Das Johannes-Evangelium Kapitel 10

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Abschrift: Das Johannes-Evanglium in täglichen Andachten: Band I - IV
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Band I und II vergriffen
Band III und IV als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

10. Das Johannes-Evangelium Kapitel 10

Der gute Hirte
Anschläge gegen Jesus

Vorwort zu Band III

An erster Stelle steht der Dank all unseren lieben Lesern gegenüber, die durch ihre tatkräftige Hilfe die Herausgabe dieser Bände möglich gemacht und uns im Gebet und Flehen getragen haben. Dank sei aber auch in Christus Jesus unserem Gott und Vater, der alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt und der auch diese Arbeit in den Herzen unserer Leser reich segnet, zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit.

Bei den zwei bisher erschienenen Bänden stießen wir bei der Vers-für-Vers-Ausarbeitung auch auf Aussagen, die uns nachdenklich machten und uns in der Auffassung bestärkten, dass unsere bisherige Erkenntnis noch lange nicht perfekt und vollkommen ist. Wir stellten fest, dass so manche Aussage der Schrift auch andere Möglichkeiten der Auslegung zulässt. Um aber keine Uneinigkeit aufkommen zu lassen, haben wir uns im Zweifelsfall für die in unseren Kreisen schon bekannt Erkenntnis entschieden, was den Rahmen unseren Andachtsbücher sicher auch mehr entspricht. Es soll aber erwähnt werden, dass wir auch andere Auslegungmöglichkeiten erkannt haben, die durchaus beachtenswert sind.

Alle unsere in Christus geliebten Leser möchten wir zu Beginn dieses dritten Bandes erneut daran erinnern, dass Johannes sein Evangelium für Beschneidung, also an Israel gerichtet, schrieb. Ein einziger Leser teilte uns mit, dass ihn dieses Evangelium nicht interesssiert, er lese nur Paulus! Solche Einstellung sehen wir als "extrem" an, sagt doch gerade Paulus dass alle Schrift gottgehaucht und nützlich zur Belehrung, Überführung, Zurechtweisung und zur Erziehung in Gerechtigkeit ist, damit der Mensch Gottes zubereitet sei, ausgerüstet. zu jedem guten Werk (siehe 2Tim 3:16-17). Ist es denn möglich, dass sich Gläubige überhaupt nicht um die Auswahl aus Israel kümmern bzw. sich nicht dafür interessieren? Ist es möglich, dass keinerlei Mitfreude auch für Israel vorhanden ist, das ja auch eine herrliche Berufung hat? Bedenken wir doch stets, dass die Aufhauptung des Alls nicht allein durch unsere Mithilfe geschieht, sondern dass Gott hier vielmehr zwei Berufungsebenen und zwei Berufungsträger erwählt hat, nämlich die "irdische" und die "überhimmlische", und dazu die ausführenden Berufungsträger "Israel" und die "herausgerufende Körperschaft Christi." So möge uns auch dieses Büchlein viel Segen vermitteln!


Der gute Hirte

Joh 10:1

"Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Wer nicht durch die Tür in die Schafhürde eintritt, sondern anderswo hineinsteigt, der ist ein Dieb und Wegelagerer."

Vers 40 des letzten Kapitels (Joh 9:40) zeigte uns, dass sich unter den Zuhörer auch "einige Pharisäer" befanden; an diese sind die jetzt folgenden Worte Jesu (Vers 1-21) gerichtet.

Dass diese Worte wiederum einen wichtigen Inhalt haben, unterstreicht Jesus mit den Worten: "Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch". In den kommenden Versen verdeutlichte Jesus am Bild einer Schafherde, die sie umgebenden Hürde und ihren Hirten. Viele Künstler haben Jesus immer wieder als den "fürsorglichen Hirten" dargestellt, ein verletztes Lämmlein auf Seinen Schultern tragend; und vielen von uns ist dieses Bild aus den Schlafzimmern unserer Eltern wohlbekannt. Doch bereits hier muss das Wort der Wahrheit richtig geschnitten werden, das heißt: Wir müssen beachten, wem diese Worte gelten.

So lieblich und schön das Bild eines Hirten ist, der sich voll für seine Herde einsetzt, so ist es trotzdem nur auf das Volk Israel gemünzt. Es passt kaum auf uns, die Körperglieder Christi Jesu, denn für uns ist Christus nicht der gute Hirte, Er ist vielmehr unser Haupt!

Der bedeutende Unterschied kann beispielsweise darin aufgezeigt werden, dass ein Schaf (und wir sprechen hier von Israel), trotz größter Fürsorge des Hirten, aus eigener Schuld verlorengehen kann! Wir erinnern hier an Ananias und Saphira oder an die Worte für die sieben Gemeinden in Offb 2 u. 3, wo bei entsprechend schlechten Werken sogar ein "aus Meinem Mund ausspeien" möglich ist (Offb 3:16b). Da die Körpergemeinde aber nicht aus Werken, sonder in der Gnade gerettet ist (Eph 2:8), kann keines dieser Glieder jemals verloren gehen! Schon vor dem Niederwurf der Welt hat Gott uns in Christus auserwählt (Eph 1:4), und diese Auserwählung ist unwiderruflich und unbereubar!

In den Texten des AT finden wir immer wieder das Bild der Schafherde und ihres Hirten. Hier nur einige Beispiele aus dem Reichtum der Psalmen: Er ließ Sein Volk einherziehen wie Kleinvieh und führte sie wie eine Herde in der Wildnis." (Ps 78:52); "Jewe ist mein Hirte" (Ps 23:1); "Du Hirte Israels, neige Dein Ohr! Der Du Joseph führst wie eine Herde (Ps 80:2).

Dass das Bild der Schafherde auf Israel gemünzt ist, wird noch deutlicher, wenn wir Lk 12:32 lesen: "Fürchte dich nicht, du kleines Herdlein, da es eurem Vater wohl erscheint, euch das Königreich zu geben".

Wir tun uns schwer, ähnliche Aussagen ung Begriffe bei Paulus, dem Apostel der Nationen, zu finden. Lediglich in Apg 20:28 finden wir den Begriff "Herde", allerdings in Verbindung mit dem Amt des Aufsehers. Ähnlich gebraucht er das Wort "Herde" in 1Kor 9:7. In Röm 8:36 vergleicht Paulus die Körpergemeinde mit "Schlachtschafen", wobei er im Grunde Ps 44:23 zitiert. Mehr finden wir bei Paulus nicht! Dafür sagt der Herr von Sich überdeutlich: "Ich wurde lediglich zu den verlorenen Schafen vom Hause Israel gesandt" (Mt 15:24).

Wir sehen ganz klar, dass die Schafe des zukünftigen Königreiches Israeliten sein werden. Diese Schafe werden von einer Hürde umgeben, die sie nicht nur zusammenhält, sondern auch Schutz vor Eindringlingen geben soll.

Die Hürde, die Israel umgibt, ist die Mauer von Verordnungen, das Gesetz.

Jesus gab kund, dass sie Schafhürde nur durch die Tür betreten werden darf, wer anderswo in die Hürde eindringt, hat keine guten Absichten.

Joh 10:2

"Wer aber durch die Tür eintritt, ist der Hirte der Schafe."

Der "große" Hirte ist ganz klar der Herr Selbst. David beschreibt Ihn in dem schon gestern angesprochenen Ps 23 so:

"Jewe ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln; in grünen Oasen wird Er mich lagern, zu bewässerten Ruhestätten wird Er mich geleiten und meine Seele laben. Er wird mich leiten auf Geleisen der Gerechtigkeit um Seines Namens willen. Auch wenn ich in der Schlucht des Todesschattens ginge, würde ich nichts Übles fürchten, denn Du bist bei mir, Dein stecken und Dein Stützstab - sie trösten mich. Du richtest vor meinem Angesicht einen Tisch zu angesichts meiner Bedränger; Du salbst mein Haupt mit Öl, mein Becher sättig mich. Ja, Gutes und Huld werden mir alle tage meines Lebens folgen, und ich werde im Hause Jewes wohnen für der Tage Länge."

Obwohl wir auch dieses Psalmwort Israel zuordnen müssen, hat es doch schon vielen Gläubigen aus den Nationen Trost gebracht und neue Kraft gegeben. Es wäre schlimm, wollten wir unserem Gott und Vater absprechen, dass Er der am Boden liegenden Seele, die Ihn mit obigen Worten anfleht, Seine Hilfe versagt, nur weil die Wortteilung nicht eingehalten wird! Doch so, wie schon Johannes seine Glaubensgenossen in seinem 1.Brief zwischen Kindlein, Jünglingen und Vätern glaubensmäßig unterscheidet (1Jo 2:12-13), so sollen auch wir von Kindlein im Glauben über Jünglinge zu Vätern heranreifen - und im Zuge dieses Wachstums am inneren Menschen führt uns der Geist Gottes immer mehr an die Speise heran, die uns direkt zugeeignet ist; wir finden sie bei dem für die Nationen von Gott berufenen Apostel Paulus.

Der große Hirte betrat also die Schafhürde Israel, und es jammerte Ihn, als Er seine Schafe sah, denn: "sie waren geschunden und umhergestoßen wie Schafe, die keinen Hirten haben" (Mt 9:36).

Joh 10:3

"Diesem öffnet der Türhüter; und die Schafe hören auf seine Stimme, er ruft seine eigenen Schafe mit Namen und führt sie hinaus."

In Ps 121:4 lesen wir: "Siehe, nicht schlummert noch schläft, der Israel behütet." Dieses herrliche Wort steht vom Anfang bis zum Abschluss über dem Volk Israel. Wer jedoch den Geschichtsverlauf Israels bis zum heutigen Tage verfolgt, müsste eigentlich in Anbetracht der Aussage von Ps 121:4 in Zweifel geraten, denn die Realitäten lassen den Hüter Israels unsichtbar erscheinen.

Es wird heute viel für Israel gebetet, vielfach ohne zu fragen, ob die Gebetsanliegen mit Gottes Willen übereinstimmen. Aber erst wenn wir erkennen, dass jeder Schritt, den Israel tut, von dem Hüter Israels bewirkt ist, erst dann können wir auch über dem unruhigen Weg Israels innerlich ruhig werden. Dabei können, ja sollen wir Israel in unseren Gebeten tragen, aber nicht in Form von Vorschlägen, die wir Gott unterbreiten, sondern in Lob und Dank, dass der Hüter Israels in der Tat nicht schläft noch schlummert, sondern in jedem Fall für das Volk Seiner Wahl ein wunderbares Ende und Ziel bereitet hat.

