Lichte Seiten in Hiobs Leben

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

Abschrift: Wer ist Satan?
Satans Ursprung, Werke und Ziel (Heft 5)
aus der Reihe „Mannigfaltige Weisheit Gottes“
von M. Jaegle 1983

Abschrift mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Groß
Als Schrift nicht mehr erhältlich.

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

7. Lichte Seiten in Hiobs Leben

3. Teil

Der Sieg des Geistes in Hiobs Leben

Bei der Betrachtung von Hiobs Lebensgeschichte wird offenbar, dass eine gewaltige geistige Schlacht zwischen Satan, mit seinen irreführenden Geistern, und dem von Gottes Geist inspirierten Hiob stattgefunden hat. Die Wahrheit, dass Hiob die tieferen Erkenntnisse nur durch Eingebung des Geistes Gottes erhielt, lässt das große Rededuell noch in einem anderen Licht aufstrahlen. Ja, es ist eine beeindruckende Tatsache, dass in der Hiobsgeschichte nicht nur ein irreführender Geist Satans wirksam ist, sondern auch der Geist Gottes. Dies zeigt sich besonders in den von Hiob geoffenbarten Wahrheiten, welche er nicht aus sich selbst hätte finden können. Zugleich erhielt Hiob einen Zustrom göttlicher Kraft, um als tapferer Streiter die Front zu halten; denn wo Licht und Finsternis aufeinandertreffen, da kommt es zum Kampf. Der Ausgang dieses Ringens kann nur stets der Sieg des Geistes Gottes sein. Dieser leuchtet auch im Leben Hiobs auf. Während die kraftvollen Freunde schwach und matt wurden, erlebt Hiob, dass er "in Schwachheit gekräftigt und in der Schlacht stark gemacht" wird. (Hebr 11:34). Er hätte sagen können: "Wenn ich schwach bin, dann bin ich kraftvoll" (2Kor 12:10b). Wir können noch weitergehen und

Hiob als Vorbild des Apostels Paulus

sehen. Paulus empfing am Anfang seines Dienstes irdische, sinnenfällige Segnungen. Er vollbrachte Machttaten und Krankenheilungen. Dann kam eine Periode (als die irdische Königreichserwartung infolge der zunehmenden Verstockung Israels in den Hintergrund trat), in der ein Satansengel Vollmacht über ihn erhielt und ihn mit Fäusten schlagen durfte (2Kor 12:7). Dessentwegen sprach er dreimal dem Herrn flehentlich zu, dass jener von ihm abstehen möge. Gott erhörte die Bitte des Aposstels nicht, versicherte ihm aber, dass ihm Seine Gnade genügen werde (Hi 12:9). Und in der Tat erhielt er eine viel mächtigere Gnade als zuvor. Anstelle der außergewöhnlichen Wunder, wie sie Gott Seinem irdischen Bundesvolk verheißen hatte, empfing nun Paulus Enthüllungen über die alles übertreffenden geistlichen Segnungen inmitten der Überhimmlischen (Eph 1:3), wie sie Gott der Körperschaft Christi zugeeignet hat. Wenn Paulus von dieser Gnade redet, dann gebracht er Superlative, um ihr Wesen recht beschreiben zu können. So rühmt er sie als "überfließend! in Röm 5:15 und als "alles übersteigend" in 2Kor 9:14. Weiter bezeugt der Apostel, dass wir durch diese Gnade sogar Übersieger sein können (Röm 8:37). Und was hat Paulus in der ihm verbliebenen Schwachheit doch alles vollbracht! Durch diese Sieg verleihende Gnade vermögen auch wir uns in Drangsalen (Röm 5:3) und der Schwachheiten zu rühmen (2Kor 12:9), damit die Kraft des Christus über uns zelte - anstatt um Hinwegnahme zu bitten.-

