Der Römerbrief - Kapitel 1

Aus Bibelwissen
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Abschrift: Der Römerbrief I - IV (2001)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Der Römerbrief ist als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Einführung zum Römerbrief:

Die Schriftforscher gehen davon aus, dass vor dem Römerbrief (ca. 56 n. Chr.) schon der Brief an die Galater (ca. 52 n. Chr.) und die beiden Thessalonicherbriefe (ca. 51 n. Chr.) geschrieben wurden. Wir sehen, dass der Römerbrief zwar nicht der früheste Brief des Apostels Paulus ist, aber trotzdem grundlegende Aussagen beinhaltet, d. h., er legt den Grund für das Verständnis der späteren Gefängnisbriefe an die Epheser, Philipper und Kolosser. Man kann es auch so ausdrücken: Im Römerbrief sind fundamentale Grundlagen der Körpergemeinde Christi Jesu gelegt; es sind dies

  1. die Auseinandersetzung mit der Sünde,
  2. die Rechtfertigung,
  3. die Versöhnung
  4. unsere Stellung Israel gegenüber.

Hautnah führt uns dieser Brief auch an unseren "Wandel in Christus" heran, und in keinem anderen seiner Briefe lässst uns Paulus so praktisch am eigenen Kampf im Alltagsleben teilnehmen wie im Römerbrief. Wer dies miterleben möchte, sollte dies Büchlein nicht im Schnellverfahren lesen, sondern sich täglich die Zeit nehmen, Schritt um Schritt mit Paulus mitzugehen und diesen täglichen Schritt auch im Herzen bewegen. Dazu möge diese Andachtsreihe dienlich sein.

In der Vergangenheit haben verschiedene Ausleger des Römerbriefes mit Vorliege bestimmte Kapitel als Schwerpunkte herausgehoben, wobei dann die übrigen Kapitel in den Hintergrund gerieten und für nicht mehr so wichtig gehalten wurden. Wir sind aber der Ansicht, dass jedes Wort, jeder Vers und jedes Kapitel in gleichem Maße kostbar und wichtig für uns ist. Gerade der Blick auf Israel wird oft vernachlässigt, weil manche Geschwister der Ansicht sind, dies gehe uns nicht so viel an - und doch widmet Paulus gerade diesem Volk die Kapitel Röm 9-11, also drei lange Kapitel! Und wenn dann im folgenden Kapitel Röm 12 ganz massiv on unserem Wandel gesprochen wird, so ist diese Reihenfolge gewiss kein Zufall!

So möge uns unser Gott und Vater durch Seinen Geist viel inneren Gewinn für unser geistliches Leben schenken.

Der Römerbrief - Kapitel 1

Band 1
Verfasser, Empfänger und Gruß
Des Apostels Sehnsucht nach der Gemeinde in Rom
Kraft und Wesen des Evangeliums
Die Gottlosigkeit der Nationen

Verfasser, Empfänger und Gruß

Röm 1:1

"Paulus, Sklave Christi Jesu,"

Wie bei allen seinen Briefen stellt sich Paulus zuerst als der Schreiber vor, und hier nach seinem Namen mit der Bezeichnung "Sklave Christi Jesu".

Obwohl der Begriff und die damit verbundene Stellung eines Sklaven in unserer modernen Welt längst abgeschafft wurde, sind uns die Merkmale eines Sklaven doch noch sehr geläufig: Er ist u. a. vollständiges Eigentum seines Herrn. Damit besteht ein großer Unterschied zu einem Knecht, der jederzeit seinen Herrn wechseln kann, der für seine Arbeit Lohn bekommt und neben seinen Pflichten auch gewisse Rechte hat.

Paulus zeigt uns also gleich am Beginn dieses Briefes, dass er sein eigenes altes Leben abgelegt und sich, einem Sklaven gleich, in das völlige Eigentum seines Herrn begeben hat. Und was dem Apostel gilt, gilt in gleicher Weise auch uns!

Doch bevor Paulus ein Sklave Christi Jesu wurde, musste ihm gezeigt werden, wer er vorher war und wem er vorher gesklavt hatte. Und so wie Paulus auf dramatische Art uns Weise seine ganz persönliche Berufung vor Damaskus erleben musste (Apg 9) und aus dem schnaubenden Saulus ein demütiger Paulus wurde, so mussten und müssen auch wir, die von Gott zuvor erwählten Glieder am Körper Christi Jesu, die Finsternis erkennen, in der wir uns von Geburt an befanden, bevor der Ruf Gottes uns erreichte. Das Erkennen und Durchleben der Finsternis bewirkte auch bei uns, dass wir nicht nur willige, sondern sogar freudige Sklaven Christi Jesu sein dürfen.

Werden wir uns heute, zum Beginn eines neuen Jahres, erneut bewusst, dass wir Ihm gehören, denn: "Zusammen mit Christus bin ich gekreuzigt; ich lebe aber, doch nicht mehr ich, sondern in mir lebt Christus. Was ich aber von nun an im Fleisch lebe, das lebe ich im Glauben dem des Sohnes Gottes, der mich liebt und Sich Selbst für mich dahingegeben hat" (Gal 2:20).

"berufener Apostel,"

Nach seinem Namen und dem Bekenntnis seiner Abhängigkeit von seinem Herrn, bezeichnet sich Paulus als "berufener Apostel".

Nach Eph 2:20 werden die Körperglieder Christi Jesu während der heutigen Verwaltung der Gnade auf der Grundlage der Apostel und Propheten, dessen Schlussstein der Ecke Christus Jesus ist, aufgebaut. Der für uns größte und entscheidende Apostel ist "Paulus", er hinterließ uns alles, womit wir aufgebaut werden müssen. Dass heute keine Apostel und Propheten mehr unter uns sind, i st kein Mangel an Persönlichkeiten, sondern beruht auf der Tatsache, dass im Wort Gottes alles niedergeschrieben ist, was wir wissen müssen. Ein Prophet, der den Briefen des Paulus nichts Neues hinzufügen kann, wäre überflüssig, und Paulus selbst hat als Apostel längst seinen Dienst getan und muss nicht wiederholt werden. Was heute noch notwendig ist, sind "Evangelisten, Hirten und Lehrer" (Eph 4:11-12), wobei die hier mit angeführten Propheten und Apostel aus oben genannten Gründen Gottes zu leiten, sie in allem zu festigen und in die Mündigkeit zu führen.

"Berufen" wurde Paulus durch Christus, dies geschah vor Damaskus. "Berufen" hat ja mit "rufen" zu tun, ist aller immer ein persönliches Erlebnis. Auch wir sind ganz persönlich berufen worden, und zwar an jenem Punkt unseres Lebens, als wir das Wort der Wahrheit, das Evangelium unserer Rettung, hörten und glauben konnten (gem. Eph 1:13). Beachten wir hier, dass wir schon vor unserer Geburt, ja sogar schon vor dem Niederwurf der Welt in Christus von Gott zu Sohnesstand auserwählt wurden, dass uns der Ruf Gottes aber erst zu unseren Lebzeiten auserwählt wurden, dass uns der Ruf Gottes aber erst zu unseren Lebzeiten erreichte, und zwar zu jenem Zeitpunkt, den Gott bestimmt hat. Damit sind wir zwar keine "berufenen Apostel", aber dennoch "berufene Heilige" (Röm 1:7). Was uns zusätzlich noch tiefen Frieden und Freude ins Herz geben darf, ist die göttliche Tatsache, dass Gott Seine Berufung nie mehr von uns abzieht, weil sie nach Röm 11:29 für Ihn unbereubar ist!

Röm 1:2

"abgesondert für das Evangelium Gottes (das Er zuvor durch Seine Propheten in heiligen Schriften verheißen hat)"

Die Absonderung des Paulus begann gem. Apg 13:2 in Antiochien und ist nicht mit seiner Berufung gleichzusetzen.

Wofür wurde Paulus abgesondert? Wir müssen bedenken, dass Paulus nach seiner Berufung (als er an Christus Jesus gläubig wurden) erst einmal, wie die anderen Apostel auch, seinem Volk Israel diente; der Inhalt seines Dienstes war das kommende Königreich auf Erden. Von diesem Dienst musste Paulus abgesondert und langsam in seinen neuen Dienst an den Nationen eingeführt werden. Diese Absonderung war kein einmaliger Akt, sondern zog sich über Jahre, schätzungsweise sogar über rund 15 lange und inhaltsreiche Jahre hin, bis Paulus dann in Apg 28:28 aussprechen konnte: "Es sei euch daher bekannt gemacht, dass diese Rettung den Nationen gesandt worden ist; sie werden auch hören!"

Das Ziel seiner Absonderung war also die Abwendung von dem Volk Israel und die Hinwendung zu den Nationen, mit dem Auftrag, ihnen das "Evangelium Gottes" zu herolden.

Die Bezeichnug "Evangelium Gottes". umschreibt erst einmal den Grundgedanken des Evangeliums, nämlich "frohe Botschaft". Diese frohe Botschaft wurde in der Tat schon Abraham verheißen, wie wir in Gal 3:8 lesen: "Da die Schrift aber voraussah, dass Gott die Nationen aus Glauben rechtfertigt, verkündigte sie schon vorher dem Abraham als Evangelium: In dir sollen alle Nationen gesegnet werden". Wir müssen hier beachten, dass eine Verheißpung noch nichts über den konkreten Inhalt aussagt, dieser war ja als Geheimnis in Gott verborgen und wurde erst vom bereits erhöhten Christus dem Paulus Stück für Stück enthüllt. Es darf uns aber tief erfreuen, das sGott schon im AT seine "frohmachende Botschaft" verheißen hat, die nun im NT durch Paulus bestätigt wird (1Tim 2:4).

Röm 1:3

"über Seinen Sohn"

Die "frohe Botschaft" ist in wunderbarer Weise einzig und allein mit "Seinem Sohn" verbunden, eine andere frohe Botschaft gibt es nicht! Es ist der Sohn Seiner Liebe, den ÖGtot für Seine in der Finsternis lebend Schöpfung dahingibt.

Wie oft wird Gott angeklagt, dass Er das viele Leid und Elend unter den Menschen zulasse, dass Er offensichtlich teilnahmslos aus dem fernen Himmel zuschaue, wie sich die Menschheit in zahlreichen Kriegen auf grausamste Art und Weise abschlachtet und die Ärmsten dabei immer unschuldige Kinder sind. Doch Gott hat auf alle diesbezüglichen Fragen und Anklagen immer nur eine einzige Antwort: Seinen einzig gezeugten Sohn, den Sohn Seiner Liebe! In Ihm bringt der Schöpfer das Opfer für Seine Schöpfung, denn: "Gott war in Christus, die Welt mit sich Selbst versöhnend (2Kor 5:19).

Was den Opfergang des Lammes Gottes vom Tod eines anderen Menschen unterscheidet, können wir nur erahnen, wenn wir uns klar darüber sind, dass auf dem am Kreuz hängenden Sohn Gottes die Milliarden und aber Milliarden Sünden der gesamten Menschheit lagen, unsere mit eingeschlossen! Christus starb folglich nicht nur seinen eigenen Tod, sondern den jedes einzelnen Menschen.

Diese frohe Botschaft hat noch nichts mit dem Geheimnis der Körpergemeinde, die eine Auswahl aus allen Nationen darstellt, zu tun, sie umfasst vielmehr alle Menschen, denn: "Gott schließt alles zusammen in Widerspenstigkeit ein, damit Er Sich aller erbarme" (Röm 11:32). Diese gewaltige Tatsache, dass hier auch wirklich alle Menschen eingeschlossen sind und damit nicht in einer vermeintlichen Hölle unaufhörlich eingeschlossen werden), lässt Paulus im nächsten Vers in die tiefste Anbetung ausbrechen: "O Tiefe des Reichtums, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes" Wie unausforschlich sind Seine Urteile und wie unausspürbar Seine Wege!"

Röm 1:4

"(der dem Fleisch nach aus dem Samen Davids kommt, der als Sohn Gottes erwiesen ist in Kraft nach dem Geist der Heiligkeit durch Auferstehung Toter),"

Unser Textwort weist auf die Doppelrolle des Sohnes Gottes hin: Einmal "dem Fleisch nach" und weiter "nach dem Geist".

Dem Fleisch nach ist der Sohn Gottes ein Nachkomme der Stammesväter, dieses Wort weist auf Seine menschliche Abstammung hin (siehe Röm 9:5). Lassen wir uns doch heute erneute bewusst werden, was allein diese Menschwerdung den Sohn Gottes gekostet hat. Wir ziehen dazu die Verse Phil 2:6-8 heran:

Hier bedeutet zunächst das "in der Gestalt Gottes war" und weiter "ebenso wie Gott zu sein", dass der Vater die ganze Schöpfung in. Christus gelegt hat, dass das All in dem Sohn erschaffen ist und dass es auch in Ihm besteht (siehe Kol 1:16-17). Diese für uns nicht fassbare Herrlichkeit gab Christus auf, Er entäußerte Sich Selbst, nahm die Gestalt eine Sklaven an, wurde den Menschen gleichgestaltet und in der Art und Weise wie ein Mensch erfunden.

Haben wir uns, liebe Geschwister, jemals die Zeit genommen und uns den Gedanken intensiv vorgestellt, was dies für unseren Herrn bedeutet hat? Können wir ein klein wenig nachempfinden, wie unendlich groß Seine Liebe ist, die Ihn als Sohn Gottes trieb, Sich in das Gewand der Geschöpfe zu begeben? Doch damit noch nicht genug: Er erniedrigte Sich Selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja bis zum Kreuzestod.

Wer den Gewinn dieser unfassbaren Liebestat nur auf ganz wenige aus eigener Kraft gläubig Gewordene reduziert, dem ist die Größe des Opfers Christi Jesu noch nicht klar geworden. Die Liebe des Sohnes umfasst aber das gesamte All und alle Geschöpfe, die Errettung aller Menschen ist der würdige. Rahmen dessen, dass Christus Fleisch geworden und am Kreuz für alle gestorben ist.

