Das göttliche Gericht

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Abschrift: Wer ist Satan?
Satans Ursprung, Werke und Ziel (Heft 2)
aus der Reihe „Mannigfaltige Weisheit Gottes“
von M. Jaegle 1965

Abschrift mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Groß
Als Schrift nicht mehr erhältlich.

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Satans Urspung, Werke und Ziel

4. Das göttliche Gericht

Das Gericht über die Schlange

Nachdem uns der erste Teil dieser Abhandlung schon herrlichste Heilsziele offenbarte, die Gott durch die Einführung des Bösen in die Schöpfung verfolgt, dürfen wir nun dasselbe im Voraus auch von den göttlichen Gerichten sagen. Wei heben ab er hervor, dass diese Vorausschau nicht im geringsten, weder die Sünde, noch die ihr folgenden Gerichte, in der ihnen in der Schrift vorausgesagten furchtbaren Schwere abschwächen! Bedenken wir doch, dass Gott bei der ersten Verfehlung der Menschen gleich zwei Todesurteile aussprach!

Zuerst nahm Gott die Schlange vor. Über diese fällte Er ein mehrfaches Urteil. Nach 1Mo 3:14 wird sie verflucht auf ihrem Rumpfe zu gehen, also zu kriechen und Erdreich als Nahrung aufzunehmen. Ihr Gang sowie ihre Nahrung müssen folglich zuvor andersartig gewesen sein. Diese tiefgreifende Wandlung der Lebensweise der Schlange, ist ein treffendes Bild für Erniedrigung und Demütigung. In diesem Sinne weissagt der Prophet Micha von den stolzen Nationen: "Sie werden die Hand auf ihren (prahlerischen und Lügen-sprechenden) Mund legen, ihre Ohren werden taub werden; sie werden Staub lecken wie die Schlange, wie die kriechenden Tiere der Erde" (Mi 7:17). Ja, vor dem Gesalbten werden sich noch beugen die Bewohner der Wüste und Seine Feinde werden Staub lecken (Ps 72:9). Und Israel, das für Nichts Gehaltene, wird es noch erleben, dass die Gewaltigen der Nationen sich vor ihm niederwerfen und das Erdreich seiner Füße lecken (Jes 49:23).

Darauf spricht Ieue Alueim ein weiteres Urteil über sie aus (1Mo 3:15): "Und Feindschaft setze Ich zwischen dir und dem Weibe und ihrem Samen. Er wird dir den Kopf zermalmen, und du wirst ihm die Ferse zermalmen." Die Schlange hatte sich dem Weibe als falscher Freund genaht und sie getäuscht. Nun setzte Gott Feindschaft zwischen beide. Diese führte dann zu dem schweren Kampf, bei welchem der Same des Weibes die Schlange überwunden hat. Der Kampf ist jedoch bildlich beschrieben, denn er wurde tatsächlich anders ausgetragen. Wir erkennen, dass dieses symbolisch über die Schlange ausgesprochene Urteil in Wirklichkeit dem Satan galt. Das ist ganz verständlich, denn sonst wäre ja der eigentliche Irreführer ungerichtet ausgegangen. Dieser göttliche Urteilsspruch bedeutet deshalb, dass das Gericht über die Schlange vor allem das Gericht über Satan selbst ist, was der Widerwirker auch verstanden haben wird.

Das Gericht über Satan

Ieue's Urteilsspruch gemäß kommt das der Schlange angekündigte Gericht in einem gewaltigen Zweikampf zwischen dem Gottessohn und Satan zur Durchführung, in welchem dem Widerwirker der Verwundung seines göttlichen Gegners ermöglicht wird. Die dabei von Satan erreichte Zermalmung der Ferse seines Gerichtsvollstreckers steht aber in keinem Verhältnis zu seinem eigenen Gericht, dem, der Zermalmung seines Kopfes. Mit seinem ersten Sieg über das Menschengeschlecht bereitete sich also Satan selbst die eigene Niederlage vor. Diese ist jedoch viel weittragender als wir zunächst nur zu überblicken vermögen.

Im Urteil Gottes über Satan liegt nämlich eine weitere, sehr tiefe Wahrheit. Nachdem die Schlange vernahm, dass der Same des von ihr irregeführten Weibes ihr Besieger und Gerichtsvollstrecker sein werde, wird Satan bestimmt eine tödliche Feindschaft gegen das Weib und ihr Geschlecht erfasst haben. Diese Feindschaft erfuhr ihren furchtbarsten und grauenvollsten Höhepunkt in der schließlichen Ermordung des Verheißenen, als der scheinbaren Erfüllung des satanischen Vernichtungswillens. Damals mag der Widerwirker überzeugt gewesen sein, mehr als nur die Ferse des Gegners, ja diesen selbst vernichtend getroffen zu haben. War es ihm nun gelungen, das ihm zugesprochene Gericht auf den Sohn Gottes, seinen Richter, zu übertragen? O nein, denn welcher Art auch die in ihm erweckten Hassgefühle jeweils gewesen seien und noch sein werden, sie können uns nicht die Wahrheit verdecken, dass wie immer auch hier, Satan, als Geschöpf Seiner Hände, nicht der eigentliche Urheber dieser Feindschaft war. Läßt Gott ihm ja nie Seinen Endsieg infrage stellenden Erfolge zu. Sein untrügliches Wort sagt es uns ja selbst (1Mo 3:15): "Und Feindschaft setze Ich...".

