Der Hebräerbrief - Kapitel 5

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Abschrift: Der Hebräerbrief I - IV (2014/15)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Der Hebräerbrief ist als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Der Hebräerbrief - Kapitel 5

Aaron als Anfangspriester
Christus als Anfangspriester
Christus als Lernender und Vollendeter
Geistliche Unreife der Hebräer

Aaron als Anfangspriester

Hebr 5:1-2

"Denn jeder von Menschen genommene Hohepriester wird für Menschen eingesetzt im Dienst vor Gott, damit er sowohl Nahegaben darbringe, wie auch Opfer für Sünden, da er mit den Unwissenden und Irrenden maßvoll mitfühlen kann, weil auch er mit Schwachheit umgeben ist."

Auch dieses neue Kapitel weist die Hebräer (und uns) auf die Herrlichkeit Christi Jesu h in, und vergleicht Sein (des Christus) Amt mit dem des Hohenpriesters, wobei immer wieder festgestellt wird, um wie viel besser der Dienst Christi ist.

"Von Menschen für Menschen" heißt nicht, dass der Hohepriester von Menschen eingesetzt wurde (dies behandeln wir in Vers 4), sondern dass er, im Gegensatz zu Christus, menschlichen Geblüts ist, und Menschen dient. Wie dieser Dienst aussieht, werden wir noch mehrfach in den folgenden Kapiteln anschauen. Heute blicken wir erst einmal auf uns, denn wir sind auch "Menschen für Menschen", und orientieren uns an Röm 12:3-21:

In Röm 12:3 belehrt uns Paulus, dass all sein Zuspruch aufgrund der ihm</> gegebenen Gnade erfolgt; und in Röm 12:6 spricht er von der "<u>uns gegebenen Gnade - es geht um die vorzüglicheren Gnadengaben, die uns zum Dienst an Menschen gegeben sind. Jeder von uns besitzt solche Gnadengaben, nur eben sehr unterschiedliche. Vielfach streben Gläubige nach äußerlichen angesehen Gaben, und vergessen den unscheinbaren Dienst im Stillen: Das Gebet und die Fürbitte. Aus den vielen Versen des oben genannten Römerbriefes soll uns heute vielleicht Röm 12:16b wichtig werden: "... nicht auf Hohes sinnend, sondern davon weggeführt, sich zu den Niedrigen zu gesellen."

Der Hohepriester musste sowohl Nahegaben wie auch Opfer vor Gott darbringen, so verlangte es Gott - wir brauchen diese Art der Gesetzlichen Opfer in der Verwaltung der Gnade nicht mehr, weil das "eine" Opferlamm für uns am Kreuz geschlachtet wurde. Und dennoch ersehnt sich Gott von uns ein Opfer, von dem Paulus im Römerbrief (Röm 12:1-2) spricht:

"Ich spreche euch nun zu, Brüder (im Hinblick auf die Mitleidserweisungen Gottes), eure Körper als ein lebendiges, heiliges und Gott wohlgefälliges Opfer bereitzustellen (als euren folgerichtigen Gottesdienst) ..." Wenn wir bedenken, dass die Kapitel Röm 9-11 eine Israel betreffende Einfügung darstellen, so schließt sich das Kapitel Röm 12 im Grund an Röm 8 an. Das bedeutet, dass unser oben genanntes Opfer mit dem zu tun hat, was Röm 8 aussagt: Wir sind mit Christus gestorben und auferstanden und "Neues ist "in Ihm" geworden. Das ist unser herrlicher Stand in Christus, den sich niemand verdienen und dem niemand etwas hinzufügen kann.

Wenn Paulus von "Opfer" spricht, meint er nicht unseren alten Menschen (den wir ja als gekreuzigt sehen dürfen), sondern die neue von Seinem Geist lebendig gemachte Menschheit in uns, die wir Gott als wohlgefälliges Opfer bereitstellen sollen, nämlich bereit zum Wandel und Dienst für Menschen!

Wir haben gestern versucht , das Opfer des Hohenpriesters mit unserem Opfer zu vergleichen und vertiefen es heute noch etwas:

Im Grunde geht es nicht um unser Opfer, sondern um jenes, welches der Sohn Gottes am Kreuz dargebracht hat und das vollkommen und Gott wohlgefällig war und ist! Aber "in Ihm" dürfen auch wir in unserem Dienst für Menschen Gott unsere Körper als Opfer bereitstellen, damit Er sie zu Seiner Verherrlichung gebrauche! Dies ist also kein Abmühen mehr oder ein zur Schaustellen von fleischlichen Vorzügen, sondern vielmehr ein "sich führen lassen von Seinem Geist", und dies in unserem "neuen" Menschen!

Gläubige, die sich mit ihren guten Werken hervortun wollen, die aber ihr Fleisch nicht ans Kreuz gegeben haben, bezeichnet Paulus als "Feinde des Kreuzes" (Phil 3:18). Ihr Opfer besteht darin, ihre körperlichen Vorzüge und Überlegenheiten zur Schau zu stellen, ja sich sogar damit bewundern zu lassen! Kennen wir das, liebe Geschwister? Deshalb noch einmal:

Unsere Körper als ein für Gott lebendiges, heiliges und Gott wohlgefälliges Opfer bereitzustellen, können wir also nur durch Seinen uns innewohnenden Geist!

Der Hohepriester, der sich für Menschen im Dienst vor Gott einsetzte, war selbst mit Schwachheit umgeben - nur so konnte er hautnah mit denMenschen aus seinem Volk mitfühlen. Dies, liebe Geschwister, ist ein ganz wesentlicher Punkt:

Ein ganz normaler Lehrer, der andere unterrichten möchte, muss selber zuvor ein Studium absolviert haben. Ein Gläubiger, der andere trösten möchte, muss zuvor selber Trost nötig und auch empfangen haben ... nur dann kann er "maßvoll mitfühlen"! In Eph 4:1 ff, wo es ja gerade um unseren Wandel und Dienst geht, spricht Paulus uns zu, würdig der Berufung zu wandeln, und dies beginnt, dass wir mit aller Demut und Sanftmut, mit Geduld einander in Liebe ertragen sollen, den anderen höher achtend als sich selbst! Das ist für viele Gläubige harter Tobak! Kol 3:12-13 spricht uns zu, als Auserwählte Gottes, Heilige und Geliebte inniges Mitleid, Güte, Demut, Sanftmut und Geduld anzuziehen; einander ertragend, und euch gegenseitig Gnade erweisend, wenn jemand gegen jemand einen Tadel hat.

"Gnade erweisen" können wir aber nur, wenn wir selber Gnade empfangen haben! Unsere alte Menschheit, unser Fleisch, ist zu nichts nütze, aber als Mitgekreuzigte und Gnade Empfangende werden wir befähigt, unseren Dienst vor Gott wohlgefällig und für Menschen effektvoll zu tun!

Hebr 5:3

"Und um derselben willen muss er wie für das Volk, so auch für sich selbst Opfer des Sünden wegen darbringen."

Es war für unsere heutigen Begriffe ein enormer Aufwand, den einst Aaron (und seine Nachkommen) auf sich nehmen musste, um seinen Gott als Hoherpriester zu dienen. Dazu gehörte, dass er zuerst sich selbst durch entsprechende Opfer reinigte (er war ja wie alle anderen des Volkes mit Schwachheit umgeben), bevor er für sein Volk eintrat. Werfen wir heute einmal einen ganz kurzen Blick auf diese Rituale und lassen wir uns davon in eine andere Welt versetzen:

Am Versöhnungstag erfolgte Jahr für Jahr dasselbe: Aaron (und später seine Nachkommen) musste sich in einem Wasserbad reinigen, seine vorgeschriebene Amtstracht ausziehen und sich ganz in weißes Leinen kleiden. Dann. musst er besondere Opfertiere schlachten, für sich selbst und sein Haus einen jungen Stier zum Sündopfer, und einen Widder zum Brandopfer. Das Blut dieser unschuldigen Tiere, die anstelle des Sünders (in unserem Fall "Aaron") sterben mussten, machten den Richterstuhl zu einem "Gnadenthron"!

