Das Johannes-Evangelium Kapitel 17

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Abschrift: Das Johannes-Evanglium in täglichen Andachten: Band I - IV
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Band I und II vergriffen
Band III und IV als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

17. Das Johannes-Evangelium Kapitel 17

Das Gebet Jesu für seine Jünger

Das Gebet Jesu für seine Jünger

Joh 17:1

"Als Jesus dies gesprochen hatte, hob Er Seine Augen zum Himmel auf und sagte: Vater, die Stunde ist gekommen; verherrliche Deinen Sohn, damit Er Dich verherrliche,"

Das Kapitel 18 wird vielfach als "hohepriesterliches Gebet", fälschlicherweise auch als "Gemeindegebet" bezeichnet. Doch bedenken wir: Jesus ist am Ende mit dem, was Er Seinen Jüngern als letztes zu sagen hatte! Nun gingen Seine Augen "nach oben", und es erfolgt die öffentliche Zwiesprache mit dem Vater. Mit keinem Wort erwähnt Er. uns, Seine Körpergemeinde, weil dies zu diesem Zeitpunkt ein noch nicht geoffenbartes Geheimnis war!

Dieser erste Vers des 17. Kapitels ist auch der Leitvers durch alle 26 Verse, gibt er doch das Generalthema an: "Die Verherrlichung Gottes durch den Sohn!" Wir Menschen sehen menschlicherweise immer uns im Vordergrund stehen und legen dabei viel zu wenig Gewicht auf die göttliche Sicht. Dabei gehen wir davon aus, dass Christi Jesu wichtigster Auftrag gewesen sei, die Menschheit zu retten. Gewiss war dies ein großer Auftrag, doch dürfen wir nicht den höher und größeren Gesichtspunkt vergessen: Christus starb vor allem damit Gott verherrlicht werde!!! Der Vater verherrlicht den Sohn, indem Er, der Vater, Ihn als Opferlamm schlachten ließ; und der Sohn verherrlicht den Vater, indem Er Seine Opferlammgesinnung bis ans Ende in völligem Gehorsam beibehält!

Verherrlicht wird der Vater, wenn wir erkennen dürfen, dass alles aus Ihm kommt. Alles Geschaffene ist wie ein Glied an einer langen Kette, an deren Anfang der Erstgeborere vor einer jeden Schöpfung steht, Christus. Gibt es für den Menschen irgendeinen Anhaltspunkt , wo Gott versagt hätte? O wie viele Gläubige verunehren Gott, in den sie irrtümlich glauben, Christi Opfer erreicht nur eine ganz kleine Zahl der Menschen - die anderen seien für immer verloren! In diesem Fall wäre der Vater zu Recht zu tadeln! Doch wie anders ist es, wenn wir erkennen, dass Gott mit all Seinem Tun nur das eine Ziel im Auge hat: Seine Verherrlichung durch Christus und Christi Verherrlichung durch Ihn. Beides offenbart sich am Kreuz, und damit sehen wir in das innerste Herz des Vaters.

Joh 17:2

"so wie Du Ihm Vollmacht über alles Fleisch gegeben hast, damit Er alles, was Du Ihm gegeben hast, ihnen gebe, auch äonisches Leben."

Die Verherrlichung des Sohnes geschieht auch darin, dass Ihm der Vater Vollmacht über alles Fleisch gegeben hat. Mit diesem Wort wird auch der Unterschied zwischen Vater und Sohn deutlich, indem es eine Quelle und einen Kanal zeigt. Sehr schön verdeutlicht dies 1Kor 8:6, wo wir in Bezug auf den Vater lesen: "Aus dem das All ist", und in Bezug auf den Sohn: "durch den das All geworden ist". Dem Herrn ist diese Unterscheidung - Quelle und Kanal - äußerst wichtig, spricht Er diese doch bei jeder Gelegenheit deutlich aus. Der Logos oder das Wort Gottes war das Mittel, un dnicht die Ursache zur Erschaffung des Alls. Wie getreu Ihm die Seinen diese Klarstellung abgenommen haben, lesen wir später, als Petrus verkündigte: "Männer, Israeliten, hört diese Worte: Jesus, den Nazarener, unter euch als ein von Gott gesandter Mann durch Machttaten, Wunder und Zeichen erwiesen, die Gott durch Ihn in eurer Mitte getan hat" (Apg 2:22).

Wir brauchen hier nicht hervorzuheben, dass die Errettung durch Christus Jesus ist, doch Gott Selbst ist unser Retter, ja Er ist der Retter aller Menschen (1Tim 4:10). Er verschonte nicht Seines Sohnes, Er bewirkte die Erlösung durch Seinen Geliebten.

Vollmacht über alles Fleisch heißt, auch die Verantwortung für alles Fleisch tragen. Alles, was der Sohn vom Vater erhielt, soll dieser allem Fleisch geben. Das Größte, was der Sohn vom Vater erhielt, ist Liebe! Es liegt nun in der Verantwortung des Sones, dass auch einmal wirklich alles Fleisch diese göttliche Liebe erfährt - auch Seine Feinde! Wie könnte uns Gott in Seinem Wort sagen, dass Seine Liebe das Üble nicht anrechnet, dass wir unsere Feinde lieben sollen, wenn Er Selbst Seinen feinden das Üble sehr wohl anrechnet udn sie auch noch mit ewiger Höllenpein bestraft! Doch wie wunderbar durchflutet diese Vaterliebe einem alles Fleisch, auch das letzte Geschöpf - zu Seiner Verherrlichung!

Joh 17:3

"Das aber ist das äonische Leben, dass sie Dich erkennen, den allein wahrhaften Gott, und den Du ausgesandt hast, Jesus Christus."

Von alters her war es der Wunsch vieler gläubiger Israeliten, äonisches Leben zu haben, das geht auch aus den mancherlei Fragen hervor, die Israeliten an Jesus richteten. So lesen wir z.B. in Lk 10:25 die Frage eines Gesetzeskundigen: "Lehrer, was muss ich tun, damit mir äonisches Leben zugelost werde?" Diese Frage erscheint uns heute absurd, wandelte doch das Leben "persönlich" unter ihnen! In Joh 1:4 lasen wir über Christus, das Wort Gottes: In demselben war Leben, und das Leben war das Licht der Menschen". Allerdings heißt es im nächsten Vers weiter, dass die Finsternis das Licht Nicht erfasst hat. Die war die Situation unter dem Volk Israel, als Jesus auf Erden weilte. Als Er ihnen das wahre Leben anbot, glaubten sie Ihm nicht, sondern wollten viel lieber selber etwas tun und leisten, um das äonische Leben zu erwerben.

Aber nichts, was der Mensch von sich aus tun will, was am Fleisch vollbracht werden kann, sei es Wassertaufe, Beschneidung, Halten von Tage usw. führt zum wahren Leben! "Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch nützt dabei überhaupt nichts. Die Worte, die Ich zu euch gesprochen habe, sind Geist und sind Leben" (Joh 6:63).

Damit steht fest, dass alles Leben - das gegenwärtige im Geist wie auch das zukünftige äonische - aus und durch Christus Jesus kommt! Es ist das Licht der Welt, und wer Ihm nachfolgt, wird das Licht des Lebens haben (gem. Joh 8:12), oder "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben" (Joh 14:6). Zu diese4m einzig möglichen Weg bekennt Sich auch der Vater, wenn Er Seine Liebe bekanntmacht: Denn so liebt Gott die Welt, dass Er Seinen einzig gezeugten Sohn gibt, damit jeder, der an Ihn glaubt, nicht umkomme, sondern äonisches Leben habe" (Joh 3:16).

Jesu Mühen und Bitte im Gebet war, die Blicke auf den Vater und auf Sich zu lenken - hier war und ist das äonische Leben.

Joh 17:4

"Ich verherrliche Dich auf Erden, indem Ich das Werk vollende, das Du Mir zu tun gegeben hast."

Wir betonten schon bei Vers 1, dass des. Sohnes allergrößte Aufgabe ist, den Vater zu verherrlichen. Dies begann nicht erst, als Er auf die Erde kam, sondern war von Anfang an Sein größtes Ziel.

Soweit uns Gottes Wort darüber Aufschluss gibt, geschah die Verherrlichung des Vaters durch den Sohn schon damals, als Er im Auftrag des Vaters das gesamte All, die Himmel und die Erde, zusammen mit allen darin befindlichen Geschöpfen ins Dasein rief. "In Ihm ist das All erschaffen: das in den Himmeln und das auf der Erde, das Sichtbare und das Unsichtbare, seien es Thron oder Herrschaften, Fürstlichkeiten oder Obrigkeiten. Das All ist durch Ihn und zu Ihm hin erschaffen, und Er ist vor allem, und das All besteht zusammen in Ihm. (Kol 1:16-17).

