Leib (Bibellexikon): Unterschied zwischen den Versionen

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(Körper und Sünde)
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Aus all dem geht hervor, dass der Körper an sich nicht unbedingt böse ist, eine Lehre, die in der griechischen Philosophie gelehrt wird, aber nirgendwo im Alten und Neuen Testament. Der starre und strenge Dualismus, den man bei Plato antrifft, fehlt in den Schriften des Paulus und ist der ganzen Schrift völlig fremd. Hier wird uns deutlich gelehrt, dass der Körper einerseits der Seele untergeordnet ist, andererseits aber mit gleicher Klarheit, dass der menschliche Körper eine Würde besitzt, die ihm ursprünglich vom Schöpfer verliehen wurde, der ihn aus Erde geformt und verherrlicht hat durch die Inkarnation Christi, des Sündlosen, obwohl er von einer Frau geboren wurde. Julius Müller hat treffend gesagt: "Paulus leugnet, dass in Christus Böses anwesend war, der Teilhaber unserer fleischlichen Natur war ([[Gal 4:4]]), und er erkennt es in Geistern, die nicht daran teilhaben ([[Eph 6:12]] "die geistigen Mächte der Bosheit in der Himmelswelt"). Ist es daher nicht höchstwahrscheinlich, dass ihm zufolge das Böse nicht unbedingt zur sinnlichen Natur des Menschen gehört, und dass sarx (sprich Körper) etwas anderes bedeutet?" (The Christian Doctrine of Sin, I, 321, English edition). Er zeigt ferner, dass die Ableitung der Sünde vom Verstand völlig unvereinbar ist mit dem zentralen Prinzip der Lehre des Apostels über die vollkommene Heiligkeit des Erlösers und dass "die Lehre von der zukünftigen Auferstehung - auch unter Berücksichtigung der Unterscheidung zwischen soma psuchikon und soma pneumatikon ([[1Kor 15:44]]) - eindeutig im Widerspruch steht zur Lehre, dass die Sünde aus der körperlichen Natur als ihrer Quelle entspringt" (318).
 
Aus all dem geht hervor, dass der Körper an sich nicht unbedingt böse ist, eine Lehre, die in der griechischen Philosophie gelehrt wird, aber nirgendwo im Alten und Neuen Testament. Der starre und strenge Dualismus, den man bei Plato antrifft, fehlt in den Schriften des Paulus und ist der ganzen Schrift völlig fremd. Hier wird uns deutlich gelehrt, dass der Körper einerseits der Seele untergeordnet ist, andererseits aber mit gleicher Klarheit, dass der menschliche Körper eine Würde besitzt, die ihm ursprünglich vom Schöpfer verliehen wurde, der ihn aus Erde geformt und verherrlicht hat durch die Inkarnation Christi, des Sündlosen, obwohl er von einer Frau geboren wurde. Julius Müller hat treffend gesagt: "Paulus leugnet, dass in Christus Böses anwesend war, der Teilhaber unserer fleischlichen Natur war ([[Gal 4:4]]), und er erkennt es in Geistern, die nicht daran teilhaben ([[Eph 6:12]] "die geistigen Mächte der Bosheit in der Himmelswelt"). Ist es daher nicht höchstwahrscheinlich, dass ihm zufolge das Böse nicht unbedingt zur sinnlichen Natur des Menschen gehört, und dass sarx (sprich Körper) etwas anderes bedeutet?" (The Christian Doctrine of Sin, I, 321, English edition). Er zeigt ferner, dass die Ableitung der Sünde vom Verstand völlig unvereinbar ist mit dem zentralen Prinzip der Lehre des Apostels über die vollkommene Heiligkeit des Erlösers und dass "die Lehre von der zukünftigen Auferstehung - auch unter Berücksichtigung der Unterscheidung zwischen soma psuchikon und soma pneumatikon ([[1Kor 15:44]]) - eindeutig im Widerspruch steht zur Lehre, dass die Sünde aus der körperlichen Natur als ihrer Quelle entspringt" (318).
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=== Die erste Sünde ===
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Die allererste Sünde war in ihrem Ursprung nach geistlich - ein Akt der Rebellion gegen Gott - der Wille des Geschöpfes in Opposition zum Willen des Schöpfers ([[1Mose 3:1]]-24). Sie wurde im Zweifel gezeugt - "Hat Gott wirklich gesagt?"; sie wurde im Begehren geboren - "dass der Baum gut zur Speise... war"; sie wurde durch ein rebellisches Verlangen nach Gleich Sein mit Gott angeregt: "und ihr sein werdet wie Gott, erkennend Gutes und Böses"; sie wurde von außen, aus der geistigen Welt, durch die Vermittlung eines geheimnisvollen, übernatürlichen Wesens eingeführt und bediente sich eines Tieres, das "war listiger als alle Tiere des Feldes, die Gott, der HERR, gemacht hatte". Dass die Schlange im Alten Testament nicht mit Satan identifiziert wird und dass die klarste Äußerung in vorchristlicher Zeit zu diesem Thema im Buch Die Weisheit Salomos 2:24 ("durch den Neid des Teufels kam der Tod in die Welt.") zu finden ist, mag stimmen. Dass die Erzählung vom Sündenfall bildlich oder symbolisch ist, kann ebenfalls zugebilligt werden. Aber die ganze Tendenz dieser frühen Erzählung besteht darin, die erste menschliche Sünde mit einem übernatürlichen Wesen zu verbinden, indem ein dem Menschen bekanntes Wesen einsetzt und diesen Agenten zu seinem Vertreter in der "Subtilität" der großen Versuchung als Auftakt für den mächtigen Fall macht. Das Neue Testament ist in diesem Punkt klar (Joh 8:44; 16:11; 2. Kor. 11:3; 1. Tim. 2:14; Hebr. 2:14; Re 12:9).

