Das Johannes-Evangelium Kapitel 16

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Abschrift: Das Johannes-Evanglium in täglichen Andachten: Band I - IV
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Band I und II vergriffen
Band III und IV als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

16. Das Johannes-Evangelium Kapitel 16

Ankündigung von Verfolgungen (Teil 2)
Die Wirksamkeit des Heiligen Geistes
Trost und Freude Jesu Abscheiden und Wiederkehr

Ankündigung von Verfolgungen (Teil 2)

Joh 16:1-3

"Dies habe Ich euch gesagt, damit ihr nicht strauchelt; denn man wird euch aus den Synagogen ausstoßen. Es kommt sogar die Stunde, dass jeder, der euch tötet, meint, Gott damit einen Dienst zu erbringen. _Und dies werden sie tun, weil sie weder den Vater noch Mich kennen."

Mit unendlicher Liebe und Sorgfalt achtet Gott auf jedes Geschöpf, das sich zu Ihm hingewandt hat. Doch diese Liebe und Sorgfalt äußert sich meist ganz anders; als es sich das betreffende Geschöpf wünscht. In Lk 12:7 sagt der Herr einerseits zu Seinen Jüngern, dass sogar die Haare auf ihrem Haupt alle gezählt sind, was heißt, dass keines ohne Seinen Willen ausfallen kann, und andererseits macht Er Sie mit der Möglichkeit bekannt, dass sie schlimme Verfolgung zu ertragen hätten, dass sie aus ihren Synagogen ausgestoßen, ja sogar getötet werden können. Wie passt dies zusammen?

Im Moment, wo ein Mensch durch den Geist Gottes den Glauben bekommt, beginnt sein geistliches Wachstum. Sehr schön stellt dies Johannes in seinem 1. Brief dar: "Ich schreibe euch ihr Kindlein, denn die Sünden sind euch um Seines Namens willen erlassen. Ich schreibe euch, ihr Väter, weil ihr den erkannt habt, der von Anfang an ist. Ich schreibe euch ihr Jünglinge, weil ihr den Bösen überwunden habt" (1Jo 2:12-13). Im Kindesstadium ist die überschäumende Freudigkeit darüber dominierend, dass die Sünden um Jesu Namen willen erlassen wurden. Jeder von uns hat dieses Stadium durchlaufen. Die nächste Stufe der Reife ist der Kampf mit dem Bösen, wobei uns, den Gliedern am Körper Christi Jesu, das Wort aus Eph 6:10-18 gilt. Eine tiefe Ruhe strahlt von jenen aus, die als "Väter" angeschrieben sind: weil sie den erkannt haben, der von Anfang ist. Als Beispiel dient Hiob: Anstatt zu straucheln, anstatt umzufallen und dem anscheinend ungerechten Gott abzusagen, vernehmen wir am Ende seiner Wachstumsperiode: "Ich weiß, dass Du alles vermagst und kein Vorhaben Dir verwehrt werden kann" (Hi 42:2). Aber welch furchtbar leidvolle Zeit der Reife und des inneren Wachstums lag hinter Hiob, ehe er solche Worte aussprechen konnte!

Joh 16:4-6

'"Dies habe Ich aber zu euch gesprochen, damit ihr, wenn ihre Stunde kommt, dessen gedenkt, dass Ich es euch sagte. Zu Anfang jedoch hatte Ich euch das noch nicht gesagt, weil Ich bei euch war. Nun aber gehe Ich zu dem, der Mich gesandt hat, und niemand von euch fragt Mich: Wohin gehst Du? Sondern weil Ich euch dies gesagt habe, hat Betrübnis euer Herz erfüllt."'

Geliebte Geschwister, wie erkenntnisreich haben wir selbst doch schon in unseren guten Tagen geredet und bezeugt - und wie kläglich fühlten wir uns, wenn schlechte Tage kamen (1Petr 5:7), so ruft Paulus uns zu: "Sorget euch um nichts, sonder lasst in allem eure Bitten im Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott bekannt werden" (Phil 4:6). Und wie unendlich schwer ist es doch, solche Worte auch in die Praxis umzusetzen!

Der Herr wusste, wie schnell die Sorge den Menschen ereilt und wie groß die Angst wird, wenn Drangsal und Leid über uns hereinbrechen. Seinen Jüngern sagte Er deshalb eindringlich, sich Seiner Worte zu erinnern. In dem Moment, wo sie allein gelassen wurden, begann für sie die nächste Reifestufe, heraus aus der Zeit der Kindlein (als der Herr noch persönlich bei ihnen war), hinein in die der Jünglinge. Und damit kam auch der Kampf der Überwindung des Bösen. Der Böse verfolgte die Jünger mit dem Hass, sah er doch, wie sich die Frucht, die der Sohn Gottes aussäte, vielfach vermehrte!

Trauer und Leid legen sich oft wie ein Schleier um uns und vernebeln den Sinn für die Realität. Der Herr wusste um diese Not auch in den Herzen Seiner Getreuen: "Niemand von euch fragt Mich: Wohin gehst Du?" Die Angst vor dem Verlassensein war sehr groß! Doch wie treu war der Herr immer noch für die Seinen besorgt!

Die Wirksamkeit des Heiligen Geistes

Joh 16:7

"Doch Ich sage Euch die Wahrheit: Es ist euch förderlich, dass Ich fortgehe. Denn wenn Ich nicht fortgehe, wird der Zusprecher nicht zu euch kommen, wenn Ich aber gegangen bin, werde Ich ihn zu euch senden."

Die Worte Jesu müssen in den Ohren der Jünger seltsam geklungen haben. Warum muss Er fortgehen? Wir brauchen doch keinen Zusprecher, wenn Er bei uns ist! Ähnlich mag es einem Kind ergehen, das wohlbehütet in einem liebevollen Elternhaus aufwuchst und nun, in einem gewissen Alter, das Elternhaus verlassen muss, um einen Beruf zu erlernen, der es in seinem späteren Leben ernähren soll. Wir können nicht dauernd "Kind" bleiben, das Leben fordert Wachstum, so wie unser Glaubensleben auch!

Während Jesus persönlich bei Seinen Jüngern war, bewahrte, lehrte und tröstete Er sie; Er war ihr Zusprecher. Jetzt verhieß Er ihnen einen anderen Zusprecher, den Geist der Wahrheit, der sie auch an alle Worte Jesu erinnern und sie weiter lehren sollte (Joh 14:26). Warum konnten die Jünger nicht beides zugleich haben? Warum musste Jesus fortgehen? In Joh 7:38 sagte Jesus: "Wer an Mich glaubt, wie die Schrift sagt, aus dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen." In Vers 39 lesen wir dann; dass Er dies von dem G eist sagte, den alle, die an Ihn glauben enthalten sollten. Denn noch war heiliger Geist nicht gegeben, weil Jesus noch nicht verherrlicht war.

