Das Neue in Pauli Verkündigung

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Abschrift der Schrift: Wohin gehört Pfingsten?
aus der Reihe: Christi unausspürbarer Reichtum Eph 3:8
von M. Jaegle (1984)

Mit freundlicher Genehmigung von Gehard Groß, Balingen
Dort als Schrift noch erhältlich.

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Inhaltsverzeichnis

Wohin gehört Pfingsten?

8. Das Neue in Pauli Verkündigung

Aufgrund dieser Heilstatsachen macht Paulus, wie Petrus, seinen Volksgenossen bekannt, dass ihnen durch diesen Jesus die Erlassung der Sünden verkündigt wird (Apg 13:38), worauf Paulus einen Ausspruch hinzufügt, der in der Apostelgeschichte neu ist (Apg 13:39): „... und von allem, von dem ihr im Gesetz des Mose nicht gerechtfertigt werden konntet, wird in diesem (Jesus) jeder gerechtfertigt, der glaubt.“

Das ist nun keine Wiederholung des ersten Angebots, der Erlassung der Sünden, sondern etwas viel Größeres. Diese Zusage ragt weit über das Gesetz hinaus, das den Israeliten so viel bedeutete. Wohl galt dieses bedeutsame Wort in der Synagoge zuerst den Juden und solchen, die Gott fürchteten (Apg 13:16b), doch in Wirklichkeit hatte es einen viel höheren Zweck. Gott öffnete damit die Tür, um in direkte Beziehung mit den Nationen zu treten. Es ist der Heroldsruf, der das Kommen Christi zu den Nationen ansagt.

Gleich, wie in der Morgenfrühe zuerst nur ein schwacher Lichtstrahl das Aufgehen der Sonne ankündigt, so erleuchtet das erste Mogenrot der uns erschienenen Gnade. Sollte dies unsere Herzen nicht mit freudiger Erwartung erfüllen und mit Verlangen nach der Erkenntnis dieser erstmalig in solcher Fülle in das Völkermeer hineinfließenden Gottesliebe? Doch ganz gewiss!

Rechtfertigung aufgrund des Glaubens

Wie bereits angedeutet, hatte die Gottestat am ersten Heiden, Sergius Paulus, mit ihren Begleiterscheinungen vorwiegend symbolischen Charakter. Aber in diesem paulinischen Ausspruch von der Rechtfertigung aufgrund des Glaubens, empfangen wir die lehrhafte Einführung in das anbrechende Heil für uns, indem er uns vorerst zeigt, worin die erste Gabe Seiner Gnade besteht: in Glaubensgerechtigkeit. Überdies enthüllt er uns, dass diese Heilsverwaltung auf absolutem göttlichen Recht aufgebaut ist.

Hier (Apg 13:39) bereitet Gott die rechtliche Grundlage vor, welche es Ihm ermöglicht, die bis jetzt allein geltende zu verlassen, um in nähere Beziehung mit den Nationen zu treten. Das besondere Merkmal dieses neuen Anfangs, denn um einen solchen handelt es sich, besteht nun darin, dass dessen Ausgangspunkt viel weiter zurückliegt als derjenige der Pfingstlinie. Letztere ist im Gesetz Mose verankert und reicht nicht weiter als bis auf Mose zurück (3Mo 23). Selbst das Neue im Treffen Petrus-Kornelius, ist von den Propheten vorausgesagt (vgl. Apg 10:43; Apg 15:15).

Aber mit Apg 13:39 überschreitete Paulus diese Grenzlinie des Gesetzes, indem er über Mose hinausgeht und bei Abraham anknüpft, als er noch in der Vorhaut war. In diesem Punkt besteht zwischen diesen beiden Gottesmännern ein wesentlicher Unterschied. Durch Mose (3Mo 18:5) gab Gott das Gesetz mit der Aufforderung, es zu halten, um gerecht zu werden. Aber in Wirklichkeit überführte es alle von der Unmöglichkeit, dies tun zu können, und wurde damit ein Geleiter zu Christus (Gal 3:24).

