Der Hebräerbrief - Kapitel 11

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Abschrift: Der Hebräerbrief I - IV (2014/15)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Der Hebräerbrief ist als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

In Bearbeitung

Der Hebräerbrief - Kapitel 11

Der Glaube als Standpunkt
Der Glaube Abels, Henochs und Noahs
Der Glaube der Urväter
Der Glaube Moses und Rahabs
Der Glaube der Starken
Der Glaube der Zerschlagenen

Der Glaube als Standpunkt

Hebr 11:1

"Der Glaube ist die zuversichtliche Annahme dessen, was man erwartet, ein Überführtsein von Tatsachen, die man nicht erblickt."

Wir treten in das wohl bekannteste Kapitel des Hebräerbriefes ein, wo der Glaube die führende Rolle spielt und in unserem ersten Vers auch klar definiert wird. Diese Definition enthält. zwei Teile:

  1. Wir sollen etwas annehmen, also ergreifen, und
  2. soll uns das Ergriffene überführen.

Zu 1.): Wer etwas annehmen bzw. ergreifen möchte, muss ja zwangsläufig vorher wissen, "was" er annehmen soll! Und da gibt es nur eine Antwort, die wir schon in Hebr 4:12 lasen: "Denn das Wort Gottes ist lebendig ...". In unserer Bibel finden wir keine netten Geschichten, sie ist vielmehr das lebendige Zeugnis dessen, der alles erschaffen hat, Gott! Dieser einzigartige Gott, zu dem wir "Vater" sagen dürfen, teilt uns in dem geschriebenen Wort, der Bibel, alles mit, was wir über Ihn wissen müssen, die Frage ist nur. Nehmen wir Sein Wort an? Ergreifen wir es? Das Mittel zum "Annehmen bzw. Ergreifen" ist ... der Glaube!

"Der Glaube" wird damit für uns zu einem Werkzeug, um Gottes Worte in unserer Bibel zu fassen, also anzunehmen. Und wo kommt dieser Glaube her? Eph 2:8 gibt eine klare Antwort: "Denn in der Gnade seid ihr Gerettete durch Glauben, und dies ist nicht aus euch, sondern Gottes Nahegabe" - damit ist klargestellt, dass alles (Gnade, Rettung, Glaube) von Gott kommt! Sind wir also bereit, Sein uns geschenktes Werkzeug "Glauben" in die Hand zu nehmen, um Seine geschriebenen Worte, die ja lebendig sind, anzunehmen, sie zu ergreifen? Aber dazu müssen wir erst einmal Seine Worte lesen...!

Wir haben festgestellt, dass der Glaube nicht aus uns ist, sondern Gottes Nahegabe darstellt; wir haben weiter gesagt, dass mit diesem Glauben etwas ergriffen werden muss, denn wir können ja nur das glauben, was wir auch hören oder lesen, nämlich Gottes geschriebenes Wort! Diese logische Tatsache haben viele Gläubige nicht begriffen, es ist fast schon zwingend notwendig, es einmal in unserem Denksinn zu bewegen! Wer jetzt noch unsicher ist, der höre Röm 10:17: "Demnach kommt der Glaube aus der Kunde, die Kunde aber durch einen Ausspruch Christi" - und Christus ist das "logos" das Wort Gottes!

Nun haben wir gestern noch Punkt 2.) genannt: Das von uns Geglaubte bzw. im Glauben Ergriffene soll uns überführen, es soll also alle Zweifel wegwischen. Spätestens hier merken wir, dass es nicht ganz so einfach wird, und dies gerade im Alltag. Doch darauf kommen wir in den späteren Versen zu sprechen, wenn wir die einzelnen Menschen betrachten.

Heute darf uns wichtig werden, dass die Nahrung des Glaubens das Wort Gottes ist, welches wir reichlich in u ns aufnehmen sollen (lies 1Tim 4:6). Wer diese Speise vernachlässigt, dessen Glaube wird schwach und kraftlos! In Phil 2:17 lesen wir ein interessantes Wort: "... Dienstleistung eures Glaubens ..." Dies bedeutet, dass der von Gott gegebene Glaube in uns eine Dienstleistung bewirken soll, und dieser Dienst ist "unser Gott verherrlichendes Zeugnis"!

Weil es so ungemein wichtig für uns ist, wiederholen wir heute: Unser Glaube kann nur so stark sein, wie wir ihn mit Speise versorgen! Ohne das beständige Aufnehmen der Worte Gottes (das Lesen in der Bibel), kann unser Glaube nicht wachsen, ja, er verkümmert! Und das Schlimme daran ist: Unser Dienstleistung, das Zeugnis unseres Glaubens, bleibt schwach und kraftlos, im schlimmsten Fall verunehrt es unseren Gott und Vater!

Ich, der Verfasser dieser Zeilen, möchte hier kurz einfügen, Ich kam persönlich mit Gläubigen ist Gespräch, die noch nie ihre Bibel gelesen haben oder kaum darin lesen. Sie sprachen von einer ewigen Höllenpein für Ungläubige, von einem Gott, der Sich, anscheinend ohmächtig, von Satan den Großteil der Menschheit abspenstig ,achen lassen musste ... nur zwei Beispiele, die unseren Gott in schlimmster Weise verunehren! Hier war keinerlei Grundwissen über Gottes Pläne und Ziel zu hören! Und was sind Gottes Pläne bzw. Sein Heilsplan?

Gott geht in kleinen Schritten voran, und dies beginnt damit, dass Er einzelne Menschen herausruft, ihnen den Glauben schenkt, und diese dann als Werkzeug benutzt, um andere Menschen zu rufen. Dies setzt sich so lange fort, bis gemäß Eph 1:10 für eine Verwaltung der Vervollständigung das ganze All in Christus aufgehauptet ist, beides: "Das in den Himmeln und das auf der Erde" - und hierzu hat Gott zwel Werkzeuge: das Volk Israel für die Erde, wir, die Körpergemeinde Christi Jesu für die Himmel!

Für viele Gläubige kann es ein Problem werden, wenn wir behaupten, der Glaube sei ein Geschenk Gottes - die Tradition lehrte ja, dass man selber glauben müsse! Untermauert wird dies mit Aussagen in der Schrift, wie zum Beispiel Joh 3:18, wo Jesus Selbst sagt: "Wer an Ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht an den Namen des einzig gezeugten Sohnes Gottes geglaubt hat." Ist dies nicht eine klare Aufforderung, selber den Glauben an Jesus aufzubringen?

Doch wenige Kapitel weiter in Joh 6:29, sagt Jesus klipp und klar: "Dies ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den derselbe ausgesandt hat!" Und in Joh 6:44 untermauert Er dies: "Niemand kann zu Mir kommen, wenn der Vater, der Mich gesandt hat, ihn nicht zieht".

Über die erste Aussage in Joh 3:18 kann man streiten, sie ist an Nikodemus, einen Pharisäer und Obersten der Juden gerichtet, der zwar ehrlich war und alles prüfte (Joh 7:30-32), ja sogar Myrrhe und Aloe brachte, als Joseph von Arimathia den toten Körper Jesu vom Kreuz abnahm, doch Weiteres erfahren wir nicht. Über die zweite von uns angeführte Aussage gibt es nichts anzuzweifeln, sie ist eindeutig! Damit ist klar, dass nur Gott allein den Glauben an Seinen Sohn schenkt. Unserem frommen Fleisch mag dies nicht gefallen, weil es selbst nichts bringen kann und somit jeglicher Fleischesruhm ausgeschlossen ist - darum: "Wer sich rühmt, der rühme sich im Herrn" (1Kor 1:31).

Hebr 11:2

"Denn in diesem Glauben wurde den Ältesten Gottes bezeugt."

Unser Leitvers animiert uns auch heute, weiter zu forschen, was "Glaube" ist - und einiges haben wir schon besprochen. Heute soll uns wichtig werden, dass Gottes Aussagen (im Gegenteil zu menschlichen Worten) unverrückbar sind und jede Seiner Zusagen eintrifft! Weil sich aber die Wege Gottes von unseren Vorstellungen sehr unterscheiden, und sich nicht alles so schnell erfüllt, wie wir es wünschen, geraten wir nur zu oft in Zweifel. Dazu kommen menschliche Fehldeutungen der Schrift, die uns irritieren, und vieles mehr. Da gilt es für uns , dass wir immer wieder prüfen, ob wir den Glauben richtig ernähren - oder überhaupt ernähren! "Macht mit euch selbst die Probe, ob ihr im Glauben steht, prüft euch selbst" (2Kor 13:5). Hier ist nicht die Frage, ob wir den Glauben haben, sondern, ob wir ihn richtig handhaben! Gerade Timotheus schreibt Paulus viel über den Glauben und fordert ihn mehrfach auf, diesem nachzujagen (1Tim 6:11; 2Tim 2:22), oder den edlen Ringkampf des Glaubens zu ringen (1Tim 6:12).

