wir Heilige und Makellose vor Seinem Angesicht seien (gem Eph 1:4) Er hat uns auch berufen mit heiliger Berufung, nicht nach unseren Werken, sondern nach Seinem eigenen Vorsatz und der Gnade ... (gem. 2Tim 1:9). Er hat mit unserer Heiligung durch Seinen Geist ein großes Werk in uns begonnen und wir dürfen alle sicher sein, dass Er auch alles weitere tun wird, damit wir unseren überhimmlischen Aufgabaen in den herankommenden Äonen gerecht werden. Mehr als trostreich lesen wir hierzu in Eph 5:25-27, dass Christus uns liebt und Sich Selbst die herausgerufene Gemeinde herrlich darstelle, so dass sie keinerlei Flecken, Runzel oder irgend etwas solcher Art habe, sondern heilig und makellos sei.

Ist uns wirklich ganz klar, liebe Geschwister, das wir diesen obigen Stand nur haben können, weil Er, Christus alles für uns getan hat? Ja, wir sind zur Rettung vorgezogen in Heiligung des Geistes, und für diese Heiligung tat unser Herr und Haupt alles, damit Er keinen Makel an uns findet, sondern vielmehr Sein Herz und das des Vaters erfreut werden. "Heiligung" ist also eine Tatsache, die Gott mittels Seines Geistes durch Christus an uns bewirkt hat keine Verheißung für die Zukunft, sondern bereits gegenwärtige Tatsache!

Wenn uns Gott ganz alleine und ohne unser geringstes Zutun mittels Seines Geistes von Anfang an zur Rettung vorgezogen hat, dann bezieht sich dies auch auf den Glauben an die Wahrheit. "Heiligung" und "Glaube an die Wahrheit" sind die Mittel Gottes für unsere vorgezogene Rettung.

Wie haben wir nun diesen "Glauben an die Wahrheit" zu verstehen? Wenn wir ihn im Sinn der zurückliegenden Verse verstehen wollen, müssen wir ihn (den Glauben an die Wahrheit) auch ganz speziell auf diese Zeit münzen, wo das Geheimnis der Gesetzlosigkeit in voller Blüte und der Mensch der Gesetzlosigkeit kurz vor seiner Enthüllung steht. Der Glaube an die Wahrheit steht also im Gegensatz zu den Täuschungen und ausgereiften Lügen des Menschen der Gesetzlosigkeit.

Wer heute die Augen offen hält und in Gottes Wort gefestigt ist, erkennt, mit welch gigantischem Lügennetz die Menschheit heute umgeben ist. Manches haben wir schon im Verlauf dieser Schrift anklingen lassen, wir könnten noch unbegrenzt mit Aufzählen dieser Lügen fortffahren, doch dies machen schon andere christliche Blätter für uns. Wichtig ist nur, dass wir unbegrenzt und ohne Abstrich Gottes Wort vertrauen und nicht jenen, die schon seit Jahren die Bibel kritisieren, sie auf Menschenebene herabziehen, die sich nicht scheuen, selbst den Sohn Gottes infrage zu stellen und damit das gesamte Erlösungswerk zum Einsturz bringen wollen. Wer sich diesen massiven Einflüsterungen hingibt, begibt sich automatisch in die Hoffnungslosigkeit!

Vorgezogen zur Rettung auch "im Glauben an die Wahrheit" - welch köstlicher Besitz ist damit unser geworden!" Die Wahrheit der göttlichen Wirklichkeit und Aussagen enttäuschen uns nie, sondern bringen uns vielmehr sicher zum Ziel der Vereinigung mit unserem Herrn!

2Thes 2:14

"zu der Er auch euch (uns) durch unser Evangelium berufen hat, zur Aneignung der Herrlichkeit unseres Herrn Jesus Christus."

