Der 1. Korintherbrief - Kapitel 7

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Abschrift: Die Korintherbriefe Band I - IV (2007)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Band I, III und IV sind als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Der 1. Korintherbrief - Kapitel 7

Verhalten in der Ehe
Über Ehescheidung
Bedeutungslosigkeit des Standes für die Berufung durch Gott
Über die Unverheirateten

Verhalten in der Ehe

1Kor 7:1-3

"Nun zu den Fragen, die ihr mir geschrieben habt; ideal sei es für dem Mann, keine Frau anzurühren: Um der Hurerei willen soll jeder seine eigene Frau haben, und jede Frau soll ihren eigenen Mann haben. Der Mann soll der Frau die Schuldigkeit erstatten, gleicherweise aber auch die Frau dem Mann."

Das ganze Kapitel 7 steht unter der Überschrift: '"Ehe und Ehelosigkeit in der Körpergemeinde Christi Jesu und weiter unter dem Aspekt von 1Kor 7:29: "Die Frist ist beschränkt!" Die großen Nöte in der Korinthergemeinde, der die zurückliegenden Verse gegolten haben, waren Paulus durch mündliche Berichte bekannt geworden; nun kommt er zu jenen Fragen, die ihm schriftlich gestellt wurden. Dabei handelt es sich nicht um Erkenntnisfragen, sondern um einfache Di nge des praktischen Lebens: "Paulus, wie stehst du zur Ehe, der du selber ehelos lebst? Wie geht es mit den ledigen Töchtern der Gläubigen in Korinth? Dürfen wir als Gläubige Götzenopferfleisch essen?" Fragen über Fragen, die der Apostel beantworten soll. Dabei müssen wir die besondere Lage in Korinth im Auge behalten: Es herrschte ein starker, mit Hochmut gepaarter Freiheitsdrang, dazu die Parteilichkeit für diesen oder jenen Bruder. "Alles steht mir frei!" ... so mag auch der Umgang mit der Ehe in Korinth propagiert worden sein. Weg mit der lästigen Gebundenheit an einen Ehepartner, die sexuellen Bedürfnisse kann man ja auch im Aphrodite-Tempel befriedigen...!

Die erste Antwort Pauli mag uns befremden; wie kann es ideal sein, keine Frau anzurühren, wenn Gott Selbst das Gegenteil sagt (1Mo 2:18). Dazu müssen wir uns in Paulus hineinversetzen: Er erlebte es, wie frei u nd ungehindert er sein Leben für den Herrn einsetzen konnte, eine Frau hätte sein Gewissen wegen seiner vielen Reisen belastet (genauer kommt er in 1Kor 7:7 zu sprechen). Für unsere drei Verse gilt>: Es soll keine Scheinehe geführt werden, so jeder sein eigenes Leben führt, vielmehr sollen sich Mann und Frau in Liebe zugetan sein, wie es Eph 5:22-33 aussagt.

1Kor 7:4-5

"Die Frau hat nicht die Vollmacht über ihren eigenen Körper, sondern der Mann; gleicherweise hat auch der Mann nicht die Vollmacht über seinen eigenen Körper, sondern die Frau. Entzieht euch nicht einander, außer etwa nach Vereinbarung für eine gewisse Zeit, um zu Gebet Muße zu haben, aber danach wieder beieinander zu sein, damit Satan euch nicht wegen eurer Unenthaltsamkeit versuche."

Zur Ehe gehört der eheliche Umgang, ohne Rücksicht darauf, ob er zum Werden eines Kindes führt oder nicht. Erst später wurde durch die Kirche die Ansicht vertreten, ehelicher Verkehr sei etwas Unreines, außer zur Kindeszeugung.

Paulus. hebt in unseren Leitversen die starke Verbindung zwischen Mann und Frau hervor. Keiner soll einseitig bestimmen, was er mit seinem Körper tut. Es gibt aber auch Zeiten, wo man sich nach Vereinbarung zurückziehen kann, um zu beten. "Gebet" soll also völlige Hingabe sein, allerdings an Gott, wo alles Irdische zurücktreten soll. Das muss aber zeitlich begrenzt sein, die Ehegatten sollen danach wieder zusammenkommen, damit Satan sie nicht versuche.

Satan ist der Widerwirker Gottes, der bewusst von Gott so geschaffen wurde. (Gott möchte uns Seine große Liebe auf dem Hintergrund der Finsternis und des Bösen sichtbar machen). Er kann folglich nicht eigenmächtig handeln, sondern nur in dem Rahmen, den Gott ihm gesetzt hat. Deutlich wird uns dies ja bei Hiob gezeigt. Seine Aufgabe, uns zu versuchen und womöglich zu verführen, dient uns dazu, dass wir immer wieder feststellen müssen, wie unfähig wir sind, unser Fleisch. zu zügeln und zu beherrschen. Eine lange Enthaltsamkeit in der ehe fördert also die Bereitschaft. zur Unzucht und Satan tut das Seine dazu, es auch umzusetzen. "Entzieht euch nicht einander", dies ist ein wirksamer Schutz vor den Angriffen Satans!

1Kor 7:6-7

"Dies sage ich aber als Vergünstigung, nicht als Anordnung. Will ich doch empfehlen, dass alle Menschen so wären wie auch ich selbst; jedoch hat jeder seine eigene Gnadengabe von Gott, der eine so, der andere so."

Wir mögen über den ersten Teil unseres Leitverses etwas erstaunt sein, möchte der Apostel den Korinthern hier etwas zugestehen, was er sonst und bei anderen nicht tun würde? Ein Blick in eine andere Übersetzung hilft uns hier weiter; so übersetzt Bruder Baader das Wort "Vergünstigung" mit "Gesamtkenntnis", was dann den Inhalt so erklären würde: Paulus möchte nicht anordnen, sondern spricht aus seiner "Gesamtkenntnis" heraus, also aus seiner Erfahrung, die er auf seinen vielen Reisen machte. Und wenn wir Pauli Leben verfolgen, so hat er in der Tat im Verlauf seines Lebens einen ungemein reichen Schatz an Erfahrungen sammeln können. Seine Empfehlung aus der Gesamtkenntnis konzentriert sich aber nicht nur auf die Ehelosigkeit, sondern vor allem auf die innere Freiheit, seinem Herrn mit ganzer Kraft zu dienen.

Dass Paulus mit dem oben Gesagten nicht nur seine eigene Ehelosigkeit meint, zeit der zweite Teil unseres Leitverses: "Jeder hat seine eigene Gnadengabe von Gott." Hier gilt es zu beachten, dass der Korintherbrief in der Verwaltung des Übergangs von der Pfingst- zur Gnadenverwaltung geschrieben wurde. Damals noch gültige Gnadengaben wurden später ersetzt bzw. aufgehoben. Wir selbst brauchen heute keine geistlichen Zuteilungen, die nur vorübergehend förderlich waren. bedenken wir. Unser Gott und Vater segnet uns heute in Christus mit jedem geistlichen Segen inmitten der Überhimmlischen (Eph 1:3). Ein Beispiel mag. uns das erklären: Anstelle von übernatürlicher Krankenheilung, die ja anfangs auch von Paulus noch praktiziert wurde, wird uns heute die Gnade verheißen, unsere Leiden zu tragen, weil sie nicht der Herrlichkeit wert sind, die im Begriff steht, in uns enthüllt zu werden (Röm 8:18). Anstelle von eigener Kraft wird uns Schwachheit verheißen, damit die Kraft Christi über uns zelte (gem 2Kor 12:9).

"jedoch hat jeder seine eigene Gnadengabe von Gott, der eine so, der andere so."

Es bedarf heute noch einer vertieften Betrachtung der Gnadengaben und wir knüpfen gleich an das gestrige Beispiel an. Dass die Gnadengabe des "Krankenheilens" abgetan wurde, steht nirgends geschrieben; es ist aber offensichtlich, dass Paulus, der einst sogar den Petrus im Heilen übertroffen hatte, auf seinem späteren überragenden Weg weder sich selbst noch seinen Mitarbeitern die volle Gesundheit zurückgeben konnte. Die Antwort Gottes auf sein Flehen lautete: "Dir genügt Meine Gnade; denn Meine Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht" (2Kor 12:9).

Klar abgetan wurden noch im Verlauf des Korintherbriefes die Gabe der Prophetenworte und auch das Zungenreden sowie die Erkenntnisworte: Das alles war nicht mehr notwendig, als das Wort Gottes gemäß Kol 1:25 vervollständigt wurde. Und vervollständigt liegt es uns heute schwerpunktmäßig in den sogenannten Gefängnisbriefen, jenen an die Epheser, Philipper und Kolossern, vor.

