Der Römerbrief - Kapitel 10

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Abschrift: Der Römerbrief I - IV (2001)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Der Römerbrief ist als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Der Römerbrief - Kapitel 10

Scheinbares Versagen Israels
Gerechtigkeit aus Glauben
Weltweite Verkündigung des Evangeliums

Scheinbares Versagen Israels

Röm 10:1

"Brüder, meines Herzens Wunsch und mein Flehen zu Gott für sie ist um Rettung."

Als Paulus diesen Römerbrief niederschrieb (ca. 56 n. Chr.), war ihm ja der Weg seines Volkes in die Beseitesetzung bekannt. Er hat diesen Weg in den zurückliegenden Versen skizziert und wird ihn auch in den noch kommenden Versen weiter Detaillieren. Er wusste auch, dass während dieser Beiseitestelltung Gott aus allen Nationen eine herausgerufene Körperschaft beruft und diesen Zeitraum als "Verwaltung der Gnade" kennzeichnet.

Mit unserem heutigen Leitvers erleben wir zum. zweiten Mal einen Paulus, der uns tief in sein Herz schauen lässt, das ohne Zweifel für sein Volk schlägt. Schon in Röm 9:1-3 durften wir die Gefühle seines Herzens kennenlernen, und einen Menschen erleben, der, wenn es möglich gewesen wäre, sich selbst von Christus hinweg für seine Brüder, seine Stammesverwandten dem Fleisch nach, die Israeliten sind, verbannt wünschte. Pauli Wunsch zeigt uns hier, dass er sic h die Gesinnung Christi tatsächlich zu eigen gemacht hat und auch in ihr lebt.

Paulus wusste, wie zu Anfang gesagt, um den Weg seines Volkes. Trotzdem flehte er für sie zu Gott um Rettung. Kann er durch sein Flehen Gottes Vorsatz ändern? Oder muss sein Flehen als sinnlos angesehen werden?

Man kann diesen Vers (wie auch jene Verse in Röm 9:1-3) mit reiner Logik angehen: "Was nicht sein kann, darf auch nicht sein!", dann übergeht man am besten solche Aussagen oder sucht andere Erklärungen; man ten Herzen verstehen, dann braucht man keine klugen Ausweichungen, sondern fühlt mit Paulus mit und versteht durchaus und vollkommen sein Wünschen und Flehen zu Gott!

Und es wird Gott niemals missfallen, wenn seine Menschenkinder im Gebet und Flehen vor Ihn treten und Ihm ihr mitfühlendes Herz auftun, auch wenn sie wissen, dass ihr Flehen. unerfüllt bleiben muss! Dies ist durchaus kein kindliches Verhalten, wie es manche sehen wollen, sondern ist das Vertrauen eines Mannes wie Paulus, der seinem himmlischen Vater alles sagen kann, auch seine unerfüllbaren Wünsche.

Röm 10:2

"Denn ich bezeuge ihnen, dass sie Eifer für Gott haben, jedoch nicht in rechter Erkenntnis."

Es ist richtig, dass Gläubige, egal welcher Berufung sie angehören, im Glauben wachsen sollen; und es ist richtig, dass auch das Gebetsleben dem jeweiligen Glaubensstand angemessen sein soll. Es ist weiter richtig, dass wir, die Körpergemeinde, in den Briefen des Paulus wunderbare Gebetsbeispiele vorfinden. Doch kann es richtig sein, wenn wir vor allem in Gebetsgemeinschaften, aus Angst, falsch zu beten, nur noch auswendig gelernte Paulusgebete aufsagen? Es gibt beim Gebet ein Extrem in der einen, wie auch in der anderen Richtung. Warum ist es in manchen Gemeinschaften so schwer, ganz unbeschwert und von Herzen kommend zu beten und dabei Worte zu finden, die nicht immer vorher auswendig gelernt wurden?

Wir möchten in keinem Fall irgendwelche Gebete kritisieren (dies halten wir generell für falsch), doch wollen wir aufgrund der Fürbitte Pauli für sein Volk, mit unseren Aussagen dazu ermuntern, vielleicht etwas weniger schematisch und auswendig gelernt, dafür ohne Angst vor den Mitbetern und mehr mit dem Herzen und mit eigenen Worten zu beten. Gerade das gebet des reifen Apostels zeigt uns, dass er Gott durchaus zutraut, auch unerfüllbare Gebete zu verstehen, ja Sich sogar über die Herzenswünsche zu freuen.

Lasst mich, den Verfasser dieser Zeilen, hier ein Erlebnis einfügen, dass ich bis heute nicht vergessen habe: Als ich vor vielen Jahren zum ersten Mal mit dem damals über 80-jährigen Bruder Jaegle, dem Gründer unseres Werkleins, zusammenkam und dieser mich zur Gebetsgemeinschaft einlud, überkam mich ein starkes Angstgefühl. Was sollte ich auch vor so einem bekannten Bruder beten? Doch dann fing dieser Bruder mit so schlichen und einfachen Worten an zu beten, dass sofort alle Angst von mir wich; ich spürte, wie seine Worte nicht aus dem Kopf sondern aus seinem Herzen kamen.

Paulus geht mit seinem Flehen zu Gott für die Rettung seines Volkes ja noch einen Schritt weiter, obwohl er genau um die Nichterfüllbarkeit seines Wunsche um Rettung weiß. Er verteidigt sogar noch sein flehen, indem er ihnen Eifer für Gott bezeugt; und Gott versteht mit Sicherheit das sprechende Herz Seines auserwählten Apostels!

Pauli Wunsch und Flehen zu Gott ist um Rettung seines Volkes. Und im Blick auf Rettung gab sich Gott auch tatsächlich zuerst mit Seinem auserwählten Volk ab. Doch entsprach es nicht seinem Ratschluss, dass das Volk auch zuerst gerettet wird, vielmehr sollte es ein Schau- und Beispiel, vor und für alle anderen Völker werden. Zur Schau gestellt wurde und wird immer noch das menschliche Versagen.

Wie wurde doch das Volk von Anfang an begünstigt! Es erhielt wunderbare Gesetze, Gott machte feierliche Bündnisse mit ihm, kurz - es wurde in vielfacher Art und Weise den anderen Nationen vorgezogen. Doch Gott wusste von Anfang an, wie sich Israel verhalten würde. Seinem Knecht Mose offenbart Er, als das Volk noch gar nicht das verheißene Land erreicht hatte: ".. und es wird Mich verlassen und Meinen Bund brechen" (5Mo 31:16).

Wir sehen, es ging Gott bei Seinem Teilziel nicht um die Rettung Seines Volkes, sondern um eine göttliche Zurschaustellung. Zeigen will Gott, dass der Mensch auch unter günstigsten Voraussetzungen aus eigener Kraft nicht zu Ihm finden kann! Im Fleisch wohnt nichts Gutes, dies haben wir auch in den zurückliegenden Versen und Kapiteln immer wieder aufgezeigt. Kein Mensch kann aus eigener Kraft die Gesetze halten und den göttlichen Bündnissen Treue bewahren. Was der Mensch aufbringt, ist zu seiner Rettung wertlos! Israel wird so zum gewaltigen Schausteller vor der gesamten sichtbaren Welt.

Paulus sieht die alles vor seinem geistlichen Auge, er erkennt zwar die Notwendigkeit des Handels Gottes, und trotzdem schmerzt es ihn tief im Herzen. Sein Hinweis auf den Eifer des Volkes bewirkt nichts vor Gott, denn gerade "Eifer aus eigener Kraft" muss ins Leere führen.

Wir haben gesehen, dass Gott mit Seinem auserwählten Volk Seinen Weg der Zurschaustellung geht, und dass auch das Flehen Seines Apostels nichts ändern kann. Paulus bezeugt seinem Volk Eifer, jedoch nicht in rechter Erkenntnis. Was wäre für Israel die rechte Erkenntnis gewesen, und was wären die Folgen gewesen?

Die Antwort auf beide Fragen mag nutzlos erscheinen, weil Gott ja alles so bewirkt hat; doch Paulus wirft mit seinem Flehen zu Gott diese Fragen auf, also gehen wir ihnen noch etwas nach.

Ein Beispiel der Größe Seiner Macht gab Gott, wie wir schon hörten, beim Auszug des Volkes Israel aus Ägypten. Vierzig Jahre lang zog das Volk danach durch die Wüste. Es sollte dort lernen, sich Gott ganz hinzugeben. Worte Gottes wie: "Jewe wird für euch streiten, und ihr sollt stille schweigen" (2Mo 14:14) sollten das Volk auf den rechten Weg bringen. Welche Erkenntnis hätte es aus all den Wundern und Zeichen, die es erlebt hat, ziehen sollen? Ganz einfach: Sich fortan ganz und vollkommen in die starke und alles vermögende Hand Gotte zu begeben! Doch gerade diese rechte Erkenntnis verhüllte Gott dem Volk. Denn hätte es die rechte Erkenntnis gehabt, hätte es zwar eine frühere Rettung erlebt, es hätte sogar mit dem auf die Erde gekommenen Sohn Gottes sofort das verheißene Königreich aufrichten können - aber es hätte kein Golgatha gegeben.

Bis auf eine Auswahl von hundertvierundvierzigtausend, sowie einer zahlreichen Schar (worunter nach Offb 7:4-9 auch Nationen, Stämme, Völker und Zungen vertreten sind) wird das Volk Israel zwar für Gott eifern, aber nicht in der rechten Erkenntnis. Doch es gab ein Golgatha, und es gab ein Opferlamm - Gott konnte Seine Liebe in kostbarster Weise offenbar machen, und auch Israel wird einmal in rechter Erkenntnis in diese Liebe eingehen können; erst eine Auswahl aus dem Volk, doch am Ende alle - zur Verherrlichung Gottes.

Röm 10:3

"Denn da sie die Gerechtigkeit Gottes nicht kennen und die eigene Gerechtigkeit aufzustellen suchen, wurden sie der Gerechtigkeit Gottes untergeordnet."

Paulus fährt auch in unserem heutigen Vers weiter fort, für sein Volk zu sprechen. Wenn wir die obigen Worte lesen, dann fragen wir uns: Da Gott Selbst der alleinige Unterordner ist, hätte Er da Sein Volk nicht leicht Seiner Gerechtigkeit unterordnen können?

