Der Römerbrief - Kapitel 12

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Abschrift: Der Römerbrief I - IV (2001)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Der Römerbrief ist als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Der Römerbrief - Kapitel 12

Band III (bis Vers 13)
Wandel und Dienst des Gläubigen
Wirkung der Gaben des Geistes
Der Gläubige in der Familie Gottes
Der Gläubige unter Nichtgläubigen

Wandel und Dienst des Gläubigen

Röm 12:1

"Ich spreche euch nun zu, Brüder (im Hinblick auf die Mitleidserweisungen Gottes), eure Körper als ein lebendiges, heiliges und Gott wohlgefälliges Opfer bereitzustellen"

Man frag sich wohl zu Recht, was nach diesen zurückliegenden elf Kapiteln wohl noch folgen kann! Auf die höchste Höhe der Heilsgedanken mit Israel und der gesamten Menschheit hat uns Paulus lehrmäßig geführt, wir durften von den frühesten Anfängen der Vorschöpfungsperiode das All bis zu dem Abschluss schauen, und unser Herz ist voll von Anbetung und Verherrlichung Gottes in unserem Herrn.

Und doch fehlt n och ein wichtiges Element in unserem Glaubensleben, es ist unser Wandel und Dienst. Im Philipperbrief schreibt Paulus: "... mit Furcht und Zittern wirket eure Rettung aus!" (Phil 2:12), und "auswirken", d.h., unsere Dankbarkeit und Freude auch zeigen, können wir nur im Wandel und Dienst.

Da die noch folgenden fünf Kapitel wieder an uns Berufene Jesu Christi und Geliebte Gottes gerichtet sind, müssen wir den Anschluss am Ende von Kapitel acht suchen. (Röm 9-11 waren eine notwendige Zwischenschaltung um Israels willen). Und der wunderbare Abschluss bezeugte ja, dass uns nichts mehr von der Liebe Gottes scheiden kann, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn. Und wie unendlich reich macht uns Habenichtse diese Liebe!

Wenn wir von "Wandel und Dienst" sprechen, dann haben wir längst gelernt, dass dies kein Versuch sein darf, aus eigener Kraft etwas zu leisten. Vielmehr muss dies auf der Basis geschehen, dass wir mit Christus gestorben und auferstanden sind und damit in Ihm Neues geworden ist. Wandel und Dienst ist also niemals der Versuch, unsere Rettung zu verdienen, sondern ist die eigentlich logische Folge der Tatsache, dass wir in Ihm längst gerettet sind und dass uns nichts mehr von der Liebe Gottes scheiden kann, die in Christus Jesus ist.

Weil wir wissen, wieviel Unverständnis es gerade auf dem Gebiet des Wandels noch gibt, dehnen wir unsere Einleitung zu diesem neuen Abschnitt im Römerbrief noch etwas aus. Wir fragen uns heute einmal, was "Wandel" überhaupt ist. Die erste Antwort muss lauten: Wandel (und Dienst immer mit eingeschlossen) ist mit Sicherheit kein A bmühen des alten Menschen, er ruht vielmehr auf dem tragenden Fundament der "Gnade"! Da die Gnade ein Geschenk Gottes ist, das uns Freude bereiten soll, ist unser Wandel en freudiges Gehen in dem, was uns Gott geschenkt hat, er ist der der Ausdruck unserer Liebe Dem gegenüber, der uns mit Seiner Liebe überwältigt hat. "Wandel" wird somit zu einem entspannten, gelösten Einherschreiten, zu einem gläubigen Schritt vor Schritt setzen in vertrauensvollem Aufschauen auf unseren Herrn.

Wenn wir fragen, wozu der Wandel dient, dann haben wir die Antwort fast schon gegeben: Er ist ein Ausdruck unserer Dankbarkeit. Doch er soll noch etwas mehr sein: Er soll auch die Darstellung einer W andlung aus dem "einstmals" (siehe Eph 4:17-19) hinein in unsere "heutige" Stellung (Eph 4:20-25) sein. Er ist ein Stück Zurschaustellung der mannigfaltigen Weisheit Gottes! Und noch etwas Köstliches darf er sein: Er darf gemäß Tit 2:9-10 die Lehre unseres Gottes in allem schmücken, er wird also zu einem Schmuckstück!

Wir möchten aber an dieser Stelle auch jenen zusprechen, die vielleicht über ihr Unvermögen verzagt sind. Wir werden in unserem Wandel nie vollkommen sein können, weil wir. doch immer noch unser irdisches Staubgefäß tragen. Aber unser Wandel kann zu einem edlen Ringkampf werden, wie uns Paulus in 2Tim 4:7 berichtet. Lassen wir uns aber noch von Phil 3:12 zusprechen, wo selbst der Apostel Paulus im Hinblick auf seinen Wandel bekennt: "Nicht dass ich dies schon erhielt oder hierin schon vollendet sei. Ich jage aber danach, ob ich wohl ergreifen möge, wozu ich auch von Christus Jesus ergriffen worden bin."

Ein würdiger Wandel ist kein Abmühen, sondern ein edler Ringkampf, bei dem der Kämpfer nicht auf sich selbst schaut, sondern auf das Ziel. Und unser Ziel ist immer Christus. Von Ihm sind wir längst ergriffen, jetzt gilt es, danach zu jagen, ob auch wir wohl ergreifen mögen! "Wandel" wird leichter, wenn wir eine wichtige Grundregel befolgen: Nicht auf uns zu schauen (dies fördert nur falschen Ehrgeiz), sondern auf Ihn, unseren Herrn; wir müssen also unsere Blickrichtung ändern!

WEnn Paulus in unserem Leitvers nur die "Brüder" nennt, dann sollten wir wissen, dass die griechische Mehrzahlform "männlich und weiblich" einschließt, die Schwestern also gleichfalls gemeint sind.

Der Zuspruch Pauli beginnt mit einem in der konkordanten Wiedergabe in Klammer gesetzten Aussage: "im Hinblick auf die Mitleidserweisungen Gottes". Die alte Lutherbibel übersetzt diese Klammer: "... durch die Barmherzigkeit Gottes", und bei Baader lesen wir: "... durch die Mitgefühle Gottes". Wir haben also für ein griechisches Wort (oiktirmon) drei Aussagen: Mitleid, Barmherzigkeit und Mitgefühl. Die Begriffe "Mitleid" und "Barmherzigkeit" stehen zwar in enger Beziehung zueinander, da die Schrift aber für Barmherzigkeit "eleos" und für Mitleid "oiktirmon" gebraucht, also beide Begriffe auseinanderhält, wollen auch sie dies unterscheiden, und wie bei Baader, das Mitleid als "Mitgefühl" charakterisiert sehen.

Pauli Zuspruch beruft sich also von Anfang an auf das Mitleid Gottes, was bedeutet, dass Gott mit uns "mitfühlt und mitleidet" und sehr genau weiß, wie unvermögend wir sogar darin sind, unserer Freude und Dankbarkeit den entsprechen würdigen Ausdruck zu verleihen! Der Vater fühlt also mit uns mit, und Er ist auch darin überfließend: '"Gesegnet sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater des Mitleids und Gott allen Zuspruch" (2Kor 1:3).

Der erste Punk, zu dem Paulus uns zuspricht, lautet: "eure Körper bereitzustellen". Nun mag bei manchem von uns sofort die frage aufkommen, wie hierzu Röm 8:10 passt: Wenn aber Christus in euch ist, so ist der Körper zwar tot ...". Wir haben absichtlich den Rest des Verses weggelassen, denn wenn wir diese Worte so aus dem Zusammenhang herauslösen und betrachten, wäre obige Frage sehr wohl berechtigt. Warum fordert uns Paulus auf, einen töten Körper bereitzustellen? Doch die Frage löst sich, wenn wir den Vers weiterlesen: "... tot der Sünde wegen, der Geist ab er ist Lebe3n der Gerechtigkeit wegen". Und weiter in Röm 8:11: "Wenn aber der Geist dessen in euch wohnt, der Jesus aus den Toten auferweckt hat, dann wird Er, der Christus Jesus aus den Toten auferweckte, auch eure sterbenden Körper durch Seinen innewohnenden Geist lebendig machen."

Die Frage löst sich also ganz leicht, indem wir. zwar einerseits unseren Körper der Sünde gegenüber als tot sehen dürfen, doch andererseits ist er wieder durch Seinen Geist lebendig gemacht, und dies zu einem neuen Leben in Ihm! Paulus spricht also unseren "lebendig gemachten" Körper an, und diesen sollen wir nun für Gott bereitstellen.

Damit erkennen wir deutlich, was Paulus unter einem "lebendigen" Opfer versteht. Wir sollen keinen "ungekreuzigten" Körper für Gott bereitstellen, sondern einen, der mit Christus gestorben, aber durch Seinen innewohnenden geist auch wieder lebendig gemacht wurde. Einen ungekreuzigten" Körper bezeichnet Paulus in Phil 3:18 als "Find des Kreuzes". Hierbei geht es um solche, die sich zwar willig von ihren Sünden und Bosheiten scheiden lassen und Christus als ihren Heiland annehmen, aber sie wünschen nicht, von ihren guten Eigenschaften oder persönlichen Vorzügen und Überlegenheiten getrennt zu werden, um allein "in Ihm" erfunden zu werden.

Wir möchten nochmals auf Phil 3:18 hinweisen, weil hier au feinen Schwachpunkt hingewiesen wird, und Paulus ausdrücklich hervorhebt, dass "viele" andere, die wandeln, Feinde des Kreuzes sind. Der gesamt Philipperbrief handelt ja gerade von dem Thema des "Wandels" und Paulus redet in diesem Vers 18 nicht von Ungläubigen, sondern von Gläubigen!

Feinde des Kreuzes sind solche Gläubige, die noch jemand sein wollen, die ihre eigene Persönlichkeit dem "völlig in Christus Erfunden werden" vorziehen! Wenn jetzt in Phil 3:19 zu lesen ist, dass deren Abschluss "der Untergang" ist, dann spricht Paulus nicht von der Rettung, sondern vom Wandel, der vor der Preisrichterbühne des Christus untergehen wird bzw. gemäß 1Kor 3:15 im prüfenden Feuer verbrennt.

Unsere Körper, die wir für Gott bereitstellen, können also nur die vom innewohnenden Geist lebendig gemachten Körper sein. Nur sie können von Gott in einer Ihn verherrlichenden Art und Weise gebraucht werden!

Weiter spricht uns Paulus zu, unsere Körper als "heiliges" Opfer bereitzustellen. "Heilig" bedeutet ja, abgesondert zu sein, abgesondert zum Dienst für Gott. Und genauso wenig, wie wir von uns aus durch Seinen Geist lebendig gemacht werden - dies geschieht immer durch Sein Wirken - genauso wenig können wir uns selbst heilig machen. Auch hier ist der Auslöser Gott Selbst! Gott ist und bleibt immer die Quelle, ob es sich um die gewaltige Größe des Alls handelt oder um die kleineren uns betreffenden dinge. Je mehr wir Ihn und Sein Wirken in allen Dingen sehen, umso richtiger liegen wir!

"Heiligkeit" ist also kein Menschenwerk, sondern zuerst einmal ein Werk Gottes. Für uns ist nur wichtig, das Erhaltende in richtiger Art und Weise zu handhaben, was uns im Folgenden ja noch viel beschäftigen wird.

Heute beschäftigen wir uns damit, was Paulus unter dem "Gott wohlgefälligem Opfer" versteht, das wir bereitstellen sollen. Klar ist, dass alle drei Begriffe "lebendiges - heilige - Gott wohlgefälliges" zusammengehören. und eine Einheit bilden. Somit kann das Gott wohlgefällige Opfer nur mit einem lebendig gemachten und für Gott heiligen (abgesonderten) Körper dargebracht werden

Wohlgefällig kann vor Gott nur sein, was wir "in Ihm ", unserem Herrn, sind! Wer noch auf persönliche Werte und Eigenschaften setzt, wer sich noch von irdischen Ehrungen und Bewunderungen leiten lässt, kann Gott nicht wohlgefallen.

In der Einleitung jener Verse in Phil 3:18, in welchen von "den Feinden des Kreuzes" die Rede ist, fordert uns Paulus auf: "Werdet meine Mitnachahmer, Brüder, und achtet auf die, die so wandeln, wie ihr uns zum Vorbild habt". "Mitnachahmen" bedeutet hier, dass Paulus bereits jemanden nachahmt, und das ist sein Herr. Christus Jesus nachzuahmen, immer mehr Seine Gesinnung aufzunehmen, dies ist das herrliche Ziel, das Paulus zwar. noch nicht ergriffen hat, dem er aber in seinem Wandel nachjagt, um es zu ergreifen.

Es ist doch wunderbar - in allen Dingen laufen die Fäden in der Hand unseres Herrn zusammen. Von Ihm lesen wir in Joh 4:34 die Worte: "Meine Speise ist die, dass Ich den Willen dessen tue, der Mich gesandt hat, und Sein Werk vollende." Das Erlösungswerk ist vollendet, daran können wir nichts mehr hinzufügen, aber wir können sehr wohl Seiner Gesinnung nachjagen, um sie so innig wie möglich in uns lebendig werden zu lassen. Wir müssen Ihn nur so oft wie möglich im Geist anschauen, dann geschieht das, was wir in 2Kor 3:18 lesen: Wir spiegeln den Herrn nicht nur wider, sondern "... werden in dasselbe Bild umgestaltet von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, wie von des Herrn lebend machendem Geist."

"(als euren folgerichtigen Gottesdienst)"

Mit obigem Leitvers fasst Paulus das. zusammen, was er bisher in diesm ersten Vers ausgesagt hat: das sei euer folgerichtiger (oder "wortgemäßer" Gottesdienst!

