Gottes erste Heilstaten

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Wer ist Satan?
Satans Ursprung, Werke und Ziel (Heft 3)
aus der Reihe „Mannigfaltige Weisheit Gottes“
von M. Jaegle 1969

Abschrift mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Groß
Als Schrift noch erhältlich.

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Satans Ursprung, Werke und Ziel

Beginn der Heilsgeschichte der Menschheit

1. Gottes erste Heilstaten

Gottes weisheitsvoller Neuanfang

Mit diesem Heft kommen wir zu einem neuen Lebensabschnitt unserer Ureltern. Auf der durch die Einführung der Sünder und ihrer Verurteilung von Gott geschaffenen Grundlage beginnt Er nun Sein über Äonen reichendes, wunderbares Heilswerk. Wir wollen nun von der hohen Warte des vervollständigten Wortes Gottes Kol 1:25 und dem reifen Stand der Mündigkeit aus den Beginn der Heilsgeschichte der Menschheit in Eden betrachten.

Satan hatte mit seiner bösen Tat Ungehorsam und Feindschaft gegen Gott ins Paradies gebracht und damit diesen zuvor so herrlichen Ort zum Ausfluss des Todes und der Sünde gemacht. Sollte man da nicht meinen, dass dieser Garten Gottes nun derart verdorben wurde, dass er für den Beginn der Heilsgeschichte völlig unbrauchbar geworden sei und Gott mit Seinen betrogenen Menschenkindern an einer anderen Stätte hätte beginnen müssen? Doch Gott, der auch das Dunkel als Sein Eigentum Sich dienstbar macht, bringt bereits im Paradies den herrlichen Erweis Seiner Liebe und Weisheit, so dass wir Ihn in Seinem Tun nur immer mit Bewunderung und Anbetung betrachten können.

Jetzt werden wir sehen, wie Gott mit Seinen beiden Gefallenen die bereits begonnene Lektion vom Baum des Guten und Bösen praktisch weiterführt. Durch ihre Übertretung waren Adam und Eva zur Erkenntnis des Bösen gelangt. Nun werden sie von Gott zur Erkenntnis des Guten geführt. Diese hätten sie aber ohne die zuvorige Erfahrung des Bösen weder begreifen noch erfassen können.

Nach all dem bisherigen Geschehen wird uns in der Heiligen Schrift eine erste Tat der suchenden Liebe Gottes geoffenbart. Gott überließ Seine zu Sündern und Ihm zu Feinden gewordenen Menschen nicht ihrem verlorenen Zustand, sondern ging ihnen nach und rief Adam dazu mit Namen (1Mo 3:9).

Dieses göttliche Rufen ist ein Grundprinzip für alle Seine folgenden Rettungen. Gott ist dabei immer der zuerst Handelnde.

Von weiterer heilgeschichtlicher Bedeutung ist auch die Tatsache, dass der Weg, auf dem Gott den Adam rief, zugleich der Weg zum Gericht und zur Rettung war.

Der Anfang der Heilsgeschichte begann nicht nach und getrennt vom Gericht. Im Gegenteil! Mit dem Gericht selbst hatte Gott schon den Grund zur Rettung gelegt. Diese Tatsache wird auch darin offenbar, dass der göttliche Anfang zum Heil Seiner in Sünde gefallenen Geschöpfe an demselben Orte geschah, an dem die Sünde eingedrungen und schon mächtig geworden war. Ja, gerade an der Stätte, an der Satan mit seiner bösen Tat die Segensquelle verstopfte, die bis dahin in Eden geflossen war, eröffnete Gott wieder einen viel herrlicheren Segensfluss. Dieser war aber nicht nur für die ersten Menschen bestimmt, sondern auch für alle ihre einstigen Nachkommen. Schon dort legte Gott den Grund zu einem ganz neuen und viel herrlicheren Paradies, ganz besonders aber zu einer neuen, vollkommenen Menschheit. Dies alles bereitete Er zu, ehe Er die beiden Menschen aus dem Garten trieb.