Der große Hirte betrat also die Hürde, und nun müssen wir beachten, dass der Herr die Schafherde aufteilte. Die gesamte Herde hörte Seine Stimme, doch Er rief nur Seine eigenen Schafe mit Namen! Und dies eigenen Schafe führte Er aus der Hürde hinaus, der Rest verblieb darin.

An diesem Bild zeigte Jesus sehr deutlich, dass ganz Israel Seine Worte hörte, aber nur Seine eigenen Schafe als Erstlinge berufen waren; es ist dies die Schar seiner Jünger, allen voran die zwölf Apostel.

Wir sehen auch hierin, dass Gottes Wirken vielfach im "Kleinen" beginnt. Dies bedeutet, dass sie in der Hürde zurückgebliebene Schafe nicht verlorengehen, sondern dass bei Gott alles seine Zeit und Ordnung hat.

Joh 10:4

"Wenn er dann die eigenen alle hinausgetrieben hat, geht er vor ihnen her, und da die Schafe mit Seiner Stimme vertraut sind, folgen sie ihm."

Wieder wird in unserem Leitwort betont, dass die eigenen Schafe hinausgetrieben wurden, dass folglich diejenigen zurückblieben, die Er nicht als "eigene Schafe" bezeichnete.

Er trieb sie hinaus aus der Hürde, und dies bedeutete dreierlei: Einmal bot solch eine Hürde ja Schutz, sie hielt die Herde zusammen, vor allem in der Nacht, und sie gewährte einen bedingten Schutz vor Eindringlingen (bedingt deshalb, weil ein Eindringen von Dieben und Wegelagerern ja trotzdem noch möglich war, wenn auch nicht durch die Tür). Doch mit dem Kommen des Hirten übernahm dieser selbst den Schute der Herde, die Hürde war überflüssig. Zum zweiten bekam die Herde durch das "Hinausführen" frische Nahrung, der Hirte führte sie auf saftige Weiden. Zum dritten verglichen wir die Hürde, die die Herde umgibt, mit der Mauer von Verordnungen, die Israel einhalten muss. Was jedoch Israel nie gelang und auch nie gelingen wird, dies erfüllte der Hirte. Er erfüllte das Gesetz, die Schafe mussten Ihm nur folgen!

Damit gewinnt dieses Bild vom Hirten und von der Schafherde eine wunderbare Bedeutung. Die Schafe, die Sein eigen waren, kannten auch Seine Stimme. Dies bedeutet, dass sie, im Gegensatz zum Rest der Herde, vom Vater gemäß Joh 6:29+44 gezogen wurden - der in ihnen wirkende Geist Gottes machte ihnen die Stimme so vertraut, als hätten sie diese längst erkannt!

Wie wunderbar sehen wir in obigem auch unsere Führung hin zu Christus Jesus, unserem Herrn und Haupt. War es nicht auch bei uns so, als uns Gottes Geist ansprachen, dass wir sofort wussten, hier ist unser Platz, hier ist unsere Erwartung und hier ist unser Lebensinhalt?

Joh 10:5

"Einem Fremden jedoch würden sie keinesfalls folgen, sondern vor ihm fliehen, weil sie mit der Stimme der Fremden nicht vertraut sind."

Die obigen Worte Jesu klingen sehr gewiss, und so wollen wir auf ein Wort in Joh 17:12 vorgreifen: "Als Ich bei ihnen in der Welt war, bewahrte Ich sie, die Du Mir gegeben hast, in Deinem Namen. Ich behütete sie, und keiner von ihnen ging verloren außer dem Sohn des Untergangs."

Gott kommt mit denen, die Er auserwählt hat, immer ans Ziel. Der Verlust des einen - und hier ist Judas Iskariot angesprochen - war keine göttliche Panne, sondern auch dieses Verlorengehen entsprach dem Willen Gottes. Dass Gott letztendlich aber auch mit den Nichtauserwählten, ja sogar mit den Verlorenen, an Sein herrliches Ziel kommt, ist eine hehre göttliche Wahrheit.

Solange Jesus in der Welt war, hütete Er Seine Ihm gegebenen Schafe und bewahrte sie. Aber auch für die Zeit, als Er diese Welt verließ und zu Seinem Vater aufstieg, war schon vorgesorgt. So lesen wir in Joh 16:13: "Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in alle Wahrheit leiten." Also auch nach Seiner Himmelfahrt bleibt die Herde versorgt!

Es ist für uns äußerst trostreich, wenn wir auch an der Geschichte und Führung Israels immer wieder erkennen können, wie zielgenau und sicher alles durch Gottes Wirken abläuft. Selbst die kleinsten Details sind geplant und werden planmäßig ausgeführt. Dabei erleben wir erneut, dass nicht der Wille des Menschen entscheidet, sondern der Wille Gottes längst bestimmt hat! Keiner der Erstlinge aus Israel konnte sich dem Glauben an den Sohn entziehen, den ihm der Vater eingegeben hatte, und keiner konnte dem Ziehen des Vaters hin zum Sohn entfliehen. dieses Wissen darf und soll. uns täglich erquicken, und Anlass zu Lob und Dank sein!

Joh 10:6

"Diese verhüllte Rede sprach Jesus zu ihnen: sie aber erkannten nicht, was Er ihnen damit sagen wollte."

Jesus hatte Zuhörer, die Ihm von Gott als Erstlinge, die nicht auserwählt waren und die darum nicht verstehen konnten, was Er sprach. Unser Leitvers spricht deshalb von einer "verhüllten" Rede Jesu!

Im Erdenleben Jesu sehen wir immer wieder solche Verhüllung seiner Worte. Besonders deutlich wird dies auch an den Gleichnissen, wie sie Jesus etwa in Mt 13 gebrauchte. Nach herkömmlicher Meinung wandte Er Gleichnisse an, u m etwas zu verdeutlichen - doch gerade das Gegenteil ist oft die biblische Wahrheit! Auf die Frage der Jünger, warum Er in Gleichnissen spreche, gab Jesus zur Antwort: "Euch (den Jüngern) ist es gegeben, die Geheimnisse des Königreichs der Himmel zu erkennen, jenen (dem Volk) aber ist es nicht gegeben" (Mt 13:10-11). Und in Vers 13 lesen wir weiter: "Deshalb spreche Ich in Gleichnissen zu ihnen, damit sie sehend nicht sehen und hörend nicht hören noch verstehen."

Hier sehen wir, dass Jesus viele Seiner Reden verhüllte, weil sie nur von einem Teil Seiner Zuhörer verstanden werden sollten. Dabei beruft sich Jesus auf das Prophetenwort aus Jes 6:9-10, wo die Verstockung des Volkes angekündigt ist.

Erneut werden Gottes geoffenbarter Wille und gleichzeitig Seine geheime Absicht offenkundig. Gottes geoffenbarter Wille bietet dem ganzen volk das Königreich an, der König ist mitten unter ihnen. Doch im Hintergrund steht Gottes geheime Absicht: Israel musste ablehnen und den König töten, ansonsten hätte es keinen Opfertod Jesu gegeben!

Joh 10:7-10

"Daher erklärte Jesus ihnen nochmals: Wahrlich, wahrlich Ich sage euch: Ich bin die Tür zu den Schafen. Alle, die Mir zuvorkommen wollten, sind Diebe und Wegelagerer; die Schafe jedoch hörten nicht aus sie. Ich bin die Tür; wenn jemand durch Mich eingeht, wird er gerettet werden, wird ein- und ausgehen und Weide finden. Der Dieb kommt lediglich, um zu stehlen, zu schächten und umzubringen. Ich bin gekommen, damit sie äonisches Leben haben und es überfließend haben."

Jesus lockerte Seine "verhüllte" Rede etwas auf, indem Er Seinen bisherigen Worten klärend hinzufügte: "Ich bin die Tür...". Damit machte Er Seinen Zuhörern unmissverständlich klar, dass Ihm nur der gehören kann, der Ihn auch als Sohn Gottes anerkennt, und nur derjenige gerettet wird, der durch Ihn eingeht.

Schon vor Ihm wollten die Oberen der Juden das Volk an sich binden. Ihr Stolz und ihre Selbstgerechtigkeit machten auf das Volk Eindruck. Nun bezeichnete sie Jesus als Diebe und Wegelagerer, die stehlen, schächten und umbringen. Um Jesus anzunehmen, hätten diese ihre Macht abgeben müssen - und dies wollten sie unter keinen Umständen. Im Gegensatz zu den selbstgerechten Pharisäerin und Schriftgelehrten stehen die Sünder, die erkannt hatten, dass sie ohne göttliche Hilfe verloren sind und bleiben. Sie wussten sofort, dass die Hilfe in der Gestalt des Sohnes Gottes vor ihnen stand.

Christus Jesus ist aber auch unser Weg, unsere Wahrheit und unser Leben, ja Er ist das Leben der ganzen Schöpfung. Den Schafen aus dem Volk Israel, die Ihm gehören, verheißt Er nicht nur äonisches Leben, sie sollen es überfließend haben. Überfließendes äonisches Leben für Seine Schafe, überströmende Gnade für Seine Körperglieder - Gott gibt nicht nur, Er gibt im Überfluss! Und Er gibt die alles aus Senem von Liebe zu uns überströmenden Herzen!

Joh 10:11

'"Ich bin der edle Hirte. Der edle Hirte gibt seine Seele für die Schafe hin."'

Nachdem Sich Jesus als "die Tür" bezeichnete, vergleicht Er Sich im heutigen Text mit einem "edlen Hirten", und Er nennt auch den Charakter eines solche: "Er gibt Seine Seele für die Schafe hin." Da diese Aussage Jesu viel Aussagekraft hat, wollen wir ihr auch etwas mehr Raum geben.

Gott, unser Retter, welcher will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen, hat dafür jede notwendige Vorsorge getroffen, und zwar durch einen Mittler, den Menschen Christus Jesus, der Sich Selbst für alle zum Ersatzlösegeld gibt (gem. 1Tim 2:4-6). Dieses Wort des Apostels Paulus ist das göttliche Zeugnis für die heutige Verwaltung der Gnade. Diese Gnadenzeit steht jedoch im Gegensatz zu der früheren Verwaltung, als Christus "ein Diener der Beschneidung" war und Sich nur mit dem auserwählten Volk Israel befasste (siehe Mt 10:5-6; Röm 15:8). Damals sagte Er zu Seinen Jüngern, dass der Sohn des Menschen gekommen ist, um Seine Seelea als Lösegeld für viele zu geben (Mt 20:28; Mk 10:45).

