Der Galaterbrief - Kapitel 6

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Abschrift: Der Galaterbrief I - II (2012)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Der Galaterbrief ist als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Der Galaterbrief - Kapitel 6

Das neue Leben als Bruderschaft
Eigenhändiger Briefschluss

Das neue Leben als Bruderschaft

Gal 6:1

"Brüder, wenn auch ein Mensch von einer Kränkung übereilt wird, so helft ihr, die geistlich Gesinnten, einem solchen, im Geist der Sanftmut, wieder. zurecht; und achte auf dich selbst, dass nicht auch du in Versuchung gerätst!"

Unser neues Kapitel hat einen Anknüpfungspunkt in Gal 5:13, auch hier spricht Paulus die Galater mit "Brüder" an, und ermahnt sie, einander durch die Liebe zu sklaven; und genau in diesem Sinn beginnt unser Leitvers. Dass Paulus dann das Wort "Mensch" wählt, darf uns nicht irritieren, denn er kann nur Glieder am Körper Christi ansprechen (Brüder sind ja auch "Menschen").

Dass ein Gläubiger von einer Kränkung übereilt wird, sollten wir nicht als eine Seltenheit sehen, denn solange wir im Fleisch sind, sind Kränkungen Gott gegenüber immer gegenwärtig! Oder fühlt sich jemand hier ausgeschlossen?

"Kränkungen" Gott gegenüber sind Aktivitäten des Fleisches, sie brauchen hier nicht aufgezählt zu werden. In Röm 5:20-21 lesen wir hierzu Interessantes: Das Gesetz hat sie aufgedeckt, und wo diese Kränkungen zunehmen, strömt die Gnade über - das ist eine gewaltige Aussage! Damit aber hier kein Missbrauch getrieben wird, folgt Röm 6:1-2, wo Paulus klarstellt, was wir nicht folgern sollen: Nämlich in der Sünde (in den Kränkungen) beharren. Und genau hierzu dürfen wir uns gegenseitig Handreichung tun, und dies in Sanftmut, nicht mit erhobenem Zeigefinger!

Und noch etwas spricht Paulus an: Die eigene Versuchung, in der wir ja so lange stehen, wie wir noch auf Dieser Erde sind. Wie ernst diese Mahnung ist, mag uns der schon oft zitierte "Demas" sein, von dem wir in 2Tim 4:10 lesen, dass er Paulus aus Liebe zum jetzigen Äon verließ - bedenken wir: Er war ein langmütiger Mitarbeiter des Apostels Paulus!

Gal 6:2

"Helft einander die Bürden tragen und erfüllt so das Gesetz des Christus."

Wir haben dem Gestrigen noch etwas Trostreiches anzufügen: "In Ihm (in Christus) haben wir die Freilösung durch Sein Blut, die Vergebung der Kränkungen nach dem Reichtum Seiner Gnade, die Er in uns überfließen lässt" (Eph 1:7). Dies, liebe Geschwister, ist unsere unverrückbare Stellung in Christus! Von jenem Augenblick an, wo wir glauben durften, waren uns nicht nur die zurückliegenden Kränkungen vergeben, sonder auch alle, die noch folgen werden - und das können viele sein! Im Klartext bedeutet dies: Auch ein Demas war und blieb ein in der Gnade Geretteter! Seine Liebe zu den weltlichen Verlockungen wird einmal vor der Preisrichterbühne des Christus beurteilt werden, aber nicht hier unter auf der Erde und nicht von uns!

Wenn wir in einer gläubigen Gemeinschaft sind, und dies kann durchaus auch die Gemeinschaft einer Ehe sein, wird es immer Unterschiede geben, weil Gott keine Unikate schuf, sondern jeden Menschen mit ganz persönlichen Merkmalen ausstattete was allein schon ein Wunder Gottes ist. Nun sollen wir einander helfen, die Bürde zu tragen, diejedem mehr oder weniger auferlegt ist. Und damit kommen wir zu eine ganz schweren Frage: Wieweit sind wir bereit, des anderen Bürde zu tragen? Wir sind schnell bereit, jemand mit Worten zuzusprechen, aber sind wir auch bereit, öffentlich zu einem Bruder zu stehen, der gefallen ist? Der angegriffen wird? Oder wären wir sogar bereit, für andere schwere Bürden bzw. Lasten zu tragen?

Wir stellen am Schluss dieses Tages eine Aussage Pauli zum Nachdenken: "Nun freue ich mich in meinem Leiden für euch, und was noch an Drangsalen des Christus mangelt, ergänze ich an Seiner Statt in meinem Fleisch für Seine Körperschaft, welche die herausgerufene Gemeinde ist" (Kol 1:24).

Ich, der Verfasser dieser Zeilen, bin gedrängt, zum wiederholten Mal das Zeugnis eines Bruders wiederzugeben, das mich vor Jahrzehnten tief beeindruck hatte und bis heute gegenwärtig ist. Dieser Bruder (es war Arthur Muhl) erzählte, wie er auf einer Brüderkonferenz über Jes 53:4 sprach: "So hat unsere Leiden Er getragen und unsere Schmerzen - Er hat sie Sich aufgebürdet." Am Ende seines Vortrage hörte er von den hinteren Reihen eine Stimme laut rufen: "Und was ist mit mir, Bruder Muhl? Wer trug meine Krankheit?

Es war ein zuhörender Bruder, der ein halbes Leben lang gelähmt im Rollstuhl saß, der diese Worte nach vorne rief!

Ich versuche nun, Bruder Muahl sinngemäß zu zitieren: "Ich (Br. Muhl) war nach diesem Zuruf wie gelähmt und sprachlos. Solchen Zwischenruf hatte ich nicht erwartet. Ich hatte auf diese Frage auch keine Antwort. Das Einzige, was mir blieb, war der innere Blick nach oben: Herr - hilf mir, gib mir eine Antwort! Nach Sekunden der absoluten Stille kam sie! Ich musste dem Bruder antworten:

"Was wäre lieber Bruder X, wenn du ein Teil des Christus wärst?"

Es erfolgte keine Reaktion mehr - wahrscheinlich aber 'Nachdenken'"!

Soweit das sinngemäße Zeugnis, das uns vielleicht auch etwas zu sagen hat. Es mag manchem von uns hier etwas extrem erscheinen, aber es ist doch genau dies, was Paulus in Kol 1:24 ausführt. Das Erlösungswerk Christi ist vollbracht und abgeschlossen, keiner kann dem noch etwas beifügen! Aber: In Phil 2:5 lesen wir: "Denn diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus ist ..."! Und wie ist Seine Gesinnung? Er trug unser Leiden und bürdete Sich unsere Schmerzen auf!

Gal 6:3

"Denn wenn jemand meint, etwas zu sein, wo er doch nichts ist, der betört sich selbst."