Jesus war der einzige Tempel des Geistes während Seiner Erniedrigung (Joh 2:21). Er allein konnte den Dürstenden zu trinken geben. Aber nun sollte die Zeit kommen (und damit sind wir am Kern unserer Aussage), wo alle, die an Ihn glaubten, gleichfalls Kanäle lebendigen Wasser werden konnte! Verstehen wir diese köstliche Wahrheit? Der Geist gin nun nicht mehr von dem erniedrigten Jesus, sonder von dem verherrlichten Jesus aus; und die Vergabe dessselben erfolgte nicht. mehr nur von der einen Person des Christus, sondern wurde fortan auch die die vielen weitergegeben, die Glauben bekamen. Deshalb war es in jerder Hinsicht förderlich, dass Er fortging!

Möge die gestern vermittelte Wahrheit tief in unser Herz gesenkt werden, dass der volle Geist nicht vom erniedrigten, sondern vom erhöhten und verherrlichten Herrn gegeben wurde!

Vorausschauend wissen wir, dass der Herr n ach Seinem Kreuzestod in noch gedämpfter Herrlichkeit 40 Tage unter Seinen Jünger weilte. Er verlieh dort den Jüngern heiligen Geist und die Vollmacht, Sünden zu erlassen (Joh 20:22-23). Dennoch befiehlt Er ihnen bis zur Erfüllung der Verheißung in Jerusalem zu bleiben, die erst stattfinden konnte, nachdem Er Selbst aufgefahren war.

Zu Pfingsten verkündigte dann Petrus des Messias Erhöhung und entfernte damit das Hindernis für den freien Ausfluss des Geistes.

"Es ist euch förderlich, dass ich fortgehe", mit diesen Worten wies Jesus auf das notwendige geistliche Wachstum hin, dem sich die Jünger unterwerfen mussten. Jesu Abwesenheit war aber kein anderer Zustand, sondern hatte nur als "vorübergeht" diese erzieherische Auswirkung. Wenn Er wiederkommen wird, dann werden Erziehung und Wachstum abgeschlossen sein, das "Bleibende" tritt an ihre Stelle.

Die letzten Worte des Matthäusevangeliums lauten: "Und siehe, Ich bin bei euch alle Tage, bis zum Abschluss des Äons". Diese Verheißung kann sich nur auf die Zukunft beziehen, wenn die Jünger auferstanden sein werden und Er wieder persönlich bei ihnen ist - dies wird sich im irdischen Königreich, im zukünftigen Äon, erfüllen. Obwohl sich diese Worte Jesu nicht auf uns, die Körpergemeinde Jesu, übertragen lassen, dürfen wir uns doch mit Israel mitfreuen, sind sie doch der Seligkeitsbegriff dieses Volkes.

Joh 16:8-9

"Wenn er kommt, wird er die Welt überführen, betreffs der Sünde, der Gerechtigkeit und des Gerichts. Und zwar betreffs der Sünde: weil sie nicht an Mich glauben;"

Der geist Gottes, der den Jüngern Zuspruch bringen sollte, hat aber auch die Aufgabe der Überführung der Welt betreffs der Sünde. "Überführen" bedeutet ja, dass jemand, der beharrlich abgelehnt und gezweifelt hat, von den Tatsachen überzeugt wird. und zwar derart, dass es keinerlei Widerspruch mehr gibt! Sünde, das haben wir ja schon des öfteren betont, bedeutet "Zielverfehlung". Der Geist Gottes wird also der Welt aufzeigen, dass ie das Ziel verfehlt hat!

Die biblische Zielvorgabe lautete: "Johannes (der Täufer) kam zum Zeugnis um von dem Licht zu zeugen, damit alle durch dasselbe glaubten (Joh 1:7). Doch das Ergebnis sieht so aus: Ein winziger Teil glaubte, die große Masse glaubte nicht. Und wieder stehen wir vor der schweren Frage: Gemäß Joh 6:29 und 44 ist der Glaube ja das Werk Gottes bzw. niemand kann zu Jesus finden, wenn der Vater ihn nicht zieht - kann es, so gesehen, dem Menschen überhaupt angerechnet werden, wenn er nicht glauben kann?

So lehrt uns heute dieses Wort, und das galt den Jüngern und gilt uns: Kein Mensch kann seine Mitmenschen vom Glauben an Jesus Christus überzeugen, wir können sie lediglich darauf hinweisen und Zeugnis unseres eigenen Glaubens ablegen. Nur Gottes Geist vermag den einzelnen von der Wirklichkeit Christi Jesu und der Notwendigkeit Seines Opfers so zu überführen, dass er diese Tatsache auch begreifen und erfassen kann. Die Bestimmung des Zeitpunktes, wann der einzelne überführt wird, liegt souverän in Gottes Hand. Erst wenn wir erkennen, dass Gottes Gerichte in tieferem Sinn keine Strafgerichte, sondern Zurechtbringungsgerichte sind, und vor allem, dass Gott ja einmal alle Menschen retten wird (1Tim 4:10), wird auch die oben gestellte Frage eine befriedigende Antwort finden bzw. ihren Zweifelscharakter verlieren.

Joh 16:10

"betreffs der Gerechtigkeit: weil Ich zu Meinem Vater gehe und ihr Mich nicht mehr schaut;"

Der Geist Gottes wird die Welt von der Zielverfehlung überführen, dass sie den Gott dieses Äons, dem Widerwirker und dem Lügner von Anfang an, mehr geglaubt hat als dem geoffenbarten Wort Gottes. Dabei wollen wir beachten, dass dieses Überführen von Sünde bzw. vom Verfehlen des Ziels ein Neuausrichten hin aufs wahre Ziel ist!

Der Geist Gottes wird die Welt aber auch betreffs der Gerechtigkeit überführen, und die Erklärung Jesu hierzu ist: "Weil Ich zu Meinem Vater gehe und ihr Mich nicht mehr schaut."

Da die Gerechtigkeit im Gefolge des "Glaubens an Jesus Christus" steht, ist sie nicht vom Glauben zu trennen. Wir haben schon festgestellt, dass alles, was nicht aus dem Glauben kommt,,,, Sünde (Verfehlung) ist. Was Gott sagt (durch Sein Wort), ist unantastbares Recht, und es ist unrecht, dem nicht beizustimmen. Gottes Erziehungswege, die wir mit unserem winzigen Verstand oft nur sehr schwer verstehen, sind einzig darauf ausgerichtet, Vertrauen in Sein Wort zu gewinnen und es auszuleben. Dies allein wird den Menschen zum Ziel bringen. Deshalb kann auch nichts so gerecht sein wie der Glauben!

