1. Mose - Kapitel 43: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche
(1Mo 43:23-24)
 
Zeile 8: Zeile 8:
 
''siehe weitere [https://www.bibelwissen.ch/wiki/Abschriften <big>'''Abschriften'''</big>]''<br/>
 
''siehe weitere [https://www.bibelwissen.ch/wiki/Abschriften <big>'''Abschriften'''</big>]''<br/>
 
''[https://www.bibelwissen.ch/wiki/1._Buch_Mose_in_täglichen_Andachten <big>'''Inhaltsverzeichnis'''</big>]''<br/><br/>
 
''[https://www.bibelwissen.ch/wiki/1._Buch_Mose_in_täglichen_Andachten <big>'''Inhaltsverzeichnis'''</big>]''<br/><br/>
 
<big>[[In Bearbeitung]]</big><br/>
 
  
 
==='''1. Buch Mose - Kapitel 43'''===
 
==='''1. Buch Mose - Kapitel 43'''===

Aktuelle Version vom 15. April 2024, 13:42 Uhr

Abschrift: 1. Buch Mose (Band I -X) (2017/21)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Die Bände I-VIII sind als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

1. Buch Mose - Kapitel 43

Juda bürgt für Benjamin
2. Reise der Brüder nach Ägypten
Die Brüder begegnen Joseph

Juda bürgt für Benjamin

1Mo 43:1-2

„Und die Hungersnot ist schwer im Lande. Und es geschieht, als sie den Proviant aufgebraucht hatten, den sie aus Ägypten brachten, dass ihr Vater zu ihnen sagt: 'Begebt euch wieder hin, kaufet für uns ein wenig Speise!'“

Wir halten erst einmal fest: Jakob hatte nach den Bericht seiner Söhne ein Machtwort gesprochen, nämlich dass er nicht gewillt ist, Benjamin nach Ägypten herzugeben ... damit war erst einmal bis auf den Wermutstropfen „Simeon“ (der ja noch in ägyptischer Gefangenschaft war) Ruhe im Hause Jakobs, denn es war ja noch Nahrung vorhanden. Wie viel Zeit nun verging, bis aller Proviant aufgebraucht war, wissen wir nicht, aber die Hungersnot holte sie schnell wieder ein und verlangte Jakobs Handeln. Und was tat er? Seine Gedanken gingen dorthin, wo er um leibliche Nahrung wusste, nach Ägypten, wo er um einen Mann (Joseph) wusste, der schon einmal geholfen hatte.

Wenn wir dieses Geschehen ins Geistliche übertragen, werden wir erst einmal zu Ps 77:3 geführt, wo wir lesen: Am Tag meiner Drangsal suchte ich Jewe auf – es ist die logische Konsequenz eines Menschen, der an Jewe glaubt! Wir selbst leiden in unserem reichen Europa kaum an leiblicher, wohl aber an geistlicher Speise. Doch anders als bei der leiblichen Speise, die ja ein Hungergefühl bewirkt, wird das geistliche Hungergefühl sehr oft nicht mehr wahrgenommen, es tritt ein, was die Verse in Hebr 5:12-14 beklagen, oder was Paulus in 1Kor 3:2 der Gemeinde in Korinth vorwirft – geistliche Unreife. Wer Jewe sucht, muss Ihn in Seinem Wort suchen, das Er uns hinterlassen hat, und in welchem Er jeglichen geistlichen Hunger in uns stillen kann! Lieben wir Sein geschriebenes Wort? Suchen wir darin das, was wir brauchen?

Wir wollen noch einen Tag bei der „Speise“ verweilen, die in unserem Leitvers Jakob buchstäblich in die Arme Josephs treibt, und die uns geistlich in die Arme unseres Herrn und unseres Hauptes treiben soll, wobei für viele ja noch gar nicht klar ist, dass Er unser Haupt, und nicht, wie kürzlich angeführt, nur unser Freund ist! Ein Freund kann einen in bestimmten Fällen verlassen, verraten, ja ans Messer liefern – von unserem Haupt kann uns niemand mehr trennen, wir sind mit Ihm für immer auf das Engste verbunden.

Es gibt leider zwei Gründe, die uns daran hindern, geistlich satt zu werden, zum Ersten ist es der, das Wort der Wahrheit völlig aus dem Zusammenhang zu reißen, wozu leider (!) gerade das von vielen so geliebte Losungsbüchlein tut, und zum Zweiten ist es die Unkenntnis, dass nicht jedes in unserer Bibel niedergeschriebene Wort an uns gerichtet ist und in unsere Zeit gehört. Gott hat Sich zwei Werkzeuge erwählt, die Er unterschiedlich zubreitet: Ein Werkzeug für die Erde, das ist das Volk Israel, und ein Werkzeug für die Überhimmel, das ist die Körpergemeinde Christi Jesu, zu der wir gehören. Jedes Werkzeug hat seinen Lehrplan in Gottes Wort, wobei unser Lehrplan ausschließlich in den Briefen des Apostels Paulus zu suchen und zu finden ist. Nach dieser Speise muss uns verlangen, sie allein klärt uns über unsere überhimmlische Berufung auf ... „begebt euch wieder hin, kaufet ein ...“ das kann uns unser heutiger Leitvers zurufen!

1Mo 43:3

„Und es sagt Juda zu ihm also: 'Es bezeugte, ja bezeugte der Mann vor uns und sagte: ‚Ihr sollt mein Angesicht nicht sehen, wenn euer kleinster Bruder nimmer bei euch ist!’“

Nachdem Ruben bei Jakob nichts bewirken konnte, nicht einmal die Bürgschaft seiner zwei Söhne, tritt der viertälteste Sohn von Lea, „Juda“ ins Blickfeld, jener Sohn Jakobs, welcher von Gott zum Stammvater Jesu Christi auserwählt wurde. Und was tut er? Er weist seinen Vater Jakob auf die Worte jenes Mannes hin, hinter dem sich ja Joseph verbarg, und Joseph durfte den Weg des Sohnes Gottes auf Erden abschatten. Es geht also wieder um das Wort bzw. um Worte, die Joseph ausgesprochen hatte. Waren sie glaubwürdig? Juda zumindest nahm diese Worte ernst und hält sie seinem Vater vor Augen.

Auch wir wollen uns heute sehr ernst fragen, wie glaubwürdig uns Gottes Wort ist? Wir tun dies in einer Zeit, wo dieses geschriebene Wort in schlimmster Art und Weise in Frage gestellt, verfälscht und dem Zeitgeist angepasst wird, wobei dieser Zeitgeist mehr als eindeutig gemäß 2Kor 4:4 vom Gott dieses Äons, Satan, geprägt wird. So muss es uns beeindrucken, dass Paulus an sein Glaubenskind rechter Art (= Timotheus hört auf Pauli Evangelium) und damit auch an uns (soweit auch wir auf dieses Evangelium hören) vier Mal betont: „Glaubwürdig ist das Wort“ (siehe 1Tim 1:15; 1Tim 3:1; 1Tim 4:9 und 2Tim 2:11)!

Glauben wir den Lügen jener, die Gottes Aussagen vielfältig abstreiten, durcheinander werfen, verfälschen oder als unzeitgemäß abtun, oder ist Gottes Wort für uns in allem glaubwürdig, mehr noch, „jeden Willkommens wert“?

1Mo 43:4-5

„Solltest du fürwahr unseren Bruder mit uns senden, werden wir hinabziehen und Speise für dich kaufen. Aber solltest du nicht unseren Bruder mit uns senden, ziehen wir nicht hinab; denn der Mann sagte zu uns: ‚Ihr sollt mein Angesicht nicht sehen, wenn euer kleinster Bruder nimmer bei euch ist.’“

Jakob wird von seinem Sohn Juda vor eine harte Entscheidung gestellt: Entweder Benjamin reist mit nach Ägypten, oder ... niemand zieht hinab nach Ägypten, was bei dieser schweren Hungersnot ja den eventuellen Tod bedeuten würde; dazu kam noch das offene Schicksal des gefangenen Simeons. Und über allem steht das Wort des Mannes, den wir als Joseph kennen, der diese Erpressung (und um Erpressung handelt es sich ja hier eindeutig) veranlasst hat. Damit steht folgendes Bild vor uns:

An oberster Stelle stehen die Worte Josephs (der Christus vorschattet), der seine Brüder vor die Wahl stellt, „entweder – oder“! Wir können dies hier so ergänzen: „Entweder ihr hört auf meine Worte und empfangt Segen (durch Korn), oder ihr hört nicht auf mich, und erhaltet den Fluch durch Hunger! Wir sprachen oben von „Erpressung“, was diese Situation ja menschlich auch darstellt, aber es lässt auch bereits klar das Gesetz, unter welches das Volk Israel später gestellt wird, erkennen, und dieses Gesetz verheißt Segen, wenn Israel gehorcht (siehe 5Mo 28:1), und es sagt Fluch voraus, wenn Israel nicht hört (5Mo 28:15 ff).

Wir dürfen heute sehen, wie Israel schon in seiner frühesten Entstehungsphase lernen muss, auf das Wort (hier auf das Wort des Herrn) zu hören, um überhaupt leben zu können!

Wir nützen unseren Leitvers heute dazu, um hinter Josephs Worte „das Wort“ zu sehen, von dem Joh 1:1-5 bezeugt, dass dieses Wort (das uns als „Logos“ bekannt ist) zu Anfang war, zu Gott hingewandt war, und wie Gott war, womit uns klar ist, dass hier von dem Sohn Gottes die Rede ist, der gemäß Kol 1:15 das Abbild des unsichtbaren Gottes ist, der Erstgeborene vor jeder Schöpfung. Und was Paulus in Vers 16 weiter schreibt, „Denn in Ihm ist das All erschaffen ...“, stimmt mit den Aussagen in Joh 1:3-4 überein, dass alles durch das Wort geworden ist und – dass in demselben das Leben war!

Wir möchten mit obigen Ausführungen darauf hinweisen, dass auch das Gesetz von dem Abbild Gottes, dem Wort, gegeben wurde – Josephs Worte sind also bereits die Vorbereitung Israels auf das Gesetz, welches besagt, dass, wer auf das Wort hört, Leben erhält, indem er Korn bekommt, wer nicht hört, erntet den Fluch in Form von Hunger.

