Die Apostelgeschichte Kapitel 25

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Abschrift Apostelgeschichte in täglichen Andachten Band I - VI
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Dort als Schrift noch erhältlich.

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Inhaltsverzeichnis

25. Die Apostelgeschichte Kapitel 25

Paulus wird beim Statthalter Festus verklagt – Berufung auf den Kaiser
Paulus vor Festus und Herodes Agrippa II.

Paulus wird beim Statthalter Festus verklagt – Berufung auf den Kaiser

Apg 25:1

„Als Festus nun die Präfektur angetreten hatte, zog er nach drei Tagen von Cäsarea nach Jerusalem hinauf.“

Wir stellen heute das uns bekannte Wort aus Röm 8:28 an den Anfang: „Wir aber wissen, dass Gott denen, die Gott lieben, alles zum Guten zusammenwirkt – denen, die nach Seinem Vorsatz berufen sind.“

Paulus schrieb den Römerbrief, bevor er in römische Gefangenschaft kam, also auch schon lange vor dem Geschehen hier in Cäsarea – seinen eigenen (inspirierten) Worten gemäß muss er also fest davon überzeugt gewesen sein, dass ihm die ganzen Vorkommnisse, auch die langen zwei Jahre, zum Guten zusammenwirken. Die gestern von uns erwogenen Fragen nach dem „Warum“ dürfen also gar nicht in seinem Herzen aufgestiegen sein.

Wenn wir heute nach fast zweitausend Jahren zurückblicken, sehen wir dann die Wege Gottes? Hat diese Zeit in Cäsarea auch zum Guten zusammengewirkt? Bedenken wir, es geht um die wirklich allerletzte Möglichkeit des Königreichsangebotes an Israel. Die geistliche Führung Israels hatte abgelehnt, ebenso die Masse des Volkes, es fehlte noch der weltliche König Israels, damals der König Agrippa. Es war der Wille Gottes, dass Sein Apostel, erst einmal zwei Jahre lang fast untätig blieb, dabei aber von dem habgierigen Felix vor seinen Verfolgern geschützt wurde. In der steten Hoffnung, von Paulus Schmiergeld zu bekommen, hielt Felix den Paulus nur in sehr lockerer Gefangenschaft - Felix diente somit durchaus dem Willen Gottes. Und wie Felix es tat, musste es auch der neue Statthalter Festus tun.

Es sind oft (oder zumeist) nur die kaum beachteten Kleinigkeiten, die uns erkennen lassen dass uns wirklich alles zum Guten zusammenwirkt! Interessanterweise setzt das Wort aus Röm. 8:28 etwas voraus: „ … denen, die Gott lieben …“! Wir legen dies so aus: Wer den Vater wirklich (soweit überhaupt möglich) erkannt hat, muss Ihn ganz einfach lieben, was im völligen Vertrauen in Seine Wege zum Ausdruck kommt. Alles dient uns dann zum Guten!

Apg 25:2

„Bei ihm wurden die Hohenpriester und die Ersten unter den Juden in der Sache gegen Paulus vorstellig.“

Wir wollen heute zuerst noch ein paar Gedanken dem Gestrigen („denen, die Gott lieben“) anfügen, weil mancher unter uns das Gefühl haben könnte, Gott doch nicht so zu lieben, wie es sein müsste! In der uns hier gegebenen Kürze können wir dazu sagen, dass alles „wachstümlich“ ist, auch unsere Liebe zu Gott! Denken wir an Hiob, der erst am Ende seines langen Leidensweges in Hi 42:2 sagen konnte: „Ich erkenne (jetzt), dass Du alles vermagst …!“ Was für schwerste Leidenswege waren für diesen Mann notwendig, bis er zu dieser Erkenntnis kam! Gott zu erkennen, Ihn zu lieben, war bei Hiob wachstümlich, musste reifen! In 1Jo 2:12-13 sehen wir auch Abstufungen: Erst „die Väter“ haben den erkannt, der von Anfang an ist! Gott kindlich lieb zu haben, ist eine Seite – doch Gott wirklich zu erkennen, Ihm zu glauben, dass Er alles vermag, und vor allem, dass Er denen, die Ihn lieben, alles zum Guten zusammenwirkt, das ist die andere Seite, die in jedem Gläubigen erst heranreifen darf!

Und heranreifen musste auch die endgültige Ablehnung des Königreichsangebotes. Werfen wir vorab einen Blick in Apg 28:20; hier sagt Paulus: „denn wegen der Erwartung Israels umgibt mich diese Kette“. Er sagte dies zwar in Rom, doch die Kette hatte er bereits hier in Cäsarea! Wir dürfen nicht vergessen, dass Paulus hier immer noch, wenn auch kaum mehr wahrnehmbar, dem Königreich diente, und sich gerade wegen dieser Königreichserwartung Israels in Ketten befand! Und die Ketten wurden ihm ja angelegt, weil sein eigenes Volk, allen voran die geistlichen Führer Israels, ihn verfolgten und damit die Gefangenschaft in Ketten erzwang. Wir können dies so ausdrücken: Israel besiegelte seine Abtrünnigkeit, indem es die Gefangenschaft dessen erzwang, welcher (neben den zwölf Aposteln) ein Verkündiger der Königreichserwartung dieses Volkes war.

Unter diesem Aspekt müssen wir auch die neuerlichen Vorkommen unter Festus sehen!

Apg 25:3

„Sie sprachen ihm zu und erbaten sich die Gunst gegen ihn, dass er ihn nach Jerusalem holen lasse; denn sie wollten einen Hinterhalt legen, um ihn auf dem Weg zu ermorden.“

Festus hatte Felix abgelöst, und auch hier wollen wir zuerst untersuchen, wie dieser neue Statthalter einzuschätzen ist: Klar ist, dass Festus ein ganz anderer Typ als Felix war. Felix war mit dem Judentum durch seine jüdische Frau zwar etwas vertraut, doch wegen seinen schlechten Charaktereigenschaften handhabte er das römische Recht nur zu seinen eigenen Gunsten.

Über Festus ist uns nichts dergleichen bekannt, im Gegenteil: Er scheint das römische Recht ohne eigene Interessen konsequent durchzusetzen, allerdings ohne menschliche Wärme. Seine Aufgabe als Statthalter war auch, für Ruhe zu sorgen; aus diesem Grund war er, wie schon Felix vor ihm, durchaus geneigt, den Juden dort entgegen zu kommen, wo es dem Römischen Reich keinen Schaden verursachte. Was hatte Paulus wohl von diesem Mann zu erwarten?

Festus erste Amtshandlung war ein so genannter Antrittsbesuch in Jerusalem. Auch ihm war daran gelegen, mit den Juden so gut wie möglich auszukommen, und so war es ganz normal, dass ihn die geistlichen Führer, allen voran die Hohenpriester, aufsuchten. Wir müssen hier wissen, dass die Gesamtlage in Judäa nicht so ruhig war, wie es scheint. Die Juden nahmen die Zwangsherrschaft der Römer nicht einfach hin, überall gab es Aufstände und Verschwörungen! Unter diesen Gegebenheiten ist es interessant für uns mitzuerleben, dass es Paulus war, der zum Hauptgesprächsthema zwischen Festus und den Juden wurde - die viel dringenderen politischen Geschehen traten in den Hintergrund. Die Juden waren also wieder (oder immer noch) die Urheber der Leiden Pauli, sie waren die treibende Kraft im Hintergrund. Beachten wir hier ganz besonders: Paulus als Vertreter der gesamten Körpergemeinde hatte den sicheren Schutz der (römischen) Obrigkeit, solange er sich unterordnete, wenn auch im Stand des Leidens (er war ja in Ketten gebunden). Das ist bis heute im Grunde das Bild der Körpergemeinde Christi Jesu!

Apg 25:4

„Darauf antwortete Festus nun, Paulus werde in Cäsarea in Gewahrsam gehalten und er selbst habe vor, schnell nach dort abzureisen.“

Wir erleben heute Festus hautnah: Dort, wo die römischen Interessen kaum oder nicht berührt wurden, war er bereit, den Juden entgegen zu kommen; wo es aber um das römische Recht ging, ließ er nicht mit sich handeln und hielt sich streng an das gültige Gesetz. So ließ er wissen: „Wenn die Juden etwas gegen Paulus vorbringen wollten, so sollten sie es gefälligst dort tun, wo der Amtssitz des Statthalters war, in Cäsarea“.

Wir sehen sehr deutlich, wie Festus, dem Willen Gottes gemäß, einen völligen Schutz für Paulus darstellte – kein Jude dufte ihm etwas anhaben. Wir dürfen aber auch erkennen, dass Paulus sich in keiner Weise gegen die römische Obrigkeit stellte – und dies in völligem Einklang mit jenem, was er an die Römer (Röm 13:1-7) klargestellt hatte. Und in diesem 13. Kapitel (Vers 1) stellt Paulus zuerst klar, dass es keine Obrigkeit gibt, außer von Gott – dies gilt auch für Festus. Festigen wir diese Wahrheit tief in uns: Jede Obrigkeit ist von Gott! Und dies gilt bis heute!

Festus konnte demzufolge nur das tun, was dem Willen Gottes entsprach; und die heutige Obrigkeit kann nicht anders handeln.

Wir klagen heute (und wohl auch zu Recht) über eine völlig unfähige und überforderte Obrigkeit, alles läuft aus dem Ruder. Wir leben in einem Europa, das völlig überschuldet ist, wir erleben Wirtschaftskrisen, Bankkrisen, Kriege, Terror … und alles dem Willen Gottes gemäß! Sollen wir klagen? Sollen wir protestieren?

