Der große Wendepunkt in Gottes Heilsvorsatz

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Abschrift der Schrift: Wohin gehört Pfingsten?
aus der Reihe: Christi unausspürbarer Reichtum Eph 3:8
von M. Jaegle (1984)

Mit freundlicher Genehmigung von Gehard Groß, Balingen
Dort als Schrift noch erhältlich.

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Inhaltsverzeichnis

Wohin gehört Pfingsten?

Das Ergebnis der bisherigen Betrachtung

Richten wir vorerst einen kurzen Blick auf das Ergebnis der bisherigen Betrachtung. Sie hat erwiesen, dass die Scheidewand, die Israel von den Nationen trennt, bis zu diesem Zeitpunkt in der Apostelgeschichte ihre rechtliche Gültigkeit behält.

Die durch Gottes Geist geprägten Formulierungen und Aussprüche zeigen eindrucksvoll, wie er sorgfältig darüber wachte, dass ja die Pfingstbotschaft nur zu Juden und Judengenossen gebracht wurde.Bis zu dieser Grenzlinie reicht uneingeschränkt der Pfingstboden, der unveräußerliches Eigentum von Gottes Bundesvolk ist. Dies ist der Tisch, der nur für Israel gedeckt wurde.

Wohl trafen wir auf dem Wege solche aus den Nationen, die infolge ihres Bekenntnisses zum Gott Israels eine ansehnliche Segensstellung erreichten. Doch die empfangenen Gaben waren Gaben von diesem für Israel gedeckten Tisch, die ihnen der Gott Israels durch Sein Volk darreichte - also aus zweiter Hand.

Bis dahin konnte nirgends eine Segnung für die Nationen gefunden werden, die nicht ohne Israels Mittlerrolle denen aus den Nationen zugeflossen wäre! In dieser Hinsicht ist Gottes Handlungsweise die alte geblieben. Weder findet sich ein Hinweis auf ein verborgenes Heil, das Gott für Andersstämmige bereithält, noch zeichnet sich ein Ansatz ab, der auf eine geheimgehaltene Verwaltung hindeutete. Alles, was Proselyten bis hierher erhielten, fußte auf dem Grund längst bestehender Verheißungen in den Prophetenrollen, und war eine teilweise Vorwegnahme der zukünftigen Segnungen im Königreich des Messias auf Erden.

Wir suchen daher in diesen zwölf ersten Kapiteln der Apostelgeschichte vergeblich den Anfang unserer heutigen Gnadenstellung. Wohl war das Werkzeug, der spätere Apostel Paulus, durch den Gott die Nationen in besonderer Weise erreichen und segnen wollte, von Ihm schon berufen worden, aber bis jetzt trafen wir ihn nur spärlich im Hintergrund und nur im Dienst an seinen eigenen Volksgenossen.

Mit den von Christus erhaltenden Schlüsseln des Königreichs der Himmel (so genannt, weil es himmlichen Ursprungs ist) öffnete Petrus seinem Volk und den Proselyten die Tür in das irdische Königreich (Mt 16:19). Wir Glaubenden von heute treten jedoch nicht durch diese Pforte, denn uns öffnete Paulus eine für den Eintritt in die unermesslichen Gebiete der Überhimmel. Das ist einer der bedeutendsten Unterschiede zwischen Israels Stellung und der Berufung derer aus den Nationen.

Die Zusammenstellung dieser Tatsachen ist der zwingende Beweis dafür, dass auf Pfingsten nur das Volk Israel mit seinem Verheißungsland Anspruch erheben darf. Pfingsten ist eine Gottesgabe an Sein irdisches Bundesvolk, die unzertrennbar mit ihrer Heilsgeschichte verflochten ist. Damit ist die als Überschrift gestellte Frage klar und unzweideutig beantwortet.

Halten wir aber dennoch an Pfingsten als eine Gabe für uns fest, so eignen wir uns fremdes Eigentum an, eine Handlung, die Gott nicht gefallen kann, und die für ein Wachstum in der Erkenntnis ein Hindernis ist. Möchten wir aber den Beginn der Gnadenzeit erkennen, die uns von Gott bereitet ist - und das sollte jeden Auserwählten interessieren -, dann gilt es, denselben in Apg 13 zu suchen. Dort und nicht früher wird durch Paulus eine Tür geöffnet, durch welche die Nationen, ohne vorher Proselyten zu werden, oder sich sonstwie dem Volk Seiner Wahl anzuschließen, eintreten durften.

