Der 2. Timotheusbrief - Kapitel 1

Aus Bibelwissen
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Abschrift: Die Timotheusbriefe Band I - II (1993)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
als Schrift leider vergriffen

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Der 2. Timotheusbrief - Kapitel 1

Band II
Verfasser, Empfänger und Gruß
Ermahnung zum furchtlosen Bekenntnis und zur Bewahrung des Glaubens
Mitteilungen über Gläubige aus Asien

Einleitung

Mit großer Wahrscheinlichkeit ist dieser Brief der letzte den Paulus schrieb, denn in 2Tim 4:6-7 schreibt er, dass sein Lauf vollendet sei und der Zeitpunkt seiner Auflösung bevorsteht. So gesehen gewinnt also dieser Brief sehr an Bedeutung, fast könnte man ihn mit einem Testament vergleichen.

Wie kein anderer Brief spricht dieser gerade uns Gläubige in der letzten Zeit an; zwar begann der Abfall und damit auch die Endzeit schon zur Zeit Pauli, doch noch nie war sie so gravierend und drohend wie heute! Wenn schon völlig ungläubige Wissenschaftler der Menschheit nur noch ein kurze Frist geben, so müssen wir Gläubige uns darüber im Klaren sein, dass die Wiederkunft Christi so nahe ist, dass diese letzte Zeit aber auch die Ausreife des Bösen ist.

Kleine unmerkliche Schritte lassen das Böse sehr schnell zur Gewohnheit werden!

Hilfe und Wegweisung bietet dieser 2. Brief an Timotheus. Lehrmäßig wird uns aufgezeigt, was wichtig ist und wie das Böse ferngehalten werden kann.

Als Freunde konkordanter Wortverkündigung versuchen auch wir, mit einem Muster gesunder Worte die Wahrheit aufzuhellen, ihr den rechten Platz zu geben, damit dem immer mehr um sich greifenden Irrtum eines Mischevangeliums Einhalt geboten werden kann.

Jedem einzelnen von uns soll dieser Brief aufzeigen, dass es wirklich "letzte Zeit" ist und wir von den Gefahren der Letztzeit umgeben sind!


Verfasser, Empfänger und Gruß

2Tim 1:1

"Paulus, Apostel Christi Jesu durch den Willen Gottes...."

Dankbar nehmen wir das erste Stichwort in diesem Brief zur Betrachtung auf: "Den Willen Gottes". Im gesamten All ist einzig und allein Sein Wille bestimmend, er ist der einzig freie Wille, niemand kann sich ihm widersetzen.

Wer nun glaubt, auch der Mensch habe einen freien Willen, weil er sich ja scheinbar erfolgreich Gottes Willen widersetzen kann, unterliegt einem bedauerlichen Trugschluss, weil er nicht die Zeiträume durchschauen kann, die Gott gesetzt hat, um Sein Ziel zu erreichen. Gottes Ziel ist in 1Kor 15:28b klar festgelegt: "Gott alles in allen"!

Der Widerstand, den der Mensch Gott entgegensetzt, dient zur Durchführung Seines Heilsplanes. Deutlich sehen wir dies in Röm 11:32: "Denn Gott schließt alle zusammen in Widerspenstigkeit ein ...", und dann wird uns der Grund aufgezeigt: "... damit Er Sich aller erbarme". Der Mensch braucht die eigene Erfahrung der Widerspenstigkeit, damit ihm Gottes Liebe umso heller erstrahle.

Alles bewirkt Gott nach dem Ratschluss Seines Willens (gem. Eph 1:11), Er erwählte einen Zeltmacher Saulus zum Apostel der Nationen, und Er erwählte auch jeden einzelnen von uns zu einer vorgezogenen Rettung in Christus Jesus, unserem Herrn und Haupt. Wenn wir erste erkannt haben, dass wirklich alles sicher in Gottes Hand ruht, auch unser ganzes Leben und das der übrigen Menschheit, darf tiefer Frieden in unser Herz einziehen, und jede Unruhe muss weichen.

Wir erhalten nur auf einem Weg ewiges Leben, nämlich in Christus Jesus! Dazu lesen wir Röm 3:21: "Nun hat sich, getrennt vom Gesetz Gottes Gerechtigkeit offenbart (vom Gesetz und den Propheten bezeugt), eine Gerechtigkeit Gottes aber durch den Glauben Jesu Christi, die für alle ist und auf alle Glaubenden kommt".

Und weiter lesen wir in Gal 3:11: "Denn der Gerechte wird aus Glauben leben", nämlich dem Glauben des Sohnes Gottes.

Ein weiteres Wort Gottes schließt den Kreis: "Denn das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus befreit dich vom Gesetz der Sünde und des Todes" (Röm 8:2).

Obige Gottesworte lassen unsere Lebenserwartung in Christus Jesus hell aufleuchten. Schon vor äonischen Zeiten wurde uns dieses Leben verheißen (Tit 1:2), dann aber in ein Geheimnis gehüllt, und erst durch Paulus wurde dieses Erwartungsgut geheroldet. Wie unser Leitvers zeigt, hat Paulus sein Apostelamt durch den Willen Gottes geradezu mit der Verheißung dieses unauflöslichen Lebens identifiziert.

In Christus Jesus ist dieses Leben für uns unverlierbarer Besitz und wirkt sich durch den uns innewohnenden heiligen Geist au - wir sind heute schon im Geist lebendig gemacht in Christus! Er ist der Urquell allen Lebens, der sich wie ein Strom aus dem Herzen des Vaters ergießt!

2Tim 1:2

"...an Timotheus, mein geliebtes Glaubenskind."

Da die Großmutter sowie die Mutter von Timotheus gläubig waren, ist anzunehmen, dass auch Timotheus in israelitischem Sinne gläubig erzogen wurde (mit Königreichserwartung). Später wurde er durch den Dienst Pauli angesprochen. und erkannte durch das Wirken des heiligen Geistes seinen Platz an der Seite desselben und in dem von ihm geheroldeten Evangelium.

Die Schrift bezeugt uns, dass Timotheus, der ja leiblich aus einer Mischehe stammte, geistlich ein Kind des Paulus war, sogar ein "geliebtes Glaubenskind" (siehe auch 1Tim 1:2.18). Hier haben wir einen wichtigen Hinweis bezüglich unserer Stellung und des Dienstes in der gegenwärtigen Verwaltung der Gnade. Alle sind wir vom Geist geliebte Söhne Gottes (Röm 8:14) und Kinder des Apostels Paulus gemäß dem von ihm verkündigten Evangelium. Wer so geistliches Leben empfangen hat, der ist auf sicheren Boden gestellt. Wer hingegen einem Mischevangelium anhängt, also Petrus und die übrigen Apostel mit Paulus gleichsetzt, ist für den Dienst der überhimmlischen Berufung ungeeignet, da er den irdischen und überhimmlischen Dienst nicht zu trennen vermag. Unklare Erwartung und verworrenes Verhalten bringen die entsprechende geistliche Haltung.

Timotheus wird also in allem unser großes, nachahmenswertes Vorbild, und es kann ein segensreiches Leben sein, wenn wir uns ganz mit ihm identifizieren und sein Leben zu unserem machen und die Zusprüche Pauli als "an uns gerichtet" ansehen.

"Gnade, Erbarmen und Friede von Gott, dem Vater, und Christus Jesus, unserem Herrn."
Gnade

Auch dieser Brief beginnt mit den gewohnten Grußwort "Gnade". Wir dürfen die aber nicht so verstehen, dass Paulus uns diese Gnade wünscht - wir haben diese ja bereits als festen Glaubensgrund empfangen - vielmehr möchte er uns daran erinnern, dass Gnade etwas ist, was in uns Freude verursachen soll.

Lassen wir uns in obigem Zusammenhang an Röm 7 erinnern, Pauli Kampf mit seiner alten Fleischesnatur. Wir lesen, wie er mit aller Kraft gegen das Gesetz der Sünde in seinem Körper ankämpft, wie e aber immer gerade das Gegenteil von dem tut, was er will. Der Kampf gipfelt in dem Aufstöhnen: "Ich elender Mensch! Was wird mich aus dem Körper dieses Todes bergen?" (Röm 7:24)

Die göttliche Antwort besteht aus nur einem Wort: "Gnade!" Tiefe Freude muss dieses Wort "Gnade" in Paulus verursacht haben, denn schon im nächsten Vers wird aus einem Seufzenden ein Dankender.

Macht es auch uns froh, dass die Gnade allen Kampf gegen die Fleischesnatur überflüssig macht? Wenn ja, dann dürfen auch wir uns freuen und mit dem Psalmisten dankbar einstimmen:

"Denn Deine Gnade reicht, so weit der Himmel ist, und Deine Treue, so weit die Wolken gehen" (Ps 108:5).

Erbarmen

Wie im ersten Brief an Timotheus ist auch hier zwischen die bei Paulus sonst üblichen Grußworte "Gnade und Frieden" das Wort "Erbarmen" eingefügt. Es ist dies ein persönlicher Zuspruch an Timotheus, darf jedoch auch jedem von uns gelten, der sich mit ihm identifiziert.