Hinter allem aber steht „Einer“, durch den alles geworden ist, in welchem das All erschaffen ist, der vor allem ist und in dem das All besteht. So dürfen wir miterleben, wie Er das zukünftige Volk Israel in Seine Schule nimmt und Jakob als Stammvater mit seinen Söhnen die ersten Übungen auf das Gesetz hin vornimmt: Höre auf mein Wort und lebe – oder höre nicht und sterbe (an Hunger).

1Mo 43:6

„Und es sagt Israel: 'Warum tatet ihr mir Übles an, indem ihr dem Manne berichtetet, ihr hättet noch einen Bruder?'“

Heute ist interessant, dass in unserem neuen Leitvers Jakob mit seinem neuen Namen „Israel“ bezeichnet wird, und dies in der Folge, wo wir über das zukünftige Gesetz sprachen, das Israel ja gegeben und unter welches das Volk gestellt wird. Und dieses Gesetz, so sagt es Paulus in Gal 3:24, ist der Geleiter zu Christus.

Wenn wir jetzt einen ganz großen Bogen schlagen, können wir sagen: Josephs Wort an seine Brüder gaben das Gesetz vor: „Ihr müsst etwas tun“! Und Jakob, jetzt als „Israel“ auftretend, windet sich vor der Forderung und klagt an mit dem Wort „Warum“.

Klagen nicht auch wir, liebe Geschwister, viel zu oft mit dem Wort „warum“ an, weil wir Gottes Wege und Schule noch nicht verstehen können (oder wollen)? Israel konnte die Forderung Josephs nicht verstehen, am wenigsten, dass hinter allem die Sehnsucht Josephs stand, seinen Bruder Benjamin samt den übrigen Brüdern und schließlich seinen Vater selbst in die Arme schließen zu können!

Doch bevor die große Freude des „in die Arme schließen“ kommt, muss das Wort Josephs erfüllt werden, was erst einmal Angst im Herzen Israels erzeugt. Doch gerade das Wort Josephs (das Gesetz) ist der Geleiter zu Christus, so wie hier das Gesetz in Form der Forderung Josephs die Herzen der ganzen Familie Jakobs (Israels) vereinen wird.

Da unsere zurückliegenden Gedanken manchem unter uns vielleicht zu verworren schienen, legen wir sie heute noch einmal vereinfacht vor:

Josephs Forderung, erst Benjamin zu sehen, bevor der gefangene Simeon frei gelassen wird und es neues Korn für den Hunger gibt, ist mit dem Gesetz gleichzusetzen. Und das Gesetz hat einzig die Aufgabe, hin zu Christus zu geleiten. So sehen wir im Kleinen an der Geschichte Josephs, wie Israel (Jakob) vor die Frage gestellt wird, entweder auf die Worte hören (und damit leben), oder nicht hören und Fluch (hier in Form von Hunger mit der Folge von Tod) ernten. Und was Israel hier im Kleinen lernen muss, wird es einmal im Großen an allen Nationen weitergeben, nämlich gemäß Mt 28:19 alle Nationen zu Jüngern zu machen, das heißt, diese mittels des Gesetzes zu Christus zu führen. Dieses „im Großen“ ist das, was uns Paulus in Eph 1:10 aufzeigt: „...in Christus das All aufzuhaupten: beides ... das auf der Erde.“

Wir haben hinter dem Wort „beides“ etwas übersprungen, nämlich die zuerst folgenden Worte „das in den Himmeln“! Dies geschah bewusst, denn wir haben es bei unserem Leitvers und dem zukünftigen Volk Israel mit dem irdischen (!) Werkzeug Gottes zu tun, welches den göttlichen Auftrag hat, das All nur auf der Erde aufzuhaupten, und dies gemäß den Worten in Mt 28:19. Israel braucht also das Gesetz, um erst einmal selber zu Christus geführt zu werden, und dies dann später mit allen Nationen genau so auszuführen.

Ist es nicht wundersam, wie uns das eine Wort „Israel“ in unserem Leitvers führt und lenkt? Es führt uns zum Gesetz, unter welches das Volk Israel ja gestellt wird, um, wie gestern ausgeführt, seinen irdischen Auftrag auszuführen. Dabei mag es uns aufgeleuchtet sein, warum Israel so sehr mit dem Gesetz verbunden ist.

Wir möchten die gestern in Eph 1:10 übersprungenen Worte „... beides, das in den Himmeln ...“ auch noch kurz ansprechen, betrifft es doch uns direkt und zeigt unseren überhimmlischen Auftrag auf. Und da wir in dieser überhimmlischen Welt das Gesetz nicht in der Form wie Israel brauchen, stehen wir, die Körpergemeinde Christi Jesu, nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade, die wir dann auch in den herankommenden Äonen den überhimmlischen Bewohnern demonstrieren dürfen, was wir in Eph 2:7 nachlesen können.

Josephs Forderung – und das war ja unser Ausgangsgedanke – stellt im Kleinen die glückselige Vereinigung der ganzen Familie Israels dar (wenn sie auf die Worte Josephs hören) und stellt im Großen das Ziel Gottes vor unsere Augen, einmal die ganze Schöpfung glückselig an Sein Herz zu ziehen und Antwort auf Seine Liebe von Seinen Geschöpfen zu erhalten. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde das Volk Israel mit einem irdischen Auftrag berufen, dessen Anfänge wir gerade miterleben, wobei unser Auftrag erst mit der Berufung des Apostels Paulus beginnt, den dieser uns in Eph 3:8 erklärt und nahe bringt.

1Mo 43:7

„Und sie sagen: 'Bei seinem Fragen fragte der Mann nach uns und nach unserer Verwandtschaft und sagte: ‚Lebt euer Vater noch? Habt ihr etwa noch einen Bruder?’ Und wir berichteten ihm betreffs dieser Dinge, nach denen er fragte. Wussten, ja wussten wir, er würde zu uns sagen: ‚Bringet euren Brüder herab!’'“

Auch heute sehen wir wieder auf wundersame Weise, wie Gott handelt. Natürlich wusste Joseph um seine Familie in Kanaan Bescheid, seine Fragen wären somit überflüssig gewesen ... und trotzdem stellt er sie und fordert damit seine Brüder heraus, etwas zu tun, was ihnen Schmerzen bereitete. Sie mussten ihren Vater überzeugen, Benjamin loszulassen, diesen auf dem Weg nach Ägypten unter allen Umständen zu beschützen und wohlbehalten wieder zurückzubringen, und dies zusammen mit dem gefangenen Simeon. Dieses Verhalten, welches sie nun auf Grund der Forderung Josephs an den Tag legen mussten, stand im Gegensatz zu jenem früheren Verhalten, als sie ihren Bruder Joseph töten wollten. Eine gewaltige Lektion!

Eine passende Geschichte lesen wir in Joh 21:15-17, wo Jesus Simon Petrus fragte, ob er ihn mehr als diese liebe, worauf Petrus Ihm antwortete: „Ja, Herr, Du weißt, dass ich Dich lieb habe“ – und dies fragte Jesus insgesamt drei Mal. Beim dritten Mal wurde Petrus betrübt ... „warum fragt mich der Herr drei Mal etwas, was Er doch längst weiß!“ Voran ging Petrus dreimalige Verleugnung des Herrn, nun darf er lernen, dass er Erziehungswege geführt wird, wobei sein Herr längst alles weiß! Gott fragt (auch uns) oft, was Er längst weiß, aber Er fragt trotzdem, um uns lernen zu lassen, Seine Wege zu verstehen.

Wir wollen heute noch etwas vertiefen, was unser gestriges Thema war und gehen nochmals zu Petrus: Wir spüren direkt die Traurigkeit, die Petrus bei der dritten Frage überfallen haben muss, ob er den Herrn lieb habe. Es muss ihn tief getroffen haben, dass sein Herr scheinbar Zweifel an seiner Liebe hatte. Doch Petrus ist nicht empört oder beleidigt, sondern tief betrübt, steht doch das Verhalten seiner dreimaligen Verleugnung noch drastisch vor ihm! Nun ist Petrus aber reifer geworden, sein Versagen hat dazu beigetragen. Trotz der Frage des Herrn an ihn weiß Petrus nun, dass Er alles weiß.

Dies erinnert uns stark an Hiob, der ebenfalls Erziehungswege durchlaufen musste, tiefer und noch schwerer als Petrus. Doch am Ende seiner Erziehungswege konnte Hiob ausrufen: „Ich erkenne, dass Du alles vermagst, und nichts, das Du Dir vorgenommen hast, ist Dir zu schwer (Hi 42:2).

Die Erkenntnis Petri, dass der Herr alles weiß und die Einsicht Hiobs, dass Gott alles vermag, ist das Ziel Gottes mit Israel, aber auch mit uns! Diesem Ziel gehen aber nur zu oft schmerzvolle Wege voraus. Und wenn dann plötzlich Fragen in uns aufkommen, dürfen wir getrost sein, dass unser Herr alles weiß, mehr noch, alles bewirkt nach dem Ratschluss Seines Willens.

1Mo 42:8-10

„Und es sagt Juda zu Israel, seinem Vater: 'Sende den Knaben mit mir; und wir werden aufstehen und gehen und leben und nicht sterben, sowohl wir als du und unsere Kleinen. Ich werde für ihn bürgen. Von meiner Hand sollst du ihn fordern. Sollte ich ihn dir nicht wiederbringen und ihn vor dich hinstellen, dann sündige ich gegen dich alle meine Tage. Denn wären wir nicht genötigt, zu zögern bis nun, wären wir zurückgekehrt diese zwei Mal.'“

Alles hat bei Gott seine Zeit, wie es in Pred 3:1 von Salomo geschrieben werden musste; so auch im Hause Jakobs. Nicht Ruben war der Sohn, der mittels dem Pfand seiner zwei Söhne Jakob zum Aufbruch nach Ägypten bewegen sollte ... dies war von Gott her Juda vorbehalten. Juda war ja der Sohn, aus dem der Stamm Juda entstand und er war der Stammvater, aus dem der fleischgewordene Sohn Gottes entspross. Und jetzt wird es interessant: Im Gegensatz zu Ruben, der ja in 1Mo 42:37 seine zwei Söhne als Pfand für die Rückkehr Benjamins dem Vater anbot, stellte sich Juda selber als Garant bzw. Bürge zur Verfügung, was für uns beachtenswert ist! Aber er geht noch weiter: Sollte Benjamin nicht zurückkommen, dann lädt er alle Schuld auf sich, was unser Leitvers so ausdrückt: „... dann sündige ich gegen dich alle meine Tage.“

Juda, der Stammvater von Jesus, weist mit diesem Verhalten klar auf den Sohn Gottes hin, der Sich ebenfalls als ein Bürge, als ein Garant vor Seinen Vater stellte, allerdings in ganz anderen Dimensionen: In 1Petr 1:20 lesen wir von dem makellosen und fleckenlosen Lamm, „vorhererkannt zwar, vor dem Niederwurf der Welt, geoffenbart aber in der letzen Zeit um euretwillen ...“.