Der obige Absatz enthält somit einen beachtenswerten Unterschied: Einmal lesen wir, dass Jesus Sich Selbst für alle als Ersatzlösegeld gegeben hat. und zum anderen gibt Er Seine Seele für viele. Beachten wir hier ganz besonders: Das erstere gilt allen Menschen, das zweit sprach Jesus nur zu dem Volk Israel! Einmal gibt Jesus Sich Selbst als Ersatzlösegeld, dann gibt Er Seine Seele!

Obiges mag uns im ersten Augenblick etwas verwirrend vorkommen, doch je vertrauter wir damit werden, umso schöner leuchtet uns Sein Wort auf, das uns ja in die Tiefen des unausforschlichen Reichtums Gottes führen möchte.

Gestern hoben wir zwei Sichtweisen des Ersatzlösegeldes, wie es unser Herr bezahlte, hervor: Einmal gab Er Sich Selbst für alle, und zum zweiten gab Er Seine Seele für viele.

Heute soll uns die Frage beschäftigen: Was bedeutet überhaupt Lösegeld?

Gemäß 2Mo 13:2.11-15 beanspruchte Gott alle Erstgeburt, sowohl vom Menschen als vom Vieh - sie sind Sein (2Mo 34:19)! Jede Erstgeburt musst Ihm geopfert werden, dies geschah, indem sie sterben musste, oder vom Tod losgekauft wurde. Nach 4Mo 3:44-49 nahm Gott als Ersatzlösegeld für die Erstgeborenen die Leviten. Da es aber weniger Leviten als Erstgeborene gab, wurden die nicht durch Leviten abgedeckten Erstgeburten durch eine Zahlung von 5 Schekel Silber pro Kopf losgekauft. So niedrig das Lösegeld an sich schon war, so brauchte ein Armer nicht einmal diese Summe zu bezahlen, sondern nir das, was er vermochte. Wir sehen, dass Gott voller Nachsicht bei dem ist, was Ihm rechtmäßig gehört!

War das Lösegeld, das Israel aufbringen musste, eher gering, so war das Lösegeld, dass der Mensch Jesus Christus aufbrachte, einmal hoch! Bei Paulus lesen wir: "Denn ihr seid mit einem hohen Preis erkauft worden" (1Kor 6:20). Dieser hohe Preis ist Christus Selbst für alle, und Seine Seele für viele.

Die Tatsache, dass wir durch das Lösegeld freigekauft sind, widerspricht aber nicht der anderen Tatsache, dass wir teuer erkauft sind (1Kor 6:20). Freigekauft sind wir in Christus, aber erkauft sind wir in unserem Herrn, und zwar für Seinen Dienst! Hier ist nicht von unserer Stellung in. Christus die Rede, sondern von unserer Verpflichtung Ihm gegenüber. Auch Petrus redet von dem Besitzrecht Christi auf uns durch Kauf (2Petr 2:1).

Der "hohe Preis", der als Lösegeld für die Menschheit bezahlt wurde, wird uns in zwei unterschiedlichen Werten benannt, einen behandeln wir heute: Er gibt Seine Seele für viele.

"Seele" ist ein Ausdruck, der unser Empfinden und Bewusstsein bezeichnet, wobei der Schwerpunkt auf dem "Bewusstsein" liegt. Unsere Pfanzenwelt hat auch Leben, aber sie hat keine Seele, also kein Bewusstsein - wir sehen hier den wichtigen Unterschied zwischen Leben und Seele. Deshalb wurde der erste Mensch Adam auch kein lebendiges Leben, sondern eine "lebendige Seele" (1Kor 15:45), ein "Empfindender".

Christus kam auf die Erde, nicht um zu herrschen, sondern um zu dienen! Er legte Seine vom Vater verliehene Gottheit ab und erniedrigte Sich Selbst, und diese Erniedrigung setzte sich fort bis zum Kreuzestod (Phil 2:6-8). Können wir je ermessen, was dieser Weg für den Sohn Gottes enthielt? Können wir je ermessen, wieviel Leiden oder Empfindungen Seine Seele durchkosten musste? Können wir je nachempfinden, was Er empfang, als Er, am Kreuz hängend, die Sündenlast der gesamten Menschheit aufgebürdet bekam? In diesem Leiden erblicken wir Seine Seele, die Er im Tod ausgeschüttet hat. Und so wie in Ägypten das Blut des lösenden Lammes ein Zeichen für den Engel war, so ist jetzt Sein Blut das Zeichen, dass Seine Seele (welche ja im Blut ist), uns vom Tode freigekauft hat!

Jeder Tag, ja jede Stunde und Minute Seines Erdenlebens war für Seine empfindende Seele "Leiden"! "Er gibt Seine Seele für die Schafe (oder gemäß Mt 20:28 "für viele") - welch eine erhabene Aussage ist dies!

Heute sind es wenige, die sich an dem Lösegeld Seiner Seele erfreuen können, im kommenden Äonen werden es zwar noch nicht alle, aber viele sein!

Gestern sahen wir den einen Wert des Lösegeldes unseres Herrn: "Seine Seele für viele" (bzw. für die Schafe) - heute betrachten wir den anderen Wert: "Sich Selbst für alle."

Groß ist die Zahl derer, die das Lösegeld für alle, wie es 1Tim 2:6; 1Tim 4:10 bezeugt, ableugnen - sie machen diese göttlichen Worte zur Lüge! Sie erfassen nicht, dass Er, der in den Tagen Seiner Erniedrigung viele durch die Hingabe Seiner Seele loskaufen konnte, im Zeitalter Seiner Macht und Majestät mit Leichtigkeit alle loskaufen wird!

War die Hingabe "sSeiner Seele (Seiner Empfindungen) für viele" - schon gewaltig, so wiegt das Lösegeld "für alle" noch mehr - Er gibt Sich Selbst! Bedenken wir doch, dass der gesamte Wert Seiner Leiden und Seiner Schmach durch die Herrlichkeit Seiner Erhöhung vergrößert wird.

In alter Zeit beanspruchte Gott nur die Erstgeborenen zum Eigentum. Nur sie brauchten losgekauft zu werden. Sie sind das Gleichnis der vielen! Aber wurde nicht das ganze Volk Israel aus Ägypten geführt und nicht nur die freigekauften Erstgeborenen?

Gott ist nicht nur ein Gott von "Vielen", Er ist vielmehr ein Gott "Aller"! Gott hat Sich einen Mittler ersehen, um durch diesen Seinen Willen auszuführen, nämlich dass alle Menschen gerettet werden; und dieser Mittler führt ihn aus, indem Er Sich Selbst als Lösegeld gibt. Der Mittler Christus Jesus ist von so unermesslichem Wert und solche einzigartiger Kostbarkeit (ganz abgesehen von dem Wert Seiner Seele und Seines Dienstes), dass es Ihm ein Leichtes ist, alle Menschen loszukaufen. Er ist das Haupt von allem und Er ist der Herrlichstes von allen - wie dürfen wie uns doch in tiefer Liebe Ihm zugetan wissen!

Joh 10:12-13

"Doch der Mietling, der nicht der wirkliche Hirte ist und dem die Schafe nicht zu eigen sind, schaut den Wolf kommen, verlässt die Schafe und flieht. Dann raubt sie der Wolf und zerstreut die Schafe. Der Mietling flieht, weil er eben nur Mietling ist und sich nicht viel um die Schafe kümmert."

Ein Mietling ist ein Hirte, der gegen Lohn fremde Herden hütet, Jesus sagt treffend, dass dieser bei Gefahr zuerst an sich selbst und seine eigene Sicherheit denkt; im entsprechenden Fall wird er die Herde im Stich lassen und fliehen. Wie anders ist da der edle Hirte, Jesus Selbst, der Seine Seele für Seine Schafe gibt!

Der edle Hirte hat zwar Seine Seele für Seine Schafe schon gegeben und das Lösegeld bezahlt, aber noch ist die Herde nicht in Sicherheit! "Nehmt euch in acht vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber räuberische Wölfe sind" (Mt 7:15), sagt Jesus zu Seinen Jüngern und: "Siehe, Ich schicke euch wie Schafe mitten unter die. Wölfe" (Mt 10:16). Selbst Paulus sagt uns: "Ich weiß aber, dass, wenn ich unerreichbar bin, schwere Wölfe unter euch eindringen werden, die das Herdlein nicht verschonen" (Apg 20:29). Eine aufschlussreiche Aussage finden wir in Hes 34:11 ff: "Denn so spricht der Herr, Her: Siehe, Ich will Mich Meiner Herde, Selbst annehmen und sie suchen. Wie ein Hirte seine Schafe sucht, wenn sie von seiner Herde verirrt sind, also will Ich Meine Schafe suchen und will sie erretten von allen Örtern, dahin sie zerstreut waren zur Zeit, da es trüb u nd finster war. Ich will sie von allen Völkern ausführen und will sie in ihr Land führen und will sie weiden auf den Bergen Israels und in allen Auen und auf allen Angern des Landes" (nach Luther). Wenn wir jetzt noch Offb 7:17 lesen, wird unklar, dass die Schafe, die Ihm gehören, erst im kommenden Königreich auf Erden die Ruhe und Geborgenheit finden, die sie ersehnen. Doch zuvor wird noch manche Träne fließen, die das Lämmlein inmitten des Thrones dann aber aus ihren Augen wischen wird.

Joh 10:14-15

"Ich bin der edle Hirte und kenne die Meinen, und die Meinen kennen Mich, so wie der Vater Mich kennt und Ich den Vater kenne; und Ich gebe Meine Seele für die Schafe hin."

Jesus wiederholt Seine Worte von Vers 11, für uns bekommen sie damit umso mehr Gewicht.

In Sach 13:7 lesen wir: "Schwert, mache dich auf über Meinem Hirten und über den Mann, der Mir der nächste ist! spricht der Herr Zebaoth. Schlage den Hirten, so wird die Herde sich zerstreuen, so will Ich Meine Hand kehren zu den Kleinen." Mit diesem Prophetenwort erfüllte sich das Wort des edlen Hirten: "Und ich gebe Meine Seele für die Schafe hin".