Der Glaube ist nicht nur gerecht an sich, er leitet den Menschen auch zielgerecht zu dem Leben und Glück, das der gesamten Schöpfung bei der Vollendung verheißen ist. Es ist also unmöglich, gerecht zu sein, wenn wir nicht glauben, was Gott enthüllt hat.

Jesus ging zurück zu Seinem Vater. Da die Welt nicht an Ihn geglaubt hat, obwohl Sein Tod, Seine Auferstehung und Seine Hinwegnahme hinauf in die Überhimmel damals vor aller Augen offenbar war, muss sie der Geist Gottes überführen, muss ihr aufzeigen, dass ihr Verhalten nicht der Gerechtigkeit Gottes entspricht!

Joh 16:11

"....und betreffs des Gerichts: weil der Fürst dieser Welt gerichtet ist."

Wegen der herkömmlichen Meinung, mit oben benanntem "Fürst dieser Welt" sei der Satan gemeint, möchten wir nochmals darauf hinweisen, dass Jesus hier ganz klar von Sich Selbst spricht. Er ist es doch, an dem die Welt ihr Gericht vollzogen hat, indem sie Ihn ans Kreuz nagelte. Folgerichtig ruft Petrus in Apg 3:15 dem versammelten Volk zu: "Den Urheber (Fürst) des Lebens aber habt ihr getötet!" In Offb 1:5 wird Jesus Christus von Johannes als "Fürst der Könige der Erde" bezeichnet.

Wie ein heller Scheinwerfer zeigte das Licht des Geistes Gottes zu Pfingsten nicht auf Satan, sondern auf den Sohn Gottes! Er war es, der die Prophetie des Täufers Johannes erfüllte: "Das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt auf Sich nimmt!" (Joh 1:29).

Israel stellt die verordneten Priester dar, die das Opferlamm schlachten mussten und damit das rein äußerliche Gericht an dem Fürsten dieser Welt vollzogen haben. Dass sie einmal dafür Vergebung erlangen werden, ergibt sich aus dem Gebet unseres Herrn: "Vater, vergib ihnen! Denn sie wissen nicht, was sie tun" (Lk 23:34). Und Paulus spricht in Röm 5:18: "Demnach nun, wie es durch die eine Kränkung für alle Menschen zur Verurteilung kam, so kommt es auch durch den Rechtsspruch für alle Menschen zur Rechtfertigung des Lebens." Also wird auch Israel einmal in dem "einen Rechtsspruch", weil der Fürst dieser Welt gerichtet ist, Rechtfertigung vor Gott erlangen.

Gerade das Erkennen, dass sie, das Volk Gottes, an dem Sohn Gottes das Gericht äußerlich vollzogen haben, wird einmal ihr größter Schmerz sein. Und um wieviel größer wird der Jubel werden, wenn sie, zurechtgebracht, ihrem Messias huldigen können: "Denn wenn ihre jetzige Verwerfung der Welt Versöhnung ist, was wird ihre Wiederannahme sein, wenn nicht Leben aus den Toten" (Röm 11:15).

Joh 16:12

"Noch vieles hätte Ich euch zu sagen, doch könnt ihr es jetzt nicht ertragen."

Es wird immer noch vielfach angenommen, mit dem Ende des "Alten Testaments" sei die Geschichte Israels abgeschlossen und Gottes Wort richte sich ab dem Matthäusevanglium an uns, die Nationen. Doch dies ist ein Irrtum! Die 4 Evangelien sind genauso eindeutig und ausschließlich an Israel gerichtet wie das AT. Erst durch Paulus, den der erhöhte Herr ausdrücklich als "Apostel der Nationen" eingesetzt hat (Eph 3:1 u. 8), und durch seine Briefe richtet sich Gottes Wort an uns. Selbst die "Apostelgeschichte" ist ein Buch Israels, wenngleich darin die Berufung des Saulus (ab Apg 13 "Paulus") ausführlich beschrieb en ist. Doch ist hier zu beachten, dass der Anfangsdienst des Paulus zunächst auch Israel und dem Königreich galt, wie derjenige der übrigen Apostel. In Apg 1:6 fragten die Jünger: "Herr, stellst Du in dieser Zeit das Königreich für Israel wieder her?" Gottes Antwort hierauf ist ein langer Bericht, der uns durch drei Jahrzehnte führt. Israel ist außerstande, seinen Dienst als Priesternation anzutreten und wird von Gott einstweilen beiseite gesetzt. Das ist das Thema der Apostelgeschichte! Wir haben also nicht den Anfang unseres Evangeliums zu suchen, sondern vielmehr den vorläufigen Abschluss der Geschichte Israels. Einige Jahre später wird dieser Abschluss dadurch augenfällig dokumentiert, dass eine römische Armee Jerusalem einnahm, Stadt. und Tempel in Flammen setzte und die überlebende Bevölkerung in alle Winde zerstreute!

Gottes Verheißungen an Israel blieben also unerfüllt, was aber nicht heißt, dass sie aufgehoben sind. In Sach 8:13 lesen wir: "Und es wird geschehen, gleichwie ihr Haus Juda und Haus Israel, ein Fluch unter den Nationen gewesen seid, als werde Ich euch retten, und ihr werdet ein Segen sein."

Endlich, im letzten Teil der Schrift, in der Enthüllung des Johannes, dürfen wir einen Blick in die Zukunft tun. und sehen all das verwirklicht, was Gott Sich vorgesetzt hat: Israel wird ein Volk von Priestern sein, um mit seinem Messias tausend Jahre königlich zu herrschen.

Unsere gestrige Ausführung hat natürlich unseren Leitvers noch nicht erklärt, aber sie hat uns ein wenig Einsicht in die Führung Gottes mit Seinem Bundesvolk gegeben. In der Apostelgeschichte erleben wir die Berufung Paupli und den Beginn seines Dienstes. Immer wieder führt ihn sein erster Weg in die Synagogen, aber er stößt auf Ablehnung (z.B. Apg 13:46). Dabei betont er aber noch das Vorrecht der Juden auf das Wort Gottes!

Einen anderen Apostel Paulus erleben wir dann in seinen Briefen, und hier hauptsächlich in jenen, die er aus dem Gefängnis schrieb, wozu der Epheser-, Philippper- und Kolosserbrief gehören. Paulus ist Träger von Enthüllungen des erhöhten Christus Jesus geworden, die als "Geheimnis" deklariert waren (Eph 3:2-5), die also weder in den vier Evangelien noch in sonst einer Schriftrolle außer bei Paulus zu finden sind.

