Der Römerbrief - Kapitel 7

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Abschrift: Der Römerbrief I - IV (2001)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Der Römerbrief ist als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Der Römerbrief - Kapitel 7

Die Vereinigung mit Christus
Heiligung ist dem Gesetz unmöglich
Der Kampf der beiden Naturen

Die Vereinigung mit Christus

Röm 7:1

"Oder ist euch unbekannt, Brüder (denn zu Kennern des Gesetzes spreche ich), dass das Gesetz Herr über den Menschen ist auf so lange Zeit, wie der lebt?"

Schon viel hat Paulus in den vergangenen Kapitel über das Gesetz geschrieben, jeder Leser sollte eigentlich seinen Sinn verstanden haben. Dass jetzt erneut ein ganzes Kapitel diesem Thema gewidmet ist, zeigt uns die überaus große Bedeutung, die Paulus diesem Gesetz zumisst. Wenn also manche Ausführung schon an früherer Stelle gemacht wurde, so soll uns dies nicht verdrießlich sein.

Der erste Vers dieses 7. Kapitels beginnt mit einer Frage, gerichtet an Brüder, die offensichtlich Kenner des Gesetzes sind. Wer sind diese "Kenner des Gesetzes"? Wir denken hier zu Recht erst einmal an das Volk Israel, und hierbei vor allem an die Gelehrten des Volkes. Doch Israel als Bundesvolk hat keinen überhimmlischen, sondern einen irdischen Auftrag, der im tausendjährigen Königreich auf Erden ausgeführt werden muss. Die Ausführungen, die Paulus hier macht, sind aber auf das Überhimmlische ausgerichtet und gelten somit der Körpergemeinde Christi. Die Brüder, die Paulus anspricht, können folglich nur dieser Körpergemeinde angehören, wobei in besonderer Weise die Israeliten angesprochen sein mögen, die gleich Paulus, als Herausgerufene aus Israel zu Gliedern am Körper des. Christus berufen sind.

Doch wie steht es mit uns, die wir Berufene aus den übrigen Nationen sind? Sind auch wir Kenner des Gesetzes? Haben oder hatten wir überhaupt etwas mit dem Gesetz zu tun? Ja standen wir überhaupt schon einmal unter dem Gesetz?

Wenn wir uns hier von der Vorstellung lösen, Paulus spräche nur vom "mosaischen Gesetz" fällt uns das Verstehen der Aussagen Pauli wesentlich leichter. Wir denken, dass es Paulus hier nicht nur um das mosaische Gesetz, sondern generell um die Eigenart eines jeden Gesetzes geht, und damit sind dann auch wir in den Kreis der Angesprochenen aufgenommen.

Wenn auch wir, als Glieder am Körper des Christus, (im Vorgriff auf Vers 4) dem Gesetz gegenüber durch den Körper des Christus zu Tode gebracht wurden, so liegt in dieser Aussage auch eindeutig die Tatsache, dass wir zuvor unter dem Gesetz standen. Niemand kann also behaupten, wir hätten nie etwas mit dem Gesetz zu tun gehabt! Dabei sollten wir, wie schon gestern gesagt, nicht nur an das mosaische Gesetz denken. Jeder Mensch steht in irgendeiner Form. unter einem Gesetz, in Röm 2:14 lasen wir beispielsweise ja schon von dem "in die Herzen geschriebenen Werk des Gesetzes" all jener, die das mosaische Gesetz nicht haben.

Außerdem lesen wir, an uns gerichtet, in Gal 3:24, dass das Gesetz unser Geleiter zu Christus geworden ist - wie könnten wir also ohne diesen Geleiter zu Christus finden?

Die Aufgabe dieses Geleiters "Gesetz" ist es, uns erste einmal einen Maßstab für unser Erdenleben zu setzen, an dem wir ablesen können, was richtig oder falsch, bzw. was gut oder böse ist. Dann führt uns dieser Geleiter zum nächsten Punkt des Erkennens, dass wir durch und durch unfähig sind, den Anforderungen des Gesetzes genüge zu tun. Dieses Erkennen - und hierbei handelt es sich um das Erkennen unserer fleischlichen Natur - stürzt uns in Verzweiflung über uns selbst!

An diesem letzten Punkt muss jeder von uns irgendwann in seinem Leben angekommen sein! Auch Paulus demonstriert uns dies in den letzten Versen dieses Kapitels an seinem eigenen Leben.

Und an diesem Punkt in unserem Leben kommt dann die lichte Seite des Geleiters "Gesetz" zum Tragen - es führt uns zur Suche nach einem Ausweg aus diesem Elend, und der Ausweg führt direkt und wunderbar in die ausgestreckten Arme Christi, unseres Herrn und Hauptes.

Das große Problem unter den Gläubigen war und ist seit allen Zeiten, dass zwar die meisten "Kenner des Gesetzes" sind, d.h. die Buchstaben des Gesetzes sind ihnen bekannt, dass aber noch lange nicht alle Gläubige an jenen Punkt der ehrlichen Verzweiflung über sich selbst angekommen sind. Wie viele mühen sich ihr Leben lang ab, ihr Fleisch den Forderungen des Gesetzes anzupassen. Und jeder Tag endet mit einem neuen Fehlschlag!" Die Folgen solchen Abquälens sind Unruhe, Unfried und vor allem die ständige Ungewissheit der Rettung durch Christus Jesus.

Vor vielen Jahren kam der Verfasser dieser Zeilen in die für ihn etwas peinliche Situation, dass ihm eine ganz liebe, fast 80-jährige Glaubensschwester (sie hätte dem. Alter nach ja seine Mutter sein können) bekannt, dass sie in jungen Jahren eine schwere Sünde gegangen und bis zu diesem Tag keine Heilsgewissheit hätte. Man bedenke hierbei, dass dies Frau ein ganzes Leben lan gläubig war und regelmäßig in Gemeinden und Hauskreisen verkehrte.

Man kann also als Gläubiger durchaus ein "Kenner" des Gesetzes sein und hat trotzdem die Aufgabe des Gesetzes, nämlich ein Geleiter hin zu Christus zu sein, nicht erkannt, bzw. dessen Sinn und Ziel noch nicht in das praktische Erleben umgesetzt (sie mühen sich immer noch, das Gesetz zu halten). In solche Herzen kann noch nicht jener Friede Gottes einziehen, der gemäß Phil 4:7 allem Denksinn überlegen ist.

Lassen wir uns also (und vor allem alle diejenigen, die noch meinen, unter dem Gesetz stehen zu müssen) schrittweise von dem Apostel der Nationen an die Hand nehmen und auch die praktische (und unerlässliche) Erfahrung machen, dass wir in unserem Fleisch heraus nichts vermögen, am allerwenigsten das Gesetz zu erfüllen, dass aber die Gnade, die uns in Christus zuteil geworden ist, alles vermag!

Wir haben den ersten Vers in den letzten Tagen noch nicht abschließend behandelt. Es wird dort in der Fragestellung festgestellt, dass das Gesetz Herr über den Menschen ist auf so lange Zeit, wie er lebt. Dies führ uns. zu der wichtigen Eigenart eines jeglichen Gesetzes, dass dieses ausschließlich für Lebende geschrieben wurde! Wie könnte es auch bei einem Toten ein Geleiter hin zu Christus sein?

Die Eigenart eines Gesetzes ist also die, dass es nicht beliebig beiseite gestellt werden kann, sondern Herr über den Menschen ist, so lange wie er lebt.

Und noch eine Eigenart des Gesetzes sollen wir erkennen: Es ist dem Menschen, "um seines Fleisches willen" gegeben. So lange ein Mensch im Fleisch ist, und dies ist er ja sein Leben lang - so lange steht er auch unter der Herrschaft des Gesetzes. Das Gesetz ist also die Richtschnur für einen Wandel im Fleisch; nur der Tod löst seine Schranken auf. Diese Tatsache gilt natürlich auch für Gläubige, ja für sie in ganz besonderer Weise.

Es liegt in der Wesensart des Einzelnen, wie lange er sich mit seinem Fleisch abmüht, bis er resigniert aufgibt. Bei einem wird es länger, bei dem anderen kürzere Zeit dauern. "Aufgeben" darf aber nie "Resignation" heißen. "Aufgegeben" wird nur der Kampf gegen das Fleisch, verbunden mit der gleichzeitigen Suche nach einem neuen Weg, einem Weg, der keine Fehlschläge und keine Enttäuschungen mehr bringen muss. Gottes Wort, geheroldet durch Paulus, bietet diesen Weg ab aber:

An seinem Anfang, wie könnte es anders sein, steht auch hier wieder der Tod (der des alten Menschen)! Lasst uns also zuversichtlich diesen Weg betreten - er wird uns in die Herrlichkeit Gottes führen.

Röm 7:2

"Denn die Frau, die einem Mann untersteht, ist durch Gesetz an den lebenden Mann gebunden. Wenn aber der Mann stirbt, ist sie des Gesetzes des Mannes enthoben."

Der neue Weg, der den Kampf gegen unser Fleisch und gegen die Herrschaft des Gesetzes aufnimmt, beginnt mit einem Tod. Um dies zu verdeutlichen, gebraucht Paulus ein Bild, und zwar jenes der Ehe.

Bevor wir näher auf dieses Bild eingehen, möchten wir zuerst auf einen Missbrauch hinweisen. Gottes Wort ist, ebenso wie unsere menschliche Sprache, reich an Bildern, die angewandt werden, um einen Sinn zu verdeutlichen. Dabei ist aber sehr genau zu beachten, dass solche ein Bild nur gezielt eine ganz bestimmte Sache verdeutlichen soll. Wird das Bild jedoch auch dazu verwandt, um andere Dinge zu belegen, so ist dies ein Missbrauch! Das Bild in unserem Leitvers möchte eine einzige Sache veranschaulichen: Der Tod dem Gesetz gegenüber! Wer über diese hinaus dem Bild weitere vermeintliche Aussagen beimisst, wie" "Christus sei der Mann, und wir, die Körpergemeinde, die Frau bzw. das Weib oder die Braut", der missbraucht dieses Bild. Es ist ein. unbedingtes "Muss", das wir lernen, die Bilder in Gottes Wort ausschließlich auf das zu beziehen, was sie aussagen sollen! Wer dies ablehnt, kann letztlich jede Unwahrheit belegen. Die vielen Irrlehren in den verschiedenen Lagern der Gläubigen reden hier eine aufrüttelnde Sprache.

Und noch eines wollen wir diesem Bild voranstellen: Es passt nicht mehr in unsere moderne aufgeklärte und emanzipierte Welt, dass eine Frau dem Mann "unterstehen" soll. Dies hat zwar mit unserem Thema nichts zu tun, wir wollen deshalb dieses andere Thema auch nicht ausschöpfen, doch manch junger (vielleicht auch älterer) Mensch, der dem Zeitgeist huldigt, mag sich an dieser Wahrheit stoßen. Doch Gott huldigt nicht dem Zeitgeist, vielmehr sind Seine Wahrheiten unverbrüchlich und unwandelbar. So wurde die Herrschaft des Mannes über das Weib schon im Garten Eden nach dem Sündenfall in 1Mo 3:16 durch Gott festgelegt und im gesamten Wort Gottes immer wieder bestätigt.

Das Gesetz, dem jeder Mensch zu seinen Lebzeiten untersteht, vergleicht Gottes Wort mit dem Bild einer Frau, die gleichfalls ihrem Mann bis zum Tod untersteht. Jesus Selbst bestätigt dies mit den Worten: "Was Gott zusammengejocht hat, soll der Mensch nicht scheiden" (Mk 10:9). Auf die Frau bezogen spricht der Herr durch Paulus: "Die Frau trennen sich nicht vom Mann" (1Kor 7:10), und dies gilt für ein ganzes Leben.

Wenn nun der Ehemann stirbt, dann kann dieser auch nicht mehr die Herrschaft über die zurückgebliebene Ehefrau ausüben - sie ist frei von der Herrschaft des Mannes.

Die Befreiung wurde durch den Tod herbeigeführt!