Aber, bevor das All erschaffen wurde, wurde auch seine Richtung bzw. sein Ziel festgelegt, und dies lasen wir gerade oben: "... zu Ihm hin erschaffen". Das gesamte All hat also im Grund nur eine einzige Richtung, die es einhält: Zurück über Christus zu Gott! Da aber auf diesem langen Weg auch die Finsternis und das Böse eingeplant ist, stellte Sich der Sohn schon vor dem Niederwurf der Welt als makelloses und fleckenloses Opferlamm bereit (siehe 1Petr 1:19-20). Erst das Opfer Christi Jesu war der Garant, dass das gesamte All auch zu Gott zurückkommen wird. In dem Namen "Jesus" der im Hebräischen "Retter" heißt wird auch wirklich jedes Geschöpft gerettet, allerdings in seiner vorbestimmten Abteilung (1Kor 15:23), d.h. zu unterschiedlichen Zeiten und über lange Zeitläufe hinweg.

Am Kreuz auf Golgatha vollendete der Sohn das Erlösungswerk, das Ihm der Vater gab und verherrlichte Ihn danach auf das Höchste. Dort, am Kreuz, wurde Sein Name "Jesus" zur Grundlage zur Rettung aller Geschöpfe!

Joh 17:5

"Nun verherrliche Du Mich Vater, bei Dir Selbst mit der Herrlichkeit, die Ich bei Dir hatte, bevor die Welt war."

Eine für Menschen nicht fassbare Herrlichkeit offenbart Jesus in Seinem Gebet zum Vater vor Seinen Jüngern. Welch unvorstellbare Herrlichkeit der Sohn beim Vater hatte, bevor Er auf die Erde kam, lesen wir in Phil 2:6: "der, als Er in der Gestalt Gottes war, es nicht für ein Rauben erachtete, ebenso wie Gott zu sein."

Doch, auch wenn der Sohn in Anspruch nimmt"wie Gott zu sein", ist Er zwar das Abbild des unsichtbaren Gottes (Kol 1:15), aber nicht Gott Selbst. Dafür sehen wir in Ihm das gewaltigste Beispiel der Selbsterniedrigung, wie es uns sehr anschaulich Phil 2:5-8 aufzeigt. Von der Herrlichkeit in der Gestalt Gottes steigt Er hinab bis zur tiefsten Tiefe irdischer Schmach, ja bis zum Tod am Kreuz. Das zeigt uns, ws die "Gesinnung Christi Jesu" ist!

Jesu Bitte: "Nun verherrliche Du Mich, Vater, bei Dir Selbst mit der Herrlichkeit, die ich bei Dir hatte", findet ihre tiefste Erfüllung, als der Sohn bis zum bittersten Ende den Ihm vom Vater vorgegebenen Weg geht. Und Er geht ihn "in der Art und W eise wie ein Mensch erfunden (Phil 2:8), d. h. Er empfand und litt genauso wie ein normaler Mensch! Und sie findet ihre herrlichste Erfüllung in Christi überaus hoher Erhöhung, wie sie uns Phil 2:9-11 schildert.

Auf Seinem gesamten Erdenweg war Jesus das getreue und sichtbare Abbild des unsichtbaren Gottes. Seine Gestalt drückte Gottes Willen und Herzenseigenschaften so vollkommen aus, dass Er dadurch den Vater sichtbar darstellte. "Wer Mich gesehen hat, der hat den Vater gesehen" (Joh 14:9).

Jesus bittet um Verherrlichung, aber "Vater, bei Dir Selbst"; Seine Verherrlichung soll einzig und allein dem Vater zufließen - wahrlich, welch nachahmenswerte erstrebenswerte Gesinnung!

Joh 17:6

"Ich habe Deinen Namen den Menschen offenbart, die Du Mir aus der Welt gegeben hast. Dein waren sie, und Mir hast Du sie gegeben, und Dein Wort haben sie bewahrt."

Der Sohn Gottes hat nicht nur den Namen des Vaters offenbart, sondern mit diesem auch das Wesen und die Gesinnung des Vaters - denn der. Sohn ist ja das getreue Abbild des unsichtbaren Gottes; wer Ihn sieht, sieht den Vater!

Verstehen konnten die Worte Jesu aber nur jene Menschen, die Ihm der Vater aus der Welt gegebenhatte. Wer waren diese Menschen? Mit Sicherheit sind hier noch keine Gläubigen der Körpergemeinde Christi Jesu gemeint, sondern in erster Linie Seine elf Jünger, und dann auch alle jene, denen der Glaube an Jesus vom Vater geschenkt wurde, zu denen z.B. Nikodemus, die beiden Schwester Martha und Maria usw. gehörten.

Damit sehen wir, dass auch die Königreichsgemeinde eine Herauswahl aus Israel ist. Die elf Jünger werden ja in diesem zukünftigen Königreich auf zwölf Thronen sitzen - wobei als zwölfter für Judas ja der Ersatzmann "Matthias" berufen wurde (Apg 1:23-26) -, und die zwölf Stämme Israels richten (Mt 19:28). Wer diese zwölf Apostel zur Körpergemeinde rechnet, raubt damit der Königreichsgemeinde ihre wichtigsten Pfeiler!

Die Worte Jesu zeigen aber auch überdeutlich, dass jeder menschliche Wille bei dieser Auswahl des Vaters ausgeschlossen ist! Und mit welchem Eifer wird doch leider immer noch der menschliche Eigenwille hervorgehoben! Mit dem Argument: "Wir seien doch keine Marionetten", wird versucht, die menschliche Willensentscheidung zu verteidigen. Doch der Vater ist auch der Schöpfer des menschlichen Willens, Er braucht nicht abzuwarten, bob sich einer für oder gegen Ihn entscheidet! Gott hat ein großes Ziel, und dies ist, alle Geschöpfe an Sein Herz zu ziehen. Der Weg, den Er dabei geht, entspricht Seinem göttlichen Ratschluss, und dazu gehört eben erste einmal eine Auswahl. Und diese Auswahl wird wiederum vom Vater zum Segen für die Nichtauserwählten eingesetzt!

Joh 17:7

"Nun haben sie erkannt, dass alles, was Du Mir gegeben hast, von Dir ist;"

Der gestrige Vers schloss mit den Worten ab: "...und Dein Wort haben sie bewahrt." Welch schönes Zeugnis darf Jesus hier Seinen Jüngern ausstellen, und wie tief muss Ihn dies erfreut haben. Jesus nährte die Ihm vom Vater Gegebenen mit dem Wort, Er führte sie so, dass sie immer tiefer mit dem Wort in Verbindung kamen. Dabei schärfte Er ihre Ohren, dass sie jederzeit hören konnten, auch wenn Er nicht mehr körperlich unter ihnen weilte. "Das Wort bewahren" heißt: Im tiefsten Herzensgrund stellt dieses ein keimende und wachsendes Samenkorn dar.

Unser heutiger Leitvers zeigt, wie wichtig unserem Herrn die Quelle ist, aus der alles kommt. Wohl konnte Er sagen: "Ich und der Vater sind eins", doch damit stellte Sich der Sohn nie auf die gleiche Stufe wie der Vater, sondern bezog sich auf Seine Rolle als "Abbild des unsichtbaren Gottes", als "Kanal", durch den sich die Quelle ergießt.

Es ist ein Zeichen geistlicher Reife (und dies ist auch uns gesagt), wenn wir nicht bei dem Sohn Gottes stehenbleiben. Gewiss haben wir in Ihm, dem Christus, jeglichen geistlichen Segen, wie ihn uns ja das 1. Kapitel des Epheserbriefes ausführlich beschreibt (Eph 1:3-14), doch beginnt ja Vers 3 mit den Worten: "Gesegnet sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus". Unsere inneren Augen werden also zuerst auf die Quelle und dann erst auf den Kanal gelenkt. Ihm, dem Vater, gebührt der Segen, und dies in Christus Jesus!

Dies zu erkennen, ist den "Gereiften" vorbehalten oder, wie Johannes schreibt, "den Vätern" (1Jo 2:13). "Väter" deshalb, weil sie den erkannt haben der von Anfang an ist.

Joh 17:8

"denn die Worte, die Du Mir gegeben hast, habe Ich ihnen gegeben, und sie haben sie angenommen und haben wahrhaftig erkannt, dass Ich von Dir ausgegangen bin, und sie glauben, dass Du Mich ausgesandt hast."