Der Sohn Gottes wusste genau, was auf Israel, und zuerst einmal auf Seine JÜnger zukommen würde. Viel hätte Er Seinen "Freunden" noch anvertrauen können, doch Er wusste, dass diese es nicht ertragen hätten. Hätte Er ihnen denn sagen können, dass das Gesamtvolk nach Seinem Tod und seiner Himmelfahrt Ihn erneut ablehnen wird? Dass sich Seine Wiederkunft um Jahrtausende hinausschiebt und damit auch das erhoffte Königreich? Hätte Er ihnen gar sagen können, dass ihr Volk auch noch beiseite gestellt und das Wort Gottes den Nationen gegeben wird? Hätte Er ihnen sagen können, dass Gott Sich eine weitere Schar Berufener aus den Nationen erwählt hat, die sogar eine überhimmlische Berufung habe und die in engster Verbindung mit Ihm als Glieder an Seinem Körper ausersehen sind?

Es war für die Jünger schon schwer genug, erleben zu. müssen, was in der Zeit der Apostelgeschichte geschah, denken wir nur an die Lektion de Petrus mit dem Römer Kornelius; hier, zur Zeit des Abschiednehmens von ihrem Herrn, wäre dies aller für die Jünger unerträglich gewesen!

Joh 16:13

"Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in alle Wahrheit leiten; denn er wird nicht von sich selbst aus sprechen, sondern alles, was er hört, wird er sprechen; auch das Kommende wird er euch verkündigen."

Jesu Worte lehren auch uns, dass zu bestimmten göttlichen Aussagen eine gewisse geistliche Reife gehört, um diese nicht nur ertragen, sondern auch im richtigen Sinn verstehen zu können.

So hat der Herr auch als Auferstandener Seinen Jüngern nichts gesagt, was diese nicht fassen können; vielmehr lenkte Er ihren Sinn auf das Wort Gottes, soweit es damals schriftlich vorlag. Über all das, was den Jüngern den Mut genommen hätte, freudig ihren Zeugendienst zu tun, schwieg Er. Erst viel später gewährte Er vor allem dem Johannes einen weiten Blick in die Zukunft. Er durfte bis auf die neue Erde schauen und darüber sogar berichten.

Durfte Johannes einen Blick auf die neue Erde werfen, so war es dem Apostel Paulus gegeben, bis in den dritten Himmel entrückt zu werden (2Kor 14:1-4). Diese beiden unterschiedlichen Offenbarungsgebiete zeigen auch klar die entsprechenden Aufgabengebiete. Johannes, und mit ihm Israel, haben die Erde als Aufgabe und Verheißungsgut, wogegen Paulus, und mit ihm die Berufenen aus den Nationen (wobei ja durchaus auch solche aus dem Volk Israel sein werden), die außerirdischen Gebiete, also das Überhimmlische, als Berufungsgebiet haben. beide Apostel erhielten ihre Enthüllung vom erhöhten Herrn, der sie durch den Geist der Wahrheit das niederschreiben ließ, was die Jünger damals nicht hätten ertragen können.

"Was kein Auge gewahrt und kein Ohr gehört hat und wozu kein Menschenherz hinaufgestiegen ist, all das hat Gott denen bereitet, die Ihn lieben. Uns aber enthüllt es Gott durch Seinen Geist; denn der Geist erforscht alles, auch die Tiefen Gottes" (1Kor 2:9-10).

Joh 16:14-15

"Derselbe wird Mich verherrlichen; denn von dem Meinen wird er nehmen, und es euch verkündigen. Alles, was der Vater hat, ist Mein; deshalb habe Ich euch gesagt, dass er von dem Meinen nimmt und es euch verkündigen wird."

Aus den vielen Aussagen der Schrift über die Beziehung zwischen Vater und Sohn wollen wir heute ein besonders köstliches Wort Gottes an den Tagesanfang stellen: "Ich werde Ihm Vater sein, und Er wird Mir Sohn sein" (Hebr 1:5b). Welch gesegnetes Verhältnis, welch innige Liebe und welch tiefe Ruhe strahlen doch aus diesen Worten!

"Der Vater liebt den Sohn und hat alles in Seine Hand gegeben" (Joh 3:35). "Der Vater liebt" - wie schlicht und doch so unendlich vielsagend! Wie verständlich ist es da, dass der Vater alles in die Hand des Sohnes gibt! Und welches Vertrauen in den Sohn spiegelt das Verhalten des Vaters wider! Bedenken wir doch die gewaltigen Folgen des Vertrauens, dass einmal in dem Namen "Jesus" die gesamte Schöpfung zur Seligkeit gelangen wird!

"Denn der Vater hat den Sohn lieb und zeigt Ihm alles, was Er tut. "Noch größere Werke als diese wird Er Ihm zeigen, dass ihr staunen werdet" (Joh 5:20-21). Welch Nahesein, welche Verbundenheit und Eintracht sehen wir auch in diesen Worte. Und dennoch bleiben stets die erhabenen Worte des Sohnes: "Denn der Vater ist größer als Ich" (Joh 14:28).

"Siehe, Ich treffe ein (in der Summe der Rolle ist von Mir geschrieben), um Deinen Willen, o Gott zu tun" (Hebr 10:7). Von Anfang bis Ende bezeugt der Sohn diese Wahrheit. Sein gesamtes Leben und die Art seines Todes bestätigen dies. Wie erhaben über all dem menschlichen Wollen steht doch das Verlangen des Sohnes Gottes. "Meine Speise ist die, dass Ich den Willen dessen tue, der Mich gesandt hat" (Joh 4:34). Es fehlt in diesen Worten jegliche Spur egoistischen Denkens und Wollens - ein wahres Vorbild für alle, die Seinen Namen nennen!

Trost und Freude Jesu Abscheiden und Wiederkehr

Joh 16:16

"Noch kurze Zeit, und ihr schaut Mich nicht mehr, dann nochmals eine kurze Zeit, und ihr werdet Mich wiedersehen."

Jesus sprach zu Seinen Jüngern, und alles, was Er sagte, galt diesen. Er sah die Betrübnis im Herzen dieser Getreuen, und Er wusste auch, dass die Ankündigung des heiligen Geistes für die Jünger zu diesem Zeitpunkt noch ein ziemlich vager Trost war, mit dem sie nicht viel anfangen konnten.Seine Trostworte in unserem heutigen Text waren für die Jünger schon viel hilfreiche, eröffnete sich doch für sie die Aussicht, ihren geliebten Herrn nach einer kurzen Zeit wiederzusehen.

