Die Apostelgeschichte Kapitel 14

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Abschrift Apostelgeschichte in täglichen Andachten Band I - VI
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Dort als Schrift noch erhältlich.

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Vorwort zu Band IV:

Liebe Geschwister, Auf der Suche nach einem passenden Vorwort fiel mir ein kleines Traktat von Br. A.E. Knoch in die Hände:

„Mit ruhigem Herzen können wir alle Maßnahmen des großen Weltenlenkers beobachten, weil wir wissen, dass die Zukunft nicht dunkel sein wird, sondern so strahlend, wie wir es nicht einmal in unseren kühnsten Gedanken zu erträumen vermögen. Weshalb sollten wir uns vor Sorgen verzehren, wenn uns Unglück, Schmerzen, Ungerechtigkeit und andere besonders schwere Lebensumstände zu überwältigen drohen? Warum sollten wir verzagen, wenn wir beobachten müssen, wie unsere Mitmenschen im Begriff zu sein scheinen, die Welt in die denkbar schrecklichste Katastrophe zu stürzen? Mag das alles auch noch so ausweglos und furchtbar erscheinen, wir dürfen wissen, dass jedes Geschehen dem Ratschluss Gottes untergeordnet ist, welcher sich auf die Liebe zu Seinen Geschöpfen gründet. Alles steht in völliger Übereinstimmung mit den göttlichen Enthüllungen, welche nicht nur Zorn und Gericht prophezeien, sondern vor allem die unaussprechlichen Segnungen und Herrlichkeiten voraussagen, die Gott für uns bereithält. Das Böse ist nur der düstere Hintergrund, von welchem sich die zukünftige strahlende Wirklichkeit umso leuchtender abheben wird.“

Obigem brauchen wir nichts mehr hinzufügen! Wir möchten hier nur noch unseren ganz herzlichen Dank all unseren treuen Lesern und Geschwistern sagen, die uns und das kleine Werklein in großer Liebe und Verbundenheit mitgetragen haben und es immer noch tun! „Danke“ Ihr Lieben!

In Ihm, unserem Herrn Jesus, mit allen innig verbunden Gerhard und Cläre Groß

14. Die Apostelgeschichte Kapitel 14

Aufenthalt in Ikonion
Heilung eines Lahmen in Lystra
Steinigung des Paulus
Evangeliumsverkündigung in Derbe und Rückkehr nach Antiochia

Aufenthalt in Ikonion

Apg 14:1

„Dasselbe geschah in Ikonium, als sie in die Synagoge der Juden gingen und so sprachen; daher kam eine große Menge Juden wie auch Griechen zum Glauben.“

Wir beginnen diesen neuen Band, indem wir uns zuerst vergegenwärtigen, dass sich der Dienst des Apostels Paulus hier in der Apostelgeschichte in der Zeit der „Verwaltung des Übergangs“ abspielt, und zwar dem Übergang von der Pfingstverwaltung (die das irdische Königreich zum Ziel hat) hin zu der Verwaltung der Gnade, in welcher wir heute leben. Es ist hierbei hilfreich, wenn wir generell erkennen, wie sich der Dienst Pauli aufteilt, er zerfällt praktisch in drei Teile: 1.) Pauli Berufung, die sich von Apg 9:19 bis Apg 12:25 abspielt. Aus diesem Zeitraum gibt es kaum oder praktisch kein schriftliches Zeugnis über sein Wirken, was im Grunde auch nicht nötig ist, da sein Dienst völlig mit jenem der zwölf Apostel übereinstimmte. 2.) Pauli Absonderung, sie fängt in Apg 13:1 an und zieht sich bis zum Ende von Apg 28 durch. Es ist die Absonderung durch den heiligen Geist, die weg von dem Volk Israel hin zu den Nationen führt. In dieser Phase finden wir bereits Rechtfertigung und Glauben (Apg 13:39), die Verheißung äonischen Lebens (Apg 13:46), sowie die Wahrheit, wie sich Gott den bis dahin fern stehenden Nationen zuwendet (Apg 13:47 ff). In dieser zweiten Phase entstanden die Briefe an die Thessalonicher, Römer, Korinther und Galater, wo die eben genannten Gaben Gottes näher erläutert werden, denn sie bilden ja die Grundlage für die dritte und letzte Phase im Dienst des Paulus: 3.) Pauli Gefangenschaft in Rom. Hier finden wir Paulus nicht mehr wegen Israel in Ketten, sondern er nennt sich selbst den „Gebundenen Christi Jesu für euch, die aus den Nationen“ (Eph 3:1). Diese letzte Phase finden wir also in der Apostelgeschichte noch nicht, sondern erst in den so genannten Gefangenschaftsbriefen, also jenen an die Epheser, Philipper und Kolosser. Später folgten noch Briefe an seine Mitarbeiter Timotheus, Titus und Philemon – mit diesem Schatz an Briefen ist das Wort Gottes auf sein Vollmaß gebracht (Kol 1:25).

Wir müssen das Gestrige noch etwas aufbauen, denn nur so werden wir das rechte Verständnis für die weiteren Vorgänge in der Apostelgeschichte verstehen, zumal ja schon in den nächsten Versen wieder Zeichen und Wunder auftauchen. Behalten wir also die Tatsache im Auge, dass die Apostelgeschichte in der Verwaltung des Übergangs geschrieben wurde, wo 1.) das Volk Israel immer noch den absoluten Vorrang vor den Nationen hatte, 2.) wo immer noch eine Unmündigkeit vorherrschte (das Erkennen kam aus einem Bruchteil), wiewohl sich der Übergang hin zur vollen Reife auch hier nach und nach vollzog (lies 1Kor 13:9-10), 3.) wo auch noch Geistesgaben vorhanden waren, die später, wie wir in 1Kor 13:8 lesen, abgetan bzw. aufhören werden, um den überragenden Enthüllungen zu weichen.

Ohne dieses Thema jetzt ausgeschöpft zu haben, sehen wir, dass wir in der Apostelgeschichte nicht den Maßstab jener Aussagen der Gefängnisbriefe des Paulus anlegen können, sondern uns in der Phase eines Umbruchs befinden, wo manches, was wir Paulus praktizieren sehen, noch abgetan wird.