"... der als Sohn Gottes erwiesen ist in Kraft nach dem Geist der Heiligkeit durch Auferstehung Toter)"

Unser Textwort fußt auf dem Evangelium Gottes über Seinen Sohn, wobei uns gestern die fleischliche Seite vom Menschen her aufgezeigt wurde und wir heute die geistliche Seite von Gott her beleuchten dürfen.

Obwohl der ins Fleisch gekommene Sohn Gottes mit allen Menschen war, bezeugt unser Textwort, dass Er "in Kraft nach dem geist der Heiligkeit" erwiesen wurde, was besagt, dass hier nicht nur behauptet wird, dass Jesus Christus der Sohn Gottes sei, sondern in Kraft erwiesen, dass Er es tatsächlich ist! Als Beweis wird die "Auferstehung Toter" angeführt.

Es gibt nur eine Kraft, die Leben macht: "Der Geist ist es, der lebendig macht" (Joh 6:63). Dieses Wort betraf auch den Herrn Selbst, als Er den Tod am Kreuz erlitt. Petrus bezeugt hierzu: "Christus, ... im Fleisch zwar zu Tode gebracht, im Geist aber lebendig gemacht" (1Petr 3:18). Da unser Textwort von der Auferstehung "Toter" (in der Mehrzahl redet, bezieht sich diese Aussage nicht ausschließlich auf Christus, sondern auch auf Seine auf Erden vollbrachten Machttaten, denken wir nur beispielsweise an die Auferweckung des Lazarus.

All die Totenauferweckungen durch Jesus waren aber keine Auferstehung zur Unsterblichkeit (dies war dem Erstling Christus vorbehalten), sondern nur ein Krafterweis nach dem Geist der Heiligkeit, der Ihn als Sohn Gottes auswies. Lazarus und alle gleich ihm Auferweckten mussten später wieder sterben. Es musste erwiesen werden, dass der Tod bei keinem Menschen das Endgültige ist, sondern dass darüber hinaus das frohmachende Wissen um die Auferstehung der Toten erhärtet wurde. Allerdings haben Auferstehungen ihre Zeiten und Ordnungen, wie uns dies 1Kor 15:20 ff aufzeigt.

"über Jesus Christus, unseren Herrn"

"Das Evangelium Gottes", einmal "über Seinen Sohn" (V. 3), dies ist der nach oben gerichtete Blick auf den Vater, und unser heutiges Textwort ist auf die Schöpfung gerichtet, es spricht von Jesus Christus, unserem Herrn. Es sind nur ein paar Worte, und doch führen sie uns auf den Höhepunkt dieses wunderbaren Evangeliums.

"Jesus" - was liegt doch an unendlicher Herrlichkeit in diesem Namen! Es ist der Name, der Ihn dem Fleisch nach mit uns Menschen verbindet, der uns Ihm näher bringen lässt, weil Er wie wir Menschen erfunden wurde. Dieser Name beinhaltet aber auch alle Schmerzen, alles Leid, das uns zur Rettung diente, es ist der menschliche Name, in dem das Opfer am Kreuz vollbracht wurde. Und so ist es nicht verwunderlich, dass dieser Name "Jesus" in ganz besonderer Weise hochgehoben wird, man könnte sagen, es ist die herrliche Krone, die den Sohn Gottes nach Seiner Erniedrigung schmückt. Das Wort Gottes spricht dies so aus: "Daum hat Ihn Gott auch überaus hoch erhöht und Ihn mit dem Namen begnadigt, der über jedem Namen ist" (Phil 2:9).

Lassen wir doch ganz aufs Neue diesen Namen in unseren Herzen aufklingen, werden wir uns ganz neu bewusst, welch herrliches Evangelium, welche wunderbare Wohlbotschaft darin liegt - denn in diesem Namen Jesus gründet nicht nur unser eigenes Heil, sondern vielmehr das des gesamten Alls: "damit in dem Namen Jesus sich jedes Knie beuge, der Überhimmlischen, Irdischen und Unterirdischen, und jede Zunge huldige: Herr ist Jesus Christus, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters" (Phil 2:10-11).

"Christus" ist der Titel, der Ihn als "der Gesalbte Gottes" ausweist und mit den Worten "unseren Herrn" weist uns Paulus darauf hin, wem nicht nur er, sonder auch wir verpflichtet sind. Ihm in einer Körperschaft, einem Geist und einem Erwartungsgut zu gehören, in Ihm unseren alleinigen Herrn zu erkennen, welch unsagbarer Reichtum liegt doch darin für uns!

Röm 1:5

"durch den wir Gnade erhielten und Aposteltum zum Glaubensgehorsam unter allen Nationen für Seinen Namen"

Wenn Paulus in der Mehrzahl von "wir" spricht, dann denken wir u. a. an Apg 13:2, wo wir lesen, dass neben Paulus (damals noch Saulus) auch Barnabas durch den Geist den heiligen für den Dienst abgesondert wurde. Wenn sich dann später die Wege der beiden trennten, so war Barnabas für Paulus nach Gottes Willen doch eine große Anfangshilfe.

Nachdem Paulus sagte, wofür er berufen wurde - nämlich für das Evangelium Gottes - zeigt er uns heute die Ausrüstung zu diesem Evangelium: "Gnade und Aposteltum".

"Gnade" bedeutet nach der Stichwortkonkordanz unserer konkordanten Übersetzung "etwas, das Freude verursacht, Gunst, Dank, Dankbarkeit als Folge erwiesener Gnade, auch Bezeichnung für Liebesgaben". Freude über etwas zu haben, was man sich verdient hat, ist gewiss eine schöne Sache, aber unverdientermaßen Freude geschenkt zu bekommen, ist überwältigend. Letzteres bezeugt Paulus in 1Tim 1:14. Dass gerade er es sein durfte, der in diesen. Dienst gestellt wurde, obwohl er doch zuvor ein Lästerer, Verfolger und Frevler war, (1Tim 1:12-13), wurde ihm zum wichtigsten Schlüsselerlebnis seines Dienstes, und so durchzieht das Wort "Gnade" alle seine Briefe wie ein roter Faden. Keinem Apostel war es gegeben, in der Art und Weise von der Gnade zu schreiben wie Paulus, und keiner wie er hebt auch immer wieder so dankbar diese ihm gegebene Gnade hervor (siehe Eph 3:8).

Wenn Paulus hier in die Gnade des Dienstes seine Mitarbeiter mit einschloss, so hob er in seinen späteren Briefen doch stets seinen alleinigen Anspruch als "Apostel der Nationen" hervor. Inspiriert von seinem erhöhten Herrn betonte er deshalb: "Mir, dem bei weitem geringsten aller Heiligen, wurde diese Gnade gegeben, den Nationen den unausspürbaren Reichtum des. Christus als Evangelium zu verkündigen" (Eph 3:8).

Unser heutiges Textwort führt uns zu der Absicht und dem Ziel des paulinischen Aposteltums.

"Glaubensgehorsam unter allen Nationen" steht im Gegensatz zu dem bisher gebotenen Gehorsam dem Gesetz gegenüber, der vom öVolk Israel vollbracht werden musste, es wird hier also etwas ganz Neues auf den Leuchter gehobren. Allem voran ging aber auch hier unser Herr, lesen wir doch von Ihm, dass Er, obgleich Er der Sohn ist, den Gehorsam lernte durch das, was Er litt (Hebr 5:8). Wie sah Sein Gehorsam aus? Er ordnete Sich in allem dem Willen des Vaters unter, es gab in Seinem Erderleben kein ungeduldiges Fragen oder Murren, Er wusste vielmehr, dass alles aus des Vaters Hand kam, und so war Sein Lebenslauf eine einzige Huldigung dem Vater, dem Herrn des Himmels und der Erde gegenüber. Dass Ihm dies nicht leicht fiel, ersehen wir daraus, dass Sein Erdenweg sowohl mit Flehen, inständigen Bittrufen, ja mit starkem Geschrei und Tränen bedacht war (Hebr 5:7).

Das Evangelium gottes enthielt zuerst einmal die frohe Botschaft der Errettung. Der Glaube daran kommt jedoch nicht vom Menschen, sondern ist ein Geschenk Gottes an Seine Auserwählten. "Glaubensgehorsam" beinhaltet also den Gehorsam dem gegenüber, was Gott uns in Seinem Wort sagt.

In unserem praktischen Leben sieht es so aus, dass wir in allem, was uns in diesem Erdenleben widerfährt, Gottes Ratschluss erkennen. Ganz besondern gilt dies auf den Wegen der Erniedrigung, der Demütigung und der Leiden. In allem sollen wir lernen, uns unter die starke Hand Gottes zu beugen, wenn es sein muss auch mit Furcht und Zittern. Merken wir uns gut. Gott hat mit jedem von uns ein herrliches Ziel vor Augen, genau wie Er es für Seinen Sohn hatte. Und so wie der Sohn für Seine Erniedrigung überaus hoch erhöht wurde, so dürfen auch wir, als Seine Körperglieder, einmal an dieser Erhöhung teilhaben. Das Nachsinnen über den Weg unseres Herrn wird auch uns stets auf den richtigen Weg de Glaubensgehorsams leiten.

Röm 1:6

"(unter denen seid auch ihr Berufene Jesu Christi), allen Geliebten Gottes und berufenen Heiligen, die in Rom sind:"

Zwar gilt dieser Brief zuerst einmal den berufenen Heiligen in Rom, doch ersehen wir aus der gesamten Anschrift, dass die Römer nicht als eine spezielle Gemeinde, sondern als eine Gemeinschaft unter allen Berufenen Christi Jesu angeschrieben sind, die Worte "auch ihr" schließen uns mit ein.

Berufene Jesus Christi, Geliebte Gottes und Heilige ... keiner dieser Namen ist unser Verdienst, alles sind uns durch unbegreifliche göttliche Gnade geschenkt worden. An Timotheus schreibt Paulus: "Gott ... der uns gerettet und berufen hat mit heiliger Berufung, nicht nach unseren Werken, sondern nach Seinem eigenen Vorsatz und der Gnade, die uns in Christus Jesus vor äonischen Zeiten gegeben ist" (2Tim 1:9). Schon vor den äonischen Zeiten ist uns das Geschenk der Gnade gegeben worden; in Eph 1:4 lesen wir, dass wir vor dem Niederwurf der Welt von Gott in Christus auserwählt wurden. In Verbindung mit 1Kor 1:26-31, wo ganz genau beschrieben ist, wen Gott auserwählt, haben wir den klaren Beweis, dass Gott unser gesamte Leben kannte, als Er uns zuvor ausersah. Geliebte Geschwister, macht uns diese Tatsache nicht in allem, was uns widerfährt, ruhig? Gibt uns dieses Wissen nicht immer neu Kraft und Mut, wenn wir so oft über uns selbst verzagen wollen?

Wie Balsam darf sich diese Gewissheit auf so manche leidende Seele legen, dass uns Gott genau so auserwählt hat, wie wir sind! Er kennt unser Leben vom Anfang bis zum Ende, und nichts kann uns geschehen, was nicht Seinem Vorsatz entspricht!

Nun sind wir aber nicht nur Auserwählte und Berufene, sondern auch "Geliebte Gottes" In Röm 5:8 lesen wir: "Gott aber hebt uns gegenüber Seine Liebe dadurch hervor, dass Christus für uns starb, als wir noch Sünder waren." Und noch eine Bezeichnung ist uns zugedacht: "Berufene Heilige". Heilig sind wir, weil Gott uns für Sich in Anspruch nimmt, wie es Eph 1:4 aussagt. O möge doch bei diesem Wissen der Friede Gottes unser Herz und unser Gedanken wie in einer Feste in Christus Jesus bewahren!

Röm 1:7

"Gnade sei euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!"

Paulus schreibt an solche, die schon gläubig sind; Gnade und Friede, dieser Doppelgruß soll an die tiefen Wahrheiten erinnern, derer sich Gläubige bewusst sein dürfen.

Gnade, das beschrieben wir schon, bedeutet etwas, was Freude verursacht. Gott möchte in Seiner unergründlichen Liebe in uns Freude erwecken. Er tat dies, als der Lichtglanz des Evangeliums in unser Herz hinein leuchtet und es in uns hell wurde. Was war dies doch für ein Freudentag für uns, als wir unsere Berufung bis in unser Innerstes spürten! Gott ist Lieben, und die Liebe drängt danach, sich zu offenbaren, und wie könnte sie dies in schönerer Weise tun, als dem anderen Freude zu bereiten. Es drängte Gott, den Vater, uns schon in voräonischen Zeiten in Christus zu begnaden, für uns Freude aufzuhäufen. Und wie sehnt sich Sein Herz danach, dass wir Seine Liebe nicht nur erkennen, sondern auch erwidern, indem wir uns an dem freuen, was Er uns gibt.

"Gnade" darf uns also täglich bewusst machen, was wir unverdient in Christus vom Vater erhalten haben, darf täglicher Grund zur Freude und zum Lobpreis sein.

Gnade gab es auch schon im AT, doch war sie stets an Werke geknüpft, die Israels erst tun musste. Gnade in Form von Segnungen war also die unmittelbare Belohnung für Gehorsam, wobei dann bei Ungehorsam auch die sofortige Strafe in Form von Fluch folgte (siehe 5Mo 28:1 ff). Wir müssen uns am obigen Beispiel bewusst werden, wie einfach es uns Gott im Vergleich zu Israel gemacht hat!

"Gnade euch" - ein ständiges Grußwort, das uns daran erinnert, dass wir in dieser Gnade Gerettete sind, ohne Werke, sie ist Gottes Nahegabe, sie wird damit zu einem Grundpfeiler der paulinischen Lehre.

"Gnade" soll uns an den Grundpfeiler unserer Errettung führen, sie soll unser Herz mit Freude erfüllen und uns in Christus Jesus zum Dank dem Vater gegenüber anregen. Als Folge davon - und nur so - kann und darf dann der Friede von Gott in. unser Herze einziehen.