Die Antwort ist klar: Er hätte dies schon gekonnt, aber dies hätte nicht Seinem Weg mit Israel entsprochen, denn es wäre nicht in der Erkenntnis Gottes gewachsen!

Israels Wege sind Gerichtswege Gottes. Wir Menschen habe bei dem Wort "Gericht" allerdings eine von Gott abweichende Meinung, wir verbinden es ausschließlich mit "Strafe". Doch bei Gott sind Gerichtswege "Wege der Erziehung", auch wenn sie vordergründig strafähnlichen Charakter haben! So durfte schon der Prophet Jesaja erkennen und ausrufen (Jes 26:8-10): "Ja, auf dem Pfad Deiner Gericht, Ieue, harren wir Deiner. Nach Deinem Namen und nach Deinem Gesetz geht das Sehnen unserer Seele. Mit meiner Seele sehne ich mich nach Dir in der Nacht; ja mit meinem Geist in meinem Inneren suche ich Dich beim Frührot. Denn gleich wie ein Licht sind Deine Gerichte für die Erde; Gerechtigkeit lernen so die Bewohner des. Wohnlands". In dieser Aussage finden wir in der Tat den tieferen Sinn der Gerichtswege Gottes mit Seinem Volk.

"Erzogen" werden muss das Volk dahingehend, dass es unter viel Mühsal und Leid und durch viele Jahrtausende hindurch letztlich erkennt, dass Gott keine eigenen Werke oder Verdienste akzeptiert, sondern einzig und allein leere Hände, die sich Ihm voll Sehnsucht und vertrauen entgegenstrecken. Solange noch die eigene Gerechtigkeit angestrebt wird, ist kein Raum für die Gerechtigkeit Gottes! Gott braucht leere Gefäße, um sie mit jener Gerechtigkeit zu füllen, die vor Ihm allein Gültigkeit hat: "Der Glaube Christi Jesu!"

Röm 10:4

"Denn die Vollendung des Gesetzes ist Christus, zur Gerechtigkeit für jeden, der glaubt."

Durch alle göttlichen Zeitläufe hindurch, seinen es Äonen oder Verwaltungen, erweist sich Jesus Christus als Retter. Es ist Gottes Vorsatz, die Menschen seit ihrem Bestehen durch mannigfache Gerichte und Erfahrungen mit dem Üblen hindurch zu führen, um sie letztendlich mit dem Lichtglanz Seiner Liebe zutiefst zu beglücken. Mittel- und Höhepunkt seiner Wege und Führungen ist Christus. In Ihm zentriert sich alles, in Ihm findet sich alles, und in Ihm wird alles gerettet. Allerdings lässt Gott sich dazu viel Zeit.

Schon in der Frühgeschichte des Volkes Israel gab Gott diesem durch Mose das Gesetz. Wir kennzeichnen diese Zeit als "Verwaltung des Gesetzes". Und gemäß unserem Leitwort endet die "Verwaltung des Gesetzes" mit der Fleischwerdung Christi, eine neue Verwaltung, die sechste von insgesamt zwölf, begann. Wir nennen sie nach dem konkordanten Kalender Gottes "die Verwaltung der Fleischwerdung". Christus war geboren, Er vollbrachte die Forderungen des Gesetzes als Einziger, Er war des Gesetzes Vollendung. Fortan gilt für uns nicht mehr das eigene Mühen um Gerechtigkeit, sondern einzig und allein der Glaube. Nur die auslaufende Heilslinie Israels praktizierte noch Gesetz und Glaube (Apg 21:20).

Da die letzten Worte unseres Leitverses leicht irreführen, lassen wir uns nochmals an Röm 3:22 erinnern, wo unmissverständlich dargelegt ist, was Gottes Gerechtigkeit be deutet: "... ein Gerechtigkeit Gottes aber durch den Glauben Jesu Christi". Unser Leitvers redet also nicht von unserem Glauben an Jesus Christus, sondern von dem, was der aufmerksame Leser des Römerbriefes längst gelernt haben sollte: Jeder der glaubt, dass Christi Jesu Glaube ihm zur Gerechtigkeit geworden ist, der ist vor Gott gerecht! (Auf die irreführenden menschlichen Einfügungen in den herkömmlichen Übersetzungen haben wir schon hingewiesen).

Christi Jesu Glaube ist unsere Gerechtigkeit, Er ist des Gesetzes Vollendung. Welch köstliches Gut hat uns Gott in Ihm dargereicht. Und wie Jesaja sprach wird auch Israel durch Gericht gerechtigkeit lernen, nämlich Seinen Glauben anzunehmen, auch wenn es noch eine Verwaltung des Zorns geben wird.

Röm 10:5

"Denn Mose schreibt von der Gerechtigkeit aus Gesetz, dass der Mensch, der sie alle tut, in ihr Leben haben wird."

Im Folgenden stellt Pauli die Gesetzesgerechtigkeit jener aus Glauben gegenüber. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Vollendung des Gesetzes in Christus ja bereits eingetreten ist, Paulus also nur eine Rückschau halten kann. Seine Worte gelten nach wie vor dem Volk Israel, was aber nicht bedeutet, dass sie für uns unwichtig wären.

Zurückblickend war für Israels Väter das Gesetz immer eine heilige Sache. Wohl wussten sie um ihre Schwachheit den Forderungen Gottes gegenüber, doch wenn sie gegen das Gesetz verstoßen hatten, durften sie sich jederzeit der von Gott gegebenen Sühnemittel bedienen. Sie schätzten diese mögliche Sühne als Gnadengabe Gottes und waren somit im Grunde zutiefst zufrieden. Für uns zeigt sich, dass Gott schon damals Glaube und Gnade schattenhaft darstellte.

Nun hat sich aber der stand des Volkes dem Gesetz gegenüber stark verändert. Anstatt vermehrt auf die Gnade zu setzen, wurde vermehrt auf die eigene Kraft vertraut, das Gesetz wurde ein Mittel. zur eigenen Gerechtigkeit. Verantwortlich für diese Entwicklung war vor allem die Obrigkeit in Israel, die Klasse der Pharisäer. Siebenmal sprach Jesus Sein "Wehe euch" über diese Pharisäer aus (Mt 23:13.15.16.23.25.27.29) Paulus selbst war ja auch in den Schulen der Pharisäer aufgewachsen, er kannte ihre Gesinnung genau. Seine Worte müssen somit verstärkt ihnen gelten.

Paulus selbst war ehrlich und ohne Heuchelei, deshalb wurde er auch (im Gegensatz zu den Pharisäern) vom Gesetz in die Enge getrieben, wie wir es in Röm 7 erlebt haben. ER wurde letztlich von seinem Herrn vor Damaskus überwältigt. Jetzt versucht Paulus, die hochmütigen Führer seines Volkes in die Enge zu treiben. Hier muss alles fleischliche Handeln zurückbleiben.

Vor diesem Hintergrund baut Paulus im Folgenden seine Verse auf.

Mit nur einem Vers (unserem Leitvers) geht Paulus auf "die Gerechtigkeit aus Gesetz" ein, dagegen verwendet er viele Verse für die Gerechtigkeit aus Glauben. Dies ist verständlich, weil wir ja heute einen ganz anderen Standpunkt haben als jene, denen Mose das Gesetz verkündigte.

Wir sahen gestern, dass die Väter Israels unter dem Gesetz in gewisser Weise zufrieden lebten, hatten sie doch jederzeit die Möglichkeit der Sühne. "Sühne" hat mit "Beschirmung" zu tun, die sühnenden Menschen sollten vor dem Zorn Gottes beschirmt werden. Der Deckel über der Bundeslade schützte vor dem Fluch des Gesetzes, das Volk wurde somit vor seinem eigenen Gesetz abgeschirmt. Wenn das Volk das Gesetz halten würde, erhält es Segen (5Mo 28:1ff), bei Übertretung drohte allerdings große Gefahr (5Mo 28:15 ff). Der Gesetzesübertreter gerät in Sünde und dies erregt den Zorn des Gesetzgebers. Israel brach das Gesetz, bevor die Tafeln in der Hand Moses das Volk überhaupt erreichten. Die Folge: Auch Mose zerbracht die Tafeln, bevor diese einen Fluch über das sündigende Volk bringen konnten (es tanzte ja um das goldene Kalb). Und als Mose mit den zweiten Tafeln vom Berg Sinai herabstieg - was konnte er da tun, um sein Volk vor dem Fluch des Gesetzes zu beschirmen?

Es ist schon tief bewegend, wenn wir heute zurückschauen und miterleben dürfen, wie Gott Sein sündigendes Volk von Anfang an umhegte und ihm immer wieder die Möglichkeit für einen Ausweg schuf. So tat Mose auf Geheißt Gottes die Gesetzestafeln in die Bundeslade und legte einen beschirmenden Deckel darüber, den "Sühnedecke". Auf ihn wurde das Blut des Opfers gesprent, der Sünende war somit vor dem Fluch des Gesetzes, der jeden getötet hätte, beschirmt! Da aber das beschirmende Opfer ein Anschauungsunterricht sein sollte, das kaum aus einer einzigen Tat richtg erkennt werden konnte, musste das Zereemoniell dauernd wiederholt werden, in jeder Generation, jährlich und täglich; es war die vorläufige Abschattung des wahren und vollkommenen Opfers!

Wir sahen gestern, dass der Gang zum Sühnedeckel ständig wiederholt werden musste, hingegen waren die Leiden und der Tod Christi, des wahren Opfers, allgenugsam für jede vergangene. und noch zu behende Sünde. Sein Opfer braucht nie mehr wiederholt. zu werden!

Im kommenden Königreich wird Gott mit der Ungerechtigkeit Seines Volkes versöhnt sein, ihrer Sünden und Gesetzlosigkeiten wird Er keinesfalls noch länger gedenken (Hebr 8:12).

Es ist aber zu beachten, dass "Sühne" einzig auf das Bundesvolk Israel beschränkt ist, Rechtfertigung hingegen einmal alle Menschen umfasst (Röm 5:18). Dies wird dadurch klar, dass nur die Beschneidungsvorschriften das Wort "Sühne" gebrauchen. Die einzige Ausnahme finden wir in Röm 3:24-25, wo wir von Christus lesen, den Gott Sich als "Sühnedeckel" vorgesetzt hat. Es war unmöglich, dass die Übertretungen Israels durch das Blut von Opfertieren weggenommen wurden, wir lesen in Röm 3:25 nur von dem "Hinweggehen Gottes über die vormals geschehenen Versündigungen", und dies nicht zum Zeichen von Gottes Gerechtigkeit, sondern zum "Erweis Seiner Tragkraft". Das Schuldkonto blieb also bestehen, erst Christus konnte es endgültig löschen!