Aus dieser Offenbarung sind nun ohne weiteres Beziehungspunkte zu der in der Schrift genannten anfänglichen Entstehung und Einführung von Feindschaft in den Himmeln ersichtlich. Hätte nämlich nach Auffassung vieler, ein Geisteswesen jene erste Feindschaft eigenmächtig aus sich in das All eingeführt und gegen Gottes weise Absicht erzeugt, so wäre ja die nachfolgende, in Eden als ausdrücklich von Gott eingesetzte, ein dunkles, unlösbares Problem. Man müsste sich fragen: Weshalb macht nun Ieue Alueim Selbst die Fortsetzung eines Werkes Seines Feindes, welches dieser ursprünglich gegen Gottes Wissen und Absicht begonnen hätte? Überdies würde Seine Allmacht, die unbegrenzte, infrage gestellt! Alle diese Probleme, sowie deren Folgerungen, erübrigen sich, wenn wir schlicht und treu Seinem Wort glauben. Gott bekennt Sich ja Selbst, wie wir sahen, gleich zu Beginn der Heilsgeschichte, ausdrücklich als den Urheber der Feindschaft, wodurch alle andersartigen Auslegungen gerichtet sind. Außerdem formte des Schöpfers Hand Satan für diesen besonderen Zweck. Und damit ist schon im Gerichtsurteil über den Widerwirker die große Wahrheit von Röm 11:36 abgeschattet, dass das All, oder alles aus und durch Gott ist. Denn weil Er nur in der Aussöhnung von Feinden Seine unergründliche Liebe offenbart, bedarf die Aussöhnung, als notwendige Voraussetzung, der Feindschaft, die deswegen niemand anders als Gott Selbst veranlasste. Denn aus Ihm und durch Ihn und zu Ihm ist das All" (Röm 11:36).

Das Gericht über die ersten Menschen

Noch ehe Gott Sein Urteil über die ersten Menschen aussprach, befanden sich diese bereits in einem Selbstgericht. Noch war ihr Gewissen nicht abgestumpft wie das vieler ihrer heutigen Nachkommen. Das schmerzende Bewusstsein ihres Ungehorsams, dann der missglückte Versuch der Bedeckung ihrer, ihnen offenbar gewordenen Blöße und schließlich noch das furchterfüllte Abwarten im Versteck vor der Erscheinung Gottes, das alles muss ihnen wie ein Gerichtsfeuer im Herzen gebrannt haben und zeugt von ihrem Bewusstsein der verlorenen Unschuld.

Die beiden Menschen waren Satan gefolgt und wurden nun wie er: flüchtend vor Gott (Jes 27:1)! Wie schnell war doch mit ihnen eine ganz große Veränderung vorgegangen. Nachdem sie kurz zuvor noch trauten Umgang mit Gott gepflegt hatten, flohen sie nun vor Ihm und erwarteten Ihn mit Furcht in ihrem Versteck als solche, die zu Sündern, Feinden und Widerspenstigen geworden waren. Ihr neues Verhältnis zu Gott entsprach ganz Röm 3:11. Auch sie suchten Ihn nun nicht mehr auf, sondern mieden Ihn und wurden völlig unbrauchbar zu den ihnen im Paradies aufgetragenen Diensten. Durch die Kränkung Seines Herzens waren sie in geistlicher Hinsicht Gott gegenüber tot geworden. Ieue Alueim's Worte: "Adam! Wo bist du?" drangen daher wie eine Anklage an ihr Ohr und erfüllten ihre Herzen mit Schrecken. Denn sie fühlten, dass sie mit ihrem Ungehorsam Seinen Zorn erregt haben mussten und anerkannten, dass sie nun unter dem bereits ausgesprochenen Strafurteil standen. Röm 4:15 bestätigt uns, dass Übertretung des Gesetzes Gottes Zorn bewirkt. Jetzt waren sie in der Tat zu Gefäßen des Zorns geworden (Röm 9:22), welchen Er nun an ihnen durch Gericht zur Schau stellte.

Ieue forderte Rechenschaft von unseren Stammeltern. Sei standen unter mehrfacher Verschuldung. Eine solche war Evas unlautere Stellung zu Gottes Wort. Das Essen der verbotenen Frucht war eine Übertretung des ihnen gegebenen Gebotes. Durch diesen Ungehorsam waren sie Sklaven der Sünde vom Tode geworden (Röm 6:16).

Darauf folgte die zweite Abweichung in der Anfertigung von Schürzen. Sie suchten ihre Schuld mit eigenem Werk vor Gott zu verdecken. Hiob heißt dieses Tun Adams Sünde (Hi 31:33). Und in der Tat haben wir hier den ersten Versuch von Werkgerechtigkeit, denn sie befürchteten, die Wiederherstellung ihrer früheren Gemeinschaft mit ihrem Schöpfer nicht von Ihm zu erhalten. Sie bemühten sich vielmehr, sich selbst mit untauglichen Mitteln wieder in den rechten Stand vor Ihm zu bringen, um so jeder Auseinandersetzung zu entgehen. In Eden finden wir also die ersten Ansätze zu solchem Gott missfälligen und verunehrenden Tun, welches seither das Bestreben aller menschlichen Religionen geworden ist.

Das dritte Mal vergingen sie sich aber besonders schwer und es zeigte sich, wie sehr schon ihre Denkart von der begangenen Sünde verdunkelt war. Sie setzten nun mit Gott das begonnene Vertuschungs-Spiel fort. Als sie von Ihm zur Rechenschaft gezogen wurden, versuchten sie sich mit Ausflüchten selbst zu rechtfertigen. Anstatt ihrem Alueim ihren Ungehorsam reumütig und umsinnenden Herzens zu bekennen und um Vergebung zu bitten für die Kränkung Seines Herzens, schob eines die Schuld auf das andere. Ja, in seiner Bemühung sich zu entlasten, wälzte Adam die Verantwortung sogar auf Gott Selbst ab mit seiner Entgegnung: "Das Weib das Du gabst, um mit mir zu sein, sie gab mir von dem Baume, und ich esse" (1Mo 3:12).

Wie schnell fasste doch des Widerwirkers lügenhafte Gesinnung in den Irregeführten Wurzel und wie rasch zeitigte sie üble Früchte! Gerade das Vertuschen und Abwälzen der Sünden ist seither ein Hauptzug des seelischen Zustandes der Nachkommen Adams geworden. Mit dieser Gesinnung brachten Adam und Eva Feindseligeit gegen Gott zum Ausdruck (Kol 1:21). Als noch sehr naive Vorbilder einer seither, ach wieviel schuldvoller gewordenen Menschheit, verwundeten sie damals schon Sein Herz erneut schwer. Damit hatten sie aber eine unüberbrückbare Kluft zwischen ihnen und Gott heraufbeschworen. Diese trennte sie fortan von ihrem Schöpfer. Von ihnen aus wäre zur Behebung dieses Zustandes nichts mehr unternommen worden und sie hätten ihr Leben in bleibender Gottesferne verbringen müssen. Wie unglücklich wären sie doch geblieben im Bewusstsein, durch eigene, wenn auch in ihrer Schwere kaum erkannte Schuld, das Paradies verloren zu haben.