Die Schlange, Symbol der Rettung

Von Gottes Wundermacht, durch die Er auch das Böse für Seine Heilszwecke gebraucht, finden wir in Seinem Wort mannigfaltige Beispiele. Von einem sehr treffenden handelt dieser Abschnitt.

Es war bei einem Ungehorsam des Volkes Israel auf seiner Wüstenwanderung, dass Gott tatsächlich das Nachbild einer Schlange als Mittel zur Rettung benützte. Wir lesen diese Begebenheit 3Mo 21:4-9: "Und sie brachen auf vom Berge Hor, des Weges zum Schilfmeer, um das Land Edom zu umgehen. Und die Seele des Volkes wurde ungeduldig auf dem Wege; und das Volk redete wider Gott und wider Mose: Warum habt ihr uns aus Ägypten herausgeführt, dass wir in der Wüste sterben? Denn da ist kein Brot und kein Wasser, und unsere Seele ekelt vor dieser losen Speise". Hier erreichte der durch die Schlange eingeführte Geist der Widerspenstigkeit einen erschreckenden Höhepunkt, denn das lüsterne Herz des Volkes lehnte sich auf gegen Seinen Retter und verachtete das täglich neu vom Himmel geschenkte Brot, das Manna. Gar schnell mussten die Israeliten die bitteren Früchte ihres Murrens und der Auflehnung schmecken. "Da sandte Ieue feurige Schlangen unter das Volk, und sie bissen das Volk; und es starb viel Volk aus Israel" (V. 6). Wie bezeichnend und eindrücklich ist es da, dass Gott zur Strafe feurige Schlangen unter die sandte, deren Herz und Denkart von der Gesinnung der Schlange vergiftet war. Wörtlich hießen diese Vipern "Saraph" = Brennende (Schlangen). Ihr tödlicher Biss verursachte einen brennenden Schmerz.

Symbolisch können wir dieses Geschehen so auslegen: Die Verachtung des Lebensbrotes aus dem Himmel und des Lebenswassers setzte den tödlichen Schlangenbiss aus. So ist es auch im Paradies gewesen. Als die Ureltern leichtfertig Gottes Gebot, das ihnen zum Leben gegeben war, außer acht ließen, erhielten sie den tödlichen Schlangenbiss.

Mit dem Gericht der "brennenden" Schlangen erreichte aber Gott bei Seinem widerstrebenden und murrenden Volk etwas Großes. "Da kam das Volk zu Mose und sprach: "Wir haben gesündigt, dass wir geredet wider Ieue und wider dich; setze dich bei Ieue ein, dass Er von uns nehme die Schlangen" (V. 7). Und Mose trat als Mittler betend für das Volk ein. Damit war der Augenblick zur Entfaltung der göttlichen Gnade gekommen. Die Not des Geschöpfes ist immer ein Anlass zur Enthüllung der Gnade und Barmherzigkeit Gottes und von dem Augenblick an, da Israel sagen konnte: "Wir haben gesündigt", gab es für diese kein Hindernis mehr. Voller Erbarmen erhörte Ieue ihre Bitte und schenkte ihnen ein Mittel zur Rettung. Und welches? "Und Er sprach zu Mose: Mache dir eine feurige Schlange (Saraph) und tue sie auf einen Pfahl; und es wird geschehen, jeder, der gebissen ist und sie ansieht, der wird leben bleiben." Und Mose tat, wie Ieue gesprochen. Jeder Gebissene, der nun im Glauben zur erhöhten Schlange aufsah, erhielt Rettung vom Tode und blieb am Leben (V. 8-9). Im Kleinen brachte das Volk damit seine zukünftige nationale Umkehr zur Darstellung, wenn sie einst umsinnenden Herzens auf Den blicken werden, Den sie durchbohrt haben (Sach 12:10).