Heute zuerst noch ein Absatz zu Vers 2, wo vom "Gesetz des Christus" die Rede ist, das wir erfüllen, wenn wir uns gegenseitig helfen, die Bürde zu tragen: Widerspricht diese Aussage dem Generalthema des Galaterbriefes, "Frei vom Gesetz"? Es muss uns klarsein, dass der Apostel hier nicht vom Mosaischen Gesetz spricht - von diesem Joch möchte Paulus ja die Galater befreien. Unter dem "Gesetz des Christus" dürfen wir verstehen, was für das ganze Erdenleben Jesu Maßstab und Richtschnur war, "Seine Gesinnung"! Und "Seine Gesinnung war, des Vaters Liebe zu offenbaren! Ihren Höhepunkt erreichte sie, als Er für uns am Kreuz starb, als wir noch Feinde waren!

Das Gesetz des Christus beinhaltet, dass der Sohn Gottes auf Erden all unsere Sünden, ja die Sünde der Menschheit getragen hat und die Strafe auf Sich nahm. Seine Gesinnung war Liebe, und sie zeigte sich, indem Er unser aller Bürden trug. Wer nun dieses "Gesetz des Christus" halten möchte, muss so gesinnt sein wie Er (siehe Phil 2:5).

Die jüdischen Gesetzesfanatiker setzten bei den Galatern auf fleischlichen Ruhm. Sie gaukelten ihnen vor, durch die Beschneidung eine höher geistlich Stufe zu erreichen als die anderen ... doch genau dem widerspricht Paulus in unserem heutigen Leitvers. Es ist etwas total Gegensätzliches,

a) sich unter das Gesetz zu stellen und sich damit zu rühmen, oder
b) die Bürden und Lasten der Glaubensgeschwisster mitzutragen, was in der Regel keinerlei Ruhm und Ansehen einbringt!

Von dem Sohn Gottes lesen wir in Phil 2:6 ff, dass Er Sich entäußerte, erniedrigt, und gehorsam war bis zum Tod, ja bis zum Kreuzestod. Er kann also nie der Weg eines geistlich Gesinnten sein, irgendwo und irgendwie noch "jemand sein zu wollen", sondern den unteren Weg zu gehen, in den Fußstapfen des Herrn!

Gal 6:4

"Jeder aber prüfe sein eigenes Werk, dann wird er für sich allein Ruhm haben, aber nicht einem anderen gegenüber;"

Meine (des Verfassers dieser Zeilen) verstorbene langjährige Mitarbeiterin (Schw. Steinbach) sagte immer wieder zu mir: "Gerhard, gehe den unteren Weg des Glaubens, da ist kein Gedränge!" Wie Recht sie hatte!

Wer von uns möchte schon den unteren Weg gehen, den keiner von den Geschwister wahrnimmt? Der sich weitgehend im Verborgenen abspielt? Wo einen niemand bewundert oder lobt? Oder gar jenen Weg, wo man bereit ist, Lasten mitzutragen? Die Lasten anderer?

Es ist so einfach, liebe Geschwister, gute Werke zur Schau z u stellen, die meisten merken es gar nicht mehr - Paulus nennt dies beim Wort: "... der betört sich selbst"!

Ein köstliches, aber meist ungeliebtes Wort Pauli finden wir in Phil 1:29-30: "... denn in Gnaden ist euch für Christus gewährt: nicht allein an Ihn zu glauben, sondern auch für Ihn zu leiden, indem ihr denselben Ringkampf habt, derart wie ihr ihn an mir gewahrt und nun von mir hört." Und was hatten sie über Paulus gehört: "in Mühen übermäßiger, in Gefängnissen übermäßiger, unter Schlägen überreichlich, oftmals in Todesgefahr, fünfmal vierzig Schläge von den Juden, mit Ruten gepeitscht, Schiffbruch ... (lies 2Kor 11:23 ff)

Wir müssen nicht hergehen, und all diese Leiden herbeirufen, wir leben in einer Zeit und in einem Land, wo man noch relativ frei seinen Glauben leben kann. Das soll, ja muss uns täglich z um Dank Gott gegenüber verpflichten! Aber wir möchten auch an jene Geschwister denken, denen Gott eine Last auferlegt hat und die. Ihm sogar dafür danken können - dies ist jene Gnade, die Paulus in Phil 1:29 nennt, Nicht allein an Ihn zu glauben, sondern auch für Ihn zu leiden, und dazu gehört auch: "Helft einander, die Bürden zu tragen!"

"Jeder prüfe sein eigenes Werk" heißt, in den Spiegel schauen und sich selbst betrachten. Paulus hat dies getan. Und was sah er: "Ich bin nichts" (2Kor 12:11b); "ich bin der Erste unter den Sündern" (1Tim 1:15) - wobei hier angemerkt werden muss, dass Paulus der Erste war, der in der überströmenden Gnade ein Geretteter war; in 1Kor 15:9 sieht sich Paulus als "der Geringste unter den Apostel" ... wir könnten diese Aufzählung noch fortsetzen, doch wir erkennen jetzt gut, was Paulus in seinem Spiegelbild sah! Da gab es keinen Ruhm anderen gegenüber!

Wir leben buchstäblich noch alle in unserem Fleisch, und das erzeugt täglich Spannungen, weil dieses ständig unser "Ego" bzw. unser "Ich" anstachelt. Deshalb die so dringende Ermahnung: "Wandelt im Geist!" Wenn Paulus in unserem Leitvers von "Werk" spricht, meint er natürlich keine eigenen Werke (Gesetzeswerke), sondern jene geistlichen Früchte, über die wir in 1Kor 3:10-15 Bedeutsames lesen. Dabei muss uns wichtig sein, dass nur die geistlichen Früchte (Gold, Silber, kostbare Steine) im Feuer Bestand haben werden, denn: All unsere Werke werden im Feuer geprüft, wobei Werke verbrennen, aber auch Bestand haben können. Dass jedoch jeder gerettet sein wird, beweist 1Kor 3:15b, an dessen Ende wir lesen: "... er selbst aber wird gerettet werden, jedoch nur so wie durch Feuer hindurch". Das führt uns zur Preisrichterbühne des Christus, wo wir gemäß 2Kor 5:10 alle offenbar gemacht werden müssen. Hier vollzieht sich der gerechte Ausgleich all dessen, was wir durch den Körper verübten, sei es gut oder schlecht!

Wer Ruhm vor Menschen sucht, dessen Werk wird verbrennen! Wer sich einzig und allein in dem Herrn rühmt, wird einmal gebührend ernten ... prüfen wir also unser Werk!

Gal 6:5

"denn jeder wird an seiner eigenen Last zu tragen haben."

Unser heutiger Leitvers, separat betrachtet, widerspricht auf den ersten Blick erst einmal all dem, was wir zurückliegend betrachtet haben, nämlich einander zu helfen, die Bürden zu tragen. Doch wir sehen auch diesen Vers im Zusammenhang, und dann sieht er ganz anders aus:

Keiner von uns kann sich eine Last selber auflegen - sie wird ihm von Gott auferlegt. Dabei wollen wir beachten, dass es durchaus auch die Last eines anderen sein kann, die wir zu tragen haben, das Entscheidende ist: Komme ich mit meiner Last ans Ziel?