Wir merken, der uns geschenkte Glaube darf nicht brachliegen, sondern braucht unsere ganze Aufmerksamkeit. Denn "Glauben" bedeutet, in Gottes Wegen zu wandeln, Sein Wort ist für uns "Gewissheit", Seine Wege und Führungen sind absolut richtig, auch wenn sie mit Leiden und Drangsal verbunden sind. 'Und wenn die Ältesten (Israels Stammväter) schon damals Gutes bezeugt wurde. und sie in diesem Glauben lebten, um wieviel mehr dürfen wir heute unser Gutes festhalten, wobei unsere überhimmlische Berufung hervorsticht und diese sich möglicherweise noch zu unseren Lebzeiten erfüllt!

Hebr 11:3

"Durch Glauben begreifen wir, dass die Äonen durch einen Ausspruch Gottes zubereitet wurden, so dass das, was man erblickt, nicht aus etwas offenbar Gewesenem geworden ist."

Erneut stehen wir vor einem Vers, der die unbeschreibliche und unfassbare Größe Gottes aufzeigt, dabei werden wir bis in die ersten unbekannten Anfänge des Schöpferwirkens Gottes zurückgeführt - unser Glaube darf also fest zugreifen und dann "begreifen"!

Das Erste, was uns vor Augen gestellt wird, sind die Äonen, die ja schon in Hebr 1:2 angeführt werden, wobei uns in diesem Vers gesagt wird, dass Gott die Äonen durch den Sohn gemacht hat. Aber schauen wir zuerst im groben Umriss, was Äonen sind. Es sind große Zeitspannen mit jeweils einem Anfang und einem Ende, die u ns Gottes Heilsplan verständlich machen sollen. Fünf Äonen sind uns bekannt, der erste um fasst die Urschöpfung, die vor Adam bestand und mit Wasser überflutet wurde, der zweite Äonen beginnt mit Adam und endet mit der Flut zur Zeit Noahs, dann folgt der gegenwärtige dritte Äonen, der mit dem Zorn Gottes nach unserer Entrückung endet, und der vierte und fünfte Äon umfassen das irdische Königreich, sowie das Gericht vor dem großen weißen Thron, und danach bis zu den neuen Himmel und der neuen Erde. Hier endet der Zeitlauf der Äonen, und es wird sich erfüllen, dass Gott "alles in allen" sein wird.

Für uns ist bemerkenswert, dass in der Mitte der Äonen "das Kreuz steht - bis dahin entfernt sich die Schöpfung immer mehr von Gott, doch aber dem Kreuz ist der Weg frei zurück zum Vater - die Schöpfung ist auf dem Weg zurück zu Gott!

Wenn wir Hebr 1:2 mit unserem Leitvers vergleichen, dann ist da ein Unterschied zu erkennen: In unserem Leitvers werden die Äonen "zubereitet", was durch einen Ausspruch Gottes geschah, in Hebr 1:2 wurden sie von Gott durch den Sohn gemacht. Anders ausgedrückt: im ersten Fall hat Gott die Einzelheiten der Äonen aus Sich heraus vor- und zubereitet, um diese dann durch den Sohn auszuführen. Das Große, was wir hier begreifen sollen, ist: Alles was zuvor in Gott, und alles, was sichtbar wurde, ist aus Gott!

Können wir begreifen, dass es einmal nichts gab außer Gott? Dies steht so nirgends in der Bibel, aber es gibt die Aussage in 1Kor 8:6, "Gott ... aus dem das All ist". Diese klare Aussage lässt den Schluss zu, dass das All zuvor "in" Gott war!" Weil Gott Liebe ist, sehnte diese sich nach einem Gegenüber, an dem sie sich erzeigen kann - dies dürfen wir als den Urgedanken der Schöpfung Gottes sehen! Er wurde zum Abbild des unsichtbaren Gottes, und alles weitere Sichtbare schuf Gott in Ihm, den Sohn! Christus wurde damit zum Dreh- und Angelpunkt der gesamten Schöpfung!

Der rote Faden, den wir im Auge behalten wollen, ist der, dass Sich Gott Geschöpfe ersehnte, denen Er Seine Liebe erweisen kann! Der Schöpfung Zweck und Ziel dient einzig dieser Sehnsucht Gottes! Es ist hier zwingend notwendig, dass wir jetzt nicht schnell weiterlesen, sondern uns diese herrlichste aller Tatsachen verinnerlichen, sie zum tiefsten Grundstein unseres Glaubens werden lassen, den wir ergreifen dürfen!

Das Erste, was Gott tat, war die Zeugung Seines Sohnes. Mit Ihm. - und das sagen wir hier einmal ganz menschlich - sprach Er alle Einzelheiten Seine Planes durch. Im Mittelpunkt dieses Planes stand, dass Gott Geschöpfe schuf, die durch Erfahrung lernen sollten. Und diese Erfahrung, und jetzt sprechen wir einmal von den Menschen sollte derart sein, dass etwas Finsteres und Böses (siehe hierzu Jes 45:7) den Menschen in die absolute Verlorenheit führen sollte, und dass dann, in diese Verlorenheit, das helle Licht der Liebe Gottes erstrahlen sollte, und dies in der Opferung des einzig gezeugten Sohnes Gottes, der durch Sein vergossenes Blut alle aus dieser Verlorenheit herausführt!

Wenn wir Obiges lesen, es mit dem uns geschenkten Glauben erfassen, haben wir die Grundzüge des Heilsplans Gottes in uns aufgenommen. Dieses glaubende Wissen schützt uns vor den vielen menschlichen Irrlehren, vor allem vor einer vermeintlichen Hölle und einer ewigen Höllenpein!

Unsere zurückliegenden Ausführungen habe den Weg zum Verständnis unseres Leitverses geebnet, dass nicht nur die Äonen durch einen Ausspruch Gottes zubereitet wurden, sondern dass Gott der allein Schaffende ist, dass absolut nichts vorhanden war, als Gott begann!

Stellen wir das Obige einmal der heutigen ungläubigen Wissenschaft gegenüber, die uns ständig mit ihren satanischen Lehren konfrontiert (z.B. die Urzelle oder den Urknall, durch den das All entstanden sein soll), dann merken wir schnell, dass diese Wissenschaft selbst keine Antwort findet, weil jegliche Form von Materie einen Ursprung haben muss, und damit müsste sie zugeben, dass es einen Schöpfergott geben muss.

Gott hat also aus dem Nichts aus Sich heraus das All erschaffen, was bedeutet, dass alles einmal "in Gott" war und damit in einer lebendigen Beziehung zu Gott steht! Auch wir, jeder Einzelne von uns, war somit einmal in Gott eingeschlossen und steht, ob er das will oder nicht, in einer engen Beziehung zu Gott. Und jetzt kommt wieder der rote Faden: Gott kennt jeden von uns, und - er liebt jeden von uns! Und diese göttliche Liebe ist so groß, dass sie den Sohn Seiner Liebe am Kreuz opfert! Das verflossene Blut Christi Jesu bezeugt dem ganzen All: Gott ist Liebe, und Er sehnt Sich nach Gegenliebe, Er möchte Seine Liebe offenbaren! "Liebe", die über Jesus Christus geht, ist der einzige Weg zum Vater.

Der Glaube Abels, Henochs und Noahs

Hebr 11:4

"Durch Glauben brachte Abel ein Opfer dar, das mehr wert war als Kains, durch das ihm bezeugt wurde, dass er gerecht sei, da Gott Selbst zu seinen Nahegaben Zeugnis ablegte; und durch denselben Glauben spricht er noch, wiewohl er starb."

"Nur der Glaube kann das, was nicht beweisbar ist, als Wirklichkeit erfassen" - das ist eigentlich n och der Schlu ssatz zum gestrigen Tag. Ergreifen wir also im Glauben die Liebe Gottes, die in unsere Herzen ausgegossen ist, als Wirklichkeit!