Nach all den schweren Aussagen in diesem zweiten Kapitel darf un snun auch mit unserem heutigen Leitvers so richtig zugesprochen werden, enthält er doch herrlichste Verheißungen. Doch zuerst stellen die drei Briefschreiber noch fest, dass auch sie selbst durch ihr Evangelium berufen wurden. Bei dieser Aussage gibt es ein kleines Problem, denn in einem Teil der alten Handschriften heißt es: "zu der Er auch euch durch unser Evangelium berufen hat ...", was uns hier passender erscheint. Entscheidend ist dieser Unterschied jedoch nicht, denn beide, einmal die drei Briefschreiber wie auch zum anderen die Gemeinde in Thessalonich (und wir miteingeschlossen), sind zu diesem Evangelium berufen worden, welches nur dem Apostel Paulus enthüllt wurde. "Mir, dem bei weitem geringsten aller Heiligen, wurde diese Gnade gegeben, den Nationen den unausspürbaren Reichtum des Christus als Evangelium zu verkündigen ..." Eph 3:8); oder: "Mithin bin ich, Paulus, der Gebundene Christi Jesu für euch, die aus den Nationen - wenn ihr nämlich von der Verwaltung der Gnade Gottes gehört habt, die mir für euch gegeben ist, da mir durch eine Enthüllung das Geheimnis bekanntgemacht wurde ..." (Eph 3:1-13). Pauli Evangelium steht also im Gegensatz zu jenem Evangelium der zwölf Apostel in Jerusalem. Letzteres bereitet die Gläubigen aus Israel auf ihren irdischen Auftrag vor, wobei die Gläubigen aus allen Nationen durch Paulus auf ihren überhimmlischen Auftrag vorbereitet werden.

Berufen wurden wir zu dem Evangelium, welches dem Paulus gegeben wurde, doch die Möglichkeit des Umschwenkens zu jenem Evangelium für Israel, welches die "irdische Königreichsbotschaft" enthält und auf dem Boden des Gesetzes steht, ist möglich - die Galater geben uns hier ein anschauliches Beispiel (siehe Gal 1:6-9). Wer sich von Paulus abwendet und sich der Königreichsbotschaft zuwendet, verfängt sich im dort geforderten Gesetz. Er begibt sich weg von der überströmenden Gnade, wiewohl er als göttlich Berufener trotzdem in der Gnade ein Geretteter bleibt; nur: Er nutzt die ihm gegebene Erdenzeit nicht aus, um sich auf seinen wahren Auftrag vorzubereiten, und der ist droben, wo unser Herr ist, zur Rechten Gottes sitzend!

Unsere Rettung beinhaltet weit mehr als die Tatsache, dass wir aus unserer sündigen Verlorenheit in der Gnade Gerettete sind - wir sind berufen zur Aneignung der Herrlichkeit des Sohnes Gottes, unseres Herrn und Hauptes! Wir stehen hier vor einer überwältigenden Aussage, die wir vielleicht noch nie in seiner ganzen Tragweite bedacht haben: Wir, die kleinen armseligen Menschlein, die unfähig sind, etwas Gutes au sich heraus zu tun, die ganz und gar von der überströmenden Gnade abhängig sind, sollen an der Herrlichkeit des Herrn nicht nur teilnehmen, sondern sie auch noch "angeeignet" bekommen! Allein hier lohnt es, sich mehr als nur einen Tag darüber zu freuen!

Es fällt uns schwer, jetzt und hier die Herrlichkeit unseres Herrn aufzuzählen, weil all unsere. Worte unzulänglich sind, um Seine Herrlichkeit zu beschreiben. Wenn wir trotzdem damit anfangen, dann unter dem Eindruck einer Königin von Saba, die viel von der Weisheit und den Schätzen Salomos gehört hatte und sich bestimmt eine Vorstellung davon gemacht hat. Doch als sie dies alles dann mit eigenen Augen sehen konnte, war sie überwältigt und bekannte, dass es nur ein Bruchteil war, was sie bisher gehört hatte (siehe 1Kö 10:1-7).

Wunderbares über die Herrlichkeit unseres Herrn lesen wir in Kol 1:15-20. Hier wird eine Reihe aufgezählt, die wir uns zwar nicht aneignen können, die uns aber trotzdem zutiefst erfreuen dürfen: Er ist das Abbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene vor jeder Schöpfung, in Ihm ist das All erschaffen und es ist durch Ihn und zu Ihm hin erschaffen, ja, das All besteht zusammen in Ihm! Er ist weiter das Haupt der herausgerufenen Körpergemeinde, deren Anfang Er ist als Erstgeborener aus den Toten; Er ist in allem der Erste .. und die Aussagen in diesem Brief an die Kolosser sind damit noch nicht beendet. Aber wir werfen noch einen Blick in den Philipperbrief (Phil 2:6-10): Er war vor Seiner Menschwerdung in der Gestalt Gottes, ein Stand, den sonst niemand im All innehat! Nach Seinem Erdenweg und Kreuzigung wurde Er überaus hoch erhöht, was also noch eine Steigerung bedeutet! Ja, liebe Geschwister, das ist unser Herr und Haupt, mit dem wir aufs Innigste verbunden sein dürfen!