Es muss dies alles so geschehen, liebe Geschwister, weil noch nie eine Generation vor uns so real mit dem Kommen des Herrn rechnen durfte! Zu unseren menschlich wohl berechtigten Ängsten muss die freudige Ausschau nach Seinem Kommen in uns vorherrschen, ja, wir wollen alle Sein Erscheinen lieb haben (2Tim 4:5-8).

Apg 25:5

„Daher mögen die unter euch, so erklärte er, die bevollmächtigt sind, mit mir hinabziehen. Wenn irgend etwas Ungehöriges bei dem Mann vorliegt, so lasst sie ihn anklagen.“

Unser Leitvers führt dahin, dass wir im Grunde bei Festus das Gleiche miterleben, wie es zuvor bei Felix geschah. Wir können also heute noch etwas über den gestrigen Schlussvers nachdenken, „Sein Erscheinen lieb haben“ – und dies im Anblick einer im Chaos versinkenden Welt:

Lasst uns heute der Frage nachgehen, wie wir zu dieser Liebe gelangen, von der Paulus in 2Tim 4:5-8 redet, zumal er ja damit das Erlangen des Siegeskranzes der Gerechtigkeit verbindet. In Röm 5:5 lesen wir, dass die Liebe Gottes in unsere Herzen ausgegossen ist durch den uns gegebenen heiligen Geist. Wir haben sie also bereits! Aber – sie muss in uns wachsen, und dazu brauchen wir die Erkenntnis. Der Anfang und Grund hierzu ist, dass Gott uns im Glaubensanfang mit Seiner Liebe konfrontiert, als Er Seinen Sohn für uns in den Tod gab. „Liebe“ wird am Opfer erkannt, und so steht Gottes Liebe von Anfang an in einer unfassbaren Größe vor uns. Und von dieser Liebe, die in Christus Jesus ist und durch Ihn zu uns gelangt, kann uns nichts mehr scheiden – das sind wunderbarste Wahrheiten! Mit dem Erkennen und Begreifen dieser geoffenbarten Liebe soll nun auch unsere Gegenliebe wachsen. Sollte eine so unermessliche Liebestat nicht täglich unser Herz bewegen? Da darf die in uns ausgegossene Liebe Gottes wie eine herrliche Frucht in uns reifen und ihren köstlichen Duft nach oben verströmen.

Lasst uns noch auf ein weiteres Wort zurückgreifen, auf das wir immer wieder gerne hinweisen: 2Kor 3:18. Wenn wir unseren Herrn mit den Augen des Herzens betrachten, wenn wir uns so oft wie möglich in Ihn versenken, uns mit Ihm beschäftigen, ist uns verheißen, dass wir die Herrlichkeit des Herrn widerspiegeln, ja dabei in dasselbe Bild umgestaltet werden von Herrlichkeit zu Herrlichkeit – das bringt die Liebe zu Seinem Erscheinen in uns zum Erblühen!

Apg 25:6

„Nachdem er sich nicht mehr als acht oder zehn Tage unter ihnen aufgehalten hatte, zog er nach Cäsarea hinab. Tags darauf setzte er sich auf die Richterbühne und befahl, Paulus vorzuführen.“

Festus gab, wie wir sahen, den Juden nicht nach, im Gegenteil – sie mussten Festus nach Cäsarea begleiten, wenn sie überhaupt etwas erreichen wollten. Und Festus wollte die ganze Angelegenheit wohl schnell abschließen, deshalb setzte er sich tags darauf auch sofort auf die Richterbühne. Musste Paulus sich fürchten?

Wir lasen ja vorgestern schon in Röm 13:1 ff, wo die Stellung der Obrigkeit klargelegt wird, aber auch unser eigenes Verhalten ihr gegenüber. In Vers 3 betont Paulus, dass unser Verhalten, also unser Wandel, Einfluss auf die Obrigkeit hat. Insofern musste Paulus keinerlei Furcht vor einer weiteren Gerichtsverhandlung haben. Die Obrigkeit verlieh ihm weiterhin jeglichen Schutz vor seinen Verfolgern, sie befreite ihn aber nicht von seinen Ketten! Der Weg Pauli verlief also auch weiterhin auf den unteren Bahnen, wo Leiden in der Form von Ketten ständige Wegbegleiter waren. Wir sollten zur Kenntnis nehmen, dass der Weg der Körpergemeinde wohl immer unten verläuft, wie die fast zweitausendjährige Geschichte der Christenheit zeigt. Meine (des Verfassers) schon lange verstorbene Mitarbeiterin und liebe Glaubensschwester Liselotte Steinbach sagte einst zu mir: „Gerhard, geh den unteren Weg, dort hast du Ruhe, denn dort ist kein Getümmel, dort wirst du Wenige treffen!“

Wenn wir heute von der Richterbühne des Festus lesen, wollen auch wir kurz erwähnen, dass auf uns – allerdings erst nach unserer Entrückung – gem. 2Kor 5:10 eine Richterbühne wartet, die sich aber total von jener des Festus unterscheidet: Wir stehen hier vor Christus, unserem Herrn und Haupt als durch Sein Blut Freigelöste, wo aber noch manches, was zu unserer Lebenszeit auf Erden nicht ausgeglichen wurde, geordnet werden wird. Auch wird es Belohnung und Tadel geben, je nachdem, was wir durch unseren Körper verübt haben; und dies mit dem Ziel, uns makellos dem Vater vorzuführen!

Apg 25:7

„Als er herzutrat, stellten sich die Juden, die von Jerusalem herabgezogen waren, um ihn und brachten viele schwere Beschuldigungen vor, die sie nicht zu beweisen vermochten.“

Kaum war Paulus von seinem Wärter vor die Richterbühne vorgeführt, wurde er auch schon von den Juden umringt und wir können nur erahnen, mit welchem Geschrei sie auf Paulus eingehackt haben! Für Festus allerdings waren die Anklagen nur jüdische Streitfragen, die ihn wenig interessierten, weil keine römischen Interessen verletzt waren.

Wir haben gestern gefragt, mit welchen Gefühlen Paulus wohl vor der Richterbühne des Festus stand, ob er Furcht empfand … natürlich nicht! Und da wir auch den Vergleich mit der Preisrichterbühne des Christus angeführt haben, vor der wir alle einmal offenbar gemacht werden, möchten auch wir uns heute fragen, ob wir vor diesem kommenden Ereignis wohl Furcht haben müssen? Auch ein klares „natürlich nicht!“ Es geht ja vor dieser Bühne nicht um Aufdeckung von Schuld und um Bestrafung, es geht vielmehr um Bereinigung. Diese Preisrichterbühne ist für uns der Beginn eines neuen Lebens in Herrlichkeit, vor allem aber in der Gemeinschaft mit unserem Herrn und Haupt.

Wenn wir dabei Lob und Tadel, Gewinn oder Verlust haben werden, so wird uns dies nicht belasten, sondern vielmehr „befreien“! Wir sollen ja, wie wir schon oft betont haben, Schaugefäße Seiner Gnade werden, und als solche Gefäße darf kein Makel mehr an uns zu finden sein. Die wunderbare Wirkung der überströmenden Gnade in unserem Erdenleben muss durch uns auf herrlichste Art und Weise vor den Bewohnern der unsichtbaren Welt demonstriert werden.

Die Preisrichterbühne des Christus wird uns also (vielleicht recht bald) eine weitere köstliche Erfahrung Seiner überströmenden Gnade sein, wo der wirklich letzte Makel an uns bereinigt wird!

Apg 25:8

„Paulus verteidigte sich und sagte: Weder gegen das Gesetz der Juden noch gegen die Weihestätte, noch gegen den Kaiser habe ich mich irgendwie versündigt.“

Paulus muss sich zum wiederholten Mal, diesmal vor Festus, gegen jenes rechtfertigen, was schon vor zwei Jahren Tertullus gegen ihn vorgebracht hatte, und er tat es mit wenigen kurzen Worten. Lasst uns heute die Gelegenheit nützen, um uns vertieft klar zu werden, was „rechtfertigen“ bzw. „Rechtfertigung“ bedeutet, auch im Blick auf uns:

„Rechtfertigung“ ist nicht dasselbe wie „Sündenvergebung“, es ist vielmehr die Forderung des Rechts an jenen, der das Recht gebrochen hat. Anders ausgedrückt: Ein Verbrecher kommt vor ein Gericht, um sich der Forderung des Rechts (des Gesetzes) zu stellen. Auf Grund der Rechtsforderungen wird er dann entsprechend verurteilt. Nun sind wir Menschen durch die Sünde ja alle vor Gott schuldig geworden, Gott hat damit Rechtsforderungen an uns, Er muss uns verurteilen! Doch nun kommt für uns das Wunderbare: Gott als höchster Richter erklärt uns in einem Rechtsspruch für gerecht!

Vielleicht müssen wir uns einfach etwas mehr Zeit nehmen, um den Unterschied zwischen Sündenvergebung und Rechtfertigung zu erkennen; „Sündenvergebung“ bedeutet, dass wir schuldig sind, aber „begnadigt“ wurden. „Rechtfertigung“ in paulinischem Sinn heißt, dass wir „unschuldig“ sind! Und dies deshalb, weil Gott Selbst unser Rechtfertiger ist, indem Er Seinen Sohn für uns dahingegeben hat, und dies zu unserer Rechtfertigung.

Der oben als Beispiel angeführte Verbrecher muss vor ein Gericht gestellt werden, um die Rechtsforderung des Gesetzes zu hören und entsprechend bestraft zu werden. Bei uns, den Gläubigen der Körpergemeinde Christi Jesu, ist es anders: Jesus stellte Sich an unserer Stelle dem Gericht und nahm auch die ganze Strafe auf Sich. Damit wurden alle Rechtsforderungen an uns durch Ihn erfüllt bzw. abgegolten!