Trotzdem hat auch heute noch jeder von uns seine von Gott empfangene Gnadengabe, die nicht vernachlässigt werden darf, sondern die vielmehr gefördert werden soll. Wir alle haben bestimmte Funktionen, denn unsere Berufung ist stets eine "Dienstberufung". Wir sollen aber nicht eigenmächtig handeln, sondern uns für Gott bereitstellen! Er wird uns dann so einsetzen, wie es sein muss.

Auch heute noch kann "Ehelosigkeit" durchaus eine Gnadengabe sein, wenn sie im Dienst für den Herrn nützlich ist. Versuchen wir nicht, was andere haben, auch haben zu wollen - möge uns vielmehr ein "hörendes Herz" gegeben sein, welches auf Ihn ausgerichtet ist und vernehmen kann, was für unseren Dienst wichtig ist!

1Kor 7:8-9

"Den Unverheirateten und den Witwen sage ich aber: Trefflich ist es für sie, wenn sie dabei bleiben wie auch ich. WEnn sie aber nicht enthaltsam sein können, sollen sie heiraten. Denn es ist besser, zu heiraten als zu glühen.

Noch einmal stellt Paulus sein eigenes Beispiel der Ehelosigkeit und seine damit verbundene Erfahrung vor die Augen der Korinther. Und wieder ist es keine Aufforderung oder gar ein Befehl, vielmehr gibt er gleich ganz klar zu bedenken, dass "Ehelosigkeit" eine geistliche Gabe ist, die aber nicht jeder bekommt und sie deshalb auch nicht anstreben sollte. Es kommt hier also nicht auf dem Empfänger, sondern auf den Geber, nämlich Gott Selbst, an! Und Gott gibt überschwänglich! In 2Tim 1:6-8 lesen wir in Bezug auf die Gnadengaben, dass es auch solche gibt, die uns allen uneingeschränkt gegeben sind - nur geraden sie schnell in Vergessenheit und müssen dann neu angefacht werden.

Dem Timotheus zählt Paulus drei solcher wunderbaren Gnadengabe auf, die auch uns heute erfreuen sollen: Einen "Geist der Kraft", einen "Geist der Liebe" und einen "Geist der gesunden Vernunft". Timotheus war nicht der starke Mann, den sich manche vorstellen, er schwächelte in vielem, hier zeigte er sich "verzagt". Und wer von uns kennt diese "Verzagtheit" nicht? Auch Paulus hatte Verzagtheit und Verzweiflung kennengelernt (siehe 2Kor 1:8-9), dadurch aber umso mehr Vertrauen auf Gott gewonnen.. Zweimal hatte der Herr ihm zugesprochen: "Fürchte dich nicht!" (Apg 18:9 und Apg 27:24), und weiter: "Fasse Mut!" (Apg 23:11). Er vermochte mit dem verzagten Timotheus mitzufühlen. Die Gnadengabe des Geistes der Kraft hilft unserer Schwachheit auf (Röm 8:26), der Geist der Liebe ist das Wesen Gottes Selbst!" In Röm 5:5 wird er mit unserer Erwartung verbunden, di enicht zuschanden werden lässts, weil Gottes Liebe durch diesen Geist in unseren Herzen ausgegossen ist. Mit dem Geist der gesunden Vernunft können wir die geistlichen Zusammenhänge wahrnehmen und verstehen - welch Kraftpaket Gottes steht uns da zur Verfügung!

Über Ehescheidung

1Kor 7:10-11

"Die Verheirateten weise ich an, dass heißt nicht ich, sondern der Herr: Die Frau trenne sich nicht vom Mann. Wenn sie aber geschieden wird, soll sie unverheiratet bleiben oder sich mit dem Mann versöhnen. Ebenso soll der Mann nicht seine Frau verlassen."

Standen die letzten Verse alle noch unter der Aussage von 1Kor 7:6, "dies sage ich aber als Vergünstigung (wobei wir hier "Gesamterkenntnis" eingebracht haben), so wird der Apostel jetzt in Bezug auf die Verheirateten direkter und genauer., Dabei ist für uns hilf- und lehrreich, wie Paulus sich ausdrückt. Seine ersten "Ich-bezogenen" Worte zieht er sofort zurück und verweist auf den Herrn. Können wir überhaupt etwas ohne Ihn tun und sagen? Es ist uns stets zum Vorbild, wenn wir, die wir ja auch so oft und gerne in der "Ich-Form" sprechen, dabei öfters auf Ihn schauen und bedenken, was Er anstatt uns sagen würde!

Im Grunde klare Worte für die Verheirateten, die wir nicht weiter auslegen müssen. Die Frage wäre, ob dies auch heute noch gültig ist, wobei die Praxis bereits zeigt, dass sich auch Gläubige zum Teil kaum mehr an diese Aussage halten. Es liegt hier nahe, dass Paulus in bestimmte Verhältnisse in Korinth hinein sprach, wie dies in vielen zurückliegenden Versen schon der Fall war. ES ist kaum denkbar, dass Paulus hier ein "Lehrbuch der christlichen Ethik" schreiben wollte. Trotzdem geben seine Worte eine Grundlage, der sich kein Gläubiger entziehen kann. Wir denken. hier an die Aussagen in Eph 5 wo von "Unterordnung" die Rede ist (ein Wort, das heute völlig beseitigt wurde), won der Liebe zwischen Mann und Frau und letztendlich von dem Verhältnis zwischen Mann und Frau, und dies auf Christus und die herausgerufene Gemeinde bezogen. Dabei stellt Letzteres sogar noch ein Geheimnis dar. Wenn wir jetzt unseren Leitvers lesen und danach Eph 5, hat das Ganze ein neues Gesicht: "Als geliebte Kinder werdet nun Nachahmer Gottes und wandelt in Liebe, wie auch Christus euch liebt ..." (Eph 5:1 ff).

1Kor 7:12-13

"Den übrigen jedoch sage ich und nicht der Herr: Wenn ein Bruder eine ungläubige Frau hat und diese willens ist, bei ihm zu wohnen, so soll er sie nicht verlassen. Ebenso, wenn eine Frau einen ungläubigen Mann hat und dieser willens ist, bei ihr zu wohnen, so soll sie den Mann nicht verlassen."

Ähnlich wie in 1Kor 7:25, der noch vor uns liegt, haben wir hier kein Problem: Kann im Wort Gottes eine persönliche menschliche Aussage (hier ist es die des Apostels Paulus) stehen? Es scheint zuerst einmal so zu sein! Doch lesen wir nicht in 2Tim 3:16, dass alle Schrift gottgehaucht ist? Und lesen wir nicht weiter in Eph 1:11, dass Gott alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt? Damit bezeugt Paulus an anderer Stelle, dass auch seine eigenen Worte "gottgehaucht" sind und weiter, dass erkein einziges Wort niederschreiben könnte, welche nicht nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt ist.

Mit der Anrede: "Den übrigen", die ja auch verheiratet sein müssen, scheint sich zu bestätigen, dass Paulus zuvor ganz gezielte Personen in Korinth angesprochen hat. Jetzt schließt er auch jene ein, die eine sogenannte "Mischehe" führen. Die Aussage lautet: Lediglich die Tatsache, dass nur ein Partner gläubig ist, soll nicht den Ausschlag für eine Trennung geben. In unserem zurückliegenden Versen haben wir gehört, dass wir ein Schauspiel der sichtbaren und unsichtbaren Welt sind. Ein gläubiger Ehepartner, sei es der Mann oder die Frau, wird damit auch zu einem Schauspiel für den ungläubigen Partner. Und welch kraftvolles Zeugnis kann er oder sie geben, wenn nach Eph 5:1-2 auch wirklich gehandelt wird! Hat Sich Christus nicht auch für den (noch) Ungläubigen hingegeben? Gelten Seine Darbringung und Sein Opfer nicht auch diesen? Den ungläubigen Teil einer Ehe als Mensch zu lieben und darüber hinaus ihn so zu lieben, wie Christus uns liebt - das ist ein würdiger Wandel, der wie ein herrlicher Duft zu Gott emporsteigt!

1Kor 7:14

"Denn der ungläubige Mann ist durch die Frau geheiligt, und die ungläubige Frau ist durch den Bruder geheiligt, sonst wären ja eure Kinder unrein; nun aber sind sie heilig."

Unser heutiger Leitvers ist nicht ganz einfach, weil er auf den ersten Blick den Eindruck vermittelt, auch der ungläubige Teil einer Mischehe und sogar die Kinder werden durch den gläubigen Teil gerettet, wobei "geheiligt" nicht "gerettet" gleichgesetzt wird. Dem ist aber nicht so! "Heiligkeit" ist eine Absonderung für Gott, um Ihm auf irgendeine Weise zu dienen. Das müssen nicht immer nur Menschen sein, auch Tiere oder Gegenstände wie Berge, Orte, Stätten, Geräte und Speisen können heilig, bzw. für Gott abgesondert und Ihm geweiht sein. Das AT ist voll von solchen Bezeichnungen. In diesem Sinn ist auch die Eheverbindung Gott geweiht, das heißt, von Anfang an hat Gott diesen Stand gesegnet und ihm die Aufgabe gegeben, fruchtbar zu sein und die Erde zu füllen (1Mo 1:27-28).