Satan, der alles beobachtet hat, muss besonders in der Zerstörung der Gemeinschaft der Menschen mit ihrem Gott und Schöpfer, einen vollen Erfolg gesehen haben. Er mag mit Genugtuung festgestellt haben, dass sein Plan, Gottes Geschöpfe zu Widerspenstigen zu machen, schon einen guten Anfang genommen hatte.

Nun handelte aber Ieue Alueim. Auf die dreifache Verschuldung der Menschen durch sündige Werke, antwortete Er mit dreifachem Gericht. Das erste und schwerste war das ihnen zuvor von Ieue Alueim angedrohte, dass sie "zum Sterben sterbend" geworden waren. Durch diese Sünde kam der Tod zur Herrschaft, zum Königtum über sie (Röm 5:12-14). Sofort begann dieser Feind des Lebens sein lebenszerstörendes Werk in ihren Gliedern, das zwar aufgehalten, aber nicht mehr rückgängig gemacht werden konnte, denn der Zugang zum Baum des Lebens war ihnen verwehrt durch die Cherubim. Wie schmerzlich müssen Adam und Eva dieses Gericht empfunden haben. Denn bis dahin kannten sie nur übersprudelndes Leben in ihren Körpern. Als zum Sterben sterbend Gewordene, merken sie plötzlich ein Nachlassen ihrer Lebenskräfte und wie ein Feind ihres Lebens, der unheimliche Tod sie umlagert, um sie schließlich unentrinnbar zu seiner Beute zu machen. "Und er starb" ist das letzte vom ersten Adam (1Mo 5:5).

Dann sprach Gott ein zweites Urteil über sie aus (1Mo 3:16-17). Für Eva lautete dasselbe: "Vermehren, ja vermehren tue Ich deine Trübsal und das Seufzen deiner Schwangerschaft. In Trübsal wirst du Söhne gebären" (1Mo 3:16). Dem Adam aber wird der Acker verflucht und er muss sich gegen die hartnäckigsten Unkräuter, Dornen und Stechkraut wehren. In Trübsal und Schweiß muss er sich fortan das Brot erwerben, bis er schließlich durch den Tod wieder zum Erdreich zurückkehrt (V. 17-19). Dreimal kommt in diesem Gerichtsspruch das Wort "Trübsal" und "seufzen" vor. Damit ward ihnen angezeigt, wie leidensvoll in Trübsal und Seufzen, Schweiße des Angesichtes und Rückkehr zum Erdreich sich dieses Gericht an ihnen auswirken wird.

Als dritte Strafe folgte die Austreibung und Verbannung aus dem Paradies (1Mo 3:23-24). Während ihres Lebens in der Pracht des ihnen nur genießbare Pflanzen bietenden Garten Eden, haben Adam und Eva wohl nie daran gedacht, dass es einmal anders kommen könnte. Es muss ihnen deshalb unerhört schmerzlich vorgekommen sein, als sie das Paradies so plötzlich verlassen mussten. Allzu gerne wären sie am Ort ihres entschwundenen Glückes geblieben, so dass der Cherub sie im Auftrag Gottes mit harter Entschiedenheit aus dem Garten nach Osten weisen musste. Hier in der Verbannung lernten sie nun erst den wahren Wert des Verlorenen ganz erkennen. Wie schwer es ihnen zumute gewesen sein muss beim Verlassen des Garten Eden, vermögen wir heute noch in etwa unseren Ureltern nachzufühlen. Auch unsere Seele gefällt sich im Sonnenschein glücklicher Tage und möchte diese festhalten. Während wir heute den Weg des äonischen Lebens im Geiste wieder offen vor uns sehen, sahen sich unsere Stammeltern von diesem Leben getrennt, da der Weg zurück zum Baum des Lebens bewahrt war von den Cherubim und dem flammenden sich drehenden Schwert (1Mo 3:24).

Gott vollstreckte aber Seine Urteile zunächst nur an der Schlange und den beiden Menschen. Seltsamerweise beließ Er dagegen den Hauptschuldigen, den Widerwirker, trotz aller seiner Verfehlungen, bis heute, ungehindert in seiner Freiheit. 4000 Jahre dauerte es, bis ihm vom Weibessame der Kopf zermalmt und die Gewalt des Todes genommen und also seine Strafe an ihm vollstreckt wurde (Hebr 2:14).

Aber, siehe da! Selbst nach Christi Sieg durfte der Widerwirker auch weiterhin seine Übeltaten ausführen. In unseren Tagen steht er sogar in voller Zubereitung seines antichristlichen Reiches, bis er bei der machtvollen Aufrichtung des Millenniums im Abgrund verschlossen wird (Offb 20:2). Und wenn die Welt 1000 Jahre lang Ruhe vor dem gefährlichen Irreführer gehabt haben wird, lässt Gott ihm wieder den Kerker öffnen, obwohl Er weiß und vorauskündet, dass er nochmals alle Nationen gegen Ihn aufhetzen wird (Offb 20:7-9). Dann erst, also nach 7000 Jahren, fängt Satans eigentliches Gericht an. Dann wird endlich seiner Laufbahn als Widerwirker im See des Feuers ein Ende gesetzt (Offb 20:10). Weshalb hat Gott doch dem Satan so lange die Freiheit gewährt? Nun, auf diese und ähnliche Fragen gibt es nur immer die eine Antwort: Zur Verwirklichung und Volloffenbarung Seiner Liebe und mannigfaltigen Weisheit! Wie eindrücklich wird uns auch hier wieder, wie Satan durchaus nicht nach eigenem Gutdünken handeln kann, sondern allein nach Gottes wohl durchdachtem Ratschluss, und wie fest sein Geschick in Gottes Händen liegt. Nur ein Werkzeug ist er in seines Werkmeisters Hand!

