Der 2. Korintherbrief - Kapitel 1

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Abschrift: Die Korintherbriefe Band I - IV (2007/08)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Band I, III und IV sind als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Der 2. Korintherbrief - Kapitel 1

Band III
Verfasser, Empfänger und Gruß
Dank für Gottes Rettung aus Todesgefahr
Die Grundsätze des Handeln in Pauli Dienst

Persönliches Vorwort zu Band III

In Christus geliebte Geschwister,

einganz persönliches Wort möchte ich, der Verfasser, hier voranstellen: Aus tiefem Herzen muss ich meinem Gott und Vater danken, dass er mir auch diesmal bei diesem Band III, die Kraft gegeben hat, ihn rechtzeitig fertigzustellen. Eine neue schwere körperliche Bürde wurde meiner geliebten Frau auferlegt, was fast nicht mehr tragbar schien! Auch meine Kraft zum Schreiben erlahmte für viele Wochen. Als wir uns dann, ein jeder auf seine Art, zu einem "Ja, Vater!" durchgerungen hatten, kam langsam wieder die Kraft, für meine Frau zum Korrigieren, für mich zum Schreiben.

Die ohnehin schon jahrelangen schweren Schmerzen meiner Frau, das Mitleiden mit ihr, die. neuerliche Krankheit - all das war wohl für die göttliche Vorbereitung zum Inhalt dieses dritten Bandes der Korintherbriefe. Nie habe ich erkannt, was aPaulus eigentlich mit dieser zweiten Gnadendarreichung (2Kor 1:15) sagen wollte. Doch je mehr ich mich vorarbeitete, je gewaltiger wurde mir dieses Thema, weil ich spürte, dass es den ganzen Brief wie ein roter Faden durchzog! "Teilhaber Seiner Leiden und Seines Trostes zu werden" - es lassen sich schöne Worte darüber finden, aber "hineingestellt zu sein" ist etwas anderes, es ist Praxis.

Ich möchte Sie alle bitten, meine lieben Geschwister, mit mir in diesen Brief hineinzugehen, versuchen zu verstehen, was Paulus nicht nur den Korinthern, sondern auch uns zu sagen hat - dazu möge ER viel Gnade geben!

Und noch eines möchte ich hier: All jenen von Herzen danken, die uns und unser Werklein getragen haben und es immer noch tun, sei es im Gebet und Flehen, sei es mit finanziellen Mitteln.

Gerhard Groß

Einführung in den 2. Korintherbrief

In keinem seiner Briefe spricht der Apostel Paulus so eingehend von seinem Dienst und seiner Vollmacht, wie hier in diesem 2. Brief an die Korinther; die Ursache dürfen wie in dem vielfältigen Widerstand sehen, welcher dem Apostel entgegengesetzt wurde, nicht nur von der korinthischen Gemeinde, nein auch von jüdischen Widersachern, die mit äußerstem Argwohn sein Wirken beobachteten. Standen im ersten brief die Fragen und Nöte der Korinther im Vordergrund, die jetzt anscheinend zu einem gewissen Teil behoben zu sein scheinen, oder durch andere Vorkommnisse verdrängt wurden, so mu ss er jetzt sein Amt als Apostel hart verteidigen.

Der erste Brief an die Korinther ward auf das Jahr 56 n. Chr., der zweite Brief auf das Jahr 57 n. Chr. datiert. Paulus schrieb diesen zweiten Brief zusammen mit Timotheus, was aus dem ersten Vers hervorgeht. Zwischen den beiden Briefen liegt der zweite Besuch Pauli in Korinth, sein Aufenthalt in Mazedonien und seine Reise nach Illyrien, sowie die Beendigung seiner Arbeit in Ephesus.

Gleich zu Beginn vernehmen wir den Grundton des ersten Hauptteils (2Kor 1-7), nämlich das Erbarmen Gottes in all seinen Drangsalen und Leiden. Als solch einer, der großes Erbarmen empfangen hat, kann er den Korinthern hautnah zum Tröster werden. Lassen also auch wir uns hineinführen in die lebendigen Erfahrungen des Apostels und lernen, dass Gott auch uns ein wunderbarer Tröster ist, auch wenn Er nicht immer unsere eigenen Wünsche erfüllt!

Verfasser, Empfänger und Gruß

2Kor 1:2

"Paulus, Apostel Christi Jesu durch den Willen Gottes, und Timotheus, der Bruder, an die herausgerufene Gemeinde Gottes, die in Korinth ist, samt allen Heiligen, die in ganz Achaja sind."

Wie schon im ersten Brief stellt Paulus sein Apostelamt in Christus Jesus durch den Willen Gottes an den Anfang. "Durch den Willen Gottes" bedeutet, dass der einstige Saulus nicht gefragt wurde, ob er dieses Amt überhaupt will. In Apg 9:13-16 lesen wir, dass der Herr nur dem Ananias sagte, dass der künftige Apostel der Nationen viel um Seines Namens willen leiden müsse. Wie hätte wohl Saulus reagiert, hätte ihm Gott das gleich zu Anfang gesagt? Und wie würden wir reagieren, wenn uns vorher gesagt wird, dass mit unserer Berufung auch Leiden eingeschlossen sein können?

Wir greifen dankbar an diesem ersten Tag im neuen Jahr die Wahrheit auf, dass gemäß Eph 1:11 Gott alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt, ob es sich, wie dieser Vers am Anfang aussagt, um unsere eigene Vorherbestimmung handelt oder um die Berufung Pauli zum Apostel der Nationen. Bedenken wir diese Aussage bis in die letzte Konsequenz, so heißt das. nichts anderes, als dass alles, was im gesamten All geschieht, von unserem Gott und Vater gewirkt ist, dass nicht gegen Seinen Willen geschehen kann. Ist das nicht ein ungeheurer Zuspruch für uns ? Vor allem, wenn wir in Lebenslagen stehen, wo wir nach Gott schreien, Er möge unsere Last wegnehmen?

Je tiefer wir in Sein Wort eindringen, je mehr verstummen unsere Gebetswünsche, weil wir erkennen müssen, dass wir gar nicht wissen, was wir beten sollen! Dafür verwendet sich der G eist selbst für uns mit unaussprechlichem Ächzen (Röm 8:26). Und in Vers 27 lesen wir dann weiter: "Wir wissen, dass Gott denen, die Gott lieben, alles zum Guten zusammenwirkt - denen, die nach Seinem Vorsatz berufen sind."

"...und Timotheus, der Bruder, an die herausgerufene Gemeinde Gottes, die in Korinth ist, samt allen Heiligen, die in ganz Achaja sind."

War es im ersten Brief "Sosthenes", der als Bruder mitzeichnete, so ist es jetzt "Timotheus", der diesen Brief offensichtlich mit schrieb, weswegen Paulus auch zumeist in der "Wir-Form" schreibt. Interessant ist, dass Paulus den Timotheus nicht zum zweiten Mal nach Korinth sandte, sondern an seiner Statt den Titus vorzog. Titus schien den schwierigen Aufgaben in Korinth besser gewachsen. zu sein. Trotzdem steht Timotheus als Bruder neben Paulus, was beweist, dass Paulus ihn vor den Korinthern in Schutz nimmt - der Starke deckt den Schwächeren!

Wenn wir jetzt die Anschrift betrachten, dann fällt uns im Gegensatz zum ersten Brief auf, dass nicht mehr alle Geheiligten in Christus Jesus angesprochen werden, sondern nur der enge Empfängerkreis in Korinth und Achaja. "Achaja" war damals eine römische Provinz, die ganz Griechenland südlich von Thessalonich, also auch die Stadt Korinth, umfasste. Wir müssen dem entnehmen, dass die Auseinandersetzung, die Paulus mit den Korinthern hatte, in ähnlichem oder gleichen Maß alle Gemeindn in Achaja betraf, wobei die Gemeinde in Korinth eine Art "Mittelpunkt" in dieser Provinz darstellte. Bedeutet dieser Empfängerkreis, dass wir jetzt nicht mit eingeschlossen sind?

Selbst wenn wir uns hier nicht ganz direkt angesprochen fühlen, so gilt doch jenes Wort in 2Tim 3:16, dass alle Schrift gottgehaucht und uns in jeder Weise dienlich ist. Darüber hinaus sind wir, wie alle in Achaja, Glieder her herausgerufenen Gemeinde Gottes, und. damit "Heilige" bzw. "Geheiligte in Christus Jesus!" Dieser zweite Brief wird uns also trotzdem ansprechen und uns belehren, zurechtweisen und uns zu jedem guten Werk zubereiten.

2Kor 1:2

"Gnade sei euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!"

Der apostolische Segensgruß hat denselben Wortlaut wie im ersten Brief - er wird im Grunde nicht nur gewünscht, sondern ist vielmehr ein Zuspruch an die Gemeinde und gleichermaßen an uns.

Die Gnade, die ja, sinngemäß übersetzt, etwas ist "was Freude verursacht", darf diese auch in uns bewirken. Dabei dürfen wir uns hier immer wieder fragen, ob dies in unserem Inneren auch so ist. Bedenken wir doch, liebe Geschwister, dass "Gnade" im Gegensatz zu "Werken" steht! Es werden von uns keine Werke zu unserer Rettung wie z.B. Umsinnung (Buße) und Taufe verlang, solche sind dem irdischen Königreich zuzuordnen. Unsere Rettung ist in Röm 4:5 beschrieben: "Wer aber solche (Werke) nicht wirkt, jedoch an den glaubt, der den Unfrommen rechtfertigt, dem wird sein Glaube zur Gerechtigkeit angerechnet". Schauen wir einen Vers zurück (Röm 4:4), dann sehen wir den Unterschied: "Wer aber Werke wirkt, dem wird der Lohn nicht aus Gnaden angerechnet, sondern aus Schuldigkeit". Und ergänzend lesen wir in Röm 11:6: Wenn aber in Gnaden, dann nicht mehr aus Werken; sonst wäre die Gnade nicht mehr Gnade". Was darf also allein diese Tatsache, keine Werke mehr erbringen zu müssen, in uns für Freude bereiten!!! Und bedenken wir weiter, dass uns diese Gnade in Christus schon vor äonischen Zeiten gegeben ist (2Tim 1:9) - das bedeutet: Schon vor Adam war jeder Einzelne von uns als Glied am Körper des Christus erkannt!