Mit diesem Wissen lesen wir jetzt unseren Leitvers. In einer Mischehe, wo ein Teil gläubig und damit heilig ist, ist auch das Haus und die Ehe für den ungläubigen Teil ein Heiligkeitsbereich, ein Raum, der Gott gehört. In diesem Raum lebt er auch von dem Segen, den der Partner erhalten hat. Da er sich ja nicht trennen will, akzeptiert er das gläubige Leben des Ehepartners und steht damit auch unter dessen Heiligung. Das bezieht sich auch in gleicher Weise auf die Kinder.

Die Verbindung von Mann und Frau hat aber noch einen tieferen Sinn: In Eph 5:31 lesen wir: "... und die zwei werden wie ein Fleisch sein." Es ist das Geheimnis von Christus und Seiner Gemeinde. Somit muss auch der ungläubige Ehepartner heilig, gleichsam wie ein Gerät, ohne dass er damit automatisch ein Auserwählter und Berufener wäre!

In dem Wissen, dass der Vers 14 nicht leicht zu verstehen ist, und vielfach auch falsch interpretiert wird, wollen wir die gestrige Aussage noch etwas vertiefen. Die erste grundlegende Feststellung ist die: "In der Gnade Gerettete", wie es Eph 2:8 aussagt, können nur solche sein, die vor dem Niederwurf der Welt in Christus von Gott auserwählt und zum Sohnesstand durch Christus Jesus vorherbestimmt wurden (siehe Eph 1:4-5). Bedenken wir, diese Auswahl (es handelt sich hierbei um die Körpergemeinde Christi Jesu) wurde von Gott getroffen, als noch nicht einmal Adam geschaffen war! Niemand kann später durch sein gutes Verhalten, durch einen gläubigen Ehepartner oder als Kind gläubiger Eltern zu dieser Auswahl dazu genommen werden! Das ist u nser Grundwissen!

Wir müssen den ungläubigen Ehepartner als "ein Gerät" (wie zum Beispiel Geräte im Tempel) ansehen, dass Gott durch den gläubigen Teil als Sein Werkzeug heiligt, der ungläubige Teil dient ja als Ehepartner dem gläubigen Teil.

In ähnlicher Weise betrifft dies auch die Kinder. Kein Kind gläubiger Eltern wird ein Glied am Körper des Christus, wenn es nicht auserwählt ist, auch wenn es n och so fromm und gottesfürchtig erzogen wird. Da nun beide Ehepartner von Gott gleichermaßen geheiligt sind, sind es auch die Kinder; sie sind nicht unrein, sondern heilig. "Unrein" ist hier so zu verstehen, dass Gott die Eltern des Kindes geheiligt (in Seinen Dienst) gestellt hat - das Ergebnis ist immer "rein"! Kinder von ungläubigen Eltern sind somit zwar "unrein", was aber nicht negativ zu werten ist, weil diese Eltern einfach nicht im besonderen Dienst für Gott stehen, sie sind beide nicht für die Heiligung gereinigt worden, die Kinder sind also auch ungereinigt, wie es unser Text sagt, "unrein".

1Kor 7:15

"Wenn aber der ungläubige Teil sich trennen will, so soll er geschieden werden. In solchen Fällen ist der Bruder oder die Schwester nicht sklavisch gebunden. In Frieden hat Gott uns berufen!"

In Mischehen kann es vorkommen, dass eine Trennung durch den ungläubigen Partner vollzogen wird. Solche Trennung muss vom gläubigen Teil ertragen werden, der sich trennende Partner ist alleine dafür verantwortlich.

Den gläubigen Teil nennt Paulus "Bruder oder Schwester", um anzudeuten, dass der oder die Alleingelassene im Geist der christlichen Gemeinschaft handelt. Er ist, im Gegensatz zu 1Kor 7:39 nicht gebunden. Es wäre eine fast unerträgliche Gewissensknechtschaft, wollte man den gläubigen Teil in solche einem Fall verpflichten, sich an die Unauflösbarkeit der Ehe zu halten. Dies stände vor allem im Widerspruch zu dem Nachsatz: "In Frieden hat uns Gott berufen!"

Gott will, dass der innere Friede eine Gläubigen nicht gestört wird, indem sich der verlassene Teil ständig Gewissensbisse macht. Dies wäre dann in der Tat "Knechtschaft"! Der Gläubige, der in allem nur Gott zu gefallen sucht, darf auch in solchem Fall, wo er vom Zusammenleben mit einem ungläubigen Ehepartner erlöst wird, einen Ausweg aus seiner Ehenot erkennen. Er suchte zwar nicht die Trennung, nimmt aber eine unverschuldete Trennung aus Gottes Hand. In diesem Vertrauen auf Gottes Wirken bleibt er ungestört im inneren Frieden.

Wie gut passen hierzu die Worte in Phil 4:4-7, wo uns die Wichtigkeit des Friedens in unseren Herzen vor Augen gestellt wird, ein Friede Gottes, der allem Denksinn überlegen ist und unsere Herzen und Gedanken wie eine Feste in Christus Jesus bewahrt!

1Kor 7:16

"Was weißt du denn, Frau, ob du den Mann retten wirst. Oder was weißt du, Mann, ob du die Frau retten wirst?"

Wieder merkt so mancher von uns, wie schnell man an gewissen Aussagen (wie der heutigen) straucheln kann. Wieder ist von einer eventuellen "Rettung" die Rede, die leicht missverstanden werden kann. Im Sinne unserer zu Vers 14 gemachten Grundsatzfeststellung kann unser Leitvers nicht von einer "Rettung in der Gnade" sprechen, welche die Körpergemeinde betrifft - in unserem Leitvers geht es vielmehr um die Rettung des sich trennenden ungläubigen Ehepartners von einem falschen Weg!

Ein. ungläubiger Ehepartner, der sich am Glaubensleben des gläubigen Teils stört und sich trennt, geht immer falsch, denn er entzieht sich damit der Heiligung, die wir in Vers 14 behandelt haben. Die quälende Sorge des gläubigen Teils, ob er durch eine Verhinderung der Trennung den Partner retten (vor einem falschen Weg bewahren) könnte, würde in die gestern beschriebene Gewissensknechtschaft führen. Welch ein unermesslicher Schatz ist es, wenn wir unsere Sorgen nicht in. uns hineinfressen müssen, sondern uns um nicht sorgen sollen, vielmehr all unsere Sorgen im Gebet und Flehen. mit Danksagung vor Gott bekannt werden lassen dürfen. Hier darf abgeladen, ja ausgeräumt werden! Und wie köstlich ist das Gefühl, wenn wir von allem Ballast befreit werden, und wenn statt Sorgen der Friede Gottes unsere Herzen erfüllt!

Manch einen bewegt hier auch die Frage der Wiederverheiratung. Aus dem Geist dieser ganzen Erörterung heraus muss diese Frage wohl bejaht werden. Ein Zwang, ehelos zu bleiben, wäre mit der Friedensberufung nicht in Einklang zu bringen!

Bedeutungslosigkeit des Standes für die Berufung durch Gott

1Kor 7:17

"Sonst jedoch soll jeder so wandeln, wie der Herr es ihm zugeteilt; ein jeder so, wie Gott ihn berufen hat. Und so ordnet ich es in allen herausgerufenen Gemeinden an."

Paulus schließt die ganze Abhandlung über Ehelosigkeit und Ehestand mit einem Hinweis auf die Verschiedenheit der Berufungen. Es gibt keine Schablone bei Gott, nach der Er beruft - so mancher sollte sich die vergegenwärtigen! Nur zu oft, wird der andere Bruder oder die Schwester nach unseren eigenen Maßstäben beurteilt: "Wer nicht so ist wie ich, bei dem stimmt etwas nicht!" Kennen wir solche Gedanken? Anstatt in Frieden und in der Freude auf Sein Kommen zu leben, wird aufgrund von diesen persönlichen Verschiedenheiten gestritten, und dies oft bis zum Tod. Es ist erschütternd, wenn gereifte Gläubige nicht in der Lage sind, ruhig zu sein, wenn Brüder etwas anderes zugeteilt bekommen haben. Wir können hier nur immer wieder mit Eph 4:1-3 zusprechen: "... mit aller Demut und Sanftmut, mit Geduld einander in Liebe ertragend....".

Viel wichtiger ist es, liebe Geschwister, dass wir unserer Berufung auch gewiss sind, anstatt sie mit anderen zu vergleichen!