Unser neuer Leitvers, sowie die folgenden Verse, führt uns erst einmal drei Zeugen an, die in dem ehemals zweiten Äon gelebt haben, nämlich Abel, Henoch und Noah; es war der Äon vor der großen. Flut bei Noah. Wenn wir nun zu Abel geführt werden, wird unser Glaube einer starken Prüfung unterzogen (zumindest bei jenen Gläubigen, die noch über eine Aussage nachdenken), weil Abel ja unmittelbar mit Kain verbunden ist. Wir fragen also erst einmal provokativ: Warum war Kains Opfer vor Gott nicht annehmbar? Hat er nicht auch durch Glauben sein Opfer dargebracht? Schließlich gab er das Beste, was er als Ackermann geben konnte! Hat tGott durch die Missachtung des Opfers von Kain nicht dessen Zorn provoziert?

Eine erste Antwort gibt uns nicht Mose, sondern 1Jo 3:11-12, wo von der Liebe die Rede ist. Hier wird Kain bezeugt, dass er vom Bösen war und entsprechend böse waren seine Werke. Haben wir, liebe Geschwister, schon einmal wahrgenommen, dass der erst auf natürliche Art gezeugte Mensch, "Kain", vom Bösen war? Und jetzt sind wir gefordert: >Können wir im Glauben erfassen, dass der Böse nicht eigenständig handelt, sondern ein Werkzeug Gottes ist?

Die wenigen gestrigen Worte mögen uns gezeigt haben, dass, wenn wir über Abel reden, wir Kain nicht außer Acht lassen können. Auch ich, der Verfasser dieser Zeilten, habe es lange als ungerecht empfunden, dass Kain von Gott einfach missachtet und Abel bevorzugt wurde. Schließlich gab er, wie sein Bruder Abel, das Beste von seiner Arbeit, nur - er war eben ein Ackermann! Natürlich schattete Abel mit seinem Blutopfer die Erlösung ab, aber musste deshalb Kain so offen missachtet werden? Wäre ohne diese Missachtung der Opfergabe Kains der Brudermord nicht vermeidbar gewesen? Eine Antwort gab mir 1Jo 3:11-12, das wir gestern angeführt haben. Hier wird in kürzesten Worten gesagt, dass Kain vom Bösen war und dem entsprechend waren auch seine Werke (sein Opfer) böse. Das hat mich schon erschüttert!

Es geht in unseren Versen. um den Glauben, und hier, bei den ersten beiden auf natürliche Art gezeugten Menschen wird gesagt, dass der eine gut, der andere vom Bösen ist, das muss unser Glaube erst einmal fassen! Unsere Lektion ist, dass wir

  1. dem Wort Gottes mehr glauben als unseren Gefühlen;
  2. dass wir erkennen, dass Gott, auch wenn Er das Böse erschafft (siehe auch Jes 45:7), trotzdem "Liebe ist, und gerade mit dem Bösen und Finsteren Sein Ziel erreicht: Von allen Geschöpfen geliebt zu werden!

Kain und Abel werden also zu einer Demonstration für uns, dass das Böse und das Gute nebeneinander liegen, und letztlich Gottes Liebe aufzeigen!

Der Schlüssel von "Gut und Böse" lag in der Missachtung des Gebotes Gottes, nicht vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen zu essen - Adam und Eva aßen trotzdem, und ihre Augen wurden aufgetan, so lesen wir es in 1Mo 2:16-17. Und da wir das klare Zeugnis in Eph 1:11 haben, dass Gott alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt, müssen wir auch das Geschehen im Garten Eden,sowie alle weiteren Abläufe der Menschheit, beginnend mit Kain und Abel, als "den Ratschluss Seines Willens" erkennen. und - glauben!

Gottes Wille war, dass Sein erstes Menschenpaar in Sünde fällt, dass ihre Augen aufgetan wurden und sie erkannten, was gut und böse ist. Dies bedeutet, dass die aus Adam hervorkommende Menschheit sehr wohl zu erkennen in der Lage ist, was gut und böse ist, mehr noch: Sich derart in das Böse und Finstere zu verstricken, dass vor Gott kein Entkommen mehr möglich schien! Doch gerade in diese Finsternis ließ Gott das Licht seiner Liebe erstrahlen - Er gab das Liebste dahin, Seinen einzig gezeugten Sohn. Damit kommen wir wieder zu Kain und Abel: Der Erstgeborene, Kain, war vom Bösen (weil zuerst das Böse in Gestalt der Schlange wirkte); danach wurde Abel geboren, der das Böse (als Vorschattung) durch Blut überwand. So gesehen musste Abels Opfer vor Gott angenehm sein, Kains Opfer hingegen Gottes Ablehnung finden ... weil dies genau dem Ratschluss Seines Willens entsprach!

Wenn wir jetzt (endlich) zu Abels Glauben kommen, dann haben wir das tiefgehende Hintergrundwissen, dass alles nach Gottes Willen abläuft, und dass alles ein Ziel hat: Gottes Liebe zu offenbaren; und Gott hat es gefallen, Seine Lieb e im Blut Seines dahingegebenen Sohnes zu erzeigen!

Wenn unser Leitvers Abels Glauben hervorhebt, dann müssen wir auch hier konsequenterweise sagen, dass sein Glaube ein Geschenk Gottes war, der ihm zuteil wurde - Abel wurde somit zum ersten natürlich gezeugten Menschen, dem Gott offenbarte, wie Sein Heilsweg ablaufen würde - durch Blut. Und was musste nun Abels Glaube ergreifen? Er hörte mit Sicherheit von seinen Eltern (Adam und Eva) von allem, was im Garten Eden geschah, ganz besonders ihr Ungehorsam, der zur Folge hatte, dass ein Tier sein Fell lassen musste, dass also auf den Sündenfall Blut floss, um die Blößen des ersten Menschenpaares zu bedecken. Abel hörte also die Worte und das Zeugnis seiner Eltern, und mit dem ihm geschenkten Glauben erfasste er das gehörte und konnte glauben! Seine Ehrfurcht (wir sprechen hier noch nicht von Liebe) trieb ihn, diesem Gott ein Opfer zu bringen - und wieder floss Blut! Dieses Blutopfer war nicht nur vor Gott angenehm, Er bezeugte ihm auch, dass er gerecht sei. Und diese Gerechtigkeit Abels spricht oder bezeugt auch uns heute noch, dass es vor Gott keine Gerechtigkeit geben kann als nur durch das Blut Christi Jesu, dass für die ganze Schöpfung vergossen wurde!

Hebr 11:5

"Durch Glauben wurde Henoch hinweggerafft, um den Tod nicht wahrzunehmen; und er wurde nicht gefunden, weil Gott ihn hinwegraffte. Denn vor seiner Hinwegraffung wurde ihm bezeugt, dass er Gott wohlgefallen habe."

Erneut kommen wir (nach Melchisedek) zu einem Mann, der uns geheimnisvoll vorkommt, zumal die Angaben in unserem Leitvers durchaus Stoff. zu Spekulationen bieten. Eine Spekulation ist, dass Henoch nicht starb, sondern zu Gott hinweggerafft wurde. Doch diese Annahme wird widerlegt, wenn wir auf Vers 13 vorgreifen, wo wir über die bis hierher angeführten Männer lesen, dass sie "alle starben" ... also auch Henoch! Henochs Hinwegraffung war also keine Entrückung, wie wir sie im Blick auf uns in 1Thes 4:13 ff lesen, sondern "Das Versetzen an einen anderen Ort", wie es die DaBhaR-Übersetzung von Baader wiedergibt - und dies als Gestorbener! In der konkordanten Stichwortkonkordanz auf Seite 602 lesen wir dies ebenfalls unter dem Wort "umstellen - übrerführen - hinweraffen". Mit anderen Worten bedeutet dies: Gott überführte den Leichnam Henochs an einen Ort, wo er unauffindbar war.

Zu schaffen machen uns noch die Worte: "... um den Tod nicht wahrzunehmen". Eine Erklärung dieser Aussage finden wir nicht selten in unserem Umkreis, wo liebe Bekannte plötzlich umfallen und tot sind, und dies im Bruchteil einer Sekunde. Diese Menschen starben und haben mit höchster Wahrscheinlichkeit vom Tod nichts wahrgenommen. Wenn wir dazu bedenken, dass Henoch im für damals noch jungen Alter von 365 Jahren starb (die Menschen wurden damals noch über 900 Jahre alt), verstehen wir die Worte in unserem Leitvers besser.