Unser heutiges Textwort lässt uns auch einmal auf uns blicken. Sind wir nicht auch sehr oft betrübt, verzagt, freudlos und leidend, und sehnen wir uns nicht auch sehr oft danach, buchstäblich bei unserem Herrn zu sein? Und so, wie Jesus damals Seinen Jüngern zusprach, so spricht Er heute auch uns zu, und zwar durch Sein dem Apostel Paulus eingegebenes Wort.

Und so durfte Paulus beispielsweise zwei Briefe an die Thessalonicher schreiben. In seinem ersten Brief hebt er ihre Beharrlichkeit in der der Erwartung Jesu Christi hervor (1Thes 1:3 b), und wie sie trotz vieler Drangsal das Wort mit der Freude heiligen Geistes angenommen haben (1Thes 1:6). Und dann darf ihnen Paulus in 1Thes 4:13 ff die herrliche Botschaft enthüllen, dass Christus Jesus wiederkommt, aber bereits zu einem früheren Zeitpunkt, als er Israel verheißen ist. Klar lesen wir dies in Eph 1:12: "...die wir eine frühere Erwartung in Christus haben".

Das Wiedersehen der Jünger bezieht sich auf die Erde, unser Wiedersehen mit dem Herrn bezieht sich auf die Regionen oberhalb der Erde, und zwar erst einmal im Lufthimmel in den Wolken, in welchen wir ja dem Herrn entgegengerückt werden. Und so wohlbekannt uns diese Worte auch sein mögen, lassen wir uns doch immer wieder damit zusprechen, um damit auch unsere Beharrlichkeit in der Erwartung zu stärken.

Joh 16:17-18

"Da sagten nun seine Jünger zueinander: Was ist das, was Er uns sagt: Noch kurze Zeit, und ihr schaut Mich nicht mehr; dann nochmals eine kurze Zeit, und ihr werdet Mich wiedersehen, und Ich gehe zum Vater? Was ist das , meinten sie daher, was Er kurze Zeit nennt? Wir wissen nicht, was Er spricht."

Wir sehen, die Jünger können auch mit der direkten Ankündigung, dass sie ihren geliebten Herrn in kurzer Zeit wiedersehen werden, nicht viel anfangen. Dies ist verständlich, denn noch in Vers 5 sagte Jesus zu ihnen: "Nun aber gehe Ich zu dem, der Mich gesandt hat." Ihre Verwirrung war also perfekt.

Doch Verwirrung und Unverständnis sahen wir immer wieder in der Gemeinschaft der Jünger mit ihrem Herrn; ein kurzer Rückblick bestätigt uns dies:

In Bezug auf die blinden Pharisäer rügt Jesus Seine Jünger: "Seid auch ihr immer noch umverständig? Begreift ihr noch nicht...." (Mt 15:16-17); als es unter den Jüngern Verwirrung über fehlende Brote gab, tadelte sie Jesus "Ihr Kleingläubigen... begreift ihr immer noch nicht?" (Mt 16:8-9);: als Jesus Seine Jünger beiseite nahm und ihnen die Worte der Propheten vorhielt, die Seinen Tod beschrieben, lesen wir über die Jünger: "Doch sie verstanden nichts von all diesem" (Lk 18:34); direkt namentlich wirft Jesus dem Philippus vor: "So lange Zeit bin Ich schon bei euch, und du hast Mich nicht erkannt, Philippus!" (Joh 14:9).

Dieser kurze Rückblick zeigt uns die Unverständigkeit und Kleingläubigkeit der Jünger - ihr Herr war unendlich viel größer als sie dies auch nur ahnten! Und eR ist auch unser Herr und Haupt, der in Wahrheit viel größer ist als wir ahnen und verstehen können. Und in dieser Seiner unbeschreiblichen Größe dürfen wir zu Ihm aufblicken, dass wir einmal Schaugefäße Seiner Gnade, Liebe und Barmherzigkeit sein dürfen!

Joh 16:19-20

"Jesus erkannte, dass sie Ihn fragen wollten, und sagt zu ihnen: Sucht ihr miteinander Aufschluss darüber, dass Ich gesagt habe: Noch kurze Zeit, und ihr schaut Mich nicht mehr; dann nochmals eine kurze Zeit, und ihr werdet Mich wiedersehen? Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Ihr werdet jammern und klagen, aber die Welt wird sich freuen, Ihr werdet betrübt sein, doch eure Trübsal wird zur Freude werden."

Da wir, als Zurückschauende, ja wissen, dass Jesus Sich nach Seiner Auferstehung nochmals 40 Tage unter Seinen Jüngern sehen ließ, um sie über das "Königreich Gottes" zu belehren (Apg 1:3), liegt es nahe, dass sich Seine Ankündigung, "noch kurze Zeit, und ihr werdet Mich wiedersehen", auf diese 40 Tage bezog. In unserem heutigen Text legte Jesus jedoch klar, dass dem Wiedersehen Drangsale und Betrübnis vorangehen würden - und damit wird deutlich, dass Jesus von dem viel späteren Wiedersehen im noch ausstehenden Königreich sprach.

Der Freude des Wiedersehens gehen also Leiden verschiedener Art voraus, und wir fragen uns heute, warum dies so sein muss. Könnte Jesus denen, di Ihn lieben, nicht diese Leiden ersparen und sie direkt in die Freude einführen? Die Antwort finden wir schon beim ersten Menschenpaar im Paradiesgarten. Sie hatten, wie man so schön sagt, "Freude pur!" Keine Krankheit, keine Altersbeschwerden, keine Angst vor dem Tod, keine Ernährungssorgen und einen direkten Umgang mit Gott. Aber - und dies ist hier die Frage, wie kann man sich. z.B. über Gesundheit freuen, wenn man nie etwas von Krankheit erfahren hat? Oder: Wie kann man sich über genügend Essen freuen, wenn man nie Hunger litt? Wenn wir diese Fragen auf die oben gestellte Leitfrage übertragen, so heißt die Antwort: Der Mensch ist so beschaffen, das er nur aus Erfahrung, und hier aus Gegensätzen, lernt. Nur wer das Dunkel erlebt hat, ermisst, welche Freude das Licht bereitet, nur wer die Gemeinschaft mit dem Herrn entbehrt hat, ersehnt das Wiedersehen mit Ihm, nur wer Sünde und Finsternis erlebt hat, freut sich über Gnade und Herrlichkeit!

Joh 16:21-22

"Wenn eine Frau gebiert, hat sie Trübsal, weil ihre Stunde gekommen ist. Wenn sie aber das Kindlein geboren hat, denkt sie nicht mehr an die Drangsal um der Freude willen, dass ein Mensch in die Welt geboren ist. Daher werdet auch ihr von un an zwar Trübsal haben; Ich werde euch aber wiedersehen, dann wird euer Herz sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen."