Zeichen und Wunder

Diese Arten von wundertätigen Geistesauswirkungen sind auffällige Züge der Apostelgeschichte, vor allem in der ersten Hälfte. Ununterbrochen reiht sich ein Fall an den andern und gibt ihr ein eigenes Gepräge.

Dazu gehört auch die Geistausgießung an Pfingsten in Jerusalem. Plötzlich geschah aus dem Himmel ein gewaltiges Brausen wie ein gewaltiges Wehen, von welchem das ganze Haus erfüllt wurde. Dann erschienen ihnen zerteilte Zungen wie von Feuer und setzten sich auf einen jeglichen unter ihnen. Lauter hör- und sichtbare Zeichen! Außerdem erhielten die Versammelten noch die Wunderwirkung, so dass sie anfingen, in andersartigen Zungen (= Sprachen) zu reden.

Die Aufregung des Volkes ist zwar begreiflich, aber sie offenbart auch die traurige Tatsache, wie wenig es in lebensvoller Beziehung zum Worte Gottes stand. War denn nicht schon bei Mose etwas Ähnliches geschehen (4Mo 11:24-29)? Und wie viele ihrer Männer weissagten, nachem sie mit dem Geist erfüllt waren! Ganz zu schweigen von den zahlreichen Geistesverheißungen für ihr Volk! Mit einer solchen beantwortet Petrus klar und deutlich des Volkes Fragen (Apg 2:16): „Hier erfüllt sich das, was durch den Propheten Joel angesagt war: (Joe 3:1-5). Im Grunde geschah also nichts Neues, sondern die teilweise Erfüllung eines früheren Prophetenwortes.

Die Geschichte Israels ist geradezu gekennzeichnet von göttlichen Wunderwirkungen. Wir finden diese von Wundern und Zeichen begleiteten Gottesoffenbarungen im Leben der Patriarchen, danach dicht aufeinanderfolgend bei des Volkes Befreiung aus Ägypten. Der Wüstenzug ist erfüllt davon; und sie setzten sich fort im Lande, das sie einnahmen.

Als ihr Messias kam und unter ihnen wandelte, erlebten die Machttaten durch Seine Wirksamkeit einen mächtigen Aufschwung.

Hierin ist leicht zu ersehen, dass diese göttlichen, ins Auge fallenden Auswirkungen unter Seinem Volk das Normale sind. Darum hat mit diesen pfingstlichen Wundern nichts Neues begonnen, sondern sie bilden die Fortsetzung von etwas, das längst eingeführt war und bestanden hatte, und demzufolge zum Segensgut des Volkes Israels gehört. Wichtig ist dabei zu erkennen, dass diese Zeichen und Wunder in ihrer Bewertung zu den elementaren göttlichen Erziehungsmitteln gehören und vor allem für jene Zeit gelten, in der Israel noch auf einer unmündigen und unvollkommenen Glaubensstufe stand.

Anschließend eine Zusammenstellung dieser aus Zeichen und Wundern bestehenden Begebenheiten in den zwölf ersten Kapiteln der Apostelgeschichte:


Apg 2:1-4 sichtbare Geistesausgießung und Sprechen in andersartigen Sprachen (= Zungen)
Apg 2:43 viele Wunder und Zeichen geschahen durch die Apostel
Apg 3:7 Heilung des Lahmen
Apg 4:30 Bitte der Gläubigen um Heilungen, Zeichen und Wunder
Apg 4:31 Erschütterung der Stätte durch ihr Gebet und freimütige Verkündigung
Apg 5:5-10 unnatürlicher, schneller Tod von Ananias und Saphira, weil sie Petrus belogen
Apg 5:12 durch die Hände der Apostel geschahen viele Zeichen und Wunder unter dem Volk (also mehr, als schriftlich aufgezeichnet sind; vgl. Joh 20:30; Joh 21:25)
Apg 5:15.16 Hinfällige und von unreinen Geistern Belästigte werden durch Petri Schatten geheilt
Apg 5:19 wunderbare Befreiung der gefangenen Apostel
Apg 6:8 Stephanus tat große Wunder und Zeichen unter dem Volk
Apg 7:56 Stephanus sieht die Himmel aufgetan und Christus zur Rechten Gottes stehend
Apg 8:6 Philippus tat große Zeichen,
Apg 8:7 er trieb Geister aus, machte Kranke gesund,
Apg 8:13 er vollbrachte große Machttaten,
Apg 8:26 wunderbarer Dienstauftrag des Philippus durch Boten (Engel),
Apg 8:39 wunderbare Wegraffung des Philippus durch den Geist.
Apg 9:34 Heilung des Aeneas durch Petrus
Apg 9:40 Totenauferweckung der Tabitha durch Petrus
Apg 10:3 ein Bote erscheint Kornelius
Apg 10:10 Petri Verzückung und himmlisches Gesicht
Apg 10:44 wunderbare Geistausgießeung wie an Pfingsten, begleitet mit Zungenreden
Apg 11:28 Weissagung einer Hungersnot durch den Propheten Agabus
Apg 12:7 Petri wunderbare Befreiung aus dem Kerker
Apg 12:23 ein Bote des Herrn schlägt Herodes, so dass er stirbt.