Vergleichen wir nun die Lebenserfahrung HIobs mit derjenigen des Paulus. Auch Hiob genoss zuerst seelische Segnungen, worauf Satan Vollmacht erhielt, ihm schwere Schläge zu versetzen. Bei Hiob ließen sich seine Freunde dazu gebrauchen, bei Paulus die jüdischen Volkgsgenossen. So wie nun Paulus eine allgenugsame Gnade zum Überwinden erhielt und diese auch auslebte, sehen wir dasselbe göttliche Handeln mit HIob. Übergroß ersteht er vor uns, wie er das ihm durch Satan zugefügte Übel aus Gottes Hand nimmt und Ihn noch dafür segnet. Hier schon gewahren wir dieselbe Gnade am Werk wie später bei Paulus, ist doch ohne ihre außerordentliche Kraftentfaltung ein solcher Überwinderstand nicht möglich. Selbst Joseph, das große Vorbild auf Christus, reicht in dieser Hinsicht nicht an Hiob heran. Wohl kam dann Hiob noch in schwere Kreisen und Anfechtungen, denn ein Siegesleben gleich dem des Apostels war damals noch nicht möglich. Die Kraft Gottes, mit der Er Christus aus den Toten auferweckte, war vormals weder bleibend wirksam (Eph 1:19) noch innewohnend in Seinen Heiligen (2Tim 1:14). Immerhin erlebte Hiob diese überschwängliche Gnade, als er mitten in Kampf und Leiden die längste und tiefschürfendste Rede (Hi 26-31) hielt, und nicht erst, als er von der Drangsal befreit war. Während Hiob, der leidende und schwache Mann, im Kampf zum Helden erstarkte, erlahmten die gesunden und selbstsicheren Freunde, worauf das Rededuell für sie einen kläglichen Ausgang nahm. Aufrecht zu bleiben und im Kampf durchzuhalten vermochte Hiob nur, weil ihm Gott durch Seinen Geist mit einer besonderen Gnade beistand, während die Freunde sich selbst überlassen u nd vom bösen Geist irregeführt waren. Das ganze Erleben Hiobs gleicht hierin so sehr demjenigen des Apostels, dass wir ihn bildlich den "Paulus des A. T." nennen könnten.

Damit haben wir eine Herrlichkeit im Leben Hiobs entdeckt, die Gott durch die Leiden dieses Gottesmannes in den beginn der Heilsgeschichte gelegt hat: Es ist das Aufleuchten einer Gnade, wie sie später noch in überfließenderem Maß der Apostel Pualus vollends erhielt. Ja, im Leben Hiobs strahlt sie in einer Weise auf wie nie zuvor in der Frühgeschichte der Menschheit. So können wir immer wieder neu feststellen, dass Gott durch das Leiden Hiobs den Anfang der Heilsgeschichte immer mehr bereicherte mit Seinen Gnadengütern - und dieser himmlische Zufluss hat noch nicht aufgehört, denn die Lebenserfahrung des Hiob ist auch ein prophetisches Vorbild für die ganze Menschheitsgeschichte.

Nachdem wir eine so auffallende Ähnlichkeit zwischen Paulus und Hiob fanden, können wir die Leiden Hiobs noch besser verstehen. Nur auf dem sehr dunklen Hintergrund peinigender Erfahrungen kann die überschwängliche Gnade aufstrahlen und ihre alles übersteigende Überwinderkraft erweisen.

Noch aus einem anderen Grund mussten die Leiden Hiobs besonders schwer sein:

Hiob als Vorbild der Leiden Christi

Gleich zu Beginn dieser Schriftrolle darf HIob ein liebliches Vorbild des Sohnes Gottes sein. Er war aufgrund des Lobes Gottes ein Ihm wohlgefälliger Man (Hi 1:1). Dasselbe gilt in überragender Weise auch vom Sohne Gottes (Mt 3:17; Mt 17:5), dem Sein Vater aus den Himmeln bezeugt: "Dies ist Mein geliebter Sohn, an Ihm habe ich Mein Wohlgefallen."

Danach folgt die ganze Kette der beispielhaft auf Christus hinweisenden Leiden des Hiob. Satan durfte den gottesfürchtigen und rechtschaffenen Mann angreifen und in unverschuldete Tiefenwege stoßen. Durch dieselbe schmerzvolle Erfahrung wurde auch Christus als unschuldig Leidender geführt, nur mit dem Unterschied, dass Satan über Ihn uneingeschränkte Vollmacht erhielt. Die Rededuelle zwischen Hiob und seinen drei Weggefährten weisen hin auf die Wortgefechte, denen der Herr durch die Obersten des Volkes ausgesetzt war, die ja eigentlich Seine Freunde hätten sein sollen. Sowohl Hiob wie Jesus wurden in ihrem Wandel angefeindet. Wenn Zophar sagt (Hi 20:15): "Reichtum hat er verschlungen ,und er speit ihn aus; aus seinem Bauche treibt Gott ihn heraus", so bezichtigt er damit HIob, an irdische Güter und seelische Genüsse gebunden zu sein. Die gleiche unerhörte Verleumdung musste auch Jesus hinnehmen: Man beschimpfte Ihn als Fresser und Weinsäufer (Mt 11:19; Lk 7:34). Mit dem Rat, den Eliphas dem Hiob gab (Hi 22:23): "Wenn du zu dem Allmächtigen umkehrst..." will er in Wirklichkeit sagen, dass Hiob von Gott abgefallen sei. Vom Herrn haben die Zeitgenossen gesagt (Joh 9:16): "Dieser Mann ist nicht von Gott." Wie passt auch Hiobs Erfahrung zu den Leiden des Sohnes Gottes, wenn er klagt (Hi 30:9-16): "(Hi 30:9.10): "Und nun bin ich ihr Spottlied geworden, und ward ihnen zum Gerede. Sie verabscheuten mich, treten fern von mir weg, und sie verschonen mein Angesicht nicht mit Speichel." Auch Christus musste dasselbe erdulden (Mt 26:67.68): "Dann spieen sie Ihm ins Angesicht und schlugen Ihn mit Fäusten; die Ihn ohrfeigten sagten: 'Prophezeie uns, Christus! Wer ist es, der Dich haut?'"