Bei dieser Gelegenheit wollen wir uns mit Freude daran erinnern lassen, dass es auch „Bleibendes“ gibt, nämlich „Glaube, Erwartung und Liebe“ (1Kor 13:13), wobei wir wissen dürfen, dass unser Glaube einmal schauen und unsere Erwartung erfüllt sein wird, das immer Bleibende allein „die Liebe“ ist! Das 13. Kapitel des ersten Korintherbriefes endet mit der Aufforderung: „Jaget daher der Liebe nach!“ – das betrifft unseren Wandel.

Einer Liebe müssen wir aber nicht nachjagen, wir haben sie heute im Glauben bereits in unseren Herzen, und sie wird uns einmal buchstäblich in für uns heute nicht fassbarer Herrlichkeit umschlingen und umhüllen – die Liebe Gottes, die Christus uns nahe bringt.

Heute kommen wir zum Inhalt unseres Leitverses, und hier lesen wir erst einmal, dass in Ikonium (das südöstlich von Antiochien liegt) dasselbe geschah wie in Antiochien. Was ist „dasselbe“?

Das Entscheidende war in Antiochien, dass wir zum ersten Mal von „Rechtfertigung durch Glauben“ lasen (Apg 13:38-39). Was das Gesetz des Mose nicht vermochte, war ab jetzt im Glauben möglich. Diese neue paulinische Botschaft erfüllte die Herzen all jener in Antiochien, die zu äonischem Leben berufen waren (und damit der Körpergemeinde zugeordnet werden dürfen) und erfreute sie zutiefst. Hier sehen wir also einen Teil desselben, was sich in Antiochien zugetragen hatte –die neue Botschaft klang nun auch in Ikonium an!

„Dasselbe“ geschah in Ikonium auch im Hinblick auf die Besucherzahl in der Synagoge; eine große Menge, bestehend aus Juden wie Griechen, strömten in diese Versammlung, und wiederum erfasste die Botschaft all jene, die zu äonischem Leben berufen waren.

Wir lesen in unserem Leitvers, dass „Juden wie auch Griechen“ zum Glauben kamen – gehörten diese alle zur Körpergemeinde Christi Jesu? Diese Frage ist nicht nur berechtigt, sie ist sogar wichtig! Paulus verkündigte ja auch in Ikonium an erster Stelle den Juden das Königreich, und die absolute Mitte dieser Botschaft war „Jesus“ der Sohn Gottes. In der Zeit des Übergangs musste es aber so sein, dass immer weniger Juden in „Jesus“ ihren Messias erkannten (und damit dem Königreich zugeordnet wurden), dafür immer mehr von Gott Auserwählte in die Körpergemeinde Christi Jesu gerufen wurden, wozu Juden (Paulus war ja auch ein Jude) wie auch Griechen (= Nationen) zählten. Wir möchten betonen: Es lag nicht an den Zuhörern, sondern allein an Gott, wer zum Glauben kam. Die Körpergemeinde besteht nur aus „vor dem Niederwurf der Welt von Gott in Jesus Christus Auserwählten“ (Eph 1:4)!

Apg 14:2

„Die widerspenstigen Juden aber erweckten und erbosten die Seelen derer aus den Nationen über die Brüder.“

Wir möchten der gestern gestellten Frage, „wer zur Körpergemeinde Christi Jesu gehört“ ein entscheidendes Merkmal anfügen: „Gesetz“ oder „Gnade“! Wer sich dem Gesetz verpflichtet fühlte, wozu ja die ausländischen Proselyten (z. B. auch Kornelius) zählten, muss dem irdischen Königreich zugeordnet werden. Wer hingegen auf die „Gnade“ zählt, ist zur Körpergemeinde erwählt – beides zusammen, also ein wenig Gesetz und ein wenig Gnade vermischt, geht nicht!!!

Es ist bis heute die große Gefahr auf dem Glaubensweg, diese beiden Grundelemente zu vermischen, indem nicht mehr unterschieden wird, was einerseits die Königreichsgemeinde mit einer irdischen, und andererseits die Körpergemeinde mit einer überhimmlischen Berufung betrifft! Wer also wahllos Verse aus Gottes Wort herauspickt und sie für sich nimmt (auf sich münzt), wird sich seiner wahren Berufung kaum bewusst werden, er bleibt, was das Überhimmlische betrifft, im Dunkeln! Es ist dies das Werk des Widerwirkers (wörtlich „Durcheinanderwerfers“, was griechisch „diabolos“ heißt), der durchaus als „Engel des Lichts“ auftreten kann! Dieser kann keinem Berufenen seine Rettung in der Gnade nehmen, aber er kann die Gläubigen in der Unmündigkeit festhalten. Anders ausgedrückt: Satan kann unsere Stellung in Christus nicht antasten, wohl aber unseren Wandel! Fragen wir uns also immer wieder: Wandeln wir einem klaren Ziel zu, nämlich unserer überhimmlischen Berufung (allein durch Paulus verkündigt), oder haben wir ein Gemisch aus Gesetz und Gnade und lassen uns nicht von Paulus erleuchten (lies aufmerksam Eph 3:8-9).

Noch ein Wort zu unserem Leitvers: Auch hier sehen wir „dasselbe“ wie in Antiochien: „Eifersucht“ entstand in den Herzen der Juden, und diese Eifersucht machte sie „widerspenstig“. Doch auch hier gilt: „Denn Gott schließt alle zusammen in Widerspenstigkeit ein, damit Er Sich aller erbarme“ (Röm 11:32) – welch ein gewaltiges Wort!

Apg 14:3

„Dennoch hielten sie sich nun geraume Zeit dort auf und redeten freimütig im Vertrauen auf den Herrn, der für das Wort Seiner Gnade Zeugnis ablegte, indem Er es gab, dass durch ihre Hände Zeichen und Wunder geschahen.“

Wir lesen nicht ausdrücklich, dass „Eifersucht“ in Ikonium im Spiel war, doch wenn hier „dasselbe“ wie in Antiochien geschah, ist darin auch die Eifersucht der Juden enthalten, zumal ja wieder eine „große Menge an Juden wie Griechen genannt ist, die zum Glauben an „Jesus“ kamen. Wir können also davon ausgehen: Auf die Eifersucht der Juden folgte Widerspenstigkeit, und daraus entstand wiederum Hass und Verfolgung. Diesmal stachelten die Juden aber nicht die Oberen der Stadt auf, sondern bedienten sich „der Seelen derer aus den Nationen“, also der nichtjüdischen Stadtbevölkerung. Die Seele ist ja der Sitz der menschlichen Gefühle und Empfindungen, und es bedurfte wenig, um Gefühle aufwallen zu lassen. Wir dürfen wohl auch davon ausgehen, dass jene aufgewiegelte Menge aus den Nationen zu einem großen Teil aus Proselyten bestand, die sich ja dem Judentum zugewandt hatten und, wie Kornelius, „gute Werke“ taten. Diese Proselyten waren somit besonders empfänglich, wenn ihre Werke nicht mehr den hohen Stellenwert haben sollten, wie sie dies bisher unter dem Gesetz hatten.