Zeichen und Wunder sind unzertrennbar mit Pfingsten und der nachfolgenden Zeit verbunden.

Leider wurden jene Zeichen und Wunder oft schon so beurteilt, als ob sie auf die höchste Glaubensstufe führen würden. Wenn dies den Tatsachen entspräche, würde Israel mit seinen zahlreichen Wundererlebnissen das vorbildlichste Volk in Lehre und Wandel gewesen sein- Aber statt dessen ist das irdische Gottesvolk tiefer gefallen als alle Nationen um sie her, die nicht dergleichen erlebten. Die göttliche Anweisung (2Kor 5:7) lehrt uns, im Glauben und nicht durch Wahrnehmung zu wandeln und untersagt uns, nach Zeichen und Wundern zu trachten.

7. Der große Wendepunkt in Gottes Heilsvorsatz

Apg 13 ist der große Schauplatz in Gottes Plan, da für uns der so überaus wichtige und entscheidungsvolle Wendepunkt eintritt. Etwas so Großes und Überragendes nimmt hier seinen Anfang, dass der zu diesem Dienst auserkorene Apostel in auffälliger Weise dazu berufen wird Apg 13:2: „Während sie aber ihren Dienst für den Herrn versahen und fasteten, sagte der Geist, der heilige: Sondet Mir auf jeden Fall Barnabas und Saulus für das Werk ab, zu dem Ich sie berufen haben.“

Hier nun und nicht früher, ist für uns der Zeitpunkt gekommen, wo wir uns bereithalten dürfen, bald aus der Wartestellung herauszutreten, denn jetzt lässt Gott durch Paulus zugungsten der Nationen eine Tür auftun, die zu einem andern Verheißungsgut führt als jene, die Petrus dem Kornelius öffnete.

Fortan werden wir auf einen Pfad gestellt, der mehr und mehr von der Beschneidung wegführt und in zunehmendem Maße lichtet und heller wird von dem Glanz „der Gnade, die in Christus Jesus uns gegeben ist vor äonischen Zeiten“ (2Tim 1:9). Aus diesem Grund verdient dieses Kapitel unsere ganze Aufmerksamkeit. In ihm nimmt die Herausgerufene aus den Nationen ihren Anfang.

Die Aussendung von Barnabas und Paulus

Als erstes bildet die Aussendung von Barnabas und Paulus die Fortsetzung von Apg 1:8. Dort wurden die Apostel nur bis zur letzten Grenze des Landes (Palästina) geschickt, und nun setzt sich diese Linie fort über die Grenzen Israels hinaus.

Im Lande selbst war bei dem Volk die Entscheidung gefallen. Man hatte die Heroldsbotschaft vom Königreich abgelehnt (mit Ausnahme der gläubigen Juden, die aber nur einen unbedeutenden Teil des Volksganzen bildeten). Nach Gottes Vorsatz musste auch noch offenbar werden, wie sich die Juden im Ausland zum Wort vom Königreich einstellten, wofür Er die beiden Apostel aussandte. Wohin Barnabas und Paulus auch kamen, ihr erster Gang führte stets in die Synagoge, so auch in Salamis (Apg 13:5).

Danach erreichten sie Paphos, wo sie ein bedeutendes Erlebnis mit dem Magier, dem falschen Propheten Bar-Jesus und dem Statthalter Sergius Paulus hatten (Apg 13:6ff.).

Sergius Paulus, der Erstling aus den Nationen

Dieser Sergius ist der erste Nationenangehörige, der, ohne sich dem Judentum anschließen zu müssen, durch Glauben mit Christus in Verbindung kam. Welch tiefgreifender Unterschied zwischen ihm und Kornelius! Letzterer stand mit dem Gott Israels in enger Beziehung, indem Gebete und Almosen zu Ihm emporsteigen konnten - bei Sergius fehlt eine solche Voraussetzung.