Es gibt Aussagen über die Herrlichkeit unseres Herrn, die Ihm ganz persönlich und allein vom Vater gegeben wurden und die wir uns natürlich nicht aneignen können, wie wir gestern gesehen haben. Und trotzdem erfreuen sie uns, ja machen uns sogar stolz auf unser Haupt (wenn wir dies so sagen dürfen)! Nun verheißt Paulus, Silas und Timotheus den Thessalonichern (und auch uns) trotzdem Gnade der Herrlichkeit, die uns als Glieder Seines Körpers angeeignet werden:

Mit der Entrückung zu Ihm in die Luft vollzieht sich unsere buchstäbliche Vereinigung mit Ihm - allein dies ist für uns Herrlichkeit im Überfluss! Doch danach vollzieht sich der Sturz des Gesetzlosen (mit dem Geist Seines Mundes), es beginnt die königliche Herrschaft im Tausendjahrreich, der Vollzug des Weltgerichts, das Gericht vor dem großen weißen Thron, die Aufhauptung des Alls (die Aufzählung ist mangelhaft), bis alles in das Ziel eingeht, wo Gott, der Vater, alles in allen sein wird (1Kor 15:18).

Natürlich wissen wir, dass die Erde das Aufgabengebiet "Israels" sein wird, was aber nicht heißen soll, dass wir, wenn unser Herr als König auf Erden verweilt, fern von Ihm sein müssen. Da uns ja in 1Thes 4:17 verheißen ist, dass wir mit unserer Entrückung allezeit mit dem Herrn zusammen sein werden, ist es kaum vorstellbar, dass die Erde für uns ein "Tabu-Gebiet" sein soll! Wir dürfen vielmehr sicher sein, dass wir uns hier die Herrlichkeit unseres Herrn aneignen dürfen, wie es geschrieben steht.

Aber auch heute schon, zu unseren Lebzeiten, darf ein Stück buchstäbliche Herrlichkeit auf uns übergehen, den Weg hierzu weist uns 2Kor 3:18: Wenn wir Ihn heute anschauen, unser Herz auf Ihn ausrichten, wirkt dies wie ein Spiegel, ja noch mehr: Wir dürfen nicht nur Seine Herrlichkeit widerspiegeln, sondern werden gleichzeitig in Sein Bild umgestaltet, und dies von Herrlichkeit zu Herrlichkeit wie von des Herrn lebendig machendem Geist!

Es fällt schwer, liebe Geschwister, dieses Thema zu verlassen, denn noch so viel wäre über die Herrlichkeit. zu schreiben, unsere gestrigen Aussagen sind ja nur bruchstückhaft. Auf eine Aussage müssen wir aber doch noch hinweisen, weil sie uns fast Unglaubliches verheißt: "'Jesus Christus, der den Körper unserer Erniedrigung umwandeln wird, um dem Körper Seiner Herrlichkeit gleichgestaltet zu werden, gemäß der Wirkungskraft, die Ihn befähigt, Sich das All unterzuordnen" (Phil 3:21).

Haben wir erfasst, was hier ausgesagt wird? Ist uns die Herrlichkeit dieser Aussage bis tief in unser Inneres bewusst? Unser Körper, ob schon verstorben oder noch lebend, wird umgewandelt. Dies bedeutet keinen neuen Körper, wie vielfach fälschlich gesagt wird (dieser müsste ja dann nicht umgewandet werden), sonder unser ganz persönlicher Körper wird im Moment der Entrückung dem neuen Lebensraum in den Überhimmeln angepasst, ja mehr noch, er wird dem Körper unseres Herrn gleichgestaltet - er wird also unfassbar "herrlich" sein!

Und noch eine weitere Aussage möchten wir hier anführen, die allerdings eine Bedingung stellt: "... Losteilinhaber aber zusammen mit Christus, wenn wir nämlich mit Ihm leiden, damit wir auch mit Ihm verherrlicht werden" (Röm 8:17). Da die Aneignung der Herrlichkeit unseres Herrn im Thessalonicherbrief an keinerlei Bedingung geknüpft ist, gilt sie uneingeschränkt allen Körpergliedern. Eine weitere Stufe der Verherrlichung ist aber nur jenen verheißen, die mit Ihm gelitten haben, und hier sind wohl zuerst jene zu sehen, die gleich den Thessalonichern in Verfolgung und Drangsal ausgeharrt, ja im schlimmsten Fall sogar den Märtyrertod auf sich genommen haben. Und im Verlauf der Geschichte der Gemeinde Christi Jesu waren dies nicht wenige! Neidlos wollen wir jenen diesen besonderen Grad an Herrlichkeit gönnen, die lieber in den Tod gingen, als dem Namen ihres Herrn abzusagen oder Ihn gar. zu verleugnen oder zu lästern.