Als der Herr kam, fand Er die Herde geschunden und umher gestoßen wie Schafe die keinen Hirten hatten. ER sammelte sie ein und bereitete sie auf das vor, was zukünftig folgen würde, wobei Er ihnen als herrliches Ziel das Königreich verhieß (Lk 12:32). Doch zuvor stand noch der Kampf mit den falschen Hirten, den Mietlingen, sowie den eindringenden Wölfen aus.

"...und die Meinen kennen Mich". mit diesen Worten lenkt Jesus auf Seine Stimme, auf Sein Wort. Wer auf Sein Wort hört, kommt durch alle Gefahren hindurch, auch wenn es viele Tränen und Leid geben wird. Wer jedoch auch an andere Stimmen hört, begibt sich in die Reichweite des Wolfes. Dies gilt nicht nur der Schafherde Israel, dies gilt auch uns!

Schon immer gab es fremde Stimmen, gab es gefährliche Einflüsterungen, und dies fing bereits im Paradiesgarten an. Welcher Stimme neigen wir uns zu, wo fühlen wir uns hingezogen, wo gehören wir hin? Es ist die Stimme des edlen Hirten und Hauptes, welche Israel und welche uns immer auf dem rechten Weg führt, bis wir alle das verheißene und herrliche Ziel erreicht haben.

Joh 10:16

"Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus dieser Hürde sind; auch jene muss Ich führen, sie werden Meine Stimme hören und eine Herde und ein Hirte werden."

An der Aussage Jesu: "Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus dieser Hürde sind", scheiden sich die Ansichten mancher Ausleger des Wortes Gottes. So sind viele Gläubige der Ansicht, die "anderen Schafe" seien wir, die Körperglieder Christi Jesus aus den Nationen.

Johannes ist von allen Schreibern an die Beschneidung derjenige, der manchmal auch auf der paulinischen Linie zu liegen scheint, was aber nicht stimmt und auch gar nicht stimmen kann! Auch wenn wir noch so viele Ähnlichkeiten und Berührungspunkte in seinem Evangelium finden - es ist und bleibt an die Beschneidung gerichtet, und es handelt auch ausschließlich von der Beschneidung! Hätte Johannes auch über uns, die herausgerufene Körperschaft Christi Jesu, geschrieben, dann hätte Paulus kein Geheimnis mehr offenbaren können (siehe Eph 3:9 und Kol 2:2). Die Aussage Jesi in unserem Leitvers, die Johannes niederschrieb, musste letzterem verständlich sein, sei emusste sich klar auf Israel beziehen - und damit ist eine auf uns bezogene Auslegung nicht möglich! Nur mit dieser klaren Erkenntnis können wir unser Leitwort richtig auslegen bzw. einordnen.

Die anderen Schafe, die nicht aus dieser Hürde sind, können sich nur auf das Gesamtvolk Israel beziehen, das in der Zerstreuung lebt. Die Hürde stellt, wie wir schon früher aussagten, Israel dar, umgeben von der Mauer von Verordnungen. "Außerhalb" der Hürde bedeutet einmal, außerhalb der Landesgrenzen Israels, aber unter Umständen auch außerhalb der Mauer von Verordnungen!

Außerhalb der Landesgrenzen Israels lebten und leben immer noch sehr viele Israeliten. So richtete Petrus seine zwei Briefe an die Auswanderer in der Zerstreuung - auf sie trifft in jedem Fall die Bezeichnung "andere Schafe" zu!

"... sie werden Meine Stimme hören und eine Herde und ein Hirte werden". Die unterstrichenen Worte zeigen uns auch heute erneut, dass ein Zusammenschluss der anderen Schafe mit jenen, zu denen Jesus persönlich spricht, sein wird, dass hier tatsächlich nur von Israel die Rede sein kann und dass jene Angehörigen des Bundesvolkes, die in der Zerstreuung leben, zur Herde im Land Israel zurückkehren werden und dann eine Herde bilden.

Wenn wir vom Gesamtvolk Israel sprechen, meinen wir alle zwölf Stämme. Tatsache ist aber, dass bis heute nur zwei Stämme ersichtlich sind, die Stämme Juda und Benjamin. Unter dem König Rehabeam wurde das Volk in zwei Teile getrennt, weil sich zehn Stämme gegen den König auflehnten und ein eigenes Nordreich mit der Hauptstadt Samaria gründeten; zu ihrem König riefen sie Jerobeam aus. Durch den assyrischen König Salmanassar V. Wurden diese Stämme später in die Gefangenschaft verschleppt und sind seither verschwunden.

Betreffs der verschwundenen zehn Stämme gibt es viele Ansichten und Erkenntnisse, die wir zum Teil nicht ohne weiteres ablehnen können. Tatsache jedoch, dass im Königreich einmal alle zwölf Stämme vorhanden sein werden, was wiederum bedeutet, dass diese Stämme sich unter den Nationen befinden müssen - wenn auch ohne Identität bzw. Bewusstsein ihrer Stammeszugehörigkeit. Dies kam so, weil sich die verschleppten zehn Stämme im Lauf der Zeit aus der Gefangenschaft befreit und sich unter die übrigen Völker der Erde gemischt haben. Dabei mag ihnen im Verlauf der Jahrhunderte ihr Bewusstsein der Zugehörigkeit zu Israel verloren gegangen sein, und mit diesem Bewusstsein auch die Einhaltung von Verordnungen, die ja Israel wie eine Hürde umgeben und schützen sollen.

Im Königreich wird es dann wie eine 12-stämmige Herde sein, und....

"...ein Hirte werden"

Unser heutiges Leitwort ist die Fortsetzung des gestern unvollendeten Satzes. So bildet das Gesamtvolk Israel zukünftig nicht nur eine Herde, sondern es wird auch ein Hirte sein! Dies mag uns im ersten Augenblick seltsam erscheinen, doch denken wir über diese Aussage des Herrn tiefer nach, dann finden wir bald die Lösung.

Noch bevor der "edle" Hirte am Kreuz Sein Leben lassen musste, bestimmte Er unter Seinen Jüngern denjenigen, der Ihn als Hirte vertreten sollte. So sprach Er zu Petrus: "Du bist Petrus, und auf diesem Felsen will Ich Mein eherausgerufene Gemeinde bauen" (Mt 16:18). Es handelt sich hierbei selbstverständlich um die herausgerufene Königreichsgemeinde! Doch schon weit in der Vergangenheit bestimmt Gott eine andere Auswahl:

Unter allen Völkern erwählte Er Sich das schwächste und geringste Volk Israel aus (5Mo 7:7), um es für Seine Dienste zu gebrauchen. So lesen wir in 2Mo 19:6: "Und ihr sollt für Mich ein königliches Priestertum und eine heilige Nation werden". Diese göttliche Verheißung findet aber erst im kommenden Königreich seine Erfüllung, dann wir nämlich die herausgerufene Gemeinde aus Israel - und hier werden wieder alle zwölf Stämme vertreten sein - ein Hirte über die übrigen Nationen werden! Nicht mehr Washington oder Moskau oder sonst eine Weltstadt wird Sitz der Herrschaft sein, vielmehr wir d Jerusalem der Mittelpunkt der Erde! So prophezeite Jesaja über Jerusalem: "Es strömen zu ihm alle Nationen, und es gehen viele Völker und sagen: Kommet und lasset uns aufsteigen zum Berg Ieue's und zum Hause des Jakobs Alueim, dass eR uns unterweise in Seinen Wegen und wir wandeln in Seinen Pfaden. Denn von Zion geht hervor das Gesetz und das Wort Ieue's von Jerusalem" (Jes 2:2-4).

Mt 28:19-20 rundet das Bild des Hirtenauftrags Israewl an den Nationen ab!

Joh 10:17-18

"Deshalb liebt Mich der Vater, weil Ich Meine Seele hingebe, damit Ich sie wieder nehme. Niemand nimmt sie von Mir, sondern Ich gebe sie von Mir Selbst aus hin. Ich habe Vollmacht, sie hinzugeben, und Ich habe Vollmacht, sie wieder zu nehmen. Dieses Gebot habe Ich von Meinem Vater erhalten."

Sechs mal erscheint in unserem Leitvers das Wort "Ich" Dies führt und gleich zur Kernaussage dieser beiden Verse: Jesus gab Seine Seele freiwillig, von Sich Selbst aus, hin.

Die Zeugung Christi durch den heiligen Geist ist die Ursache Seiner Gottheit und zugleich das Erfassen Seiner Menschlichkeit. So wie beim Menschen Geist und Fleisch in natürlicher Weise zusammenwirken, um ihn zu einer lebendigen (d.h. Bewusstsein und Empfindung habenden ) Seele zu machen (1Mo 2:7), so wirkt bei Christus der göttliche Geist mit Seinem menschlichen Körper zusammen, um diese einmalige Persönlichkeit darzustellen! Und nur so konnte Er Seiner Aufgabe gerecht werden: Ein Mittler zwischen Gott und den Menschen (1Tim 2:5).

Jesus hatte als Mensch wohl einen (seiner äußeren Beschaffenheit nach) sterblichen Körper. Doch dieser war nicht wie bei dem sündigen Menschen zum Sterben sterbend, er war nicht schleichend dem Tode verfallen. Darum konnte Ihm auch niemand Seine Seele rauben, d.h. man konnte Ihn nicht einfach töten. Erst als Jesus von Sich Selbst Seine Seele hingab, konnte der Tod Seinen Körper berühren. Er gab Seine Seele aus freiem Willen hin; jederzeit hätte Er sie wieder aufnehmen, ja noch am Kreuz hängend, hätte Er herabsteigen können.

Wie Seine Seele, so auch Sein Geist; Er entließ ihn freiwillig und starb ohne Zwang den Kreuzestod (siehe Mt 27:50).

Das Hingeben Seiner Seele, Sein Tod am Kreuz, wurde zu einer einmaligen Kraftwirkung, die das gesamte All. umfasst. Er, der Gerechte, starb für die Ungerechten, und er starb für den höchsten Zweck: Auf dass Er uns zu Gott führe!

Immer wieder wie Jesus darauf hin, warum Er sterben müsste, und mehr als einmal wies Er auf die weittragende Frucht und Wirkung Seines Todes hin, vor allem, dass Sein Tod für beide, nämlich Gott und Menschen, völlig ausreichend sei!

Weil es ein niedergelegtes Leben war, deshalb war das Opfer so allgenugsam. Es war eine freiwillige Hingabe, eine Taufe in den Tod. Nur durch Sein Herabsteigen in den Tod konnte das überströmende Leben erstehen, überströmendes Leben für Israel, für uns und letztendlich für das ganze All!