Das Verhältnis zwischen Vater und Sohn ist auch mit "Gebet und Empfänger" zu umschreiben. Gott gab dem Sohn auf Erden durch Seinen Geist die Worte, die Er aussprach, Gott gab ihm die Jünger, Er gab Ihm die Macht und die Herrlichkeit. Alles sind Gaben Gottes, des Vaters, an den Sohn. Wäre der Sohn dem Vater in allem gleich, könnte Er keine Gaben empfangen, denn die absolute Gottheit ist nur "Geber" aber nie "Empfangender"!

Dies bedeutet aber auch für alle Geschöpfe, dass sie Gott nichts darbringen können, was Ihm nicht schon längst gehört!

Christus kam von Gott direkt empfangen, das ist Seine Ihm eigene Herrlichkeit in Seiner Beziehung zu Gott. Wenn Menschen geredet haben, sei es Petrus, Paulus, Johannes oder sonstige, so war ihr Wort oder ihr niedergeschriebener Bericht stets inspiriert; Jesus hatte Seine Worte direkt von Gott. "Die Worte, die Du Mir gegeben hast, habe Ich ihnen gegeben...". Dabei hat Jesus nie den Anspruch erhoben, die Seinen durch Überredungskünste gewonnen zu haben, sondern Er hob immer wieder hervor, dass sie Ihm vom Vater gegeben wurden. und es Seine Aufgabe war, sie zu bewahren, zu hüten und zu schützen - und sie letztendlich ihrer eigentlichen großen Aufgabe zuzuführen: Als Auserwählte ein Segen für die Nichtauserwählten zu werden!

In unserer heutigen Zeit des großen Abfalls ist sogar von theologischer Seite immer öfters zu hören, Jesus sei doch nur ein Mensch gewesen, wenn auch mit außergewöhnlichen und einmaligen Eigenschaften. Wahrhaftig, welch ein Niedergang! Aber Jesus ging vom Vater aus, dies durften die Seinen damals und heute erkennen, und sie glauben auch bis heute, dass Gott Ihn, den Sohn, gesandt hat!

Joh 17:9

"Ich ersuche Dich für sie; nicht für die Welt ersuche Ich Dich, sondern für die, die Du Mir gegeben hast;"

Jesu Fürsorge und Fürbitte beschränkt sich ganz eindeutig auf den engen Kreis jener aus dem Volk Israel, die Ihm der Vater gegeben hat, d.h. die den Glauben an Jesus als den Sohn Gottes als Geschenk Gottes bekamen. Damit ist ausgeschlossen, dass Seine Worte in den vier Evangelien auch an die Welt gerichtet waren, sie beschränken sich eindeutig auf das von den Propheten verkündigte Königreich Gottes (siehe z.B. Jes 4.; Jes 9:6-7; Jes 11.; Jes 12.; Jes 14:1-3; Jes 34:16-17; Jes 35.; Jes 52.; Jes 54.; Jes 62.; Jer 25:5-8; Mi 5:1-3).

Es ist für uns wichtig zu wissen, dass die Nationen während der Erdenzeit Jesu außerhalb Seines Dienstbereiches lagen! Deutlich lesen wir, dass Jesus nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt wurde (Mt 10:5-6; Mt 15:24). Jesus war ein Diener der Beschneidung um der Wahrheit Gottes willen, um die Verheißung der Väter zu bestätigen (Röm 15:8).

Jesus überschritt nie die Landesgrenzen des damaligen Israel. Soweit wir wissen befasste Sich der Herr nur mit zwei Personen aus den übrigen Nationen, nämlich mit dem Hauptmann von Kapernaum (Mt 8:5-13) und dem kananäischen Weib (Mt 15:22-28).

Gemeinsam mit unserem Leitvers ist dies ein klarer Beweis, dass die Nationen vom irdischen Dienst Jesu ausgeschlossen waren. Es ist schon seltsam, woher sich bei heute so viele Gläubige das Recht nehmen, Seinen Dienst an Israel für sich selbst zu beanspruchen! Und dabei ist noch seltsamer, dass diese Gläubigen jene Worte, die durch den Apostel der Nationen, Paulus, direkt an sie gerichtet sind, missachten!

Jesus sah es nicht als. unnötig an, für die Seinen den Vater zu ersuchen (= Fürbitte zu leisten); die darf auch uns in gleicher Weise Ansporn sein, füreinander im Gebet im Namen Christi Jesu vor den Vater zu treten!

Joh 17:10-11

"denn sie sind Dein, wie all das Meine Dein ist und das Deine Mein. In ihnen bin Ich nun verherrlicht. Ich bin nicht mehr in der Welkt, doch sie sind in der Welt. Ich aber komme zu Dir. Heiliger Vater, bewahre sie in Deinem Namen, in welchem Du sie Mir gegeben hast, damit sie eins seien so wie Wir."

Jesus stellt die innige Verbindung zwischen Sich und dem Vater vor unsere Augen. Er zeigt auf, dass Ihm der Vater alles gegeben hat, dass nicht mehr unterschieden werden kann, was z.B. dem Sohn oder was dem Vater gehört. Die Verbindung des Vaters zum Sohn gipfelt in der Aussage: "...eins seine so wie Wir". Doch wie leicht geht viel Wahrheit verloren, wenn wir bei dem Wort "eins" nicht zwischen einer Zahl und einem Zustand unterscheiden! Unser Leitwort "eins" sagt nicht, dass der Vater und der Sohn "eine" Person seien, sondern dass sie "eins im Sinn von einig sind. Wie oft stellt Jesus ja auch in diesem Johannesevangelium die Stellung des Vaters heraus....

Respekt- und liebevoll nennt Jesus den Vater "Heiliger Vater". "Heiligkeit" hat, wie alles seinen Ursprung in Gott. Das ersten mal begegnen wir der "Heiligkeit Gottes" in der Schrift in 3Mo 11:44: "Denn Ich bin Jewe, euer Gott; so (deshalb) heiligt euch und seid heilig, denn Ich bin heilig". Dreierlei finden wir in dieser Aussage: Zuerst nennt Sich Gott "Jewe", dann "euer Gott", und zuletzt wird "Seine Heiligkeit" als Ursache genannt, um deretwillen sich auch das Volk Israel heiligen soll. Beachten wir besonders das Wörtchen "so (deshalb)" - wir erkennen darin die Quelle oder den Ursprung der Heiligkeit. Wir erkennen aber auch, dass Gottes Heiligkeit mit der Beziehung zu den Menschen, hier im besonderen zu Seinem Auswahlvolk Israel, zu tun hat. Die Beziehung bestand darin, dass Gott dieses Volk aus allen übrigen Völkern auserwählt, es für Sich abgesondert und damit "geheiligt" hat. Und wiederum eine Auswahl aus diesem Volk war dem Herrn auf Erden gegeben, die Seine Verherrlichung darstellten!

Wir wollen dem Begriff "Heiligkeit noch etwas Raum geben, haben doch viele Gläubige eine ganz falsche Vorstellung davon. Nicht unerheblich trägt die katholische Kirche zu der Ansicht bei, dass Heilige erst gestorben sein müssen, um dann aufgrund ihres Wandels "heiliggesprochen" werden zu können. "Heiligkeit" hat aber nichts mit Wandel oder Moral zu tun, sondern ist Absonderung für Gott, wobei wir gestern Gott tSelbst als den sahen, der Sich für Sein Volk geheiligt (abgesondert) hat.

Dass Heiligung nichts mit Wandel zu tun hat, zeigt schon die Tatsache, dass gott nicht nur Personen, sondern auch Gegenstände, Orte usw., heiligt - denken wir nur an den Erdbogen runde um den brennenden Dornbusch oder an die Stiftshütte mit all den darin befindlichen Geräten. Alle diese besaßen ja keine sittliche Eigenschaft, sondern waren wegen "der Absonderung für Gott" heilig.

Die Heiligkeit Gottes fließt zuerst auf den Sohn. Dieser heißt deshalb "der Heilige Gottes" weil alles, was Er ist und tut, für Gott geschieht! Gott ist Sein heiliger Vater um der besonderen Beziehung willen, die zwischen Beiden besteht.

Er ist der Gott und Vater auch unseres Herrn Jesus Christus - und damit schauen wir auf uns. Es ist ja bemerkenswert, dass Paulus nie Gott als "heilig" bezeichnet, weohl aber die in Christus Berufenen und Auserwählten. Gott ist und bleibt ausschließlich der Heilige für Israel. Und nur diesem Volk hat Er Sich als "Jewe" verpflichtet! Was aber ist Er für uns? Die Antwort ist wunderbar: Mit allen, die in Christus Jesus sind, ist Er in derselben Weise verbunden wie mit Seinem Sohn nämlich als Gott und Vater!

