Der 1. Korintherbrief - Kapitel 9

Aus Bibelwissen
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Abschrift: Die Korintherbriefe Band I - IV (2007)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Band I, III und IV sind als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Der 1. Korintherbrief - Kapitel 9

Anspruch der Diener Gottes auf Unterhalt – Des Apostels Verzicht darauf
Der Apostel als aller Menschen Sklave und als Wettkämpfer

Anspruch der Diener Gottes auf Unterhalt – Des Apostels Verzicht darauf

1Kor 9:1-2

"Nicht frei bin ich? Kein Apostel bin ich? Jesus, unseren Herrn, habe ich nicht gesehen? Seid nicht ihr mein Werk im Herrn? Falls ich für andere kein Apostel bin, so bin ich es doch sicher für euch; denn das Siegel meines Apostelamts seid ihr im Herrn."

Was mag wohl in Korinth alles geredet worden sein! Jetzt muss Paulus sogar seine Stellung als Apostel Christi Jesu verteidigen; ist er es überhaupt? Fast gühlt man sich bei dieser Frage in unsere Tage versetzt, wo die Botschaft Pauli kaum beachtet und deutlich hinter diejenige der übrigen Apostel zurückgestellt wird. "Die Aussagen jener Apostel, die bei Jesus waren, sind doch allemal höher zu bewerten als die eines Paulus!" - kennen wir solche Bemerkungen?

Dies alles sollte uns aber nicht wundern, denn schon zu Pauli Zeiten gab es solche Ansichten, weswegen sich ja auch alle in der Provinz Asien von Ihm abwandten (2Tim 1:15). Nach Gal 2:6 stand Paulus hinter den Angesehenen aus der Beschneidung zurück, er galt als der geringste Apostel (1Kor 15:9), erkannte sich auch als solcher, der nichts anderes als die Gnade zu rühmen hatte (1Kor 15:10)! Ja, im Fleisch hat Paulus den Herrn nie gesehen, aber dafür sah er Ihn in Seiner Herrlichkeit (lies Apg 9:3-5 und Apg 26:13 ff). Und vom erhöhten Herrn erhielt er durch Enthüllungen seine Botschaft (Gal 1:11-12), und diese Botschaft richtete sich nicht mehr allein an Israel, sondern an alle Nationen! Und um dieser Botschaft willen litt Paulus Übles bis hin zu den Fesseln wie ein Verbrecher (siehe 2Tim 2:9). Sind wir heute bereit, Paulus als unseren zuständigen Apostel zu bezeugen und uns seiner nicht zu schämen? Sind wir auch bereit, Übles mitzuleiden?

Trotz etlicher Fragesteller war die Gemeinde in Korinth insgesamt das Siegel seines Aposteltums, war ihnen doch die Gnade Gottes in Christus Jesus gegeben - und diese überströmende Gnade konnte bis heute nur Paulus verkündigen.

"Falls ich für andere kein Apostel bin, so bin ich es doch sicher für euch; denn das Siegel meines Apostelamts seid ihr im Herrn."

Die meisten unserer Leser haben längest erkennen dürfen, welche Rolle Paulus im Heilsplan Gottes spielt. Es war kein Zufall, dass Israel seinen Messias nicht erkannte und in der Folge auch die Botschaft Pauli ablehnte; und es war genauso kein Zufall, dass Paulus beauftragt wurde, sein Evangelium allen Nationen zu unterbreiten - bei unserem Gott und Vater vollzieht sich alles nach dem Ratschluss Seines Willens. So hat Er es gewirkt, dass zu Seiner Zeit ein auserwähltes Gerät berufen wurde, Seinen Namen vor die Augen der Nationen zu tragen: Der Pharisäer Saulus, später Paulus! Seine Aufgabe war es, die Körpergemeinde Christi Jesu zu gründen und mit aller Erkenntnis auszustatten, die nötig war (lies Eph 3:8-9). Aus diesem ganz einfachen Grund finden wir die Anweisungen, welche die Körpergemeinde betrifft, auch nur in den Paulusbriefen!

Die großen Heilslinien Gottes sind damit:

  1. Paulus steht für die Nationen (wozu selbstverständlich auch einzelne aus Israel gehören),
  2. die übrigen Apostel stehen für Israel.

Auch die Aufgaben sind klar verteilt: Die Körpergemeinde hat einen überhimmlischen Auftrag, Israel einen irdischen, nämlich die Gründung des Tausendjahrreiches.

Die Körpergemeinde (wozu ja auch die Korinther zählen), ist das Siegel des Apostelamtes Pauli, es kann nicht verletzt werden. Das heißt: Gott beruft kontinuierlich durch alle Jahrhunderte hindurch die von Ihm Auserwählten, bis gemäß Röm 11:25 die Vollzahl der Körpergemeinde erreicht ist. Und dieser Zeitpunkt kann nicht mehr fern sein! Es ist deshalb ein Gebot der Stunde, uns auf Sein Kommen gemäß 1Thes 4:13-18 einzustellen und uns mit diesen Worten zuzusprechen.

1Kor 9:3

"Dies ist meine Verteidigung denen gegenüber, die mich so ausforschen:"

Da Israel ja zu Teil Verstockung widerfahren ist (Röm 11:25), richtet sich das Hauptaugenmerk des Widerwirkers auf die Körpergemeinde Christi Jesu. Und was liegt ihm näher, als Zwiespalt zu säen und vor allem den zuständigen Apostel, nämlich Paulus, anzugreifen und womöglich unglaubwürdig zu machen. Dies fing, wie wir sehen, schon in den ersten von Paulus gegründeten Gemeinden an! Paulus wird ausgeforscht (was ja zuerst einmal nicht schlecht sein muss) und es wird über ihn ermittelt, und dies nicht im positiven Sinn. Paulus muss sich verteidigen!