Gleich der Gnade darf uns das Wissen um das göttliche Erbarmen zutiefst erfreuen. So lesen wir in Eph 2:4: "Gott aber, der so reich an Erbarmen ist - um Seiner vielen Liebe willen, mit der Er uns liebt....".

Gottes Erbarmen offenbart sich in Seiner Retterliebe, und dazu lesen wir in Tit 3:4-5: "Als aber die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes, unseres Retters, erschien, hat Er nicht aufgrund von Werken (die wir in Gerechtigkeit tun), sondern nach Seiner Barmherzigkeit gerettet..."

Dass Gott Sich einmal aller Geschöpfe erbarmen wird, lesen wir in Röm 11:31, nachdem Er sie zuvor alle zusammen in die Widerspenstigkeit eingeschlossen hat. Die Nationen werden dafür einmal Gott für Sein Erbarmen verherrlichen (Röm 15:9), wir aber dürfen es schon heute, weil wir als die Erstlinge der Geretteten Einsicht tin Gottes Ratschluss nehmen dürfen.

Friede

Es ist nicht der Friede, den wir Menschen untereinander aushandeln, angesprochen, sondern der Friede, der von Gott kommt.

Er macht uns still, wenn gestritten wird;
Er macht uns ruhig, wenn uns Sorgen quälen;
Er macht uns gelassen, wenn wir in Zweifel sind.

Voraussetzung ist das Wissen und Glauben um und an die alles lenkende Hand Gottes und das vertrauensvolle "sich an Ihn wenden" mit unseren Bitten, Gebeten und Flehen und Danksagung. Wo dies geschieht, gilt auch Pauli Wort an die Philipper: "Dann wir der Friede Gottes, der allem Denksinn überlegen ist, eure Herzen und eure Gedanken wie in einer Feste in Christus Jesus bewahren (Phil 4:7).

Vielen wird uns tagtäglich überfallen, davor können wir uns kaum schützen, aber wir können verhindern, dass z.B. Sorgen unseren Frieden im Herzen verdrängen. Der Weg führt über das absolute Vertrauen zu unserem himmlischen Vater. So möge. uns zu unserem Leitvers noch das Wort aus Röm 15:13 in den Tag geleiten:

Der Gott der Zuversicht aber erfülle euch mit aller Freude und allem Frieden im Glauben, damit ihr überfließt in der Zuversicht, in der Kraft heiligen Geistes."

Ermahnung zum furchtlosen Bekenntnis des Glaubens

2Tim 1:3

"Dankbarkeit habe ich gegenüber Gott, dem ich von meinen Vorfahren her mit reinem Gewissen Gottesdienst darbringe..."

Es ist bezeichnend für Paulusk dass, wenn er auf sein Leben zurückschaut, er von Dankbarkeit erfüllt ist. Diese Dankbarkeit hat ihre Wurzeln in dem absoluten Vertrauen in Gottes Wege.

Manche Gläubige schauen unter Jammern immer wieder zurück auf ihr altes Lebe. Auch Paulus hätte Grund zum Klagen gehabt, war er doch früher ein wütender Verfolger der ersten Nachfolger Jesu, ja trachtete sogar nach deren Tod und hatte Wohlgefallen daran (Apg 7:58- Apg 8:1). Umso mehr dürfen wir heute seine für uns vorbildliche Haltung beachten.

Spr 3:5-6 lehrt uns, Gott in allen unseren Wegen zu erkennen, auch in den krummen und unebenen. Gott will uns ja in die lebensnahe Verbindung mit der Finsternis bringen, uns diese erleben lassen, damit uns diese Erfahrung befähigt, Sein Licht umso mehr zu schätzen. So gesehen waren auch die weniger schönen Wege des Saulus (Paulus) Führungen Gottes, und hier, am Ende seines Lebens, sieht Paulus alles im klaren göttlichen Licht, und Dankbarkeit erfüllt sein Herz. Zwar bekennt er, dass er in früheren Zeiten ein Verfolger der herausgerufenen Gemeinde War (Gal 1:13), doch war dies keine heimtückische Handlung, sondern entsprang dem Wunsch, seinem Gott auch damit zu dienen. Trotz der schwerwiegenden folgen blieb sein Gewissen rein.

Fangen wir an, für alle Wege unserem Gott zu danken - einmal wird es offenbar werden, dass auch schwere, unverständliche Wege zutiefst Gottes Wege mit uns waren!

2Tim 1:4

"...wie unablässig ich die Erinnerung an dich habe in meinem Flehen nachts und tags, mich danach sehnend, wenn ich mich deiner Tränen erinner, dich zu Gesicht zu bekommen, damit ich mit Freude erfüllt werde...."

Dankbarkeit hat Paulus auch für den Bruder, den Gott ihm zur Seite gestellt hat, Timotheus. Hier klingt in wunderbarer Weise die Sehnsucht zweier Brüder nach Gemeinschaft in Christo an, die sich eins wissen in ihrer Liebe und ihrem Dienst für den Herrn, aber nun räumlich getrennt sind.

Der alt gewordene und am Ende seines Lebens stehende Paulus sehnt sich inbrünstig nach seinem Timotheus. Nachts und Tags sind die Erinnerungen wach, an gemeinsames Erleben, an gemeinsames Gebet und Flehen, an gemeinsames sich Anvertrauen und Öffnen der Herzen, an gemeinsame Freude wie auch gemeinsames Leid.

Wie zart deuten auch die erwähnten Tränen des Timotheus auf einen empfindsamen Charakter desselben hin, Eigenschaften, die Paulus immer wieder hervorhebt. Deutlich sehen wir dies in Pauli Brief an die Philipper: "Ich erwarte aber in dem Herrn Jesus, Timotheus schnell zu euch zu senden.... Denn ich habe niemand, der ebenso empfindet, der in so rechter Art um euer Ergehen besorgt sein wird; denn alle anderen suchen das Ihre und nicht das, was Christi Jesu ist" (Phil 2:19-21).

Vorbildlich ist hier der Zusammenschluss von Jung und Alt und vorbildlich das "Füreinander Dasein" im Dienst des Herrn.

2Tim 1:5

"...und neue Erinnerung erhalte an den ungeheuchelten Glauben in dir, der schon deiner Großmutter Lois. und deiner Mutter Eunike vorher inngewohnt hat; ich bin aber überzeugt, auch in dir."

Paulus machte bei seinen Reisen auch die bittere Erfahrung, dass Glauben geheuchelt werden kann. Auch uns mag diese Erfahrung nicht fremd sein. Besonders dort, wo Gemeinschaften ihre Abgrenzungszäune besonders hoch gebaut haben, sind die einzelnen Glieder in Gefahr, den Glauben zu heucheln oder gewisser frommen des Glaubens vorzugeben, die sie in Wirklichkeit gar nicht haben; der Grund liegt in der Angst vor dem Auffallen unter den anderen - man möchte gerne so sein wie die Masse! Selbst Männer wie der Apostel Petrus unterlagen dieser Gefahr der Heuchelei, um ja. nicht aufzufallen (Gal 2:11-14). In manchen Gemeinden, wo "der Herr als dein Arzt" verkündigt und dies zu einem Glaubensschwerpunkt gemacht wird, erdulden viele Gläubige lieben furchtbare Schmerzen, als die s zuzugeben und zum normalen Arzt zu gehen oder sie lassen sich lieber die Zähne im Mund verfaulen, als einen Zahnarzt aufzusuchen (solche Extreme wurden vom Verfasser selbst beobachtet).

Auf dem Gebet des Glaubens kann viel geheuchelt werden, die obige Aussage soll nur einen Teil davon widerspiegeln. Die bitteren Erfahrungen Pauli lassen die Sehnsucht nach Timotheus wachsen, nach seinem "ungeheuchelten" Glauben. Es ist ein Geschenk, Brüder um sich zu haben, die gleich Timotheus ohne Heuchelei sind, die den Mut haben, sich auch gegen die Masse zu stemmen, die nicht nur mit dem Kopf nicken und sich in allem anpassen. Für Paulus war die Erinnerung an Timotheus eine große Freude und Stärke; er wusste in ihm einen Bruder, der das, was er glaubte, auch in Wort und Tat auslebte.

2Tim 1:6

"Das ist auch die Ursache, dass ich dich erinnere, die Gnadengabe Gottes, die durch Auflegen meiner Hände in dir ist, wieder anzufachen."

Um auch die "Ursache" zu finden, die Paulus zu obigem Leitvers antrieb, gehen wir zwei Verse zurück und stoßen dort auf die Worte: "damit ich mit Freude erfüllt werden". Uns zeigt sich hier die feine Gesinnung Pauli: Wenn ich durch dich Freude erhalten darf, will ich dafür sorgen, dass auch du Freude erhältst. Die Freude soll Timotheus dadurch erhalten, indem er sich von Paulus an die Gnadengabe Gottes erinnern lässt. Da Paulus nicht von "den Gnadengaben" in der Mehrzahl, sondern nur von einer Gabe spricht, dürfen wir mit recht davon ausgehen, dass er die Gabe der Gnade anspricht.