Jedoch, was das Gesetz nicht zustande brachte (um der Schwachheit des Fleisches willen, Röm 8:3), das besaß schon längst zuvor Abraham. Diese Aussage des Apostels Paulus, wonach in Christus jeder gerechtfertigt wird, der glaubt, wurzelt nicht im Gesetz, sondern in 1Mo 15:6: Und es glaubt Abram Jewe Elohim; und Er rechnet es ihm an zur Gerechtigkeit“. Dieser Bund (Gal 3:17), den Jewe mit Abram einging, war frei von jeder Bedingung und von allen Werken. Auf einfaches Glauben hin verlieh ihm Gott diese herrliche Gnadengabe - die Gerechtigkeit!

Diese Gottestat an Seinem Freund Abraham bedeutet für uns, die Nationen, etwas überaus Verheißungsvolles, weil Abraham diese Gabe erhielt, als er noch nicht beschnitten war. Noch war durch den Ritus der Beschneidung zwischen einem auserwählten Volk und den anderen Völkern keine Schranke aufgerichtet. Folglich war dort der Weg, um in den Besitz dieses Gottesgeschenkes zu gelangen, für alle frei. Hätte dieser anfängliche Zustand fortbestanden, so wären die Nationen nicht in der Weise auf die Seite gestellt worden, wie es durch den darauf folgenden Bund der Beschneidung geschah. In Röm 4:9-12 bezeugt Paulus die Wahrheit, dass diese Glückseligkeit als Frucht und Auswirkung der Glaubensgerechtigkeit der Unbeschnittenheit zugänglich ist.

Der Bund der Beschneidung und das Gesetz

Aber eine solche Entfaltung des Heils lag damals noch nicht in Gottes Plan. Vielmehr machte Er bald nach dem ersten Bund noch einen zweiten mit Abraham, der mit Bedingungen verknüpft war (1Mo 17:7-14). Mit ihm wurde die Beschneidung eingeführt, als Vorläuferin des Gesetzes. Dieser zweite Bund versperrte dem ersten, der Gerechtigkeit durch Glauben ohne Werke verlieh, den Weg, und hinderte ihn an jeder weiteren Wirksamkeit. Die Beschneidung und das Gesetz schoben sich als trennende und ausschließende Scheidewand zwischen Beschneidung (Israel) und Unbeschnittenheit (Nationen).

Jedoch galt diese Einrichtung nicht für immer. In Gal 3:17 enthüllt Paulus den Willen Gottes darüber. Demnach durfte das Gesetz den ersten Bund nicht ungültig machen, dieser war nur aufgeschoben. Jetzt bleibt nur die Frage offen: Wie lange währt dieser Aufschub des Bundes der Glaubensgerechtigkeit?

Die Tragweite von Pauli Aussage

Auf diesem Hintergrund wird die außerordentliche Tragweite der Aussage in Apg 13:39 erst recht erkennbar. Hiermit ist der Zeitpunkt gekommen, wo Gott durch den Apostel Paulus wieder Gerechtigkeit durch Glauben anbieten lässt. Dadurch ist dem ersten Bund der Weg wieder freigegeben, der den Nationen so überaus herrliche Aussichten eröffnet. Jetzt verlor der Bund des Gesetzes den Vorrang und trat diesen an seinen Vorgänger ab, dem er so lange den Weg versperren durfte.

Die Verstockung Israels löste diese Umwälzung aus. Die Vorbedingung dazu gründet aber viel tiefer. In Vorerkenntnis der Entwicklung aller Dinge hatte sich Gott damals das Recht geschaffen, außerhalb Seines erwählten Volkes auch mit den Nationen verkehren zu können, aufgrund des ersten abrahamitischen Bundes.

Somit bedeutet dieser Ausspruch des Paulus in Apg 13:39 nichts andres als die Wiederanknüpfung an eine längst geoffenbarte Heilswahrheit! Obwohl diese beziehungsreiche Aussage in der Synagoge geschah, war doch nicht Petrus der Beauftragte dazu, sondern Paulus. Eine ausführliche Erklärung dieser Gnadengabe dürfen wir von der Apostelgeschichte nicht verlangen, denn dazu hat dieser Bericht keinen Auftrag. In ihr stehen wir auf Königreichs- und im engeren Sinn auf Pfingstboden, weshalb ihr Dienst vornehmlich dem irdischen Gottesvolk gilt. Daher beschränkt sie sich darauf, nur den Anlass zu nennen, wann das Heil Gottes für die Nationen anfing.

