Der Galaterbrief - Kapitel 2

Aus Bibelwissen
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Abschrift: Der Galaterbrief I - II (2012)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Der Galaterbrief ist als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Der Galaterbrief - Kapitel 2

Das Apostelkonzil in Jerusalem
Paulus widersteht Petrus in Antiochia
Der Gläubige ist dem Gesetz gestorben
Das Leben des Gläubigen "in Christus"
Mischung mit Gesetz macht die Gnade wirkungslos

Das Apostelkonzil in Jerusalem

Gal 2:1

"Darauf (nach vierzehn Jahren) zog ich wieder nach Jerusalem hinauf, diesmal mit Barnabas, und nahm auch Titus mit."

Wir lösen uns von den Gemeinden in Judäa und von dem Glauben Christi Jesu und gehen wieder zurück zu jenem, was Paulus den Galatern gerichtet, nämlich seinen Werdegang als berufender Apostel Christi Jesu, um den Nationen den unausspürbaren Reichtum des Christus als Evangelium zu verkündigen, wie es in Eph 3:8 ff zu lesen ist.

Das Letzte war, dass sich Paulus mit Petrus und Jakobs traf, um ihnen über seinen Dienst zu berichten. Es folgte der Einschub der letzten drei Verse, und in unserem neuen Kapitel 2 sehen wir Paulus wiederum nach Jerusalem ziehen, allerdings liegen dazwischen vierzehn Jahre - eine lange Zeit! Doch jetzt war die Zeit gekommen, dass Paulus offiziell seine Bestätigung als Apostel bekam und wir kommen zu dem wohl wichtigsten Treffen in Jerusalem, das wir als "Apostelkonzil bezeichnen, wo es. um das "Für und Wider" des Evangeliums Pauli an die Nationen ging!

Bedenken wir aber zuerst, dass es Paulus vierzehn Jahre lang nicht für notwendig hielt, sich in Jerusalem die Bestätigung zu holen, dass er ein berufener Apostel sei und dass sein Evangelium ihm vom erhöhten Herrn gegeben wurde. Paulus war so von der. Echtheit seines Auftrags durchdrungen, dass er von sich aus nicht auf den Gedanken gekommen wäre, sich mit den anderen Aposteln auseinanderzusetzen. Im Gegenzug wissen wir, dass Paulus über ihr Evangelium (des Königreichs) sehr wohl bestens unterrichtet war, ja dieses in der Verwaltung des Übergangs immer wieder, wie wir in der Apostelgeschichte sahen, in den Synagogen vertrat.

Lassen wir heute auf uns einwirken, wie sehr Paulus von dem Evangelium durchdrungen war! Er brauchte keine menschliche Nachhilfe oder Bestätigung! Zu Israel sagte einst Jesaja: Im Stillesein und im Vertrauen liegt eure Macht (Jes 30:15)!

Paulus zog hinauf nach Jerusalem, in seinem Gefolge waren Barnabas und Titus . Über Barnabas haben wir doch etliches in der Apostelgeschichte erfahren, über Titus hingegen fast nichts. Jetzt führt in Paulus als Weggefährte nach Jerusalem mit an, und dies nicht ohne triftigen Grund! Titus war ohne Zweifel einer der zuverlässigsten Mitarbeiter Pauli, was Paulus wiederum in seinen Briefen würdigt. So wurde er zum Beispiel auch mit der Kollekte für die Armen in Jerusalem beauftragt. Interessant ist aber, warum ihn Paulus gerade hiermit anführt: Titus war von Geburt an Grieche und galt in den Augen der Juden als ein "Unbeschnittener" - und damit kommen wir zum Thema:

Wir wissen noch aus der Apostelgeschichte um den Streit, was mit den Gläubigen aus den Nationen geschehen solle. Die gesetzestreuen Juden bestanden darauf, dass jene beschnitten werden unddas Gesetz halten müssten. Paulus und Barnabas erhielten damals die Versicherung, dass weder Beschneidung noch das Halten des Gesetzes, den Nationen zur Rettung aufgebürdet werden können (Apg 15:1 ff). Als Paulus diesen Brief an die Galater schreib, lagen diese Ereignisse schon ein Reihe von Jahren zurück und wir dürfen davon ausgehen, dass die Galater von dem B eschluss in Jerusalem erfahren hatte. Worum ging es also, und welche Rolle spielt Titus hierbei?

Wir kommen zum Wesentlichen: Die Verführer der Galater legten nicht mehr den Nachdruck darauf, dass nur gerettet werden könne, wer sich beschneiden lassen und das Gesetz hält, sondern sie regten an, dass di eBeschneidung und die Gesetzestreue sie zu besseren Heiligen mache!!! Noch einmal: Beschneidung und Gesetz waren nicht mehr zur Rettung notwendig, aber sie könnten den Nationen zur geistlichen Förderung dienen ... das ging an die Wurzeln des paulinischen Evangeliums: Im Geist angefangen, um nun im Fleisch zu vollenden (siehe Gal 3:3).

Titus war von Geburt an Grieche und zog als ein "Unbeschnittener" mit Paulus und Barnabas nach Jerusalem hinauf. Er (Titus) gab damit Veranlassung, den entscheidenden Punkt hervorzuheben, auf den es hier ankam und der ja auch in Apg 15 der Hauptgrund der Verhandlung war: Die Stellung der Nationen zum jüdischen Gesetz, wobei die Beschneidung ein wichtiger Bestandteil war. Titus wurde also zum "Musterfall" bei dem Streitpunkt "Beschneidung"!

Greifen wir heute noch einmal vertiefend die Gedanken des gestrigen letzten Abschnittes auf: Jene Verführer, welche die Galater so schnell umstellten, wussten natürlich um den Beschluss von Apg 15:28-29; deswegen sprachen diese auch nicht mehr von "Rettung", sondern von "Verbesserung"! Man konnte der durch den geist erworbenen Rettung in der Gnade noch etwas im Fleisch hinzufügen, was das menschliche Ansehen steigern sollte. Mit anderen Worten: Man wollte damit mehr sein als die anderen!

Satan weiß sich als Drahzieher nur zu gut zu tarnen! So verstanden es die gesetzestreuen Juden, die ihm (Satan) als Medium dienten, gerade das Fleisch anzuprechen ... uns wir alle sind im Fleisch sehr anfällig! Gerade die Überheblichkeit, das Bessersein als die anderen, mehr und höhere Erkenntnis zu haben - bei den Galatern war solch ein Verlockungspunkt die Beschneidung! Wer jedoch auch nur im Geringsten auf sein Fleisch setzt, setzt auf etwas, was mit Jesus gekreuzigt sein sollte!!! Im Fleisch wohnt nichts Gutes (Röm 7:18), es kann deshalb Gott nie gefallen (Röm 8:8), ja es ist in Feindschaft gegen Gott (Röm 8:7). Satan versteht es immer wieder, die Begierden des Fleisches zu wecken, und deis mit dem Erfolg, dass sich das Fleisch, bzw. die alte Menschheit durch die verführerischen Begierden selbst ins Verderben bringt (siehe Eph 4:22).

Gal 2:2

"Und zwar zog ich zufolge einer Enthüllung hinauf und unterbreitete ihnen (im besonderen aber den Angesehenen) das Evangelium, welches ich unter den Nationen herolde, dass ich also nicht eta ins Leere renne oder gelaufen wäre."

Der Bericht, den Paulus hier über seinen Besuch in Jerusalem abgibt, ist so deckungsgleich mit Apg 15, dass eigentlich kein Zweifel besteht, dass beide Berichte identisch sind. So gesehen haben wir von der. Apostelgeschichte her schon ein gutes Grundwissen über dieses Konzil. Dass Paulus nicht von sich aus diese Reise machte, sondern einer Enthüllung zufolge, haben wir schon erwähnt. Es zeigt uns, wie die Wege des Apostels vom Geist geführt wurden, auch wenn, wie bei anderen Reisen , Paulus in schlimmste Drangsal und Leiden geführt wurde. So durfte schon Salomo erkennen u nd niederschreiben: "Vertraue auf Jewe mit deinem ganzen Herzen, und stütze dich nicht auf deinen Verstand, Erkenne Ihn auf allen deinen Wegen, und Er wird gerade machen deine Pfade" (Spr 3:5-6). Ist dies keine wunderbare Aussage, die wir im Herzen bewahren sollten?

Bleiben wir hier einen Moment stehen: Wie oft fragen wir uns: Warum lässt Gott dies zu? Und dies vor allem, wenn es gegen unseren Verstand geht! Gott müsste uns doch beschützen und vor allem Leid bewahren - davon gehen viele Gläubige aus. Doch wenn wir die Bibel, das Wort Gottes lesen, müssen wir schnell erkennen, dass es weder im AT noch im NT kaum von Gott gebrauchte Werkzeuge gab, die ein menschlich gesehen schönes Leben führen konnten.

Wenn wir von den letzten Jahrzehnten nach dem zweiten Weltkrieg einmal absehen, wo auch Gläubige relativ gut und wohlhabend leben durften, war der gesamte Weg der Herausgerufenen ein Weg in "Knechtsgestalt", also untere Wege! Es ist nicht verkehrt, wenn wir uns immer wieder die Zeugnisse jener vor Augen führen (lesen), die voller Vertrauen lieber schlimmste Drangsale, ja den Märtyrertod in Kauf nahmen, als ihren Herrn zu verraten; sie erkannten Gott ganz real auf allen ihren Wegen!

In Apg 5:34-39 sahen wir Gamaliel vor dem Synedrium die weisen Worte reden: "... wenn dieses Werk von Menschen ausgeht, wird es zerstört werden. Wenn es aber aus Gott ist, werdet ihr es nicht zerstören können...". Er sprach dies im Blick auf die junge Pfingstgemeinde in Jerusalem, die sich, unterstützt durch Zeichen und Machttaten, rasch ausbreitete. Könnten die Angesehenen, in unserem Fall Petrus und Jakobus, heute zurückschauen, würden sie feststellen, dass Gott Sein Werk (die Pfingstgemeine) zwar nicht zerstört hat, aber völlig von der. Weltbühne verschwinden ließ - Israel geriet zum Teil unter die Verstockung (Röm 11:25 ff). Sind die Apostel der Beschneidung, im Gegensatz zu Paulus, "ins Leere" gelaufen?

Zur Zeit dieses Konzils war die Frage noch offen, weil zwei von Gott herausgerufene Werkzeuge nebeneinander bestanden: Das Werkzeug "Israel" für die Erde, das Werkzeug "Körpergemeinde aus den Nationen" für den Himmel. Infolge der Tatsache, dass wir seit fast zweitausend Jahren nichts mehr von dem Werkzeug Israel wahrnehmen, gehen viele Gläubige davon aus, Gott habe Sein Volk aufgegeben und uns an seine Stelle gesetzt - Petrus wäre demnach tatsächlich ins Leere gelaufen. Diese irrige Annahme beruht auf der Unkenntnis über die Aussagen im Wort Gottes. So wurde ja schon früh den Römern das Geheimnis der Verstockung Israels mitgeteilt, und dies mit den Worten: "... damit ihr nicht bei euch selbst als besonnen geltet" (Röm 11:25b) Paulus warnt vor "Hochmut!" Bei Gott läuft grundsätzlich nichts ins Leere, auch wenn es nur zu oft den Anschein hat. Gott schloss alle (und. hier ist erst einmal Israel gemeint) in Widerspenstigkeit ein, damit Er Sich aller erbarme (Röm 11:32); ihre Widerspenstigkeit war gem. Röm 11:12 (unser) der Welt Reichtum - bleiben wir also im Blick auf Israel "besonnen"!

Gal 2:3

"Aber nicht einmal Titus, der bei mir war und doch Grieche ist, wurde genötigt, sich beschneiden zu lassen."

In dem Schreiben an die Galater fällt auf, dass Paulus sofort nach der Mitteilung, dass er den Angesehenen sein Evangelium vorlegte, die Bemerkung über Titus folgen ließ, was darauf schließen lässt, dass ihm dieser Punkt (die Beschneidung) sehr wichtig war. Mehr noch: Er gab zu verstehen, dass gerade die "Angesehenen" in Jerusalem diesen Punkt billigten. Gemäß Apg 15 war die Beschneidung ja auch der Streitpunkt, der die ganze Sendung von Antiochien nach Jerusalem veranlasst hatte, und welcher dort ganz im Sinn und Geist des Apostels Paulus von den Aposteln der Beschneidung entschieden wurde (siehe Apg 15:19).

Dem Umstand zufolge, dass wir heute kaum oder nichts mehr von der Beschneidung hören, fällt es uns schwer, die Tragweite jener Frage der Beschneidung zu erkennen. Wir können daher auch nur wenig damit anfangen, dass Paulus gerade hier die Unbeschnitteheit des Titus hervorhebt. Doch jene Zeit fiel ja noch in "die Verwaltung des Übergangs", wo durchaus noch Königreichsevangelium verkündigt wurde, also auch die Beschneidung. Und da bis zum heutigen Tag ein Großteil der Gläubigen kaum oder keine Kenntnis über die richtige Wortteilung hat, wie viel schwere war es damals, wo Gottes Wort noch nicht vollständig enthüllt war. Die Galater wussten zwar von dem Beschluss in Apg 15:19, auch wurden sie von Paulus in das Evangelium der Gnade eingeführt, aber sie waren gegen fremde Einflüsterungen durchaus empfänglich, ja, sie ließen sich gerade auch im Blick auf die Beschneidung schnell umstellen, wie wir dies schon in den letzten Tagen dargelegt haben.

Titus war das lebendige Zeugnis an die Galater, dass keiner aus den Nationen, der sich zur Körpergemeinde Christi Jesu berufen weiß, in irgendwelcher Art und Weise genötigt bzw. bedrängt werden darf, sich dem Gesetz zu unterwerfen, wozu auch die Beschneidung gehört.-

Gal 2:4

"Was aber die eingeschmuggelten falschen Brüder betrifft (die nebenbei hereingekommen waren, um unsere Freiheit, die wir in Christus Jesus haben, auszukundschaften, um uns völlig unter das Gesetz zu versklaven),"

Die Verse 4 und 5 bringen die ausführliche Erklärung darüber, wie es zu dem für Paulus erfreulichen Ergebnis (von Jakobus in Apg 15:13 ff öffentlich proklamirt) gekommen war. Dazu greift er auf Apg 15:5 zurück wo einige von der Sekte der Pharisäer, die gläubig geworden waren, aufstanden und sagten: "Mann muss sie beschneiden und anweisen, auch das Gesetz des Mose zu halten." Zuerst wollen wir aber klären, warum Paulus diese Pharisäer, die ja gläubig geworden waren, als "eingeschmuggelte falsche Brüder" bezeichnet?

Schon in Apg 15:1 begegnen uns einige dieser Sekte, die klar das Gesetz einforderten. "Ohne Beschneidung gab es keine Rettung" - die war ihre Lehre! Sie vertraten damit streng das Gesetz, welches ja für Israel nie aufgehoben wurde, ihre Forderungen warn somit erst einmal auch nicht falsch! Dass damals auch ganze Scharen aus den Nationen gläubig wurden, war für diese Pharisäer kein Grund, vom Gesetz abzuweichen, im Gegenteil: Diese Gläubigen aus den Nationen sollten sich ganz einfach dem Gesetz unterwerfen, was mit der Beschneidung anfing!

Für diese oben genannte Pharisäer war es also selbstverständlich, dass sich die Gläubigen aus den Nationen dem jüdischen Gesetz unterwerfen mussten, was im Grunde ja auch die Einstellung der Pfingstgemeinde war. Was die Pharisäer aber nicht erkannten (nich erkennen sollten), war, dass auf diesem Konzil in Jerusalem, also vor höchster Instanz zum ersten mal zwei verschiedene Evangelien aufeinander prallte,

a) jenes vom Königreich, das auf dem mosaischen Gesetz beruhte, und
b) jenes Evangelium der Gnade, welches allein in dieser Gnade Rettung verhieß (Eph 2:8), ohne Werke, ohne Gesetz und ohne Beschneidung!