Der Gesetzesbrecher hatte also durch die Sühne insofern "Leben", als er vom sofortigen Fluch des Gesetzes, welcher "Tod" bedeutete, zu seinen Lebzeiten verschont wurde. Doch äonisches Leben im Königreich auf eRden konnte nicht erreicht werden. Im Hebräerbrief lesen wir von dem "Neuen Bund" mit Israel, unter dem Gott mit seiner Ungerechtigkeit versühnt sein wird. Aber Johannes erweitert diesen Segen Gottes, so dass durch das Bundesvolk dieser die ganze Welt umfasst (siehe 1Jo 2:2).

Es bleibt dabei: "Leben, und damit ist das "äonische Leben" gemeint, gab es nur für diejenigen, die das gesamte Getz einhielten; dies hat bis heute nur Einer erreicht: Der Menschensohn Jesus Christus.

Gerechtigkeit aus Glauben

Röm 10:6

"Aber die Gerechtigkeit aus Glauben sagt so: Sprich nicht in deinem Herzen: Wer wird in den Himmel hinaufsteigen (das heißt, um Christus herabzuführen)?"

Der vorige Vers sprach von "der Gerechtigkeit aus Gesetz", heute lesen wir von einer "Gerechtigkeit aus Glauben" - ein krasser Gegensatz und zwei total unterschiedliche Verwaltungen stehen hier Vers an Vers. Der Punkt, an dem sie sich trennen, ist für jedermann klar erkennbar: Es ist das Kreuz auf Golgatha, an dem unser Herr starb!" Hier trennen sich Altes und Neues, hier trennen sich Gesetz und Glaube.

Vor dem Kommen des Glaubens wurde Israel unter dem Gesetz sicher bewahrt, so schreibt es Paulus in Gal 3:23. Und er fährt fort: ".. und zusammen eingeschlossen für den Glauben, der künftig enthüllt werden sollte. Daher ist das Gesetz unser Geleiter. zu Christus geworden, damit wir aus Seinem Glauben gerechtfertigt würden" (Röm 3:24). Paulus sprich hier für die Wenigen aus Israel, die gleich ihm durch das Gesetz schon zu Christus geführt wurden.

Doch mit dem Wirken des Apostels Paulus trat nochmals eine dramatische Scheidung ein. Zwar entstanden nach Jesu Tod überall neue Gemeinden innerhalb und außerhalb der Grenzen Israels, die unter der Lehre der zwölf Apostel standen und dem Königreich zugeordnet sind und die Gesetz und Glaube zusammen vereinten (siehe Jak 2:17-26). Doch wenig später bekam Paulus den Auftrag, aus allen Nationen (auch aus Israel) Einzelne herauszurufen, die einen bis dahin von Gott verhüllten Zielort erhielten: "Die überhimmlischen Regionen". Deutlich werden der eine Auftrag und die beiden unterschiedlichen Orte in Eph 1:10 genannt: "... um in Christus das All aufzuhaupten: beides, das in den Himmeln und das auf der Erde". Diese "Einzelnen" der Körpergemeinde Christi, nur bei ihnen wurde das Gesetz völlig abgetan, es zählt allein der Glaube!

Es wird uns im Wort Gottes vieles verständlich, wenn wir diese beiden Gruppen immer im Auge haben und sorgfältig auseinander halten.

Paulus zitiert wieder ein Wort des AT, dort lautet es allerdings, wörtlich übersetzt, etwas anders: "Denn dieses Gebot, das Ich dir heute gebiete, ist nicht zu schwierig für dich und ist nicht fern. Es ist nicht im Himmel, dass due sagen könntest: Wer wird für uins in den Himmelsteigen und es uns holen und es uns hören lassen, dass wir es tun?" (5Mo 30:11-12). Paulus zitiert also nicht wörtlich, sondern ziemlich frei, nur dem weitläufigen Sinn angepasst.

Was wollte Mose damals dem Volk mit diesen Worten sagen? Was möchte Paulus damit sagen? Bei Mose fällt uns die Erklärung noch leicht, legen sich doch seine Worte praktisch selber aus. Das Volk hatte den Vorzug, das Wort Gottes ganz nahe bei sich zu haben, ohne sich anstrengen zu müssen, die Erkenntnis darüber sehr weit herzuholen. Bei Paulus fällt uns die Auslegung schon schwerer, zumal er ja auch noch die Worte Moses verändert zitiert.

Ohne Zweifel bringt Paulus die Worte mit der "Gerechtigkeit aus Glauben" in Verbindung. Wenn wir die Kernaussage von Mose mit der des Apostels Paulus verbinden, ergibt sich Folgendes: Israel hat das Gesetz in der Hand, es braucht sich nicht abzumühen, es von irgendwo herzuholen. Nach Jesu Opfertod gilt in viel höherem Maß, sich nicht mehr mit der Einhaltung abzumühen, sondern auch hier die Nähe der. Predigt über die Gerechtigkeit aus Glauben zu erkennen und anzunehmen. Die Gerechtigkeit aus glauben trachtet nicht danach, Christus aus dem Himmel herabzuführen, d.h. es geht nicht um Seine persönliche Gegenwart. Sei Auferstehen, Sein Aufsteigen in die Himmel und Sein heutiger Sitz zur rechten Gottes hat einen viel tieferen Sinn!

Gerechtigkeit aus glauben lebt im Geiste Christi, versuch, Ihm in Seiner Gesinnung immer ähnlicher zu werden, und wartet auf Sein Kommen zur Entrückung, während die Köngreichsgemeinde auf Sein Kommen zur Aufrichtung des Tausendjahrreiches wartet.

Röm 10:7

"Oder: Wer wird in den Abgrund hinabsteigen (das heißt, im Christus aus den Toten heraufzuführen)?"

Auch der zweite Teil der Worte Moses lautet im Ursprung etwas anderes: "Und es ist nicht jenseits des Meeres, dass du sagen könntest: Wer wird uns jenseits des Meere hinüberfahren und es uns holen und es uns hören lassen, damit wir es tun? Sondern sehr nahe ist dir das Wort, in deinem Munde und in deinem Herzen, um es zu tun" (5Mo 30:13-14).

Auch für dieses Zitat gilt Ähnliches, wie gestern erwähnt. Wir brauchen Christus nicht aus den Toten heraufzuführen, wir haben Ihn heute in ganz anderer Weise, nämlich im Geist und im Herzen. Anders sieht es wiederum für jene gläubigen Israeliten aus, die dem Königreich zugeordnet sind. Auf dem. Apostelkonzil in Jerusalem wird dies deutlich dargelegt:

Paulus, Barnabas und Titus zogen hinauf nach Jerusalem, um den Angesehen (worunter wohl an erster Stelle Petrus, Jakobus und Johannes zu sehen sind ihr vom erhöhten Christus enthülltes Evangelium zu unterbreiten. Es mag dort heftig debattiert worden sein, doch es gab ein erfreuliches Ergebnis: "... sondern im Gegenteil, weil sie einsahen, dass ich mit dem Evangelium der Unbeschnittenheit betraut bin, so wie Petrus mit dem der Beschneidung (den. der in Petrus für das Aposteltum der Beschneidung wirkt, der wirkt auch in mir für die Nationen), und da sie die mir gegebene Gnade erkannten, gaben Jakobus, Kephas und Johannes, die als Säulen angesehen werden, mir und Barnabas die rechte Hand der Gemeinschaft,..." (siehe Gal 2:1-10). Die "Gnade" die Paulus enthüllt wurde, war der unterscheidende Punkt Nicht mehr Glaube und Werke, sonder Gnade allein war die Botschaft einer neuen Verwaltung.

Wie klar und friedvoll wurde damals das Evangelium an die Juden, sowie jenes an die Nationen, von beiden Seiten anerkannt; und wie fälschlich und streitbar wird es heute leider von so vielen Gläubigen verwischt! Wir haben große Probleme, Paulus richtig zu verstehen, wenn wir hier gemäß 2Tim 2:15 das Wort der Wahrheit nicht richtig schneiden!

Röm 10:8

"Sondern was sagt sie: Nahe ist dir der Ausspruch, in deinem Mund und in deinem Herzen;"

Wir haben gestern erneut auf die Wichtigkeit der Trennung zwischen Israel als Bundesvolk und der Körpergemeinde hingewiesen. Da Paulus dieses Kapitel an Israel richtet, müssen wir seine Worte auch in erster Linie für Israel deuten.

Ausgangspunkt auch zu unserem heutigen Vers ist der Anfang von Vers 6: "Aber die Gerechtigkeit aus Glauben sagt so ..." und nach zwei Fragesätzen in Vers 6 und 7 erfolgt jetzt die Antwort. Mit "Ausspruch" meint Paulus das Wort des Glaubens, das als frohe Botschaft verkündigt wird, doch hinter dem Wort steht im eigentlichen Sinn Christus, er das fleischgewordene Wort ist (Joh 1:14).

"Die Gerechtigkeit aus Glauben" wurde nach dem Opfertod Jesu erst einmal für Israel gültig. Sie muss für jeden Juden, der zum Glauben an Jesus kam, überwältigend geworden sein, wurde er doch von Kind an in den Synagogen nach dem alten gesetz unterrichtet und gelehrt, dass er dieses einzuhalten habe. Was für eine Befreiung ist es für einen Menschen, wenn er seine knebelnden Fesseln abstreifen und in die Freiheit des Glaubens eingehen kann! (Wir wollen aber auch hier wiederholt darauf hinweisen, dass, im Gegensatz zu uns, für die gläubig gewordenen Juden der Glaube nur lebendig war, wenn er gem. Jak 2:17 Werke veranlasste!).

Den Herrn nahe im Mund und im Herzen zu. haben, die war für die Juden in der Zeit der Apostelgeschichte sicherlich das ihr Leben beherrschende Element (und wird es zur Zeit des Königreiches auch wieder sein).