Was Juda darstellt und was später Petrus niederschreiben durfte, ist es wert uns noch einen Tag lang damit zu beschäftigen, denn es zeigt uns deutlich, wie Gottes Heilsplan aussieht: Noch bevor die alte Erde, die ja vor 1Mo 1:1 bestand, ins Chaos niedergeworfen wurde und Gott daraus in sieben Tagen unsere heutige Erde wiederherstellte, trat Christus, der Sohn Gottes, vor den Vater, und sagt fast die gleichen Worte wie Juda: „Ich werde für sie (die Schöpfung) bürgen!“

Christus übernahm also in dem vollen Wissen, dass auch diese wiederhergestellte Erde in Sünde fallen würde, ja nach dem göttlichen Ratschluss in Sünde fallen muss, die volle Garantie dafür, dass am Ende alles in Ihm aufgehauptet zum Vater zurückgeführt werden wird, wie wir es ja schon oft in Eph 1:10 dargelegt haben. Daraus ergibt sich eine unmissverständliche Konsequenz: Gott ist durch Satans Wirken nichts aus dem Ruder gelaufen, vielmehr entsprachen alle Abläufe durch die Äonen hindurch dem Ratschluss Seines Willens, wobei für uns das Wunderbare ist, dass sich der Christus von Anfang an als Lamm bereitstellte, um zu bürgen, dass durch Seinen Kreuzestod alle Schuld, welche die Sünde anhäufte, auch tatsächlich verbüßt wurde!

Es ist fast schon ein Phänomen zu nennen, dass so viele Gläubige lieber an eine ewige Verdammnis der Ungläubigen glauben können, als dass Gott von Anfang an einen Heilsplan gemacht hat, der auf dem Bürgen Jesus Christus ruhte, der sich bereits vor dem Niederwurf der Welt dem Vater zur Verfügung stellte. „Liebe“, die ja Gott gemäß 1Jo 4:8b ist, kann nicht zulassen, dass auch nur ein Teil der Schöpfung verloren bleibt, der „Bürge“ steht dabei im absoluten Mittelpunkt!

Und es gibt einen ganz wunderbaren Grund, warum Gott dies alles so gemacht hat: Er möchte, dass Seine Liebe, die alles und alle umfasst, beantwortet wird – Er sehnt Sich danach, von seinen Geschöpfen wiedergeliebt zu werden, von allen! Und damit alle Geschöpfe Seine Liebe erkennen und schätzen können, gab Er das Kostbarste, was Er besaß, dahin, den Sohn Seiner Liebe. Am Kreuz auf Golgatha stellte Er Seine Liebe vor dem ganzen All zur Schau, und alle werden diese Liebe einmal erkennen können, wie es Phil 2:9-11 wunderbar zum Ausdruck bringt.

„Denn aus Ihm und durch Ihn und zu Ihm hin ist das All! Ihm sei die Verherrlichung für die Äonen! Amen“ (Röm 11:36)!

1Mo 43:11a

„Und es sagt zu ihnen Israel, ihr Vater: Sollte es so sein, tatsächlich, so tut dieses:“

Wir betreten heute ganz heiligen Boden, wenn wir versuchen, ein Gespräch zwischen Vater und Sohn nachzuempfinden. Vielleicht dürfen wir uns hierbei erneut bewusst werden, dass Alueim in 1Mo 1:26 sagt: Wir (Vater und Sohn) machen den Menschen in Unserem Bilde und nach Unserer Gleichheit. Wir Menschen sind Ihm also gar nicht so fern oder fremd und tragen die Veranlagung in uns, Ihn zu verstehen, wobei Sein heiliger Geist mitwirkt.

Es gab also einen Plan vom Vater, den wir heute „Heilsplan“ nennen, wozu Sich der Sohn bereit erklären musste, diesen auszuführen. Und was diese Ausführung beinhaltete, wissen wir heute, wenn wir die Worte von Phil 2:5-8 auf uns einwirken lassen. Wir dürfen hierbei gewiss sein, dass der Vater keinen Zwang auf den Sohn ausübte, das Kreuz auf Sich zu nehmen, sondern die freiwillige, von Liebe getragene Einwilligung vom Sohn bekam, diesen schwersten aller Wege zu gehen.

Und wie muss das Herz des Vaters sich gefreut, ja gejubelt haben, als der Sohn Sich als makelloses und fleckenloses Lamm bereit erklärte, alle entstehenden Sünden auf Sich zu laden und diese am Kreuz zu verbüßen.

Gott ist Liebe, und diese Liebe verpflanzte Er in den Sohn; und so erstrahlt uns vom Kreuz auf Golgatha das entgegen, was uns Joh 3:16 so nahe bringt. Und wir, die auserwählten Glieder an Seinem Körper, dürfen heute schon diese göttliche Liebe nicht nur erkennen, sondern sie, wenn auch noch bruchstückhaft, wiedergeben!

1Mo 43:11b-13

„Nehmet von den gestutzten Fruchtbäumen des Landes in euren Gefäßen und bringet hinab ein Nahungsgeschenk dem Manne, ein wenig Balsam und ein wenig Honig, Duftharz und Labdanum, Pistazien und Mandeln. Und doppeltes Geld nehmt in eure Hand; und das Geld, das wiedererstattete in der Öffnung eurer Packen, erstattet durch eure Hand. Vielleicht war es ein Irrtum. Und euren Bruder nehmet und steht auf und kehrt zurück zu dem Manne.“

Jakob, jetzt immer öfters „Israel“ genannt, schickt seine verbliebenen 10 Söhne hinab nach Ägypten, beladen mit Geschenken, die den mächtigen Mann in Ägypten milde stimmen sollten – dabei ahnte er nicht, wie überflüssig all die äußeren Gaben waren, weil sich Joseph nur nach einem sehnte: Der Vereinigung und Versöhnung der ganzen Familie, und dies in Freude, Frieden und Liebe! Und auch darin ähnelt Joseph seinem göttlichen Herrn:

Was kann ein Mensch bringen, um Gott milde zu stimmen? Um Seine Liebe zu erringen? O wenn der Mensch doch erkennen könnte, dass Gott nicht umgestimmt werden muss, weil Er buchstäblich „Liebe“ ist und nichts anderes als Liebe ausstrahlen kann, auch wenn dies im Verlauf der Menschheit oft anders auszusehen scheint. Wie oft bekommen wir die Worte zu hören: Und dies soll ein Gott der Liebe sein, der furchtbarste Kriege zulässt, wo Menschen auf grausamste Art niedergemetzelt werden, und dies ja schon über weite Teile im Alten Testament? Oder wenn ein Kind den Eltern genommen wird ... die Beispiele lassen sich beliebig fortsetzen? Und haben nicht auch wir uns tief im Herzen schon gefragt, warum dies oder jenes Schlimme in unserem Leben geschieht, ohne dass Gott eingreift?

Haben wir uns, liebe Geschwister, schon über unsere gestrigen Fragen Gedanken gemacht? Wenn „Ja“, zu welchem Ergebnis kamen wir? Die Antwort ist schon früh im Paradiesgarten zu suchen, dort, wo Gott den Menschen vom „Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen“ essen ließ. Wir betonen hier deutlich, dass es Gott war, der dieses Essen von jenem Baum bewirkte – die Schlange war hierbei lediglich Sein göttliches Werkzeug und musste das herbeiführen, was dem Willen Seines Ratschlusses entsprach. Im alten paradiesischen Zustand hätte der Mensch aber nie das Böse erkennen können, er musste also das Paradies verlassen und hier vor allem „den Baum des Lebens“ der ja den Sterbensprozess unterbunden hatte. Und so kam es wie es kommen musste: Kaum draußen, begann nicht nur der Sterbensprozess in den ersten Menschen, nein, es gab auch gleich Mord und Todschlag unter den Brüdern Kain und Abel! Die Grausamkeiten, durch die der Mensch Gott so gerne verleugnen möchte, begannen also bereits kurz nach der Ausweisung aus dem Paradiesgarten, und setzten sich in immer schlimmer werdender Art und Weise fort. Der Mensch sollte das Böse nicht nur erkennen, sondern es auch auf brutalste Art und Weise erleben!

Vielleicht beginnt jetzt mancher unter uns zu begreifen, warum unsere Welt so grausam ist: Gott gab Seinem Werkzeug „Satan“ den Auftrag, sein Werk in blutigster Art und Weise auszuführen, um den Menschen erkennen zu lassen, was das Böse bis in seine schlimmsten Exzesse hinein ist! Unsere Eingangsfrage, warum das Böse seit Anbeginn der Menschheit um uns ist, findet somit darin seine Antwort: Weil es Gottes Wille ist, den Menschen hautnah das Böse erleben zu lassen und – jetzt kommt das Entscheidende - der Mensch gerade dadurch in die Lage versetzt wird, auch (!!!) das Gute zu erkennen, nämlich die Liebe Gottes!

All das blutige Gemetzel, das uns schon im AT abschreckt, all die Kriege, die uns entsetzt haben, all das viele menschliche Leid, das uns täglich begegnet ... je krasser wir es empfinden, umso größer werden wir alle einmal die Liebe Gottes nicht nur erkennen, sondern auch erleben und spüren!

Das Böse ist also, wie wir immer wieder in unseren Schriften hervorgehoben haben, nur der düstere Hintergrund, vor welchem sich die zukünftige strahlende Wirklichkeit umso leuchtender abheben wird.