Die Gegner von Paulus waren durchaus ernst zu nehmen, schließlich hatten ja gerade sie als Pharisäer das Wissen. Sie bestritten nicht, dass die Gläubigen aus den Nationen auch gerettet sind, nur: Für sie gab es keine Rettung allein in der Gnade durch Glauben! Zur Rettung gehörten Werke des Gesetzes, und nicht der Glaube allein, wie es Jak 2:24 fordert.

Das Obige gibt uns zunächst einmal ein gewissen Verständnis für die Gegner Pauli! Sie waren Juden, um Gesetz bestens gelehrt und die Beschneidung war für sie der wichtigste Punkt. Und gerade die Beschneidung war und ist das Kennzeichen der Zugehörigkeit zum Volk Gottes; die änderte sich auch nicht, als sie in Jesus ihren Messias erkennen durften. Aber das Verständnis muss dort aufhören, wo ein anfänglich gesunder Eier letztlich zur "Eifersucht" wird, und diese Eifersucht zieht nicht selten auch sogenannte Spionage nach sich, wo einer den anderen auszuforschen sucht! Diese "eingeschmuggelten falschen Brüder", die zu diesem Konzil gar nicht eingeladen waren wollten

a) heimlich feststellen, was es mit dieser Lehre des Paulus auf sich habe, um
b) notfalls Gegenmaßnahmen zu ergreifen!

Sollte Paulus nun Verständnis aufbringen? Sollte er stille sein und diese Kundschafter einfach ertragen?

Vielleicht müssen wir einmal darüber nachdenken, dass man um der Wahrheit willen leiden kann, oder ob wir als ein Teil von Ihm, für Ihn Leiden ertragen dürfen! Paulus hat nie geschwiegen, wenn es galt, das ihm anvertraute Evangelium der Gnade gegen Angriffe zu verteidigen! Klar und unmissverständlich war er in solchen Fällen. Zurückstecken musste er allerdings, als es darum ging, für Christus zu leiden und Gott ihm sagen musste: "Dir genügt Meine Gnade; denn Meine Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht" (2Kor 12:9).

Wir haben gestern

  1. "unsere persönlichen Leiden für Christus", und
  2. Leiden um "der Wahrheit des Evangeliums willen" angeführt.

im ersten Fall geht Paulus so weit, dass er sogar von "Gnade" spricht, für Christus zu leiden (Phil 1:29), insofern wir uns auch wirklich als "ein Teil von Ihm" sehen, im zweiten Fall geht er nicht den geringsten Kompromiss ein, wenn das ihm anvertraute Evangelium der Gnade angegriffen wird, ja er zeigt ungewöhnliche Härte, wie wir ja schon in Gal 1:8-9 sahen. Die Rettung der Galater in der Gnade (die ja auch die unsere ist) durgte nicht verwässert werden. Nur zu gut wusste Paulus, dass eine ganz kleine Menge Sauerteil die gesamte Teigmasse durchsäuern und diese damit unbrauchbar machen konnte. Aber unbrauchbar wofür und warum?

Es ist ein Mangel unter den Gläubigen, dass sie keinerlei Vorstellungen von dem haben, was droben auf sie zukommt! Es scheint den meisten zu genügen, dass es "Herrlichkeit" sein wird! Wir haben immer wieder darauf hingewiesen, dass Paulus uns eindringlich auffordert, auf das zu sinnen, was droben ist (Kol 3:1-4). Dazu gehört auch, dass wir uns darüber klar sein müssen, dass dort droben "Aufgaben" auf uns warten, di ein Eph 1:10 so zusammengefasst sind: "... in Christus das All aufzuhaupten" ... für uns "in den Himmeln"! Es wird unsere ganz große Hauptaufgabe sein, dass wir gemäß Eph 2:7 den alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade in Güte gegen uns in Christus Jesus zur Schau stellen - was anders ausgedrückt beinhaltet: Wir werden einmal in den Himmeln Schaugefäße Seiner Gnade sein!

Wenn wir nun diesen Hauptbestandteil unserer überhimmlischen Berufung (die Gnade) gar nicht erkennen wollen, oder diese verwässern bzw. vermischen und somit inhaltslos machen, sind wir in den herankommenden Äonen für diese Aufgabe ”unbrauchbar"!

Ist uns allen die Gewichtigkeit der gestrigen Aussagen klar? Sind wir uns tatsächlich bewusst, was in den herankommenden Äonen auf uns zukommt? Und wenn wir unsere zukünftige Aufgabe erkannt haben, sind wir innerlich bereit, uns darauf zubereiten zu lassen? Und haben wir erkannt, was uns Phil 1:29 sagen möchte, dass es uns in Gnaden gewährt ist, für Christus zu leiden? Dabei heben wir in dieser Aussage besonders hervor: "in Gnaden"!

"Gnade" ist also nicht nur unsere Rettung, auch nicht nur "unsere Freiheit in Christus", sondern schenkt uns darüber hinaus die Kraft; "für Ihn zu leiden", Paulus erklärt dies in Phil 1:30 so: "...indem ihr denselben Ringkampf habt, derart wie ihr ihn an mir gewahrt und nun von mir hört."

Gegen wen rang Paulus? Er rang damit, dass er es als Gnade sehen konnte, Schmach, Mühe Hass, Verfolgung, Schläge, Steinigung, Schiffbruch, Ketten und vieles mehr "für Ihn" auf sich zu nehmen, aber auch den Kampf in der galatischen Gemeinde, wo es darum ging, "klare Stellung für das Evangelium der Gnade" zu beziehen! "Klare Stellung" bedeutet aber auch Kampf, ja Ringkampf, notfalls gegen seine eigenen Brüder dem Fleisch nach, und vor allem gegen seine Berufskollegen, die gläubigen Pharisäer!

Wie oft schweigen wir aus Angst, wo wir eigentlich mutig die von uns erkannte Wahrheit bezeugen sollten? "Schweigen", weil wir die Reaktion der Geschwister fürchten? Weil wir nicht auffallen wollen? Weil wir keine Störenfriede sein wollen? In 2Tim 4:7 schreibt Paulus am Ende seines Lebens: "Den edlen Ringkampf habe ich gerungen..." und blickt dabei auf die Preisrichterbühne de sChristus. Mögen wir alle Paulus auch hier als Vorbild ansehen!

Wir haben festgestellt, dass nicht alle Juden, die zum Glauben an Jesus Christus kamen, jene Freiheit vom Gesetz, die Paulus vertrat, akzeptieren. Angeführt wurden diese Juden von gläubigen Pharisäern. Für sie galt unverbrüchlich die von den Vätern übernommene Beschneidung. Und gerade für sie war Paulus ein unverständlicher "Erneuerer", dem das Handwerk gelegt werden musste, notfalls auch mit Zwang. Dabei ist wichtig, dass sie nicht erkennen konnten, dass es für die Nationen ein andersartiges Evangelium geben sollte. Damit kommen wir zu der logischen Folgerung: Wenn Gott mittels dem erhöhten Christus dem Paulus kein anderes Evangelium enthüllt hätte, dann... ja dann wäre die Forderung der Pharisäer, sich beschneiden zu lassen, berechtigt gewesen! Der eindeutige Kampf der Pharisäer gegen Pauli Evangelium deutet zwingend darauf hin und ist geradezu der. Be weis dafür, dass es dieses andersartige Evangelium gibt!

Wäre es bei der Zentral- und Vorrangstellung Israels auch in der neuen Verwaltung der Gnade geblieben, hätten alle Gläubigen aus den Nationen, die in den vollen Genuss der Verheißungen an Israel gelangen wollten, sich der Beschneidung unterziehen lassen müssen. Das es aber nicht bei dieser Vorrangstellung Israels geblieben ist, übersehen bis heute all jene Gläubige, die nicht anerkennen wollen, dass mit Paulus tatsächlich etwas Neues begann, dass sich sein Evangelium grundsätzlich von jenem der Zwölf unterschied - in der "Freiheit vom Gesetz"! Und genau "diese Freiheit" wollen einige auskundschaften und dann auch bekämpfen.

Das Gesetz gebietet: "Du musst etwas tun!" Das Evangelium der Gnade ruft uns zu: "Es ist alles getan!" "In Christus haben wir die Freilösung durch Sein Blut", wie es Eph 1:7 bezeugt! Ist das nicht genug für uns?

Gal 2:5

"... so haben wir ihnen nicht einmal für eine Stunde auch nur scheinbar durch Unterordnung nachgegeben, damit die Wahrheit des Evangeliums bei euch fortbestehe."

Es fällt uns heute sehr schwer, nachzuvollziehen, welchen Kampf Paulus durchzustehen hatte. Wir müssen uns aber vorstellen, dass jene Männer, die Paulus bekämpften, keine erkennbaren Feinde waren, vielmehr waren sie hoch gelehrt, standen von auf jüdischem Offenbarungsboden, also dem verlängerten alttestamentlichem Boden ihrer jüdischen Väter und verlängerten diesen Boden einfach in die damalige Gegenwart, das heißt, in der Welt der Gläubigen aus den Nationen. Sie hatten also das volle Gewicht dessen, was die jüdischen Verheißungen betrifft, auf ihrer Seite!!! In Israel war der heilige Geist zuerst erschienen, von Jerusalem aus waren die ersten Zeugen des Evangeliums ausgegangen, sogar solche aus den Nationen konnten sich als Proselyten anschließen ... all dies wurde den Galatern zugetragen und überzeugte sich auch; die Folge war: Sie ließen sich zum jüdischen Evangelium des Königreiches umstellen und verloren so ihre Freiheit in Christus. Können wir jetzt mehr nachempfinden, gegen welche Macht Paulus ankämpfen musste?

Was Paulus in unserem Leitvers anspricht, hat viel mit "Menschenfurcht" zu tun. Und wo diese Furcht vor Menschen besteht, wird schnell geheuchelt - liegt uns dies fern? Nicht jeder von uns ist ein geborener Kämpfe, nicht jeder von uns hat den Mut, seine Erkenntnis überall zu vertreten, und nicht jeder von uns ist immun gegen Angriffe! Deshalb schweigt man oft oder gibt lieber nach - auf Kosten des Evangeliums der Gnade! Aber vielleicht haben es viele auch noch nicht ausprobiert: Gerade wenn wir schwach sind, wenn wir uns scheinbar hilflos fühlen, dann kann Gott mit "Seiner" Kraft in unser Leben eingreifen! Anstatt zu schweigen, nachzugeben oder gar zu heucheln, genügt der vertrauende Blick auf unseren Herrn. Pauli Zeugnis in 2Kor 12:10 ist gewaltig: "Darum ist mir wohl zumute selbst in Schwachheiten, unter Misshandlungen, in Nöten, in Verfolgungen, unter Druck um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich "kraftvoll"!

Wir (unsere Leser) sahen im Verlauf der Apostelgeschichte, wie Paulus gemäß der ihm von Gott gegebenen Gnade als weiser Werkmeister den Grund für den Aufbau der Körpergemeinde Christi Jesu legen durfte, und die galatischen Gemeinden waren ein wichtiger Baustein in diesem Fundament. "Wichtig" darum, weil gerade sie das Musterbeispiel für alle weiteren Generationen darstellten und darstellen, deshalb ist ja auch dieser Brief an die Galater für uns alle so bedeutungsvoll. Es war Paulus überaus wichtig, dass die Wahrheit seines ihm anvertrauten Evangeliums auch fortbestehe, und dies in reiner unverwässerter Form!

Was sich damals bei den Galatern ereignete, sehen wir bis heute in erschütternder Weise auf Schritt und Tritt: Nicht nur der Abfall von Pauli Evangelium der Gnade, nein die totale Ignoranz seines Auftrags an die Nationen! Was damals die Judaisten versuchten, nämlich Gesetz und Gnade zu vermischen, ist heute das landläufige Evangelium geworden. Pauli Evangelium der überströmenden Gnade ist zur einsamen "Stimme in der. Wüste" geworden - merken wir das?

Aber sehen wir alles einmal etwas anders: Die wahren Herausgerufenen der Körpergemeinde gingen schon früh in die "Katakomben", also in den Untergrund und wurden für die Allgemeinheit unsichtbar. Sie ließen sich also schon in ihrem Anfangsstadium nicht mehr als eine Organisation, Richtung oder irgendeine Namensgemeinde darstellen. Auf uns heute bezogen, heißt das nichts anderes als: Aus der nicht mehr überschaubaren Zahl der Kirchen, Gemeinden, Hauskreisen usw. wo kein klares paulinisches Evangelium mehr gelehrt wird, sind es immer nur Einzelne, die herausgerufen sind. Und diese Einzelnen verbindet, was wir in 1Kor 12:13 lesen: "Ein Geist, ein Körper"! Und all diese sind dann auch in Christus "eine neue Schöpfung", wie es 2Kor 5:17 aufzeigt.

Wir möchten noch einen Tag an das Gestrige anknüpfen, weil wir alle ja immer wieder zu hören bekommen: "Man muss doch einer Gemeinde angehören!" Aber was ist "Gemeinde" überhaupt? Ist es die Bindung an eine menschliche Vereinigung? Eine Kirche oder Gemeinschaft?

Wir werden sehr schnell feststellen (oder haben es längst festgestellt), dass jede Gemeinschaft gewissermaßen einen Zaun aus Lehrmeinungen um sich aufgebaut hat, der nicht überschrietten werden darf. ÖWer über diesen Zaun hinaus weitere Erkenntnisse aus dem Wort Gottes gewonnen hat, darf diese kaum oder nicht äußern. Die betrifft zu einem großen Teil gerade die paulinische Aussagen - sie sind unerwünscht! Allein aus dieser Tatsache heraus ist es folglich unmöglich,dass diese vielschichtigen Gemeinden den Körper Christi darstellen, wie ihn Paulus in 1Kor 12:12 ff beschreibt. Damit meinen wir aber nicht die einzelnen Gläubigen, sondern die jeweiligen menschlichen Organisationen!

In Eph 4:4-6 legt Paulus fest, was die Glieder der Körpergemeinde Christi Jesu verbindet: "Die Einheit des Geistes!" "Eine Körperschaft, ein Geist, ein Erwartungsgut, ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller, der über allen ist und durch alle und in allen wirkt.! Und alle Körperglieder dürfen sich in dieser Einheit des Geistes "eins" wissen, u nd: Wir sollen uns befleißigen, diese Einheit des Geistes durch das Band des F riedens zu halten! Tun wir das?

Leider wird auch unter hohen Erkenntnisträgern gestritten und einander benkämpft, und dies oft nur wegen "Nuancen"! "Frieden! zu halten ist also ein Gebot der Liebe, die ja eigentlich in unsere Herzen ausgegossen ist (Röm 5:5). Doch wenn uns brüderliche Liebe versagt bleibt, ist Gott treu, weil uns gemäß Röm 8:38-39 nichts mehr von Seiner Liebe scheiden kann!

Gal 2:6

"Von den Angesehenen aber (was für ein Ansehen, als seien sie etwas, sie einst hatten, macht mir nichts aus, da Gott nichts von dem äußeren Ansehen eines Menschen hält),"

Wir sind in den letzten Versen etwas vom Thema abgekommen, aber bedenken wir immer: Der Galaterbrief galt zum einen den Galater, und hier müssen wir uns gedanklich zurückversetzen, zum anderen gilt er noch heute, und da müssen wir selber kritisch bei uns nachfragen. Heute kommen wir wieder zurück zu den Galater, und a mag uns im Leitvers zuerst einmal irritieren, in welcher Art uns Weise Paulus von den Angesehenen spricht (immerhin stehen hier Petrus, Johannes und Jakobus an erster Stelle) - seine Worte hören sich doch sehr überheblich an! Diese scheinbare Überheblichkeit passt aber nicht zu Paulus, deshalb müssen wir ihn richtig verstehen:

Es geht dem Apostel ausschließlich um jene Unruhestifter innerhalb der galatischen Gemeinden, welche sich auf die Angesehenen in Jerusalem beriefen, indem sie den Galatern vorhielten, Pauli Lehre sei gerade mit jener Angesehenen in Jerusalem nicht identisch (was ja auch der Realitätit entsprach) Pauli Worte dürfen also nicht abfällig oder überheblich gesehen werden, vielmehr bezeugt der Apostel, dass ihn diese gegensätzliche Haltung der Angesehenen seinem Evangelium gegenüber nicht beunruhigt (und wir sehen in den weiteren Versen dann ja auch eine wunderbare göttliche Einigung auf dem Konzil in Jerusalem). Mit anderen Worten: Paulus lässt sich nicht durch das äußere Ansehen beeinflussen oder irritieren, weil bei Gott unsere menschliche Stellung oder Rang (das äußere Ansehen eines Menschen) völlig unerheblich ist. Vielleicht kann uns dies heute im Blick auf Petrus und Paulus dienen: Der eine war nur ein ganz einfacher Fischer, der andere ein hochgebildeter und gelehrter Pharisäer - und doch gebraucht Gott beide als gleichwertige Werkzeuge, wenn auch mit unterschiedlichem Aufgabengebiet. Nicht unser menschliches Ansehen, unsere Titel und akademischen Grade machen es aus, sondern Gott erwählt und beruft - und wir sind hier mehr Törichte, Schwache, Niedriggeborene, Verschmähte vertreten, damit sich kein Fleisch rühme (siehe 1Kor 1:26-31).