Erstaunlich ist, dass es den Brüdern trotz der aufgestachelten Menge immer noch möglich war, geraume Zeit Zeugnis über „Seine Gnade“ abzulegen, und dies untermauert mit Zeichen und Wundern. Wir sehen deutlich, dass wir noch nicht in der Verwaltung der reinen Gnade angelangt sind, wo Zeichen und Wunder unbedeutend, ja abgetan sind, sondern uns in „der Verwaltung des Übergangs“ befinden, wo an erster Stelle den Juden Königreichsevangelium verkündigt wird, und hierzu gehören selbstverständlich Zeichen und Wunder, sind sie doch Bestandteil jenes zukünftigen Königreichs.

Wer von uns Gläubigen eine klare Wortteilung hat, wie sie Paulus in 2Tim 2:15 vorgibt, wird sich von der Apostelgeschichte, besonders von solchen Aussagen, nicht beirren lassen!

Apg 14:4

Doch die Volksmenge der Stadt spaltete sich: die einen hielten es mit den Juden, die anderen mit den Aposteln.“

Unser heutiger Leitvers erinnert uns stark an den ersten Korintherbrief Apg 3:1-7 und Apg 11:18-19; in Kap. 3 geht es auch um Eifersucht und Hader, was Paulus auf einen fleischlichen Wandel zurückführt. Zusammenfassend erklärt er in diesen Versen, dass alles aus Gott kommt und der Mensch letztlich nur Mitarbeiter, Ackerfeld und das Gebäude Gottes ist! In Apg 11:19 sagt Paulus: „Denn es muss ja auch bei euch Sektenbildung (was ja zu Spaltungen führt) geben, damit die Bewährten unter euch offenbar werden.“

In Korinth war es das Überheben des einen über den anderen, was zur Klassenbildung (Sektenbildung) führte. Der Urheber solcher Überheblichkeit ist unser Fleisch, das sagt uns klar Gal 5:19-20. Doch Paulus zeigt auch das Rezept: „Die aber Christus Jesus angehören, kreuzigen das Fleisch samt den Leidenschaften und Begierden“ (Gal 5:24). So sehr Paulus einerseits diese Sektenbildung anprangert, so erstaunt es andererseits, dass er diese als „notwenig“ erachtet: „… damit das Bewährte unter euch offenbar werde“! Passt das auch auf Ikonium?

Es spalteten sich dort einerseits Anhänger der Juden, was auf das Königreich weist, und andererseits Anhänger der Apostel, was zur Körpergemeinde Christi Jesu führt. Und diese Spaltung musste sein, wobei es weniger um Bewährung, als vielmehr um „Berufung“ ging! Wir können also sagen: Diese Spaltung in Ikonium zeigte auf, wer von Gott schon vor dem Niederwurf der Welt zur Körpergemeinde Christi Jesu auserwählt wurde – insofern war diese Spaltung gottgewollt und positiv!

„Spaltungen“ (Sektenbildung) innerhalb der Körpergemeinde darf aber nie gut geheißen werden, weil sie gegen ein liebevolles Miteinander in der Gemeinschaft ist, und doch fördert sie auch den Kampf des Einzelnen, die Frucht des Geistes zu suchen, sich darin zu üben und sich „als Bewährter zu offenbaren“!

Apg 14:5-6

„Als aber die aus den Nationen wie auch die Juden samt ihrer Obrigkeit das Vorhaben billigten, sie zu misshandeln und zu steinigen, nahmen sie, als sie sich dessen bewusst wurden, Zuflucht in den Städten Lykaoniens, Lystra und Derbe und Umgegend.“

Es stimmt uns erst einmal nachdenklich, warum Gott zuerst seine Apostel in großem Segen, unterstützt mit Zeichen und Wundern, wirken ließ, sie dann aber scheinbar fallen ließ, so dass sie wieder einmal schmählich die Flucht ergreifen mussten, um nicht gesteinigt zu werden! Die ungläubige Welt sieht hier (wenn überhaupt) einen Beweis der „Nichtexistenz“ Gottes; doch wir, die Gläubigen, sehen hierin das Wirken Gottes, auch wenn dies nicht auf den ersten Blick für alle erkennbar ist.

Das oben Angesprochene hängt mit dem Kreuzesweg zusammen, den die in Christus Gläubigen gehen sollen. Und dieser Weg ist, so paradox es klingt, trotz seiner scheinbaren Niederlagen „ein Überwinderweg“!

Wir leben im „Tag des Menschen“, wo, wie wir in 1Kor 3:3 sehen, der Mensch dem seelischen Menschen gemäß wandelt, was bei den Ungläubigen dazu führt, dass sie glauben, „Herren der Welt“ zu sein und über die Gläubigen triumphieren zu können. Doch diese gehen willig den Weg des Kreuzes (= sie kreuzigen täglich ihr Fleisch) und des Leidens, aber dafür einem herrlichen Ziel entgegen!

Gott macht, wie Paulus in 2Kor 12:9-10 freudevoll bekannt, Seine Kraft in unserer Schwachheit vollkommen, wobei Er Seinem Apostel versicherte: „Dir genügt meine Gnade!“ Genügt auch uns, liebe Geschwister, diese Gnade, um mit Paulus zu bekennen: „Darum ist mir wohl zumute selbst in Schwachheiten, unter Misshandlungen, in Nöten, in Verfolgungen, unter Druck um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich kraftvoll.“(?)

Apg 14:7

„Dort verkündigten sie ebenfalls das Evangelium.“

Wir haben im letzten Vers gesehen, wie es den eifersüchtigen Juden gelang, nicht nur die aus den Nationen, sondern auch die Obrigkeit der Stadt gegen die Apostel aufzuwiegeln, so dass wieder ein Sturm der Verfolgung losbrach. Die Apostel jedoch traten die Flucht an und gelangten so in das Gebiet Lykaoniens mit den Städten Lystra und Derbe. Und was taten sie dort?