Wir wollen das Thema, das uns die letzten Tage beschäftigt hat, nicht verlassen, ohne erneut darauf hinzuweisen, dass Gott das Böse nicht herzlos erschaffen hat, um Seinen Ratschluss auszuführen. Sein geschriebenes Wort gibt uns hierzu ganz zarte Hinweise, die unser hörendes Herz aufnehmen darf. Dazu lesen wir ein Wort aus Hi 26:13b und zitieren es erst einmal aus der Lutherbibel: „ ... und Seine Hand durchbohrt die flüchtige Schlange.“ Auch die Elberfelder Übersetzung hilft uns hier nicht weiter, erst die DaBhaR-Übersetzung bringt etwas Licht in diese Aussage: „ ... es durchwirbelt Seine Hand die entweichende Schlange.“ Der Urtext aber lässt auch eine andere Übersetzung zu: „... Seine Hand litt Geburtswehen um die flüchtige Schlange“, womit wir in der Tiefe dieser Aussage angelangt sind:

Hiob bezeugt in dem ganzen Hi 26 die Kraft und Herrlichkeit Gottes, und in unserem Hi 26:13 die Erschaffung Satans, verglichen mit Geburtswehen, also mit Schmerzen. Damit darf uns aufleuchten, dass Gott das Böse erschaffen wollte, es Ihm aber Schmerzen bereitete, dieses dunkle Werkzeug in Seiner Schöpfung wirken zu lassen – Seine Hand litt Geburtswehen um die flüchtige Schlange!

Wir gingen bei unserem Leitwort davon aus, wie sinnlos es für Jakob ist, das Mitleid Josephs durch Geschenke, wie wir sie in unserem Textwort aufgezählt lesen, zu erreichen – Joseph weiß um alles und wartet nur darauf, sein Herz seiner Familie gegenüber zu öffnen! Das ist im Kleinen die Haltung Gottes Seiner Schöpfung gegenüber.

Jakob, der das Volk Israel durch seine 12 Söhne entstehen lässt, zeigt an, dass dieses Volk sich erst einmal versucht durch Nahungsgeschenke seinem Gott zu nähern, was durchaus dem Willen Gottes entspricht. Doch im Verlauf seiner Geschichte muss Israel lernen, dass es nur einen Weg gibt, der zu Gott führt, und dieser Weg ist in dem Namen „Jesus“ gegründet! Und was das Volk Israel bis heute noch nicht erreicht hat, hat Gott einer Auswahl aus allen Nationen aufleuchten lassen, nämlich den unausspürbaren Reichtum des Christus als Evangelium zu erkennen, wie wir es wunderbar in Eph 3:8 ff lesen können. Ohne Nahungsgeschenke wie Balsam, Honig usw. dürfen wir uns in dem Namen „Jesu“ dem Vater nähern, mehr noch, wir dürfen gemäß Röm 8:15-17 durch Seinen Geist wissen, dass wir Seine Kinder, ja Söhne sind, die laut rufen: „Abba, Vater!“

1Mo 43:14

„Und Al, der Allgenugsame, geben euch Mitleid vor dem Manne, und er sende hinweg mit euch euren anderen Bruder und Benjamin! Und ich, wenn ich beraubt sein soll, so bin ich beraubt!“

Unser neues Leitwort schließt die Rede Israels an seine Söhne ab, worin er alle seine inneren Ängste, Schmerzen und Bedenken gegen die neuerliche Reise nach Ägypten offenbart. Und dann geschieht am Ende etwas Wunderbares: Jakobs Blick richtet sich weg von sich selbst hin auf seinen Gott. Aber lasst uns um des Zusammenhangs willen zuerst einen ganz kurzen Überblick über das geben, was sich zuletzt ereignet hat:

Eine schwere Hungersnot lastete über allen Landen und Jakob war gezwungen, Korn in Ägypten einzukaufen, wo Joseph nach Gottes Führung Vorsorge treffen konnte. Nach der ersten Reise mussten die Brüder Simeon als Pfand in Ägypten zurücklassen, und Joseph forderte den jüngsten Bruder Benjamin zu sehen. Als eine zweite Reise nach Ägypten unausweichlich wurde, lehnte es Jakob ab, Benjamin mitzugeben. Als der älteste Sohn Ruben seine beiden Söhne dem Vater als Pfand anbot, weigerte sich Jakob, dieses Pfand anzunehmen. Dafür trat Juda, der viertälteste Sohn Jakobs und der Stammvater Jesu hervor und bürgte persönlich für Benjamin – und hier bewirkte es Gott, dass dieser Bürge von Jakob angenommen wurde, indem Jakob seine Augen auf den warf, von dem er erwartete, dass Er volle Genüge geben wird, was in dem Wort „El-shdi“, der Allgenugsame, begründet ist.

Jakob tat das, was uns Paulus in 2Kor 3:18 so wunderbar beschrieben hat, „Ihn anschauend ...“!

Wir bleiben heute noch etwas bei dem Wort „Al, der Allgenugsame“ stehen, denn alle Vorväter, angefangen über Abraham, Isaak bis Jakob, mussten durch die Erfahrung lernen, dass „Al“ wirklich auch für alles genügt, es gilt nur, Ihm zu vertrauen! So lasen wir ja auch bereits in 1Mo 17:1 zum ersten Mal diese Bezeichnung „Al, der Allgenugsame, und dies in Verbindung mit Abraham, als er 99 Jahre alt war – der Name war die Grundlage des Bundes mit Gott. Auch Isaak berief sich in 1Mo 28:3 auf diesen Namen, als er seinen Sohn Jakob in die Ferne sandte. Jetzt, als Jakob immer wieder so überreich die Allgenugsamkeit Al’s erfahren durfte und den Blick wieder fest auf Ihn richtete, konnte er auch Benjamin loslassen und – falls es so kommen würde – auch jeden Verlust aus Seiner Hand annehmen.

Uns, die herausgerufenen Glieder am Körper Christi Jesu, zeigen die Worte Jakobs (wie auch Abrahams und Isaaks), was es heißt, dass Al, der große Unterordner, in allem genügt, wobei wir uns hier erneut bewusst werden dürfen, was „Rechtfertigung durch Glauben“ beinhaltet, wir finden hierzu die treffliche Aussage in Röm 3:24 ff. „Umsonst gerechtfertigt in Seiner Gnade durch die Freilösung, die in Christus Jesus ist ...“ – das ist mehr als Vergebung unserer Sünden! Einem Verbrecher, dem seine Schuld vergeben wird, haftet auch danach noch der Mangel an, ein Verbrecher zu sein! Wer aber gerechtfertigt ist, ist frei wegen erwiesener Unschuld! Eine herrliche Freiheit!!!

2. Reise der Brüder nach Ägypten

1Mo 43:15a

„Und es nehmen die Männer dieses Nahungsgeschenk, und sie nehmen doppeltes Geld in ihre Hand, und Benjamin.“

Wir lasen in Vers 11-12, wie reich die Brüder mit Geschenken beladen waren, um sich dem Mann in Ägypten zu nahen und ihn gnädig zu stimmen, unser Leitvers nennt diese Geschenke „Nahungsgeschenk“. Dazu kam, dass die Brüder die Furcht in sich trugen, ob dieser Mann ihr Geschenk auch annehmen würde, die Joseph ja bewusst noch schürte, indem er das Geld für den Kauf des Getreides in die Säcke der heimkehrenden Brüder versteckte.

„Furcht“ wurde also von Joseph bewusst geschürt, was Salomo später in Spr 1:7 so erklären durfte: „Die Furcht Jewes ist der Erkenntnis Anfang.“ Und die Brüder, stellvertretend für das entstehende Volk Israel, mussten lernen, den Gott ihrer Väter langsam mehr und mehr zu erkennen – wie weise also Joseph handeln musste!

Auch wir, liebe Geschwister, haben mit einem Nahungsgeschenk zu tun, allerdings in umgekehrtem Sinn: Nicht wir müssen etwas geben, sondern Gott ist es, der uns das reichste Nahungsgeschenk darreicht! In Eph 2:8-9 lesen wir die wunderbaren Worte an uns: „Denn in der Gnade seid ihr Gerettete, durch Glauben, und dies ist nicht aus euch, sondern Gottes Nahegabe, nicht aus Werken, damit sich niemand rühme.“ Es ist heute unser großes Vorrecht, dass nicht wir Gott etwas darbringen müssen, sondern dass Er uns Seine „Nahegabe“ schenkt, unsere Errettung in der Gnade!

1Mo 43:15b-16a

„Und sie stehen auf und ziehen hinab gen Ägypten. Und sie stehen vor Joseph. Und es sieht sie Joseph, und Benjamin, seinen Bruder, seiner Mutter Sohn;“

Es gibt viele spannungsgeladene Momente im Heilspan Gottes, einer davon ist sicher derjenige, als die Brüder endlich wieder vor Joseph standen vor allem aber sein echter Bruder Benjamin, echt deshalb, weil er außer ihm selbst noch der einzige seiner Mutter Rahel Sohn war; die innere Verbindung zu Benjamin war deshalb besonders emotional. Nun steht Benjamin also direkt vor Joseph, seine Augen erblicken ihn – was mag da in Joseph vorgegangen sein?

Da Josephs Geschichte ja als Vorschattung der Leiden Christi Jesu gilt, nutzen wir unseren heutigen Leitvers einmal dazu, um auch das Glück unseres Herrn nachzuempfinden, das Er empfinden wird, wenn wir, Seine Körperglieder, vor Ihm stehen werden:

Als Erstes ist uns hier wichtig um klar zu stellen, dass wir das Geheimnis der Körpergemeinde außer in den Briefen Pauli (wo das Geheimnis enthüllt wurde) nirgendwo anders in Gottes Wort finden! Auch nicht bei Joseph! Wenn wir hier trotzdem einen Vergleich anstellen, dann nur deshalb, um uns einmal vorzustellen, was unser Herr und Haupt in Seinem Herzen empfinden wird, wenn auch wir vor Ihm stehen werden und Er uns buchstäblich sieht! Wir sprechen hier von jenem Moment, wo gemäß 1Thes 4:13 ff die Posaune Gottes ertönt und der Herr Selbst zur Entrückung herabsteigt, um Sich mit denen, die Ihm angehören zu vereinigen. Und ... dieser Moment kann nach letztem Stand der Weltlage jederzeit eintreten!

Heute soll uns zuerst etwas bewegen: Es ist Benjamin, der vor Joseph steht, und ... es ist der spätere Stamm Benjamin, aus dem Paulus, der Apostel der Nationen, stammt (siehe Phil 3:5). Und Paulus war ja der von Gott berufene Apostel, welcher gemäß Eph 3:8 ff derjenige war, dem die Gnade gegeben ward, den Nationen (also uns) den unausspürbaren Reichtum des Christus als Evangelium zu verkündigen und alle darüber zu erleuchten, was die Verwaltung des Geheimnisses betrifft, das von den Äonen an in Gott verborgen gewesen war.