Nun ist es eine Tatsache, dass in der Theorie etwas leicht gesagt ist, aber wenn dann die Praxis kommt, sieht alles ganz anders aus. Wie schnell stören doch schon ganz banale Dinge unseren inneren Frieden, bringen unser Gleichgewicht durcheinander, ja können uns in tiefe Depression stürzen. Dabei mögen die geistlichen Mächte der Bosheit hier mit Sicherheit ihren Anteil haben, stehen wir doch in ständigem Kampf gegen sie (Eph 6:10-18).

Innerer frieden ist also nicht etwas was ich jederzeit bei Bedarf schnellstens anziehen kann, vielmehr muss ich lernen, diesen Frieden in mir. zu bewahren. Im Umgang mit den Mächten der Bosheit lesen wir in Eph 6:10: "Im übrigen, meine Brüder kräftigt euch im Herrn und in der Gewalt Seiner Stärke." "Kräftigen" geschieht aber nicht von heute auf morgen, sondern ist einem mehr oder weniger langen Zeitraum unterworfen. Wer seine körperlichen Muskeln kräftigen will, muss auch über längere Zeit und dann ständig trainieren, wobei uns das mustergültige Verhaltensbeispiel in Phil 4:4-7 dienlich sein kann. Als erstes werden wir dort zur Freude aufgefordert, wozu uns ja die Gnade anleiten darf. Dann sollen wir unsere Lindigkeit (vorbildliches Verhalten) allen Menschen bekannt werden lassen, und weiter sind wir aufgefordert, alle Sorgen, die uns quälen, im Gebet vor Gott bekannt werden zu lassen. Dies ist unser ständiges Übungsfeld! Und je mehr wir uns darin täglich mühen (trainieren), desto leichter wird es uns fallen, in kritischen Momenten festzustehen. Und dann wird auch der Friede Gottes, der wirklich allem Denksinn überlegen ist, unsere Herzen und Gedanken wie in einer feste in Christus Jesus (immer bleibender) bewahren.

Sehnsucht des Paulus nach der Gemeinde in Rom

Röm 1:8

"Zuerst danke ich meinem Gott durch Jesus Christus für euch alle, da euer Glaube in der ganzen Welt verkündigt wird."

Mit dem gestrigen Vers ist die Vorstellung des Briefschreibers sowie die Anschrift und das Grußwort abgeschlossen. In Vers 8 stellt Paulus das persönliche Verhältnis zu den Gläubigen in Rom her, die er noch nie von Angesicht zu Angesicht gesehen hatte, die zu sehen ihn aber stark verlangte (Apg 19:21).

Während dem Apostel so manche Gemeinde viel Kummer bereitete (denken wir nur an die Korinther), erfüllte Dankbarkeit sein Herz, als er derer in Rom gedachte. Ihr Glaube wurde weltweit verkündigt, wobei der Umfang der damaligen Welt wesentlich geringer war als heute, er beschränkte sich auf die Länder rund um das Mittelmeer.

Paulus dankt aber nicht den Gläubigen in Rom, sondern seinem Gott durch Christus Jesus. Es waren auch nicht die guten Werke, die bekannt wurden und die Paulus hervorhob, sondern die Tatsache, dass in der Hochburg des damaligen Heidentums, in Rom, sich eine kleine Schar Menschen zusammenfand, die das Geschenk des Glaubens von Gott erhalten hatten. Und ihr Glaube zeugte davon, was die Gnade vermag, nämlich sich auch unter schwersten äußeren Umständen wie Verfolgung, Leiden und Tod zu bewähren.

Vielleicht darf es uns gerade heute dankbar machen, wenn wir bedenken, unter welch unmenschlichen Zuständen jene Gemeinde in Rom später leben musste, und wieviel Freiheit wir heute in den meisten europäischen Ländern im Hinblick auf unseren Glauben genießen dürfen. Aber es entsteht doch sehr oft der Eindruck, dass äußerer Zwang und Verfolgung viel enger an Gottes Wort binden als großzugige Freiheit. Vielleicht könnte uns das heutige Wort aber auch anregen, gleich dem Apostel unserm Gott für den Glauben der Gläubigen um uns herum zu danken, auch (oder gerade) wenn diese in manchen Puankten nicht unserem Erkenntnisstand entsprechen!

Röm 1:9

"Denn mein Zeuge ist Gott (dem ich in meinem Geist am Evangelium Seines Sohnes Gottesdienst darbringe),"

Was veranlasste Paulus zu der schwerwiegenden Aussage, Gott als seinen Zeugen zu nennen (2Kor 1:23; Phil 1:8 und 1Thes 2:5+10 sind weitere Stellen, wo er so handelte)? Hierzu müssen wir wissen, dass über die Entstehung der Gemeinde in Rom nichts direktes geschrieben steht, man darf aber annehmen, dass Soldaten, Kaufleute und dergleichen, die an Christus Jesus gläubig wurden, in Rom ihren Herrn bekannt haben und so zu Werkzeugen Gottes für die Gründung der Gemeinde wurden. Wenn somit auch andere Gläubige als Paulus den Grund in Rom legten, so musste gemäß 1Kor 3:10 dieser Grund letztendlich doch paulinisch sein. Es ist also durchaus verständlich, wenn Paulus auch hier Gott als Zeugen seiner Aussagen nennt. Er möchte damit einmal den gegebenen persönlichen Abstand zu Rom überbrücken, und zum anderen lag ihm viel daran, die Römer wissen zu lassen, welch aufrichtige Liebe ihn drängte, sie nicht nur von Angesicht zu Angesicht kennen zu lernen, sondern ihnen auch persönlich in der Sache seines Evangeliums zu dienen. Paulus rief also Gott immer dort als Zeugen an, wo er Absichten, Handlungsweise, Sehnsüchte usw. die schlecht beweisbar waren, die auch hätten angezweifelt werden können, erhärten wollte.

Der Gottesdienst Israels bestand und besteht immer noch in streng vorgeschriebenen Riten, das Seelisch/Fleischliche steht im Vordergrund; dies alles dient zur Anpassung Israels an das erwartete irdische Königreich. Ganz anders schreibt Paulus; er benötigt für seinen Dienst keinen Tempel oder sonstige äußere Kultstätte mehr, er braucht auch auf keine gewissen Zeiten und Tage mehr zu achten, alle äußren Zeremonien sind für ihn ungültig geworden - sein Gottesdienst besteht in seinem Geist!

Gottesdienst im Geist bedeutet, dass unser menschlicher Geist durch den in uns wohnenden Geist Christi gereinigt und geheiligt wurde und dass wir ständig und überall mit unserem Herrn in Verbindung stehen. Dazu bedarf es keinerlei äußerer Formen mehr, sondern einzig und allein das Ausrichten unserer Herzen und Sinne auf Ihn, unseren Herrn!

"wie unablässig ich euer gedenke, allezeit in meinen Gebeten flehend,"

Was Paulus unter "Gottesdienst in seinem Geist" versteht, zu dem er auch Gott als seinen Zeugen aufruft, ist das unablässige Gedenken und das stete flehende Gebet für die Gläubigen in Rom. Er braucht dazu keine mehr oder weniger kostspieligen Gotteshäuser, auch braucht er keine Vorbeter, deren Worte er nachplappert, nein, unablässig und allezeit ist er im Geist mit seinem Herrn verbunden.

Vor Jahrzehnten ging ich einmal zusammen mit meiner Mutter und einem gläubigen Bruder in ein Lokal zum Mittagessen. Wie üblich senkte meine Mutter vor dem Essen ihr Haupt, um still zu beten. Der Bruder frage sie daraufhin, warum sie das tue! Meine Mutter und auch ich schauten den Bruder erstaunt an - was sollte diese Frage? Als uns dieser dann erklärte, dass er dieses zeremoniell wirkende Gebet nicht nötig haben, weil er ständig mit seinem Herrn im Geist verbunden sei und Ihm schon längst nicht nur für das bevorstehende Essen, sondern für alle gedankt habe und auch weiter ständig dankte, stimmte mich diese Antwort nachdenklich, und ich spürte dort erstmals, wie tief und innig die Beziehung zum Herrn auch ohne äußeres Zeremoniell sein kann.

Das obige Erleben des Verfassers dieser Zeilen soll aber kein Verurteilen eines Tischgebetes sein, sondern soll uns anregen, darüber nachzudenken, dass wir doch immer und überall im Geist mit unserem Herrn verbunden sind, dass wir immer und überall im Geist Gottesdienst tun dürfen, indem wir, wie Paulus, Fürbitte für unsere Geschwister tun. Dabei müssen es nicht immer nur jene Geschwister sein, die wir persönlich kennen, es gibt rund um unseren Globus überall Gläubige, die unserer Fürbitte bedürfen, weil sie in große Leiden und Trübsal gestellt sind. Welch ein großes Arbeitsfeld, welch ein herrlicher und segensreicher Dienst tut sich. hier für uns auf, gerade auch für solche Geschwister, die ihren Dienst lieber im verborgenen tun als in der Öffentlichkeit.

Röm 1:10

"ob ich etwa endlich einmal so glücklich daran sein werde, durch den Willen Gottes zu euch zu kommen."

Unser heutiges Wort erinnert an Spr 16:9: "Das Herz des Menschen erdenkt seinen Weg, aber Jewe lenkt seine Schritte". Ist es nicht so, liebe Geschwister, dass sich unsere Gebete viel zu oft um unser Wohlergehen drehen, dass wir unsere eigenen Wünsche und Vorstellungen darüber haben, wie Gott zu handeln hat und Ihm dies dann vortragen! Paulus zeigt uns, dass auch er Wünsche und Sehnsüchte im Herzen trägt und er diese auch vor Gott im Gebet bekannt werden lässt, aber - er ordnet sie dem Willen Gottes unter! Hier liegt die Tiefe eines Gott wohlgefälligen Gebetes.

Grundsätzlich dürfen wir alles, was uns bedrückt, belastet oder sonst irgendwie auf dem Herzen liegt, vor dem Vater aussprechen - es ist ja unser herrliches Vorrecht, in Christus Jesus jederzeit und mit allem vor Gott treten zu dürfen - nur sollten wir lernen , alles Seinem Willen unterzuordnen.

Auch unser Herr ist uns hier ein gewaltiges Zeugnis und Vorbild. Als Er im Garten Gethsemane, kurz vor Seinem schmachvollen Tod, vor der für uns nicht mehr fassbaren Last, die auf Ihn zukam, begann, betrübt und niedergedrückt zu werden, als Seine Seele betrübt bis zum Tode war und als Er auf Sein Angesicht niederfiel und betete: "Mein Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Becher an Mir vorüber!" da fügte Er die Worte an: "Indes nicht wie Ich will, sonder wie Du willst!" (Mt 26:36-39).

Für Paulus wäre es ein Grund, glücklich darüber zu sein, zu seinen Geschwistern nach Rom zu kommen, und doch beugt er sich unter den Willen Gottes, in dem alles schon längst beschlossen ist. Möge es uns heute wichtig werden, uns ebenfalls in all unserem Gebeten unter den Willen des Vaters zu stellen, Ihm zu zeigen, dass wir Ihm mehr vertrauen als unseren Vorstellungen, dass wir alle Seine Wege, auch die für uns unangenehmen, bejahen und sogar dafür danken!

Röm 1:11

"Denn ich sehne mich danach, euch zu Gesicht zu bekommen, damit ich euch etwas geistliche Gnadengabe mitteile, um euch zu festigen."

Alle Menschen tragen irgendwelche Sehnsüchte in sich, der eine sehnt sich nach seiner entfernt lebenden Familie, der andere nach Reichtum, wieder ein anderer wird von Fernweh geplagt und sehnt sich nach fernen Ländern ..., wonach sehnen wir uns? Der Psalmist schreibt: "Meine Augen sehnen sich nach Deinem Wort" und bei Paulus lesen wir, dass er sich nach der brüderlichen Gemeinschaft derer in Rom sehnt. Demas verließ Paulus aus Liebe zum jetzigen Äon (2Tim 4:10), seine Sehnsüchte trieben ihn in die Irre. O möge doch unsere Sehnsucht weniger auf die weltlichen dinge, dafür umso mehr auf die geistlichen Dinge ausgerichtet sein.

Paulus äußerte die Sehnsucht, seine Glaubensgeschwister in Rom zu Gesicht zu bekommen und ihnen etwas geistliche Gnadengaben mitzuteilen. Was sind Gnadengaben?

Im ersten Brief an die Korinther, der ja etwa zeitgleich. mit unserem Römerbrief entstand, zählt Paulus in 1Kor 12 eine große Anzahl Gnadengaben auf. Es fällt hier auf, dass es sich zum Teil um Wunder- bzw. Machttaten handelt wie. z.B. die Gnadengabe des Heilens, der Zungenrede usw. Doch bereits im nächsten Kapitel 1Kor 13 belehrt uns der Apostel, dass all die Wundertaten nichts gegen die Liebe sind, ja mehr noch, sie werden von ihm in die Zeit der Unmündigkeit, der Unreife verwiesen - sie werden abgetan! Bestehen bleiben nur drei Gaben: "Glaube, Erwartung, Liebe", wobei die Liebe die größte Gabe ist, ihr sollen wir nachjagen!

Wie kommt es, dass so viele Gemeinschaften gerade jene Gaben hervorheben, die doch im Grunde abgetan sind? Der Grund liegt darin, dass diese Gaben unsere fleischliche Seele ansprechen, sind sie doch großenteils sichtbar und auch körperlich erlebbar. Doch beachten wir, dass Pauli Evangelium geistlicher Art ist, es ist weder spür- noch erlebbar, es muss im Glauben ergriffen und festgehalten werden.

Es mag manchen Gläubigen irreführen, wenn in 1Kor 12 beispielsweise die Gabe der Zungenrede hochgehoben wird (1Kor 12:28-30), in 1Kor 13 über diese Gabe gesagt wird, dass sie aufhöre (1Kor 13:8), doch bereits in 1Kor 14 werden ausführliche Verhaltensregeln für sie festgelegt. Ist sie nun aufgehoben oder nicht?