Drangsale und Leiden sind während ihres Erduldens keine Freude, nichts Angenehmes und Erquickendes, sonst wären sie ja keine "Leiden"! Niemand weiß dies besser als unser Herr Selbst. War doch Sein ganzer Erdenweg ein Weg der "Leiden". Und wenn wir gestern behauptet haben, "der Mensch lernt aus seiner Erfahrung", so. ging uns auch hierin der Herr voran. So lesen wir in Hebr 5:8 die (manchen irritierenden ) Worte: "Obgleich Er der Sohn ist, lernte ER den Gehorsam durch das, was Er litt". Der Höhepunkt Seiner Leiden war erreicht, als Seine letzten schweren Tage anbrachen. "Tief betrübt ist Meine Seele bis zum Tode" (Mt 26:38). Welche tiefste innere Qual verspüren wir in diesen Worten! Sollte Er da nicht Verständnis auch für unsere Betrübnis in Drangsal. und Leiden haben?

Mit den Worten unseres Leitverses wies Er Seine Jünger gefühlvoll auf das hin, was auf sie zukommt, damit sie nicht erschüttert und verzagt werden sollten. Er lenkt ihre Blicke vor der augenblicklichen Betrübnis hinweg auf die aus Drangsal hervorgehende Freude. Das Ziel soll gesehen werden, weil dies von verkehrten Folgerungen, von Zweifeln und Verzagen abhält!

Sehen wir auch auf das vorbildliche Verhalten unseres Apostels Paulus.: Trotz Gefangenschaft und Ketten, trotz falscher Anschuldigungen und zermürbender Verhöre, den Tod vor Augen, von vielen verlassen, nur wenige kümmern sich um ihn, die scheinbaren Misserfolge seiner Arbeit - aber Paulus schaut über alles hinweg auf das köstliche Ziel: "... Hinfort ist mir der Siegeskran der Gerechtigkeit aufbeweahrt, mit dem der Herr, der gerechte Richter, es mir an jenem Tag vergelten wird" (2Tim 4:8).

Joh 16:23a

"An jenem Tag werdet ihr Mich nichts mehr fragen."

Jesus spricht von jenem Tag, an dem Er wiederkommen wird, um, vereint mit Seinen auferstandenen Jüngern, das Königreich auf Erden aufzurichten. An jenem Tag ist für die Jünger das Ziel err eicht, alle weiteren Fragen sind dann überflüssig.

Doch zuvor müssen noch Leiden mancherlei Art ihre Berechtigung erweisen. Leichen sind ja nie sinnlos, sondern haben ihren erzieherischen Zweck und als Ziel eine vorgesehener Frucht. Diese Frucht ist vielfältig, sie kann nah oder fern liegen. Gestern lasen wir, dass durch Leiden der Sohn Gottes Gehorsam lernte. "Gehorsam" war aber nur ein Nahziel, eine Vorfrucht. Wir wissen, dass der Hauptzweck Seiner Leiden nicht die Erziehung zum Gehorsam, sondern die Rettung, Erlösung und Aussöhnung des Alls war.

Gerade am Beispiel Jesu sehen wir, dass Leiden vorerst unserer Erziehung dienen, und - dass sie "Gnadengaben" sind! In Phil 1:29 lesen wir: "denn in Gnaden ist euch für Christus gewährt: nicht allein an Ihn zu glauben, sondern auch für Ihn zu leiden."

Welcher Segen aus den Leiden der Gläubigen in der Pfingstverwaltung hervorging, lesen wir z.B in Apg 11:19, wo diese infolge der Drangsale zerstreut wurden und somit das Evangelium auch zu den Juden in der Zerstreuung gelangt. Ähnlich erging es Paulus. Gerade als er in Gefangenschaft in Rom war, durfte er die herrlichsten Enthüllungen erhalten und das Wort Gottes auf sein Vollmaß bringen. Auch hier haben wir sicher nur "Nahziele" bzw. "Vorfrüchte", die nicht gering zu achten sind, wenn sie auch nicht an die späteren Früchte heranreichen, die sich vor der Preisrichterbühne des Christus zeigen werden. Aus Leiden wird dort ungeahnte Herrlichkeit! So lesen wir in Röm 8:17: "Wenn aber Kinder, dann auch Losteilinhaber, und zwar Losteilinhaber Gottes; Losteilinhaber aber zusammen mit Christus, wenn wir nämlich mit Ihm leiden, damit wir mit Ihm verherrlicht werden."

Joh 16:23b-24

"Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Was ihr den Vater auch bitten werdet in Meinem Namen, das wird Er euch geben. Bis jetzt habt ihr noch nichts in Meinem Namen erbeten. Bittet, und ihr werdet erhalten, damit eure Freude vollständig sei."

Schon in Joh 15:16 gab Jesus obige Verheißung an Seine Jünger, und diese in Verbindung mit "viel Frucht bringen". Wir können nicht oft genug betonen, dass das Johannesevangelium an die Beschneidung, also an Israel gerichtet ist und die obigen Worte sogar in ganz besonderer Weise an Seine elf Jünger. Jesus wusste nur zu gut, dass auf diese schwere Zeiten zukommen würden. Um das Volk von der Richtigkeit ihres Zeugnisses zu überzeugen, dass der auferstandene Jesus wahrlich Christus, der Sohn. Gottes war, bedurfte es äußerer Zeichen und Wunder. Diese mussten die Jünger in der Frühzeit der Apostelgeschichte auch vollbringe, sie durften sich dabei auf den Namen ihres Herrn berufen.

Ähnlich versuchen auch heute viele Gläubige, die Jünger nachzuahmen. Da gibt es Gebetsversammlungen und Gebetswoche für ganz bestimmte Zwecke, und man beruft sich dabei auf unser Leitwort. Dass dann aber die Gebete keinerlei Erfüllung finden, stört und wundert offensichtlich niemand!

Es steht außer Zweifel, dass die Jünger mit dieser Gebetsvollmacht keinen Missbrauch trieben! Und um wieviel mehr sollten unsere Gebete gottgemäß sein als die der Jünger damals, denn wir haben einen Blick hinter den Vorhang tun dürfen. Wir sehen nicht nur die äußeren Vorgänge, sondern haben bereits eine Ahnung von den letzten Ursachen und dem großen Ziel Gottes! Auch wenn wir gem Röm 8:26 noch lange nicht wissen, was gebetsmäßig sein muss und der Geist unserer Schwachheit aufhilft, so dürfen wir doch wissen, dass Gott unsere Gebete derart erhört, dass Sein Geist unsere Herzen erforscht und für uns eintritt allerdings nicht nach menschlicher Weise, sondern gottgemäß, wie es in Röm 8:27 heißt, und dies bedeutet "nach dem Ratschluss Seines Willens".