Interessant für uns ist, dass Gottes Wort hier die Unterstellung der Frau unter den Mann als "Gesetz des Mannes" bezeichnet. Dabei ist das Ende dieses Gesetzes erst mit dem Tod des Mannes erreicht. Die Ehe ist demnach nur um des Fleisches willen gegeben, in der neuen geistlichen Welt wird es diese nicht mehr geben. Das Gesetz selbst, dem die Frau untersteht, kann aber nicht sterben, es stirbt nur der Ehemann. Unser Bild hat somit die klare Aussage: Der Mann stirbt, und durch seinen Tod wird die Ehefrau vom Gesetz befreit, das sie an ihren Mann bindet. Der Frau wird also der Tod eines anderen Menschen (in unserem Fall des Ehemannes) zugerechnet! Sie wird dadurch frei! Der Tod ihres Mannes entzieht die Frau dem Wirkungsbereich dieses Gesetzes!

Paulus will uns also an diesem Bild deutlich machen: E gibt noch einen anderen Weg als den eigenen Tod, um dem Gesetz enthoben zu werden:

Den Tod eines anderen!

Röm 7:3

"Demnach nun wird man sie, solange der Mann lebt, mit Ehebrecherin bezeichnen, wenn sie einem anderen Mann zu eigen wird. Wenn aber ihr Mann stirbt, ist sie frei vom Gesetz

der Ehe; sie ist keine Ehebrecherin, wenn sie einem anderen Mann zu eigen wird."

Unser heutiger Leitvers bestätigt folgende Tatsachen:

Es ist der Frau zu Lebzeiten ihres Mannes nicht gestattet, einem anderen Mann anzugehören; man würde sie als Ehebrecherin bezeichnen. In 3Mo 20:10 spricht Gott zu Mose, dass derjeinige, der die Ehe bricht, des Todes sterben soll. Der eigenen Tod macht es der Ehebrecherin ja dann unmöglich, weitere Verbindungen einzugehen.

Die Ehebruchsituation ist auf uns nicht anwendbar, wohl aber die Gesetzesbefreiung durch Tod.

Dabei ist es wichtig,dass siech durch den Tod des Ehemannes ein neuer Weg auftut. Ohne eigenes Tun ist die Ehefrau dem Gesetz des Mannes enthoben und damit frei für eine neue Bindung. Auf uns bezogen sagt das Bild, dass auch für uns ein anderer sterben muss, dessen Tod dann für uns, ohne dass wir mitwirken müssen, Freiheit von der Herrschaft des Gesetzes bringt.

Der Tod des Ehemannes bzw. der Tod desjenigen, der für uns stirbt, geschieht, wie oben gesagt, ohne unser Mitwirken; und doch muss die Ehefrau bzw. müssen wir etwas tun:

Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass jemand für uns gestorben ist!

Wir können dies auch anders ausdrücken: Wir müssen von uns wegsehen und darüf unsere Blicke auf den richten, der für uns gestorben ist - auf Jesus Christus, unseren Herrn!

Röm 7:4

"Daher, meine Brüder, wurdet auch ihr dem Gesetz gegenüber durch den Körper des Christus zu Tode gebracht, damit ihr einem anderen zu eigen werdet, dem aus den Toten Auferweckten, auf dass wir für Gott Frucht brächten."

Vom Darstellen des Bildes geht Paulus jetzt zu uns über und kommt zur praktischen Handhabung. Und wie er schon im ersten Vers dieses Kapitels das persönliche Wort "Brüder" benutzt hat, so wendet er dieses auch jetzt wieder an, weil er und das Folgende ganz besonders ans Herz legen möchte. Dabei sei noch angemerkt, dass in dem griechischen "adelphoi" (in der Mehrzahlform) die männliche und weibliche Form enthalten ist, womit das Wort "Brüder" durchaus unserem Wort "Geschwister" entspricht.

Was in dem Bild der Eheleute durch den Tod des Mannes geschah, ist für uns durch den Körper des Christus geschehen, der zu Tode gebracht wurde. Dabei wollen wir zuerst festhalten: Wir selbst haben an diesem Tod keinerlei Verdienste noch in irgendeiner Form ein eigenes Mitwirken. Christus Selbst begab Sich freiwillig in den Körper des Fleisches und wurde in der Art und Weise wie ein Mensch erfunden (siehe Phil 2:6-8). Er erniedrigte Sich deshalb, um den Tod für uns sterben zu können. Gott Selbst, der ja in Christus war, die Welt mit Sich versöhnend (2Kor 5:19), hat dabei den Preis des Todes bezahlt. Wo ist unser Ruhm? Wo ist unser Verdienst? Wo ist unser Wirken? Nichts von alledem ist unser, alles aber ist Gottes!

Mit wenigen Worten beschreibt Paulus dieses gewaltige Geschehen, welches uns aus unserer Verzweiflung über uns selbst herausführt auf den mit Freude erfüllten Weg hin zu Christus. Wir sind durch den Tod Christi dem Gesetz gegenüber zu Tode gebracht - das Gesetz hat keine Herrschaft mehr über uns! Wir sind, gleich der Ehefrau, zu einer neuen Bindung befähigt!

Das Gesetz ist aber damit nicht abgeschafft, im Gegenteil, es hat seine Aufgabe noch lange nicht an allen Menschen erfüllt; aber für uns, die Körpergemeinde Christi, heißt es heute schon: "Denn die Vollendung des Gesetzes ist Christus" (Röm 10:4).

Unser eigenes Mitgestorbensein im Körper des Christus behandelte Paulus j schon recht ausführlich im vergangenen Kapitel 6. "Oder erkennt ih nicht, dass wir alle, die wir in Christus Jesus getauft sind, in Seinen Tod getauft wurden? (Röm 6:3), oder: "Dies erkennend, dass unsere alte Menschheit zusammen mit Ihm gekreuzigt wurde" (Röm 6:6). Alles, was wir dort gelernt haben, sollen wir nun auch im 7. Kapitel, und hier besonders in unserem Leitvers, anwenden.

So wie wir der Herrschaft der Sünde durch Seinen Tod entronnen sind, so verläuft auch unser Weg, um der Herrschaft des Gesetzes enthoben zu werden. Dabei ist in jedem Fall der Tod Christi Jesu buchstäblich geschehen, unser Tod jedoch ein geistlicher Vorgang, ein geistlicher Akt des Glaubens. Und genau hierin liegt für so viele von uns die Schwierigkeit!

Israels Aufgabe als Bundesvolk Gottes ist mit der Erde verbunden. Seine Zubereitung ist damit sichtbar für alle Menschen mit dem Fleisch verbunden. Unsere zukünftige Aufgabe liegt in den Überhimmeln, und unsere Zubereitung hier auf Erden ist unsichtbar, weil sie geistlicher Natur ist. Es liegt in der Natur des Menschen, dass er viel leichter mit sichtbaren Dingen. umgehen kann als mit geistlichen. Deshalb haben sich viele Gläubige den geistlichen Vorgang des Mitgestorbenseins mit Christus mit dem sichtbaren geschehen der Wassertaufe erleichtert, obwohl dieses buchstäblich Untertauchen für die Körperglieder ein völlig nutzloser Vorgang ist, den schon der Hebräerbrief (Hebr 6:1-2) als "Anfangsgrund" bezeichnet. Um jedoch zur Reife gebracht zu werden, müssen alle sichtbaren Handlungen abgelegt werden, und wir müssen lernen, mit geistlichen Dingen umzugehen, d.h. sie auf uns anzuwenden, so als wären sie buchstäblich!

In Eph 1:15-17 sehen wir den Apostel Paulus in der Fürbitte für alle Heiligen stehen. Er fleht u. a. zuerst um geistliche Weisheit, die durchaus auch bei unserem Leitvers benötigt wird, liegt doch die Erkenntnis Gottes Selbst für uns immer in Seinem Sohn, der das Abbild des unsichtbaren Gottes ist (Kol 1:15).

"Daher, meine Brüder, wurdet auch ihr ...", mit dieser Aussage fordert Paulus unser geistliches Verständnis, Gottes Handeln zu erkennen, und zu verstehen. In Christus hat Gott für die "in Christus Auserwählten und Vorherbestimmten" einen geistlichen Weg geschaffen, der Herrschaft des Gesetzes enthoben zu sein. Das Gesetz wurde für das Fleisch gegeben, um die Schwachheit desselben offenbar zu machen. Doch "in Christus" sind wir ja dem Fleisch gegenüber zu Tode gebracht, um fortan einen geistlichen Wandel zu führen (Gal 5:16). Einen geistlichen Wandel zu führen, d.h., das eigene Fleisch durch den Körper des Christus für tot zu halten und trotzdem täglich mit der buchstäblichen Gegenwart des mehr oder weniger betriebsamen Fleisches konfrontiert zu sein - dieser Kampf erfordert in der Tat auch unsere eigene Fürbitte untereinander, wie sie Paulus uns oben lehrt.

Fürbitte untereinander ist deshalb so überaus wichtig, weil uns unser Fleisch ständig verlockt, unsere geistliche Stellung zu verlassen und in die Niederungen des Gesetzes herabzusteigen. Und gerade dies feuert unser Fleisch zu noch größerer Betriebsamkeit und Kraftentfaltung an. Lassen wir uns doch heute wiederholt und erneut eindringlich zusprechen: Wir sind dem Gesetz gegenüber durch den Körper des Christus zu Tode gebracht!

Sich geistlich (in Gedanken) mit Christus zu beschäftigen, dies bringt uns nicht nur geistliches Wachstum, sondern auch geistliche Standfestigkeit ein - eine wunderbare Aufgabe unserer Fürbitte untereinander!

"... damit ihr einem anderen zu eigen werdet, auf dass wir für Gott Frucht brächten."

Freiheit vom Gesetz kann nie heißen; fortan tun und lassen zu können, was man will, was ja Missbrauch bedeuten würde; vielmehr heißt es, dass wir "einem anderen" zu eigen werden. Dies be deutet, dass wir in unserem neuen Leben uneingeschränkt an die Kraftquelle des auferstandenen Sohnes Gottes angeschlossen sind. Diese Kraftquelle setzt uns unter die Führung des Geistes und der Liebe Christi in uns.

Unser Ziel muss sein, uns von der Herrschaft des Gesetzes zu lösen, das die Wirksamkeit des Geistes in uns einschränkt oder gar lähmt, und uns an die einzig wahre Kraftquelle; Christus Jesus, anzuschließen.

Der tote Körper des Christus bestätigt unser Mitgestorbensein. Dem auferweckten Christus gehören wir an, um für Gott Frucht zu bringen.

Unter dem Gesetz waren wir unfähig, auch nur eine Geistesfrucht aus uns hervorzubringen. Das Gesetz führt in den Tod, weil es verurteilt. Doch in unserem neuen Leben "in Christus", welches wir im Geist (in unserem Denksinn) führen, sind wir mehr und mehr in der Lage, Frucht für Gott hervorzubringen, weil wir, Ihn anschauend, immer mehr in Sein Bild umgestaltet werden (gem. 2Kor 3:18). Dabei tritt das ein, was uns in diesem Wort gesagt ist:

"Die Herrlichkeit des Herrn widerspiegelnd"; und widerspiegeln dürfen wir nach und nach "Liebe, Freude, Friede, Geduld, Milde, Gutheit, Treue, Sanftmut, Selbstzucht",. also alles Früchte, wie sie in Gal 5:22 aufgezählt werden.

Röm 7:5

"Denn als wir im Fleisch waren, wirkten die durch das Gesetz erregten Leidenschaften der. Sünden in unseren Gliedern, um dem Tod Frucht zu bringen."

Der Mensch ist von Gott so erschaffen worden, dass er befähigt ist, aus Gegensätzen zu lernen. Nur durch die Dunkelheit der Nacht erfreut er sich am Licht des Tages. Auch Gottes Wort greift in. unserem Leitvers auf dieses Lernsystem mit den Worten zurück: "Denn als wir im Fleisch waren". Damit steht das "Einstmals" unserer alten Natur im Fleisch vor unseren Augen, auf die wir. zurückblicken sollen, im Gegensatz zu unserer "jetzigen" neuen Natur. Dieser Rückblick macht uns immer wieder aufs Neue bewusst, welchen Reichtum wir in Christus haben!