So blutig uns das obige Geschehen, das ausführlich im dritten Buch Mose zu finden ist, vorkommen mag, so dürfen wir nicht vergessen, dass Aaron in die hochheilige Gegenwart Gottes trat, was nur durch Blut geschehen konnte. Im Vergleich mit Aaron brauchen wir weder Stier noch Widder, weil das für uns sühnende Blut bereits am Kreuz auf Golgatha vergossen wurde, womit für uns der Zugang zum Vater jederzeit offen ist!

Heute wollen wir unsere Blick noch auf eine Zeremonie richten, die uns kostbar werden könnte: Das Räucherwerk auf dem Feuer!

Gemäß 3Mo 16:12-13 musste Aaron eine Pfanne voll Feuerkohle von dem Brandopferaltar nehmen, der vor Gott stand und wo unaufhörlich Feuer brannte (3Mo 6:5-6). Auf diese Feuerkohle legte Aaron zwei Hände voll wohlriechendes, kleingestochenes Räucherwerk, welches die Glut verzehrte. Dabei bildete sich eine Duftwohle, welche auch den Hohenpriester einhüllte - er stand praktisch in einer Wolke von Wohlgeruch vor Gott! Für dieses im buchstäblichen Sinn wohlriechende Vorbild gibt es auch für uns manche Anregung:

In 2Kor 2:14-15 lesen wir zum einen vom "Duft Seiner Erkenntnis", welcher durch uns an jedem Ort offenbar werden soll - hierüber darf man auch einmal länger nachdenken! Zum anderen lesen wir, dass wir "Ein Wohlgeruch Christi" für Gott sind! So wie einst Aaron in die Wolke des Räucherwerks eingehüllt war, so sind wir heute in dem Wohlgeruch unseres Herrn und Hauptes eingehüllt -. ist das nicht wunderbar?

Der Höhepunkt aller Wohlgerüche ist das Opfer Christi. In Eph 5:2 lesen wir: "... wie auch Christus euch liebt und Sich Selbst für uns als Darbringung und Opfer für Gott dahingegeben hat, zu einem duftenden Wohlgeruch." Was einst Aaron und die ihm folgenden Hohenpriester vorgeschattet haben, hat Jesus Christus vollkommen erfüllt - in Seinem duftenden Wohlgeruch stehen wir vor dem Vater!

Hebr 5:14

"Niemand kann sich selbst diese Ehre nehmen, sondern er wird von Gott berufen, so wie eben auch Aaron."

In 2Mo 28:1 ff erleben wir im Nachhinein, wie Mose von Gott beauftragt wurde, seinen Bruder Aaron mit dem Priesteramt zu versehen, er war somit der erste Hohepriester, der vor Gott für das Volk Israel einstehen sollte. Unser Leitwort sagt klar, dass kein Mensch sich selbst in diesen Stand versetzen konnte. In 4Mo 11 ff können wir noch miterleben, wie sich Korah priesterliche Handlungen anmaßte und dafür dem Gericht Gottes verfiel.

Mit der Berufung Aarons kommen wir im Prinzip zu dem großen Gebiet der Auserwählung und Berufung Gottes, wobei generell gesagt werden muss, dass sich kein Mensch selbst in rigendeinen Stand oder ein Amt berufen kann, es ist nur "Einer" , dem dies zusteht, und das ist Gott, der alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt. Der erste Auserwählte und Berufene, von dem die Schrift dies ausdrücklich bezeugt, war Abraham (siehe Neh 9:7). Dies wird von keinem früheren Gottesmann bezeugt.

Die göttliche Auswahl und Berufung dient dem hehren Zeil, durch den Berufenen Segen für alle zu bewirken; dies kann auch durch ein ganzes Volk geschehen, wie wir bei der Auswahl des Volkes Israel sehen (5Mo 7:7). Auch wenn von diesem Volk noch kein Segen "für alle" ausging, so wird dies mit großer Kraft im kommenden irdischen Königreich geschehen, wo Israel seine Rolle als Priestervolk an allen Nationen wunderbar ausüben wird, wie es Petrus in 1Petr 2:9 vorhersagte, wobei sich das Volk heute noch in der benannten Finsternis befindet.

Es ist mir, dem Verfasser dieser Zeilen, aufs Herz gelegt, all meinen lieben Lesern einmal persönlich Zeugnis meiner Berufung in die Nachfolge von Br. Jaegle zu geben, dies soll zur Ehre Gottes geschehen:

"Vor Jahrzehnten diente ein Bruder Köpf ab. und zu in Balingen in unserem Hauskreis, wobei er mir einmal eine Schrift (Satan als Engel des Lichts) von dem mir damals unbekannten Br. Jaegle schenkte. Ich lass sie interessiert und Gott ließ mich durch diese Schrift erkennen, wer Paulus war und was sein Evangelium der Gnade beinhaltet. Im Jahre 1984 wurde mir angeboten, den Versand der Schriften von Br. Jaegle zu übernehmen, was ich voll Freude tat. Vo da ab gehörte ich zu Br. Jaegles Mitarbeitern und nahm auch an den jährlichen Zusammenkünften bei Br. Jaegle in Colmar teil. Im Jahre 1987 tat Br. Jaegle bei einer Mitarbeiterzusammenkunft kund, dass er altershalber nicht mehr schreiben können und bestimmte dann den Bruder H. seinen langjährigen und erfahrensten Mitarbeit zu seiner Nachfolge. Doch erstaunlicherweise lehnte dieser Bruder das Angebot sofort mit den Worten ab: 'Wenn du nicht mehr schreiben kannst, ist das Werklein beendet!' Bruder Jaegle war sichtbar enttäuscht. Nach Wochen bekam ich einen Brief von ihm, worin er schrieb: 'Ich werde innerlich gedrängt, meine Augen auf dich, Bruder Gerhard, zu lenken - du sollst mein Nachfolger werden!' Ich war sprachlos und fühlte mich völlig unwürdig zu diesem Dienst. Doch Gott erfüllte mein Herz mehr und mehr mit Freude, so dass ich nach reiflicher Zeit spürte, dass isch mich dieser Berufung Gottes nicht entziehen konnte - und zurückschauend gab Gott viel Segen!"

Christus als Anfangspriester

Hebr 5:5

"So verherrlichte Christus Sich nicht Selbst, als Er Hoherpriester wurde, sondern der, der zu Ihm sprach: Mein Sohn bist Du. Heute habe Ich Dich gezeugt!"

Wir kommen mit unserem neuen Leitvers zu einer der köstlichsten Aussagen in der Schrift! Die erste Aussage zeigt uns die Gesinnung Christi, und diese war einzig auf des Vaters Herrlichkeit ausgerichtet. Nicht Seinen Ruhm, nicht Seine Ehre, nicht Seine Herrlichkeit suchte der Sohn, sondern einzig die des Vaters. Dies muss hier nicht belegt werden, weil die vier Evangelien, die von Jeus Erdenleben berichten, voll von diesen Zeugnissen sind, Für uns ist dabei eine Aussage in Phil 2:5 sehr bedeutsam: "Denn diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus ist."

Die Gesinnung Christi Jesu ist, den Willen des Vaters auszuführen, dazu begab Er Sich in die untersten Gefilde, die ein Mensch betreten kann. Auch ist zu bedenken, dass Sein Abstieg sich aus höchster Höhe vollzog, denn Er hielt es nicht für ein Rauben, ebenso wie Gott zu sein! Der Sohn Gottes diente in der Gestalt eines Sklaven, Er erniedrigte Sich Selbst und wurde gehorsam bis zum Tode, ja bis zum Kreuzestod.