Unserem menschlichen Ermessen entsprechend, hätte sich als Symbol der Rettung doch besser ein Lamm geeignet. Gott aber, in Seiner für Sterbliche unerfindlichen Weisheit, nahm ausgerechnet das Reptil, das Medium Satans, durch das der Widerwirker die Sünde und Gottentfremdung in die Menschheit eingeführt hatte. Erstaunlich, ja wunderbar rätselhaft muss es jenen Israeliten vorgekommen sein, dass sofort nach dem tödlichen Biss der Schlangen ein Aufblick zu dem am Pfahl erhöhten Abbild dieser bösen Kriecher, die sie in Todesnot gebracht, ihnen wieder das Leben schenkte. Fragen wir darüber die Heilige Schrift so finden wir köstliche Hinweise.

In Joh 3:14 lehrt uns der Herr ausdrücklich, dass Er das Gegenbild der Schlange sei, welche die Israeliten "Nechustan", d. h. "Ehernes", nannten (2Kö 18:4). "Und so wie Moses die Schlange in der Wildnis erhöht hat, also muss der Sohn des Menschen erhöht werden, auf dass jeder, der an Ihn glaubt, nicht umkomme, sondern äonisches Leben habe. Denn also liebt Gott die Welt, so dass Er Seinen Sohn, den Einziggezeugten, gibt, auf dass jeder, der an Ihn glaubt, nicht umkomme, sondern äonisches Leben habe" (Joh 3:14-16). Im Ans-Fluchholz-Erhöhten, dem wahren "Nechustan", leuchtet und strahlt uns Gottes wunderbarste und tiefste Liebe entgegen! In Ihm ist das Heilmittel gefunden für die ganze menschliche Familie, die den tödlichen Biss der Schlange erhalten hat.

Weiter noch gebraucht Gott die an den Pfahl erhöhte Schlange als Vorbild auf Christi doppelte Erhöhung. Seine erste ans Fluchholz, als Er in größter Schwachheit gekreuzigt wurde, und Seine zweite, als Er als Urheber des Lebens heraufgeführt wurde aus den Toten und erhöht wurde oben über alles zur Rechten Gottes, als das Werk der überschwänglichen Kraft Gottes, überein mit Seiner Herrlichkeit (Eph 1:19-21; Phil 2:9). Eindrücklicher und klarer könnte Gott es wirklich nicht mehr vorführen, dass Er mit Bösem Gutes, Heil und Segen bewirkt. Und wenn wir auch hinter der ehernen Schlange den Widerwirker Gottes sehen, so erkennen wir doch deutlich das weitere Wahrheitsbild, dass Christus durch den Bösen ans Kreuz erhöht wurde zum Heil für das gesamte All. Ja Satan musste tätkräftig mithelfen, damit der Sohn Gottes von Seinem Gott und Vater übererhöht wurde, d. h. eine höhere Stellung erlangte, als Er je zuvor innehatte (Phil 2:9).

Noch eine weitere ähnliche göttliche Belehrung sei angeführt. Hosea (verdeutscht: Rettung") weissagt, dass Gott Sein Volk noch einmal in die Wüste führen werde, damit Er ihnen dort zu Herzen rede. Von hier aus wird Er ihnen das Tal Achor zu einer Tür der Hoffnungen geben (Hos 2:15a). "Achor" heißt aber "Trübsal" oder "Unglück". Darum, dass Achan (= der Betrübende) durch seinen Ungehorsam ganz Israel in Trübsal stürzte, ward er in dieses Tal geführt. Hier vollstreckten die Söhne Israels Gottes Todesurteil über Achan und seine ganze Familie (Jos 7.) Diese Talsenke ist also bildlich eine Tür der Verbannung in ein Gottesgericht über Untreue. Und doch, als künftige Eintrittspforte Israels in seine glorreiche Zukunft des Milleniums, wählte Ieue nicht Baraka (2Chr 20:26), welches Preis- und Segenstal heißt; denn dort pries das Volk Gott und segnete Ihn für den über zahlreiche Feinde geschenkten Sieg (2Chr 20:1-30), sondern vielmehr Achor, das Tal der Trübsal und des Kummers.