"Im Fleisch sein" ist ein Zustand, der alle Menschen umfasst. Selbst wenn wir gläubig geworden sind, sind wir buchstäblich immer noch in unserem Fleisch, unser neues Leben ist geistlicher Natur. Der Unterschied liegt darin, dass in unserem alten Leben das Fleisch der bestimmende Faktor war. Und weil wir zu kraftlos waren, dem Wirken des Fleisches Einhalt zu gebieten, wirkten sich die Begierden der. Sünde in uns aus. Wenn Paulus hier von "dem Gesetz der Sünde in unseren Gliedern" redet, so meint er hier nicht das mosaische Gesetz, sondern ein Gesetz, welches allem Fleisch, und damit allen Menschen, innewohnt. Wir werden im Verlauf dieses Kapitels noch öfters auf dieses Gesetz stoßen.

Das hier angesprochene Gesetz vermehrte die Sünden in uns, indem sie die Leidenschaften erregten. Deshalb wird der im Fleisch lebende Mensch danach trachten, die Begierden des Fleisches immer mehr auszuleben. Doch die Frucht ist nichts anderes als dem Tod angehörend. In Umkehr zu Gal 5:22 ist es Lieblosigkeit, Begierde, Unfriede, Ungeduld, Brutalität, Boshaftigkeit, Untreue, Aggression, Unzucht-

Unser Blick zurück muss uns tief erschrecken, aber er darf gleichfalls in tiefe Dankbarkeit führen dem gegenüber, dessen Geist jetzt in uns wohnt!

Röm 7:6

"Nun aber sind wir, als Gestorbene, des Gesetzes enthoben (in welchem wir festgehalten wurden), so dass wir in Neuheit des Geistes sklaven und nicht in Altheit des Buchstabens."

Der Rückblick am gestrigen Tag in die Dunkelheit der Bindung an das Gesetz war eine Notwendigkeit, um das heutige Leitwort, welches mit "Nun aber" beginnt, erst richtig aufleuchten zu lassen. Welch eine kolossale Erleichterung, welcher Triumph liegt schon in diesen ersten zwei Worten!

Das Gesetz der Sünde in unseren Gliedern zeigte uns täglich unsere Gefangenschaft im Fleisch und klagte uns. ununterbrochen an, diesem Gesetz gegenüber schuldig zu sein. Also ein Leben voller Unruhe, Unfriede und Verzagtheit. "Nun aber" richtet Paulus unsere Augen von uns weg, indem er uns als "Gestorbene" bezeichnet, und als solche sind wir dem Gesetz enthoben. Wir sind hierin dem Stand jener Ehefrau vergleichbar, deren Mann starb und sie durch seinen Tod zu einem neuen Leben mit einem anderen Mann befähigt. Er Selbst, der Sohn Gottes, hat, als Auferstandener in die Höhe aufgestiegen, "die Gefangenschaft (unter dem Gesetz) gefangengenommen" (Eph 4:8) und uns befreit. "Für die Freiheit hat Christus uns freigemacht", lesen wir Gal 5:1, damit wir in Neuheit des Geistes sklaven.

Es mag manchem von uns wie ein Widerspruch klingen, wenn wir einerseits von etwas befreit werden und zu dieser Freiheit auch gerufen sind, andererseits aber einem neuen Herrn sklaven sollen, also wiederum in eine neue Unfreiheit kommen. Doch bedenken wir, die grenzenlose Freiheit, wie sie sich der Mensch wünschen mag, gibt es nicht! Entweder er dient dem Gott dieses Äons, und dies ist kein anderer als Satan selbst (2Kor 4:4), oder er dient dem einzigen und wahren Gott, dem Vater unseres Herrn Jesus Christus und in Ihm auch unserem Vater. Wer trotzdem für eine uneingeschränkte Freiheit eintritt, und sei es auch nur für die auch von Gläubigen so gerne propagierte Freiheit des menschlichen Willens, wird damit ein geblendetes Opfer Satans als Engel des Lichts sein (2Kor 11:14).

Es gibt eine Sklaverei, die fesselt, die anklagt und zum Tode führt - und es gibt ein Sklaven in Neuheit des Geistes. Gleicherweise gibt es ein Gesetz in Buchstaben, das tötet - und es gibt das Gesetz des Geistes, das Leben in Christus Jesus schenkt und uns vom Gesetz der Sünde und des Todes befreit.

In 2Kor 3:6 lesen wir: "... den der Buchstabe (des Gesetzes) tötet, der Geist aber macht lebendig." Für uns, die Körperglieder Christi Jesu, ist der Buchstabe des Gesetzes abgetan. Hier muss die Frage gestellt werden: Ist er das wirklich für uns?

Den Kolossern bescheinigt Paulus in Kol 1:3-8 lobenswert, dass er von ihrem Glauben an Christus Jesus und von ihrer Liebe zu allen Heiligen hörte, von der Frucht, die sie bringen, und erhebt noch weitere positive Eigenschaften dieser Gemeinde hervor. Und doch muss er ihnen in Kol 2:16-23 anbefehlen, gerade die Altheit des Buchstabens hinter sich zu lassen, wozu das Richten über Speise und Trank gehören, das Halten bestimmter Festtage, das Wichtigtun des Fleisches, das freiwillige sTellen unter menschliche Erlasse. Über allen Aufzählungen schreibt er als Fazit in Kol 2:23: "... die aber von keinerlei Wert sind, außer zur Befriedigung des Fleisches". Wenn wir die Aufzählungen in Kol 2:16-23 lesen und uns dieser Wahrheit stellen, dann werden auch wir feststellen, dass noch lange nicht alles der Vergangenheit angehört. Dabei ist wohl eine unserer empfindlichsten Stellen das Ansehen unseres Fleische, sei es in Wichtigtuerei, in falscher Demut oder Übereifer. Dem Timotheus schreibt Paulus: "Wir wissen aber, dass das Gesetz ausgezeichnet ist, wenn es jemand gesetzmäßig gebraucht" (1Tim 1:8), und der gesetzmäßige GEbrauch des Gesetzes heißt für uns: "Wenn ihr nun zusammen mit Christus auferweckt wurdet, suchet das droben, wo Christus ist" (Kol 3:1). Wer auf das, was droben, un dnich tmehr aufdas, was auf ERden ist, sinnt, der braucht das gesetz tatsächlich nicht mehr, weil er sich mit Höherem beschäftigt!

Heiligung ist dem Gesetz unmöglich

Röm 7:7

"Was wollen wir nun vorbringen? Etwa das Gesetz sei Sünde?" Möge das nicht gefolgert werden! Jedoch hätte ich die Sünde nicht erkannt, wenn nicht durch das Gesetz. Denn auch von den Begierden wüsste ich nichts, wenn nicht das Gesetz sagte: Du sollst nicht begehren!"

Wie in keinem anderen seiner Briefe wendet der Apostel Paulus gerade im Römerbrief immer wieder die Redeform an: "Was sollen wir nun vorbringen?" und möchte damit unseren aufkommenden Fragen und den damit eventuell verbundenen Folgerungen zuvorkommen.

Ließe sich aus dem bisher Gesagten tatsächlich die Frage stellen: Ist das Gesetz Sünde? Zurückschauend kommt hierbei nur Vers 5 infrage. Das Gesetz erregt tatsächlich erst die Leidenschaften der Sünden in. unseren Gliedern, um dem Tod Frucht zu bringen. Im Gegensatz hierzu gäbe es ohne Gesetz keine (Leidenschaften der) Sünden und keine Frucht zum Tod. Ist also das Gesetz doch Sünde? Oder arbeiten Gesetz und Sünde zumindest Hand in Hand?

Tatsache ist, dass das Gesetz die Sünde nicht geschaffen hat, wohl aber macht es die Sünde für den Menschen erkennbar. Schauen wir uns das ersten Menschenpaar im Garten Eden an. Das Gesetz bestand für sie in dem einen Gebot: "...nicht essen sollst du ...". Das Nichtbefolgen dieses Gesetzes war Zielverfehlung, also Sünde. Hätte Gott das Gebot nicht gegeben, wären Adam und Eva nie in Sünde gefallen, sie und ihre Nachkommen würden heute noch im Paradiesgarten leben. Bei Eva bewirkte das Gesetz (Gebot) zuerst die Leidenschaft der Sünde, indem sie begierig nach der verbotenen Frucht schaute - es war eine Frucht zum Tode. Die beiden Menschen protestierten aber nicht, als Gott sie strafte, sie erkannten ihr sündiges Verhalten, das Gesetz machte die Sünde für sie erkennbar. Gott gab aber Sein gebot nicht, um die Menschen ins verderben zu stürzen - in diesem Fall wäre das Gesetz wirklich Sünde, was nicht gefolgert werden darf - , sondern um auf einem langen Weg im sterblichen Fleisch die Herzen Seiner Geschöpfe z u erleuchten, damit sie Ihn, den Vater der Herrlichkeit, in rechter Weise erkennen!

Es ist schon richtig, wenn ein Bruder sinngemäß geschrieben hat: "Wer dem Anfang nicht richtig erkennt, kann auch nie das Ende richtig erkennen!" Auf unser Thema bezogen heißt dies: Wer den Anfang von Gesetz und Sünde im Garten Eden nicht in seiner Tiefe verstanden hat, wird auch das Ende nicht richtig erkennen können, d.h., das Ziel Gottes bleibt diesem verhüllt. Als Beispiel dienen hier die vielen Gläubigen, die in dem Fehlverhalten des ersten Menschenpaares deren eigene Schuld sehen. Am Ende sehen dies Gläubigen dann auch den Großteil der Menschheit aus eigener Schuld in einem vermeintlich ewig andauernden Höllenfeuer mit nie mehr endender Qual!

Gott aber hat den Menschen nicht erschaffen, um ihn dahinzugeben und ihn letztlich im Verderben enden zu lassen, sondern Sei nem Endziel unterstellt, einmal "alles in allen zu sein" (1Kor 15:28), wobei unter "allen" nicht nur 5% der Menschheit zu verstehen ist, sondern 100%! Wer nicht erkennen kann, dass Gott auch die Anfänge im garten Eden nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkte, wird auch das herrliche Endziel Gottes kaum erkennen können. Und gerade das Gesetz spielt ja eine ganz wichtige Rolle in Gottes Heilsplan, es kann also gar nicht Sünde sein!

Paulus spricht jetzt aus seinem Leben. Was er sagt, gilt auch uns. Sein zurückliegendes Leben ist auch für uns beispielhaft und hilfreich. Als junger Saulus wurde er mit zwölf Jahren dem jüdischen Gesetz unterstellt und wollte fortan seinem Gott mit aller eigenen Kraft dienen. Doch vor Damaskus trat ihm der Herr entgegen und machte alles eigene Mühen mit einem Schlag zunichte. Und jetzt denken wir an uns: Immer, wenn uns ein Wort Gottes innerlich beeindruckt, kommt es zu uns und erweist seine Kraft. Am Anfang lässt es uns immer "uns selbst" erkennen. Auch das Wort des Herrn, welches vor Damaskus zu Saulus kam, war voller Kraft, nur ... es stärkte nicht des Saulus eigene Kraft, sondern zeigte ihm auf, welch ungeheure Sündenmacht in seinen Gliedern wohnte.

Röm 7:8

"Die Sünde erhielt aber einen Anreiz durch das Gebot und bewirkte in mir allerlei Begierde; denn ohne das Gesetz ist die Sünde tot."

Auch unser Glaubensleben fand ja in der Regel seinen Anfang darin, dass uns das Wort Gottes ansprach und uns zum einen unsere Sündhaftigkeit und die damit verbundene Verurteilung zeigte, andererseits aber auch den Weg und das Leben in Christus wies.

Nun machte Paulus in seinem Leben die Erfahrung, dass durch das Gebot, welches ja auch Gottes Wort ist, die Sünde den Anreiz zu allerlei Begierde in seinem Fleisch bewirkte. Die Erfahrung, die er machte, muss auch unseres sein.......! Gottes Wille ist es ja, dass wir aus Erfahrung lernen. Paulis Erlebnisse sind auch unsere oder müssen es noch werden!