Wir sind mit dem Thema „Rechtfertigung“ noch nicht durch, weil es so sehr wichtig ist, dass wir hierüber Klarheit haben! Auch hier ist die rechte Erkenntnis förderlich, um Sein Erscheinen noch mehr lieb zu haben!

Wir haben herausgestellt, dass Gott an uns alle Rechtsforderungen hat, die aber durch Christi Jesu Opfer erfüllt wurden. Die Folge für uns ist ein vollkommener Freispruch von aller Schuld, ja mehr noch: Wir sind vor Gott „unschuldig“! Es muss sich tief in uns einbrennen, liebe Geschwister, dass wir in Ihm, in dem Namen „Jesus“, unbeschuldbar gemacht wurden! Deshalb lesen wir in 1Kor 1:30, dass uns Christus Jesus unter anderem auch zur „Gerechtigkeit“ gemacht wurde, und dies von Gott, dem Vater!

Stellen wir also gegenüber: a) Unsere Sündenvergebung und Rettung geschieht in der überströmenden Gnade, doch b) unsere völlige Unschuld erweist sich darin, dass ein anderer unsere ganze Schuld auf Sich genommen hat – wir sind schlicht und einfach „unschuldig“!

Vielleicht darf uns das Beispiel eines Verbrechers noch einmal dienen: Auch nach seiner gerechten Verurteilung und nach seiner abgegoltenen Strafe haftet an ihm der Ruf eines Verbrechers – wenn auch mit verbüßter Strafe! Er wird nie mehr frei sein von diesem Makel! Und nun zu uns: Wir sind frei, und dies wegen erwiesener Unschuld!

Wir dürfen also alle tief beglückt wissen, dass wir mit Gott, unserem Vater „Frieden“ haben durch unseren Herrn Jesus Christus, wie wir es in Röm 5:1 lesen dürfen. Wir sind „Gerechtfertigte“ und damit unantastbar für jeden Ankläger.

Apg 25:9

„Da Festus den Juden eine Gunst erweisen wollte, antwortete er Paulus: Willst du nach Jerusalem hinaufziehen, um dort in dieser Sache von mir gerichtet zu werden?“

Wir haben in den letzten zwei Tagen erneut in uns aufnehmen dürfen, dass wir das Gnadengeschenk der Gerechtigkeit Gottes durch unseren Herrn erhalten haben, was für uns bedeutet, dass es keinerlei Anklage oder Beschuldigung mehr für uns geben kann! In diesem Sinn kann Paulus in Röm 8:33-34 schreiben: „Wer wird die Auserwählten Gottes bezichtigen? Etwa Gott, der Rechtfertiger? Wer sollte sie verurteilen? Etwa Christus Jesus, der gestorben, ja vielmehr auferweckt ist, der zur Rechten Gottes ist, der Sich auch für uns verwendet?“

In Offb 12:10 sehen wir, dass Satan als Verkläger die Brüder (aus Israel) bis zu diesem Zeitpunkt Tag und Nacht vor den Augen Gottes verklagt hat – und er würde es auch bei uns tun, wenn er könnte. Doch wenn er vor Gottes Augen tritt, sieht er Jesus Christus zur Rechten Gottes sitzen, und vor Ihm verstummt jegliche Anklage gegen uns, die Auserwählten, weil an uns nichts mehr zur Anklage zu finden ist! Zwischen dem Ankläger und uns ist die Gegenwart des Herrn, Er verwendet sich für uns! Die wunderbare Wahrheit vom Kreuz gibt uns das tiefe geistliche Verständnis für unsere Rechtfertigung vor Gott.

Wir stellen den Bezug zu unserem Geschehen in Cäsarea wieder her, indem wir Paulus anschauen, der sich als Unschuldiger vor einem römischen Richter rechtfertigen musste, vor Gott aber in Jesus Christus längst gerechtfertigt ist. Während der Apostel sich vor Festus mit Worten verteidigen musste, genügt vor Gott der Glaube, und wie schon bei Abraham, rechnet Gott den Glauben zur Gerechtigkeit an (Röm 4:3 und Röm 3:23-25).

Beachten wir heute noch, wie vorsichtig Festus den Paulus fragt, ob er nach Jerusalem wolle … er hätte es auch befehlen können!

Apg 25:10-11

„Paulus erwiderte: Vor der Richterbühne des Kaisers stehe ich, wo ich gerichtet werden muss. Den Juden habe ich kein Unrecht getan, wie auch du sehr wohl erkannt hast. Wenn ich nun Unrecht getan und etwas verübt habe, das den Tod verdient, so weigere ich mich nicht zu sterben. Wenn aber nichts an dem ist, wessen diese mich verklagen, kann mich niemand ihnen aus Gunst ausliefern. An den Kaiser lege ich Berufung ein!“

Da Festus offensichtlich geneigt war, Paulus an die Juden auszuliefern, machte Paulus von seinem römischen Bürgerrecht Gebrauch und verlangte die Zulassung vor einem kaiserlichen Gericht in Rom. Für Paulus war dies ein wichtiger Moment, denn alle Wege waren ihm jetzt verschlossen, der einzig offene Weg führte nach Rom.

Wir stehen hier vor einem Wendepunkt im Handeln Gottes: Er nimmt die Gerichtsbarkeit von Jerusalem weg und verlagert sie nach Rom. Die Juden haben ihren Messias abgelehnt und durch die Römer kreuzigen lassen, sie haben die messianische Pfingstgemeinde verfolgt, und sie trachteten jetzt Paulus nach dem Leben. Damit konnten sie aber nicht Gottes Wege durchkreuzen, vielmehr kamen diese dadurch desto herrlicher zur Durchführung. Wie Paulus ja in Röm 13:1-7 grundlegend ausführte, war nun für die Körpergemeinde Christi Jesu die weltliche Obrigkeit Gottes Dienerin; Gott bediente Sich derselben zum Guten für die Gemeinde!

Paulus wäre bereit gewesen, im Fall eines Unrechts den Tod auf sich zu nehmen – dies führt uns dazu, noch einen kurzen Blick auf unseren Herrn zu werfen. In Joh 1:29 sagt der Täufer: „Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt auf Sich nimmt!“ Haben wir jemals versucht, uns auch nur im Ansatz vorzustellen, was die Sünde der Welt umfasst? Wie unermesslich sie ist? „Er“, das fleckenlose Lamm, hat Sich gem. 1Petr 1:20 schon vor dem Niederwurf der Welt bereit erklärt, den gesamten Unrat der Menschheit auf Sich zu nehmen – am Kreuz starb Jesus für uns!

Apg 25:12

„Festus besprach sich mit dem Rat und antwortete ihm dann: An den Kaiser hast du Berufung eingelegt, zum Kaiser sollst du gehen!“

Wir erleben im Nachhinein die Geschichte in Cäsarea und erleben mit, wie Festus sich, im Gegensatz zu Felix, an das römische Gesetz hielt. Und dieses römische Gesetz sah vor, dass sich ein römischer Bürger durchaus der Gerichtsbarkeit eines Statthalters (hier Festus) entziehen konnte, indem er sich auf den Kaiser berief. Dies aber nur, wenn er sich keiner offenkundig schweren Straftaten schuldig gemacht hatte. Bei leichteren Vergehen hatte der Statthalter freie Hand. Aus obigen Gründen sehen wir, dass Festus sich erst einmal mit seinen Räten besprechen musste, heute würde man sagen: „Das Gericht zieht sich zur Beratung zurück“. Das Ergebnis war eindeutig: Der Weg nach Rom war für Paulus geebnet!

Der Heilsweg Gottes mit Seiner Menschheit ist für uns nur zu oft schwer und nicht verständlich. Auch jetzt könnte gefragt werden, warum sich alles so lange hinzieht? Warum wurde Paulus über zwei Jahre lang in Cäsarea festgehalten? Und dies auch noch in Ketten an einen Soldaten gebunden?

Wir zitierten gestern 1Petr 1:20, wo wir lernen dürfen, das Gott als weiser Baumeister das All nicht dem Zufall überlassen hat, sondern von Anbeginn an alles sorgfältig plante und vorbereitete. Und die für uns köstliche Tatsache ist, dass Gott die Menschen erst schuf, als das Opferlamm Sich bereit erklärte, zur gegebenen Zeit geopfert zu werden! Und wie lange musste der Sohn Gottes warten, bis Seine Zeit am Kreuz auf Golgatha gekommen war? Und als das Opfer am Kreuz vollbracht war, musste und muss der Sohn Gottes erneut warten, bis Er die Seinen buchstäblich zu Sich holen kann, und Er wartet nun schon über zweitausend Jahre!

Wir sehen, dass Jesus, unser Herr und Haupt wartet, dass Paulus wartete – und wir warten auch; es sind alles die Wege Gottes!

Paulus vor Festus und Herodes Agrippa II.