Wenn wir uns an die zurückliegenden Verse erinnern, so haben wir gesehen, dass es nicht nur um die Gültigkeit seines Amtes als Apostel ging, sondern auch um die ganz besondere Art der "Freiheit" welche er lehrte. In Gal 2:4 lesen wir, wei seine Freiheit von falschen Brüdern ausgekundschaftete wurde, die ihn und die Gemeinde wieder unter das Gesetz versklaven wollten. Gerade hier wurde Paulus von manchen missverstanden und musste diese Freiheit im Sinn der brüderlichen Liebe immer wieder verteidigen und zurechtbiegen.

"Für die Freiheit (vom Gesetz) hat Christus uns freigemacht. Stehet nun fest in ihr und lasst euch nicht wieder im Joch der Skaverei festlegen, muss Paulus den Galater (Gal 5:1) schreiben.

Die Korinther haben Paulus ausgeforscht, um ihn abzuwerten, wir hingegen dürfen ihn und seine Briefe ausforschen, um. uns von der wunderbaren Botschaft der Gnade täglich neu stärken zu lassen, um zu erkennen, wie wunderbar unser Gott und Vater handelt, auch wenn uns Drangsal in mannigfaltiger Form heimsucht. "Mithin beuge ich meine Knie vor dem Vater unseres Herrn Jesus Christus...." (Eph 3:14).

1Kor 9:4-5

"Haben wir denn keine Vollmacht, zu essen oder trinken? Haben wir denn Vollmacht, eine Schwester als Frau mit uns zu führen wie auch die übrigen Apostel und die Brüder des Herrn und Kephas?"

Wir erfahren in diesem Brief immer wieder recht interessante Dinge aus einer der frühesten Körpergemeinden Christi Jesu. So haben wir zurückschauend, wie Paulus sich mit der kürzesten Form von Verteidigung gegen jene Korinther zur Wehr setzte, die meinten, über ihn Gericht halten. zu müssen. Wollte die Gesamtheit der Korinthergemeinde an seiner Echtheit zweifeln, würde damit ja auch die Echtheit ihres Standes als Körpergemeinde in Frage gestellt. Jetzt zählt Paulus verschiedene Vollmachten auf, die er und seine Mitarbeiter (er spricht jetzt in der "Wir-Form) so gut wie andere auch haben. Die Vollmacht, alles zu essen und zu trinken, bezieht sich auf eine angenehme und herkömmliche Lebensweise, wie sie allgemein üblich ist. Dass dies aber eingeschränkt werden muss, wenn es anderen zum Anstoß wird, sahen wir in 1Kor 8. Abgesehen davon ist der dienst am Evangelium ja reich an Entbehrungen aller Art.

Eine weitere Vollmacht it die Heirat, also eine Frau mit sich zu führen. Paulus führt hier die "übrigen Apostel" an, womit er offensichtlich die Jünger Jesu und Seine leiblichen Brüder meint, denn er führt sogar namentlich den "Kephas" an (der aramäische Name von Petrus, der auch den Griechen in Korinth geläufig war). Es ist verblüffend, wie die katholische Kirchenlehre diese biblische Aussage ignoriert! Ob es aber gut oder nicht so gut ist, verheiratet zu sein, hat Paulus ja ebenfalls schon in 1Kor 7 behandelt. Für uns gilt heute die wunderbare Tatsache: "Alles ist euer, ihr aber seid Christus!" In all unserer Vollmacht und Freiheit darf, ja soll unser Blick stets auf Ihn gerichtet sein; und dann gilt: "wir werden in Sein Bild umgestaltet von Herrlichkeit zu Herrlichkeit (gemäß 2Kor 3:18).

1Kor 9:6

"Oder haben nur ich und Barnabas nicht die Vollmacht, ohne handwerkliches Arbeit dienen zu dürfen?"

in unserem Leitvers wird Barnabas genannt, ein langjähriger Mitarbeiter Pauli. Wer ist er? Welche Rolle spielt er? Wir nutzen hier seine Erwähnung, um uns etwas mit ihm zu beschäftigen, weil gerade dieser Mann in Verbindung mit Paulus eine interessante Rolle spielt. Nehmen wir uns also etwas Zeit für ihn.

"Barnabas" (der Name bedeutet "Sohn der Prophezeiung") war ein Levit, also von der Elite Israels. Im Gegensatz zu ihm war Paulus nur ein Nachkomme Benjamins und reichte deshalb, was die Abstammung betraf, nicht an Barnabas heran. Der Stamm Levi war ja auserwählt worden, um im Heiligtum zu dienen und stand Gott somit am nächsten. Barnabas stand als im Fleisch nach deutlich über Paulus! Dies zeigt sich, wenn wir die Apostelgeschichte verfolgen, anfangs auch in der Reihenfolge der Nennung ihrer Namen: Barnabas, und (damals noch) Saulus ...!

Barnabas taucht in der Apostelgeschichte gleich zu Beginn der Pfingstgemeinde in Israel auf. Er stammte von der nichtjüdischen Insel Cyprien (was seine spätere Absonderung von den übrigen Aposteln abschatten könnte), besaß ein Feld, verkaufte dieses und legte das Geld zu Füßen der Apostel (Apg 4:36-37). Im Gegensatz zu seiner ehrlichen Handlung sehen wir Ananias und Saphira, die unehrlich handelten (Apg 5:1 ff). Wir lesen weiter über ihn, dass sein ursprünglicher Name "Joseph" war, was soviel wie "Hinzufüger oder Gesammelter" bedeutet. Als solcher sammelte er ja den Saulus zu sich und führte ihn zu den Aposteln (Apg 9:27).