Wir sind mit Henoch noch nicht fertig, wir haben gestern lediglich die äußeren Umstände klargelegt, und die sind eindeutig, auch wenn der Wortlauf unseres Leitverses anders gedeutet werden könnte. Ein letztes , aber wohl am schwersten wiegendes Argument ist, dass niemand in irgendeiner Art und Weise dem Erstling Christus zuvorkommen kann. In 1Kor 15:2 ff belegt dies Paulus ganz klar und deutlich!

Über Henochs Leben wissen wir sehr wenig, in 1Mo 5:21 ff lesen wir nur einen kurzen Lebenslauf. Das Auffallende sind die Worte, dass er mit Gott wandelte, also ein Gott wohlgefälliges Leben führte - und dies wohl im Gegensatz zu den übrigen Menschen, die damals lebten (siehe 1Mo 4:23-24), wo auch nach dem Brudermord Kains weiterhin Blut floss!

Wir dürfen bei Henoch (wie zuvor bei Abel) davon ausgehen, dass Henoch das Zeugnis seines vorfahren Adam hörte ... und glaubte! Dieser erfassende glaube hatte auf seinen Wandel Auswirkungen, die Gott wohlgefällig waren. Sein vorzeitiger Tod war damit keine Strafe, sondern die Bewahrung vor seiner immer mehr von Gott abfallenden Umwelt, die unaufhaltsam auf das Gericht Gottes durch eine Sintflut zulief!

Beachten wir bei Henoch: Nicht was er in seinem Fleisch für Gott verrichtete, machte ihn wohlgefällig, sondern was er im Glauben ergriff!

Hebr 11:6

"Ohne Glauben aber ist es unmöglich, Ihm wohlzugefallen; denn wer z u Gott kommt, muss glauben, dass Er ist, und denen, die Ihn ernstlich suchen, ein Belohner sein wird."

Unser neuer Leitvers wird von nicht wenigen Gläubigen für die irrige These herangezogen, der Mensch müsse erst einmal glauben, ansonsten hat er keine Chance, zu Gott zu kommen! Das ist falsch! Umgekehrt: kein Mensch kann von sich aus zu Gott finden, wenn Gott nicht das Gnadengeschenk des Glaubens gibt! Das war bei Abel so, wie auch bei Henoch und allen anderen, die noch genannt werden, einschließlich uns, den in Christus Herausgerufenen der Körpergemeinde Christi Jesu! Selbst Jesus (und ohne Ihn kommt ja niemand zum Vater) bezeugte in Joh 6:29 und Joh 6:44, dass der Vater der Wirkende ist; und er wirkt bzw. ruft nur jene, die Ihm in der jeweiligen Zeit ein Werkzeug sind, um sich zubereiten zu lassen.

Was möchte nun der Schreiber des Hebräerbriefes seinen Empfängern sagen? Nicht aus fleischlicher Kraft wird der Mensch Gott wohlgefällig, sondern aus dem im Glauben gelebten Wandel mit Ihm, was wiederum nur möglich ist, wenn der entsprechende Gläubige "in Christus" ist!

Belohnt werden wir damit, dass wir die Zeichen der Zeit erkennen dürfen, und freudig und voll Zuversicht auf Sein Kommen harren, ja Sein Erscheinen lieb gewinnen. Dies gilt besonders in der heutigen Zeit, wo immer mehr Unruhe die Menschen erfasst, weil Satan, der Fürst dieses Äons, alles versucht, auch uns, die Gläubigen, mit seinen feurigen Pfeilen zu treffen. Doch gerade der Langschild des Glaubens ist hier ein trefflicher Schutz (Eph 6:16).

Hebr 11:7

"Durch Glauben hat Noah, als er betreffs des noch nicht Erblickbarem Weisung erhielt und Ehrfurcht hatte, eine Arche zur Rettung seines Hauses errichtet, durch den er die Welt verurteilte und so ein Losteilinhaber der dem Glauben gemäßen Gerechtigkeit wurde."

Wir kommen zum letzten der drei genannten Männer, die vor der Überflutung (Sintflut), also noch im zweiten Äon, gelebt haben. Dieser ehemalige Äon, der ja seit Adam bestand, zeichnet sich durch eine zunehmende Verderbtheit der Menschen aus, was uns wiederum nicht wundern darf, denn auch dies vollzog sich nach dem Ratschluss Seines Willens. Lesen wir einige Aussagen Gottes über den Menschen, bzw. über "das Fleisch", welches ja den sichtbaren Bestandteil des Menschen ausmachte: "Es wohnt nichts Gutes in ihm" (Röm 7:18); "Es kann Gott nicht gefallen" (Röm 8:8); "es nützt überhaupt nicht" (Joh 6:63); "es ist in Feindschaft gegen Gott" (Röm 8:7)! Diese Aussagen stammen zum großen Teil aus dem Römerbrief, doch sie umfassen nicht nur die Menschen zur Zeit Pauli, sondern die gesamte Menschheit. Dies belegt auch das AT, wo wir in 1Mo 6:5 lesen, "dass das Böse des Menschen sich vervielfacht auf Erden und jedes Gebilde der Gedanken seines Herzens bloß böse ist alle Tage."

Wir möchten aus Obigem lernen, dass Gott Seine Menschen von Anfang an so ausgelegt hat, dass das Böse überwiegen und überhand nehmen musste! Doch inmitten der zunehmenden Verderbtheit behielt Sich Gott immer wieder Einzeln vor, die Er für Seinen großen Heilsplan benötigte - dies war nach Abel und Henoch nun auch Noah.

Was zeichnete Noah von der ihn umgebenden Menschheit ab? Ihm wurde von Gott der Glaube gegeben, das Erbe der Väter, "die Existenz Gottes", zu bewahren und im Glauben zu erfassen, er hatte Ehrfurcht vor Gott. In 1Mo 6:8 lesen wir deshalb: "Noah aber findet Gnade vor den Augen Ieue Alueims". Er war also ein von Gott Begnadeter und als solcher in der Lage, etwas praktisch nicht Fassbares, ja vor aller Menschen Augen Unsinniges zu glauben, weil Gott es sprach!

Es ist hier notwendig, sich einmal vorzustellen, was Noahs Glaube fassen musste: Er musste auf der damaligen Erde, auf der kein Regen herabfiel (alle Nässe stieg gemäß 1Mo 2:6 von der Erde auf (nicht herab), und tränkte die ganze Fläche des Bodens), einen Holzkasten bauen, der umgerechnet 150 Meter lang und 25 Meter breit war, die Höhe betrug 15 Meter. Wie lange Nah an diesem Holzkasten baute, wissen wir nicht, aber es müssen Jahrzehnte gewesen sein! Dazu kam, dass sich Noah damals kaum vorstellen konnte, was die Ankündigung einer Wasserflut über die Erde bedeutete! Aber noch ein wichtiger Faktor kam hinzu, den Noah überwinden musste: Den. Spott der Menschen!

Nehmen wir hierzu ein Wort Pauli aus 1Tim 4:9-10 mit in den Tag "Glaubwürdig ist das Wort und jeden Willkommens wert (denn dazu mühen wir uns und werden geschmäht), dass wir uns auf den lebendigen Gott verlassen...".

Es war ein gewaltiger Glaubensakt, den Noah vollbrachte, wenn wir das Gestrige bedenken, und jedes Spötterwerk verurteilte die Welt, die mit Hohn sein Tun beobachtete! Doch Gott lässt Sich nicht spotten!

Was war nun Noahs Losteil, welches ihm zugesagt wurde? Es gab ja zu seiner Zeit noch kein Israel, also auch keine prophetischen Verheißungen, das Einzige, was ihm von Gott zugesagt wurde, war seine und seiner Familie Rettung vor der kommenden Flut. Was dürfen wir nun dem entnehmen bzw. lernen?

Wie zur Zeit Noahs ist die heutige Menschheit nur auf ihr Wohl bedacht, Jesus weist seine Jünger in Mt 24:37-39 bei Seiner Anwesenheit auf diesen Zustand hin. Doch noch vor seiner Anwesenheit (für Israel) warnt uns Paulus, dass in den letzten Tagen, in denen wir uns zweifelsfrei befinden, eine gefährliche Frist gegenwärtig sein wird, wo die Menschen gleich jenen zur Zeit Noahs sein werden (siehe 2Tim 3:1 ff), und dann fährt Paulus in 2Tim 3:14-15 fort: "Du aber bleibe in dem, was du gelernt hat ... zur Rettung durch Glauben, der in Christus Jesus ist." Lassen also auch wir uns von einer schützenden Arche vor der Flut der Finsternis umgeben, so dass sich auch bei uns gemäß Röm 3:21-23 Gottes gerechtigkeit, die in Christus Jesus ist, offenbare!