Und nun steht Benjamin vor Joseph, der ihn mit brennendem Herzen sieht, einem Herzen voll Liebe und Sehnsucht! Und so dürfen wir auch unseren Herrn sehen und erleben, wenn wir vor Ihm stehen werden, was sich ja erst einmal in Wolken in der Luft zutragen wird. Und dies, wenn nach Röm 11:25b die Vervollständigung der Nationen eingehe, also der Letzte zu der Körpergemeinde berufen und hinzugefügt wird.

Und wir? Wir sollen uns gemäß 2Tim 4:8 auf dieses große Ereignis nicht nur freuen, sondern – Sein Erscheinen lieb haben bzw. es lieben, was ja unser Wandel zum Ausdruck bringen soll, wie es das Umfeld unseres obigen Textwortes (ab Vers 5) aufzeigt.

Wir dürfen bzw. können also heute etwas von der Freude Josephs nachempfinden, als er Benjamin sah, vergleichbar mit der Freude Jesu, wenn Er uns auf kurz oder lang buchstäblich sieht.

1Mo 43:16b-18

„... und er sagt zu dem, der über sein Haus ist: 'Bring die Männer ins Haus und schlachte ein Schlachttier und bereite es zu; denn mit mir sollen die Männer Brot essen zu Mittag.' Und es tut der Mann, was Joseph sagt. Und es bringt der Mann die Männer in Josephs Haus. Und es fürchten sich die Männer, weil sie in Josephs Haus gebracht werden, und sie sagen: 'Wegen der Sache des Geldes, des erstatteten in unseren Packen, zu Beginn, werden wir hierhergebracht, dass er sich auf uns stürze und über uns herfalle und nehme uns zu Knechten und unsere Esel.'“

Der eigentliche Höhepunkt, nämlich der, als sich Joseph seinen Brüdern zu erkennen gibt, zieht sich noch bis 1Mo 45 hin; bis dahin muss noch einiges geprüft, geregelt und klar gestellt werden, vor allem: Hat sich die böse Gesinnung der Brüder inzwischen geändert?

Um das zu prüfen, lässt Joseph durch seinen Verwalter ein Essen vorbereiten, wobei die Männer erst einmal in Josephs Haus geführt werden, was diese in Furcht versetzt, den Grund nennt unser Leitvers.

„Furcht“ begleitet die Menschen von Anbeginn an; so lesen wir denn auch schon in 1Mo 3:10, dass sich Adam fürchtete, und dies, nachdem die Sünde in ihn kam. Sünde und Furcht stehen also in engem Zusammenhang. Auch die Männer (so werden sie hier genannt) hatten wegen des Geldes in ihren Packen ein schlechtes Gewissen, nun überkam sie die Furcht vor Strafe, und dies interessanterweise, obwohl sie ja in dieser Sache unschuldig waren!

1Mo 43:18

„Und es fürchteten sich die Männer ...“.

Wenn wir „die Furcht“ (und sie soll uns heute noch etwas beschäftigen) von ihrem Anfang her (bei Adam) betrachten, sehen wir sie im Zusammenhang mit Schuld, die der Mensch auf sich geladen hat. Aber ist der Mensch (um bei Adam zu bleiben) wirklich schuldig? Diese heiß umstrittene Frage lösen wir ganz einfach am Bild unserer momentanen Lage: Die Männer fürchteten sich vor etwas, wofür sie nichts (!) konnten! Sie hatten das Geld in ihren Packen nicht gestohlen, vielmehr war es Joseph, der das Geld in die Packen legen ließ und damit eine bestimmte Situation herbeiführen wollte! Und Adam? Auch hier steht im Hintergrund Gott, in dessen Auftrag Paulus die uns bekannten Worte in Eph 1:11 niederschreiben musste: „Gott ... der alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt“! Und „Er“ bewirkte auch den Fall Adams mit der darauf folgenden Furcht, so wie Joseph es bei seinen Brüdern bewirkte.

Können wir die Parallelen erkennen? So wie Joseph in unserem Fall im Kleinen wirkte, so wirkt unser Gott und Vater von Anfang an im Großen!

Joseph geht es einzig und allein darum, sich in Liebe mit seiner Familie zu vereinen, und Gott geht es darum, Seine gesamte Schöpfung in Liebe an Sein Herz zu ziehen, in Liebe alles in allen zu sein! Doch damit Joseph sein Ziel erreichte, mussten seine Brüder erst einmal noch lernen, und durch Prüfungen in die Lage versetzt werden, Josephs Liebe zu verstehen und zu erwidern – genauso wie der Mensch durch die Sünde, seine Schuld und die Furcht der Gottesferne in die Lage versetzt wird, den Gott der Liebe zu erfahren und wiederzulieben!

Es mag wohl für manchen harter Tobak gewesen sein, den wir gestern vorgesetzt haben, und dies in wenigen Worten! Doch wenn wir einmal bedenken, dass Gott „Liebe“ ist, und Liebe, um erkannt zu werden, eben auch das Finstere und das Böse zwingend benötigt, um erkannt zu werden, dann verstehen wir, „warum“ und vor allem „wozu“ Gott nicht nur das Licht und das Gute erschaffen hat, sondern gemäß Jes 45:7 eben auch das Finstere und Böse! Und wenn der Prophet Jesaia diese Worte so abschließt: „Ich, Ieue Alueim mache all dieses“, so darf es uns nicht schwer fallen, Seinem Wort zu glauben. Adam musste von der verbotenen Frucht essen, und wurde damit in die Lage versetzt, nicht nur das Gute, sondern auch das Böse zu erkennen, deshalb setzte Gott auch genau in der Mitte des Gartens Eden „den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen“! Schon die Bezeichnung dieses Baumes zeigt uns, dass es Gottes Wille war, dass der Mensch Erkenntnis über Gut und Böse erlangt, und dies durch die Erfahrung in seinem Leben.

Gott steht also, wie wir einmal mehr sehen können, hinter allem, und Er will, dass der Mensch die Erkenntnis von Gut und Böse durchläuft, wozu ja letztlich auch die Furcht gehört, die jetzt gerade die Männer in unserem Leitvers ergreift. Und interessanterweise durfte Salomo, der ja in besonderer Weise mit Weisheit gesegnet war, in Spr 1:7 aufzeigen: „Des Herrn Furcht ist der Anfang der Erkenntnis“!

Und wieder schließt sich, ganz wunderbar der Kreis, wo wir erkennen dürfen, wie alles von Gott Gewirkte letztendlich dem Menschen zum Besten dient, erst das Finstere, und dann die lichten Strahlen der Liebe Gottes.

Etwas möchten wir heute aber doch noch dem Thema „fürchten“ anfügen, mit dem wir ja zusprechen wollen, nämlich unseren Stand in Christus:

Mit Joseph befinden wir uns ja noch früh in der Menschheitsgeschichte und ganz am Anfang der Entstehung des Volkes Israel. Die Schule beginnt also erst gerade!

Für uns, die wir Christus angehören, und die wir unser altes Leben mit Ihm in den Tod begeben haben, gilt etwas anderes, wir sind eine neue Schöpfung, das Ehemalige verging, es ist neu geworden, so lesen wir in 2Kor 5:19. Und in dieser neuen Schöpfung gibt es für uns keinen Grund mehr, uns in irgendeiner Form zu fürchten!

Hierzu lesen wir in 1Jo 4, wo uns zuerst in 1Jo 4:8 gesagt wird, dass Gott Liebe ist, und weiter in 1Jo 4:16b, „wer in der (göttlichen) Liebe bleibt, der bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm.“ Und weiter lesen wir in 1Jo 4:18, dass „Furcht“ nicht in der Liebe ist, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht hinaus, weil die Furcht es mit Strafe zu tun hat. Und die Strafe liegt ja, wie wir wissen, „auf Ihm“ – wovor sollten wir uns also fürchten?

Natürlich leben wir alle noch in der Welt und bleiben von Satans Angriffen nicht verschont! Doch in allem dürfen wir uns stets aufs Neue bewusst werden: „Denn ihr erhieltet nicht den Geist der Sklaverei, wiederum zur Furcht; sondern ihr erhieltet den Geist des Sohnesstandes ...“ (Röm 8:15ff).

1Mo 43:19-22

„Und sie treten heran an den Mann, der über Josephs Haus ist; und sie sprechen zu ihm am Eingang des Hauses. Und sie sagen: 'O mein Herr! Wir kamen herab, ja herab zu Beginn, Speise zu kaufen. Und es geschieht, dass wir zur Herberge kommen und öffnen unsere Packen, und siehe, das Geld eines jeden Mannes ist in der Öffnung seines Packens, unser Geld nach seinem Gewicht. Wir erstatten es nun mit unserer Hand, und anderes Geld haben wir herabgebracht in unserer Hand, um Speise zu kaufen. Wir wissen nicht, wer unser Geld in unsere Packen tat.'“

Vordergründig sehen wir in dem Verhalten Josephs seinen Brüdern gegenüber das Erforschen ihrer Gesinnung – hat sich darin etwas im Verlauf der vielen Jahre verändert? Klagt sie ihr Gewissen an, dass sie ihren Bruder einst für Geld verkauft hatten? Jetzt ist wieder „Geld“ im Spiel und Joseph möchte erforschen, wie sich die Brüder in der Versuchung verhalten. Dabei tritt langsam ein Mann in den Vordergrund, der schon in Vers 16 den Auftrag bekam, ein Mahl zu bereiten – es ist der engste Vertraute Josephs, den er auch über sein Haus gesetzt hat. Dieser bringt die Brüder in Josephs Haus, was bei den Brüdern erst einmal Furcht erzeugte und sie dann dazu bewegte, dem Diener Josephs ihr Herz auszuschütten - die ganze Geschichte mit dem rätselhaften Geld in ihren Packen breiten sie vor dem Diener aus.

Beachtenswert ist, dass die Brüder sich nicht mehr vom Reiz des Geldes beeinflussen ließen und dieses einfach unterschlugen, nein, sie brachten es gewissenhaft zurück nach Ägypten und legten das ganze Geschehen vor dem Diener Josephs offen. Genügte diese neue Ehrlichkeit Joseph?