Wir können an dem Erlösungswerk Christi Jesu nichts mehr hinzufügen, auch können wir es nicht nachahmen, weil es einmalig war! Aber es geht um die Gesinnung, die wir haben sollten, und diese Gesinnung strebt nicht nach oben, nach vorne oder nach Anerkennung, sondern sie richtet sich nach unten, sie ist zu Opfern bereit! Und wenn selbst in dem Namen Jesus sich einmal jedes Knie beugen und jede Zunge huldigen wird: "Herr ist Jesus Christus", so dient auch dieses letzte Ereignis nur zur Verherrlichung Gottes, des Vaters (lies Phil 2:10-11).

Die letzte Aussage unseres Leitverses führt uns weit zurück, nämlich dahin, als Gott begann, die Schöpfung aus Sich heraus ins Leben zu rufen. Dabei dürfen wir mit heiliger Scheu erkennen, dass Gottes Herz Sich, als nichts erschaffen war, nach Liebe sehnte, und Seine Liebe die Triebfeder. zur Erschaffung des Alls darstellte!

Wir dürfen mit gläubigem Herzen davon ausgehen, dass Gottes Herz von Anfang an mit einem fertigen Plan erfüllt war, als noch alles in Ihm eingeschlossen war! Wenn schon Paulus von einem "weisen Baumeister" schreibt, der einen trefflichen Grund legt (siehe 1Kor 3:10), um wie viel mehr dürfen wir in Gott jenen Baumeister sehen, der alles bis ins Detail geplant und vorbereitet hat.

Wie kümmerlich, ja wie beschämend und vor allem Gott verunehrend erzeigen sich jene fälschlichen Lehren, der große Gegenspieler Gottes, Satan , sei ein gefallener Engel, der sich selbst gegen Gott empört habe, oder jene Lehre, dass sich jeder Mensch selber entscheiden muss, "für oder gegen Gott"!

Unser Leitvers lässt uns Zeuge werden, wie Sich unser großer Gott und Vater ans Schaffen macht - sollten darum unsere Herzen nicht mit brennendem Interesse für Seine wunderbaren Erstlingswerke erfüllt sein und dies mit der Frage: Wie und womit Gott Sein Werk wohl beginnen wird?

Gott schuf nicht zuerst das All, vielmehr war es der Sohn Seiner Liebe, der als Erster aus Gott hervorging und damit der Erstgeborene vor einer jeden Schöpfung ist (Kol 1:15). Christus war aber nicht allein der "Erstgeborene", sondern auch das absolute Fundament aller nach Ihm folgenden Schöpfungen, Er war und ist der Träger des Alls!

Unser Leitvers weist uns aber nicht auf die Herrlichkeit des Sohnes hin, sondern auf die des Vaters! Wenn wir nun lesen: "Heute habe Ich Dich gezeugt", so ist dies ein Teil der Herrlichkeit Gottes! Gott ist Geist und damit für uns nicht sichtbar und fassbar, aber Er ist Seinem Wesen nach "Liebe", wie es 1Jo 4:8 sagt, und "Liebe" ist für uns durchaus "erlebbar"! Wenn wir hierzu die bekannten Worte in Joh 3:16 lesen: "Denn so liebt Gott die Welt, dass Er Seinen einzig gezeugten Sohn gibt... " so führt uns dies zu der buchstäblich einzigartigen Zeugung von Gott, als nämlich Christus Sich erniedrigte und den Menschen gleichgestaltet wurde. Diese einzigartige Zeugung unterschied Ihn von allen anderen Menschen.

Die Herrlichkeit Gottes offenbart sich uns in der Dahingabe des Sohnes, und dies aus Liebe zu Seiner ganzen Schöpfung, worin wir eingeschlossen sind! Am Kreuz auf Golgatha stellt Gott durch Christus Sein Herz zur Schau, denn Gott war in Christus, die Welt mit Sich versöhnend, das heißt, "sie an Sein Herz zu ziehen"!

Hebr 5:6

"Wie Er auch an anderer Stelle sagt: Du bist Priester für den Äon nach der Ordnung Melchisedeks."

Gott bekennt Sich nicht nur zu Seinem Sohn, wie wir es im letzten Vers lasen, ER kennzeichnet Ihn auch als "Priester für den Äon". Jene Geschwister, die noch in einer herkömmlichen Übersetzung wie die von Luther oder die Elberfelder lesen, haben jetzt ein Problem, denn dort ist Christus "ein Priester in Ewigkeit", was bedeuten würde, dass Sein Priesteramt nie aufhört! Aber wie kann Christus, nachdem Er gemäß 1Kor 15:28 das All untergeordnet hat (was ja einen klaren Abschluss darstellt), Sich Selbst dem Vater unterordnen, damit Gott alles in allen sei? Das ist nur möglich, wenn Er auch Sein Priesteramt abgeschlossen hat! Damit ist Christus "als Priester für die Ewigkeit" für jeden denkenden Gläubigen unmöglich!

Ein Priester hat die Aufgabe, zwischen Gott und den Menschen zu vermitteln. Dabei hat "der Priester für den Äon", Christus, die Aufgabe, aufgrund Seines Erlösungswerkes auf Golgatha die Schöpfung zum Vater zurückzuführen. Wäre Sein Priesteramt "ewig", würde dies bedeuten, dass Sein Opfer nie die Geschöpfe an ihr Ziel führen könnte - Sein Tod am Kreuz wäre somit wirkungslos!

Eine weitere Aussage in Offb 21:22 weist darauf hin, dass es auf der neuen Erden keinen Tempel mehr geben wird, ein Priesteramt ist dort also nicht mehr gegeben! Wir sehen erneute, wie entscheidend eine gute Übersetzung ist, es sei denn , man hat das Nachdenken verlernt! Wir freuen uns heute darüber, dass einmal ein Zeitpunkt kommen wir, wo Gott in völiger Harmonie und in Liebe Sein Zelt bei den Menschen hat (Offb 21:3) und alles in allen sein wird!

Wir gehen heute zuerst der Frage nach, wie nu n Christus als Priester "für den Äon" zu verstehen ist:

Die Antwort ist für einen Hebräer einfach, weil er dies Redewendung mit dem kommenden Königreich auf Erden verbindet, wo Christus tatsächlich Priester "für den Äon" gebraucht, zum Beispiel in Joh 8:51, wo Er verheißt, dass jemand, der Sein Wort bewahrt, keinesfalls "für den Äon" den Tod schauen wird, was sich nur auf das Königreich beziehen kann. Selbst die Volksmenge hatte aus dem Gesetz gehört, dass der Christus "für den Äon" bleibt (Joh 12:34), was wiederum nur im Königreich sein wird. Damit ist klar, was unser Leitvers sagen möchte.

Während dieser tausend Jahre im Königreich auf Erden wird Er dann auch Priester "nach der Ordnung Melchisedeks" sein, was besagt: Nicht nach der aaronitischen Priesterweise! Aaron und die ihm nachfolgenden Hohenpriester mussten alle möglichen Opfergaben aufbringen, um ihr Mittleramt auszuführen, Christus hat das Opfer längst vollbracht, Er ist immer innig mit dem Vater verbunden! Diese Verbindung hatte auch Melchisedek, von dem wir als "Priester Gottes" in Kapitel 7 noch mehr hören werden. Entscheidend ist in unserem Leitvers, dass der Sohn Gottes, wie Vers 5 sagte, auch im kommenden Königreich nur den Vater verherrlichen wird, was ja auch unsere schönste Aufgabe sein darf!