Auf Grund ihrer Erfahrungen müssten die Apostel jetzt menschlicherweise äußerst vorsichtig und zurückhaltend sein, doch das Gegenteil ist der Fall! Die Verfolgung und der Hass der Juden auch in Ikonium hat sie nicht entmutigt, sondern eher bestärkt, weiterhin mit Kraft die frohe Botschaft zu verkündigen.

Wir können an dieser Stelle zwei Dinge feststellen: 1.) Zurückschauend sehen wir deutliche Anzeichen, dass auch die Juden in der Diaspora (= Zerstreuung) endgültig die Königreichsbotschaft ablehnen werden, und 2.) fällt auf, dass die Apostel in den Städten Lykaoniens nicht, wie üblich, zuerst in eine Synagoge gingen. Es hat also den Anschein, dass das Evangelium hier direkt und erstmalig „Nichtjuden“ verkündigt wurde, das ist bemerkenswert! Wir erkennen somit deutlich den göttlichen Heilsweg: Zuerst wurde das Evangelium zu niemand anders gesprochen als allein zu Juden (Apg 11:19); später kamen Proselyten dazu, die in die Synagogen kamen, das Evangelium erreichte also auch Nichtjuden, und hier in dem Landstrich Lykaonien wurde das Evangelium außerhalb einer Synagoge direkt an Nichtjuden verkündigt. Den Weg, den Gott Seinen Apostel Paulus führen wird, ist hier deutlich erkennbar.

Es darf uns immer wieder erfreuen, wenn wir im Nachhinein miterleben, wie Gott die uns zugeeignete Gnade immer mehr aufleuchten lässt, bis sie zu jenem überströmenden Wasser wird, das selbst all unsere täglich begangenen Kränkungen Gott gegenüber hinwegspült (lies hierzu Eph 1:7).


Heilung eines Lahmen in Lystra

Apg 14:8

„Da saß in Lystra ein Mann mit kraftlosen Füßen, gelähmt von seiner Mutter Leib an, der noch nie hatte umhergehen können.“

Es muss uns erstaunen, dass wir an dieser Stelle vor einem Vers stehen, der uns ja noch gut bekannt ist, wenn wir an das pfingstliche Geschehen in Apg 3:1-8 denken. Dort war es Petrus und Johannes, die mit einem von Mutterleib an Lahmen konfrontiert wurden und diesen heilten. Jetzt sind es Paulus und Barnabas, die fast das Gleiche erleben, allerdings nicht vor Juden, sondern vor einer internationalen Zuhörerschaft, die tief im Götzendienst verankerten war – hat sich im Hinblick auf Zeichen und Wunder doch nichts verändert?

Wir sehen in den folgenden Versen, dass Lukas, der Verfasser der Apostelgeschichte, mit seinem Bericht etwas länger bei dem Geschehen in Lystra verweilt, und dies wohl deshalb, weil es uns einen tiefen Einblick in den Kampf zwischen dem Evangelium und dem Götzentum der Nationenvölker gewährt. Zwischen abgöttischer Verehrung und satanischem Hass ist es ja nur ein kleiner Schritt! Beides stammt aus derselben Quelle, nämlich dem Abfall von dem lebendigen Gott!

Es fällt weiter auf, dass im Folgenden die Heilung des Lahmen auffällig beschrieben wird, während uns von dem eigentlichen Dienst der Apostel, der Verkündigung des Evangeliums, kaum berichtet wird. Der Grund hierfür ist aber nicht nur der, dass wir an einer Auseinandersetzung zwischen Götzentum und Evangelium teilnehmen können, vielmehr muss diese Heilung auch eine tiefere symbolische Bedeutung haben, wie wir dies schon in Apg 3 bei Petrus und Johannes herauskristallisiert haben. Wir werden also beide Heilungen miteinander vergleichen müssen, und werden dann, trotz der Ähnlichkeit, charakteristische Unterscheidungsmerkmale erkennen.

Apg 14:9-10

„Dieser hörte Paulus sprechen; als der ihn fest ansah und gewahrte, dass er den Glauben hatte, gerettet zu werden, sagte er mit lauter Stimme: Steh auf, stell dich aufrecht auf deine Füße! Da schnellte er hoch und ging umher.“

Wir wollen jetzt, wie gestern angekündigt, die beiden Heilungen, einmal jene Heilung eines Lahmen in Jerusalem (Apg 3:1-8) und hier eines Lahmen in Lystra, miteinander vergleichen:

Beide Geheilte waren von Mutterleib an lahm, also unfähig, einen Wandel aus eigener Kraft zu vollführen. Bei dem jüdischen Lahmen in Apg 3 kommt dazu, dass er um Almosen bettelte, und dies an der Tür der Weihestätte, weiter kam er nicht. Beide lagen am Weg der Apostel, so dass weder Petrus noch Paulus an ihnen vorbeigehen konnten bzw. durften, ohne die siegreiche Kraft des Evangeliums zu beweisen. Der Unterschied im Verhalten beider Lahmen war, dass der Jude nur an Almosen dachte, während der Lahme in Lystra gespannt den Worten Pauli lauschte. Weiter musste Petrus dem lahmen Juden die Hand reichen und ihn so aufrichten, während der Lahme bei Paulus von selber sofort hochschnellte. Symbolisch bedeutet dies:

Der lahme Jude steht für das Volk Israel, das im Wandel und Glauben lahm war, selbst als das fleischgewordene Wort in seiner Mitte war. Seine Heilung war zwar sicher, aber erst zu einem späteren Zeitpunkt. Der Lahme aus den Nationen wurde nicht nur Israel gleichgestellt, er bekam sogar eine „frühere“ Erwartung, wie wir es, auf uns bezogen, in Eph 1:12b lesen. Diese frühere Erwartung zeigte sich darin, dass er, als er Paulus sprechen hörte, den Glauben bekam, gerettet zu werden, und dies geistlich wie körperlich!

Nehmen wir heute mit, dass wir aus den Nationen gemäß Eph 1:12 in der Tat durch die Entrückung eine „frühere“ Erwartung vor Israel haben; zuvor lesen wir aber noch etwas, das wir zur Schau stellen dürfen: „… damit wir zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit seien …“!