"Folgerichtig" (oder wie andere Übersetzter wiedergeben: "wortgemäß") ist das, wau> s bietet, zu lesen. Wenn Gott in dieser letzten Zeit der heutigen Gnadenverwaltung Brüder berufen hat, die mit größerem Fremdsprachenwissen, als die. z.B. Luther hatte, die Urtexte übertrugen, dann sollen wir eigentlich dankbar sein, weil ja durch diese Übersetzer auch viele Irrtümer aufgedeckt wurden. Wir nennen hier beispielhaft nur das griechische Wort "aion", welches mit der Fehlübersetzung "ewig" viel Schaden angerichtet hat und immer noch anrichtet. Was für jeden Handwerker selbstverständlich ist, nämlich das beste Werkzeug zu besitzen, um gute Arbeit zu leisten, sollte auch für uns nicht minder gelten! Wir wollen hier aus tiefer Überzeugung auf die "Konkordante Wiedergabe" hinweisen, die vom Inhalt und der Methode der Übersetzung her empfehlenswert ist. Dies soll nicht als Werbung verstanden werden, sondern als Hilfe und Werkzeug für unseren folgerichtigen (wortgemäßen) Gottesdienst.

Für viele Gläubige heißt Gottesdienst "selbst etwas tun, aktiv werden, sich einsetzen usw." Doch all dem widerspricht das Wort "bereitstellen" Es ist nämlich ein großer Unterschied, ob wir von uns aus dies oder jenes tun, oder ob wir unseren Körper Gott in der Form bereitstellen, dass wir uns "von Ihm" gebrauchen lassen! Es ist ja oft die alte Menschheit im lebendig gemachten Körper, die uns drängt, etwas für Gott zu tun, dabei ist immer, versteckt oder offen, ein Stück Eigenruhm mit im Spiel.

"Folgerichtiger" Gottesdienst kann also nur der sein, der sich am Wort Gottes orientiert, und dies lehrt uns: Sich Ihm bereitzustellen und Ihn durch uns wirken zu lassen!

                  

Röm 12:2

"und euch nicht auf diesen Äon einzustellen,"

Im Folgenden wird Paulus in seinem Zusrpruch an uns ausführlicher, es folgen exakte Angaben und Hinweise, wie wir uns verhalten sollen, die erste lautet: "euch nicht auf diesen Äon einzustellen".

Diese Aussage eignet sich dazu, unsere gestrigen Aussagen beispielhaft zu untermauern und ganz kurz zu belegen, wie eine ungenaue Übersetzung den griechischen Text verzerren kann. Luther übersetzte das griechische Wort "aion" größtenteils mit "ewig"; demnach hätte er dann auch das heutige Wort "aion" so übersetzen müssen: "und euch nicht auf die Ewigkeit einzustellen". Da aber Luther selbst die Unmöglichkeit dieser Übersetzung einsah, wählte er einfach ein anderes ihm passend erscheinendes Wort, nämlich "Welt". Wir halten diese Art für sehr inkonsequent, deshalb unser Hinweis auf eine "gute" Übersetzung des Urtextes, wo solche menschlichen Veränderungen weitgehend ausgeschlossen wurden.

Da unser Leitwort von "diesem Äon" spricht muss es logischerweise noch weitere geben. Diese Tatsache sollte jedem Leser klarmachen, dass Gottes Wort niemals "Ewigkeit" meint, wenn es "Äon" sagt.

Dieser Äon, es ist der dritte von den uns bekannten fünf Äonen, wird in Gal 1:4 als "der gegenwärtige böse Äon" bezeichnet. Er nahm nach der Sintflut seinen Anfang und endet mit dem Zorn Gottes. Warum dieser Äon "böse" genannt wird, erfahren wir aus Eph 2:2. Dort lesen wir, dass in diesem Äon der Fürst des Vollmachtsgebietes der Luft - und dies ist niemand anders als Satan - in den Söhnen der Widerspenstigkeit wirkt, und dies ist die Menschheit insgesamt, zu der auch wir gehört haben. Gott hat dem Widerwirker in diesem Äon erlaubt, seinen Widerstand gegen Ihn bis auf die Spitze zu treiben, und wir sind heute mit Blick auf unsere Umwelt der Ansicht, dass er die Spitze bald erreicht haben wird.

Wie glücklich dürfen wir doch sein, dass wir diesen Wandel unter der Widerstpenstigkeit hinter uns haben und durch die Kraft des uns innewohnenden Geistes frei sein dürfen!

Wenn in Eph 2:2 in der Vergangenheitsform zu lesen ist, "dass wir einst wandelten gemäß dem Äon dieser Welt", so ist trotzdem nicht auszuschließen, dass #Gläubige zurückfallen und sich erneut dem gegenwärtigen bösen Äon zuwenden. Das drastische Beispiel lesen wir in 2Tim 4:9-10, wo Paulus einen Hilferuf an Timotheus schreibt: "Befleißige dich, schnell zu mir zu kommen; denn Demas verließ mich aus Liebe zum jetzigen Äon und ist nach Thessalonich gegangen".

Er Zuspruch Pauli in unserem Leitvers hat also seine volle Berechtigung, denn die Möglichkeit, in diese Welt. zurückzufallen, besteht ganz offensichtlich. Dabei ist gerade bei Demas ganz besonders beachtlich, dass er ein Mitarbeiter des Apostels Paulus war und sich somit in der besten Schule befand. Wie sieht nun der Rückfall in diesen Äon aus? Was hat er für Folgen?

Wohl keine Generation von G läubigen wie die unseres steht mhr in Versuchung, diesen Äon zu lieben, denn die Versuchungen sind ungeheuerlich! Die Geld-Spaß-Modegesellschaft macht auch vor Gläubigen nicht halt (lies 2Tim 3:1-9). Wir können es uns hier ersparen, mit Aufzählungen anzufangen, weil diese Dinge sichtbar vor uns sind.

Demas - wir gehen davon aus, dass er das Geschenk der Gnade erhielt - ging seiner Rettung in der Gnade nicht verlustig, aber sein Wandel wird einmal vor der Preisrichterbühne des Christus offenbar werden, u nd er wird das wiederbekommen, was er durch den Körper verübte, in seinem Fall "Schlechtes" (sieh 2Kor 5:10). Gemäß 1Kor 3:11-15 sehen wir, dass schlecht Werke (es ist hier der Wandel angesprochen) vom Feuer verzehrt werden, was für den Be treffenden sicherlich nicht angenehm sein wird, wie wohl er selbst gerettet wird. Demas hat sich seinem Dienst mit Paulus entzogen, er zog es offensichtlich vor seine Zeit diesem Äon zu widmen. Wieviel Zeit geben wir für den Herrn? Wenn wir bedenken, dass unser Wandel und Dienst Belohnung, aber auch Beschämung nach sich ziehen kann, gewinnen Worte wie Phil 2:12: "mit Furcht und Zittern wirket eure Rettung aus!" wieder mehr an Gewicht!

"sondern euch umgestalten zu lassen durch die Erneuerung eures Denksinns,"

Nachdem Paulus uns vor den nagativen Erscheinungen dieses gegenwärtig bösen Äons gewarant hat, sagt er uns jetzt ganz praktisch, was wir tun können, um diesem zu entfliehen und in unserem Wandel zu bestehen.

Es ist leider eine Tatsache, dass unsere Gedankenwelt (unser Denksinn), trotz des uns innewohnenden Geistes Gottes, den Einflüssen dieser Welt mehr oder weniger ausgesetzt ist. Dabei müssen wir wissen, dass all unser Tun seinen Anfang in unserem Denksinn nimmt. Paulus zeigt uns jenen Punkt, wo wir selbst den Hebel ansetzen können, dies aber in der rechten Weise. Das bedeutet, dass wir uns nicht selbst verbessern sollen (dies widerspräche ja einem Großteil der Aussagen in diesem Römerbrief), sondern dass wir uns umgestalten lassen, und dies geschieht "von innen nach außen"!

Die Frage an uns lautet: Womit beschäftigen sich unsere Gedanken? Worauf sind sie gerichtet? Unser Wandel soll in Neuheit des Lebens sein, und dies ist ein "geistliches" Leben. Nicht mehr in dem Leben des ersten Adam, sondern in dem des letzten Adam, Christus! Der erste Adam war von der Erde, der letzte ist himmlisch. Unser Gedanken sollen auf Ihn ausgerichtet sein, sollen durch Ihn geleitet. bzw. beeinflusst werden. Die Welt versucht, unsere Gedanken mit weltlichen Dingen einzufangen, der uns innewohnende Geist versucht, unsere Gedanken auf das Himmlische zu richten.

"Wenn ihr nun zusammen mit. Christus auferweckt wurdet, suchet das droben, wo Christus ist, zur Rechten Gottes sitz end! Auf das droben sinnet, nicht auf das auf Erden!" (Kol 3:1-2). Je mehr wir uns mit Gottes Wort beschäftigen, je mehr wir uns gedanklich mit unserem überaus hoch erhöhten Herrn beschäftigen, desto mehr kann sich unser Denksinn umgestalten und wird dementsprechend unseren Wandel und Dienst beeinflussen. Unser Aufgabe ist es, unseren Denksinn auf Ihn zu richten, die Umgestaltung unseres Denksinns erfolgt durch Ihn!

"damit ihr zu prüfen vermöget, was der Wille Gotte sei - der gute, wohlgefällige und vollkommene."

Die Umgestaltung unseres Denksinns ist die Voraussetzung dafür, den Willen Gottes zu erkennen. Wir können dies auch anders ausdrücken: Je mehr wir in Seinem Wort lesen, je mehr wir uns mit diesem beschäftrigen, desto mehr wird uns aus Seinem Wort Sein Wille verständlich.

Lange Zeit war ich (der Verfasser) der Meinung, hier sei von drei Abstufungen des Willens Gottes die rede, bis mir plötzlich klar wurde, dass hier der W ille Gottes keine Steigerung erfährt, sondern sich immer und überall als fertig und vollkommen darstellt. Im anderen Fall wäre der Wille Gottes auf der unteren ("nur" guten Stufe) eine Halbwahrheit! Die drei Begriffe stellen also keine stufenweise Steigerung des Willens Gottes dar, sondern eine zusammenfassende Einheit!

Wer etwas prüft, muss sich auf dem Prüfgebiet auch auskennen. Wer Gottes Willen prüfen möchte, muss Sein Wort kennen. "Prüfen" bewahrt uns vor Trugschlüssen, vor Irrungen, vor allem aber auch vor der Einflussnahme anderer geistlicher Mächte. Wer (wie der Verfasser dieser Zeilen) jahrelang in pfingstlichen Gemeinden verkehrt hat, weiß, wie schnell. auch Gläubige getäuscht werden können. In der Annahme, den Willen Gottes zu tun, wurden Dinge praktiziert, die mehr in die okkulte Richtung zielten als auf das, was droben ist, wo Christus sitzt. Als mir aufgrund meines Forschens in der Bibel Zweifel kamen und ich diese Zweifel in jenen Gemeinden offen vortrug, wurde mir von einem leitenden Bruder gesagt, ich solle weniger in der Bibel lesen und stattdessen versuchen, mehr mit Jesus zu erleben!

Es ist Paulus so wichtig, dass unser Denksinn vom Wort umgestaltet wird, weil er sehr wohl um das mangelnde Prüfvermögen der Gläubigen weiß. Den Korinthern schreibt er: "Sind doch die Waffen. unseres Krieges nicht fleischlich, sondern mächtig für Gott: zum Einreißen von Bollwerken, wenn wir Vernunftschlüsse einreißen und jede Höhe, die sich gegen die Erkenntnis Gottes erhebt" (2Kor 10:4-5). Und wie mächtig sind leider nur zu oft jene Bollwerke und Höhen der Finsternis, die uns durch Unkenntnis über den Willen Gottes fesseln wollen !

Paulus gibt uns Orientierungspunkte, die uns das Prüfen des Willens Gottes erleichtern sollen. So sagt er zuerst, dass der Wille Gottes "gut" ist.

Wein noch sehr viele Gläubige nicht erkannt haben, dass alles, was Gottes Wort offenbart, auch gut ist, versuchen sie, gewisse Aussagen in seinem Wort als noch "unvollkommen" darzustellen oder sind der Ansicht, dass etwas gegen Seinen Willen abläuft (wobei wir hier anmerken möchten, dass die Bibel zwar voll von Handlungen gegen Gottes Wille ist, aber dass nichts gegen seinen Ratschluss ablaufen kann). Wir sind ja so schnell geneigt, die uns angenehmen dinge als "gut" die weniger angenehmen Dinge als "nicht gut" einzustufen. Wer möchte sagen, dass eine schwere und schmerzvolle Krankheit nach Gottes Willen "gut" wäre! Und doch haben wir den geoffenbarten Willen Gottes mit den Worten aufgenommen: "Wir aber wissen, dass Gott denen, die Gott lieben, alles. zum Guten zusammenwirkt, denen, die nach Seinem Vorsatz berufen sind (Röm 8:28).

Gottes Wille ist immer gut, egal was wir erleben oder wie wir darüber denken! Aber er ist auch "wohlgefällig" bzw. wirkt sich nach Seinem Wohlgefallen aus, und dies ersehen wir in Eph 1:5 und 9. "In Liebe hat Er uns für Sich zum Sohnesstand durch Christus Jesus vorherbestimmt, nach dem Wohlgefallen Seines Willens", und "in aller Weisheit und Besonnenheit macht Er uns das Geheimnis Seines Willens bekannt nach Seinem Wohlgefallen", wobei hier die Aufhauptung des Alls in Christus angesprochen ist.

Wenn Paulus den Willen Gottes noch "vollkommen" nennt, dann heißt das nicht, dass dieser jemals unvollkommen war, sondern sich stets als "vollkommen" zeigt. Wir schließen uns hier gerne dem Gebet Pauli in Kol 1:9-10 an: "Deshalb hören wir auch nicht auf, von dem Tag an, als wir das hörten, für euch zu beten. und zu bitten, dass ihr mit der Erkenntnis Seines Willens in aller geistlichen Weisheit und allem geistlichen Verständnis erfüllt werdet, um des Herrn würdig zu wandeln und Ihm in jeder Weise zu gefallen".