In zweiter Linie dürfen aber auch wir selbst aus diesem Wort Kraft schöpfen, ist uns Sein Wort doch genauso nahe wie Israel. Uns persönlich schreibt Paulus in Kol 3:16: "Lasst das Wort Christi euch reichlich innewohnen, belehrt und ermahnt euch gegenseitig in aller Weisheit". Was für einen köstlichen Schatz tragen wir damit in. unseren irdischen Gefäßen!

Röm 10:9

"dies ist das Wort des Glaubens, den wir herolden: Wenn du mit deinem Mund bekennst, dass Jesus Christus Herr ist, und in deinem Herzen glaubst, das sGott Ihn aus den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet werden."

In Lk 6:45 lesen wir: "Denn aus der Überfülle des Herzens spricht sein Mund" (was im Guten wie auch im Bösen sein kann). Ein Mensch, der Christus erkannt hat, dessen Herz wird überfließend sein, und er muss einfach mit dem Mund bekennen. Auf dieses Wort berufen sich aber auch Gläubige der Körpergemeinde, wenn sie überall und bei jeder Gelegenheit fremde Menschen mit ihrem Glauben konfrontieren. Es ist mit Sicherheit nicht falsch, wenn auch wir Zeugnis unseres Glaubens geben, und zwar dort, wo uns der Geist Gottes innerlich auffordert. Falsch ist es aber, wenn wir in diesem Zeugnis einen bestandteil unserer Rettung sehen oder Mitmenschen geradezu damit belästigen!

Es ist richtig, dass unser Leitvers an die Rettung zwei Bedingungen koppelt:

  1. wenn du mit dem Mund bekennst ... un
  2. wenn du in deinem Herzen glaubst ..."

Nur - dieses Wort ist ja auf Israel bezogen! Eine Rettung, die Vorleistungen fordert, kennt Paulus in seiner Botschaft an die Nationen nicht! Unsere Rettung ist einzig und allein ein Geschenk der Gnade Gottes - wir sehen den großen Unterschied zwischen. unserem Leitvers, der an Israel gerichtet ist, und den Worten in Eph 2:8, die uns gelten.

Gerade an diesem Punkt wird deutlich, wie schnell auch wir Gläubigen der gegenwärtigen Verwaltung der Gnade in gesetzliche Werke fallen können. Mit dem Argument: "es steht doch in dem von Paulus geschriebenen Römerbrief" lassen sich Argument für Werke zwar belegen, und doch sind sie falsch, weil Teile des Römerbriefes an Israel gerichtet sind! Weil uns das Wort Gottes so überaus kostbar und wertvoll ist, sollten wir auch sorgfältig damit umgehen. Ein Ingenieur, der an einer wichtigen stelle ein Bauelement übersieht, kann mit diesem winzigen Fehler ein ganzes Gebäude zum Einsturz bringen. Das Nicht beachten, an wen das jeweils gelesene Wort gerichtet ist, bringt zwar keinen Einsturz, aber es kann uns große inner Not und Unruhe b ringen - und dabei sollte doch de rFriede Gottes unsere Herhen und Gedanken wie in einer Fest in Christus Jesus bewahren.

Röm 10:10

"Denn im Herzen glaubt man zur Gerechtigkeit, mit dem Mund aber bekennt man zur Rettung."

Einst sagte Jesus zu der Volksmenge, die Ihn suchte, weil sie durch die wundersame Brotvermehrung kostenlos satt geworden war, sie solle für die Speise wirken, die bis in das äonische Leben bleibt. Auf die Frage des Volkes, was sie tun sollten, damit sie die Werke Gottes wirken, antwortet ihnen Jesus: "Dies ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den derselbe ausgesandt hat!" (siehe Joh 7:26-29). Und bestätigend hierzu lesen wir in Joh 6:44 die Worte Jesu: "Niemand kann zu Mir, kommen, wenn der Vater, der Mich gesandt hat, ihn nicht zieht".

In beiden Aussagen bezeugt Jesus klar, dass auch aus Israel niemand von sich aus den Weg zu Ihm findet. Zum einen it dieser Schritt "das Werk Gottes", zum andern wird der betreffende Mensch "von Gott. zu Jesus gezogen". Dieser von Gott be wirkte Glaube erzeigt sich aber erst als lebendig, wenn er Werke hervorbringt, wie dies. Jakobus für Israel bezeugt.

Der Glaube führt also auch Israel in die Gerechtigkeit ein, wobei Paulus den Glauben im Herzen und nicht im Kopf betont. Man kann das Wort Gottes jahrelang auf theologischen Fakultäten wissenschaftlich studieren und bleibt innerlich trotzdem leer. Auch kann sich der Mensch selbst zu einem Bibelstudium entscheiden, ob er jedoch im Herzen glauben kann, entscheidet nicht er, sondern Gott! Auch die Gläubigen aus Israel unterliegen dem Prinzip der Herausrufung Gottes. Keiner der zwölf Jünger konnte von sich aus Jesus nachfolgen, obwohl sie dies anfangs meinten. Doch Jesus musste sie belehren, dass n icht sie Ihn, sondern Er sie auserwählt hatte! (Joh 15:16).

Wir unterscheiden also die Herausgerufenen aus allen Nationen zur Körperschaft Christi von den Herausgerufenen aus Israel zu äonischem Leben im irdischen Königreich.

Das gläubige Israel ist, im Gegensatz zu uns, aufgefordert, mit dem Mund zu bekennen, dass Jesus Herr ist. Seinen elf Jüngern (der zwölfte war ja Judas, der sich erhängte) sagte der auferstandene Herr als Abschiedsrede: "Daher gehet hin, macht alle Nationen zu Jüngern, tauft sie in dem Namen des Vaters, des Sones und des heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu halten, was Ich euch geboten habe" (Mt 28:19-20). Israel ist bis heute diesem Auftrag nicht im Geringsten nachgekommen, keine einzige Nation ist zu Jüngern Jesu geworden. Auch dieses Wort Jesu ist nur verständlich, wenn wir es zeitlich richtig einordnen, d.h. wenn wir erkennen, in welche Zeit die Aufforderung Jesu gehört. Und der Zeitpunkt, wo das gläubige Israel, allen voran Seine Jünger, diesen Befehl ausführen werden, liegt eindeutig erst im kommenden Königreich! Dort, und nur dort, werden durch die Herausgerufenen aus Israel, die "mit dem Mund bekennen werden", Nationen zu Jüngern gemacht!

Nun haben sich aber viele Gläubige in unserer Zeit dieses Wort an die Jünger Jesu selbst zu eigen gemacht und in selbst ernannter Weise sogenannte "Mission" betrieben. Ein führender Bruder der Deutschen Volksmission bekannte einmal vor dem Verfasser dieser Zeilen, dass der ganze Aufwand, der mit großen Geldmitteln geführt wird, praktisch "nun" Erfolg aufweist! Dabei wollen wir nicht übergehen, dass durch das Zeugnis und den dienst der vielen Missionare doch Einzelne (aber keine gesamte Nation) zum Glauben gerufen wurden, allerdings nur, weil Gott dies so bewirkt hat. Er kann ja auch den falsch verstandenen Auftrag in Sein Wirken einbeziehen und zum Segen werden lassen.

Im Königreich muss Israel mit dem Mund bekennen, wie anders könnte ihr dienst unter den Nationen sonst gelingen. Und wie groß wird die Freude sein, wenn sich, gewirkt durch Gott, dann auch der große Erfolg unter den Nationen einstellen wird. Zum Schluss noch ein persönliches Zeugnis des Verfassers: Als ich vor Jahren in Israel sein durfte, staunte ich, dass in dem Kibutz, in dem ich weilte, Kinder bis zu zwölf (!) Sprachen lernten! Ist dies nicht bezeichnend für den Auftrag Israels und die Nähe des Königreiches?

Röm 10:11

"Denn die Schrift sagt: Jeder, der an Ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden."

Heute wollen wir uns mit der bis jetzt außer acht gelassen "Rettung" beschäftigen, was ja der Gegensatz von "zuschanden werden" bedeutet.

In Vers 9 wurde die Rettung als Bedingung mit dem Glauben im Herzen und dem Bekenntnis mit dem Mund verbunden. In Vers 10 ist der Wortlaut: "... mit dem Mund aber bekennt man zur Rettung". Bei Letzterem ist natürlich die eigene Rettung vordergründig, doch im Hintergrund sehen wir durch das Bekenntnis mit dem Mund auch die Rettung jener, die im Königreich hören werden.

Was spricht nun Paulus hier für eine Rettung an? Mit Sicherheit geht es um die Rettung für den Äon des Königreiches, Paulus redet also in prophetischer Vorschau. Israel hatte und hat als Volk Gottes nie eine andere Verheißung. und Erwartung als das Königreich gehabt. Es ist hier müßig, dies zu belegen, weil das AT übervoll von diesen Verheißungen ist. In diesen Königreichsäon hinein wird jeder gerettet werden, der obige Bedingungen erfüllt.

Heute zitiert Paulus erneut die Schrift, diesmal. ziemlich wortgetreu Jes 28:16. Der Glaube an ihn retten vor "Zuschandenwerden", was nichts anderes bedeutet als "Rettung vor dem Gericht". Wenn wir die zitierten Worte des Propheten Jesaja weiter lesen (Jes 28:16-22), dann wird uns das ganze furchtbare Ausmaß des "Zuschandenwerdens" in den Zorngerichten Gottes vor Augen geführt; dies ist auch in Offb 18 nachzulesen.

Wir dürfen hier aber auch noch einen vergleichenden Blick auf uns werfen, Der Körpergemeinde gibt ja Paulus wiederholt die Zusage, dass auf sie kein Gericht wartet. In Röm 5:9 wird uns gesagt, dass wir durch Ihn vor dem Zorn (was ja Gericht ist) gerettet werden; 1Thes 1:10 und 1Thes 5:9 sagen Ähnliches aus. Bei Israel hingegen müssen Gerichtsereignisse zugrunde liegen, aus denen "Rettung" notwendig ist!

Röm 10:12

"Denn es ist kein Unterschied zwischen einem Juden und einem Griechen; denn alle haben denselben Herrn, der. Sich an allen richt erweist, die Ihn anrufen."