Da Gnade der Bedeutung nach heißt: "Etwas, das Freude bereitet", dürfen auch wir uns mit Timotheus der Gnadengabe Gottes von Herzen erfreuen.

Wieder anfachen heißt, dass wir Menschen sehr vergesslich sind und alles schnell zur Gewohnheit wird und dass wir uns deshalb immer wieder zurückerinnern lassen sollen an den Quell der Freude, die Gnade!

Fachen also auch wir heute unsere Freude an, indem wir uns daran erinnern, dass die Gnade der Grundpfeiler unserer Rettung ist. Ohne eigenes Zutun, ohne jegliches Werk, ohne den geringsten Verdienst hat Gott uns eine vollständige Rettung verheißen, und dies heißt, ein ewiges Leben in der Herrlichkeit und in Seiner Gegenwart und der unseres Herrn. Je mehr uns die jetzige Endzeit bedrängt, je schneller kommt die Stunde, in der wir dieser Herrlichkeit entgegeneilen dürfen - hell darf darüber unsere Freude auflodern!

Schon im 1. Brief an Timotheus (1Tim 5:22) war vom Auflegen der Hände die Rede; da wir aber wissen, dass auf diesem Gebiet viel Unsicherheit besteht, wollen wir diesem Thema nochmals einen Tag widmen.

Die Gewissheit, dass wir die Gabe der Gnade erhalten haben, d.h. dass wir unserer Rettung in Christus gewiss sind, ist ein Werk des heiligen Geistes. Gott Selbst ist der Handelnde. Da viele Gläubige leider immer noch der Ansicht sind, den geist Gottes bekäme man nur durch die Handauflegung eines besonders dazu befähigten Bruders, kann nicht deutlich genug gesagt werden, dass dies ein Irrtum ist. Kein Mensch kann Gottes Geist vermitteln, weder durch rituelle Handlung noch sonst irgendwie. Es ist allein Gottes souveränes Wirken, und Er gibt heute Seinen Geist denen als Siegel der Rettung, die Er schon vor dem Niederwurf der Welt auserwählt hat (Eph 1:4).

Anders verhält es sich bei Israel und. hier insbesondere bei der Königreichsgemeinde. Schon von alters her gehörte die Handauflegung, das Segnen, zu einem festen Brauch. Jesus Selbst sowie später Seine Jünger handhabten dieses ganz selbstverständlich - nur war der hier gegebene Geist keine unumstößliche Gewissheit auf Rettung; denn bekanntermaßen konnten in der Pfingstverwaltung gläubige wieder abfallen, wie wir dies drastisch bei Ananias und Saphira sehen (Apg 5.), die den heiligen Geist belogen hatten.

Mit Sicherheit legte Paulus dem Timotheus die Hände in jener früheren Zeit auf, als er selbst noch Königreichsevangelium verkündete; die abnehmende Bedeutung der Handauflegung in der Zeit des Übergangs von der Königreichserwartung zur überhimmlischen Erwartung geht aus 1Tim 5:22 hervor.

2Tim 1:7

"Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit, sondern der Kraft und der Liebe und der gesunden Vernunft gegeben."

Der vorgestrige Tag zeigt uns, dass die uns geschenkte Gnade täglich Grund zur Freude sein darf. Gewisse äußere Umstände, aber auch persönliche Veranlagungen oder körperliche Gebrechen können die Freud mehr oder weniger abdämpfen, ja, sie sogar zum Erlöschen bringen.

Ein Leben ohne oder mit wenig Freude macht verzagt und damit richten sich unser Blicke auf Timotheus. Wir wissen um gewisse körperliche Schwächen bei Timotheus (1Tim 5:23)., die ihm sicherlich bei seinem Dienst hinderlich und auch peinlich waren; wir wissen um seine Jugend, die ihn bei seinem dienst oft befangen oder gar ängstlich machte, so dass Paulus z.B. die Korinther aufforderte, ihn so zu behandeln k, dass er furcht los bei ihnen weilen konnte (1Kor 16:10-11), und wir können gut mit fühlen, dass sich in ihm Schüchternheit und Scheu regten, mit dem oft nötigen Respekt aufzutreten. Hinzu kam dann noch die Gefangennahme Pauli und essen Hinweggeführtwerden nach Rom. So können wir gut verstehen, wenn sich auch in Timotheus Verzagtheit ausbreitete - und in diese Situation hinein richtet sich obiges Wort.

Vielleicht bist auch Du, lieber Leser, ähnlich wie Timotheus, traurig, vielleicht gehörst auch Du zu den Schwachen. und leidest unter diesem Zustand - dann lass Dir heute sagen: Das Werk des Herrn braucht keine körperliche Vollkommenheit oder fleischliche Kraft, dies würde uns eher hindern, demütig zu sein; nein, Gott will Sich gerade in unserer Schwachheit offenbaren und darin Seine Kraft und Herrlichkeit offenbaren (Vgl. 2Kor 12:9-10).

"...sondern der Kraft und der Liebe und der gesunden Vernunft."

Körperlich wohl schwach, aber im Geist kraftvoll, so sieht der Gläubige der Gnadenverwaltung aus. Paulus stellte diesen Typus dar, auch Timotheus, warum also sollten wir in der Mehrzahl von dieser Linie abweichen?

Nun kommt aber der Geist der Kraft nicht in uns, indem wir uns abwartend passiv verhalten. Als Gottes Wort noch unvollkommen war, sprach Gott noch direkt zu den Menschen; heute spricht Gott durch Sein vollkommen gemachte Wort zu uns, durch die Bibel, und dieses Wort ist lebendig und wirksam, es bewegt also etwas in uns.

In Röm 7:24-25 genügte ein einziges Wort Gottes - nämlich "Gnade", dass aus einem verzweifelt rufenden Paulus ein dankbarer Beter wurde. Ähnliches erleben wir in 2Kor 12:8-9 wo Paulus, unter den Schlägen Satans um körperliche Hilfe flehend, von Gott versichert bekommt: "Dir genügt Meine Gnade, denn Meine Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht". Auch hier wird durch Gottes Zusicherung aus einem um Hilfe Schreienden ein den Vater Rühmender!

Gott spricht auch heute. zu uns, aber wir müssen aktiv werden und müssen in Seinem Wort lesen; nur so erreicht Er uns! Kein schwärmerisches Warten auf geheimnisvolle Stimmen, Eingebungen oder Gesichte, sondern ein Versenken in die Schrift, und dies auch mit klarer und gesunder Vernunft. Dies ist die Quelle, aus der wir schöpfen können, aus der uns die verheißenen Geistesgaben zufließen, lasset uns reichlich davon Gebrauch machen!

2Tim 1:8

"Schäme dich nun nicht des Zeugnisses unseres Herrn noch meiner, Seines Gebundenen...."

Gesunde Vernunft brauchen wir, um uns nicht von äußerlichen Dingen täuschen zu lassen. Es ist eine Tatsache, dass ein gesunder, attraktiver Mensch in der Welt mehr erreichen kann als ein ansehnlicher und vielleicht noch kränkelnder Mensch. Leider gilt dieser Maßstab oft auch in gläubigen Kreisen. Nach allem, was wir über Timotheus wissen, müssen wir ihn eher unter den "wenig Beachteten" einreihen.

Dr Zuspruch Pauli gilt also auch all jenen unter uns, die schüchtern sind, Hemmungen haben oder in sonst einer W eise leiden. Paulus ruft all jenen zu: Schaue nicht auf dich, lass dich nicht vom Äußerlichkeiten abhalten, schaue auf den Herrn! Nicht unsere Gestalt, unsere Ausdrucksweise wirkt in den Herzen derer, denen wir Zeugnis geben, sondern der heilige Geist. Die. müssen wir uns stets vergegenwärtigen!

Halten wir uns also dort, wo es uns drängt, Zeugnis zu geben, nicht aus falscher Scham zurück, stellen wir uns offen und entschieden auf die Seite der Schwachen und Unbeachteten und zeigen wir ihnen mit unserer Haltung, dass wir uns ihrer nicht schämen. Suchen wir unseren eigenen Ruhm und unser Ansehen, wird uns dies schlecht oder gar nicht gelingen, suchen wir aber den Ruhm des Herrn, so werden diese Demutswege Herrlichkeitswege werden!

"...:sondern leide Übles mit mir für das Evangelium ...."

Es ist wichtig, dass wir beim Überdenken des obigen Wortes einiges differenzieren: Unsere herrliche Stellung, die wir in Christus haben, hat natürlich nichts mit Leiden zu tun, im Gegenteil, sie gibt uns größere Freude. Schwierig wird es hier, wenn viele Gläubige in diesem Stand stehenbleiben und in ihrem Erdenleben nur noch dies Freude genießen wollen. Hier liegt mit ein entscheidender Punkt darin, dass Paulus wenig oder garnicht beachtet wird - seine Botschaft beinhaltet neben größten Herrlichkeit doch auch die Leiden, wie sie unser Textwort ja auch zeigt. Aber gerade diese Leiden wollen viel umgehen!