Nur mit dieser Gerichtsstätte und diesem Verbannungsort kann Gott Sein großes Heilsprinzip: Gutes durch Böses, offenbaren. Deshalb macht Er Seinem Volk noch jenes Unglückstal zu einer weit geöffneten Tür der Hoffnung. Diese Niederung, mit dem dunklen Hintergrund menschlicher Untreue und Sünde, ist die passende Offenbarungsstätte für den Gott, der in Seiner unergründlichen Weisheit und grenzenlosen Liebe Böses und Übles in Segen umzuwandeln weiß.

Diesem Tal "Achor", dem Tal der Trübsal und des Unglücks, gleicht das Paradies. Auch dieses wurde durch die Sünde zu einem Ort der Trübsal und des Unglücks, nicht nur für Adam und Eva, sondern ebenso für die ganze Menschheit. Aber gerade diesen Ort machte Gott für die ganze Menschheit zu einer weit geöffneten Pforte in die herrlichste Zukunft.

So fließen aus dem Paradies zwei Ströme größten Gegensatzes hinein in die Menschheit: der eine, ein Strom der Sünde und des Todes, und der andere, ein Strom, welcher Rettung und Leben in sich birgt. Durch äonenlange Zeitläufe fließen sie nebeneinander. Zu gewissen Zeiten hat es wohl den Anschein, als ob der Todesstrom den des Lebens verschlingen würde. Aber in der Vollendung ist das Bild völlig gewandelt: Der Lebensstrom hat den des Todes vollständig verschlungen. Staunend und anbetend können wir nur immer wieder ausrufen: "O Tiefe des Reichtums, sowohl der Weisheit, als auch der Erkenntnis Gottes! Wie unausforschlich sind Sein Urteil und unausspürbar Seine Wege!" (Röm 11:33).

Diesen Segen für Adam und Eva und damit für die ganze Menschheit gab Gott zuerst in Form einer Verheißung. Doch betonen wir noch einmal: Er sprach denselben nicht getrennt von Seinen Gerichtsurteilen aus, die Er dort verhängte. In Seiner unnachahmlichen Weisheit hatte Er diese Segensverheißung in das schärfste, den Satan betreffende Gerichtsurteil eingeschlossen und als

Die erste Evangeliumsverkündigung

bekanntgegeben. Dies geschah sofort, nachdem Satan sein böses Werk vollbracht hatte. Gott kündigte mit der Verheißung des Schlangentreters die Vernichtung des Widerwirkers an. Doch ist bei der Zermalmung seines Kopfes nicht an ein Auslöschen seines Lebens, also an eine totale Vernichtung zu denken. Nirgends in der Schrift finden wir einen solchen Hinweis. In diesem Sinne vertilgt Gott keines Seiner Geschöpfe. Vielmehr ist mit diesem Gericht angedeutet, dass auch des Widerwirkers Widerstand einmal gebrochen und damit das Böse aus Gottes Schöpfung gänzlich verschwunden ist.

Kopf ist (wie Ferse) bildlich zu verstehen und bedeutet Hauptschaft. Diese und die damit verbundene Herrschaft Satans über die alte Menschheit, welche Ihm von Gott verliehen war, wird zum Abschluss gebracht. Die angekündigte Zermalmung des Kopfes beginnt im Kreuz und findet ihr Ende im Feuersee.

Nun waren ja bei jener Gerichtsverhandlung die beiden ersten Menschen zugegen und hörten, dass Gott mit dem Urteil über Satan zugleich auch den Retter verhieß. Diese Verheißung vermochten sie jedoch nicht in ihrer weitreichenden Tiefe und in ihrem ganzen Umfang zu erkennen. Das aber konnten sie fassen, dass ihr eigentlicher Irreführer, der als Haupt über der Schlange stand, einmal abgetan und dieses Gericht ihnen Rettung aus seiner Versklavung bringen würde. Und in der Tat, nachdem Satan sein Werk ausgeführt und sich nun die Menschen im Gericht und Todeswesen befanden und als Sünder und Feinde vor Gott standen, wird ihnen die Verheißung eines Retter süß geklungen haben.