Wirkung der Gaben des Geistes

Röm 12:3

"Denn auf Grund der mir gegebenen Gnade sage ich einem jeden unter euch, nicht über das hinaus zu sinnen, was man im Sinn haben soll,"

Es ist kein Zufall, wenn Paulus jetzt, nachdem er uns aufgefordert hat, unseren Körper für Gott bereitzustellen und zu prüfen, was der Wille Gottes ist, hervorhebt, dass ihm in besonderer Weise von Gott Gnade gegeben ist. Wir schlossen ja gestern mit dem Text aus Kol 1:9-10, in welchem wir z u einem würdigen Wandel aufgefordert sind. Dazu lesen wir heute noch ein weiteres Wort aus Eph 4:1: "Ich spreche euch nun zu - ich der Gebundene im Herrn, würdig der Berufung zu wandeln, zu der ihr berufen wurdet".

Wenn Paulus uns zum Wandel auffordert und dabei seinen besonderen Auftrag der Gnade hervorhebt, müssen wir den Zusammenhang suchen, und den liefert uns die Aussage im Brief an die Epheser: Es geht um unseren würdigen Wandel gemäß unserer Berufung! Viele Gläubige wandeln, doch sie haben keine Klarheit über ihre Berufung. Dabei ist es ganz einfach, weil es nur zwei Berufungsmöglichkeiten gibt, wie es Eph 1:10 überdeutlich zeigt: Eine himmlische und eine irdische Berufung.

Wir stehen hier vor einer ganz einfachen und elementaren Aussage der Schrift, und doch scheinen die einfachsten Aussagen am schwersten verständlich zu sein! Warum?

Als Gläubige stehen wir im Schussfeld der geistlichen Mächte der Bosheit, welche uns auf jede erdenkliche Art zu stören versuchen. Und da sie uns unseren Stand in Christus nicht nehmen können, greifen sie unseren Wandel und Dienst an, denn hier sind wir in der Tat verletzbar. Einen großen Erfolg können diese Finsternismächte darin verzeichnen, dass sie einem Teil der Gläubigen ihre Berufung verdunkelt haben. Viele wissen nichts von den " zwei" Berufungen, sie unterscheiden auch nicht im Wort Gottes zwischen dem, was für Israel und essen irdische Berufung, und dem , was für uns und unsere überhimmlische Berufung, gilt! Die Betonung des Apostels Paulus auf die ihm gegebene Gnade gewinnt vor diesem Hintergrund eine richtungsweisende Bedeutung!

Paulus setzt unserem "Sinnen" Grenzen, wobei wir unter "sinnen" das zu verstehen haben, womit wir uns gedanklich beschäftigen. Wenn Gott jemanden beruft, dann ist diese Berufung mit einer Aufgabe verbunden. Die große Aufgabe lautet: "Aufzuhaupten das All in Christus: "beides, das in den Himmeln und das auf der Erde" (Eph 1:10). Diese Aufgabe ist also in zwei Teile getrennt und für jeden Teil hat Gott Sein Werkzeug bestimmt: Für das in den Himmeln "die Körperschaft Christi Jesu", für das auf der Erde "die Königreichsgemeinde Israel".

Wozu gehören wir? Diese Frage muss von uns erkannt und eindeutig beantwortet werden können. Wo dies nicht der Fall ist, kann unser Wandel im Blick auf unsere Berufung sehr schnell unwürdig werden!

Gott hat es gewirkt, dass für Israels irdischen Auftrag die zwölf Apostel berufen wurden und für unseren himmlischen Auftrag ein Apostel, nämlich Paulus. Und ihm allein wurde das Merkmal der himmlischen Berufung gegeben: Die Gnade! Dabei ist es nicht die Gnade allgemein - die erfuhr Israel ja auch, sondern es ist die spezielle Gnade dieser Verwaltung, die den Menschen ohne jegliches eigene Zutun rettet (Eph 2:8). Und diese Art von Gnade gibt es nur in der heutigen Verwaltung!

Wer sich von Paulus nicht erleuchten lassen möchte, wer in gleichem Maß die Worte des AT und der vier Evangelium auf sich bezieht, verwischt die beiden Aufträge, er bleibt über seine Berufung im Dunklen.

Der Rahmen, den Paulus uns steckt, bleibt klar: "Suchet das, was droben ist. ... auf das droben sinnet, nicht auf das auf Erden!" (Kol 3:1-2).

"sondern darauf bedacht zu sein, gesunde Vernunft zu zeigen, so wie Gott einem jeden das Maß des Glaubens zuteil."

"Gesunde Vernunft" kann als das bezeichnet werden, was die seelischen Regungen unterdrückt, weil diese uns in eine Scheinwelt der Gefühle ziehen wollen, wie wir sie mehr oder weniger stark ausgeprägt in den charismatischen Kreisen finden. Wir sollen uns nicht unserer Seele unterstellen und uns von dieser beherrschen lassen, sondern dem Geist Gottes; und diesem Geist muss sich auch unsere Seele unterordnen. Nur so sind wir in der Lage, gesunde Vernunft zu zeigen, bzw. vernünftig zu beurteilen.

Wenn wir in der Praxis sehen, dass dies alles offensichtlich gar nicht so einfach ist, dann liegt die Ursache darin, dass wir ja noch auf dieser Erde leben und uns das Irdische vertrauter ist wie das Himmlische. Wir fühlen uns also rein seelisch in irdischen Gedanken mehr daheim, als wenn wir auf das sinnen sollen, was droben ist und was wir nur im Geist fassen können. Darum ist es wichtig, dass wir unseren Denksinn schulen, und zwar mit dem, was man im Sinn haben soll und was die gesunde Vernunft von uns fordert.

Unser "Sinnen" soll nach droben, wo Christus, unser Herr und Haupt ist, gehen. Wir liegen nie falsch, wenn wir Ihn anschauen und uns in Seine Gesinnung hineinleben, Jesus war nie ein Schwärmer, Er war nie überheblich, Er war vielmehr ganz nüchtern und hatte nur ein Ziel, den Willen des Vaters zu tun und Ihn zu verherrlichen. Dabei heißt "nüchtern zu sein" und "gesunde Vernunft zu zeigen" ja nicht, dass wir unser Gefühl ausschalten sollen, wir sollen es nur den Tatsachen in Gottes Wort unterordnen - dies ist ein feiner Unterschied! Unser Herr zeigte auch gefühlsmäßige Regungen: Er konnte traurig sein, Er konnte sich freuen, Er konnte sogar zornig werden, und Er konnte weinen, aber in alldem stand Er unter der Führung des Geistes Gottes.

Halten wir uns also an das, was uns zugeeignet ist, freuen wir uns daran und versuchen, uns so oft wie möglich gedanklich mit unserem Berufungsgut zu beschäftigen.

Mit der "gesunden Vernunft" die wir zeigen sollen, verbindet Paulus "das Maß des Glaubens", welche Gott jedem zuteil. Heißt dies, dass Gott dem einen mehr, dem anderen weniger Glauben schenkt?

Der Glaube ist, wie die Gnade, ein Geschenk Gottes. Niemand kann von sich aus Glauben aufbringen. Wenn Paulus vom "Maß des Glaubens" spricht, dann meint er mit Sicherheit nicht, dass Gott Seinen Berufenen unterschiedlich viel Glauben schenkt - Glaube an sich ist nicht teilbar! Und doch gibt es offensichtlich ein "Maß" des Glaubens.

Nun muss "Maß" nicht immer "Menge" bedeuten, es kann auch "Inhalt" sein! Und da Gott Selbst es ist, der zuteilt, dürfen wir hierin den Glaubensinhalt sehen, den Er jedem Einzelnen von uns zugeteilt hat. Es ist ja für jeden von uns ersichtlich, dass der Glaubensinhalt in Geschwisterkreis sehr unterschiedlich ist, und dies sogar unter denjenigen, die fest im paulinischen Evangelium stehen. Dies hat bis in die jüngste Zeit leider nur zu oft zu heftigen Auseinandersetzungen geführt, die nicht selten im Streit endeten. Von Demut war in solchen Fällen wenig zu sehen, dafür wurde die unangenehme menschliche Rechthaberei sichtbar!

_Es ist eine Tatsache, dass das Maß des Glaubens (der Inhalt) sehr unterschiedlich sein kann, und Paulus möchte uns an diesen Punkt heranführen, um zu zeigen, dass auch hier Gottes Führung vorliegt, weil Er jeden von uns anders führt, weil Er jeden als eine eigene Persönlichkeit geschaffen und jedem Einzelnen auch eine eigene Aufgabe zugedacht hat. Ob diese Aufgabe noch auf Erden ausgeführt werden soll oder erst in unserem zukünftigen Berufungsgebiet, den Überhimmeln, ist hier nicht so wichtig. Aber wichtig ist es zu erkennen, dass wir unterschiedlich geführt werden und je nach unserer Aufgabe von Gott das für jeden passende Maß des Glaubens zugeteilt bekommen. Dieses Wissen soll uns nicht in die Rechthaberei oder Überheblichkeit führen, sondern in die Demut!

Röm 12:4-5

"Denn wie wir an einem Körper viele Glieder haben, die Glieder aber nicht all dieselbe Verrichtung haben, so sind auch wir, die vielen, eine Körperschaft in Christus, im einzelnen aber Glieder untereinander."

Es geht um unseren Dienst und Wandel, und darin muss zuerst einmal auch der Umgang untereinander stimmen. Und weil Paulus weiß, wie schwierig dies ist, wie auch der gläubige Mensch sich gerne selbst zum Maßstab für die anderen setzt und sehr schnell zur Überheblichkeit neigt, stellt er uns dasBild des Körpers vor Augen. Haben wir uns schon einmal über unseren Körper Gedanken gemacht? Haben wir schon einmal darüber nachgedacht, was für eine Vielfalt an Gliedern und Organen da vertreten ist? Und dass jedes Glied ein total anderes Aussehen und eine völlig andere Aufgab hat? Man muss bei solchem Nachdenken doch in die Anbetung kommen, denn welch ein schöpferisches Glanzwerk hat Gott mit solch einem Körper geschaffen!

Und dieses Bild stellt uns Paulus jetzt vor Augen und sagt uns: Jedes Glied hat das Maß an Glauben bekommen, das es benötigt, um seine Aufgabe im Sinn Gottes auszuführen. Bevor wir nun die einzelnen Aufgaben betrachten, die den Gliedern zugedacht sind, auch noch eine kurze Anmerkung zu den optischen Unterschieden, und die sind ja bei den einzelnen Gliedern recht beträchtlich. Spielt diese Optik, auf uns übertragen, auch eine Rolle? Hierzu ein kurzes Erlebnis: Vor vielen Jahren diente in einer Bibelkonferenzstätte ein Bruder, der rein äußerlich nicht dem Standard eines dienenden Bruders entsprach - er legte offensichtlich auf das äußere Erscheinungsbild weniger Wert. Ich konnte mithören, wie etliche Geschwister deswegen beschlossen, seine Vorträge zu boykottieren. Doch diejenigen, die trotzdem seine Vorträge aufsuchten, waren nicht nur von der Erkenntnis dieses Bruder überrascht, sondern auch von seiner Herzenswärme, die er in seinen Reden ausstrahlte!" Vorurteile waren hier also fehl am Platz!

Lassen wir uns also nicht in jedem Fall von äußerlichen Dingen beeinflussen, sondern versuchen, in solch einer Situation auch die Gesinnung des Herzens in unser Urteil mit einzubeziehen - auch dies ist praktizierter Wandel!

Röm 12:6

"Gemäß der uns gegebenen Gnade haben wir nun vorzügliche Gnadengaben: sei es Prophetenwort, so werde es gebraucht nach Maßgabe des Glaubens;"

Der optische Aspekt beim Bild des Körpers steht nicht im Vordergrund, wiewohl er, wie gestern angeführt, in manchen Fällen auch mit eine Rolle spielt. Doch das Hauptaugenmerk gilt der Vielzahl und Verschiedenheit der Verrichtungen (Aufgaben) der einzelnen Glieder, Paulus nennt sie "Gnadengaben".

"Gnadengabe" sind, wie es der Name besagt, Gaben, die wir uns nicht selbst zueignen oder aussuchen können, sonder die uns von Gott verliehen sind gemäß der uns allen gegebenen Gnade. Auch hier gilt, dass nicht wir uns selbst zu bestimmten Aufgaben berufen, sondern Gott der Berufende ist! Dass leider nur zu oft gegen die Tatsache aus menschlicher Geltungssucht verstoßen wird, ist eine bedauerliche Erscheinung; es ist ja auch viel populärer, an einem Redner pult zu stehen, als im Verborgenen Gebetsdienst zu leisten oder Schwache und Kranke aufzusuchen.

Wir lernen ja oft viel mehr durch praktische Beispiele; deshalb möchte ich hier einen negativen Fall aus jüngerer Zeit aufzeigen, der mir geklagt wurde: Ein Bruder starb, und seine hinterbliebene Frau frage einen ihr bekannten Bruder, ob er die Beerdigung vornehmen würde. Dieser Bruder sagte mit der Begründung ab, er müsse auf eine Glaubenskonferenz! Bei einem zweiten Bruder die gleiche Antwort! Das Ablesen eines Vortrags auf einer Konferenz, den mindestens 10 andere Brüder hätten übernehmen können, war wichtiger, als einer schmerzerfüllten Frau, welcher der Mann starb, beizustehen!

Es ist manchmal zum Weinen, wenn man miterleben muss, wie sich Brüder aus Geltungssucht Gaben aneignen, die sie gar nicht bekommen haben, dafür aber Hilferufe hartherzig übergehen. Lassen wir uns doch vermehrt vom Geist Gottes rufen und leiten und nicht von unserer Eitelkeit. Die wahren Dienste erfordern zumeist fleischliche Überwindung, doch dann hinterlassen sie tiefe Freude - ein Zeichen der von Gott gegebenen Gnadengaben!

Wir haben anhand eines besonders negativen Beispiels versucht aufzuzeigen, dass es nicht immer populäre Gaben sein müssen, die wir erhalten haben und in die Tat umsetzen sollen. Vielmehr sind es die unscheinbaren Dinge, die unserem Fleisch Überwindung abverlangen, die aber den Geber der Gabe verherrlichen, weil diese oft nur Er sieht!

Paulus zählt nun eine ganze Reihe von Gnadengaben auf, an erster Stelle die Gnadengabe des Prophetenwortes. und gerade bei dieser ersten Gabe kommen wir in Schwierigkeiten, denn: Es gibt heute kein Prophetenwort mehr!