Der Wandel eines Gläubigen soll sich in jedem Fall nach zwei Dingen ausrichten: Nach der Zuteilung des Herrn und nach der Berufung Gottes. Die Zuteilung des Herrn bezieht sich auf die verschiedenen Gnadengaben, wie wir sie in 1Kor 7:7 betrachtet haben; die Berufung Gottes bezieht sich auf die besonderen Lebensstellungen, wie wir sie in den folgenden Versen sehen werden.

Mit großer Bestimmtheit macht Paulus seine Anordnungen für alle Gemeinden gültig, niemand kann sich mit besonderen Umständen entschuldigen, oder sich entziehen. Und das muss auch heute noch gelten, weil sich das Wort keinem Zeitgeist unterordnet.

1Kor 7:18-19

"Ist jemand als Beschnittener berufen, so ziehe er sich nicht davon zurück. Ist jemand in Unbeschnittenheit berufen worden, so lasse er sich nicht beschneiden. Beschneidung ist nichts und Unbeschnittenheit ist nichts, sondern auf das Halten der Gebote Gottes kommt es an."

Wir sahen gestern, dass unser Wandel zum Zweiten von der Berufung Gottes abhängt, und diese kann verschieden sein. Ein Beschnittener, also ein Israelit, der von Gott zur Körpergemeinde berufen wurde (zum Beispiel Paulus), soll nicht den Wunsch haben, jetzt wie einer aus den Nationen zu sein und umgekehrt auch nicht. Ist ein Israelit zur Körpergemeinde berufen, soll er ruhig seinen äußeren Lebensstil beibehalten, und ist es einer aus den Nationen, so soll er nicht zum Judentum überwechseln, weil ihm dadurch keinerlei Vorteile gegeben werden.

Und dann sagt Paulus wieder etwas auf den ersten Blick Irritierendes: "... das alles ist nichts, sondern auf das Halten der Gebote kommt es an". Ein Rückfall ins Gesetz? Im Gegenteil! Gerade die Beschneidung, also Israel, hat das Gesetz erhalten und ist daran gescheitert - die Beschneidung nutzte also nichts! Aber die in der Gnade Geretteten, die mit Gottes Geist Beschenkten, vermögen sehr wohl den Willen Gottes tun, also Seine Gebote halten, weil Gottes Rettertat ja die Rechtsforderungen des Gesetzes erfüllte. Am Kreuz wurde sie durch unseren geliebten Herrn und Haupt vollbracht.

Und wie halten wir nun praktisch die Gebote Gottes? Ganz einfach, indem wir uns an Röm 8:4 orientieren: Wir wandeln nicht mehr fleischgemäß, sondern geistgemäß'! Der Beschnittene wie der Unbeschnittene sinnt gleichermaßen auf die Dinge des Geistes, das Fleisch bleibt unbeachtet. So wird trotz verschiedener Berufungen im Fleisch die Einheit im Geist hochgehoben, sie ist das Bindeglied zwischen den verschiedenen Berufungen!

1Kor 7:20-21

"Jeder bleibe in der Berufung, in der er berufen wurde. Bist du als Sklave berufen worden, so lass es dich nicht kümmern. Doch wenn du auch frei werden kannst, so gebrauche dies umso mehr."

Wir lassen uns zuerst noch einmal erinnern: Die "Zuteilungen" beziehen sich auf die verschiedenen Gnadengaben, die "Berufung" auf die verschiedenen Lebensstellungen. Gestern sahen wir die Berufung zu einer Nation, wobei zwischen Beschneidung und Unbeschnittenheit unterschieden wurde.

Die Frage in Korinth war: Ist eine bestimmte Lebensstellung, in die jemand berufen wurde, ein Hindernis im Glaubensweg? Kann die Beschneidung eine Vor- oder Nachtteil sein (oder umgekehrt), wenn sie als rein nationale Eigentümlichkeit hochgehalten wird? Uns wie stand es mit einem Sklaven? Konnte er in diesem unfreien Stand überhaupt seinem Gott dienen? Diese Fragen bewegten die Korinther. Dabei wollen wir beachten, dass Paulus nur drei Lebenslagen anführt:

Es ist wahr, dass Israel als Gottes Volk bis zu einem bestimmten Zeitpunkt Vorrechte hatte. Diese wurden aber in Eph 3:6 aufgehoben, indem die Gläubigen aller Nationen mit denen Israels gleichberechtigt wurden. Dreimal lesen wir in diesem Vers das Wort: "gemeinsam"!

Vor allem sollten sich aber die Sklaven keine Gedanken machen, weil es auch in verzweifelten Lebenslagen Glaubenssiege gibt. Hier sagt Paulus nicht, er solle in seiner Berufung bleiben, sondern er soll es sich nicht kümmern lassen!

1Kor 7:22

"Denn der im Herrn berufene Sklave ist ein Freigelassener des Herrn. Gleicherweise ist der als freier Mensch Berufene ein Sklave Christi."

Mancher mag bei der gestrigen Betrachtung gedacht haben, dass uns das Sklaventum ja nicht mehr berührt, da die Sklaverei ja abgeschafft wurde. Doch auch wir werden mit dem Wort "Sklave" (was ja "Leibeigener eines anderen" bedeutet), konfrontiert, wenn auch auf andere Weise.

Durch die Berufung zur Körpergemeinde Christi Jesu werden grundsätzlich alle irdischen Verhältnisse und Stände verändert und nach der überhimmlischen Berufung ausgerichtet. Der Sklave, obwohl er irdisch in seinem Stand bleibt, darf sich in Christus als Freigelassener betrachten. Warum? Weil er im Glauben nicht mehr fleischgemäß , sondern geistgemäß wandelt. So lesen wir in Gal 5:13, dass wir zur Freiheit berufen wurden und in 2Kor 3:17: "Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit" (siehe auch Röm 8:1ff). Doch diese Freiheit bezieht sich nur auf irdische Berufungen wie hier das Sklaventum (oder an anderer Stelle auf die Freiheit vom Gesetz). Im Grunde wechselt der Sklave nur seinen Herrn und der in Freiheit Geborene stellt sich ab dem Zeitpunkt seinen "Gläubig-werdens" in das Eigentum seines Herrn und Hauptes, Christus Jesus. So lesen wir auch beispielsweite gleich in Röm 1:1, dass Paulus sich als "Sklave Christi Jesu" vorstellt. Er weiß sich als Eigentum seines Herrn und dient ihm wie ein Sklave (wobei dieses Wort auf Christus bezogen keinen negativen, sondern einen äußerst positiven Sinn hat).

Unser aller Berufung geschah ja "in Christus" (so wie wir grundsätzlich alles, "in Ihm" haben), der damit unser aller Herr wurde. Wir wurden in Seine Lebensgemeinschaft versetzt, die irdischen Dinge verlieren ihre beherrschende Stellung und werden nicht nur der höheren Berufung untergeordnet, sondern müssen dieser sogar als Erziehungs- und Bewährungsmittel dienen.

1Kor 7:23-24

"Mit einem hohen Preis seid ihr erkauft worden; werdet daher nicht Sklaven der Menschen! Worin ein jeder berufen wurde, Brüder, darin bleibe er vor Gott."

Wie schon in 1Kor 6:20 hebt Paulus nochmals hervor, in welch hohen Stand wir versetzt wurden und mit welch hohem Preis wir erkauft worden sind. Gott gab das Liebste, Seinen einzig gezeugten Sohn, für uns dahin; und dieser nahm aus Liebe alles aufs Sich, selbst den schmachvollen Tod am Kreuz. Dies gibt uns die richtige Einstellung zu all den irdischen Verhältnissen und Umständen.

Mit dem hohen Preis, mit dem uns der Herr erkauft hat, sind wir Sein rechtmäßiges Eigentum. Wind wir uns dessen auch wirklich bewusst? Und wenn ja - wandeln wir auch demgemäß? Wie in 1Kor 6:20 wirde auch heute eine moralische Schlussfolgerung gefordert, damit der Vater in jedem Fall verherrlicht werde: "Werdet nicht Sklaven von Menschen!" Hier sind jetzt nicht jene irdischen Sklaven gemeint, denen ja in Vers 21 gesagt wurde, sie sollen in ihrer irdischen Berufung bleiben, sondern es sind all die menschlichen Bindungen wie Reichtum, Glück und vieles mehr gemeint, die uns abhängig machen. Und wir leben heute in einer ganz besonders gefährlichen Frist, wo gerade der Zeitgeist uns fast unbemerkt in seinen Bann gefangen nimmt und wir ihm (manchmal unbewusst) huldigen.