Version vom 9. November 2018, 14:31 Uhr

IN BEARBEITUNG !

Aus dem Bibellexikon „International Standard Bible Encyclopedia“ übersetzt. Der Artikel stammt von Dwight M. Pratt

Philologisch

Im Allgemeinen wird in der alttestamentlichen Sprache kein fester Begriff für den menschlichen Körper als ganzer Organismus im genauen Gegensatz zu "Seele" oder "Geist" verwendet. Es wurden verschiedene Begriffe gebraucht, die jeweils nur einen Teil oder ein Element der physischen Natur bezeichnen wie "Rumpf", "Knochen", "Bauch", "Eingeweide", "Nieren", "Fleisch", wobei diese Teile durch Synekdochen für das Ganze verwendet werden: etsem = "Knochen" oder "Skelett", also "Körper", findet man in 2Mo 24:10 in der King James Version; Kla 4:7; nephesh = "lebender Organismus" (3Mo 21:11, 4Mo 6:6-7,11, 4Mo 19:11,13,16, Hag 2:13); Nebhelah = "ein wabbeliges Ding", "Kadaver" (5Mo 21:23, Jes 26:19, Jer 26:23, Jer 36:30); beTen = "Mutterschoss" (5Mo 28:4,11,18,53, 5Mo 30:9, Hi 19:17 in der King James Version; Ps 132:11, Mi 6:7), yarekh = "Schenkel", "generative Teile", "Körper" (Ri 8:30), gewiyah = "ein Körper, ob lebendig oder tot" (1Sam 31:10,12; 2Kö 8:5 in der King James Version, Dan 10:6); me`im "Körper" (Hl 5:14); guphah = "Leiche" (1Chr 10:12); gewah = "der Rücken", d.h. (im weiteren Sinne) "Person" (Hi 20:25); she'er = "Fleisch, lebend oder als Nahrung", "Körper" (Hes 10:12); geshem = "ein harter Regenschauer" also "ein Körper" (Dan 4:20, Dan 5:21, Dan 7:11); nidhneh = "eine Hülle", also das Gefäß der Seele, "Körper" (Dan 7:15).

Das griechische Wort, das im Neuen Testament fast ausschließlich für "Körper" verwendet wird, ist soma, lateinisch corpus (Mt 5:29-30, Mt 6:22-23,25, Mt 26:26, Joh 2:21, Apg 9:40, 1Kor 15:35,37-38,44, Eph 1:23, Eph 2:16, Eph 4:4,12,16, Eph 5:23,30). Chros, das vor allem "Oberfläche" oder "Haut" bedeutet, kommt in Apg 19:12 vor. Ein zusammengesetztes Wort mit soma als Basis, sussomos = "ein Mitglied desselben Körpers", tritt in Eph 3:6 auf. Vom oben Gesagten, scheint es, dass das Neue Testament den Körper als Ganzes im Gegensatz zum Geist oder zur unsichtbaren Natur sieht. Paulus verwendet den Begriff natürlich auch, um die sublime Substanz zu bezeichnen, mit der wir nach der Auferstehung bekleidet sein werden, wenn er vom "geistlichen Leib" spricht (1Kor 15:44).