Wie hell strahlt da alsbald nach Satans Verführung die Liebe Gottes zu Seinen Ihm entfremdeten Menschenkindern auf! Er brachte es nicht über das Herz, ihnen Seine schon zuvor bereitete Hilfe für lange Zeit zu verschweigen und ihnen diese etwa erst am Ende ihres Lebens kundzutun. Nein, Er ließ sie vielmehr sofort die Verheißung eines Retters vernehmen, um ihnen neuen Lebensmut zu machen. Aber wie geheimnisvoll muss ihnen die Weissagung geklungen haben, dass der Besieger ihres Verführers Evas Same sein würde, da ihnen ja zu jener Zeit Kinderzeugung noch nicht anvertraut sein konnte.

In welcher Herrlichkeit ist aber seither diese erste Verheißung auf Christus erstanden! So tief wir auch durch den Geist der Weisheit und Enthüllung in diese Weissagung blicken dürfen, so ist doch ganz besondere Bedeutung den sie begleitenden Umständen beizumessen. Zuerst musste die Verführung geschehen, bevor Gott Seinen Sohn als Retter offenbaren konnte, worauf Er uns die erste Offenbarung über Seinen Christus in einem Gerichtsspruch schenkte.

Hier erstand nun wieder eine große Aufgabe für den Widerwirker. Er selbst sann nur darauf, den ersten Menschen durch böswillige Verdächtigung die Liebe Gottes zu verhüllen und sie von Gott abzuziehen, um sie auf seine Seite zu bringen. Gott aber hatte längst zuvor, in Seinem Vorsatz, Satans böse Tat zur Enthüllung Seiner rettenden und allein beglückenden Liebe eingesetzt. Denn Sünde, Entfremdung und Feindschaft sind die notwendigen Voraussetzungen zur Enthüllung von Gottes liebendem Vaterherzen!

Dementsprechend hatte dann der Feind das Gegenteil von seiner Absicht erreicht. Mit seiner Wirksamkeit eröffnete er vielmehr der überfließenden Liebe Gottes den Weg zum Menschenherzen und machte diese dafür empfänglich und aufnahmefähig. So werden wir schon am Anfang der Heilsgeschichte über das Wesen und Gericht und Gnade und über ihr enges Verhältnis zueinander belehrt. Gott lässt nicht jedes auf einem Weg für sich gehen, sondern weisheits- und liebevoll hat er sie eng miteinander verbunden, so dass es keine Gnade ohne Gericht, und auch kein Gericht ohne Gnade gibt.

Und ferner hat Er uns dort in einem kleinen, ersten Vorbild gezeigt, dass Jesus als das Licht der Welt (Joh 8:12; Joh 9:5) einst noch alles Dunkel der Sünde und Schuld vertreiben wird. Denn Gott ließ die erste Offenbarung Seines Retters an der Stätte aufleuchten, an der Sünde und Tod in das Menschengeschlecht eingedrungen waren. Somit hat der Sieg des göttlichen Lichtes bereits in Eden seinen Anfang genommen. Ja, aus der Finsternis glänzte schon dort Gottes triumphierendes Licht, auf den vollen Sieg in der Vollendung hinweisend!

Welch überschwänglich großen und herrlichen Offenbarungsinhalt hat doch Gott in diese kurze Verheißung vom kommenden Kämpfer und Sieger gelegt! Auf dem dunkeln Hintergrund von Satans Tat und seinem Gerichtsurteil lässt Gott Seinen Sohn in der neuen Enthüllung als ein Weibessamen und den Besieger Satans erstehen. Die bisherigen Betrachtungen ließen uns Ihn in der hohen Stellung als Herrn und Haupt des Alls und als Den erschauen, durch Den Gott dasselbe erschuf. Auf diesem erhabenen Platz, zur Rechten Gottes thronend, ist Er weit, weit über Seine Geschöpfe erhöht. In dieser blendend strahlenden Herrlichkeit ist es Ihm aber unmöglich, ihnen Gott als Vater zu enthüllen, wie es Dessen liebendes Herz ersehnt. Dazu muss Sein Sohn in eine viel innigere Beziehung zu ihnen eingehen. Diesen Weg musste Satan dem Sohn mit seinem Einbruch in die Menschheit eröffnen.