Wir müssen heute noch etwas genauer herauskristallisieren, wie und was die Rettung des Lahmen hier in Lystra beinhaltet, auch im Blick auf uns. Dabei wollen wir zuerst noch einmal untersuchen, was der Lahme glaubte, als Paulus ihn „fest ansah“ und worin er seine „Rettung“ sah:

In der Stichwortkonkordanz (der konkordanten Widergabe) lesen wir auf Seite 553, unter dem Wort  „retten“: „… vor Schaden und Übel aller Art bewahren oder davon befreien, vor allem von Sünde und ihren Folgen“. Der Lahme hatte also den Glauben, geheilt zu werden (der Lahme in Jerusalem dachte nur an Almosen), und dies im Hinblick auf  seinen körperlichen Schaden wie auch seine Sünden. Er brauchte auch keine ausgestreckte Hand (keine fremde Hilfe) wie bei Petrus in Jerusalem, sondern sein Glaube reichte völlig aus, ihn auf die Füße zu bringen!

Wir können Obiges nicht tief genug würdigen, weil dieses Ereignis nicht nur für gottferne Menschen jener Tage etwas Gewaltiges war, sondern auch uns den klaren Hinweis gibt, dass unsere Rettung aus Glauben ist, damit es der Gnade gemäß sei, wie es Röm 4:16 bezeugt. Doch auch der Glaube ist nicht unser Verdienst, sondern eine Gabe Gottes! Durch diesen geschenkten Glauben wird der Mensch für das Wirken des Geistes Gottes offen und empfänglich. Es bleibt dem gläubigen Menschen der Körpergemeinde Christi Jesu nichts, womit er sich in irgendeiner Weise vor Gott rühmen könnte. Das Einzige, was wir tun dürfen, ist: In jenen guten Werken zu wandeln, die Gott vorherbereitet hat (lies Eph 2:10). Und „wandeln“ heißt hier, „völlig entspannt und voll Freude das genießen, was Gott uns in Christus bereitet hat“!

Apg 14:11

„Als die Scharen gewahrten, was Paulus getan hatte, erhoben sie ihre Stimme und sagten auf lykaonisch: Die Götter sind den Menschen gleich geworden und zu uns herabgestiegen!“

Lasst uns heute zuerst noch einmal einen Blick auf jenen Lahmen in Jerusalem werfen: Seine Heilung vor der Tür des Weihetempels war das Signal zur Verfolgung der Apostel! Und da wir ja schon deutliche Parallelen zu dem Lahmen hier in Lystra gezogen haben, kann es hier eigentlich kaum anders verlaufen, das heißt: Der Widerwirker greift massiv an! Allerdings benutzt er erst einmal ein anderes Mittel: Die abgöttische Verehrung!

Die „Verehrung“ ist eine raffinierte Taktik Satans und umfasst mehr als nur die für uns heute normalerweise durchschaubare Abgötterei, es kommt die „Bewunderung“ und das „sich bewundern lassen“ dazu - damit stehen wir mitten drin im Geschehen! Freuen wir uns nicht, wenn wir gelobt werden (was ja im Grunde harmlos ist) oder wenn wir zum Beispiel als dienender Bruder verehrt werden? Wenn Zuhörer bestimmten Brüdern hinterher reisen, nur um diese zu hören? Wenn diese Brüder sich in diesem Ruhm sonnen? Wir möchten diese Beispiele nicht weiter ausdehnen, weil wir ja sicher gemerkt haben, dass solche Art der Abgötterei durchaus auch bei uns Eingang findet! Und es ist schwer, sich dagegen zu wehren! Wir möchten heute ein für viele unter uns ungewöhnliches Erlebnis an den Schluss stellen:

Manche Gläubige kennen vielleicht noch aus ihrer Jugendzeit den Sänger Elvis Presley; was aber viele nicht wissen bzw. wussten: Er war „gläubig“! Auf einem seiner großen Konzerte entrollten eine Gruppe von Fans ein übergroßes Plakat mit der Aufschrift: „Elvis, du bist der König!“ Als Elvis Presley dies sah, unterbrach er seinen Gesang und rief diesen Fans laut durch das Mikrofon zu: „König ist allein Jesus Christus!“, worauf die Gruppe beschämt das Plakat wieder einrollte. Vielleicht kann uns diese Begebenheit (die ich, der Verfasser dieser Zeilen, in einem Filmausschnitt seiner kaum veröffentlichten Gospelmusik selbst miterlebt habe), etwas sagen!

Apg 14:12

„Dann nannten sie den Barnabas Zeus, den Paulus aber Hermes, weil er es war, der das Wort führte.“

Nach der damaligen weit verbreiteten heidnischen Anschauung war eine Erscheinung von Göttern in Menschengestalt durchaus möglich, diese sollten am Geschick der Menschen ganz persönlichen Anteil nehmen, ja sogar eingreifen können. So kam es, dass in Barnabas der Gott „Zeus“ erkannt werden wollte, was wohl auf die imponierende äußerliche Erscheinung des Barnabas hinwies, wogegen Paulus mehr durch seine geistesgewaltige Rede imponierte, was dem Gott „Hermes“, dem Götterboten, zugeschrieben wurde.

Was wir hier im Nachhinein miterleben, ist der unsichtbare Kampf des Widerwirkers gegen das Evangelium. Sein Ziel ist es, das Christentum auf die breite Ebene menschlicher Religionen herabzudrücken und es so zu „Einer“ unter vielen Religionen zu degradieren. Wenn wir unsere heutige Zeit unter diesem Aspekt beurteilen, müssen wir eigentlich erkennen, dass dieses verblendende Ziel längst erreicht ist! Wer heute die alleinige Autorität unseres Gottes und Vaters vertritt, wird ganz schnell als „fanatisch“ verrufen!

Dass die beiden Apostel ihrer göttlichen Verehrung nicht sofort Einhalt geboten haben, ist wohl darauf zurückzuführen, dass die Scharen ihren Jubel in „lykaonischer“ Sprache zum Ausdruck brachten, wie wir in Vers 11 lasen. Paulus und Barnabas verstanden diese Sprache nicht, sie hielten ihre Botschaft auf „griechisch“. Erst aus dem Gebaren der Zeuspriester erkannten sie den Grund der Volkserregung.