Gleicherweise darf uns der Friede von Gott und unserem Herrn Jesus Christus erfreuen. Es ist jener glückselige Friede, der mit nichts Irdischem zu vergleichen ist und der allem Denksinn überlegen ist. Dieser Fried wächst in uns in dem Maß, als wir uns um immer weniger sorgen, und alles, was uns bedrückt, im Gebet mit Danksagung vor Ihn bringen (lies Phil 4:6-7).

Dank für Gottes Rettung aus Todesgefahr

2Kor 1:3

"Gesegnet sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater des Mitleids und Gott allen Zuspruchs,"

Auch dieser zweite Brief beginnt gleich mit Dankesworten, allerdings gelten diese nicht wie im ersten Brief für die Gemeinde, vielmehr hebt Paulus das Handeln Gottes hervor, das er ganz persönlich an sich erfahren durfte.

Es mag erste einmal manchen von uns irritieren, dass Paulus seinen Gott und Vater segnet - wie könnte dies ein Mensch? Das Wort "segnen" hat aber hier die wörtliche Bedeutung von "wohl-sagen", damit wird uns diese Aussage verständlich; der Apostel preist Seinen Gott und Vater mit aus dem Herzen kommenden Worten. Und er tut dies erst einmal dadurch, dass er Ihn als "Vater des Mitleids" bezeichnet. Die herkömmlichen Übersetzungen gebrauchen das Wort "Vater der Barmherzigkeit" bzw. "Erbarmung", was der Bedeutung des Wortes nicht ganz gerecht wird. Bei Baader lesen wir: "Vater der Mitgefühle", und zusammen mit unserer konkordanten Übersetzung bekommen wir einen himmlischen Vater vor unsere Herzensaugen gestellt, der mit seinen Geschöpfen Mitgefühl und Mitleid hat, ja sogar mitleidet! Wir haben also keinen fernen und im Grunde kaum vorstellbaren Gott, vielmehr dürfen wir heute einen Blick in Sein Herz tun und erkennen, dass dieser Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus uns nicht nur ganz nahe ist, sondern mit uns fühlt und leidet! Und Er litt schon mit Seinem ersten Menschenpaar im Pardiesgarten und deren Nachkommen, Er litt mit Seinem Volk Israel, Erlitt mit seinem Sohn am Kreuz und Er leidet bis heute mit jedem Seiner Geschöpfe, auch mit uns die wir Ihm in Christus so nahe geworden sind.

Vielleicht darf uns heute eine in der Zukunft liegende Aussage in Offb 15:8 ganz besonders bewegen: Während auf eRden die sieben Schalengerichte vollendet werden, zieht Sich Gott in den himmlischen Tempel zurück, und "niemand konnte in den Tempel hineingehen, bis die sieben Plangen der seiner Boten vollendet waren" - ist das kein bewegender Hinweis auf das mitleidende Vaterherz?

Wir haben gestern den Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus als den Vater des Mitleids betrachtet, der mit Seinen Geschöpfen leidet; es erhebt sich hier die berechtigte Frage, warum Gott von Anfang an Seine Geschöpfe überhaupt in diese Leiden hineingestellt hat? Es hätte ja nur eines Wortes bedurft, und die Schlange hätte nie den Paradiesgarten betreten dürfen! Es hätte dann auch nie einen Ungehorsam, nie eine Sünde gegeben, nie ein Verlassen des Gartens Eden, keinen Brudermord bei Kain und Abel, usw.! Der Mensch hätte also glücklich und ohne Leid in Gemeinschaft mit Gott leben können - und der Vater Selbst hätte Sich Sein Mitleid ersparen können!

Nun behauptet ein gewisser Teil der Gläubigen, das Böse (in Gestalt eines gefallenen Engelfürsten) sei gegen Gottes Willen entstanden und hätte sich zu solche einem Machtfaktor gegen Gott entwickelt, dass es mehr als wohl 95 % der Menschheit mit sich in den Abgrund riss und immer noch reißt! Wie klein und ohnmächtig wird der Schöpfer des Alls hier dargestellt, und wie mächtig wäre in diesem Fall das Böse in Gestalt des Satans!!!

Nein, liebe Geschwister, obige Denkweise kann nie die Wahrheit sein! Vielmehr entspricht es Gottes Ratschluss, dass Seine von Herzen geliebte Menschheit nur durch Leiden jenen Punkt erreicht, den Er als Ziel gesetzt hat: Er, unser Gott und Vater, möchte unsere ganze Herzensliebe! Und das ist ein Reifeprozess in jedem einzelnen Geschöpf. Zum Reifeprozess gehören aber auch verschiedene Lebenserfahrungen wie Tag und Nacht, hell und dunkel, Freude und Leid, Lachen und Weinen, Hoffnung und Verzweiflung, und letztendlich auch Leben und Tod! Nur wenn wir hinter allem, was im gesamten All geschieht, das Wirken Gottes erkennen, werden wir Seiner Größe gerecht, wird unser Lobpreis echt. Und das unser Vater mit uns mitleidet, bringt Ihn unseren Herzen noch näher - unsere Liebe zu Ihm wächst und reift!

2Kor 1:4

"...der uns in all unserer Drangsal zuspricht, damit wir auch anderen in all ihrer Drangsal zusprechen können durch den Zuspruch, mit dem uns selbst von Gott zugesprochen wird."

Und wie Gott in den Herzen Seiner Geschöpfe die Liebe zu Ihm reifen lässt, zeigt uns auch der Lebensweg des Paulus. Noch bevor der damalige Saulus von Tarsus so richtig wusste, was mit ihm geschehen war, offenbarte der Herr einem Jünger namens Ananias, dass gerade dieser Saulus Sein erwähltes Gerät ist, und: "Ich werde ihm anzeigen, wie viel er um Meines Namens willen leiden muss" (Apg 9:16).

"Leiden" sind ein notwendiges Stück Lebenserfahrung eines jeden Menschen - und Gott leidet mit. Aber der Vater leidet nicht nur mit, Er spricht uns auch zu und wird so zum "Vater allen Zuspruchs!" Paulus kann also den Vater auch deshalb preisen, weil er aus eigenerErfahrung diesen Zuspruch in wunderbarer Weise auf seinen Wegen und in seinem Dienst als Apostel erfahren hat. Und wie eindrucksvoll sprach Gott Seinem Apostel gerade in jenen Momenten zu, wo dieser am Verzagen war: In Röm 7:18-24 sehen wir einen Paulus mit sich selbst in einem fast aussichtslosen Kampf, der mit einem Verzweiflungsschrei endet: "Ich elender Mensch! Was wird mich aus dem Körper dieses Todes bergen?" Und Gott gibt ihm nur ein Wort als Zuspruch: "Gnade!" In einer anderen Lage fleht Paulus wieder zu Gott, ein Bote Satans schlug ihn mit Fäusten; und wieder kam der göttliche Zuspruch: "Dir genügt Meine Gnade; denn Meine Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht" (2Kor 12:7-9). "Gnade" ist der herrlichste Zuspruch, den Gott uns geben kann! In ihr sind wir gerettet, sie allein genügt und sie ist überströmend! Sie trägt uns, wenn der Herr kommt, hinüber in die Herrlichkeit! Der Zuspruch lautet also mit anderen Worten: Was sind die wenigen Jahrzehnte Erdenleben gegen ein gemäß der Gnade unauflöslisches Leben in der Herrlichkeit? Stimmen also auch wir heute mit in den Zuspruch ein: "Denn ich rechnet damit, dass die Leiden der jetzigen Frist nicht wert sind der Herrlichkeit, die im Begriff steht, in uns enthüllt. zu werden" (Röm 8:18).

2Kor 1:5

"Denn so wie die Leiden des Christus in uns überfließen, so fließt auch durch Christus unser Zuspruch über."

Wir möchten dem gestrigen Leitvers n och anfügen, dass es einfach eine Tatsache ist, dass j ene, denen Gott wunderbar zugesprochen hat, auch am besten anderen zusprechen können. Schnell sind schöne Worte gesagt, aber vielfach bleiben sie ohne Kraft! Zum Zuspruch müssen wir also selbst die Kraft des Zuspruchs erfahren haben, dann wir unser Zuspruch auch kraftvoll!

Unser heutiger Leitvers führt uns tiefer in den Weg der Leiden hinein und unser Blick geht zuerst auf die Leiden des Christus. Wir alle wissen, dass Sein Erdenweg ein einziger Leidensweg war, der mit der Entäußerung Seiner Gottheit begann und mit dem Tod am Kreuz endete. Wir müssen uns heute vom Wort fragen lassen, ob wir an Ihm Anteil haben können, also ein Teil Seines Körpers sind, ohne auch gleichzeitig Anteil an Seinen Leiden zu haben?

Die obige Frage mag no manchen erschrecken, weil wir alle den Leiden so weit wie möglich aus dem Weg gehen. Christliche Gemeinschaften, wo ein Weg ohne Leiden verheißen wird (zumeist charismatische Bewegungen), haben daher starken Zulauf. Doch wie sieht der Weg in der Gemeinde Christi Jesu im Verlauf der Jahrhunderte aus? Die Geschichtsschreiber überliefern uns ein düsteres Bild, das wir gerne verdrängen! Dabei steht jeder Einzelne vor der Frage: Passe ich mein Leben der Welt an, richte ich mich nach dem Zeitgeist (dann mag mein Leben ganz passabel verlaufen), oder entsage ich der Welt und schauen auf den Herrn (dann werden Leiden unumgänglich sein)!