Joh 17:12

"Als Ich bei ihnen in der Welt war, bewahrte Ich sie, die Du Mir gegeben hast, in Deinem Namen. Ich behütete sei, und keiner von ihnen ging verloren außer dem Sohn des Untergangs, damit die Schrift erfüllt werden."

Jesus zeigt, dass, solange Er in der Welt war, Er auch ganz persönlich der Behüter und Zusprecher der Seinen war. Nach Seinem Weggang übernahm diese Aufgabe der verheißene heilige Geist. "Bewahrt" werden sollte die Jünger vor Missbrauch und feindlichen Zugriffen, nicht aber, wie wir schon sahen, vor Drangsalen und Leiden. Stets musste der Sinn ihrer Heiligkeit (Absonderung) bewahrt bleiben, nämlich die Zubereitung für die großen Aufgaben im künftigen Königreich, wobei die größte Aufgabe die war: Ein Segen für die übrigen Nationen zu sein.

Und wieder lenkt Gottes Wort unsere Aufmerksamkeit auf jenes Problem, das die Person des Judas darstellt, dem hier und da viel Mitgefühl, aber oftmals auch Hartherzigkeit, ja Schadenfreude entgegengebracht wird. Hatte Judas als erwählter Jünger kein Anrecht auf Seine Bewahrung? Als Satan die Apostel zu sichten begehrte, hatte Er für Petrus gebetet (Lk 22:31). Petrus konnte also nie so tief sinken wie Judas. Hatte Jesus nicht die Macht, auch den Judas jederzeit vor den Einflüsterungen Satans zu bewahren?

Unser Leitwort gibt uns die einzige Antwort auf all die vielen Fragen, die uns auf dem Herzen brennen: "....damit die Schrift erfüllt werde". Alles was Jesus tat, musste in Einklang mit Gottes geschriebenem Wort stehen. Gott hatte geredet, und nicht einmal Mitleid bewog den Herrn, von dem Ratschluss Gottes abzuweichen. Aus diesem Grund hat Er des Judas Verrat offensichtlich viel eher begünstigt als erschwert.

Dass Jesus nicht herz- und gefühllos das Schicksal des Judas hinnahm, haben wir ja schon ausführlich an früherer Stelle behandelt. Über allem stand Sein Gehorsam Gott und der Schrift gegenüber, den Er aber auch durch Leiden erlernen musste (Hebr 5:8).

Es ist für uns Menschen ein wunderbares Gefühl, sich bewahrt zu wissen. Dies ist uns vielleicht sogar noch aus unserer Kindheit bewusst, wo wir uns in der liebenden Obhut der Eltern wussten. Sie lenkten uns Schritt für Schritt, ließen uns lernen und aufnehmen und bewahrten uns dort, wo sie Schaden für uns erkannten. Welcher Segen kann solch ein wohlbehütetes Elternhaus sein.

Und um wieviel mehr als es ein Elternhaus kann, bewahrte der Herr die Seinen. Ein wunderbares Beispiel gibt uns der auf dem Wasser wandelnde Petrus (Mt 14:24-31). Als er zu versinken drohte, weil er seinen Blick weg vom Herrn auf den Sturm gerichtet hatte, handelt der Herr: "Sofort streckte Jesus die Hand aus, ergriff ihn...". Dies war für Petrus eine einprägsame Lektion! Er wurde nämlich nicht nur bewahrt, sondern auch belehrt!

"Bewahren" heißt nicht nur schützen, sondern auch erziehen. Petrus musste lernen, dass ihn der Herr in den ausweglosesten Lagen bewahrt, wenn er im Glauben beharrt. "Kleingläubig" war Petrus, doch auch in dieser Situation bewahrte ihn der Herr.

Und wie Petrus, so dürfen auch wir uns bew ahrt wissen, und dies in allen Lebenslagen. Auch um uns braust immer wieder ein Sturm und die Wellen drohen, uns zu überspülen. Doch wir dürfen im festen Glauben auf Ihn schauen, wissend, dass, wenn es für uns gefährlich wird, Seine starke Hand uns sofort bewahren wird! Lassen wir uns heute mit 1Thes 5:23 zusprechen: "Er Selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch ganz und gar, und möge euer Geist unversehrt und die Seele und der Körper tadellos bewahrt werden in der Anwesenheit unseres Herrn Jesus Christus. Getreu ist, der euch beruft, Er wird es auch tun."

Joh 17:13

"Nun aber komme Ich zu Dir und spreche dies noch hier in der Welt, damit Meine Freude in ihnen vollständig sei."

Nach dem betrübten und schmerzvollen Blick auf Judas schaut unser Herr wider zum Vater: "Nun aber komme Ich zu Dir". Diese Worte erfüllen Sein ganzes Herz. Welch liebende Sehnsucht erklingt doch hier aus Seines Herzes Grund. "Ich komme zu Dir" - o dass wir doch auch davon etwas mehr zum Ausdruck brächten. Meist äußeren wir solche Wünsche erst, wenn wir körperlich gebrechlich und elend sind. Die Triebfeder ist dann nur zu gut bekannt: Das Dahintenlassen von Krankheit und körperlichem Zerfall. Und andererseits: Was ist es doch hier unten auf Erden für eine Freude, wenn ein Mensch Glauben erhält, wenn er in Christus Jesus dem Vater begegnen darf. Wie sind wir doch oft so abgestumpft, so wenig mit Freude erfüllt - mehr von letzterem dürfte im Geist unser Teil sein!

Aber denken wir immer daran, dass Sein Kommen zum Vater auch unser Hinkommen ermöglicht. Heute dürfen wir zum Wort kommen, dürfen ins Gebet, in die Gemeinschaft kommen - und vielleicht recht bald geht auch unser Weg himmelan dem Herrn entgegen und in Ihm zum Vater!

"Und dies spreche Ich noch hier in der Welt" - es geht eine tiefe Liebe durch das gesamte Gebet des Herrn, durch jedes einzelne Wort. Er gibt Sich betend für Seine Jünger hin. "In der Welt....", das ist der Stand der zurückbleibenden Jünger. Mit unterworfen sind sie der Stunde der Finsternis, wo der satanische Charakter in ganzer Fülle zutage trat. Und doch, obwohl seelisch/körperlich aufs äußerste angespannt, erfüllt Ihn im Geist eine tiefe Freude, wenn Er seine Jünger anschaut. Diese Freude floss auch in die Herzen der Jünger. Aber sie wollten nicht nur eine seelisch aufputschende Freude empfangen, sondern die Freude dadurch vollständig machen, dass sie geisterfüllt sagen konnten: Ja, wir freuen uns, weil wir erkannt haben, dass Du der Sohn des wahrhaften Gottes bist, weil wir in Dir und durch Dich den Vater sehen!

Joh 17:14

"Ich habe ihnen Dein Wort gegeben, und die Welt hasst sie, weil sie nicht von der Welt sind, so wie auch Ich nicht von der Welt bin."

Die Jünger brauchten für die vor ihnen liegende Zeit die Fülle solcher Freude, wie wir sie gestern ansprachen. Wie kindlich einfach und doch wie majestätisch groß tritt uns in den Gebetsworten Jesu die Stellung des Sohnes entgegen. Er gab den Jüngern das Wort Gottes, das war eine Seiner Aufgaben. Deutlich tritt hier Seine Mittlerrolle zutage. Er ist Offenbarer des Vaterwillens, des göttlichen Ratschlusses, des Vaterwortes und der Vaterwege. Kein Wort redet Er aus Sich Selbst!

Man ist versucht zu sagen: Welch bescheidene Aufgabe für Christus, den Sohn Gottes! Doch, welche Größe gehört dazu, dieses Mittleramt auszufüllen. Der ganze Verzicht eigenen Wollens und eigener Wege ist da nötig, und eine voll und ungeteilte Hingabe an den Auftraggeber ist erforderlich. Könnern wir diesen Verzicht der Eigenständigkeit Jesu Christi richtig würdigen? Wie schwer fällt es doch uns Menschen, oft schon in kleinsten Dingen nachzugeben, auf Eigenes zu verzichten, dem andern zuliebe!

Die Jünger haben viel unter dem Unglauben und Widerspruch ihrer Volksgenossen, sonderlich der Pharisäer und Schriftgelehrten, leiden müssen. Durfte es denn sein, dass Ungelehrte, einfache Fische und verachtete Zöllner die Vertrauten des Messiaskönigs sein sollten? Wo bleiben die Doktoren, die Professoren, die Gelehrten? Und so wie die gelehrte Welt damals die Volksmenge gegen die Jünger aufhetzte, so hasst die Welt bis heute all jene, die nicht mit der Masse laufen, die sich absondern und den schmalen WEg gehen. Aber welch wunderbarer Trost für die Jünger wie auch für uns: Einer ging immer auf diesem Weg voraus!