Christus als Lernender und Vollendeter

Hebr 5:7

"Der in den Tagen Seines Fleisches sowohl Flehen wie auch inständige Bittrufe mit starkem Geschrei und Tränen dem darbrachte, der Ihn aus dem Tode retten konnte, Er wurde wegen Seiner Ehrfurcht erhört."

Man sollte meinen, dass der ins Fleisch gekommene Sohn Gottes, der auf der Erde aus Wasser Wein machte, den finsteren Mächten befehlen konnte, der Kranke heilte und Tote zurück ins Leben rief, über eigene Schmerzen und Leiden erhaben wäre - doch dem war nicht so, wie unser Leitvers sehr deutlich macht! Wenn wir nämlich das irdische Leben unseres Herrn betrachten, werden wir auch heute noch schmerzlich davon berührt, dass Sein Dasein auf der Erde im ständigen Schatten des Kreuzes stand! Da der heranwachsende Jesus mit Sicherheit die alten Schriften studiertem, wurde Er fortlaufend mit Seinen eigenen Leiden konfrontiert, die hier vorhergesagt wurden. So ist es nicht verwunderlich, dass Er mit Seinen engsten vertrauten, Seinen Jüngern, wiederholt über Seinen bevorstehenden Leidensweg sprach (z.B. Mt 20:17-19). In Joh 12:32-33 spricht Jesus von einer Erhöhung von der Erde und meint damit die unehrenhafte und schmachvolle Erhöhung am Kreuz., In Mk 8:31-32 belehrte Jesus Seine Jünger was Er leiden müsse, und Er sprach davon mit Freimut!

All das Obige zeigt uns, dass Jesus sehr wohl wusste, wer Er war und welchen Auftrag Er auszuführen hatte. Dazu sagt uns Phil 2:7-8, dass der Sohn Gottes nicht nur den Menschen gleichgestaltet war, sondern auch in der Art und Weise wie ein Mensch erfunden war, was bedeutet, dass Er, wie wir, Freude und Schmerz, Leid und Pein bis in Sein Innerstes spürte und erlebte!

Wir haben gestern angefangen, im Nachhinein mitzufühlen, dass der Kampf unseres Herrn auf erden nicht erst am Kreuz oder kurz zuvor im Garten Gethsemane begann, sondern dass Sein ganzer Erdenweg ein Kampfplatz war, der inständige Bittrufe, starkes Geschrei und Tränen beinhaltete.

Nun gibt es aber auch eine ganz andere Aussage in Jes 42:2: "Nicht wird Er schreien, noch Ungestüm zeigen, n och Seine Stimme draußen hören lassen." Auch diese Prophezeiung bezieht sich eindeutig auf den leidenden Herrn, aber sie widerspricht erst einmal unserem Leitvers. Wenn wir aber genauer hinschauen, sehen wir den Schlüssel zu richtigen Erkennen in dem unterstrichenen Wort "draußen". Damit ergibt sich die ergreifende Offenbarung, dass des Herrn lauter Kampf nicht nach außen drang, sondern sich in der Einsamkeit vollzog, in Seinem Gebetsleben! Schriftstellen wie Mt 14:23 berichten davon, wie Jesus für Sich allein auf den Berg stieg, um zu beten - niemand konnte dort Seine Bittrufe, Sein Geschrei und Seine Tränen hören bzw. sehen. Dieses "alleine sein mit dem Vater" werden lange, ja stundenlange Gebete gewesen sein; Lk 6:12 berichtet sogar von einer ganzen Nacht, in welcher der Herr wachte und betete.

Es ist von uns wohl kaum nachzuvollziehen, was für ein riesiger, dunkler Berg mit jedem Tag näher auf den Herrn zukam und Ihn täglich zu erdrücken suchte!

Vielleicht könnten uns die letzten beiden Tage einen "anderen" Jesus zeigen! Allgemein sehen die Gläubigen den Herrn abgesehen von den Stunden vor dem Kreuz, doch ziemlich gelassen über die Erde gehen, lehrend und helfend, wo Er nur konnte. Doch unser Leitwort offenbart uns einen anderen Herrn, der in den tagen Seines Fleisches, also täglich, furchtbar litt! Es war Ihm bis ins Kleinste bekannt, was auf Ihn zukam und Er war Sich auch klar darüber, dass in jenem Moment, wo die Sünde auf Ihn gelegt wurde, der Tod die Macht über Ihn bekam! Dazu muss uns klar sein, dass Jesus durch Seine göttliche Zeugung nicht mit der adamitischen Sünde behaftet war, sondern ein sündloses Leben vom Vater erhielt (siehe Joh 5:26). Er, Jesus, war also der Fürst des Lebens, auch in Seiner Erniedrigung, Dies bedeutet, dass der Tod nicht wie bei uns in Seinen Gliedern innewohnte!

Wir weisen deshalb so ausführlich auf das Obige hin, um nachempfinden zu können, was es für den Herrn bedeutet hat, dem Tod Einlass zu gewähren, ja diesem die Macht über Sich zu erteilen, so dass dieser Ihn in den Tod ziehen konnte! Doch jetzt kommt das Entscheidende:

Der Sohn Gottes vertraute voll Seinem Vater, dass Er Ihn aus dem Tode retten konnte! Es war "eine Vollgewissheit" in Ihm! Und dies Vollgewissheit darf, ja muss auch in uns sein, liebe Geschwister, sonst läuft unser Glaube in die absolute Leere!

Es ist für uns so selbstverständlich, dass der Vater, der ja, wie wir gestern in Joh 5:26 sahen, "Leben in Sich Selbst hat", den Sohn aus dem Tode rettet! Wenn wir nun Eph 1:17-20 lesen, werden wir mit einer Fülle von Ausdrücken konfrontiert, wie wir sie in dieser massiven Art sonst nirgendwo in der Schrift finden! Man muss diese Verse immer wieder lesen, um überhaupt zu begreifen, was Paulus uns hier vorsetzt.

Es ist ein Gebet des Apostels für die Herausgerufenen, also für uns, dass de rGott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, euch geistliche Weisheit und geistliche Enthüllung zur Erkenntnis Seiner Selbst gebe (nachdem die Augen eures Herzen erlkeuchtet wurden) ... schon diese einleitenden Worte sind gewaltig! Und dann geht es darum: ".. damit ihr wisst, was das Erwartungsgut Seiner Beruf ist, was der Reichtum der Herrlichkeit Seines Losteils inmitten der Heiligen" - und jetzt geht es um die Rettung aus dem Tode: ".. was die alles übersteigende Größe Seiner Kraft ist (für uns, die wir glauben), gemäß der Wirksamkeit der Gewalt Seiner Stärke, die in Christus gewirkt hat, als Er Ihn aus den Toten auferweckte...".

Wenn wir die obigen Worte auf uns einwirken lassen, wenn wir mit erleuchteten Augen des Herzens diese Fülle4 an Macht sehen dürfen, mit der Gott Seine Kraft zur Rettung aus dem Tode demonstrierte, darf uns klar werden, warum unser Gott "Vater der Herrlichkeit" genannt wird!

Wir kommen zu der letzten Aussage unseres Leitverses und hier kann es hilfreich sein, wenn wir das Wort "Ehrfurcht" in der DaBhaR-Übersetzung von F. H. Baader nachlesen: Hier wird "Ehrfurcht" mit "Wohlnehmens" übersetzt und Baader erklärt diesen Begriff so: "Bejahenden Annehmens des Gottgegebenen".

Wenn wir die obige Übersetzung, vor allem die Erklärung, überdenken, wird uns das Verstehen viel leichter gemacht. Weniger "Ehrfurcht" sondern die willige Annahme dessen, was der Vater Ihm gegeben hat, führte zur Erhörung und Rettung aus dem Tode!