Paulus knüpft mit unserem heutigen Leitvers zwar an die gestern zitierte Zeit des Zornes Gottes an, doch sein Blick geht über Israel hinaus und schließt die Nationen mit ein. Diese furchtbaren Gerichte, die in jener kommenden Zeit die Erde heimsuchen werden, treffen ja nicht nur Israel, sondern auch alle übrigen Völker. Und nach dem Zorn Gottes im darauf folgenden Königreich, geht es ja auch wieder um das Heil ganzer Nationen, wozu dann Israel Gottes Werkzeug sein darf.

Manchen mag das Wort "Griechen" irritieren; warum nennt Paulus nur diese Volk, obwohl er doch alle Völker meint? Es ist eine geschichtliche Tatsache, dass die Griechen jener Zeit bekannt für ihre Weisheit waren. Sie sonnten sich im Licht ihrer großen Philosophen der vergangenen Jahrhunderte. In 1Kor 1:22 bestätig Paulus dies mit den Worten: "Weil ja doch die Juden Zeichen fordern und die Griechen Weisheit suchen ..." Paulus möchte also mit der vom Geist inspirierten Bezeichnung "Griechen" die Menschheit in ihrer intellektuell höchststehenden Form aufzeigen.

Noch in Röm 1:16 hebt Paulus den Vorrang der Juden mit den Worten hervor: "Denn ich schäme nicht des Evangeliums nicht; denn es ist eine Gotteskraft zur Rettung für jeden Glaubenden, dem Juden zuerst wie auch dem Griechen." Jetzt hebt Paulus diesen Vorzug der Juden auf, weil es hier speziell um den Glauben an Ihn in der schlimmsten Zeit des Zornes Gottes geht, wo es nur noch eine einzige Zuflucht geben wird - den Namen des Herrn.

Wenn wir von dieser schrecklichen Zeit hören und lesen, dass die Menschen vor Angst und Pein schreien werden, dann dürfen wir doch überaus dankbar sein, dass wir eine frühere Erwartung als Israel haben, das wir "nun in Seinem Blut gerechtfertigt, duch Ihn vor dem Zorn gerettet werden!" (Röm 5:9).

Röm 10:13

"Denn jeder, der den Namen des Herrn anrufen sollte, wird gerettet werden."

Unser heutiges Zitat des AT entnimmt Paulus dem Propheten Joel (Joe 3:5). Interessanterweise stützt sich auch Petrus in seiner Pfingstverkündigung auf dieses Zitat, nur zieht er auch das Umfeld dieses Verses mit ein, nämlich die letzten Tage (Apg 2:17-21). Damit ist überdeutlich belegt, in welche Zeit diese Verheißung Gottes gelegt werden muss: In die Zeit der Zorngerichte.

Und wieder muss es uns schaudern, wenn wir hier nur die wenigen Zeilen über jene letzten Tage lesen.... Was bricht doch hier für ein furchtbares Gericht über die Menschheit herein! Dabei müssen wir bedenken, dass zu jenem Zeitpunkt die Körpergemeinde, wozu ja durchaus auch Israeliten gehören, entrückt, also beim Herrn sein werden. Es wird also eine fast "glaubensleere" Welt zurückbleiben!

Und doch wird es Menschen geben (Nationen spielen zu diesem Zeitpunkt keine Rolle mehr), die in ihrer Verzweiflung noch einen Weg sehen: Die Anrufung des Herrn! Diese Menschen sind dort aber nicht gläubig (sonst hätten sie ja der Körpergemeinde angehört), ihnen haftet nu r noch die Erinnerung an den Namen des Herrn im Gedächtnis. Die zurück gebliebenen Juden werden sich allerdings noch besser an jenen "Jesus" erinnern, den ihre Stammesgenossen vor über zweitausend Jahren gekreuzigt hatten. In jedem Fall gilt für alle die gleiche Verheißung.

"Anrufen" ist aber nicht gleichzusetzen mit dem, was wir darunter verstehen, nämlich das Gebet. Hier benutzen Menschen in größter Verzweiflung als letzte Hoffnung den Namen des Herrn, und der Herr erweist Sich an allen reich!

Viellicht darf es manchen von uns im Hinblick auf seine ungläubigen Familienmitglieder stärken, dass dies durch uns zumindest vom Herrn gehört haben, Sein Name ihnen also im Gedächtnis ist, wenn diese schlimme Zeit über sie hereinbrechen sollte, was zeitlich durchaus sein kann. Und - Er wird Sich an allen reich erweisen!

Weltweite Verkündigung des Evangeliums

Röm 10:14

"Wie sollten sie nun Ihn anrufen, an den sie nicht glauben? Wie aber sollten sie an den glauben, über den sie nichts hören? Wie aber sollten sie von Ihm hören ohne eine, der heroldet?"

In den letzten Versen wurden wir mit der Zeit der "letzten Tage" konfrontiert, sie bezieht sich ohne Unterschied auf Juden wie Griechen. Jetzt stellt Paulus eine Reihe von Fragen, die ebenfalls in jene letzten Tage gehören, wobei er bei dem entsprechenden Personenkreis von "sie" spricht. Wir wollen also zuerst die Frage klären, wen Paulus mit "sie" meint; geht es um Juden, um Nationen oder immer noch um beide Gruppen? Wenn wir dabei das Gesamtumfeld dieses Verses im Auge haben, wird uns klar, dass es in diesem Vers um die Fortsetzung von den Versen 12 und 13 geht. Jeder kann den Namen des Herrn anrufen.

Um den Namen des Herrn anzurufen, ist es eine Voraussetzung, dass dieser Name auch bekannt ist. Wenn wir heute auf unser christliches Umfeld schauen, so muss jeder feststellen, dass der Name "Jesus" unter der Jugendkaum mehr bekannt ist. Auch theologische Vertreter der Ökumene und multikultureller Religionsvorstellungen vermeiden zunehmen den Namen "Jesus", weil dieser nicht mehr in einen Welteinheitsreligion passt. Wenn dieser Trend anhält (und er wird es), ist zu befürchten, dass in den kommenden letzten Tagen wirklich kaum mehr jemand den Namen "Jesus" kennt.

Paulus richtet diese Frage aber im Grunde an Israel. Israels Aufgabe wäre es ja gewesen, den Nationen das Evangelium zu herolden. Doch anstatt diese Aufgabe aufzugreifen, hat sich das auserwählte Volk selber an den von Gott reich mit Segnungen gedeckten Tisch gesetzt und auf die hungernden Nationen mit Hochmut herabgeblickt. Ein Bild des Verhaltens gibt uns der Prophet Jona. Anstatt Gottes Auftrag zu gehorchen und nach Ninive zu gehen, um den Bewohnern zu predigen, floh er vor diesem Auftrag. Das Buch Jona ixt vollen Spannung und zeigt am Schluss, wie Jona unter Zwang doch noch Gott gehorcht. Doch bis heute sind die Fragen Pauli noch offen, weil Israel, wie einst Jona, seinen eigentlichen Auftrag an den Nationen noch nicht aufgenommen hat.

Wir haben gestern auf die Nationen geblickt, die in "den letzten Tagen" zum größten Teil den Namen "Jesus" nicht mehr kennen und Ihn deshalb auch nicht anrufen können. Sie können folglich auch nicht an Ihn glauben, und noch viel weniger können sie Ihn deshalb herolden.

Als Herold bleibt das Volk Israel übrige, das ja viel über Gott belehrt wurde und somit auch viel weitergeben könnte. Mit der heutigen letzten Frage kann Paulus nicht mehr die Nationen allgemein ansprechen, zu ihnen passt auch das anschließende Zitat aus Jes 52:7 nicht: dieses ist vielmehr Israel gegeben. Wir müssen also den ganzen Vers 15 an Israel gerichtet sehen. Mit "sie" spricht Paulus wieder sein Volk direkt an, und Jesaja erklärt das "Warum".

Wenn wir Jes 52 lesen, dann merken wir, dass hier von der zukünftigen Zeit des Königreiches die Rede ist. So weist Jesaja in Jes 52:6 ja auch auf "jenen Tag" hin. Und wie lieblich werden dann die Füße Israels sein, die die frohe Kunde weitertragen. Israel kann also vorher gar nicht herolden, weil sein Auftrag weltweit erst im zukünftigen Königreich Gültigkeit erlangt. Jesaja belegt dies mit dem Hinweis auf "an jenen Tagen". "Sie" und dies sind die Glieder des Bundesvolkes, sind heute im tieferen Sinn noch nicht beauftragt zu herolden, obwohl de rAuftrag von Anfang an bestand. Der Grund dieses nicht leicht fassbaren Handelns Gottes liegt darin, dass Gott Israel für eine bestimmte Zeit beiseite stellen musste, um in einer eingeschobenen "Verwaltung der Gnade" eine festgelegte Zahl an Auserwählten. zur Körperschaft Christi Jesu zu berufen. Erst wenn diese Auserwählten vollzählig sind und entrückt wurden, wird Gott Sich wieder Seinem Bundesvolk zuwenden. Und dann, wenn der Zorn Gottes beendet ist und Israel Seinen Messias auf dem Berg Zion empfangen hat, werden die Füße lieblich und ihr Evangelium ein "Evangelium des Guten" sein, und dies zum Segen aller Nationen.

Röm 10:15

"Wie aber sollten sie herolden, wenn sie nicht beauftragt werden? So wie geschrieben steht: Wie lieblich sind die Füße derer, die ein Evangelium des Guten verkündigen!"

Gott bewirkt alles zu Seiner Zeit - darunter fällt auch der Zeitpunkt der Aufrichtung des irdischen Königreiches. Vordergründig muss man dem Bundesvolk Israel die Schuld geben, dass diese Erwartung hinausgeschoben wird, doch hintergründig sehen wir Gottes weise Hand, die alles lenkt. Dieses "Tieferschauen" in das Handeln Gottes erinnert uns auch an Pharaos Umgang mit dem versklavten Volk Israel. Einerseits musste Mose immer wieder vor Pharao treten und in göttlichem Auftrag fordern, das Volk ziehen zu lassen; andererseits ist zu lesen, dass Gott selbst das Herz des Pharao verstockte!

Mit unserem heutigen Wissen um das im Vollmaß vorhandene Wort Gottes könnten wir den ersten Teil unseres Leitverses so wiedergeben: "Wie sollten sie herolden, wenn sie noch nicht beauftragt wurden!" Es liegt noch ein schwerer Weg vor Israel, bevor es in seine Erwartung eingehen kann, doch dieser ist ja ein Weg der Zubereitung.