Joh 17:15

"Ich ersuche Dich nicht, dass Du sie aus der Welt nimmst, sondern dass Du sie vor dem Bösen bewahrest."

Die Jünger waren Fleisch vom Fleisch, und damit erst einmal Kinder dieser Welt. Doch als Erwählte Gottes waren sie zwar einerseits noch in der Welt, glaubensmäßig jedoch bereits bei ihrem Herrn. Die Welt bemerkte dies und hasste sie deswegen.

Dieser schwere Stand kam auf die Jünger zu. Das inbrünstige Gebet Jesu zum Vater war also: Du hast sie auserwählt und Mir gegeben, Dein Wort habe Ich ihnen mitgeteilt, nun kommen sie deswegen in diese gefährliche Situation - da musst Du sie auch bewahren!

Der heilige Same darf nicht aus der Welt weggenommen werden, er muss in der Welt bleiben! Wer einen Ertrinkenden retten will, muss selbst ins Wasser hinein. Der Sohn Gottes machte den Anfang und begab Sich in diese Welt. Diejenigen, die Seinen Auftrag weiterführen sollten, müssen ebenfalls in dieser Welt bleiben.

Des Herrn Bitte lautet also nicht: Nimm sie aus der Welt, sondern: Bewahre sie vor dem Bösen!

Die letzten Stunden Jesu waren auch die Stunden des Bösen. Satan hatte Vollmacht bekommen, den Sohn Gottes zu Tode zu bringen. Aber er wollte auch alle anderen, die seiner Hand entglitten waren, ausrotten. Vor allem wollte er sie in ihrem Glauben entwurzeln, sie verunsichern und verzagen lassen - sie sollten Jesus absagen. Einen ersten Schritt in diese Richtung tat ja bereits Petrus, als er dreimal den Herrn nach dessen Festnahme verleugnete! Doch der Böse durfte sein Werk nicht fortsetzen. Gleich wie bei Hiob stand das Wort vor Satan: Bis hierher und nicht weiter! Des Sohnes Bitte stand vor dem Vater und bewahrte Petrus (und gleich ihm alle anderen) vor weiteren Angriffen des Bösen!

Joh 17:16

"Sie sind nicht von der Welt, so wie auch Ich nicht von der Welt bin."

Noch einmal spricht der Herr, wie schon in Vers 14, die obigen Worte aus. Wei wichtig muss Ihm dies gewesen sein! Aber die Lage war ja auch tatsächlich äußerst ernst.

Geburtsmäßig dem Fleisch nach zwar in diese Welt hineingeboren, waren die Jünger durch Gottes Erwählung nicht mehr von dieser Welt (Weltsystem).

Die Welt wird vom Bösen beherrscht, und der Böse vermittelt ihr das "Ich-Prinzip". Gerade in den heutigen Tagen hört man von so vielen jungen Leuten, dass sie "nur noch Spaß haben wollen"! Kinder Gottes sind aber Leute, deren "Ich" gebrochen wurde, die nicht mehr nach ihren eigenen Lüsten und Begierden leben wollen, sondern den Willen dessen tun möchten, der nicht aus der Welt nahm, aber von diesem Weltsystem losgelöst hat. Die heutige Menschheit lebt nach dem Prinzip der Augenlust. Die Massenmedien verbreiten ja nur noch Horrormeldungen, je schauerlicher, desto besser. Für Kinder Gottes besteht jedoch das Prinzip des "NIcht-Schauens" und "Doch-Glaubens"! Für die Welt gibt es nur das Materielle, dem alle ethischen Werte geopfert werden. Doch für Kinder Gottes gibt es das "Geistesprinzip"! In der Welt herrscht das Hochmutsprinzip, bei Kinder Gottes heißt es "Unterordnung"!

Diese kurze Aufzählung zieht sich durch alle Generationen und Zeiten hindurch, und es ist spürbar, wie der Druck in der Endphase unserer Verwaltung die Gnade zunimmt Welche Distanz legte Jesu zwischen Sich und die Seinen einerseits und der Welt andererseits. Doch so, wie die Jünger die Zeit überstanden haben, werden auch wir, die wir der Körpergemeinde Christi Jesu angehören, diese überstehen, ist uns doch in Eph 6:10-18 eine komplette Waffenrüstung gegeben.

Joh 17:17

"Heilige sie in Deiner Wahrheit: Dein Wort ist Wahrheit."

Wenn wir von Zeit zu Zeit daran erinnern, dass unser Johannesevangelium der Beschneidung, also Israel, gilt, so bedeutet dies nicht, dass wir darin nichts finden, was auch auf uns anwendbar wäre. Gerade unser heutiges Wort zeigt uns dies.

Mit obigen Worten trat Jesus im Gebet für Seine geliebten Jünger ein, doch Seine Bitte gilt in hervorragender Weise auch für uns, sind wir ja nicht weniger Geliebte. An früherer Stelle verhieß Er den Jüngern den heiligen geist, den Geist der Wahrheit, heute lesen wir die Bitte, Seine Jünger in dieser Wahrheit zu heiligen, d.h. abzusondern. Absonderung für die göttliche Wahrheit, ist lebenswichtig, weil das Wort die einzige Wahrheit ist!

Ohne den heiligen Geist ist es unmöglich, die Wahrheit. zu erkennen und in ihr zu leben. Da aber alle Gläubigen der heutigen Verwaltung der Gnade heiligen Geist empfangen haben (sonst wären sie nie gläubig geworden), ja sogar mit ihm versiegelt wurden (Eph 1:13-14), wäre zu fragen, warum dann auch noch für uns die Bitte Jesu Gültigkeit haben sollte. In Joh 18:38 fragt Pilatus den Herrn: "Was ist Wahrheit?" Wenn wir uns heute unter den Geschwistern umschauen, so könnten auch wir fragen: "Was ist Wahrheit gemäß dem Wort? Denn es gibt eine Vielzahl von unterschiedlichen Erkenntnissen über das Wort der Wahrheit!

Wir finden die Bitte Jesu in gleicher Form im Gebet des Paulus für alle Heiligen, die auch Gläubige in Christus Jesus sind: "....dass der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, euch geistliche Weisheit und geistliche Enthüllung zur Erkenntnis Seiner Selbst gebe..." (Eph 1:17). Diese geistliche Weisheit und Enthüllung erhalten wir aber nur durch den heiligen Geist, der uns hier durch Fürbitte vertieft und gemehrt in das Wort der Wahrheit führen soll!

Der gestrige Tag bedarf noch einer Ergänzung und Vertiefung. Ohne den heiligen Geist ist es unmöglich, Wahrheit zu erkennen, denn er allein leitet in alle Wahrheit (Joh 16:13). Auch uns leitet der heilige Geist vertieft in die Weisheit und Erkenntnis der Wahrheit.

Jesu Bitte kann auch für uns bedeuten, dass wir uns vermehrt für die Wahrheit absondern lassen, was praktisch bedeutete, dass wir vermehrt im Wort der Wahrheit lesen!

Die heute sehr unterschiedlichen Erkenntnisse über das, was Wahrheit ist, kann verschiedene Gründe haben: Es kann ein Mangel an Kenntnis der. Schrift sein. Hier wäre also die vermehrte Heiligung (Absonderung) angebracht. Es kann aber auch daran liegen, dass uns noch die wachstümliche Reife fehlt. Wenn Brüder, die erst vor kurzer Zeit gläubig wurden, schon nach Lehrämtern streben, dann kann dies nicht gut gehen Doch es gibt Geschwister die längst gereift sein müssten, die aber trotzdem kaum geistliches Wachstum aufweisen. Die Ursache kann darin liegen, dass solchen Geschwistern der für uns bestimmte Teil des Wortes der Wahrheit vorenthalten wurde und sie hauptsächlich mit jenem Teil der Wahrheit belehrt wurden, der Israel gilt.

Damit sind wir bei Pauli Ermahnung: "Befleißige dich, dich selbst Gott bewährt darzustellen, als unbeschämten Arbeiter, der das Wort der Wahrheit richtig schneidet" (2Tim 2:15); und richtig schneiden bedeutet, dass wir erkennen was Gott an Israel und was Er an uns geschrieben hat! So sehr wir uns über Wahrheit für Israel mitfreuen können, so sehr müssen wir auch beachten, wem diese Wahrheit gilt! Möge uns allen erneute aufleuchten, welches Amt Gott dem Sonderapostel Paulus aufgetragen hat, indem Er ihn als Apostel für die Nationen auserwählte (Apg 9:15; [Eph 3:8]).