Wir alle haben zum größten Teil schon drastisch an unseren Kindern oder Enkelkindern erlebt, wie für diese gerade die verbotenen Dinge am interessantesten sind. Ein Messer, welches auf dem Tisch liegt, wird für das Kind erst interessant, wenn wir ihm verbieten, es anzufassen. Man spürt dann direkt, wie es das Kind reizt, gerade dieses Verbot zu brechen und seine Fingerchen förmlich zu dem Messer getrieben werden. Was bei dem Kind schon im Kleinen sichtbar wird, wird bei dem Erwachsenen umso stärker erlebbar: Das Gesetz, welches uns etwas verbietet, bewirkt in unseren Glieder die Begierde, gerade das Verbotene zu tun! Kennen wir diese Regungen, liebe Geschwister?

Und wieder steht die Frage von Vers 7 vor uns: "Etwa das Gesetz sei Sünde?" Auch unser Leitvers sagt ja aus, dass erst durch den Anreiz des Gesetzes die Begierde in mir entstand - aber auch hier gilt, dass uns Gottes Wort in dieses Erleben hineinführen will und wir den Kampf gegen unsere alte Natur, gegen das Fleisch, so lange führen mussten, bis wir nur noch den einen Weg offen hatten: Das Mitgestorbensein im buchstäblichen Tod des Christus.

Röm 7:9

"Ich aber lebte einst ohne Gesetz; doch als das Gebot kam, lebte die Sünde in mir auf."

Es befremdet uns im ersten Augenblick, wenn Paulus behauptet: "Ich aber lebte einst ohne Gesetz", lebte und wuchs er doch in einer Umgebung auf, die streng nach dem Gesetz geformt war. Auch wurde Paulus (damals Saulus), wie jeder israeltitischer Knabe mit zwölf Jahren bewusst dem Gesetz unterstellt. Wie kann er da behaupten, einst ohne Gesetz gelebt zu. haben?

Es ist spürbar, dass uns Paulus an einen ganz bestimmten Punkt heranführen möchte, man kann diesen Punkt auch als eine Brücke erkennen, die notwendig ist, um zu Kapitel 8 zu kommen! Der Punkt ist unser aller praktische Erfahrung mit der Macht der Sünde in unserem Fleisch.

Paulus braucht nicht extra zu erwähnen, dass er seit früher Jungend dem Gesetz unterstellt war, im Gegenteil, er setzt unser Wissen darüber voraus, dass er bis zu seinem Erlebnis vor Damaskus mit aller Kraft seinem Gott zu dienen glaubte. Er war zutiefst davon überzeugt, Gott zu leben, weil er keine Macht in seinen Gliedern vermutete, die ihn fehlleiten bzw. in verwerfliche Begierden führen könnte. Und genau in diesem Stadium leben auch heute noch viele Gläubige. Mit viel seelischem Enthusiasmus und vermeintlich eigener Willenskraft versuchen sie, mit Gottes Wort und Geboten fertig zu werden. Doch irgendwann muss der Augenblick kommen, wo das Gesetz des Menschen eingebildete Kraft zerstört - bei Paulus geschah dies vor Damaskus.

Pauli Bekenntnis, einst ohne Gesetz gelebt zu haben, zeigt uns den Wendepunkt in seinem Leben auf. Vorher war er zwar unter das Gesetz gestellt, und doch lebte er ohne dieses - er brauchte hier keinen Erlöser! Danach, mit dem Öffnen seiner inneren Augen vor Damaskus, wurde das Gebot lebendig: "Doch als das Gebot kam, lebte die Sünde in mir auf". Immer mehr erkannte Saulus die Schwächen seines Fleisches und die Tatsache, dass das Gesetz die Sünde erst recht schürt und vermehrt. Für uns liebe Geschwister, ist diese Erkenntnis aber kein Endpunkt, sondern eine Brücke zu einem ganz neuen Leben in Christus Jesus, unserem Herrn!

Röm 7:10

"Ich aber starb, und es fand sich, das Gebot, das mir zum Leben gegeben war, dieses führte in den Tod."

Gestern mussten wir dem scheren Gedankengang nachgehen, dass Paulus aussagte, "einst ohne Gesetz gelebt zu haben", obwohl er ja von Jugend an unter das Gesetz gestellt war. Seine Aussage muss also bildlich gesehen werden. Die heutige Aussage erleichtert es uns, mit der biblischen Bildersprache umzugehen, weil auch unser Vers 10 nur bildlich. zu verstehen ist, allerdings besser erkennbar als in Vers 9, weil wir alle wissen, dass der Apostel mit obigem Leitvers niemals seinen buchstäblichen Tod meinte, sondern den totalen Zerbruch seines bisherigen Lebens, die Zerstörung seines Vertrauens auf die eigene Kraft, den Ruin all seiner frommen Ideale. Der Sündenkeim in seinen Gliedern wurde durch das Gebot nicht nur entdeckt, sondern entwickelte sich zu einer neuen Triebkraft.

Pauli Aussage "ich aber starb" hat nichts mit dem Mitgezeugtsein mit Christus zu tun, sondern mit diesem Sterben zeigt Paulus den Abbruch der Harmonie mit seinem Gott an, veranlasst durch die Macht der Sünde. Ein Mensch, der mit Gott keine Verbindung mehr hat, ist geistlich gesehen, "tot"!

Das Gebot sollte Paulus zum Leben führen, nämlich hin zu Christus. Doch der Apostel machte die Erfahrung, dass es in den Tod führte! Damit ist aber nicht die Endstation angesprochen, sondern. lediglich eine Etappe auf dem Weg zu Gott. Bedenken wir, mit welchen großen. Idealen der junge Saulus seinem Gott dienen wollte, indem er die Jünger Jesu verfolgte. Und welch ein entsetzlicher Moment muss es gewesen sein, als der junge Pharisäer erkennen musste, dass all sein eigenes Mühen, all seine frommen Vorsätze ihn, gemessen am Gebot, erst einmal in den Tod führten!

Geliebte Geschwister, es ist in der Tat eine erstaunliche Erfahrung im Leben des Menschen, der Gottes Geist erhält, dass er vom Gesetz betrogen wurde. Anstatt einer Belohnung führt ihn dieses in den Tod. Wie gut, dass und die kommenden Verse aus dieser Lage herausführen.

Röm 7:11

"Denn die Sünde, durch das Gebot einen Anreiz erhaltend, täuschte mich völlig und tötete mich durch dasselbe."

Der heutige Vers erhärtet die gestrigen Aussagen und differenziert gleichzeitig, wer es ist, der in den Tod führt. So sagt unser Vers aus, dass nicht das Gesetz der Bösewicht ist, sondern die Sünde. Damit wird schon einmal geklärt, dass wir nicht durch das Gesetz betrogen werden, wie wir dies gestern einfach einmal in den Raum gestellt haben, sondern vielmehr ist es die Sünde, die gebrandmarkt werden muss!

Das Gebot gibt der Sünde in uns einen Anreiz. Schauen wir hier wiederum in den Paradiesgarten. Wie oft lief Eva an jenen Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen vorbei, ohne ihn besonders zu beachten. Doch als das Gebot Gottes erging, von diesem Baum nicht zu essen, da zogen gerade die Früchte dieses Baumes die Augen Evas auf sich und leuchteten plötzlich in ganz besonders verlockenden Farben auf. Trefflich beschreibt Gottes Wort diese Situation: "Da sieht das Weib, dass der Baum gut ist zur Speise und dass er den Augen Gelüste macht und zu begehren ist als der Baum, der klug macht! (1Mo 3:6).

Nicht das Gebot Gottes betrog die Eva, sondern die Gelüste in ihr, die Begierden, die durch das gebot geweckt wurden. Das Gebot Gottes war der Maßstab, an welchem der erste Mensch schon erkennen konnte, dass in seinem Fleisch nichts Gutes wohnt, ja dass ihn die Sünde, welche in seinem Fleisch von Anfang an Wohnung hat, in den Tod, d. h. in die Trennung der Gemeinschaft mit Gott führt.

Adam und Eva versteckten sich, als sie das Kommen Gottes im Garten Eden vernahmen. Sie fühlten sich hinterher von ihrer Sünde getäuscht. "Verstecken" war die erste Folge von Sünde, es folgte der Abbruch der direkten Beziehung zu Gott..... Stellen wir uns an dieser Stelle doch wiederholt die Frage: Hätte das erste Menschenpaar die Regung der Gelüste nicht unterdrücken müssen? Ja, muss ein Mensch, und vor allem ein Gotteskind, nicht so stark sein, diese Begierden, geweckt durch die Sünde, in völligem Gehorsam zu ignorieren?

Wir suchen heute eine Antwort auf die Frage des gestrigen Abschlusses: Hätten Adam und Eva ihr Vergehen gegen Gottes Gebot verhindern können?

Gott schuf den Menschen mit einem fleischlichen Körper. Über dieses Fleisch sagt Sein Wort an verschiedenen Stellen: "Es nützt überhaupt nichts (Joh 6:63); es wohnt nichts Gutes in ihm " (Röm 7:18); "die im Fleisch sind, können Gott nicht gefallen" (Röm 8:8). Wir lesen nirgends, dass sich dieses Fleisch erst nachträglich im Menschen so negativ verändert hat, also wurde es eindeutig von Gott mit diesen Eigenschaften von Anfang an dem Menschen gegeben! Wenn wir jetzt unter Berücksichtigung obiger Worte nochmals unseres gestrige Abschlussfrage stellen: "Hätte das erste Menschenpaar Gottes Gebot befolgen können?", so müssen wir doch erkennen, dass es Adam und Eva mit diesen negativen Eigenschaften ihres Fleisches gar nicht möglich war, dem Gebot Folge zu leisten bzw. die durch das aufkommenden Gelüste zu unterdrücken.

Unsere im 2. Absatz aufgeführten göttlichen Aussagen über das Fleisch enthalten für uns eine grundlegende und wesentliche Wahrheit. Gott hat nichts in die Hand des Menschen gelegt, erst recht nicht die Verantwortung über sein Leben. Wie könnte ein Mensch mit diesen negativen Eigenschaften des Fleisches von sich aus auch nur im Geringsten im Sinne Gottes entscheiden? Nichts!

Es gibt nur eine einzige vernünftige Antwort auf unsere Frage: Gott hat den Menschen in der Unfähigkeit seines Fleisches erschaffen, weil es so Seinem Willen entsprach! Können wir das glauben? Der Widerwirker wird an unsere eigene Kraft appellieren, er wird versuchen, Gott unglaubwürdig zu machen und das menschliche Fleisch hochheben. Wenn wir Gottes Wort glauben, werden wir erkennen, dass Gott alles bewirkt, und dies nach dem Ratschluss Seines Willens (siehe Eph 1:11); hierin eingeschlossen sind auch die Eigenschaften des Fleisches Seines Geschöpfes "Mensch".

Röm 7:12

"Daher ist das Gesetz heilig und das Gebot heilige, gerecht und gut."

Wir haben klargestellt, dass das Gesetz nicht Sünde ist, dass es den Menschen auch nicht betrügt, vielmehr ist es die Sünde, die Betrug übt. Wo immer sie erscheint, muss sie angeklagt, ja verfolgt und gehasst werden. Bedenken wir hier, dass Gott für die Sünde nur eine Antwort hat: Seinen geliebten Sohn am Kreuz! So lesen wir auch: "Denn den, der Sünde nicht kannte, hat Er für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit in Ihm würden" (2Kor 5:21).

Das Gesetz hat bekanntermaßen die große Aufgabe, den Menschen zur Erkenntnis seiner Sündhaftigkeit und des Unvermögens zum Halten des Gesetzes zu bringen. Paulus demonstriert uns dies anschaulich in seinem eigenen Leben. Durch das Gesetz wurde der Apostel für Gottes Gnadenwerk bereitgemacht und überdies vom Gesetz zu Christus geführt. Die Erfahrung des Apostels trögt hier, nebenbei gesagt, prophetischen Charakter für die Wiederannahme Israels.

Erst wenn der Mensch den Bankrott all seiner fleischlichen Bemühungen einsieht, streckt er sich verlangend nach Gott aus. Jedoch gerade auf diesem dunklen Hintergrund menschlichen Unvermögens hat Gott ihn empfänglich gemacht, das alles umfassende Opfer des Sohnes Seiner Liebe zu erkennen. Nun, nachdem ihm aufgeleuchtet ist, was dieses Dahingehen unseres Herrn alles beinhaltet, ist er in der Lage, mit jubelndem Herzen seinem Gott und Vater Dank und Anbetung darzubringen und Gottes Sehnen nach Gegenliebe zu stillen.