Während Jes 52 das zukünftige Kommen des Königs nach Israel beschreibt, wovon ja auch der zweite Teil unseres Leitverses handelt, beschreibt Jes 53 in ergreifender Weise die zuvor notwendige Erniedrigung und das Sühneopfer des Sohnes Gottes. Hier lesen wir in prophetischer Sicht, was es Ihn gekostet hat, dieses Opfer zu vollbringen.

Erst mit diesem vollkommenen Opfer Christi wurde die Voraussetzung für Jes 52 geschaffen, "Wein Evangelium des Guten"! In allen Sprachen der Welt kundig (wir nannten schon die zum Teil zwölfsprachige Erziehung junger Israeliten) wird Israel, welches seinen Messias in tiefer Beugung und inniger Liebe auf dem Ölberg empfangen wird (Sach 14:14), mit lieblichem Fuß dieses herrliche Evangelium des Guten allen Nationen herolden und dies gem. Mt 28:19 zu Jüngern machen.

Wir erachten es für wichtig, an dieser Stelle einen klaren Schnitt zwischen dem hier angesprochenen "Evangelium des Guten" und dem "paulinischen Evangelium" zu machen.

Das Erste ist in die Zeit des Königreiches einzuordnen, dies ergibt sich aus den Aussagen Jesajas, aber auch aus der Tatsache, dass Paulus in diesen Versen zu Israel spricht. Aber - ist das Evangelium des Paulus nicht auch ein "gutesEvangelium" Sind nicht auch unsere Füße lieblich, wenn wir Zeugnis geben dürfen?

Wir möchten hier klarstellen, dass der notwendige Schnitt die frohe Kunde nicht auseinander schneiden darf, sondern zwei auseinander zu haltende Aufgabengebiete aufzeigen soll. Gott hat ein großes Ziel, welches uns in Eph 1:9-10 enthüllt wird: "In aller Weisheit und Besonnenheit macht Er uns das Geheimnis Seines Willens bekannt, nach seinem Wohlgefallen, das Er Sich in Ihm vorsetzte für eine Verwaltung der Vervollständigung der Fristen, um in Christus das All aufzuhaupten." Gott wird also das gesamte All, und das sind die sichtbaren und unsichtbaren Bewohner, zu Christus bringen.

Doch der obige Vers Eph 1:10 hat noch eine wichtige Fortsetzung: "beides, das in den Himmeln und das auf der Erde". Gott also somit zwei Bereiche geschaffen, Himmel und Erde, die beide aufgehauptet werden müssen. Und für dies zwei Bereiche hat Er zwei Hilfswerkzeuge erwählt: Israel für den irdischen, die Körpergemeinde für den himmlischen Bereich. Und da nun die jeweiligen Bwohner sehr unterschiedlich sind (z.B. sichtbar / unsichtber, selische / geistliche Körper, sterblich / nicht sterblich usw.) müssen auch die Werkzeuge unterschiedlich zubereitet werden. Es wäre doch verhängnisvoll, wenn sich ein zukünftiger Bäcker in einem Maurerbetrieb ausbilden ließe! Was schon auf Erden selbstverständliche Praxis ist, muss doch im Glaubensleben auch gelten! Es kann also nicht weise sein, wenn sich Gläubige der Körpergemeinde im Evangelium des irdischen Königreiches bewegen, anstatt sich durch Paulus erleuchten zu lassen (Eph 3:9) bzw. auf das zu sinnen, was droben ist (Kol 3:1-2).

Röm 10:16

"Jedoch nicht alle gehorchen dem Evangelium; denn Jesaja sagt: Herr, wer glaubt unserer Kunde?"

Nach Christi allgenugsamen Opfer auf Golgatha war im Grunde alles für das Kommen des irdischen Königreiches vorbereitet. Nach seiner Auferstehung blieb Jesus noch vierzig Tage unter Seinen Jüngern und sprach mit ihnen über Dinge, die das Königreich Gottes. betreffen ([Apg 1:3]). In Fortsetzung von Vers drei wies Er sie auch an, in Jerusalem auf die Taufe in heiligen Geist zu warten. Weiter kündigte Er ihnen die Kraft an, wenn der heilige Geist kommt, Seine Zeugen. zu sein, und dies in Jerusalem, im gesamte Judäa, Samaria und bis zur letzten Grenze des Landes.

Die Jünger erlebten dann tatsächlich zur Pfingstzeit das Kommen des heiligen Geistes, es geschahen viele Zeichen und Wunder. Und das Erstaunlichste war wohl, dass das Feuer des heiligen Geistes um sich griff und viele Juden gläubig wurden, obwohl der Hohepriester und seine Helfershelfer alles taten, um die Apostel mundtot zu machen. So lesen wir in [Apg 2:41], dass an einem Tag etwa dreitausend Seelen der wartenden Königreichsgemeinde hinzugefügt wurden. Der Anbruch des Königreiches schien in greifbare Nähe gerückt zu sein.!

Doch das auflodernde Feuer brannte schnell nieder. Zwar erschien die Zahl der Gläubigen im Moment hoch zu sein, doch an der Gesamtzahl des Volkes gemessen war sie doch eher sehr klein. In diese Zeit hinein gehört das Wort Pauli "Jedoch nicht alle gehorchen dem Evangelium", und das klagende Zitat des Propheten (Jes 53:1): "Wer glaubt unserem Bericht?"

"Gehorchen" ist die praktische Betätigung des wahren Glaubens. Der große Teil des Volkes glaubte nicht - wie sollten sie da gehorchen! Von unserem Herrn lesen wir über Seine Erdenzeit: "Obgleich Er der Sohn ist, lernte Er den gehorsam durch das, was Er litt" (Hebr 5:8). Sein Wandel im geist und in der Gemeinschaft mit dem Vater gaben Ihm nicht nur die Kraft zuj Leiden, sondern auch zum absoluten gEhorsam dem Vater gegenüber und dies in völligem Glauben!

Wir greifen nochmals auf die gestern zum Schluss angeführten Worte aus Hebr 5:8 zurück, wo wir in der Fortsetzung lesen: "Und so vollkommen gemacht, ist Er allen, die Ihm gehorchen, die Ursache äonischer Rettung, wird Er doch von Gott mit 'Hoherpriester' nach der Ordnung Melchisedeks angeredet, betreffs dessen wir euch viel zu sagen haben; doch ist das Wort davon schwierig auszulegen, weil ihr im Hören schwerflälig wurdet" (Hebr 5:9-11).

Auf den Gehorsam, den Jesus durch das, was Er litt, lernen musste, wiesen wir gestern schon hin; er diente offensichtlich zu Seiner Vervollkommnung. Allen nun, die sich im Glauben. unter Ihn stellen und gleich Ihm ihren Glauben in der Praxis des Gehorchens ausleben, ist äonisches Leben im Königreich auf Erden verheißen.

Und noch ein interessanter Satz folgt in Hebr 5:11: Die Auslegung dieser Worte scheint schwierig zu sein, und Israel wurde im Hören schwerfällig. Verlgeichen wir jetzt einmal diese Verse des Hebräerbriefes mit dem Wort aus Jes 53:1, welches ja Paulus in unserem Leitvers zitiert. Dieses Wort steht dem Leidensweg Jesu voran. Schwierig waren (und sind immer noch ) die Worte für Israel, weil sie einen König erwarten, und keinen Schmerzensmann! Sieht der ersehnte König für Israel so aus: "Keine Gestalt noch Ehre hatte Er, als wir Ihn sahen, und kein Aussehen noch Schönheit, dass wir Ihn begehrt hätten. Verachtet war Er und gemieden von Männern, ein Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut, wie Einer, der Sein Angesicht vor uns verbarg - so verachtet, das wir Ihn für nichts hielten" (Jes 53:2-3).

Das Volk konnte und wollte nicht glauben, dass solch ein Mensch ihr Mesias sein sollte, und dementsprechend sah die Masse des Volkes keinen Grund, dem Evangelium zu gehorchen. Dem Volk trotzdem klarzumachen, wer Jesus war, ist schon aus obigem Grund schwierig, und es wird noch schwieriger, weil Israel auch im Hören schwerfällig wurde!

Röm 10:17

"Demnach kommt der Glaube aus der Kunde, die Kunde aber durch einen Ausspruch Christi."

Es war die Kunde (bzw. das geschriebene Wort), welches den Menschen anspricht und ihn. zum Glauben kommen lässt. Paulus macht seinem Volk den Vorwurf, angefangen bei seinen geistlichen Führern bis hin zum gemeinen Volk, dass es weder hört noch glaubt. Damit ist die Voraussetzung zur Aufrichtung des Königreiches nicht gegeben! Wie sollte dieses Volk. unter solchen Umständen die Nationen zu Jüngern Jesu machen?

Doch nicht nur für Israel, auch für uns ist die Auslegung manchmal recht schwierig, weil wir heute vor einem Wort der Vollkommenheit stehen. Wie kennen nicht nur Gottes veröffentlichten Willen, sondern auch Seinen durch Paulus enthüllten vollständigen Ratschluss. Der veröffentlichte Wille Gottes klagt Israels Unglauben an, Sein weniger bekannter Ratschluss hingegen enthüllt uns: "Die ist das Werk Gottes, dass Ihr an den glaubt, den derselbe ausgesandt hat" (Joh 6:29), oder: "Niemand kann zu mir kommen, wenn der Vater, Der Mich gesandt hat, ihn nicht. zieht" (Joh 6:44).

Das Problem für viele Gläubige liegt darin, dass sie keine laufenden Bibeltexte lesen, sondern immer nur einzelne Verse herausholen, vielfach auch noch solche, die bekanntermaßen in. das bereits angelernte Glaubensbild passen. So wird in vielen Glaubensgemeinschaften Israel verachte, weil es nicht geglaubt und aus Unglauben den Sohn Gottes auch noch gekreuzigt hat. Dies ist die eine Seite! Doch solche Gläubige übersehen stellen wie Joh 6:29 und Joh 6:44 (und viel mehr), die aussagen, dass Gott der alles Bewirkende ist! Wer das Wort Gottes im Zusammenhang liest, wie wir die sie ja hier im Römerbrief tun, der stößt auch auf die weniger bekannten Seiten des göttlichen Ratschlusses und mu ss sich mit diesen auseinandersetzen.