In Seiner allen menschlichen Denkens hoch überlegenen Offenbarungskunst zeigt nun Gott mit dem Urteil über den Satan, wie nach Seinem weisheitsvollen Vorsatz und Ratschluss Sein Sohn aus Seiner Höhe herabsteigen musste. Geworden aus dem Weib (Gal 4:4), als dem ihr verheißenen Samen, ging Er in Menschengestalt in die Menschheit ein, um als Gottessohn nun auch Menschensohn zu werden. So wurde Er der Mittler zwischen Gott und Menschen (1Tim 2:5). Er betritt diesen Weg, um den Kampf mit dem Widersacher aufzunehmen, das Opfer der Liebe darzubringen und schließlich als Sieger hervorzugehen.

Würde es sich nur darum gehandelt haben, Satan unschädlich zu machen, so hätte dies der Sohn mühelos aus Seiner erhabenen Stellung am Widerwirker als dem Schwächeren vollziehen können. Das wäre wohl eine Schaustellung von Gottes Macht und Gewalt im Sohne für Seine Schöpfung gewesen, doch nicht die Offenbarung Seiner Liebe, um deretwillen doch alles ist!

Für diese Kundgebung Seines von brennender Liebe und Erbarmen erfüllten Herzens, hatte Gott längst zuvor durch die Vorherbestimmung Seines Sohnes als Opferlamm (1Petr 1:19-20) die Vorbereitung getroffen. Ein Opferlamm ist aber sinnlos, wenn keine Sünde da ist. Dieser Vorsatz Gottes verlangte also die Einführung der Sünde in das All. Doch kaum dass diese unter die ersten Menschen gebracht war, offenbarte Gott schon Seinen Sohn als Retter in der Verheißung des Weibessamens, als eines Mannes, dem der Feind die Ferse zermalmen wird. Satan bewirkte also mit seiner Irreführung zum Ungehorsam den Anlass für die Offenbarung Gottes überschwänglichen Reichtums an erbarmender Liebe, der als Erstlingsfrucht die Enthüllung Seines Sohnes als Retter entspross. Und diese wiederum erging als erste frohmachende Evangeliumsverkündigung Gottes an die auf ihre Verurteilung harrenden ersten Menschen, Adam und Eva, und damit an die ganze Menschheit, ja hinein in das ganze All. So musste der Widerwirker für Gott die Gelegenheit schaffen, zu zeigen, dass Er in Seiner Liebe zur Schöpfung des größten Opfers fähig ist: der Dahingabe Seines einzig gezeugten und geliebten Sohnes!

Durch Sein Hervorgehen aus dem Weibe tritt nun der Sohn in eine ganz andere Beziehung zu Satan. Er erhält einen Körper, in welchem Er von ihm versucht, angegriffen und getötet werden konnte. Und in dem großen Kampf hat dann tatsächlich der Sohn Sein Menschenleben gelassen. Dies war aber nur die dem fleischlichen Auge offenbar werdende Seite. Der tatsächlich errungene Sieg liegt viel tiefer, denn Sieger und Besiegte in diesem Kampfe sind nur mit geistgesalbten Augen erkennbar. Im voraus sagte ja Gott zu dem Satan, dass er mit zermalmtem Kopf aus der Walstatt bleiben werde, während er seinem Besieger nur die Ferse zermalmen würde. Das erfüllte sich in Christi Tod am Kreuz. Aber nach Gottes wunderbarem Beschluss war eben gerade der Tod Seines Sohnes der große Sieg, durch den Er das All aussöhnte (Kol 1:20). Der Sohn Selbst aber wurde auf diesem Leidens- und Sterbesweg vollkommen gemacht (Hebr 2:10) und vom Vater überaus erhöht (Phil 2:9).