Wir können diese sehr gegensätzlichen Aussagen nur richtig verstehen, wenn wir erkannt haben, dass Paulus das wissen über die Körpergemeinde Christi Jesu nicht in einer einzige Nacht, sondern über viele Jahre hinweg vom erhöhten Christus erhalten hat. Dabei musste auch Paulus schrittweise von der ihm bisher geläufigen Königreichsbotschaft abgesondert und hin zum Evangelium Gottes an die Nationen geführt werden. Somit muss der ziemlich früh geschriebene Korintherbrief nicht als endgültiger, sondern als Übergangsbrief gesehen werden, in dem bisher bekannte Wahrheit, die dem irdischen Königreich galten, abgetan oder beiseite gestellt wurden, und neue Wahrheit, die Körperschaft Christi Jesu betreffend, Schritt für Schritt enthüllt wurden.

Wenn wir also bei Paulus in 1Kor 13 lesen, dass die Zungenrede aufhöre (1Kor 13:8), so lesen wir in den Versen 1Kor 13:9ff, dass dies er st geschieht, "wenn aber die Reife kommt". Die Reife, und mit ihr wurde Gottes Wort auf sein Vollmaß gebracht, wurde Paulus aber erst in seinen Gefängnisbriefen, jenen an die Epheser, PhIlipper und Kolosser, enthüllt. In diesen Briefen wurden letzte Geheimnisse der Körpergemeinde aufgeschlossen.

Wer also Übergangsbriefe wie den Korintherbrief liest, muss dabei wissen, dass hier nicht letzte und tiefste Wahrheiten zu finden sind. Diese wurden Paulus erst während seiner Gefangenschaft in Rom offenbart. Damit begann dann die volle Wirksamkeit der heutigen Gnadenhaushaltung.

Nach unseren gestrigen Aussagen wissen wir, dass zum Zeitpunkt der Niederschrift des Römer- und 1. Korintherbriefes das Wort noch nicht auf sein Vollmaß gebracht war, wiewohl Paulus dieses Ziel schon erkennen und ankündigen durfte. was er den Römern zu ihrer Festigung mitteilen wollte, dürfen wir also durchaus dem 1. Korintherbrief entnehmen.

So lesen wir in 1Kor 12, dass es unterschiedliche Gnadengaben gibt, dass es Zuteilungen verschiedener Dienste und Kraftwirkungen sind (1Kor 12:3-6). Im Folgenden erläutert Paulus, dass die Gnadengaben so verschieden sind, wie auch die einzelnen. Glieder am Körper Christi Jesu verschieden sind, und dass der Geist einem jeden zuteilt, wie es Gottes Beschluss ist.

Wir dürfen davon ausgehen, dass Paulus weniger an diese in 1Kor 12 aufgezählten Gnadengaben gedacht hat, war ihm doch bereits der "noch alles überragende Weg" bekannt, der dann in 1Kor 13 gipfelt: Die Liebe!

Was würde den Römern, was würde uns fehlen, wenn wir um diese Liebe nicht wüssten! Die kostbarste Aussage hierüber darf Johannes in vier Worten machen: "Denn Gott ist Liebe!" Hier ist der Urquell der Liebe, die sich beständig ergießt, ohne je nachzulassen. Sie ist auch in unsere Herzen durch den uns gegebenen heiligen Geist ausgegossen (Röm 5:5), sie muss nur ständig gefestigt werden. Und genau dies ist das Verlangen des Apostels Paulus für seine Geschwister in Rom.

Festigung geschieht durch Zuspruch aus Gottes Wort, der allein geistlichen Quelle. Nur hier finden wir das, was uns zum Wachsen bringen, auferbauen und festigen kann. Wie kostbar sind deshalb die Stunden in der brüderlichen Gemeinschaft, oder die Zeit unter und in dem Wort. Auch unser kleiner Dienstkreis sehnt sich danach, mit diesen täglichen Andachten etwas zur Auferbauung, zum Zuspruch und zur Festigung der Heiligen in Christus beizutragen. Mögen sie viel inneren Gewiss schenken.

Röm 1:12

"Dies geschieht aber, damit mir mit zugesprochen werde unter euch durch der beiderseitigen Glauben, den euren wie auch den meinen."

Paulus offenbart uns in obigem Wort erst einmal seinen Charakter, und der ist in der Tat vorbildlich. Als berufener Apostel Christi Jesu durch den Willen Gottes könnte er doch unter den Gläubigen eine Respektperson sein, die am Redner pult steht und lehrt, die bereits alle Erkenntnis besitzt und es nicht nötig hat, sich von einem seiner Zuhörer etwas sagen zu lassen. Bis zum heutigen Tag gibt es viele Brüder, denen ihre Stellung innerhalb einer Gemeinde oder Gemeinschaft zu Kopf stieg und die der Ansicht sind, immer und in allem recht zu haben, sich von niemandem belehren oder gar korrigieren zu lassen, wir nennen solches Verhalten "Hochmut".

Wie ganz anders doch Paulus! Sein Herzenswunsch, zu den Geschwistern nach Rom zu kommen, entspringt nicht dem Verlagen, sie nur einseitig zu belehren, er stellt sich ganz schlicht und einfach auf die gleiche Stufe wie sie und erwartet demgemäß, den gleichen Zuspruch auch von ihnen für sich. Hier darf man das V erhalten des Apostels mit "Bescheidenheit und Demut" bezeichnen.

Der beiderseitige Glaube, mit dem sich auch Paulus durch die Römer zusprechen lassen möchte, ist der persönliche Glaube eines jeden Einzelnen an das Wort Gottes, es ist der ganz praktische Umgang, das tägliche Leben mit demselben. Hier wird tatsächlich jeder Gläubige anders geführt und macht seine ganz persönlichen Erfahrungen. Im Austausch mit den Geschwistern in Rom ersehnt sich Paulus für sein Glaubensleben eine Bereicherung, Stärkung und Zuspruch. Die eigene Erfahrung lehrt uns, dass gerade das Leid und die Trübsal eine innige Verbindung. zwischen Geschwistern schaffen, sofern sie nicht nur ihr eigenes Leid im Auge haben, sondern ihr Herz auch für das des Mitheilgen öffnen, hieraus ergibt sich ein gesegnetes gegenseitiges Zusprechen und festigen!

Röm 1:13

"Auch will ich euch nicht in Unkenntnis darüber lassen, meine Brüder, dass ich mir oftmals vorsetzte, zu euch zu kommen (bisher wurde es mir verwehrt),"

Paulus wirbt bei den Römer, indem er sein Herz öffnet und sie an seinen Wünschen. und seiner Sehnsucht, zu ihnen zu kommen, teilnehmen lässt. Dies ist auch heute noch eine gute Ausgangslage für gegenseitige Hilfe und Gemeinschaft.

Paulus fügt hinzu, dass es ihm bisher verwehrt wurde, nach Rom zu reisen, obwohl er darum flehte (Vers 10), sich danach sehnte (V. 11) und sich dies immer wieder vorsetzte (V. 13) Wer hinderte ihn daran, warum wurde es ihm verwehrt?

Im Brief an die Römer gibt Paulus auf obige Fragen keine Antwort, doch schon etliche Jahre früher schreib er an die Thessalonicher: "... wir befleißigen uns mit großem Verlangen umso mehr euer Angesicht zu gewahren. Deswegen wollten wir zu euch kommen, und. zwar ich, Paulus, einmal, ja sogar zweimal, doch Satan hinderte uns daran" (1Thes 2:17-18). Es besteht kein Zweifel, Paulus war als Apostel in besonderer Weise Zielscheibe des Widerwirkers, was aber nicht heißt, dass wir von ihm verschont bleiben. Den Korinthern schreibt Paulus unmissverständlich, dass die Möglichkeit besteht, von Satan übervorteilt zu werden (2Kor 2:11), was ihm ja bei dem ersten Menschenpaar glänzend gelungen ist. Und doch muss hier auch gesagt werden, dass Satan uns zwar einerseits angreifen. darf (bei den Korinthern ordnete dies Paulus sogar einmal an - 1Kor 5:5), dass er uns Widerstand entgegensetzen kann, ja uns hindern oder aufhalten kann (wobei uns aber als treffliche Hilfe die Waffenrüstung in Eph 6 zu vVerfügung steht), aber andererseits kann er nichts aus sich heraus tun, weil auch sein ganzes böses und finsteres Wirken dem Ratschluss Gottes entspringt, er ist lediglich Werkzeug Gottes! Das beredteste Zeugnis hierfür sehen wir ja bei Hiob. Der Satan vermag uns nach Gottes Ratschluss zwar nach Körper, Seele und Geist anzutasten, aber er vermag niemals, unsere Stellung in Christus zu schädigen!

"damit ich auch unter euch etwas Frucht habe so wie auch unter den übrigen Nationen."

Zum gestrigen Tag wollen wir noch anmerken: Wenn Paulus oder auch wir aufgehalten. und behindert sind oder uns Dinge verwehrt werden, so ist es stets Gottes Absicht, dass uns dies zum Guten dient, auch wenn der Feind dabei mitwirken muss. Im Verlauf dieses Römerbriefes wird uns noch manche weitere Aussage tiefer in dies herrliche Tatsache einführen. Es gibt aber auch viele Fälle, wo Gott uns daran hindert, unsere eigenen Wünsche zu erfüllen, weil Er vorher noch anderes mit uns vor hat. Dies trifft hier sicherlich bei Paulus zu, denn in Röm 15:17-24 gibt er den Römern deutlich zu verstehen, dass er deshalb daran gehindert wurde, nach Rom zu kommen, weil er vorher noch in anderen Landstrichen seinen Dienst verrichten musste.

Dort, wo Gläubige im Geist Christi Jesu leben, entsteht inneres Wachstum und damit auch Frucht. "Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Milde, Gutheit, Treue, Sanftmut, Selbstzucht" (Gal 5:22). Diese Früchte wachsen aber nicht gleichmäßig und automatisch, sondern sind, wie im Pflanzenleben, bestimmten Einflüssen ausgesetzt, die ein Wachstum behindern oder fördern. Und so, wie ein kleine Apfel an seinem Stängel ständig Zufluss von den Wurzeln her braucht, so brauchen auch wir Gläubige den ständigen Zufluss an Nahrung aus dem Wort Gottes. Wo dieser Zufluss stockt, da stockt auch das Wachstum, und dem entsprechend sieht dann auch die Frucht aus.

Pauli inneres Verlangen ist das gegenseitige Fördern der Frucht, ist di Freude daran, mitzuerleben, wie geistliches Wachstum auch bei den Geschwistern vorhanden ist, wie alles wächst und reift. Er ist sich dabei seiner Verantwortung bewusst, nicht nur innerhalb der Grenzen Israels zu dienen, sondern vor allem außerhalb, unter den Nationen. Wie mag es einerseits den Israeliten Paulus geschmerzt haben, dass sein e eigenen Stammesgenossen ihn aus den Synagogen wiesen, und wie war er andererseits überwältigt, als er erleben durfte, wie sich die Nationen freuten und das Wort Gottes verherrlichten, als sie es hörten (Apg 13:48).

Röm 1:14

"Den Griechen wie auch Nichtgriechen, den Weisen wie auch den Unvernünftigen gegenüber bin ich ein Schuldner."

Das griechische Umfeld hatte zur Zeit des Paulus einen hohen Bildungsstand und alle, die innerhalb dieses Kulturkreises lebten oder zumindest die griechische Sprache beherrschten, galten als Weise und Gebildete. Im Gegensatz hierzu galten die Menschen außerhalb dieses Kreises als Unvernünftige oder gar Barbaren.

Mit den Worten unseres Leitverses unternahm Paulus keine Werteinschätzung der Menschen, sondern verwies lediglich darauf, dass sein Dienstauftrag alle erreichen sollte, egal welche Bildung sie besaßen oder wo sich ihr Wohnsitz befand. Für alle Menschen ist das Evangelium die Kraft Gottes zur Rettung.

All diesen Menschen gegenüber bezeichnet sich Paulus als Schuldner. Dieses Wort hat für uns einen leicht negativen Klang, bringen wir e sdoch oft mit einem sittlichen Vergehen in Verbindung. Bei Paulus muss dieses Wort anders gesehen werden: Schon kurz nach seiner Berufung standen die Worte über ihm: "Denn dieser ist Mir ein auserwähltes Gerät, Meinen Namen vor die Augen der Nationen wie auch der Könige und der Söhne Israels zu tragen" (Apg 9:15). Und an Timotheus schreibt Paulus: "... das Evangelium, für das is ch als Herold, Apostel und Lehrer der Nationen eingesetzt wurde" (2Tim 1:11). Es war auch keine Überheblichkeit, als Paulus den Ephesern schrieb: "Mir, dem bei weitem Geringsten aller Heiligen, wurde diese Gnade gegeben, den Nationen den unausforschlichen Reichtum des. Christus als Evangelium zu verkündigen" (Eph 3:8)....; und die Galater warnte er eindringlich vor einem andersartigen Evangelium, welches aus der Vermischung des Evangeliums mit dem an die Beschneidung bestand (Gal 1:6-9).

Für dieses ihm gegebene Evangelium ist Paulus von Gott in die Pflicht genommen, er ist jenen ein Schuldner geworden, die diese Wohlbotschaft hören und daran glauben sollen.

Röm 1:15

"Daher also das Verlangen bei mir, auch euch, denen in Rom, Evangelium zu verkündigen."

Paulus war sich seines göttlichen Auftrags bewusst, er erkannte seine Pflicht den Nationen gegenüber, und dies weckte sein Verlangen, diesen Auftrag so gut wie möglich auszuführen.