Es mag heute kein schöner Abschluss sein, doch es ist biblische Wahrheit: Es ist notwendig, dass gerade die "Christus Angehörenden" Anteil an Seinen Leiden haben und es ist notwendig, dass sie in besonderem Maß in Seinen Bevollmächtigten (Aposteln) überfließen, worauf wir in 2Kor 4:7-12 noch zu sprechen kommen. Zusprechen darf uns aber, dass nicht nur die Leiden, sondern auch der Zuspruch "überfließend" sein wird!

Was meint Paulus mit den Leiden des Christus, die in ihm (und erschließt ja die Korinther mit ein) überfließen? Werfen wir hier einen Blick auf 2Kor 11:23 ff, wo er eine Zusammenfassung seiner Leiden aufstellt. Hier geht es nicht um irgendwelche körperliche Gebrechen, denen ja jeder Mensch mehr oder weniger ausgesetzt it, sondern es geht um Leiden, die Paulus aufgrund seines Dienstes auferlegt bekam. Und auch wir, liebe Geschwister, werden ganz schnell merken, wie die Leiden auf uns zukommen, wenn wir Ihm treu dienen und nachfolgen wollen. Wie oft schweigen wir z.B. über längst erkannte biblische Wahrheiten aus Angst vor den Geschwistern? Oder aus Angst vor dem Ausschluss aus der. Gemeinde? Und wie mehr oder weniger mutig bezeugen wir gerade in unserer heutigen Zeit, wo Jesus Christus immer mehr verdrängt wird, unseren Herrn "als Gottes Sohn"? Da wird man ganz schnell als "Fundamentalist" abgestempelt, womit nach neuestem Sprachgebrauch "religiöse Fanatiker" gemeint sind.

Wir alle wissen auf vielfältige Art um diese Leiden. Doch schauen wir jetzt auch auf die Korinther: Für sie bedeuten ja die Worte, dass sie sich im Grunde gegen ihren ihren Herrn auflehnen, wenn sie sich an den ständigen Drangsalen des Paulus ärgern. Deshalb sollen sie keinen Augenblick außer acht lassen, dass zugleich mit den Leiden durch Christus auch der Zuspruch überfließt. Und wie sieht dieser Zuspruch aus: Äußerlich gesehen ist die Lage Pauli vielfach ausssichtslos! Werden ihm die Verfolgungen, Drangsale und Schläge erspart? Nein! Aber nach innen gesehen hören wir erstaunt sein Zeugnis: "Jedoch in all diesem sind wir überlegene Sieger durch den, der uns liebz" (Röm 8:37). Wie das "überlegene Siegen" aussieht, zeigt Paulus den Korinthern an sich: Der Vater des Mitleids und Gott allen Zuspruchs wird durch Christus in seinem Leben wirksam und offenbar! Vielleicht kann Röm 8:37 heute auch uns erreichen, denn auch wir werden von Ihm geliebt!

2Kor 1:6

"Sei es nun, dass wir bedrängt werden, so dient es euch zum Zuspruch und zum Heil, oder dass uns zugesprochen wird, so ist es euch zum Zuspruch und bewirkt Ausharren in denselben Leiden, die auch wir leiden."

Wenn der Mensch durch Leiden seine von Gott gewirkte Zubereitung erhalten muss, allen voran die Körpergemeinde des Christus, wenn Paulus als Vorbild diesen Weg ging, dann müssen bzw. mussten ihn auch die Korinther beschreiten. Und wenn wir noch im 1. Korintherbrief sahen, dass die Gemeinde in Korinth doch ziemlich unangefochten leben konnte und sich sogar auch noch stark fühlte (vgl. 1Kor 4:10), so scheint sich das geändert zu haben, denn Paulus schließt jetzt die Korinther in seine Bedrängnis und Leiden mit ein. Dabei ist anzunehmen, dass es nicht das weltliche Korinth war, welches die Gemeinde beschwerte, sondern die Anfechtung kam aus den jüdischen Gemeinden, die das Evangelium des Paulus nicht verstehen konnten und es folglich bekämpften.

Wir fragen uns jetzt, wie "Bedrängnis" ein Zuspruch sein kann oder sogar zum Heil dienen kann? Es war Gottes Ratschluss, dass nur auf dem Weg der Leiden das Evangelium der Gnade auch nach Korinth kam. Bedenken wir, wie Paulus in Philippi misshandelt und ausgewiesen, aus Thessalonich vertrieben und in Athen weitgehend abgelehnt wurde - das alles führte dazu, dass er den Weg nach Korinth fand. So gesehen wird Bedrängnis tatsächlich zum Zuspruch und Heil! Gottes Wege sind eben nicht unsere Wege, aber sie münden immer in das herrliche Ziel ein!

Wenn Gläubige um Christi willen leiden, dann schweißt das. zusammen. Auf diese Gemeinschaft im Leiden wie auch im Trost auch mit den Korinthern zielt Paulus hin, und er weiß nur zu gut, dass Leiden. und Zuspruch "Ausharren" bewirkt, weil der Blick auf Christus, den Retter, gerichtet wird.

2Kor 1:7

"So wird unsere Zuversicht im Blick auf euch bestätigt, weil wir wissen, dass ihr, wie an den Leiden, so auch am Zuspruch, Teilnehmer seid."

Man hat fast den Eindruck, dass sich Paulus darüber freut, dass die korinthische Gemeinde jetzt auch z u leiden hat. Und wenn wir uns dazu nochmals die Aussagen in 1Kor 4:8-17 vergegenwärtigen, kann man eine gewisse Freude bei Paulus auch verstehen. Damit baut sich vor uns ein großes Thema dieses zweiten Briefes auf: Gemeinschaft und Teilhaber der Leiden wie auch des Trostes!

Obwohl Paulus ungewöhnlich viel von seinem Apostelamt schreibt und dieses verteidigt, geht es ihm um die Erbauung der Gemeinde. All das, was er an Drangsalen und der darauf folgenden köstlichen Erfahrung von Gottes Liebe auf seinen Wegen erlebt hat, kann er jetzt ab die Korinther weitergeben. Und wie eindrucksvoll muss das Zeugnis Pauli, der Gottes Erbarmen in seiner ganzen Tiefe persönlich erlebt hat, auf die Korinther gewirkt haben!

Was können wir nun an Nutzen aus diesen Worten entnehmen? Können wir uns überhaupt mit den Korinthern identifizieren? Leben wir nicht in einer ganz anderen Zeit?

Aus dem Leben Pauli sehen wir, wie ihn sein Gott immer wieder in fast aussichtslose Situationen führte; und wenn ihm dann alles wirklich ganz dunkel erschien, brach Gottes helle Liebe in Form von Zuspruch in sein Leben hinein und floss sogar über. Die Frage an uns ist: Wie wichtig nehmen wir unser Erdenleben? Leben wir es in dem Wissen, dass es nur eine Zubereitung auf das wahre Leben in der Herrlichkeit ist? Und wenn wir das erkennen können, nehmen wir dann auch eventuelle Leiden "als Zubereitung" in Kauf? Lassen wir uns heute, egal in welchen Lebensumständen wir uns befinden, vom Wort Gottes vergewissern, dass uns nichts, aber auch gar nichts von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist scheiden kann (lies Röm 8:38-39), und diese Liebe trägt jeden von uns auch durch alle Leiden hindurch!

2Kor 1:8

"Denn wir wollen euch nicht in Unkenntnis lassen über unsere Drangsal, Brüder, die uns in der Provinz Asien widerfahren ist, weil wir außerordentlich, über unsere Kraft beschwert wurden, so dass wir am Leben verzweifelten."

Paulus setzt in unserem Leitvers voraus, dass die Korinther über seine und Timotheus Drangsale in der Provinz Asien Bescheid wussten; wir selbst erfahren speziell über die Art dieser Drangsale wenig oder nichts und können deshalb ihren Umfang nur aus de Charakter des Umfeldes unseres heutigen Leitverses schließen; was wir aber hier lesen, mag so manchen von uns doch tief erschrecken!

Der Apostel, der noch im ersten Brief (1Kor 10:13) so sicher schrieb, dass Gott getreu ist und "euch nicht über das hinaus anfechten lassen wird, wozu ihr befähigt seid...", berichtet nun von Drangsalen, die "über unsere Kraft" gingen (und er meint hier sich und Timotheus), ja soweit, dass sie am Leben verzweifelten! Das muss man sich einmal ganz real vorstellen, liebe Glaubensgeschwister!!! Die beiden berufenen Boten des Evangeliums wurden also für eine gewisse Zeit derart beschwert, belastet und niedergedrückt, dass die Kraft zusammenbrach und sich Verzagtheit, ja Verzweiflung in ihnen ausbreitete. Gestern haben wir uns mit dem Wort zugesprochen, dass uns nichts von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, scheiden kann - gilt das auch, wenn wir uns in einer scheinbar aussichtslosen Lage befinden? Wenn wir verzweifelt sind und kein Ausweg mehr am Horizont sichtbar ist?

Wenn wir bei Paulus gestern noch von einer "fast" aussichtslosen Lage sprachen, so scheint sie jetzt wirklich aussichtslos zu sein! Ja, liebe Geschwister, wir befinden uns hier auf dem völligen Zerbruchsweg, der (hier erst einmal für die beiden Apostel) aber notwendig ist, weil er dem Betroffenen zeigt, wie stark sein Glaube wirklich ist und auf wen (auf sich oder auf den Herrn) er sich letztendlich verlässt!