Neben unserem herrlichen Stand in Christus ist unser Wandel und Dienst für das Evangelium mit Leiden verbunden, soweit wir Paulus folgen. Paulus charakterisiert dieses Leiden schon damit, dass er sich als "Gebundener seines Herrn" bezeichnet (siehe Vers 8a), denn um des Inhaltes seines Evangeliums willen wurde er in Banden gelegt (2Tim 1:11-12).

Wer also nicht im Glauben stehenbleiben möchte, wer zu einem brauchbaren Gefäß heranreifen möchte, der muss geistlich erwachen, der muss aus den geistlich Toten aufstehen, dem muss der Christus aufleuchten (gem. Eph 1:4). Das Aufleuchten des Christus ist gleichzeitig ein "Ihn Erkennen", und dazu gehört "die Kraft Seiner Auferstehung und die Gemeinschaft Seiner Leiden, indem ich Seinem Tod gleichgestaltet werde" (Phil 3:10).

Die Aufforderung von gestern, in die Gemeinschaft Seiner Leiden einzugehen, führt auf das Gebiet des eigenen Mitwirkens. Es ist ein Appell an uns, die uns angeborene Scheu und Furcht vor Leiden zu überwinden.

So gilt auch uns heute noch der obige Leitvers - er sucht Wiliige für diesen in Schwachheit zu vollbringenden Wandel und Dienst. Dabei darf jeder die Erfahrung machen, dass dies Leiden in der "Kraft Seiner Auferstehung" sehr wohl getragen werden können. Wer in diese Leiden hineingeführt wird, darf sie nicht misslichen Umständen oder dem Zufall zuschreiben, sondern muss den Herrn Selbst als ihren Urheber sehen. Jesus Christus kennt das von der Gemeinde noch zu erstattende Vollmaß der Leiden, und hier mithelfen zu dürfen, ist ein göttliches Vorrecht, welches Seinen Ruhm vermehrt und Ihm zur Verherrlichung an Seinem Tage dient.

Mit obigem Leitwort führt Paulus den Timotheus auf den Hochweg der Vollkommenheit, den wir in unserer Schrift zum Gedenken an Bruder Mathias Jaegle im Jahre 1992 ausführlich beschrieben haben.

Dort, wo dann unser Leiden beendet ist, wird auch die Belohnung ausgeteilt für die, die mit gelitten haben, denn wenn wir mitleiden, werden wir auch mit Ihm verherrlicht werden (Röm 8:17), und wenn wir erdulden, werden wir auch mit herrschen (2Tim 2:12).

2Tim 1:9

"...nach der Kraft Gottes...."

Wohl betonten wir gestern, dass Leiden unser Mitwirken erfordern, und dies ist richtig, tritt diese Aufforderung doch klar in Vers 7 zutage. Heute dürfen wir genauso klar erkennen, dass solche Leiden nut "in der Kraft Gottes" möglich sind.

Paulus gibt uns hierzu lebensnahen Unterricht aus seinem Leben: In Asien war er mit seinen Mitarbeitern mit Drangsal beschwert, die weit über ihre eigenen Kräfte ging, so dass sie am Leben verzweifelten. Aber dieses schmerzliche Erleben wurde ihnen zur wertvollen Lehre, ihr Vertrauen ganz auf Gott zu setzen, der die Toten auferweckt (2Kor 1:8-9).

Je mehr wir Gott erkennen, je größer wird unser Vertrauen zu Ihm, und je mehr wir die Herrlichkeit sehen können, die Gott für uns zubereitet hat, umso kleiner und bescheidener erscheinen uns die Leiden, die wir in dieser Welt tragen dürfen. "Denn ich rechnet damit, dass die Leiden der jetzigen Frist nicht wert sind der Herrlichkeit, die im Begriff steht, in uns enthüllt zu werden" (Röm 8:18), oder: "denn das augenblickliche Leichte unserer Drangsal bewirkt für uns eine alles überragende und. zum Überragenden führende äonische Gewichtigkeit der Herrlichkeit..." (2Kor 4:17).

Lasst uns zusammen mit dem Apostel Paulus und Timotheus die Kraft Seiner Auferstehung erkennen, um aus dieser unendlichen Kraftquelle zu schöpfen, um das Üble für das Evangelium mitleiden zu können.

"...der uns gerettet und berufen hat mit heiliger Berufung..."

Nach der Aufforderung "leide Übles mit mir" und dem Hinführen an die "Kraft Gottes" werden wir an zwei Punkte erinnert die uns mit Kraft erfüllen sollen:

1. gerettet
2. berufen

Unsere Rettung ist unauflöslich mit dem Namen "Jesus" verbunden. Jesus ist die griechische Form des hebräischen Jeschua und bedeutet übersetzt "Retter". Zwar trug Jesus diesen Namen schon seit seiner irdischen Geburt, doch erworben hat Er in erst, als Er, am Fluchholz hängend, die letzten Worte aushauchte: "Es ist vollbracht"" Nach Phil 2:9 ist dies der Name, mit dem der Vater den Sohn überaus hoch erhöhte, nachdem Er Sich bis zum Kreuzestod erniedrigt hatte.

In diesem Namen "Jesus" sind aber nicht nur wir gerettet, sondern die ganze Schöpfung, denn : "Damit in dem Namen Jesu sich jedes Knie beuge, der Überhimmlischen, Irdischen und Unterirdischen...." (Phil 2:10).

Dass Gott ein Retter aller Menschen ist, sahen wir ja schon in 1Tim 4:10, und dass Er Sich aller erbarmt, lehrt uns Röm 11:32. Lasst uns diesen Rettergott mutig bezeugen, auch wenn unser Zeugnis Leiden nach sich zieht - es sind dies genau die Leiden, von denen Paulus spricht und die wir in der Liebe und Kraft Gottes tragen dürfen.

Gestern durften wir uns daran erfreuen, dass wir in unserem Herrn Gerettete sind, heute ist es die Tatsache, dass wir Berufene sind, und zwar zu einer überhimmlischen Berufung.

Im Gegensatz zu uns sehen wir Israel, das zwar auch eine Berufung erhalten hat, aber nicht eine überhimmlische, sondern eine irdische. So groß und weit nun auch die Unterschiede der Berufungsebene sind, so haben sie doch beide einen gemeinsamen Grund und ein Ziel. In dem Wort "Berufung sind ja die beiden Worte Beruf und rufen enthalten, und dies bedeutet, dass wir von Gott zu einem Beruf, zu einer Aufgabe gerufen sind. Das Ziel des Berufes lautet: "....um in Christus das All aufzuhaupten: beides, das in den Himmeln und das auf der Erde" (Eph 1:10).

Für die Himmel wird die Körpergemeinde Jesu Christi vorbereitet und für die Erde Israel; damit haben wir also zwei Berufungsträger, die das All in Christus aufhaupten sollen, d.h. es aus der Tiefe des Falles emporzuheben in das Licht der Liebe und Barmherzigkeit Gottes, bis alle Geschöpfe ihren Herrn und Retter Jesus Christus anerkennen und in Ihm Rettung erlangen.

Gott hat uns also mit heiliger Berufung in diese Aufgabe berufen, und unser Erdenleben soll in jeder Art und W eise die Zubereitung auf diese Aufgabe sein. Das Wissen um diese herrliche Berufung soll aber auch eine tägliche Kraftquelle sein, die uns die Leiden tapfer tragen läßt - wissen wir doch jetzt genau, wozu und warum wir diese erdulden müssen!

"....nicht nach unseren Werken, sondern nach Seinem eigenen Vorsatz und der Gnade...."

So einfach und so klar unser heutiges Leitwort in seiner Bedeutung vor uns steht, so kompliziert machen es oft die Gläubigen. Es ist offensichtlich geworden, dass sich viele Gläubige ihre Rettung und Berufung lieber selber erwerben wollen, anstatt diese als ein Gnadengeschenk anzunehmen. Dies liegt einmal schon in der falschen Belehrung so mancher Brüder, und zum anderen liegt es an den Einflüsterungen des Widerwirkers, der dem Menschen von Anfang an einflößte, er können wie Gott sein, d.h. er brauche Gott nicht überall und unbedingt!

Unser obiges Leitwort lehrt also ganz eindeutig, dass unsere Rettung und Berufung nicht von unseren Werken abhängt, wir lesen dazu in Eph 2:8-10, dass wir in der Gnade Gerettete sind: "... nicht aus Werken, damit sich niemand rühme. Denn wir sind Sein Tatwerk, erschaffen in Christus Jesus für gute Werke, die Gott vorher bereitet, damit wir in ihnen wandeln."

Wenn wir die Worte des Epheserbriefes aufmerksam lesen, so erkennen wir leicht, dass Gott der Allesbewirkende ist, und wir sin ddie Beschenkten. Gott bereitet die guten Werke vorher, und wir werden in diese hineingestellt, um darin zu wandeln. Dies ist dann kein ängstlicher, verkrampfter Wandel mit der Furcht im Nacken, "hoffentlich komme ich in den Himmel", sondern es ist vielmehr ein Wandel, der dem festen Glauben entspringt, ein Geretteter zu sein, der nun diese Rettung voller Freude und Hingabe ausleben darf.