Wir müssen beachten, dass Paulus bei der Niederschrift des Römerbriefes noch nicht die letzten Enthüllungen vom erhöhten Herrn bekommen hatte, d.h. dass Wort Gottes war noch nicht vollkommen niedergeschrieben. Er mit den Briefen im Gefängnis in Rom (wozu wir den Epheser-, Philipper- und Kolosserbrief zählen), wurde das geschriebene Wort auf sein Vollmaß gebracht.

Wenn uns klar ist, dass das Prophetenwort das noch nicht geschriebene Wort ersetzen musste, dann ist uns eigentlich auch klar, dass mit Vollendung des geschriebenen Wortes das Prophetenwort nicht mehr notwendig ist! In genau diesem Sinn schrieb Paulus an die Korinther: "Seien es Prophetenworte, sie werden abgetan, oder Zungereden, sie werden aufhören, oder Erkenntnisworte, sie werden abgetan." (1Kor 13:8). Und dann weist er auf die kommende Reife hin, die nichts anderes als die Vollkommenheit des Wortes Gottes bedeutet.

Lasst uns also nicht hinfällig gewordenen Dingen nachjagen, sondern lasst uns erkennen, dass von nun an Glaube, Erwartung und Liebe bleiben, diese drei. "Doch die größte von diesen ist die Liebe; jaget daher der Liebe nach!" (1Kor 13:13).

Röm 12:7-8

"sei es die Gabe des Dienstes, so bestätige man sie im Dienst; sei es, dass der Lehrende die Gabe hat, so wirke er in der Belehrung; sei es, dass der Zusprechende sie hat, so über er sie aus im Zuspruch; ebenso tue es der mit anderen Teilende in Herzenseinfalt, der Vorstehende mit Fleiß, der sich Erbarmende mit Freudigkeit."

Wir sahen gestern, dass auch die Worte Pauli nicht uneingeschränkt auf unsere heutige Zeit anwendbar sind, sondern dass wir beachten müssen, dass sie zum Teil in einer Zeit des Überganges vom Bruchteil zur Reife, von der Unmündigkeit zur Mündigkeit, geschrieben wurden (lies 1Kor 13:10-12). Wir müssen also erfassen, dass Pauli Briefe eine Entwicklung von Lehre und Gemeindebildung beinhalten, wobei die her genannten Gnadengaben in. anderen Briefen fehlen oder ergänzt werden.

Wenn wir die Gabe des Prophetenwortes als abgetan sehen, bleiben noch sechs Gnadengaben in Pauli Aufzählung übrig. Dabei ist hervorzuheben, dass Paulus immer von einer "Gabe" spricht, die der Empfänger betätigen bzw. anwenden soll. Eine Gabe ist, wie ja das Wort beinhaltet, ein Geschenk von außen, in unserem Fall von Gott, welches wir uns nicht selbst verleihen können (sollten). Menschlicher Ehrgeiz und Geltungsdrang sollten also zurückstehen. Dort, wo mit der Gnadengabe des Lehrens ausgestattete Brüder am Rednerpult stehen, kommt unter den Zuhörenden keine Müdigkeit auf; wo statt Berufung menschlicher Gründe zum reden führen, spürt dies der Zuhörer in der Regel schnell.

Pauli Zuspruch, und dies im Hinblick auf die Mitleidserweisungen Gottes, soll uns anspornen, dort, wo wir unsere Aufgabe als von Gott gegeben verspüren, diese mit ganzer Hingabe zu verrichten. Dabei dürfen wir uns gerne daran erinnern lassen, dass nicht die Menschen uns belohnen, sondern wir vor der Preisrichterbühne des Christus das wiederbekommen, was ein jeder durch den Körper im Wandel und Dienst verübte, es sei gut oder schlecht (gem. 2Kor 5:10).

Der Gläubige in der Familie Gottes

Röm 12:9

"Die Liebe sei ungeheuchelt! Seid solche, die das Böse verabscheuen und am Guten haften!"

Die zurückliegenden Verse erinnerten uns eindringlich daran, nicht nur die populären öffentliche Dienste mit Freude zu tun, sondern auch (oder gerade) die unteren, für Außenstehende weniger sichtbaren. Dies führt uns mit Sicherheit in die Demut.

Mit dem heutigen Leitvers führt uns Paulus an das Verhalten der Gläubigen untereinander heran, die Liebe ist der erste Punkt, sie ist immer die Grundlage! Die Liebe ist das größte und Kostbarste, was Gott Seiner Schöpfung bietet, schließlich ist Er Selbst "Liebe" (1Jo 4:8). In Seiner Liebe hat Er das All aus Sich und zu Sich hin erschaffen, auch wenn Seine Liebe noch nicht überall und für alle sichtbar und erlebbar ist. Doch ein Zeichen hat Gott gesetzt, an dem die ganze Schöpfung Seine Liebe sehen konnte: das Kreuz auf Golgatha. Johannes bringt es mit den Worten auf den Punkt: "Denn so liebt Gott die Welt, dass Er s-einen einzig gezeugten Sohn gibt, damit jeder, der an Ihn glaubt, nicht umkomme, sondern äonisches Leben habe" (Joh 3:16).

Wir können nicht von unserer Liebe reden, ohne zuvor die Quelle zu nennen, aus der wir unsere Liebe beziehen, und es gibt nur die eine Quelle: Gott! Es ist darum auch nicht verwunderlich, wenn Paulus in Röm 5:5 bezeugt, dass die Liebe Gottes in. unsere Herzen ausgegossen ist durch den uns gegebenen h eiligen geist. Nur das, was wir erhalten haben, können wir weitergeben!

Die Liebe Gottes ist also bereits in uns, nur: Paulus muss uns auffordern, diese vor dem Überwuchern durch unsere eigene "menschliche" Liebe zu bewahren, die in ihrer adamitischen Natur mehr heuchelt als liebt; und wenn sie liebt, dann zumeist nur sich selbst!

Wir brauchen also nicht um den Erhalt der Liebe zu bitten, sondern dafür Sorge zu tragen, dass wir sie in uns in möglichst ungeheucheltem (reinem) Zustand bewahren und ausleben!

Haben Sie, liebe Geschwister, schon einmal wirklich versucht, einen Tag lang (oder wie sich die Gelegenheit bot) gegenüber Ihren Glaubensgeschwistern oder in sonstiger Umgebung nur das auszusprechen, was Sie auch im Stillen denken? Denn "ungeheuchelt" bedeutet ja soviel wir ehrlich, offen und direkt sein. Wenn ja, dann können Sie sicher ein Lied davon singen, welche Resonanz darauf erfolgte!

Die gefährliche Frist, von der Paulus in 2Tim 3:1 ff spricht, schildert die Menschen unserer Zeit, und Paulus meint damit weniger die Ungläubigen, sondern uns. Dies mag beim Lesen dieser Verse erschrecken, ändert aber an den Tatsachen nichts. Das Gefährliche für uns ist dabei die langsame Gewöhnung an Dinge, die wir sonst verabscheuen würden. Die Liebe ist ja auch mit der Wahrheit verbunden, und Wahrheit tut sehr oft weh! Können wir noch, um der Liebe willen, jemand wehtun? Wobei der Schmerz, den wir auslösen, ja im Grunde heilsam sein müsste!

Gstatten Sie uns, liebe Leser, hier nochmals eine Geschichte einzubringen, die das Gesagte verdeutlichen soll: Eine Mutter besucht ihren alkoholsüchtigen Sohn im Krankenhaus, in welches er aufgrund von Alkoholübergenuss eingeliefert wurde. Die erst Frage des Sohnes an die Mutter lautet: Hast du mir was zu trinken mitgebracht? Und als die Mutter aus Liebe mit schwerem Herzen verneint, schickt sie der Sohn erbost aus dem Zimmer und sagt: Du bist mir eine schöne Mutter! Du. hast mich nicht lieb, sonst hättest du mir was zu trinken mitgebracht! Draußen vor der Tür steht schon der nächst Besucher, ein Freund. Heimlich hält er eine Flasche Schnaps unter der Jacke versteckt. Im Zimmer wird er mit Freuden willkommen geheißen, und die Mutter muss noch hören, wie ihr der Sohn nachruft: Dieser hat mich mehr lieb als du!

Wir meinen, dass die uns innewohnende ungeheuchelte Liebe immer zu kämpfen hat, immer angefochten wird, immer äußerste Angstrengung von uns verlangt, wir sollen uns nicht auf ihr ausruhen, sondern beherzigen: "Jaget daher der Liebe nach!" (1Kor 13:13b)

Röm 12:10

"In der geschwisterlichen Freundschaft seid einander herzlich zugetan,"

Wir sahen gestern, ungeheuchelte Liebe wird nichteimmer so anerkannt, wie sie es verdient hätte, dabei muss nicht immer solch ein krasser Fall, wie geschildert, vorliegen. 'Aber die Gefahr ist sehr groß, dass wir aus falsch verstandener Liebe in biblischem Sinn "heucheln", und hier möchte Paulus uns zur Wachsamkeit aufrufen.

Schneller und leichert erkennbar für uns, wenn wi rentgegen unserem heutigen Leitwort handeln. Dass es trotz des Erkennens nicht immer eingehalten wird, liegt daran, dass wir eben noch nicht dieser Erde entrückt sind, sondern unser Glaubensgut nur im Geist festhalten können.

Es ist ja noch einfach, dieses Wort bei solchen Geschwistern einzuhalten die ei nem erkenntnismäßig nahestehen und auch in ihrer menschlichen Art sympatisch sind, aber wie sieht es dort aus, wo öErkenntnisunterschiede bestehen, wo menschliche Unterschiede in Beruf, Gled, Charakter, Verhalten usw. bestehen?

Wer von. uns hat nicht schon hautnah miterlebt, wie er von Vertretern der "ewigen Höllenqual" schikaniert wurde, nur weil er Gottes Wort vertrat und von einem liebenden Gott aller Menschen zeugte? Von herzlichem Zugetansein in geschwisterlicher Liebe ist zumeist kaum etwas zu merken, im Gegenteil! Die Feindschaft gegen Glaubensgeschwister tritt hier leider sehr oft viel krasser zutage als von Seiten der Ungläubigen!

Es gibt so viele wunderbare Gelegenheiten, sich gerade ein diesem Wort zu üben. In Gemeinschaften, Versammlungen, Konferenzen und dergleichen gibt es immer wieder Geschwister, die aus irgendwelchen Gründen am Rand stehen, kaum beachtet werden, vielleicht sogar angefeindet werden - hier können wir durch mutiges Einstehen sehr oft diese geschwisterliche Freundschaft und das herzliche Zugetansein praktizieren; die Betroffenen werden uns dankbar sein!

Röm 12:11

"in der Ehrerbietung einander höher achtend, im Fleiß nicht zögernd, im Geist inbrünstig, dem Herrn als Sklaven dienend,"

Ehre gebührt allein Gott! Unser Leitvers spricht insofern nicht von Menschenverehrung, wohl aber von Ehrerbietung im Sinne von "Achtung und Respekt". In der Welt kann man sich seine Freunde aussuchen, und nimmt in der Regel diejenigen, die zu einem passen. Im Glaubensleben wird man nur zu oft mit Geschwistern zusammengestellt, die einem weniger liegen. Hier sollte man sich nicht kühl abwenden, sondern im Fleiß nicht zögern und von sich aus den ersten Schritt machen und auf die Geschwister zugehen.

Ein wichtiger Punkt ist unser geistliches Leben, denn es ist unserem Fleisch zueigen, sehr schnell träge und nachlassend zu werden. "Im Geist inbrünstig" soll uns zusprechen, dem uns innewohnenden Geist Gottes täglich so viel wie möglich Raum zu geben. Dies kann dadurch möglich sein, dass wir über ein gelesenes Wort nachdenken, in dasselbe hineinhören, es im Herzen bewegen und uns daran erquicken und stärken.

Paulus bedient sich gerne des Wortes "sklaven", denn es ist mehr als dienen! Ein Diener ist immer noch sein freier Herr, er bekommt für seine Dienste einen Lohn. Der Sklave hingegen ist Eigentum seines Herrn, er ist nicht frei und bekommt auch keinen Lohn. Sein Dienst ist also selbstlos und gehört allein seinem Herrn.

Im Grund ist die Menschheit überhaupt nicht frei, wie sie glaubt. Sie ist den Mächten der Finsternis unterstellt. In Röm 8:20-21 lasen wir bereits, dass die ganze Schöpfung der Eitelkeit untergeordnet ist und dazu der Sklaverei der Vergänglichkeit. Und wenn wir beobachten, mit welchem Enthusiasmus sie dieser Eitelkeit dient, um wieviel mehr dürfen wir in Glückseligkeit einem Herrn sklaven, der Sich für uns dahin gegeben hat, der für uns in kaum vorstellbarer Weise gelitten hat. Diesem Herrn mit Gaben, die Er uns geschenkt hat, dienen zu dürfen, muss für uns die höchste Ehre sein und wir sollten alles daran setzen, dass unser Wandel und Dienst auch wirklich ein Schmuckstück für Ihn ist!"

Röm 12:12

"in der Erwartung freudevoll,"

Muss man Gläubige besonders auffordern, in der Erwartung freudevoll zu sein? Dies ist doch eigentlich selbstverständlich! Und doch gibt es einen Punkt, wo vor allem unseren älteren Geschwistern zugesprochen werden darf. Jeder von uns sehnt sich danach, nicht sterben zu müssen, sondern noch zu Lebzeiten dem Herrn entgegen in die Luft entrückt zu werden, so wie es uns 1Thes 4:13-18 lehrt. Diese Sehnsucht ist berechtigt, schon Paulus hatte sie in sich. Nun vergeht aber Jahr für Jahr, der Körper wird immer hinfälliger, und so manches Leiden stellt sich ein, und auch der Tod rückt näher. Die wohl etwas bange frage lautet: Ob der Herr wohl noch zu meinen Lebzeiten kommen wird?

Wenn wir nun als Abschluss der Verse über die Entrückung lesen: "Daher sprecht einander zu mit diesen Worten!" dann soll ja nicht nur der Hoffnung, noch zu Lebzeiten entrückt zu werden, zugesprochen werden, sondern diese Verse besagen ja auch klar, dass beim Klang der Posaune Gottes die Toten in Christus zuerst auferstehen werden. Dies ist ja auch tröstlich, denn das "zuerst" besagt, dass die noch Lebenden keinen Vorzug haben und alle zugleich vom Herrn empfangen werden!