Saulus wurde in jener Zeit kurz zuvor vom Herrn berufen (Apg 9:1 ff). Sein Dienst unter Barnabas war reine Königreichsbotschaft, wir sprechen hier von der ersten Dienstphase des Apostels Paulus!

In der ersten Dienstphase des Apostels Paulus sehen wir ihn mit Barnabas (wobei Barnabas immer an erster Stelle genannt wird) am Königreich dienen - Paulus (oder noch Saulus) unterscheidet sich nicht von den übrigen Aposteln. Während der großen Hungersnot unter Klaudius wurde Barnabas zusammen mit Paulus zu den Brüdern in Judäa gesandt, um diesen leibliche Segnungen zu überbringen, die Apostel hielten offenbar Barnabas für den Führer, wenn es galt, das Wort Gottes außer Landes zu verkünden.

Die Wende kam, als der Stadthalter Sergius Paulus den Barnabas und Saulus zu sich rief und letztlich dem Magier Elymas widerstand (Apg 13:7). Doch zuvor sehen wir in Apg 13:2, wie Barnabas und Saulus vom heiligen geist für das Werk abgesondert wurden, zu dem sie berufen wurden, nämlich außer Landes das Evangelium zu verkünden. Hierbei kamen sie auch nach Salamis, wo sich Entscheidendes ereignete: Der jüdische Magier Elymas, dem es missfiel, dass sich der römische Stadthalter Sergius Paulus für das Wort Gottes interessierte, widerstand den beiden Aposteln ... und jetzt tritt Paulus in den Vordergrund: Hier wird zum ersten Mal "Paulus" genannt und er ist auch der Handelnde, der, mit heiligem Geist erfüllt, den Elymas mit Blindheit schlägt. Paulus übernahm ab hier die Führerschaft in dem Werk unter den Nationen (lies Apg 13:6-12), Barnabas ist ihm deutlich untergeordnet, außer wenn es sich, wie in Apg 14:14, um Hebräer handelt. Auch in Apg 15:12 sehen wir Barnabas nochmals vor Paulus, hier geht es aber ausschließlich um die Beschneidung.

Wir sind von der ersten Dienstphase des Paulus in "die zweite" eingetreten: Barnabas tritt in die zweite Reihe und unter Paulus wird der Römer Sergius Paulus berufen, einer aus den Nationen. Wir erleben hier den Beginn der Körpergemeinde Christi Jesu!

Im Nachgang zu den gestrigen Aussagen ist für uns noch interessant, dass der jüdische Magier Elymas, der ja auch "Bar-Jesus" hieß, von Paulus mit Blindheit geschlagen wurde - er symbolisiert in seiner Person das ungläubige Volk Israel!

Beide, Barnabas und Paulus, wurden für ein besonderes Werk abgesondert, aber sie nehmen unterschiedliche Stellungen darin ein. Immer mehr kristallisiert sich der besondere Auftrag Pauli an die Nationen heraus und im selben Maß tritt Barnabas zurück, bis es zur völligen Trennung zwischen den beiden kommt. Warum hat Gott Barnabas zurückgestellt und Saulus vorgezogen?

Zwei Gründe liegen auf der Hand:

  1. Barnabas hatte einen hohen Rang dem Fleisch nach - er war ein Levit!
  2. Barnabas war kein großer Sünder wie Saulus, der die Gläubigen verfolgte und gegen sie wütete - er konnte somit auch nicht das große Beispiel der Gnade sein, wie es Paulus darstellte! Es ist fast schon paradox - aber eben dies beiden menschlichen Vorzüge des Barnabas benachteiligten ihn in Gottes Auswahl (siehe 1Kor 1:26 ff).

Wäre die Heilsbotschaft durch Barnabas und damit durch Israel vermittelt worden, wie es ja in Apg 1-3 aussah, wäre Barnabas der ideale Kanal gewesen. Als Levit ein Lehrer, dazu ein guter Mensch, auch seine ausländische Geburt in Cyprien wäre ihm im Dienst an den Nationen zugute gekommen. Viel wäre hierzu noch zu sagen, doch für uns ist das Entscheidende, dass es in Gottes Ratschluss lag, eine geheime Verwaltung der Gnade aufzurichten, deren Werkzeug nur einer sein konnte, der selber ganz auf diese Gnade angewiesen war: Paulus! Dies führt auch uns, liebe Geschwister immer wieder zu größtem Dank, denn auch wir sind der Art des Paulus gleich: Voll Schwachheit, ohne jeglichen Ruhm, aber voll auf die Gnade angewiesen, die so wunderbar überströmend ist!

In Apg 15:36-41 erleben wir die Trennung zwischen Paulus und Barnabas; rein äußerlich gesehen war es eine menschliche Auseinandersetzung um die Person des Johannes (genannt "Markus"), die eine längere Zusammenarbeit unmöglich machte. Für uns ist abschließend von Wichtigkeit, wie sich die Brüder trennten, und die Trennung war offenbar gütlich! Die Missionsgebiete wurden aufgeteilt, Barnabas und Markus segelten nach Cypern, Paulus mit Silas durchzogen Syrien und Cilicien.

vielleicht dürfen wir hier schon an spätere Worte in 1Kor 13:4 denken, die Paulus zum Maßstab auch zwischen sich und Barnabas machte, auch wenn es menschlich zur Auseinandersetzung kam! Paulus musste seinen Dienst als Apostel der Nationen von dem Dienst des Barnabas, dessen Auftrag Israel galt, deutlich abgrenzen - und doch blieb in Paulus die brüderliche Liebe zu Barnabas vorhanden, der ihn ja vor Jahren in Jerusalem angenommen und bei den Aposteln eingeführt hatte.