Wie dankbar dürfen wir heute sein, von keinerlei Erscheinungen abhängig zu sein, auch von keinen so genannten „Engelsdiensten“, (vielmehr sind wir diesen ein Schauspiel, wie 1. Kor. 4:9 bezeugt). Wir sind auf das Engste mit unserem Herrn und Haupt verbunden, und einzig und allein von Ihm abhängig! Deshalb kann uns nichts von der Liebe Gottes scheiden, die in Christus Jesus, unserem Herrn, ist, weder Tod noch Leben noch Boten (lies Röm 8:38-39).

Apg 14:13

„Auch der Priester des Zeus, der vor der Stadt war, brachte Stiere und Girlanden an die Tore und wollte mit der Volksmenge opfern.“

Zuerst ein Wort zu den örtlichen Verhältnissen: In der Gegend um Lystra wurden offensichtlich besonders die Gottheiten Zeus und Hermes verehrt, wobei Zeus einen besonderen Tempel vor den Toren der Stadt hatte, unser Leitvers weist ja auf jenen Priester vor der Stadt. Es war diesem Zeuspriester und dem ganzen Volk feierlicher Ernst, den nach ihrer Meinung unter ihnen erschienenen Göttern durch Opfer zu huldigen. Dazu sollten Stiere geopfert werden, geschmückt mit Girlanden, und die Volksmenge jubelte, die Götter seien nun den Menschen gleich geworden - erst hier erkannten Paulus und Barnabas, was sich vor ihren Augen abspielte!

Bevor wir zu der Reaktion der Apostel kommen, wollen wir uns zusprechen lassen, fest in der Gnade zu verharren, die uns allein „Rettung“ bringt! In 1Tim 4:1 ff lesen wir, dass auch Gläubige von irreführenden Geistern und Lehren der Dämonen vom Glauben abfallen können und in den Stand des Gesetzes zurückfallen. „Vom Glauben abfallen“ kann hier nicht heißen, dass diese verführten Gläubigen ihrer Rettung verlustig gingen, vielmehr fielen sie in ihrem Wandel vom reinen Glauben an die Gnade zurück ins Gesetz! Gottes wahre Gnade wird durch menschliche Gerechtigkeit, Halten der Gesetze und Gesetzesformen und ähnlichem ersetzt – das „Ich“ (das ungekreuzigte Fleisch) hat das Werk Christi verdrängt. Dahinter stehen allerdings keine Götter wie in Lystra, sondern Satan als „Engel des Lichts“, wie es 2Kor 11:14-15 anführt.

Lassen wir uns also von niemandem blenden oder irre machen, sondern lasst uns fest stehen auf dem „einen“ Grund, der gelegt ist, und der ist gemäß 1Kor 3:11 „Jesus Christus“! Und wer auf diesem Grund aufbaut (wandelt), hat unverdienterweise Gold, Silber und kostbare Steine vorzuweisen – es ist der herrliche Grund der überströmenden Gnade!

Apg 14:14-15

„Als die Apostel Barnabas und Paulus das hörten, zerrissen sie ihre Kleider, sprangen hinaus unter die Volksmenge und riefen laut: <Männer, warum tut ihr dies? Auch wir sind nur Menschen, mit gleicher Empfindung wie ihr; wir verkündigen das Evangelium, damit ihr euch von diesen eitlen Dingen umwendet zu dem lebendigen Gott, der den Himmel, die Erde und das Meer geschaffen hat, samt allem, was in ihnen ist.“

Die erste Reaktion der Apostel war „Entsetzen“, dies kam im Zerreißen ihrer Kleider zum Ausdruck, was damals ein Zeichen der Trauer und des Schmerzes war. Es war eine unmissverständliche Geste, dass sie nichts mit dem Götzenkult zu tun hatten bzw. haben wollten. Dazu riefen (schrieen) sie mit aller Kraft in den Tumult hinein, dass sie keine Götter, sondern auch nur Menschen seien und dies „mit gleicher Empfindung wie ihr“, das heißt, mit gleichen Empfindungen und Gefühlen. In diesem Punkt stellten sie sich auf die gleiche Ebene wie die Volksmenge. Die Volksmenge schien sich darauf hin etwas zu beruhigen, zumindest konnte Paulus wieder sprechen und wurde auch verstanden, und so konnte er das wunderbare Zeugnis der Schöpfung Gottes geben!

Nun muss zuvor gesagt werden, dass die Einwohner in Lystra nichts von dem Gott Israels und Seinen Offenbarungen wussten, Gott hatte die Nationen ihren eigenen Weg gehen lassen und Sich bisher nur mit Seinem Bundesvolk befasst, das Er ja auf die Aufgabe zubereitet, diese dahingegebenen Nationen im späteren Königreich zu Jüngern zu machen (Mt 28:19). Die beiden Apostel konnten daher nicht auf die bis dahin bestehenden Schriften hinweisen, sondern mussten ihr Evangelium derart darbringen, dass es von diesen Menschen verstanden werden konnte, so bezeugten sie Gott, der Sich in der Natur offenbart und der Schöpfer von Himmel, Erde und Meer ist!

Auch heute müsste (oder muss) man erneut dieses Zeugnis mit Kraft in eine Welt hineinrufen die mit allen Mitteln versucht, die Nichtexistenz Gottes zu beweisen!

Apg 14:16

„Er ließ in den verflossenen Generationen alle Nationen ihre eigenen Wege gehen,“

Wir knüpfen an dem gestrigen Abschluss an: Gott hat die Himmel und die Erde erschaffen, wie es der erste Vers der Bibel bezeugt. Unsere Ansicht über die Lehre der Evolution ist bekannt, wir halten sie für die größte Irreführung der Menschheit! Hier geht es nicht um Wissenschaft, sondern einzig und allein darum, zu beweisen, „dass es keinen Gott gibt“! Schon der erste Baustein dieser Lehre, der Zufall, dass bestimmte chemische Vorgänge zusammenfanden, um Leben zu erzeugen, ist derart hoch bzw. unmöglich, dass kein ernsthafter Mensch daran glauben kann! Wenn trotzdem ein Heer von Wissenschaftlern an diesen unmöglichen Zufall glaubt und ihn einfach als Tatsache voraussetzt, so ist dies auf die Dahingabe der Nationen durch Gott zurückzuführen (lies Röm 1:18-32).