An diesem Gerichtsurteil über Satan wird in erhabener Weise offenbar, wie groß Gott an Verstand und Weisheit ist. Satan hat wohl mit Genugtuung auf seine ihm gelungene Tat geschaut, in der Meinung, dass nun das Weib, als Urmutter der Menschheit, mit ihren Nachkommen für immer Gott unbrauchbar wären. Aber nun muss er vernehmen, dass Gott ausgerechnet dieses Weib, welches er mit List zu täuschen vermocht hatte, zur Erzeugerin seines Besiegers machen würde. Gewiss, auch mit unverführten Geschöpfen hätte Gott vermocht, ein großes Maß Seiner Weisheit und Liebe zur Darstellung zu bringen. Dass Er aber gerade den nun so verdorbenen, sündevergifteten und dem Tode verfallenen Menschen für einen so hohen Zweck benutzte, das zeugt von der unergründlichen Tiefe Seiner Weisheit und von der unermesslichen Macht Seiner Gnade, für die kein Schaden zu tief und zu schwer ist.

Wohl war auch Satan Zeuge, wie Gott den Menschen seinetwegen aus dem Garten trieb und den Weg zurück zum Baume des Lebens verschloss. Aber in der Verheißung vom kommenden Weibessamen lag zugleich die Eröffnung eines neuen Weges, auf welchem Gott Seine Geschöpfe in ein noch viel herrlicheres Paradies und Leben einführen wird als dasjenige in Eden war. Durch die Weissagung vom Kreuz hat Gott noch im alten Paradies nicht nur den wahren Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen aufgerichtet, sondern zugleich auch den Baum des wahren Lebens, und damit die Erkenntnis der Gnade und Liebe Gottes geschenkt.

Die 1Mo 3:15 von Gott gesprochene Verheißung enthält also vielmehr als nur grauenvolles Gericht. Die erleuchteten Augen des Herzens sehen hier, wie an einem wichtigen Knotenpunkt bereits am Anfang der Heilsgeschichte tiefe, göttliche Offenbarungen für das gesamte All zusammenlaufen. Größte Gegensätze, wie Christus und Satan, Gutes und Böses, Gnade und Gericht werden harmonisch durch die Liebe Gottes für die höchsten Ziele verbunden. Und dazu hat unser wunderbarer Gott und Vater unser Heil in das Gericht über Satan mit eingeschlossen und gleich im Anfang der Menschheitsgeschichte Sein Prinzip "Heil im Gericht" aufs herrlichste offenbart.

Wer hat die ersten Opfertiere getötet?

Wie bereits erwähnt, konnten unsere Ureltern die in der Weissagung vom Schlangentreter liegende allumfassende Rettung noch nicht erkennen. Aber dessen Kerninhalt war ihnen klar: Die Verheißung eines Retters! So konnten sie nun wieder Hoffnung auf Befreiung aus ihrer Lage fassen. Würde sich darauf Gott nicht mehr weiter für sie verwandt haben, so hätte das erste Menschenpaar schon hier mit einem inneren Reichtum und mit einem neuen Lebensziel vor Augen seinen Weg weiterziehen können.

Doch für Gott genügte es nicht, ihnen nur die Verheißung eines Retters zu geben. Als zuerst die Menschen sich in eitler Selbsthilfe untaugliche Schurze zur Bedeckung ihrer Blöße machten, also werkten (1Mo 3:7) und damit ihre Lage nur verschlimmerten, vollbrachte nun Gott eine Tat für sie, im Kleinen, aber mit klaren Umrissen den Vorgang und die Segensauswirkung der künftigen Rettung zur Schau stellte. Nachdem es zuvor heißt: "Und es sagt Ieue, Alueim (die Verheißung vom Retter)...". (1Mo 3:16c), folgt gleich darauf die vorbildliche göttliche Rettungstat, die wir Vers 21 lesen: "Und es macht Ieue, Alueim Adam und seinem Weibe Röcke von (Tier-)Fellen und bekleidet sie." Diese beiden Taten Gottes bergen einen unerschöpflichen Heilsinhalt in sich.