Des Menschen Verlangen kann vielfältiger Natur sein, in der Regel entspringt es seinem Seelen leben und ist auf die irdischen Dinge ausgerichtet. Dabei geht es um unsere eigene Befriedigung, bei Menschen mit selbstlosem Charakter auch um die ihrer Mitmenschen. Von dem Moment an, wo ein Mensch zum Glauben kommt, tritt eine gewaltige Veränderung ein: Der Glaube möchte unser Verlangen weg von den irdischen Dingen hin auf das richten, wovon Gottes Wort zu uns redet.

Nun kann der Mensch sein bisher irdisches Verlangen bei seinem Gläubigwerden nicht einfach abschalten, im Gegenteil! Je mehr er versucht, sich dem neuen Geistlichen zuzuwenden, umso energischer wird sein Fleisch das Verlangen nach dem Sichtbaren schüren - das Innere des Menschen wird so zu einem Kampfgebiet. Da uns Paulus gerade hier im Verlauf des Römerbriefes ganz hautnah diesen Kampf an seinem eigenen Leben vorführt, nehmen wir heute einen Gedanken aus dem Brief an die Kolosser mit in den Tag hinein: "Wenn ihr nun zusammen mit christus auferweckt wurdet, suchet das droben, wo Christus ist, zur Rechten Gottes sitzend! Auf das droben sinnet, nicht auf das auf Erden!" (Kol 3:1-12).

Ein weltliches Sprichwort lautet: Sage mir, mit wem du umgehst, u nd ich sage dir, wer du bist! Auf unser geistliches Leben übertragen könnte es dann heißen: Sage mir, womit du dich in Gedanken beschäftigst, und ich sage dir, wonach dich verlangt. Ganz ohne Zweifel waren die Gedanken des. Apostels auf seinen Herrn ausgerichtet, dem er bedingungslos sklavte, und dem entsprechend war sein Verlangen. O möge doch auch unser Tag so anfangen, dass unsere Herzen und Sinne nach droben ausgerichtet sind, wo unser Herr und Haupt weilt!

Wesen und Kraft des Evangeliums

Röm 1:16

"Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht;"

Der Ruf, in dem die damalige Weltstadt Rom stand, war Paulus sicherlich nicht unbekannt. Er war sich durchaus bewusst, was ihn in die Stadt des sittlichen Verfalss, in der Hochburg der Abgötterei, des Bollwerks der Finsternismächte erwartete. Dazu kam noch, dass die berufenen Heiligen in Rom zwar ihren Glauben in der ganzen Welt bezeugten, doch durch ihn, den Apostel der Nationen, musste ihr Glaube an sein Evangelium angepasst werden. So war es einmal das weltlich Rom, von dem Paulus im harmlosesten Fall Spott und Hohn ernten würde, und zum anderen waren es die Gläubigen in Rom, die seinem Evangelium vielleicht in manchen Punkten Widerstand entgegensetzen würden ... keine leichte Aufgabe für Paulus. Seine Worte: "Ich schäme mich des Evangeliums nicht", bekommen so ihren tieferen Sinn.

Dass es Mut kostet, das ganze Evangelium zu verkündigen, wissen viele von uns aus eigener Erfahrung. Und dass sich auch heute noch mancher am Wort Dienende fürchtet, die heute gültigen Wahrheit offen auszusprechen, ist leider auch eine traurige Tatsache. So gibt es so manche am Wort dienende Brüder, die offen zugeben, in verschiedenen Gemeinden diese oder jene Wahrheit nicht aussprechen zu dürfen. Der Gründer eines großen Missionswerkes vertrauten einem Bruder an, dass er zwar an die Allaussöhnung glaube, diese aber nie verkündigen dürfe, weil sich sonst seine Anhänger von ihm abwenden würden. Diese Unart, um das Fortbestehen eines Werkes willen Wahrheiten zu unterdrücken, ist leider sehr verbreitet.

Was wäre wohl vom Evangelium Gottes geblieben, wenn Paulus so gehandelt hätte? Zwar war Paulus ein Mensch wie wir, und oft mag es ihm bange im Herzen gewesen sein (lesen wir n ur seine Worte 1Kor 2:3), doch schaute er nie auf sich selbst und auf sein Wohlergehen, sondern vielmehr auf seinen Herrn und auf den Auftrag, der ihm auferlegt wurde. So konnte er von sich wegsehen, er musste sich für sein Evangelium weder schämen noch sich fürchten, er diente ganz schlicht und einfach mit ganzer Hingabe seinem Herrn!

"denn es ist eine Gotteskraft zur Rettung für jeden Glaubenden, dem Juden zuerst wie auch dem Griechen."

Das Evangelium, für das sich Paulus nicht zu schämen braucht, ist eine "Gotteskraft", die sich darin erzeigt, dass sie glaubende Menschen rettet. Diese Rettung bedeutet für den einzelnen Gläubigen die vollständige Befreiung von jeglicher Strafe, die infolge der begangenen Sünde folgen müsste. Sie enthält weiter alle Heilswirkungen Gottes, die einschließen, dass wir schon zu Lebzeiten mit jedem geistlichen Segen inmitten der Überhimmlischen in Christus gesegnet sind (Eph 1:3), wobei die einzelnen Segnungen in den Versen Eph 1:4-12 aufgezählt sind, dass wir mit dem Geist der Verheißung, dem heiligen, versiegelt sind, d.h. wir gehen unserer Rettung nie mehr verlustig (Eph 1:13), dass wir vor dem Zorn Gottes gerettet werden (Röm 5:10), dass wir gem. 1Thes 4:13-18 (eventuell sogar noch zu Lebzeiten) entrückt werden in. Wolken dem Herrn entgegen, um allezeit mit dem Herrn zusammen zu sein - um nur einige dieser Heilswirkungen anzuführen.

Wenn wir oben die Rettung aus den "Folgen der Sünde", anführten, so bedarf dies noch einer näheren Erklärung, die aber schwerpunktmäßig erst im Verlauf der kommenden Kapitel erfolgt. Heute wollen wir nur aufzeigen, dass Gottes Wort hier sehr genau differenziert: Wir werden feststellen, dass der Römerbrief bis Röm 5:11 überwiegend von "den Sünden" (in der Mehrzahl) spricht, danach bis Röm 8 hauptsächlich von "der Sünde" (Einzahl) die Rede ist.

Der Grund hierfür liegt darin, dass wir z um einen von "den Sünden" die wir begangen hab en (un zukünftig auch noch mehr oder weniger begehen werden), die sich auch einzeln aufzählen lassen, freigelöst sind durch Sein Blut. Dies ist eine abgeschlossene Tatsache der Vergangenheit. Zum andern spricht der Römerbrief vom Prinzip der Sünde, das mir innewohnt, von dem wir keine Freilösung im Sinn von Vergebung brauchen, sondern Befreiung! Diese Befreiung ist kein Akt der Vergangenheit, sondern unser täglicher geistlicher Kampf des Sterbens, des Ablegens der alten Menschheit. Sie endet mit der kommenden Freilösung unseres Körpers (Röm 8:23).

Die Rettung, welche die Gotteskraft bewirkt, vollzieht sich in jedem von uns zuerst durch "Hören" des Wortes Gottes, und dann durch "Glauben". Beides ist nicht unser, sondern Gottes Werk. Klar sagt dazu schon Spr 20:12: "Ein hörendes Ohr und ein sehendes Auge, die macht beide der Herr"; und in Eph 2:8 lesen wir: "Denn in der Gnade seid ihr Gerettete, durch Glauben, und dies nicht aus euch, sondern Gottes Nahegabe". Dabei bezieht sich Gottes Werk in der heutigen Verwaltung der Gnade nur auf die, die schon vor dem Niederwurf der Welt auserwählt wurden, die Gott zum Sohnesstand durch Christus Jesus vorherbestimmt hat (gem Eph 1:4-5). Doch letztendlich vollzieht Sich Gottes Retterliebe an allen Menschen (1Tim 2:4).

Würden wir die Rettung von der Willensentscheidung eines jeden einzelnen Menschen abhängig machen, wären nur wenige Prozent der Menschheit dazu bereit, sich retten zu lassen, die große Masse ginge verloren - dies ist ja die Not der Christenheit, die Gottes absolutes Retten nicht kennt.

Von alters her hatte das Volk Israel den göttlichen Vorzug vor den anderen Nationen, obwohl sich Israel im Verlauf seiner Geschichte dieses Vorzugs absolut unwürdig erwies. Dieser Vorzug galt auch noch zur Zeit der Niederschrift des Römerbriefes. Wohl wurde Paulus zu den Nationen gesandt, doch im Verlauf der Apostelgeschichte lesen wir, wie immer noch die Bevorzugung Israels gegeben war: "Es war notwendig, dass zuerst euch das Wort Gottes gesagt wurde ..." (Apg 13:46). Dieser Vorzug wurde erst aufgehoben, als Paulus in seinem späteren Brief an die Epheser das Geheimnis der gegenwärtigen Verwaltung der Gnade Gottes enthüllen durfte (Eph 3:9). IN den dort vorangehenden Versen Eph 3:6-7) liegt die Kernaussage dieses Geheimnisses, und zwar in der dreimaligen Wiederholung "gemeinsam". Hier wurde Israels Vorrangstellung zugunsten der gemeinsamen Körperschaft Christi Jesu aufgehoben! Erst von da ab hieß es nicht ehr "dem Juden zuerst", sondern vielmehr "gemeinsam"!

Röm 1:17

"Denn Gottes Gerechtigkeit wird darin enthüllt aus Glauben für Glauben, so wie geschrieben steht: Der Gerechte wird aus Glauben leben."

Das Evangelium Gottes über Seinen Sohn gründet auf göttlicher Gerechtigkeit. Schon Ps 89:15 bestätigt dies: "Gerechtigkeit und rechtes Gericht sind Deines Thrones Feste". Was ist Gottes Gerechtigkeit?

Zu obiger Frage steht eines fest: Wenn Gott sündige Menschen rettet, muss dies auf dem Weg der Gerechtigkeit geschehen, nur so kann Sein Herz, aber auch das unsere, befriedet werden! Und gerade diesen Weg enthüllt uns schrittweise der Römerbrief. Gottes Liebe wird hier in wunderbaren Einklang mit Seiner Gerechtigkeit gebracht.

Den ersten Schritt der Gerechtigkeit Gottes, enthüllen uns die Worte "aus Glauben für Glauben". Der erste Teil "aus Glauben" war schon immer in Israel bekannt. Glaube war ja die Voraussetzung zur Erfahrung der göttlichen Gegenwart in Form von sichtbaren Zeichen und Wundern, aber niemals verhalf er zu der Erlangung der Gerechtigkeit Gottes. Lediglich Abraham machte hier eine Ausnahme. Ihm wurde sein. Glaube zur Gerechtigkeit angerechnet (Röm 4:3), doch müssen wir hier mehr ein Schattenbild auf das Zukünftige sehen, denn Abraham war ja der Ausgangspunkt aller göttlichen Gerechtigkeit, als das Kreuz Christi Jesu noch unbekannt war!

Dem ersten Schritt "aus Glauben" folgt der zweite: "für Glauben", wobei hier ergänzend übersetzt werden müsste: "hinein in Glauben",. Wenn wir bei dem ersten Schritt Christi Glauben sehen dürfen, so erkennen wir bei dem zweiten Schritt den unseren (beide ein Geschenk Gottes). Damit greifen wir schon vor auf Röm 3:22, wo dies belegt wird: "... eine Gerechtigkeit Gottes aber durch den Glauben Jesu Christi" (wobei die herkömmlichen Übersetzungen den Inhalt verfälschen, indem sie eigenwillig hinzusetzen: "durch den Glauben "an" Jesus Christus").

Wir haben gestern gemerkt, dass der Text uns einiges an Konzentration abverlangt. Vor allem solchen Geschwistern die bisher beispielsweise nur nach der Luther-Übersetzung lasen, wird es n icht leicht fallen, umzudenken. Es besteht aber ein himmelweiter Unterschied, ob ich von "meinem Glauben an Jesum Christum" lese, oder von "dem Glauben Jesu Christi". Einmal wäre es mein eigener Glaube, im richtigen Fall ist es aber der Glaube Jesu Christi! Sein Glaube ist für mich maßgebend und Sein Glaube ist der maßgebende Faktor für die Gerechtigkeit Gottes. Hier dürfen wir wieder einmal auf die Vorteile einer ganz urtextnahen Übersetzung wie unsere konkordante hinweisen.

Wir sagten gestern schon aus, dass der Glauben vor dem Kreuz Christi noch nicht Gottes Gerechtigkeit aufzeigen konnte, trotzdem zitiert Paulus mit den Worten unseres Leitverses die Worte des Propheten Habakuk (Hab 2:4). Hier werden wir auf die Art und Weise hingewiesen. wie Paulus alttestamentliche Aussagen zu behandeln pflegte, indem er in dem Zitat die damals zugrunde liegende Wahrheit herausstellte, ihm aber den fehlenden Sinn neutestamentlicher Wahrheit hinzufügte (siehe bei Abraham).

Alttestamentliche Wahrheit war, dass die Glaubenstreue dem Volk Israel immer wieder half, Schwierigkeiten zu überwinden und damit zu leben (im umgekehrten Sinn nahmen die Schwierigkeiten zu und führten nicht selten in den Tod). Damit wollte Paulus auf den Wandel im Glauben hinweisen. Habakuk konnte aber noch nichts von der Gerechtigkeit aus Glauben wissen, von der Paulus schreiben durfte.

Wir sehen, das Evangelium Gottes zeigt uns schon hier im ersten Kapitel ganz deutlich, dass es nur einen Inhalt hat. Den über Seinen Sohn Jesus Christus, der für unsere Sünden starb und in dessen Glauben Gottes Gerechtigkeit an uns sichtbar wird.