Das Obige führt uns fast zwangsläufig zu Christi Ringen in Gethsemane, welches wir in Lk 22:39-44 finden. Hier, wo Jesus ganz nahe vor dem Kreuz stand, muss alles, was an Leiden und Qualen damit verbunden war, mit fast übermenschlicher Kraft auf Ihn eigewirkt haben. Und da wir immer wieder darauf hingewiesen haben, dass der Sohn Gottes in Seiner Erniedrigung wie ein Mensch erfunden war, drückte diese ungeheure Last auf Sein Empfinden, Sein Schweiß wurde wie Blutgerinnsel, das auf die Erde herabfiel. Und hier er folgte dann "die bejahende Annahme des Gottgegebenen", was der Vater insofern erhörte, als ein Bote vom Himmel erschien, und Ihn stärkte, vor allem aber hernach (als das Opfer vollzogen war), Ihn aus dem Tode rettete.

Hebr 5:8

"Obgleich Er der Sohn ist, lernte Er den Gehorsam durch das, was Er litt."

Christi Gehorsam begann schon vor dem Niederwurf der Welt, also noch bevor die Sünde auftreten konnte, indem Er gemäß 1Petr 1:19-20 Sich als makelloses und flekenloses Lamm zum Opfer bereitstellte. Ohne diese Einwilligung in des Vaters Heilsplan hätte dieser nicht ausgeführt werden können. Wir müssen uns einmal ganz intensiv vorstellen, was es den Sohn gekostet haben muss, aus Seinem Dasein in der Gestalt Gottes die Entäußerung Seiner Gottheit aufzugeben und den Menschen gleichgestaltet zu werden - und damit fing Sein Leidensweg an.

Gemäß Joh 18:3 wusste Jesus ganz genau, was über Ihn kommen würde, und wir haben ja schon in Vers 7 gesehen, wie die Tage Seines Fleisches aussahen. Gerade dieser Vers 7 zeigt ja, wie Sich er Herr in Seinen von starken Gefühlsregungen durchzogenen Gebeten zum Gehorsam durchkämpfte! In Lk 22:28 weist Er auf Seine Anfechtungen hin, worin Seine Jünger mit Ihm ausgeharrt haben. Doch der entscheidende Kampf fand dann im Garten Gethsemane statt. Hier, kurz vor Seinem Weg an Kreuz, muss alles, was an Leid und Qual damit verbunden war, mit voller Wucht auf Ihn eingewirkt haben. Hier rang Er Sich dann bis zu dem endgültigen "Ja" zum Tod am Kreuz durch. Sein Gebetsringkampf war so heftig, dass Sein Schweiß wie Blutgerinnsel wurde, was für uns Menschen kaum begreifbar ist.

All die von Leiden geprägten Tage Seines Fleisches haben den Gehorsam heranwachsen lassen, der notwendig war, um sagen zu können: "Indessen, nicht Mein Wille, sondern der Deine geschehe!"

Hebr 5:9

"Und so vollkommen gemacht, ist Er allen, die Ihm gehorchen, die Ursache äonischer Rettung,"

Unser Leitvers isst nicht nur für die Hebräer, sondern bestimmt auch für uns erst einmal eine Zumutung, denn er lässt den Schluss zu, dass unser Herr vor Seinem Kreuzestod unvollkommen war! Natürlich muss dieser Vers im Zusammenhang gesehen werden, und hierbei geht es um den Gehorsam, den Christus durch Seine Leiden lernte. Und diese zwei Faktoren, Gehorsam und Leiden, machten die Rettung jener möglich, die Ihm gehorchen, was sich erst einmal auf die von Gott Berufenen beschränkt, später aber auf die ganze Schöpfung ausweitet.

Zu dem Wort "vollkommen bzw. unvollkommen" lasst uns ein menschliches Beispiel heranziehen: Ein kleines Kind, dass noch keine Zähnchen hat, hat keinen Mangel, sonder muss einfach noch die Zeit ab warten, bis die Zähne alle da sind und es dann (im Hinblick auf die ersten Zähne) vollkommen ist. Auch der Sohn Gottes war nicht mangelhaft vom Vater gezeugt worden, sondern es fehlte noch der Gang ans Kreuz, und als dieser vollzogen war, hat Christus Seine große Aufgabe erfüllt, Er ist vollkommen gemacht!

Von Christus schauen wir heute noch auf uns, sind wir in "Seinem" Sinn vollkommen? Ein schweres Wort lesen wir in Kol 1:24, wo Paul us ganz offensichtlich einen Mangel unter den Körpergliedern an seinem Fleisch erstattet, nämlich die Scheu vor Leiden! Wenn wir glauben, dass Gott alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt, können wir dann auch Leiden akzeptieren, ja uns, wie Paulus, darin freuen?

Für die Hebräer kam nun das Neue: Die äonische Rettung! Bisher wussten sie nu r um den Dienst des Hohepriesters, der jedes Jahr am Versöhnungstag aufs Nur mit dem Blut des. Sündopfers die Sünden des Volkes Israel tilgen konnte - es reichte immer nur für ein Jahr. Würde es einmal unterlassen, so wäre das Volk Israel dem Zorn Gottes ausgesetzt. Nun dürfen die Hebräer lernen, dass Christi Opfer nicht mehr wiederholt werden muss, es gilt für alle Äonen. So konnte Paulus in Röm 6:10 schreiben:

"... denn was Er starb, das starb Er der Sünde ein für allemal... "!

Schwieriger wird die Aussage in unserem Leitvers: " ... die Ihm gehorchen ..." - das klingt nach Gesetz. Natürlich will jeder Gläubige dem Herrn gehorchen, doch können wir es auch?

Lange, bevor dieser Brief an die Hebräer geschrieben wurde, hat Paulus aus dem Gefängnis in Rom ganz klar festgelegt: "Denn in der Gnade seid ihr Gerettet, durch Glauben, und dies ist nicht aus euch, sondern Gottes Nahegabe" (Eph 2:8); hier steht nicht, dass wir nur gerettet wären, wenn wir dem Herrn gehorchen, vielmehr ist unsere Rettung einzig und allein und vor allem unwiderrufbar in der überströmenden Gnade festgelegt! Und dies Gnade erhält jeder, der von Gott in Christus auserwählt und berufen wurde! Lassen wir uns heute erst einmal an dieser herrlichen Tatsache erfreuen und danken unserem Gott und Vater, das Er uns derart gesegnet hat!

Wir haben gestern gemäß Eph 2:8 den Grund unserer Rettung dargelegt, dieses Wort ist eine Generalaussage, der sich alle anderen Aussagen unterordnen müssen. Wie dürfen wir nun das "Ihm gehorchen" richtig verstehen?

In unserem gestrigen Schlussabsatz sehen wir unsere Stellung in Christus, sie ist uns sicher! Doch auf dem Grund dieser herrlichen Stellung sollen wir auch einen dementsprechenden Wandel führen, und dieser Wandel fällt bei uns doch sehr unterschiedlich aus, er kann gemäß 1Kor 3:15 verbrennen (hier wird unser Wandel mit "Werken" gleichgesetzt), die Rettung ist aber trotzdem sicher!

In 2Kor 10:5 schreibt Paulus: "Wir nehmen alle Gedanken unter den Gehorsam des Christus gefangen", wobei die Verse vorher aussagen, dass wir zwar im Fleisch wandeln, führen aber nicht Krieg dem Fleische nach - es geht also darum, Ihn, unseren Herrn anzuschauen und so weit und so tief wie möglich "in Ihn" einzutauchen - auch in "Seinen" Gehorsam! Es ist ja für uns das Wunderbare, dass, wenn wir ihn anschauen, dabei immer mehr in Sein Bild umgestaltet werden,,,,,, Sein Gehorsam wird dann zu "§unserem Gehorsam"! Und über Seinen Gehorsam lesen wir wunderbar in Hebr 10:7. Unser Gehorsam bzw. Gehorchen kann nur unter Seinem Gehorsam etwas werden, und Sein Gehorchen war kein Selbstverwirklichen, sondern den Willen des Vaters zu tun. Christus Jesus, der menschgewordene Sohn Gottes, musste Gehorsam lernen durch das, was Er litt - das ist auch unsere schwere Lektion des "Gehorchens"!