1Mo 43:23-24

„Und er sagt: Friede sei mit euch! Fürchtet euch nur nicht! Euer Alueim und der Alueim eurer Väter gibt euch vergrabene Schätze in eure Packen. Euer Geld kam zu mir. Und er bringt Simeon hervor zu ihnen. Und der Mann bringt die Männer in Josephs Haus, gibt ihnen Wasser, und sie waschen ihre Füße. Und er gibt ihren Eseln Futter.“

Heute tritt der Diener Josephs noch mehr hervor, und dies mit so erstaunlichen Worten, dass wir ihn etwas näher betrachten wollen: Er wird zwar überall nur als „der Mann“ bezeichnet, doch offensichtlich ist er von Joseph, seinem Herrn, mit verschiedenen wichtigen Diensten betraut, was uns an jenen Diener und Boten erinnert, der auch in Lk 2:10 zu den sich fürchtenden Hirten auf dem Felde unter anderen die Worte sprach: „Fürchtet euch nicht ...“! So gesehen können wir also in „dem Mann“ vergleichsweise einen jener dienstbaren Boten sehen, von denen uns Hebr 1:14 sagt, dass sie ein Amt versehende Geister sind, zum Dienst ausgeschickt um derer willen, denen künftig die Rettung zugelost werden soll. Und künftig zugelost wird die Rettung dem Volk Israel (im Gegensatz zu uns, die wir ja unsere Rettung in der Gnade im Glauben längst erfassen durften).

Joseph und sein Diener, die zusammen dem zukünftigen Volk Israel dienen – und Christus Jesus, der Sohn Gottes, der Seine dienstbaren Geister ausschickt, um wiederum jenem Volk zu dienen, dem die zukünftige Rettung zugelost werden soll, was sich im zukünftigen Königreich auf Erden erfüllen wird, wenn Er sichtbar für Sein Volk als dessen Messias für tausend Jahre Sein Reich errichten wird.

Es mag manchem von uns an den Haaren herbeigezogen erscheinen, dass wir den Diener Josephs, der sich uns als „der Mann“ präsentiert, mit einem Boten Gottes vergleichen, doch wenn wir jetzt auf die näheren Worte „dieses Mannes“ eingehen, wird unser Vergleich (der ja nie perfekt sein kann) immer interessanter! Wir tun dies auch im Hinblick auf Kol 3:2, wo uns Gottes Wort auffordert, auf das zu sinnen, das droben ist, nicht auf das auf Erden! Und dazu gehören massiv auch die Bewohner der überhimmlischen Räume, denen wir in den herankommenden Äonen vielfältig dienen dürfen. Es kann also nicht so verkehrt sein, wenn wir einerseits Joseph mit seinem engsten Diener, „dem Mann“, mit unserem Herrn und dessen engste Diener (Boten) vergleichen, zumal es hier um den Dienst an dem späteren Volk Israel geht. Und hier wollen wir auch gleich einsteigen:

Wir lesen in Dan 12:1 (nach der konkordanten Übersetzung des Buches Daniel) von einem großen Botenfürsten, „der über den Söhnen deines Volkes steht“ und den Namen Michael trägt; schon in Dan 10:13 wird er als „einer der ersten Obersten“ genannt. Diese kurzen Aussagen zeigen uns, dass es in den Überhimmlischen, also unserem zukünftigen Aufgabengebiet, Hierarchien in der so genannten „Engelswelt“ gibt, wobei einer der Obersten, der Fürst Michael ist, der ... über den Söhnen deines (Daniels) Volkes (also über Israel) steht!

„Michael“ steht also klar über Gottes auserwähltem Volk Israel, so wie die gesamte Welt der überhimmlischen Boten, die in Hebr 1:14 als „ein Amt versehende dienstbare Geister“ bezeichnet werden; sie alle stehen aber nicht (!) für uns, die herausgerufene Körpergemeinde Christi Jesu! Wir möchten diesen Punkt, den wir vor Tagen schon erwähnt haben noch einmal deutlich klarstellen, denn – wir haben keine künftige Rettung, sondern besitzen diese vielmehr heute schon sicher im Glauben! Und der Glaube ist ja gerade „die zuversichtliche Annahme dessen, was man erwartet, ein Überführtsein von Tatsachen, die man nicht erblickt“ (siehe Hebr 11:1). Glaubst du, lieber Bruder und liebe Schwester, dass Du heute schon gerettet bist? Hoffentlich!!!

Unsere Rettung erfolgt nämlich nicht durch uns oder unsere Werke, sondern beruht einzig und allein in der Gnade, wie es uns Gott in Eph 2:8 zusagt. Wer von uns Gläubigen heute auf irgendwelche Engeldienste zurückgreift, greift auf Satans Diener zurück, die sich als „Diener der Gerechtigkeit“ ausgeben und gemäß 2Kor 11:14ff nichts anderes als Diener Satans sind. Dem Okkultismus wird mit solch fälschlicher „Engelslehre“ Tor und Tür geöffnet! Wir stehen in engster Verbindung mit unserem Herrn und Haupt, „Jesus“, Er allein wacht über uns und gibt uns alles, was wir brauchen!

In Anbetracht eines Ganges über unseren Friedhof, wo mich auf Schritt und Tritt ein Heer kitschiger weißer Engelsgestalten begleitet hat, die irrigerweise den Verstorbenen in irgendeiner Form helfen sollen, muss ich hier noch einiges anfügen: Der einzige Botenfürst, der uns nach unserem Tod hilft, ist die Stimme des Botenfürsten aus 1Thes 4:16, und hier ist es unser Herr, der in denkbar erhabenster Weise die Funktion eines göttlichen Boten übernimmt, vom Himmel herabsteigt, um uns, Seinen Gliedern, die lang erwartete Botschaft zu überbringen, dass der Tag der Freilösung des uns zugeeigneten Losteiles und die Stunde unserer Verherrlichung gekommen ist!

Im Übrigen haben wir es heute nur derart mit himmlischen Boten zu tun, als wir diesen (neben den Menschen) gemäß 1Kor 4:9b ein Schauspiel geworden sind. Das heißt: Wir werden wie Schauspieler auf einer dunklen Bühne beobachtet, was wir tun ... wobei auch unser schlechtes Verhalten interessiert beobachtet wird! Jetzt mag mancher unter uns, liebe Geschwister, erschrecken! Aber – es gibt ein Gegenstück, und dieses finden wir in Eph 2:6 ff, wo wir wiederum diesen himmlischen Zuschauern „den alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade in Güte gegen uns in Christus Jesus“ zur Schau stellen, also Schaugefäße Seiner Gnade sein werden; „Begnadete“ trotz allem schlechten Verhalten auf Erden!

Wir gehen jetzt (endlich) auf die Worte des Mannes ein und wir müssen zugeben, dass sie für einen gewöhnlichen Diener (wenn auch in gehobener Stellung) schon ungewöhnlich sind. Die ersten Worte sind „Friede sei mit euch“, und sie müssen wie Balsam auf die Seelen der Brüder gewirkt haben. Nach all den Unruhen, der Ungewissheit des Wartens kommt ein Mann auf sie zu, und wünscht, dass „Friede“ mit ihnen sei, ein Gruß- und Segenswort, das uns in zigfacher Form im AT und NT begegnet. Es beinhaltet den Wunsch, Friede mit Gott zu haben, was im Grunde für jedes Geschöpf Gottes einmal unerlässlich sein wird. Und der Friede Gottes, der alle Vernunft übersteigt, wird letztendlich für alle eintreten, wenn Gott, am Ende Seines Heilsplanes mit Seinen Geschöpfen ausgesöhnt, alles in allen sein wird.

Zuvor wird dieser Friede auf Israel kommen, wenn Jesus, sichtbar für Sein Volk, gemäß Sach 14:4 ff auf den Ölberg wiederkommt, um Sein irdisches Königreich aufzurichten.

Wie unsicher der gewünschte Friede für die Brüder (und für das spätere Volk Israel) sein wird, zeigen uns gleich die vor uns liegenden Verse, wo nach einer kurzen Ruhepause für die Brüder schon die nächste Unruhe wartet, als sie den versteckten Pokal Josephs in Benjamins Packen finden.

„Friede“ ist aber auch für uns, die Körpergemeinde Christi Jesu, nicht nur ein frommer Wunsch, sondern ein wichtiger Bestandsteil in unserem irdischen Leben, denn wir dürfen diesen Frieden heute schon mit großer Freude in uns tragen. Wir lesen deshalb auch in den Briefen unseres Apostels Paulus nicht nur einen Friedenswunsch, vielmehr beginnen alle Briefe mit den Worten „Gnade sei euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus“! Hier ist noch das Wort „Gnade“ eingebettet, das uns sagt, dass, wer die Gewissheit der Rettung in der Gnade hat, auch Friede mit Gott und dem Herrn Jesus Christus haben darf!

Dass uns trotz allem Wissen finstere Mächte diesen Frieden immer wieder rauben möchten, haben wir wohl schon alle mehr als genug erfahren müssen. Vielfach liegt die Ursache darin, wenn wir eigene Wege gehen wollen und damit unsere Sorgen anfangen. Deshalb ist uns für solche Fälle das Wort in Phil 4:4 ff gegeben, wo uns zugesprochen wird, alles unserem Herrn zu überlassen, uns in Ihm zu freuen, uns nicht zu sorgen, sondern in allem unsere Bitten im Gebet und mit Danksagung vor Gott bekannt werden zu lassen. Dann, und erst dann wird dieser herrliche Friede, der allem Denksinn überlegen ist, unsere Herzen und Gedanken wie in einer Feste in Christus Jesus bewahren.

Auch der zweite Ausspruch des Mannes, „fürchtet euch nur nicht“, klingt uns irgendwie vertraut in den Ohren, wenn wir an die Weihnachtsgeschichte und an die Hirten auf dem Feld denken, denen ein himmlischer Bote ja auch diese Worte zurief. Da wir aber zurückliegend viel über „die Furcht“ geschrieben haben, überspringen wir diesen Punkt und kommen zum nächsten Satz, wo der Mann auf Alueim hinweist, dann von vergrabenen Schätzen spricht, den Alueim in ihre Packen gibt.