Darauf zu warten, entrückt zu werden, ist eine freudevolle Erwartung, doch der Kern unserer freudevollen Erwartung muss ja unser Erwartungsgut selbst sein!Was gibt es Freudevolleres, als die Zusicherung, nach der Entrückung mit dem Herrn allezeit zusammen zu sein! Das Kleinere, das nicht ganz so Bedeutsame sollte also das Wichtigste nicht überlagern! Auch wenn der Herr zu unseren Lebzeiten nicht mehr kommen sollte, so dürfen wir doch wissen, dass die Zeit des Todesschlafes für die Betroffenen wie eine Nachtruhe ohne Bewusstsein vorübergehen wird; wenn das Bewusstsein wieder da ist, hören wir den Klang der Posaune und es folgt die Entrückung.

In der Erwartung freudevoll ... wir haben wirklich allen Grund, uns täglich daran zu erfreuen, denn vor uns liegt die freilösung unseres Körpers, die freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes, das äonische Leben in Christus Jesus, unserem Herrn.

"in der Drangsal ausharrend,"

Wir merken vielleicht, dass wir diesen und auch die anderen Punkte schon an früherer Stelle in diesem Römerbrief gelesen haben, und dort sogar viel ausführlicher. Doch diejenigen, die Hilfe und Zuspruch nötig haben, werden es sich bestimmt nicht verdrießen lassen, wenn sich ein Zuspruch wiederholt, sondern diesen nicht oft genug hören können ; den anderen, die sich noch stark fühlen und bis heute von Drangsalen verschont blieben gelten die Worte von Vers 13.

Drangsal, und damit meint Paulus weniger unsere körperlichen Beschwerden, sondern mehr die Bedrängnis um unseres Glaubens willen, gab es wohl zu allen Zeiten, wenn auch in unterschiedlicher Form. Zum einen spielt die Zeit eine Rolle, in welcher der Betroffene lebt, zum anderen ist es das politische Umfeld. In unseren westlichen Ländern können wir heute unseren Glauben ja ohne Angst vor Verfolgung ziemlich offen ausleben, in vielen asiatischen Ländern ist die heute unter Umständen lebensgefährlich. Doch wo von der Obrigkeit keine Drangsal zu erwarten ist, kann diese von unserem menschlichen Umfeld ausgehen. Wer sich als Kind Gottes. zu erkennen gibt, muss mit Beeinträchtigungen leben, sei es Spott, sei es, dass man gemieden wird, sei es, dass man berufliche Benachteiligungen erfährt, weil man nicht die Ellbogen benutzt, die Drangsale sind also überall gegeben und von vielfältiger Art. Pauli erneuter Zuspruch lautet: "In der Drangsal ausharrend". Und wir dürfen hinzufügen, was wir schon in Röm 8:18 lasen: "Denn ich rechne damit, dass die Leiden der jetzigen Frist nicht wert sind der Herrlichkeit, die im Begriff steht, in. uns enthüllt zu werden."

Der Drangsal hat Paulus hier unsere Erwartung vorangestellt, sie darf uns in allen Schwierigkeiten Hilfe sein und Kraft zum Ausharren. Aber Erwartung ist in der R egel ein Zei, wie wir in Röm 5:3-5 lesen: "Nicht allein aber das, sondern wir mögen uns auch in den Drangsalen rühmen, wissend, dass die Drangsal Ausharren bewirkt, das Ausharren aber Bewährung, die Bewä hrung aber Erwartung. Die Erwartung aber lässt nicht zuschanden werden ...".

Röm 12:13

"im Gebet anhaltend,"

Im Nachgang zu der gestern angesprochenen Drangsal, die wir alle auf irgendeine Weise zu durchkosten haben, möchten wir doch noch auf den zurückliegenden Vers Röm 8:28 hinweisen, der ja auch die Drangsal mit einschließt: "wir aber wissen, dass Gott denen, die Gott lieben, alles zum Guten zusammen wirkt - denen, die nach Seinem Vorsatz berufen sind". Wenn wir diese Aussage von Herzen erfassen können, wird es uns auch nicht zu schwer fallen, Ihm für alles zu danken, weil alles aus Ihm kommt, und alles, was uns begegnet, Seinem Ratschluss entspricht!

IN dieser innerlichen Stellung wird es uns ebenfalls nicht schwer fallen, Ihm nicht ständig unsere eigenen Wünsche und Vorstellungen vorzutragen, sondern alles aus Seiner Hand zu nehmen.

Auch Gebet ist dienst, es ist die Zweisprache mit Gott und damit die Übung, unsere Anliegen als ein Ausdruck unseres Vertrauens in Ihn vor Sein Herz zu bringen. Wenn Paulus uns hier zum "anhaltend" ermuntert, dann dürfen wir dies wohl so verstehen, dass wir kein zu bestimmten Zeiten stattfindendes Gebetsritual abhalten müssen, sondern die Verbindung nach oben ständig aufrecht erhalten sollen. In diesem Sinn schreibt Paulus an die Thessalonicher: "Betet unablässig!" (1Thes 5:16), und im Vers 17 folgt der Inhalt: "Danket in allem! Denn dies ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch".

Wenn wir vom Dienst des Gebets sprechen, dann dürfen wir hierin niemals ein Gebot sehen, dann wäre es ja "Zwang", und diese Art von gebet kann Gott nie verherrlichen. Es muss der Wunsch in der Tiefe unseres Herzens vorhanden sein, mit unserem Gott und Vater in Christus anhaltend in Verbindung zu sein, ob dies in der Fürbitte ist oder um Ihm einfach für alles zu danken. Was widerfährt uns doch alles an einem Tag, und was gibt es da nicht alles, was wir Gott vortragen dürfen! Und wie freut sich das Vaterherz, wenn Seine KInder Ihn daraufhin ansprechen!

"zu den Bedürfnissen der Heiligen beisteuernd, der Gastfreundschaft nachjagend!"

Wir schließen unseren Band III mit der Ermahnung ab, nicht nur uns, sondern auch die anderen Heiligen im Auge zu behalten, um ihnen in verschiedner Art und Weise behilflich zu sein.

Natürlich war diese Ermahnung zur Zeit des Apostels besonders wichtig, weil Paulus und seine Mitarbeiter ja sehr viel unterwegs waren und infolge ihres Dienstes nicht immer auch noch selbst für sich sorgen konnten. Den Philippern schreibt der Apostel, dass im Anfang der Evangeliumsverkündigung, als er von Mazedonien auszog, keine herausgerufene Gemeinde ihm etwas zu der Rechnung des Gebens und Nehmens beisteuerte als nur die Philipper (lies Phil 4:14-16). Dabei war Paulus aber mindestens genauso wichtig: "Nicht dass ich die Gabe suche, nein, ich suche die Frucht, die für eure Rechnung zunimmt" (V. 17).

Hilfsbereitschaft in jeglicher Form wird ohne Zweifel auch ein Punkt vor der Preisrichterbühne des Christus sein, der berücksichtigt werden muss. Und es ist ja interessant, gerade in unserer reichen Gesellschaft zu beobachten, dass mit zunehmendem Reichtum die Bereitschaft zum Helfen abnimmt. Es stimmt wohl das Sprichwort: Je mehr einer hat - desto mehr will er!

Aber richten wir unsere Blicke auf Gott, unseren Vater: Er hat uns das Kostbarste geschenkt, was Er geben konnte: Seinen einzig gezeugten Sohn. In Ihm hat Er uns wirklich alles gegeben! Ist es da nicht auch unser Teil, von dem, was wir besitzen, zu geben, sei es finanzielle Hilfe oder ganz einfach Gastfreundschaft. Gott hat all unseren Bedarf ausgefüllt (Phil 4:19), nun liegt es an uns, im Wandel und Dienst auszuleben, was wir empfangen haben; Paulus bezeichnet es als "nachjagend". Mögen wir also stets vor Augen haben: "Christus, der um unserer Kränkungen willen dahingegeben und. um unserer Rechtfertigung willen auferweckt wurde" ist die beste Botschaft für uns alle, aber auch die treibende Kraft in uns, Bedürfnisse zu lindern und der Gastfreundschaft nachzujagen!

Gedicht

Versklavt, leibeigen, fest an Dich gebunden,
gerhöre ich Dir, Herr, für alle Zeit,
denn so hat Gottes Liebe mir erfunden
den Weg zu Dir in Deine Herrlichkeit.
Ich will mich unter fremden Joch nicht quälen,
auf diesem Weg ist vieles hinderlich,
denn wenn ich sollte irgendeins erwählen,
erwählt mein Herz nur immer wieder Dich!

Du hast Dich Selbst für mich dahingegeben,
am Kreuz ertragen Qual und Schmerz und Spott.
In Dir bin ich beschenkt mit neuem Leben,
verborgen ist es noch mit dir in Gott.
Zu Ihm will ich mit meiner Sehnsucht fliehen,
denn einen Körper hält er mir bereit.
Wenn Du, her, kommt, darf ich ihn überziehen,
die neuen Körper deiner Herrlichkeit.

Doch jetzt lern ich erst noch auf tausend Weisen,
Dir völlig zu vertrau'n in Leidenszeit.
Als dargestelltes Opfer muss Dich preisen,
mein Leib, mir angepasst in Niedrigkeit.
Du sollst, solange ich hier bin auf Eden,
auf diese einz'ge Art in jeder Not
in meinem Körper hoch erhoben werden,
es sei durch Leben oder sei's durch Tod.

(E.U.A.)

nach Mel. '"O selig Haus, wo man Dich aufgenommen"



Band IV

Röm 12:14

"Segnet die euch verfolgen, segnet und verfluchet nicht!"

Obwohl wir mit unserem Test mitten im Kapitel 12 sind, wollen wir uns zu Beginn dieses letzten von insgesamt vier Bänden doch noch einmal vergegenwärtigen, dass es im Folgenden hauptsächlich um unseren Wandel und Dienst geht. Viel Wunderbares haben wir in den zurückliegenden Versen und Kapiteln in uns aufnehmen dürfen, auf kaum vorstellbare Höhen hat uns Paulus geführt. Deshalb möchten wir uns jetzt ganz bewusst fragen: Soll uns das Wissen und erkennen, mit dem wir so überreich gesegnet wurden, genügen?

Ein bekanntes Gedicht, welches mich schon vor vielen Jahrzehnten beeindruck hat, soll diesen Band eröffnen, es spricht gerade jenes äußerst lebendig aus, was uns in diesem letzten Teil beschäftigen soll.

Der alte Brunnen spendet leise,
sein Wasser täglich gleicherweise.
Wie segensreich ist doch solch Leben:
Nur immer geben, immer gebe!

Mein Leben soll dem Brunnen gleichen,
ich Leb', um andern darzureichen.
Doch geben, geben alle Tage ...
"Sag Brunnen, Wird's dir nicht zur Plage?"

Da sagt er mir als Jochgeslle:
"Ich bin ja Brunnen nur, nicht Quelle!
Mir fließt es zu, ich Geb's nur weiter,
drum klingt mein Plätschern froh und heiter!"

Nun leb' ich nach des Brunnens Weise,
zieh' stille meine Segenskreise.
Was mir von Christus fließt ins Leben,
das kann ich mühlos weitergeben!


Der Brunnen, den wir gestern zitierten, ist zwar nur ein Bild, und doch gibt er viele wertvolle Hinweise, wenn wir einmal versuchen, über ihn nachzudenken.

Einen ersten nachdenkenswerten Punkt gibt uns der feste Platz, an dem der Brunnen steht. Er hat keine Möglichkeit, hier- oder dorthin zu laufen, ums sein Wasser anzupreisen - er gibt ganz schlicht und einfach dem, der an ihm vorbeikommt, und wen es nach frischem Wasser verlangt. Uns kann dies sagen: Laufe oder reise nicht unbedingt überall hin, wo du meinst, Wasser (Wort Gottes) ausgeben zu müssen. Gott ist es der wirkt und den Verlangenden zu dir schickt (oder auch dich zu ihm).

Wir sind leider nicht immer mit dem Platz und mit der Aufgabe zufrieden, an den uns Gott hingestellt bzw. mit der Er uns betraut hat. Und nur zu oft nehmen wir die Dinge dann selbst in die Hand. Gewiss segnet Gott unseren Dienst auch dort, wo Er aus eigenem Wirken getan wird, doch ist es sicherlich nicht falsch, wenn wir dort bleiben, wo wir von Ihm hingestellt sind.

Ein weiterer lohnenswerter Punkt zum Nachdenken ist die Tatsache, dass das Wasser dem Brunnen zufließt. Die Quelle ist Gott, und Er lässt Sein Wasser (Wort) dem zufließen, den Er als Brunnen bestimmt hat. Und ist es nicht so, liebe Geschwister, dass uns mit Seinem Wort die Gnade überströmend zufließt?

Haben wir schon einmal beobachtet, was bei einem Brunnen das überströmende Wasser verursacht? Es bedeutet ja nicht nur Fülle im Übermaß, sondern schwemmt in der Regel auch viel Unrat, der auf der Wasseroberfläche schwimmt ab! Wenn uns z.B. traurige, lästige oder üble Gedanken plagen, sollten wir doch einfach vertiefter und bewusster diese überströmende Gnade über uns hinwegfließen lassen - ein befreiendes Hinwegnehmen und reinigen kann die wunderbare Folge sein!

Nachdem uns das Bild des Brunnens einige wertvolle Eigenschaften aufzeigen durfte, kehren wir jetzt zurück zu unserem Leitvers.

Es gab in den Kriegs- und Nachkriegszeiten des vergangenen Jahrhunderts, die wir ja zum Teil n och kennen, eine lange Zeit, in welcher eine Großzahl unserer Landsleute zumindest an Gott glaubte bzw. auf Sein Wort hörte. Verfolgung oder Ähnliches war in unserem Land kaum zu beobachten. dies änderte sich aber im letzten Jahrzehnt in diesen letzten Tagen unserer Gnadenverwaltung, zunehmen und gravierend. An Gott glauben heute die meisten nicht mehr, und die wenigen, die doch von Gott sprechen, meinen nicht mehr unbedingt den einen Gott der Bibel, sondern einen Universal-Gott, der in allen Weltreligionen wirkt.