2Kor 1:9

"Hatten wir doch den Bescheid des Todes in uns, damit wir nicht auf uns selbst vertrauen sollten, sondern auf Gott, der die Toten auferweckt,"

Zwar lesen wir in den Briefen Pauli immer wieder (wie zum Beispiel in 2Kor 4:8), dass er zwar bedrängt, aber nicht eingeengt, dass er ratlos, aber nicht verzweifelt war, und doch gab es Momente in seinem Leben, wo er meinte, am Leben verzweifeln zu müssen. Dies war vor allem in der Provinz Asien der Fall, wo er und Timotheus auf alle Rufe und Flehen keinen anderen Bescheid als den des Todes bekamen. Für sie schien ihr Leben und damit auch ihr Wirken für den Herrn am Ende zu sein!

Auch wir, liebe Geschwister, müssen uns der Frage stellen, wie wir uns in solch einer Lage verhalten würden! Ein Blick in die Geschichte der Gemeinde Christi Jesu durch die zurückliegenden Jahrhunderte zeigt uns in erschreckendem Maß, wie unzählig Gläubige nicht zögerten, buchstäblich lieber in den Tod zu gehen, als ihren Herrn zu verleugnen! Und dies geschieht auch heute noch in entsprechenden Ländern!

Gott führte Seine Männer so weit auf dem Zerbruchsweg, bis sie die große Lektion lernten, durch welche ihr Dienst erst fruchtbar und lebendig wurde: Nur auf den Trümmern des Selbstvertrauens wächst das Vertrauen auf Gott!

Und das, liebe Geschwister, ist auch mehr oder weniger unser Weg! Lasst es uns doch einfach einmal einen Tag lang im Herzen bewegen, wie es wäre, wenn wir in eine entsprechende Lage kämen! Der Glauben, den wir haben, ist ja niemals ein fertiger Besitz, sondern eine innere Lebensbewegung, die viele Stufen durchlaufen muss. und in vielen Lebenslagen wächst und reift, und dies so lange, bis wir unser Vertrauen auch in extremen Lebenslagen einzig und allein auf unseren Gott und Vater setzen!

2Kor 1:10

"der uns aus einem Tode solchen Ausmaßes geborgen hat und bergen wird. Auf den verlassen wir uns, dass Er uns auch noch weiterhin bergen wird,"

Der gestrige Versabschluss bedarf noch einer Auslegung, er steht ja auch im Zusammenhang mit unserem heutigen Leitvers. Zuerst einmal müssen wir sehen, dass Gott durchaus aus einer verzweifelten Lebenslage retten kann und auch rettet, wie es ja dann bei Paulus und Timotheus auch geschah. Doch zuerst mussten der Glaube so gestählt werden, dass die Bereitschaft zum Sterben vorhanden ist. Das Vertrauen in Gott war bei Paulus und Timotheus so stark, weil sie wussten, dass Gott die Toten auferweckt, oder wie er in 2Kor 4:14 schreibt: "... denn wir wissen, dass Er, der den Herrn Jesus auferweckt hat, auch uns durch Jesus auferwecken und zusammen mit euch darstellen wird." Die Zuversicht auf ein zukünftiges Leben in der Herrlichkeit überwog das Verlangen, das irdische Leben so gut und so lang wie möglich auszukosten!

In unserem Leitwort spricht Paulus als ein aus dem Tod Geborgener und meint jene Zeit in der Provinz Asien, die wohl alle bisherigen Ausmaße an Todesgefahren übertraf. Paulus wusste aber, dass sein Leben auch weiterhin bedroht blieb und fügte deshalb die Hoffnung hinzu, dass Gott ihn auch fernerhin bergen wird.

Unsere konkordante Wiedergabe unterscheidet klar zwischen "Erwartung" und "Hoffnung". Wir erwarten nämlich das Sichere und Gewisse, worauf wir uns deshalb auch verlassen können. Wenn sich der Apostel auf seinen Gott verlässt, dann ist das mehr als Hoffnung - es ist sichere Erwartung! An uns geht deshalb immer wieder die ähnliche Frage: Verlassen wir uns auf den ungewissen Reichtum dieser Welt (was wir nicht tun sollten), oder auf unseren Gott und Vater? Und verlassen wir uns auf Ihn in allen Lebenslagen, auch den bedrohlichsten?

2Kor 1:11

"indem auch ihr durch euer Flehen für uns hilfreich mitwirkt, damit Ihm für uns in vielen Gebeten von vielen Angesichtern wegen der uns erwiesenen Gnadengabe gedankt werde."

Paulus zieht hier die korinthische Gemeinde in seine Kämpfe mit hinein, sie soll nicht nur Zuschauer der Ereignisse, sondern gerade darin hilfreiche Mitwirker durch Gebet und Flehen sein, dass die Apostel auch noch weiterhin von Gott aus den Gefahren geborgen werden, um ihren segensreichen Dienst fortzuführen. Und gerade dieser Dienst ist eine "Gnadengabe", denn er beinhaltet das Wirken an den Nationen, wie uns Gal 1:9; 1Kor 3:10; Röm 1:5 und viele mehr klar bezeugen.

"Gebetsgemeinschaft" mit jenen zu haben, die in solch gefahrvollen Diensten stehen, ist der gesegnete Weg, um Mitteilhaber der Drangsale und Leiden wie auch des Trostes zu werden. Die Gebet steigen von vielen Angesichtern zu Gott empor, wobei wir uns vorstellen müssen, dass das Gebet damals mit erhobenen Händen und aufgerichtetem Angesicht praktiziert wurde.

Wo um etwas gefleht und gebetet wurde, darf eines nicht fehlen: Der Dank! Trauen wir Gott zu, dass Er Gebete erhört? Wenn wir Ihm wirklich zutrauen, dürfen wir auch gewiss sein, dass Er uns hört und dass Er gemäß dem Ratschluss Seines Willens handelt - und das ist immer zu unserem Besten! Der Dank ist alles immer der Abschluss eines Gebets, er ist das vertrauensvolle Hineinlegen in des Vaters Hände, auch wenn Gott nicht in jedem Fall nach unseren menschlichen Wünschen und Vorstellungen handeln kann.

Schauen wir heute noch auf unseren Herrn, als dieser völlig niedergedrückt im Garten Gethsemane zum Vater betete, der Becher möge, wenn es möglich ist, an Ihm vorübergehen, dann aber anfügte: "Indes nicht wie Ich will, sondern wie Du willst!" (Mt 26:39b) - Er legte Seinen Weg vertrauensvoll in des Vaters liebende Hand, was letztendlich auch eine Dankesform ist.

Die Grundsätze des Handelns in Pauli Dienst

2Kor 1:12

"Denn dies ist unser Rühmen: das Zeugnis unseres Gewissens, dass wir uns in der Heiligkeit und Aufrichtigkeit Gottes (nicht in fleischlicher Weisheit, sondern in der Gnade Gottes) der Welt und ganz besonders euch gegenüber verhalten haben."

Die Korinther sollen im Gebet und Danksagung hinter Paulus und Timotheus stehen, was aber nur möglich ist, wenn eine gute Vertrauensbasis zwischen der Gemeinde und den dienenden Brüdern vorhanden ist - und das war offensichtlich nicht ganz der Fall! Paulus war zumindest einem Teil der Korinther wegen seiner ständigen Drangsale und Leiden unverständlich, ja sogar ein Anstoß; was ist das für ein Gott, der Seinen am Wort dienenden Aposteln das Leben so schwer macht?

Wenn Argwohn und Misstrauen in so manchen Herzen der Korinther wohnen, wie kann da frei und ungehemmt für die Männer gebetet werden? Aus dieser Lage heraus müssen wir die folgenden Aussagen Pauli sehen.

In all den zurückliegenden Versen ist trotz aller Beschwernis ein Klang des Rühmens zu vernehmen, hat Gott Seine Diener doch immer wieder geborgen! Da sich Pauli Gegner in der Gemeinde viel in fleischlicher Weisheit rühmten, will Paulus zeigen, worin sein Ruhm besteht: Im Zeugnis seines und Timotheus' Gewissen. Dazu fragen wir uns heute erst einmal, was das Gewissen überhaupt ist? In der Schrift wird es nur in der Beziehung zur Sünde gebraucht, es ist das "Sich-Bewusstwerden von Gut und Böse, von Recht und Unrecht". Es taucht zum ersten Mal nach dem Sündenfall auf. Bevor Adam und Eva vom Baum der Erkenntnis aßen, wussten sie nichts von Gut und Böse, sie hatten daher noch kein Gewissen! Dies erwachte erst, als sie gegessen, also gesündigt hatten. Die Folge war, dass sie vor der Gegenwart Gottes flohen (sich versteckten), sie waren sich also ihrer Sünde bewusst! Sich der Schuld und Sünde bewusst werden, das ist "Gewissen"!

Das Gewissen der Apostel war intakt - im Gegensatz zu jenen in 1Tim 4:2, die durch Heuchelei in Lügenworten ihr Gewissen wie mit einem Brenneisen verschorft, es also unempfindlich gemacht haben (was durch ständiges Sündigen möglich ist)!

Das Gewissen bezeugte also den Briefschreibern Paulus und Timotheus die Reinheit ihres Wandels, einmal vor der Welt und hier besonders auch vor den Korinthern, wobei die Beiden ihre Lebenshaltung in Heiligkeit und Aufrichtigkeit Gottes hervorheben. Dieser Wandel steht im Gegensatz zur fleischlichen Weisheit. Die "fleischliche" Weisheit müssen wir unterscheiden von der menschlichen Weisheit in 1Kor 2:5 u. 13 oder der Weisheit der Welt in 1Kor 1:20 - "fleischliche" Weisheit ist die sündhafte Klugheit, welche das Leben des natürlichen Menschen bestimmt, um das selbstsüchtige Interesse im Jagen nach Genuss, Erfolg, Ehre und Beifall durchzusetzen. Dem allem entsagten die Gottesmänner und stellten ihren Wandel unter die Gnade Gottes! In allem ließen sie sich von dieser Gnade bestimmen und leiten, und hier ganz besonders in Richtung der Korinther.