Ein jeder von uns wurde "in Christus" berufen und zugleich in "das Bleiben in Ihm". Weil dies eine einzigartige Gemeinschaft von Heiligen ist, wählt Paulus in unserem Leitvers auch die Anredet "Brüder"! Das Bleiben in Ihm ist die Voraussetzung für wahre Freiheit; mögen unsere äußeren Umstände auch noch so schwer sein! Bedenken wir also ständig, dass alles Irdische zeitlich und vergänglich, und alles Zukünftige unvergänglich ist. Unser wahres Leben steht also noch vor uns, kommt aber mit jedem Tag näher!

Über die Unverheirateten

1Kor 7:25

"Betreffs der Unverheirateten habe ich keine Anordnung vom Herrn, gebe aber meine Meinung ab als eine, der aufgrund des vom Herrn erlangten Erbarmens glaubwürdig ist."

Wiederum steht zuerst einmal die Frage an: Kann in Gottes Wort eine persönliche Meinung abgegeben werden, und sei es auch die eines Apostels? Gewiss, Paulus gibt dies so an - doch in dem mehr als 10 Jahre später verfassten zweiten Timotheusbrief schreibt Paulus, dass alle Schrift gottgehaucht ist (2Tim 3:16), also auch seine eigene in Gottes Wort enthaltene Meinung! Seine Aussage in unserem Leitvers ist also nicht beliebig, sondern entspricht durchaus Gottes Ratschluss.

Weiter gründet Paulus die Glaubwürdigkeit seiner Meinung damit, dass er Erbarmen vom Herrn erlangt hat. Es wird auch den Korinther nicht verborgen geblieben sein, welch eine dunkle Vergangenheit Paulus (damals noch Saulus) hatte, dafür sorgen sicher seine Gegner. Ein Mann, der die ersten Christusgläubigen mit aller Gewalt verfolgte und töten ließ, war das auserwählte Gerät Gottes, um Seinen Namen vor die Augen der Nationen zu tragen (Apg 9:15). Und auf mächtig und wundersame Weise begegnete dann auch der Herr dem Saulus vor den Toren von Damaskus. Was muss in Paulus vorgegangen sein, als er im Licht des Herrn erkennen musste, welch schrecklichen Weg er bislang ging! Wir können die Worte seines Herzens erahnen, die er in 1Tim 1:12 ff niederlegt: "Dankbarkeit habe ich gegenüber dem, der mich mächtig macht, Christus Jesus, unserem Herrn, weil Er mich für treu erachtet hat und in den Dienst eingesetzt hat, der ich zuvor ein Lästerer, Verfolger und Frevler war..."! Und dann in vers 14 die Worte: "Überwältigend aber ist die Gnade unseres Herrn ...!"

Ja, liebe Geschwister, sind nicht auch wir von der Gnade überwältigt worden und haben nicht auch wir Erbarmen erfahren dürfen, allen äußeren Umständen zum Trotz? Auch uns darf deshalb Dankbarkeit erfüllen, und dies täglich!

1Kor 7:26

"Ich meine nun, dieses sei trefflich wegen der gegenwärtigen Notlage: Ideal ist es für den Menschen, so zu bleiben, wie er ist."

Gemäß unserem gestrigen Leitvers spricht Paulus diese Worte zuerst einmal zu den "Unvermählten" (eigentlich "Jungfrauen") und schließt damit beiderlei Geschlecht ein. Was hatten nun die Korinther für eine Notlage und warum ist es darin für den Menschen ideal, so zu bleiben, wie er ist, also unvermählt?

Mit Sicherheit war es keine augenblickliche Not, denn die Korinther lebten ja offensichtlich nicht schlecht! Sprachforscher haben dem Wort "gegenwärtig" auch den Sinn von "hereinbrechend" zugeordnet, wir dürfen also hier auch an eine hereinbrechende Notlage in Korinth denken. Die Frage stellt sich somit für uns, was für eine Notlage "hereinbrechen" sollte.

Obwohl seit Pauli Zeiten fast zweitausend Jahre vergangen sind, hatten der Apostel und seine von ihm gegründeten Gemeinden durchaus eine Naherwartung des Herrn. Sie rechneten alle mit seinem baldigen Kommen zur Entrückung, wussten aber auch um die Gefahren, die der Entrückung vorangehen mussten. Dem Timotheus schreibt Paulus, dass in den letzten Tagen eine gefährliche Frist gegenwärtig sein wir (2Tim 3:1) und er meint damit die letzten Tage der gegenwärtigen Verwaltung der Gnade. Wenn wir hierzu noch der Mahnung in 2Thes 2:1-12 gedenken, die ja schon Jahre vor diesem ersten Korintherbrief von Paulus niedergeschrieben wurden, so verstehen wir etwas besser, was Paulus der hereinbrechenden Notlage meint.

Angesichts der Naherwartung des Herrn und der damit für die Gläubigen verbundenen Gefahren ist der Ratschlag verständlich, wenn die Gläubigen so bleiben sollen, wie sie sind, weil die ganze Kraft des Einzelnen zum Bestehen in den Gefahren gebraucht wird!

1Kor 7:27-28

"Bist du an eine Frau gebunden, so suche keine Lösung; hast du dich von einer Frau gelöst, so suche keine Frau. Aber auch wenn du heiratest, sündigst du nicht. Ebenso sündigt die Jungfrau nicht, wenn sie heiratet. Solche werden jedoch Drangsal durch das Fleisch haben, und davon sähe ich euch gern verschont."

Die Korinther setzten viel Kraft ein, um eheliche Probleme zu klären und zu lösen, Paulus hingegen weist sie darauf hin, dass sie ihre Kraft im Grunde für etwas ganz anderes aufbewahren sollten. Übrigen wir doch selbst einmal was uns wirklich noch wichtig wäre, wenn wir wissen würden, der Herr kommt tatsächlich in Kürze!!!

Es fällt uns allen bestimmt schwer, die Worte Pauli an die Korinther richtig zu verstehen, weil wir uns auch ebenso schwer in seine Lage versetzen können. Für Paulus hatte das "Sein in Christus" alles bedeutet, seine irdischen Drangsale traten völlig in den Hintergrund. Wir kommen auch deshalb mit dem Denken des Apostels nur schwer zurecht, weil wir selbst von der Not und den Drangsalen nichts mehr wissen, die zum Christenleben in diesem argen Äon gehören.

Heiraten ist für den Apostel an sich nichts Falsches oder Sündhaftes, auch nicht für Mädchen aus gläubigem Haus. Paulus stellt daher noch einmal klar, dass keiner sündigt der heiratet. Seine Ablehnung zur Ehe hat ganz andere Gründe. Stellen wir uns doch einmal vor, Paulus hätte eine Frau und Kinder gehabt - wie viel Sorge, Leid und Pein hätten diese bei dem Leben Pauli durchmachen müssen, und wie sehr wäre Paulus in seinem dienst behindert gewesen, wenn er ständig an seine Familie hätte denken müssen. Nur so können wir verstehen, was Paulus unter den Drangsalen durch das Fleisch meint. Und es ist auch klar, dass er jene, die aktiv am Wort dienen und die wie er viel reisen, gerne vor den Drangsalen, die eine Familie mit sich bringt, verschont hätte. Ja, wir können. unter diesem Aspekt seht gut unseren Apostel verstehen, wenn er sagt, es wäre besser, nicht verheiratet zu sein.

1Kor 7:29-31

'"Dies aber sage ich mit Nachdruck, meine Brüder, die Frist ist beschränkt,"

Unser heutiger Leitvers führt uns zum Kern der ganzen Ausführungen des Apostels - es ist das Gelöstsein der Gläubigen von allem, was an die Welt bindet. Zuvor macht er aber noch eine wichtige Aussage: "Die Frist ist beschränkt" und gebraucht dabei die Anrede "meine Brüder". Die Anrede "Brüder" finden wir schon in Vers 24, und hier in Verbindung mit der Berufung. Wir müssen also auch unseren heutigen Leitvers in Verbindung mit unserer Berufung sehen, und "Berufung" bedeutet immer "Dienst"!

Wer im Dienst (für den Herrn) steht und wem gesagt wird, dass seine Dienstzeit beschränkt ist, der wird sich besondern mühen. Nun spricht Paulus zwar nicht von einer beschränkten Dienstzeit, sondern von einer "Frist", doch im Grunde möchte er damit sagen, dass der Zeitraum des Dienstes so kurz ist, dass keine Zeit mehr für Nebensächliches verwendet werden soll. Und je mehr das Kommen unseres Herrn näherrückt, desto mehr steigt die Gefahr - lies noch einmal in aller Ruhe 2Tim 3:1-9. Stehen wir nicht mitten drin in diesen Aussagen?

Und weil diese letzten tage längst angebrochen sind und wir mitten drinstehen in dieser gefährlichen Frist, sollte unser Sinnen auf die Dinge des Geistes sein (Röm 8:5), sollten wir das suchen, was droben ist, wo Christus ist, zur Rechten Gottes sitzend (Kol 3:1), wir sollen nicht auf das auf Erden sinnen (Kol 3:2), ja mehr noch, wir sollen in unseren Gliedern ertöten, was an die Erde bindet (Kol 3:5); unser sinnen und Trachten, ja unser Bürgertum soll gemäß Phil 3:20 in den Himmeln sein, woher wir ja auch unseren Retter erwarten, unseren geliebten Herrn!