Apg 25:13

„Nachdem inzwischen einige Tage verstrichen waren, gelangten der König Agrippa und seine Schwester Bernice nach Cäsarea, um Festus zu begrüßen.“

Lukas, der Schreiber der Apostelgeschichte, berichtet über die Begegnung des Paulus mit dem König Agrippa sehr ausführlich und umfangreich, sie geht bis Apg 26:32; wir dürfen davon ausgehen, dass dieses Zusammentreffen eine besondere Bedeutung hat. Und wie schon bei den zwei Statthaltern Felix und Festus, ist es auch hier interessant, etwas über Agrippa zu erfahren, wobei wir zum Teil auch auf die Geschichtsschreibung zurückgreifen:

Herodes Agrippa II war der Sohn des Herodes Agrippa I, der uns schon unangenehm in Apg 12. begegnet ist, als er die Pfingstgemeinde angriff. Agrippa II war der letzte Herodianer auf dem Thron Israels. Beachtenswert ist, dass seine Residenz nicht Jerusalem war, sondern Cäsarea, aber nicht unser Cäsarea in Palästina, wo der römische Statthalter residierte, sondern das „Cäsarea Philippi“ (vgl. Mt 16:13 oder Mk 8:27). Interessant ist auch, dass König Agrippa (wie die ganze Familie des Herodes) von Geburt kein Jude, sondern ein „Idumäer“, also ein Fremdling war, aber dem Glauben nach Jude. Er war daher mit allen jüdischen Gesetzen und Gebräuchen auf das Engste vertraut. Zum König wurde er von dem Kaiser Claudius bestellt, was eine Abhängigkeit von Rom bedeutete. Während des letzten Aufstandes der Juden gegen die Römer stellte er sich gegen sein eigenes Volk, nachdem er vergeblich versucht hatte, die Juden von einer bewaffneten Auseinandersetzung mit den Römern abzuhalten. Nach dem Fall von Jerusalem zog er sich mit Bernice nach Rom zurück, wo er etwa 100 n. Chr. starb.

Genannt wird auch „Bernice“, die Schwester des Königs. Sie soll eine berühmte Schönheit gewesen sein und lebte als Witwe mit ihrem Bruder zusammen, vermutlich in Blutschande. Bernice soll später mit Titus, dem Eroberer Jerusalems, ein Verhältnis gehabt haben. Wir führen diese zwei Kurzlebensläufe hier an, damit wir erahnen können, mit welchen Menschen unser Apostel zusammentrifft!

Apg 25:14

„Als sie sich mehrere Tage dort aufgehalten hatten, unterbreitete Festus dem König die Angelegenheit des Paulus und sagte: Da ist ein Mann von Felix als Häftling zurückgelassen worden, “

Wir schauen heute zuerst auf Festus: Im Gegensatz zu Felix war er gewillt, den Fall „Paulus“ zügig abzuwickeln, ihn nach Rom zu überstellen, nur war dem Festus wohl nicht klar, wie er seinen Bericht nach Rom abfassen sollte! Einerseits musste er ja über den ganzen Hergang eine Klageschrift abfassen, doch war ihm selber unklar, warum Paulus überhaupt angeklagt war! Was sollte er also schreiben? In dieser kritischen Situation kam ihm der Besuch des Königs Agrippa wohl mehr als gelegen, weil er hoffte, von dem König gut beraten zu werden, da dieser sich ja in allen jüdischen Angelegenheiten bestens auskannte.

Wir schauen aber auch auf Paulus, von dem wir heute lesen: „… als Häftling zurückgelassen …“! Als ich (der Verfasser dieser Zeilen) über dieses Wort nachdachte, klang es in mir: „Zurückgelassen, aber nicht verlassen!“

Wie oft, liebe Geschwister, fühlen wir uns zurückgelassen? Zurückgelassen in der Kindheit, von Mitmenschen, im Beruf, im Alter? Zurückgelassen unter Umständen sogar auch von Glaubensgeschwistern, die unsere Ansicht nicht mehr akzeptierten? Und wie oft übermannt uns dann der Schmerz tief im Herzen, wenn dieses „Zurückgelassen“ zum Gefühl des „Verlassen worden seins“ werden will? Hier darf unser Glaube einsetzen, und vielleicht können wir im Herzen die Dichterworte nachbeten: „… auch wenn ich gar nichts spüre, von Deiner Macht – Du führst mich doch zum Ziele, auch durch die Nacht!“

Auch im Dunkel unseres Lebens, wenn wir uns zurückgelassen fühlen, dürfen wir im Glauben festhalten: „Gott ist getreu!“ Und dies, weil Er uns zur Gemeinschaft mit Seinem Sohn Jesus Christus berufen hat (lies 1Kor 1:9, und lies dazu 1Kor 10:13).

Apg 24:15

„… gegen den die Hohenpriester und Ältesten der Juden vorstellig wurden und einen Schuldspruch gegen ihn erbaten, als ich nach Jerusalem kam.“

Wir dürfen ruhig einmal darüber nachdenken, wie Paulus sich gefühlt hatte: Zwei lange Jahre saß er, an einen Soldaten angekettet, untätig herum, und was Festus vorhatte, wusste er ja auch nicht. Kam da nicht auch „Verlassenheit“ in ihm auf? Greifen wir noch einmal auf das gestern angeführte Wort in 1Kor 1:9 zurück, „berufen zur Gemeinschaft mit Seinem Sohn Jesus Christus“! Was heißt „Gemeinschaft“?

Vor über zweitausend Jahren hing dieser Sohn Gottes sterbend an einem römischen Kreuz und man hat eine Seiner letzten Worte so interpretiert (übersetzt), als ob Ihn der Vater dort verlassen hätte – was wir als unannehmbar ansehen! In unserer Schrift „Christi Schrei am Kreuz“ (noch zu beziehen) hat Bruder Jaegle wunderbar dargelegt, warum der Sohn nie vom Vater verlassen sein konnte! Lesen wir 2Kor 5:19: „Denn Gott war in Christus, die Welt mit Sich Selbst versöhnend“ – und wo geschah diese Versöhnung? Am Kreuz!

Zurückgelassen? Verlassen? „Nein, niemals!“ Weder unser Herr noch wir, weil Gott getreu ist! Und Gemeinschaft wird ja gerade dann gebraucht, wenn man zurückgelassen ist, wenn Einsamkeit einen überwältigen möchte. Und so wie Paulus uns zuspricht, dass Gott getreu ist, weil wir durch Ihn in die Gemeinschaft mit Seinem Sohn berufen wurden, so durfte der für uns sterbende Sohn Sich in der Gemeinschaft mit dem Vater wissen, und Sein Ausruf am Kreuz wurde zu einem „Lobpreis“!

„Gemeinschaft mit Jesus Christus“ bedeutet für uns innigste Verbindung mit Ihm! Und diese Verbindung kann nie abreißen, weil wir Sein Körper sind, und Er ist unser Haupt! Aus Ihm fließt uns die tägliche Kraft zu, die wir brauchen, auch wenn wir uns „zurückgelassen“, ja „verlassen“ fühlen mögen! Gott ist getreu!

Apg 25:16

„Denen habe ich geantwortet, dass es bei den Römern nicht Sitte sei, einen Menschen aus Gunst auszuliefern, ehe nicht der Angeklagte die Verkläger von Angesicht gesehen und Gelegenheit zur Verteidigung gegen die Bezichtigung erhalten habe.“

Die Treue Gottes, die innige Gemeinschaft mit seinem Herrn und Haupt, das waren die Träger, die auch Paulus in Cäsarea stützten, ihm die tägliche Kraft zum Durchhalten gaben, auch wenn sich die Tage, Wochen, ja sogar Jahre hinzogen, und scheinbar nichts geschah! Aber eben nur „scheinbar“! In Wirklichkeit war Paulus gerade in dieser Situation ein Schauspiel den himmlischen Boten und den Menschen, wie er den Korinthern (1Kor 4:9) geschrieben hatte.

Man ist hier irgendwie an Hiob erinnert, als Satan vor den Herrn trat und im Hinblick auf Hiob forderte, Er möge Seine Hand von Hiob abziehen, dann würde dieser Ihm ins Angesicht absagen … Hiob wurde somit schon damals, genau wie Paulus, zum Schauspiel der sichtbaren und unsichtbaren Welt! Und das Ergebnis war „zweifältig“! Zum einen bezeugte Hiob seinen unerschütterlichen Glauben auch in verzweifelten Situationen, zum anderen wuchs sein Glaube – aus einem „im Glauben Kämpfenden“ wurde ein „im Glauben Ruhender“! Er durfte klar erkennen, dass Gott alles vermag!

Und wir dürfen mit Paulus erkennen, dass Gott in allen Lagen getreu ist!

Zum Geschehen in Cäsarea: Wir wollen nicht außer Acht lassen, dass Pauli Dienst auch den „Königen“, also den Regierungshäuptern, galt (Apg 9:15b). Im Gegensatz zu seinem Vater wird Agrippa nie mit seinem hebräischen Namen „Herodes“ angesprochen, sondern immer nur mir dem römischen Namen „Agrippa“, was uns zeigt, dass dieser König in seiner Gesinnung und Haltung einem Römer gleichkam. Dem Christentum stand er folglich unentschieden gegenüber, solange dieses sich nicht staatsfeindlich verhielt; der Fall „Paulus“ war für ihn eine Gelegenheit, sich mit „Gepränge“ zur Schau zu stellen (Vers 23).

Apg 25:17

„Als sie dann hier zusammengekommen waren, duldete ich keinen Aufschub, sondern am nächsten Tag setzte ich mich auf die Richterbühne und befahl, den Mann vorzuführen.“

Unser Leitvers gibt uns die Möglichkeit, wie schön öfters, etwas vom Inhalt abzuschweifen und uns auf Nebengebiete zu begeben, die aber trotzdem segensreich sein können. Heute fällt erneut „die Richterbühne“ ins Auge, die uns an 2Kor 5:10 erinnert, und mit diesem Thema können wir uns nicht oft und intensiv genug auseinandersetzen!!!

Zuerst möchten wir darauf hinweisen, dass die Scofield Bibel nach Luther, die ja häufig gebraucht wird, hier „Richtstuhl Christi“ übersetzt, ebenfalls die Elberfelder, dazu sind in der Scofield Bibel noch Randhinweise z. B. auf Offb 20:12 oder 2Sam 7:14 zu finden, die einem tatsächlich Angst machen könnten! Auch die Thomson Studienbibel, ebenfalls nach Luther, weist am Rand auf 2Petr 2:9 oder 1Petr 1:17 … diese Hinweise führen den suchenden Gläubigen dahin, dass er am Tag des Gerichts offenbar gemacht wird, wovor er Furcht haben sollte! All diese Bibelstellen führen zu jenem Gericht, wo tatsächlich nach Werken gerichtet wird, wo die „Rolle des Lebens“ geöffnet wird – es ist der große weiße Thron, auf dem gemäß Offb 20:11 ff einst Christus sitzen wird. Dieses Ereignis findet gem. Offb 20:7 statt, „wenn die tausend Jahre vollendet sind …“!