Wir, liebe Geschwister, dürfen uns heute ruhig auch einmal fragen, ob unser Gewissen der Sünde gegenüber noch intakt ist! Mahn es. uns, wenn wir gleich Demas (2Tim 4:10) auf die Verlockungen dieses Äon sehen, ihnen nachgeben und diese eventuell sogar mehr lieben als Sein Wort? Wenn wir Unrecht tun und es dabei belassen? Wenn wir kränken, anstatt zu lieben? Möge Gottes Wort und Sein heiliger Geist, mit dem wir versiegelt sind, uns in Verbindung mit dem Gewissen zu einem Wandel führen, der unserem Gott und Vater zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit dient!

2Kor 1:13

"Schreiben wir euch doch nichts anderes, als was ihr entweder lesen oder auch erkennen könnt,"

Die Gegner Pauli scheinen sich besonders auf seine Briefe bezogen zu haben, wie dies auch noch später in 2Kor 10:9-10 zu lesen ist. Sind die schriftlichen Aussagen diplomatisch und deshalb schwer verständlich und irreführend? Stehen hinter dem, was Paulus schreibt, in Wirklichkeit nicht ganz andere Gedanken und Ziele? Muss man erst zwischen den Zeilen lesen, was er wirklich meint? Des Apostels Antwort ist "Nein", schreiben wir euch doch nichts anderes, als was ihr entweder lesen oder auch erkennen könnt!

Sei es damals in Korinth oder sei es heute: Die Briefe Pauli sollen ohne Auslegungskünste in ihrem einfachen Sinn von jedermann verstanden werden können! Wenn seine Briefe, wie damals üblich, in der Gemeinde vorgelesen wurden, durften die Korinther ebenso einfach und offen hören, wie ihr Apostel eifach und offen geschrieben hat!

Unruhe brachten in die korinthische Gemeinde, di eja der Körpergemeinde Christi Jesu zugeordnet ist, mit Sicherheit auch Glieder der jüdischen Gemeinde, die den Aposteln in Jerusalem unterstand und dem irdischen Königreich zuzuordnen sind. Für diese waren die Briefe Pauli nicht so eindeutig und klar! Deshalb bekannte sogar Petrus, das etliches i8n den Briefen schwer zu begreifen ist (2Petr 3:15-16). "Schwer zu begreifen" deshalb, weil die Botschaft Pauli sich auf unsere überhimmlische Berufung bezieht, die Botschaft des Petrus hingegen das irdische Königreich, also eine irdische Berufung zum Inhalt hat. Was Petrus hier anspricht, betrifft zwar nicht den Wandel, sondern den Inhalt des Evangeliums Pauli, doch gerade hierin wird auch bis heute noch erbittert gekämpft und gestritten. Der Grund: Noch relativ wenige Gläubige haben begriffen, dass sie eine überhimmlische Berufung haben. und dass hierfür allein Paulus als Lehrer berufen wurde (lies Eph 3:8 ff). Unklar und schwer zu begreifen wird die Botschaft Pauli nur wenn beide Berufungen vermischt werden, deshalb sei uns 2Tim 2:15 besonders ans Herz gelegt!

2Kor 1:14

"... so wie auch ihr uns bereits zum Teil erkannt habt, dass wir am Tage unseres Herrn Jesus euer Ruhm sind, gleichwie auch ihr der unsrige."

Paulus ist zuversichtlich, dass Er, der (auch unter den Korinthern) das gute Werk angefangen hat, es bis zum Tage Jesu Christi auch vollenden wird (gem. Phil 1:6). Zum Teil hat die Gemeinde schon erkannt, dass Paulus sich "in der Gnade Gottes" bewegt und verhält. und dass diese Gnade ein ganz besonderes Geschenk ist. Und in dieser Gnade "richtig zu erkennen" ist eine große Herausforderung an die Korinther und auch an uns! "Das Erkennen" streckt Paulus hier bis in den Tag des Herrn hinein, wo sie sich dann alle gegenseitig zum Ruhm sein sollen, das heißt, die Korinther werden sich dann dankbar des Apostels Paulus und seines Dienstes an ihnen rühmen und Paulus freut sich, gemäß der ihm gegebenen Gnade als weiser Werkmeister den Grund gelegt zu haben (1Kor 3:10).

"Der Tag des Herrn" beginnt nach dem Abschluss der gegenwärtigen Verwaltung der Gnade und beinhaltet gemäß dem Kalender Gottes die Zorngerichte Gottes sowie das tausendjährige Königreich. Darin sind auch wir als vervollständigte und entrückte Körpergemeinde vorhanden, vor allem aber ist es ein Triumph unseres Herrn, der nach Seiner tiefen Erniedrigung am Kreuz als der über alles herrschende gekrönte Herr offenbar wird. Seine Herrschaft hat das Ziel, das All ausgesöhnt Seinem Gott und Vater zu übergeben!

Was ist nun darin der besondere Ruhm? Gerühmt wird, was die Gnade an den Gliedern der Körpergemeinde Christi Jesus zustande gebracht hat, zuerst bei Paulus, und dann bei jedem Einzelnen von uns. Und dann dürfen wir in der Herrlichkeit auch noch diese Gnade zur Schau stellen (lies Eph 2:7), das heißt, wir werden Schaugefäße Seiner Gnade sein und die unsichtbare Welt wird mit Staunen sehen, was Gnade aus winzigen, sündhaften Erstlingen macht!

2Kor 1:15-16

"Im Vertrauen darauf beabsichtige ich, schon früher zu euch zu kommen (damit ihr einen zweiten Gunsterweis hättet) und von euch aus nach Mazedonien weiterzureisen, danach von Mazedonien wieder zu euch zu kommen und dann von euch das Geleit nach Judäa zu erhalten."

Es ist für uns, die ganz selbstverständlich in Paulus den von Gott berufenen Apostel sehen, schwierig aber notwendig, zu erkennen, wie umstritten und verkannt Paulus damals war. Wir müssen uns also in die damaligen Gegebenheiten hineinversetzen, um die ganze Situation richtig zu verstehen.

Nachdem Paulus das Vertrauen der Korinther (zumindest einem Teil von ihnen zu seinem geschriebenen Wort einigermaßen gefestigt hat, sucht er sie auch über die Lauterkeit seines Handels bei der Änderung seiner Reisepläne aufzuklären (ein wesentlicher Punkt, der dem Misstrauen der Korinther erneut Nahrung gab, war ja auch dies Abänderung). Zweimal wollte der Apostel ursprünglich nach Korinth kommen, jetzt wurden diese Pläne so geändert, dass er nur noch einmal nach Korinth kam - unser heutiger Leitvers handelt von dem abgesagten Besuch (die Gründe für die Absage erfahren wir im 2. Kapitel).

Paulus wollte ursprünglich nach Korinth kommen, damit diese einen zweiten Gunsterweis hätten. Die Übersetzung des Wortes "charis" (wörtlich "Gnade") mit "Gunsterweis" scheint hier nicht ganz passend, Paulus wollte den Korinthern vielmehr eine weitere Gnadenerfahrung vermitteln, nämlich neben der Gnade, der Sündenvergebung und der Rettung, auch die Gnade, Teilhaber der Leiden und des Trostes zu werden. Diese Reise muss er aber absagen, weil vorher erst einiges in der Gemeinde bereinigt werden muss. Wir entnehmen dem für den heutigen Tag, dass Wachstum im Glauben durchaus durch persönliche Dinge gehemmt und aufgehalten werden kann - hier gilt es, sich im Licht des Wortes zu reinigen!

2Kor 1:17

"Als ich nun diese Absicht hatte, habe ich doch wohl nicht aus Leichtfertigkeit gehandelt? Oder beschließe ich das, was ich beabsichtigt habe, etwas dem Fleisch gemäß, so dass das Ja-ja bei mir auch Nein-nein wäre?"

Die Korinther wussten im Grunde nur zu gut, warum Paulus die versprochene Reise absagte, wir erfahren es stückweise erst in den nächsten Kapiteln, müssen also noch etwas "zappeln"!

Beachten wir aber zuerst, dass Paulus schon ab Vers 15 in der "Ich-Form" schreibt, den Timotheus also ausschließt. Das bedeutet, dass diese Worte sein ganz persönliches Zeugnis sind, wobei er sich vom erhöhten Herrn geführt weiß. Deshalb geht der Apostel auch gar nicht weiter auf den Vorwurf ein, er habe die Reise aus "Leichtfertigkeit" abgesagt - handelt ein Mann auf solchen Leidens- und Sterbenswegen wohl leichtfertig?

Weit ernster nimmt er den Vorwurf der fleischlichen Eigenmächtigkeit: Kann ein "Ja-ja" im gegebenen Fall auch "Nein-nein" heißen? Paulus hatte in der Tat den Korinthern einen längeren Besuch zugesagt und und dann den Eindruck erweckt, er habe willkürlich nach Laune aus dem "Ja" ein "Nein" gemacht. Doch die Absage war keine fleischliche Leichtfertigkeit, sondern zeigt sehr deutlich, dass selbst ein Gläubiger immer noch ein Irrender ist, der von der Führung des Geistes abhängig ist. Nur Gott allein ist unfehlbar, Seine Pläne wanken nicht und werden auch nie umgeändert, weil alles nach dem Ratschluss Seines Willens gewirkt wird.

Wir Menschen hingegen, auch wenn wir längst gläubig geworden sind, können höchstens sage: "So Gott will!" Und das bedeutet, sich auf Seinen Wegen auch korrigieren zu lassen! Sind wir dazu innerlich bereit?

"Oder beschließe ich das, was ich beabsichtigt habe, etwas dem Fleisch gemäß, so dass das Ja-ja bei mir auch Nein-nein wäre?"

Wir wollen noch einen Tag in uns bewegen, warum Paulus sein Vorhaben geändert hat, obwohl er doch vom Geist geführt wird. Die Frage kommt nur zu oft auch auf uns zu7, wenn wir auf unseren Wegen merken, dass wir sie korrigieren müssen, obwohl wir sie in vollem Vertrauen auf unseren Herrn beschritten haben. Die Frage muss erlaubt sein, ob wir im "Zickzack-Kurz" geführt werden?