"...nach Seinem eigenen Vorsatz..."

Gottes Liebe bestand von Anfang an, sie verlangte danach, sich Geschöpfen zu offenbaren, die in der Lage sind, diese Liebe zu erwidern. Aus diesem Grund setzte Sich Gott vor (Er fasste den Vorsatz), solche Geschöpfe aus sich heraus zu erschaffen und mit diesen Sein vorgesetztes Ziel zu erreichen.

Eph 3:11 spricht vom "Vorsatz der Äonen, den Er in Christus Jesus, unserem Herrn gefasst hat". Die Äonen sollen uns also den Vorsatz Gottes zeitlich verständlich machen, den Er in Christus zur Durchführung brachte.

In Eph 1:11 lesen wir, dass wir "vorherbestimmt sind, dem Vorsatz dessen gemäß, der alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt ..." Gottes Vorsatz steht also hinter allem, und es ist Sein Wille, dass auch alles entsprechend ausgeführt wird.

Die obigen Aussagen lassen erkennen, dass hinter allem Geschehen im gesamten All Gottes Vorsatz steht. Auch wenn es scheint als ob der Mensch sich Gottes Willen widersetzen kann, so ist dieser Widerstand kein beweis eines sogenannten "freien Willens" der Menschen, sondern in Gottes Augen nur ein Freiraum für eine geringe Zeitspanne, den Gott denjenigen Menschen gibt, die nicht zu der Erstlingsschafr berufen wurden.

Wie souverän Gott auserwählt und beruft, zeigt uns auch Röm 9:10 ff. Erst ein Denken in Äonen lässt uns diese Verse im richtigen Licht aufleuchten und zeigt uns, trotz manch vordergründiger Fragen, im Hintergrund den liebenden, sich erbarmenden Gott und Vater.

"...und der Gnade, die uns in Christus vor äonischen Zeiten gegeben ist...."

Gestern sprachen wir von Äonen als riesigen Zeitläufen, an denen uns Gott Seinen Vorsatz zeitlich verdeutlichen will. Unser heutiges Textwort spricht von einer Zeit, als diese Äonen noch gar nicht vorhanden waren - für uns eine kaum fassbare Zeit in der Vergangenheit!

In diese fast unvorstellbar weit zurückliegende voräonische Zeit dürfen wir mit Hilfe des Wortes etwas hineinschauen:

Lange vor den Äonen, bevor etwas geschaffen war, sehen wir Gott in Sich Selbst (Röm 11:36). Der Text "Denn aus Ihm ... ist das All" erlaubt diese Aussage. Der Erstgeborene vor jeder Schöpfung und vor den Äonen war der Sohn Gottes (Kol 1:15), denn durch den Sohn wurden ja erst die Äonen gemacht (Hebr 1:2).

Paulus schreibt an die Korinther von "Gottes Weisheit in einem Geheimnis, von der verborgen gewesenen, die Gott vor den Äonen zu unserer Herrlichkeit vorherbestimmt hatte" (1Kor 2:7). Gottes Weisheit wurde uns duch den Apostel Paulus enthüllt, und staunend dürfen wir erkennen, dass auch jeder von uns, obwohl noch nicht geschaffen, dort schon eine Rolle spielte. In jener Zeit wurde uns nämlich schon äonisches Leben verheißen (Tit 1:2) und die Gnade gegeben, wie sie unser Leitvers bezeugt. Dies alles, bevor etwas Sündhaftes bestand, ja sogar bevor der Satan erschaffen wurde!

2Tim 1:10

"...nun aber durch das Erscheinen unseres Retters Christus Jesus offenbart wird..."

Führte uns der gestrige Tag weit zurück in die voräonischen Zeiten, so sind es heute nur knapp zweitausend Jahre, in die wir uns gedanklich zurückversetzen dürfen. Für Paulus war die Zeit so gering, dass er sagen konnte: "nun aber..."!

  1. die Gnade Wurde uns in voräonischen Zeiten gegeben, mit dem Kommen des Herrn wurde sie uns geoffenbart, sichtbar, erlebbar gemacht. In einer für die gesamte Schöpfung und für alle Zeiten einmaligen Tat errang Jesus Christus für uns den Sieg, indem Er alle Gottheit ablegte und den Weg der Menschen ging und gehorsam war bis zum Tod am Kreuz.

Es ist Gottes Weisheit, das nur ein kleiner Teil der Menschheit heute schon erkennen durfte und darf, was diese Tat des Sohnes in seiner ganzen Tiefe bedeutet. Wir dürfen uns zu den Glücklichen zählen, denen das Geheimnis enthüllt worden ist, die ihre Gnadenstellung und Berufung erkennen dürfen - und dies alles in unserem Retter Christus Jesus.

"Gott war inChristus, die Welt mit Sich Selbst versöhnend" (2Kor 5:19). Gott war also nicht ferne oder abgewandt von dem am Kreuz hängenden Sohne. Das falsch gedeutete und mit Tradition übernommene Wort von der "Verlassenheit" des Sohnes am Kreuz verdunkelt hier die rechte Sicht (siehe hierzu unsere Schrift: "der Schrei am Kreuz") .In jedem Fall aber darf uns die Tatsache immer wieder aufs Neue erfreuen, dass wir das Zeugnis des Erscheinens Jesu Christi haben, der uns aus der Gottesferne wieder zurück zum Vater brachte.

"...der den Tod aufhebt und dafür Leben und Unvergänglichkeit ans Licht bringt..."

Der Tod muss einmal als Person, zum anderen als ein Zustand gesehen werden. Als Person sehen wir ihn z.B. als den schrecklichsten der vier Reiter aus Offb 6:8, auf einem fahlen Pferd sitzend. In 1Kor 15:26 steht er als "der letzte Feind, der abgetan wird" Als Zustand wird der Tod mit dem "Schlaf" verglichen; der Schlafende hat dabei keinerlei Wahrnehmungen. Auch die bewusste Gemeinschaft mit Gott ist durch den Todeszustand unterbrochen.

Da der Tod für die Menschen in keiner Form süß oder angenehm erscheint, erfüllt sie der Gedanke an ihn auch Furcht und Grauen. Auch wir Gläubigen sind von dieser Todesfurcht nicht verschont, steht doch hinter dem Tod der Widerwirker, der die Gewalt des Todes hat (Hebr 2:14).

In diesem Zustand der Todesfurcht greift nun unser Leitwort hinein und will. uns zusprechen, ja uns sogar von dieser Furcht befreien. Christus Jesus, unser Retter, hebt den Tod auf, und dies bedeutet für uns, dass der Tod an uns kein Anrecht mehr hat. Wir werden zwar alle sterben (es sei denn, unser Herr kommt zu unseren Lebzeiten und holt uns ab zur Entrückung), doch der dem Sterben folgende Zustand ist eine Zeit, die wir nicht wahrnehmen. Wir erleben sofort nach dem Verlieren des Bewusstseins die Wirksamkeit der Gewalt der Stärke Gottes, die schon in Christus gewirkt hat und auch uns aus den Toten auferweckt (gem. Eph 1:19-20), d. h. also, unser nächstes Erlebnis nach dem Eingang in den Todeszustand ist die zutiefst beglückende Stimme unseres Herrn, der uns. zu Sich abholt in die Herrlichkeit.

In Röm 6:23 lesen wir: "Denn die Kostration der. Sünde ist Tod....". Das Wort "Kostration" bedeutet die Ration der Kost z.B. eines Söldners, es ist z.T. der. Lohn für seine Dienste. Der Tod ist also die Kost (-) Ration der Sünde, welche das erste Menschenpaar im Paradies beging.

DA alle Menschen aus Adam stammen, ist auch in allen Menschen die Kostration der Sünde wirksam, nämlich der Tod.

Doch unser anfangs zitierter Vers auch Röm 6:23 hat noch eine Fortsetzung: "aber die Gnadengabe Gottes ist äonisches Leben in Christus, unserem Herrn"

Durch Christi Tod ist Gott mit uns ausgesöhnt (Kol 1:22), unsere Schulden wurden durch Ihn bezahlt (Eph 1:7), äonisches (= unvergängliches) Leben ist uns gewiss. Wenn wir hier von "uns" sprechen, dann sind natürlich zuerst die Körperglieder des Christus angesprochen; ihr Eintritt in die Unvergänglichkeit erfolgt ja durch die Entrückung. Ein Unterschied besteht hier zu Israel als Königreichsgemeinde. Seine Auferstehung erfolgt nicht bei der Entrückung, sondern zu Beginn des irdischen Königreiches (Tausendjahrreiches). Diesen Zeitunterschied bezeugt uns Eph 1:12: "... die wir eine frühere Erwartung (als Israel) in Christus haben."

Bei "der Vollendung" werden dann alle lebendig gemacht und mit unvergänglichem Leben beschenkt (1Kor 15:23-24), es sind dies die übrigen Völker, die durch Gerichte hindurch auch an ihr glückliches Ziel gelangen.

2Tim 1:11

"durch das Evangelium, für das ich als Herold, Apostel und Lehrer der Nationen eingesetzt wurde."