Dass Paulus diese drei an Israel gerichteten Kapitel nicht nur rein zufällig mitten in diesem Brief, der ja an uns gerichtet ist, platziert hat, sollte uns nachdenklich machen und auch das Mitgefühl und unsere Liebe zu Israel wecken und bestärken.

Röm 10:18

"Jedoch frage ich: Haben sie überhaupt nichts gehört? In der Tat" In das gesamte Land ging ihr Schall aus, und bis zu den Enden der Wohnerde ihre Aussprüche."

Wir führten gestern den veröffentlichen Willen Gottes sowie den weniger bekannten göttlichen Ratschluss an. Paulus führt uns in diesen drei an Israel gerichteten Kapiteln zuerst über den bekannten Willen Gottes, welcher besagt: "Israel muss etwas tun!" hin zu dem Ratschluss Gottes, der besagt, dass Gott der allein Handelnde und alles Bewirkende ist! Wir müssen uns also stufenweise auf der Leiter der göttlichen Offenbarungsstufen hinaufbewegen, obwohl wir die uns ganz oben gebotene herrliche Aussicht schon kennen bzw. kennen sollten.

Zwei Fragen stellt Paulus in unserem heutigen, sowie im folgenden Vers, die den Rest dieses Kapitels beherrschen; die heute lauten: "Haben sie überhaupt nichts gehört?" Paulus beantwortet seine Frage mit einem Wort aus Ps 19:5: Dieser Psalm erzählt von der Herrlichkeit El's, er stellt die Herrlichkeit der Lufthimmel vor das Auge des Betrachters, er rühmt die Makellosigkeit des Gesetzes und die Wahrheit Seiner Gerichte. Diese Herrlichkeit ist so groß, dass selbst die Nationen an dieser Schöpfung Gottes unsichtbare Wesenszüge hätten erkennen können (Röm 1:20). Doch Paulus möchte mit diesem Psalm mehr sagen: Israel hat nicht nur die sichtbare Schöpfung vor Augen, es hat auch das geschriebene Wort Gottes, und das ist in viel höherem Maß Träger der Herrlichkeit Gottes! Das Wort Gottes berichtet Israel über sein Erwartungsgut - hat Israel überhaupt nichts gehört? Wunderbares hat Israel gerade auch in den Tagen der Erdenzeit Jesu sowie in der darauf folgenden pfingstlichen Zeit der Zeichen und Wunder erlebt. Alles schien auf den Anbruch des Königreiches hinzuweisen. Bis an die äußersten nationalen Grenzen Israels ging die Kunde, ja sogar darüber hinaus an alle zwölf Stämme in der Zerstreuung (Jak 1:1), bzw. an die Auswanderer in der Zerstreuung (1Petr 1:1).

Keiner aus dem Volk Israel kann behaupten, nichts gehört zu haben. Die Botschaft, von der die Propheten schattenhaft zeugten, ging in der Zeit der Apostelgeschichte in Kraft und Vollmacht unter das Volk!

Röm 10:19

"Jedoch frage ich: Hat Israel etwa überhaupt nichts erkannt? Als erster sagt Mose: Ich werde euch zur Eifersucht auf die reizen, die keine Nation sind; über eine unverständige Nation werden Ich euch erzürnen."

In Bezug auf die gestrigen Frage muss man sagen: Israel hat natürlich gehört, aber - es fehlte der Glaube! Und wo Hören und Glauben nicht zusammenwirken, kann es kein Erkennen geben.

Die zweite frage Pauli lautet demgemäß: "Hat Israel überhaupt nichts erkannt?" Wie bei der ersten Frage versucht Paulus eine Antwort aus dem AT zu finden, dazu gebraucht er drei Zitate. Das erste Zitat, unser heutiger Leitvers, stammt aus 5Mo 32:21. In dieser Schriftstelle und seinem Umfeld geht es um die Gefahr des Abfalls von Gott und dessen Gericht. Gewohnheit, Behäbigkeit und Wohlstand sind die große Gefahr nach Neuem zu suchen, das die Sinne kitzelt. Neue Götter wurden gemacht und angebetet, der einzig wahre Gott außer acht gelassen. Die Antwort Gottes auf solches verhalten entspricht unserem Leitvers. Damit bauen sich vor uns neue Fragen auf: Wer sind diejenigen, die " keine Nation" sind und auf die Israel eifersüchtig ist? Wer ist "eine unverständige Nation", über die sich Israel erzürnt? Und was hat dies mit der Ursprungsfrage zu tun?

Zum ersten Mal spielten Nichtisraeliten in der Zeit nach Christi Himmelfahrt eine Rolle. Wir kennen z.B. den Fall, wo Petrus dreimal aufgefordert werden musste, bis er sich endlich in das Haus eines Nichtjuden, dem des römischen Hauptmannes Kornelius, aufmachte (Apg 10). Allerdings lesen wir hierbei und in ähnlichen Fällen nicht von "Eifersucht" oder "Zorn". Wir müssen also jene anburchhafte Königreichslinie verlassen und an andere Stelle suchen. Fündig werden wir nur bei Paulus selbst. Wenn wir die Apostelgeschichte ab Apg 13 verfolgen, stoßen wir exakt auf das, was Paulus in unserm Leitvers aussagt. Wir wollen diesen markanten und auch uns betreffenden Text morgen genauer unter die Lupe nehmen.

Wir schauen heute etwas in Apg 13 hinein. Wir sehen als Erstes, wie Barnabas und Saulus (ab Apg 13:2 Paulus) zu einem besonderen Werk abgesondert wurden, sie wurden vom heiligen Geist ausgesandt. Ihr Dienst war das Evangelium vom Königreich auf Erden, er beinhaltete "Rechtfertigung durch Glauben" (Apg 13:39).

Über mehrere Stationen sehen wir sie in Apg 13:14 in Antiochien ankommen, einer Stadt weit entfernt von Israel, wo sich aber Juden in der Zerstreuung angesiedelt hatten. Ihr erster Gang galt selbstverständlich der dortigen Synagoge, also den ansässigen Juden. Paulus heroldete dort an erster Stelle über Jesus, Seinen Opfergang, Tod und Auferstehung. In Apg 13:32 (und daran erkennen wir, dass seine Botschaft eine reine "Königreichsbotschaft" war) vergleicht er diese mit der "unseren Vätern zuteil gewordenen Verheißung als Evangelium", und diese Verheißung war nur das irdische Königreich!

Obwohl Paulus seinen Stammesbrüdern nicht nur hart zusprach (siehe Apg 13:40), sondern auch die Gerechtigkeit nicht mehr durch Gesetz, sondern durch Glauben hervorhob, schien er bei den Juden Gehör zu finden. Dies ist beachtenswert! Der Konflikt bahnte sich erst an, als sich auch viele "Nichtjuden" für Paulus und seine Botschaft interessierten und ihn zu sich einluden. Im entscheidenden Vers Apg 13:45 lesen wir: "Als die Juden die Scharen gewahrten, wurden sie von Eifersucht erfüllt, widersprachen dem, was Paulus sagte, und lästerten."

Damit sind wir genau an dem Punkt unseres Leitverses angelangt. Wir wollen hier festhalten, dass sich die Juden nicht am Inhalt der Worte des Paulus stießen, sondern einzig und allein daran, dass plötzlich auch Scharen von Nichtjuden an "ihrem" Evangelium Interesse zeigten und Saulus auch noch zu diesen sprach!

Wir schließen an den gestern genannten entscheidenden Punkt an: Die Juden waren nicht abgeneigt, Paulus zu hören und ihm sogar zu glauben, aber sie wurden eifersüchtig, als Paulus auch zu den übrigen Bewohnern der Stadt sprach und dies offensichtlich in großen Scharen kamen. Aber nicht nur Eifersucht kam in ihnen auf, wir lesen in Apg 13:45, dass sie plötzlich Paulus widersprachen, ja ihn sogar lästerten.

Man muss hier kurz innehalten und sich vergegenwärtigen, was "Eifersucht" alles bewirken kann. Was zuvor durchaus plausibel und annehmenwert erschien, war plötzlich verkehrt. Dabei beschränkte sich die Auswirkung nicht nur auf die Sache, sondern griff auf die Person über. Dem Evangelium wird widersprochen, die Person wird gelästert! Sind wir, die glieder am Körper Christi, von solchen Dingen frei? Man muss leider "Nein" sagen!" Selbst. unter gereiften Brüdern gibt es Eifersüchteleien, die oftmals beschämend sind. Achten wir also besonders auf diesen Punkt, indem wir so weit wie möglich "den unteren Weg" gehen!

Nach den Vorfällen in Antiochien sprachen Paulus und Barnabas die denkwürdigen Worte: "Es war notwendig, dass zuerst euch das Wort Gottes gesagt wurde. Weil ihr es aber von euch stoßt und euch selbst des äonischen Lebens nicht fü würdig erachtet, siehe, so wenden wir uns an die Nationen " (Apg 13:46). Im folgenden Vers Apg 13:47 bestätigt Paulus. seinen vom Herrn empfangenen Auftrag: "Ich habe dich zum Licht der Nationen gesetzt, damit du ihnen bis zum letzten Ende der Erde zur Rettung gereichst."

Wir rufen uns die wichtigsten Punkte dieses so entscheidenden 13 Kapitels der Apostelgeschichte nochmals in Erinnerung: Paulis Botschaft geht nach wie vor zuerst an die Juden, die immer noch den Vorrang haben. Seine Botschaft beinhaltet die "Rechtfertigung durch Glauben". Die Juden scheinen zuerst nicht abgeneigt zu sein, als aber auch Scharen von Nichtjuden hören. und Paulus nachfolgen, weckt dies ihre Eifersucht, was sich in Widerspruch und Lästerung auswirkt. Zum negativen Höchstmaß trieb die Juden ihre Eifersucht, indem sie Paulus und Barnabas aus der Stadt und ihren Grenzen vertrieben (Apg 13:50). Am Ende dieses Kapitels lasen wir auch das Bekenntnis Pauli zu seinem besonderen Dienst an den Nationen (Apg 13:47).