Damit kommen wir wieder zurück von unserem Streifzug durch die. Apostelgeschichte zur Gemeinde in Korinth und wir verstehen jetzt etwas besser, was die Namensnennung des Barnabas bedeutet: Trotz Trennung und Erkennen der unterschiedlichen Aufträge besteht eine Verbundenheit in brüderlicher Liebe, so dass auch in Korinth eine Namenserwähnung möglich ist! Und diese Verbundenheit drückt Paulus damit aus, dass sie beide nicht auf Kosten der Gemeinde leben wollten, sondern für ihren Lebensunterhalt handwerklich tätig waren. Und wieder sehen wir, dass "Vollmacht" genutzt oder auch nicht genutzt werden kann, so wie es die jeweilige Situation erforderte.

Der Dienst am Evangelium ohne Entlohnung seitens der Gemeinde war dem Paulus wohl ein wichtiges Zeichen brüderlichen Verzichtes, dass er bei diesem Punkt noch länger verweilt.

1Kor 9:7-9

"Wer hat jemals mit eigenem Sold Kriegsdienst getan? Wer bepflanzt einen Weinberg und isst nicht von dessen Frucht? Oder wer hirtet eine Herde und isst nicht von der Milch der Herde? Rede ich das etwas nach Menschenart, oder sagt dies nicht auch das Gesetz? Denn im Gesetz des Mose steht geschrieben: Dem dreschenden Rind sollst du keinen Maulkorb anlegen! Kümmert Sich Gott etwa nur um die Rinder?"

Durch drei Bilder aus dem irdischen Leben begründet Paulus seinen berechtigten Anspruch (seine Vollmacht), seinen Lebensunterhalt aus der Gemeinde zu beziehen. Er war ja auf vielerlei Kampfplätzen Kriegsmann (siehe z.B. 2Kor 7:5 oder 2Tim 2:3-4), er war Pflanzer (1Kor 3:6) und er war ein Hirte, kümmerte er sich doch intensiv um seine Gemeinden. Er möchte damit aber nichts für sich fordern, sondern lediglich feststellen, dass eine gerechte Entlohnung für Dienste in einer Gemeinde die absolute Normalität ist.

Aber dies ist nicht nur nach Menschenart mehr als gerecht, sondern Gott Selbst hat diese Entlohnung in Seinem Wort geheiligt und legitimiert. Deshalb kann Paulus Ähnliches auch dem Timotheus schreiben (2Tim 2:6). Paulus zitiert hier 5Mo 15:4 und stellt die Frage, ob Gott sich etwas nur um die Rinder kümmert? Wir fragen heute anders herum: Gibt es etwas, worum Sich Gott nicht kümmert? Gibt es irgendeinen Bereich in unserem Leben, der bei Ihm abgeschrieben ist? Wenn wir jetzt diese zwei Fragen mit einem wohl wissenden "Nein"! beantworten, weil wir glauben, dass es nichts in unserem Leben, ja nichts im gesamten All gibt, was Er nicht lenkt und bewirkt, dann dürfen wir uns auch fragen, warum uns dann noch so manche Sorgen plagen? Warum unsere Gebete so voll von Vorschlägen sind, wie Gott in unserem Sinn besser handeln könnte?

Es ist das Wachstum im Glauben, mit dem wir immer tiefer Gottes allumfassendes Wirken erkennen dürfen, bis wir, wie einst Hiob (Hi 42:2) antworten können: "Ich erkenne, dass Du alles vermagst, und nichts, was Du Dir vorgenommen hast, ist Dir zu schwer!"

1Kor 9:10-11

"Oder sagt Er es zweifellos nicht auch um unseretwillen? Wurde es doch um unseretwillen geschrieben, dass der Pflügende auf Erwartung hin pflügen soll und der Dreschende auf die Erwartung hin dreschen, um an der Ernte teilzunehmen. Wenn wir nun auf Erwartung hin in euch das Geistliche säen, ist es da etwas Großes, falls wir von euren fleischlichen Gütern ernten?"

Gott kümmert sich selbstverständlich auch um uns und je tiefer der Glaube in uns Raum gewinnt, je größer wird unser Gott und Vater - Hiob gab uns gestern das beste Beispiel.

Paulus setzt in den heutigen Versen seine Gedanken fort und spricht heute von der "Erwartung", die jeder Arbeiter hat, nämlich von seiner Hände Arbeit seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Die "Erwartung" stellt also hier den Ansporn dar, überhaupt den Willen zum Arbeiten aufzubringen! Und wenn schon, angefangen beim dreschenden Rind bis hin zum Arbeiter im Werk Gottes, jeder seine Arbeit in Erwartung eines Lohnes verrichtet, wie viel mehr wir Gläubige, die wir eine größere Erwartung haben als nur den Lohn zum Lebensunterhalt!

In Röm 5:1-2 lesen wir, dass wir aus Glauben gerechtfertigt sind, dass wir mit Gott Frieden haben dürfen, und dies durch unseren Herrn Jesus Christus, dass wir auch im Glauben den Zugang zu dieser Gnade, in der wir stehen, erhalten haben, "so dass wir uns in Erwartung der Herrlichkeit rühmen mögen"! Tragen wir alle diese Erwartung der kommenden Herrlichkeit in uns?

Unser Gedanke, den wir bewegen sollen, ist der: Wenn schon ein dreschendes Rind in Erwartung des Fressens schwer arbeitet, wie viel mehr dürfen, können und sollen wir an Mühsal, Trübsal, Leiden usw. auf uns nehmen bzw. ertragen, die wir eine unvorstellbare Herrlichkeit vor uns haben! Anders ausgedrückt: Wie viel ist uns unsere Erwartung wert?