Menschlich gesehen sagen uns diese Worte ganz einfach, dass der Mann sicher von Joseph viel über dessen Alueim gehört hatte und nun angibt, dass dieser Alueim es bewirkte, dass die Brüder ihr bezahltes Geld wie ein Schatz vergraben in ihren Packen fanden. Tiefer gesehen spricht der Mann als ein dienstbarer Bote seines Herrn zu dem zukünftigen Volk Israel von einem Schatz, der viel mehr wert ist als Geld – es ist in der Tat ein göttlicher Schatz, die Vergebung der Schuld, die Israel auf sich geladen hat! Und wie eine Bestätigung lesen wir dann sofort im Anschluss, dass der bislang (in Sünde und Schuld) gebundene Simeon freigelassen wurde! Und auch die letzte Verunreinigung, bevor sie vor das Angesicht Josephs treten, wird durch das Waschen ihrer Füße abgetan ... was für ein liebliches Bild darf da vor uns erstehen!

Die Brüder begegnen Joseph

1Mo 43:25-26

„Und sie bereiten das Nahungsgeschenk bis zum Kommen Josephs am Mittag; denn sie hören, dass sie dort Brot essen sollen. Und Joseph kommt nach Hause, und sie bringen das Nahungsgeschenk, das da ist in ihrer Hand, ins Haus zu ihm; und sie werfen sich nieder vor ihm mit ihren Gesichtern zur Erde.“

Die Brüder haben auf das Geheiß ihres Vaters (um den Mann in Ägypten milde zu stimmen) das Kostbarste, was sie als Ware zuhause hatten, als Nahungsgeschenk mitgenommen, wir können die entsprechenden Gegenstände nochmals in Vers 11 nachlesen. Auch haben wir bereits ausführlich ab 13. März zum Thema „Nahungsgeschenk“ geschrieben; wir kommen also gleich zur nächsten Aussage in unserem Leitvers, zu dem Moment, wo die Brüder erneut vor Josephs Angesicht treten sollen, doch dieses zweite Mal ist der Empfang ganz anders als beim ersten Mal (siehe 1Mo 42:6 ff)! Dortmals war Josephs Hauptforderung, dass ihr kleinster Bruder, Benjamin, zu ihm gebracht würde, eine Forderung mit zweifachem Hintergrund: Zum einen wollte Joseph prüfen, wie sie jetzt (im Vergleich zu früher) mit ihrem kleinen Bruder umgehen würden, zum anderen hatte er eine ganz große Sehnsucht gerade nach Benjamin - warum?

Benjamin war ja sein einzig leiblicher Bruder, da auch er ein Sohn der Rahel war (alle anderen Brüder waren Halbbrüder von verschiedenen Frauen Jakobs). Und so wie Rahel „die Frau seiner (Jakobs) Liebe“ war, so war auch Joseph als Erstgeborener von Rahel „der Sohn seiner (Jakobs) Liebe“! Und so wie einst Abraham den göttlichen Vater abschattete, ist es hier Jakob, zusammen mit Joseph, dem Sohn seiner Liebe, der in mehrfacher Weise den Christus vorschatten darf

Unsere Gedanken mögen sich gestern noch etwas verworren gelesen haben, zumal es ja um Benjamin gehen sollte ... stellen wir es also etwas klarer: Wir haben ganz oben Jakob als Bild des göttlichen Vaters, wir sehen Joseph als den göttlichen Sohn seiner Liebe, wir sehen die Brüder Josephs als das zukünftige Israel, und wir sehen Benjamin in einer besonderen Rolle, da er als einziger Bruder mit Joseph 100 % körperlich verwandt ist! Dies beantwortet erst einmal unsere gestrige Frage nach der inneren Sehnsucht gerade nach Benjamin. Und wenn wir jetzt unsere Herzen „weit“ machen, dürfen wir noch etwas (hier ganz ferne Liegendes) vor unserem geistigen Auge sehen:

Wir sehen Josephs besondere Sehnsucht nach dem ihm körperlich nahe stehenden Benjamin - und wir dürfen hier Christus sehen, der Sich nach Seinen Ihm besonders Nahestehenden sehnt, womit wir angesprochen sind. Bedenken wir hier bei allem „Stirnerunzeln“, dass ja Paulus gerade dem Stamm Benjamin entstammt, und gerade Paulus (wir haben dies schon an früherer Stelle angeführt) damit betraut wurde, das Geheimnis des Christus und der Herausgerufenen zu enthüllen, was er in Eph 5:32 mit dem Blick auf die Liebe zwischen „Mann und Frau“ tut! Josephs Sehnsucht deutet also in zarter, aber doch für uns beglückender Weise schon an früher Stelle die Sehnsucht Christi Jesu nach der Vereinigung mit uns, Seinen Körpergliedern, an!

Wir haben gestern das Wort „Stirnrunzeln“ eingeflochten, weil es manchem nicht passen mag, dass wir das Geheimnis des Christus, Seine Körpergemeinde, hier in der Geschichte um Joseph eingebracht haben, obwohl ja auch wir voll dazu stehen, dass es Paulus allein vorbehalten war, dieses Geheimnis in seinen Briefen zu enthüllen. Doch – so wie schon wir Menschen uns in besonderen Fällen über gesetzliche Paragraphen hinwegsetzen müssen, dürfen wir, wenn es um innerste Gefühle geht, uns in Gottes Wort von Gefühlen leiten lassen; und gerade Josephs Geschichte ist voll von Gefühlen!

Und Gott Selbst ist es, der uns in Seinem Wort Sein Herz zeigt, indem Er in Seinem Worte zum Beispiel von „innerster Regung und Mitleid (siehe Phil 2:1) oder „innigstes Mitleid“ (Kol 3:12) zu uns spricht. Dieses Zartgefühl, das ja gerade in unseren letzten Tagen der gegenwärtigen Verwaltung der Gnade kaum mehr vorhanden ist, dürfen wir auch hier bei Joseph suchen und finden und ... es darf uns innerlich bewegen, zumal wir es ja auf uns beziehen können. So sehr Joseph alle seine Brüder liebt (und so sehr der Christus Sein Volk Israel liebt), so sehr sehnt sich Joseph nach Benjamin, seinem gefühlsmäßig engsten Bruder Benjamin (und so sehr sehnt Sich der Herr nach Seinen Ihm am engsten Stehenden, nach Seiner Vervollständigung, den Gliedern Seines Körpers). Machen wir also unser Herz weit!

1Mo 43:27-28

„Und er fragt sie nach ihrem Ergehen und sagt zu ihnen: 'Wie ist das Ergehen eures Vaters, des alten, von dem ihr mir sagtet - - lebt er noch?' Und sie sagen: 'Wohlergehen ist mit deinem Knecht, unserem Vater. Er lebt noch.' Und er sagt: 'Gesegnet sei jener Mann von Alueim.' Und sie beugen das Haupt und werfen sich nieder vor ihm.“

Wir behalten auch heute noch unser inneres Gefühl bei, welches wir gestern in besonderer Weise eingesetzt haben, und versetzen uns in Joseph und damit im Grunde auch in unseren Herrn:

Schon längst haben sich seine (Josephs) Träume erfüllt, wo sich die Getreidebündel (bzw. Sonne, Mond und elf Sterne) seiner Brüder (sowie Vater und Mutter) vor seinem Bündel verneigten, ja sich vor diesem niederwerfen, jetzt beugen die Brüder erneut das Haupt und werfen sich vor ihm nieder – ein Bild, wie sich einmal alle Brüder, das vereinte Volk Israel, vor dem niederwerfen werden, der als ihr Messias auf dem Ölberg erscheint, um Gerechtigkeit einzusetzen.

Wie muss es nun Joseph ums Herz gewesen sein, wie werden seine innersten Gefühle und innerstes Mitleid ihn umfangen haben, als er seine Brüder vor sich liegen sah?! Und wie sehr mag ihn die Sehnsucht nach seinem alten Vater bewegt haben, von dem er wusste, dass dieser ihn mehr als seine anderen Brüder liebte? In diesen uns erst einmal alltäglich erscheinenden Worte Josephs an seine Brüder liegt alle Sehnsucht und alle Liebe eines fühlenden Herzens, und in der Tiefe auch die Sehnsucht und Liebe dessen, der uns von Anbeginn an geliebt hat!

1Mo 43:29-30

„Und Joseph hebt seine Augen auf und sieht Benjamin, seinen Bruder, seiner Mutter Sohn. Und er sagt: 'Ist dies euer kleiner Bruder, von dem ihr sagtet, ihr würdet ihn zu mir bringen?' Und er sagt: 'Alueim sei dir gnädig, mein Sohn!' Und es eilt Joseph; denn auf wallt sein Inneres für seinen Bruder, und er sucht, wo er weine. Und er kommt in seine Kammer und weint dort.“

Als der Letzte seiner Brüder, nämlich Benjamin, mit gebeugtem Haupt vor ihm liegt und seine Augen besonders auf ihm ruhen, kann sich Joseph nicht mehr halten, die Gefühle übermannen ihn, sein Inneres wallt auf und er muss weinen – was für ein Bild!

Als ich, der Verfasser dieser Zeilen, diese Worte auf mich einwirken ließ, stand das Wort aus Röm 11:25 vor mir, wo von der Vervollständigung der Nationen die Rede ist, worauf dann Israel als Gesamtheit gerettet wird, und wo dann diesem Volk die Gebundenheit, die gemäß Apg 28:16 auf ihm liegt, gelöst wird. Passen hier nicht einige Dinge wunderbar zusammen?

Man kann in Benjamin, den wir ja schon zuvor als den Stammvater auch von Paulus gesehen haben, nun auch denjenigen sehen, der die Vollzahl derer aus den Nationen vervollständigt (er vervollständigt ja die Zahl der Brüder), der Blick Josephs ruht gerade auf ihm, das heißt, der Blick des Herrn ruht auf dem Letzten, der die Vervollständigung Seiner Körpergemeinde darstellt. Und so wie Joseph von seinen Gefühlen überwältigt wird, so wird unser Herr überwältigt sein, wenn der Letzte gerufen und Seinem Körper hinzugefügt wird.