Wer nun die Aussage von Paulus in 2Kor 5:10 mit der des Johannes in Offb 20. in Verbindung setzt, hat (mit Verlaub gesagt) keine Ahnung von dem, was unser (der Gemeinde Christi) Erwartungsgut ist! Über Jahrhunderte werden Gläubige in Angst versetzt, ihnen drohe ein strafendes Gericht mit dem Urteil einer möglichen ewig andauernden Höllenqual, selbst Paulus muss für diese Irrlehre herhalten! Es ist verblüffend, dass keiner dieser klugen Bibelübersetzer wahrgenommen hat, dass Paulus in all seinen Briefen bezeugt, dass wir keinem Gericht in obigem Sinn mehr unterworfen sind, dass „das uns betreffende Gericht“ sich am Kreuz auf Golgatha vollzogen hat – wir sind in Seinem Blut freigelöst, so wie es Eph 1:7 uns verheißt!

Wir setzen das Thema von gestern noch etwas fort, indem wir uns zuerst klar werden, was diese „Richterbühne“ (bema) ist: Sie stellt eine erhöhte Plattform dar, auf der Regenten, Richter, auch Preisrichter sitzen. So saß z. B. Pilatus gem. Mt 27:19 auf der Richterbühne, Herodes sahen wir bereits in Apg 12:21 ebenfalls auf einer Bühne sitzen, so wie in unserem Leitvers Festus. In Röm 14:10 lesen wir von der Preisrichterbühne Gottes, vor welcher wir, die Körpergemeinde Christi Jesu, dargestellt werden. Wir sehen, diese „bema“ wird in Gottes Wort vielseitig eingesetzt, und es ist unsere Aufgabe, die jeweilige Bedeutung richtig zu erkennen.

Das absolute Grundwissen eines Gläubigen, der sich zur Körpergemeinde Christi Jesu zählt, ist, dass es für ihn kein Gericht mehr gibt, weil am Kreuz alle Schuld getilgt wurde. Der Römerbrief legt hierfür den Grund. Wer also den Römerbrief verstanden hat, kann hinter Pauli Aussage in 2. Kor. 5:10 niemals ein Gericht sehen, welches uns verurteilen kann! Es ist also kaum fassbar, dass bekannte Bibelübersetzer diese einfachste Grundwahrheit nicht erkannt haben und die Aussage im 2. Korintherbrief mit jener in Offb 20:11 vergleichen, wo unser Herr auf dem großen weißen Thron sitzen wird.

Dass vor der Preisrichterbühne Christi lediglich unser Wandel einer Prüfung und Beurteilung unterzogen wird, (was wir aber weder verharmlosen noch unterschätzen wollen), wissen wir hoffentlich alle – weniger bekannt ist uns, was später geschieht, vor allem jenes Gericht vor dem großen weißen Thron, welches gewissermaßen auch mit einem (etwas anderen) Preis endet, nämlich mit dem Preise und der Huldigung und Ehre Gottes, wie es Joh 5:22-23 anführt, weil sich gem. Röm 14:11 jedes Knie vor dem Herrn beugen und jede Zunge Gott huldigen wird; in der Vollendung (am Ende der Äonen) werden alle lebendig gemacht, hell leuchtet hier für uns 2Tim 1:10 auf!

Die Gedanken um die Richterbühne des Festus führen uns über Umwege bis in die weiteste Zukunft, wo wir gestern auch von „einem Preis“ sprachen, nämlich jenem der Huldigung Gottes, wie es Röm 14:11 zeigt. Doch Pauli Worte sind schon viel früher bezeugt, nämlich in Jes 45:23 – Paulus zitiert also nur, was von Anfang an feststand! Und was stand fest?

Christus starb und lebt, auf dass Er sowohl der Toten, als auch der Lebenden Herr sei (Röm 14:9), das heißt ganz klar, dass der Tod Seiner Herrschaft keine Grenzen setzt – Er bleibt der Herr auch über die Toten. Und das heißt für uns erst einmal: Auch unsere ungläubig verstorbenen Angehörigen sind in Seiner Hand!

Es gibt für alle Verstorbenen einmal ein Gericht, wo alle ungläubig Verstorbenen auferstehen werden, es ist das Gericht vor dem großen weißen Thron, der dem tausendjährigen irdischen Königreich folgen wird. Der Richter auf diesem Thron ist unser Herr, denn alles Gericht ist in des Sohnes Hand. Wir möchten hier auch hervorheben: Kein Toter kommt in Satans Hand!!! Satan selber samt seinen Helfern wird in den Feuersee geworfen, wie es Offb 19:20 und Offb 20:10 drastisch beschreibt. Für die Übrigen ist dieser Feuersee gemäß Offb 20:14 „der zweite Tod“, welcher so lange andauert, bis sie in der Vollendung wieder lebendig gemacht werden, worauf sich 1Kor 15:23-24 bezieht. Darum hier noch einmal: Durch den Tod fällt nichts aus Christi Hand. Er bleibt der Herr über alle Toten.

Und das Wunderbare ist, dass sich alle Knie einmal beugen und alle Zungen huldigen werden, und dies zum einen in dem wunderbaren Namen „Jesus“, und zum anderen zum Preise und zur Huldigung Gottes, damit Gott „alles in allen sei“ (1Kor 15:28) – dies, liebe Geschwister, stand alles von Anfang an fest!

Apg 25:18

„Die Verkläger, die gegen ihn auftraten, brachten nicht etwa Beschuldigungen böser Taten vor, derer ich ihn verdächtigte,“

Für den römischen Statthalter Festus zählten nur kriminelle Vergehen, für die er sich zuständig fühlte, alles andere interessierte ihn wenig oder nicht. Die Verkläger konnten keine böse Tat des Angeklagten Paulus vorbringen, und die Verkläger, hier die Juden, hätten das ja wissen müssen! Doch Hass macht blind! Und blind war auch jener Verkläger, von dem wir in Offb 12:10 lesen, und damit machen wir noch einmal einen Sprung in die Zukunft:

Auch dort ist von einem „Verkläger“ die Rede, welcher die Brüder vor den Augen Gottes Tag und Nacht verklagte – und Johannes schreibt hier von „unseren Brüdern“, was sich auf die Gläubigen aus Israel bezieht. Hier sind wir aber noch nicht am Ende, sondern am Beginn des irdischen Königreichs, und der Verkläger wird nicht in den Feuersee, sondern samt seinen Helfern auf die Wohnerde geworfen. Was dies für die Menschheit bedeuten wird, können wir nur ansatzweise erahnen – es muss schrecklich sein! Wir selbst, die Körpergemeinde Christi Jesu, werden zu diesem Zeitpunkt entrückt sein!

Was verklagt er nun Tag und Nacht vor den Augen Gottes? Das messiasgläubige Israel stand und steht unter dem Gesetz, ja sie sind „Eiferer für das Gesetz“ wie wir es schon in Apg 21:20 lasen. Hier fand Satan tatsächlich immer einen Grund zur Anklage. Doch wohin sein blinder Hass führen wird, haben wir schon gesehen; zuerst wird er nur (!) auf die Wohnerde geworfen, nach dem irdischen Königreich aber in den Feuersee. Hätte er nicht wissen können, dass sein Hass, sein Anklagen zu nichts führen? Es ist gut, wenn wir uns immer wieder vergegenwärtigen, dass es Gott ist, der alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt, den Hass der Juden auf Paulus, und letztlich auch den Hass des Verklägers der Brüder – aber immer nur mit dem einen Ziel: Das All zu Sich zurückzubringen an Sein Herz!

Apg 25:19

… sondern sie hatten gegen ihn gewisse Streitfragen über ihre eigene Religion und über einen gewissen Jesus, der verstorben ist, von dem Paulus vorgab, Er lebe.“

Es ist sehr schwer, Themen wie gestern in wenigen Sätzen zu erklären, und ganz schwer wird es, wenn wir in der Kürze belegen sollen, warum Gott überhaupt das Böse, Satan an der Spitze, geschaffen hat – deshalb noch ein paar wenige grundlegende Gedanken hierzu, die wir schon oft dargelegt haben:

Gott ist Liebe und sehnt Sich danach, auch von uns geliebt zu werden. Weil Er aber keine automatische Liebe möchte, setzt Er Seine Menschen einem sehr langen Prozess aus, in welchem der Mensch mit dem Gegenteil von Liebe in engsten Kontakt kommt, mit dem Finsteren und Bösen! Und wie schnell das Böse den Menschen erobern konnte sehen wir bei Abel, der seinen Bruder erschlug. Und gerade in den zurückliegenden Tagen haben wir in der Enthüllung Jesu Christi (Offenbarung) gesehen, wie das Böse in der Endzeit ausreift und seinem Urteil entgegen geht. Das hehre Ziel Gottes ist, dass der Mensch sich immer mehr im Finsteren und Bösen verstrickt, bis es für ihn nur noch einen Weg gibt, und dieser Weg heißt „Jesus“! Und in diesem Namen wird dann jeder Mensch erkennen, wie schrecklich die Finsternis war und wie strahlend die Herrlichkeit Gottes. Er wird aber auch mit ganzem Herzen erkennen, wie sehr Gott diese Welt liebte, dass Er Seinen einziggezeugten Sohn gibt … und von dieser empfangenen Liebe wird der Mensch die Liebe in sich entwickeln, nach der Sich Gott sehnt!