Vorerst ist zu bedenken, dass zum Erweis von Gottes Erbarmen, in welchem Er den ersten Menschen Seine helfende Liebe kundtat, ohne deren Ungehorsam jeder Anlass gefehlt hätte. Die Verheißung eines Retters würde in ihnen nur die berechtigte Frage erzeugt haben: Von was brauchen wir denn gerettet zu werden? Und hätte Gott vor ihren Augen, ohne erkennbaren Anlass, Tiere geschlachtet, so wären sie mit Schrecken vor Ihm erfüllt worden.

Um Felle zu haben, mussten doch zuvor Tiere getötet werden. Das führt zu der schweren Frage, wer denn dies ausgeführt hat? Adam bestimmt nicht. Ja, ist denn das Gott Selbst gewesen? Aus sich selbst würde niemand es wagen diese Frage zu beantworten und könnte es auch nicht. Doch auch auf diese Frage gibt uns Gottes Wort eine deutliche Antwort.

Da lesen wir schon im ersten Buch Moses in Bezug auf Ger, dem Erstgeborenen Judas, der böse war in den Augen Ieues: "Und Ieue tötete ihn" (1Mo 38:6). Gleich darauf (V. 10) vernehmen wir denselben Bericht: "... und überdies tötete er (Ieue) auch ihn." Dieses Gericht ging über Onan wegen seines Ungehorsams. Danach sagt Ieue von Sich Selbst: "Ich töte..." (1Sam 2:6). Auch in Ps 78:34 und Hos 9:16 ist ausgesprochen, dass Er (Ieue) selbst die Nachkommen ungehorsamer Israeliten tötete. Dann lesen wir in Kla 3:43: "... Du hast hingemordet ohne Schonung." Es könnten noch weitere Zeugnisse angeführt werden. Gott tut also Seinen Menschen offen kund, dass Er tötet. Wenn auch an anderen Beispielen gezeigt wird, dass Er den tötenden Schlag durch andere ausführen lässt, so besteht Gott trotzdem darauf, dass Er es getan hat.

Bis jetzt handelte es sich um das Töten sündiger Menschen. In der Folge aber bringt Sich Gott auch in solche Beziehung zum Todes Seines Sohnes. Kurz vor Seinem Sterben zitierte der Herr Selbst (Mt 26:31 und Mk 14:27) den Jüngern die Weissagung des Propheten Sacharia (Sach 13:7): "Ich (Gott) werde erschlagen den Hirten (Meinen Sohn)..." Der Herr wusste also, aus welcher Hand Er letztlich den Tod zu nehmen hatte. Und hierzu sagt der Prophet Jesaja (Jes 53:10): "Doch Ieue gefiel es, Ihn (Seinen Sohn) zu zerschlagen." Und diesen tötenden Schlag hat Gott dann wirklich gegen Seinen Sohn geführt, als Er Seine Gerichtsgluten am Kreuz auf Ihn als den Verfluchten und zum Sündopfer gemachten sandte und Ihn in den Tod legte. Wenn also Gott das mit Seinem Sohn tat, so darf aufgrund dieser Schriftzeugnisse gesagt werden, dass Gott auch die auf das große Opferlamm hinweisenden ersten Opfertiere getötet hat, selbst wenn Er dazu die Cherubim mit dem Schwert benützt hätte. Denn Gott bewirkt alles nach dem Ratschluss Seines Willens, für die Er ausnahmslos die volle, alleinige Verantwortung übernimmt.

Doch zu dem in dieser Tat liegenden Vorbild und Hinweis auf das große Opfer Seines Sohnes erhalten wir vorerst Einblick in die Einführung des Todes in das Menschengeschlecht.

Lies weiter:
2. Einführung des Todes in das Menschengeschlecht