Wir möchten noch einen Tag über das "äußere Ansehen" schreiben, von dem Gott nichts hält, weil es für Ihn "nichts" ist! Umso mehr scheint es für so manche Gläubige ein Anziehungsmagnet zu sein. So werben biblische Vortragsstätten mit Professoren, Doktoren, Kirchenräten usw. und man hat den Eindruck, je mehr äußres Ansehen, je mehr Titel, je lieber kommen die Zuhörer. Der Vergleich zwischen Petrus und Paulus, den wir gestern angeführt haben, spricht hier für sich. Die galiläischen Fischer (wie Petrus und Johannes) hatten weder ein Schriftstudium noch sonst eine hohe Bildung - und doch hat sie Gott erwählt!

Gott erwählt einen Menschen nicht nach dessen menschlicher Bildung, sondern setzt ganz andere Maßstäbe an (siehe 1Kor 1:26 ff). Bei Paulus sehen wir, dass er alles, was ihm einst Gewinn war, also auch sein Schriftstudium zum Pharisäer, später für verwirkt erachtete, ja es als "Abraum" bezeichnete (Phil 3:7 ff) Und verwirkt hat er es "um Christi willen"! Wenn wir die weiteren Verse in Phil 3:7-14 aufmerksam lesen, erkennen wir, worum es geht: um "Christus zu gewinnen", um "in Ihm befunden zu werden", um "Ihn zu erkennen, die Kraft Seiner Auferstehung und die Gemeinschaft Seiner Leiden" ...wir merken, dass dies ganz andere Inhalte sind als das äußere Ansehen! Und wir merken auch: Gott gebraucht, um uns als Werkzeuge einsetzen zu können, nicht unsere eigene menschliche Ausbildung, vielmehr bereitet "Er uns zu! Er nimmt uns also in Seine Schule, und die heißt für uns erste einmal, "um Ihn (Christus) zu erkennen und die Kraft Seiner Auferstehung und die Gemeinschaft Seiner Leiden"! Wenn wir dies erkennen durften, kommt der nächste Schritt: ".... indem wir Seinem Tod gleichgestaltet werden...!" Kurz gesagt: Gott führt uns in "die Schwachheit", um an uns Seine Kraft zu erzeigen. Disen Weg ging Paulus, und er musste alles Vorherige, alles Ansehen, Ehjre und Ruhm zurücklassen. "Wer sich rühmt, der rühme sich im Herrn" (1Kor 1:31).

Gal 2:6b-7

"...mir haben diese Angesehenen doch nichts anderes unterbreitet, sondern im Gegenteil, weil sie einsahen, dass ich mit dem Evangelium der Unbeschnittenheit betraut bin, so wie Petrus mit dem

der Beschneidung"

Paulus ist dabei, den Galatern klarzumachen, dass sein Evangelium der Gnade in Jerusalem von den Angesehenen nicht abgelehnt, sondern anerkannt wurde. Wir sind also mit unseren Versen 6-10 im Grunde bei dem Resultat des Konzils angelangt, und dies lautete: "Übereinstimmung"! Diese "Übereinstimmung" bezog sich aber nicht auf die Evangelien, sondern auf die Anerkennung der Unterschiede!!! Und die Anerkennung dieser unterschiedlichen Evangelien durch die Apostel der Beschneidung konnte nur dadurch erfolgen, dass Paulus ihnen ohne Zurückhaltung und ohne Abzug alles offenlegte, was ihm der erhöhte Herr enthüllt hatte. Bleiben wir hier einmal nachdenklich stehen: Wie gehen wir mit den paulinischen Wahrheiten um? Wie viel halten wir verdeckt (sind still), um nicht als Irrlehrer zu gelten?

Die Wahrheit der zwei unterschiedlichen Evangelien ist eigentlich für jedermann ganz einfach und logisch zu verstehen, wenn alles offengelegt wird. Doch vielfach hemmt Menschenfurcht die Offenlegung der paulinischen Wahrheiten. Ein schwäbischer Gemeindegründer (Michael Hahn) soll gesagt haben: "Wer die Allaussöhnung nicht glaubt, ist ein Ochse, wer sie verkündigt, ist ein Esel!" Hätte Paulus nach diesem Prinzip gehandelt, hätten die Brüder in Jerusalem sein Evangelium an die Nationen nicht oder nur teilweise verstanden und hätten es, menschlich gesehen, auf dem Konzil abgelehnt!

Schauen wir noch einmal auf Vers 5b: "... damit die Wahrheit des Evangeliums bei euch fortbesteht." An Timotheus schreibt Paulus (2Tim 4:5 ff): "Du aber sei nüchtern in allem, leide Übles wie ein trefflicher Krieger Christi Jesu. Tue das Werk eine Evangelisten, richte deinen Dienst völlig aus" - es gehört. zum Dienst an der Wahrheit des Evangeliums dazu, Übles zu leiden, weil viele die W ahrheit gar nicht hören wollen, mehr noch, sie nicht mehr ertragen können und deshalb sofort mit bösen Worten zurückschlagen.

Es ist, wie wir gestern schon sagten, alles ganz einfach: Unser Leitvers nennt "ein Evangelium der Unbeschnittenheit", und "ein Evangelium der Beschneidung". Wären beide Evangelien vom Inhalt her gleich, gäbe es keine Diskussion, kein Konzil und keinen Streit; doch gerade wegen der Unterschiede musste sich Paulus ständig wehren, erklären, rechtfertigen, und sogar von jenen, die ihn ablehnten nur zu oft fliehen. Jeder Gläubige könnte allein aus dieser Tatsache leicht erkennen, dass es "zwei" Evangelien geben muss!

Was vielen Gläubigen der zurückliegenden Generationen bis heute so schwer fällt, ist die Tatsachen, dass das Evangelium der Unbeschnittenheit (an die Nationen) das Fleisch völlig ausschaltet, bei dem Evangelium der Beschneidung hingegen wird das Fleisch durch das Gesetz gefordert. Dabei ist für uns alle leicht zu beobachten, dass es den Menschen grundsätzlich leichter fällt, dem Fleisch zu dienen (etwas aus eigener Kraft zu tun), als dieses Fleisch ans Kreuz zu verweisen. Aber werfen wir heute einen kurzen Blick auf die "Beschneidung", was bedeutet sie generell?

Sie beginnt bei Abraham! Abram (sein ursprünglicher Name) wurde ein Same verheißen, doch dies sollte nicht aufgrund seiner fleischlichen Kraft geschehen, sondern in der Kraft des Glaubens. Deshalb musst Abram (und Sara) erst einmal warten. Als jegliche fleischliche Möglichkeit, den verheißenen Samen zu erhalten, abgestorben war, konnte Gott eingreifen, der Weg für den Geist war frei. Abram bekam mit Sara den verheißenen Sohn, und dies musste mit einem Zeichen markiert werden, "der Beschneidung"! Die Beschneidung schneidet das Fleisch ab, um den Weg für den Geist zu öffnen... das ist der Sinn und die Bedeutung der Beschneidung.

Wenn wir die gestrigen Gedanken zur Beschneidung überlegen, müsste eigentlich das Volk Israel am besten die Bedeutungslosigkeit des Fleisches erkennen, die Evangelien müssten also vertauscht werden, weil gerade Israel nicht mehr auf die Kraft des Fleisches vertrauen sollte - doch es ist gerade umgekehrt! Diese Verdrehung ist so interessant, dass sie uns etwas beschäftigen soll, und sie beginnt natürlich bei Abraham (Abram):

Abram glaubte der Verheißung Jewes, was ihm zur Gerechtigkeit angerechnet wurde(1Mo 15:4-6). Abram hatte also den Glauben, aber ... es fehlte an der Geduld! Aufgrund dieser Ungeduld wurde durch Hagar der erste Sohn Ismael geboren. Die Frucht dieser Ungeduld wurde aber von Jewe nicht bestraft, weil Ismael genauso dem Willen Gottes entsprach, wie später Isaak. Ismael war der Hintergrund für die Wege Gottes! Gott gebrauchte das Versagen Abrams (und Saras), um Sein Ziel zu erreichen. Die menschliche Vorstellung, dass Abram fehlging, als er Ismael zeugte, ist somit nicht richtig! Gott brauchte Abrams fleischliches Versagen, um aufzuzeigen, wie kraftlos das Fleisch im Grunde ist!

Nun hätte das Volk Israel aus diesen Begebenheiten lernen können, doch was tat es! In 2Mo 19:3-6 wird die göttliche Bestimmung über dem Volk ausgesprochen, nämlich ein königliches Priestertum und eine heilige Nation zu werden, dazu musste das Vol in die Schule Gottes! Israel sollte lernen, sich ganz seinem Gott hinzugeben (lies 2Mo 14:14). Dazu wurde es immer wieder in hoffnungslose Situationen geführt, das beste Beispiel ist die Wüste beim Auszug aus Ägypten: Vor sich das Schilfmeer, hinter sich die ägyptischen Soldaten, dann die glutdurchtränkte Wüste ohne Nahrung und Wasser... den Weg des Glaubens, den Abram einst ging, sollte Israel und seine Nachkommen jetzt auch gehen! Ging es diesen Weg?

Wir gehen immer noch der Frage nach, warum nicht das Volk Israel das Evangelium der Gnade innehat und setzen deshalb unsere begonnene Betrachtung über die Beschneidung fort:

Israel hätte auf all seinen Wegen, besonders auf dem Weg der Wüstenwanderung, auf die Kraft seines Gottes setzen sollen, doch es hat selbst auf diesem schweren Weg nichts gelernt. Nach allen Zeichen und Wundern, die Gott durch Mose wirkte, hätte es erkennen sollen, sich ganz auf die Gnade Gottes zu verlassen; doch es verließ sich auf die vermeintliche Kraft des Fleisches. Am Fuß des Berges Sinai, wo Gott Seinem Volk durch Mose Israels Erwählung erkennen ließ und dem Volk Seinen Bund zeigte, stand Israel vor der Entscheidung: Gnade oder Gesetz! Die Wahl fiel einstimmig: "Alle Worte, die Jewe gesprochen hat wollen wir tun!" Die Betonung liegt auf "wir", also auf der eigenen Kraft. Damit verwarf Israel die Gnade und stellte sich einmütig unter das Gesetz!

Man müsste an diesem Punkt zu dem Schluss kommen: Gott hat Sein auserwähltes Volk aufgegeben, weil es offensichtlich unfähig war, das göttliche Ziel seiner Berufung zu erreichen. Doch Gottes Wege sind nicht unsere Wege und Seine Gedanken sind nicht unsere, dies bezeugte schon Jesaja (Jes 55:8). Und so lässt Gott Sein Volk bis heute zwar mit großem Ernst die Beschneidung des Fleisches praktizieren, doch praktisch tut es das Gegenteil. Und dementsprechend ist auch das dem Volk Israel von Gott zugeordnete Evangelium: Sein Inhalt ist "das Gesetz"!

Die Beschneidung des Fleisches sollte bei Israel den Weg für den Geist freimachen, doch durch Israels scheinbares Versagen führte der Weg Gottes zu den Nationen, zu uns!

Wir merken, liebe Geschwister, dass uns das etwas abschweifende Thema noch etwas beschäftigen muss, das Beste kommt ja noch:

Mit voller Absicht erwählte Gott das schwächste und geringste Volk (siehe 5Mo 7:7), weil es versagen musste! Die Verantwortung für dieses scheinbare Versagen liegt allein bei Gott. Israel durfte den WErt der überströmenden Gnade nicht erkennen, weil Gott dies der Körpergemeinde Christi Jesu vorbehalten hatte, also uns. In den Kapiteln 9-11 des Römerbriefes (Röm 9-11) setzt sich Paulus damit auseinander und erklärt, warum Israels Unfähigkeit (Kränkung) unser (der Körpergemeinde Christi Jesu) Reichtum ist. Seine Ausführungen gipfeln darin, dass es ein Geheimnis Gottes war, dass Israel nicht erkennen konnte und damit verstockt wurde, und diese Verstockung dauert so lange an, bis die Vervollständigung der Nationen eingehe (Röm 11:25).

Israel, welches auf dem Grund der Beschneidung Abrams der Träger des Evangeliums der Gnade sein müsste, durfte diese Gnade nicht erkennen, weil Gott sie in einem Geheimnis den Nationen zugeordnet hat. Damit sind wir bei der Antwort unserer Anfangsfrage!

Israel durfte nicht die Gnade erkennen, sondern musste trotz der Beschneidung auf die Kraft des Fleisches setzen, damit Gott das Geheimnis der Körpergemeinde Christi Jesu durch Paulus ins Leben rufen konnte. Und das Evangelium der Gnade, welches zuerst einmal Israel gehören sollte, wurde gemäß dem Ratschluss Gottes von dem Volk abgelehnt und ging, wie wir in Apg 28:26-28 lesen, zu den Nationen. Es ist unser kaum fassbarer Reichtum, dass wir, liebe Geschwister, in dieser "überströmenden Gnade" leben dürfen, wo jeglicher Ruhm des Fleisches ausgeschlossen ist. Das Blut unseres Herrn hat alles bewirkt, zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit!

Gal 2.8

".... (denn der in Petrus für das Apostelamt der Beschneidung wirkt, der wirkt auch in mir für die Nationen),"

Der Pharisäer Saulus aus Tarsus war von Gott auserwählt und berufen, das Geheimnis der Körpergemeinde Christi Jesu zu empfangen und als Evangelium der Gnade den Nationen zu herolden (siehe Eph 3:8); nicht die Beschneidung (das Volk Israel), sondern die Nationen sind folglich Träger des Evangeliums der Gnade. So logisch es wäre, dass Israel den Sinn der Beschneidung erkannt hätte und für das Evangelium der Gnade stände, so ganz anders als menschliche Logik sind Gottes Wege! Mehr noch: Denn wie die Himmel erhabener sind als die Erde, so sind Meine Wege erhabener als eure Wege und Meine Gedanken als eure Gedanken (Jes 55:9). Werden wir aber bitte nicht unbesonnen und hochmütig, wenn Gott Sein Volk zurücksetzt, denn Israel ist nicht für immer verstockt, vielmehr wir eintreffen der Bergende aus Zion; abwenden wir Er die Unfrömmigkeit von Jakob ... (lies Röm 11:26 ff).

Viele Punkte zu dem obigen Thema wären noch genauer zu erörtern, doch wir müssen wieder zu unserem Leitvers und zu den Galatern zurück: Auf den Konzil in Jerusalem erlangte der Apostel Paulus die volle Anerkennung seines Aposteltums an den Nationen und wurde auf die gleiche Stufe wie Petrus gestellt: Petrus und Paulus, jeder das entsprechende Haupt des jeweiligen Evangeliums! Dabei stellt Paulus heraus, dass es Gott war, der diese beiden Häupter in ihren Dienst berufen hatte und auch bestätigte. Damit wurde die Trennungslinie zwischen der Beschneidung und den Nationen gelegt, was der Verlauf der Geschichte Israels bis heute beweist.

Schauen wir heute zuerst noch auf Petrus: In Mt 16:16 darf er die wunderbaren Worte sprechen: "Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!" Und genauso wunderbar antwortet der Herr in Mt 16:18: "Du bist Petrus, und auf diesem Felsen will Ich Meine herausgerufene Gemeinde bauen...."!