Zusammengefasst können wir sagen: Vor dem Hintergrund des Bösen und Finsteren erzeigt Gott den Menschen Seine unfassbare Liebe! Und umso dunkler der Hintergrund – umso heller und herrlicher die Liebe! „Erfahrung“ prägt den Menschen seit Adam, und im Verlauf eines Lebens wir dann aus einem „Warum, Gott?“ ein „Nun weiß ich, dass Du alles vermagst“! Das, liebe Geschwister, ist der große Weg Gottes, der in dem einen Ziel endet: „Gott alles in allen“!

Unser Leitvers muss, wenn wir ihn mit dem Herzen lesen, tief berühren, denn irgendwie kommen uns doch diese Worte seltsam bekannt vor, wenn wir in unsere heutige Welt hineinhorchen!

Nicht bösartig oder zynisch, sondern eher mitleidig hören sich die Worte des Festus im Hinblick auf Paulus an, als er dem König erklären will, dass Paulus doch nur ein armer Schwärmer sei, der an einen gewissen „Jesus“ glaubt, der angeblich leben solle! Werden nicht auch wir, liebe Geschwister, mehr und mehr als dumme Phantasten angesehen, wenn wir „Jesus“ bezeugen? Wenn wir bekennen, dass wir an Ihn glauben, dass Er lebt?

In Joh 3:19 lesen wir, dass „Jesus“ das Licht, in die Welt gekommen ist – doch die Menschen haben die Finsternis mehr geliebt als das Licht. Und es wird uns dann sehr eindringlich erklärt, warum: „Weil ihre Werke böse waren und sie Angst hatten, diese bösen Werke könnten durch das Licht entlarvt werden“. Dies ist der von Gott gewirkte Kreislauf des Bösen, der erst endet, wenn Satan in den Feuersee geworfen wird, wie wir ja die letzten Tage schon gelesen haben.

Wir leben heute in einer Zeit, wo sich der Gesetzlose mehr und mehr enthüllt und wir erleben hautnah, wie die Ungerechtigkeit überall zunimmt. Es erfüllt sich vor unser aller Augen, was Paulus in 2Thes 2. vor fast zweitausend Jahren geschrieben hat! Und in dieser immer schlimmer werdenden Zeit steht eine Schar von Gott Herausgerufener, zu der wir uns ja zählen dürfen, und bezeugt: „Jesus lebt!“ Und, liebe Geschwister: Je mehr dieser herrliche Name „Jesus“ in der Welt der Finsternis verschwinden soll, je mehr (!) sollen wir Ihn bekennen und beim Namen nennen! Das ist eine unserer ganz großen Aufgaben am Ende dieser Verwaltung der Gnade! „Jesus!“

Für Festus war es schwärmerische Hypothese, dass ein gewisser „Jesus“, der gestorben war, leben solle – für uns ist es glücklich machende Gewissheit!

In Hebr 1:1-14 lesen wir Wunderbares über Ihn! Und Hebr 2:1 sagt uns: „Deshalb müssen wir um so mehr auf das Acht geben, was wir gehört (gelesen) haben, damit wir nicht daran vorbeigleiten.“ Wir sind zwar keine „Hebräer“, aber diese Worte müssen auch uns, die Glieder der Körpergemeinde Christi Jesu, tief ergreifen. Kein Name leuchtet so hell im gesamten All, wie der Name „Jesus“! Wenn wir noch die Aussagen in Kol 1:15-20 und Phil 2:9-11 dazu lesen, haben wir unseren Herrn und unser Haupt in einer kaum fassbaren Größe vor uns – Er trägt das gesamte All durch Sein machtvolles Wort!

Es ist erstaunlich und zugleich deprimierend, dass sich ein guter Teil der Gläubigen ausschließlich mit dem irdischen Jesus beschäftigt, wie Er in den (so genannten) vier Evangelien zu finden ist. Von dem erhöhten und zur Rechten Gottes sitzenden Christus wissen sie kaum etwas oder nichts!!! Sie gleiten förmlich daran vorbei!

„Jesus lebt“ – das ist hehre Wahrheit, doch Er lebt nicht mehr als den Menschen gleichgestaltet auf unserer Erde, sondern zur Rechten der Majestät in den Höhen; und wir sollen folglich auf das sinnen, was droben ist, nicht auf das auf Erden! Kol 3:1 ff beginnt allerdings mit einer Voraussetzung: „Wenn ihr nun zusammen mit Christus auferweckt wurdet …!“ Sind wir zusammen mit Ihm auferweckt worden? Es muss hierzu eine weitere Voraussetzung bedacht werden: Mit Ihm auferweckt setzt voraus, zuvor mit Ihm gestorben zu sein!!! Es muss also zuerst gefragt werden: „Sind wir mit Ihm gestorben?“ Der Römerbrief gibt uns hierzu das Grundwissen und die Anleitung, besonders anschaulich in Kapitel Röm 6. .

Die zweifelnden Worte des Festus, „er lebe“, lassen uns noch nicht los, vor allem wollen (müssen) wir noch eine ernste Sache klären, die Frage: „Sind wir mit Ihm gestorben?“

Kaum beachtet werden die Worte in Phil 3:18; und wenn sie gelesen werden, münzt man sie allgemein auf Ungläubige – doch genau dies ist und war das Thema der vergangenen Tage! So widersinnig es scheint, sind doch die meisten Freunde Christi „Feinde Seines Kreuzes“ – und jetzt muss sich jeder selber prüfen: „Feinde Seines Kreuzes“ sind Gläubige, die willig sind, sich von ihren Sünden und Bosheiten scheiden zu lassen, Ihn als ihren Heiland anzunehmen, aber – sie wollen nicht von ihren guten Eigenschaften, ihren persönlichen Vorzügen, ihrem „Ich“ geschieden werden, um allein „in Ihm“ erfunden zu werden. Die voraussetzende Bedingung in Kol 3:1, zuerst einmal „zusammen mit Christus gestorben zu sein“, gewinnt so an großer Bedeutung.

Alles, was wir unter dem Einfluss unseres Fleisches vollbringen, wird zerstört bzw. verbrannt, weil unser Fleisch (im Glauben) gekreuzigt sein müsste. Alle Selbstgerechtigkeit findet, wie es Phil 3:19 zum Ausdruck bringt, seinen Abschluss im Untergang, und dies vor der Preisrichterbühne Christi!

In Röm 6:8 lesen wir: „Wenn wir aber zusammen mit Christus starben, glauben wir, dass wir auch zusammen mit Ihm leben“ … damit schließt sich unser Kreis. Nur wer mit Ihm gestorben ist, kann mit Ihm auferweckt worden sein, und nur solche trachten nach dem, was droben ist! Die gleichgültigen Worte des Festus, „Paulus behauptet, Jesus lebe!“, werden für uns zum Jubelruf: „Und wir leben mit Ihm!“

Apg 25:20-21

„Da ich aber bei der Untersuchung dieses Streitfalls in Verlegenheit war, fragte ich ihn, ob er die Absicht habe, nach Jerusalem zu gehen und dort in dieser Sache gerichtet zu werden. Als Paulus dann Berufung einlegte, um für die Untersuchung des Ehrwürdigen verwahrt zu werden, befahl ich, ihn in Gewahrsam zu behalten, bis ich ihn zum Kaiser hinaufsenden würde.“

Festus bringt seine Erläuterung über seinen Gefangenen vor dem König Agrippa zum Abschluss und bekennt dabei, dass ihn der ganze Vorfall in Verlegenheit gebracht hat. Man bedenke: Ein mit großer Macht ausgestatteter römischer Statthalter gerät wegen einem verstorbenen Juden mit dem Namen „Jesus“ in Verlegenheit! Er weiß nicht, wie er sich verhalten, was er tun soll!

Und genau dieser Festus wird einmal aus den Toten gerufen und wird dann vor dem großen weißen Thron stehen, auf welchem gerade dieser „Jesus“ sitzen wird, den er in Cäsarea so gleichgültig übergangen hat. Gemäß Offb 20:12 ff werden dort Rollen aufgetan und die Toten wurden nach dem gerichtet, was in den Rollen geschrieben war, nach ihren Werken.

In Offb 20:1 lesen wir, dass vor dem Angesicht dessen, der auf dem großen weißen Thron saß, die Erde und der Himmel flohen, es fand sich keine Stätte mehr für sie – was muss dies dem zukünftigen Festus für ein schreckliches Erleben sein!

Gehen wir zum heutigen Abschluss noch einem anderen Gedanken nach: Wo sind wir, wenn Festus vor den großen weißen Thron treten wird? Es gibt dazu eine ganz einfache Antwort in 1Thes 4:17; dort ist dokumentiert: „… und werden so allezeit mit dem Herrn zusammen sein.“ Anders ausgedrückt: „Wo Er ist, sind auch wir!“ Als Seine Glieder werden wir folglich auch bei dem Gericht vor dem großen weißen Thron mit Ihm, dem Richter, zusammen sein, und werden Festus persönlich in die Augen sehen können!

Zum Abschluss der Erklärung des Festus, weshalb Paulus als Gefangener gehalten werde, wollen wir heute noch einer ganz anderen Frage nachgehen: Festus hat ohne Zweifel viel über diesen „Jesus“ gehört – warum hat Paulus sich nicht bemüht, ihn für Jesus zu gewinnen? Als einer aus den Nationen hätte er ja dann der Körpergemeinde zugezählt werden können; wir lesen aber nichts davon (die gleiche Frage könnte bei dem Vorgänger Felix gestellt werden)!