Leben und Unvergänglichkeit durch das Evangelium des Paulus - hier könnte man einwenden, dass doch auch Petrus, Johannes, Jakobus und die übrigen Apostel dieses unvergängliche Leben predigten. Dies ist zwar zutreffende, doch mit dem einen großen Unterschied, dass Israel als Königreichsgemeinde das Leben zunächst für das irdische Tausendjahrreich auf Erden erhält und danach die neue Erde mit dem aus den Himmeln herabkommenden neuen Jerusalem bewohnen wird Zeugnis der Offenbarung des Johanne). Auf dieses unvergängliche Leben zielt die Predigt der Apostel Petrus, Johannes, Jakobus und der anderen.

Pauli Evangelium zeugt von einem Leben in den überhimmlischen Räumen, also losgelöst von dieser und der neuen zukünftigen Erde. Er will unsere Sinne und Gedanken hinweg vom Irdischen hin zu dem richten, was droben ist, wo Christus ist, zur Rechten Gottes sitzend (Kol 3:1-2).

Trotz der gläubigen Legitimation, wie wir sei ja im Eingangsvers dieses 2. Briefes lesen, dass Paulus gemäß unserem heutigen Leitvers der Herold, Apostel und Lehrer der Nationen ist, hören auch heute immer noch sehr wenig Gläubige auf Paulus. So ist es auch nicht verwunderlich, wenn unter Gläubigen "das Überhimmlische" kaum oder überhaupt nicht bekannt ist, dafür die Königreichsbotschaft bereitwillig und gedankenlos übernommen wird, ohne die hierdurch entstandenen Widersprüche zu klären.

Lassen wir uns heut erneut zusprechen, dass Paulus unser Apostel ist, dass nur er allein uns. unser überhimmlisches Berufungsgut nahebringen kann durch das ihm inspirierte Evangelium des erhöhten Herrn!

Rechnet damit

Wir haben in den letzten zwei Tagen aufgezeigt, dass wir durch Pauli Evangelium eine herrliche Erwartung auf unvergängliches Leben haben. Diese Erwartung ist zukünftig (Tit 1:2). Nach 1Tim 6:12 sollen wir dies aber schon heute im Glauben ergreifen, sie uns zu eigen machen. Paulus bezeichnet dies als "den edlen Ringkampf des Glaubens"!

Das 6. Kapitel des Römerbriefes beschäftigt sich mit der Tatsache, dass wir mit Christus Jesus der Sünde gestorben sind, dass wir aber auch mit Ihm auferstanden sind, um in Neuheit des Lebens zu wandeln. "Rechnet damit, dass ihr selbst der Sünde gegenüber tot seid, aber lebend für Gott in Christus Jesus, unserem Herrn" (Röm 6:11).

Im Fleisch zwar dem Tod entgegengehend, im Geist aber schon unvergängliches Leben ergreifend, die ist unser irdischer Daseinskampf. Wer mit Christus im Glauben auferweckt wurde, sucht nach dem, was droben ist, weil dort sein Herrn zu finden ist (Kol 3:1-3).

Es ist Satans Bestreben, uns irdisch gesinnt zu halten, unsere fleischliche Gesinnung anzureizen und uns dadurch von dem Trachten nach oben abzuhalten. Der fleischlich Gesinnte ist sich noch nicht bewusst, dass er im Geist erfassen könnte, dass er heute schon erweckt und inmitten der Überhimmlischen niedergesetzt ist in Christus Jesus, unserem Herrn; abaer gerade an diesen Punkt will uns das Evangelium des Paulus heranführen. Rechnet damit...

2Tim 1:12

"Das ist auch die Ursache, dass ich dies jetzt leide...."

Unser heutiger Vers schlägt eine Brücke zurück. zu Vers 8: Paulus leidet als Gebundener im Gefängnis in Rom für das Evangelium, dessen Inhalt unsere Rettung in der Gnade ist. Christus hat uns aus dem Fluch des Gesetzes erkauft, weil Er um unseretwillen zum Fluch wurde (Gal 3:13). Frei von den Zwängen des Gesetzes und seiner Werke dürfen wir im Glauben des Sohnes Gottes leben und uns darin gerechtfertigt und gerettet wissen.

Nun lehrt aber Jakobus, dass nicht der glaube allein die Rechtfertigung vor Gott bewirkt, sondern das Werke notwendig sind (Jak 2:24). Wir beachten hierbei, dass Jakobus an die zwölf Stämme Israels in der Zerstreuung schrieb (Jak 1:1), dass also hier die Königreichsgemeinde und nicht die Körpergemeinde angeschrieben ist.

Die beiden oben angeführten doch sehr unterschiedlichen Wege der Rettung ergeben dort, wo sie zusammenstoßen, Spannungen. Israel wollte nicht erkennen, dass Paulus ein anderes Evangelium erhalten hat, welches auch noch an die Nationen gehen sollte. Der Kampf der Israeliten gegen dieses Evangelium wird so zwar für uns nicht akzeptabel, aber verständlich. Paulus litt ständig unter dem Druck seiner Brüder dem Fleische nach, die seine Freiheit vom Gesetz nicht hinnehmen wollten. Dass dieser Kampf sich auch in die von Paulus gegründeten Gemeinden hineinzog, betrübte ihn besonders (siehe das Beispiel der Galater), zumal er feststellen musste, dass sich die Gläubigen sehr schnell wieder umstellen ließen, nämlich von der Gnade zum Gesetz - und wie damals, ist diese Neigung auch heute noch unter den Gläubigen stark vorhanden.

Wir schlossen gestern mit der Feststellung, dass bis heute die Neigung unter den Gläubigen groß ist, sich von der Gnade zum Gesetz umstellen zu lassen. Die tiefere Ursache hierfür liegt in den ständigen Einflüsterungen des Widerwirkers: Du musst selber etwas tun - nimm deine Rettung selbst in die Hand - lass dir ja nichts schenken!

Sind die Fleischeswerke, auf das Irdische bezogen, ein tatsächlich wichtiger Faktor (Israels Auftrag ist ja irdisch und im Königreich auf Erden werden sichtbare Werke die übrigen Nationen ansprechen), so sind sie für das Überhimmlische nutzlos, weil geistliche Geschöpfe keine irdischen Gesetzeswerke benötigen, um überzeugt zu werden.

Wir verstehen jetzt besser, dass Paulus sehr darunter litt, wenn durch ihn gläubig Gewordene die Gnade ablegten und sich wieder dem Gesetz zuwandten. Ein klein wenig Sauerteig durchsäuert den ganzen Teig (Gal 5:9), d. h. ein klein wenig Gesetzlichkeit unter die Gnade gemischt macht die Einzigartigkeit der Gnade zunichte.

Wie fleht Paulus m Galaterbrief diese Galater doch an, wieder umzukehren. Wir fühlen regelrecht mit! Vielleich kennen wir sogar dieses Problem aus eigener Erfahrung!

Im 4. Kapitel des Galaterbriefes stellt Paulus einige Gegensätze heraus, die auch uns dienlich sein können:

Mündig/unmündig (Gal 4:1); Sklave/Herr (Gal 4:1); Sklave/Sohn (Gal 4:7); die Magd/die Freie (Gal 4:22); Fleisch/Verheißung (Gal 4:23); jetziges Jerusalem/Jerusalem droben (Gal 4:25-26); fleischgezeugt/geistgezeugt (Gal 4:29).

"...jedoch schäme ich mich dessen nicht; denn ich weiß, wem ich geglaubt habe;..."

Man muss sich in Paulus hineinversetzen, um seine Rechtfertigung hier richtig zu verstehen: Als berufener Apostel soll er den Nationen das Evangelium des erhöhten Christus nahebringen. Doch wie sieht er selber aus?

"In Mühen übermäßiger, in Gefängnissen übermäßiger, unter Schlägen überreichlich, oftmals in Todesgefahr. Von Juden erhielt ich fünfmal vierzig Schläge weniger einen. Dreimal wurde ich mit Ruten gepeitscht, einmal wurde ich gesteinigt, dreimal erlitt ich Schiffbruch, eine Nacht und einen Tag habe ich im Sumpf verbracht.... (2Kor 11:23 ff.)

Die Aufzählung der Leiden in obigem Test geht noch weiter - uns zeigt es einfühlsam, dass Paulus sicher bange war, was wohl seine Mitstreiter und Zuhörer von ihm denken müssen! Könnte nicht bei manchem der Gedanke aufgekeimt sein, ob dieses Jammerbild eines Menschen überhaupt ein berufener Apostel ist?

"Jedoch ich schäme mich dessen nicht" ruft Paulus dem Timotheus zu! "...denn ich weiß , wem ich geglaubt habe!" Es ist eine feste Tatsache, dass sich Pauli Evangelium nicht in der Kraft von Zeichen und Wundern offenbart, wie wir es von der Pfingstverwaltung her kennen, sondern in äußerlicher Schwachheit, die ganz auf die Gnade setzt! Entsprechend lesen wir auch in seinem Brief an die Korinther: "Sehr gerne werde ich daher eher die Schwachheit an mir rühmen, damit die Kraft des Christus über mir zelte" (2Kor 12:9b).