"Petrus", der Felsen, auf dem der Herr Seine herausgerufene Gemeinde bauen will - wer diese Aussage separat betrachtet, könnte daraus folgern, Petrus sei auch "unser" Felsen! Leider wird gerade dies nur zu oft praktiziert, indem, ohne den weiteren Zusammenhang zu lesen, ein einzelner Vers aus der Bibel herausgegriffen wird (wir haben diesen schwerwiegenden Fehler ja schon oft angeprangert). Es wird völlig übergangen, dass ja auch die Pfingstgemeinde in Jerusalem, die für das irdische Königreich steht, eine "herausgerufene Gemeinde" darstellte, nur mit einem anderen Aufgabengebiet, dem "auf der Erde". Demzufolge lautet auch der Auftrag des auferstandenen Herrn an Seine Jünger: "Daher geht hin, macht alle Nationen zu Jüngern..." (Mt 28:19). Dieser Auftrag ist eindeutig "irdisch" bezogen, er umfasst die gesamte Menschheit. Aber: Dieser Auftrag wurde

  1. Israel gegeben, und
  2. kann er von Israel erst ausgeführt werden, wenn die Körpergemeinde entrückt ist und das Königreich beginnt.

Dass auch dieser Auftrag Jesu an Seine Jünger bis zum heutigen Tag vielfach von der Christenheit missbraucht wird, haben wir alle vor Augen! Noch immer bewegt sich weltweit ein Heer von "Missionaren", doch trotz größtem Einsatz ist es nicht gelungen, auch nur eine einzige Nation zu Jüngern Jesu zu machen. Wir möchten jetzt aber nicht die gute Absicht verurteilen, wenn diese "Missionare" Gottes Wort verbreiten wollen (Gott benutz diesen fälschlichen Eifer durchaus auch dazu, um die wirklich Auserwählten zurufen), sondern prangern die Unkenntnis über Gottes Zeitplan an!

Der Auftrag an Petrus, dem Haupt der herausgerufenen Königreichsgemeinde (zuständig für die Erde) ist, wie uns ja Röm 11 lehrt, <u>zurückgestellt, und wir erst wieder aktiviert, wenn der Bergende aus Zion eintrifft, was Sach 14:4 ff. wunderbar beschreibt.

Wir haben gestern in Kürze versucht, den Auftrag (das Aposteltum) des Petrus an den Nationen zu umreißen, er ist das Haupt der herausgerufenen Königreichsgemeinde. Heute gehen wir zu Paulus:

Seine Auserwählung und Berufung haben wir in der Apostelgeschichte ausführlich darstellen können und in. unserem Leitvers bestätigt Paulus das Wirken Gottes in ihm, sein Aposteltum gilt eindeutig den Nationen! Es ist mehr als verblüffend, wenn wir heute zurückschauen und sehen, wie die beiden Apostel (Petrus und Paulus) ausgetauscht wurden. Anstatt auf den Apostel Paulus zu hören, der vom erhöhten Herrn als Apostel der Nationen eingesetzt wurde, hört ein Großteil der Glauben auf Petrus, dessen Apostelamt ja bis zum Kommen des Herrn auf den Ölberg zurückgestellt wurde.

Pauli Worte in Eph 3:1-2 müssen uns tief berühren, hat er doch schon im Gefängnis in Rom diesen Trend vorhergesehen. Wir zitieren diese Verse aus der alten 4. Auflage unserer Konkordanten Wiedergabe, weil sie dem Urtext näher liegen: "Mithin bin ich , Paulus, der Gebundene Christi Jesu für euch, die Nationen - wenn ihr überhaupt hört von der Verwaltung der Gnade Gottes, die mir für euch gegeben ...". Achten wir besonders auf die unterstrichenen Worte: "... wenn ihr überhaupt hört..."! Wie schmerzhaft muss es für Paulus gewesen sein, diesen Trend schon in Rom zu erleben. !2 Und wer hört ihn heute noch? Wer weiß um seinen Auftrag an den Nationen ? "Wenn ihr überhaupt hört" - wie wehmütig klingen diese Worte auch heute in unseren Herzen an!

Eine bestimmte Zeit (sie beginnt mit Paulus als "Gebundenem" und endet mit unserer Entrückung) sollen wir von der Verwaltung der Gnade hören (lesen), und uns daran erfreuen, "Gnade" ist das Herzstück dieser Verwaltung, unser kostbarer Schatz!

Gal 2:9

"... und da sie die mir gegebene Gnade erkannten, gaben Jakobus, Kephas und Johannes, die als Säulen angesehen werden, mir und Barnabas die rechte Hand der Gemeinschaft, damit wir für die Nationen, sie aber für die Beschneidung wirkten,"

Das Konzil in Jerusalem findet einen geistgewirkten Abschluss: Die drei Säulen der Pfingstgemeinde erkannten die dem Paulus gegebene Gnade! Versuchen wir einmal, uns in die drei Apostel, Kephas (Petrus) an der Spitze, hineinzuversetzen: Sie mussten doch ganz offensichtlich etwas erkennen und akzeptieren, was sie selber nicht hatten!! Greifen wir ein Beispiel aus dem Schätzkästchen der überströmenden Gnade heraus - "die Rechtfertigung aus Glauben."

Gerade Jakobus war es, der klar und unmissverständlich den zwölf Stämmen schrieb, dass der Mensch aus Werken gerechtfertigt wird und nicht aus Glauben allein (Jak 2:24).Und die Worte des Jakobus waren derselbe Grund, auf welchem Petrus, Johannes sowie die ganze Pfingstgemeinde standen. Genau das Gegenteil verkündigt Paulus: "Denn wir rechnen damit, dass der Mensch durch Glauben gerechtfertigt wird, ohne Gesetzeswerke" (Röm 3:28). Mussten da die maßgeblichen Apostel nicht schwer schlucken? Verstanden sie überhaupt den tieferen Sinn der Gnade, die dem Apostel Paulus gegeben war?

Lesen wir noch Röm 3:21 und 22: "Nun aber hat sich, getrennt vom Gesetz, Gottes Gerechtigkeit offenbart" ..."durch den Glauben Jesu Christi". Und Röm 3:24 resümiert: "Umsonst gerechtfertigt in Seiner Gnade durch die Freilösung, die in Christus Jesus ist". Wie hörten sich diese Worte für die Ältesten in Jerusalem an, die bezeugten, zu den Eiferern für das Gesetz zu gehören (Apg 21:21)?

Wer merken, liebe Geschwister, wie gewaltig diese Einigung durch das Geben der rechten Hand war - im Grunde konnte sie nur der Geist Gottes wirken!

Von Seinem Werkzeug "Israel" fordert Gott durch das Gesetz Werke, um vor Ihm gerechtfertigt zu sein - von uns, dem göttlichen Werkzeug aus den Nationen, jedoch nur "Glaube", und es ist nicht einmal unser eigener Glaube, sondern ausschließlich der Glaube Jesu Christi (Röm 3:22). "Sein" Glaube bewirkt die Gerechtigkeit Gottes, die auf uns kommt! Ist uns hier wirklich tief im Herzen klar, was das bedeutet?

"Gnade" wirkte auch bei Israel, die ganze Bibel ist voll davon - doch die überströmende Gnade, die Paulus gegeben war und durch ihn verkündigt wurde, ist einmalig! Und diese Einmaligkeit soll uns dahin führen, dass wir nichts, aber auch gar nichts zu bringen und zu bieten haben, dass wir uns auch nicht im Kleinsten rühmen können, weil alles "überströmende Gnade" ist!

Wenn Paulus uns in Phil 4:4 aufruft: "Freut euch in dem Herrn allezeit!", so ist es diese "überströmende Gnade", welche die Freude in uns auslösen darf! Und diese Gnade hat zum Inhalt, dass wir gemäß Eph 2:8 "Gerettete" sind, "ohne Wenn und Aber"! Wer noch unter dem gesetz steht, muss ständig um seine Rettung bangen; wer jedoch unter der überströmenden Gnade steht, hat endgültig "Friede mit Gott" und es ist ein "Friede" der allem Denksinn überlegen ist, weil er unsere Herzen und Gedanken wie in einer Feste in Christus Jesus bewahrt (gem. Phil 4:7).

Mühen wir uns, liebe Geschwister (insofern wir selber diese herrliche Gnade erkannt haben), überall und jederzeit Botschafter dieser herrlichen überströmenden Gnade zu sein!

Wir stellen uns heute die Frage, warum Paulus eine besondere Gnade verkündigen durfte - ist diese ihm gegebene Gnade höher, besser oder köstlicher als jene für Israel?

Schon oft haben wir auf Jes 55:8-9 hingewiesen, wo wir mit der Größe und Erhabenheit unseres Gotteskonfrontiert werden - diese Verse sagen uns, dass wir in unserem irdischen Staubgewand nicht alle Wege Gottes verstehen können bzw. sie verstehen müssen; trotzdem versuchen wir, eine Antwort zu finden, und sie ist vielleicht gar nicht so schwer:

Israels Auftrag geht an die Menschen auf dieser Erde (gem. Mt 28:19 an alle Nationen), unser Auftrag geht in die Himmel, also an die Geschöpfe Gottes in der unsichtbaren Welt! Es dürfte jedem klar sein, dass hier ein großer Unterschied besteht! Der Mensch braucht den Zug des Gesetzes, u m überhaupt einmal zu Christus geführt zu werden, und dies gem. 1Kor 15:22 ff zu seiner ihm bestimmten Zeit in seiner besonderen Abteilung. Israel muss also das Gesetz vertreten und natürlich auch als Vorbild dienen; deshalb sind die Gläubigen aus Israel alle "Eiferer für das Gesetz" (Apg 21:20b).

Die unsichtbare Welt braucht das Gesetz nicht, es wurde ja laut Gal 2:19b durch Boten angeordnet. Was die unsichtbare Welt aber nicht kennt, ist die Gnade, die umsonst rettet, ohne ein einziges Gesetzeswerk! Damit sind wir wieder bei unserem schon so oft zitierten Vers aus Eph 2:7: "... um in den kommenden Äonen den alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade in Güte gegen uns in Christus Jesus zur Schau zu stellen" - wir sind demnach "Schaugefäße Seiner Gnade"! Deshalb spricht Paulus von der ihm gegebenen Gnade", sie ist nicht höher oder besser, sondern nur eine "besondere".

Gal 2:10

"... nur dass wir der Armen gedenken sollten, und ich befleißige mich, gerade dies zu tun."

Wir haben das Resultat des Konzils in Jerusalem hinter uns, und es zeigte die geistgewirkte Übereinstimmung der beiden Werkzeuge Gottes: Die drei Säulen der Königreichsgemeinde (an der Spitze Petrus) stehen für die Beschneidung, Paulus hingen (als Apostel der Nationen) steht für die Unbeschnittenheit. Besiegelt wurde diese Übereinstimmung mit der rechten Hand der Gemeinschaft. Wenn wir heute zu Recht von zwei unterschiedlichen Evangelien sprechen (und schreiben), so liegt der Unterschied darin, dass die Evangelien sprechen (und den Bewohnern der überhimmllischen Räume - und jedes Evangelium ist den beiden Ebenen "Himmel und Erde" angepasst (siehe Eph 1:10) - deshalb müssen sie "unterschiedlich sein!!!

Nicht vergessen dürfen wir aber, dass beide Evangelien denselben Herrn haben, dass beide Evangelien zu Christus führen, und dass beide Evangelien gemäß Eph 1:10 das gleiche Ziel haben: "In Christus das All aufzuhaupten". Kann sich unter diesen Gegebenheiten einer über den anderen rühmen oder von einem besseren Evangelium sprechen? Wohl kaum! Unser einziger Ruhm ist "Er", unser Herr und Haupt!

Unser Leitvers nennt aber noch einen bewegenden Punkt: Die Wege gehen zwar getrennt, "nur dass wir der Armen gedenken sollten"! Ist es nicht wunderbar, wie hier nicht Hochmut und Überheblichkeit, sondern verbindende Liebe in Form von ganz praktischer Handreichung gegeben wird? 'Für Paulus waren "die Armen" nicht weit, denken wir nur an seine Kollekte für Jerusalem; und wir selbst finden Armut von Gläubigen nur zu oft in unserer unmittelbaren Umgebung, also auch nicht weit weg. Paulus hat sich befleißigt der Armen zu gedenken, er darf uns hierin als Vorbild dienen.

Paulus widersteht Petrus in Antiochia

Gal 2:11

"Als aber Kephas nach Antiochien kam, widerstand ich ihm ins Angesicht, weil er sich selbst ins Unrecht gesetzt hatte."

Der Brief an die Galater führt uns, wie wir bis hierher gesehen haben, weit herum, so wechselt unser heutiger Leitvers jetzt den Schauplatz von Jerusalem nach Antiochien. Lasst uns aber nicht aus den Augen verlieren, was der Kern des Briefes ist: "Ich staune, dass ihr euch so schnell umstellt, hinweg von dem Evangelium, das euch in Christi Gnade berufen hat..." (Gal 1:6). Der Apostel Paulus muss den Galatern (und uns) erklären, dass nicht die Apostel der Beschneidung für sie zuständig sind, sondern allein er, Paulus

In ganz besonderer WEise wichtig und vielsagend sind die Begegnungen mit Petrus, und solche gab es bisher drei an der Zahl. Beim ersten Treffen in Jerusalem setzte Paulus den Petrus über das Geschehen seiner Mission in Kenntnis, beim zweiten Mal erlangte er des Petrus Zustimmung, jetzt, beim dritten treffen, wechselt der Schauplatz nach Antiochien und wir erleben einen Paulus, der nichts mehr erklären muss, sondern dem Petrus widersteht und damit über Petrus steht! Dieses "über Petrus Stehen" soll aber nicht falsch verstanden werden, weil es nichts mit Hochmut zu tun hat, sondern mit "Aufdecken" und "Richtigstellen"! Es lag Paulus fern, den Petrus bei den Galatern in irgendeiner Art und Weise in ein schlechtes Licht zustellen, ihn bloßzustellen, vielmehr musste er aufzeigen, dass er dort, wo es gegeben war, in geistgewirkter Vollmacht widerstehen konnte - selbst gegen die Anführer der Apostel der Beschneidung!

F.H. Baader übersetzt, dass Petrus ein "Rügbargewordener" war, also einer, der "angreifbar" wurde, und dies geschah, tiefer gesehen, gemäß dem Ratschluss des göttlichen Willens. Gott führt Seine Auserwählten - und Petrus war ja vom Herrn auserwählt - immer wieder in Situationen, wo ein bestimmtes Verhalten

a) aufgezeigt, und
b) das Unrecht zurechtgerückt werden muss.

Auch das ist "göttliche Schule"!

Es war, wie wir gestern gesagt haben, in die Tiefer gesehen, der Wille Gottes, dass sich Petrus (hier Kephas) ins Unrecht setzte, rügbar und damit angreifbar wurde. Der Felsen, auf dem Jesus gemäß Mt 16:18 Seine herausgerufene gemeinde bauen will, musste Mängel aufzeigen!

Wir wissen alle aus eigener Erfahrung, wie schnell es zur Verherrlichung von Menschen kommen kann. In 1Kor 3 rügt Paulus die Korinther, weil sich Gruppierungen um Paulus und Apollos gebildet hatten und stellt wenig später in Vers 11 fest, dass es niemals ein Mensch sein kann, dem man aufgrund seiner speziellen Begabung anhängen soll, vielmehr kann niemand einen anderen Grund legen außer dem, der gelegt ist, und der ist Jesus Christus.

Petrus, als Anführer der Zwölf in Jerusalem, hatte in dieser Stellung ohne Zweifel großen Einfluss in Antiochien wie auch bei den Galatern. Wenn sich die gesetzlichen Verführer der Galater auf Petrus berufen konnten, hatte das seine Wirkung! Diese Wirkung war offensichtlich so stark, dass sich die Galater umstellen ließen. Jetzt zeigt Paulus auf, dass auch Petrus (nur!) ein Mensch war, der Fehler machte, und dies sollte für die Galater bedeuten, vermehrt und genauer alles zu prüfen, was ihnen als Evangelium vorgesetzt wurde. In Apg 17:11 lesen wir von den Beröern, dass sie Pauli Worte nicht nur bereitwillig aufnahmen (das taten die Galater ja zuerst auch), sondern sie erforschten täglich die Schriften, ob sich dies alles so verhalte.