Die Antwort ist für viele unter uns einfach: Weil Festus nicht auserwählt war! Aber wusste Paulus dies schon im Voraus? Schon in Joh 6:29 und Joh 6:44 lesen wir klar und deutlich, dass es zum einen allein Gottes Werk ist, wenn ein Mensch glauben kann, und zum andern, dass niemand zu Jesus findet, wenn ihn der Vater nicht zieht. Das sind zwei grundlegende Aussagen, die beinhalten, dass kein Mensch aus der Finsternis, in welcher er sich befindet, ohne Gottes Hand in das Licht Gottes herausfindet. Über diese Aussage hinaus geht, was Paulus uns, der Körpergemeinde Christi, schreibt: Gemäß Eph 1:4 sind wir alle schon vor dem Niederwurf der Welt in Christus auserwählt; und in Vers 5 lesen wir von unserer Vorherbestimmung durch Christus Jesus, was wiederum klar und deutlich heißt: Die Glieder der Körpergemeinde standen schon vor der Erschaffung Adams fest! Vom Niederwurf der Welt lesen wir ja in 1Mo 1:2. Festus gehörte nicht zu diesen Vorherbestimmten, alle Bemühungen des Paulus wären vergeblich gewesen. Wie anders verlief dagegen die Begegnung mit dem vorherbestimmten Sergius Paulus in Apg 13:7; er ließ Paulus rufen und suchte das Wort Gottes zu hören!

Apg 25:22

„Da sagte Agrippa zu Festus: Ich hatte ebenfalls die Absicht, den Mann zu hören! Morgen, entgegnete er, sollst du ihn hören!“

Wir möchten heute zuerst noch eine kurze Antwort auf die gestrige Frage geben: Hat Paulus schon vorher gewusst, dass Festus kein Auserwählter war? Natürlich wusste er es nicht! Wir haben aber bewusst „Sergius Paulus“ aus Apg 13:7 erwähnt, weil wir hier ein ganz anderes Verhalten sehen: Gott hatte ein Verlangen nach „dem Wort“ in das Herz des Sergius Paulus gegeben – und das fehlte bei Festus gänzlich! Paulus spürte also sehr schnell, wessen Geistes Kind Festus war!

Für uns bedeutet dies in der Praxis: Wir dürfen (sollen) ruhig unseren Herrn überall bezeugen, und das reicht! Wir können niemand überreden, auch sollen wir niemand bedrängen! „Gott“ ist es, der alles Weitere in den Herzen bewirkt, und dies nach dem Ratschluss Seines Willens!

Und nun zu Agrippa: Sein Besuch bei Festus war ja gewissermaßen ein Höflichkeitsbesuch, um dem neuen römischen Statthalter seine Aufwartung zu machen – wir sehen hieraus, von wem Agrippa abhängig war. Der Zeitpunkt war aber nicht zufällig, sondern entsprach dem Willen Gottes. Es darf davon ausgegangen werden, dass der König alles über das Geschehen um Jesus und Seine Jünger erfahren hatte, selbst über Paulus muss er schon viel gehört haben, denn in unserem Leitvers vernehmen wir sein Interesse, Paulus selber zu hören.

Man kann entweder „aus Interesse“ etwas hören (erfahren) wollen, oder „aus tiefem Herzensverlangen“. Dies sind zwei ganz unterschiedliche Motive und sie gelten auch für Gottes Wort. Man kann die Bibel wissenschaftlich angehen, doch Gott wird die Weisen (und damit die Weisheit dieser Welt) zuschanden machen (1Kor 1:27b). Wir jedoch sollen Gottes Wort mit geöffneten Herzen lesen, weil jedes Wort „ein Wort unseres himmlischen Vaters“ zu uns ist!

Apg 25:23

Als dann tags darauf Agrippa und Bernice mit großem Gepränge kamen und samt den Obersten und den hochgestellten Männern der Stadt in den Verhörsaal gingen, wurde auch Paulus auf Befehl des Festus vorgeführt.“

Wir möchten zuerst noch dem gestrigen Schlussabsatz etwas anfügen, was uns überaus wichtig erscheint: „Gottes Wort mit einem geöffneten Herzen lesen“ heißt, die Stimme des Vaters zu hören! Unser himmlischer Vater spricht aber nicht nur in einzelnen Worten zu uns, sondern in ganzen Sätzen, die alle einen Sinn haben. Wir möchten damit sagen, dass das zusammenhanglose Herauspicken von einzelnen Versen, wie es z. B. beim Lesen in einem so genannten Losungsbüchlein vielfach üblich ist, kaum den Willen des Vaters erkennen lässt! Es ist eigentlich ein Phänomen, dass sich so viele Gläubige mit irgend einem Wort für den Tag (einem einzigen zusammenhanglosen Vers) zufrieden geben. Öffnen wir also unsere Herzen für das ganze Wort Gottes, lasst uns erkennen, wie wichtig der Zusammenhang ist, in welchem ein einzelner Vers steht! Ansonsten ist der willkürlichen Auslegung Tür und Tor geöffnet!

Zurück zu unserem Leitvers: Agrippa betrachtete den Fall „Paulus“ offenbar als eine erwünschte Gelegenheit, seine königliche Würde zur Schau zu stellen – dies geht daraus hervor, dass er „mit großem Gepränge“ nach Cäsarea kam. Vielleicht ist es für uns zurückblickend interessant, dass an der gleichen Stelle der Vater des Agrippa wegen seinem Größenwahn (er gab Gott nicht die Verherrlichung) von einem Boten des Herrn geschlagen wurde, er wurde den Würmern zum Fraß, bis er entseelt war (Apg 12:23).

Paulus verhielt sich diesem prunkvollen Auftritt gegenüber nicht ablehnend, vielmehr sprach er im Folgenden mit der ganzen Wärme seines Herzens, ging es im Grunde hier um nichts Geringeres als um die letzte Möglichkeit, Jesus als „Messias“ im jüdischen Land zu verkünden! Dies ist ein ganz wichtiger Grund, warum Lukas hier so ausführlich und detailliert berichtet.

Apg 25:24

Dann sagte Festus mit Nachdruck: König Agrippa und alle mit uns anwesenden Männer! Ihr schaut diesen Mann, dessentwegen die gesamte Menge der Juden in Jerusalem wie auch hier bei mir mit viel Geschrei vorstellig wurde, er dürfe nicht länger leben.“

Festus lenkt die Blicke des Königs samt allen versammelten Repräsentanten der Stadt auf Paulus, der Apostel Christi Jesu stand also erneut im Mittelpunkt. Beachten wir zuerst, „wie“ er dastand: Als in Ketten Gebundener um der Erwartung Israels willen!

Schauen wir zurück in Apg 23:6: Dort rief Paulus laut im Synedrium aus, dass er wegen „unserer (Israels) Erwartung und der Auferstehung der Toten gerichtet wird, was letztlich dazu führte, dass er in Ketten hier in Cäsarea gebunden war.

„Gebunden wegen der Erwartung Israels“ war die eine Seite des Apostels Paulus, doch später, in Rom, sehen wir einen ganz anderen Gebundenen: „Mithin bin ich, Paulus, der Gebundene Christi Jesu für euch, die aus den Nationen“ (Eph 3:1)! Mit diesen zwei sehr unterschiedlichen Gegebenheiten stehen wir erneut vor der wichtigen Mahnung unseres Apostels, gemäß 2Tim 2:15 das Wort der Wahrheit richtig zu schneiden, das heißt, auch hier zu erkennen: Die eine Phase der Gebundenheit Pauli gehört zu der Erwartung Israels, also zum irdischen Königreich; die andere (hier noch zukünftige) Phase der Gebundenheit in der Gefangenschaft in Rom ist um der Körpergemeinde Christi Jesu willen, also für uns! Und seltsam: Von der einen wie von der anderen Seite erkennen nur wenige, warum Paulus gebunden ist! Wir stellen deshalb zum Abschluss dieses Tages die traurig klingenden Worte in Eph 3:1-2 vor unsere inneren Augen:

„Mithin bin ich, Paulus, der Gebundene Christi Jesu für euch, die aus den Nationen – wenn ihr nämlich … gehört habt…“!

Damals war es die so genannte Prominenz, einschließlich eines Königs, die auf Paulus schauen sollten – heute sind wir es, und wir möchten vertiefen, was wir gestern angeschnitten haben: Paulus, der Gebundene a) für Israel, b) für uns, die Körpergemeinde! Gehen wir Schritt für Schritt vor:

Zu a): Zuletzt lasen wir in Apg 23:6, dass Paulus wegen der Erwartung und Auferstehung der Toten gerichtet wird, also gebunden ist. Das Volk Israel will nicht glauben, dass dieser „Jesus“ auferstanden sein soll, geschweige denn, dass er Gottes Sohn, also ihr Messias, sei! Damit sind wir beim irdischen Königreich, an welchem Paulus ja im Grunde immer noch diente. Die Gebundenheit Pauli für das Königreich demonstriert, dass der König abgelehnt wird! Anders ausgedrückt: Das Volk Israel will gerade denjenigen hinrichten lassen, der ihnen „Jesus als ihren Messias“ verkündigt! Die Gebundenheit Pauli zeigt uns also den Abfall Israels, und dies bis zum Ende von Apg 28..

Zu b): Erst später, im Gefängnis in Rom, schreibt Paulus in Eph 3:1 ff, dass er „der Gebundene für euch, die aus den Nationen“ ist, und damit hat sich etwas ganz Neues aufgetan! Das Volk Israel befindet sich zu diesem Zeitpunkt (mit Abschluss von Apg 28:26-28) endgültig in der Verstockung, das Evangelium ging also nur noch zu den Nationen (worin natürlich auch einzelne herausgerufene Glieder auLink-Texts Israel inbegriffen waren). Beachten wir heute, dass Paulus ja schon in Apg 13 der Körpergemeinde Christi Jesu diente, also einen „Doppeldienst“ versah, wir nennen dies „die Verwaltung des Übergangs“. Und obwohl er ja hier in Cäsarea schon Jahre in Ketten lag, war er hier noch kein Gebundener für uns! Seine Rechtfertigung geschieht vor dem jüdischen König Agrippa.