Frank E. Hirsch

Allgemeines

Im Alten Testament

Soma, lateinisch corpus: Der Begriff "Körper" findet sich im Hebräischen des Alten Testaments nicht in dem Sinne, wie er im Griechischen vorkommt "Das hebräische Wort für 'Körper' ist gewiyah, das manchmal für den 'lebenden' Körper (1Mo 47:18, Neh 9:37), die 'Körper der Cherubim' (Hes 1:11), aber in der Regel für den toten Körper oder den Kadaver verwendet wird. Genau genommen hat das Hebräische keinen Begriff für 'Körper'. Der hebräische Begriff, der sich mit Fragen nach dem Körper befasst, ist Fleisch" (Davidson, Old Testament Theology, 188). Im Alten Testament werden verschiedene Begriffe verwendet, um bestimmte Elemente oder Bestandteile des Körpers anzugeben, wie "Fleisch", "Knochen", "Eingeweide", "Bauch" usw., von denen einige im Neuen Testament eine neue Bedeutung erhalten haben. So hat das alttestamentliche "Bauch" (hebräisch beTen, griechisch koilia), "Denn unsere Seele ist in den Staub gebeugt, unser Bauch klebt an der Erde" (Ps 44:25,26 King James Version) - als Sitz des körperlichen Appetits - sein Gegenstück im Neuen Testament: "Denn solche dienen ... ihrem eigenen Bauch" (Röm 16:18). So findet man auch das Wort, das mit "Eingeweide" (meim, rachamim) übersetzt wird, im Sinne von Mitgefühl wie in Jer 31:20, King James Version, "Darum ist mein Innerstes um ihn erregt", im Neuen Testament an mehr als einer Stelle. So in Phil 1:8, King James Version, "wie ich mich nach euch allen sehne mit der herzlichen Liebe Christi Jesu (splagchna)", und wiederum "wenn irgendein herzliches Mitleid (splagchna) und Erbarmen" (Phil 2:1 King James Version).

Im Neuen Testament

"Leib" im Neuen Testament wird weitgehend im übertragenen Sinne verwendet entweder als Hinweis auf den "ganzen Menschen" (Röm 6:12, Hebr 10:5) oder als das, was moralisch verwerflich ist - "der Leib der Sünde" (Röm 6:6, Röm 7:24). Daher die Wendung "zerschlage meinen Leib" (1Kor 9:27 hupopiazo, ein Wort, das aus dem Boxkampf, Kampfring, entlehnt ist), wobei der Körper als der lauernde Ort und das Instrument des Bösen betrachtet wird. (Vergleiche Röm 8:13, King James Version, "die Handlungen des Leibes tötet")

Andere Bedeutungen

Ausser diesen beiden scheint es aber verschiedene andere Bedeutungen zu geben. Auf der einen Seite wird die Gemeinde "der Leib Christi" (Eph 4:16, 1Kor 12:13) genannt, mit einer Vielfalt an Gaben, die sich daran erfreut "die Einheit des Geistes zu bewahren durch das Band des Friedens". Andererseits lesen wir von einem geistlichen, unzerstörbaren Leib, einem Auferstehungsleib, im Gegensatz zum natürlichen Leib, der zum Tod durch Verwesung verdammt ist (1Kor 15:44). Diese Bedeutungen finden wir nicht nur im Wort selbst, sondern auch in einigen seiner Kombinationen. Einerseits lesen wir in Eph 3:6 von den Heiden als "Mitteilhaber der Verheißung in Christus Jesus", als "Miterben" und "Mit-Glieder am gleichen Leib" (Sussoma) in gemeinsamer Vereinigung mit allen, die ihr Vertrauen auf den Erlöser der Menschheit setzen; andererseits lesen wir von bloßen "leiblichen (somatischen) Übungen", die zu wenigem nütze sind. (1Tim 4:8) - wo "Leib" offensichtlich mit "Geist" kontrastiert wird. Und wieder lesen wir vom Heiligen Geist, der in "leiblicher" (somatischer) Gestalt auf den "Sohn Gottes" (Lk 3:22) herabsteigt, in dem die "ganze Fülle der Gottheit leibhaftig" (somatisch) wohnt (Kol 2:9). So wird auch der "Leib" als Tempel des Heiligen Geistes bezeichnet: "Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes in euch ist,...?" (1Kor 6:19).