Bevor wir also auf das spezielle Unrecht des Petrus zu sprechen kommen, wollen wir uns zusprechen lassen, nicht nur auf be stimmte Menschen zu hören und diese hochzuheben, sondern stets das ganze Wort im Zusammenhang im Auge zu haben und immer wieder zu prüfen; die Beröer sind uns hier ein gutes Vorbild.

Der Vorfall mit Petrus vollzog sich nicht im Stillen zwischen Petrus und Paulus, sondern wurde öffentlich gemacht, wie ja der Brief an die Galater zeigt; damit tritt die Verfehlung des Petrus in ein besonderes Licht. Wir dürfen auch annehmen, dass Paulus sich vor der öffentlichen Berichterstattung mit den Zwölfen verständigt hatte, also nicht eigenmächtig handelte. Warum dies?

Bedenken wir, dass Paulus noch in den Versen zuvor in Worten voller Achtung von Kephas geschrieben hatte, er war ja einer der Säulen der Gemeinde, ja die Hauptsäule. Es muss Paulus schon etwas gekostet haben, Petrus jetzt öffentlich anzuklagen! Wir dürfen wohl davon ausgehen, dass, wenn es sich um eine rein israelische Sache gehandelt hätte, Paulus dies bei einer persönlichen Aussprache belassen hätte - doch weil das Unrecht des Petrus die Frage "Gesetz oder Gnade" berührte und sein Verhalten auch die Nationen betraf, musste die Angelegenheit öffentlich richtig gestellt werden.

Vielleicht ist dies auch ein Wink für uns, wie wir uns bei ähnlichen Vorfällen verhalten sollen. Tragen Verfehlungen (die wir mit Sicherheit alle noch begehen) einen privaten Charakter, sollten sie auch privat behandelt werden. geschieht eine Verfehlung öffentlich vor der Gemeinde, dann darf keine falsche Rücksichtsnahme einem Tadel im Wege stehen. Bevor also ein Bruder öffentlich angeklagt wird, ist genau zu prüfen, ob dies richtig ist! Nicht selten spielen ja Neid und Eifersucht ihr liebloses Spiel und bringen Glaubensgeschwister unnötig in Verruf. Gedenken wir hier der zusprechenden Worte in Eph 4:1-6, wie Glaubensgeschwister untereinander umgehen sollen, nämlich mit aller Demut und Sanftmut, mit Geduld einander in Liebe ertragend. Vielleicht verankern wir die Worte in unserem Herzen:

"Euer alles geschehe in Liebe!"

Gal 2:12

"Denn bevor etliche von Jakobus kamen, aß er zusammen mit denen aus den Nationen; als sie dann kamen, wich er zurück und sonderte ich ab, weil er die aus der Beschneidung fürchtete."

Wir haben in den zurückliegenden Tagen zuerst einmal versucht, Grundsätzliches über eine Verfehlung darzulegen, heute kommen wir zu der konkreten Schilderung der Verfehlung des Petrus, also zum eigentlichen Thema:

Im Grunde sagt unser Leitvers sehr klar, was vorgefallen war. Petrus aß zuerst mit Nichtbeschnittenen (solchen aus den Nationen), und als die Brüder der Beschneidung (solchen aus den Nationen), und als die Brüder der Beschneidung auftauchten, wechselte er seine Haltung uns sonderte sich ab. Nun kann man fälschlicherweise das Verhalten des Petrus derart rechtfertigen, indem man behauptet, Paulus selbst lehre ja im Brief an die Korinther (1Kor 8), er habe aus zarter Rücksicht auf die Nichtjuden von seiner apostelischen Freiheit Gebrauch gemacht und mit ihnen gegessen; als dann die Juden (die von Jakobus) kamen, habe er dieselbe brüderliche Rücksicht auf ihre gesetzliche Einstellung genommen und sich wieder von den Unbeschnittenen abgesondert. Diese Meinung wird häufig von Gläubigen vertreten, welche das Wort der Wahrheit nicht richtig schneiden, wie es 2Tim 2:15 fordert, sondern ein Mischevangelium vertreten, worin Petrus über Paulus gestellt wird. So gerne man Petrus auch rechtfertigen möchte, können wir uns dieser Ansicht nicht anschließen, in den folgenden Versen tut es Paulus auch nicht. Wir sehen vielmehr, dass auch der Fels "Petrus" in seinem Wandel fehlen kann, was aber seiner Stellung unter den Zwölfen keinen Abbruch tut, sondern zeigt, dass auch er nur ein Mensch ist! Auch Abraham, der Vater aller Gläubigen, wurde schwach: So gab er seine Frau Sara als seine Schwester aus, auch konnte er n icht warten, bis Gott auf Seine Weise Sein Wort wahr machte (wodurch Ismael gezeugt wurde). Von vielen Glaubensmännern könnte Ähnliches angeführt werden - wir kommen wieder zu der Erkenntnis der Schwachheit unseres Fleisches, wissend, dass wir uns darin nie und nimmer rühmen können!

Petrus war, wie wir aus der Apostelgeschichte wissen, durch ein spezielles Gesicht (Apg 10) belehrt worden, nichts für gemein zu halten, was Gott gereinigt hat, und er praktizierte die Worte Gottes, indem er mit den Unbeschnittenen aß. Er wandelte also gemäß seiner Erkenntnis! Doch dann geschah etwas, was auch uns täglich begegnen kann: Die Gefahr der übergroßen Rücksichtsnahme auf Andersdenkende, das Fehlen an Festigkeit, sein Verhalten und seine Worte auch dem Stand seiner Erkenntnis anzupassen! Halten wir hier, liebe Geschwister einmal fest:

"Erkenntnis der Wahrheit verpflichtet!"

Petrus hatte durch sein Essen mit den Gläubigen aus den Nationen beweisen, dass er das Erleben bei Kornelius richtig verstanden hatte, aber: Er fürchtete sich davor, diese Erkenntnis auch vor den Juden um Jakobus zu vertreten! Schauen wir bei diesem Stand auf uns selbst: Inwieweit sind wir bereit, den Stand unserer Erkenntnis zu vertreten? Wie groß ist unsere Furcht vor anders denkenden gläubigen Geschwistern? Fürchten wir uns vor Repressalien, vor Druck, vor Verleumdung, vor Ausschluss aus einer Gemeinde?

Als ich, der Verfasser dieser Zeilen, vor Jahrzehnten in einer charismatischen Gemeinde bezeugte, was ich in meiner Bibel las, nämlich, dass wir von Gott auch durchaus Leidenswege geführt werden können, wurde ich ermahnt, darüber still zu sein; als ich dennoch den für mich erstaunlichen Mut aufbrachte, nicht stille zu sein, wurde ich aus der Gemeinde entfernt. Eine Welt brach für mich zusammen! Doch Gott führte mich wunderbar! Kurz nach dem obigen Vorfall kann ich mit Brüdern in Verbindung, die das paulinische Evangelium lehrten .. mir dämmerte, dass das Bezeugen der Erkenntnis nicht nur verpflichtet, sondern auch weiterführt!

Gal 2:13

"Dann heuchelten mit ihm auch die übrigen Juden, so dass selbst Barnabas durch ihre Heuchelei mit weggeführt wurde."

Wir sahen, wie Petrus, der ja durch ein Gesicht belehrt wurde, niemand als unrein zu erachten, diese Erkenntnis so lange praktizierte, wie er sich von seinen jüdischen Brüdern unbeobachtet fühlte; doch als Juden auf5tauchten, mangelte es ihm an Festigkeit, seine Erkenntnis auch dort offen zu legen, wo Widerstand zu erwarten war, er "heuchelte"!

Unser Leitvers nennt noch einen weiteren Grund, warum Paulus den Petrus öffentlich rügte: Sein Unrecht wurde umso größer, weil auch die übrigen, selbst Barnabas seinem Beispiel folgten! Spätestens hier hätte Petrus eine Klarstellung über seine in dem Gesicht gewonnene neue Erkenntnis abgeben müssen - stattdessen heuchelte er!

Man fragt sich hier unwillkürlich: Hatten "die von Jakobus" einen solch mächtigen Einfluss, dass sie den ersten der Apostel derart einzuschüchtern vermochten? Waren denn nicht gerade auf dem Konzil unter Jakobus jene Satzungen festgelegt, die auch weitgehend die Tischgemeinschaft der gläubigen Juden mit solchen aus den Nationen regelten? Warum also die Furcht des Petrus? Und vor allem: Warum auch Barnabas?

Versuchen wir heute zuerst einmal, uns in die damalige Lage in Antiochien hineinzuversetzen: Mit Sicherheit waren denen in Antiochien die Beschlüsse des Konzils in Jerusalem bekannt und bei dem Essen wussten sie genauso gut, dass die Tischgemeinschaft "gemischt" sein würde, also Juden und Nationen. Die Speisen wurden somit mit Sicherheit entsprechend der Empfehlungen der Apostel in Apg 15:29 eingehalten, sie waren also "koscher"! Somit stand Paulus, Petrus, Barnabas und den anwesenden Brüdern eigentlich nichts im Wege, brüderliche Tischgemeinschaft zu pflegen!

Wir haben gestern versucht, uns in die damalige Lage in Antiochien hineinzuversetzen, um zu ergründen, wie die Vorfälle zu erklären sind. Im gestrigen letzten Absatz haben wir dargelegt, dass jene Tischgemeinschaft ja völlig im Rahmen der den Nationen zugestandenen Freiheiten stattfand. Erst als "etliche von Jakobus" kamen (es waren wohl di engsten Brüder um Jakobus), wich Petrus zurück und sonderte sich ab. Hätten "jene um Jakobus" denn einen Grund gehabt, die Tischgemeinschaft zu rügen? Nach dem Beschluss des Konzils in Jerusalem wohl nicht! Damit sind wir wieder bei dem einzig plausiblen Grund angelangt: Petri Schwäche einer falschen Rücksichtnahme, vermischt mit der Furcht vor Menschen (diese Menschenfurcht zeigte Petrus schon früher, als er seinen Herrn dreimal verriet (Mt 26:33 ff). Aber wie war dies bei Barnabas?

Die Apostelgeschichte (Apg 15:36-41) gibt uns etwas Aufschluss, denn bis dahin waren Paulus und Barnabas ein segensreiches Team! Doch dann kam es zu einer scharfen Auseinandersetzung, weil Barnabas aus falscher Rücksichtnahme seinen Neffen Johannes (Markus) auf die geplante Reise mitnehmen wollte, obwohl Paulus ihn für die reise noch für unreif, also ungeeignet hielt; er wäre zu einem Hindernis geworden! Die Auseinandersetzung war so heftig, dass es zur Trennung dieser beiden herausragenden Männer kam - Barnabas segelte eigenmächtig ohne Paulus nach Cypern, weiter, und dort diente er zusammen mit Johannes Markus in den Synagogen überwiegend am Königreich! Das Interessante ist hierbei: Barnabas verschwindet ab hier von der Bildfläche des Werdegangs der Körpergemeinde Christi Jesu! Nur in unserem Leitvers taucht er noch einem (unangenehm) auf! Da sein Dienst am Königreich mit dem Gesetz verknüpft war, wird sein Verhalten (seine Solidarisierung mit Petrus) verständlicher.

Wir müssen versuchen, zu einem Ergebnis zu kommen, und dieses liegt in dem Kampf zwischen "Gnade und Gesetz". Wohl bestand der Beschluss des Konzils von Jerusalem, doch es gab dort mit Sicherheit Eiferer für das Gesetz, den der Beschluss nicht gefallen hatte und die dagegen sabotierten. Die Folge war eine gewisse Versteifung zwischen Jerusalem und dem Apostel Paulus.

Wie viel Macht die Forderung des Gesetzes hat, wissen wir doch alle nur zu gut aus unserer gegenwärtigen Zeit: Paulus und die von ihm verkündigte überströmende Gnade wird kaum geschätzt, man befasst sich lieber mit den gesetzlich / fleischlichen Forderungen in den Bibelteilen an die Beschneidung!

Die Situation in Antiochien, wo Juden und solche aus den Nationen Tischgemeinschaft hatte, war vom Feind geschickt ausgewählt worden; er, Satan, wollte eine Bresche in die feste Burg der paulinischen Freiheit vom Gesetz schlagen - und der Felsenmann Kephas geriet tatsächlich ins Schwanken; und mit ihm andere jüdische Männer samt Barnabas. War die Freiheit vom Gesetz doch nicht so sicher, wie sie Paulus den Nationen verkündigt hatte? Dies konnten die Galater aus dem heuchlerischen Verhalten entnehmen, und so fiel es den Verführern leicht, sie umzustellen!

So viel menschliche Schwäche wir in den letzten Tagen hervorgehoben habe (vor allem bei Petrus), so sehr müssen wir uns auch darüber klar sein, dass hinter allem einzig und allein der Wille Gottes steht, Er allein ist der Wirkende! Und Gott will, dass wir einen geistgeführten Kampf führen, der uns auf die zukünftigen Aufgaben in der Herrlichkeit zubereitet! Gesetz oder Gnade? Lasst uns stets bewusst sein, dass wir Schaugefäße Seiner Gnade, und nicht des Gesetzes sein sollen!

Gal 2:14

"Als ich jedoch sah, dass sie sich nicht richtig auf die Wahrheit des Evangeliums einstellten, sagte ich zu Kephas vor allen: 'Wenn du, der du Jude bis, wie die aus den Nationen lebst und gar nicht jüdisch, wieso nötigst du die aus den Nationen, jüdische Bräuche mitzumachen'?"

Das Doppelspiel des Petrus, dem sich alle anwesenden Juden anschlossen, konnte Paulus nicht irre machen, vielmehr schien er als Einziger zu erkennen, worum es hier ging: Um die Wahrheit des Evangeliums! Aber welches Evangeliums?

Wir müssen uns darüber klar sein, dass Paulus hier nicht von seinem Evangelium an die Nationen redet - auf sein (des Paulus) Evangelium hätte sich Petrus ja nie einstellen müssen; vielmehr muss es um die Wahrheit des Evangeliums des Königreichs gegangen sein! Auf die Wahrheit dieses Evangeliums hätten sich Petrus und die übrigen Juden einstellen müssen. Lesen wir hierzu das Zeugnis des Petrus in Apg 15:6-11.

Wir wollen uns an dieser Stelle vergegenwärtigen, dass es damals zwei Gruppen von Juden gab:

  1. die messianisch-gläubigen Juden, an ihrer Spitze Petrus, und
  2. die große Menge der Jesus ablehnenden Juden, an ihrer Spitze die Mehrzahl der Pharisäer.

In beiden Gruppen spielte das Gesetz eine Rolle, jedoch hatte Petrus erkannt, dass dieses Joch niemand erfolgreich tragen konnte und kann, wogegen die Volksmenge sich immer noch abmühte, das Joch des Gesetzes zu tragen. Wenn Petrus in Apg 15:11 klar bekannte, dass er durch die Gnade des Herrn Jesus glauben konnte, in derselben Weise gerettet zu werden, wie die Nationen, so bezeugt er damit, dass für ihn nicht mehr das Gesetz der rettende Faktor ist, sondern "Jesus"! Neben Petrus bezeugt auch Jakobus den Glauben als rettenden Grund - doch gehören zu einem lebendigen Glauben auch die Werke (Jak 2:24).

Der Mensch sieht, was vor Augen ist ... und deshalb muss das Volk Israel in den herankommenden Äonen sichtbare Werke zur Schau stellen, was diese dann zu Jüngern Jesu machen wird.

Wir beide, sagte Paulus zu Petrus, sind Juden und sind gemäß den Forderungen des Gesetzes beschnitten ... sind wir nun durch die Beschneidung gerecht geworden? Nein! Vielmehr haben wir beide erkannt, dass das Gesetz, unter welchem alle Menschen schuldig sind, unfähig ist, jemanden vor Gott gerecht zu machen. Sollten wir, die wir die Rechtfertigung durch Christus suchen, wieder ein Gesetz aufrichten? Du (Petrus) hast doch selbst die Scheidewand, die du niedergerissen hast, hier in Antiochien wieder aufgerichtet! Mit deinem Rückzug von der Tischgemeinschaft deutest du an, dass die aus den Nationen unrein und gemein seien - das Gegenteil hat dir Gott am Beispiel des Kornelius offenbart! Soweit könnte die Anklage Pauli an Petrus mit anderen Worten wiedergegeben werden.