Hiob war sich natürlich nicht bewusst, welch hohe Aufgabe er in seinem vorbildlichen Unrechtleiden erfüllte. Wir dürfen wohl sagen, dass ihn Gott in seinen für Christus beispielhaften Leiden nicht allein ließ, sondern ihm Seinen Beistand gewährte Auf sich selbst gestellt, hätte er weder durchhalten noch über seine Freunde siegen können.

Hiobs Gerechtigkeit

Vielfältig ist das Zeugnis über Hiobs Gerechtigkeit. Sie war nicht bloße Einbildung des Leidgeprüften, ohnej eden Wert vor Gottes Augen.

Oftmals spricht HIob von seiner Gerechtigkeit und pocht auf sein gerechtes Verhalten. So weist er seine Freunde mit den Worten in die Schranke (Hi 6:29.30): "Kehret doch um, es geschehe kein Unrecht... meine Gerechtigkeit ist dahin! Ist Unrecht auf meiner Zunge?..." Dann kann er wieder entschieden betonen (Hi 27:6) "An meiner Gerechtigkeit (oder: Rechtfertigung) halte ich fest und werde sie nicht fahren lassen..." Weiter beteuert er (Hi 29:14): "Mit Gerechtigkeit bekleide ich mich - und sie bekleidet mich, wie ein Mantel (Oberkleid), u nd wie ein Kopfbund ist mein Recht." HIob hält also sehr viel von seiner eigenen Gerechtigkeit und von seiner Rechtschaffenheit.

Und nun hören wir wie Eliphas über Hiobs Gerechtigkeit urteilt (Hi 15:5): "Denn deine Ungerechtigkeit belehrt deinen Mund, und du wählst die Sprache der Listigen", und (Hi 22:23): "Wenn du zu dem Allmächtigen umkehrst, so wirst du wieder aufgebaut werden; wenn du Unrecht entfernst aus deinen Zelten." Völlig zu Unrecht hält Elihu später dem Hiob vor (Hi 32:2): "Du hast gesagt: Meine Gerechtigkeit ist größer als diejenige Gottes." Die Freunde verwerfen HIobs Gerechtigkeit vollständig. Für sie stand von vornherein fest, dass Hiob ungerecht handelte, worauf sein schuldhaftes Verhalten zur Ursache seines Unglücks wurde. So muss denn der vom Übel Verfolgte klagen (Hi 12:4): "Ich muss einer sein, der seinem Freunde zum Gespött ist ... der Gerecht, Vollkommene (oder: der makellos Gerechte) ist zum Gespött!"

HIobs Gerechtigkeit von Gott anerkannt

Was sagt Gott (dessen Urteilsspruch allein glaubwürdig und bestimmend ist) zu Hiobs Gerechtigkeit? Hören wir Sein Zeugnis im Propheten Hesekiel (Hes 14:14): "Und diese drei Männer ... Noah, Daniel und HIob - sie würden durch ihre Gerechtigkeit ihre eigene Seele erretten, spricht der Herr, Jewe." Dieselbe Zusage wiederholt der Her noch in den Versen 16,18 und 19. Dabei ist bemerkenswert, dass Gott die Gerechtigkeit der drei Gottesmänner lobend anerkennt, während er zugleich eine Gerichtswarnung an Sein abtrünniges Volk ausspricht.

Vor allem müssen wir staunen, in welch angesehenem Kreis von Gottesmännern Hiob erhoben wird. Noah, der Glaubensheld (Hebr 11:7) und Herold der Gerechtigkeit (2Petr 2:5), wich auch Daniel, der Vielgeliebte (Dan 9:23), gehörten in ihrer Epoche zu den gerechtesten Männern. - Uns Gott fand unseren angefeindeten und haltlos verdächtigten Hiob für würdig, ihnen gleichgestellt zu werden!