Schämen also auch wir uns nicht unserer äußerlichen Schwachheiten, sondern rühmen uns im Geiste Christi, unseres Herrn, Seiner auch uns innewohnenden geistigen Kraft, die uns Sein Wort aufschließt und verständlich macht.

"...und ich überzeugt, dass Er mächtig ist, das mir Anvertraute auf jenen Tag zu bewahren."

"Jener Tag", von dem Paulus hier vor fast zweitausend Jahren sprach, ist heute sehr nahe gekommen, es ist der Tag, an dem die Körpergemeinde Jesu Christi von der Erde hinweggerückt wird dem Herrn entgegen in die Luft. Wenn wir, die wir heute am Ende dieses Äons stehen, die Zeit bis zu Paulus zurückverflogen, so muss uns tiefe Dankbarkeit durchfluten, denn Paulis Überzeugung in unserem Leitvers hat sich machtvoll bewahrheitet.

Dürfen wir heute nicht immer noch Träger dieses so kostbaren Evangeliums der Gnade sein? Haben wir nicht zutiefst ergriffen unsere überhimmlische Berufung erkannt, mit all den dort auf uns wartenden Aufgaben?

Ja, Er ist wahrlich mächtig und hat das dem Paulus Anvertraute bis zum heutigen Tag durch treue Zeugen weitergegeben - über Timotheus bis zu uns. Auch wenn nicht alle Gläubigen gleichermaßen von diesem Evangelium ergriffen sind, auch wenn viele sich noch in den wegen des Gesetzes verirren oder ihre Augen auf andere Verwaltungen richten, so tut dies der Tatsache keinen Abbruch, dass wir dieses Evangelium, in bestmöglicher Übersetzung, im geist festhalten dürfen, uns daran stärken und kräftigen sollen und es gegen alle Angriffe der Finsternismächte verteidigen sollen, angezogen mit einer wirksamen Waffenrüstung Gottes.

Ja, Er ist wirklich mächtig, Ehre und Ruhm sei Ihm!

2Tim 1:13

"Habe ein Muster gesunder Worte, die du von mir gehört hast, im Glauben und der Liebe, die in Christus Jesus sind."

Wir haben es hier mit keinem Wunsch Pauli an Timotheus zu tun, sondern mit dem in der Befehlsform stehenden Wort "habe". So streng drückt sich Paulus nur aus, wenn es um grundlegende Aussagen geht, u n d hier haben wir ohne Zweifel eine Grundregel unseres Glaubenslebens vor uns!

Die Grundregel beinhaltet
a) Gesunde Worte (im Gegensatz zu kranken Worten),
b) es sind Worte des Apostels Paulus,
c) die Worte beziehen sich auf Glauben und Liebe in Christus Jesus.

Paulus zieht vor Timotheus eine ebenso klare wie einfache Trennungslinie zwischen der Königreichsverwaltung und der Verwaltung der Gnade: Worte, die du von mir gehört hast! Damit schließt er ganz klar Petrus, Johannes, Jakobus und die übrigen Apostel die ja allesamt für Israel stehen, aus und gibt deutlich zu verstehen, dass nur seine Worte bzw. Briefe die in der Verwaltung der Gnade gültige Lehre enthalten.

Diese Tatsache schließt aber keinesfalls aus, dass wir die anderen Teile der Schrift, die ja den weitaus größeren Teil ausmachen, nicht auch beachten. Paulus selbst lehrt uns ja, dass alle Schrift gottgehaucht und nützlich ist (2Tim 3:16), nur muss sie richtig gehandhabt werden.

Alle Schrift spricht zu uns, aber nur die Briefe des Paulus sprechen von uns!

Wer nun die Worte, die Jesus Christus auf Erden sprach und die ja in den vier Evangelien festgehalten sind, für wichtiger hält als Paulis Briefe, der vergisst, dass das Wort des Paulus Gottes und Christi Wort ist.

Ein gutes Zeugnis stellt Paulus in diesem Sinne den Thessalonichern aus, verstanden sie doch Pauli Worte nicht als Menschenwort, sondern als das Wort Gottes (1Thes 2:13). An anderer Stelle schreibt er, dass er nicht wagt, von etwas zu reden, was nicht Christus durch ihn ausgeführt (bewirkt) hat (Röm 15:18). Überdeutlich bekommen es auch die Galater zu hören, dass Pauli Evangelium nicht menschengemäß ist, also ihm von keinem Menschen gelehrt wurde, sondern ihm durch eine Enthüllung des erhöhten Jesus Christus zuteil wurde (Gal 1:11-12).

Christus spricht also ebenso durch Pauli Briefe zu den Menschen, wie Er es auf Erden tat, nur galten seine irdischen reden den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel (Mt 15:24), und in Paulus berief Er Sich einen Apostel für die Nationen (Eph 3:1+8).

Wer die Worte, die an Israel gerichtet sind, für sich persönlich nimmt, lebt von kranken Worten, denn er wird durch diese auf das irdische Königreich vorbereitet; wer sich von Paulus belehren lässt, wird mit seiner überhimmlischen Berufung bekanntgemacht - er lebt von gesunden Worten.

Wer von "Gesetz/Gebote halten" spricht, wer uns als "die Braut des Lammes" bezeichnet, wer "das Reich Gottes bauen" möchte, wer Worte benützt wie "Brautseele" "sich bekehren" usw. uns als Könige und Priester bezeichnet, der hat eine Muster ungesunder Worte! Zwar sind es Worte der Schrift, aber die Zeit, in welche sie gehören, bleibt unbeachtet!

Paulus bezieht in unserem Textwort das Muster gesunder Worte betont auf Glauben und Liebe, die in Christus Jesus sind.

Wenn wir uns durch Paulus mit unserer überhimmlischen Berufung bekanntmachen lassen, wenn wir uns hinführen lassen zu dem zu Rechten des Vaters sitz enden Herrn, wenn Christus durch den Glauben völlig in unseren Herzen wohnen kann und wir mehr und mehr in Liebe gewurzelt und gegründet erstarken, wenn wir ganz in Christi Gesinnung leben, Ihn anschauen und dabei in. Sein Bild umgestaltet werden, und dies von Herrlichkeit zu Herrlichkeit - wenn wir derart im Glauben und der Liebe ausgerichtet sind, wird es uns selbstverständlich sein, die Worte zu benutzen, die Paulus uns gab und damit ein Muster gesunder Worte zu gebrauchen.

Wenn wir in dieser Grundregel laufen, wird uns der Ratschluss Gottes immer klarer, wird überfließende Freude uns erfüllen über den unausforschlichen Reichtum der Gnade und Liebe Gottes, di ein Christus

Jesus ist.

2Tim 1:14

"Das köstliche dir Anvertraute bewahre durch heiligen Geist, der uns innewohnt."

Wir haben in den letzten Tagen gezeigt, dass Pauli Wort in erster Linie Christi Wort ist; von Ihm erhielt er es, um es an alle Auserwählten und Berufenen weiterzugeben.

Der köstliche Inhalt ist das Evangelium unserer überhimmlischen Berufung. Nun ist es Pauli größtes Anliegen, dass dieses Evangelium unverfälscht weiterläuft, bis die Zeit der Körpergemeinde abgelaufen ist.

Das köstliche dir Anvertraute bewahre, schreibt er an Timotheus, und bewahren heißt ja hüten, abschirmen, fremde Einflüsse fern halten. Mit großem Ernst gelten diese Worte auch gerade uns in der Letztzeit Stehenden. Heut, wo das Böse am Ausreifen ist und sich von seiner gefährlichsten Seite zeigt, ist das "bewahre" für uns eine ganz besondere Aufgabe. Als Machtfaktor dient hierbei der uns innewohnende heilige Geist. Hier werden wir wieder auf die beiden Pole "Stellung/Wandel" hingeführt. In Vers 12 sahen wir, wie Paulus Ihn für mächtig hält, das ihm Anvertraute zu bewahren. Es ist dies unseres Stellung in Christus, in welcher wir alles habe und besitzen. Unser heutiger Vers, also nur 2 Verse weiter, fordert uns auf, "zu bewahren", also Eigeninitiative zu zeigen. Es ist dies unser Wandel, in dem wir das Empfangene ausleben dürfen.

Aktivieren wir den uns innewohnenden heiligen Geist, indem wir regelmäßig gesunde Nahrung aus Gottes Wort aufnehmen.

Mitteilungen über Gläubige aus Asien

2Tim 1:15

"Dieses weißt du, dass sich alle in der Provinz Asien von mir abgewandt haben, unter welchem auch Phygellus und Hermogenes sind."

Die heute gültigen Wahrheiten hat Paulus in seinen Briefen, insbesondere in denen an die Epheser, Philipper und Kolosser niedergelegt. Doch schon zu Lebzeiten des Apostels wurden diese Wahrheiten abgelehnt - alle Gemeinden der römischen Provinz Asien verließen ihn (seine Lehre). Ein Blick auf eine biblische Landkarte zeigt uns, dass in der Provinz Asien Orte wie Ephesus und Kolossä lieben, aber wir finden dort auch die Namen jener sieben Gemeinden, die uns aus der Offenbarung bekannt sind und an die sieben Sendschreiben gerichtet sind.