Interessant ist, dass wir keine Erwiderung des Petrus auf die Anklage hören, er hat sich offenbar von Paulus belehren lassen. Genauso interessant ist, dass Petrus ab hier auffallend in den Hintergrund tritt, sein Name wird ab dem Konzil in Jerusalem in der Apostelgeschichte nicht mehr genannt; dafür scheint Jakobus (der mehr dem Gesetz zugetan war), immer mehr tonangebend gewirkt haben. Auch hier merken wir deutlich den immer schneller werdenden Verlauf der Zurückstellung des Volkes Israel!

Haben die Galater die Worte Pauli verstanden? In 1Kor 3:10-15 sehen wir den Grund, auf dem alle Gläubigen aufgebaut haben: "Jesus Christus"! Doch dann folgt der persönliche Aufbau eines jeden Gläubigen, und dieser kann Bestand haben (Gold, Silber, kostbare Steine) oder er wird verbrennen (Holz, Gras, Stroh). Die Galater haben sich zu den Letzteren umstellen lassen, ihre Rettung in der Gnade ist damit nicht verloren, doch vor der Preisrichterbühne des Christus verbrennen all ihre Werke!

Der Gläubige ist dem Gesetz gestorben

Gal 2:15

"Wir sind von Natur Juden und nicht Sünder aus den Nationen;"

Setzt Paulus mit unserem heutigen Leitvers die Auseinandersetzung mit Petrus fort? Mit dem ersten Wort "Wir" könnte man dies annehmen! Wenn wir aber die folgenden Verse überfliegen, liegt es nahe, dass Paulus die Auseinandersetzung mit Petrus hier beendet (Petrus ist einwandfrei überführt) und zu dem eigentlichen Thema dieses Briefes an die Galater zurückgeht, also zur Klarlegung der Ursache, die zur Umstellung der Galater geführt hat. In den vor uns liegenden Versen fehlt jedes "du" (womit ja nur Petrus gemeint sein könnte), ebenso fehlt ein "ihr", was an eine Versammlung gerichtet sein müsste; es geht ab hier nur noch um "wir" (die Verse 15-17). Gleicherweise geht es in den Versen 18-21 um das "ich". Man könnte also von drei "Wir"-Versen und vier "Ich"-Versen sprechen.

Mit "Wir" meint Paulus sein Volk Israel; er stellt sich also mit seinen Brüdern dem Fleisch nach zusammen, um das herauszustellen, was er gemeinsam mit ihnen hat. Dabei bleibt sein Hauptthema bestehen: Die Rechtfertigung aus dem Glauben Christi Jesu. Es ist Paulus wichtig, hervorzuheben, was er einerseits als Jude, und andererseits als Apostel der Nationen erlebte, also einmal "unter!" und dann "ohne" Gesetz.

Paulus beginnt seine Ausführungen (unser Leitvers) mit einer irritierenden Aussage, die den Anschein hat, dass nur die Nationen "Sünder" seien! Mit diesem einen Vers könnte man solches behaupten! Doch in Röm 2 lässt Paulus keinen Zweifel daran, dass auch Israel unentschuldbar ist! "Denn bei Gott ist kein Ansehen der Person. Denn alle, die ohne Gesetz sündigten, werden auch ohne Gesetz umkommen; und alle, di ein dem Gesetz sündigten, werden durch das Gesetz gerichtet werden" (Röm 2:11-12).

Erfreuen wir uns erst einmal erneute daran, dass uns kein Gericht mehr droht, weil unser Herr an unserer Stelle in das Gericht ging!

Mit "von Natur aus" meint Paulus natürlich "von Geburt an", und bezieht dies auf die Vorzüge des auserwählten Volkes, wie zum Beispiel, dass Israel das Gesetz anvertraut war und das Volk dadurch vor vielem (aber nicht vor allem) heidnischen Gräuel bewahrt wurde. Das aber "nur" die Nationen Sünder sind, schließt Paulus an anderer Stelle mehr als deutlich aus. Neben dem gestern angeführten Kapitel Röm 2 stellt Paulus sich und sein Volk in Eph 2:1-2 genauso unter die Sünde, wie die Nationen ("... unter denen auch wir alle einst in den Begierden unseres Fleisches einhergingen...") Es ist also müßig, Paulus in unserem Leitvers etwas zu unterstellen, was er gar nicht meint!

Lasst uns hier, liebe Geschwister, ein paar Gedanken zur "Sünde" machen: Sie kam zu Adam im Garten Eden, als dieser von der verbotenen Frucht aß, und mit der Sünde kam der Tod. Durch Adam kam also nicht nur die Sünde, sondern auch der Tod auf alle nach ihm folgenden Geschlechter, also auf alle Menschen... so lesen wir es in 1Kor 15:21-22; alle Menschen aller Nationen sind Sünder!

Im gleich Atemzug, wie Paulus die Sünde und den Tod im Garten Eden anführt, verheißt er allen Menschen Auferweckung und Leben in Christus! Die Sünde des ersten Menschen war keine Panne, kein Ausrutscher, sondern von Gott gewirkt! Gottes erstes Gebot: "...aber vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen, von ihm sollst du nicht essen" (1Mo 2:17), wurde gebrochen, und wurde ab hier "zum Geleiter zu Christus", wie wir in Gal 3:24 noch lesen werden.

Von Anfang an waren Sünde und Tod die Folge des Nichteinhaltens der göttlichen Gebote - sie führten zu Christus, und in Ihm werden gemäß 1Kor 15:22-24 alle lebendig gemacht, allerdings zu verschiedenen Zeiten (jeder aber in seiner besonderen Abteilung)!

Gal 2:16

"Weil wir aber wissen, dass der Mensch nicht aus Gesetzeswerken gerechtfertigt wird, sondern nur durch den Glauben Christi Jesu.,"

Auch unser heutiger Leitvers führt uns wieder zurück in die Anfänge der Erschaffung der Menschheit: Gott hat Sein erstes Menschenpaar bewusst und gezielt in die nächste Umgebung des verbotenen Baumes der Erkenntnis des Guten und Bösen gesetzt, wollend, dass der Mensch das erste Gebot bricht. Für manchen ist diese Aussage eine Provokation, doch sie entspricht voll und ganz [Eph 1:11], wo bestätigt wird, dass Gott alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt!

Aber Gott bewirkte noch ein Weiteres: Adam, und nach ihm alle Geschlechter hatten keine Möglichkeit, die Sünde jemals wieder gutzumachen, Gott hat Adam derart erschaffen, dass alles Fleisch dazu unfähig war! So lesen wir in Röm 7:18, dass im Fleisch nichts Gutes wohnt; in Röm 8:8, dass es Gott nicht gefallen kann; in Joh 6:63, dass es überhaupt nichts nützt, ja dass es nach Röm 8:7 in Feindschaft gegen Gott steht ... alles in allem ein vernichtendes Urteil über das seit Adam her bestehende Fleisch! Gott erschafft also den Adam in Fleisch, das von Anfang an "in Feindschaft gegen Ihn" steht - auch das mag manchen provozieren! Aber alles löst sich in wunderbarster Weise auf, wenn wir Gottes Absicht und Ziel erkennen: Von all Seinen Geschöpfen wiedergeliebt zu werden!

Die von Gott gewirkte Unfähigkeit des Fleisches führt den Menschen, der sich abmüht, Gott zu gefallen, erste einmal in die Verzweiflung! So sehr er sich anstrengt, Gott zu gefallen, so sehr erkennt er sein Unvermögen, mehr noch: Anstatt des Guten, bewirkt er das Böse!!! Das Resultat: Verzweiflung über sich selbst! Genau diesen Ablauf stellt uns Paulus aus seinem eigenen Leben zur Schau, von den Versen in Röm 7:15-24 geht es bis zu dem Aufschrei:

"Ich elender Mensch! Was wird mich aus dem Körper dieses Todes bergen?"

Wir sind gestern bewusst bei dem Aufschrei, ja dem Schrei der Verzweiflung des Paulus stehen geblieben - kennen wir dieses Szenario aus unserem eigenen Leben? Haben wir wirklich schon vor Gott kapituliert? Wer dies noch nicht durchlebt hat, wird nicht erkennen und begreifen können, was Gottes Antwort auf den Aufschrei des Paulus zum Inhalt hat - sie besteht nur aus einem Wort:

"Gnade!"

Es sei zuerst angemerkt, dass diese Wort "Gnade" in den meisten herkömmlichen Übersetzungen (auch in der Lutherbibel) einfach fehlt, was eigentlich mehr als seltsam ist! Luther geht gleich nach dem Hilferuf des Apostels Paulus zum Dank über ... aber wofür soll Paulus danken, wenn er noch keine Antwort bekommen hat?

Paulus bekam eine Antwort, die wunderbarste, die es geben kann! Er darf erkennen, dass er sein Fleisch nicht verändern kann, folglich dient er mit diesem weiterhin dem Gesetz der Sünde, aber mit seinem Denksinn dem Gesetz Gottes! Er besteht damit aus "zwei Naturen, einer alten. und einer neuen Natur. Dies beiden Naturen in uns werden in Gottes Wort sehr unterschiedlich bezeichnet. Unsere alte Natur wird z.B. in Eph 4:22 als "alte Menschheit" bezeichnet, die sich durch verführerische Begierden selbst ins Verderben bringt, in 2Kor 4:16 heißt sie "äußerer Mensch". Genau entgegengesetzt lautet die Bezeichnung für unsere neue Natur: In Eph 4:24 ist es "der neue Mensch", in Röm 7:22 "der innere Mensch", und noch etliche mehr.

Was "Gnade" im tiefen Sinn für uns bedeutet, kann nur richtig erfasst werden, wenn wir. uns diese beiden Naturen, die in uns kämpfen, voll bewusst sind. Haben wir dies erkanntn, dann wird die Antwort Gottes an Paulus auch für uns zu einem des gewaltigsten Erlebens!

Wir haben in den zurückliegenden Tagen versucht, etwas über unser "Fleisch" zu erfahren, was aber keine rein theoretische Sache bleiben darf, vielmehr muss es unser ganz praktisches Erleben sein (oder werden): Unser Fleisch ist unfähig, in irgendeiner Art und Weise Gott zu gefallen, von ihm kann also niemals Hilfe durch Verbesserung kommen - dies ist nur (!!!) von außen möglich, "von Gott!"

Mit obigem Wissen sind wir in der Lage die erste Aussage in. unserem Leitvers zu verstehen: Wie sollte der Mensch jemals aus Gesetzeswerken gerechtfertigt werden, wenn sein Fleisch von Anfang an dazu unfähig ist? Und es ist ja Gottes Wille, dass unser Fleisch nichts zustande bringt, dass wir, wie Paulus in Röm 7:23 ff, scheitern müssen.

Es ist im Grunde eine Tragik, dass sich ein großer Teil der Gläubigen bis heute abmüht, das Fleisch zu verbessern (Gesetze zu halten), um sich zumindest einen Teil ihrer Rettung selber zu verdienen - ein vollkommen aussichtsloses Unterfangen! Ist es Unkenntnis? Oder gar Gleichgültigkeit dem Wort Gottes gegenüber? Es ist nicht nur verblüffend, es schmerzt tief im Herzen, wenn wir Jahrzehnte im Glauben stehend Gläubige treffen, die kaum eine Ahnung von dem haben, was uns das Wort Gottes sagt. Und es schmerzt genauso, wenn wir Predigten hören, wo der Prediger wahllos aus der Bibel zitiert, um seinen Zuhörern zu beweisen, was sie alles tun müssen, um in den Himmel zu kommen!!!

Es muss u ns, die wir die von Paulus verkündigte "überströmende Gnade" erkennen durften, eine unbändige innere Freude sein, dass "ein Anderer" alles für uns getan hat! Unsere inneren Augen und Herzen gehen zhum Kreuz auf Golgatha - dort geschah alles, was Gottes Gerechtigkeit fordert, und es geschah in dem Namen "Jesus"!

Gerechtfertigt, Rechtfertigung, rechtfertigen... wir lesen viel darüber, aber wissen wir auch genau, was diese Worte beinhalten? Einige kurze Gedanken hierzu sollen hilfreich sein:

"Rechtfertigung" hat mit Gericht. und mit einem Richter zu tun; hier bedeutet es für uns: Gott, der höchste Richter, hat. uns für gerecht erklärt! Ist uns, liebe Geschwister, diese Tatsache tief im Herzen bewusst?

Gott hat uns aber nicht für "gerecht" erklärt, weil wir in uns selbst gerecht wären (was ja viele fromme Gläubige von sich meinen), sondern weil sich ein Anderer vor uns hingestellt hat, und unser Urteil auf Sich genommen hat! "Denn den, der Sünde nicht kannte, hat Er (Gott) für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit in Ihm würden" (2Kor 5:21).

Jede Sünde fordert sühne bzw. hat eine Rechtsforderung, anders ausgedrückt: Jede begangene Sünde muss gerichtet werden, weil Gottes Gerechtigkeit dies fordert! Erst nach dem Richterspruch und dem entsprechenden Urteil und dessen Abgeltung ist der Sünder gerechtfertigt. Nun hat Sich Christus vor uns gestellt, hat unseren Richtspruch und die Abgeltung (hier das Todesurteil) auf Sich genommen ... wir sind frei!

Es ist für uns so unendlich wichtig, dass wir Obiges begreifen! Die Folge des Opfers Christi Jesu bedeutet unseren völligen Freispruch von jeglicher Schuld - eigentlich noch mehr: Wir sind frei wegen "erwiesener Unschuld"! Wenn wir in diesem Glauben stehen, wenn wir wissen, dass uns nie mehr ein Urteil treffen kann, dann dürfen wir auch mit Gott den tiefsten und herrlichsten Frieden haben, den es gibt (lies Röm 5:1-2).

Wir kommen zur zweiten Aussage in unserem Leitvers, "durch den Glauben Christi Jesu", wo uns die letzte Möglichkeit. zum Eigenruhm genommen wird. Nicht unser Glaube, sondern einzig und allein der Glaube Christi Jesu ist der entscheidende Faktor!

Nun haben die meisten Bibelübersetzer, angefangen bei Luther, dies nicht erkannt und haben unberechtigterweise einfach das kleine Wörtchen "an! (das nicht in den Urtexten vorhanden ist) eingefügt - mit verhängnisvoller Folge, denn: Aus dem alleinigen Glauben Christi Jesu wurde plötzlich "unser Glaube" an Christus Jesus - "unser Glaube" wird damit zum entscheidenden Faktor, eine glatte Verdrehung der Tatsache!!! Das Dramatische ist, dass der gläubige Mensch mit seinem Glauben an Christus Jesus tatsächlich etwas zu rühmen hätte: "Seinen Glauben"!

'Vielleicht sollten wir alle den uns wohl bekannten Liedervers viel ernster nehmen. "Nichts hab ich zu bringen, alles Herr bist Du!"

Das Gebiet "des Glaubens" ist breit gefächert, wir können deshalb nur auf den hier angeführten Glauben etwas näher eingehen, doch grundsätzlich möchten wir festhalten: Dass wir überhaupt Glauben in uns haben, ist nicht uns zuzuschreiben, sondern ist gemäß Phil 1:29 ein reines Gnadengeschenk! "Denn in Gnaden ist euch für Christus gewährt: nicht allein an Ihn zu glauben..."! Unser innewohnender Glaube ist also für uns insofern wichtig, als er uns zeigt, dass wir von Gott Berufene sind (sonat wäre dieser Glaube in uns nicht vorhanden), aber entscheidend ist allein der Glaube Christi Jesu! Sein Glaube und Sein Gehorsam bis zum Kreuz hat unsere Gerechtigkeit bewirkt.

Halten wir heute die wunderbare Tatsache fest: "Christi Jesu Glaube rettet allein!" Wir können Seinen Glauben nur durch unseren Wandel verherrlichen!

"... so glauben auch wir an Christus Jesus, damit wir aus dem Glauben Christi und nicht aus Gesetzeswerken gerechtfertigt werden; denn aus Gesetzeswerken wird von allem Fleisch niemand gerechtfertigt werden."