Wie wunderbar spricht der Herr in unserem Leitvers von dieser zweifachen Wahrheit: Von dem sich durch Seinen Tod vervielfältigenden Leben und dem zukünftigen Triumph durch Seine Erhöhung. Wie muss das Herz des Vaters in unsagbarer Liebe erglüht sein, als Er den Sohn Seinen göttlichen Willen ausführen sah, als dieser in völligster Unterordnung unter Seinen Vater alles erduldete, alles erlitt und in Seinen letzten Atemzügen in größter Siegesfreude sagen konnte: "Es ist vollbracht!"

Nicht oft genug sollten wir uns zu dieser wichtigen Tatsache heranführen lassen "der Freiwilligkeit der Hingabe Seiner Seele"! Die Kraftquelle des Herr war eine Doppelliebe: Einmal die Liebe des Vaters zum Sohn (Joh 3:35; Joh 15:9 und Joh 17:26), dann die Liebe des Sohnes zur Schöpfung. In dieser Doppelliebe fand Er die Kraft zum Durchhalten bis hin zu Seinem schmachvollen Tod, wo Er auf zwölf Legionen Engel verzichtete (Mt 26:53).

Christi Hingabe ist eine einzigartige Offenbarung der Liebe Gottes, welche Ihn noch die hingebende Huldigung aller Geschöpfe einbringen wird. So schreibt Johannes in seinem ersten Brief: "Darin haben wir die Liebe erkannt, dass jener Seine Seele für uns dahin gegeben hat" (1Jo 3:16).

Wie wohlgefällig und erquickend für Gott Christi freiwillige Hingabe Seiner Seele war, hat Er uns mit der Wortkombination "Sich Selbst in Seinem Wort wissen lassen. Nicht nur in den Briefen der Beschneidung lesen wir diese, auch Paulus wendet sie immer wieder an und erinnert auch uns ganz direkt und persönlich an diese Freiwilligkeit (siehe Gal 1:4; Eph 5:2+25; Phil 2:7-8; 1Tim 2:6).

Aus dieser Reihe von Schriftworten erkennen wir, dass Gott eine besondere Absicht verfolgt: Unverkennbar will Er uns Gläubigen einprägen, dass Sein Sohn völlig freiwillig und ungezwungen alle Seine schweren Leiden um unserer Errettung willen auf Sich nahm und dass wir diese Wahrheit mit der sich darin offenbarenden selbstlosen Liebe unbedingt festhalten und in dankbarer Gegenliebe erwidern sollen.

Aus dieser Reihe von Schriftworten erkennen wir, dass Gott eine besondere Absicht verfolgt: Unverkennbar will Er uns Gläubigen einprägen, dass Sein Sohn völlig freiwillig und ungezwungen alle Seine schweren Leiden um unserer Errettung willen auf Sich nahm und dass wir diese Wahrheit mit der sich darin offenbarenden selbstlosen Liebe unbedingt festhalten und in dankbarer Gegenliebe erwidern sollen.

Wir haben in den letzten Tagen die h ehre Gesinnung unseres Herrn vor Augen gehabt. An uns, die herausgerufenen Körpergliedern aus den Nationen, schreibt Paulus: "Denn diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus ist..." (Phil 2:5), und in den folgenden Versen wird uns dann Sein Weg der Erniedrigung in eindrucksvoller Art und Weise beschrieben.

Dieses Vorbild Christi wird nun eine Ermahnung für uns, Seine Gesinnung nachzuahmen. Hier ist also unsere Mitwirkung, unser Wandel gefordert! Es ist etwas Großes, wenn Gläubige unvermeidliche Demütigungen und Erniedrigungen mannhaft und mutvoll ertragen - aber der Philipperbrief zeigt uns noch eine höhere Stufe. Vor der Wahl zwischen zwei Wegen stehend, einem äußerlich angenehmen und einem Leidensweg um Christi willen, sollen wir uns mühen, und um Seinetwillen den Weg der Erniedrigung und der Demütigung vorziehen!

Aus Liebe und Gehorsam zu Ihm Schweres auf sich zu nehmen, heißt, die Gesinnung Christi in uns zur höchsten Ausreife zu bringen!

Ohne aktive Bemühung ist es jedoch unmöglich, solche Wege zu wählen und zu gehen. Selbstentsagung und Selbsterniedrigung unsererseits sind bewusst vollbrachte Kreuzigungen der nach Höhe und Selbstruhm strebenden alten Menschheit. Der Lohn für solche Anstrengung, Seine Gesinnung in uns wachsen zu lassen, wird vor der Preisrichterbühne des Christus eine gebührende Anerkennung finden.

Joh 10:19-21

"Wegen dieser Worte kam es wider zu einer Spaltung unter den Juden. Viel von ihnen sagten: Einen Dämon hat Er und ist von Sinnen, warum hört ihr auf Ihn) Andere meinten: Dies sind nicht die Reden eines dämonisch Besessenen; kann etwa ein Dämon den Blinden die Augen auftun?"

Wie empfindlich reagieren doch die Menschen (Gläubige nicht ausgenommen), wenn ihnen etwas unterstellt wird, und sei es noch so unbedeutend. Da wird dann mit allen Mitteln versucht, sich rein zu waschen. Doch was sind all diese mehr oder weniger wichtigen Unterstellungen gegen diejenigen, die dem Sohn Gottes zugemutet wurden: "Einen Dämon hat Er" und "Er ist von Sinnen".

Wir sprachen die letzten Tage viel von der Seele des Herrn. Wenn Paulus in Phil 2:7 schrieb: "Er wurde den Menschen gleichgestaltet und in der Art und Weise wie ein Mensch erfunden", dann bedeutet dies auch, dass Seine Seele wie die eines Menschen empfand. Die Unterstellung des Volkes, Er habe einen. Dämon, Er sei von Sinnen, musste Ihn in Seiner Seele getroffen und zutiefst geschmerzt haben. Gerade Ihn, den Sohn Gottes, traf dieser furchtbare Vorwurf. Die unterste Gattung der Finsterniswelt sollte von Ihm Besitz genommen haben!

Aber wir lesen in unserem Text auch von einem Teil des Volkes, der offensichtlich nachdenklich wurde und nicht in die gemeinen Verdächtigungen der Gegner einstimmte. Sie wussten aus Erfahrung, dass sich Besessene anders verhielten, als die Jesus tat. Auch hatten sie nie erlebt, dass Besessene Kranke heilen konnten, es gab also eine Spaltung unter dem Volk. So ungut Spaltungen einerseits sind (1Kor 1:10) - und wir denken hier an die Gläubigen - so segensreich können sie andererseits sein, wenn damit die Bewährten offenbar werden (1Kor 11:19). Auch wenn diese Gegenstimmen von Menschen kamen, die keine Jünger Jesu waren, so suchten diese doch offenkundig das Gerechte und waren auf bestem Weg, "Guttäter" gem. Röm 2:7 zu werden!

Joh 10:22-24

"Damals fanden in Jerusalem die Einweihungsfeiern statt; es war Winter, und Jesus wandelte in der Weihestätte in der Halle Salomos. Da. umringten Ihn nun die Juden und fragen Ihn: Wie lange hältst Du unsere Seele hin? Wenn Du der Christus bist, dann sage es uns freimütig!"

Unser Wandel ist ein Ausdruck unserer Stellung in Christus, er soll unsere Freude und Dankbarkeit für all das darstellen, was uns in Gnaden in Christus Jesus geschenkt wurde. Auch von unserm Herrn lesen wir heute, dass Er in der Weihestätte wandelte, doch dieses "Wandeln" ist einfacher und buchstäblich zu sehen. Es ist gut vorstellbar, dass Jesus bei diesem "Wandeln" Zwiesprache mit Seinem Vater hielt. Auch ich, der Verfasser dieser Zeilen, liebe die einsamen und stillen Wanderungen in Feld und Wiese, weil man hierbei ungestört geistliche Gedanken, ja ganze Abhandlungen entwickeln kann. So mancher Gedanke, auch zu diesem Andachtsbüchlein, entstand auf diese Art und Weise.

Jesus wandelte also in der Weihestätte in der Halle Salomos. Der herodianische Tempel, der ja zur Zeit Jesu stand, umfasste das Allerheiligste, das Heilige sowie den Vorhof mit seinen Hallen und Nebengebäuden. Das eigentliche Heiligtum durfte nur von Priestern betreten werden. Es ist interessant, dass Jesus und Seine Jünger den eigentlichen Tempel, das Heilige und das Allerheiligste, nie betreten durften. Der Urtext unterscheidet zwischen "naos", Tempel und "hieron", Geweihtes (oder Weihestätte). Jesus wandelte also nicht im eigentlichen Tempel, sondern in den Außenhallen, die zum Tempelbereich gehörten und die allgemein dem jüdischen Volk zugänglich waren; es waren die allgemeinen Gebetsstätten für das Volk. Alle diese Außenhallen des Tempels waren von einem Steinwall umgeben, der Nichtjuden ausschloss (vgl. hierzu die Angaben unserer Stichwortkonkordanz S. 581). Eine dieser Hallen war Salomo gewidmet; Petrus hielt in dieser Halle später eine Ansprache (Apg 3:1+11), und in Apg 5:12-13 lesen wir von den Gläubigen, die einmütig in der Halle Salomos waren.

Joh 10:24

"Da umringten Ihn nun die Juden und fragten Ihn: Wie lange hältst Du unsere Seele hin? Wenn Du der Christus bist, dann sage es uns freimütig!"

Der Name "Jude" erscheint in den Schriften des Johannes etwa 70 mal, beinahe so oft wie in der Apostelgeschichte, und etwa 3 mal so oft wie bei Matthäus, Markus und Lukas zusammen. Paulus gebraucht ihn etwa 30 mal, aber fast immer nur, um von den Juden, nicht zu ihnen zu sprechen. Bis ans Ende sonderte Johannes sein Volk von den übrigen ab! In seinem letzten Brief lobte er die, die nichts von den Nationen nahmen (3Jo 1:7). Es ist richtig, dass der Ausblick des Johannes viel weiter ist als derjenige der drei anderen Evangelisten, aber niemals kann das bedeuten, dass sein Evangelium nicht von dem Königreich Israel handelt. Wie viele Wortverkündiger halten sich heute. an diese klare Tatsache?