Unser Leitvers spricht auf den ersten Blick ein traurig machendes Handeln Gottes an, Er gab die Nationen dahin! Diese Dahingabe wird ja ausführlich im Römerbrief Apg 1:18 ff ausgelegt. Wenn wir heute tiefer sehen dürfen, dann erkennen wir trotz der „Dahingabe“ den wunderbaren Heilsweg Gottes. Die Dahingabe begann ja praktisch schon im Paradiesgarten, als das erste Menschenpaar aus dem Garten verwiesen wurde. Der Hintergrund ist, dass Gott schon von Anfang an begann, den dunklen Hintergrund für Seine Menschheit aufzubauen, vor dem Er das Licht Seiner Liebe erstrahlen lassen konnte.

Im Aufbau dieses dunklen Hintergrundes spielte und spielt Satan eine führende Rolle, allerdings nicht als eine selbstständige Macht, sondern als Werkzeug Gottes, das seinem Schöpfer über jeden Schritt Rechenschaft geben muss (lies Hi 1:6 ff).

Lassen wir uns immer wieder daran erinnern, dass Gott den Menschen so erschaffen hat, dass dieser „aus seiner Erfahrung“ lernt! So muss jeder Mensch zuerst in die Tiefen der Finsternis (der Dahingegebenheit), und diese Finsternis lässt ihn nach Licht suchen, bis Gott sich von allen wunderbar finden lässt (lies Röm 11:32).

Apg 14:17

„… obwohl Er Sich nicht unbezeugt gelassen hat, indem Er Gutes wirkte, Regen vom Himmel und fruchtbringende Fristen gab und unsere Herzen mit Nahrung und Fröhlichkeit erquickte.“

Beachten wir noch einmal genau die Worte in Vers 16: „Er“ ließ die Nationen ihre eigenen Wege gehen! Anders ausgedrückt: „Gott“ war der allein Wirkende! Daraus resultiert: Die Nationen konnten gar nicht anders gehen! Aber warum dann der Zusatz im heutigen Leitvers: „… obwohl Er Sich nicht unbezeugt gelassen hat …“?

Gewiss sind all das Gute wie Regen, fruchtbringende Ernten, Nahrung und erquickende Fröhlichkeit Dinge, über deren Ursprung man nachdenken müsste – doch auch wenn der Mensch darin den Schöpfergott erkennen würde, könne er Ihn dann auch so lieben, wie es sich das Herz Gottes ersehnt?

Es ist so elementar wichtig für uns, liebe Geschwister, dass wir darin Klarheit haben, warum Gott nicht nur Licht und Gutes erschaffen hat, sondern auch die Finsternis und das Böse (Jes 45:7). Nur wer das „Warum“ erkennt, kann Gottes Liebe und damit auch „die Wege Seiner Liebe“ erkennen! Wie schnell gewöhnt sich doch der Mensch an alles Gute! Fruchtbringender Regen wird zur Selbstverständlichkeit, genügend Nahrung ebenso, und ein fröhliches Herz sucht nicht unbedingt einen Gott! Erst wenn das Gegenteil eintritt, wenn sich das Finstere und Böse über dem Menschen ausbreitet, ihn zu ersticken droht, ja, ihn in eine aussichtslose Lage führt – dann, und erst dann beginnt der Mensch nach einem Ausweg zu suchen, einem Weg, der dann über den Namen „Jesus“ auf wunderbarste Weise zum Herzen Gottes führt!

Erkennen wir doch, dass die Schöpfung Gottes, wie wir sie heute sehen, kein Endzweck ist, sondern die Schaubühne, auf der Sich Gott offenbaren möchte, und Seine Liebe benötigt zur Offenbarung den schwarzen Hintergrund!

Apg 14:18

„Als sie dies sagten, konnten sie der Volksmenge kaum Einhalt gebieten, ihnen nicht zu opfern.“

Wir bauen heute auf dem auf, was uns gestern wichtig geworden sein muss: Das Ziel mit Seiner Schöpfung erreicht Gott nicht in diesem gegenwärtig bösen Äon, auch nicht im nächsten Äon, dem Äon der Äonen („Äonen“ sind nur Zeitabläufe auf der großen Weltbühne), sondern erst in der Zeit „nach den Äonen“, wenn Gott gemäß 1Kor 15:28 „alles in allen“ sein wird!

Unser heutiger Leitvers vermittelt uns, dass das einfache Evangelium vom lebendigen Gott Frucht brachte, zumindest glaubte die Volksmenge nach der Heilung des gelähmten Mannes an diesen von Paulus beschriebenen „lebendigen Gott“, nur, dass sie nun nach ihrer alten Gewohnheit den Aposteln „opfern“ wollten, was wiederum menschliche „Verehrung“ gewesen wäre, welche die Apostel energisch abzuwehren suchten.

Die Menschen sind schnell geneigt, alles anzubeten, was ihnen nützlich und wohltuend erscheint, was ihr Vorstellungsvermögen übersteigt oder ihnen Nervenkitzel bereitet (wie hier in Lystra die Wunderheilung). Doch gerade dieses Verhalten nützt Satan als Engel des Lichts geschickt aus. So muss trotz aller positiver Merkmale doch gefragt werden: Wie echt war eigentlich die Begeisterung und der neue Glaube der Volksmenge in Lystra?

Bevor wir im nächsten Vers zu einer Antwort kommen, müssen auch wir uns immer wieder prüfen, ob wir allein auf dem lauteren Weg der Wahrheit sind! Auch wir Gläubige sind vor den Angriffen Satans nicht gefeit und sind hier unten auf Erden für manches empfänglich. Die Menschen in Lystra hatten im Gegensatz zu uns heute keine Möglichkeit, das Gehörte zu prüfen, wie es in Apg 17:11 von der Beröern berichtet wird. Diese erforschten täglich die Schriften, ob sich dies alles so verhalte – eine vorbildliche Haltung für uns!


Steinigung des Paulus

Apg 14:19

„Dann kamen von Antiochien und Ikonium Juden herüber und überredeten die Volksmenge; sie steinigten Paulus, schleiften ihn zur Stadt hinaus und meinten, er sei gestorben.

Wir hinterfragten gestern den Glauben der Volksmenge, die der neuen Botschaft der beiden Apostel erst einmal zujubelten, ja sogar opfern wollten. Heute erleben wir, wie schnell aus Begeisterung und Jubel Hass und Feindschaft wird, die selbst vor Totschlag (Steinigung) nicht zurückschreckt. Unsere Frage nach dem Glauben der Volksmenge war also berechtigt!