Fassen wir im zweiten Teil des Verses 16 zusammen:

  1. Der Glaube Christi Jesu brachte allein das feste Vertrauen zum Vater auf, und dies bis in die dunkelste Stunde Seines Lebens am Kreuz! "Denn den, der Sünde nicht kannte, hat Er für uns zur sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit in Ihm würden" (2Kor 5:21).
  2. Durch den uns in Gnaden gegebenen Glauben können wir an Christus Jesus glauben - das ist die Schlussfolgerung von Punkt 1.
  3. Was durch den Glauben Christi Jesu geschah, ist einmalig und für alle geschehen, Kein Fleisch kann sich im Geringsten rühmen, nur auch den kleinsten Anteil an dem zu haben, was der Herr für uns vollbrachte!

Vielleicht wird uns jetzt vertieft bewusst, dass nur "Einer" vor Gott bestehen kann, "Er", unser Herr und Haupt! Und wenn uns dies tief im Herzen klar geworden ist, erkennen wir auch, dass alles nur "in Ihm" ist. Schauen wir einmal ins erste Kapitel des Epheserbriefes. In einer früheren Schrift haben wir einmal aufgefordert, alles Wortverbindungen "in Ihm" (oder "in Christus") rot z u unterstreichen, dies hebt hervor, was wir "in Ihm" an geistlichen Segnungen besitzen - es ist unser größter Schatz! Dies fängt in Eph 1:4 mit unserer Auserwählung in Ihm an und endet damit, dass wir unwiderruflich mit dem Geist der Verheißung versiegelt sind (Eph 1:13), was ein Angeld unseres Losteils in den Überhimmeln darstellt. Und das für uns Gewaltige ist: keine Macht kann uns diese Versiegelung rauben!

Noch etwas lesen wir nach all unseren herrlichen Segnungen am Schluss von Eph 1: "... zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit."

Gal 2:17

"Wenn wir aber, die wir in Christus gerechtfertigt zu werden suchen, selbst als Sünder erfunden wurden, wäre Christus demnach ein Diener der Sünde?"

Unser Textwort beginnt mit den Worten "Wenn wir aber..." wobei wir uns erinnern, dass wir die Verse 15-17 als "Wir-.Verse" bezeichnet haben, Paulus meint also das jüdische Volk uns sich. Nun wirkten innerhalb des Volkes jüdische Fanatiker, die alles infrage stellten, was Paulus lehrte. Diese pharisäischen Fanatiker lebten in der Anmaßung, dass nur jene aus den Nationen Sünder seien, was Paulus aber ablehnte, wie wir zurückliegend mehrfach bewiesen haben.

Wenn aber nur die aus den Nationen Sünder sein sollten, dann wäre die logische Folgerung, dass die Juden "keine" Sünder sind! Mit dem Kommen Christi Jesu zu den verlorenen Schafen vom Hause Israel (siehe Mt 15:24) änderte sich diese hochmütige Einstellung; die zum Glauben gekommenen Juden mussten erkennen, dass auch sie Sünder waren, folglich suchten sie, was den Nationen durch das Evangelium des Paulus gegeben war: In Christus gerechtfertigt zu werden. Bleiben wir gedanklich hier kurz stehen: Die Nationen hatten die Rechtfertigung ohne Gesetzeswerke voll erlangt, die gläubigen Juden suchten danach!

Eine zwar absurde, aber scheinbar doch mögliche Folgerung (zumindest stellt Paulus sie in den Raum) aus Obigem wäre: Wenn die Juden in ihrem Hochmut sich vor Christi Kommen als "Nichtsünder" sahen, und erst mit. Christi Kommen ihre Sünden aufgedeckt wurden, wäre Christus ja der Grund bzw. der Förderer ihrer Sünde.

Mit der obigen Frage stellt Paulus etwas richtig: Wir Juden sind nicht deshalb zu Sündern geworden, weil Christus diese aufdeckte, sondern weil wir Juden, wie auch die Nationen, Sünder sind! Christus war also nicht ein Diener (Diakon, Förderer) der Sünde, sondern Er hat sie mit Seinem Wort aufgedeckt und beleuchtet, dass sie sichtbar wurde!

Gal 2:18

"Möge das nicht gefolgert werden! Denn wenn ich das, was ich abbrach, wieder aufbaue, hebe ich mich als Übertreter hervor."

Nicht über die Anschuldigung, dass auch der Jude ein Sünder ist, empört sich Paulus, sondern über die absurde Erwägung, dass Christus die Ursache dafür sei! Deshalb ertönt heute laut Pauli Ruf: "Möge das nicht gefolgert werden!!!"

Alles, was wir bisher gelesen haben, hat aber einen Bezug zu die Galatern, das heißt: Ihre fälschliche Umstellung zum Gesetz muss klargestellt werden!" Das hierzu Wichtige kommt in den folgenden Versen, wo Paulus vom "Wir" zum "Ich " wechselt, zum Ausdruck - es sind die angekündigten "Ich-Verse" (18-21). Paulus schreibt jetzt nicht mehr von sich und seinen jüdischen Stammesbrüdern, sondern vom "Ich" und meint sich als "berufener Apostel für die Nationen".

Zuerst stellt Paulus klar, dass durch ihn etwas abgebrochen wurde, nämlich die Kraft des Gesetzes als Mittel zur Rechtfertigung! Dies haben auch die gläubigen Juden (an ihrer Spitze Petrus) nicht nur erkannt, sondern sie suchten auch danach, wie wir in Vers 17 sahen. Wenn diese gläubigen Juden (hier die Fanatiker unter ihnen) nun von den Galater verlangten, sich beschneiden zu lassen und das Gesetz zu halten, so bauten sie das auf, was doch abgebrochen war!

Paulus möchte ganz einfach den Galatern sagen: Wenn ich einen Zaun wieder aufrichte, den ich zuvor abgebrochen habe, muss ich mich ja wieder mühen, über diesen Zaun zu klettern, was bedeutet, dass ich an diesem Zaun hängen bleiben kann und Schaden nehme! Ich werde damit zu einem "Geschädigten"; im Blick auf das Gesetz zu einem "Übertreter"! Und zu uns: Wollten wir wirklich etwas aufrichten, was uns mit Sicherheit zu Übertretern macht? "Das sein ferne", möchte man auch laut rufen, und doch wird gerade dies bis heute von so vielen Gläubigen praktiziert!

Gal 2:19

"Nun bin ich aber doch durch das Gesetz dem Gesetz gestorben, damit ich Gott lebe ."

Wir haben heute einen Leitvers, der eine Zusammenfassung der für uns gültigen überströmenden Gnade darstellt, uns also zutiefst erfreuen darf, aber: Für viele Gläubige stellt er auch ein Hindernis dar, welches sie gar nicht überwinden wollen, weil sie die Gegensätze nicht kennen.

Die Art uns Weise, wie unser Leitvers aufgebaut ist, ist solche ein "Gegensatz", wie wir ihn bzw. sie bei Paulus immer wieder findend zum Beispiel:

  • Das Gesetz wird überwunden durch Unterliegen;
  • gerechtfertigt kann nur der werden, dessen Ungerechtigkeit aufgedeckt und verurteilt wird;
  • dem wahren Leben geht immer ein Tod voraus;
  • Auferstehung kann sich nur an Toten vollziehen*
  • Gnade kann nur ein Verurteilter beanspruchen.

Natürlich mein Paulus in unserem Leitvers nicht den buchstäblichen Tod (den müssen alle Menschen erleiden), sondern ein Sterben, welches sich in unserem Geist vollzieht, also ein Akt des Glaubens darstellt. Damit stehen wir wieder vor der göttlichen Wahrheit, dass der Gläubige zwei Naturen in sich trägt,

a)seinen fleischlichen Menschen, und
b) den neuen inwendigen Menschen.

Diese zwei Naturen stehen im Kampf gegeneinander. Die alte Natur, unser Fleisch will sich immer wieder behaupten, weil uns von der durch Satan beherrschten Welt eingeflüstert wird, dass im Menschen immer etwas Gutes steckt und wir es nur entdecken müssen! Dem stehen heilige Aussagen im Wort Gottes gegenüber wie: "... das Fleisch nützt überhaupt nichts" (Joh 6:63):; "im Fleisch wohnt nichts Gutes" (Röm 7:18). Wenn wir folglich mit unserem Fleisch nichts erreichen können, was machen wir mit ihm?

Unsere gestrige Schlussfrage beantwortet unser Leitvers, nur braucht es noch einige Erklärungen. Eine erste finden wir Röm 8:7 (bitte lesen), wo wir zwei Punkte herausstellen:

a) Die Gesinnung des Fleisches ist Tod;
b) die Gesinnung des Fleisches ist Feindschaft gegen Gott; weil sie sich dem Gesetz Gottes nicht unterordnet; denn sie kann es auch nicht.

Wenn wir nun das Gesetz Gottes jenem Gesetz gleichstellen, von dem unser Leitvers spricht, dann bedeutet dies, dass sich kein Fleisch dem Gesetz Gottes unterordnen, bzw. dieses halten kann. Von dem Volk, das Gott einst aus allen Völkern ausgewählt hatte, sagte Er voraus, dass es Seinen Bund brechen wird (5Mo 31:16), also schon in frühester Zeit war keine Unterordnung des Fleisches gegeben (was auch auf das erste Menschenpaar im Garten Eden zutrifft).

Die alles ist aber kein V ersagen der Menschheit, sondern entspricht voll dem Ratschluss Seines Willens! Der Mensch muss erkennen, dass er unfähig ist, sich dem Gesetz unterzuordnen! Im Grunde wäre er damit ein Verlorener! Doch Gott hat alles sorgsam geplant und vorbereitet:

"Als aber die Zeit der Erfüllung kam, sandte Gott Seinen Sohn, der von einer Frau geboren und unter das Gesetz gestellt wurde, um die unter dem Gesetz zu erkaufen, damit wir den Sohnesstand erhielten" (Gal 4:4-6). Beachten wir in diesem Vers, dass auch Christus unter das Gesetz gestellt wurde... nur: Er war der Einzige, der es auch halten bzw. erfüllen konnte! Zwei Gründe hierzu waren gegeben:

  1. Seine Zeugung war nicht menschlicher Art, weswegen die erbliche adamitsche Sünder nicht auf Ihm lag,
  2. Er lernte den Gehorsam durch das, was Er litt (Hebr 5:8), und dieser Gehorsam ging bis zu Seinem Tod am Kreuz!

Das Gesetz kann nicht retten, weil es von keinem Menschen gehalten werden kann, aber: Es hat die Aufgabe, dem Menschen seine Sündhaftigkeit und damit seine Verlorenheit aufzuzeigen, um ihn danach zu dem Retter "Christus" zu führen! Damit kommen wir zu dem schönsten Namen im gesamten All, zu "Jesus"!

Wir, die wir unter dem Gesetz stehen, sind durch Ihn erkauft - das ist die wunderbare Schlussfolgerung von Gal 4:4-5, die wir gestern angeführt haben und worauf wir ja im Verlauf unserer Auslegung noch zu sprechen kommen. Wir wollen trotzdem heute schon etwas darüber nachdenken, was dieses "erkauft" für uns bedeutet, denn es ist die Voraussetzung dafür, dass wir dem Gesetz gegenüber gestorben sind:

Viele Menschen sind von ihrem Wesen her wahre Guttäter und es fällt ihnen schwer, an sich eine Sünde zu erkennen - und doch bezeugt Gottes Wort, dass sie alle sündigen! Und auf jede Sünde folgt unweigerlich der Fluch des Gesetzes und fordert erbarmungslos den Tod des Übertreters! Christus nahm also nicht. nur die Sünde der Welt auf Sich, wie Joh 1:29 bezeugt, Er nahm auch den milliardenfachen Fluch des Gesetzes auf Sich ... ein Last, die wir Menschen kaum oder nicht fassen können! Der Einzige, der es nicht nur fassen, sondern auch ertragen musste, war unser Herr! Im Garten Gethsemane rang sich Christus auch dazu durch, diesen milliardenfachen Fluch des Gesetzes auf Sich zu nehmen, den ja ein ebenso milliardenfaches Todesurteil folgte. Wir betonen es noch einmal: Es entzieht sich völlig unserem Vorstellungsvermögen, welche einen Leidenskelch unser Herr auf Sich nahm, als Er Sich in völligem Gehorsam dem Willen Seines Vaters unterordnet!

Es war der teuerste und zugleich kostbarste Kauf im gesamten Verlauf der Schöpfung!

Das Leben des Gläubigen "in Christus"

Gal 2:20a

"Zusammen mit Christus bin ich gekreuzigt;"

Von jenem Moment an, als wir von Gott gerufen wurden und. zum Glauben kamen, wurde unserem Fleisch (der alten Natur) etwas Neues gegenüber gestellt "eine neue Schöpfung" (2Kor 5:17). Im gleichen Vers lesen wir: "Das Ehemalige verging, siehe, es ist neu geworden." Was ist "das Ehemalige"? Verging es wirklich?

Eine "neue Schöpfung" kann es in der Tat nur dort geben, wo "die alte Schöpfung" gestorben ist! Diese "alte! Schöpfung hat im Wort Gottes viele Namen: Röm 8:8 nennt sie zum Beispiel" "das Fleisch"; 1Kor 2:14 "der seelische Mensch"; Eph 4:22 "die alte Menschheit; 2Kor 4:16 "unser äußerer Mensch"; Röm 8:7 "die fleischliche Gesinnung" - kurzum: Es ist unser alter Mensch, bevor er zum Glauben kam! Und dieser alte Mensch muss sterben, wobei unser Leitvers sagt, wie dies geschieht: "Zusammen mit Christus bin ich gekreuzigt"!

Wir brauchen ja wohl kaum erwähnen, dass dies kein buchstäblicher Akt ist, vielmehr vollzieht sich diese "Mitgekreuzigt sein" allein in unserem Denksinn, in unserem Geist mittels des uns geschenkten Glaubens!

Christus starb für uns am Kreuz, dort trug Er unsere Sünden und tilgte sie! Dieses einmalige Geschenk, welches unsere versiegelte Rettung in der Gnade beinhaltet, nehmen alle Gläubigen gerne an! Doch es m uss eine Konsequenz folgen, welche leider auch viele Gläubige verweigern: "Sich zusammen mit Christus gekreuzigt zu sehen"! Der erste Schritt ist unsere Stellung in Christus - keine Macht im ganzen All kann sie uns jemals nehmen! Der zweite Schritt beinhaltet unseren Wandel, und hier treten nur zu oft Missstände auf. Aus diesem Grund heraus schreibt Paulus klar und unmissverständlich in Phil 3:18: "Denn viele andere, die wandeln (ich sagte es euch schon oft von ihnen und sage es nun unter Schluchzen), sind Feinde des Kreuzes Christi..."! Wohlgemerkt: Paulus schreibt hier von geretteten Gläubigen, das muss uns zum Nachdenken anregen!

Sich als "mit Christus gekreuzigt" zu sehen, beinhaltet eine Konsequenz in unserem Wandel - er muss (sollte) sich ändern! Doch es gibt nur zu viele Gläubige, die sich sehr ungern (oder gar nicht) von all ihren guten Eigenschaften, ihren persönlichen Vorzügen und Überlegungen trennen wollen, um "allein in Ihm" erfunden zu werden! doch genau dies sollte unser neue Wandel tun! Hierzu ein einfaches Beispiel:

Es gibt viele christliche Chöre, die auch als "Gospelchöre" bekannt sind. Nun ist zu beobachten, wie sich dabei einzelne Sänger beklatschen lassen, weil ihr Gesang, ihre Stimme bei den Zuhörern gut ankommt - sie sonnen sich förmlich in diesem Ruhm. Es sind aber auch herausragende Sänger zu beobachten, die sich sofort nach ihrem Solovortrag in die Menge des Chors zurückziehen und damit zu verstehen geben, dass sie nicht bewundert werden wollen, weil dies menschliche Art der Bewunderung nur "dem Fleisch" gilt und diesem huldigt!" Doch gerade dieses Fleisch sollten wir doch kreuzigen, anstatt es beklatschen zu lassen!