1Kor 9:12

"Wenn schon andere an der Vollmacht über eure Güter teilhaben, hätten wir nicht eher das Recht dazu? Wir machen jedoch von dieser Vollmacht keinen Gebrauch, sonder wir geben alles auf, damit wir dem Evangelium des Christus kein Hindernis gäben."

Andere Lehrer waren in Korinth, welche von der Gemeinde ihren Lebensunterhalt erhielten, und dies mit gutem Recht. Doch keiner dieser anderen Lehrer war in dem Maß vom erhöhten Herrn beauftragt, das Evangelium der Gnade zu verkünden, wie Paulus. Er und seine engsten Mitarbeiter hätten demnach noch viel eher das Recht gehabt, von der Gemeinde zu leben!

Wir fragen uns jetzt erst einmal: "Ja wie nun Paulus? Erst hören wir von dir, dass die Verköstigung durch die Gemeinde das ganz Normale ist, ja mehr n och, sogar in Gottes Wort verankert ist - und jetzt soll die Annahme der Verköstigung gar eine Hindernis sein?"

Wir verstehen Paulus hier nur richtig, wenn wir zuerst erkennen, was das Wort "Evangelium des Christus" bedeutet! Es stellt im Kernpunkt die Einheit des Hauptes Christus mit Seinen Gliedern dar! Und diese Einheit besteht buchstäblich erst in den überhimmlischen Räumen, ist also "himmlischer Natur!" Paulus kennzeichnet jetzt jegliche Verknüpfung irdischer Interessen als Hindernis für das Himmlische.

Wir versuchen, diesen schweren Gedanken zugänglicher zu machen: Paulus war durch Geistesführung klar, dass er zwar zu allem Vollmacht hätte, dass aber das Evangelium des Christus behindert werden könnte, wenn er, Paulus, nicht restlos Ernst mit seinem selbstlosen Dienst machen würde. Der Blick nach oben auf ein so herrliches Erwartungsgut verträgt sich nicht mit einem Blick auf die irdische Erwartung in Form von Lebensunterhalt. Paulus wollte und musste ganz frei sein von irdischer Hilfe, er führt dies in den folgenden Versen weiter aus.

1Kor 9:13-15

"Wisst ihr nicht, dass die mit den geweihten Dingen Arbeitenden von dem aus der Weihestätte essen und dass die am Altar ständig ihres Amtes Waltenden an den Gaben für den Altar teilhaben? So verordnet der Herr auch denen, die das Evangelium verkündigen, vom Evangelium zu leben. Ich aber habe von all diesem keinen Gebrauch gemacht, und ich schreibe dies auch nicht, damit es mit mir so gehalten werde; denn es erscheint mir besser, eher zu sterben, als dass mir jemand meinen Ruhm entleere."

Noch einmal rechtfertigt Paulus die Vollmacht auf Verköstigung durch die Gemeinde und führt dabei den Dienst der jüdischen Priester und Leviten im Heiligtum an. Diese alle hatten das gesetzliche Recht, sich vom Heiligtum zu nähren. Mit den Worten von Vers 15: "Ich aber... " zieht er eine Trennung zwischen jenen und sich, er knüpft jetzt an jenes an, womit wir den gestrigen Tag beendet haben.

Wir beachten zuerst, dass Paulus ab Vers 15 wieder in der "Ich-Form" spricht, das Folgende kann er nur auf sich beziehen. Was ist nun sein Ruhm? Der Gegenstand seines Ruhmes ist jedenfalls nicht, dass er das Evangelium verkündigt, sondern dass er diesen Dienst kostenlos tut. Wir müssen auch hier immer den Zusammenhang im Auge behalten! Und er tut seinen Dienst deshalb unter dem Verzicht auf die Vollmacht auf Lohn, weil er das Irdische nicht mit dem Himmlischen verknüpfen möchte.

Aber warum möchte Paulus deshalb eher sterben, als sich dieses Ruhme entleeren zu lassen? ("entleeren" bedeutet hier, den Ruhm nur zu einem äußerlichen Schein zu machen, ohne wahren Inhalt). Es fällt uns schwer, Paulus gedanklich auf diese Höhe zu folgen. und so ganz restlos wird er wohl nur von jenen verstanden, die, wie er, genauso total und selbstlos im Dienst am Evangelium des Christus stehen. Aber lauschen wir seinen weiteren Ausführungen und Erklärungen

1Kor 9:16-17

"Denn wenn ich Evangelium verkündige, so gibt mir das keinen Grund zum Rühmen, weil es eine mir auferlegte Notwendigkeit ist. Doch wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht verkündigen würde! Denn wenn ich diesen Dienst freiwillig verrichte, so habe ich darin meinen Lohn; wenn ich es aber unfreiwillig tue, so wurde ich doch mit der Verwaltung betraut."

Wir merken wohl alle, liebe Leser, wie uns diese zumeist so wenig beachteten Verse ganz schön fordern - mühen wir uns also weiter im Verständnis unseres Apostels ab.

Unser Leitvers sagt zuerst einmal, was wir schon gestern betont haben. Pauli Ruhm ist nicht die Verkündigung, sondern der Verzicht auf Lohn. Dies sagte ja schon Jesus zu seinen Jüngern (lies Lk 17:10). Im weiteren Verlauf spricht unser Leitvers etwas an, was uns zuerst befremdlich erscheint, ja fast unmöglich: Paulus schreibt den Korinthern (und uns), dass er im Grunde seinen Dienst nicht freiwillig tut, sondern "unfreiwillig"! Ist das unser Apostel?