Der Glaube der Urväter

"Durch Glauben hat Abraham gehorcht, als er berufen wurde, an den Ort auszuziehen, den er zukünftig zum Losteil erhalten sollten; und er zog aus, obwohl er nicht Bescheid wusste, wohin er kommen würde."

Konnten wir schon aus den letzten Versen so manches lernen, so wird dies bei den vor uns liegenden Versen, die sich mit Abraham und seiner Familie beschäftigen noch mehr der Fall sein, denn auch Paulus bezeugt Abrahams vorbildlichen Glauben in Röm 4:11-12 und nennt ihn in Röm 4:16 den "Vater aller Glaubenden", also auch der unsere.

Als Erstes nennt unser Leitvers den Glauben u nd die Berufung Abrahams, wo wir die Reihenfolge umstellen müssen, denn. zuerst kommt die Berufung Gottes, u nd mit ihr schenkt Gott den Glauben. Es ist ein unbiblisches Dogma, wenn bei heute überwiegend gelehrt wird, dass der Mensch aus eigenem Willen glauben muss um gerettet zu werden - wir haben dies zurückliegend schon hinreichend begründet. Eines ist aber noch wichtig: Gott beruft nicht Einzelne, um diese nur zu retten, vielmehr werden dies Berufenen zubereitet, um den anderen zum Segen zu gereichen. Dies ist ein Grundsatz der Berufung Gottes! Wenn wir nun dieses Grundprinzip auf die zuvor genannten Männer (Abel, Henoch und Noah) anwenden, passt dies nicht, denn bei diesen ging es tatsächlich nur um die eigene Rettung, weswegen das Wort "Berufung / berufen" auch nicht genannt wird. Erst hier bei Abraham kommt "berufen" zum ersten Mal vor, womit wir in Abraham "den ersten Berufenen Gottes" sehen dürfen. Dies soll wiederum nicht heißen, dass uns die vorherigen Männer nichts zu sagen hätten, vielmehr lesen wir in Röm 15:4: "Denn all das, was vorher geschrieben wurde, ist gerade uns zur Belehrung geschrieben worden (lies weiter).

Wir möchten heute noch einen Tag über die Berufung Gottes reden, weil hierüber viel Unkenntnis herrscht, auch (oder gerade) über Abrahams Vorleben. Lasen wir noch bei Abel, Henoch und Noah, dass sie einen Gott wohlgefälligen Wandel führten, so trifft dies auf den damaligen Abram nicht zu. Dies offenbart uns Josua (Jos 24:2), wo wir vielleicht erstaunt lesen, dass Abrahams Familie, (der damalige Abram eingeschlossen) anderen Göttern dienten. Der erst Auserwählte und Berufene Gottes wuchs in einer götzendienerischen Familie auf und wir höhren kein Zeugnis, dass Abram anders lebte. Jes 43:27 bestätigt das sündige Leben des ersten Vorvaters, was nur auf Abram bezogen werden kann, auf den sich die Juden bis heute voller Stolz beziehen (Joh 8:39).

Wir wiederholen um der Wichtigkeit willen: All drei genannten Männer vor Abraham hatten ein gutes Zeugnis von Gott, doch über Abraham lesen wir, dass er fremden Göttern diente, und trotzdem wurde, der tiefstehende Abram als erster von Gott offiziell berufen! Und jetzt kommt das Wichtige: Nach demselben Prinzip berief Gott Sein Volk Israel, siehe 5Mo 7:7. Noch krasser lesen wir dies in Jer 6:28: "Allesamt sind sie (Israel) die Widerspenstigsten der Widerspenstigen ..." Gibt es ein schlimmeres Zeugnis als dieses? Viel später traf Paulus dieses Prinzip der Berufung Gottes: Als total Widerspenstiger und Verfolger jener, die an Jesus glaubten, wurde er vor Damaskus förmlich überwältigt; und über uns dürfen wir nun in 1Kor 1:26 ff lesen.

Wir wollen mit unseren bisherigen Ausführungen darauf hinwirken, dass wir in Abraham keinen Heiligen sehen, den wir verehren sollen, sondern vielmehr einen schwachen Menschen, den Gott gerade deshalb erwählt und berufen hat, um durch ihn nicht nur das zukünftige Israel, sondern alle Nation zu segnen! Wie sah nun Abrahams Glaube, der ihm ja von Gott gegeben wurde, aus?

Versetzen wir uns in die Lage des damaligen Abram, der nur Götzenkult kannte: In 1Mo 12:1 lesen wir, dass das erste an Abram gerichtet Wort lautete: "Geh ...!" Bedenken wir einmal: Da sprach eine fremde Stimme zu Abram und forderte eigentlich Undenkbares von ihm, nämlich einfach seine Heimat, seine Verwandtschaft, einfach alles zu verlassen. Wie mag Abram staunend vor diesem Gott gestanden haben, mit der Frage in seinem Herzen: "Was will diese Stimme von mir?"

Und dann passiert das eigentliche kaum Denkbare: Abraham gehorchte dieser Stimme! So wie später Saulus vor Damaskus, konnte er einfach nicht anders, weil Gottes Heilsplan gerade in ihm den richtigen Mann ersehen hatte. Er konnte durch den in ihm wirkenden Geist Gottes im Glauben fassen, dass die ihm noch unbekannten Wege nicht nur richtig, sondern auch segensreich sein würden. Ist das nicht auch ein kolossaler Zuspruch für uns? Werden nicht auch wir nur zu oft Wege geführt, die uns Angst bereiten? Glauben wir fest, dass alle Wege, egal wie, an ein herrliches Ziel führen?

Hebr 11:9-10

"Durch Glauben verweilte er im Land der Verheißung als einem fremden und wohnte in Zeltgen mit Isaak und Jakob, den Mitlosteilinhabern derselben Verheißung. Denn er wartete auf die Stadt, die Grundfesten hat, deren Künstler und Baumeister Gott ist.."

Zwei Dinge dürfen uns heute und morgen bewegen:

  1. Abraham weilte in dem verheißenen Land Kanaan, worin er sich mit seiner Familie doch eigentlich wohlfühlen müsste, schließlich hat Gott ihn in dieses Land geführt - doch es war ihm offensichtlich fremd!
  2. Abraham warte auf ein in ferner Zukunft liegende Stadt, wie konnte er überhaupt davon etwas wissen?

Beide Fragen kommen in den vor uns liegenden Versen immer wieder zur Sprache, deshalb geben wir heute nur einen kurzen Umriss: "Fremd" musste sich Abraham in dem verheißenen Land deshalb fühlen, weil dieses Land gemäß 1Mo 12:7 nicht ihm, sondern seinem Samen verheißen wurde. Somit lebte Abraham als Fremdling und Nomade in Kanaan, der sich nirgends sesshaft machen konnte. Das Einzige, was ihn festhielt, war sein Glaube. Aber gerade dieser Zustand, nämlich in einem zugewiesenen Land zu sein und sich dennoch als ein Fremdling zu fühlen, offenbart uns, dass Abraham mehr suchte, und als ein solchermaßen "Suchender" wird der uns sehr ähnlich, denn: Auch wir sind auf dieser Erde gewissermaßen Fremdlinge, und warten auf unsere Entrückung in unser wahres, überhimmlisches Bürgertum! Deshalb sind wir auch in [Kol 3:1]-4 durch Paulus aufgefordert, auf das. zu sinnen, was droben ist, wo Christus ist, zur Rechten Gottes sitzend - und wo unser Herr und Haupt ist, da ist unsere wahre Heimat!

Wir sprechen heute den zweiten Punkt an: Abraham wartete auf eine in unserem Leitvers genannte Stadt, die ja weit in die Zukunft weist, wir könnten mit unserem heutigen Wissen sogar an jenes in Offb 21:2 ff genannte "neue Jerusalem" denken. Aber woher sollte Abraham Kenntnis von jenen fernen Geschehnissen haben?