2Thes 2:15

"Demnach Brüder, stehet nun fest und haltet die Überlieferungen, die ihr durch uns gelehrt wurdet, sei es durch unser Wort oder durch unseren Brief."

Der dankerfüllte Rückblick auf alles, was der himmlische Vater an der jungen Gemeinde in Thessalonich gewirkt hat, und den die Thessalonicher ja beim Empfang dieses Briefes auch tun sollten, soll erst einmal Freude auslösen. Doch weit schneller als im ersten Brief gehen Paulus und seine beiden Mitbrüder auf den harten Alltag mit allen seinen Bedrängnissen und vielfältigen Aufgaben über. "Demnach Brüder, stehen nun fest!"

Wieder einmal sehen wir hier ganz eng beieinander unsere "Stellung in Christus" und unseren "Wandel". Auf der einen Seite wissen wir um unsere Ohnmacht, wo aller menschliche Ruhm ausgeschlossen ist und unsere Rettung einzig und allein in unserer Erwählung und in der Gnade gegründet ist; wir sehen aber auch,d ass unser Leitvers nicht so weiterführt: ... folglich wir Gott auch alles Weitere für uns tun, ihr braucht euch um nichts mehr zu kümmern! Wer sich seiner Rettung in der Gnade voll bewusst ist, kann sich nicht allem Weiteren gleichgültig gegenüber verhalten - es muss eine Reaktion in uns auf unsere herrliche Stellung in Ihm geben, die wir als "Wandel" bezeichnen.

"Demnach Brüder", nachdem ihr solch eine hohe Erwartung habt, stehet nun fest, damit ihr nicht mehr Unmündige seid, von jedem Wind der Lehre wie eine brandende Woge hin und her geworfen und umhergetragen durch die Unberechenbarkeit der Menschen, durch die List, die darauf ausgeht, den Irrtum planmäßig zu verbreiten. Letzteres schrieb Paulus an die Epheser (Eph 4:14), doch es galt auch den Thessalonichern und es gilt gleichermaßen uns. Und wie mächtig war schon der Einfluss auf die Thessalonicher, vor allem von Seiten der dortigen jüdischen Gemeinde. Satan setzte alles daran, den Wandel der Körperglieder zu stören, sie zu verunsichern, sie vom Überhimmlischen auf das Weltliche abzulenken, sie zu einem "unwürdigen" Wandel zu verführen - wie wichtig ist hier die Aufforderung: "Demnach Brüder (und Schwestern), stehet nun fest!"

Unser Wandel hat nichts mit unserer Rettung zu tun, alle berufenen Gläubigen werden bei der Wiederkunft des Herrn z ur Entrückung mit dabei sein, keiner bleibt wegen einem unwürdigen Wandel zurück! Dies ist eine verheißene Tatsache, sie ist unsere stete Freude! Doch nach der Entrückung folgt unsere Offenbarmachng vor der Preisrichterbühne des Christus, "damit ein jeder das wiederbekomme, was er durch den Körper verübte, sei es gut oder schlecht" (2Kor 5:10). Wohlgemerkt: Vor dieser Preisrichterbühne stehen nur "Entrückte", also "Gerettete", darunter allerdings auch solche, die Schlechtes auf Erden verübt haben, für sie heißt es bei der Entrückung: "... er selbst aber wird gerettet werden, jedoch nur so wie durch Feuer hindurch" (1Kor 3:15b).