In Phil 3:18 lesen wir im Blick auf die Feinde des Kreuzes Christi: "... deren Abschluss der Untergang, deren Gott der Leib und deren Herrlichkeit in ihrer Schande ist, die nur auf das Irdische sinnen." Mit "Untergang" kann hier niemals gemeint sein, dass diesen ihre Rettung genommen wird, vielmehr spricht Paulus vom Untergang ihres Wandels, und dies ganz exakt im Sinn von 1Kor 3:10-15. Hier lesen wir in Vers 1Kor 3:15: "Wenn jemandes Werk (= sein Wandel) verbrennen sollte, so wird er ihn (seinen Lohn) verwirken: er selbst aber wird gerettet werden, jedoch nur so wie durch Feuer hindurch."

Wir dürfen uns nichts vormachen, liebe Geschwister. Die Kreuzigung unseres Fleisches ist ein langwieriger schwerer Vorgang, ja er ist ein täglicher Kampf! Paulus schreibt in 1Kor 15:31: "Tag für Tag sterbe ich", und er meint auch hier seinen Weg der Leiden, der jeglichen Ruhm des Fleisches ausschließt.

Wir merken, liebe Geschwister, dass wir eine tägliche Aufgabe erhalten haben, die unsere alte Natur, unser Fleisch, betrifft, wobei die erste und vornehmste Aufgabe ist: Gottes Urteil über unser Fleisch anzuerkennen, es als mit Christus gestorben zu betrachten! Und dies ist ein Akt der Vergangenheit!

Röm 6:11 sagt: "Also auch ihr! Rechnet damit, dass ihr selbst der Sünde gegenüber tot seid, aber lebend für Gott in Christus Jesus, unserem Herrn!" Und worauf bezieht sich diese Aufforderung? Die vorherigen Verse in Röm 6 sagen es uns. Dabei wollen wir beachten, dass uns nicht gesagt wird, dass wir uns selbst als tot fühlen sollen, sondern wir sollen uns "dafür halten", was soviel bedeutet wie "damit rechnen", und dies so, als wäre es eine vollendete Tatsache. Und das Wunderbare hierbei ist: In Gottes Augen sind wir wirklich tot - wenn Er uns sieht, dann sieht Er uns in Ihm, in Jesus Christus!

Eine weitere schwierige Aufgabe ist, für das Fleisch keine Vorsorge zu treiben! Der natürliche seelische Mensch mag religiöse und liebenswürdige Eigenschaften besitzen und diese auch pflegen - der in Christus Gläubige hingegen braucht (und soll) dies nicht! Wenn wir nämlich in unserer neuen Natur wandeln und von ihr geleitet werden, wozu sollen wir dann noch unser Fleisch pflegen? Die neue Natur in uns hat Christus und den Sinn Christi anstelle der Religion! Das übertrifft bei weitem alles, was wir mit unserem Fleisch erreichen könnten.

Auch heute wollen wir uns sagen lassen: Machen wir uns nichts vor! Unsere alte Natur, unser Fleisch, ist durch und durch hochmütig! Es unten zu halten, ja als "mit Christus gekreuzigt" zu sehen, ist sehr schwer! Und trotzdem wollen wir uns täglich mühen, wobei eine ganz praktische Hilfe ist, immer weniger auf das >Irdische zu sinnen, dafür umso mehr das zu suchen, was droben ist, wo Christus ist, zur Rechten Gottes sitzend (Kol 3:1-2)!

Gal 2:20b

"....ich lebe aber, doch nicht mehr ich, sondern in mir lebt Christus."

wir können heute direkt mit dem gestrigen Abschluss fortfahren: Wenn Christus wirklich in mir lebt, ist es auch mein größtes Bestreben, das zu suchen was droben ist, wo Christus buchstäblich zur Rechten Gottes sitzt. Das bewirkt Sein in uns lebender Geist!

Es ist doch eine uns befreiende herrliche Tatsache: Wir sind im Blick auf das Gesetz und seine Ansprüche so, als ob wir tote Personen wären, und doch leben wir, aber wir führen kein "Ich-Leben" mehr, sondern lassen Seinen lebendig machenden Geist in uns wirken - Christus lebt in mir!

Nun ist Obiges schnell gesagt bzw. geschrieben, aber in der Praxis wird mancher sagen: Ich spüre gar nichts von dem Christus in mir! Lebt Er gar nicht in mir? Die Antwort ist: Es kommt auf unsere "Blickrichtung" an! Worauf schaue ich? Als Gläubige bestehen wir ja bis zu unserem Lebensende aus den zwei Naturen

  1. dem neuen und
  2. dem alten Menschen.

Schaue ich nun auf meinen alten Menschen, den ich ja als "mit Christus gekreuzigt-" betrachten soll, so können wir schon verzweifelt werden, weil sich nichts tut, im Gegenteil! Wir müssen also svon diesem nach wie vor buchstäblich existierenden alten Menschen wegsehen, hin zu Christus. Dieser Blickwechsel bleibt nicht ohne Folgen! In 2Kor 3:17-18 schreibt Paulus:

"Der Herr aber ist dieser lebendig machende Geist. Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit. Wir alle aber, mit enthülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn widerspiegelnd, werden in dasselbe Bild umgestaltet von Herrlichkeit zu Herrlichkeit wie von des Herrn lebendig machendem Geist." Achten wir einmal auf das Wort "widerspiegelnd"! Ein Spiegel spiegelt das ab, worauf er gerichtet ist! Worauf sind wir (und wir sind ja dieser Spiegel) ausgerichtet? Worauf sinnen wir? Womit beschäftigen wir unsere Gedanken?

Wir müssen unsere gestrigen Gedanken fortführen, denn sie sind nur ein Anfang. Die Verse 2Kor 3:17-18 zeigen uns, dass unser Inneres wie ein Spiegel auf Christus ausgerichtet sein soll, und wo dies geschieht, spiegelt sich die Herrlichkeit Christi in uns wider, und wir werden selbst dabei immer mehr in Sein Bild umgestaltet. Das ist eine herrliche Verheißung! Bei manchem kommt wiederum die alte Frage auf: Aber wie mache ich das alles?

Wir haben im Vergangenen gesehen, dass wir Aufgaben der alten Natur gegenüber haben, nämlich sie "als mit Christus gestorben zu betrachten". Das ist kein Gefühl, das uns überkommt, sondern ein Akt des Glaubens! Und der Glaube kommt, wie Röm 10:17 sagt, aus der Kunde (Verkündigung), die Kunde aber durch einen Ausspruch Christi, also durch das geschriebene Wort Gottes. Wir haben also auch eine Aufgabe dem neuen Menschen gegenüber. Wir müssen ihn mit der Kunde, dem Wort Gottes speisen! Das heißt nichts anderes, als dass wir uns mit unserer Bibel beschäftigen, sie lesen, die Worte in uns aufnehmen und sie in unseren Herzen bewegen! So, und nur so kann Christus in uns leben!

Aber auch hier muss gesagt werden: So einfach ist es nicht! Es gibt einen Feind, der uns mit aller Macht vom Lesen in Gottes Wort abhalten möchte ... und er hat einen verblüffenden Erfolg: Gelesen (wenn überhaupt) wird zu einem großen Teil nur zusammenhanglos, das heißt, man greift wahllos oder gezielt nur "angenehme" Verse heraus, die "unangenehmen" Verse übergeht man einfach! Damit werden die Aussagen Gottes zu einem großen Teil verschleiert. Praktisch bedeutet dies: Christus kann nur insoweit in uns wohnen, als es uns gut geht! Leidenswege hingegen (die zu Christus gehören) klammern wir einfach aus. Wer will denn Worte wie Phil 1:29 hören oder gar ausleben???

"Christus lebt in mir", das ist die herrliche Aussage unseres Apostels, und wir wollen dieses Innewohnen Christi auf zwei Weisen betrachten:

a) Im Blick auf unsere Stellung (Stand) in Christus und
b) im Blick auf unseren Wandel:

"Unsere Stellung in Christus" muss uns allen klar sein, wir sind gemäß Eph 2:8 in der Gnade Gerettete, und dies für immer! Keine Macht im All, auch keinerlei Fehlverhalten unsererseits kann uns dies nehmen! Weil wir in Christus Auserwählte und Gerettete sind, lebt Er auch in uns, damit kommen wir zu Punkt b, unserem Wandel:

Weil Er in uns lebt, sollen wir auch entsprechend wandeln. In Eph 4:1 spricht uns Paulus zu, würdig der Berufung zu wandeln, und in den weiteren Versen lesen wir Anhaltspunkte, wie dieser würdige Wandel aussehen kann ... und doch versagen wir immer wieder! Nun sagt Paulus in 2Kor 4:7: "Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit das Außerordentliche der Kraft sich als von Gott und nicht als aus uns erweise". Es wäre für Gott ein Leichtes, uns nach unserer Berufung sofort zu Sich in die Herrlichkeit zu holen, aber wir sollen ja gerade in unseren irdenen Gefäßen kämpfen, (wandeln), damit der in uns lebende Christus immer mehr Gestalt annimmt, wir also immer mehr in Sein Bild umgestaltet werden von Herrlichkeit zu Herrlichkeit.

Es ist Seine Liebe, die uns, wenn wir Ihn anschauen, immer wieder überwindet und uns fähig macht, auch Ihn zu lieben. Der Glaube erweist sich durch die Liebe, die in unsere Herzen ausgegossen ist, lebendig. Sein Leben in uns macht uns immer fähiger, würdig unserer Berufung zu wandeln, nicht unsere eigenen Werke tuend, sondern auf Ihn zu blicken. "Denn wir sind Sein Tatwerk, erschaffen in Christus Jesus für gute Werke, die Gott. vorbereitet, damit wir in ihnen wandeln" (Eph 2:10).

Gal 2:20c

"Was ich aber von nun an im Fleisch lebe, das lebe ich im Glauben, dem des Sohnes Gottes, der mich liebt und Sich Selbst für mich dahingegeben hat."

Der Sohn Gottes, unser Herr und Haupt, liebt uns - das sind Worte, die unser Herz berühren! Und Er liebt uns so sehr, dass Er Sich für uns dahingegeben hat, aber nicht nur für uns Gläubige, nein, Sein Opfer umfasst die ganze Schöpfung.

Wir leben zwar im Fleisch, in unserem irdenen Gefäß, aber wo in uns das Leben des Christus durch Seinen Geist vermittelt wurde, da bewirkt es den Gleichklang eines Lebens im Glauben des Sohnes Gottes. "Sein Glaube ist nach wie vor das einzig tragende Element, sichtbar geworden durch Seine Dahingabe am Kreuz.

Eine Mutter kann sich unter Umständen für ihr Kind aufopfern, das ist edel und muss hoch eingeschätzt werden - und doch ist es niemals vergleichbar mit dem Opfer, welches der Sohn Gottes auf Sich lud. Seine Dahingabe hat in der Tiefe die Aufgabe, eine verlorene Menschheit zurück zu Gott zu führen. Petrus schreibt in Verbindung mit dem bereitstehenden Opferlamm in 1Petr 1:2b: "... so dass euer Glaube und eure Zuversicht auf Gott gerichtet sei." Gott, der Vater, ist immer das Ziel. Den weitesten Blick den ein Mensch in die Zukunft tun durfte, lesen wir in 1Kor 15:28b: "... damit Gott alles in allen sei."

Von der Gestalt Gottes herab in die der Menschheit, ja in die eines Sklaven (Phil 2:5ff) und hin bis zum Tod am Kreuz, wo Ihn ein nicht mehr fassbarer Berg an Sünde erwartete, wo eine Last auf Ihn zukam, die auch den Sohn Gottes für einen kurzen Moment zurückschrecken ließ (siehe Mt 26:39) ... aus dem Glauben des Sohnes (in dem wir leben dürfen) floss die Liebe zur Dahingabe für uns, und dies wiederum erzeugt Gegenliebe von Begnadeten Sündern wie uns! Auf diesem Grund kann nicht mehr gefragt werden: Haben wir das verdient? Wir haben es nicht verdient! Sonst wäre die Gnade nicht mehr Gnade!

Mischung mit Gesetz macht die Gnade wirkungslos

Gal 2:21

"Ich lehne die Gnade Gottes nicht ab; denn wenn Gerechtigkeit durch das Gesetz käme, wäre ja Christus ohne Grund gestorben."

Paulus macht mit diesem letzten Vers des zweiten Kapitels eine Zusammenfassung, indem er mehr als deutlich davor warnt, jenes zu vermischen, was Gottes Wort klar und deutlich schneidet. Dabei legt Paulus fest, dass er nicht gegen das Gesetz ist, sondern gegen den Missbrauch, den man christlicherseits mit dem Gesetz treibt, indem man es als notwendig erachtet, um gerettet zu werden. Dabei wollen wir beachten, dass das Gesetz auf dem Boden Israels durchaus seine Berechtigung hat, aber innerhalb der Körpergemeinde Christi Jesu hat es keinen Raum und keine Berechtigung mehr.

Ganz eindeutig und für jedermann leicht verständlich klingen Pauli Worte: "... denn wenn Gerechtigkeit durch das Gesetz käme, wäre ja Christus ohne Grund gestorben." Bei diesen Worten (so sollte man meinen) kann es nur eine Schlussfolgerung geben: Nie mehr mit dem Gesetz bzw. mit Gesetzeswerken umgehen! Doch es ist kaum fassbar - die Geschichte der Christenheit bietet ein ganz anderes Bild, sie ist geprägt von "Du musst dies und jenes tun!" Pauli eindringliche Worte verhallen!

Unsere Gerechtigkeit vor Gott kann niemals durch das Gesetz kommen, kein Mensch ist in der Lage diese Gerechtigkeit durch das Gesetz zu erlangen. Wer trotzdem mit Gesetzeswerken umgeht, muss wissen, dass er damit dem Kreuzestod Christi Jesu seinen Inhalt raubt - eine ungeheure Tat! Entweder hat Christus durch Seinen Tod am Kreuz alles vollbracht, was zu unserer Rechtfertigung vor Gott notwendig ist, oder aber Sein Werk bedarf noch Ergänzungen durch Werke von unserer Seite aus. Wer also mit Werken umgeht und dies meint fordern zu müssen, verurteilt Christi Werk als "unzureichend", mehr noch: Er wäre ohne Grund gestorben!

Ist es manchmal nicht zum Verzweifeln, liebe Geschwister, wenn wir trotz aller klaren Aussagen die Einwände von Geschwistern hören: "Aber es steht doch in der Bibel, dass wir aus Werken gerechtfertigt werden, und nicht aus Glauben allen!" Und im besten Fall wissen solche Gläubigen sogar, wo die steht, nämlich in Jak 2:24. Damit kommen wir zu dem, was wir gestern schon eingangs angesprochen habe: Das Vermischen des Wortes Gottes!

Allein schon die Tatsache, dass das Neue Testament selbstverständlich Aussagen wie die von Jakobus hat, der Gesetzeswerke fordert, aber auch total gegensätzliche Aussagen, wie sie unser Leitvers enthält (oder auch zum Beispiel Röm 3:24), sollte doch nachdenklich machen! Widerspricht sich Gottes Wort?

Es ist die völlige Ahnungslosigkeit darüber, dass Gott zwei Werkzeuge gebraucht, um Sein Ziel zu erreichen:

  1. Sein Volk Israel, und
  2. eine Auswahl aus allen Nationen, welche die Körpergemeinde Christi Jesu darstellen! Interessant für uns ist, dass sich jene Gläubigen, die dies nicht erkennen, immer den gesetzlichen Weg aussuchen! Sie berufen sich auf Jakobus, aber nie (!!!) auf Paulus!

"Ich lehne die Gnade Gottes nicht ab...", dies schreibt Paulus den Galatern, weil Christus uns alle aus dem Fluch des Gesetzes erkauft hat (Gal 3:13). Lehnen wir die Gnade abar, stehen wir unter dem Gesetz, und jeder Gesetzesbruch, selbst der Geringste, zieht den Fluch nach sich ... eine schreckliche Aussicht! Unser Herr und Haupt, Christus, wurde um unseretwillen zum Fluch, und wir dürfen um Seinetwillen unter der Gnade stehen, die uns täglich überströmt, uns erfreuen und glücklich machen darf!

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Der Galaterbrief - Kapitel 3