Joh 16:25

"Dies habe Ich in verhüllter Rede zu euch gesprochen. Doch es kommt die Stunde, da werde Ich nicht mehr in verhüllter Rede zu euch sprechen, sondern euch freimütig über den Vater berichten."

Jesus Selbst bekannte, dass Seine letzten Worte, also auch die gestrigen, in Bezug auf das Gebet, "verhüllt" waren. Was war der Grund für diese Verhüllung?

Der Auftrag der Jünger war, dem Volk Israel nach Jesu Tod und Auferstehung das Königreich anzubieten. Zweifellos wusste Jesus, dass das Königreich zur damaligen Zeit nicht kommen würde. Aber dass die Jünger dies nicht wissen durften, war dringend zur Erreichung des göttlichen Zieles erforderlich. Unwissenheit und Unkenntnis haben ihre Bedeutung in Gottes Ratschluss!

Auf die drängende frage der Jünger an den bereits auferstandenen Herrn: "Herr, stellst Du in dieser Zeit das Königreich für Israel wieder her?" (Apg 1:6), sprach Jesus wiederum verhüllt: "Euch steht es nicht zu, die Zeiten oder Fristen zu erfahren, die der Vater in eigener Vollmacht festgesetzt hat". Die ganze Apostelgeschichte zeigt diesen dunkeldeutigen Charakter, nämlich einerseits das Anbieten des Königreiches, andererseits der göttliche Ratschluss, dass Israel ablehnen muss!

Gott wollte, das dem Israel das Königreich geheroldet wurde, und es war und ist Gottes Absicht, dass des Volkes Verhärtung und ablehnende Haltung offenbar wird. Die Apostel wurden deshalb vom Herrn bewusst im Dunkel gelassen - wie sonst hätte z.B Petrus freimütig und voll Überzeugung seinen Volksgenossen das Königreich anbieten können!

Dass mit der Ablehnung und der zeitlichen Verwerfung des Volkes Israel auch der Welt Reichtum (Röm 11:12), nämlich der Beginn unserer Verwaltung der Gnade erst möglich wurde, sollte unsere Beziehung zu Israel erst recht in ein besonderes Licht stellen!

Joh 16:26-28

"An jenem Tag werdet ihr in Meinem Namen bitten, und Ich sage euch nicht, dass Ich den Vater für euch ersuchen werde; denn der Vater Selbst h at euch lieb, weil ihr Mich lieb gehabt und geglaubt habt, dass Ich von Gott ausgegangen bin. Ich bin vom Vater ausgegangen und in die Welt gekommen; nun verlasse Ich die Welt wieder und gehe zum Vater."

Fast etwas erstaunt lesen wir die Worte Jesu in unserem heutigen Leitvers. Sprach Er noch in Vers 23: "Was ihr den Vater auch bitten werdet in Meinem Namen, das wird Er euch geben". Heute schwächt Jesus diese Verheißung dahingehend ab, dass sie zwar den Vater bitten werden, dass Er ihnen aber nicht sagt, dass er den Vater für sie ersuchen wird, d. h., Jesu macht den Jüngern keine Zusage, dass er ihre Bitte vor dem Vater unterstützt!

Gemäß unserer gestrigen Aussage ist es uns möglich, auch diese Worte zu verstehen. Es ist ganz selbstverständlich, dass die Jünger nach Jesu Himmelfahrt nicht nur das Königreich auf Erden verkündigten, sondern auch im Gebet um dessen schnelles Kommen baten. Doch diese Bitte konnte der Vater nicht erfüllen, auch wenn sie im Namen Jesu vor Ihn kam; entsprach es doch Seinem geheimen Ratschluss, dass dieses Königreich auf lange Zeit hinausgeschoben wird. Bei solcher Art von Bitten konnte der Sohn den Vater darum nicht um Erfüllung ersuchen!

Auch wenn wir heute durch die Enthüllungen Christi Jesu, niedergeschrieben durch Paulus, bedeutend tiefer in Gottes Ratschluss blicken dürfen, wird auch unser Bitten stets vom Ratschluss Gottes abhängig sein. Doch auch wenn Bitten nicht erfüllt werden können - die Liebe des Vaters zu denen, die den Herrn lieben und an Ihn glauben, besteht immer und ist unwandelbar. Erweisen wir ihm unsere Gegenliebe, indem wir Ihn loben und Ihm für alles und in allem danken!

Joh 16:29-30

"Da sagten Seine Jünger zu Ihm: Siehe, nun sprichst Du freimütig und sagst nichts in verhüllter Rede. Nun wissen wir, dass Du alles weißt und dass man Dich nicht weiter zu fragen braucht. Darum glauben wir, dass Du von Gott ausgegangen bist."

Die Jünger bemerkten ganz offensichtlich die Veränderung in Jesu Verheißung in Bezug auf die Erhörung ihrer Bitten. Doch sie empfanden diese Abschwächung nicht irgendwie negativ, sondern vielmehr positiv, denn sie hatten jetzt den Eindruck, dass ihnen der Herr freimütiger als bisher entgegentrat.

Jesu vermehrte Offenheit vor Seinen Jüngern spornte diese aber gleichzeitig in ihrem Glauben an, vermehrte ihr Vertrauen in Ihn und nahm ihnen die offensichtlich immer noch vorhandenen Zweifel betreffs Seiner Herkunft, denn wir vernehmen ihre Worte: Nun wissen wir...".

Das Vertrauen der Jünger in ihren Herrn wuchs. "Vertrauen" ist eine wunderbare Eigenschaft, die aber nur in ständigem Umgang mit Ihm ihr Wachstum findet. Die Jünger waren täglich mit dem Herrn zusammen, hatten also täglich mit Ihm Gemeinschaft. Und so dürfen jetzt und an dieser Stelle auch wir uns ganz persönlich fragen: Wie eng ist unsere tägliche Gemeinschaft mit dem Herrn, und wie steht es um unser Vertrauen zu Ihm?

Paulus schreibt an die Korinther: "Solches Vertrauen haben wir durch Christus zu Gott" (2Kor 3:4); und in Eph 3:12 lesen wir: "Christus Jesus... in welchem wir durch Seinen Glauben den Freimut haben und mit Vertrauen den Zutritt zum Vater." Paulus sagt uns nichts anderes als der Herr zu Seinen Jüngern. Durch das Vertrauen, das wir in den Herrn haben, haben wir auch das Vertrauen zum Vater. Schauen wir den Herrn an, so sehen wir den Vater; Er ist auch für uns der Weg, die Wahrheit und das Leben - aber Er ist auch in ganz anderer Weise unser herrliches Haupt!