Alle Aufforderung des Apostels Paulus dienen unserem Wandel, und damit unserem zukünftigen Offenbarwerden vor der Preisrichterbühne Christi. Dort wird es Lob und Tadel geben, Belohnung und Beschämung, je nach dem, was wir während unseres Glaubenslebens durch unseren Körper verübt haben. Lassen wir uns heute ruhig einmal einige Punkte vor Augen stellen, die Gottes Wort uns nennt und die für uns ausschlaggebend sind.: Wie schon vorgestern ausgeführt, werden wir gemäß Röm 8:17 mit Ihm verherrlicht werden, wenn wir auch bereit sind, mit ihm auf Erden zu leiden; wenn wir uns mühen, werden wir Lohn empfangen (1Kor 3:8), Lohn auch, wenn jemandes Werk bleiben wird (nichts durch Feuer verbrennt) (1Kor 3:14); einen unvergänglichen Kranz erhalten die enthaltsamen Wettkämpfer (1Kor 9:25); zur gebührenden Zeit (vor der Preisrichterbühne Christi) werden diejenigen ernten, die Edles getan haben (Gal 6:9); unanstößig werden die sein, di egeprüft haben, was wesentlich ist (Phil 1:10); einen Kampfpreis erhält der dem Ziel "Zujagende" (Phil 3:14); die trefflich gedient haben, eignen sich einen ausgezeichneten rang an (1Tim 3:13); erdulden wir auf Erden, werden wir später mitherrschen (2Tim 2:12) und wer Gottes Wort richtig schneidet, wirst später nicht beschämt werden (2Tim 2:15) ... es lohnt sich also wirklich, darüber nachzudenken!

Die gestrige Aufzählung soll keinem von uns Angst machen, denn die Preisrichterbühne des Christus dient nicht unserer Verurteilung, sondern um uns von allem noch Störendem zu befreien, damit wir makellos und rein für unsere zukünftigen Aufgaben sind. Und jeder von uns wird neidlos und freudig jenem einen anderen Aufgabenbereich zuerkennen, der auf Erden schwerer zu kämpfen oder intensiver gekämpft hatte.

"Feststehen" und "die Überlieferungen festhalten" sind Dinge, die durch den Wandel bezeugt werden können. Die Thessalonicher sollten nicht auf alle möglichen Einflüsterungen hören, so vernünftig sie auch klingen mochten. Und nur zu vernünftig klang es, als ihnen durch fromme Juden gesagt wurde, dass sie ihr Glaubensleben nach dem Gesetz Gottes ausrichten müssen. Doch hätten sie auf diese Einflüsterungen gehört, wären sie von Pauli Evangelium abgewichen, ja hätten dieses sogar verlassen. Die Galater gerieten in diesen Abfall und deshalb ist der Galaterbrief eine einzige Mahnung gegen das Gesetz!

Wir müssen deshalb in unserem Leitvers die Unterstreichung auf "unser" Wort und "unseren Brief" setzen.

"Worte" kamen viel in die junge Gemeinde und Brief wurden anscheinend sogar gefälscht. Und wenn wir heute auch nicht mehr der Gefahr ausgesetzt sind, falsche Briefe zu erhalten, da wir ein abgeschlossenes und auf sein Vollmaß gebrachtes Wort Gottes in Händen halten dürfen, so sind es nur zu oft falsche Brüder, die uns von unserem Weg der Überlieferung durch den Apostel Paulus abbringen wollen. Timotheus ist geradlinig der Lehre Pauli, seinem Beweggrund, Vorsatz und Glauben, seiner Geduld und Liebe, Ausharren, Verfolgung und Leiden gefolgt (siehe 2Tim 3:10). Er wird uns damit auch uns als Vorbild. Und so wie schon dort böse Menschen und Gaukler angekündigt wurden, die zu Ärgerem fortschreiten, irreführen und selbst irregeführt sind (2Tim 3:13), so wird dieses heute noch stärker und vermehrt in Erscheinung treten - vermehrt ein Grund, fest in dem zu bleiben, was wir durch Paulus gelernt haben und womit wir betraut wurden.

2Thes 2:16

"Er Selbst aber, unser Herr Jesus Christus, und Gott, unser Vater, der uns liebt und uns äonischen Zuspruch und gute Zuversicht in Gnaden gibt,"

Nach der Ermahnung an die Thessalonicher, festzustehen und an der Überlieferung festzuhalten, die sie durch die Apostel erhalten haben, geht der Blick der drei Briefschreiber sofort wieder auf den Herrn und auf Gott, den Vater, über, und die zuvor geschriebene Ermahnung wird zum Gebet und zur Fürbitte. Wird die junge Gemeinde in Thessalonich all den Einflüsterungen standhalten, wird sie in all den Bedrängnissen und Leiden fest bleiben? Die Besorgnis wird nach oben weitergegeben. Wenn wir dies, geliebte Geschwister, nur auch immer so machen könnten!