Geistliche Unreife der Hebräer

Hebr 5:10-11

"... wird Er doch von Gott mit 'Hoherpriester nach der Ordnung Melchisedeks' angeredet, betreffs dessen wir euch viel zu sagen haben; doch ist das Wort davon schwierig auszulegen, weil ihr im Hören schwerfällig wurdet."

Über Melchisedek wollen wir hier nicht viel schreiben, da sich das nächste Kapitel lange mit ihm beschäftigt. Die Aussage unseres neuen Leitverses bezieht sich ja auf Christus, der aufgrund Seiner Leiden die Ursache äonischer Rettung ist. Mechisedek stellt die Vorschattung des Christus dar, und dies nicht auf das Irdische Bezogen, sondern auf das Überhimmlische.

Für uns darf heute wichtig werden, dass zum einen dieses Thema "Melchisedek" schwierig auszulegen (was wir in Hebr 7 feststellen werden ), und zum anderen, dass die Hebräer schwerfällig im Hören wurden - und "schwerfällig" ist wohl auch ein Großteil der heute Gläubigen!

Es ist eine Tatsache im Wort Gottes, dass sich dieses im Verlauf der göttlichen Heilsgeschichte stets weiter entwickelt hat, bis es durch Paulus auf sein Vollmaß gebracht wurde. Dies bedeutet, dass zum Beispiel die sogenannten "vier Evangelien" noch keine letzten Wahrheit enthalten, wir, die Körpergemeinde Christi Jesus, ist in diese vier Evangelien (sowie im gesamten AT) noch gar nicht enthalten. Wenn also Gläubige hier nach uns suchen, wenn sie zum Beispiel jedes Gleichnis Jesu auf uns beziehen, dann sind dies Gläubigen nicht nur schwerfällig im Hören, sondern noch schlimmer, sie befinden sich auf einem Irrweg, weil Jesus auf Erden nur zu den verlorenen Schafen von Hause Israel sprach (Mt 15:24).

Ich, der Verfasser dieser Zeilen, ging interessehalber dem Wort "schwerfällig" nach und fand in der konkordanten englischen Version "The Sacred Scriptures" das englische Wort "dull", welches der Duden (= ein englisches Wörterbuch) mit "beschränkt, begriffsstutzig, stumpfsinnig" wiedergibt- Passen dies drei Begriffe auch auf die Hebräer? Und vielleicht auch zum Teil auf uns!

An die Korinther (2Kor 6:11) schreibt Paulus: "Unser Mund hat sich euch gegenüber aufgetan, ihr Korinther; ist euer Herz auch weit geworden? Nicht eingeengt seid ihr in uns, eingeengt aber seid ihr in eurem Innersten! Als Gegenlohn dafür (wie zu Kindern spreche ich) werdet auch ihr weit!" Passt diese Aussage, die ja auch an uns gerichtet ist, nicht wunderbar?

Es gibt eine Macht, die unsere Gedanken beschränken will, die uns begriffsstutzig, ja stumpfsinnig dem Wort Gottes gegenüber machen möchte - der Widerwirker! Ein Gläubiger, der nicht erkannt hat, dass Gott in unserer Bibel nicht jdes Wort an jeden und in jede Zeit gerichtet hat, greift somit wahllos aus allen Teilen der Bibel schöne, ihm angenehme Verse heraus, wie es (was leider immer wider gesagt werden muss) das so beliebte Losungsbüchlein tut. Vergessen wir nicht, dass Gottes Wort unsere tägliche geistliche Speise darstellt - nehmen wir sie spärlich oder falsch ein, werden wir ganz automatisch auch schwerfällig und beschränkt im Hören!

Beachten wir heute zuerst einmal, dass die Hebräer nicht von Natur aus schwerfällig im Hören waren, sondern sie "wurden" es - sie hatten also anfangs einen guten Stand, von dem sie offensichtlich abgewichen sind. Was war wohl die Ursache?

Ein sehr lieber Glaubensbruder sagte einmal, dass er im Wort Gottes alles erkannt habe, Neues gab es für ihn offensichtlich nicht mehr. Es stellte sich so etwas wie Gewohnheit ein, womit der Schwerfälligkeit Tür und Tor geöffnet wurden. Paulus hingegen schreibt in Eph 3:18 von dem "unausspürbaren Reichtum des Christus", was besagt, dass wir zu Lebzeiten nie fertig sind mit Lernen und Erkennen. Damit kommen wir wieder zu unserem gestern angeführten Wort aus Korinther, "euer Herz werde weit", was uns sagen möchte, dass wir dem Wort Gottes gegenüber stets offen sein sollen, dass sich nie Gewohnheit einstellen darf, und dass wir vor allem auch Glaubensgeschwister gegenüber, die eine andere Erkenntnis haben als wir, aufgeschlossen sind. Wir dürfen nicht unbedingt immer nur auf unser eigenes Erkenntnisgut beschränkt bleiben, sondern im Herzen "weit sein", wobei wir alles zu prüfen haben.

Wie wunderbar, dass wir gemäß 1Kor 2:12 nicht den geist der Welt, sondern den geist aus Gott erhielten, damit wir wissen, was uns von Gott aus Gnaden gewährt ist.

Hebr 5:12

"Denn da ihr der Zeit nach Lehrer sein müsstest, habt ihr wieder Belehrung darüber nötig, was die anfänglichen Grundregeln der Aussagen Gottes sind, seid ihr doch solche geworden, die der Milch bedürfen und nicht fester Nahrung;"

Unser neuer Leitvers ist die Fortsetzung von Vers 11, er gibt eine weitere Antwort auf die gestern gestellte Frage, was wohl die Ursache dafür war, dass die Hebräer im Hören schwerfällig wurden: Sie haben die Grundregeln der Aussagen Gottes verlassen und sind dadurch nicht im Glauben gewachsen, sondern zurückgefallen! Dies erinnert uns stark an die Korinther und Galater: Schauen wir uns zuerst einmal die Korinther an:

In 1Kor 3:1 ff lesen wir Ähnliches wie in unserem Leitvers, nur mit einer handfesten Begründung: Die Korinther waren Fleischlich gesinnt: "Denn wo unter euch Eifersucht und Hader sind, seid ihr da nicht fleischlich und wandelt dem seelischen Menschen gemäß? Wenn doch jemand sagt: Ich stehe zu Paulus, und ein anderer: Ich zu Apollos, wird der nicht fleischlich sein?"

Wir wollen mit dem Obigen nicht über die Hebräer spekulieren, sondern auf uns schauen, denn leider lebt ein Großteil der Gläubigen auch nur von Milch, anstatt fester Speise. Wenn unsere Seele, der sitz unserer Gefühle, dem Fleisch zugewandt ist, kommt es zu fleischlichen Handlungen wie Eifersucht (leider auch unter gereiften Brüdern), wobei hier eine Grundregel in Eph 4:1-6 zu finden ist, aber vor alle: "...sondern einer den anderen in Demut sich selbst für überlegen erachte und jeder nicht auf das Seine, sondern jeder auf das Wohl der anderen achte" (Phil 2:3b-4).

Wenn wir die Fehler der Korinther zusammenzählen, wird für uns ersichtlich, dass sie aufgrund ihrer fleischlichen Gesinnung jene vernachlässigten, was für sie wichtig gewesen wäre, nämlich auf das zu sinnen, was droben ist, wo Christus ist, ur Rechten Gottes sitzend., und sich nicht mit irdischen Dingen (Streit, Hader, Eifersucht, Selbstruhm, Überheblichkeit usw.) aufzureiben. Das Fazit: Es gab kein Glaubenswachstum!"