Je mehr dies alles in uns Wirklichkeit wird, desto leichter fällt es uns, uns vom Irdischen zu lösen und die beschränkte Frist zu nutzen.

"... so dass hinfort auch die, die Frauen haben, sich so verhalten, als hätten sie keine und die Schluchzenden, als schluchzten sie nicht, die sich Freuenden, als freuten sie sich nicht, die Kaufenden, als behielten sie nichts, und die diese Welt gebrauche, als gebrauchten sie diese nicht zur Neige; denn die Art und Weise dieser Welt vergeht."

Zum Dienst für den Herrn gehört das Gelöstsein von dem, was an die Erde bindet. Solange wir nicht alles dem Herrn ausgeliefert haben und uns noch fürchten, etwas verlieren zu müssen, sind wir noch nicht ganz frei zum Dienst. Und an erster Stelle nennt Paulus hier das Gelöstsein in der Ehe. Das bedeutet nicht Kälte und Lieblosigkeit in der Ehe, sondern Unterordnung unter den Dienst und in die Gemeinschaft mit Christus. Nicht die Ehefrau hat das letzte Wort, sondern der Herr. Aber auch von den Dingen des Leides. und der Freud soll der Dienende innerlich gelöst sein, was wiederum nicht heißen kann, dass er Leid und Freud nicht mitempfindet, aber er soll es seinem Herrn im Gebet hinlegen und. Ihn dafür sorgen lassen, damit er frei für den Dienst ist. Gleichermaßen erstreckt sich das Gelöstsein auch auf das geschäftliche und soziale Leben. Wir müssen kaufen, um leben zu können, aber - wir müssen es nicht übertreiben und bis zur Neige auskosten 8lies was Paulus in 1Tim 6:8 rät).

Machen wir uns doch täglich vermehrt bewusst, dass wir im geist heute schon inmitten der Überhimmlischen in Christus niedergesetzt sind (Eph 2:6). dort, im Licht, ist unser herrliches Losteil, für das uns Gott tauglich macht (Kol 1:12). Je mehr dies alles in uns wirkt, je weniger lassen wir uns von dem aufhalten, was uns an die Erde binden möchte. Wir schauen mehr und mehr nach der Erfüllung unserer glückseligen Erwartung aus - dem Kommen unseres Herrn! Welch ein glückseliges Warten, das uns jegliche irdische Bürde erleichtert. Möge es tief in unser Herz eingeschrieben sein: Die Frist ist beschränkt!

"....denn die Art uns Weise dieser Welt vergeht."

Wir wollen die obige Aussage nicht übergehen, weil Paulus ja als Grund unserer Haltung allen zeitlichen Dingen gegenüber auch die Vergänglichkeit der Art und Weise dieser Welt stellt.

Es gibt zwei Haltungen der Vergänglichkeit gegenüber: "... lasst uns essen und trinken, denn morgen sterben wir" (gem. 1Kor 15:32), oder "suchet das droben, wo Christus ist" (gem. Kol 3:1). Paulus meint natürlich das Letzter, weil er weiß, dass die Art und Weise dieser Welt (und damit meint er die jetzige Weltgestalt) vergeht. Johannes war es vergönnt, die neue Weltgestalt zu sehen und zu beschreiben. Wir lesen darüber in Offb 21:1: "Dann gewahrte ich einen neuen Himmel und eine neue Erde..." und in den weiteren Versen folgt dann Genaueres.

Paulus geht es aber in unserem Leitvers darum, dass alle äußeren Erscheinungsbilder vergehen, wozu auch die Ehe gehört. Die ganze Schöpfung hat eine Vorahnung von der Vergänglichkeit und wartet gem. Röm 8:19 auf die Enthüllung der Söhne Gottes, weil damit verbunden auch die gesamte Schöpfung ahnt, wie viel mehr sollen wir gewiss sein, wie vergänglich die Gegenwart und wie herrlich die Zukunft ist!

Wer so positiv wie Paulus die gegenwärtige vergängliche Weltgestalt sieht, der hat auch die richtige Haltung allem Vergänglichem gegenüber: "Haben, als hätten wir nichts!" Nehmen wir doch heute noch ein Wort aus Tit 2:13 mit in den Tag: "... ausschauend nach der glückseligen Erwartung und dem Erscheinen der Herrlichkeit des großen Gottes und unseres Retters Jesus Christus..."

1Kor 7:32-33

"Ich will aber, dass ihr unbesorgt sein könnt. Der Unverheiratet ist um die Sache des Herrn besorgt, wie er dem Herrn gefalle. Wer aber heiratet, ist um die Dinge der Welt besorgt, und wie er der Frau gefalle, so ist er geteilten Sinnes."

Wir leben heute in einer Zeit, wo Feinfühligkeit in Bezug auf andere kaum mehr zu finden ist. Umso mehr berührt es uns, in welcher Art und Weise Paulus mit seinen Gemeinden lebt und mitempfindet. "Ich will aber, dass ihr unbesorgt sein könnt!" Und wie viele Sorgen plagen auch uns täglich!

Grundsätzlich ist jedes angstvolle Sorgen ein Mangel an Vertrauen und weiter eine falsche Bewertung der gegenwärtigen vergänglichen Weltgestalt. Wir kennen alle die Worte in Phil 4:6-7: "Sorgt euch um nichts, sondern lasst in allem eure Bitten im Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott bekannt werden...". Wer also bei Gott ablädt, wer im Vertrauen auf Ihn schon von vorne herein "Dank sagen", also glauben kann, dass Gott alles wohl ausführt, der wird tief in seinem Herzen drin den Frieden Gottes erfahren, der allem Denksinn überlegen ist; und mehr noch: Dieser Friede Gottes wird die Herzen und Gedanken wie in einer Feste in Christus Jesus bewahren.

Wie schwer ist es, diese im Grund einfachen Worte aus Phil 4:6-7 auch praktisch umzusetzen, weiß auch Paulus. Der ganz einfache Weg wäre deshalb, die Sorgen, welche ein Verheirater hat, durch eine Ehelosigkeit erst gar nicht aufkommen zu lassen. Der Ehelose kann sich völlig auf den Herrn konzentrieren, der Verheiratete steht in einer Zwickmühle! Es ist keine Sünde, für die Frau zu sorgen, für sie da zu sein, ja, ihr auch zu gefallen, dies ist vielmehr die Pflicht des Mannes. Aber - er ist damit geteilt, die Familie begrenzt seine Zeit für den Herrn. Paulus geht es also, wie später Vers 35 vertieft, um den totalen dienst für den Herrn.

1Kor 7:34

"Ebenso ergeht es der unverheirateten Frau und der Jungfrau; die Unverheiratete ist um die Sache des Herrn besorgt, damit sie an Körper wie auch an Geist heilig sei; die Verheiratete hingegen ist um die Dinge der Welt besorgt und wie sie dem Mann gefalle."

Ein guter Teil unserer Leserschaft ist schon älter an Jahren und steht nicht mehr vor der Frage einer Ehe oder Ehelosigkeit. Man könnte dann fragen, wie viel Wert es hat, sich über solche Verse überhaupt noch Gedanken zu machen. Gedenken wir hier der Worte in 2Tim 3:16: "Alle Schrift ist gottgehaucht und nützlich zur Belehrung ..." Und "Belehrung" kann ja auch sein, dass wir im Geist an die Anfänge der Körpergemeinde zurückgeführt werden und diese Anfänge fast zweitausend Jahre später noch einmal miterleben.

Es gab zur Zeit Pauli noch kein perfekt ausgebautes Netz von gemeinden und Helfern, der Apostel war auf jeden Mitarbeiter angewiesen. Er brauchte Dienende, die seine Botschaft weitertrugen u nd verbreiteten - und dazu war die Freiheit von der Ehe hilfreich. Nur wer völlig ungeteilt den Dienst für den Herrn antritt, ist damit auch mit Körper und Geist für den Herrn abgesondert bzw. "geheiligt". Und wie wunderbar wurde diese Botschaft durch solche an Körper und Geist heiligen Diener Gottes durch all die Jahrhunderte hindurch am Leben erhalten! Allerdings - und dies muss auch gesagt werden - gemäß der Kirchengeschichte leider nur zu oft unter größtem Druck von Verfolgung, Drangsal und Leiden, der bis hin zum Tod ging!