Die Gottlosigkeit der Nationen

Röm 1:18

"Denn erfüllt wird der Zorn Gottes vom Himmel her über alle Unfrömmigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, die die Wahrheit in Ungerechtigkeit niederhalten,"

Nachdem Paulus die Einleitung an die Gläubigen in Rom verfasst hatte, baut er von Grund auf das ihm gegebene Evangelium auf, beginnend mit dem dunklen Hintergrund der gesamten Menschheit. Dieser dunkle Hintergrund ist von größter Bedeutung, denn nur vor dieser Finsternis kann später das helle Licht der Gnade Gottes so richtig erstrahlen und aufleuchten. Dabei wollen wir hier feststellen, dass es dabei um alle Menschen geht, dass sie alle unter dem Zorn Gottes stehen, dass aber auch für alle Gottes Gerechtigkeit bereitet ist, nur - Gott tut alles zu Seiner Zeit!

Der dunkle Hintergrund begann, als Satan auftrat, als dieser das erste Menschenpaar verführte und Gott dieses aus dem Gartgen Eden verwies und ihnen die Gemeinschaft aufkündigte. Fortan setzte sich das Böse fort, und gerade in unserer heutigen Zeit steigert sich dieses in fast unerträglicher Art uns Weise.

Wir dürfen hier aber nicht verschweigen, dass letztendlich Gott Selber es war, der diesen dunklen Hintergrund schuf, lesen wir doch in Jes 45:7 Sein ganz persönliches Zeugnis: "Ich bin Ieue Alueim, und da ist sonst keiner! Der Ich bilde das Licht und erschaffe das Finstere, bewirke das Gute und erschaffe das Böse, Ich, Ieue Alueim, mache all dieses." Auch Satan ist in diesem Schöpfungsprozess eingebunden, gehört zu den Fürstlichkeiten und Obrigkeiten, die Gem. Kol 1:16 im Sohn erschaffen wurden. Dies mag für manche zart fühlende Seele starker Tobak sein, doch dies sind die Tiefen Gottes, die uns nur Sein Geist zu enthüllen vermag. Wer sich über diese Aussagen ärgert oder sie abtun möchte, muss bedenken, dass er dadurch Gottes Alleinanspruch auf die Schöpfung missachtet, indem er einem Geschöpf eigene Kraft zuspricht, die dieses nie aus sich heraus haben kann!

Röm 1:19

"weil das über Gott Erkennbare unter ihnen offenbar ist; denn Gott hat es ihnen offenbart:"

Frömmigkeit bedeutet wörtlich "Wohl-Verehrung". Unfrömmigkeit ist demnach das Gegenteil, "Unwohl-Verehrung". Der Zorn Gottes enthüllt sich also über alle, die Gott nicht wohltuend, nicht gut, nicht verherrlichend und nicht richtig verehren, die ungerecht sind und die Wahrheit in Ungerechtigkeit niederhalten, obwohl das über Gott Erkennbare unter ihnen offenbar ist.

Gottes Zorn ist zwar keine Wohlbotschaft, wohl aber eine gerechte Notwendigkeit. Und wenn wir tiefer darüber nachdenken, dann ist der Zorn Gottes sogar die Offenbarung Seiner Liebe, die alles hasst, was Seine Geschöpfe daran hindert, Ihn auch zu lieben.

Sünde in Form von Unfrömmigkeit und Ungerechtigkeit ist der Auslöser des göttlichen Zorns. Doch wird dies hier nicht herausgestellt, um die Menschheit gehörig zu verdammen, sondern um die Rettungsbdürftigkeit aller Menschen offenbar zu machen. Dazu müssen alle Schandtaten offengelegt werden.

Dass die Menschheit von Anfang an der Unfrömmigkeit und Ungerechtigkeit gehuldigt hat, wissen wir, doch traf sie der angekündigte Zorn Gottes nicht in der angekündigten Form, sie starben alle vorher. Der hier genannte Zorn Gottes ist zukünftig und trifft nur die Menschen der nächsten Verwaltung, der des Gerichts. Wir, die wir uns in der heutigen Verwaltung der Gnade befinden, werden ja aus des Zornes Kommen geborgen (1Thes 1:10) bzw. werden durch Ihn vor dem Zorn gerettet werden (Röm 5:9). Wenn wir heute die Menschheit betrachten, so stellen wir erschreckend fest, wie tief Unfrömmigkeit und Ungerechtigkeit allerorts um sich wuchern und wir, die wir gläubig sind, unsere Umwelt in manchen Fällen kaum noch ertragen können. Mit dem Erkennen, dass die Menschheit kaum noch tiefer sinken kann, wächst in uns gleichzeitig die Hoffnung, dass der Zeitpunkt unserer Entrückung dem Herrn engegen mehr als nur nahe gerückt ist. Gleich den Thessalonichern mögen wir uns in dieser Hoffnung vermehrt zusprechen.

Röm 1:20

"Denn Seine unsichtbaren Wesenszüge sind seit der Schöpfung der Welt an den Tatwerken begreiflich und ersichtlich geworden (nämlich Seine unwahrnehmbare Kraft und Göttlichkeit),"

Wir wollen dem obigen Wort Gottes ein Bekenntnis des wohl berühmtesten Wissenschaftlers Albert Einstein zufügen: Wenig Wissen führt in den Unglauben, viel Wissen führt zu Gott! Wie kaum ein anderer durfte Einstein in die Zusammenhänge der Natur schauen und darüber staunen. Sein Bekenntnis spricht für saubere wissenschaftliche Ehrlichkeit. Doch wie weit hat sich die heutige Wissenschaft von dieser Ehrlichkeit entfernt?

Da gibt es z.B. die Evolutionstheorie, die behauptet, der Mensch sei keine Schöpfung Gottes, sondern habe sich im Verlauf der Jahrmillionen von einer einfachen Zelle aus immer höher entwickelt. Doch obwohl wissenschaftliche Außenseiter wie der Molekularbiologe Prof. Siegried Scherer klar aufzeigten, dass bisher keine Höherentwicklung von Lebewesen beobachtet werden konnte, werden weiterhin die abenteuerlichsten Behauptungen und Mutmaßungen aufgestellt, um der Höherentwicklung Recht zu geben. Man fragt sich hier zurecht: Warum? Die Antwort ist ganz einfach, der Biolog Dr. W.J. Ouweneel gibt sie uns in seinem Heft "Schöpfung oder Evolution": Obwohl noch so viele Tatsachen gegen die Theorie der Evolutionisten sprechen, können sie nichts anderes tun, als dieser Tatsachen weg zu erklären oder sie zu leugnen. Ihre Lehre kann niemals verschwinden, denn sie haben dafür keinen Ersatz, außer natürlich den Glauben an Gott, der alle dinge erschaffen hat, aber den wollen sie nicht! Lassen wir zuletzt noch den Philosophen Jürgen Habermas zu Wort kommen: Wissenschaft ist nicht objektiv, sondern alle Erkenntnis - auch die wissenschaftliche - wird vom subjektiven Interesse des Menschen bestimmt; was ihn nicht interessiert, nimmt er nicht wahr!

Damit sind wir wieder bei unserem Leitvers angelangt: Sie interessieren sich nicht mehr für Gott, sie wollen Ihn auch nicht mehr haben, obgleich sie aus der Schöpfung sehr viel über Gott er fahren und wissen könnten und Gottes Wort all die offenen Lücken und Fragen beantworten kann.

"... damit sie unentschuldbar seien."

Wir sahen gestern bei unserem wissenschaftlichen Abstecher, dass mehr den je die Lügenverheißung der Schlange an das erste Menschenpaar über der heutigen Menschheit steht: "und ihr werdet sein wie Alueim" (1Mo 3:4). Und bei genauerem Hinsehen wird klar, dass diese lügnerische Verheißung heute sogar noch übertroffen wird: Nicht "wie Alueim", sondern "u>über</u> Alueim" möchte der Mensch stehen, oder noch schlimmer: "Es gibt keinen Alueim - alles ist per Zufall entstanden!"

Und wie herrlich und ergreifend darf, im Vergleich zu einer hoch- und übermütig gewordenen Menschheit, das einfache Gotteskind Seine unsichtbaren Wesenszüge an den göttlichen Tatwerken erkennen. So erlebte ich (der Verfasser dieser Zeilen) vor kurzem an einem der letzten schönen Herbsttage auf einer Bank, wie sich ein Schmetterling zu meinen Füßen niederließ. Beim Betrachten dieses wunderschönen Insektes wurde ich unwillkürlich zur tiefen und beglückenden Anbetung Gottes gedrängt, der in solch kleinem Lebewesen eine solche Farbenpracht geschaffen hat! Und wenn Gott schon in Seinen kleinsten Geschöpfen solche Schönheit gelegt hat, wieviel mehr an Gottesoffenbarungen zeigt uns das große, ja das gesamte All! Haben wir schon einmal in sternenklarer Nacht aufgeschaut und uns klargemacht, welch "unwahrnehmbare Kraft" die unzählbare Zahl der Sterne hält und sie seit undenkbaren Zeiten in geordneten Bahnen lenkt?

"Damit sie unentschuldbar seien", damit sie nichts zu ihrer Verteidigung vorbringen können - dies ist Gottes Urteil über den Menschen, der z war sieht, aber nicht erkennen will. Hier ist es gut möglich, dass mancher einfache Mensch besser abschneidet als der hochgebildete, intelligente Wissenschaftler, der es nicht ertragen kann, dass er nur ein Geschöpf sein soll und dass da ein Schöpfer auch noch über ihm steht!

Röm 1:21

"Weil sie, Gott erkennend, Ihn nicht als Gott verherrlichten oder Ihm danken, sondern in ihren Folgerungen eitel wurden, ist auch ihr unverständiges Herz verfinstert."

Nachdem das Urteil "unentschuldbar" über die gesamte Menschheit ausgesprochen wurde, sagt uns heute Gottes Wort, dass jeder Mensch Gott erkennen kann. Dies ist eine schwerwiegende Aussage, hat sie doch zur Folge, dass der Mensch nicht aus Unkenntnis dem Zorn Gottes verfällt, sondern aus der Verweigerung heraus, Ihm Ehre und Verherrlichung zu geben. Wenn wir in die Geschichte der Menschheit hineinschauen, dann erkennen wir, dass neben den unsichtbaren Wesenszügen Gottes in der. Schöpfung jeder Mensch ein Gewissen besitzt, und dieses Gewissen ihm das Gottesbewusstsein stärkt. Wir erkennen dies daran, dass jedes Volk auf dieser Erde an einen Gott (oder mehrere) glaubt und ihn (diese) verehrt. Paulus empfiehlt sich und seine Mitarbeiter "jedem Gewissen der Menschen durch die Offenbarung der Wahrheit vor den Augen Gottes" (2Kor 4:2b). Kein Geschöpf kann deshalb den Gedanken an Gott loswerden, denn: "in Ihm leben wir und bewegen wir uns und sind wir" (Apg 17:28).

Wie handelt wohl ein Familienvater, dessen Kinder sich über ihn lustig machen, ihn verspotten oder gar nicht beachten?

Weil der Mensch von Gott wusste, Ihn aber trotzdem nicht als Gott verherrlichte und Ihm dankte, sondern statt dessen eigene Folgerungen aufstellte (wie z .B. die schon angesprochene, der Mensch habe sich aus einer Urzelle entwickelt und sei keine einmalige Schöpfung), deshalb wurde er in seinen Folgerungen eitel und in seinem unverständigen Herzen verfinstert. Praktisch erleben wir dies so, dass der Mensch seine Folgerungen mit aller Kraft verteidigt, und seien sie noch so haltlos. Lieber wird weiterhin Falsches gelehrt, als. zugegeben, man habe sich geirrt - dies ist Eitelkeit! Deshalb hat Gott sein ohnehin schon unverständiges Herz zusätzlich noch verfinstert - die Folgen hiervon sind grausig, wir vernehmen in den kommenden Versen davon.

Röm 1:22

"Vorgebend, weise zu sein, sind sie töricht geworden"

Ausgangspunkt der folgenden menschlichen Beschreibung ist das von Grund auf schon unverständige, nun auch noch zusätzlich "verfinsterte" Herz des Menschen. Dass das Herz unverständig ist, sagt Jesus Selbst zu Seinen Jüngern: "Denn aus dem Herzen kommen böse Erwägungen" (Mt 15:19); und schon viel früher, zu Noahs Zeiten, sagt Gottes Wort über den Menschen, dass "jedes Gebilde der Gedanken seines Herzens nur böse ist alle Tage" (1Mo 6:5). In 1Mo 8:21 verzichtet Ieue Alueim sogar auf eine nochmalige Verwünschung des Erdbodens durch eine weitere Wasserflut eben weil das Herz des Menschen von Jugend an böse ist.

Solche Aussagen geben uns zu Recht zu denken, denn war gab dem Menschen dies böse Herz? In Lk 14:28-30 erklärt Jesus die Eigenschaften eines guten Baumeisters, der sich ,bevor er zu bauen anfängt, vorher alle Einzelheiten gut überlegt. Hat Gott, als weiser Baumeister, nicht auch zuvor alles genau berechnet, auch das menschliche Herz? Er ist es ja, der dieses Herz so geschaffen hat.

Wenn wir uns solch geistliche Speise vorsetzten, dann nicht, um das Verhalten der Menschen zu entschuldigen, sondern um in keinem Fall den roten Faden aus den Augen zu verlieren, der auch die folgenden düsteren Verse des Römerbriefes durchzieht: Es ist nicht Gottes Wille zu verdammen, sondern zu retten! Wenn aber Gott in Seiner Weisheit den Menschen, u nd hier speziell das menschliche Herz, so böse erschaffen hat, dann hat Er auch mit Sicherheit gewusst, dass dies dem Menschen letztendlich zur Glückseligkeit dienlich sein wird, nur - zu dem Zeitpunkt den Er gesetzt hat!

So haben wir heute ein Herr von Menschen, die von sich behaupten, weise zu sein. Und was hält der Mensch in seiner Weisheit noch alles hoch: Da weist er seine enormen Forschungsergebnisse vor, fliegt zu den Planeten unseres Sonnensystems, spricht von Genveränderung und Mikrochips, reist in ferne Länder, um "fun" (Spaß) zu haben ... er tut alles, nur eines nicht: Er sucht nicht Gott! Damit wird seine Weisheit in der Tat zur Torheit. Fällt nämlich Gott im Leben eines Menschen aus, dann ist in der Tat sein Herz verfinstert.