Eine Antwort gibt uns Joh 8:56, wo Jesus Selbst bezeugt: "Abraham, euer Vater, frohlockte, dass er "Meinen Tag</u> gewahren sollte, und er gewahrte ihn und freute sich." Diese Aussage Jesu führt uns aber nicht zu dem neuen Jerusalem in Offb 21, sondern erst einmal zu "Meinem Tag", womit Jesus auf "den Tag des Herrn" weist, welcher unserem gegenwärtigen "Tag des Menschen" folgen wird. Dies wird geschehen, wenn wir, die Körpergemeinde Christi Jesu entrückt sein werden. Dann enthüllt sich erst einmal der Zorn Gottes au feiner verkommenen Erde, darauf wird das irdische Königreich aufgerichtet, in welchem der Herr als Messias Israels in Gerechtigkeit tausend Jahre herrschen wird. All dies umfasst den Tag des Herrn!

Nach dem Tag des Herrn beginnt der "Tag Gottes", und dies erst einmal mit dem Gericht vor dem großen weißen Thron (Offb 20:11 ff), hernach mit Offb 21:1 sehen wir dann das neue Jerusalem aus dem Himmel herabkommen und wir dürfen davon ausgehen, dass Abraham auch hier einen Blick hineinwerfen durfte, so dass seine Sehnsucht geweckt wurde.

Hebr 11:11

"Durch Glauben erhielt Sara Kraft zum Niederwerfen von Samen, und sie gebar über die Frist ihres Höhepunktes hinaus, weil sie den Verheißenden für glaubwürdig erachtete."

Noch einen Absatz möchten wir dem gestrigen Leitvers anfügen, wo Gott als "Künstler und Baumeister" bezeichnet wird. Es geht uns aber nicht allein um jene Stadt, die uns ja in Offb 20:9-23 auf das herrlichste beschrieben wird, sondern generell um alles, was Gott geschaffen hat. Es ist uns heute vergönnt, mit Teleskopen tief in die Sternenwelt einzudringen, und was wir da an Farben sehen dürfen, ist einmalig schön! Es wird einmal ein. unbeschreiblicher Genuss für uns sein, all das unbegreiflich Schöne, welches der Künstler und Baumeister "Gott" geschaffen hat, in uns aufzunehmen, uns daran unendlich zu erfreuen!

Zu unserem Leitvers: Obwohl wir zu Sara geführt werden, spielt Abraham auch hier eine wichtige Rolle. In 1Mo 17:19 wird ihm die Geburt Isaaks verheißen, doch im Hinblick auf den abgestorbenen Mutterleib Saras reichte sein bisheriger Glaube nicht aus, und deshalb lesen wir in Röm 4:20, dass sein Glaube "gekräftigt wurde" - Gott war, wie immer, der Gebende! Und erst hier konnte Abraham an die Verheißung eines Sohnes glauben. Und Sara? Sie lachte erst einmal, als sie, am Zelt horchend, die Worte Gottes an Abraham vernahm. Auch sie war glaubensmäßig nicht in der Lage, den Worten Gottes zu glauben. Doch wie bei Abraham sagt unser Leitvers, dass sie "Kraft bekam" - und zwar von oben. Dem oben zitierten Vers Röm 4:20 folgt Vers 21: ".. Gott Verherrlichung gebend und vollgewiss ..." lies weiter.

Hebr 11:12

"Darum sind auch von einem, und dies von einem bereits Abgestorbenen, Kinder gezeugt worden, so viele, wie die Gestirne des Himmels an Menge und wie der unzählbare Sand am Ufer des Meeres."

Gestern sahen wir das göttliche Prinzip "Leben aus Toten", heute weist unser Leitvers schattenhaft auf ein weiteres Prinzip hin, nämlich die Aufhauptung des Alls in Christus, wobei uns Eph 1:10-11 lehrt, dass dies auf. zwei Ebenen geschieht: ".... das in den Himmeln und das auf der Erde. Vereinfacht heißt dies: Alle Geschöpfe, ob irdisch oder himmlisch, müssen in Christus den Weg zum Vater erkennen, sie müssen also zu Christus hingeführt werden, (wobei Er dann das Haupt aller ist - deshalb "aufhaupten"). Wenn Gottes Wort zwei Ebenen nennt, braucht es auch zwei Arten von Werkzeugen, die auf den zwei doch sehr unterschiedlichen Ebenen ihre Arbeit versehen: Für die Erde hat Gott Sein Volk Israel berufen - für das in den Himmeln die Körpergemeinde Christi Jesu. Und diese zwei Berufungsgebiete mit ihren jeweiligen Werkzeugen schatte unser Leitvers bereits ab:

Die Gestirne des Himmels stellt die Körpergemeinde in Form ihrer überhimmlischen Berufung dar, der Sand am Ufer des Meeres sind die Kinder Israels.

Gemäß Röm 4:11 ist Abraham deshalb nicht nur der Vater Israels (der Beschneidung), sondern auch (aufgrund der Zeit seiner vorherigen Unbeschnittenheit) der Vater aller in Unbeschnittenheit Glaubenden, also auch unser geistlicher Vater.

Hebr 11:13-14

"Im Glauben starb en diese alle und haben die Verheißungen nicht davongetragen, sondern haben sie lediglich von weitem gewahrt und freudig begrüßt und bekannt, dass sie nur Fremdlinge und Auswanderer auf der Erde sind. Denn die solches sagen, offenbaren, dass sie ein Vaterland suchen."

Wir haben speziell bei Henoch darauf hingewiesen, dass dieser nicht irgendwie geheimnisvoll entrückt wurde, sondern, wie es unser Leitvers sagt, wie alle anderen im Glauben starb. Bei Abraham haben wir gesehen, dass Gott ihn weit in die Zukunft schauen ließ, bis hin zu jener herrlichen Stadt, die Gott in den Himmeln bereitet, um sie hernach auf die Erde herab zu geben - doch dies war nur ein Schauen von Ferne, was aber dennoch die Sehnsucht weckte.

Wenn den Hebräern vor fast zweitausend Jahren solches vor Augen gehalten wurde, wie steht es da heute um uns? Wie groß ist unsere Sehnsucht nach dem Vaterland?

Wir befinden uns, wie jeder unschwer feststellen kann, in den letzten Tagen, wo eine gefährliche Frist gegenwärtig ist (2Tim 3:1) - und was sehen wir? Es sind vor allem zwei Ereignisse, die uns beschäftigen sollen, zum einen sind es die dunklen Wolken des Zornes Gottes, die wir überdeutlich am Horizont aufsteigen sehen, zum anderen steht die Verheißung vor uns, dass wir aus diesem dunkel aufsteigenden Gewölk förmlich herausgerafft, herausgerissen, ja buchstäblich geraubt werden, was uns 1Thes 1:10 verheißt. So darf es uns ein Zuspruch sein, das wir das Geheimnis in 1Kor 15:51-52 gewahren und freudig begrüßen dürfen, "in einem Nu" oder "in atomos" werden wir entrückt und sind damit bei Ihm daheim!

Hebr 11:15

"Wenn sie dabei an jenes gedacht hätten, von dem sie ausgezogen waren, so hätten sie Gelegenheit gehabt, zurückzukehren."

Heute geht es um die "Blickrichtung": Alle bisher Genannten richteten ihre Augen voll auf jene, was ihnen Gott vor Augen stellte - der Blick zurück in die alte Heimat hätte glaubensmäßig nichts geholfen. Auch wir - und damit kommen wir heute einmal ganz speziell zu uns - haben die Möglichkeit, vorwärts oder rückwärts zu schauen, nach ob en oder nach unten, auf das Gesetz Gottes oder auf das Gesetz der Sünde, auf unseren alten, oder auf unseren neuen Menschen ... wie gehen wir damit um?

Wir greifen einmal die nicht einfachen Worte aus Röm 7:25 auf, wo Paulus uns zeigt, dass wir quasi zwiegespalten sind; der alte Mensch, unser Fleisch, dient zweifelsfrei dem Gesetz der Sünde und wird nie frei davon !!! Keiner von uns kann sein Fleisch verbessern oder verändern , weil es von Anfang an in Feindschaft gegen Gott ist (Röm 8:7), weil von Anfang an nichts Gutes in ihm wohnt (Röm 7:18) ... was soll man da noch verbessern? Es gibt nur eine Hilfe, und das ist "Die Blickrichtung" - nämlich weg vom alten, und hin. auf den neuen Menschen! Weg von dem Irdischen, hin zum Himmlischen! Weg von den irdischen Götzen, hin auf Christus, der zur Rechten Gottes sitzt!