Wenn wir die Verse 16 und 17 zusammen lesen, erscheint es uns, als ob die Aussagen in Vers 16 nur als Nebensatz gemacht wurden, die Hauptaussage kommt erst in Vers 17. Und doch ist die fast etwas nebenbei gemachte Aussage dass der Vater uns liebt, die absolute Mitte in Gottes Wort, ja diese göttliche Liebe ist der Zweck der Ursache, dass wir Menschen erst einmal in Sünde und Finsternis leben müssen, bevor für alle (allerdings zu unterschiedlichen Zeiten) die Herrlichkeit anbricht.

Es wird uns nicht möglich sein, Gottes Liebe hier auf Erden in vollem Maß zu erkennen und zu würdigen, dies wird wohl erst in überwältigender Art und Weise dann sein, wenn wir bei Ihm sind. Doch das, was wir heute schon mit dem Herzen aufnehmen können, ist bereits die Fülle genug! Gott liebt Seine Schöpfung so sehr, dass Er etwas Einmaliges und Unwiederholbares tat. In Joh 3:16 wird es uns so nahegebracht: "Denn so sehr liebt Gott die Welt, dass Er Seinen einziggezeugten Sohn gibt ...".

Hat Gott die Schöpfung, und davon als Krone den Menschen geschaffen, so ist Christus als Einziger von Gott "gezeugt" und hat als solcher sogar noch auf seinem schweren Erdenweg einen unnachahmlichen Glanz: "Das Wort wurde Fleisch und zeltete unter uns, und wir schauten. Seine Herrlichkeit - wie die Herrlichkeit des Einziggezeugten vom Vater - voller Gnade und Wahrheit" (Joh 1:14).

Gott hat nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt, dass der Mensch derart erschaffen wurde, dass er aus seiner Erfahrung lernt. Wir machen doch alle diese Erfahrung schon im Kindesalter. Ein Kind wird sich nicht durch die Worte der Mutter abhalten lassen, eine heiße Herdplatte anzufassen. Erst wenn es erfahren hat, wie schmerzhaft dies ist, wird es lernen, was "heiß" bedeutet.

Gott hat Seinen Geschöpfen gesagt, dass Er sie liebt - aber es fehlte diesen noch die Erfahrung, was "Liebe" beinhaltet! Und so, wie es ein Kind schmerzt, sich die Finger zu verbrennen, es hernach aber Wichtiges gelernt und erfahren hat, so hat Gott die Menschen in die Macht der Finsternis und des Bösen gegeben, auf dass sie hernach die Gegensätze, nämlich das Licht und das Gute, schätzen und lieben lernen. In beeindruckender Art und in inhaltsreichen Worten sagt uns dies Gott durch Seinen Propheten Jesaja: "Der Ich bilde das Licht und erschaffe das Finstere, bewirke das Gute und erschaffe das Böse, Ich Ieue Alueim, mache all dieses" (Jes 45:7). Wie kümmerlich wirken da die Versuche irregeführter Menschen, die behaupten, ein Wesen namens Satan hätte sich von selbst gegen Gott erheben können und wäre von sich aus böse geworden ...!

Nein, Gott braucht den finsteren und bösen Hintergrund, um davor Seine göttliche Liebe in unendlicher Herrlichkeit erstrahlen zu lassen. Und jeder Mensch wird einmal von dieser Liebe überwältigt werden, allerdings jeder zu der ihm gesetzten Zeit.

Sein Liebstes, Seinen einzig gezeugten Sohn, hat Gott dann Selbst auf diese von Finsternis und Bösem beherrschte erde gegeben, hat Ihn für eine verlorene Menschheit ans Kreuz heften und sterben lassen, "damit jeder, der an Ihn glaubt, nicht umkomme, sondern äonisches Leben habe" (Joh 3:16b). Und was Johannes noch sehr zurückhaltend bezeugt, ist schon in 1Sam 2:6 zu lesen: "Jewe tötet und macht lebendig; Er führt in den Scheol und führt herauf"; jeder muss Finsternis erfahren und jeder wird danach das Licht nicht nur zu schätzen wissen, sondern es auch aus ganzem Herzen lieben - und danach sehnt sich unser Gott und Vater!

Wenn wir heute mehr von der Liebe Gottes erkennen dürfen, als di e ungläubige Menschheit um uns herum, dann ist dies reine Gnade. Gott hat sich eine Erstlingsschar aus allen Nationen auserwählt, die nach relativ kurzer Zeit in Finsternis von dem Lichtstrahl der Liebe Gottes getroffen wurden und in schwachem Glanz erkennen durften, was "göttliche Liebe" ist!