Ist Ihnen, liebe Geschwister, schon aufgefallen, wie heute der Name "Jesus" gemieden wird, wie er in moderner Bibelübersetzungen nur noch mit "Gott" wiedergegeben wird?

Was früher noch immer möglich war, nämlich den einen Herrn und den einen Gott und Vater offen zu bezeugen, kann heute durchaus öffentliche Verleumdung und bösartige Angriffe nach sich ziehen. Unser Textwort gewinnt somit wieder an Bedeutung!

"Segnen" bedeutet ja soviel. wie "Gott um Gutes bitten" (wörtlich "wohlsagen"). Wo also heute wahre Gläubige Verfolgung im Sinne von Verleumdung, Verachtung, Spott und Ähnliches ertragen müssen, und dies leider nur zu oft von sogenannten Christen, dort sollte nicht mit Gleichem zurückgeschlagen, sondern gesegnet werden.

"Nicht mit Gleichem zurückschlagen, sondern segnen", so schlossen wir den gestrigen Tag. Und wir haben auch angeführt, dass "Segnen" so viel wie "Gott um Gutes bitten" bedeutet.

Verfolgt werden heute zunehmend die Gläubigen, die unverrückt auf der Wahrheit der ganzen Bibel stehen, wobei "Verfolgung" ja auch "Verleumdung und Verdächtigung" bedeutet kann. Zum Zeitpunkt als diese Zeilen geschrieben wurden, lag das furchtbare Attentat und die Zerstörung des World Trade Centers in New York nur wenige Tage zurück. Täter waren ja offensichtlich fanatische Islamisten. Man spricht viel davon, dass sich mit diesem Anschlag die Welt verändern würde. Dabei wird sich mit Sicherheit auch die Einstellung zu jenen ändern, die bibeltreu sind; sie werden langsam aber sicher mit jenen fanatischen Islamisten gleichgestellt, was in irgendeiner Form "Verfolgung" nach sich ziehen wird.

"Verfolgung" hatte schon immer ihre Ursache im "Mangel an Erkenntnis Gottes" und so ist es auch heute. Unser "Segnen" muss also in eine bestimmte Richtung führen: Fürbitte um geistliche Weisheit und geistliche Enthüllung zur Erkenntnis Gottes, des Vaters, so wie es uns Paulus in Eph 1:15 ff lehrt.

Wenn für uns Gläubige schwerere Zeiten anbrechen sollten, so dürfen wir nie vergessen: Gott bewirkt alles nach dem Ratschluss Seines Willens. Er gebrauchte Personen, ja ganze Nationen, um Sein Volk Israel zur Eifersucht zu reizen, und Er bewirkt Verfolgung seiner Gläubigen, um diese zur Fürbitte in obigem Sinne anzuregen.

Lasst uns also auch in für uns schwerer werden Zeiten nie mit gleicher Waffe zurückschlagen, mit der wir angegriffen werden, sondern stets bedenken: Im "Stillesein" liegt unsere Macht! - und diese Stille fördert unser inneres Flehen und Fürbitten vor unserem himmlischen Vater.

Röm 12:15

"Es gilt, sich zu freuen mit den Freudevollen, zu schluchzen mit den Schluchzenden,"

War der letzte Vers, der uns zum "Segnen" zuspricht, im Grunde auf alle Menschen anwendbar, so bezieht sich der heutige Leitvers doch überwiegend auf unsere gläubigen Geschwister; denn: Wer möchte sich an der oft sehr zweifelhaften Freude der Welt mitfreuen und sich damit unter Umständen mitschuldig machen? Oder sollen wir in jedem Fall mit schluchzen, wenn die von Gott abgefallenen Menschen unter ihren Sünden leiden?

Gott bewirkt alles nach dem Ratschluss Seines Willens, dies ist die auch von uns hochgehobene Aussage des Wortes Gottes; und so dürfen wir Ihm getrost und voll Vertrauen die Erziehungswege der Menschheit überlassen, wissend, dass Seine Wege auch immer ein herrliches Ziel haben!

Wenn wir auf unsere gläubigen Mitgeschwister schauen, so sind wir hier zur Mitfreude wie zur Mittrauer aufgefordert. Die führt uns zu 1Kor 12, und hier insbesondere zu 1Kor 12:26, wo wir lesen: "Und sei es, dass ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit, oder dass ein Glied verherrlicht wird, so freuen sich alle Glieder. mit". Paulus will uns hier ganz besonders nahebringen, dass wir zwar viele Glieder mit unterschiedlichen Aufgaben sind, aber insgesamt einen Körper darstellen, also eine Einheit in Christus sind. Dieses Bewusstsein soll uns immer wieder anspornen, unser "Ich" zurückzustellen und uns als Gemeinschaft der Heiligen in Christus zu sehnen. Freut sich in dieser Gemeinschaft ein Glied, dürfen, ja sollen sich alle anderen Glieder mitfreuen; schluchzt ein Glied, weil es durch Leiden verschiedener Art gehen muss, so leiden auch die übrigen Glieder mit.

Es ist nicht immer leicht, diese Aufforderung zum Gemeinschaftsdenken und Handeln auszuleben, sind wir doch leider nur zu oft mehr egoistisch gesinnt; und doch ist es köstlich, wenn dieses Gemeinschaftgefühl in. und wächst und Frucht bringt, zur Verherrlichung Gottes, unseres Vaters.

Röm 12:16

"untereinander gleichgesinnt zu sein, nicht auf Hohes sinnend, sonder, davon weggeführt, sich zu den Niedrigen zu gesellen. Werdet nicht solche, die sich selbst für besonnen halten!"

Dieser Vers soll die Verbundenheit der Glieder am Körper des Christus nicht nur stärken, sondern auch fördern. In vier Punkten zeigt uns Paulus auf, was wir zu dieser Gemeinschaft selbst beifügen können. Der erste Punkt fordert auf, gleichgesinnt zu sein, wie dürfen wir dies verstehen?

Unsere "Gesinnung" ist nicht mit Erkenntnis oder gar Glauben gleichzustellen. Unsere Erkenntnis, und dies kann jeder selbst leicht feststellen, ist sehr unterschiedlich, auch unter gereiften Brüdern. Wenn es wegen unterschiedlicher Erkenntnis nur zu oft zum Streit, ja im Extremfall zur Trennung von Gläubigen kommt, dann ist dies eine leidvolle Sache, die meist ihre Wurzel in einem Mangel an geistlicher Weisheit und geistlicher Enthüllung hat, wie in Eph 1:17 angeführt. Hier sind wir angehalten, in Fürbitte füreinander einzutreten. Das Ziel zeigt uns Eph 4:13: "... bis wir alle zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, zum gereiften Mann, zum Vollmaß des Vollwuchses der Vervollständigung des Christus".

"Gesinnung" jedoch ist das, womit wir uns gedanklich beschäftigen, worauf unsere Sinne gerichtet sind. Auch hier gibt uns Paulus eine klare Wegweisung in Phil 2:2 ff, wobei er als ersten Punkt anführt: ".. dieselbe Liebe habt". Diese "Liebe" hat absolut nichts mit Erkenntnis zu tun, sondern ist ein Aktivieren jener wunderbaren Gabe Gottes, die nach Röm 5:5 in unsere Herzen ausgegossen ist durch den uns gegebenen heiligen geist.

"Untereinander gleichgesinnt zu sein" ist ein Wandel und Dienst in der gegenseitigen Liebe, so wie auch Christus uns liebt und Sich für uns alle dahingegeben hat. Und je herzlicher diese Liebe ist, umso mehr erfreut und verherrlicht sie unseren Gott und Vater.

Gestern legten wir den Schwerpunkt der Gleichgesinnung auf die gegenseitige Liebe, Heute lassen wir uns dazu ein Vorbild vor Augen stellen, unseren Herrn Selbst. Dazu lesen wir in Phil 2:5: "Denn diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus ist".

Es wäre wunderbar, wenn wir Gläubigen alle schon hier unten auf eRden diese Gesinnung in uns hätten. Doch weil hier noch erhebliche Mängel vorherrschen, wollen wir wenigstens aufzeigen, was wir selbst tun können, um Seiner Gesinnung so nahe wie möglich zu kommen. Lesen wir hierzu doch alle einmal 2Kor 3:18. Da ist die Rede von " die Herrlichkeit des Herrn widerspiegelnd". Wo etwas widergespiegelt wird, muss zuvor in den Spiegel geschaut werden, in unserem Fall: Ich muss den Herrn erst einmal anschauen, mich mit Ihm beschäftigen, Ihn in mir aufnehmen ... erst dann kann ich Ihn widerspiegeln. Um also ein Stück Seiner Gesinnung zu haben, müssen unsere Gedanken und Herzen auf Ihn ausgerichtet sein. Und je mehr wir uns mit Ihm beschäftigen, je mehr wir "in Ihm" leben, desto mehr geht Seine Gesinnung auf uns über und wird in uns lebendig.

Und dann steht noch eine herrliche Verheißung in 2Kor 3:18: "... werden in dasselbe Bild umgestaltet von Herrlichkeit zu Herrlichkeit".

Es ist unser Teil, dass wir unseren inneren Spiegel auf das ausrichten, was wir widerspiegeln möchten. Demas, der einstige Begleiter Pauli, richtet seinen inneren Spiegel auf diesen Äon, mit der Folge, dass er diesen mehr liebte als den Dienst des Paulus und ihn verließt (2Tim 4:10). Wir jedoch wollen diesen inneren Spiegel unverrückt auf unseren Herrn richten. Den Inhalt Seiner Gesinnung lesen wir ja in der Folge von Phil 2:6-8.

Noch einen weiteren Punkt wollen wir zum Thema "gleichgesinnt zu sein" anführen, wir lesen ihn in Kol 3:1-2. In diesem Punkt, nämlich auf das zu sinnen "was droben ist", müssten wir uns eigentlich alle einig sein. Und doch ist zu fragen, wie oft wir dies wohl tun? Suchen wir nicht leider viel zu oft die irdischen Dinge, die uns versuchen, in ihren Bann zu ziehen? Wir merken auch hier die Parallele zu 2Kor 3:18. Um den Herrn anzuschauen, müssen wir unser inneres Auge nach droben richten, "wo Christus ist, zur Rechten Gottes sitzend!" Nur dort finden wir unser wahres unauflösbares Leben; bis heute zwar noch zusammen mit Christus in Gott verborgen. Und dann wieder die wunderbare Verheißung: "Wenn aber Christus, unser Leben, geoffenbart wird, dann werdet auch ihr zusammen mit Ihm in Herrlichkeit geoffenbart werden" (Kol 3:4).

Freude ist immer ein starker Ansporn, der ständig neu bewirken möge, Ihn anzuschauen, Seine Gesinnung in uns aufzunehmen und damit der Aufforderung unseres Leitverses näher zu kommen: "untereinander gleich gesinnt zu sein."

Einen zweiten Punkt nennt Paulus in unserem Leitvers: "nicht auf Hohes zu sinnen". Wir wollen hierbei unseren. Blick sofort auf unseren Herrn richten, den wir als Vorbild aus Phil 2:5-8 kennen. Es muss uns tief bewegen, wenn wir dort lesen: "der, als Er in der Gestalt Gottes war, es nicht für ein Rauben erachtete, ebenso wie Gott zu sein; sondern Er entäußerte Sich Selbst ..."

Die Gesinnung unseres Herrn war nicht auf das Hohe ausgerichtet, sondern wurde, von der Liebe getrieben, in die Erniedrigung gelenkt. Dabei wird schon der dritte Punkt in unserem Leitvers angesprochen: "... davon weggeführt, sich zu den Niedrigen zu gesellen."

Der Weg unseres Herrn war einmalig, niemand kann ihn wiederholen oder nachmachen. Aber Seine Gesinnung dürfen wir in uns aufnehmen. Dazu ein lebensnahes Beispiel aus der Praxis:

Stellen wir uns eine Glaubenskonferenz vor mit weit über hundert Teilnehmern. Auf der Rednerliste stehen die Namen bekannter Brüder. Wo immer sich diese Brüder während der Konferenz zeigen, sie werden immer von vielen Konfernzteilnehmer angesprochen, umlagert, ja, um nicht zu sagen, umschmeichelt! Doch auf jeder Konferenz zu sind auch unscheinbare Teilnehmer, vielleicht sogar noch kränkelnd ... wir wollen sie hier einfach als jene "Niedrigen" bezeichnen, die Paulus in unserem Leitvers nennt. Werden diese im selben Maß angesprochen, umlagert, mit Liebe bedacht? Wir setzten hier bewusst ein Fragezeichen.

Aber auch um das Amt bzw. die Aufgabe selbst geht es dem Apostel. "Nicht auf Hohes zu sinnen" bedeutet ja ganz klar, dass wir nicht immer und in jedem Fall an der Spitze stehen, nicht unbedingt das Rednerpult erklimmen müssen, sondern dass unser Platz wohl in der Regel bei den Niedrigen zu suchen ist, und dies bedeutet Dienst in der Stille, in dem Unbeachtetsein. Doch wenn uns solcher Dienst bei den Menschen auch wenig Anerkennung zu bringen vermag, so bedeutet er vor Gott sehr viel! Wo immer wir uns beugen, uns nach unten bewegen, die unteren Wege suche, werden wir vielleicht manchmal zwar (menschlich) einsam sein, aber dafür die Gesinnung unseres Herrn ausleben!

Christi Gesinnung war nicht darauf ausgerichtet, Seine göttliche Stellung als Sohn zu erhalten oder noch auszubauen, also "auf Hohes zu sinnen", sondern im Gegenteil" Sie beinhaltet "Entäußerung, Erniedrigung, Gehorsam dem Vater gegenüber bis zum Tod, ja bis zum Kreuzestod".