Diese für uns fast unmögliche Aussage begründet Paulus damit, dass er mit einer "Verwaltung" betraut wurde. Diese erneut schwere, fast schon widersprüchliche Aussage müssen wir klären. Überdenken wir zuerst einem Folgendes: Hätte Paulus seinen Dienst nicht übernommen, so hätte er in der Tat Lohn fordern können! Doch wie wurde Paulus berufen? Hat er sich freiwillig und freudig Seinem Herrn zur Verfügung gestellt? "Nein!" Seine Berufung erfolgte, als er ein Feind des Evangeliums war, sie vollzog sich für (damals) Saulus völlig unfreiwillig! Ja, er wurde förmlich überwältigt! Denken wir, liebe Geschwister, doch hierüber einmal nach!

Und warum dieser Weg Gottes? Als unfreiwilliger Arbeiter konnte Paulus also keinen Lohn fordern, weil er ihn auf diese Art ja gar nicht von sich aus wollte! Niemals konnte er sich somit des Dienstes am Evangelium rühmen!

".... wenn ich diesen Dienst freiwillig verrichte, so habe ich darin meinen Lohn; wenn ich es aber unfreiwillig tue, so wurde ich doch mit der Verwaltung betraut."

Paulus verbindet zwei Aussagen sehr eng miteinander:

  1. Er hat seinen Dienst nicht freiwillig, sondern unfreiwillig übernommen, und
  2. er ist mit der Verwaltung (der Gnade) betraut.

Worin liegt nun die Verbindung dieser beiden Punkte?

Der Inhalt und das Herzstück der Verrwaltung, mit der Paulus betraut war, ist die Gnade. Diese Gnade, die uns als Glieder am Körper Christ nahegebracht wird, schließt jeglichen menschlichen Ruhm aus! Und dieser totale Ausschluss an Ruhm muss bei Paulus anfangen! Deshalb überwältigte der Herr auch den Saulus vor Damaskus, damit sich der spätere Paulus nie seines Dienstes rühmen konnte - durch Ruhm wäre die Gnade beeinträchtig worden! Es ist das Merkmal der Verwaltung der Gnade, allen menschlichen Ruhm auszuschalten! Diese Tatsache müssen wir durchdenken und erkennen!

Als Feind des Evangeliums, unfreiwillig, wurde Paulus mit der Verwaltung (der Gnade) betraut und nur als "Unfreiwilliger" hatte er keinen Anspruch auf Lohn und Ruhm - sein einziger Ruhm war eben der Verzicht!

Aber hören wir noch etwas zu dieser Verwaltung: "Mithin bin ich, Paulus, der Gebundene Christi Jesu für euch, die aus den Nationen - wenn ihr nämlich von der Verwaltung der Gnade Gottes gehört habt, die mir für euch gegeben ist...." (Eph 3:1-2). Es ist dem Widerwirker gelungen (auch dies hat Gott gewirkt), einem großen Teil der Gläubigen zu verdunkeln, welchen Auftrag gerade Paulus an die Nationen hat. Umso mehr überwältigt es uns, wenn uns diese "überströmende Gnade" mächtig wird, die der alles bestimmende Faktor in unserem Leben geworden ist. In Christus ist sie uns dargereicht und "in Ihm" dürfen wir auch ein Lobpreis der Herrlichkeit Seiner Gnade sein, die uns in dem Geliebten begnadet!

Der Apostel als aller Menschen Sklave und als Wettkämpfer

1Kor 9:18-20

"Worin besteht nun mein Lohn? Darin, dass sich als Evangeliumsverkündiger kostenlos das Evangelium weitergeben, damit ich von meiner Vollmacht im Evangelium nicht bis zur Neige Gebrauch machen müsste. Denn wiewohl ich allen gegenüber frei dastehe, habe ich mich selbst allen versklavt, um die Mehrzahl von ihnen zu gewinnen. So wurde ich den Juden ein Jude, damit ich die Juden gewinne; denen unter dem Gesetz wurde ich wie einer unter dem Gesetz (wiewohl ich selbst nicht unter Gesetz bin), damit ich die unter dem Gesetz gewinne."

Bei Gott gelten andere Maßstäbe als unter den Menschen, ja oft sind sie geradezu das Gegenteil. So würde kein normaler Mensch seinen Ruhm darin sehen, auf Lohn zu verzichten, aber gerade das tut Paulus! Unverdient ist er in der Gnade ein Geretteter und kostenlos setzt er sich für das Evangelium der Gnade ein!

Auch in Sachen "Freiheit" hat Paulus eine gegensätzliche Ansicht zu der eines normalen Menschen: Er macht sich allen zum Sklaven, um die Mehrzahl von ihnen zu gewinnen. Denken wir hier einmal kurz nach: Zum Sklaven aller kann sich doch nur derjenige machen, der wirklich frei ist! Der Sklavendienst an allen wird so zur höchsten Freiheit!

Wenn Paulus sich den Juden und denen unter dem Gesetz anpasste, so bezieht sich dies nicht auf das Evangelium, sondern auf die Gebräuche und Lebensweise jener, unter denen er weilte. Dabei ging es Paulus darum, die Mehrzahl für das Evangelium der Gnade zu gewinnen. Neben ihm hörten die Korinther ja auch Königreichsbotschaft, die gesetzliche Werke fordert, um vor Gott gerecht zu sein (siehe Jak 2:24). Wofür entscheiden sich die Korinther - wofür hast du dich entschieden, lieber Leser?

1Kor 9:21-22

"Denen ohne Gesetz wurde ich wie einer ohne Gesetz, (wiewohl ich nicht ohne Gesetz vor Gott bin, sondern gesetzmäßig unter Christus), damit ich die ohne Gesetz gewinne. Den Schwachen wurde ich wie ein Schwacher, damit ich die Schwachen gewinne. Allen gegenüber bin ich alles geworden, damit ich auf jeden Fall einige rette."