Wie schon gestern gesagt, bestätigen wir auch heute zuerst, dass nur Gott unfehlbar ist. Weiter möchten wir festlegen, dass alles nach dem Ratschluss Seines Willens gewirkt wird, aus einem "Ja" kann inb einem entsprechenden Fall auch ein "Nein" werden! Wir sind hier unten auf Erden in der göttlichen Schule, das muss uns allen, liebe Geschwister, sehr deutlich bewusst sein! Gott hat den Menschen bei seiner Erschaffung so ausgelegt, dass dieser "aus der Erfahrung" lernt - dies begann schon im Garten Eden. Bei unseren Beschlüsssen, die später durchaus geändert werden können, sollen wir uns im "Nachhinein" fragen, ob es unsere menschlichen Interessen waren, die uns gelenkt haben oder die Interessen Gottes? Anders ausgedrückt: Vertreten wir unsere menschlichen Wünsche oder suchen wir Gottes Willen zu erforschen und entsprechend zu handeln?

Paulus lehnte deutlich ab, "dem Fleische gemäß'" gehandelt zu haben, seine Lektion war, in allen (auch geänderten) Lagen seinem Herrn zu vertrauen, auch wenn dies die Menschen, wie in Korinth, missdeuteten. Es wir auch unsere Erfahrung werden oder sein, dass wir nicht in Zweifel geraten, wenn sich unsere Wege ändern, obwohl wir sie erbeten haben. Unser Vertrauen auf Ihn muss unerschütterlich werden!

2Kor 1:18

"So wahr Gott getreu ist: unser Wort, das an euch ergeht, ist nicht einmal Ja und einmal Nein;"

"Gott ist getreu" - das ist die wunderbare Botschaft an uns, mit der wir uns heute in besonderem Maß zusprechen wollen. Wenn wir durch irgendwelche Umstände in Bedrängnis kommen, besonders solche, die uns unverständlich sind, weil wir sie, wie bei Hiob, nicht auf unser eigenes Versagen zurückführen können, dann ist es angebracht, auf unseren Gott und Vater zu schauen, denn nur so finden wir die Kraft zum Überstehen! Fetter Text Schon früh im ersten Korintherbrief (1Kor 1:9) hebt Paulus die Treue Gottes im Zusammenhang mit der Berufung zur Gemeinschaft mit Seinem Sohn hervor, und in 1Kor 10:13 steht die Treue Gottes im Zusammenhang mit unseren Anfechtungen; in 1Thes 5:23-24 lesen wir von der Treue Gottes, der uns einerseits beruft und andererseits auch dafür Sorge trägt, dass wir wohl bewahrt ans Ziel kommen!

Wir werden wohl in den meisten Fällen nicht den Ausgang unserer Bedrängnisse und Anfechtungen in unserem gegenwärtigen Leben erkennen - das ist auch nicht entscheidend! Entscheidend ist allein, dass wir glauben, dass Gottes Wort "Wahrheit" ist, und in Seinem Wort lesen wir: "Er wird es auch tun" (1Thes 5:24b)! Und was Er tut, wird uns ja im Vers zuvor (1Thes 5:23) genannt. Wir dürfen also in allen Lagen fest glauben, dass Gott den Ausgang bereits geschaffen hat, während wir noch in den Prüfungen stehen. Gott ist in allem, was Er tut, getreu!

Wie oft quält es uns, wenn wir feststellen müssen, dass wir unfähig sind, in vielen Lasten unseres Lebens einen Ausweg zu schaffen - aber wir hoffnungsvoll ist der Glaube an Gottes Treue! Dieser Glaube führt uns zur Anbetung und zum Dank, auch wenn wir noch gar nichts von Seiner Macht spüren - das ist Verherrlichung Gottes!

Wir schauen heute wieder von uns weg auf die Gemeinde in Korinth und auf das, was Paulus ihr mit seinen Worten sagen möchte. Dabei geht es darum, dass sich der Mensch in seinem Leben sehr wohl irren kann, auch wenn er gläubig, ja sogar ein berufener Apostel Christi Jesu ist. Paulus führt den Korinthern vor Augen, dass man stets bereit sein muss, sich korrigieren zu lassen, in diesem Fall auch seine angesagten Reisepläne.

Ganz anders aber verhält es sich mit dem verkündigten Wort Gottes! Dieses ist nicht wie das eigene "Plänemachen" dem menschlichen Irrtum unterworfen, sondern gerade und unabänderlich. Die Korinther, zumindest ein Teil von ihnen zogen den falschen Schluss aus den Abänderungen der Reisepläne Pauli, sie vermischten das menschliche Irren mit der Beständigkeit des Wortes Gottes; deshalb kann. ihnen Paulus voller Überzeugung zurufen: "So wahr Gott getreu ist...!" Denn Gottes Wort ist es, was er verkündigt, und dieses herrliche Wort kennt kein " einmal Ja und einmal Nein", sondern nur ein "Amen", weil es "die Wahrheit" ist.

Schon Pilatus fragte einst Jesus, was Wahrheit ist (Joh 18:38) und diese Frage ist gerade heute erneut wichtig, weil wir von Lug und Trug umgeben sind. Die Antwort gibt uns unser Herr persönlich: "Dein Wort ist Wahrheit!" (Joh 17:17). Hebr 6:18 bezeugt uns, dass es unmöglich ist, dass Gott lügt, dies gilt auch uneingeschränkt für den Sohn. Er kam ja in die Welt, um die Wahrheit z u bezeugen, dabei ist interessant, dass selbst des Herrn Todfeinde Ihm bescheinigen mussten: "Lehrer, wir wissen, das sDu wahr im Wort bist und den Weg Gottes in Wahrheit lehrst" (Mt 22:16). Er, der Sohn Gottes, ist die vom Vater geoffenbarte und niedergeschriebene Antwort auf die Frage, "was Wahrheit ist", weil Er ohne Überheblichkeit sagen konnte: "Ich bin die Wahrheit" (Joh 14:6)!

2Kor 1:19

"denn der Sohn Gottes Jesus Christus, der bei euch durch uns geheroldet wird, nämlich durch Mich, Silvanus und Timotheus, war nicht Ja. und Nein, sondern in Ihm ist das Ja geschehen:"

Es ist wohl ein unübertreffliches Wunder, dass Jesus Christus, unser Herr, bis heute, also nach über zweitausend Jahren, nicht vergessen wurde, und dass sich kein anderer Menschenname mit dem Seinen messen kann. Dies kling zwar gerade heute, in der Zeit des großen Abfalls, merkwürdig, weil viele gegnerische Mächte am Werk sind, den Namen "Jesus" auszurotten bzw. totzuschweigen. Aber dennoch bleibt Sein Name Mittel- und Brennpunkt der Geschichte, allein die Nennung unserer Jahreszahl erinnert stets an Ihn, denn bei jeder Jahresangabe wird doch bezeugt, dass Er in unser Erdenleben eintrat und die Zeit vor und nach Ihm entsprechend benannt wird.

Diesen Sohn Gottes, "Jesus Christus", durften die drei Gottesmänner in Korinth verkündigen und der Schwerpunkt liegt darauf, dass in Ihm "das Ja" geschehen ist. Und was ist das für ein "Ja"? Die Antwort ist eindeutig: In Seinem Sohn hat der Vater das ganze "Ja" Seiner rettenden Gnade zu den Menschen gesprochen. Entsprechend formuliert es der Brief an die Epheser: "Denn in der Gnade seid ihr Gerettete, durch Glauben, und dies ist nicht aus euch, sondern Gottes Nahegabe, nicht aus Werken, damit sich niemand rühme" (Eph 2:8-9).

Für die Korinther und gleichermaßen für uns bedeutet dies, dass wir ausnahmslos und sicher mit unserer Rettung rechnen dürfen, dass wir, wenn der Herr kommt, ausnahmslos entrückt werden - keiner bleibt zurück!" Würde unsere Rettung von uns abhängen oder zumindest von unserem Mitwirken, müssten wir in der Tat Angst haben! Doch "in der Gnade" gerettet zu sein, schließt all unser Mitwirken aus, niemand hat sich hier zu rühmen, dafür strömt all unser heißer Dank nach oben!

2Kor 1:20

"denn all die Verheißungen Gottes sind Ja in Ihm. Darum ist auch das Amen durch Ihn, zur Verherrlichung Gottes, durch unseren Dienst."

Wir wollen die für uns so kaum fassbare, aber zutiefst beglückende Tatsache nochmals an den Anfang des heutigen Tages stellen: Keiner von uns berufenen in Christus Gläubigen braucht sich um seine Rettung Sorgen machen, weil Gottes "Ja" in Christus Jesus für uns alle unwiderrufbar feststeht. Und dieses "Ja" steht auch dann, wenn wir selbst von uns so viel "Nein" zu sagen hätten oder andere zu uns "Nein" sagen! Der Tag darf also für uns von innerer Freude beginnen!

Doch Paulus sagt noch mehr, er betont, dass auch all die Verheißungen Gottes "Ja" in Ihm sind, und die göttlichen Verheißungen begannen ja schon in 1Mo 3:15. Gottes Wort ist voll von Seinen Verheißungen, von denen ja schon ein großer Teil erfüllt ist, vor allem die Kernverheißung des Opfers Christi! Der Sohn Gottes steht überhaupt im Mittelpunkt allen göttlichen Handelns, Er ist die absolute Mitte von allem.

Bedenken wir hier einmal, wie unmöglich es ist, an Gott zu glauben und Jesus abzulehnen! Und genau dies tun die anderen Weltreligionen! Und wenn wir dazu noch den Stand des heutigen Christentums betrachten, müssen wir feststellen, dass auch hier der Namen "Jesus" zunehmend in den Hintergrund tritt, ja dass es bereits Bibelübersetzungen gibt, wo der Name "Jesus" nur noch mit "Gott" wiedergegeben wird - das sind aufrüttelnde Zeichen für uns!!!