Es hemmt uns etwas, in Bezug auf unseren Dienst und Wandel von "Lohn" bzw. "Belohnung" zu reden, denn der Lohn sollte ja nicht die Triebfeder unseres Wandels sein, sondern vielmehr die Liebe. Doch Gott lässt Sich nichts schenken und dies sehen wir bei unserem Herrn. Wir schauen nochmals in Phil 2:5-8 hinein und lesen an schließend in Vers 9: "Darum hat Gott Ihn auch überaus hocherhöht ...".

Das Wörtchen "darum" weist auf die Folgen der Gesinnung Christi Jesu hin, sie fand ihren Lohn in Seiner überaus hohen Erhöhung, wie sie uns die weiteren Verse 9-11 beeindruckend schildern.

Auf uns blickend wissen wir, dass jeder von uns vorne vor der Preisrichterbühne des Christus offenbar gemacht werden muss, damit ein jeder das wiederbekomme, was er durch den Körper verübte, sei es gut oder schlecht (gem. 2Kor 5:10). Wir dürfen hier aber vorweg sagen, dass ein jeder, der vor dieser Preisrichtebühne stehen wird, ein zum Herrn Entrückter sein wird! Dies bedeutet, es geht hier nicht mehr um gerettet oder nicht gerettet sein, sondern um die Beurteilung unseres besagtgen Wandels, der gut, aber auch schlecht sein kann! So kann z.B. ein Streit unter Brüdern, der auf Erden n icht in Liebe bereinigt wurde, seine Bereinigung vor der Preisrichterbühne des Christus finden.

Aber auch jener Dienst, den wir gestern sahen, in der Stille und Einsamkeit geschieht, der unter Tränen in der Fürbitte für die anderen steht, wird vor der Preisrichtbühne seine gebührende Beachtung finden. Wir schließen diesen Tag mit einem Wort aus 1Kor 3:8, wo vom Pflanzenden und Tränkenden die Rede ist: " ... doch wir jeder seinen eigenen Lohn gemäß seiner eigenen Mühe erhalten. Denn Gottes Mitarbeiter sind wir...".

Wir knüpfen bei den vorgestern gemachten Aussagen an, sich zu den Niedrigen zu gesellen, wob ei wir das Verhalten unseres Herrn vor Augen haben. Im normalen Leben ist es üblich, sich an die Höherstehenden zu halten, denn dies bedeutet in der Regel berufliches Fortkommen und Aufsteigen; und in den zwischenmenschlichen Beziehung bringt es vielfach Beachtung, denn: Wer sonnt sich nicht gerne im Ruhm Hochstehender oder nutzt deren Verbindungen für die eigenen Zwecke!

Gerade entgegen gesetzt ist die Aufforderung an uns gläubige. Dabei wollen wir unter den "Niedrigen", zu denen wir uns gesellen sollen, nicht jene Aussteiger aus unserer Gesellschaft sehen, die wir leicht als "Pöbel" bezeichnen, sondern jene Menschen, denen die Anerkennung vor der Welt versagt blieb, die auch bewusst darauf verzichtet haben und keinen Wert auf Karriere legten. Es sind auch solche, die körperlich oder geistig schwach geblieben sind. In 1Kor 1:26-31 wird uns deutlich gemacht, wer diese Niedrigen sind. Das Ziel Gottes ist auch mitzulesen: "... damit sich überhaupt kein Fleisch vor den Augen Gottes rühmen könne". Alles, was uns hoch und edel macht, ist Christus Jesus, der uns von Gott her zur Weisheit, zur Gerechtigkeit, zur Heiligung und Freilösung gemacht worden ist, damit es so sei, wie geschrieben steht: "Wer sich rühmt, der rühme sich des Herrn!"

Es kann eine wertvolle Erfahrung unseres Glaubenslebens sein, dass wir in der Gemeinschaft mit schlichten und schwachen Geschwistern mehr geistliche Weisheit vernehmen als in Gesellschaft von Hochstehenden. Paulus musst in seinem eigenen Leben das göttliche Prinzip kennenlernen, das auch wir heute gerne mit in den tag hineinnehmen: "Dir genügt meine Gnade; denn Meine Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht" (2Kor 12:9).

Und noch einen letzten vierten Punkt führt unser Leitvers an: "Werdet nicht solche, die sich selbst für besonnen halten!", wobei wir den Schwerpunkt auf die Worte "sich selbst" legen wollen.

"Besonnen" kann ein Mensch sein, wenn er zurückhaltend ist und wohl überlegt handelt, was ja im Grund keine schlechten Eigenschaften sind. Ins Negative fällt diese Art der Besonnenheit aber, wenn sie als eigene Stärke ausgegeben wird. Es gibt von Natur aus ruhige und stille Menschen, es gibt aber auch solche, denen viel Temperament von Gott mit in die Wiege gelegt wurde, was sich dann im Alltag nur zu oft als das Gegenteil von "Besonnenheit" zeigt! Der so gesehen "Besonnene" hat also keinen Anlass, auf den weniger Besonnenen herabzusehen oder sich über diesen zu stellen. Sich erst gar nicht "für besonnen zu halten" ist der einfachste Weg!

Eine weiter Deutung des Wortes "besonnen" kann auch die ganz wörtliche Bedeutung sein: "Sich von der Sonne bescheinen lassen", was im übertragenen Sinn auf unseren Leitvers bedeutet: Zur wahren Besonnenheit die nicht aus uns selbst ist, gehört das Bescheinen mit Licht von oben bzw. das Besonnen vom Geist Gottes, der uns geistliche Weisheit und geistliche Enthüllung zur Erkenntnis Seiner Selbst gibt.

Gerade im letzteren Fall gibt es keinerlei eigenes Rühmen, alles kommt von oben, alles kommt von Gott!

Hüten wir uns davor, uns überhaupt in irgend etwas Eigenem zu rühmen, lasst uns vielmehr immer wieder in den altbekannten Liederrefrain einstimmen: "Nichts hab ich zu bringen, alles Herr bist Du!"

Der Gläubige unter Nichtgläubigen

Röm 12:17

"Vergeltet niemandem Übles mit Üblem, seid angesichts aller Menschen auf Edles vorbedacht, wenn möglich durch das, was von euch kommt."

Unser Wandel soll auch vor unserer ungläubigen Umwelt würdig sein, deshalb gibt uns das Wort Gottes auch hierin klare Verhaltensregeln. Wenn wir den heutigen und die weiteren Verse überfliegen, dann fällt uns unweigerlich eine gewisse Parallele zur Bergpredigt Jesu auf, wie wir sie in Mt 5:1 ff lesen können. Auch Jesus gab hier dem zuhörenden Volk klare Verhaltensregeln im Hinblick auf die anderen Menschen. Wiederholt Paulus lediglich leicht abgeändert die Worte Jesu?

Es ist für uns immer wieder ganz wichtig, die beiden Heilsträger, nämlich Israel als Bundesvolk Gottes und die herausgerufene Körperschaft Christi Jesu auseinanderzuhalten. Dabei sollte aber nicht immer nur auf das Trennende, sondern auch auf das Verbindende hingewiesen werden. Wenn Jesus zu Seinem Volk sprach, dann ging es immer ausschließlich um das zukünftige irdische Königreich. Paulus hingegen hatte vom erhöhten Herrn den Auftrag, die Körpergemeinde auf ihren überhimmlischen Auftrag vorzubereiten. Hierin liegt tatsächlich ein wesentlicher Unterschied. Doch im Umgang mit den anderen Menschen kann der Unterschied kauzm ausgemacht werden. Jeder der beiden Heilsträger Gottes sollte mit seinem Verhalten Gott ehren und verherrlichen. Hier gibt es also auch viel Gemeinsamkeit und Verbindendes. Allerdings besteht wiederum ein großer Unterschied in der jeweiligen Motivation. Israel stand unter Gesetz, welches auch im kommenden Königreich nicht aufgehoben sein wird. Wir hingegen stehen unter der Gnade. Das Gesetz treibt die gläubigen Israeliten durch seine Forderungen an, die Gnade hingegen drängt die Gläubigen der Körpergemeinde durch die ausgegossene Liebe Gottes.

Wir, als Körpergemeinde, dürfen uns also nie in irgendeiner gesetzlichen Form angetrieben fühlen, sollten uns aber, gedrängt von der Liebe Gottes, sehr wohl den Anweisungen unseres Apostels Paulus hingeben, weil wir von Herzen Gottes Liebe erwidern möchten.

Röm 12:17-18

"wenn möglich durch das, was von euch kommt. Die mit allen Menschen Frieden halten,"

Unser heutiger Leitvers beinhaltet ein kleines Problem: Gehört der erste Teil des heutigen Leitverses zu Vers 17, oder er ist in Verbindung mit Vers 18 zu verstehen. Wir müssen wissen, dass die vorliegenden griechischen Texte keine Satzzeichen wie z,.B, Komma oder Punkt haben, es also Sache des. jeweiligen Übersetzers, zu bestimmen, wo solch ein Zeichen gesetzt werden soll. Unser konkordanter Text ordnet den ersten Teil als zu Vers 17 gehörend ein. Doch die konkordanten "griechisch-deutschen Studienblätter" (nicht mehr erhältlich) zählen den besagten obigen Teil zu Vers 18. Auch fast alle anderen Bibelübersetzungen sehen unseren heutigen Leitvers als zusammen gehörenden Vers 18 an. Wir wollen in deshalb als zusammenhängend lesen, er müsste dann nach Baader so lauten: "wenn von euch aus die Vermögensmacht ist, sein mit allen Menschen Friedenhabende;

Frieden mit allen Menschen zu halten ist kaum durchführbar. Deshalb gehört hierzu auch die Aussage: "wenn möglich bzw. wenn von euch aus die Vermögensmacht vorhanden ist". Wie wollen wir mit jemandem Frieden halten, der dies gar nicht will? Es wird also nur zu oft ein einseitiger Weg sein, nämlich von uns ausgehend, wobei die vorherige Aussage, "angesichts aller Menschen auf Edles vorbedacht zu sein" den Grundstock liefert.

Es ist leider nur zu oft zu beobachten, wie Gläubige auf ihre ungläubige Umwelt. zugehen und diesen ihre Sünden vorhalten. Wir halten dies für keinen guten Weg, denn damit öffnen wir keine Herzen, und frieden stiften wir auch nicht. Ein Brunnen, der jeden anspritzt, der vorbeiläuft, erregt nur Unwillen. Wenn dieser Brunnen jedoch still wartet, bis jemand sein Wasser verlangt, wird er in der Tegel gerne gesehen sein - er wird Frieden mit sich und allen Menschen haben!

Frieden mit möglichst allen Menschen hat also durchaus etwas mit "Stillesein" zu tun. Bedenken wir immer wieder: Nicht wir, sonder Gott ist der alles Bewirkende!

Röm 12:19

"rächen sich selbst nicht, Geliebte, sondern gebt dem Zorn Gottes Raum; denn es steht geschrieben: Mein ist die Rache, Ich werde vergelten, so spricht der Herr."

Auch diesen Vers 19 sehen wir nicht als Fortsetzung von Vers 18, sondern als eigenständige Mahnung des Apostels (wie dies auch die gestern benannten Studienblätter belegen): Rächet euch nicht selbst...."

Zu dem Wort "Rache" bzw. "rächen" muss klärend gesagt werden, dass hier das griechische Wort die Bedeutung von "Recht verschaffen" hat (siehe Stichwortkonkordanz S. 548 links unten). Damit wird die sehr harte deutsche Bedeutung von "Rache" gemildert. Wir haben keinen rachsüchtigen Gott, wie dies leider nur zu oft behauptet wird, sondern einen "Recht schaffenden" Gott, und dies ist etwas anderes als "Rache nehmen"!!!!

Wir führen dies bewusst an, weil vielen von uns die Vorstellung eines rachsüchtigen Gottes große innere Probleme bereitet. Wir wollen also ab sofort bedenken, dass "Rache" in göttlichem Sinn kein blindes wuterfülltes Zurückschlagen ist, sondern ein "Recht verschaffen", nachdem in irgendeiner form Unrecht geschehen ist.

Wenn wir jetzt mit obigem Wissen unser Leitwort betrachten, wird es uns nicht nur verständlicher, es gewinnt auch an Kraft und Bedeutung. Nicht wir sollen Rache über, indem wir wieder Recht schaffen wollen - dies wird uns nie gelingen. Im Hinblick auf unsere Umwelt, und ganz besonders in Anbetracht der. zunehmenden Bosheit und Verderbtheit der Menschen, ist man immer wieder innerlich angeregt, mit mancherlei Mitteln Rache zu üben, bzw. Recht zu schaffen durch Leserbriefe in Zeitungen, oder mündlich, bei Vorträgen, auf Straßen und Plätzen, ihrem Unmut Ausdruck. zu verleihen. Doch egal in welcher offenen oder versteckten Form gerächt werden möchte: Über allem steht Gottes Wort: "Rächet euch nicht selbst!"

"Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorgehen unter dem Himmel hat seine Stunde" (Pred 3:1), so schrieb der mit göttlicher Weisheit begnadete Salomo vor weit über zweitausend Jahren. Aber hören wir noch ein weiteres Wort dieses Mannes: "Des Herrn Furcht ist Anfang der Erkenntnis" (Spr 1:7).

Wir stellen dies beiden Aussagen in Zusammenhang mit dem ersten Teil unseres Leitverses; nicht wir sollen rächen bzw. Recht schaffen, sondern vielmehr allem und überall dem Zorn Gottes Raum geben. Das bedeutet für uns als Erstes, dass wir geistliche Weisheit und geistliche Enthüllung zur Erkenntnis Seiner Selbst erhalten, worum ja Paulus in Eph 1:17 in Fürbitte eintritt. Gott immer mehr in Seiner unfassbaren Größe und Herrlichkeit zu erkennen, bringt ja auch immer mehr vertrauen Ihm gegenüber mit sich. Vertrauen in allem, auch darin, dass bei Gott alles seine Zeit hat und dass wir nichts vorwegnehmen können, mag der Anfang der Erkenntnis die Furcht vor Gott sein, was wir aber auch durchaus mit "Ehrfurcht" vor seiner absoluten Größe deuten dürfen.