Wie hoch Gott die Gerechtigkeit dieser drei Männer einschätzte geht auch daraus hervor, dass Er sie um ihrer Gerechtigkeit willen vor dem angedrohten Gericht errettet hätte. Wäre damals ein Gericht Gottes über das Land Uz (Hi 1:1) hereingebrochen, so hätten Hiobs Freunde große Augen gemacht, weil der von ihnen verhöhnte Hiob um seiner Gerechtigkeit willen verschont geblieben wäre. Sie aber hätten Gottes Zorn auskosten müssen, wobei ihnen der Spott über Hiobs Gerechtigkeit gründlich vergangen wäre.

Aber auch Hiob selbst wäre durch das Lob Seines Verfügers beschämt worden; denn wie falsch hatte er Ihn während seiner qualvollen Prüfungszeit manchmal beurteilt. So seufzte er (Hi 10:15-19): "Wenn ich schuldig wäre, wehe mir! und wäre ich gerecht, so dürfte ich mein Haupt nicht erheben...", und weiter (Hi 9:20) "...wäre ich vollkommen (untadellig, also gerecht), so würde Er mich für verkehrt erklären." Und nun hatte ihn Gott gegenteilig beurteilt! O, wie hätte sich Hob schämen müssen, wenn er dies Lob aus dem Mund des Propheten Hesekiel vernommen hätte, da er so verkehrt von seinem Gott, dem großen Verfüger gedacht hätte.

Das Ausharren Hiobs im Jakobusbrief

Ein noch vortrefflicheres Lob wird Hiob im Jakobusbrief zuteil (Jak 5:11): "Siehe, wir preisen die glückselig, die ausharren. Vom Ausharren Hiobs habt ihr gehört und den Abschluss des Herrn gewahrt, da der Herr voll innersten Erbarmens und mit leidig ist." Bei Hesekiel sehen wir Hiob mit Noah und Daniel zusammen, hier aber wird er gar an die Seite des Herrn gestellt. Hiobs Ausharren (Untenbleiben) in unverschuldeten Leiden ist beispielhaft; daher gehört er zu den Überwindern, die glückselig gepriesen werden. Auch wenn er manchmal müde und des Lebens überdrüssig geworden war, und Gott und die Welt um sich herum nicht mehr verstand - so hielt er im tiefsten Grund seines Wesens doch unbeirrt an dem Allmächtigen fest, so wie der Psalmist sagt (Ps 17:5): "Meine Schritte hielten fest an Deinen Spuren, nimmer gleiten ab meine Füße."

Als Gott Sich anschickte, mit Hiob zu reden, da brauchte Er ihn nicht erst in einem Versteck zu suchen, wie Adam. und Eva, sondern Sein Knecht war zur Stelle, um der Belehrung seines großen Meisters zu lauschen.

Das zweifache Lob von Hesekiel und Jakobus zeigt deutlich, dass Gott in Seiner Tragkraft Seinem Knecht Hiob vieles übersehen hat. Denn Gott wusste im voraus, dass Er ihn zur Einsicht und zum Geständnis seiner gemachten Fehler bringen würde, welches die Voraussetzung für den Beginn eines neuen Lebens war. Mithin erkennen wir, wie Gott Seinen Menschenkindern gegenüber gerecht ist. ER lässt ihre Rechtschaffenheit und ihr Festhalten an der eigenen Gerechtigkeit stehen. Nur soll sich der Mensch an diesem ihn ehrenden Urteil genügen lassen, wie es auch Paulus den Philippern schreibt (Phil 4:8). iDen Himmel kann das Geschöpf sich damit nicht verdienen! Diese Glückseligkeit ist das alleinige Gnadengeschenk in der durch Christus geoffenbarten Gerechtigkeit Seines himmlischen Vaters !

Hiobs unbeirrbares Festhalten an seiner Gerechtigkeit war durchaus berechtigt. Gott Selbst bestätigte ihm, dass er gerecht sei. Für Hiob aber war es die schwerste Glaubensprüfung in seinem unverschuldeten Leiden an seiner eigenen Rechtschaffenheit festzuhalten angesichts der haltlosen Anfeindungen durch seine Freunde. Noch erkannte Hiob nicht gleich Gottes übergeordnete Gerechtigkeit und Verfügungsgewalt in seiner rätselhaften Lebensführung, bis Gott Selbst Sich ihm offenbart und den überaus vermehrten segensvollen Ausgang der Schmerzenswege enthüllte - die zeitweilig alles andere als eine Offenbarung der Gerechtigkeit und Liebe Gottes schienen.

Lies weiter:
8. Gottes Mittel zur Erziehung Hiobs