Neben der zu Herzen gehenden Klage des Paulus und der für ihn damals sicher schwer zu tragenden Last des Abfalls von seiner Lehre berührt uns auch. noch die Tatsache, dass zu den abgewandten Gläubigen Gemeinden gehören, die wir mit den tiefsten Wahrheiten in Verbindung bringen, nämlich die Epheser und Kolosser.

Wir sehen heute rückblickend deutlich dass sich der schon damals geoffenbarte Abfall bis in die heutige Zeit fortgesetzt, ja am Ende immer mehr verstärkt hat. Wohl haben wir heute noch Stätten, wo ein klares paulinisches Evangelium vertreten und den Gläubigen angeboten wird, doch ist dies im Vergleich zur Masse der Gläubigen ein relativ kleines Häuflein.

Prüfen wir uns ständig und wachen darüber, dass wir das köstliche uns Anvertraute bewahren durch den heiligen Geist, der uns innewohnt.

"...alle in der Provinz Asien..."

Wir führten gestern auch die sieben Gemeinden an, dieuns aus der Offenbarung Kap. 2+3 recht gut bekannt sind und die ja allesamt in der Provinz Asien liegen. Um jeglichem Missverständnis vorzubeugen, betonen wir klar, dass dies sieben Gemeinden nicht zur Körperschaft Christi zu zählen sind, sondern zur Königreichsgemeinde gehören. Als Begründung wäre anzuführen:

a) Johannes ist nicht der Apostel der Nationen, sondern einer für Israel.
b) Aus diesen beiden Kapiteln der Offenbarung schlägt uns der Atem des Gesetzes entgegen. Es werden Bedingungen gestellt: wenn du dies und jenes nicht tust, dann...! und im Fall des Versagens wird harte Strafe angedroht.

Wer in Christus Jesus die überströmende Gnade erkannt hat, kann sich unmöglich mit diesen Gemeinden identifizieren.

Es ist zu unserem Verständnis wichtig, dass wir erkennen, dass Paulus auf seinen Reisen immer zuerst in die Synagoge ging, also zu der ortansässigen jüdischen Gemeinde. Erst als dort sein Evangelium abgelehnt wurde, wandte er sich an die Nationen.

Wir dürfen davon ausgehen, dass z.B. auch in Ephesus eine ältere jüdische Gemeinde bestand und dass neben dieser eine Gemeinde von Paulus gegründet wurde, die der Körperschaft Christi zuzurechnen ist. Der Verlauf der Apostelgeschichte bestätigt uns die ständig.

Es ist anzunehmen, dass Gesetzeslehre aus der jüdischen Gemeinde mit ihren Einflüssen jene abzuwenden versuchten, die auf Paulus hörten, die also auf die Gnade bauten und nicht auf Gesetzeswerke. Dass die mit Erfolg geschah, zeigt uns ja Pauli Klage.

Dass unter den Gläubigen der Hang, anderen Lehren zu folgen, sehr stark ist, hat sich immer wieder gezeigt. Die Christenheit im großen und ganzen kam fast gänzlich von der Lehre des Paulus ab, sie vermischte diese mit der Lehre und den Verheißungen für die aus dem Bund der Beschneidung zu einem Mischevangelium, welches das geistliche Wachstum unterband. Hier liegt auch heute noch die große Gefahr für jeden Gläubigen.

Stehen wir nun dieser verhängnisvollen Erscheinung hilflos gegenüber?

Paulus zeigt uns ein wirksames Gegenmittel, welche wir alle sehr wohl. und gezielt praktizieren können: Das Gebet! Eine passende Grundlage zeigt uns Eph 3:14-19 auf, wo Paulus in Vers 16 auch darum fleht, das den Gläubigen durch Gottes Geist Standhaftigkeit am inneren Menschen gegeben werde. Standhaftigkeit, "damit Christus durch den Glauben völlig in euren Herzen wohne..."

Dort, wo Gläubige noch auf Menschen hören, sich noch von Menschen beeinflussen lassen und dadurch auf Irrwege gelangen, hat Christus im Herzen noch nicht den Platz erreicht, der Ihm gebührt. Wohnt nämlich Christus völlig in unseren Herzen, so ist unser Blick auch stets auf Ihn ausgerichtet, und unser Tun wird durch Sein Wort gelenkt. Dadurch fällt es dann dem Feind auch immer schwerer, unseren Glaubensstand zu erschüttern oder uns gar teilweise davon abzubringen.

Stehen wir doch täglich im Gebet und in der Fürbitte füreinander ein, damit wir unser Ziel ohne Abschweifung und Irr- bzw. Umwege erreichen!

2Tim 1:16-17

."Der Herr erzeige dem Haus des Onesiphorus Erbarmen, weil er mich oftmals erfrischt hat und sich meiner Kette nicht schämte, sondern, als er sich in Rom befand, suchte er mich fleißig und fand mich auch."

Unsere Augen werden heute au feinen Mann gelenkt, dessen Namen übersetzt "Vorteit-Bringer" heißt; er taucht noch am Schluss dieses Briefes auf (2Tim 4:19).

Obwohl die Bedeutung seines Namens eher etwas Negatives an sich hat (Vorteil geht ja. meist zu Lasten anderer), steht Onesiphorus doch in leuchtendem Gegensatz zu den Gläubigen der Provinz Asien, da er an Paulus festhielt, auch als dieser in Ketten lag.

Man könnte sich Onesiphorus als einen einflussreichen Geschäftsmann vorstellen, der seinen Vorteil schnell erkennt, aber auch andere an diesem Gewinn teilhaben lässt. Durch Paulus bekehrt, machen ihm vielleicht seine ungläubigen Familienmitglieder deswegen Schwierigkeit, was ihm viel Leid einbringt.

Als angesehener Geschäftsmann musste es für ihn doppelt peinlich gewesen sein, als man Paulus abführte. Es war ein ähnlicher Spott, den er erfuhr, wie ihn die Jünger erleben mussten, als Jesus abgeführt und gekreuzigt wurde. Doch Onesiphorus lief nicht weg oder verleugnete Paulus, nein, er suchte ihn sogar, bis er ihn fand. Die Freude des gefangenen Paulus war groß!

Wie kann Paulus diese Freude vergelten? Es bleibt ihm die Fürbitte: "Der Herr erzeige dem Hause des Onesiphorus Erbarmen" - Paulus weiß, wie sehr ihn seine Familie belastet, und er weiß, dass er des Vaters starken Arm sehr wohl bewegen kann und seine Fürbitte um Erbarmen hier ganz dem Vaterherzen entspricht.

Das Erbarmen Gottes über dem Hause Onesiphorus ist die göttliche Antwort auf dessen Treue und Standhaftigkeit im Glauben - ein Bild, das auch uns in mancherlei Art anspornen kann.

2Tim 1:18

"Der Herr gebe ihm, von dem Herrn an jenem Tag Erbarmen zu finden! Und wie viel er in Ephesus diente, ist dir am besten bekannt."

Wir bleiben noch bei dem Manne Onesiphorus. Galt die Fürbitte Pauli um Erbarmen gestern noch seinem Hause, so gilt sie heute ihm selbst.

Wir fragen uns, warum stellt Gottes Wort uns diesen Mann vor Augen? Was bedeutet er für uns? Wir versuchen, uns sehr einfühlsam vorzustellen, dass Onesiphorus vielleicht noch sehr irdisch gesinnt war, nicht der ideale Vorzeigetyp eine Gläubigen. Und doch erinnert Paulus den Timotheus an die Dienste die dieser in Ephesus tat imd dem Timotheus anscheinend gut bekannt waren. Onesiphorus könnte also jenen Typ von Gläubigen verkörpern, der zwar immer wider gedrängt ist, Gutes zu tun, sich auch im Ernstfall mutig bekennt, aber doch noch nicht sein "Ich" vollständig gekreuzigt hat.

Aus diesem Grund gehen seine Augen in die Zukunft, er sieht die Preisrichterbühne des Christus, und er sieht die Werke des Onesiphorus, die vielleicht oft aus ihm selbst heraus gewirkt waren, anstatt durch Christus. "An jenem Tag Erbarmen zu finden" heißt, dass nicht alle Werke verbrennen mögen, dass der Herr Pauli Bitte erhören möge, wie sehr der Dienst des Onesiphorus ihn doch erfreut und erfrischt hat.

Hier kommt in beachtenswerter Weise das "göttliche Erbarmen" in unser Blickfeld und lässt uns verstehen, warum gerade die beiden Timotheusbriefe den Zusatz "Erbarmen" in dem apostolischen Eingangsgruß enthalten.

Erbarmen ist allein Gottes Handeln, es ist die tief zu Herzen gehende Antwort auf unser Versagen, auf unsere täglichen Kränkungen Gott gegenüber Wie froh darf es uns machen, dass Sein Erbarmen auch für uns da ist und wir es für andere erflehen dürfen!

Lies weiter:
Der 2. Timotheusbrief - Kapitel 2