Können wir Paulus verstehen, wenn er nach all diesen fleischlich negativen, geistlich jedoch positiven Erlebnissen aussagen muss: "Daher ist das Gesetz heilig und das Gebot heilig, gerecht und gut."

Wenn Paulus in Apg 22:3 bekennt, dass er ein "Eiferer für Gott" war, so konnte dies nur auf dem Boden des Gesetzes sein. Wie kaum ein anderer Mensch mühte er sich für dieses Gesetz, und wie kein anderer erlebte er die Unfähigkeit seines Fleisches, das Gesetz zu halten. Er war der erste, der die Kluft zwischen Gesetz und Gnade erfahren durfte. Deshalb ist Paulus ein Muster derer geworden, die nach ihm diesen Weg des Glaubens gehen (1Tim 1:16).

Bedenken wir hier auch eine grundlegende Wahrheit Gottes: Wenn Gott zum Leben führt, geht immer der Tod voraus! Das Gesetz führt zuerst einmal in den Tod, nämlich den Tod des Fleisches. Danach erst erfolgt einneues Leben in dem auferstandenen Christus. Geistliches Leben erfordert zuerst geistlichen Tod. All, die mit. Christus geistliche auferstanden sind, sind zuvor mit diesen geistlich, d.h. im Glauben gestorben.

Wenn Paulus das Gesetz (als Ganzes) als "heilig" bezeichnet, dann möchte er damit sagen, dass das Gesetz von Gott für seine ganz bestimmte Aufgabe aufgestellt wurde, nämlich um Ihm. zu dienen. Und genau dies hat es ja getan und tut es immer noch. Den Dienst bzw. die Aufgabe des Gesetzes haben wir ja schon mehrfach dargelegt. Dasselbe gilt für das Gebot (als einzelnes). "Gerecht" ist das gebot insofern, als es dem Menschen zeigt, was vor Gott recht, bzw. richtig ist, es übermittelt uns also die göttliche Rechtsnorm.

Und als "gut" wird das Gebot von Paulus bezeichnet, weil es das Wesen Gottes widerspiegelt, und gemäß Lk 18:19 ist "niemand tut außer dem Einen: Gott!" Es will von seinem Inhalt her das Gute de4s Menschen, auch wenn es der Mensch nicht wissen will, es missachtet oder gar anfeindet.

Röm 7:13

"Wurde mir das Gute nun zum Tode? Möge das nicht gefolgert werden! Sondern damit die Sünde als Sünde offenbar werde, bewirkt sie mir durch das Gute den Tod, damit durch das Gebot die außerordentliche Sündhaftigkeit der Sünde sichtbar werde."

Ein Gebot, welches den Einzigen zeigt, der gut ist, nämlich Gott, und welches vom Inhalt her das Gute für dem Menschen möchte - kann dieses Gute nun zum Tod führen? Auch hier spricht Paulus eine Frage an, die von den Menschen gefolgert werden önnte, aller dings nur von solchen Menschen, denen der tiefergehende Ratschluss Gottes noch verhüllt ist.

Im Gespräch mit Ungläubigen hört man immer wieder den Einwand: "Wenn es einen Gott geben würde, warum lässt Er dann all das Elend auf dieser Erde zu? Warum verhindert Er nicht das Blutvergießen. auf allen Kriegsschauplätzen?" Die Einwände lassen sich noch lange fortsetzten. Aber auch Gläubige kommen mit dem Bösen auf dieser Welt nicht immer zurecht. Sie glauben zwar an Gott, doch sie glauben nicht, dass alles aus Gott kommt, erst recht nicht das Böse und Üble. Notgedrungen sehen sie in Satan den Urheber des Bösen und werten damit unbewusst dessen Stellenwert auf, indem sie ihm selbst Schöpferkräfte beimessen. Den alles bewirkenden Gott werden sie damit ab! Nun ist es aber Gottes persönliches Wort, welches spricht: "Ich bin Ieue Alueim, und da ist sonst keiner! Der Ich bilde das Licht und erschaffe das Finstere, bewirke das Gute und erschaffe das Böse, Ich Ieue Alueim mache all dieses" (Jes 45:6b-7). Wir ersehen aus diesen Worten, dass Gott immer Gegensätze gebraucht: Licht / Finsternis und Gut / Böse. Alles, was Gott geschaffen hat, dient letztendlich dem Geschöpf zum Heil, dazu gehören ganz speziell auch die Gegensätzlichkeiten.

Die Frage - und hier besonders an die Gläubigen - ist die: Glauben wir Gottes Wort mehr als unserem (sicherlich edlen) Gefühlen? Nur wer sich über seine gefühlsmäßigen Gedanken hinwegsetzt und nüchtern Gottes Wort glaubt, kann in geistlicher Weise in der Erkenntnis Gottes wachsen! Aus einem Kind im Glauben wird ein Jüngling, und später e in Vater, der den erkannt hat, der von Anfang an ist (gem. 1Jo 2:12-13).

Wenn Gottes Heilsprinzip darauf beruht, dass dem wahren Leben immer der Tod vorausgehen muss, dann ist auch Pauli Frage klar beantwortet, denn auf diesem göttlichen Grundprinzip beruht auc h die Antwort unseres heutigen Leitverses. Die. mögliche Folgerung, dass ein Gebot, das von Gott her gut ist, an einem Tod schuldig sein soll, ist widerlegt. Allerdings wirbelt das Gebot dort, wo es vom Menschen aufgenommen wird, dessen Sündenschlamm auf, weil in jedem menschlichen Fleisch die Sünde wohnt. Dass die Sünde aufgewirbelt wird, ist aber nicht die Schuld des Gebotes, sondern die Konsequenz des Vorhandenseins der Sünde.

Unser Leitvers zeigt uns, dass Gott mit dem Gebot ein zweifaches Ziel verfolgt. Zum einen macht es die Sünde im Menschen offenbar, ja sogar die außerordentliche Sündhaftigkeit der. Sünde. Sünde muss immer im Widerspruch zu Gott sein, weil Sünde ja inhaltlich "Zielverfehlung" bedeutet. Des Widerwirkers große Aufgabe ist es ja, den Menschen von dem Weg zu Gott abzubringen, was ihm schon im Paradiesgarten gelang. Paulus musste vor Damaskus erkennen, dass er, trotz besten Willens, vollkommen neben dem Ziel Gottes lag, indem er den auferstandenen Sohn Gottes bis aufs Blut verfolgte. zum Zweiten führt uns die Aufdeckung der Sünde durch das Gebot zu einem überwältigenden Aussichtspunkt, der schon in Röm 5:20 anklang: "Wo aber die Sünde zunimmt, da strömt die Gnade über"! Ist dies nicht eine ganz köstliche Aussage Gottes?!

Langsam aber stetig führt uns der Apostel an den kommenden Vers 21 heran, indem er uns zeigt, dass u ns gerade das Üble und Böse in höchstem Maße dienlich ist, Gottes überströmende Gnade zu erfassen. Je tiefer uns die in. unserem Fleisch wohnende außerordentliche Sündhaftigkeit der Sünde bewusst wird, desto größer und kostbarer wird uns die Gnade!

Röm 7:14

"Denn wir wissen, dass das Gesetz geistlich ist, ich aber bin fleischlich, unter die Sünde verhandelt;"

"Das Gebot ist heilig, gerecht und gut", so lasen wir in Vers 12. Nun kommt noch eine weitere Eigenschaft hinzu: "Das Gesetz ist geistlich". Die Erklärung ist einfach: Gott ist Geist und Sein Geist wohnt im Gesetz; es kann somit nur geistlicher Natur sein. Paulus setzt dies als unwer "Wissen" voraus. Wissen sollten wir es deshalb, weil wir als Berufene Jesu Christi und Geliebte Gottes gemäß Röm 8:9 nicht mehr im Fleisch, sondern im Geist sind. Allerdings macht Paulus hier eine Einschränkung: "Wenn nämlich Gottes Geist in euch wohnt". Jeder von uns kann sich ganz leicht der Prüfung unterziehen, ob Gottes Geist in ihm ist. Kann er nämlich dem Wort der Wahrheit, dem Evangelium. unserer Rettung glauben , dann ist dies kein Werk des Fleisches, sondern das Werk des Geistes Gottes, des Geistes der Verheißung, dem heiligen (lies hierzu Eph 1:13). Gottes Geist ist also in ihm! Ohne das Wirken des Geistes ist kein Glaube möglich.

Da wir wissen, dass das Gesetz geistlich ist, sollten wir auch wissen, dass es niemals von. unserem Fleisch gehalten werden kann, weil in diesem nichts Gutes wohnt (Röm 7:18), sein Gesinnung ist Feindschaft gegen Gott (Röm 8:7), und diese Gesinnung des Fleisches ordnet sich dem Gesetz Gottes auch nicht unter (Röm 8:7). Alle Anpassungsversuche unseres Fleisches an das Gesetz sind somit von Anfang an zum Scheitern verurteilt.

Nur der geistlich Gesinnte versteht den Sinn des Gesetzes, er wird es lieben und schätzen, weil er nicht mehr im Fleisch wandelt, sondern im Geist! Unser Herr war die Vollendung des Gesetzes (Röm 10:4), weil Er einen vollständig geistlichen Wandel führte; Er ließ Sich nicht vom Fleisch führen, sondern vom G eist. Dass dies auch für den ins. Fleisch gekommenen Sohn Gottes nicht ohne ständigen Kampf ablief, ersehen wir daran, dass die Tage Seines Fleisches mit "Flehen, inständigem Bitten, starkem Geschrei und Tränen" verbunden waren (Hebr 5:7), und nicht zuletzt lernte Er den Gehorsam durch das, was Er litt (Hebr 5:8).

"ich aber bin fleischlich, unter die Sünde verhandelt;"

Paulus macht Aussagen, die allgemeiner Art sind, gerne in der "Wir"-Form. Dann wiederum spricht er persönliche Erfahrungen an, die er in der "Ich"-Form beginnt. Das Wissen, dass das Gesetz geistlich ist, sollten wir alle haben, doch unser heutiger Text isst die eigene Erfahrung des Apostels, deshalb das "ich". Trotzdem könnte jeder Gläubige ähnliche Erfahrung wie Paulus machen, entsprechend der jeweiligen Persönlichkeit des Einzelnen.

"Ich aber bin fleischlich", damit lenkt Paulus also wieder auf sich und auf seine persönlichen Erfahrungen mit seinem Fleisch. Beachtenswert ist, dass Paulus nicht in der Vergangenheitsform schreibt, sondern in der Form der Gegenwart: "Ich aber bin ...". Lassen wir un san dieser Stelle nochmal zurück zu Röm 6:6 führen. Dort lasen wir: ". .. damit der Körper der. Sünde unwirksam gemacht werde ..." Der Körper der Sünde, und dies ist ja unser Fleisch, wird nicht von heute auf morgen unwirksam gemacht, sondern ist einem "Werdevorgang" unterworfen, der lebenslang andauert. Oder möchte jemand von uns behaupten, nicht mehr zu sündigen?

Pauli persönliches Bekenntnis in unserem Leitvers ist auch sein persönliches Eingeständnis, sich selbst zum Zeitpunkt der Niederschrift des Römerbriefes noch buchstäblich fleischlich, unter die Sünde verhandelt, zu wissen. Weder Paulus noch wir können unser Fleisch ablegen, im Gegenteil, es haftet uns an bis zu unserem buchstäblichen Tod. Das ist die eine Seite unseres Lebens. In 2Kor 4:16 wird diese als "unser äußerer Mensch" bezeichnet (im Gegensatz zum "inneren Menschen"). Wenn wir hier lesen, dass dieser äußere Mensch verdirbt, so ist dies einmal der natürliche Alterungsprozess, zum andern aber auch die Tatsache, dass unser innerer Mensch täglich erneuert wird, sich im "Werden" befindet und wir uns in unserem Denksinn immer weniger mit dem äußren Menschen beschäftigen sollen, wobei dann dieser langsam verkümmert, was dem "Verderben" entspricht. Und wie wir gestern abschließend auf den Kampf unseres Herrn hinwiesen, weisen wir heute auf unseren Kampf hin, den neuen Menschen täglich zu erneuern. Eine gute Gebrauchsanweisung finden wir hierzu u. a. in Kol 3:1-2.