Auch von den Galatern haben wir zu lernen, sind dies doch das Musterbeispiel, wie man von dem Grund, den Paulus legte, abfallen konnte, und hier kommen wir dem Problem der Hebräer vielleicht sehr nahe: Durch Beeinflussung von außen sind die Galater vom Evangelium der Gnade abgefallen und haben sich dem Gesetz zugewandt. Damit haben sie dem seelisch/fleischlichen Menschen in sich Raum gegeben, der ihnen einflüsterte: Du musst etwas tun! Du musst Werke bringen! Ohne Werke bist du vor Gott nicht gerecht! Es sind bei den Galatern wohl gesetzestreue Juden gewesen, die hier einen großen Einfluss ausübten, doch in Gal 1:8 w eist Paulus auch auf Boten aus dem Himmel hin, die in gesetzlicher Weise verführen können - ein ganz wichtiger Punkt für uns, um wachsam zu sein!

Die Grundlage ist "das Evangelium der Gnade", welches Paulus enthüllen durfte, wer der Gnade etwas hinzufügen möchte, entwertet sie, hier liegt die Wurzel des Abfalls!

Wenn wir nach den anfänglichen Grundregeln fragen, gibt uns Paulus eine mehrfache Antwort, die erste ist "die Grundregel des Glaubens", dabei spielt die Glückseligkeit eine Rolle, die wir doch alle in uns haben sollten! In Röm 4:9-12 fragt Paulus, ob diese Glückseligkeit (von der in den Versen vorher die Rede ist) nur für die Beschneidung gilt ... oder auch für uns) Das Thema und gleichzeitig eine für uns gütige Grundregel ist die Gerechtigkeit, die Gott uns ohne Werke anrechnet! Es sind dies die Fußstapfen des Glaubens. Es muss uns immer wieder neu gesagt werden, dass wir "in Christus" unendlich reich sind, man könnte sagen, "wir sind reiche Habenichtse"! Seine Gerechtigkeit ist unsere Gerechtigkeit, Gott sieht jeden von uns nur "in Christus"! So konnte schon David von der Glückseligkeit des Menschen sagen, dem Gott Gerechtigkeit ohne Werke anrechnet - es ist unseres absolute Grundlage!

Eine weitere Grundregel ist "die Kreuzigung unseres Fleisches", wir finden sin in Gal 5:24-26. Wenn wir wirklich unser Fleisch ans Kreuz gegeben haben, leben wir "im Geist", und befolgen die Grundregel des Fleisches nicht mehr (welche uns anmaßend, streitlustig und voll Neid auf andere macht). Und dann lesen wir noch in Gal 6:16:

"Und alle, die nach dieser Richtschnur die Grundregeln befolgen wollen, auf sie komme Friede und Erbarmen, auch auf das Israel Gottes!"

Noch eine wichtige Aussage, die Grundregeln betreffend, finden wir in Phil 3:14-16, es geht um unseren Wandel in Christus, wobei sich Paulus in einer Kampfbahn sieht, wo eine Richtschnur gespannt ist, anhand dieser er die Grundregeln befolgen kann, wobei er offensichtlich aus andere überholt. Die Grundregeln, die haben wir gestern gelesen, sind "im Geist", womit die Frucht des Geistes in Gal 5:22-26 ganz aktuell wird, denn dies Früchte sind "Liebe, Freude, Friede, Geduld, Milde, Gutheit, Treue, Sanftmut und Selbstzucht". Dies gilt es in der Kampfbahn anzuwenden.

Es gibt überall und zu allen Zeiten Gläubige, die voranschreiten (und solche, die mehr zurückbleiben), was sehr schnell "Überlegenheit bewirkt, die aber nicht der Frucht des Gesites entspricht. Unser Weg - und das mussten sich auch die Hebräer sagen lassen - führt nach unten, es ist ein Weg der Aufgabe des Verzichts und der Beugung. Dies gilt insbesonder und ganz praktisch jenen Geschwistern gegenüber, die neben uns in der Kampfbahn laufen, und eventuell zurückbleiben.

Im Kreis der Hebräer sind offensichtlich viele zurückgeblieben, diesen können wir heute nicht mehr dienen! Dafür können wir uns heute um einen würdigen Wandel bemühen, uns gegeseitig mit aller Demut und Sanftmut, mit Geduld einander in Liebe ertragend, wie es Eph 4:1-2 lehrt.

Hebr 5:13

"... denn jeder, der an der Milch teilhat, ist unerprobt im Wort der Gerechtigkeit, weil er noch unmündig ist."

Wir weisen im Hinblick auf unseren neuen Leitvers noch einmal auf die Parallele in 1Kor 3:1 ff, wo dem geistlich Gesinnten der fleischlich Gesinnte gegenüber steht, und es scheint viele solche in Korinth gegeben zu haben, denn es gab viel Streit und Hader in der Gemeinde. "Unmündige" nennt sie Paulus, sie waren "Kindlein im Glauben" es fehlt das Wachstum.

'Wir haben schln öfters auf 1Jo 2:12-13 verwiesen, weil hier besonders markant dieses Wachstum im Glauben vor unsere Augen gestellt wird. Da ist von Kindlein, von Jünglingen und Vätern die Rede, und jeder Stand hat seine Kennzeichngung. Die Kindlein freuen sich, weil ihre Sünden um Seines Namens willen erlassen wurden. In diesem Stand ist noch keine Erkenntnis vorhanden, sondern ganz einfach die unab ändige Freude, dass die Sünden am Kreuz auf. Golgatha verbüßt wurden. Doch nun fängt der Weg des Glaubens erst an, und ab hier mischt sicher der Widerwirker massiv ein und versucht zu stören, wo er nur kann. Um ihm begegnen zu können, wurde uns die allen bekannte Waffenrüstung in Eph 6:10 ff dargereicht, und dies bedeutet "Kampf"! In der kompletten Waffenrüstung sind wir alle in der Lage, den Bösen zu überwinden - wir reifen damit von Kindlein zu Jünglingen heran. Am Ende stehen die Väter, weil sie den erkannt haben, der von Anfang an ist, und dies ist das Wissen, dass Gott von Anfang an alles lenkt, dass Ihm nichts aus der Hand gleiten kann, und dass Er alles sicher zu einem herrlichen Ziel führen wird! In diesem Wissen darf tiefer innerer Friede und Freude die Herzen erfüllen!

"... unerprobt im Wort der Gerechtigkeit", dies soll uns heute beschäftigen, wobei wir erneute nicht vergessen dürfen, dass dieses Wort an Hebräer gerichtet ist. Auf die richtige Spur hilft uns hier der Römerbrief Röm 10 (Wissend, das Paulus die Kapitel Röm 9-11 an Israel gerichtet hat). Sol lesen wir gleich in Röm 10:1-4 die entscheidende Aussage: "... denn da sie die Gerechtigkeit Gottes nicht kennen, und die eigene Gerechtigkeit aufzustellen suchen, wurden sie der Gerechtigkeit Gottes nicht untergeordnet. Denn die Vollendung des Gesetzes ist Christus, z ur Gerechtigkeit für jeden, der glaubt."

Die zur Körpergemeinde Christi Jesu berufenden Hebräer kannten (im Gegensatz zu dem Volk) die Gerechtigkeit Gottes, die allein aus Glauben kommt, aber es war für sie sehr schwer, sich umzustellen! Um dies noch einmal zu verdeutlichen: Es ist vies schwerer, von einer alten Gewohnheit auf etwas Neues umzustellen! Dabei unterstellt Paulus seinem Volk ja durchaus Eifer für Gott, nur nicht in der rechten Erkenntnis!