Körper und Sünde

Aus all dem geht hervor, dass der Körper an sich nicht unbedingt böse ist, eine Lehre, die in der griechischen Philosophie gelehrt wird, aber nirgendwo im Alten und Neuen Testament. Der starre und strenge Dualismus, den man bei Plato antrifft, fehlt in den Schriften des Paulus und ist der ganzen Schrift völlig fremd. Hier wird uns deutlich gelehrt, dass der Körper einerseits der Seele untergeordnet ist, andererseits aber mit gleicher Klarheit, dass der menschliche Körper eine Würde besitzt, die ihm ursprünglich vom Schöpfer verliehen wurde, der ihn aus Erde geformt und verherrlicht hat durch die Inkarnation Christi, des Sündlosen, obwohl er von einer Frau geboren wurde. Julius Müller hat treffend gesagt: "Paulus leugnet, dass in Christus Böses anwesend war, der Teilhaber unserer fleischlichen Natur war (Gal 4:4), und er erkennt es in Geistern, die nicht daran teilhaben (Eph 6:12 "die geistigen Mächte der Bosheit in der Himmelswelt"). Ist es daher nicht höchstwahrscheinlich, dass ihm zufolge das Böse nicht unbedingt zur sinnlichen Natur des Menschen gehört, und dass sarx (sprich Körper) etwas anderes bedeutet?" (The Christian Doctrine of Sin, I, 321, English edition). Er zeigt ferner, dass die Ableitung der Sünde vom Verstand völlig unvereinbar ist mit dem zentralen Prinzip der Lehre des Apostels über die vollkommene Heiligkeit des Erlösers und dass "die Lehre von der zukünftigen Auferstehung - auch unter Berücksichtigung der Unterscheidung zwischen soma psuchikon und soma pneumatikon (1Kor 15:44) - eindeutig im Widerspruch steht zur Lehre, dass die Sünde aus der körperlichen Natur als ihrer Quelle entspringt" (318).


Die erste Sünde

Die allererste Sünde war in ihrem Ursprung nach geistlich - ein Akt der Rebellion gegen Gott - der Wille des Geschöpfes in Opposition zum Willen des Schöpfers (1Mose 3:1-24). Sie wurde im Zweifel gezeugt - "Hat Gott wirklich gesagt?"; sie wurde im Begehren geboren - "dass der Baum gut zur Speise... war"; sie wurde durch ein rebellisches Verlangen nach Gleich Sein mit Gott angeregt: "und ihr sein werdet wie Gott, erkennend Gutes und Böses"; sie wurde von außen, aus der geistigen Welt, durch die Vermittlung eines geheimnisvollen, übernatürlichen Wesens eingeführt und bediente sich eines Tieres, das "war listiger als alle Tiere des Feldes, die Gott, der HERR, gemacht hatte". Dass die Schlange im Alten Testament nicht mit Satan identifiziert wird und dass die klarste Äußerung in vorchristlicher Zeit zu diesem Thema im Buch Die Weisheit Salomos 2:24 ("durch den Neid des Teufels kam der Tod in die Welt.") zu finden ist, mag stimmen. Dass die Erzählung vom Sündenfall bildlich oder symbolisch ist, kann ebenfalls zugebilligt werden. Aber die ganze Tendenz dieser frühen Erzählung besteht darin, die erste menschliche Sünde mit einem übernatürlichen Wesen zu verbinden, indem ein dem Menschen bekanntes Wesen einsetzt und diesen Agenten zu seinem Vertreter in der "Subtilität" der großen Versuchung als Auftakt für den mächtigen Fall macht. Das Neue Testament ist in diesem Punkt klar (Joh 8:44; 16:11; 2. Kor. 11:3; 1. Tim. 2:14; Hebr. 2:14; Re 12:9).