Doch kommen wir zurück auf das über Adam und Eva ergangene, ihrer Verfehlung entsprechende, tief einschneidende Gericht. Welch erschreckende Folgen zieht dieses Gericht nach sich durch die Tatsache der

Gerichtsauswirkungen auf alle Menschen

Zunächst vollzog sich dieses Gericht zwar nur an denen, welche wirklich gesündigt hatten. Das ist ohne weiteres verständlich. Aber bei einigem Nachdenken müssen alle Nachkommen Adams - auch ohne sofortige diesbezügliche Offenbarung des Wortes Gottes - feststellen, dass sich ja diese Verurteilung Adams und Evas genauso an ihnen auswirkt. Und tatsächlich sind mit Adam, als Haupt der Menschheit, auch alle seine Nachkommen zum Sterben sterbend gemacht worden. Sie sind ebenfalls zum Tod Verurteilte, gerade wie wenn auch sie an Adams Ungehorsamstat beteiligt gewesen wären! Gotteskinder sehen aber hier tiefer. Sei erkennen sich als solche, die von Geburt an nicht nur sterblich, der Herrschaft des Todes versklavt, sondern auch als Sünder geboren sind. Ja, erschütternd sind die Auswirkungen und Folgen dieser einen Ungehorsamstat! Sie hat die ganze Menschheit unter Gottes Gericht gebracht und diese in ihrer Gesamtheit zu Sterblichen und Sündern gemacht.

Diese tief bedrückende und zunächst rätselhaft erscheinende Tatsache überlässt nun Gott nicht unserem eigenen Durchdenken. Er spricht frei und ausführlich darüber in Röm 5:18a, wo Er sagt, das es durch eine Kränkung (durch Adam) für alle Menschen zur Verurteilung kam, und (V. 19a), dass, um des einen Menschen Ungehorsam willen, die vielen als Sünder eingesetzt wurden. In Vers 12 lesen wir, wie durch einen Menschen die Sünde in den Kosmos eindrang, und durch die Sünde der Tod, und also zu allen Menschen durchdrang. Dann fährt der Apostel fort: "worauf" alle sündigten (konkordante Wiedergabe des Urtextes). Also, nicht "weil" sie alle sündigten - wie die anderen Übersetzer durchgängig schreiben - gelangte der Tod zur Herschaft über alle Menschen, sondern infolge Adams Sünde. Es sterben ja auch Säuglinge, die nie bewusst gesündigt haben. Und weiter heißt es (V. 15), dass die Menschen um der Kränkung des Einen (Adams) willen sterben und (V. 17) dass der Tod herrscht durch den Einen (Adam).

Mit diesen Aussprüchen zeigt uns Gottes Wort unmissverständlich, dass das über Adam ausgesprochene Todesurteil auch über alle seine Nachkommen kommt und sich nun an ihnen auswirkt. Nicht durch eigene Schuld sind alle Sünder geworden, sondern infolge von Adams Ungehorsam, worauf der Tod zu allen durchdrang. Dadurch, dass der Tod seit Adams erster Sünde herrscht, werden alle seine Nachkommen als Sünder und der Sünde Versklavte geboren, wodurch sie der Herrlichkeit Gottes und der Kraft zu einem Gott geheiligten, wohlgefälligen und sündlosen Leben ermangeln.

Eine besondere Belehrung über diesen, ausnahmslos jeden Menschen betreffenden, bedeutungsvollen Vorgang, erhalten wir durch den göttlichen Ausspruch (1Kor 15:22): "dass in (nicht durch) Adam alle sterben". Wie einst das All in Gott und darauf in Christus, so war auch die gesamte Menschheit in Adam. Diese lebensvolle Beziehung aller mit Adam, lässt nun jeden an den Folgen der ersten Versündigung Adams teilhaben. Er sündigte in seiner Eigenschaft als Stammvater und Haupt der alten Menschheit. Aufgrund dieses nach Gottes Willen gefassten Ratschlusses - des Einschlusses aller in Adam- , ist der Tod mit der Übertretung Adams auch sofort zu allen Menschen durchgedrungen und hatte sie erfasst, als sie noch alle keimhaft in der Lende ihres Urvaters waren.

Wenn wir nun fragen, wie denn das möglich ist, dass alle Menschen in Adam eingeschlossen waren, so gibt uns jedes Samenkorn und besonders die ersten, welche direkt aus Gottes Schöpferhand hervorgingen, die Antwort (1Mo 1:11-12). Weil nun Adam, wie Pflanzen und Tier, die Kraft von Gott erhielt, artgleiche Geschöpfe aus sich hervorzubringen und diese sich auch wieder fortpflanzen konnten, so befanden sich eben alle Menschen keimhaft in ihrem Stammvater. Somit hat Gott mit Adam zugleich, gewissermaßen "im embryonal" (im Keim), alle Menschen erschaffen.

Zu beachten ist nun sehr, dass Adams Nachkommen in gerade umgekehrter Weise wie er selber, Sünder und Sterbliche werden. Adam wurde zuerst Sünder und dies durch eigene Sünde. Erst darauf machte ihn Gott durch Sein Gerichtsurteil "zum Sterben sterbend". Nach Röm 5:12 drang jedoch der Tod zuerst zu uns hindurch, worauf wir in den Stand des "Sündigen-müssens" versetzt und dadurch zu Sündern gemacht wurden.

Aufgrund dieser göttlichen Offenbarung und Tatsache, stimmt der oft angewandte Ausdruck "Erbsünde" nur indirekt. Wir haben nicht die Sünde von Adam geerbt, sondern die Folgen der Verurteilung, d. h. das über seine Sünde ausgesprochene Gericht, den Tod. Und dieser ist es, der uns zu Sündern gemacht hat.