Die Antwort auf die Frage in Apostelgeschichte 1:6

Der Verlauf der Apostelgeschichte ist eigentlich eine indirekte Beantwortung der Frage in Apg 1:6: „Herr, ob Du wohl in dieser Zeit wiederherstellst das Königreich dem Israel?“ Sie beschreibt den zunehmenden Abfall Israels, und rückt das Kommen des Königreichs in unbestimmte Ferne. Dieser Aufgabe bleibt die Apostelgeschichte durchwegs treu und mischt sich nicht in die Heilsangelegenheiten der Nationen. Für diesen Auftrag hatte Gott die paulinischen Briefe vorgesehen. Darum müssen wir an dieser Wegstrecke noch warten, bis Paulus seine Episteln schreibt. In ihnen finden wir dann eine reichhaltige und vielseitige Erklärung über das Wesen der Glaubensgerechtigkeit.

Nachdem Paulus diesen Ausspruch getan hatte, war ihm bewusst, welch gefährliche Lage nun für die ausländischen Juden entstanden war (Apg 13:39). Jetzt wurde die Sache tragisch, denn wenn auch sie dieses Angebot abwiesen, so schufen sie damit die Möglichkeit, dass nun auch die Nationen Teilhaber der Verheißungen wurden.

In Anbetracht dieser neuen Sachlage verwarnte sie Paulus ernstlich, indem er ihnen eine Gerichtsandrohung aus dem Propheten Habakuk (Hab 1:5) vor Augen hielt, als Beweis dafür, wie es den Verächtern des Gotteswortes geht.

Diese Verkündigung hatte ihre Wirkung nicht verfehlt. Die Synagogenbesucher sprachen Paulus und Barnabas zu, an dem dazwischen liegenden Sabbat „diese Dinge“ noch einmal zu ihnen zu sprechen, worauf viele der Juden und Gott verehrenden Proselyten den beiden Aposteln folgten.

Die Eifersucht der Juden

Bis zu diesem Zeitpunkt verlief alles ohne Hindernisse, aber die große Schar, die sich am folgenden Sabbat versammelte, um das Wort des Herrn zu hören (Apg 13:44), reizte die Juden zur Eifersucht. Diese widersprachen dem, was von Paulus gesprochen wurde und lästerten (Apg 13:45). Somit fingen auch die Auslandsjuden an, das Wort Gottes von sich zu stoßen. Nun war es offensichtlich, dass ganz Israel versagt hatte. Folglich konnte Gott Seine Heilsgedanken mit den Völkern, diese durch Sein Volk zu segnen, nicht jetzt zur Ausführung bringen.

Die Ablehung des geistgewirkten Pfingstzeugnisses

Durch die Ablehnung des geistgewirkten Pfingstzeugnisses erhebt sich die Frage, wie sich Gottes Heilsvorsatz weiter entfalten werde, denn für den ferneren Fortgang (nach dieser erneuten Ablehnung) enthalten die hebräischen Schriften weder Prophetie noch Offenbarung. Wohl reden sie davon, wie Israel doch noch zu dem gehorsamen und willigen Gottesvolk werden wird. Dass aber Gott in der Zeit zwischen ihrem Fall und ihrer Wiederherstellung eine Heilsverwaltung vorgesehen hatte, in der Er durch Seinen Geist die Herausgerufene aus Juden und allen Nationen sammelt, davon haben weder das Gesetz noch die Propheten oder die Psalmen geweissagt. Selbst in den Evangelien ist von dieser Körperschaft, die vorherbestimmt war, mit Christus in der Himmelswelt zu regieren, nichts zu lesen. Diese Verwaltung war geheimgehalten worden. Darum heißt sie geheime Verwaltung der Gnade Gottes; denn Gnade ist das Wesenmerkmal dieser Verwaltung. Dagegen finden wir in den genannten Schriftteilen das Königreich und die Braut des Lammes, zu der auch die Pfingstekklesia gehört. Deren Glieder sind nur Auserwählte aus dem Volk Israel und haben ihre Zukunftsaufgabe auf dieser Erde. Diesen Unterschied gilt es unbedingt zu sehen und festzustellen.

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9. Der Beginn der Körperschaft Christi