Joh 16:31-33

"Jesus antwortete ihnen: Jetzt glaubt ihr. Siehe, es kommt die Stunde, ja sie ist gekommen, dass ihr zerstreut werdet, jeder in das Eigene, und ihr werdet Mich allein lassen. Doch Ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei Mir."

Das Vertrauen, das die Jünger zeigten, musste aber auch erprobt werden. Wir sehen, wie der Herr in liebender Vorsorge Seine Jünger auf ihr Versagen schon vorher aufmerksam machte, um ihnen, wenn ihnen ihr Versagen bewusst werden würde, Zuspruch zu geben.

Ist dies nicht auch ein wunderbarer Trost und Zuspruch für uns? So wie der Weg Israels und der Jünger vorgezeichnet war und ist, so ist auch unser Weg festgelegt, und nichts ist dem Zufall oder unserem eigenen Willen überlassen! Und so wie die Jünger Versagen schnell offenkundig wurde, so macht uns auch unser versagen auf so vielen Gebieten schwer zu schaffen. Doch im. Wissen um unsere täglichen Schwachheiten, die ja oft des Vaters Herz kränken müssen, spricht uns Gottes Wort zu: "In Ihm haben wir (nicht nur) die Freilösung durch Sein Blut (sondern auch täglich) die Vergebung der Kränkungen nach dem Reichtum Seiner Gnade, die Er in uns überfließen lässt" (Eph 1:7).

Kränkungen beruhen in der Regel auf einem Mangel an Vertrauen und auf der Überbewertung unseres Fleisches. Wie oft wurde das Herz des Herrn in den vor Ihm liegenden Stunden noch gekränkt, indem Er den Mangel an Vertrauen in Seinen Jüngern zu spüren bekam - am deutlichsten, als Er, von fast allen verlassen, sterbend am Kreuz hing.

Aber noch eine wichtige Aussage macht Jesus, die wir an späterer Stelle vertieft aufgreifen wollen: "Doch Ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei Mir." Hätte Jesus solch eine Aussage gemacht, wenn Er, am Kreuz hängend, doch vom Vater verlassen worden wäre? Wir meinen, dass gerade auch diese Worte aussagten, dass der Vater Seinen Sohn nie verlassen hat, erst recht nicht in Seinen schwersten Stunden!

Joh 16:33

"Dies habe Ich zu euch gesprochen, damit ihr in Mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Drangsal; doch fasset Mut, Ich habe die Welt überwunden."

Jesus spricht zu einen vom "äußeren" Menschen, auf diesen wird Drangsal zukommen; und Er spricht zum anderen vom "inneren" Menschen, dieser soll in Ihm Frieden haben.

In bestimmten Glaubenskreisen , in denen auch der Verfasser dieser Zeilen einst verkehrte, sang man oft das Lied mit dem Refrain: "Immer fröhlich, immer fröhlich, alle Tage Sonnenschein. Voller Schönheit ist der Weg des Lebens, fröhlich lasset und immer sein!" Zur gleichen Zeit, als ich diesen Tag bearbeitete (November 1998), war in den Nachrichten zu hören, dass in Indonesien die christliche Minderheit (ca. 10% Christen gegen 90% Moslems) schlimmste Verfolgung erleiden müsse. Noch während des Gottesdienstes wurden sie aus der Kirche getrieben, verfolgt und gequält und ihre Kirche niedergebrannt. Ähnliches war aus China zu. hören. Ob diese Gläubigen auch das obige Lied gesungen hätten?

Jesus verbirgt Seinen Jüngern nicht, dass sie in Drangsale und Leiden hineingeführt werden, Er verheißt ihnen niemals alle Tage Sonnenschein. Aber Er spricht ihnen zu, deshalb nicht zu verzweifeln und irre zu werden, denn Er habe die Welt die ihnen Leiden bereiten würde, überwunden, d.h. besiegt! Wer Ihm nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf und folge Ihm (gem. Mt 16:24). Und für das glaubenstreue Israel sagt Jesus im Blick auf den Abschluss dieses Äons eine große Drangsal voraus, wie sie n och nie da gewesen ist (Mt 24:3 ff).

Wir lesen also nirgends von Befreiung von Drangsalen, sondern vom Gegenteil. Und so erleben es auch die Glaubenshelden von Hebr 11. Und sie litten alle willig um der Verheißung willen, die sie nur von ferne sahen.

Wenn wir gestern von den Drangsalen Israels sprachen, so dürfen wir uns auch fragen, wie dies bei uns, der Körperschaft Christi, aussieht.

Nachdem wir gestern von der großen Drangsal am Abschluss dieses Äons sprachen, dürfen wir für uns erkennen, dass die Gläubigen der heutigen Verwaltung der Gnade nicht in diese Drangsal hineinkommen, die ja ein Teil des Zornes Gottes ausmacht. Uns ist verheißen, dass wir aus des Zornes Kommen geborgen werden (1Thes 1:10) bzw. dass wir vor dem Zorn gerettet werden (Röm 5:9). Dies heißt aber nicht, dass wir gegen Drangsal und Leiden gefeit sind! Typisch ist für uns der Werdegang des Apostels Paulus, dessen Glaubens- und Verheißungsstellung für uns als Muster dient (1Tim 1:16). Schon bei Seiner Berufung standen die Worte des Herrn, ausgesprochen durch Ananias, über seinem Leben: "... denn Ich werde ihm anzeigen, wieviel er um Meines Namens willen leiden muss" (Apg 9:16).

Der Weg des Paulus war mit Leiden angehäuft, doch waren sie keine Strafgerichte Gottes für falsches verhalten, sondern dienten dem göttlichen Ziel, die Werke Gottes an dem Leidenden offenbar zu machen!

Leiden widersprechen also nie der Liebe Gottes, sondern sie Bewährungsproben für den Glauben. Sie zeigen, wie weit der Gläubige im Glauben Wurzeln gefasst hat, ob er in allen Lagen Seinem Herrn und dessen Führung restlos vertraut. Dieses völlige vertrauen gibt dem "inneren" Menschen den Frieden, von dem Jesus zu den Jüngern spricht und von dem wir in Phil 4:7 lesen: "Dann wird der Friede Gottes, der allem Denksinn überlegen ist, eure Herzen und eure Gedanken wie in einer Feste in Christus Jesus bewahren." Übersehen wir aber nicht die Worte, die diesem Vers vorangehen: "Sorgt euch um nichts..."! Friede ist also eine Frucht des gegründeten und Sorgen ablehnenden Glaubens!

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17. Das Johannes-Evangelium Kapitel 17