Wir sehen alsom, dass die "eigene Last" auch durchaus Bürden anderer sein können, die wir um Christi willen zu tragen bereit sind. Geschieht dies in der rechten Art und Weise (in einem geistlichen Wandel), werden wir von anderen kaum Ruhm ernten, wohl aber wir jeder von uns gemäß Röm 14:12 für sich selbst Gott Rechenschaft geben.

Der größte Lastenträger, der das Ziel erreicht hat, ist Christus Jesus, unser Herr und Haupt? Mit Seinen Worten am Kreuz, "Es ist vollbracht!" neigte Er das Haupt und übergab den Geist (Joh 19:30). Er kam dadurch mit Seiner Last (die Sünde der ganzen Menschheit) ans Ziel! Und dann lesen wir in Phil 2:9ff: "Daum (!!!) hat Gott Ihn auch überaus hoch erhöht und Ihn mit dem Namen begnadet, der über jedem Namen ist, damit in dem Namen Jesus sich jedes Knie beuge ...".

Merken wir, liebe Geschwister, was für eine ungeheure Bedeutung in dem Namen "Jesus" liegt?

Unser Tragen für uns selbst hat auch ein Ziel, wo wir unsere Last ablegen dürfen, vor der Preisrichterbühne des Christus! Hier wird offenbar, ob wir an der Verherrlichung Christi teilhaben oder nicht (Röm 8:17), es geht also um Gewinn oder Verlust!

Gal 6:6

"Wer nun im Wort unterrichtet wird, lasse den ihn Unterrichtenden an allem Guten teilnehmen."

Unser Leitvers bringt eine deutliche Anerkennung des Lehramtes innerhalb der Körpergemeinde zum Ausdruck. Und in der Tat hat ein Lehrer eine hohe Verantwortung. Interessantes lesen wir bei Jakobus (Jak 3:1 ff): Hier muss Jakobus abwiegeln, weil viele das Lehramt angestrebt haben. Und ein Lehrer wird ja besonders beobachtet, ob er auch das hält, was er predigt. Und dann bekannt Jakobus in Jak 3:2: "... denn wir straucheln allesamt in vielem."

Weshalb Jakobus abgebremst hat, hört sich im Hebräerbrief (Hebr 5:12) ganz anders an: "Denn da ihr der Zeit nach Lehrer sein müsstet, habt ihr wieder Belehrung darüber nötig, was die anfänglichen Grundregeln der Aussagen Gottes sind, seid ihr doch solche geworden, die der Milch bedürfen und nicht fester Nahrung ...". Die Parallelstelle bzw. das Paradestück hierzu stellen die Korinther dar (1Kor 3:1 ff). Ihre fleischliche Gesinnung verhinderte jegliches geistliche Wachstum. Sie waren damit weit entfernt, Lehrer im Wort zu sein.

Es gibt gewichtige Punkte, die innerhalb der Körpergemeinde Christi Jesu das geistliche Wachstum im Wort Gottes abbremsen oder gar abwürgen:

a) das (gewollte) Verharren in der Unmündigkeit;
b) der Mangel an geistlichem Unterscheidungsvermögen;
c) die Anhänglichkeit an Autoritäten (Menschen);
d) das Hin- und Hergeworfenwerden von allen möglichen Meinungen und Strömungen, was gerade in unserer Zeit einen traurigen Umfang angenommen hat. Zuletzt, als Punkt
e) sei noch angeführt, dass die modernen Gläubigen offensichtlich mehr oder weniger dabei sind, das selbstständige eigene Nachdenken über "ein Wort Gottes" (oder auch nur über einen Vers) zu verlieren! Vielleicht darf (oder soll) unser Andachtsbüchlein gerade hierzu Anregung sein!

Wir haben gestern Mängel aufgeführt, welche Gläubige an einem gesunden geistlichen Wachstum hindern, wobei die Unterrichtenden (Lehrer) ja nicht unbeteiligt sind. Dabei muss gesagt werden, dass leider nur zu oft auf eine schöne und mitreißende Redensart der dienenden Brüder mehr geachtet wird, als auf deren Erkenntnis! Unsere Zeit (Endzeit) bringt es mit sich, dass man meint, hohe Geistesanlagen, Klugheit oder wissenschaftliche Bildung und Gelehrsamkeit seinen wichtige Voraussetzungen für ein Lehramt innerhalb der Gemeinde - das ist aber ein Trugschluss! Gott hat es seinen Apostel gegeben, in 1Kor 1:18-31 klarzustellen, wer berufen ist (auch oder gerade zum Lehramt)!

Wir möchten aber auch noch auf den speziellen Inhalt unseres Leitverses eingehen: Paulus hat nirgends gelehrt, dass ein Unterrichtender einen gut besoldeten Posten innehaben sollte, vielmehr sollten die Gläubigen ihre Lehre an allem Guten teilnehmen lassen, was mit der Aussagen in 2Kor 8:14 ff zu vergleichen ist: "... sondern zum Ausgleich soll bei der jetzigen Gelegenheit eure Überfülle den Mangel jener ausgleichen ..."

Paulus lehnte es für sich ab, Bezahlung für seinen Dienst anzunehmen, er verdiente sich seinen Unterhalt durch seiner Hände Arbeit (siehe 1Kor 4:12 und 1Thes 2:9), aber er betonte auch in 1Tim 5:18, dass jeder Arbeiter seines Lohnes wert ist. Den Galater empfiehlt er aber in jedem Fall, jene Brüder, die ihr geisstliches Wachstum fördern können, auch mit Gutem zu bedenken, also ihr Mühe anzuerkennen, und dies in dem Umfang, wie jeder Einzelne die Möglichkeit dazu hat.

Wir möchten betonen: Paulus ruft zu keinem System wie einer Kirchensteuer oder dem sogenannten "Zehnten" auf, sondern zu den selbstverständlichen Liebesgaben, zu denen der Geist Gottes einen drängt!

Gal 6:7

"Irret euch nicht: Gott lässt Sich nicht spotten; denn was auch ein Mensch sät, das wird er auch ernten;"

Unser Leitvers will nicht so richtig in die bisherige GEdankenfolge passen - was soll diese scharfe Mahnung an dieser Stelle? Wir dürfen aber nicht vergessen, was der Grund für diesen Brief an die Galater war: Die Verführung zum Gesetz durch jüdische Fanatiker! Und diese Juden erlebten ja auch mit, wie Paulus sich gegen sie stellte, wie er ihre Verführung als falsch bezeichnete und sie in den Bann stellte (siehe Gal 1:6-9); ihre Antwort war wohl Hohn und Spott über den Apostel.