Ein Punkt trifft uns aber auch noch heute: Die Welt, bzw. der heutige Zeitgeist beeinflusst uns alle massiv, sich der Mode zu unterwerfen. Der Ehepartner frage dabei oft weniger, wie er dem anderen Tiel, sonder ob er der (Um-) Welt gefalle! Um Dinge der Welt besorgt zu sein, kann heute auch ein starkes Anpassen an den Zeitgeist sein, um ja nicht aufzufallen!" Auch auf diesen Punkt darf einmal hingewiesen werden.

1Kor 7:35

"Doch nicht um euch eine Schlinge überzuwerfen, sage ich dies, sondern zu eurer eigenen Förderung in der Wohlanständigkeit und Beharrlichkeit für den Herrn ohne jede Ablenkung."

Paulus schrieb unseren heutigen Leitvers vor dem Hintergrund des Misstrauens, welches ihm doch etliche der Korinther entgegen brachten und das im zweiten Korintherbrief noch deutlicher zu Sprache kommt - es ist das. Misstrauen, nur seine eigene (Pauli) Meinung gelten zu lassen, also die Gemeinde beherrschen zu wollen. Doch es lag Paulus fern, den Korinthern etwas aufzuzwingen, auch nicht die Ehelosigkeit. "Nicht um euch eine Schlinge überzuwerfen" schreibt er und gibt damit zum Ausdruck, dass er kein Gemeindeglied für sich gefangen nehmen möchte, um es irgendwo hinzuführen, wo dieser gar nicht will!

Paulus gibt zum Ausdruck, dass es ihm ohne eigenen Nutzen um die ganz persönliche und eigene Förderung jedes Einzelnen geht, und zwar zur Förderung erst einmal in der Wohlanständigkeit für den Herrn. Vielleicht können uns hier Aussagen wie in Phil 4:8; Röm 13:13 und 1Thes 4:12 weiterhelfen, was "Wohlanständigkeit" bedeutet. Dabei wird uns klar, dass diese "Wohlanständigkeit" nichts mit dem Stolz und Hochmut dieser Welt zu tun hat, sondern mit dem Stand "in Christus"! Gott hat uns in eine wunderbare Berufung gesetzt und dieser Berufung gemäß sollen wir würdig wandeln - lies Eph 4:1-3. Auch hier ist unser äußeres Erscheinungsbild angesprochen.

Dann geht es Paulus auch um die "Beharrlichkeit für den Herrn", und diese ohne Ablenkung. Ehelosigkeit ist im entsprechenden Fall kein Unglück, sondern eine positive Möglichkeit, ungehindert und ohne Ablenkung in Beharrlichkeit dem Herrn zu dienen. Hier war eine Aufgabe für alleingebliebene Mädchen und Frauen, die heute kaum oder überhaupt nicht mehr in Anspruch genommen wird.

1Kor 7:36

"Falls aber jemand meint, es sei für seine Jungfrau unschicklich, ledig zu bleiben, wenn sie die Jahre ihrer Reife überschreite, und er sei es ihr also schuldig, sie zu verheiraten, dann tue er, was er will, er sündigt nicht: mögen sie heiraten."

Paulus nennt keine Namen, und doch liegt nahe, dass ein bestimmter Gläubiger Vater angefragt hat, wie er sich in Betreff seiner Tochter zu verhalten habe. Er machte sich offensichtlich Vorwürfe, weil er sie auf Pauli Rat hin unverheiratet ließ und sie nun die Reife ihrer Jahre zu überschreiten drohte und ihm dann selbst Vorwürfe machen könnte. Wir sehen, wie Paulus auch hier jedem die Freiheit gibt, so zu handeln, wie er es für richtig hält - er sündigt nicht.

Es mag manchem von uns hier auffallen, dass wir einerseits von der Freiheit reden, die Paulus in Bezug auf die Ehe gibt, andererseits aber von der Unfreiheit der Mädchen die Rede ist, ihren Ehemann selber aussuchen zu können. Wir müssen dazu wissen, dass es im Altertum üblich war, dass der Wille des Vaters als Familienoberhaupt bei der Wahl des Ehemannes entscheidend war. Erst das Christentum milderte später diesen Brauch, bis er dann heute bei uns ganz abgeschafft wurde, ja bei Zuwiderhandlung sogar unter Strafe steht.

Nun spricht Gottes Wort viel über Freiheit z.B. die Freiheit vom Gesetz, sie spricht aber auch ganz selbstverständlich von "Unterordnung" , und dies besonders innerhalb einer Familie, und ganz gezielt in Bezug auf "Mann und Frau". Lesen wir doch einmal Eph 5:22 - gelten diese Aussagen überhaupt noch?

Wir haben heute die emanzipierte Frau, die solche Aussage empört ablehnen wird, doch Gottes Wort hat diese "Unterordnung" nie aufgehoben, im Gegenteil: Wenn wir bei Eph 5:22 weiter lesen, stoßen wir in Eph 5:32 auf ein Geheimnis Gott: Die Unterordnung der Frau unter den Ehemann schattet das Verhältnis der Glieder am Körper des Christus zu ihrem Haupt, Christus Selbst, ab!

1Kor 7:37

"Wer aber in der Beständigkeit seines Herzens fest steht und keine Notwendigkeit sieht und Vollmacht über den eigenen Willen hat, wer dies also im eigenen Herzen entschieden hat (seine Jungfrau als solche zu bewahren) der wird trefflich handeln."

Wir möchten dem gestrigen Abschluss noch einen kurzen Absatz anfügen, zu wichtig ist diese Aussage über das Geheimnis der Körpergemeinde und ihrem Haupt. Es ist uns nämlich noch wichtig, dass diese Unterordnung nie zur Unterdrückung missbraucht werden darf, wie es leider auch vorgekommen ist, sondern wir reden hier vom liebevollen Umgang, so wie ihn Christus mit uns hat und so wie Er uns liebt. Und wem diese "Unterordnung" trotzdem noch nicht passt, der bedenke, dass am Ende der Äonen, gemäß 1Kor 15:27-28 nicht. nur das gesamte All dem Christus untergeordnet sein wird, nein mehr noch, dass Sich sogar unser Herr Selbst dem Vater unterordnet - "damit Gott alles in allen sei." Die Frau kann sich heute mit Stolz "emanzipiert" nennen, im Grund ist es aber eine Auflehnung gegen die Ordnung Gottes und passt in die heute längst gegenwärtige gefährliche Frist.

Wir gehen zurück nach Korinth und zu unserem Leitwort. Es ist im Grunde das Gegenteil von der gestrigen Aussage, wo ein Vater schwankend wurde, ob er mit dem Verbot einer Ehe bei seiner Tochter richtig gehandelt hat. Heute sehen wir den anderen Fall, wo sich ein Vater betreffs seiner Entscheidung in seinem Herzen sicher ist, sein Mädchen ehelos zu verwahren und es so an Körper und Geist heiligt. Paulus nennt solches Handeln "trefflich".

Die "Vollmacht" von der unser Text redet, ist hier keine juristische, sondern eine Sache der Geistesleitung. Niemand kann sich diese Vollmacht selber geben, sie wird von Gott verliehen. Damit ist sie keine Durchsetzung des eigenen Willens, sondern eine Führung des Geistes Gottes. wohl dem, der ein hörendes Herz hat!

1Kor 7:38

"Wer daher seine Jungfrau verheiratet, wird trefflich handeln; wer sie aber nicht verheiratet, wird besser daran tun."

Wir merken, dass sich die Aussagen des Apostels Paulus nicht an die ehemündigen Mädchen bzw. Frauen richtet, sondern an deren Väter und eventuell auch Vormünder. Dabei geht es nicht um eine höhere Moral, sondern einzig und allein um die Brauchbarkeit im Dienst für den Herrn; und es ist klar, dass eine unverheiratete Frau ihre Zeit in diesen Dienst ganz anders einsetzen kann, sie ist ungebunden. Wir sehen deshalb, wie wenig Paulus zum einen oder anderen Stand drängt, ja dass er in der Verheiratung überhaupt nichts Sündiges sieht, sondern lediglich den Vorteil der Ehelosigkeit unterstreicht.

Was uns in unserer heutigen Zeit an dieser Aussage immer noch stört, ist die bindende Verfügung des Vaters über den Lebensweg seiner Tochter, In unserem Land würde man solch einen Vater als "Tyrannen" bezeichnen, ja ihm sogar vor ein Gericht bringen. Doch wie sieht das von göttlicher Seite aus?

Zuerst muss uns klar sein, dass auch diese Aussagen Pauli gemäß 2Tim 3:16 gottgehaucht und nach dem Ratschluss Seines Willens gewirkt sind (Eph 1:11). Damit werden die Worte Paulis zum Wort Gottes, dem wir uns unterordnen sollen, ob es in unsere Zeit passt oder nicht. Das große Problem liegt heute darin, dass wir unser mehr oder minderkurzes Erdenleben sehr hoch einschätzen, ja so hoch, als wäre es alles - und das zukünftige zeitlose Leben zu wenig in den Vordergrund rücken. Und was sind ein paar Erdenjahre gegen die fast unbegreifliche Unendlichkeit?