Joh 17:18

"Wie Du Mich in die Welt ausgesandt hast, so sende auch Ich sie in die Welt aus."

Der Vater hat den Sohn als makelloses und fleckenloses Opferlamm in die Welt gesandt. Der Weg des. Sohnes war Selbstaufgabe, Erniedrigung, Schmach, Leiden und Gehorsam bis zum Tod. Nun, wo Jesus am Ende Seines Erdenweges angelangt ist, überträgt Er die göttliche Aussendung auf Seine Jünger. Das große Ziel war auch hier, den Vater zu verherrlichen.

Sollte es dabei den Jüngern anders ergehen, als es dem Sohn Gottes erging?

Wir wissen aus den Berichten der Schrift, wie schwer es alle hatten, die in die Jüngerschaft Jesu kamen. Dabei ist in der Schwere dieses Weges kein Unterschied zwischen Königreichs- und Körpergemeinde zu erkennen. In Röm 8:36 schreibt Paulus: "Deinetwegen werden wir den ganzen Tag zu Tode gebracht, wie zu den Schlachtschafen werden wir gerechnet". Wenn wir heute in unserem Land auch keine äußere Verfolgung zu tragen haben, so ist die Belastung unseres Weges nicht geringer, sie ist nur auf ein anderes Gebiet verlagert, das aber viel gefährlicher ist. Wohlstand, Reichtum, Behäbigkeit, Konsum, Egoismus, Gewöhnung und der gleichen stumpfen uns ab, machen uns arrogant und überheblich. Der Widerwirker ist überall am Werk.

Der Auftrag an die Jünger war, alle Nationen zu Jüngern zu machen, sie zu taufen und zu belehren (gem. Mt 28:19). Diesen Auftrag haben die Jünger bis zum heutigen Tag nicht erfüllt, weil dieser Auftrag das irdische Königreich betrifft. In der Apostelgeschichte lesen wir, dass Israel erneut das Angebot, seinen Messias anzunehmen, abgelehnt hat. Damit wurde der Auftrag Jesu an seine Jünger beiseite gestellt (nicht aufgehoben), und durch den Diensts des Apostels Paulus begann der Aufbau der Körpergemeinde Christi Jesu, die aber keinen irdischen, sondern vielmehr einen überhimmlischen Auftrag hat. Doch mit der Wegnahme der Körpergemeinde durch die Entrückung wird der ältere Auftrag an die Jünger Jesu aktuell werden.

Joh 17:19

"Für sie heilige Ich Mich, damit auch sie in Wahrheit Geheiligte seien."

Schon MIrjam wurde durch den Engel Gabriel verheißen: "Daum wird das Heilig-Gezeugte 'Sohn Gottes' heißen" (Lk 1:35b). Das "Heilig-Gezeugte" war also von Geburt an heilige (abgesondert), und zwar für den vom Vater beschlossenen Heilsweg. Nirgendwo in der Schrift lesen wir, dass Heiligung mit "Reinigung von Sünden" zu tun hat, wie es vielfach unter Gläubigen gesehen wird. Wie könnte sich denn ein gerade erste im Mutterleib Gezeugtes schon selbst von Sünden reinigen, die es im Mutterleib noch gar nicht vollbracht haben kann?

Jesus war von Anfang an heilig, ja Er war der "Heilige Gottes", und diese Heiligkeit übertrug Er auf Seine Jünger. Schon in Vers 17 bat Jesus den Vater: "Heilige sie in Deiner Wahrheit: Dein Wort ist Wahrheit." Wie wichtig war Ihm doch der Auftrag, die Wahrheit zu verkündigen, wie sie allein im Wort Gottes zu finden ist!

Der Wahrheit des Wortes Gottes steht die Lüge dieser WElt gegenüber, deren Urheber der Vater der Lüge ist, wie wir schon in Joh 8:44 lasen. Alle Menschen sin dKinder des Zorns und stehen unter der Macht des Vaters der Lüge (siehe Eph 2:3; Kol 3:7). Doch mit dem Glauben an das Wort der Wahrheit kam und kommt die Verabscheuung der Lüge. Das Eintreten des Herrn für Seine Heiligen, damals mit Gebet auf Seine Jünger beschränkt, gilt heute in hervorragender Weise auch uns, dürfen wir doch aus dem Wort erfahren, dass Sich der verherrlichte und zur Rechten Gottes sitzende Christus Jesus für uns verwendet (Röm 8:34).

Alle Herausgerufenen und Erwählten Gottes sind Pfeiler und Untergrund der Wahrheit. Deshalb sollte jegliche Form der Lüge, auch wenn sie fromm erscheint, nicht nur abgelehnt, sondern gehasst und verabscheut werden. Jesus hat Sich für die Seinen geheiligt, damit auch sie für die Wahrheit abgesonderte seien.

Joh 17:20-21

"Aber nicht nur für diese allein ersuche Ich Dich, sondern auch für die, die durch deren Wort an Mich glauben, damit sie alle eins seien; wie Du, Vater, in Mir bist und Ich in Dir bin, so mögen auch sie in Uns sein, damit die Welt glaube, dass Du Mich ausgesandt hast."

Betonten wir gestern noch, dass Jesus erst einmal für die Ihm vom Vater gegebenen Jünger betete, so erweitert Er jetzt den Kreis auf jene, die durch der Jünger Wort zum Glauben an Ihn kommen (die Körpergemeinde war ja zu diesem Zeitpunkt noch ein göttliches Geheimnis, das dem Sohn Gottes zwar bekannt war, das Er aber noch nicht bekannt machen durfte.)

"Damit sie alle eins seien" - wie wichtig war Ihm doch die Einheit, wie sie zwischen Ihm und dem Vater bestand. Das bindende Glied war und ist die Zeugung durch den heiligen Geist. Durch die Neuzeugung zu Kindern Gottes werden Menschen eins mit dem Vater und dem Sohn. Und durch diesen heiligen Geist sind sie auch eins untereinander als Brüder und Schwestern.

Werfen wir an dieser Stelle wieder einen Blick auf uns, die Körpergemeinde Christi Jesu, so sagt uns das Wort in Eph 4:1-6 einerseits, dass die Einheit des Geistes eine bestehende Tatsache ist (V. 3, dass uns aber zugesprochen werden muss, auch von uns aus diese Einheit mit allem Fleiß zu halten, und zwar mit aller Demut und Sanftmut, mit Geduld einander in Liebe ertragend - das ist der Unterschied zwischen Stellung und Wandel.

Jesu Gebetsworte: "...damit die Welt glaube, dass Du Mich ausgesandt hast", gewinnen auch im Blick auf uns große Bedeutung, denn wie zerstritten, wie ungeduldig, wie hart und lieblos stellen wir uns doch leider nur zu oft der zuschauenden Welt dar. Wo Gläubige kein Vorbild der Wahrheit sind, können sie kein Zeugnis in der Welt sein. Ein würdiger Wandel, wie ihn Paulus anmahnt, kann also nur "mit Fleiß" erreicht werden, wozu wir alle aufgerufen sind!

Joh 17:22

"Ich habe die Herrlichkeit, die Du Mir gegeben hast, ihnen gegeben, damit sie eins seien, so wie Wir eins sind:"

Die Herrlichkeit unseres Herrn ist Seine Sohnschaft. Johannes selbst bezeugt dies: "Das Wort wurde Fleisch und zeltete unter uns, und wir schauten Seine Herrlichkeit - wie die Herrlichkeit des Einziggezeugten vom Vater - voller Gnad eund Wahrheit" (Joh 1:4). Diese Sohnschaft hat der Herr den Seinen gegeben, durch den Geist zeugte Er sie ebenfalls zu Söhnen Gottes!

Beachten wir hier, dass Jesus diese Worte sagt, obwohl die Erlösungstat noch nicht vollbracht ist. Doch für Ihn ist es offensichtlich schon so weit - Seine Gebetsworte sind somit auch ein Sieges- und Überwindergebet; Er steht schon über Grab und Tod.

In Christus sind nicht nur die Jünger, sondern ist auch die Körpergemeinde mit der Herrlichkeit der Sohnschaft beschenkt. In Röm 8:15-17 lesen wir die herrlichen Worte: "Denn ihr erhieltet nicht den Geist der Sklaverei, wiederum zur Furcht, sondern ihr erhieltet den Geist des Sohnesstandes, in welchem wir laut rufen: Abba, Vater! - Der Geist selbst bezeugt unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind." Ist uns auch wirklich tief im innersten bewusst, welcher Herrlichkeit wir damit teilhaftig geworden sind?