Doch mit der Offenbarung (Röm 11:32a)*: "Denn Gott schließt alle (Menschen) zusammen ein in die Widerspenstigkeit...", gibt uns Gottes Wort noch einen weiteren, tiefen Einblick in dieses Geschehen. Hier hören wir noch von einem anderen Einschluss, und zwar in einen Zustand der Auflehnung gegen Gott. Nachdem es Satan gelungen war, den Stammvater der Menschheit zu einem Widerwirker und Widerstrebenden gegen Gottes Gebot zu machen, - wie Satan es selbst war -, wurden in der Folge auch alle seine Nachkommen zu Widerspenstigen.

*Die zweiten Vershälften von Röm 5:18.19; Röm 11:32; 1Kor 15:22 kommen in Heft 3 zur Ausführung.

Wie sehr hat doch Gott Seinen Widerwirker durch diese gewaltige Auswirkung seines ersten Erfolges zum Ausharren in seinem weiteren, über Jahrtausende währenden, Widerwirken ermuntert! Denn bedenken wir: Satan hat mit seinem ersten Schlage die ganze Menschheit zu seinesgleichen gemacht! Wir dürfen uns aber davon in unserem Glaubensleben nicht entmutigen lassen. Denn auch diese widerstrebende Einstellung der Menschen unterstellt die Schrift mit Recht der Absicht Gottes; sie damit zu einer von Ihm vollbrachten Tat stempelnd. Dies geht darauf zurück, dass Gottes Hand ein Geisteswesen als Widerwirker formte und dasselbe bevollmächtigte, eine aufrührerische, gegen Gott gerichtete Gesinnung in Seine Schöpfung hineinzutragen. Aus dieser von Gott Selbst eröffneten Quelle floss sie dann durch Satan zuerst in die Himmel, darauf in die ersten Menschen und durch diese in alle ihre Nachkommen. Einer solchen Gesinnung versklavt, ja von Gott in diese eingeschlossen zu sein, aus der es in eigener Kraft kein Entrinnen gibt, ist wahrlich auch ein Gerichtszustand, dessen wir uns alle schmerzlich bewusst sind. Es wurden also alle Nachkommen Adams von Gott zu solchen gemacht, wie Adam durch seine Übertretung einer geworden war: zum Tod Verurteilte, zu Sündern, zu Feinden Gottes und damit zugleich zu Widerspenstigen.

Aber, o Wunder aller Wunder! Unter dieses Todesurteil des Sünders stellt Sich auch der Sohn Gottes - "Der von keiner Sünde wusste" - und "Der, das Gericht hinausführend in Sieg, Leben und Unverderblichkeit ans Licht brachte" (2Tim 1:10)!

Adams Übertretung wirkt sich aber nicht nur auf die gesamte Menschheit gerichtsmäßig aus, wir sehen auch

Das Tierreich unter Adams Gericht

Dasselbe ist ein weiterer, auch durch Adams Ungehorsam unschuldig leidender Teil der Schöpfung. Diese Offenbarung lesen wir in ergreifenden Worten Röm 8:20 ff: "Denn der Eitelkeit ward die Schöpfung untergeordnet - nicht freiwillig, sondern um Des willen, Der sie unterordnet". Gemäß V. 22 ächzt die gesamte Schöpfung. Somit haben wir in diesem Ausdruck alle himmlischen und irdischen Lebewesen, also auch die Tierkreatur zu sehen, als der niedrige Teil der Schöpfung, die sich demnach, wie der Mensch, einst in einer anderen Verfassung befand als heute.

Wie nun das Leben der Tiere, auch in Beziehung zu den Menschen, vor dem Eindringen von Sünde und Tod in das Menschengeschlecht gestaltet war, wird uns nicht in einem ausführlichen biblischen Bericht mitgeteilt. Doch geht uns davon etwas auf, wenn wir bedenken, dass die Schlange durch verständliches Sprechen mit Eva verkehren konnte, und dass es für diese ganz selbstverständlich war, dass ein Tier mit ihr redete. Wir können daraus schließen, dass damals zwischen Mensch und Tier Beziehungen bestanden, von denen wir heute nur noch andeutungsweise etwas wissen. Einen geringen Überrest davon finden wir bei unseren Haustieren, welche ihren Namen hörend, sich als angesprochen erkennen und auch Befehle verstehen und ausführen. Von ihrem Reden ist jedoch nichts mehr vorhanden. Doch mögen wir aus jener Begebenheit bei Bileam und seiner Eselin erkennen, dass Gott den Tieren den Mund zum Reden verschlossen hat, denn dort heißt es: "Da tat Ieue den Mund der Eselin auf, und sie sprach..." (4Mo 22:28).

Ein noch deutlicherer Einblick in das noch nicht von der Sklaverei der Verderblichkeit befallene frühere Wesen der Kreatur wird uns mit Verheißungen über die Wiederherstellungen im tausendjährigen Königreich gewährt. Nach Jes 11:6-8 und Jes 65:25 wird dann zwischen den friedlich eingestellten Tieren und den Menschen eine gegenseitige Vertrautheit bestehen, wie sie einst im Garten Eden gewesen sein muss.

Diese hohe Stellung der Tiere war also ganz vom Verhalten Adams, als ihres sie verwaltenden Herrn, abhängig. Als dieser in Ungehorsam und Sünde fiel zog er auch diesen Teil der Schöpfung Gottes mit hinein in sein eigenes Gericht. Wie er, wurde auch sie der Sklaverei der Verderblichkeit (Röm 8:20) mit all den damit verbundenen Leiden unterworfen; nicht freiwillig, sondern um Des willen, Der sie unterordnet. Nun ächzt auch sie zusammen mit der übrigen Schöpfung und sehnt sich nach Befreiung. Sie verlor ja insbesondere ihren friedlichen Charakter, wodurch ein großer Teil der Tiere schädlich, ja sogar blutdürstig wurde. Darum wird Ieue im kommenden Äon einen Bund des Friedens schließen mit den Tieren des Feldes und mit den Flüglern des Himmels und mit den kriechenden Tieren der Erde (Hos 2:18). Doch genauso wie die Menschheit als solche, hatte auch die vernunftlose Kreatur weder Stimme noch Wahl bei ihrer Unterjochung. Gott Selbst unterordnete die gesamte Schöpfung der Sklaverei der Verderblichkeit - um Seinetwillen! Und wir dürfen erfahren und verstehen, dass dies allein zur Offenbarung Seines Wesens in Seiner grenzenlosen, das All umfassenden Liebe geschah. Also nicht ohne Hoffnung, sondern in der gewissen Erwartung der Herrlichkeit Gottes verharrt das gesamte All!