Wir haben heute noch höchst Bedeutsames zu dem gestrigen Punkt b) zu sagen und heben als Erstes noch einmal hervor, dass Paulus sich erst im Gefängnis in Rom als „der Gebundene Christi Jesu für uns“ bezeichnete (Eph 3:1). Und den Grund nennt er gleich in Eph 3:2-3, es geht um die Verwaltung der Gnade Gottes (die hier die Verwaltung des Übergangs ablöste), die ihm durch eine Enthüllung bekannt gemacht wurde. Inhalt dieser Enthüllung war „das Geheimnis des Christus“ (Eph 3:4), genauer, um den Nationen den unausspürbaren Reichtum des Christus (als Haupt Seiner Gemeinde) als Evangelium zu verkünden und alle darüber zu erleuchten, was die Verwaltung des Geheimnisses betrifft … (lies Eph 3:8 ff).

Wir möchten zuerst noch einmal auf Eph 3:2 hinweisen, wo wir die traurigen Worte unseres Apostels vernehmen: „… wenn ihr nämlich von der Verwaltung der Gnade Gottes gehört habt …“. Viel besser kommt die Traurigkeit Pauli in der älteren Übersetzung unserer Konkordanten Wiedergabe (vierte Auflage) zum Ausdruck: „… wenn ihr überhaupt hört von der Verwaltung der Gnade Gottes“. Hier klagt Paulus traurig an, dass gar nicht viele etwas von diesem enthüllten Geheimnis hören wollen bzw. davon hören. Die Ursache ist eine verblüffende Gleichgültigkeit dem zusammenhängenden Wort Gottes gegenüber und eine total fleischliche Gesinnung. Für einen Großteil der Gläubigen ist Jesus nur da, um zu heilen, um zu helfen, um ein irdisches Wohlergehen zu schaffen, und danach in die Ewigkeit einzugehen! Den Lesestoff hierzu finden diese Gläubigen in den so genannten vier Evangelien, die ja schwerpunktmäßig die Königreichsgemeinde ansprechen, und nicht uns, die Körpergemeinde. Hier ist von Zeichen und Wundern die Rede, das spricht den fleischlich gesinnten Gläubigen an – und hierzu braucht er den Apostel Paulus nicht, zumindest nicht den „gebundenen Paulus“!

Wir sehen, liebe Geschwister, wie stark uns die lapidare Aussage in unserem Leitvers, „Ihr schaut diesen Mann…“, fesseln und beschäftigen kann. Wir setzen deshalb unsere Gedanken noch etwas fort:

Wir stellen fest: Einen Apostel Paulus, der Zeichen und Wunder verkündigt (wie dies ja zum Teil in der Apostelgeschichte der Fall ist), will man gerne hören, einen Paulus hingegen, der hilflos in Ketten gebunden liegt, der auch von Drangsal und Leiden spricht, übergeht man einfach!!! Das ist Gang und Gebe innerhalb der Körpergemeinde Christi Jesu! Damit gewinnen die Worte aus Eph 3:1 an Gewicht und Bedeutung: „… wenn ihr überhaupt hört von …“!

Gehen wir heute noch der Frage nach, warum Paulus erst ab dem Gefängnis in Rom „der Gebundene Christi Jesu für uns“ ist: Das Geheimnis, welches Paulus die tiefsten Wahrheiten enthüllte und das wir begreifen und fassen sollen, umfasst auch die Wahrheiten, die im Brief an die Philipper (ebenfalls im Gefängnis in Rom geschrieben) zu lesen sind, nämlich: „… denn in Gnaden ist euch für Christus gewährt: nicht allein an Ihn zu glauben, sondern auch für Ihn zu leiden …“ (Phil 1:29). Eine klare Aussage, die aber nur wenige hören wollen!!! Aber gerade hier liegt der tiefe Grund, warum Paulus „der Gebundene Christi Jesu“ ist! Das tiefe Geheimnis der Gnade ist nicht nur ihr „überströmender“ Charakter, sondern auch die Bereitschaft, „in Gnaden für Christus zu leiden“! Die körperlichen Schwachheiten, von denen Paulus viel früher in 2Kor 12:8 ff schrieb, sollen die Kraft Gottes zeigen, die sich in unserer Schwachheit vollkommen macht; die Leiden im Philipperbrief sind eine weitere Qualität „des Geheimnisses des Christus“, die Paulus für uns empfing! Hören wir?

Apg 25:25

„Wie ich die Zusammenhänge erfasst habe, hat er nichts verübt, was den Tod verdient. Da dieser selbst an den Ehrwürdigen Berufung eingelegt hat, habe ich entschieden, ihn hinzusenden.“

Paulus steht (wieder einmal) vor seinen Anklägern und seinem Richter, und interessanterweise kann sein Richter (Festus) nichts Schuldhaftes an ihm finden, zumindest nichts, was eine Todesstrafe herbeiführen könnte. Nun sucht Festus verzweifelt Ratgeber, die ihn aus seiner merkwürdigen Lage befreien: Er soll einen Mann zum Kaiser nach Rom schicken, an dem er keine Schuld erkennen kann. Damit haben wir drei Gruppen vor unserem Auge: Die anklagenden Juden, die dem Statthalter Festus mit ihrem Geschrei offensichtlich auf die Nerven gehen, den ratlosen Richter Festus, und dann noch die Gruppe jener Obersten der Stadt, unter ihnen der König Agrippa, die eine Anklage formulieren sollen.

Interessant, aber auch ergreifend ist für uns die Gruppe der anklagenden Juden. Ihr Zorn richtet sich vordergründig gegen Paulus, hintergründig gegen den Namen „Jesus“! Sie wollen diesen „Jesus“ nicht und sie kämpfen erbittert gegen jeden, der ihnen diesen Namen nahe bringen möchte, hier ist es der Apostel Paulus!

Bedenken wir einmal, liebe Geschwister, was „Jesus“ tat, um den Zorn der Juden derart hervorzurufen: „Jesus“, der Sohn Gottes, kam in die Welt, um zu zeigen, wie sehr Gott diese Welt liebt, und damit jeder, der an Ihn glaubt, nicht umkomme, sondern äonisches Leben habe (gem. Joh 3:16). Er brachte also Liebe und Frieden in die Welt – und wurde dafür gehasst! Und dieser Hass gegen Ihn wurde so stark, dass wir Ihn heute wohl als den „am meisten gehassten Menschen“ sehen müssen! Kein Bösewicht, kein Schwerstverbrecher, kein Diktator dieser Welt wurde und wird in dem Ausmaß gehasst, wie „Jesus“! Die (wiederum) vordergründige Schuld sehen wir bei „dem Gott dieses Äons“ (2Kor 4:4), Satan, der die Gedanken der Ungläubigen (Israel eingeschlossen) blendet (lies weiter Vers 4), tiefergründig ist es der Wille Gottes, nach dem sich alles richten muss!

Apg 25:26-27

"Ich habe aber meinem kaiserlichen Herrn nichts Gewisses über ihn zu schreiben; darum habe ich ihn für euch und vor allem für dich, König Agrippa, vorführen lassen, damit ich nach erfolgter Voruntersuchung etwas zu schreiben habe; denn es erscheint mir widersinnig, ihm einen Häftling zu senden und nicht zugleich die Beschuldigung gegen ihn anzugeben.“

Stellen wir heute zuerst das Geschehen im Buch „Hiob“ vor Augen, aber nicht die Person „Hiob“, sondern die Geschehnisse ab Hi 1:6 ff, wo wir in einmaliger Weise eine Art himmlischer Ratsversammlung miterleben: Die Kinder Gottes, unter ihnen ganz normal und selbstverständlich Satan, treten vor Jewe und berichten! Wenn wir die Geschehnisse weiter lesen, erkennen wir leicht, wie demütig Satan sein Treiben auf der Erde rechtfertigen muss, ja, wie er jeden Schritt, den er unternimmt, von Gott genehmigen lassen muss, obwohl er von Gott Selbst zum „Gott dieses Äons“ ernannt worden ist, wie wir gestern ja in 2Kor 4:4 bewiesen haben.

Dies soll uns aber nicht erschrecken, wiewohl wir es auch nicht leichtsinnig abtun wollen: Satans Macht als „Gott dieses Äons“ (weshalb dieser Äon gem. Gal 1:4 auch „der gegenwärtig böse Äon“ heißt) ist an uns sehr eingeschränkt! er darf uns sehr wohl mit seinen glühenden Pfeilen beschießen (Eph 6:16), doch haben wir in Eph 6. eine komplette Waffenrüstung erhalten, um alle Angriffe erfolgreich abzuwehren. Eines wird ihm aber nie gelingen: Er kann uns „unsere Rettung in der Gnade“ nie rauben!!!

Und so wie wir das Geschehen bei Hiob sehen, ist es auch bei Festus! „Der Gott dieses Äons“, Satan, darf Paulus angreifen, darf ihn zwei Jahre lang in Ketten herumliegen lassen, darf ihn hier vor seine Ankläger zerren, ja vor den lasterhaften König Agrippa, und alles wegen einem Namen: Dem Namen „Jesus“!

Aber merken wir noch darauf: Der Römer Festus glaubt nicht an die Schuld Pauli – es sind die Juden, die aufgehetzt werden und hetzen!

Lies weiter:
26. Die Apostelgeschichte Kapitel 26