Ja, wir alle, die wir zu diesen auserwählten und berufenen Erstlingen zählen dürfen, ist es tief ins Herz gefallen, als wir erkennen durften, dass Christus schon vor dem Niederwurf der Welt (also bevor überhaupt ein Mensch erschaffen war) als Opferlamm vorher erkannt war (gem. 1Petr 1:20), dass Er dann, als die Zeit gekommen war, Sich Seiner göttlichen Gestalt entäußerte, Mensch wurde, Sich erniedrigte und gehorsam wurde bis zum Tod, ja bis zum Kreuzestod. Und alles, was die gesamte Menschheit der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft an Sünde auf sich geladen hat und noch legt, wurde auf Ihn gelegt, als Er ans Kreuz geheftet wurde!

Und wo war Gott zu diesem Zeitpunkt? Er war in dieser schwersten Stunde Seines Sohnes nicht fern von Ihm, er wandte Sich auch nicht von Ihm ab! Nein, "Gott war in Christus, die Welt mit Sich Selbst versöhnend" (2Kor 5:19)! Seine Schöpfung war es, der Er am Kreuz Seine Liebe zur Schau stellte, und diese göttliche Liebe wurde im Sohn ausgelebt und sichtbar, weil Christus das Abbild des unsichtbaren Gottes ist (Kol 1:15).

Menschliche Liebe ist wankelhaft, sie kann heute alles versprechen und morgen schon in Hass übergehen. Doch Gottes Liebe ist unendlich, sie wird niemals hinfällig; und wie darf es uns doch glücklich machen, dass uns gemäß Röm 8:35-39 nichts, aber auch gar nichts mehr von dieser Liebe Gottes scheiden kann, die in Christus Jesus ist! Ist das kein äonischer Zuspruch? Ist das keine Zuversicht in Gnaden? Wie reich sind wir doch heute schon "in Ihm"!

2Thes 2:17

"spreche euren Herzen zu und festige euch in jedem guten Werk und Wort."

Es ist unser Herr Jesus Christus, das Abbild des unsichtbaren Gottes, der uns die Liebe nahe bringt, sie uns begreifen und im Herzen erfahren lässt. "Er, und durch Ihn der Vater, spreche euren Herzen zu", wird der Gemeinde in Thessalonich geschrieben.

Zuspruch "der Herzen" hat eine besondere Qualität! Das menschliche Herz ist, medizinisch gesehen, ein Teil der Muskulatur, der den Kreislauf des Blutes betreibt. Doch biblisch gesehen ist es die zentrale Mitte des Menschen, wo die Gedanken entstehen und zur Tat heranreifen. So berichtet Gottes Wort viel Negatives über das Herz des Menschen, es kann böse sein, und dies schon in den Anfängen der Menschheit (1Mo 6:5). Doch im Gegensatz hierzu kann es auch fröhlich und traurig sein, es kann sich vor dem Herrn ausschütten, Christus wohnt in ihm, Gott wird in den Herzen geheiligt, Gott Selbst lenkt die Herzen wie Wasserbäche und wirkt in ihnen ... wir könnten nach einer Wortkonkordanz noch lange fortfahren.

Die wenigen. Aussagen zeigen uns: Mit dem biblischen Begriff "Herz" wird zumeist bildlich die menschliche Lebensmitte aufgezeigt, wo Seele und Geist zusammenwirken (wobei die Seele der Sitz unserer Empfindungen ist, und der Geist die unsichtbare, ungreifbare Kraft der Bewegung, des Lebens und Denkens). So kann uns z.B. eine schlechte Nachricht regelrecht "einen Stich ins Herz" versetzen, eine gute Nachricht hingegen kann unser Herz förmlich "hüpfen" lassen! Unser Herz ist also von außen beeinfluss bar - die Frage ist nur: Von wem und von was?

Unser Leitwort spricht von einer Beeinflussung durch Gottes Wort. Hier spricht unser Herr Jesus Christus und Gott, unser Vater, direkt zu uns in unser Herze. Wir müssen nur eines tun: Wir müssen unser Herz auf Sein Wort ausrichten!

Wir kennen alle jene Satellitenempfänger auf den Hausdächern (auch "Schüssel" genannt), mit denen Fersehprogramme empfangen werden können. Und wir werden bemerkt haben, dass diese Empfänger alle in einer Richtung stehen - sie wurden exakt mit einem Peilsender auf den ausstrahlenden Satelliten ausgerichtet. Verschiebt sich die Ausrichtung der Schüssel nur um weniges, ist der Empfang auf dem Bildschirm sofort gestört, ja sogar unterbrochen.