Röm 1:23

"und verändern die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes in der Gleichheit eines Bildes: des vergänglichen Menschen, der Flügler und Vierfüßler und Reptilien."

Bevor wir uns weiter mit der von Gott total entfremdeten Menschheit befassen, erquicken wir uns heute. zuerst an der Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes, der in Christus Jesus unser Vater geworden ist, dem wir uns im Geist nahen, mit dem wir sprechen, Ihm alles. unterbreiten dürfen, der uns liebt und Sich nach unserer Gegenliebe sehnt.

Wenn wir von irdischer Herrlichkeit sprechen, dann sind dies in der Regel Dinge, die uns glücklich machen: Ein geliebter Ehepartner, liebe Kinder, Gesundheit, ein schönes Heim, in Frieden leben zu dürfen usw. Doch wie schnell bricht diese Herrlichkeit zusammen, wenn auch nur ein einziger winziger Störfaktor dazwischen kommt! Wer von uns könnte da nicht aus Erfahrung mitsprechen. Und wie ganz anders ist doch die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes. Schon weil Gott unvergänglich ist, ist es auch Seine Herrlichkeit. Da gibt es keine angst mehr, keine Störfaktoren - es fällt uns schwer, ja es ist uns praktisch unmöglich, uns vorzustellen, was an Herrlichkeit auf uns zukommt, Tag um Tag ein Stück näher.

Bedenken wir, dass sich selbst die gesamte Schöpfung nach dieser Herrlichkeit sehnt, von der uns Röm 8 noch intensiv berichten wird. Glauben wir doch ganz einfach, was geschrieben steht: "Was kein Auge gewahrt, und kein Ohr gehört hat und wozu kein Menschenherz hinaufgestiegen ist, all das hat Gott denen bereitet, die Ihn lieben" (1Kor 2:9). Die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes wird in Christus Jesus einmal auch buchstäblich unsere Herrlichkeit sein!

Und was. macht der törichte Mensch aus dieser Herrlichkeit? Er verändert sie in die Gleichgestalt eines Bildes, welches zuletzt in dem einen Bild gipfelt, das in der Offb 13 auftaucht und dessen Zahl als "Zahl der Menschheit" benannt ist, sie lautet: "sechshundertsechsundsechzig" (Offb 13:18).

Röm 1:24

"Darum hat Gott sie in den Begierden ihrer Herzen dahin gegeben,"

Was in den folgenden Versen 24-32 aufgezählt wird, betrifft nicht die in der Offenbarung geschilderte Enthüllung der Zorngerichte Gottes, sondern ganz direkt unsere heutige Verwaltung der Gnade. Hier handelt es sich also noch nicht um "Gerichte" Gottes, sondern um ein "Dahingeben in den Begierden ihrer Herzen." Auch müssen wir beachten, dass diese Menschen gem. Röm 2:14 das Gesetz nicht haben und folglich auch nicht nach dem Gesetz gerichtet werden können; sie handeln "von Natur aus", was wir auch als "instinktiv" bezeichnen können. Damit sind sie aber, wie wir ja sehen, nicht entschuldigt, sondern genauso "unentschuldbar", nur in einer anderen Weise wie die unter dem Gesetz.

Wenn wir in Vers 18 lesen, dass der Zorn Gottes vom Himmel her enthüllt wird, dann sind dies heute n och nicht die Gerichte der Offenbarung, sondern ein 8mit unseren Worten ausgedrückt) noch zurückhaltender Wille Gottes gegen jedes unfromme, gottverunehrende verhalten. Es ist deshalb wichtig, dass wir diese Dahingabe nicht als "endgültig" oder "abschließend" sehen, sondern eine Dahingabe "auf Zeit". Auch für den verlorenen Sohn kann die Stunde kommen, wo er erkennt und sich umwendet und ruft: Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen.

"Dahingabe" wohin? Gott gab sie nicht in die Begierden, sondern hat sie in den Begierden ihrer Herzen dahingegeben; dies bedeutet, sie waren bereits vorher in den Begierden ihrer Herzen verstrickt, und deshalb hat sie Gott dahingegeben, Er hat ihnen Seine Nähe entzogen. Damit ist der Mensch scheinbar sich selbst und damit den Finsternismächten überlassen!

Der Dahingegebene erfreut sich in ausgelassener Weise seiner vermeintlichen Freiheit, nun kann er sich so richtig austoben. Doch dies ist ja das Schlimmste daran, dass der Mensch gar nicht merkt, wie sehr er sich in der Sünde verstrickt - er kann ihr kaum noch Widerstand entgegensetzen, seine Bremse, das Gewissen, kann wie mit einem Brenneisen verschorft werden (1Tim 4:2).

"... in Unreinheit ihre Körper unter sich zu verunehren:"

In den folgenden Versen dieses Kapitels begegnen wir dreimal den Wort "dahingegeben", jedesmal in einem ganz besonderen Bezug. Unser heutiger Vers beinhaltet die Dahingabe "in den Begierden ihrer Herzen", in Vers 26 lesen wir von der Dahingabe "in ehrlose Leidenschaften" und in Vers 28 schreibt von einer Dahingabe "in ihren unbewährten Denksinn". In gewissem Sinn ist jeweils eine Steigerung der Abartigkeiten zu erkennen; schauen wir die erste Stufe an:

Ausgangspunkt sind "die Begierden ihrer Herzen". Dahingegeben sind sie, "in Unreinheit ihre Körper unter sich zu verunehren", und wie dies im einzelnen aussieht, wird im Folgenden ausgesagt. Wir haben also bei allen drei Stufen einen Ausgangspunkt, einen Gegenstand und die Praxis. Über den Ausgangspunkt, das menschliche Herz, haben wir schon einiges ausgesagt, man kann zusammenhängend feststellen: Es ist von Grund auf böse! Zusätzlich hat Gott dieses Herz verfinstern, weil der Mensch, Gott zwar kennend, Ihn nicht als Gott verherrlicht.

Heute lesen wir von dem Gegenstand, in den die Dahingabe erfolgt, nämlich "in Unreinheit ihre Körper unter sich verunehrend". Hierzu wollen wir zuerst das Gegenteil hören, nämlich wozu unsere Körper im Grunde dienen sollen. Hierzu schreibt Paulus: "Ich spreche euch nun zum Brüder. ... eure Körper als ein lebendiges, heiliges und Gott wohlgefälliges Opfer bereitzustellen (als euren folgerichtigen Gottesdienst) und euch nicht auf diesen Äon einzustellen, sondern euch umgestalten zu lassen durch die Erneuerung eures Denksinns ..." (Röm 12:1-2). Unser Körper soll zur Ehre und Verherrlichung Gottes bereitgestellt sein, Grundvoraussetzung ist hierfür, dass wir uns nicht auf diesen Äon einstellen, der in Gal 1:4 als "gegenwärtiger böser Äon" bezeichnet wird.

Röm 1:25

"sie, welche die Wahrheit Gottes in Lüge abändern und die Schöpfung verehren und ihr Gottesdienst darbringen anstatt dem Schöpfer, der gesegnet ist für die Äonen! Amen!"

Anstatt ihre Körper als ein lebendiges, heiliges und Gott wohlgefälliges Opfer bereitzustellen, was Paulus als folgerichtigen Gottesdienst bezeichnet, verdreht das böse und zusätzlich verfinsterte Herz des Menschen Gottes Wahrheit in Lüge und sein Gottesdienst besteht in der Verehrung der Schöpfung.

In 2Mo 20:1-17 wurden Mose die bekannten zehn Gebote Gottes übergeben. Wiewohl wir wissen, dass dieses Gesetz zu denen spricht, die unter dem Gesetz sind (Röm 3:19), zeigt es uns drastisch, wie diese doch auch für die Nationen grundlegenden Wahrheiten Gottes in Lüge abgeändert wurden: "Ich bin Jewe, dein Elohim, du sollst keine anderen Götter haben ..." - und wie sieht es wirklich aus? Der wahre und einzige Gott wurde abgeschafft, dafür wurde und wird der Mensch in seinem vermeintlichen Fortschritt angebetet, das Geld, der Bauch, das Vergnügen .. die Reihe wäre unendlich fortzusetzen. Das 2. Gebot, "du sollst dir kein Schnitzbild oder gar ein Abbild machen ..." - die Lüge hiervon finden wir überall, angefangen von den christlichen Kirchen, die mit Abbildern jeglicher Art vollgestopft sind. Das dritte Gebot: "Du sollst den Namen Jewes, deines Elohims, nicht in Niedrigkeit gebrauchen ...". Es ist schon merkwürdig, dass gerade dort, wo der Mensch am unflätigsten ist, er Gottes Namen benutzt, nämlich beim sogenannten "Fluchen". Dabei ist das Merkwürdige, dass er im Grunde mit seinem "Fluchen" ja gerade bezeugt, dass es Gott gibt! Er lügt also nicht unwissentlich, sondern wissentlich! Das 4. Gebot beinhaltet, den Sabbat als Ruhetag einzuhalten. Und wie wirde auch diese göttliche Wahrheit in die Lüge abgeändert, indem der Mensch sagt: Die Wirtschaft muss florieren, der Umsatz muss steigen, die Kasse muss klingeln - was schert uns da der Sonntag! Wenn wir hier den Rest der Gebote zusammenziehen: Du sollst Vater und Mutter verherrlichen, du sollst nicht morden, nicht ehebrechen, nicht stehlen, kein falsches Zeugnis gegen deinen Nächsten ablegen und dich nicht deines Nächsten Haus, Frau, Feld noch seines Knechts ... gelüsten lassen, so sehen wir überdeutlich, wie jedes Gebot Gottes - vielfach und brutal in totale Lüge abgeändert wurde und das Geschöpf und das Geschaffene hochgehalten wird.

"... dem Schöpfer, der gesegnet ist für die Äonen! Amen!"

Wie sind wir Menschen doch über alle Maßen gekränkt, wenn uns bei Arbeiten, die wir sehr gut erledigt haben, die Anerkennung verweigert wird; und wie viel mehr kann es uns erzürnen, wenn wir statt Anerkennung totale Missachtung, ja Spott und Hohn ernten. Und genau dieser Verweigerung der Anerkennung, diesem Spott und Hohn ist Gott von Seiten Seiner Schöpfung ausgesetzt. Darf ein menschliches Herz hier wohl fragen, wie es im Herzen des Schöpfers aussieht?

Wir wollen hier einen Tag innehalten und uns von den Gräueltaten der Menschen abwenden. Auch Paulus musste dies tun, indem er den Blick vom Menschen weg auf Gott richtete, der gesegnete ist für die Äonen! Amen! "Segnen" heißt wörtlich übersetzt "Wohl-sagen", Ihn also anerkennen, rühmen, preisen und ehren können nur die Geschöpfe, die an Ihn und Sein Wort glauben. Und wenn wir vorgestern Röm 12:1-2 anführten, wo uns gezeigt wird, was ein folgerichtiger Gottesdienst ist, so dürfen wir uns heute erneut daran erinnern lassen, muss es doch auch für uns ein tiefes Anliegen sein, Gottes Herz zu erfreuen, Ihm wohlzusagen, Ihn in Christus als unseren Vater zu lieben.

Wenn wir uns jetzt fragen: "Vater, wie erfreue ich Dein Herz?", so darf es gewisslich unser Glaube sein, den wir Ihm in allem entgegenbringen. Wir wissen zwar, dass auch der Glaube ein Geschenk Gottes ist, doch wir vergessen oft, dass der Glaube erprobt werden muss, und dazu braucht er die Dunkelheit, um darin zu wachsen. Wenn es hell um uns ist, sehen wir - wenn alles dunkel ist, glauben wir!"

Wir können unseren Gott und Vater segnen, Ihm wohl-sagen, indem wir Ihn auch in unseren dunklen Stunden preisen, indem wir Ihn auch dann anbeten, wenn alles gegen uns zu sein scheint. Und wie erfreut es den Vater, wenn Sein Geschenk das Glaubens in uns zu einer köstlichen und bewährten Frucht heranreift, Ihm zu Genuss und zur Verherrlichung!

Röm 1:26-27

"Deshalb hat Gott sie in ehrlose Leidenschaften dahingegeben; denn auch ihre Weiblichen änderten den natürlichen Gebrauch zur Unnatur ab - gleicherweise wie auch die Männlichen: den natürlichen Brauch der Weiblichen verlassend, entbrannten sie in ihrer Brunst zueinander, Männliche mit Männlichen Unschicklichkeit treibend und so, wie es sein musste, die Heimzahlung ihrer Verwirrung an sich selbst wieder erhaltend."

Heute betreten wir die zweite Stufe, die mit "deshalb" beginnt. War es beim ersten "Dahingeben" die Verunreinigung der Körper, indem der Mensch Gottes Wahrheit in Lüge abänderte, so wird in unserem heutigen Vers nicht ehr nur die ausgesprochene Lüge, sondern vielmehr die körperlich sichtbare Lüge offenbar, wobei die Natürlichkeit zur Unnatur verändert wurde. Hier wird deutlich, dass die gedankliche Abkehr von Gott auch die sichtbaren Folgen nach sich zieht. Im Gegensatz zur ersten Stufe, wo Gott den Menschen in den Begierden ihrer Herzen (in denen er sich bereits befand) dahingegeben hat, wird der Mensch jetzt ganz direkt in ehrlose Leidenschaften dahin gegeben, was eine deutliche Steigerung darstellt.