Wie teuer und kostbar darf uns dieser Name sein, der doch über jedem Namen ist, der Name "Jesus"! Und wenn wir uns heute so sehr über unsere eigene Rettung freuen dürfen, so sagt uns Phil 2:10-11, dass, wenn auch später, einmal alle Geschöpfe ihre Knie in dem Namen "Jesus" beugen werden, weil auch sie in Ihm Rettung erfahren werden!

Lasst uns heute, liebe Geschwister, einmal so richtig bewusst werden, wie wahr doch das Wort Gottes ist, und dies ganz gezielt auf den Opfertod Christi. Viele Jahrhunderte vorher hat Gott dieses Ereignis durch Seine Schreiber prophezeien lassen. So musste Jesus etwa 740 Jahre vor Christus niederschreiben: "Das Jungweib ist schwanger und gebiert einen Sohn" (Jes 7:14 b). Bei der Geburt Jesu wird dieser Ausspruch zitiert, und als "erfüllt"W erklärt (Mt 1:22-23). Sogar der Ort der Menschwerdung, nämlich Bethlehem, wurde vorausgesagt: "Und du, Bethlehem Ephratha, die du klein bist unter den Städten in Juda, aus dir soll mir der kommen, der in Israel Herr sei, welches Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist" (Mi 5:1).

Bei Jesaja lesen wir aber auch die Voraussage über den Tod Jesus: "Denn abgetrennt ward Er vom Lande der Lebenden, für die Übertretung Meines Volkes vom Tode angerührt" (Jes 53:8b). Und ca. tausend Jahre vorher sagt David in Ps 22:17 sogar die Todesart voraus: "... schon haben sie meine Hände und Füße durchgraben". Auch fast nebensächliche Details werden im Hinblick auf die römischen Kriegsknechte vorausgesagt: "... sie werden mein Kleider unter sich verteilen, und über mein Gewand das Los werfen" (Ps 22:19), und die Kriegsknechte mussten dann auch tatsächlich so handeln! Selbst die Grabstätte Jesu wurde im voraus von Gott bestimmt und ca. achthundert Jahre vor Christi Geburt niedergeschrieben: "Man gab Ihm mit Frevlern Sein Grab, und die Höhle eines Reichen war Ihm im Tode" (Jes 53:9). Dieser Reiche war "ein Ratsherr namens Josef von Arimathia (Mt 27:57-60).

Dieser kurze Auszug aus erfüllten Verheißungen mag uns Gläubigen zusätzlich ein Zuspruch sein, dass sich auch alle noch unerfüllten Verheißungen wortgetreu erfüllen werden, zur Verherrlichung Gottes!

Das von Paulus in Korinth verkündigte Wort ist völlig mit dem Sohn Gottes, mit Christus Jesus, identisch, mehr noch, Er ist das Wort! So durfte Johannes bezeugen,: "Das Wort wurde Fleisch und zeltete unter uns, und wir schauten Seine Herrlichkeit..." (Joh 1:14). Wenn nun Johannes, dem ja noch nicht alles enthüllt war, schon von Seiner Herrlichkeit sprach, die er und seine Mitjünger sehen durfte, wie viel mehr müssen wir von Seiner Herrlichkeit beeindruckt sein, die wir das auf sein Vollmaß gebrachte Wort Gottes in Händen halten dürfen. Werfen wir auszugsweise einen blick in das, was uns Paulus an Herrlichkeit in Kol 1:15-19 aufzählt.

"Er ist das Abbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene vor einer jeden Schöpfung; in Ihm ist das All erschaffen...; das All ist durch Ihn und zu Ihm hin erschaffen; Er ist vor allen; das All besteht zusammen in Ihm; Er ist das Haupt der Körperschaft, der herausgerufenen Gemeinde, deren Anfang Er ist; Er ist der Erstgeborene aus den Toten, so dass in allem der Erste werde".

Ja, Christus Jesus ist der absolute Mittelpunkt in der Schrift, alle Verheißungen Gottes sind in Ihm das "Ja"! Aber unser heutiges Wort gibt unserem Herrn und Haupt noch ein weiteres Amt: "Auch das Amen ist durch Ihn!" Bedenken wir doch einmal, was das heißt: Das "Amen" ist ja innerhalb der Gemeinde das zustimmende "Ja" des Glaubens. Wir sehen in unserem Leitwort also zwei Richtungen, einmal von Gott zu den Menschen im Amen zu Gott, wobei auch hier dieses Amen durch Ihn ist! Beides wird also durch und im Sohn vermittelt, und alles mit dem einen Zeil: "Zur Verherrlichung Gottes!" Erinnern wir uns an Eph 2:9 "... damit sich niemand rühme" - auch nicht das durch den Glauben gewirkte "Amen"! Alles kommt von Ihm und darum ist aller Ruhm und Herrlichkeit nur Ihm allein!

2Kor 1:21

"Der uns aber samt euch Stetigkeit verleiht und uns gesalbt hat, ist Gott,"

"Stetigkeit" hat mit "Festigkeit und AusdauerW zu tun, und dies in Bezug auf den Dienst der Apostel; wir müssen also erste einmal auf die dienenden Brüder in Korinth schauen.

Paulus und seine Mitarbeiter sind fest in Christus gegründet, das bezeugt ja der Brief - aber die Korinther sind es auch, und dies trotz all dessen, was in der Gemeinde notvoll und verkehrt ist. Paulus kann dies so sicher betonen, weil er weiß, dass auch diese "Stetigkeit" von Gott Selbst gewirkt ist und nicht eine Leistung menschlicher Entschlüsse oder eigener Willenskraft sind. Wäre dies so, dann müsste man der "Stetigkeit" tatsächlich misstrauen und sich ständig mit Argwohn betrachten. Wenn es aber Gott ist, der den dienenden Brüder und der Gemeinde Stetigkeit verleiht, das heißt, sie zusammen mit Christus gründet, dann ist das in der Tat ein tragender Grund, der trotz Spannungen die Apostel und die Gemeinde fest uns sicher verbindet!

Der gemeinsame Grund "Christus" trägt also trotz großer Probleme die Apostel und die Gemeinde in Korinth - und damit geht der Blick auch auf uns: Auch wir haben sicher vielfältige Kämpfe untereinander auszufechten, seien es Erkenntnisfragen oder menschliche Probleme; bleiben wir trotz Meinungsverschiedenheiten und schmerzlichen Kämpfen unerschütterlich auf dem "einen Grund" vereint? Wir müssen bekennen, dass es, menschlich gesehen, oft schlimm aussieht! Man könnte manchmal meinen, die Welt könne nicht ärger handeln als Glaubensgeschwister! Und doch gibt es die von Gott gegebene unerschütterliche Stetigkeit: Die Einheit des Geistes (Eph 4:3)! Diese Einheit ist unzerstörbar! Unser Anteil daran ists, uns zu befleißigen, sie durch das Band des Friedens zu halten, das heißt: Wir sollen etwas, was uns bereits von Gott gegeben ist, auch nach außen sichtbar machen, indem wir uns mühen, mit allen Geschwistern Frieden zu halten!

Wir sahen gestern: Den Korinthern wurde der feste Grund gezeigt, auf dem sie trotz Spannungen gemeinsam mit den dienenden Brüdern stehen können. Wenn uns das alles klar ist, dann können auch wir uns trotz Meinungsverschiedenheiten und schmerzlichen Kämpfen unerschütterlich in dem einen Grund vereint sehen: In Christus.

Paulus sagt aber in unserem Leitvers noch mehr aus: "... und uns gesalbt hat (worin die Korinther wiederum eingeschlossen sind). "Salbung" ist das Symbol der Weihe zum Dienst, und dies mit der Wirksamkeit des Geistes Gottes. So wurden Propheten, Könige und Priester einst für ihr Amt gesalbt, und zwar mit Öl (aber auch Gegenstände wie z.B. der Altar in 2Mo 29:36 konnten gesalbt werden). Wir hingegen werden heute nicht mehr mit Öl, sondern mit Geist gesalbt, so wie es mit Christus bei Seiner Taufe geschah, bevor Er Seinen Dienst antrat (Joh 1:32-34). Der Name (Titel) "Christus" bedeutet ja übersetzt "der Gesalbte" und weist auf Sein dreifaches Amt als Prophet, König und Priester hin, er entspricht dem hebräischen "Messias".

Unser Leitvers (Gott, der uns gesalbt hat) beinhaltet somit auch für uns etwas Gewaltiges: Jeder von uns trägt im Grunde die gleiche Titelbezeichnung wie Christus, denn die Salbung (mit Geist) wurde ja auch an uns vollzogen! Ist uns das, liebe Geschwister, so richtig bewusst?

Je ähnlicher wir nun dem Christus werden (und dies durch tägliches Sterben und täglichen Wandel in Neuheit des Lebens), umso geeigneter sind auch wir für unseren vielfältigen Dienst, für den wir ja bereits gesalbt sind - mögen wir uns dessen immer mehr bewusst werden!

2Kor 1:22

"... der uns auch versiegelt und das Angeld des Geistes in unsere Herzen gegeben hat."

Das herrliche Wort, das uns heute in den Tag begleiten darf, findet seine nähere Erläuterung im später niedergeschriebenen Epheserbrief. Hier wird ein besonders Merkmal des paulinischen Evangeliums hervorgehoben, nämlich dass alle in Christus Gläubigen, ohne Handauflegung oder dem Ritual der Wassertaufe den heiligen Geist erhalten! Schauen wir also hinein in Eph 1:13-14:

Hier wird uns zuerst gesagt, dass wir das Wort der Wahrheit, das Evangelium unserer Rettung hörten, dass wir dann glauben konnten und damit versiegelt wurden, und dies bis zur Freilösung des uns Zugeeigneten. Als Gottes Geist, der heilige, uns anrührte, kamen wir zum Glauben (besser gesagt: Der Glaube kam zu uns). Dieser Vorgang wird in unserem Leitvers wie auch im Epheserbrief mit "Versiegelung" bezeichnet.