Aber diese Sohnschaft zieht ja noch weitere unfassbare Herrlichkeit nach sich. Wenn wir den obigen Text aus Röm 8 weiterlesen, so erfahren wir: "Wenn aber Kinder, dann auch Losteilinhaber, und zwar Losteilinhaber Gottes;" Luther übersetzt "Losteilinhaber" mit "Erben", was zwar in unserem Sprachgebrauch verständlicher ist, doch wäre mit dem Erbe ja auch der Tod dessen vorausgesetzt, der etwas zu vererben hat. Da Gott aber nie sterben kann, sind wir auch keine Erben (!!!), sondern richterweise "Losteilinhaber". Und als solche erwartet uns ein Losteil, von dem wir im wahrsten Sinn. des Wortes (nicht nur) "träumen" können, sondern sicher erwarten dürfen: Es ist der uns verheißene Herrlichkeitsdienst zusammen mit Christus Jesus!

Joh 17:23

"Ich in ihnen und Du in Mir, damit sie zur Einheit hin vollendet werden und damit die Welt erkenne, dass Du Mich ausgesandt hast und sie liebst, so wie Du Mich liebst."

"...damit sie eins seien, so wie Wir eins sind", diese Worte gingen gestern unserem Leitvers voraus. Nach der Ausgießung des heiligen Geistes auf die Jünger an Pfingsten wurde diesen sicherlich ihre Einheit bewusst, denn Einigkeit ist eine geistliche Verbindung. Der Vater teilt Seinen Kindern von Seinem Geist mit, zuerst Seinem Einziggezeugten, dem Erstgeborenen vor einer jeden Schöpfung (auf dass Christus in allem der Erste werden), dann Seinen Jüngern und hernach allen, die ihrem Wort glauben. Heute, in der Verwaltung der Gnade, sind wir es, welche die Einheit in diesem Geist besitzen dürfen.

F.H. Baader übersetzt aus unserem Leitwort: "auf dass sie Vollendentwordene seien". Sohnschaft, wie sie zwischen dem Vater und dem Sohn besteht, ist auch die Herrlichkeit der Jünger geworden, es ist die vollständige Einheit von dem Sohn und den Söhnen mit dem Vater!

Gerade in unserer heutigen Zeit erleben wir täglich riesige wirtschaftliche Zusammenschlüsse. Ob das große Autofirmen, ob es große Banken sind, allerorts wird in der Welt "zusammengeschlossen"! Doch die Welt will nach außen sein, was sie innen nicht ist und nie sein wird - nämlich eins, wie es uns der Herr sagt. Der Fürst dieser Welt, der Satan, versucht lediglich, die göttlichen Werte innerhalb seines Machtbereiches, der Erde nachzuahmen.

Jesus macht noch eine Aussage: "Damit die Welt erkenne, dass Du Mich ausgesandt hast und sie liebst, so wie Du Mich liebst." Jesus spricht hier erst einmal für Seine Jünger und deren Dienst bis zur Beiseitesetzung Israels, doch unser Blick geht weit in die Zukunft, in welcher einmal alle Geschöpfe die Liebe des Vaters überglücklich erfahren werden, dann nämlich, wenn "Gott alles in allen sei" (1Kor 15:28b).

Joh 17:24

"Vater, Ich will, dass auch jene, die Du Mir gegeben hast, bei Mir seien, wo Ich bin, damit sie Meine Herrlichkeit schauen, die Du Mir gegeben hast;"

"Vater" ... so musste der Herr aufschreien, und wir können nur ahnen, was auf seinem Herzen lag: "Wenn es nur bald soweit wäre!" Und was liegt doch noch alles dazwischen an eigenem Leiden des Sohnes Gottes und an Leiden der Ihm gegebenen übrigen Söhne Gottes. Tief bewegte es Seinen Geist!

Mit den starken Ausruf: "Ich will" dringt Jesus für Seine Jünger an des Vaters Herz. Er darf so rufen, weil Er Sich mit des Vaters Willen eins weiß! (im Gegensatz zu uns, die wir nur allzuoft unseren eigenen Willen durchsetzen wollen).

Er will, dass jene, die Ihm der Vater gegeben hat, bei Ihm seien, damit sie Seine Herrlichkeit schauen. Dies ist ein Ausdruck höchster Vorfreude. Jesus stellt Sich das spätere Zusammensein mit ihnen vor (zunächst im Millennium). Es ist Sein Herzenswunsch, dass sie Seine Herrlichkeit schauen dürfen, wie sie Ihm der Vater bereiten wird.

Die Worte unseres Leitverses sind aber auch vielen Gläubigen ein Problem, weil sie daraus folgern, auch Seine Jünger müssten demnach dort sein, wo Er jetzt ist, nämlich in den Überhimmeln, zur Rechten Gottes sitzend. Dies resultiert daraus weil wir, die Körpergemeinde Christi Jesu, gewöhnt sind, von dem Gedanken auszugehen, dass alles himmlisch bzw. überhimmlisch sei, und dieses Denkweise ganz automatisch auch auf Israel übertragen! Lassen wir uns doch gerade durch solche Aussagen Jesu erneute eindringlich bewusst werden, dass von unserer überhimmlischen Berufung nicht eher gesprochen wurde, bis die Paulus im Brief an die Epheser niederschreiben durfte. erst dort wird das Wesen der Körperschaft Christi im Sinn einer überhimmlischen Bestimmung erörtert (siehe Eph 1:3.20; Eph 2:6; Eph 3:10; Eph 6:12).

Als Jesus die Worte unseres Leitverses aussprach, woran dachten da wohl Seine Jünger?

Klar ist, dass Christus das Haupt des Alls wird, sowohl derer in den Himmel als auch derer auf Erden; dies geht deutlich aus Eph 1:10 hervor. Er wird also in Seiner Hauptschaft weder auf die Himmel noch auf die Erde beschränkt sein, Er ist allgegenwärtig!

Eine Parallele zu "damit sie bei Mir seien" hatten wir schon in Joh 14:2-3 erläutert, nämlich: "Ich gehe, euch eine Stätte zu bereiten, und wenn Ich gegangen bin und euch eine Stätte bereitet habe, komme Ich wieder und werde euch zu Mir nehmen, damit auch ihr seid, wo Ich bin." Hier müssen wir sehen, dass dies in doppelter Weise der Fall ist, denn die vom Herrn bereiteten Stätten werden zwar auf der E rde sein, doch in unterschiedlicher Weise in zwei verschiedenen Äonen. Zunächst haben die Jünger ihre Bleibestätte im Millennium zusammen mit dem Herrn auf zwölf Thronen im Tempel Gottes (Mt 19:28). Im letzten Äon jedoch ist ihr Platz im neuen Jerusalem, welchem vom Himme herab auf die neue Erde kommen wird "wie eine für ihren Mann geschmückte Braut" (Offb 21:2).

Hier jedoch werden sie keinen Tempel bewohnen, denn in Offb 21:22 schreibt Johannes: "einen Tempel gewahrte ich nicht mehr in ihr". Aber die Namen der Zwölf zieren die Grundfesten der Stadt (Offb 21:14).

Damit sollten nun alle Versuche, die Jünger in den Himmel zu versetzen, gegenstandslos sein! Der Herr holt die Jünger nicht - wie bei uns - zu Sich in die Höhe, sondern kommt zu ihnen herab, um mit ihnen im 4. und 5. Äon irdische Herrschaft auszuüben.

"damit sie Meine Herrlichkeit schauen, die Du Mir gegeben hast; denn Du hast Mich vor dem Niederwurf der Welt geliebt."

In 2Kor 8:9 lesen wir: "Denn ihr kennt die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, dass Er, wiewohl Er reich ist, um euretwillen arm wurde, damit ihr durch dessen Armut reich würdet". Jesu Herrlichkeit auf Erden war auch Seine Armut! Durch sie erlangten wir den ganzen Reichtum der Gnade! Wenn Jesus aber zu Seinem Volk wiederkommt, wird Er nicht mehr der Erniedrigte, der Ausgestoßene und Arme sein, sondern dann kommt Er so, wie Ihn sich das Volk immer vorgestellt hat, nämlich mit der königlichen Herrlichkeit ihres Messias ausgestattet.