Immer wieder muss sich Paulus verteidigen, weil er immer wieder missverstanden wird (und nur zu oft werden diese Missverständnisse vom Feind geschürt). So wurde er denen "unter Gesetz" wie einer unter Gesetz, stellt aber sofort klar, dass er nicht unter dem mosaischen Gesetz, sondern unter dem Gesetz Christi steht (lies Gal 6:2). Denen ohne Gesetz wurde er wie einer ohne Gesetz, ohne dabei gesetzlos zu sein, wie wir oben sahen. Und den Schwachen wurde er wie ein Schwacher, wobei er auch. hier nicht die Annahme der. Charakterzüge meint, die er ja nicht annehmen konnte, sondern er meinte hier, dass er sich in den Reihen der Schwachen schwach fühlte, wie er es in 1Kor 4:10 schon sagte oder es später zum Beispiel in 2Kor 10:10 bezeugte.

Gerade an solch einem Leben wurde die Kraft Gottes offenbar, die ja erst in Schwachheit vollkommen gemacht wird (lies 2Kor 12:9). Lassen auch wir uns nicht entmutigt oder verzagt sein, wenn unser Körper mit Schwachheit geschlagen wird, Gott kann sich daran wunderbar erzeigen, allerdings auf Seine göttliche Art und Weise!

Allen ist Paulus alles geworden, um einige zu retten! Und auch hier wird Paulus nur zu oft missverstanden. Wir stellen deshalb unmissverständlich klar: Gerettet für die Herrlichkeit werden wir einzig und allein ind er Gnade (Eph 2:8) und gerettet in dieser Gnade werden in der heutigen Verwaltung der Gnade nur diejenigen, die in Christus vor dem Niederwurf der Welt auserwählt und zum Sohnesstand durch Christus Jesus vorherbestimmt sind (Eph 1:4+5). Was Paulus unter "retten" versteht, kann also nur die Hinführung zu dieser rettenden Gnade sein, wie es uns zum Beispiel Röm 11:14 oder 1Tim 4:16 zeigen.

1Kor 9:23

"Alles aber tue ich um des Evangeliums willen, damit ich dessen Mitteilnehmer werde."

Wir haben die letzten Tage erkennen dürfen, dass ein unfreier Mensch, also ein Versklavter, normalerweise nur einem Herrn gehört; im Gegensatz zu solchem kann ein wahrhaft Freier allen dienen - er ist an keinen einzelnen Herrn gebunden! Als solchen durften wir Paulus erkennen. Und wie bescheiden tritt uns der große Apostel mit den Worten entgegen: "... damit ich auf jeden Fall einige rette!" Aber auch das ist typisch für unsere gegenwärtige Verwaltung der Gnade: Nicht die große Masse der Menschen, auf die es die Kirchen abgesehen haben, sondern einige daraus, die Gott zuvor erwählt hat, erreicht das Evangelium der Gnade! Und Gott erreicht sein Ziel, wogegen die Kirchen vor unseren Augen ein Fiasko erleben!

Mit unserem heutigen Leitvers nimmt Paulus im Grunde nochmals Bezug auf Vers 12: "... damit wir dem Evangelium des Christus kein Hindernis gäben". Er verzichtet im Grunde auf jeglichen Lohn und fremden Unterhalt, um des Evangeliums willen, "damit ich dessen Mitteilnehmer werde." Auch hier sehen wir die ganz persönliche Einstellung Pauli: Es geht ihm nmicht um sein persönliches Heil, sondern um die Berufung aller in die Gemeinschaft mit dem Sohn Gottes, von der in 1Kor 1:9 schon die rede war. Wir müssen aber beachten, dass die Berufung in diese Gemeinschaft nicht von uns abhängt, sondern von Gott eine längst vollzogene Tatsache ist. Wir wurden berufen...!

"Mitteilnehmer am Evangelium" hingegen bedeutet den Dienst an diesem Evangelium, den persönlichen Einsatz und die persönliche Hingabe, und hierkann jeder mehr oder weniger teilnehmen! In den folgenden Versen fordert Paulus jeden von uns. zu diesem Dienst auf - es wird also nochmals spannend in diesem Kapitel.

1Kor 9:24-25

"Wisst ihr nicht, dass die Läufer im Stadion zwar alle laufen, aber nur einer den Kampfpreis erhält? Lauft nun so, dass ihr ihn ergreifen könnt! Jeder Wettkämpfe ist in allem enthaltsam; jene nun, damit sie einen vergänglichen Kranz erhalten mögen, wir dagegen laufen für einen unvergänglichen."

Unser Textwort handelt nicht, wie leider viele meinen, dem Nachjagen des eigenen Heils, sondern es werden vielmehr Berufene und Gerettete zum Dienst aufgerufen. Dazu stellt uns Paulus das Bild eines Sportlers vor Augen, und zwar da eines "Läufers". Wir kennen wohl alle jene Wettkämpfe, in denen die Athleten alles tun, um den Sieg zu bekommen. Das ganze Jahr über wird auf diesen Kampftag trainiert und keine Mühe gescheut - und dies alles für einen vergänglichen Kranz (heute ein Stück Metall)!

Paulus fordert die Korinther (und uns) auf, wie er "Mitteilnehmer am Evangelium des Christus" zu werden, indem sie so weit und so gut wie möglich mithelfen (dienen), und dies gegebenenfalls unter eigenem Verzicht! Es ist ein Anreiz, einen weltlichen Sportler zu beobachten, was er alles um etwas Vergängliches tut! Wieviel mehr sollten wir uns mühen, wenn es um das "Unvergängliche" geht.