Wir wissen, dass Obiges nicht so einfach ist, wie es scheint, vielmehr ist es ein täglicher Kampf! Und "Kampf" bedeutet Einsatz , der Hilfe benötigt, und die bietet uns hier umfassend Eph 6:10-18.

Hebr 11:16

"Nun aber streben sie nach einem besseren, das heißt, nach einem überhimmlischen. Darum schämt Gott Sich ihrer nicht, als ihr Gott angerufen zu werden; denn Er hat ihnen eine Stadt bereitet."

Es geht in den gegenwärtigen Versen. um "das Vaterland", das gesucht und nach dem gestrebt wird, und wiederum wird den Hebräern etwas "Besseres" vor Augen gestellt. Schauen wir erst einmal zurück, dann war gemäß Hebr 1:4 der Sohn besser als die Boten (Engel); eine bessere Rettung (Hebr 6:9); eine bessere Segnung (Hebr 7:7); eine bessere Erwartung (Hebr 7:19); ein besserer Bund (Hebr 7:22); eine bessere Verheißung (Hebr 8:6); bessere Opfer (Hebr 9:23); ein besserer Besitz (Hebr 10:34); und heute kommt das bessere Vaterland hinzu.

Was ist nun besser an dem überhimmlischen Vaterland? Israel wohnte ja in dem verheißenen Land, wo Milch und Honig fließen sollte, wie sah es wirklich aus? Wir brauchen nicht extra Schriftstellen zu nennen, um zu wissen, wie stürmisch jene Zeiten waren, wie das Volk ständig in Kämpfe verwickelt war, wie es von Hungersnöten geplagt wurde, wie es sogar das Land verlassen musste, kurz gesagt, es gab wirklich etwas Besseres! Und dieses "Bessere" wird erste einmal Christus aufstellen, wenn Er als Messias für tausend Jahre herrschen wird. Aber - diese Herrschaft ist auf der Erde, und unseren Hebräern wird nicht. nur eine vom Himmel kommende Stadt (das neue Jerusalem) vor Augen gestellt, sie haben nämlich eine "überhimmlische Berufung", und damit wird ihr Blick nach droben gelenkt, wo Christus ist, zur Rechten Gottes sitzend (Kol 3:1 ff).

Hebr 11:17

"Durch Glauben hat Abraham den Isaak dargebracht, als er auf die Probe gestellt wurde, ja er brachte den Einziggezeugten dar,"

Wenn wir, liebe Geschwister, von dem Glauben all der Genannten, hier besonders Abraham, lesen, dann mag so mancher unter uns sagen: "Solchen Glauben hebe ich nicht! Dazu bin ich viel zu schwach!" Doch wir müssen uns immer vor Augen halten, dass auch ein Abraham kein "Übermensch" war, sondern dass er die ganze Kraft seines Glaubens aus dem Wort Gottes schöpfte, welches an ihn erging. Gottes lebendiges Wort, ob gehört oder gelesen, ist die eigentliche Kraft. Nur so war Abraham in der Lage, selbst zu dem Ungeheuerlichen bereit zu sein, seinen Sohn als Opfer darzubringen. Er rechnete fest damit, dass sein Gott aus erstorbenem Leben erwecken kann, die Zeugung Isaaks war ja das beste Beispiel für ihn!

Wenn wir das Obige bedenken, geht daraus hervor, dass wir nicht die sogenannten "Glaubenshelden" bewundern sollen, sondern allein Gott als den "alles Bewirkenden"! "Er" beruft Menschen, um sie als Werkzeuge zuzubereiten oder um an diesen - wie hier bei Abraham - zukünftige Geschehen abzuschatten. Und wie wunderbar hat gott gerade diesen Abraham vorbereitet und benutzt, um der Menschheit, ja dem ganzen All, Seine Liebe zu offenbaren! So gesehen löst sich auch die Frage,, die mancher haben könnte: Warum stellt Gott Abraham, den Er ja durch und durch kannte, noch auf die Probe? Es geht gar nicht um diese Probe, es geht um die einzigartige Offenbarung der Liebe Gottes, die lange nach Abraham genau das tat, was Gott von Abraham forderte, "den Einziggezeugten dahinzugeben"!

Hebr 11:18-19

"... er, der die Verheißungen empfangen hatte, zu dem gesprochen war: In Isaak wird dein Same genannt werden, er rechnete damit, dass Gott mächtig ist, auch aus den

Toten aufzuerwecken, von wo er ihn auch gleichnishaft wiederbekam."

Abraham rechnete damit - er glaubte etwas, was er nicht erblickte. Heute ist Abrahams Glaube erfüllt, das gleichnishafte Wiederbekommen von Isaak führt uns zu der tatsächlichen Auferweckung unseres Herrn Jesus Christus, und diese Kraftentfaltung Gottes war so gewaltig, dass Paulus Worte inspiriert bekam, die wir kaum auf einmal erfassen können. Lesen wir einmal Eph 1:15-23, und hier besonders den Vers Eph 1:19:

Paulus tritt im Gebet um geistliche Weisheit und geistliche Enthüllung Seiner Selbst für uns ein, damit wir die Größe Gottes mehr und mehr erkennen mögen. Da ist neben unserem Erwartungsgut vor allem jenes hervorgehoben, was die Auferweckung Christi betrifft. Wir lesen Worte wie "übersteigende Größe Seiner Kraft", oder "die Wirksamkeit der Gewalt Seiner Stärke" und dürfen hier die geballte Größe unseres Gottes und Vaters in uns aufnehmen. Abraham glaubte an die Macht Gottes, wir wissen es! Wirklich?

Was Abraham vorschattete, nämlich die Bereitschaft, aus Gehorsam seinem Gott seinen Sohn zu opfern, erfüllt Gott aus Liebe! Alle Kraftworte, die wir oben lasen, können die Liebe Gottes noch lange nicht beschreiben. Aber vielleicht sind es gerade die ganz schlichten drei Worte des Johannes, die uns treffen. und berühren: "... Gott ist Liebe" (1Jo 4:8b).

Hebr 11:20

"Durch Glauben segnet Isaak auch Jakob und Esau im Hinblick auf Zukünftiges."

Wir fügen unserem Leitvers ein Wort aus Jes 55:8-9 hinzu: "Denn Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht Meine Wege, so erklärt Ieue. Denn wie die Himmel erhabener sind als die Erde, so sind Meine Wege erhabener als eure Wege und Meine Gedanken als eure Gedanken." Was sagen uns dies Worte heute?

Wir kennen alle die Ereignisse um Isaak. und wir kennen alle die Ereignisse um Isaak und Esau bzw. Jakob und den damit verbundenen Betrug Jakobs. Nach menschlichem Recht hätte Esau den Segen erhalten müssen, denn Esau war von den Zwillingen der erste (1Mo 25:25) - doch Gott setzt das menschliche Recht außer Kraft und geht Seine eigenen Wege mit Jakob! Isaak musste wohl sehr stark schlucken, als er den betrug Jakobs entdeckte! Konnte es sein, dass Gott Seine Wege mit einem Betrüger (und so müssen wir Jakob wohl bezeichnen) fortsetzen wollte? Zuerst übertölpelte Jakob seinen Bruder mit dem (berühmten) Linsengericht, hernach stahl er mit Hilfe seiner Mutter Rebekka dem Esau auch noch den Segen - was konnte Gott mit solch einem Menschen anfangen?

Hier kommt der Glaube Isaaks ins Spiel. Er hätte Jakob verurteilen und wegjagen können, doch er hatte die Kraft zu glauben, dass dies im Blick auf das Zukünftige keine menschliche Intrige war, sondern dass sein Gott hinter den Geschehnissen stand. Und in diesem gewissen Glauben zog Isaak seinen Segen von Jakob nicht ab, sondern stand, glaubend, dass Gott Seine Wege nicht mit Esau, sondern mit Jakob gehen wollte.

Hebr 11:21

"Durch Glauben segnete Jakob, sterbend, jeden der Söhne Josephs, und betete an, gestützt auf die Spitze seines Stabes."