Ein hierzu passendes Ereignis lesen wir in Lk 16, wo es um das Geld (den Mammon) geht. Jesus legt dar, wie damit in göttlichem Sinn umzugehen ist. Auch Pharisäer gehörten zu Seinen Zuhörern und verspotteten Ihn am Ende (Lk 16:14), denn sie waren geldgierig! Damit kommen wir zu einer erweiterten Sicht unseres Leitverses:

Es geht nicht mehr alleine um das Geben bzw. um die Einstellung zum irdischen Besitz, vielmehr möchte Paulus im Bild des "Säens und Erntens" unsere Gedanken dahin lenken, dass alles Tun ein Säen und Ernten ist!

IIm Grunde möchte Paulus in den letzten Versen des Galaterbriefes unsere Augen erneut auf die Preisrichterbühne des Christus richten, wo ja jeder Entrückte einmal offenbar gemacht wird. Und da wir in 2Kor 5:10 sehr deutlich lesen, dass wir dort genau das wiederbekommen, was wir durch den Körper verübt haben, sei es gut oder schlecht, gewinnt unser Leitvers eine zusätzliche Perspektive! Keiner von uns Gläubigen wird sich dort einmal durch schmuggeln oder entschuldigen können. Es wird aber dein Gericht sein, wo über die Sünde verhandelt wird, sondern es geht um unseren Wandel auf Erden, um Lohn oder Verlust - was gesät wird, wir einmal geerntet!

Gal 6:8

"... denn wer in sein Fleisch sät, wird aus dem Fleisch Verderben ernten; wer aber in den Geist sät, wird aus dem Geist äonisches Leben ernten."

Unser Leitvers umfasst zwei Möglichkeiten: Das Säen ins Fleisch oder das Säen in den Geist - betrachten wir heute das erste Gebiet:

Zuerste einmal: Wa<s meint Paulus mit "in sein Fleisch säen"? Beachten wir das "in'" sein Fleisch säen, was im übertragenen Sinn "Gemeinschaft" bedeuten kann, also "in Gemeinschaft mit dem Fleisch" treten. Das muss nicht weiter erklärt werden.

Wer nun in Gemeinschaft mit seinem Fleisch tritt, wer auf seine Forderungen hört und eingeht (zum Beispiel: "Du muss dies tun, du musst jenes tun ...") muss wissen, was Gottes Wort über das Fleisch aussagt:

"Die aber im Fleisch sind, können Gott nicht gefallen" (Röm 8:8), was bedeutet, dass das Fleisch Gott nicht gefallen kann; Joh 6:63 sagt, dass das Fleisch nichts nützt; in Röm 7:18 stellt Paulus fest, dass im Fleisch nichts Gutes wohnt.

"Das Fleisch" ist unsere gottgewollte Erbmasse von Adam her, alles, was in dieses Fleisch gesät wird, kann nur das hervorbringen, was dem Fleisch bestimmt ist: Verderben und Tod! Die Frage ist an uns alle: "Glauben wir das? Glauben wir dem Urteil Goltes über das Fleisch?" Wenn "Ja" dann sollten wir auch die Konsequenzen ziehen und dieses Fleisch so wenig wie möglich beachten bzw. so wenig wie möglich Gemeinschaft mit ihm haben. Praktisch sieht das so aus: Wir verweisen unser Fleisch täglich aufs Neue an das Kreuz (Röm 6:6). Wer aber glaubt, durch sein Fleisch doch irgendetwas Gott Wohlgefälliges hervorzubringen, wir bitter enttäuscht werden, weil jede Frucht des Fleisches (siehe Gal 5:19-20) verderben wird, - er wird Verderben ernten!

Wir kommen zum z weiten Teil unseres Leitverses: Der Geist ist die Quelle des Lebens, er ist es, der gemäß Joh 6:63 lebendig macht, seine Gesinnung ist Leben und Friede (Röm 8:6).

"Leben" gab der Geist von Anfang an. Adam wurde erst eine lebende Seele, als Gott ihm "den Odem der Lebenden" (= Geist) einhauchte (1Mo 2:7); und wie es beim ersten Adam war,"er wurde z u einer lebendigen Seele", wird es beim letzten Adam sein, nur "Er wurde zu einem lebendig machenden Geist" (1Kor 15:45) - aus Ihm kommt Leben!

Wir sehen, dass das Einhauchen des göttlichen Odems "Leben" gab, und Gottes Worte gleichen Seinem Odem. "Gottes Worte" sind somit die Grundlage des Geisteslebens für uns! Das größte der lebendig machenden Kraft Gottes für uns ist "Christus"! Das Wort wurde Fleisch (Joh 1:14)! Und Röm 1:4 bezeugt, dass Er als Sohn Gottes erwisen ist in Kraft nach dem Geist der Heiligkeit, was dahin fürht, dass Christus durch diesen Geist auch Macht besitzt, Tote zu erwecken! Christus Jesus ist also unsere Mitte, unser Leben!

Uns so wie der Vater, der Geist ist, Lebe4n in Sich Selber hat, ebenso gibt Er es dem Sohn, Leben in Sich Selbst zu haben, dies bezeugt Joh 5:26. Wer von uns nun sein Fleisch als mit Christus gekreuzigt sieht, wer mehr und mehr in diesen lebendig machenden Geist sät, also Gemeinschaft mit ihm aufnimmt (im Wort Gottes liest und forscht), wird "Leben" ernten (wobei wir auf das Wort "äonoisches" morgen eingehen werden), u nd "dieses Leben" wird für uns unvorstellbare Herrlichkeit darstellen!

Wir müssen heute klären, was Paulus unter "äonischem Leben" versteht. Die erste Erkenntnis mus die sein, dass Paulus hier nicht von der Zukunft, sondern von der Gegenwart redet. In unser Fleisch können wir j anur säen, solange wir noch auf Erden sind ... folglich muss sich das Säen in den Geist auch auf die Gegenwart beziehen, das ist eine ganz logische Folgerung! Ein weiterer Beweis, dass es sich um die Gegenwart handeln muss, ist die Tatsache, dass jeder berufene Gläubige einmal unvergängliches Leben haben wir (über alle Äonen hinaus), und dies in der Gnade, wie es uns in Eph 2:8 verheißen ist; nach unserer Entrückung kann unser Leben in der Herrlichkeit nicht mehr verderben!

"Äonisches Leben ernten" kann sich also nur auf diesen gegenwärtigen Äon beziehen, auf unser Leben hier auf der Erde - und dieses Leben ist ja tatsächlich äonisch begrenzt.