Die Juden umringten Jesus, als Er in der Halle Salomos wandelte. Ihre Frage klingt ungewohnt an unser Ohr. Wie lange hältst Du unsere Seele hin? Und doch beschreibt sie exakt den inneren Zustand jener Menschen, die immer noch zwischen den Worten ihrer Oberen und jenen von Jesus hin- und hergerissen waren.

Die Seele ist, wie wir schon sagten, der Sitz unserer Gefühle und Empfindungen. Sie vermittelt uns Freude, Liebe, Frieden, aber auch Schmerz, Leid und Kummer. ES ist ja beachtlich, dass trotz der Drohung der Oberen, jeden aus der Synagoge auszuschließen, der Jesus als den Christus bekennen sollte (Joh 9:22), immer noch Juden nach der Wahrheit suchten und ganz offensichtlich in ihrer Seele litten. Wir wollen ihre Frage also nicht negativ sehen, sondern auch die gute Seite darin erkennen, dass sie sich über die Furcht vor Drohung des Ausschlusses aus der Synagoge hinwegsetzten und mutig weiter nach der Wahrheit über diesen Jesus von Nazareth suchten. Ähneln sie in dieser Haltung nicht jenen, die mit Ausdauer das Gute suchen (gem. Röm 2:7).

Joh 10:25-26

"Jesus antwortete ihnen:; Ich sage es euch, aber ihr glaubt es nicht. Die Werke, die Ich im Namen Meines Vaters tue, die legen Zeugnis von Mir ab. Aber ihr glaubt nicht, weil ihr nicht von Meinen Schafen seid, so wie Ich es euch sagte."

Wenn wir heute, fast zweitausend Jahre später, diese Worte lesen und im Herzen bewegen, dann verspüren wir auch ein inniges Mitfühlen für diese Juden, die vor Jesus standen und in ihrer Seele litten, weil sie hin- und hergerissen waren. Wir haben heute das Vorrecht, zwei Seiten zu sehen:

1): Die Juden sahen in der Tat die Werke, die Jesus tat, nicht zuletzt an dem Blindgeborenen, und sie hörten auch immer wieder Sein Zeugnis, der Sohn Gottes zu sein! Sie hjätten also glauben müssen - so entsprach es dem geoffenbarten Willen Gottes!

2): Trotzdem sie hörten. und sahen, war ihnen der Glaube nicht von Gott gegeben. Nach Joh 6:29 ist das Geschenk des Glaubens ja "das Werk Gottes", und gemäß Joh 6:44 kann niemand zu Ihm kommen, "wenn der Vater ihn nicht zieht!" Sie konnten also gar nicht glauben - und dies entsprach der geheimen Absicht Gottes!

Immer wieder wurde und wird den Juden der Mord an dem Sohn Gottes vorgehalten und angelastet. Vordergründig ist dies wohl richtig, aber tiefer gesehen entspricht alles dem Willen Gottes. Wenn uns Paulus vor allem im Römerbrief, immer wieder sein Mitgefühl für seine Brüder, seine Stammesverwandten dem Fleisch nach, die Israeliten sind, vor Augen hält, dann erwartet er auch von uns, dass wir in unserer Seele mitfühlen und mitleiden, auch noch im nachhinein.

Jesus konnte damals vor den Juden nichts anders reagieren, vor Ihm stand ja das größte aller Opfer, und dies konnte das Volk nur ausführen, wenn es weder glauben, hören noch sehen konnte!

Joh 10:27-28

"Meine Schafe hören auf Meine Stimme, Ich kenne sie und sie folgen Mir. Ich gebe ihnen äonisches Leben, und sie werden für den Äon keinesfalls umkommen; auch wird sie niemand aus Meiner Hand rauben."

Die gestrigen letzten Worte Jesu lauteten: "Aber ihr glaubt nicht, weil ihr nicht von meinen Schafen seid, so Ich es euch sagte". Das fragende, von inneren Zweifeln gequälte Volk erhält die Antwort: "Ihr seid nicht von Meinen Schafen. Wenn wir jetzt davon ausgehen, dass unter den Juden durchaus auch solche waren, die wirklich die Wahrheit suchten, dann muss ihnen doch die Antwort Jesus in der Seele wehgetan haben!

An diesem Punkt angelangt, müssen wir uns, geliebte Geschwister, immer wieder innerlich prüfen, inwieweit unser Mitgefühl auch für jene vorhanden ist, die nicht zu den Erstlingen gehören, ob es, wie in unserem Textwort, die aus dem Volk Israel sind oder jene aus den Nationen, aus denen wir selbst herausgerufen sind!

Es war Gottes Auswahl, die Er als Erstlinge (Jesus bezeichnet sie als "Meine Schafe") Seinem Sohn gab. Diese konnten Seine Stimme hören, weil der Vater ihnen den Glauben schenkte und sie zum Sohne zog. Sie hörten nicht nur ihren Hirten, sie folgten Ihm auch. Jesus verhieß ihnen äonisches Leben und dass sie für den Äon keinesfalls umkommen; auch kann sie niemand aus Seiner Hand rauben.

Äonisches Leben beginnt erst, wenn die Auferstehung stattgefunden hat. Der "letzte Tag" von dem wir schon sprachen, beinhaltet die Auferstehung dieser Schafe, es ist der Eingang in das irdische Königreich. Äonisches Leben (in der Mehrzahl) bedeutet Leben auch über den Äon hinaus in den nächsten Äon hinein, über den großen weißen Thron und dann über den Feuersee hinaus bis in die Vollendung, wo dann alles seine Begrenzung verliert und alles unauflösliches Leben erhalten.

Joh 10:29-30

"Mein Vater, der sie Mir gegeben hat, ist größer als alle, und niemand kann sie aus der Hand Meines Vaters rauben. Ich und der Vater - Wir sind eins."

Gestern sprach Jesus , dann niemand Seine Schafe aus Seiner Hand rauben kann - unser heutiger Leitvers vertieft diese Aussage und fährt hin zum Vater: Niemand kann sie aus der Hand Meines Vaters rauben.

Gott und Christus stehen zueinander wie Geber und Empfänger. Gott gab Ihm die genauen Worte, die Er redete, den Geist selbst, in dem Er sie aussprach; Gott gab Ihm auch die JÜnger, Seine Macht, Seinen Thron und Seine Herrlichkeit. Alles dies sind Gaben an Seinen einzig gezeugten Sohn. Wir Menschen können nichts empfangen, was Gott nicht schon längst gehört; aber Christus kann empfangen, obwohl Er mit dem Vater eins ist - das ist S eine Göttlichkeit in Seiner Beziehung zu Gott.

Jesu Worte scheinen zuerst von Ihm zu kommen, und doch sind es Worte, die Gott Selbst gegeben hat (siehe Joh 17:8). Alle Seine Jünger, alle seine Schafe waren eine Gabe Gottes. Nie hat Jesus sie durch Überredungskünste gewonnen, als ein Geschenk Seines Vaters hingen sie nicht allein von Seiner Bewahrung, sondern von der des Vaters ab. In seinen fürbittenden Gebeten in Joh 17 erwähnt Er immer wieder die, welche Ihm der Vater gegeben hat.

"Ich und der Vater - Wir sind eins" - mit diesen hehren Worten dokumentiert Jesus aufs neue die unlösbare Verbindung, die auch in Seinen schwersten Stunden am Kreuz vom Vater nicht aufgekündigt wurde, sondern in Seinem Siegesschrei zu einem herrlichen Lobpreis des Vaters wurde.

Auch wir dürfen diese innige Beziehung zwischen Vater und Sohn für uns in Anspruch nehmen, sind wir doch in Ihm und haben alles in Ihm!

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Anschläge gegen Jesus

Joh 10:31-33

"Wieder trugen die Juden Steine herbei, um Ihn zu steinigen. Jesus antwortete ihnen: Ich habe euch viel edle Worte von Meinem Vater gezeigt; um welches Werkes willen wollt ihr mich steinigen?. Da antworteten Ihm die Juden: Wir wollen Dich nicht wegen eines edlen Werkes steinigen, sondern wegen Deiner Lästerung, weil Du, der Du ein Mensch bist, Dich Selbst zu Gott machst."

Die Juden konnten Jesus keinen Gesetzesbruch nachweisen, außer dass sie meinten, es sei Lästerung, wenn Er Sich als der Sohn Gottes bezeichnete. Jesus ist aber der einzige, der das Gesetz vollkommen gehalten hatte, deshalb konnte es ihn auch nicht töten, weder dem Geiste noch dem Fleische n ach. Statt dessen erlitt Er eine Todesart, die vom Gesetz verflucht und sehr viel schmerzhafter und schrecklicher als eine Steinigung war.

Obwohl Jesus ja ganz genau die Herzen der Juden kannte, frag Er sie trotzdem, um welches edlen Werkes willen sie Ihn steinigen wollten.Doch da gab es für die Juden keinen Grund. Alles, was Jesus tat u nd wirkte, war völlig selbstlos. Seine Werke dienten den Menschen und verherrlichten den Vater!

Wenn wir Menschen Werke tun, dann haben sie selten das Prädikat "edel" verdient. In vielen Fällen sind sie nicht uneigennützig, d.h. man erwartet dann irgendeinen Gewinn. Wenn wir hierbei auf uns, die Körpergemeinde Christi schauen, dann lässt uns dies an 1Kor 3:11-12 denken: "Denn einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, und der ist Jesus Christus. Ob nun jemand auf diesem Grund Gold, Silber und kostbare Steine aufbaut oder aber Holz, Gras und Stroh: eines jeden Werk wird offenbar werden."

Nur Jesus war in der Lage, die wirklich edlen Werke zu vollbringen. Unser eigenes Mühen hat nur dort Erfolg, wo wir uns in Ihm wissen und in Liebe zu Ihm wirken. Dies bedeutet dann Gold, Silber und edle Steine. Alles anderes sind eigene Werke, sie verbrennen wie Holz, Gras und Stroh!

Joh 10:34

"Jesus antwortete ihnen: Ist in eurem Gesetz nicht geschrieben: Ich sage, Götter seid ihr?"