Eine notwendige Offenbarung

Da zu Gottes vollkommener Offenbarung auch Seine Heiligkeit, von der ohne Ruhe tags und nachts die vier Tiere zeugen (Offb 4:8), und Seine Gerechtigkeit (Röm 1:18), so verstehen wir, weshalb Er um des Einen Sünde willen so scharfe und so umfassende Gerichte verhängen mussste. Ihm und Seinen Geschöpfen kann es nimmer genügen, dass Er von ihnen nur als der "liebe Gott" erkannt wird. Sie müssen Ihn auch kennen lernen als den Gott, Dem Sünde heiligen Zorn entfacht und Der sie daher richten muss. Deswegen muss Er Sich als Richter enthüllen, Der Seine Drohungen auch wahr macht und über böse Taten Strafen verhängt. Dazu braucht Er nach Röm 9:22 Gefäße, mit denen Er Seinen Zorn zur Schau stellen und Seine mächtige Kraft bekannt machen will, damit Sein Name werde kundgemacht auf der gesamten Erde. Von der furchtbaren Größe Ieue's im Gericht über Seine Feinde singt Mose in seinem Lied (2Mo 15.) Dasselbe tun die Psalmisten in den heiligen Gesängen. Und Jesaja der Prophet, kündet: "Denn gleichwie ein Licht sind Deine Gerichte für die Erde, Gerechtigkeit lernen so die Bewohner des Wohnlands" (Jes 26:9). Ja, wahrhaft und gerecht sind Gottes Gerichte (Offb 19:2). Doch darf nicht übersehen werden, dass letztlich auch Gottes Zorn zur Offenbarung Seiner Liebe mithilft, da er ja aus ihr hervorgeht. Deshalb bleibt Er auch im Verhängen von Gerichten der Gott der Liebe!

Ohne Übertretung aber Seiner Gebote und ohne Sünde, wäre Gott - wie in seiner Liebe - auch in Seiner Heiligkeit und Gerechtigkeit durch Gerichtsernst verborgen geblieben und Sein wunderbarer Name wäre nicht kund geworden. Wir werden noch sehen, dass dies Gottes Geschöpfen zum Nachteil gereichen müsste, wenn ihnen zu Seiner Ganzoffenbarung diese Seite Seines Wesens verborgen geblieben wäre. Damit zeigt nämlich auch diese Wahrheit die absolute Notwendigkeit vom Dasein der Sünde. Und wie dringlich Gott ihrer bedurfte, geht daraus hervor, dass Er alles so einrichtet, dass die Menschheitsgeschichte schon bei ihrem Beginn im Garten Eden gleich mit Sünde, Zorn und Gericht begann. Aber auch Gnade und Segen nahmen dort schon ihren Anfang, um neben Sünde, Zorn und Gericht ebenso durch Jahrhunderte zu fließen, und auf Golgatha zu einem die Sünde überflutenden Gnadenstrom zu werden.

Dieses war der passende Hintergrund für Gott, um gleich den ersten Menschen eindrücklich zu machen, dass die ihnen mit der Gabe eines Paradieses voll seelischer Genüsse bezeugte Liebe, den Ausbruch Seines strafenden Gerichtszornes über jede sündhafte Verfehlung nicht ausschließen wird. Und indem Er das Urteil über Adams Sünde auf die gesamte Menschheit übertrug, hat Er Sich eine während der ganzen Menschheitsgeschichte andauernde Schaustellung dieses Zorns und Gerichtsernstes zubereitet, die wie mächtige Donner nun unaufhörlich durch lange Zeiten grollen, bis keine Sünde mehr ist. Wie gewaltvoll und tief beeindruckend hat Gott damit Seine Abscheu über Sünde und Ungehorsam dargestellt!

Zwar begreifen noch die wenigsten Menschen den Tod als göttliches Gericht über die Sünde. Dennoch bleibt die tiefernste Tatsache bestehen, dass jeder Mensch die Zeichen des göttlichen Zornes an und in sich trägt und diese durch seine Sterblichkeit auch schon vor dem Tod in Leiden und Siechtum zu spüren bekommt. Durch das unaufhörliche Sterben der Menschen dauert diese erschütternde Schaustellung an, bis der Tod als letzter Feind abgetan sein wird. (1Kor 15:26). Wenn wir auch die so tröstliche Begründung der Aufhebung des Todes und Ablehnung der Sünde (Hebr 9:26) erkennen dürfen, so bleibt dennoch die Tatsache bestehen, dass Gott der Schaustellung Seines Zornes große Bedeutung zumisst. Derselbe wird sich nun bald in nie da gewesenem Ausmaß, wie ein schweres Ungewitter über eine übermütige und gerichtsreife Welt entladen.

Wiederholungen des göttlichen Gerichtsprinzips

Neben der allumfassenden Anwendung Seines Gerichtsgrundsatzes, durch die Übertragung des Urteils über Adam auf alle Menschen, gebraucht Gott dieses Prinzip auch noch in Einzel- und Gruppenfällen. Durch die eine Sünde Hams verflucht Noah dessen Sohn Kanaan (1Mo 9:22-27); und seither stehen alle seine Nachkommen - also ein großer Teil der Erdbevölkerung - immer noch unter diesem Fluch, wenngleich sie ihn in unseren Tagen abschütteln möchten. Bedeutungsvoll ist, dass "Kanaan" übersetzt "Unterliegender" bedeutet. Und tatsächlich sind seine Nachkommen Unterliegende und eine von den anderen Völkern unterjochte Rasse geworden. Aus der so weitreichenden Erfüllung dieses Fluches erkennen wir, dass Noah denselben nach göttlichem Willen aussprach.