Wie ging nun der Weg Gottes mit einem Betrüger (= Jakob) weiter? Zuerst nahm Gott diesen in Seine göttliche Schule, und die sah so aus, dass Jakob von seinem Vater Isaak nach Mesopotamien, dem heutigen Syrien geschickt wurde, um sich eine Frau von den Töchtern Labans zu nehmen. Was sich dann dort abspielte, ist aus heutiger Sicht kaum mehr zu begreifen - für Jakob fast eine unendliche Geschichte, die uns 1Mo 29 dramatisch berichtet. Doch gerade in Syrien lernte Jakob nach dem Willen Gottes alles, was für einen berufenen Gottes wichtig w ar. Als er dann nach vielen Jahren endlich wieder zurück in das Land seines Vaters z ehen konnte, sticht ein Ereignis hervor: Nach 1Mo 32:25 rang ein Mann, hinter dem wir einen himmlischen Boten sehen müssen, mit ihm, bis die Morgenröte anbrach - ein erstaunlicher Kampf! Doch es geht uns hierbei darum, dass dieser Mann den Jakob nicht niederwarf, was einen Sieg bedeutet hätte, sondern nur seine Hüfte anfasste, so dass Jakobs Kraft geschwächt war, und er hinkte an seiner Hüfte. Merken wir hier etwas liebe Geschwister?

Gott stärkt nicht. nur, sondern verletzt auch, macht absichtlich schwach! Das führt uns heutenoch zu Paulus, der auch einst um Kraft und Hilfe flehte, aber einen. Splitter in sein Fleisch bekam (2Kor 12:8-9). Gottes Antwort: "Dir genügt Meine Gnade; denn Meine Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht." Kann das nicht auch unser Weg sein?

Wir verweilen noch einen Tag bei unserem Leitvers, hat er uns gestern doch schon ganz Wichtiges vermittelt! Und ein Punkt hob sich ab: Jakob wird geschwächt! Bei so vielen Gläubigen besteht das Gebetsleben nur aus der Bitte um Gesundheit und Wohlergehen für sich und die Familie, wenn einem etwas fehlt! Doch Gott geht mit Seinen Auserwählten und Berufenen Seine eigenen Wege, die nicht immer unsere Wege sind - Jakob ist ein deutliches Zeichen.

Unser Leitvers zeigt uns einen Mann, der ziemlich am Ende seines Lebens vor seinem Gott steht und auf einbewegtes Leben zurückschaut. besonders bewegend waren die Ereignisse um Joseph, die wir ja alle gut kennen. Hervorgehoben wird, dass Jakob die zwei Söhne Josephs, Manasse und Ephraim segnete, wovon 1Mo 48:1 ff berichtet. Und interessanterweise, taucht später nie mehr der Namen "Joseph" als einer der zwölf Söhne Jakobs auf, sondern nur noch die Namen seiner gesegneten Söhne.

Wir nehmen heute Abschied von einem Mann, der, auf die Spitze seines Tabes gestützt, um sein nahes Ende weiß. Dieser Stab sagt uns, dass Jakob ein Wanderer und Fremdling auf Erden war, und ein besseres Ziel vor Augen hatte. Vielleicht geht es manchem unter uns auch so: Symbolisch auf unseren Wanderstab gestsützt, halten wir Ausschau nach unserem Herrn, der uns Sein Kommen verheißen hat!

Hebr 11:22

"Durch Glauben gedachte Joseph, verscheidend, des Auszugs der Söhne Israels und gab Anweisung bezüglich seiner Gebeine."

Joseph ist wohl die wunderbarste Vorschattung auf den leidenden und verherrlichten Christus, die wir in den hebräischen Schriften finden; es lohnt sich also, einen ganz kurzen Streifzug durch sein Leben zu machen, wobei wir m it seiner Verwerfung beginnen: Diese Verwerfung durch seine Brüder, welche ja die Urväter Israels darstellten, geschah aus Eifersucht, wie es Stephanus in Apg 7:9 darlegte. Und nun gehen wir zu Mt 27:15-18, wo wir das Original der Vorschattung durch Joseph finden: Aus Neid und Eifersucht wurde Jesus dem Pilatus überantwortete und damit verworfen!

Joseph wurde, wie wir wissen, als tot Geglaubter aus der Grube befreit, Jesus wurde aus den Toten auferweckt.

Joseph wurde in Ägypten hoch erhöht, er wurde zum Vizekönig über Ägypten und zum Herrn über das Haus des Pharao gesetzt. Hierzu lesen wir in Mt 28:18 die Worte Jesu: "Mir ist alle Vollmacht im Himmel und auf Erden gegeben"!

Apg 7:11 bezeugt eine große Drangsal, welche auch die Brüder Josephs traf, sie fanden keinen Unterhalt mehr. Und genau diese Hungersnot und Drangsal trifft am Tag des Zorns ein, bevor das messianische Königreich aufgerichtet wird (Mt 24:8). Diese Drangsal, von welcher Jesus auch in Mt 24:21 spricht, wird, wie es Jer 30:7 ausdrückt, die Zeit der Drangsal für Jakob sein.

Wir sehen, wie sich Gottes Wort erfüllt hat, und in gleicher Weise noch erfüllen wird.

Wir fahren mit Joseph fort und finden weiter präzise Vorschattungen auf Christus:

Wir beginnen damit, dass die Brüder Josephs, als sie das erste Mal in Ägypten Getreide suchten, ihren Bruder Joseph nicht erkannten! Apg 7:12 nimmt hierauf Bezug. Diese Vorschattung ist aber kein Hinweis auf das Versagen Israels, als es seinen Messias ans Kreuz heften ließ, sondern dieses "Nichterkennen" bezieht sich auf den erhöhten Christus nach Seiner Auferstehung. Die Rede des Petrus in Apg 2:36 nimmt darauf Bezug, wo dem Volk gesagt wird, dass der gekreuzigte Jesus von Gott zum Herrn wie auch zum Christus gemacht wurde - doch die Masse des Volkes erkannte Ihn nicht!

Doch es gab ein zweites Zusammentreffen der Brüder Josephs, und diesmal wurde Joseph von seinen Brüdern erkannt - und anerkannt! Parallel dazu gehen wir zu Offb 1:7: "Siehe, Er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird Ihn seihen ... und erkennen"!

Josephs Brüder erlebten bei diesem "Erkennen" ihre Befreiung aus der Drangsal. Bewegt lesen wir in Apg 7:14, wie Joseph seinen Vater und die gesamte Verwandtschaft herbeirufen ließ. Und was hier vorgeschattet wurde, findet seine Erfüllung, wenn der Messias in Israel Sein Königreich aufrichtet, wovon unter anderen der Prophet Sacharja (Sach 14:4 ff.) wunderbar berichtet.

Noch einen letzten Tag soll uns Joseph beschäftigen, wobei wir heute zum eigentlichen Text unseres Leitverses kommen: Josephs Tod und sein Grab. Auch hierüber lesen wir in Apg 7:15-16.

Jakobs Söhne, die ihren Bruder Joseph zuerst abgelehnt hatten, bestätigten ihren Glauben an die Verheißungen Gottes durch das stumme Zeugnis, dass sie die Gebeine Josephs auch tatsächlich nach Sichem überführen. Und Joseph selbst?

Lassen wir uns hier noch einmal von dem sterbenden Jakob einfangen, der auf die Spitze seines Wanderstabs gestützt, seine Augen auf das Zukünftige richtet (Vers 21) - und dies war jene wunderbare himmlische Stadt, von der uns Vers 10 berichtete. Josephs Sehnsucht - und dies geht aus der Überführung der Gebeine ins verheißene Land hervor, gilt dem weltumspannenden Königreich des Messias, wovor unter anderem Offb 20:6 berichtet.

Auch hier, in der Person Josephs, steht ein Glaubender vor unseren Augen, der die Verheißung nicht buchstäblich davontrug, sondern, sie von weitem gewahrend, mit sehnsüchtigem Herzen begrüßte. Und gleich Joseph sind, liebe Geschwister, viele unter uns alt geworden und schauen voller Sehnsucht nach oben! Möge dies in der Art sein, wie es Paulus an Timotheus (und an uns) in 2Tim 4:5-8 mit bewegenden Worten schreibt.

Der Glaube Moses und Rahabs

"Durch Glauben wurde Mose, nachdem er geboren war, drei Monate von seinen Vätern verborgen, weil sie sahen, dass das Knäblein überaus hold war, und die Verordnung des Königs nicht fürchteten. Durch Glauben verweigerte Mose, als er groß geworden war, Sohn der Tochter Pharaos genannt zu werden,"




Der Glaube der Starken 32

Der Glaube der Zerschlagenen 35