Über die Erschaffung des Menschen lesen wir in 1Mo 1:27-28: "Und es erschafft Alueim den Menschen in Seinem Bilde. Im Bilde Alueims erschafft Er ihn. Männlich und weiblich erschafft Er sie. Und es segnet sie Alueim. Und es sagt Alueim zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und erfüllet die Erde ..." Damit hat Gott von Anfang an klare Maßstäbe gesetzt, die eine Ordnung und ihren Sinn haben. Beides hat der Mensch auf den Kopf gestellt! Wohl wissen wir um Sodom und Gomorra und um deren Untergang, doch was in unseren heutigen Tagen auf diesem Gebiet abläuft, steht dem nicht nach. Auch die Obrigkeit hat diese Unnatürlichkeit legalisiert, Pfarre und Pastoren treten öffentlich auf und bekennen sich selbst zu diesen Schweinereien, wer es heute noch wagt, gegen diese Unnatürlichkeiten zu reden, wird im günstigsten Fall als Rückständiger abgetan und mitleidig belächelt ...

Und "die Heimzahlung ihrer Verirrung"? Ist die tödliche Krankheit "Aids" nicht eine überdeutliche Antwort Gottes?

Röm 1:28

"Und so wie sie es nicht als bewährt erachten, Gott in Erkenntnis zu haben, hat Gott sie in ihren unbewährten Denksinn dahin gegeben, das zu tun, was sich nicht gebührt:"

Zum dritten Mal lesen wir von der Dahingabe der Menschen, die göttliche Anklage lautet: "Und so wie sie es nicht als bewährt erachten, Gott in Erkenntnis zu. haben." Grundlage hierfür ist ihr unbewährter Denksinn, in den sie Gott dahin gibt.

Was ist der Denksinn? In der Stichwortkonkordanz unserer konkordanten Wiedergabe lesen wir auf Seite 408 die Definition. Er ist der Sitz (das Grundmuster) unserer Gedanken und darf for allem nicht mit "Geist" verwechselt werden. Wir reden selbstverständlich über einen Geruchsinn oder einen Tastsinn, weniger über den Denksinn. Doch seine Aufgabe ist letzteren gleich: Es ist unsere Fähigkeit, über etwas nachzudenken, uns, wie man so schön sagt, über etwas Gedanken zu machen. Dabei müsste eigentlich ein gutes Ergebnis herauskommen! Das Ergebnis der Menschen ist gerade gegenteilig. Anstatt mit ihrem Denksinn Gottes Existenz wenigstens zu erkennen und zu akzeptieren.. leugnen sie Ihn ab, ja verspotten Ihn sogar. Ihr Denksinn hat sich nicht bewährt und gerade in dieser Unbewährtheit hat sie Gott dahin gegeben. Die Folge hiervon: "Das zu tun, was sich nicht gebührt".

Wie sieht der Blick auf unseren Denksinn aus? In Röm 12:2 lesen wir schon von der Notwendigkeit unserer Umgestaltung durch die "Erneuerung unseres Denksinns", und Eph 4:23 ist vor der Notwendigkeit der Verjüngung im Geist unseres Denksinns die Rede. Ein ganz köstliches Wort, unseren Denksinn betreffend, finden wir in Phil 4:7: "Dann wird der Friede Gottes, der allem Denksinn überlegen ist, eure Herzen und eure Gedanken wie in einer Feste in Christus Jesus bewahren". Voraussetzung ist dabei, dass wir all unsere Sorgen vor Gott bekannt werden lassen, ein Zeichen unseres Vertrauens. So wichtig es ist, in unserem Denksinn bewährt, in unseren Gedanken auf Ihn ausgerichtet zu sein, so herrlich ist es für uns zu wissen, dass der Friede Gottes sogar unserem Denksinn überlegen ist, weil dieser Friede, dieses Ruhen in Ihm, alle plagenden Gedanken überzählig macht!

Röm 1:29-31

"erfüllt mit jeder Ungerechtigkeit, Bosheit, üblem Wesen, Habgier; gedunsen vor Neid, Mord, Hader, Betrug, Übelwollen; Ohrenbläser, Verleumder, Gott Verabscheuende, Frevler, Stolzem Hoffärtige, Erfinder übler Dinge, gegen Eltern Widerspenstige, Unverständige, Unzuverlässige, Lieblose, Unversöhnliche, Erbarmungslose,"

Worin besteht die Steigerung in dieser dritten Stufe? In den ersten beiden Stufen war nur der einzelne Mensch betroffen, der Schaden bezog sich in der Regel auf ihn selbst. Doch jetzt schadet er nicht mehr nur sich, sondern auch seinen Mitmenschen. Wieviel Unschuldige, vor allem auch Kinder, leiden unter den fürchterlichen Kriegen, die ja aufgrund der obigen Aufzählung entstehen. Und auch wir Gläubige werden von den Ungebührlichkeiten nicht verschont und leiden darunter - jeder von uns hat hier seine mehr oder weniger schlechten Erfahrungen.

Obige Aufzählung führt uns eine sündenkranke Welt vor Augen. Es ist das Ergebnis der einen Sünde, die Adam im Paradies vollzog. Röm 5:12 schreibt hierzu: "Deshalb, ebenso wie durch den einen Menschen die Sünde in die Welt eindrang ...". Und welch ein Ausmaß h at sie gerade in unseren heutigen Tagen erreicht!

Doch auch wir Berufene Jesu Christi müssen äußerst wachsam sein. Schon zu Pauli Zeit gab es falsche Apostel, betrügerische Arbeiter, die sich zu Aposteln Christi verstellten (2Kor 11:13). Aber schoimmer noch in den folgenden Versen 2Kor 11:14-15: "Denn Satan selbst verstellt sich zu einem Boten des Lichts. Daher ist es nichts Großes, wenn sich auch seine Diener als Diener der Gerechtigkeit verstellen". Gewiss vermag Satan keinen berufenen Heiligen aus der Hand des Herrn zu reißen, wohl aber kann er diese durcheinanderbringen, was als Folge nur zu oft ein Abgleiten vom Geistlichen ins Seelisch/Fleischliche bedeutet. Nicht umsonst schreibt Paulus an die Korinther und durchaus auch an uns: "Wachet! Steht fest im Glauben! Seid mannhaft! Seid standhaft! Alles soll bei euch in Liebe geschehen!" (1Kor 16:13-14).

Dass wir, die Gläubigen sehr wachsam sein müssen, haben wir gestern schon angeführt. Heute muss uns die Frage erlaubt sein, ob von der obigen Aufzählung nicht auch der eine oder andere aus unseren Reihen betroffen ist oder werden kann?

Sicherlich werden wir keine Mörder mehr sein, auch sollten Betrug, Ungerechtigkeit, Bosheit und dergleichen harte Punkte nicht mehr bei uns zu finden sein - doch wie steht es mit den feineren Dingen wie Neid, Hader, Stolz, Unzuverlässigkeit, Lieblosigkeit, Unversöhnlichkeit? Auch diese Punkte sind angeführt und sind leider gar nicht so selten unter den Gläubigen zu finden.

Sicher ist, dass ein von Gott Berufener nicht unter das Urteil des "von Gott Dahingegebenseins" fällt. Doch muss dort, wo solche Dinge auftreten, auch dagegen angegangen werden. Die Korinther sind hierbei für uns ein unrühmliches Beispiel. nIcht nur Hader und Zank gab es dort, auch Hurerei der schlimmsten Art kam vor. Paulus geht hart mit der ganzen Gemeinde ins gericht: Solche hätten aus der Mitte der Gemeinde entfernt werden müssen. In einem Einzelfall übergab er sogar das Fleisch des Betroffenen dem Satan zum Ruin, damit der Geist am Tag des Herrn gerettet werde (siehe 1Kor 5:1-5). Zuspruch und Ermahnung tut also auch unter den Gläubigen not, im schlimmsten Fall auch Entfernung aus der Gemeinde (wobei die Übergabe an Satan nicht nachahmenswert ist, bliebt dies doch dem Apostel vorbehalten).

Wir sehen, wie wichtig der Zuspruch auf allen Gebieten ist und notfalls auch energisch sein muss. Dazu möge uns Gott durch Seinen Geist in jeder Lage die notwendige Weisheit schenken.

Gerade weil wir gesehen haben, dass auch unter Gläubigen sehr unschöne Dinge vorkommen, wollen wir uns noch einen Tag mit dem Problem befassen.

Es muss uns allen klar sein, dass wir von Natur aus nicht besser sind als jene Menschen, die Gott dahin gegeben hat. Und klar ist auch, dass so mancher von uns unter seinem sündhaften Fleisch ächzt und leidet. Damit wären wir bei dem zwiefältigen Problem der Sünde und den Sünden. Da wir aber auf dieses Thema noch sehr ausführlich eingehen werden, stellen wir dieses für die kommenden Kapitel zurück und lassen uns noch in einem ganz besonderen Punkt zusprechen: Den Tücken dieses Äons!

Ein enger Mitarbeiter des Apostels Paulus, "Demas" fiel diesen Tücken zum Opfer. Wir vernehmen Pauli traurige Worte: "denn Demas verließ mich aus Liebe zum jetzigen Äon und ist nach Thessalonich gegangen" (2Tim 4:10). Wohlgemerkt: Demas ist nicht seiner Errettung verlustig gegangen - er verließ lediglich Paulus, weil er den Verlockungen nicht widerstehen konnte, die ihm dargeboten wurden. Damit ist sein Wandel angesprochen, und dies ist eine Sache, die einmal vor der Preisrichterbühne des Christus zur Sprache kommen wird.

Und welche Verlockung bietet doch gerade unsere schlimme Zeit! Prüfen wir uns doch einmal ganz ehrlich, was uns alles abhält, täglich im Wort des Lebens zu lesen. Und gerade dieses Lesen wäre es, was uns Kraft zum Standhalten gibt, was uns täglich ernährt und unser Wachstum fördert. Richten wir heute erneut und exakt unsere Herzen. und Sinne auf das Wort Gottes, und wir werden das ihm innewohnende Leben verspüren (Hebr 4:12).

Röm 1:32

"die die Rechtsforderungen Gottes erkennen, dass die, die solches verüben, den Tod verdienen; nicht nur tun sie es selbst, sondern pflichten auch denen bei, die dies verüben."

Mit unserem heutige Vers wird ein vorläufiger Schlussstrich unter die lange Aufzählung an Schandtaten der dahin gegebenen Menschen gezogen. Dabei stellt Paulus fest, dass diese Menschen "die Rechtsforderung Gottes" erkennen. Wie dürfen wir dies verstehen?

Wir sprachen bereits davon, dass jeder Mensch einen natürlichen Instinkt besitzt, der ihm schon von Geburt an gegeben ist und der ihm in seinem Herzen sagt, was er tun, oder was er nicht tun soll. Es ist das dem Menschen ins Herz geschriebene Gesetz, im Gegensatz zu den an das Volk Israel übergebenen schriftlichen Gesetzen. Wir können dies recht gut bei den sogenannten "Naturvölkern" beobachten, die zwar in unserem Sinne ungläubig sind, jedoch in aller Regel sehr strenge Stammesgesetze haben, denen sie sich unterwerfen. Auch gibt es auch der Zeit lange vor dem mosaischen Gesetz Gesetzessammlungen, die den vorhandenen Instinkt zu der göttlichen Rechtsforderung belegen, indem sie für ein reines und edles Leben eintreten.

Der Instinkt hat aber nichts mit "dem Wissen" zu tun, welches sich der Mensch im verlauf seines Lebens selbst aneignet, sei es durch Beobachtung, Erfahrung oder Überlegung - diese Einflüsse sind es ja gerade, die ihn dazu bringen, Gott als Schöpfer zu missachten.

Dieser Instinkt ist also eine Gottesgabe, der einmal vor Gott gegen den eigenen Besitzer zeugen wird. Unterstützt wird dieser Ankläger des Menschen noch von seinem Gewissen, welches für das Gute, wie auch für das Böse entwickelt sein kann. Man kann zwar das Gewissen für eine Zeit lang zum Verstummen bringen, es kann wie mit einem Brenneisen verschorft sein, doch vor Gott wird es nicht mehr schweigen!

Ein markanter Trieb, der dem Menschen innewohnt, ist der sogenannte "Herdentrieb". Er fürchtet sich, allein zu sein, und sucht in einer Gruppe Gleichgesinnter Schutz und Geborgenheit. Dies kann in gutem, wie auch in bösem Sinne gelten.

Unser Leitwort redet von den üblen Menschen, die um ihr übles Handeln wohl wissen (indem sie die Rechtsforderungen Gottes erkennen), die aber nicht allein in ihrem Tun sein wollen. Die Masse der anderen Übeltäter gibt dem einzelnen einen gewissen Schutz, und aus diesem Bedürfnis heraus pflichtet er dann sogar noch denen bei, die wie er das Üble verüben. In der Tat ein teuflischer Kreislauf!

Bei all dem furchtbaren Verhalten der Menschen und bei aller Zustimmung für Gottes Zorn dürfen wir uns doch immer wieder vor Augen führen lassen, dass Gottes Ziel nicht eine endlose Verdammnis ist, sondern vielmehr die Gewinnung der Herzen all Seiner Geschöpfe zum Inhalt hat. Um dieses ZHiel zu erreichen, hat Gott den Menschen in diese Finsternis hineingegeben, ja sogar in dieser dahin gegeben, um auf diesem dunklen Hintergrund Seine Liebe zu offenbaren. Gott hat den Menschen so geschaffen, dass er aus seiner Erfahrung lernt. Und die größte und herrlichste Erfahrung des Menschen wird einmal sein, dass er aus der Erfahrung des Bösen u nd dessen Folgen vollauf das Gute zu würdigen vermag, welche Gott ihm darreichen wird. Und wiederum aus dieser Erfahrung des Guten erwächst die Liebe zum Geber aller guten Gaben, zu seinem Schöpfer.

Wir dürfen erkennen, dass Gott keine erzwungene Liebe ersehnt, sondern eine, die sich nach Ihm sehnt. Dazu bedarf es aber dieses dunklen Hintergrundes - verlieren wir diese Wahrheit nie aus den Augen.

Lies weiter:
Der Römerbrief - Kapitel 2