Wir stellen immer wieder fest, dass die Aussagen des Wortes Gottes uns zu Seiner Herrlichkeit führen, dass sie uns stille werden lassen, dass sie. uns Mut machen und Vertrauen schenken. So soll uns auch der heutige Tag geistlichen den Gewinn bringen, dass wir immer wieder darüber nachdenken, wie groß Er, unser Gott und Vater ist, und wie winzig wir Ihm gegenüber sind und dass wir Ihm getrost alles überlassen dürfen. Dabei darf uns zutiefst erfreuen, dass Er gerade uns Winzlinge für so wert geachtet hat, ja uns so sehr liebt, dass Er Seinen einzig gezeugten Sohn gibt, damit jeder, der an Ihn glaubt, nicht umkomme, sondern äonisches Leben habe.

"sondern gebt dem Zorn Gottes Raum; denn es steht geschrieben: Mein ist die Rache, Ich werde vergelten, so spricht der Herr."

Wir haben vorgestern versucht, die Bedeutung des Wortes "Rache" im Hinblick auf Gott. richtig zu verstehen. Dabei sagten wir aus, dass wir keinen rachsüchtigen, sondern einen "Recht schaffenden" Gott haben. Heute spricht Paulus davon, dem Zon Gottes Raum zu geben - wie kann man dies beiden Punkte zusammenbringen?

Auch hier führt ein Wachstum in der Erkenntnis Seiner Selbst in die geistlichen Tiefen.

Wir müssen zuerst einmal zwischen dem uns nur zu gut bekannten menschlichen und dem weniger gut bekannten göttlichen Zorn unterscheiden! Der menschliche Zorn wird in Gottes Wort vielfach als Torheitsbeweis gewertet. Auch hier sagt schon Salomo: "Ein Narr zeigt seinen Zorn alsbald" (Spr 12:16); oder: "Sei nicht vorschnell in deinem Geist zum Zorn, denn der Zorn ruht im Busen des Toren" (Pred 7:9). Und noch ein Ausspruch: "Aber der Zorn des Narren ist schwerer als beide (Stein und Sand)" (Spr 27:3). Aber der menschliche Zorn ist nicht nur Torheit, er richtet auch stets Unheil an, und dies schon am Anfang der Menschheitsgeschichte. Denken wir an Kain, der im Zorn seinen Bruder Abel erschlug und sich damit selbst unglücklich machte. Deshalb lesen wir auch so viele Ermahnungen, diesen Zorn abzulegen (z.B. Kol 3:8).

Wenn wir vom "göttlichen" Zorn lesen, dürfen wir keine menschlichen Maßstäbe anlegen. Gottes Zorn ist niemals ungerecht, sondern Ausdruck Seines Herzens. Auch hierin gab uns der Sohn Gottes auf Erden Anschauungsunterricht. Ein Vorgang in Mk 3:5 belegt uns dies: Jesus blickte das Ihn umringende Volk "mit Zorn an"; doch dieser Aussage folgt sofort die Erklärung: "... betrübt über die Verstockung ihres Herzens". Jesu Zorn war also kein unkontrolliertes Aufschäumen von Wut, sondern Betrübnis, in diesem Fall über die Herzensverstockung seines Volkes.

Es ist wohl ein gutes Stück der geistlichen Tiefe, wenn wir erkennen dürfen, warum und wozu Gott einerseits die Finsternis und das Böse erschaffen hat (siehe Jes 45:7), dieses aber andererseits Seinen Zorn hervorruft. Es passt vielen Gläubigen nicht in das Bild eines Gottes, der einerseits "Liebe" ist (1Jo 4:8) und andererseits in der Offenbarung schlimmste Zorngerichte ankündigt. Aber auch hier gilt der Grundsatz, dass Gott nicht unüberlegt handelt, sondern dass alles nach dem Ratschluss Seines Willens abläuft, auch Sein Zorn.

Und so wie Jesus das Volk mit Zorn anblickte, und uns sogleich erklärt wird dass dieser Zorn mit "Betrübnis über die Verstockung ihrer Herzen" gleichzusetzen ist, so dürfen wir auch den Zorn Gottes verstehen. Lasen wir nicht schon in Röm 1:18 ff über die Ursachen des Zornes Gottes? Gott hasst nicht die Menschen, sondern die Unfrömmigkeit und Ungerechtigkeit in ihnen! Sein Zorn ist deshalb immer mit "Gericht" in Zusammenhang zu sehen. Die Menschheit verfüllt dem Zorngericht Gottes, weil sie zwar Erkenntnis über Gut und Böse hat (1Mo 3:22) und trotzdem die Finsternis mehr liebt als das Licht. Es betrübt das Herz Gottes zutiefst, wie Seine Schöpfung Sich von Ihm abwendet und Er zu Seiner Zeit Rache nehmen muss, indem Er Seinem Zorn Raum gibt.

Ganz zart stellt Johannes in Offb 15:8 das mitleidende Vaterherz vor unser inneres Auge: "Da füllte sich der Tempel dicht mit Rauch von der Herrlichkeit Gottes und Seiner Macht. Niemand konnte in diesen Tempel hineingehen, bis die sieben Plagen der sieben Boten vollendet waren". Hier wird uns in hehrster Weise gezeigt, wie Sich Gott während des Ablaufs der Plagen zurückzieht; wir können nur schwach erahnen, was in Seinem Herzen vorgeht!

Wie wunderbar, liebe Geschwister, dass auch über einer dahin gegebenen Schöpfung die Liebe Gottes niemals hinfällig wird, sondern immer die Oberhand behält; sie ist das Wesen Gottes!

Wir wiederholen an dieser Stelle, dass wir unter der göttlichen Rache ein "Recht sprechen" sehen müssen, was dann auch durch die angekündigten Gerichte verwirklicht wird (Recht schaffen ist die Sicht Gottes, Rache ist Sicht des Menschen). Durch Gericht macht Gott dem Sünder das Empfinden Seines Herzens über seine kränkende Tat kund. So erhält der Sünder einen drastischen beweis, dass Sünde nicht nur Gottes Zorn erregt, sondern dass Er auch die angedrohte Strafe ausführt. In Ps 89:14 und Ps 97:2 lesen wir: "Gerechtigkeit und rechtes Gericht sind Deines Thrones Feste", Gott erklärt damit, dass zu Seinem Ratschluss auch das gerechte Gericht gehört, welches Seinem Thron Festigkeit verleiht.

Nun bezieht sich der Ausspruch unseres Leitverses auf das Volk Israel, wir lesen ihn schon in 5Mo 32:35. Mose klagt das Volk an, weil es von seinem Gott abgefallen ist. Inzwischen sind viele Gerichte über Israel ergangen, und es stehen noch schwerste Gerichte aus. Was möchte Paulus uns damit sagen?

Wir selbst, als Körpergemeinde Christi Jesu, brauchen uns vor dem Zorn Gottes nicht zu fürchten, weil wir vor dem Kommen des Zorns gerettet werden, wie wir bereits in Röm 5:9 gelesen haben. Aber wir sollen erkennen, dass wir selbst nicht voreilig und eigenwillig Rache ausführen sollen, indem wir Gottes Recht vorwegnehmen. Durch Seinen Zorn, der erst einmal furchtbares Gericht bringt, schafft Gott Seine Gerechtigkeit. Zwar kann kein göttliches Gericht den Menschen retten, aber es schafft die Vorbedingung dazu, dass Gott mit jedem Menschen ans Ziel kommt, indem Er ihn zurechtbringt.

Wenn wir heute Dinge erleben, die uns in Angst und schrecken versetzen können, dann sind dies die Vorzeichen des kommenden Zorns; für uns aber ein Grund mehr, unsere Herzten auf die nahe Wiederkunft unseres Herrn auszurichten.

Röm 12:20

"Jedoch: Wenn deinen Feind hungert, gibt Ihm den Bissen! Wenn ihn dürstet, gibt ihm zu trinken! Denn wenn du dies tust, wirst du feurig glühende Kohlen auf sein Haupt häufen."

In den zurückliegenden Versen warnte uns Paulus vor einer falschen Haltung. Wir haben nicht mit gleicher Münze zurückzuzahlen, sonder "stille zu sein"! Jetzt kommt noch ein weiteres Verhaltensprinzhip dazu: Unsere Feinde zu speisen, womit wir aktiv werden sollen. Auch bei dieser Aussage greift Paulus auf das AT zurück und zitiert Spr 25:21-22.

Es ist eigentlich eine wunderbare Tatsache, wie wir vom Wort her geleitet werden. Zuerst werden wir mit unserem eigenen Treiben und Handeln stillgesetzt, kommen zur rechten Besinnung, und dann werden wir wieder zur Aktivität aufgefordert, diesmal aber in göttlichem Sinn.

Dass Menschen uns viel Bosheit zufügen können, haben wir vielleicht alle schon erlebt. Darunter können leider durchaus auch Gläubige sein, obwohl wir solche nicht als unsere Feinde bezeichnen möchten. Und vielleicht haben wir weiter schon erlebt, wie solche Menschen ganz schnell durch gewisse Umstände zu Fall kommen. Der ungläubige Mensch würde solchen Vorgang zumeist mit Genugtuung sehen und ihn mit den Worten abtun: "Es geschieht ihm recht!" (Wobei wir durchaus sehen müssen, dass es auch Ungläubige mit einer edlen Gesinnung gibt, wir haben sie immer wieder als "Guttäter" bezeichnet). Unser Teil ist es, auf den feind zuzugehen, ihn zu speisen und zu tränken, was nicht immer wörtlich zu sein braucht (man kann seinem Feind auch in anderer Weise Stärkung zukommen lassen). Es ist eine geistliche Haltung, die den Vater verherrlicht. Bedenken wir, dass wir auf Erden nicht nur zubereitet werden, sonder der Welt und den himmlischen Boten auch ein Schauspiel sind (1Kor 4:9). Es werden feurig glühende Kohlen auf dem Haupt des Betroffenen sein, und Feuer hat immer eine verzehrende, aber auch läuternde Kraft in sich. Es verzehrt den Hass des Feindes und wird ihn in Erstaunen versetzen, was durchaus auch Läuterung zum Guten sein kann.

Röm 12:21

"Werdet nicht vom Üblen überwunden, sondern überwindet das Üble mit Gutem!"

Am Schluss dieses Kapitels bringt Paulus die obige zusammenfassende Ermahnung. Sie soll uns vor einer gewissen Selbstsicherheit warnen, denn auch wir Gläubige sind nicht davor gefeit, vom Üblen überwunden zu werden, sonst brauchte uns Paulus ja nicht darauf hinzuweisen. Sie soll uns aber auch eine Stütze sein, wenn wir über uns selbst verzweifeln. Einerseits also eine Ermahnung, andererseits aber auch gleich das Rezept zur Abwehr.

Der zweite Teil unseres Leitverses lautet wörtlich im griechischen Text so: "... sondern überwinde in dem Guten das Üble" (lt. konkordanten griechisch-deutschen Studienblättern). Besteht nun ein Unterschied, ob ich das Übel mit Gutem oder in dem Guten überwinde? Wir wollen im Folgenden versuchen, den winzigen, aber doch bedeutsamen Unterschied aufleuchten zu lassen.

Vorweg als Überschrift: Wir können das Üble nicht damit überwinden, dass wir aus eigener Kraft versuchen, Gutes zu tun - damit würden wir erneut den Versuch starten, unsere alte Menschheit zu verbessern! Aber, weil in uns etwas Gutes ist, und dies ist "die neue Menschheitin Christus, sind wir sehr wohl in der Lage, in diesem Guten das Üble zu überwinden. Nochmals: Nicht aus eigener Kraft überwinden wir, sondern weil wir im Glauben damit rechnen, der Sünde gegenüber tot zu sein, aber lebend für Gott in Christus Jesus. Wir sind also nicht mehr fleischlich, sondern geistlich gesinnt. In dieser geistlichen Gesinnung sind wir sehr wohl in der Lage, das Üble zu überwinden, ja mehr noch, wir tun auch vermehrt das Gute! Das schließt aber die Tatsache nicht aus, dass Gutes immer das Üble überwindet! Wer Übles mit Üblem vergilt, wird kaum glücklich darüber werden, wer hingegen Übles mit Guten vergilt, wird es sein. Es kommt aber auf die Handhabung an, wie ich das Üble angehen; und dies ist für viele Gläubige der springend Punkt! Lassen wir uns also heute sagen: Nicht aus eigener Kraft kann ich Übles mit Gutem überwinden, sondern weil ich in Christus eine neue Schöpfung bin.

Wir widmen noch einen Tag dem anscheinend so einfachen Vers. Wir wollen dabei auch berücksichtigen, dass es doch manche ungläubigen Guttäter gibt, die sehr wohl aus einer edlen Gesinnung heraus den obigen Leitvers praktizieren. Wie wir ja schon ausführlich im zweiten Kapitel behandelt haben, dürfen diese von uns so benannten Gutttäer äonisches Leben erwarten (Röm 2:7).

Wenn Gott aber gerade diejenigen aus der Völkerwelt zur Körperschaft Christi Jesu berufen hat, die nicht weise dem Fleisch nach, nicht mächtig und nicht vornehm sind, die vielmehr schwach sind (siehe 1Kor 1:26 ff), dann dürfen wir dieser Auswahl nicht unbedingt nur edle Guttäter suchen! Der Grund ist immer derselbe: "... damit sich überhaupt kein Fleisch vor den Augen Gottes rühmen könne".

Wir merken jetzt deutlich, dass unser Leitvers viel mehr beinhaltet, als er auf den ersten Blick erscheint. Wir sind also wieder an dem Punkt angelangt, der alle Ermahnungen an uns, seinen sie in den zurücklegenden oder vor uns liegenden Versen, in die richtige Bahn lenkt:

Nicht aus uns, sondern in Ihm!

Lassen wir uns heute helfen, indem wir ein Stück in das Leben unseres Apostels Paulus hineinschauen. In Phil 4:10-13 lobt er die Gesinnung der Philipper, weg von sich selbst auf ihn, den Apostel, zu schauen, also Gutes zu tun. Im Weiteren zeigt er uns, dass sein eigenes Leben Höhen und Tiefen hatte, und dann sein Rezept, welches auch wir anwenden sollten: "Alles vermag ich in Ihm, der mich kräftigt, Christus".

Lies weiter:
Der Römerbrief - Kapitel 13