Röm 7:15

"denn was ich treibe, erkenne ich nicht. Denn nicht das, was ich will, setze ich in die Tat um, sondern das, was ich hasse, tue ich."'

Das Bekenntnis Pauli: "Ich aber bin fleischlich, unter die Sünde verhandelt", soll uns an den Punkt heranführen, wo wir erkennen sollen, welche Macht die uns innewohnende Sünde über unser Fleisch besitzt und in welch totale Umfang sie uns beherrscht. Die Herrschaft der Sünde über den Menschen ist so total, dass es dem Menschen nicht möglich ist, sich selbst von ihrer Herrschaft zu befreien.

Ein bekannter Bruder gebrauchte für diesen Zustand ein Bild, nämlich das eines Vogels im Käfig. Und genau dies bringt unser Leitvers zum Ausdruck. Der Vogel im Käfig mag noch so viel Vorstellungen und Wünsche haben, was er alles machen möchte - die Grenzen des Käfigs machen alle Vorstellungen zunichte. Dafür zwingen sie den Vogel, etwas zu tun, was er gar nicht möchte, nämlich sich in der Enge seiner vier Wände zu bewegen, ohne die Möglichkeit, sich, gemäß seiner Natur, frei in die Lüfte zu erheben.

Pauli Bekenntnis kommt unserem Bild sehr nahe..... In Vers 14b bekannte er, "unter die Sünde verhandelt zu sein". Dies gleicht den Wänden des Käfigs, in die er eingesperrt (verhandelt) ist. Er kann nicht das tun, was er mit seinem Denksinn gerne möchte, dafür sitzt er als Gefangener der Sünde in deren Käfig und muss das tun, was er im Grunde gar nicht möchte, ja mehr noch, was er hasst.

Damit kommen wir zu einer wichtigen Wahrheit: So wie der Käfig gegen des Vogels Natur ist, so ist auch die Sünde gegen die menschliche Natur. Der Mensch ist nicht von Natur aus sündig, sondern er ist der Sünde versklavt und wird dem entsprechend von ihr beherrscht. Das Gewissen des Menschen ist natürlich und wendet sich gegen die Sünde. Paulus "hasst" das, was er tut. Und was er tun will, kann er nicht tun. Wenn sich so viele Tierfreunde der gefangenen Tiere erbarmen, wieviel mehr sollten wir Gläubige für die unter der Sünde gefangene Menschheit Mitgefühlt zeigen, anstatt uns zu Richtern zu erheben.

Der Kampf der beiden Naturen

Röm 7:16

"Wenn ich aber das tue, was ich nicht will, bejahe ich, dass das Gesetz trefflich ist."

Paulus tut das, was er in seinem Denksinn gar nicht will. Damit offenbart er sich uns als einmoralisch hochstehender Mensch, der sich nicht mit den Gegebenheiten abfindet und letztendlich seinen sündigen Begierden gegenüber gleichgültig wird. Es quält ihn innerlich, dass er Dinge tun muss, die seinem Gewissen und Denksinn zuwider sind.

Aus diesem Zwiespalt heraus bekennt Paulus wiederholt, dass nicht das Gesetz es ist, welches ihn zu dem zwingt, was er gar nicht tun will, vielmehr bestätigt er die Trefflichkeit desselben. Das Gesetz deckt die Sünde auf, zeigt sie in ihrer ganzen Antigöttlichkeit und überführt den Menschen. Das Gesetz zeigt aber auch, dass es vom fleischlich gesinnten Menschen niemals gehalten werden kann, eben weil im Fleisch die Sünde wohnt. Schon dadurch, dass das Gesetz göttlicher Natur ist und uns Gottes Willen offenbart, ist es "trefflich". Aber dass es uns auch. zu einem Geleiter hin zu Christus wird, macht es für uns im doppelten Sinn "trefflich", denn was kann trefflicher sein, als zu unserem Retter geführt zu werden!

Bleiben wir hier einmal stehen und bedenken, wie viele Gläubig es gibt, die sich immer noch mit ihrem Fleisch abmühnn, das Gesetz zu halten. Sie glauben zwar an Christus und an sein Erlösungswerk, wollen aber nicht akzeptieren, dass sie Letzterem nichts, aber auch gar nichts beifügen können. Sie sprechen zwar auch von der Gnade, haben aber diese nie in ihrer ganzen Tiefe erkannt. Es fehlt die ehrliche Selbsterkenntnis, dass es aus eigener Kraft nie gehen kann. Nur wer sich von Paulus in seine eigene Ohnmacht führen lässt, wer erkennt, dass die Sünde ihn ohne Sterben nicht aus ihrer Umklammerung entlässt, wer auch erkennt, dass das Gesetz zwar trefflich ist, aber kein Leben vermitteln kann, dem wird das Wort "Gnade" mächtig werden, weil Gnade alles eigene Rühmen zunichte macht und allen Ruhm nur Gott zubilligt. Ihm sei die Verherrlichung in der herausgerufenen Gemeinde und in Christus Jesus für alle Generationen des Äons der Äonen! Amen!"

Röm 7:17

"Nun aber bewirke nicht mehr ich es, sondern die mir innewohnende Sünde."

Erinnern wir uns, als Paulus sagte: "... das, was ich hasse, tue ich". Heute führt er uns einen Schritt weiter: Es ist nicht mehr sein "Ich", das sündigt, sondern die ihm innewohnende Sünde.

In den zurückliegenden Versen sah es des öfteren scheinbar so aus, als ob das Gesetz, welches die. Sünde anreizt, zum Tod führt. Paulus widerlegte diese Folgerung und zeigte auf, dass am Gesetz nichts Schlechtes ist, sondern dass dieses vielmehr heilig und trefflich ist. Mit dieser Klarstellung tritt das Gesetz in den Hintergrund und die Sünde rückt in den Mittelpunkt. Sie ist es, die all das bewirkt, was Gott nie gefallen kann und was Paulus hasst.

Stellen wir uns heute die alte Frage: "Was ist Sünde? ..." so hören wir oft die Antwort: "Weil Adam sündigte, erwarb er sich dadurch eine sündige Natur, die er seiner Nachkommenschaft vererbte!" Diese Ansicht (die wir für falsch halten) würde voraussetzen, dass eine einzige Tat die Natur Adams umwandeltet und dass diese umgewandelte Natur auch noch vererbbar ist. Doch was sagt Gott Selbst über Sein Geschöpf Mensch: "Und es erschafft Alueim den Menschen in Seinem Bilde. ... Und es segnete sie Alueim" (1Mo 1:27-28). Und zusammenfassend sprich Alueim über alles Geschaffene: "Und es sieht Alueim an alles, das Er machte; und siehe, es war sehr gut" (1Mo 1:31).

In Bezug zu unserem Textwort wollen wir heute darüber nachdenken, dass sich nicht die Natur Adams durch seinen Ungehorsam verändert hat, (dann hätte ja Alueim Selbst seine "sehr gute" Schöpfung verändern müssen), dass aber sehr wohl eine neue Komponente in Adams Leben einfloss: "Die Sünde!" Die ursprüngliche Natur Adams wie die des Paulus will nicht gegen Gott sündigen, vielmehr bewirkt dies (mit den Worten unseres Leitverses) "die mir innewohnende Sünde."

Röm 7:18-20

"Denn ich weiß, dass in mir (das heißt in meinem Fleisch) nichts Gutes wohnt; denn das Wollen liegt neben mir, aber das Treffliche auszuführen gelingt mir nicht. Denn nicht das Gutem, das ich will, tue ich, sondern das Üble, das ich nicht will, dies setze ich in die Tat um. Wenn ich aber dies tue, was ich nicht will, bewirke nicht mehr ich dasselbe, sondern die mir innewohnende Sünde."

Wir fassen die Verse 18-20 zusammen, weil sie vom Inhalt her die zurückliegenden Verse wiederholen. Diese Wiederholung gibt uns die Gelegenheit, die gestrigen Aussagen zu erweitern und zu erhärten.

Gehen wir zum. Anfang der. Sünde, das Menschheitsgeschlecht betreffend, zurück, so müssen wir auch bei dem ersten Menschenpaar beginnen. Haben wir die Anfänge richtig erkannt, fällt uns eine weitere und spätere Beurteilung der Sünde wesentlich leichter. Und so fällt uns bei. Adam und Eva eine interessante Parallele. zu Paulus auf: Als Gott den Adam wegen dessen Verfehlung zur. Rede stellt, sagt Adam: "Das Weib, das Du mir gabst, um mit mir zu sein, sie gab mir von dem Baume, dass ich aß" (1Mo 3:12). Und Eva antwortet Gott: "Die Schlange verlockte mich, und ich aß" (1Mo 3:13). Hierzu nochmals die Worte Pauli: "Nun aber bewirke nicht. mehr ich es, sondern die mir innewohnende Sünde". IN allen drei Fällen schiebt der Mensch die Schuld von sich; Paulus auf die ihm innewohnende Sünde, Adam auf das Weib, Eva auf die Schlange. Der Letzte, der hier getroffen wird, ist Satan in Gestalt der Schlange.

Wir fragen uns jetzt: Wollten Eva und Adam bewusst und vorsätzlich ungehorsam sein? Mit Sicherheit nicht" Der Anreiz kam in der Tat von außen an Eva heran, in Form der verlockenden W orte der Schlange, die aber nichts anderes als Lügen waren. Eva glaubte den Lügenworten, dies nahmen Wohnung in ihr, ihre Gedanken und Wünsche wurden von dieser Lüge gefangen, und sie missachtete dabei das Gebot Gottes. Eva verfehlte das göttliche Ziel, nämlich "nicht zu essen", sie beging Sünde! Es dürfte aufschlussreich sein, sich heute einmal nur mit diesen Anfängen gedanklich zu beschäftigen!

Es wäre sicherlich hochinteressant zu erfahren, was sich jeder von uns über die gestrigen Aussagen füpr Gedanken gemacht hat. Heute gehen wir n och einen Schritt weiter. Könnten wir die heutigen Worte des Apostels Paulus nicht auch Adam und Eva unterstellen? Wir meinen "ja" bis auf die ersten Worte. Paulus wusste bereits, dass in seinem Fleisch nichts Gutes wohnt - Adam und Eva mussten diese Erfahrung erst machen. Vor dem Angriff der Schlange wussten sie nur, dass sie das Gebot Gottes halten mussten und sicherlich auch halten wollten, der Ausgang war ihnen zu diesem Zeitpunkt ja noch unbekannt.

Das Üble, dass sie n icht willentlich wollten,setzte das erste Menschenpaar trotzdem in die Tat um. Doch nicht Adam und Eva bewirkten den Ungehorsam, sondern die Lügenworte der Schlange, die in sie hinein kamen und in ihnen gewissermaßen "Wohnung machten".

Damit stellt sich wieder die alte Frage, die doch so ungemein wichtig ist: Ist bei diesem Geschehen im Paradiesgarten Gott etwas aus der Hand geglitten? Mit Paulus mölchten wir hier ausrufen: "Möge dies nicht gefolgert wer den!" Vielmehr unterstreichen wir erneut und eindringlich die Worte aus Eph 1:11: "Gott .. der alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt".

Nehmen wir obiges Wort ernst, dann ließ Gott die Schlange nicht selbst wirken, Er hat es auch nicht (nur !!) zugelassen, dass diese verführte, sondern vielmehr "bewirkte Er dies alles nach dem Ratschluss Seines Willens!" Erneut gibt dies für den heutigen Tag viel Stoff zum Überdenken. Mögen wir dabei stets Gottes Verherrlichung im Auge haben!

Es kann Gott nie verherrlichen, wenn Ihm etwas aus der Hand gleiten könnte oder ein Geschehen nicht Seinem Willen entsprechen würde. Wie sollte es den alleinigen Gott verherrlichen, wenn sich nehbem Ihm noch eine weitere Schöpferkraft befände, die ohne seinen Willen etwas hervorbringt, vor allem wenn dies übel und böse wäre.