Wohl sahen die Jünger, dass ihr Herr außergewöhnliche Kräfte hatte, dass Er Dinge tat, die sie nicht mehr verstehen konnte. Aber sie sahen auch Seine irdische Armut, Seine Anspruchslosigkeit, sie sahen Seine Verachtung durch die Oberen des Volkes, die Verfolgung und letztlich auch Seinen schmählichen Tod am Kreuz. Wir spüren, wie es den Herrn verlangte, Seinen Getreuen auch Seine göttliche Herrlichkeit, Seine Majestät zu zeigen, die Ihm der Vater verliehen hat!

Der Nachsatz "denn Du hast Mich vor dem Niederwurf der Welt geliebt", zeigt uns, dass dieser "Niederwurf der Welt" für den Herrn ein wichtiges Ereignis und Datum war. Die verheerende Zerstörung der Erde in der Vorzeit war ein bedeutsamer Vorgang, der nur noch von der zukünftigen Vernichtung der Erde durch Feuer übertroffen wird. Neben unserem Leitwort, wonach der Vater den Sohn vor dem Niederwurf der Welt geliebt hat, lesen wir in 1Petr 1:19-20, dass Christus vor dem Niederwurf der Welt als makelloses und flecken loses Lamm vorher erkannt war. Vom Niederwurf der Welt an jedoch ist das Lämmlein geschlachtet (Offb 13:8), und die Rolle des Lebens besteht von dem Niederwurf der Welt an (Offb 17:8). Selbst bei unserer Auserwählung ist der Niederwurf der Welt ein Eckdatum, sind wir doch lt. Eph 1:4 in Christus Jesus vor diesem auserwählt worden (beachte "vor" und "nach").

Hiermit will der Herr sagen: "Du hast Mich immer geliebt und nicht erst, als Mein Opfer akut wurde!" Der direkte Anlass des Niederwurfs bleibt im Dunkeln, doch können wir vermuten, dass es eine Folge der Sünde, also ein Gerichtsvorgang war. Genauere Angaben haben wir über den Zeitpunkt, den wir jetzt schrittweise einzugrenzen versuchen.

In Lk 11:50 ist die Rede. von dem "vom Niederwurf an vergossenen Blut aller Propheten", angefangen bei dem von Abel. Von dem Totschlag Abels wir uns in 1Mo 4:8 berichtet - der Niederwurf der Welt liegt also vor dieser Bibelstelle, vor Abels Tod. Die nächste Eingrenzung nehmen wir aufgrund von Hebr 4:3-4 vor: Gott spricht hier von den Werken seit dem Niederwurf der Welt, und in diesem Zusammenhang auch vom Aufhören dieser Werke am siebten Tag. Hier ist unzweideutig von 1Mo 2:2 die Rede. Diese Werke sind ja das sog. Sechstagewerk Gottes, von dem 1Mo 1:3-31 berichtet - der Niederwurf der Welt muss also auch schon vor diesem Schriftwort stattgefunden haben. Wir sind damit bei den ersten drei Versen in Gottes Wort angelangt. Nun berichtet und 2Petr 3:5-6 von einer damaligen Welt, die, vom Wasser überflutet, umkam! In Jes 45:18 lesen wir hierzu weiter, dass die Erde nicht als Chaos - also wüst und leer - erschaffen wurd. Wir kommen jetzt an den 2. Vers der Schrift, wo wir lesen: "Und die Erde ward ein Chaos und inhaltslos". Wenn wir jetzt den 1. Vers heranziehen: "Erschaffen hat Alueim die Himmel und die Erde", so sagt uns Jesaja, dass diese Erde nicht als Chaos erschaffen wurde, wie sie uns Vers 2 aufzeigt, sondern "um bewohnt zu werden". Dies bedeutet: In 1Mo 1:1 war die Erde noch kein Chaos, noch nicht wüst und leer - dies wurde sie erst in Vers 2! Der Niederwurf der Welt muss also zwischen dem 1. und 2. Vers der Bibel stattgefunden haben. Hochinteressant ist hierbei das Wort aus Offb 13:8, wonach das Lämmlein vom Niederwurf der Welt an geschlachtet wurde. Hieraus können wir annehmen, dass in diese ursprünglich herrliche, sündlose Welt (Hi 38:4-7) die Sünde eindrang, was die Schlachtung des Lämmleins erforderlich machte.

Joh 17:25

"Gerechter Vater, die Welt erkannte Dich nicht, Ich aber kannte Dich; und diese haben erkannt, dass Du Mich ausgesandt hast."

Das gestrige Thema wirft viele Fragen auf, mussten wir doch im Rahmen dieses Büchleins in ein kürzest mögliche Form zwängen. Wir werden versuchen, dieses Thema in einer unserer nächsten Schriften "Fragen/Antworten" siehe hier: ausführlich zu behandeln.

Jesus redet Seinen Vater mit "gerechter Vater" an. Gott ist gerecht, weil alles, was Er macht "recht" ist! Der Mensch braucht die Finsternis, um zum Licht durchzudringen, er muss die Grausigkeit der Gottferne erfahren, um sie nie mehr zu wollen; auch dies ist gerecht von Gott. "Gerechter Vater" heißt also für den betenden Sohn: Ja, Vater, alles ist recht so, und Ich halte es ebenso für richt und bete Deine Gerechtigkeit an.

"Die Welt erkannte Dich nicht" ...sie hat wohl von Gott weggefunden, aber findet aus eigener Kraft nicht zu Gott zurück. Die Weisheit dieser Welt ist vor Gott Torheit, sie hat auch den in die Welt gekommenen Sohn Gottes nicht erkannt, so wenig wie sie den Sender erkannt hat. Aber die Welt muss erst irren, damit sie nach erfolgter Umkehr ihrem Schöpfer vertraut!

Im gesamten All hat nur einer den Vater restlos und irrtumsfrei erkannt: Christus Jesus, der Sohn Gottes! Selbst als der Vater vor aller Zeitrechnung dem Sohn Seinen Ratschluss, auch den für den Sohn leidvollen, offenbarte, ging der Sohn mit tiefstem Verständnis darauf ein - Er kannte den Vater!

In diese Erkenntnis führte Er während Seiner Erdenzeit auch Seine Jünger ein. Sie sollten erfassen, dass auch (oder gerade) Sein Leiden. und Sterben ein ganz entscheidender Teil des Planes dessen ist, der den Sohn gesandt hat.

Joh 17:26

"Ich habe ihnen Deinen Namen bekanntgemacht und werde ihn bekanntmachen, damit die Liebe, mit der Du Mich liebst, in ihnen sei und Ich in ihnen."

In dem Sohn Gottes ist den Jüngern "der Vater" groß geworden. Und in dem Liebesverhältnis zwischen Vater und Sohn ist ihnen klar geworden, dass im Sohn der Vater auch sie liebt! Es ist den Jüngern lebenslang heilig und groß geblieben, wie der Vater Seine Liebe zum Sohn bezeugte. Noch waren die Jünger in dieser neuen Lebensgemeinschaft Anfänger, doch des Herrn Gebet verheißt Wachstum in der Erkenntnis des Vaters. Und schon kurz darauf durften die Jünger die Liebe zum Vater miterleben, wie Er hinging, litt und starb, und wie Er mit Seinem teuren Blut die Erlösung bewirkte.

Die letzten Worte Jesu in diesem Gebet handeln, wie wunderbar, von der Liebe: Der Vater mit Seiner Liebe im Sohn, der Sohn mit Seiner Liebe im Vater, der Vater durch den Sohn mit Seiner Liebe in den Söhnen, die Söhne mit ihrer Liebe im Sohn und im Vater! In dieser Liebe wächst die Verbindung, und die Lebensgemeinschaft wird immer inniger.

Auf diesem Liebesgrund ging der Sohn jetzt n ach Gethsemane und Golgatha. "Ich in Ihnen" - so schließt Er Sein Gebet. Nur die Seinen hat Er im Auge, ihnen will Er Sich hingeben, sie sollen an allem teilhaben, sie sollen diejenigen sein, mit denen Er Sein Erlösungswerk auf Erden weiterführen wird. Deshalb auch sein Verlangen, liebend in ihnen zu sein! Liebe drängt zur Entfaltung und Offenbarung; vom Vater in den Sohn, vom Sohn in die Söhne und von den Söhnen in die Herzen der übrigen Menschen.

Sind wir uns bewusst, geliebte Leser, dass auch wir, die wir den Körper unseres Herrn darstellen unsagbar geliebt werden? Und sind wir uns aber ebenfalls auch bewusst, dass der Vater und der Sohn Seine Auswahl aus Israel, die der Königreichsgemeinde zugehörig sind, nicht minder liebt als uns?

Lies weiter.
18. Das Johannes-Evangelium Kapitel 18