Der Fehler des Volkes Israel war (und ist): Es jagt dem Gesetz der Gerechtigkeit. nach, aber - diese Jagen und Eifern vollzieht sich nicht aus Glauben, sondern aus Gesetzeswerken !!! Damit stoßen sie sich an dem "Stein des Anstoßes" (Röm 9:32).

Das Fazit daraus ist ein Name: Christus! Die Aussagen in Röm 10:5-13 enden so: "Denn jeder, der den Namen des Herrn anrufen sollte, wird gerettet werden."

Im Hinblick auf die Gerechtigkeit kommen wir vom Römerbrief heute noch zum Brief an die Galater, weil Paulus auch hier von "Unmündigkeit" schreibt (Gal 4:1 ff) und diesen Stand genau beschreibt: Es ist die Versklavung unter "die Grundregeln der wElt", die besagen: Tue dies, tue jenes, wie es z.B. Gal 4:10 fordert, es ist der Stand unter dem Gesetz. Und weil niemand dieses Gesetz erfüllen kann, wird niemand durch das Gesetz vor Gott gerecht! Weil Gott dies nicht nur wusste, sondern bewirkte, sandte Er zu Seiner Zeit Seinen Sohn, um die unter dem Gesetz zu erkaufen! Sie sollten sich nicht mehr mühen und abplagen, sondern einfach und schlicht an den glauben, den Gott gesandt hat!

Wir fassen zusammen: Die Hebräer wussten um das Wort der Gerechtigkeit, welches besagt, dass das Gesetz lediglich der Geleiter zu Christus war, damit sie aus Seinem Glauben gerechtfertigt würden (Gal 4:23-24). Ihr Stand unter dem Gesetz war identisch mit der Unmündigkeit. Doch durch das Evangelium der Gnade sollten sie aus der Unmündigkeit herausgerführt werden, hinein in den Sohnesstand ... und hier haperte es! Anstatt mit erleuchteten Augen der Herzen das Erwartungsgut ihrer Berufung zu erkennen, anstatt mit geistlicher Weisheit und geistlicher Enthüllung Seiner Selbst erfüllt zu sein, benötigten sie die Milch der Anfangsspeise - wir würden sagen, sie bedurften der Evangelisation!

Schätzen wir es erneut, dass wir "Abba, Vater" ausrufen dürfen, dass wir in Christus "Söhne und damit Lostseilinhaber Gottes" sind, wie es uns Gal 4:7 sagt.

Hebr 5:14

"Für Gereifte dagegen ist die feste Nahrung, die infolge ihrer Gewöhnung ein geübtes Empfindungsvermögen haben, um Treffliches wie auch Übles zu unterscheiden."

Wir merken, dass sich unser momentanes Thema noch fortsetzt, auch in den weiteren Versen, was ja bedeutet, wie wichtig dem Verfasser des Hebräerbriefes gerade das Wachstum im Glauben ist. Doch "Wachstum" benötigt "Nahrung", und so wie unser alter Mensch, das fleisch, durch das ernährt wird, was gegessen wird, so benötigt der neue Mensch in uns seine Nahrung, und dies ist "das Wort Gottes"!

Das der Mensch grundsätzlich nicht vom Brot allein lebt, sondern von allem, was aus dem Munde Gottes geht, wurde schon Mose gesagt (5Mo 8:3), um wie viel mehr muss diese Aussage uns wichtig werden! In diesem Wort, das sich heute vollkommen niedergeschrieben in. unseren Händen befindet, ist Nahrung aller Art enthalten: Milch für die Kindlein, feste Speise für Gereifte, Trost für Leidtragende und Hilfe für Schwache. Es ist die einzige Nahrungsquelle, die unser innwendiger Mensch braucht.

Schauen wir noch einmal in das AT, und hören, was Jeremia sagt (Jer 15:16). "Deine Worte waren vorhanden, und ich habe sie gegessen, und Deine Worte waren mir zur Wonne und zur Freude meines Herzens". Lasse wir dies Aussage einmal auf uns einwirken! Wenn so ein Mann des alten Bundes sprechen konnte, dann dürfen wir uns hier gerne wiederholen: Um wieviel mehr können wir dies sagen, die wir nicht nur dem neuen Bund angehören, sondern vielmehr Glieder am Körper Christi Jesu sind!

Wir möchten immer wieder drauf hinweisen: Nur durch die Nahrung aus dem Wort Gottes kann der neue Mensch in uns wachsen! Deshalb schrieb Paulus an Timotheus: "Alle Schrift ist gottgehaucht und nützlich (nahrhaft) zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes zubereitet sei, ausgerüstet zu jedem guten Werk" (2Tim 3:16). Als der Sohn Gottes ins Fleisch kam und vom Widerwirker versucht wurde, berief Er Sich auf das Wort Gottes. Seine ersten Worte waren: "Es steht geschrieben", und Er bezog Sich auf 5Mo 8:3. Gottes Wort ist also auch ein Schutz gegen die Angriffe der Finsternis.

Gottes Wort als "Nahrung" hat für uns nur so viel WErt, wie wir uns auch daraus ernähren, in uns aufnehmen. Und nun müssen wir uns einmal selber prüfen, liebe Geschwister: Inwieweit haben wir überhaupt Appetit auf das Wort Gottes? In der Welt ist der Appetit ein Zeichen für Gesundheit, fehlt er, so stimmt etwas nicht! Diese Symptome müssen auch auf dem geistlichen Gebiet gelten. Fehlt dieser Appetit, ist dies ein Zeichen von Krankheit - unser Verlangen nach Gottes Wort wird damit zum Gradmesser unserer geistlichen Gesundheit.

Vielleicht können wir uns heute auch mit David freuen: "Du richtest vor meinem Angesicht einen Tisch zu angesichts meiner Bedränger; Du salbst mein Haupt mit Öl, mein Becher sättigt mich (Ps 23:5).

"Übles", das wir vom "Trefflichen" unterscheiden sollen, kann durchaus (so hart es klingen mag) auch ein Wort Gottes sein, welches wir zur falschen Zeit anwenden. wir dürfen daran erinnern, dass auch Satan das geschriebene Wort zitierte und damit Jesus Übles antun wollte. Jesus antwortete ihm: "Wiederum steht geschrieben..." (Mt 4:7) Jesus antwortete ihm: "Wiederum steht geschrieben..." (Mt 4:7) und stellte damit ein Wort Gottes dem anderen gegenüber! Haben wir schon dieses Geschehen überdacht? Selbst ein Kindlein im Glauben müsste anhand dieses Beispiels eigentlich merken, dass man nicht so einfach jedes Wort aus der Bibel herausgreifen und anwenden kann!

Gott hat von Anfang an einen Heilsplan entwickelt, der über viele Äonen hinweg bis zum Ziel (Gott alles in allen) abläuft. Dabei spricht Gott zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedliche Menschen oder Gruppen an. Gläubige sollen nun lernen, das Wort der Wahrheit richtig zu schneiden, das heißt zu erkennen, welches Wort in welche Zeit gehört und an wen es gerichtet ist. Dieses Erkennen kann nur durch sorgfältiges Lesen in Gotte Wort erreicht werden, wobei wir immer wieder mahnend darauf hinweisen, dass nur das Lesen im Zusammenhang Frucht bringt und den Gläubigen reifen lässt. Sein Empfindungsvermögen wird geschärft und immer mehr darf er erkennen, wie wunderbar alles harmoniert, soweit das Wort richtig geschnitten wird. Möge uns dies göttliche Weisheit und geistliche Enthüllung immer mehr durch das Wirken Seines Geistes in uns gegeben werden.

Lies weiter:
Der Hebräerbrief - Kapitel 6