Wir ersehen aus den bisherigen Ausführungen, und hier besonders in den Anfängen der Menschheit, dass die Sünde nicht ihren Ursprung in der Natur des Menschen hatte, sondern von außen her von diesem Besitz ergriff bzw. ihn versklavte. In Röm 3:23 lasen wir, dass ein Sünder ein Mensch ist, welcher der Herrlichkeit Gottes ermangelt. Die Sünde selbst ist ein Verfehlen des Zieles, sie soll dem göttlichen Willen widerwirken. Der Mensch, der in Sünde gefallen ist, ermangelt damit in der 'Tat der Herrlichkeit Gottes.

Wir stehen damit vor einer anderen Macht, die auf den Menschen von Anfang an Einfluss nahm, mit dem Ziel, ihn von Gott abzulenken. Dies Macht war ganz offensichtlich stärker als der Wille des Menschen. Die Sünde erscheint uns als mächtiger Tyrann, dem der Mensch schon von Anfang an versklavt wurde, und zwar im Grunde gegen seinen Willen. Natürlich müssen wir hinter dieser Macht das Wirken Satans sehen. Doch welche Macht hat dieser in Wirklichkeit? Nur soviel, wie ihm von Gott für eine bestimmte Zeit gegeben ist. Damit ist die Sünde keine Panne in Gottes Heilsplan, sondern Seine Dienerin. Gottes Wesen ist Liebe, und Liebe kann das, was sie liebt, aus Erziehungsgründen zeitweilig von sich stoßen, aber nur, um es hernach umso fester wieder an sich zu ziehen. Die Sünde hat damit einerseits zwar eine unschöne, aber andererseits eine heilsame Aufgabe: Sie lehrt uns das Grauen eines Lebens ohne Gott!

Röm 7:21

"Bei meinem Wollen, das Treffliche zu tun, finde ich demnach ein Gesetz, nämlich dass das Üble neben mir liegt."

Es lag von Anfang an in Gottes Willen, dass die Sünde aufgedeckt wird. Wenn wir einerseits erkannt haben, welche furchterregende Trennung von Gott die Sünde bewirkt, dann fangen wir an, unsere Hand nach dem auszustrecken, der uns aus dieser Gefangenschaft retten kann, allerdings ist es nur eine Hand durch die Gitterstäbe des Käfigs; die wahre Hilfe kommt von außen.

Paulus schreibt: "Bei meinem Wollen, das Treffliche zu tun ..." und lässt uns daran erkennen, dass sein Wille, Gott zu gefallen, sehr wohl vorhanden war. Dies bestätigt uns, dass zwar die Sünde im Fleisch wohnt, dass aber daneben auch noch ein guter Teil des Menschen vorhanden ist, der sich dem Fleisch widersetz t, wenn auch erfolglos. Es ist das Verlangen nach dem Guten. Dieses hat seinen Sitz nicht im Fleisch! Damit wäre es falsch, wenn wir von unserem durch und durch verdorbenen Wesen sprechen, wir sehen, dass hier eine Einschränkung gemacht werden muss, auch wenn diese Einschränkung ziemlich machtlos ist. Wir dürfen uns hier an die "Guttäter" in Röm 2:7 erinnern lassen, wo geschrieben steht: "... denen, die mit Ausdauer in gutem Werk Herrlichkeit und ehre und Unvergänglichkeit suchen ..." "Suchen" bedeutet ja nicht, dass sie gefunden haben, sondern der Wunsch und das Ausstrecken danach.

Wenn trotzdem jemand meint, mit vermehrter Willenskraft doch noch etwas Gott Wohlgefälliges zu erreichen, der denke darüber nach, ob er einen stärkeren Willen als der Apostel Paulus aufbringen könnte. Paulus muss aber bekennen, dass es ihm nicht gelang, sein Fleisch. zu besiegen. Den Kampf des guten Willens gegen das Fleisch hat n och niemand gewonnen.

Es ist seltsam, dass sich so viele Gläubige dieser Tatsache gar nicht so richtig erfreuen können, sie sind eher traurig darüber. Schuld ist wohl eine falsche Belehrung. Doch wie glückselig darf sich ein Mensch wissen, der erkannt hat, dass er nichts hat und nichts kann und trotzdem in Christus alles hat!

In den folgenden Versen spricht Paulus auf verschiedene Art von mehreren Gesetzen, die er auch unterschiedlich benennt. Unser heutiger Leitvers redet von dem Gesetz, "dass das Üble neben mir liegt". Diese Benennung erscheint uns zunächst recht ungewöhnlich. Wir wollen deshalb zunächst dem Sinn des griechischen Urtextwortes "nomos" nachgehen. Es umfasst die Umschreibung "das Festgesetzte, die Norm, die göttliche Ordnung und Regel des Lebens". Wir können es auch als eine Sache umschreiben "die unter bestimmten Umständen und Einflüssen regelmäßig dieselbe Auswirkung hat". Und genau dies beschreibt Paulus.

Immer, wenn er das Trefflich tun will, stellt er eine Regel fest, die ständig die gleiche Auswirkung auf sein Wollen hat: Das Üble, das er gar nicht will, liegt neben ihm.

Wir wollen hier bedenken, dass Paulus auch diese Aussagen im Rückblick auf sein Leben macht, als er Christus noch nicht kannte, wo er noch unter dem Gesetz als Pharisäer ein Eiferer für das Gesetz war. An anderer Stelle beschreibt er sein damaliges Leben so: "Der Beschneidung teilhaftig am achten Tag, aus Israels Geschlecht, aus dem Stamm Benjamin, ein Hebräer unter Hebräern, in Bezug auf den Eifer ein Verfolger der herausgerufenen Gemeinde, hinsichtlich der im Gesetz geforderten Gerechtigkeit war ich wie einer, der untadelig wird" (Phil 3:5-6). Und doch macht er eine andere Art Gesetz bei sich aus, die eine gottesfeindliche Norm in seinem Inneren um jeden Preis durchsetzen will. Dem Gesetz Gottes ist somit ein anderes Gesetz entgegen gestellt!

Scheinbar ohnmächtig erlebt Paulus diese Gegensätze in sich, wobei das gottesfeindliche Gesetz allem Anschein nach die Oberhand hat. Kennen wir, geliebte Geschwister, diese Ohnmacht? Hat sie uns auch schon zur Verzweiflung gebracht? Dann dürfen wir uns heute sagen lassen, dass auch diese Wege "Gottes Wege" mit uns sind!

Röm 7:22

"Denn dem inneren Menschen nach ist mir das Gesetz Gottes ein Genuss."

Nachdem wir gestern mit einer weiteren Art von Gesetz konfrontiert wurden, begegnet uns heute die neue Bezeichnung: "der innere Mensch". Ganz unbekannt ist uns diese Bezeichnung allerdings nicht, denn Paulus gebraucht in seinen anderen briefen gleiche oder ähnliche Worte. So lesen wir. z.B. in 2Kor 4:16, dass unser innerer Mensch" Tag für Tag erneuert wird; oder "standhaft zu werden am inneren Menschen" (Eph 3:16).

Wo es einen "inneren" Menschen gibt, muss es auch einen "äußeren" geben. In der oben zitierten Stelle aus 2Kor 4:16 lesen wir von diesem. Und in Eph 4:22 wird dieser "äußere" Mensch als "alte Menschheit" bezeichnet. Es ist klar, dass hier einmal unser fleischlicher Mensch (der äußere) und zum anderen unser geistlicher Mensch (der innere) angesprochen wird. Den fleischlichen Menschen sollen wir mit Christus in den Tod geben, der geistliche Mensch ist mit Ihm auferstanden, auf dass wir in Neuheit des Lebens wandeln mögen.

sEs stellt sich die Frage, welche "inneren Menschen" meint Paulus in. unserem Leitvers? Ist dieser "innere Mensch" gleichzusetzen mit dem der beiden anderen Schriftstellen?

Der Zusammenhang, in dem unser Leitvers steht, lässt eine Gleichstellung nur schwerlich z u, sahen wir doch erst gestern, dass Paulus dort auf sein altes Leben z urückblickt. Wenn seinem inneren Menschen das gesetz trotzdem ein Genuss ist, so möchten wir diese Aussage eher so verstehen, dass Paulus hjier jenes Innere in sich meint, welches durchaus das Gute will. Es anerkennt das Gesetz Gottes, ja es ist ihm sogar ein Genuss, und er trachtet auch danach, es mit aller Kraft zu erfüllen. In Phil 3:6 lasen wir ja schon seine Selbstberurteilung: "hinsichtlich der im gesetz geforderten Gerechtigkeit war ich wie einer, der untadelig wird." Dass er all dies Dinge später "für verwirkt" ja sogar für Abraum erachtet, weilst auf die Wandlung des zuvor fleischlich gesinnten Saulus zum geistlich gesinnten Paulus hin.

Röm 7:23

"Aber in meinen Gliedern beobachte ich ein anderes Gesetz, das mit dem Gesetz meines Denksinns im Kriege liegt und mich gefangen führt durch das Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern ist."

Nachdem Paulus auch im heutigen Leitvers neue Gesetze anführt, wollen wir diese im Verbund mit den zuletzt genannten Gesetzen einmal auflisten:

  1. ein Gesetz, nämlich das Üble liegt neben mir (V. 21);
  2. das Gesetz Gottes (V. 22);
  3. ein anderes Gesetz in meinen Gliedern;
  4. das Gesetz meines Denksinns;
  5. das Gesetz der Sünde.

Zu den Ziffern 2 und 5 braucht nichts weiter gesagt werden, sie sind ausreichend angesprochen worden.
Zu Nr 1): Paulus stellt hier fest, dass er tun und lassen kann, was er will - mit einer gesetzlichen Regelmäßigkeit liegt das Üble n eben ihm. Der Ausdruck dieser Worte legt es uns nahe, dies in unseren eigenen Worten so wiederzugeben: Das Üble liegt neben Paulus förmlich auf der Lauer, um bei der geringsten Gelegenheit im üblen Sinn zuzuschlagen. "Zuschlagen" in dem Sinn, dass jedes treffliche Wollen verhindert wird und das Gegenteil getan wird, nämlich das Üble.

Die Ziffer 3 steht, von der Auswirkung her, mit der Ziffer 1 in enger Verbindung. Bei 1) sehen wir die gesetzliche Bereitschaft, bei jeder Gelegenheit Übles zu wirken, Paulus beschreibt es mit den Worten: Dass das Üble neben mir liegt.

Bei 3) spürt Paulus bereits das praktische Wirken des Üblen in seinen Glieder - aus der Bereitschaft wurde Einsatz. Immer wenn er das Treffliche ausführen möchte, spürt er in seinen Gliedern den unwiderstehlichen Zwang zum Gegenteil: Übles zu tun.

Können wir verstehen, dass dieser Zwang, der mit gesetzlicher Regelmäßigkeit in ihm vorhanden ist, ihn langsam zur Verzweiflung bringen muss?

Von den gestrigen fünf Punkten betrachten wir heute noch Ziffer 4), das Gesetz meines Denksinns. Der Denksinn ist ja der Sitz unserer Gedanken und unserer Vernunft. Es ist jenes Gesetz, welches uns schon in Röm 2:14-15 begegnet ist. Dieses ist "von Natur aus" in allen Menschen vorhanden, wobei ihnen ihr Gewissen mit bezeugt und ihre Erwägungen sie untereinander verklagen oder auch verteidigen. Es ist also jenes Gesetz, dass auf der Seite Gottes steht; es. umfasst alles, was ein Mensch ohne Christus an sittlicher Vollkommenheit erreichen kann. Dass ein Mensch das Verlangen dieses Gesetzes ignorieren kann, ersehen wir an den Übeltätern in Röm 2:5; im Gegensatz. zu diesen sehen wir die Guttäter, die durchaus diesem Gesetz in ihrem Denksinn Raum geben und sich auf die Suche nach seiner Erfüllung befinden.

So gesehen hatte auch der Pharisäer Saulus einen Genuss am Gesetz Gottes, weil er als sittlich und moralisch edler Mensch sich nach dem Guten ausstreckte. Um so mehr muss es ihn gequält haben, dass er das Gesetz seines Denksinns nicht realisieren konnte, weil vielmehr das Gesetz der Sünde immer die Oberhand behielt. Paulus nennt dies "Krieg"!