Nach 2Kor 5:17 ist mit dem Geschenk des Glaubens in uns eine neue Schöpfung entstanden, es ist etwas neu geworden, nämlich ein geistliches Leben in christus (neben dem bisherigen alten Leben im Fleisch). Wir bestehen also hier unten aus "zwei" Naturen, einer fleischlichen und einer geistlichen Natur. Dabei kann jeder von uns feststellen, dass wir im Geist etwas besitzen, was im Fleisch nicht möglich ist, nämlich Freude, Friede und die Gewissheit auf das zukünftige Leben in der Herrlichkeit. Im Geist (im Glauben) besitzen wir also heute schon äonisches Leben, anders ausgedrückt: Gottes Wort macht uns im Geist das zukünftige Leben in der Herrlichkeit heute schon real - wir können, wenn wir in den Geist säen, heute schon äaonisches Leben ernten! Deshalb, liebe Geschwister, ringen wir den edlen Rirngkampf des Glaubens und ergreifen das äonische Leben zu dem wir berufen wurden (lies 1Tim 6:12).

Gal 6:9

"Wenn wir nun das Edle tun, so lasst uns nicht entmutigt werden; denn zu seiner gebührenden Zeit werden wir auch ernten, wenn wir nicht ermatten."

Haben wir gestern 1Tim 6:12 gelesen? Wenn "Ja", dann schließt sich unser Leitvers dem Zuspruch an Timotheus nahtlos an, ja er erklärt, was Paulus mit "Edlem tun" meint: "Ringe den edlen Ringkampf des Glaubens"!

In 1Tim 6 geht es klar um "den Wandel", und Paulus deckt zuerst auf, wie ein fleischlicher Wandel aussieht: Da fallen Wörter wie "dünkelhaft, Wortgezänk, Neid, Hader, Lästerung, böse Verdächtigungen", und ganz besonders "die Geldgier", die Paulus als Wurzel allen Übels bezeichnet (1Tim 6:10). Wie Recht her doch hat!

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Auch Gläubige sind von "Geldgier" nicht verschont. In 1Tim 6:10 wird deutlich, dass etliche danach strebten, dadurch vom Glauben abgeirrt sind und sich unter vielen Schmerzen von allen Seiten versuchen ließen ... das ist das "Säen in das Fleisch, wo dann Verderben geerntet wird". Und dann lesen wir weiter in 1Tim 6:11: "Du aber, o Mensch Gottes, entfliehe diesem allen, jage vielmehr der Gerechtigkeit nach, der Frömmigkeit, dem Glauben, der Liebe, der Beharrlichkeit.., der Sanftmut im Leiden. Ringe den edlen Ringkampf des Glaubens" - wer derart aussät, sät in den Geist und erntet "äonisches Leben", wobei Paulus schreibt, dass wir dieses äonische Leben ergreifen sollen! Damit ist wiederum der Beweis geliefert, dass wir es mit dem "gegenwärtigen äonischen Leben im Geist". zu tun haben! Unser zukünftiges Leben müssen wir nicht ergreifen, es wird uns in der Gnade buchstäblich geschenkt. Aber in unserem Wandel können wir es heute schon ergreifen!

Wer von uns nun diesen edlen Ringkampf führt, soll nicht entmutigt werden, denn zu Seiner Zeit (vor der Preisrichterbühne des Christus) werden wir auch ernten!

Gal 6:10

"Demnach wirken wir nun, wie wir Gelegenheit haben, für das Gute an allen, am meisten aber an den Gliedern der Familie des Glaubens."

"Demnach" heißt: In Anbetracht all dessen, was bisher gesagt wurde, vorzugsweise ab Vers 1 dieses Kapitels, wo es massiv um den Wandel in Christus geht: Einander helfen, sein eigenes Wer (ständig) prüfen, die Lehrenden an allem Guten teilhaben lassen, in den Geist säen, das Edle tun ... um nur einiges anzuführen. Wir sehen also deutlich, es geht um die Preisrichterbühne des Christus! Und hier (um es wiederholt deutlich zu sagen) geht es nicht um unsere Rettung oder um äonisches Leben, (wir sind dort ja alle entrückt bzw. gerettet und haben unvergängliches Leben erhalten), sondern um eine gerechte Beurteilung unseres Wandels auf Erden.

Die Frage, ob wir uns vor dieser Preisrichterbühne Christi fürchten müssen, haben wir immer wieder mit "nein" beantwortet - doch es gibt ein "aber": Wenn wir nämlich bedenken, dass gemäß 2Tim 1:12 gerade jenen, die "erdulden" das "Mitherrschen" verheißen ist (was ja ein ganz besonderes Thema wäre), oder jene, die mit Ihm leiden, auch mit Ihm verherrlicht werden (Röm 8:17), so belegen schon diese zwei Beispiele, dass Entrückte auch von dem Mitherrschen ausgeschlossen werden können, genauso von der Verherrlichung mit Ihm! Wäre uns dies egal?

"Furcht vor der Preisrichterbühne Christi" wäre also nicht richtig, aber sie sollte uns anspornen, alles zu geben, was ein Läufer in einem Wettkampf geben kann! Am Ziel wartet eine Preisrichterbühne, und dort wird unser Einsatz gewertet und belohnt, wobei es im anderen Fall auch Enttäuschung und Beschämung (aber keinen Neid) geben wird.

Unser Leitvers bietet guten Stoff an, uns zu mühen, damit wir Lohn erhalten, wie es 1Kor 3:8 verheißt!

Eigenhändiger Briefschluss

Gal 6:11

"Seht, mit welch großen Buchstaben ich euch schreibe, mit meiner eigenen Hand."

Mit den Versen 11-18 kommen wir in die Abschlussphase des Galaterbriefes, un dPaulus betont, dass er diesen Brief eigenhändig und mit großen Buchstaben schrieb. Es geht hier überhaupt nicht um die Frage, ob der Apostel den ganzen Brief selber schrieb, oder nur die Grußworte, sondern er möchte den Galatern (und uns) ein Zeichen geben, wie wichtig ihm diese ganze Angelegenheit geworden ist, wie sehr sie sein Herz bewegt und ihn beunruhigt! Ja, auch ein Apostel Christi Jesu kann besorgt und beunruhigt sein, aber nicht um sich selbst, sondern um jene, die zur Familie des Glaubens gehören, zur Körpergemeinde Christi Jesu! Nicht er allein möchte in der Kampfbahn des Wandels das Ziel sicher und gut erreichen, er möchte vielmehr, dass so viele wie möglich siegreich sind!

Dabei wollen wir nicht übersehen, dass unser Apostel nicht nur mit erhobenem Finger seinen Lehrstoff vortrug, sondern vielmehr alles, was er lehrt, auch persönlich durchlebt hatte! Wie kaum ein anderer ging er durch die Schule der Leiden, die wohl einen körperlichen Höhepunkt in seiner Steinigung zu Lystra fand (Apg 14:19-20) und die er in 2Kor 11:25 auch anführte. "Steinigung, Schläge, Gefängnis, Gefahren auf jeder seiner Reisen, Hunger und Durst ...", alles hat Paulus für das ihm enthüllte Evangelium an die Nationen durchlebt und durchlitten. Und es ist schon seltsam: Jene von Gott aus allen Nationen berufenen , die von Paulus hören und lernen sollten, hören ihn kaum, beachten ihn wenig, stellen sein Evangelium der Gnade zu rück hinter jene Evangelium des Königreichs, das uns gar nicht betrifft! "Mithin bin ich , Paulus, der Gebundene Christi Jesu für euch, die aus den Nationen - wenn Ihr nämlich (überhaupt) von der Verwaltung der Gnade Gottes gehört habt, die mir für euch gegeben ist ..." (Eph 3:1 ff).