Ein Siegel ist das Symbol für eine dauerhaft und unantastbare Tatsache, die zeitlos ist! Sind wir uns klar, lieben Geschwister, was diese zeitlose Versiegelung für uns (im Gegensatz zur irdischen Königreichsgemeinde) bedeutet? Egal, was mit uns auf Erden geschieht, wir gehören Ihm, wir sind Sein! Zwar kann uns der Widerwirker mit seinen Angriffen das Leben schwer machen, doch niemals kann dieser das Siegel brechen und uns aus der sicheren Hand unseres Herrn und Hauptes reißen! Das ist doch wirklich eine zutiefst beglückende Botschaft!

Gott gibt uns aber noch mehr: Das Siegel mit dem geist der Verheißung, dem heiligen, ist zugleich ein Angeld unseres Losteils, und dies in unsere Herzen. Darüber hören wir dann morgen mehr, für heute darf uns das Obige in unserem Herzen beschäftigen.

Bei allelm, was mit unserem Leitvers zu tun hat, spielt "der Glaube" die zentrale Rolle, es kann deshalb nicht ein von uns aufgebrachter Glaube sein, sondern nur der von Gott in unsere Herzen gelegte Glaube! Das Angeld des Geistes das in unsere Herzen gegeben ist, ist ja die Tatsache, dass wir glauben können - es ist schlicht der Glaube! Nur wer von Gott in Christus auserwählt und zum Sohnesstand vorherbestimmt ist (lies Eph 1:3-5), kann glauben und erkennen, was Gott ihm an Herrlichkeit zubereitet hat!

Nun lesen wir in Eph 1:14 ja auch vom "Angeld unseres Losteils", unser Glaube darf also nicht nur sehr viel erkennen, sondern auch Herrlichstes fassen. Dabei werden wir weit über die Grenzen unserer Erde hinaus in die überhimmlischen Räume geführt. Unser wahres Leben beginnt ja erst, wenn wir als Söhne Gottes buchstäblich enthüllt werden. Noch ist unser Leben verborgen mit Christus in Gott, wenn aber Christus, unser Leben geoffenbart wird, dann werden auch wir zusammen mit Ihm in Herrlichkeit geoffenbart werden ... das ist ein nur tief im Herzen fassbares Wissen. Was wirklich an Herrlichkeit auf uns zukommt, ist im Grunde von uns kaum fassbar, weswegen Paulus später den Korinthern schreiben musste, dass er unbeschreibliche Dinge hörte (2Kor 12:4).

Uns soll es Stoff genug zur Freude sein, dass uns Unbeschreibbares erwartet, und gerne erinnern wir uns dabei an 1Kor 2:9-10: "Was kein Auge gewahrt und kein Ohr gehört hat und wozu kein Menschenherz hinaufgestiegen ist, all das hat Gott denen bereitet, die Ihn lieben. Uns aber enthüllt es Gott durch Seinen Geist".

2Kor 1:23

"Ich aber rufe Gott zum Zeugen über meine Seele an: Nur um euch zu schonen, kam ich nicht mehr nach Korinth."

Unsere Gedanken gehen heute wieder zurück nach Korinth; in den zurückliegenden Versen, die ja auch uns zutiefst beglückt haben, wollte Paulus der Gemeinde aufzeigen, wie treu Gott ihn und sie gefestigt hat, dass Sein Wort keinen Schwankungen unterworfen ist, ja, dass sie versiegelt sind und das Angeld des Geistes in ihren Herzen tragen dürfen. Jetzt kehrt er noch einmal zu seinen abgeänderten Reiseplänen zurück und kommt auch stückweise auf den wahren Grund seines Nichtkommens zu sprechen.

Der Grund für die Änderung der Reisepläne ist so schwerwiegend, dass er zu einem Mittel greift, das für uns nur schwer verständlich ist: Er ruft Gott zum Zeugen über seine Seele auf! An früherer Stelle berief sich Paulus noch auf sein Gewissen (2Kor 1:12), das scheint ihm jetzt nicht mehr ausreichend, Gott Selbst ist sein Zeuge. Ein Zeuge, dies wissen wir aus der Rechtsprechnung, muss für oder gegen einen Angeklagten aussagen, seine Gegenwart ist dabei unerlässlich. In diesem Sinn ist Pauli Aussage nicht zu verstehen - wie meint er es dann? Wir kommen hier nur weiter, wenn wir davon ausgehen, dass Gott sein Leben tödlich treffen oder zumindest strafen sollte, wenn er den Korinthern nicht die Wahrheit sagt.

Das abwertende Verhalten Pauli kann auch uns zu einem wertvollen Vorbild werden: Unter großer innerer Bedrückung entstand ja dieser zweite Brief; seine Reiseabsage hatte den Grund, die Korinther zu schonen - wovor? Es lag innerhalb der Gemeinde sehr viel im Argen, und immer Neues kam Paulus zu Ohren. Wäre er gleich, wie geplant, nach Korinth gereist, hätte er schonungslos vorgehen müssen! Doch er wollte als ihr Bruder und Diener zu ihnen kommen, nicht strafend und richtend, den Korinthern und sich selbst zur Betrübnis! In entsprechenden Laben also lieber etwas zuwarten, ist nur zu oft hilfreicher als gleich losschlagen, das ist unsere Lektion - bei Gott hat alles seine Zeit!

2Kor 1:24

"Nicht dass wir die Herrschaft über euren Glauben hätten, sondern wir sind Mitarbeiter an eurer Freude; denn ihr habt fest im Glauben gestanden."

Paulus wollte seine geliebte Gemeinde in Korinth schonen, er wollte abwarten, ob sich etwas zum Besseren tut und er dann nicht als strafender Apostel auftreten müsste - das ist auch Liebe! Durch sein geplantes Kommen und das dann notwendige scharfe Vorgehen gegen gewisse Brüder hätte Paulus jenen Korinthern Vorschub geleistet, die ihn sowieso schon angriffen, ja diese hätten dann sogar sagen können, er schwinge sich zum Herr über ihren Glauben auf"! Doch der Glaube ist allein Gottes Wirken und Seine Gabe an uns - darauf hat Paulus vielfältig hingewiesen. Eine wortgetreue Verkündigung lässt den berufenen Menschen glauben und führt ihn zu Jesus, dem einzigen Retter! Jesus wird dann der alleinige Herr in diesem neuen Leben! Kein Mensch könnte sich diese Herrschaft anmaßen, auch kein berufener Apostel wie Paulus. Für diese Freiheit der Gläubigen vor anderen Geschwistern hat Paulus immer wieder gekämpft. In 2Kor 11:20 stellt er sich gegen jene, die die Korinther versklaven, sich also auch zum Herrn auch über den Glauben aufschwingen wollten.

... sondern wir sind Mitarbeiter an eurer Freude - das ist ein Ziel, welches Paulus jetzt mehr denn je im Auge hat, nachdem er den göttlichen Trost auf seinen Zerbruchswegen erfahren hat. Die heilige Freude im Herrn ist eben nur auf diesen schweren Wegen zu erfahren! Indem Paulus seine Korinther zur Teilhabern seiner Leiden und Drangsale gemacht hat, vermittelt er ihnen jetzt auch diese heilige Freue - "Mitarbeiter" nennt er sie darin!

"Freude" im Guten wie im Schlechten, dazu sind wir aufgefordert (lies Phil 4:4). Im "Guten" gelingt dies leicht, doch im "Schlechten" also in Trübsal , Schmerz und Leid wird es schwerer!

Wir wollen noch etwas bei "der Freude" bleiben, weil diese eine wichtige Rolle in unserem Leben spielt - ohne Freud geht der Mensch kaputt! Mitarbeiter, oder noch bessern "Mithelfer" an der Freude wollen Paulus und seine Mitarbeiter sein, und dauerhafte "Freude bringt allein das Evangelium der frohen Botschaft, dass Gott Seine Schöpfung liebt, ja so sehr liebt, dass Er Seinen einzig gezeugten Sohn gibt, damit jeder, der an Ihn glaubt, nicht umkomme, sondern äonisches Leben habe - so lesen wir es bei Joh 3:16. Diese Botschaft muss froh machen, muss Freude ins Herz bringen, dass ist das Kennzeichen apostolischen Wirkens.

Dass der Zugang zu dieser Freude, die ja durch den heiligen Geist gewirkt wird (siehe 1Thes 1:6), durch viel schmerzhafte Schulderkenntnis und inneren Zerbruch geht, gibt dieser Freude erst ihre Tiefe! Nehmen wir uns also immer wieder die Zeit, das freudebringende Wort mit hörendem Herzen zu lesen und es auf uns einwirken zu lassen.

Wirklicher Glaube gibt den Menschen den festen und klaren Stand in allen Lebenslagen, auch wenn unser Glaube nur zu oft angefochten wird. Aber wie kann Paulus den Korinthern diesen Glaubensstand zubiligen, deren ganze Not, Zerrissenheit und Verkehrtheit vor ihm liegt? Am Schluss dieses Briefes lesen wir, dass er sie auffordert zu prüfen, ob sie noch im Glauben stehen (2Kor 13:5) und er hat sie bereits im ersten B rief (1Tim 3:1-5 )als fleischlich und unmündig bezeichnet. Und trotzdem ist es das Kennzeichen des ganzen Briefes, dass Paulus überzeugt ist, dass die Korinther ein fester Bestandteil am Körper des Chritus sind, dass sie also klar zur Gemeinde gehören, dass sie durch Christus mit Gott Versöhnte sind und damit "fest im Glauben gestanden haben"!

Lies weiter:
Der 2. Korintherbrief - Kapitel 2