In einem Krieg gibt es für gewöhnlich einen Sieger und einen Verlierer. Bisher stand der Mensch Saulus mit seinem edlen Denksinn immer auf der Verliererseite. Er wurde förmlich durch das Gesetz der Sünde "gefangen geführt" . Paulus hat zwar seinen Feind erkannt, auch hat er versucht, gegen ihn anzukämpfen, aber ohne Erfolg; den Kampf gewann die Macht der Sünde.

Wir dürfen hier erkennen und lernen, was im Herzen eines Menschen vorgeht, der zwar mit Macht n ach dem Guten strebt, aber die Gnade nicht kennt!

Röm 7:24

"Ich elender Mensch! Was wird mich aus dem Körper dieses Todes bergen?"

Der lange zermürbende Kampf, die ganze Verzweiflung über die Ohnmacht des Fleisches, die Qual seines Gewissens, dies alles gipfelt in dem Aufschrei: "Ich elender Mensch!" Die Wort-für-Wort-Übersetzung des griechischen Urtextes lautet hier: "elender ich Mensch", was uns noch genauer an den Punkt bringt. Der "Ich-Mensch" möchte selber wirken, möchte selbst etwas zustand bringen, möchte in gewissem Sinn sein " Ego" befriedigen.

Nie hätte dieser Aufschrei zu dem mit heiligem geist erfüllten Apostel Paulus gepasst. Hier sehen wir Paulus bevor ihm vor den Toren von Damaskus sein Herr begegnete. Der Aufschrei zeigt uns Saulus als Gefangenen der Sünde, nie konnte er zur gleichen Zeit ein Sklave Christi Jesu sein!

Der Aufschrei zeigt uns einen Menschen, der mit sich selbst am Ende war, der nicht mehr wusste, was er sonst noch tun könnte, um dem Gesetz der Sünde in seinen Gliedern zu widerstehen.

"Was wird mich aus dem Körper dieses Todes bergen? "Es ist der Wille Gottes, dass alle zur Körperschaft Christi berufenen Heiligen an diesen Punkt kommen. Alle müssen erkannt haben oder noch erkennen, dass ohne Hilfe von außen dem Gesetz der Sünde niemand entrinnen kann.

Noch weiß Paulus nicht, dass Gott vielmehr tun will, als ihn nur zu bergen. Er will ihm vielmehr ein neues Leben schenken. Mit nur "aus dem Körper dieses Todes bergen" wäre nichts geholfen, es musste ein Tod gestorben werden; allerdings nicht der unseres Körpers (über den ohnehin das Urteil längst gesprochen ist), es musste der Tod eines unschuldigen, reinen Lammes sein. Und damit gewinnt der Konflikt des Paulus eine dramatische Wende: Christus Jesus - wie wunderbar - tritt auf den Plan, tritt in sein Leben ein, tritt mitten in den Konflikt!

Röm 7:25

"Gnade!"

Die Antwort ist nur ein einziges Wort - doch welch ein Jubel, welche Glückseligkeit, welcher unermessliche Reichtum liegt in ihm.

Geschwister, die noch keine "konkordante Übersetzung" haben, werden in den herkömmlichen Übersetzungen, z.B. in der Lutherbibel vergeblich dieses Wort "Gnade" suchen. Es ist eine wertvolle Verbesserung des Sinaitikus-Urtextes und dürfte einer weit älteren Handschrift entnommen sein. Erst mit diesem Wort, das ja die Antwort auf den Schrei des Saulus darstellt, bekommen die weiteren Worte einen Sinn!

"Gnade" bedeutet dem Sinn nach "etwas, was Freude verursacht". Gott möchte in Seiner unergründlichen Liebe, die Er uns in. Sünder verstrickte Geschöpfe ausgießt, Freude erwecken. Und welche Freude musste Paulus erfüllt haben, als ihm in dunkler Verzweiflung dieses Wort aufleuchtete.

Zwar lesen wir von der "Gnade" auch im AT, das Volk Israel betreffende, doch war diese Gnade stets an das Gesetz gekoppelt. Die Gnade, die dem jungen Saulus offenbart wurde, war weit mehr. Sie wurde ihm in einer Art und Weise aufgezeigt, die alles bisherige hinter sich lässt, ja weit übersteigt. Trefflich beschreibt Paulus die Bedeutung der Gnade in seinem späteren Brief an die Epheser (Eph 2:8-9) so: "Denn in der Gnade seid ihr Gerettete durch Glauben, und dies ist nicht aus euch, sondern Gottes Nahegabe, nicht aus Werken, damit sich niemand rühme."

Wenn Gott uns klein gemacht hat, wenn Er uns völlig zerbrochen hat, dann bedürfen wir keines Ruhmes noch Ansehens mehr, dann beugen wir vielmehr, wie Paulus, unsere Knie vor dem Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus und beten Ihn mit jubelndem Herzen an, weil Er uns in größter Verzweiflung "Seine Gnade" als völlig genügend dargereicht hat.

Gerne erfreuen wir uns n och einen Tag an diesem köstlichen Wort. Wenn der Inhalt des Wortes "Gnade" gestern zu kurz kam, dann möchten wir diesen heute mit einem Satz erweitern: "Gott hat in Christus alles für uns getan!"

Erfreut dieses Botschaft unser Herz? Man kann es nicht oft genug wiederholen: "Alles" bedeutet wirklich "alles", und für uns bleibt nichts mehr zu tun übrig, als uns im Glauben täglich daran zu erfreuen.

Israels Geschenk der Gnade ist, im Gegensatz zu uns, an Werke gebunden. Dies ist aber keine Benachteiligung des Bundesvolkes Gottes, sondern eine Notwendigkeit. Israels große Aufgabe liegt ja auf der Erde, es geht um Menschen, und der Mensch ist auf das Sichtbare angewiesen. Unser Aufgabengebiet liegt in den Überhimmeln und ist geistlich. Die geistliche Welt, mit der wir es zu tun haben, braucht aber keine sichtbaren Zeichen. Wer also Israel und die Körpergemeinde nicht auseinander hält, wird nie verstehen, warum die einen das Gesetz brauchen, während die anderen frei vom Gesetz sind.

Die Gnade, wie sie uns geschenkt ist, wurde nur dem Apostel Paulus enthüllt. Er wurde als auserwähltes Gerät Gottes beauftragt, eine bis dahin in ein Geheimnis gehüllte Verwaltung der GnadeIn bekannt zu machen. Da diese Verwaltung nur Paulus enthüllt wurde (Eph 3:2-3), war sie und ihre Bedeutung den zwölf Apostel in Jerusalem bislang unbekannt. Diese Verwaltung der Gnade fing also mit Paulus an und wurde ihr Ende finden, wenn der Herr die Seinen zur Entrückung abholt.

In jeder Hinsicht stimmen wir in großer Freude in Pauli Worte mit ein: "Überwältigend aber ist die Gnade unseres Herrn, mit Glauben und Liebe, die in Christus Jesus ist" (1Tim 1:14).

"Ich danke Gott durch Jesus Christus, unserem Herrn. Folglich auf mich gestellt, sklave ich demnach mit dem Denksinn dem Gesetz Gottes, mit dem Fleisch aber dem Gesetz der Sünde."

Stände nicht das Wort "Gnade" unserem Text voran, müsste man sich fragen, wofür Paulus nach seinem Verzweiflungsschrei denn auf einmal danken kann? Erst dieses Wort mach die Ursache seines Dankes klar!

Aus Paulis Verzweiflungsschrei wird ein Jubelruf, der als Dank zu seinem Gott und Vater emporsteigt. Was muss im Herzen des Paulus vorgegangen sein, als ihm in tiefer Verzweiflung über sich selbst das Wörtchen "Gnade" aufleuchtete. Vielleicht hilft manchem von uns, wenn wir hier ein Bild gebrauchen: "Ein Bergbauer schleppt einen schweren Sack den Berg hinauf, er enthält wichtige Lebensmittel. Unterwegs spürt er, wie ihn die Kräfte verlassen. Er weiß zwar, dass er den Sack heimbringen muss, doch er spürt auch, dass er dies nicht mehr schafft. Er mobilisiert nochmals alle Kräfte, dann droht er zusammenzubrechen. In diesem buchstäblichen Augenblick steht plötzlich eine Person neben ihm und nimmt ihm den Sack ab. Aber nicht nur das - er greift dem entkräfteten Bauern auch noch unter die Schulter und zieht ihn mit sich den Berg hinauf bis zum Hof".

Dieses schwache bild mag etwas helfen, mitzuempfinden, was in Paulus vorging, als ihm die Last abgenommen wurde: Nicht mehr du, Saulus, musst es wirken - Ich trage alles für dich! Und mehr noch: Ich trage dich mit auf Meinem Weg. Was liegt also alles in den Worten: "Ich danke Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn". Das Gesetz leitete Paulus hin zu Christus, und die Gnade machte ihm groß, was Christus für ihn tat!

Aber wie schnell wird für uns Menschen auch das Gute zur Gewohnheit, ja zur Selbstverständlichkeit. Erfreuen wir uns deshalb heute erneut an den Worten: "Denn in der Gnade seid ihr Gerettete" (Eph 2:8) und danken unserem Retter mit ganzer Hingabe unserer Herzen!

"Folglich, auf mich gestellt, sklave ich demnach mit dem Denksinn dem Gesetz Gottes, mit dem Fleisch aber dem Gesetz der Sünde."

"Folglich", und einige Worte weiter "demnach", mit diesen Worten fasst der Apostel das bisher Gesagte zusammen. Es ist der Rückblick auf sein Leb en, bevor das Wörtchen "Gnade" in dasselbe eintrat. "Auf mich gestellt" heißt so viel wie "ein Leben ohne Christus und damit auch ein Leben ohne Gnade! Es heißt auch ein Leben, in welchem es im Grund nur Niederlagen geben musste! Mit dem Denksinn sklavte Paulus dem Gesetz Gottes, wo er mit Ausdauer in gutem Werk Herrlichkeit und Ehre und Unvergänglichkeit suchte (was ja nicht "gelingen" bedeutet) und damit gemäß Röm 2:7 ein Guttäter hätte sein können (wenn ihn Gott nicht zur Körperschaft Christi berufen hätte), und er es, menschlich gesehen, hinsichtlich der im Gesetz geforderten Gerechtigkeit bis in den Stand "wie untadelig" hätte bringen können (Phil 3:6).

Zur gleichen Zeit aber sklavte Paulus mit seinem Fleisch dem Gesetz der Sünde, wie wir es ja in den zurückliegenden Versen ausführlich gesehen haben. Fleisch und Geist lagen in stetigem Kampf miteinander. Wenn Paulus von sich behauptet , "Hinsichtlich der im Gesetz geforderten Gerechtigkeit wie einer, der untadelig wird", gewesen zu sein, dann könnte man hier einen Widerspruch zu seinem Verzweiflungsschrei sehen. Ein Mann, der sich "wie untadelig" bezeichnet, braucht doch nicht zu verzweifeln!

Um diesen scheinbaren Widerspruch richtig einzuordnen, bedarf es des Wissens um die beiden Heilsträger Gottes, einmal das Volk Israel mit irdischer Berufung, und zum anderen die Herausgerufenen aus allen Nationen zur Körperschaft Christi. In seinem alten Stand glich Paulus seinen Stammesgenossen, er war ein Pharisäer unter Pharisäern, nur eben moralisch höher stehend als dies. Doch als zur Körperschaft Christi Berufener, führte ihn Gott anders als seine Brüder dem Fleisch nach. Von Petrus z.B. lesen wir nirgends, dass er auch nur Ähnliches durchmachte wie Paulus. In Apg 21:20 bekennen sich Zehntausende von gläubigen Juden, einschließlich Jakobus, als Eiferer für das Gesetz. Doch Pauli Weg löste sich vom Bundesvolk Israel und damit vom Irdischen und führte zum Überhimmlischen. Der Weg zur Gnade ohne Gesetz führte aber zuerst in die Verzweiflung.

Lies weiter:
Der Römerbrief - Kapitel 8