Gal 6:12

"Alle, die im Fleisch ein gutes Ansehen haben wollen, dies nötigen euch, beschnitten zu werden, nur um nicht wegen des Kreuzes Christi (Jesu) verfolgt zu werden."

Paulus schreibt ja erst einmal an die Galater, und da geht es um jene Juden, welche versucht haben, die gläubigen Galater hin zum Gesetz zu überreden, zumindest zur Beschneidung, was ihnen wohl teilweise auch gelang. Diese Juden musste Paulus bei den Galatern bloßstellen, um zu zeigen, wie unrecht ihr Wandel ist! Und wer einen schlechten Wandel führt, sollte andere nicht auch dazu verführen! Wohlgemerkt: Wir sprechen hier von Juden, die an das Kreuz Jesu glaubten und zu jenen gehörten, die laut Apg 21:20 "Eiferer für das Gesetz" waren. Wenn wir noch Apg 21:21 lesen, sehen wir, dass sich gerade diese Eiferer darüber aufregten, dass Paulus den Abfall von Mose lehren würde, nämlich ihre Kinder nicht zu beschneiden! Doch gerade diese Eiferer heuchelten laut unserem Leitvers! Dabei ging es offenbar um angesehene Juden, die zwar gläubig (messiasgläubig) waren, aber befürchten mussten, wegen ihres Glaubens an das Kreuz Christi verfolgt zu werden. Ihr Eifer für das Gesetz gab ihnen einen gewissen Schutz vor Verfolgung! Wir wollen dies nicht weiter auslegen, da es für. uns. heute nicht mehr zutreffend ist - aber es gibt gewisse Parallelen:

Auch unter uns Gläubigen der Körpergemeinde sind viele, die ein gutes Ansehen haben, was ja grundsätzlich gut ist. Doch man kann sich in dieses Ansehen unter Menschen so verlieben, dass man es nicht mehr missen oder hergeben möchte, eventuell sogar auf Kosten des Kreuzes Jesu. Ein ganz einfaches Beispiel: Am Kreuz starb unser Herr für alle Menschen, Er trug den Sündenberg aller Menschen, und am Ende werden sich in dem Namen "Jesus" einmal alle Knie beugen und alle Zungen huldigen (Phil 2:10) ... dies bekennen wir freudig in jenen Kreisen, wo dies längst erkannt wurde, aber: Bekennen wir es auch dort, wo wir um Ablehnung wissen? Wo eventuell durch unser Zeugnis unser Ansehen schwinden könnte? Ist die Frucht vor Menschen stärker als das Zeugnis vom Kreuz, welches alle Menschen (wenn auch zu unterschiedlichen Zeiten) rettet?

Verfolgt um des Kreuzes Christi Jesu willen, und dies wegen dem Ansehen im Fleisch ... wir wollen hierüber heut noch etwas nachdenken, und dies im Hinblick auf uns:

Wir haben in unseren Schriften immer wieder auf Phil 3:18-19 hingewiesen und tun es heute erneut, weil es so elementar wichtig ist, was Paulus hier schreibt. "Denn viele andere, die wandeln (ich sagte es euch schon oft von ihnen und sage es nun unter Schluchzen), sind Feinde des Kreuzes Christi, deren Abschluss der Untergang, deren Gott der Leib und deren Herrlichkeit in ihrer Schande ist, die nur auf das Irdische sinne." Bruder A. E. Knoch hat dazu in einem UR des Jahres 1944 geschrieben: "So widersinnig es scheint, sind doch die meisten freunde Christi Feinde Seines Kreuzes. Sie sind willig, sich von ihren Sünden und Bosheiten scheiden zu lassen, und Ihn als Heiland anzunehmen, aber sie wünschen nicht, von ihren guten Eigenschaften oder persönlichen Vorzügen und Überlegenheiten zu scheiden, und allein in Ihm erfunden zu werden. Sie erkennen nicht, dass die Art und Weise des Todes Christi ein Ende hinter alles setzt, was auch der religiöse Mensch in sich selbst ist. Sie wünschen, noch jemand zu sein, und dies macht sie dem Kreuze Christi feindlich gesinnt. Ihre Einstellung wird unter verschiedenen wohllautenden Bezeichnungen verkleidet, welche einen latenten Hochmut auf ihre Abstammung und ihren Charakter enthüllen, oder ihre Errungenschaften nach dem Fleische unterstreichen. Alles dies lehnt sich gegen das Kreuz auf."

Ein Großteil der Gläubigen ist der Ansicht, diese Worte im Philipperbrief würden Ungläubige betreffen ... ein großer Irrtum! Es sind all jene Gläubige, welchen ihr Ansehen, ihr "Ich" noch immer wichtiger ist als die Wahrheit vom Kreuz, die nur zu oft Verfolgung oder Ähnliches nach sich zieht.

Gal 6:13

"Denn nicht einmal sie, die Beschnittenen, bewahren das Gesetz, sondern sie wollen, dass ihr euch beschneiden lasst, damit sie sich in eurem Fleisch rühmen können."

Wir kehren wieder zurück zu jenen Juden in unserem Leitvers, denen Paulus vorwirft, etwas zu fordern, was sie selber gar nicht tun. Zwar meinten viele Juden, das Gesetz zu halten und damit Gott zu gefallen, doch schon Jesus zeigte in den Tagen Seines Wirkens auf Erden, wie. unmöglich dies ist. Nur ... die Juden haben Ihn nicht verstanden!

Hätten nun die Beschnittenen (Juden) das Gesetz überhaupt halten können? Erwartete Gott von Seinem Volk, dass es Seine Gebote alle einhalten könnte? Zwar lesen wir immer wieder, wie sich Israel hochmütig rühmt: "Alle Worte, die Jewe gesprochen hat, wollen wir tun!" - doch Gott wusste von Anfang an, dass Sein Volk sein Versprechen nie einhalten konnte. In 5Mo 31:16 offenbart Er Seinem Knecht Mose, dass Israel Ihn verlassen und Seinen Bund brechen würde.

Vordergründig sehen wir hier "menschliches Versagen", doch tiefer gesehen sind dies die Wege Gottes! Israel sollte erkennen, dass es das Gesetz nie und nimmer halten kann und dass es einen Erlöser braucht. Das Gesetz hätte sie zu Christus hinführen sollen! Nur - hätte Israel erkannt, dass Jesus ihr Erlöser ist, hätten sie Ihn wohl kaum gekreuzigt! Doch ohne den Tod Jesu am Kreuz hätte kein Mensch Sündenvergebung und damit auch keine Rechtfertigung vor Gott!