Da sich Jesus in obigem Leitvers ganz öffentlich auf Ps 82 beruft, wollen wir diesen zuerst lesen, wobei wir die konkordante Übersetzung benutzen:

"Elohim steht in der Gemeinde des El; inmitten der Götter richtet Er: Bis wann wohl ihr mit Unrecht richten und die Angesichter der Frevler erheben? Richtet recht den Armen und die Waise; dem Elenden und Darbenden gewährt Gerechtigkeit. Errettet den Armen und Bedürftigen, aus der Hand der Frevler berget ihn. (Nichts erkennen sie, und nichts verstehen sie; in Finsternis wandeln sie umher; so gleiten alle Fundamente der Erde hinweg.) Ich, Ich sagte: Götter sei ihr, und Söhne das Allerhöchsten seid ihr alle. Doch gewiss werdet ihr sterben wie ein Menschen, und wie jeder andere der Obersten werdet ihr fallen. Stehe doch auf, o Elohim, und richte die Erde! Denn Du, Du wirst das Losteil haben unter all den Nationen."

Als erstes können wir hier sagen, dass Gottes wort selbst einer ganzen Reihe von Persönlichkeiten den göttlichen Namen beilegt. So wird Satan der "Gott dieses Äons" genant (2Kor 4:4). Auch Menschen werden so genannt, Mose wurde z.B. dem Pharao zum Gott gemacht (2Mo 7:1). Auch die heidnischen Gottheiten werden "Götter" benannt (1Kor 8:5). Eines ist jedoch klar: In keinem Fall bedeutet der Name absolute Göttlichkeit in dem Sinn, wie er allein unserem Gott und Vater eigen ist.

Der Grund, warum der göttliche Name für so verschiedene Charaktere gebraucht wird, ergibt sich aus seiner Bedeutung. Wir wollen versuchen, diese Bedeutung morgen etwas mehr zu erhellen.

Der göttliche Name wird verschiedenartig dort gebraucht, wo er anerkannte Verfüger benennt. So werden ohne Zweifel Satan und seine Gehilfen angerufen, Mose und die Richter wurden angerufen, und Christus wird angerufen. In vielen Fällen ist diese Anrufung ein großer Frevel, aber dies ändert nichts an der Tatsache der Anrufung. An diesem einen Punkt der Anrufung sind all die genannten Persönlichkeiten "wie Gott"! Darum legt Er ihnen auch den Titel bei.

Satan ist der Gott dieses Äons, weil die von ihm Betrogenen ihn anrufen und ihn als "Gott" behandeln.

Unser Psalmwort, das wir gestern zitierten, zeigt uns die ungerechten Beherrscher der Erde, die vor dem Kommen Christi auftreten. Jesus weist darauf hin, dass sie "Götter" genannt werden, nicht nur von Menschen, die anrufen, sondern auch von Gott Selbst. Der Nachdruck liegt auf der gestern fett gedruckten und unterstrichenen Aussage Gottes: "Ich sagte...".

Aber im Schlussvers des gestrigen Psalms ist noch ein anderer, der "Gott" genannt wurde! Die Götter versagten und werden gestürzt, aber der wahre "Gott" des Psalmwortes versagt nicht! Es ist der, der geheiligt und in die Welt gesandt wurde, ER hat auch als einziger das "Wahre" Anrecht auf diesen Namen, obgleich Er nur beanspruchte, Gottes Sohn zu sein. Die Juden hätten diesen Titel anerkennen sollen, statt Ihm denselben zu rauben!

Nach Jesu Auferstehung nannte Thomas Ihn: "Mein Herr und Mein Gott!" und wurde von Jesus nicht verbessert! In Seiner gegenwärtigen und zukünftigen Herrlichkeit ist dies Seine richtige Benennung. Sie steht in besonderer Beziehung zu Seinem Thron im letzten der Äonen (Hebr 1:8).

Wir wollen der obigen Aussage doch noch etwas weiter nachgehen, zumal sie ja im Widerspruch zu dem zu stehen scheint, was Paulus aussagt. "Ein Gott und Vater aller, der über allen ist" (Eph 4:6).

Der Name "Gott" (Platzanweiser, der alles an seinen Platz setzt) entspricht dem hebräischen "Elohim", was buchstäblich Unterordner, Schiedsrichter bedeutet; dieser Name steht in Beziehung zu Raum und Kraft! Der Name "Jewe" steht in Beziehung zu Zeit; es ist der Eine, aus dem, durch den und zu dem hin alles ist. Sein sichtbares Abbild ist Christus, bildlich einer, der an Stelle Gottes steht, Seine Anweisungen ausführt.

Wenn auch Satan als "Gott" bezeichnet wird, dann deshalb, weil auch er stets Gottes Absichten ausführt. Gleiches trifft auf Menschen wie z.B. Mose zu. In 1Kor 8:5-6 sagt Paulus aus, dass es viele Götter gibt, im Himmel oder auf Erden, die allesamt irgendeine Befugnis erhalten haben, doch betont Paulus am Ende von Vers 6, dass trotzdem nur Einer Gott ist und nur Einer Herr, nämlich Jesus Christus!

Interessant ist in diesem Ps 82 auch, dass die von Gott Selbst mit "Göttern" Bezeichneten von Ihm gerichtet werden - jene nämlich die während dieses Äons an Seiner Statt über Seine Geschöpfe herrschten.

Ebenso wie wir heute, so hatten auch die Juden zur Zeit Jesu die Vorstellung, der Titel "Gott" dürfe nur für den Allerhöchsten gebraucht werden. Daher gerieten sie auch in helle Empörung, als Jesus sagte; Er sei der Sohn Gottes!

Joh 10:35-36

"Wenn Er jene Götter hieß, zu denen das Wort Gottes geschah (und die Schrift kann doch nicht aufgelöst werden), wieso sagt ihr zu dem, den der Vater geheiligt und in die Welt ausgesandt hat: Du lästerst - weil Ich sage: Ich bin Gottes Sohn - ?"

Die Antwort Jesu an die empörten Juden sollte unser Verständnis zum Begriff "Götter" klären: Götter sind jene, zu denen Ps 82 sprach, durch die Gott wirkte!" Bei dem Gericht in Ps 82 hält Gott den Göttern ihre Sünden vor und verurteil sie dementsprechend. Gleicherweise dürfen wir auch den "Gott dieses Äons" schuldig sehen, weil er die Gedanken der Ungläubigen verblendet, wenn gleich wir, wie der Engelfürst Michael, es dem Herrn überlassen Satan zu schelten.

Wir wissen, dass der Allerhöchste hinter allem steht, was die anderen Götter tun, und wir können auch gewiss sein, dass Er gerecht richten wird.

Jesus hält den Juden das Wort Gottes vor und weist darauf hin, dass viel als "Götter" bezeichnet werden, wie wir ja sahen. Warum also diese Rebellion gegen Seinen Anspruch auf "Göttlichkeit"? Und: "Die Schrift kann doch nicht aufgelöst werden!" So wenig wie Israel Gottes Wort auflösen oder verwässern darf so wenig dürfen auch wir es heute - wiewohl dies in der christlichen Welt gang und gebe ist! Alles, was geschrieben wurde, muss erfüllt werden, auch jener Teil der Schrift, der das Volk Israel betrifft. Und wie oft erleben wir heute, dass gerade dieser Israel betreffende Teil von Gläubigen geistlich zu deuten versucht und einfach auf die heutige Kirche oder Gemeinschaft bezogen wird. Aber, wir müssen auseinanderhalten, was Israel und was un, den Gläubigen aus den Nationen, gilt. Dies können wir jedoch nur, wenn wir uns der besonderen Stellung und Aufgabe des Apostels Paulus klar bewusst werden. Paulus steht deutlich außerhalb des Kreises der zwölf Apostel um Jesus. In 1Tim 2:7 und 2Tim 1:11 bezeichnet sich Paulus als Herold, Apostel und Lehrer der Nationen, also der nichtisraelitischen Völker!

Christus Jesus war vom Vater geheiligt, dies ist Seine eigene Aussage; in Joh 6:69 wird Er "der Heilige Gottes" genannt. Da wir auch von anderen Heiligen wissen, möchten wir hier hervorheben, dass Er es vor allen anderen ist, denn Er muss ja gemäß Kol 1:18 in allem der Erste werden.

Bei den Begriffen "Heiligkeit" und "Heiligung" müssen wir zwei unterschiedliche Seiten beachten: Einmal ist dies die objektive Heiligung, bei welcher der Empfänger passiv bleibt. Es ist die Heiligung, die vom Vater an den Sohn vorgenommen wurde, ohne dass Christus dabei aktiv wurde. Sie ist in unserem Leitvers enthalten. Weiter kennen wir aber auch die subjektive Heiligung; sie ist die Folge der ersten, es ist die selbst zu praktizierende Heiligung, nachdem Gott zuvor geheiligt hat.

Bei unserem Herrn erkennen wir die subjektive Heiligung z.B. in Joh 17:19, wo Jesus spricht: "Für sie heilige Ich Mich...", womit Er kundtut, dass Er Selbst aktiv wird! Hier ist also der Sohn "Subjekt", d. h. der Handelnde.

Der Zweck der objektiven Heiligung, wie sie unser Leitvers beinhaltet, ist es, den Sohn Gottes zu des Vaters besonderem Eigentum zu bestimmen und Ihn für die Durchführung des Ratschlusses Seines Willens einzusetzen. Heiligung ist also gleich "Gott geweiht!! Dies bezieht sich aber nicht nur auf den Sohn Gottes. Geheiligt hat der Vater auch bestimmte Menschen, selbst Berge, Orte, Stätten, Geräte. und sogar Speisen können dies sein. So rief die Stimme aus dem Dornbusch dem Mose zu: "Komm nicht näher herbei! Streife deine Sandalen von deinen Füßen ab, denn die Stätte, auf der du stehst - sie ist heiliger Boden" (2Mo 3:5). "Geheiligt" ist also alles, was Gott für Sich beansprucht und als Sein Eigentum erklärt!

Wenn wir von der Heiligung unseres Herrn sprachen, wollen wir nicht übergehen, welche herrliche Stellung auch wir, Seine Körperglieder, in Ihm haben. So lesen wir in 1Kor 1:30:

"Aus Ihm aber seid ihr in Christus Jesus, der uns von Gott her zur Weisheit gemacht worden ist, wie auch zur Gerechtigkeit, Heiligung und Freilösung. Und in Eph 1:4 hat Er unsere Auserwählung in Ihm so begründet: "... damit wir Heilige und Makellose vor Seinem Angesicht seien".

So verstehen wir auch, warum wir immer wieder als Heilige angeredet werden (Eph 1:1; Phil 1:1; Kol 1:1 u.a.m.) Wir mögen uns selbst scheuen, diese Bezeichnung auf uns anzuwenden, weil uns von der Tradition her gelehrt wurden, dass dieser Begriff mit moralischer, sittlicher oder geistlicher Vollkommenheit zusammenhängt. Heiligkeit ist aber, wie wir feststellten in keinem Fall ein Verdienst oder eine Errungenschaft. unsererseits - sie wird uns von Gott verliehen!