Lasst uns in allem, was uns stört, was uns belastet, was uns auf sonst eine Art und Weise zu schaffen macht, immer der Aussage gedenken, die wir schon oben angeführt haben: "Gott - der alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt, damit wir zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit seien"!

1Kor 7:39

"Die Frau ist durch das Gesetz auf so lange Zeit gebunden, wie ihr Mann lebt. Wenn aber der Mann entschlafen ist, so ist sie frei und kann geheiratet werden, von wem sie will, nur geschehe es im Herrn."

Im Grunde ist unser Leitvers eine klare und leicht verständliche Aussage, die nicht weiter ausgelegt werden braucht. Was für uns hierbei interessant und lehrreich ist, ist der geistliche Hintergrund unseres Leitverses, unserer Stellung zum Gesetz - und um das Gesetz geht es ja hier. Wir möchten jetzt unsere lieben Leser bitten zuerst Röm 7:1-6 zu lesen, weil uns hier dieser Hintergrund aufgezeigt wird.

Das Gesetz ist Herr über den Menschen, so lange er lebt. Die Frau ist gem. Röm 7:1-2 an den lebenden Mann durch das Gesetz gebunden. Wird sie zu Lebzeiten ihres Mannes eines anderen Frau, ist sie eine Ehebrecherin. Stirbt aber der Mann, so ist sie frei vom Gesetz, das sie bis dahin an den Mann bindet.

Gott befreit uns vom Gesetz,m das uns alle festgehalten hat (Röm 7:6 und Röm 7:23). Diese Befreiung kann nur durch den Tod geschehen! Und dies geschah gem. Röm 7:4a, dass wir dem Gesetz gegenüber durch den Körper des Christus zu Tode gebracht wurden. Sein Tod am Kreuz ist auch unser Tod - wir sind frei vom Gesetz!

Sind wir uns bewusst, was diese Tatsache beinhaltet? Sind wir uns klar, dass wir uns ohne Christi Tod unter dem Gesetz abmühen müssten, wie es Israel heute n och tut? Und wissen wir überhaupt noch, was auf jeden (auch den kleinsten) Gesetzesbruch steht? Der Tod! Und wie wenig (oder überhaupt nicht) kann Israel (oder sonst jemand) das Gesetz halten!

Vielleicht darf uns heute einmal der Zusammenhang unsere Leitverses mit Röm 7 bewegen - ein großes Feld für unsere Gedanken!

"... das Gesetz ...."

Um das zu vertiefen, was wir gestern gelesen haben, konzentrieren wir uns heute auf die zwei obigen Worte, dabei schauen wir vor allem auf unseren Herrn.

Dass Er als Lamm Gottes die Sünde der Welt auf Sich nahm, wissen wir. Was uns weniger bewusst ist, ist die Tatsache, dass auf jede Sünde, in deren Tragen und Tilgen der Herr eingewilligt hat, zwangsläufig der Flucht des Gesetzes kommt. Und wie viel Sünde wurde bis zum Tode Jesu getan und wie viel danach... es ist unzählbar! Und jede Sünde fordert den Tod des Übertreters! Unser Herr musste Sich also durchringen, auch den Fluch des Gesetzes auf Sich zu nehmen, um uns davon zu befreien. In Gal 3:13 lesen wir die erschütternden Worte: "Christus hat uns aus dem Fluch des Gesetzes erkauft, weil Er um unseretwillen zum Fluch wurde; denn es steht geschrieben: Verflucht ist jeder, der am Holz hängt."

Wir müssen uns jetzt einmal vorstellen, dass Sich unser Herr mit dem Aufnehmen des Fluches des Gesetzes unter ein milliardenfaches Todesurteil gestellt hat. Das ist mit unserem Verstand eigentlich nicht mehr fassbar und entzieht sich unserer Vorstellungskraft. Und wenn wir aus den Nationen auch nicht so direkt wie Israel dem mosaischen Gesetz und seinen Geboten unterstellt sind, so gilt uns dennoch das alle einschließende Gesetz von Ursache und Wirkung: "Die Kostration der Sünde ist der Tod" (Röm 6:23).

Was im Einzelfall unser kaum tragbares Los gewesen wäre, hat Er für uns getragen. Um wie viel teurer darf uns heute wieder Sein Tod am Kreuz werden und wie viel mehr dürfen wir erahnen, was Er wirklich alles am Kreuz durchleiden musste!

Wir sehen, dass schnell überlesene Verse nur zu oft einen Reichtum an Tiefe beinhalten, wenn wir uns nur die entsprechend Zeit nehmen; also befassen wir un snoch einen Tag mit diesem hochwichtigen Vers bzw. einem Teil davon.

Das Gesetz bindet eine Ehefrau zu Lebzeiten ihres Mannes an diesen. Und auch wir sind durch das Gesetz gefangen bzw. festgehalten, wie es uns Röm 7:6 sagt, das heißt mit anderen Worten, "wir gehören dem Gesetz und sind ihm verpflichtet, es zu halten oder zu tun!" Nur durch den Tod werden wir von dieser Bindung frei; im Normalfall stehen wir also unser Leben lang unter dem Gesetz.

Der Galaterbrief hat zum Hauptthema "die Befreiung vom Gesetz" , deshalb lesen wir auch in Gal 2:19-20: "Nun bin ich aber doch durch das Gesetz dem Gesetz gestorben, damit ich Gott lebe. Zusammen mit Christus bin ich gekreuzigt; ich lebe aber, doch nicht mehr ich, sondern in mir lebt Christus."

Es klingt fast paradox, und doch ist es so: Wir sind durch das Gesetz dem Gesetz gestorben, weil wir mit Christus mit gekreuzigt sind!

Unsere Gefangenschaft unter dem Gesetz wurde in dem Moment beendet, als wir im Glauben erfassen durften, dass wir im Geist mit gestorben, als tot sind. Damit stehen wir nicht mehr unter der Herrschaft des Gesetzes, sondern sind frei für einen anderen - für unseren Herrn! Dies lesen wir in Röm 7:4: "...durch den Körper des Christus zu Tode gebracht, damit ihr einem anderen zu eigen werdet, dem aus den Toten Auferweckten, auf dass wir für Gott viel Frucht brächten." Von einer Herrschaft, die Tod bringt, hinüber zu einer Herrschaft die Leben ist, welch ein herrlicher Wechsel - und dazu ein Wechsel, der unserem Gott und Vater Frucht bringen wird, Ihn also verherrlicht!

1Kor 7:40

"Glückseliger ist sie nach meiner Meinung, wenn sie so bleibt, wie sie ist; und ich meine, dass auch ich Gottes Geist habe."

Das Gesetz, das in der Christenheit so hoch auf den Thron gehoben wird, verurteilt uns gnadenlos und führt zum Tod. Es ist deshalb schon erstaunlich, wie viele Gläubige meinen, es halten zu müssen! Das Gesetz ist auch das Einzige, was uns in der gegenwärtigen Verwaltung der Gnade "aus dieser Gnade fallen lassen kann" (siehe Gal 5:5)! Das heißt nicht, dass ich meiner Rettung verlustig bin, sondern dass mein dienst auf Erden in eine falsche Richtung läuft - anstatt dankbar in der Gnade zu leben und noch eigene Werke hinzuzufügen - ein wertloses Unterfangen!

Wenn wir jetzt unseren Leitvers betrachten, dann sagt Paulus, dass eine Frau glückseliger dran ist, wenn sie so bleibt, wie sie ist - und das wäre in diesem Fall, keine neue Ehe mehr einzugehen. Auf das Gesetz übertragen: Wer durch Christi Tod von der Herrschaft des Gesetzes frei geworden ist, sollte nicht danach streben, wieder unter diese Herrschaft zu kommen. Wer ist denn glückseliger? Ein Mensch, der sich nach wir vor müht, aus eigener Kraft vor Gott gerecht zu sein? Oder einer, der ganz auf die Gnade setzt und sich vollkommen von dieser Gnade getragen weiß und still und glücklich in dieser ruht?

Paulus schärft den Korinthern noch einmal ein, dass eine Witwe, die nicht mehr heiratet, nicht besser oder frömmer ist, sie ist einfach nur "glückseliger", weil sie sich in keine neue irdische Bindung mehr einlässt un sich damit viel zusätzliche Sorgen erspart. In einer etwas anderen Art schreibt Paulus dies den Galatern:

"Für die Freiheit hat Christus uns freigemacht. Stehet nun fest in ihr und lasst euch nicht wieder im Joch der Sklaverei festlegen" (Gal 5:1).

Lies weiter:
Der 1. Korintherbrief - Kapitel 8