Man kann Israel verurteilen, dass es in Jesus nicht seinen Messias erkannt hat und Ihn deshalb ans Kreuz brachte, aber man kann auch tiefes Mitgefühl für das Volk Gottes aufbringen, welches von Gott Selbst die Augen verschlossen wurden, damit es nicht erkennen kann ... wegen uns (siehe Röm 11:10-12)! Israels Weg in die Verstockung war die Voraussetzung, damit Paulus das Geheimnis der Körpergemeinde enthüllen konnte (Röm 11:25 ff).

Gal 6:14

"Mir aber möge nur das nicht geschehen, nämlich mich zu rühmen, außer im Kreuz unseres Herrn Jesus Christus, durch das mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt."

Unser Leit vers bezhieht sich auf Vers 13, wo Paulus den Juden vorwirft, sich zu rühmen, weil es ihnen gelungen ist, etliche Galater zur Beschneidung verführt zu haben. Heute hören wir seine Worte. Mir aber möge dies nicht geschehen ...! Genau meint Paulus hier den "Ruhm im Fleisch"!

Es ist fast schon faszinierend, wie viele Gläubige auf ihren Ruhm im Fleisch Wert legen. Die fängt an mit: "Ich" habe mich bekehrt; "Ich" habe mich für Gott entschieden; "Ich" habe so und so viele Menschen zum Herrn geführt; "Ich" habe dies und jenes getan, dazu wird noch vehement der freie Wille des Menschen propagiert! All diese Gläubigen lehnen in der Regel Paulus als ihren von Gott abgesonderten und berufenen Apostel ab, mit gutem Grund:

Die Lehre Pauli würde ihrem Ruhm im Fleisch ein Ende setzen!

Da ist es viel vorteilhafter, sich mit der Bergpredigt zu beschäftigen, wo Er anweist, was alles getan werden muss, um selig zu sein! Nur - die Bergpredigt ist an Israel gerichtet und betrifft das irdische Königreich, aber sie betrifft nicht uns! Lautlos verhallen die Worte Pauli: "Denn in der Gnade seid ihr Gerettete, durch Glauben, und dies ist nicht aus euch, sondern Gottes Nahegabe, nicht aus Werken, damit sich niemand rühme" (Eph 2:8-9).

Gott hat die Menschheit "im Fleisch" erschaffen, die entsprach dem Ratschluss Seines Willens. Und Er wusste auch, dass schon Sein erstes Menschenpaar im Paradiesgarten versagen würde, weil das Fleisch mächtiger war als Sein Gebot! Das Fleisch gelüstet gegen den Geist, aber nur Einer gewann den Kampf gegen das Fleisch: Christus Jesus, unser Herr und Haupt! Deshalb gab und gibt es für unser Fleisch nur einen Weg: Den Weg ans Kreuz!

Der zweite Teil unseres Leitverses stellt eine Herausforderung an jeden dar, der Gottes Wort ernst nimmt: "Der Welt gekreuzigt sein!" Auch in Pauli Leben gab es eine Zeit, wo er auf sein Fleisch setzte, wo er sich in völliger Verblendung falscher Dinge rühmte, doch: "... was mir einst Gewinn war, das habe ich um Christi willen als verwirkt erachtet"; die Augen wurden ihm vor den Toren von Damaskus geöffnet!

Das Kreuz - wenn wir es im tieferen Sinn ernst nehmen - setzt ein Ende hinter unser Fleisch, weil, wenn jemand in Christus ist, eine neue Schöpfung da ist: das Ehemalige verging, siehe, es ist neu geworden (gemäß 2Kor 5:17). Hier geht es nicht mehr allein um "Sündenvergebung", sondern um ein neues Leben im Geist, in welchem die gegenwärtige Welt keine Rolle mehr spielt. Damit prallen wieder die von uns so oft zitierten "zwei Naturen" in uns aufeinander, die buchstäblich alte Natur, unser Fleisch, und die geistliche Natur, in der wir uns bewegen, wenn uns Gottes Wort beschäftigt. Machen wir uns hier nichts vor, liebe Geschwister: Es lockt uns nach wie vor die Welt, und esmuss uns sehr bewegen, dass sogar ein Mitarbeiter Pauli, nämlich Demas, den Verlockungen der Welt nicht widerstehen konnte und Paulus aus Liebe zum jetzigen Äon verließ (2Tim 4:10). Sind wir wirklich innerlich bereit, dieser Welt, in der wir leben, "gekreuzigt zu sein"?

Gott hat uns "im Fleisch" geschaffen, um uns fähig zu machen, Ihn zu lieben. Der erste Schritt ist, dass wir erkennen, dass das Fleisch zu nichts fähig ist, was Gott gefallen kann, ja es ist gegen Gott! Damit werden wir zu Christus geführt. Von da an sind wir in der göttlichen Schule, immer weniger auf unser Fleisch zu achten, dafür immer mehr auf das Kreuz zu schauen und unseren einzigen Ruhm darin zu suchen, dass Er, unser Herr, alles für uns getan hat - Er ist unser Ruhm!

Gal 6:15

"Denn in Christus gilt weder Beschneidung noch Unbeschnittenheit, sondern nur eine neue Schöpfung."

Auch in unserem neuen Leitvers spricht Paulus natürlich zuerst die Galater an und sagt ihnen, dass das Judentum mit seinem Gesetz und all seinen Riten bei jenen, die zur Körpergemeinde berufen sind, keine Rolle spielt, und dies ganz einfach darum, weil da eine neue Schöpfung ist!

Es zeigt sich hier sehr deutlich, Israel mit seiner Berufung als Volk Gottes und seiner Erwartung des irdischen Königreiches ist eine Sache für sich - eine ganz andere neue Sache ist die Körpergemeinde Christi Jesu! Beide haben zwar Berührungspunkte (denselben Herrn), aber völlig verschiedene Aufgabenbereiche und verschiedene Erwartungen. Es ist nicht möglich, beide zu vermischen, es sei denn, man bleibt auf dem Glaubensstand eines Kindes stehen.

Wenn wir über unseren Leitvers nachdenken, wird uns immer klarer, dass wir unseren Herrn nur im Geist (in unserer neuen Schöpfung) suchen und finden können, u nser Fleisch bleibt ausgeschlosse! Und jetzt halten wir einmal kurz inne und bedenken, um wie viel Dinge, die unser Fleisch betreffen, wir den Herrn täglich bitten! Wir beten um Gesundheit, um Hilfe in diesen und jenen Lebenslagen, wir bitten. um Bewahrung auf der Fahrt in den Urlaub ... hat das mit der neuen Schöpfung etwas zu tun?