Vordergründig ist es die Gemeinschaft, für die wir laufen sollen, hintergründig ist es die Preisrichterbühne des Christus, vor der unser Dienst beurteilt und bewertet wird, wo es Lob und Tadel, ja auch Beschämung geben wird. Und tiefgründig geht es jedoch darum, wie unser Dienst in der Herrlichkeit aussehen wird! Unser Erdenleben ist "Zubereitung", alles dient unserer Brauchbarkeit für den Herrn, an dem großen Ziel der Aufhauptung des Alls mitzuwirken - und zwar in den Himmeln (gem. Eph 1:10). Sind wir zur Enthaltsamkeit bereit? Haben wir das ganz große Ziel vor Augen? Wissen wir, wobei wir später einmal mitwirken dürfen? Ist uns die Köstlichkeit des Ziels bewusst?

1Kor 9:26

"Daher also laufe ich nicht wie ins Ungewisse; vielmehr führe ich den Faustkampf so, dass ich nicht in die Luft schlage,"

Jetzt wird es für uns konkret, weil wir, im Gegensatz zu den Korinthern, alle Briefe des Paulus vorliegen haben und damit um das große Ziel Gottes, nämlich "die Aufhauptung des Alls in Christus" Bescheid wissen. Und "Aufhauptung in Christus" bedeutet ja, dass sich einmal in dem Namen "Jesus" jedes Knie beuge, der Überhimmlischen, Irdischen und Unterirdischen, und jede Zunge huldigen: Herr ist Jesus Christus, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters (Phil 2:10-11). Und wenn wir jetzt noch bedenken, dass wir hierzu gemäß Eph 2:7 in den herankommenden Äonen "Schaugefäße Seiner Gnade gegen uns in Christus Jesus" sein dürfen, also der unsichtbaren Welt zeigen, was überströmende Gnade an uns erbärmlichen Staubgefäßen vollbringen konnte, dann laufen wir in keinem Fall mehr ins Ungewisse, sondern sind überwältigt, was unser himmlischer Vater mit uns vorhat, und wozu Er uns gebrauchen will!

Es kann aber auch tragisch werden, das Bild eines Sportlers, jetzt eines Faustkämpfers, zeigt es uns: Er müht sich zwar mit aller Kraft, aber seine Faustschläge treffen nicht, er schlägt in die Luft. Für uns bedeutet dies: Wir können uns möglicherweise ehrlich abmühen, uns mit aller Kraft für den Dienst einsetzen, und doch schlagen wir ins Leere, kämpfen also umsonst. Umgesetzt heißt dies für uns: Dass wir zu allererst für das Evangelium der Gnade kämpfen müssen, und nicht für das Evangelium des Königreiches. Wer seinen Dienst auf den Forderungen Jesu an seine Jünger aufbaut, wer also die sogenannten 4 Evangelien zur Grundlage seines Dienstes macht, schlägt in die Luft, weil diese Forderungen nur Israel betreffen, und zwar im kommenden irdischen Tausendjahrreich. Wer hingegen Pauli Lehre zu seiner Grundlage macht, ist schon einmal auf dem richtigen Weg, sein Kampf wird treffsicher, weil er um das eigene Unvermögen weiß, dafür aber alles auf die Gnade setzt!

1Kor 9:27

"sondern ich verbleue gleichsam meinen Körper und führe ihn in die Sklaverei, damit ich nicht etwa anderen das Evangelium herolde und dabei selbst unbewährt bin."

Ein herrliches Ziel, auf das wir zulaufen, ein herrliches Ziel, für das wir wettkämpfen - und ein herrliches Ziel, für das es sich lohnt, Verzicht zu üben, wie es uns Paulus behutsam nahebringen möchte.

Der Gegner, gegen den der Apostel hier anläuft und kämpft, ist er selbst, ist sein Fleisch (lies Röm 7:23 und Röm 8:13). Den Körper zu verbleuen heißt für Paulus, ihn mit gezielten Schlägen (um bei der Technik des Faustkampfes zu bleiben) zu betäuben. Doch dies muss genau dem Wort gemäß gehandhabt werden. Wer jetzt hergeht, und versucht, buchstäblich sein Fleisch zu züchtigen, es zu bessern, gleicht wiederum jenem anderen Kämpfer, der in die Luft schlägt und außer seinem Mühen nichts erreicht! In 2Tim 2:3-5 lesen wir etwas von dem Kampf den Paulus führte, und auch "wie" er ihn führte. Uns ist hier wichtig, dass dieser Kampf "gesetzmäßig" oder "die Grundregeln befolgend" geführt werden muss. Und über die Grundregeln lesen wir etwas in Phil 3:12-16. Das für uns. Wichtige ist, dass wir weg von uns und hin auf Christus schauen. Hinter uns liegt unsere alte Menschheit, "unser Fleisch", wir sollen es für "gekreuzigt" halten (Röm 6:6), vor uns liegt der Kampfpreis der Berufung Gottes, und zwar droben in Christus Jesus - deshalb schauen wir auch auf Ihn, richten den Spiegel unseren Herzen auf Ihn aus, wobei dann das Wunderbare geschieht, was in 2Kor 3:18 beschrieben ist.

Paulus führt den köstlichen Ringkampf, und diesen vor den Augen des Herrn, und er spricht auch uns immer wieder zu, seinem Vorbild zu folgen. Dabei ist es gut, wenn wir wissen, dass auch dieser Kampf "Gnade" ist!

Wir alle aber, mit enthülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn widerspiegelnd, werden in dasselbe Bild umgestaltet von Herrlichkeit zu Herrlichkeit..." !

Lies weiter:
Der 1. Korintherbrief - Kapitel 10 (Band II)