Wir möchten heute zuerst das etwas Verwirrende von gestern vereinfachen – wobei unser Hauptaugenmerk darauf liegt, dass auch unser Herz vor Freude überwältigt sein wird, wenn Er sieht, wie der Letzte der Nationen (dargestellt durch Benjamin) eingegangen sein wird und Er weiß, dass nun in Kürze die große buchstäbliche Vereinigung mit unserer Entrückung erfolgen wird. Und wenn schon Joseph vor Freude die Tränen übermannen, wie viel mehr wird unser Herr und Haupt überwältigt sein, wenn Er weiß, der Moment ist nahe! Aber nicht nur Er, unser Haupt, wird überwältigt sein von dem sich nahenden Zusammenschluss von Haupt und Körper ... auch wir dürfen uns unbändig freuen und Sein Erscheinen lieb haben, auch Tränen der Freude heute schon darüber vergießen, dass Er ganz nahe ist!

Aber noch eine Person spielt hierbei eine interessante Rolle: „Simeon“! Mit dem Letzten aus den Nationen wird gemäß Röm 11:26 auch Israel als Gesamtheit gerettet, wobei dem Volk die Binden von Augen und Ohren gelöst werden, das Volk sieht und hört wieder! So passt nun auch merkwürdigerweise die Lösung der Fesseln in unser geistiges Bild, die Simeon gemäß Vers 23 in unserem Kapitel so lange gebunden hielten, bis der Letzte (hier Benjamin) vor Joseph einging!

1Mo 43:31

„Und er wäscht sein Gesicht und kommt hervor und bezwingt sich und sagt: 'Traget Brot auf!'“

Es geht, liebe Geschwister, wenn wir die letzten Tage zurückblicken, nicht darum, ob uns eine Aussage stört oder nicht, ob das alles so sein kann oder nicht – es geht uns darum dass Joseph von Tränen überwältigt wurde, als er Benjamin sah; und diese Tränen der Freude dürfen wir auch auf unseren Herrn übertragen, wenn Er den Letzten von uns sehen wird, der Seinen Körper vervollständigt und damit die Entrückung in Kürze möglich macht.

Dass sich Joseph auch über seine anderen Brüder freut, ist hier ja keine Frage, nur betont unser Vers 29, dass er seinen Bruder Benjamin sah, sein ihm am nächsten Stehenden! Und da wir, Christi Jesu Körpergemeinde, Ihm eben auch im Moment am nächsten stehen, wartet auch Er, unser Herr und Haupt auf jenen Moment, wo Er uns zu Sich holen kann, was nach dem Stand der heutigen Weltlage schneller sein kann, als wir denken!

Es ist unser großes Vorrecht, Ihn überall in der Schrift zu suchen und zu sehen, gerade auch im AT ... nur braucht dies etwas mehr Geduld und Ausdauer. Lassen wir dazu 2Kor 3:18 auf uns einwirken! Wer Ihn, den Herrn, widerspiegeln will, muss Ihn zuvor suchen und anschauen – sonst gibt es kein „widerspiegeln“!!! Und gerade Joseph ist nicht nur eine Vorschattung auf die Leiden Christi Jesu, sondern zeigt uns auch durch die Tränen im Anblick Benjamins des Herrn Freudentränen im Anblick Seiner in der Vervollständigung befindlichen Körpergemeinde, die eben gerade im Hinblick auf Israel „eine frühere Erwartung in Christus hat, wie es uns Eph 1:12 bezeugt.

Und für die ganz Ungeduldigen unter uns möchten wir hier heute zuerst sagen: Noch liegen sehr viele Verse vor uns, bis jener Augenblick kommt, wo sich dann Joseph endgültig seinen Brüdern zu erkennen gibt – und auch bei uns kann es noch ein kurzer Moment sein, wo wir trotz Klimawandel, Coronaseuche, wirtschaftlichem Untergang und vieles mehr noch ein ganz klein wenig auf dieser Erde ausharren müssen; doch „wenn wir aber erwarten, was wir nicht erblicken, so warten wir mit Ausharren darauf“ (Röm 8:25).

Und wenn wir die oben erwähnten ersten dunklen Wolken des aufkommenden Zornes Gottes heute unzweifelhaft erkennen können, so lasst uns bekannt sein, dass wir nach den Worten in 1Thes 1:10 „aus des Zornes Kommen“ geborgen werden, was die Deutung zulässt, dass wir die ersten dunklen und Unheil bringenden Wolken durchaus am Himmel aufziehen sehen, ja das ferne Grollen auch noch vernehmen können ... doch dann steht unsere Bergung buchstäblich unmittelbar vor der Tür!

Wir kehren noch kurz zu Joseph zurück: Er braucht von seinen Brüdern einen letzten Beweis, dass sich ihre Gesinnung verändert hat, und dazu dient ihr Bruder Benjamin, wie wir noch sehen werden. So unterdrückt er seine Freude, wäscht seine Tränen ab und gibt den Befehl an denjenigen, der sein Haus verwaltet, das Brot aufzutragen, worin wir wiederum bildlich jenen mit einem Amt versehenen dienstbaren Geist sehen, der hier schon dem zukünftigen Volk Israel dient.

1Mo 43:32-33

„Und sie tragen auf für ihn allein und für sie allein und für die Ägypter, die mit ihm essen, allein; denn die Ägypter können nicht Brot essen mit den Hebräern, denn das ist ein Greuel den Ägyptern. Und sie sitzen vor ihm, der Erstgeborene nach seiner Erstgeburt, und der Geringere nach seinem geringeren Stande. Und die Männer staunen, jeder Mann gegen seinen Nächsten.“

Erinnern wir uns an dieser Stelle erst noch einmal zurück in 1Mo 37:24-25: Die Brüder werfen Joseph in eine Zisterne, und während Joseph auf dem Grund der Zisterne schlimmste Pein erlitt, saßen die Brüder oben um die Zisterne, und aßen Brot ... was für ein abscheuliches Bild!

Jetzt sehen wir Joseph als Gastgeber, der seine Brüder mit Brot versorgen konnte, und ... er konnte dies nur, weil er zuvor den Leidensweg gehen musste! Wäre Joseph sein schwerer Weg über die Zisterne und Versklavung nach Ägypten erspart geblieben, wäre er nie zum Obersten in Ägypten erhöht worden, hätte nie seine Familie mit Korn versorgen können, genauso wenig hätte er jetzt seinen Brüdern Brot auftischen können. Im ungekehrten Fall hätten die Brüder auch nie erfahren und lernen können, was Vergebung und Liebe ist!

Was nun die Brüder in einem Kurzlehrgang von wenigen Jahrzehnten lernen mussten, muss das spätere Volk Israel in Jahrhunderten, ja fast zweitausend Jahren lernen, bis sich ihr Alueim, der Sohn Gottes, auf Erden zu erkennen gibt; hier erst einmal nur einer kleinen Schar von Jüngern, danach, nach weit über zweitausend Jahren, allen, die in Ihn gestochen haben, wenn Er auf dem Ölberg für ganz Israel sichtbar, wiederkommt. Dazwischen liegt die Zisterne Josephs, das Kreuz auf Golgatha!

1Mo 43:34

„Und er legt Gerichte auf von dem, was vor ihm steht, für sie; und viel mehr ist Benjamins Gericht als alle ihre Gerichte, fünf Handreichungen. Und sie trinken und werden fröhlich mit ihm.“

Für die Brüder stellt sich erst einmal eine merkwürdige Situation dar: Da sitzt Joseph an einem Tisch für sich, dann die Ägypter separat, weil ihnen gemäß 1Mo 46:34 Kleinviehhirten ein Greuel sind und sie sich fürchteten, verunreinigt zu werden; und da sitzen die Brüder selbst, und dies genau in der Reihenfolge ihrer Geburt, und zuletzt sehen sie auch noch, wie ihr kleinster Bruder das fünffache ihres Essens bekommt ... das müsste reichlich Stoff für sie zum Nachdenken geben! Für uns erhebt sich aber mehr die Frage, was Joseph mit dem allem bezweckt?

Bei obiger Frage schauen wir zuerst noch einmal zurück in 1Mo 37:3, wo wir lasen, dass Jakob seinem Sohn Joseph einen besonderen Rock machte, was seine Brüder eifersüchtig machte, so dass sie Joseph hassten und nicht mehr friedlich mit ihm sprechen konnten – wird diese Eifersucht jetzt auch im Blick auf Benjamins doch sehr krasse Bevorzugung wieder hervorbrechen? Wird der alte Hass wieder auflodern?

Wir erkennen, dass Josephs Verhalten auf eine erneute Prüfung seiner Brüder hinweist; können sie es hinnehmen, dass wieder (nach Joseph) einer aus ihrer Reihe bevorzugt wird? Interessanterweise reagieren jetzt die Brüder nicht mehr mit Eifersucht und Hass, vielmehr lesen wir, dass sie trinken und fröhlich werden „mit ihm“ – was auf Benjamin hinweist.

Es sind oft nur so kleine unbeachtete Dinge, die unser Herz erfreuen können, zum Beispiel eine Zahl, hier die Zahl „fünf“: Normal bin ich, der Verfasser dieser Zeilen, nicht unbedingt ein Freund von Zahlen, auch die Zahlenbedeutung in der Bibel haben mich bisher wenig in ihren Bann gezogen, doch hier, in unserem Leitvers, habe ich mich dann doch gefragt, warum Benjamin gerade „fünf“ Handreichungen mehr bekam als seine Brüder, und so ging ich der Zahl „fünf“ nach und fand zwei für mich spannende Erklärungen: 1.) „Fünf“ ist die Zahl des von Gott abhängigen Menschen; und 2.) steht die „fünf“ in der Bibel für „Gnade“! Und da habe ich mich doch sehr gefreut, vor allem über Punkt 2! Denn nun könnte man dies auch so verstehen: Joseph, als der Christus, beschenkt gerade Benjamin, aus dessen Stamm über Paulus auch die herausgerufene Körpergemeinde entstanden ist, mit einer besonderen Gnade, was wir ja zum Lobpreis Gottes auch mit glücklichem Herzen entgegen nehmen durften.

Wir betonen hier erneut, dass wir das Geheimnis der Körpergemeinde Christi Jesu nur bei Paulus enthüllt sehen, kein anderer Schreiber des Wortes Gottes hatte hierüber Kenntnis – und trotzdem erfreuen wir uns, wenn durch die Führung des heiligen Geistes ein Licht in unseren Herzen aufleuchtet zum Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi, das uns hier durch die fünf Handreichungen an Benjamin zuruft: „ Du bist ein in der Gnade Geretteter, und dies ohne das geringste eigene Werk!“

Lies weiter:
1. Mose - Kapitel 44