Es darf uns trösten, dass Paulus uns in Röm 8:26-27 zuspricht, dass der Geist unserer Schwachheit im Gebet hilft, weil wir gar nichts wissen, was wir beten sollen (in Übereinstimmung mit dem, was sein muss), aber: Der Geist selbst verwendet sich für uns mit unausgesprochenem Ächzen! Lasst uns, liebe Geschwister, unseren Herrn nicht hier unten suchen, sozusagen als "Erste Hilfe im Alltag", sondern suchen wir Ihn droben, zur Rechten Gottes sitzend, wo unser wahres Leben. zusammen mit Christus verborgen ist (lies Kol 3:1-4).

Gal 6:16

"Und alle, die nach dieser Richtschnur die Grundregeln befolgen wollen, auf sie komme Friede und Erbarmen, auch auf das Israel Gottes!"

Achten wir erst einmal in unserem Leitvers darauf, dass es Paulus offen lässt, dass Gläubige die Grundregeln auch nicht befolgen wollen! Er spricht nur jene an, die ernsthaft gewillt sind, die neue Schöpfung in sich zu beachten und sie zu pflegen und sich nur no ch im Kreuz des Herrn Jesus Christus zu rühmen; hier sehen wir unsere Richtschnur!

Ein Sportler, der mit anderen Läufern in einer Kampfbahn läuft, hat eine abgegrenzte Spur für seinen Lauf - es ist die "Richtschnur"! Sie zeigt nicht nur dem Sportler, sondern auch uns, wo wir laufen (wandeln) müssen, und wo die Grenze zum Läufer neben uns ist. Wechselt ein Sportler seine vorgegebene Laufbahn, wird er in der Regel disqualifiziert! W echseln wir unsere Bahn (was dann geschieht, wenn wir uns auf das Fleisch verlassen) werden wir auch disqualifiziert, aber derart, dass all unsere Werke verbrennen, wie es 1Kor 3:14-15 beschreibt.

Wie kann "Friede" in unser Herz einziehen, wenn wir ständig im Zweifel sind, ob wir wohl vor Gott alles richtig machen? Wo wir uns mehr und mehr anstrengen (im Fleisch), Gott. zu gefallen? Und "Zweifel" gibt es immer dort, wo wir meinen, etwas tun. zu müssen - und mit dem Zweifel kommt der Unfrieden! "Friede" kann nur dort sein, wo unser Blick auf das Kreuz gerichtet ist, auf unseren Herrn!

Interessanterweise blickt Paulus hier auch auf das Israel Gottes, über welches wir in Gal 4:27 sprachen, es ist jener heilige Same, ein Überrest nach der Wahl der Gnade, auf die nicht nur der Friede, sondern auch das Er barmen Gottes kommen wird, weil Gott gemäß Röm 11:32 alle zusammen in Widerspenstigkeit einschließt, damit Er Sich aller erbarme!

Gal 6:17

"Im übrigen versuche mir niemand weitere Mühsal; denn ich trage die Brandmale des Herrn Jesus Christus an meinem Körper."

Zum Abschluss möchte Paulus den Galatern sagen: Es ist genug! In sechs Kapiteln hat er mehr als ausführlich dargelegt, worin sie gestrauchelt sind und hat gleichzeitig den Weg aufgezeigt, wieder zurück zu seinem Evangelium , dem der Gnade zu finden. Mehr kann er nicht tun und deshalb möge ihm auch keiner mehr weitere Mühe verursachen!

Dann weist Paulus auf seine Brandmale hin. Ein "Brandmal" war in früheren Zeiten das Zeichen eines Herrn, welches dieser in das Fleisch seiner Sklaven brannte. Es hinterließ dauerhafte Narben. Paulus bezeichnete sich ja immer wieder als "Sklave Jesu Christi" und brachte damit zum Ausdruck, dass er einzig und allein Ihm dienen wollte. Und dieser Dienst brachte ihm buchstäblich Brandmale ein! Wie mag sein Körper nach all den Schlägen, Peitschenhieben, ja nach der Steinigung in Lystra ausgesehen haben?

Paulus ist sichtbar und praktisch in die Gemeinschaft Seiner Leiden eingetreten, wie wir es in Phil 3:10 lesen. Es geht in diesem Vers darum, Ihn zu erkennen und die Kraft Seiner Auferstehung, die auch dazu befähigt, in Leiden standhaft zu bleiben! Aber voraus muss gehen, dass wir die tiefe Bedeutung des Kreuzes erkennen, wo all unser Fleisch mit gekreuzigt wurde. Und wer dies erkannt hat, darf auch die Kraft Seiner Auferstehung erfahren, die einst Paulus, und nach ihm viele Märtyrer, befähigt hat, alle Leiden, bis hin zum Tod zu tragen!

Nehmen wir noch den herrlichen Zuspruch von Phil 4:13 mit in den Tag: "Alles vermag ich in Ihm, der mich kräftigt, Christus."

Gal 6:18

"Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit eurem Geist, meine Brüder! Amen!"

Am Ende dieses Buches finden wir das bekannte Grußwort unseres Apostels, aber nicht nur "Die Gnade sei mit euch", sondern hier mit dem Zusatz: "... mit eurem Geist"! Die Galater hatten sich zu einem andersweitigen Evangelium umstellen lassen, zu dem des Königreiches, wo durchaus Werke gefordert sind; nun hat ihnen Paulus erneute den Weg in sein Evangelium der überströmenden Gnade gewiesen, das aber nicht im Fleisch fassbar ist, sondern allein "im Geist"! Deshalb konnte er in Röm 8:10 schreiben: "... der Geist aber ist Leben der Gerechtigkeit wegen." Damit haben wir einen Zusammenhang von Gnade und Geist: Der Geist sagt uns durch das gelesene Wort Gottes (Eph 2:8), dass wir ohne Werke in der Gnade Gerettete sind! Man kann diese wunderbare Tatsache mit dem Verstand lesen, aber der Geist gibt uns tief im Herzen die freude darüber, und mit der Freude die Dankbarkeit Gott gegenüber! So wächst in jedem von uns die Liebe zu Gott, unserem Vater, nach der sich Sein Herz sehnt.

Auch wenn sich manches Glied der galatischen Gemeinde umstellen ließ, Paulus sieht alle als "seine Brüder in Christus" an! Nicht u nser Wandel bestimmt, ob wir (akzeptable) "Brüder" sind, sondern allein unsere Stellung in Christus! Wer von Gott in Christus Jesus zum Sohnessstand vorherbestimmt ist, darf unser aller Bruder sein, und wir sollten ihn auch dementsprechend (Eph 4:1-6) behandeln - zu allem sagen wir von Herzen mit Paulus: '"Amen"! - so sei es!

Komme bald, komme bald
dem der Schöpfung Sehnen galt!
Ahnungsvoll wird sie sich neigen,
fängst Du an, herabzusteigen -
ach, Herr Jesus, komme bald.