Wir wollen in diesem Kapitel 13 nicht übergehen das in Apg 13:9 aus Saulus ein "Paulus" wurde. Dies ist kein Zufall, sondern kennzeichnet den Beginn einer neuen Heilszeit Gottes, der "Verwaltung der Gnade". In der Person des römischen Prokonsuls "Sergius Paulus", der das Wort Gottes zu hören begehrte und Barnabas und Saulus zu sich rufen ließ, dürfen wir das erste Glied der Körperschaft Christi sehen (Apg 13:6-7). Nachdem diesem der Glauben geschenkt wurde, änderte ich auch der Name Saulus in "Paulus" (Apg 13:12-13).

Wir haben diesem Wort deshalb soviel Aufmerksamkeit geschenkt, weil unser Leitvers in jenen, die Israel zur Eifersucht reizen und keine Nation sind, nur uns, die Körpergemeinde Christi Jesu meinen kann. Die Körperschaft Christi Jesu ist in der Tat keine Nation, sondern eine Zahl an Herausgerufenen aus allen Nationen!

Damit haben wir die erste Zwischenfrage aucs dem Zitat von 5Mo 32:21 geklärt. Die Beantwortung der nächsten Frage nach der "unverständigen Nation" steht uns morgen bevor.

Über welche unverständige Nation wird Israel durch Gott erzürnt? Die erste Aussage von Mose konnten wir die letzten tage klar beantworten, doch jetzt ist die Rede von "einer" Nation, die zudem als "unverständig" bezeichnet wird.

Wir kommen nicht weiter, wenn wir hier eine einzelne Nation suchen, wir müssen vielmehr auch hier die Auswahl aus allen Nationen, die Körperschaft Christi sehen, Das Volk Israel, welches eigentlich im Wort Gottes verständig sein sollte, steht den übrigen Nationen, die allesamt im Wort Gottes unverständig sind, gegenüber. Wenn hier nur von "einer" Nation die Rede ist, so dürfen wir wohl davon ausgehen, dass es im Kern um das Wort "unverständig" geht und in dieser Unverständigkeit alle übrigen Nationen zu einer Nation zusammengefasst sind.

"Erzürnt" waren die Juden, dass Paulus es wagte, auch Nichtjuden das Evangelium anzubieten. Eifersucht und Zorn stehen eng beieinander, Im Brief an die Thessalonicher sehen wir, wohin Eifersucht mit Zorn gepaart, führt. Paulus hebt nicht nur die Leiden der von Juden verfolgten Thessalonicher hervor, er beschreibt auch, wie sie ihn selbst überall verjagten, wo er hinkam. Sein Fazit: ".. und machen so allezeit ihr Sündenmaß voll. Es kommt aber der Zorn Gottes, der zum Abschluss führt, schon im voraus über sie (1Thes 2:16).

Die Bildung der herausgerufenen Körperschaft Christi Jesu setzt die Verwerfung Israels voraus. Israel hatte alles, um verständig zu sein, doch es lehnte ab, ja mehr n och, es tötetet sogar den Herrn Jesus wie auch die Propheten. Damit kam der Zorn Gottes tatsächlich schon im voraus über sie - das Volk wurde für eine lange Zeitperiode beseite gestellt und musst laufend "Holocausts" erleiden.

Röm 10:20

"Jesaja aber wagte es und sagte: Gefunden wurde ich von denen die Mich nicht suchen; offenbar wurde Ich denen, die nicht nach Mir fragen."

Als Zweites greift Paulus die Worte des Propheten Jesaja auf, er zitiert Jes 65:1. Das ganze Kapitel 65 handelt von dem üblichen Verhalten Israels seinem Gott gegenüber und von den Folgen, die Gott über Sein Volk verhängt.

In unserem Text ist eine gewisse Bewunderung Pauli über den Mut des Propheten erkennbar, der es offensichtlich wagt, auch unangenehme Worte vor dem Volk auszusprechen, nämlich die Wahrheit. "Die Wahrheit" ist bei den Menschen generell nicht überaus hoch beliebt, weil sie in der Regel all die Unregelmäßigkeiten, die persönlichen Vorteil und vor allem die großen und kleinen Sünden aufdeckt. Israel hatte schwere Sünde auf sich geladen, indem es fremden Götter nachlief. Jes 65:3-4 gibt uns einen Einblick in die damaligen abstoßenden Praktiken des Volkes. Ein Prophet, der es wagte die Wahrheit zu sagen, schwebte ständig in Lebensgefahr. Und wie wir wissen, hat Israel im Lauf seiner Geschichte tatsächlich viele seiner Propheten u m der Wahrheit willen, welche diese bezeugten, getötet.

Doch Israels Missetaten wurden nicht vergessen. In Jes 65:6 lesen wir: "Siehe! Aufgeschrieben ist es vor Meinem Angesicht; nicht schweigen will Ich, es sei denn, Ich vergelte." Schon damals hat Gott Seine Vergeltung nicht nur angekündigt, sondern sehr präzise formuliert, wie es dieser Vers wiedergibt. Und wenn wir den Schriftkennern folgen, welche die Niederschrift der Jesajarolle in das 8. Jahrhundert v. Chr. zurückdatieren, so ist es auch uns eine Kräftigung und Bestätigung des Glaubens, dass sich achthundert Jahre später, in der Zeit der. Apostelgeschichte, die angekündigte Vergeltung Gottes tatsächlich buchstäblich erfüllt hat. Keiner von uns (und es sind ja wir, die hier angesprochen sind) hat Gott gesucht, aber jeden von uns hat Gott gerufen und hat Sich von Ihm finden lassen.

Jesaja darf zwar ein Geheimnis Gottes andeuten, enthüllt wurde es abrer erst durch den Apostel Paulus!

Röm 10:21

"Zu Israel ab er sagt Er: den ganzen Tag breite Ich Meine Hände aus zu einem widerspenstigen und und widersprechendem Volk."

Das gestern angefangene Zitat aus Jes 65:1 setzt sich heute mit Vers 2 fort. Gott hat es in der Tat in der Geschichte Israels nicht an Bemühungen fehlen lassen, dieses Volk zurechtzubringen. Wie viel Liebe klingt doch aus den Worten heraus: Den ganzen Tag breite Ich Meine Hände über euch aus!

Man muss sich hier fragen;: Wenn ein Volk derart von Gott beschirmt wurde, hätte es da nicht dankbar sein müssen? Und umgekehrt: Wenn Gott Sich derart um Sein Volk mühte, war Er zu schwach, um Seinen Willen auch durchzusetzen? Oder nochmals anders gefragt: Hätte Gott nicht die Mittel gehabt, Sein Volk von Anfang an so zu erziehen, dass es garnicht erst auf Abwege gekommen wäre?

Wir stehen hier wieder vor der Tatsache, dass wir von. unserer heute hohen Offenbarungsstsufe manchmal auch ein paar Stufen zurückgehen und uns in jene Zeit zurückversetzen müssen, wo es noch kein Vollmaß des Wortes Gottes gab, wie wir es heute durch die Briefe des Paulus haben. Das bedeutet, bei den unteren Stufen der Offenbarungsleiter erkennen wir einen geoffenbarten Willen Gottes, dem sich das Volk Israel mit scheinbarem Erfolg widersetzen konnte. Auf dieser weit unten angesiedelten Stufe stehen heute auch noch all jene Gläubigen, die eine ewige Höllenstrafe verkündigen. Sie bewerten den eigenen Willen des Menschen stärker als die retterkraft Gottes. Der Sieger bei solchen Ansichten wäre dann Satan gewesen, der gegen Gottes Willen den weitaus überwiegenden Teil der Menschheit auf seine Seite hätte ziehen können. Wie klein macht diese Ansicht unseren Gott!

Doch wir haben heute den weniger bekannten Ratschluss Gottes vor uns, der uns das Ziel aufzeigt und besagt: Gott hat ja gerade dieses Volk Israel ausgesucht, weil es das schwächste und geringste unter allen Völkern war (5Mo 7:7). Warum? Weil Gott zur Geltung bringen will: "Meine Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht" (2Kor 12:9).

Wie groß und herrlich ist doch unser Gott, und wie klein und scheinbar ohnmächtig wird Er von vielen Menschen, auch Gläubigen, dargestellt! Gott geht Seinen Weg, nämlich Seine Kraft in Schwachheit vollkommen zu machen, wobei Er alles zu Seiner Zeit tut. Der Mensch muss sich dabei Seinem Rhythmus anpassen. Es ist das Vorrecht unserer letzten Tage dieser Gnadenverwaltung, dass wir aus Gottes Wort das weitestes Ziel aufleuchten sehen: "... damit Gott alles in allen sei" (1Kor 15:28). Wenn Gott dies sagt, dann meint Er auch alle, selbst wenn ein Teil der Gläubigen Ihm dies heute noch abspricht und Ihn damit verunehrt.

Und welchen größeren Gegensatz gibt es zur Kraft Gottes als die menschliche Schwachheit! Gott gibt die Menschheit, und vor allem Seine Auserwählten, gezielt in Schwachheit, um die Herrlichkeit und Größe Seiner Kraft aufzuzeigen. Israel ist ein Paradebeispiel vor dern sichtbaren Welt. Mit dem schwächsten und geringsten aller Völker beginnt Er Seinen Heilsweg. Und wir müssen bedenken, dass die Masse dieses Volkes, im Gegensatz zu uns, bis heut en och nicht erkannt hat, wie wunderbar Gott alles führt und wie herrlich das Ziel sein wird!

Hat Israel etwa überhaupt nichts erkannt? Diese Ausgangsfrage nahm Paulus in Vers 19 zum Anlass seiner Zitate, Alle zitierten Stellen des AT zeigten unmissverständlich den Weg auf, den Gott mit Seinem Volk geht. Israel wollte vordergründig nicht erkennen, hintergründig "durfte es nicht erkennen", denn durch sein "Nichterkennen" konnte Gott eine vor der Einsetzung des Paulus geheim gehaltene Verwaltung der Gnade durch die Beiseitesetzung Israels einschieben. Hätte Israel seinem Gott gehorcht, wäre dieser Einschub so nicht möglich gewesen! Unsere Erwählung und Berufung zur Körperschaft Christi Jesu hängt also schon zu einem Teil mit dem widerspenstigen und widersprechenden Volk zusammen.

Wir sehen, Paulus führt uns schrittweise auf den Höhepunkt seiner an Israel gerichteten drei Kapitel hin: zu den Versen Röm 11:32-36!

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Der Römerbrief - Kapitel 11