Später finden wir dieses Gerichtsprinzip in dem dem Volk Israel gegebenem Gesetz. Mit ihm bezeugte Gott, dass Er auch weiterhin danach handeln werde. Er sprach: "... Ich, Ieue, Dein Alueim, bin ein eifernder Al, Der die Ungerechtigkeit der Väter heimsucht an den Kindern, am dritten und vierten Glied derer, die Mich hassen...." (2Mo 20:5; 5Mo 5:9). Mithin war diese göttliche Gerichtsfolge als stehender Grundsatz auch im Volke Israel eingesetzt, bei dem Er ihn nun laufend anwandte.

Weil Achan von dem Verbannten nahm (Jos 6:18; Jos 7:21), brachte er einen schweren Bann über ganz Israel. Um des Einen Sünde willen mussten zuerst 36 Mann auf dem Schlachtfeld ihr Leben lassen (Jos 7:5). Darauf wurden mit dem allein Schuldigen auch seine ganze Familie und seine Haustiere gesteinigt und verbrannt (V. 25).

Wegen einer Blutschuld ihres Vaters Saul, mussten sieben Söhne sterben (2Sam 21:1-9). Infolge der Volkszählung Davids (2Sam 24) wurden 70 000 Volksglieder vom göttlichen Gerichtsboten getötet (V. 15-17). David kam diese Strafvollstreckung an soviel Unschuldigen unverständlich vor (v. 17)*. Ferner musste der Sohn Salomos, Rehabeam, die seinem Vater für dessen Sünden angedrohte Vergeltung erdulden (1Kö 11:9 ff; 1Kö 12:15). Wegen des Götzendienstes Jerobeams erging ein schweres Gericht über seine Nachkommen (1Kö 14:7-11.16; 1Kö 15:29-30). Als erster musste sein Sohn sterben, obwohl diesem von Gott ein gutes Zeugnis ausgestellt wurde (1Kö 14:13). Ähnlich erging es auch den Nachkommen des Königs Basea (1Kö 16:4.12-13). Darum, dass der König Ahab zügellos gehandelt und sich treulos gegen Ieue erzeigt hatte, wurde ganz Juda von Ieue gedemütigt, indem Er sie durch ihre Feinde leiden ließ (2Chr 28:19). Und in Jer 15:4 lesen wir: "Und Ich (Ieue) will sie (Juda) zur Misshandlung hingeben allen Königreichen der Erde, um Manasses (Sünden) willen...." Wegen der Sünden Ahabs wurden alle seine 70 Söhne enthauptet (2Kö 9:7-9; 2Kö 10:7). Und welches erschütternde Ausmaß hat dieses so tiefgreifende Gerichtsprinzip seither in der Geschichte Israels erreicht! Bald zweitausend Jahre lang leiden die Juden Unsägliches unter dem Gericht der Verstockung, weil ihre Vorväter den Messias und darauf den Geist Christi verworfen haben.

*Bei der Gegenüberstellung des Berichtes aus 2Sam 24 mit dem aus 1Chr 21, wird noch eine große Tiefe in dieser Begebenheit offenbar, worauf wir später ausführlich eingehen werden.

Damit nun nicht auch die Menschen in ihrer Gerichtsbarkeit diesen, Gott allein zustehenden, Grundsatz eigenmächtig in Anspruch nehmen, hat er ihnen ein dementsprechendes Verbot gegeben. Wir lesen dies in 5Mo 24:16: "Nicht sollen Väter getötet werden um (der Sünde) der Kinder willen, und Kinder sollen nicht getötet werden um (der Sünde) der Väter willen; sie sollen ein jeder um seiner (eigenen) Sünde willen getötet werden".

Überein mit dieser Anweisung handelte der König Amazia. Als er ohne göttlichen Auftrag die Mörder seines Vaters Joas (2Kö 12:20) hinrichtete, heißt es (2Kö 14:5-6), dass er aufgrund des göttlichen Verbots die Söhne der Totschläger nicht tötete.

Handeln aber Menschen nach diesem allein Gott zustehenden Gerichtsprinzip, welches Er schon mit Adam begann, so kommt nur Ungerechtigkeit heraus. Gott aber benützt es für Seine verschiedenen geheiligten Zwecke. So stellt Er mit ihm laufend Seine Stellung zur Sünde aufs Deutlichste zur Schau. Aber er offenbart damit auch Seine unergründliche, mannigfaltige Weisheit und Liebe. Tatsächlich schließt Er in diesem Gerichtsgrundsatz tiefste Heilsgedanken ein, die er bestimmt noch herrlich zur Ausführung bringen wird.*

*Hauptthema unserer späteren Hefte

Abschließend wollen wir noch im Geiste bei dem Herrn, dem großen Einen, einkehren. Man bedenke: wo Unschuldige durch die Sünde anderer Leiden, erfüllen sie die hohe Aufgabe, auf diesen Einen hinzuweisen, Der von keiner Sünde wusste, Jesus Christus! Er ward verwundet und geschlagen um der Sünde Seiner Geschöpfe willen. Dornen-gekrönt, mit dem Gewächs des verfluchten Erdbodens, hat Er den Fluch hinweggenommen. Das größte Leid und die tiefste Qual hat Er getragen. In den Vorbildern leiden ja immer nur sündige Menschen, hier aber leidet der vollkommen Gute und Reine, der Sohn Gottes! In Ihm finden wir die furchtbarste und erschütternste Darstellung von Gottes Zorn über die Sünde. Im grauenvollen, in Finsternis gehüllten Kreuzgeschehen - als Er im Tode zur Sünde gemacht und von Seinem Gott verlassen war - drückt Gott ein für allemal unauslöschbar Seine tiefste Abscheu vor Sünde und Ungerechtigkeit aus.