In Christus sind wir von Gott geheiligt, d.h. wir sind von Ihm auserwählt und abgesondert (herausgerufen) worden, und zwar zum Dienst für Ihn. Christi Heilung hat die Verherrlichung des Vaters zum Ziel, und so ist es auch bei uns. Sind wir uns dieses Vorrechtes bewusst? Wenn "Ja", dann ist unser Verhalten so, dass wir bestimmungsgemäß ein Lobpreis seiner Gnade und Herrlichkeit in Christus Jesus sein dürfen! Und dies umso mehr, als wir wissen dürfen, dass wir nicht nur Geheiligte Gottes, sondern auch Geliebte Gottes sind (Röm 1:7).

Joh 10:37-39

"Wenn Ich nicht die Werke Meines Vaters tue, so glaubt Mir nicht. Wenn Ich sie aber tue und ihr Mir dennoch nicht glaubt, so glaubt doch den Werken, damit ihr erkennt und glaubt, dass der Vater in Mir ist und Ich im Vater bin. Nun suchten sie nochmals, Ihn festzunehmen, doch Er entkam aus ihrer Hand."

Wir haben auf der einen Seite Gott, auf der anderen Seite Seine Schöpfung. Wie oft schon mag die Frage zum Vater emporgestiegen sein: Warum hast Du diese Schöpfung geschaffen, die Dir so viel Kränkungen bereitet, die Dich sogar dazu veranlasste, Deinen einzig gezeugten Sohn als Opferlamm dahin zu geben?

Es gibt auf diese und ähnliche Fragen nur eine biblisch plausible Antwort: Gott ist Liebe! Doch Liebe, auf sich allein gestellt, ist wirkungslos - sie braucht ein Gegenüber, an dem sie sich erzeigen kann, über das sie sich ausgießen kann, und von dem sie Gegenliebe erwarten darf!

  1. Der Sinn der Schöpfung Gottes liegt damit offen vor uns! Es war Gottes Liebe, die Ihn zur Schöpfung des Alls trieb. Der Anfang des Handelns Gottes war Sein Sohn, der Erstgeborene aller Schöpfung. In Ihm konnte Sich des Vaters Liebe entfalten. Gott prägte Seinem Sohn Sein eigenes Bildnis in solcher Vollkommenheit ein, dass der Sohn später sagen konnte. "Wer Mich sieht, sieht den Vater!"

Aber Gott beließ es nicht bei Zeugung Seines Sohnes! Es entstand das All, heraus aus Gott, hineingelegt in den Sohn Seiner Liebe, und aus diesem heraus entstanden, und zwar mit einer einzigen Zielrichtung: "Denn aus Ihm und durch Ihn und zu Ihm hin ist das All! (Röm 11:36). In diese zu Ihm hin - Bewegung des gesamten Alls ist auch die Liebe Seiner Geschöpfe eingebettet, die tiefe Herzensliebe, nach der Sich Sein Vaterherz sehnt.

Unsere gestrigen Aussagen legten den Grund für unseren Leitvers. Dort nämlich wo sich Liebe erzeigen und ergießen möchte, muss sie offenbar und erlebbar werden.

Wir wissen aus Gottes Wort um eine frühere Schöpfung, die im Chaos unterging und mit Finsternis bedeckt und mit Wasser überflutet wurde (1Mo 1:2). Petrus nimmt Bezug auf diese vergangene Welt: "Doch es entgeht ihnen, weil sie dies so wollen, dass von es von alters her Himmel gab und eine Erde, die aus Wasser und durch Wasser bestand, gemäß dem Wort Gottes, durch welche die damalige Welt im Wasser überflutet, umkam" (2Petr 2:5-6). Wir wissen außer den obigen Aussagen nicht viel über diese "damalige" Welt, aber, dass sie niedergeworfen wurde. So spricht Jesus selbst von diesem Niederwurf, indem Er von Seinem Vater bezeugt: "Du hast Mich vor dem Niederwurf der Welt geliebt" (Joh 17:24).

So wenig uns also von dieser damaligen Schöpfung bekannt ist, so wissen wir aus Hi 38:4-7 und Jes 45:18, dass ihre Schönhiet im Himmel Jubel auslöste und dass sie zum Bewohnen bestimmt war. Sicherlich gab es dort eine wunderbare Flora, Tiere sind u nwahrscheinlich und der Mensch war keinesfalls da. Hinter den Niederwurf dürfte Satan gestanden haben, der Gottes Plan mit der Menschheit vereiteln wollte. Für die Ersterschaffung der Menschheit muss 1Mo 1:26 gelten: "Lasset uns Menschen machen...". Wäre es ein zweiter Anfang geweisen, hätte Gott gesagt: "Lasset uns erneut Menschen machen...." Hinter dem Niederwurf steht also einzig die Sünde Satans, bewor die damalige Schöpfung vernunftbegabte Wesen kanne, die selbst hätte sündigen können!

Unsere gestrige Aussage legte einen weiteren Grund zum Verständnis der Antwort Jesu an die Juden. Dieser lässt uns jetzt den ersten Satz in unserm Leitvers aufleuchten. Jesus hätte demnach Verständnis für den Unglauben, wenn die Menschen nicht Seine Werke sehen könnten.

Es hat Gott gefallen, und es entsprach von Anfang an Seinem göttlichen Ratschluss, diesen Äon und diese Erde zum Schauplatz Seiner Offenbarung in Christus Jesus, Seinem geliebten Sohn, zu machen! In einmaliger und einzigartiger Weise offenbarte Er dem gesamten All auf unserer winzigen Erde Seine große Liebe. Dazu rüstete Er uns Menschen zu einer empfindenden Seele mit Geist aus, damit wir Seine Liebe empfangen und empfinden, und - auch erwidern können!

Damit stehen wir vor der wohl gewaltigsten Erkenntnis, warum und wozu Gott das All erschaffen hat. Die Geschöpfe sollen ihren Schöpfer voll erkennen, und das Erkennen erreicht seinen Höhepunkt in der Erkenntnis der Liebe des Christus, wodurch wir zur gesamten Vervollständigung Gottes vervollständigt werden" (gem. Eph 3:19).

Mit der Schöpfung hat Gott Sich Selbst eine Bühne zur Selbstoffenbarung bereitet, in Seinem Sohn offenbart ER uns Seine Liebe, in dem Sohn erkennen und sehen wir das Herz des Vaters, ja den Vater Selbst!

Tatsächlich erkennen wir Gott nur dort, wo Er Sich im Sohn offenbart. Wir vermögen Gottes Hand zwar in Seiner Schöpfung, der Natur, zu erkennen (Röm 1:18-20), Seine Liebe erkennen wir jedoch nur in Christus. Allerdings hier auch nur in einem handelnden Christus - ein untätiger, stummer Christus bliebe rätselhaft und verhüllt.

Erst die Worte und Werke Christi Jesu offenbaren uns Seine grenzenlose Liebe, die Er uns als Liebe des Vaters vorstellt! Gott ist Liebe, und wer dies erkennt, wird es nur über den Weg der Selbstoffenbarung Gottes in Seinem handelnden, liebenden und leidenden Sohn können. Seine Wort sind Geist und sind Leben!

Damit sind wir im Herzstück unseres Leitverses angelangt, dies ist es, was Jesus den Juden, und unbedingt auch uns sagen möchte. Allen Seinen Werken ist der göttliche Stempel aufgedrückt, durch sie alle tritt Gott an Seine Geschöpfe heran. Er handelt nicht nur im Sohn, sonder ist Selbst Inhalt der Handlungen und der Werke des Sohnes.

"....damit ihr erkennt und glauben, dass der Vater in Mir ist und Ich im Vater bin!" mit diesen hehren Worten wirbt Jesus bei den Juden, doch, wie wir sehen, vergeblich. Wieder wollten sie Ihn festnehmen, doch Er entkam.; Seine Stunde war noch nicht gekommen. So sind wir es, die Israel zuvorkommen dürfen, indem wir diese Liebe erkennen, annehmen und erwidern dürfen. Gepriesen seist Du, unser Gott und Vater, in Christus Jesus, unserem Herrn!

Joh 10:40-42

'"Dann ging Er wieder jenseits des Jordan an den Ort, wo Johannes zuvor getauft hatte und blieb dort. Viele kamen zu Ihm und sagten: Johannes tat zwar keine Zeichen, aber alles, was Johannes über diesen Mann gesagt hat, ist wahr. Und viele glaubten dort an Ihn."'

Von Jerusalem, der hoch erhöhten Stadt, ging Jesus hinab an den Jordan. Jordan bedeutet im Hebräischen "Abstieg", und in der Tat steigt der Flus von den Höhen des Libanon in gewaltigen Windungen hinab zum Toten Meer, 392 Meter unter dem Meeresspiegel. Sein buchstäblicher Abstieg zum Jordan kann also auch als ein geistlicher Abstieg gesehen werden, hinab in das salzige Meer der Leiden.

Doch auf diesem bitteren Weg erlebte Er immer wieder Erquickungen: Viele der Menschen, die Ihm dorthin folgten, glaubten an Ihn, um des Zeugnisses des Täufers Johannes willen.

Johannes der Täufer tat zwar keine Zeichen, aber er wurde von Geburt an mit Geist erfüllt. Wenn der heilige Geist sich in eines Menschen Herz ergießt, muss es überfließen in Dank, Freude, Zeugnis Anbetung und Lob. Der Täufer Johannes ist uns hier ein vorbildliches Beispiel. Keine Wunder begleiteten sein Zeugnis, keine Zeichen wirkte sich in seinem Dienst aus. Und doch war er ganz offensichtlich ein beredter Zeuge für den kommenden Christus.

Viel lesen und hören wir heute von gewaltigen christlichen Kundgebungen, und unverhüllt wird mit dem Eintreten von übernatürlichen Zeichen und Wundern in diesen Versammlungen geworben. Hier werden Dinge praktiziert, di ein der heutigen Verwaltung der Gnade keine biblische Berechtigung haben. Wir sehen bei dem Täufer, dass Gott auch ganz schlicht und einfach durch das mündliche Zeugnis wirkt: "Und viele glaubten dort an Ihn."

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11. Das Johannes-Evangelium Kapitel 11