Nun fungiert unser Herz ähnlich wie solch eine Schüssel, nur ist es nicht auf irgendeinen Satelliten ausgerichtet, sondern auf Gotte Wort, auf unseren Herrn. Und etwa 6 Jahre nach Niederschrift des 2. Thessalonicherbriefes schrieb Paulus an die Korinther die von uns so oft und gern zitierten Worte: "Wir alle aber, mit enthülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn widerspiegelnd, werden in dasselbe Bild umgestaltet von Herrlichkeit zu Herrlichkeit wie von des Herrn lebendig machendem Geist" (2Kor 3:18). Da ist, liebe Geschwister, zuerst einmal von "widerspiegeln" die Rede, und dies setzt einen "Spiegel" voraus. Und ein Spiegel wiederum kann nur das widerspiegeln worauf er gerichtet ist. Exakt sagt dieser Vers: Wenn unser Herzensspiegel auf den Herrn ausgerichtet ist, spiegeln wir Ihn auch wider, und dabei geschieht etwas Atemberaubendes: Wir werden in Sein Bild umgestaltet von Herrlichkeit zu Herrlichkeit!

Ja, womit wir uns beschäftigen, das prägt uns auch! Wer sich mit weltlichen Dingen beschäftigt, wird von diesen geprägt, wer sich mit Gottes Wort beschäftigt, wer den Herrn (immer wieder) anschaut, sich in Gedanken mit Ihm beschäftigt, nimmt Sein Bild auf, wird in Sein Bild umgestaltet; und weil Er "Herrlichkeit" ist, werden auch wir von Seiner Herrlichkeit erfasst, und dies schon zu unseren Lebzeiten. Dies muss nicht öffentlich erkennbar sein, dies kann auch nur tief in unserem Herzen geschehen, unsichtbar für unsere Umwelt, doch zutiefst beglückend für uns!

Bis heute ist mir, dem Verfasser dieser Zeilen, mein Konfirmationsspruch lebendig geblieben, der mir vor gut fünfzig Jahren zuteil wurde: "Es ist ein köstlich Ding, dass das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade" (Hebr 13:9). Unsere konkordante Übersetzung gibt den Gesamtvers so wieder: "Lasst euch nicht von mancherlei und fremden Lehren wegtragen; denn es ist trefflich, das Herz in der Gnade stetig zu machen, nicht durch Speisen, mit denen den darin Wandelnden nicht genützt werden kann." Wie gut passt doch diese Aussage zu unserem Leitvers!

"Fremde Lehren", durch jüdische Eiferer eingebracht, versuchten, die junge Gemeinde in Thessalonich zu verwirren. "Fremd" waren sie insofern, als sie die von Paulus verkündigte Gnade schmälern und dafür das Gesetz hochhalten wollten. Doch "Gesetz" und "Gnade" vertragen sich in unserer gegenwärtigen "Verwaltung der Gnade" nicht nebeneinander! Den Thessalonichern galt also gleich von Anfang an: Lasst euch nicht von jüdischen Lehren irremachen oder gar von dem, was wir, Paulus, Silvanus und Timotheus euch gelehrt haben, wegtragen! Vielmehr werden eure Herzen in der von uns verkündigten Gnade "stetig" gemacht, dass sie ständig in die richtige Richtung ausgerichtet seien! Was nützt unserem "Wandel" die Speise des Gesetzes? Nichts, überhaupt nichts! Wir sind nicht durch das Gesetz gerettet worden, sondern in der Gnade (Eph 2:8)!

In diesem Sinn möge unser Herr Jesus Christus, unser Gott, unser Vater, auch unseren Herzen zusprechen und uns in jedem guten Werk und Wort festigen, wobei wir voller Dankbarkeit feststellen dürfen, dass der Schwerpunkt dieser Aussage darauf liegt, dass Er es ist, der zuspricht und festigt, nicht wir! Immer wieder empfangen wir Anordnungen zu. einem entsprechenden Wandel und immer wieder dürfen wir erleben, dass Er es ist, der beides in uns bewirkt: "Das Wollen wie auch das Wirken nach Seinem Wohlgefallen" (Phil 2:13). Welch herrlicher Trost darf uns solche Aussage gerade in unserem täglichen Versagen sein!

Lies weiter:
Der 2. Thessalonicherbrief - Kapitel 3