Weiter hat diese Begebenheit noch einen prophetischen Zug. An diesem ersten gläubigen Heiden enthüllt Gott den Weg, den Er nun einzuschlagen gedenkt, nämlich, die Heilsbotschaft getrennt von Seinem Vermittlervolk den Nationen zu bringen.

Die Erblindung des Juden Elymas

Der Jude Elymas wird in seinem ablehnenden Verhalten gegenüber Pauli Dienst zum Vorbild seines Volkes. Das göttliche Gnadenangebot an die Nationen konnten die Juden nicht verkraften. Sie wurden aufs tiefste empört und ihr Widerstand auf höchste entfacht. Nach Röm 11:11 wurden sie zur Eifersucht gereizt. Folglich antwortete Gott mit einem erschütternden Gericht: Er schlug sie mit derartiger geistiger Blindheit, dass sie als Volk jahrhundertelang in tiefster Finsternis wandeln müssen, unfähig, die leuchtende Gnadensonne in Jesus Christus wahrzunehmen.

Die Erblindung des Elymas war symbolisch für dieses Gericht, doch es war nicht endgültig - nur „Bis zum gebührenden (oder festgesetzten) Zeitpunkt“ (Apg 13:11). Auch diese verheißungsvolle Fristbegrenzung bezieht sich auf das verblendete Gottesvolk. Gerade Paulus, der mit seinem Dienst an die Nationen die Hauptursache ihres fanatischen Hasses wurde (Apg 22:21.22), darf einen Zeitpunkt enthüllen, wann Gott die über Sein Volk verhänngte Blindheit wieder wegnehmen wird (Röm 11:25.26): „... Verstockung ist Israel zum Teil widerfahren, bis die Vervollständigung der Nationen eingehe. Und sodann wird Israel als Gesamtheit gerettet werden ...“ Das heißt: Wenn die Herausgerufene, die Christi Körperschaft ist, hier unten zum Abschluss gekommen und durch die darauf folgende Wegraffung in ihre himmlische Heimat entrückt sein wird, beginnt Gott wieder mit Israel, indem Er den vollen Segen ihrer nationalen Errettung offenbart.

Es gibt noch einen anderen Hinweis auf das begonnene Neue in Gottes Ratschluss, das der neue Name des Apostels. Nicht als Saulus (der Erbetene), sondern als Paulus (= Aufhören, Unterbrechung, Pause) wird er zu den Nationen gesandt (Apg 13:9).

Von Paphos kamen sie über Perge in Pamphylien nach Antiochien in Pisidien. Auch hier gingen sie wieder zuerst in den Synagoge (Apg 13:13ff.)

Pauli Rede an die Auslandjuden

In seiner Rede an die Auslandjuden hebt Paulus, genau wie Petrus, die Vorzugsstellung des Volkes Israel hervor. So in Apg 13:23: „Von dem Samen dieses (Davids) führte Gott, nach der Verheißung, dem Israel den Retter zu, Jesum.“ Dann in Apg 13:26: „Männer, Brüder, Söhne aus Abrahams Geschlecht! ... Zu uns ist das Wort dieser Rettung ausgeschickt worden.“ In Übereinstimmung mit Petrus (Apg 10:42), beschränkt auch er ([Apg 13:31]) das Zeugnis vom Auferstandenen durch die Apostel auf das Volk Israel. Die Verse Apg 13:32ff sind eine auffällige Wiederholung dessen, was Petrus an Pfingsten kundtat. Auch Paulus versichert diesen Auslandjuden, dass seine Evangeliumsverkündigung die zu den Vätern geschehene Verheißunng ist, welche Gott an den Kindern voll erfüllt hat, als Er Jesus auferstehen ließ. Ihren Vätern war diese Verheißung gegeben worden, und deren Nachkommen erlebten die Verwirklichung. (Ähnlich redet auch Petrus von „euren Kindern“ - Apg 2:39). Die Auferstehung Jesu Christi ist die Erfüllung dieser Verheißungen. Die Weissagung in Jes 55:3: „Ich werde euch die huldreichen und unverbrüchlichen Gnadengüter Davids geben“, betont wiederum die Wahrheit, dass die Segnungen des Auferstandenen in allererster Linie Israel zugute kommen. Damit bestätigt auch Paulus die große Wahrheit der Apostelgeschichte: Euch, dem Israel, gehört zuerst der Auferstandene.

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8. Das Neue in Pauli Verkündigung