Welches ist aber die Frucht dieser Leiden? Dass wir Ungerechte Gottes Gerechtigkeit würden in Ihm (2Kor 5:21)! Es ist der göttliche Erweis des überschwänglichen Reichtums Seiner Gnade in Güte, die durch den Gehorsam des Einen auf die vielen, ja schlussendlich sogar auf Ungehorsame, überfließt! Im Vorbild haben diesen Segen auch schon ungerechte Könige und sogar ganz Juda durch David, dem Manne nach dem Herzen Gottes, als ihrem Vorfahren genossen (1Kö 11:12); 1Kö 15:3-5). Wenn denn Gott schon in Sein Gerichtsprinzip, nach welchem Gehorsame zum Segen für andere werden, ganz besonders in dem großen Einen, Jesus Christus, seine herrlichste Darstellung und Erfüllung finden. Der göttliche Grundsatz: um der Übertretung des Einen (Adams) willen, "Strafe für die vielen", findet sein Gegenstück in der auf den Gehorsam des Einen folgenden "überströmenden Gnade für die vielen."

Fragen und Probleme

Die große Wahrheit, dass Satan aufgrund eines vorbedachten Ratschlusses Gottes die Sünde durch Adam in das Menschengeschlecht einführte und Gott das über Adam gefällte Urteil auch über alle seine Nachkommen brachte, hat aber, ohne die Erkenntnis der lichtvollen Gegenseite, schwerwiegende Fragen erzeugt. Aus dieser Einseitigkeit sind dann zwangsläufig ganz unbiblische Lehren entstanden, die unklärbare Probleme erzeugten. Diese so herrlichen Wahrheiten sind durch ganz ungöttliche Dogmen und Folgerungen irrender Menschen verdunkelt worden. Nach diesen wäre Satan ein selbstständig gegen Gott handelndes Geschöpf; ein erfolgreicher Gegner Gottes, welcher durch die Verführung der ersten Menschen schwere, ja furchtbare Störungen in Seinem Liebesplan verursacht hätte, als Folge derer die meisten Menschen einer ewigen Höllenstrafe verfallen wären!

Wieviel aufrichtig denkende, aber erkenntnisarme Gläubige, tragen darum die bekümmerte Frage in ihrem Herzen: Weshalb hat Gott das nicht verhindert und Satan ein so weites Betätigungsfeld eröffnet? Denn die Menschen werden ja geradezu in sein Reich hinein geboren, wodurch sie ausnahmslos der Obrigkeit der Finsternis ausgeliefert sind (2Kor 4:4; Eph 2:3-3).

Und in der Tat, wäre die Lehre von der endlosen Höllenpein für die überwiegende Mehrheit der Menschen ausschlaggebend - wie sie von vielen noch wahr gehalten wird - dann hätten wir hier eine schmerzvolle Frage ohne göttliche Antwort. Ja, ein dunkles, bedrückendes Problem ohne Lösung. Wir müssten in ein hoffnungsloses und beängstigendes Dunkel blicken! Es ist nur zu gut verständlich, dass denkende Menschen in Ermangelung des rechten Einblicks, sich schon manchmal von einem "solchen" Gott abkehrten, wie Er von der ewigen Höllenlehre dargestellt wird. Andere wurden zumindest in ihrer Glaubensstellung geschwächt. Verächter der Bibel aber haben schon höhnend darüber gespottet, dass wegen einer einzigen Sünde eines Menschen - der dazu von den ungeheueren Folgen dieser Sünde für seine Nachkommen garnicht unterrichtet wurde - die ganze Menschheit leiden muss und sogar alle, mit Ausnahme einer verschwindend kleinen Zahl Auserwählter, deswegen in eine ewige Hölle kommen. Wo bleibt da Gottes Gerechtigkeit, so fragen sie? Ihnen scheint mit Recht, dass eine solche, Milliarden von Menschen (also ihre erdrückende Mehrzahl) treffende ewige Pein, in gar keinem Verhältnis zu dem einmaligen Übertreten eines kaum verstandenen Gebotes unserer erkenntnisarmen Stammeltern steht.

Doch Gott hat uns durch den Apostel Paulus eine nicht nur befriedigende, sondern das Herz aufjauchzend machende Antwort gegeben. Wundern wir uns aber nicht, dass diesen Offenbarungen seit Pauli Zeiten bis heute in der Gemeinde Widerstand entgegengesetzt wird. Stellen sie ja die Selbstständigkeit und den freien Willen Satans infrage, was von ihm aufs äußerste bekämpft wird. Um seines Glaubens und der Verkündigung willen, dass Gott der Retter aller Menschen ist, wurde schon Paulus geschmäht (1Tim 4:9-11). Und durch die Offenbarung, die er im Auftrage Gottes bekannt gab, dass Gott aus Üblem Gutes bewirke, fiel er zur Lästerung auch noch der Verleumdung anheim. Sie sagten nämlich (Röm 3:8), dass Paulus lehre: "Wir sollten tuen das Übel, auf dass dakomme das Gute ..." Und weiter folgerten diese Leute, dass wir ja ruhig in der Sünde verharren könnten, denn dadurch werde ja die Gnade nur umso größer (Röm 6:1). Paulus kündigte diesen Gegnern im voraus ein berechtigtes Urteil Gottes an (Röm 3:8b). Gegen solche Bekämpfer der Wahrheit nimmt Petrus den Paulus in Schutz, indem er sie Ungelehrte und Unbefestigte nennt, welche die Schriften des Apostels Paulus entstellen zu ihrem eigenen Untergang (2Petr 3:15-16).

Wie dringend notwendig erscheint deshalb gerade heute wieder in der herausgerufenen Gemeinde dieses Gott so verunehrende Dunkel, wie die Sonne den Morgennebel mit dem Licht der Wahrheit zu vertreiben. Dank aber sei Gott, dass wir durch Seinen Geist der Weisheit und Enthüllung in den Gott-gehauchten, paulinischen Briefen zu erkennen vermögen, dass Er allein und ohne Ratgeber Seine Urteile und Wege so wunderbar ausdachte; und dass Er durch dieselben das vollkommen Gute offenbaren und Seiner Schöpfung schenken kann(Röm 11:33-36).*

Dem König aber der Äonen, dem unverderblichen, unsichtbaren, alleinigen, weisen Gott sei Ehre und Herrlichkeit für die Äonen der Äonen! Amen! (1Tim 1:17).

*Diese, Gott und Seinen Christus verherrlichende, für uns glaubensstärkende Offenbarung wird das Thema von Heft 3 sein.

Lies weiter:
1. Gottes erste Heilstaten Heft 3