Was zuerst wie ein Sieg des Evangeliums aussah, endet in verschärfter Feindschaft gegen die Boten des Herrn, und wie gewohnt ging diese Feindschaft von den Juden aus! In ihrem falschen religiösen Eifer setzten sie alle Hebel in Bewegung, um die ihrer Meinung nach gefährliche Irrlehre über diesen „Jesus von Nazareth“ auszurotten, was bei den Boten des Herrn anfing. Dabei nützte es Satan geschickt aus, ihre Eifersucht durch die große Zahl jener aus den Nationen zu schüren, die das Evangelium hören wollten. In Antiochien gelang es den Juden mit Hilfe der weltlichen Obrigkeit, die Apostel zu vertreiben, in Ikonium konnte das Volk gegen sie mobil gemacht werden, und in Lystra sollte dann mit der fanatischen Volksmenge sogar die Tötung der Brüder herbeigeführt werden. Doch noch umgab ja die zwei Apostel die Gunst der Menge – eine unüberwindbare Mauer für die herbeigeeilten und eifernden Juden. Deshalb musste die Volksmenge umgestimmt werden – doch wie? Es ist ein Phänomen, wie man einen Menschen, Volksmengen, ja ganze Völker manipulieren kann, oft nur von einer starken Persönlichkeit. Eine Parallele sehen wir bei Jesu Einzug in Jerusalem: Erst begeisterte Hosianna-Rufe, und kurz darauf der Schrei: Kreuzigt Ihn! Eine verfeinerte Manipulation sehen wir auch bei Gläubigen! Verblüffend einfach gelingt es Satan als Engel des Lichts, sie mit einem Bibelwort auf den falschen Weg zu bringen. So trat dieser schon zu Jesus und sagte: „… es steht geschrieben…“! Und Jesus antwortete: „Wiederum steht geschrieben…!“ Merken wir hier etwas, liebe Geschwister?

In Mt 4:1-11 führt uns Jesus vor, wie mit dem Wort Gottes umgegangen werden muss, vor allem: Nicht jedes geschriebene Wort passt in jede Zeit – das sollte uns gestern nachdenklich machen!!!

Wie schnell glauben wir etwas, nur weil es in der Bibel steht – doch genau deshalb kann Satan als Engel des Lichts Gläubige, ja ganze Gemeinden, samt den Staatskirchen, manipulieren und in die Irre führen. Das Dilemma ist, dass Gottes Wort nicht gründlich gelesen und überdacht wird – es werden nicht die Zeitabläufe (Äonen) erkannt, nicht die unterschiedlichen Adressaten des Wortes Gottes (Jakobus schreibt zum Beispiel „an die zwölf Stämme“), nicht die unterschiedlichen Verwaltungen, über die wir ja Haushalter sein sollten … wir könnten hier noch lange fortfahren! Tatsache ist, dass heute mancher Gläubige damals zu Jesus gesagt hätte: „Du kannst Dich ruhig von der Tempelzinne hinabwerfen (Mt 4:6), weil Dich Ps 91:11-12 tatsächlich bewahren wird! Lernen wir doch von Jesu Verhalten: Nicht jedes geschriebene Wort passt in jede Zeit!

Zurück nach Lystra: Wie gelang es den Juden, die Volksmenge auf ihre Seite zu ziehen? Tatsache war, dass die Apostel sich ihres Götternimbus entkleidet hatten, das heißt, sie gaben sich als ganz einfache Juden zu erkennen. Das nutzten die herbeigeeilten Juden aus, und machten Paulus und Barnabas in den Augen der Volksmenge schlecht! Wahrscheinlich kam noch Verleumdung dazu, die Apostel hätten die Absicht gehabt die in Lystra heiligen Volksreligionen anzutasten … in jedem Fall änderte die Volksmenge sofort ihre Meinung. Da die „Steinigung“ eine rein jüdische Urteilsvollstreckung über Gotteslästerer war, ist anzunehmen, dass sie auch von den Juden ausgeführt wurde, und die Volksmenge lediglich zusah. Paulus sollte in dieser Beziehung das Los des Stephanus teilen!

Der Umschwung des Volkes von Jubel in Feindschaft vollzog sich schnell und das zeigt uns, dass der Anfangsglaube der großen Masse des Volkes nur ein Strohfeuer war. Trotzdem sind auch in Lystra etliche aus den Nationen herausgerufen worden, wie uns der nächste Vers zeigt.

Über das Geschehen um die Steinigung wird uns auffallend wenig berichtet, Paulus selbst erwähnt diese Steinigung in 2Kor 11:25 und auch in 2Tim 3:10-11. Gerade Timotheus dürfte als Anwohner (siehe Apg 16:1) ein Zeuge dieser Vorgänge in Lystra gewesen sein, hebt Paulus in diesem letztgenannten Vers doch ausdrücklich hervor, dass Timotheus sich nicht durch die Verfolgungen und Leiden in Antiochien, Ikonium und Lystra erschüttern ließ, sondern den tiefen Zusammenhang zwischen dem Evangelium und den damit verbundenen Leiden sehr wohl erkannt hatte. Auch wir müssen uns fragen lassen, ob wir diesen Zusammenhang erkannt haben?

Schon sehr früh, nämlich im 2. Korintherbrief (2Kor 1:15), schreibt Paulus von einer zweiten Gnade (leider wurde dies in der 5. Auflage der konkordanten Übersetzung in „Gunsterweis“ abgeändert), und diese „zweite Gnade“ durchzieht alle weiteren Briefe des Apostels Paulus und fordert uns auf, die Gemeinschaft Christi Jesu Leiden zu erkennen (Phil 3:10). Aber Paulus geht es nicht nur um das Erkennen, dies lesen wir schon in Phil 1:29: „Denn in Gnaden ist euch für Christus gewährt: nicht allein an Ihn zu glauben, sondern auch für Ihn zu leiden …“. Und diese Leiden fanden in Pauli Leben schon ganz am Anfang seiner Berufung in dieser Steinigung in Lystra einen Höhepunkt! Können wir ermessen, was in Paulus vor sich ging, als die ersten Steine flogen?

Apg 14:20

„Als ihn aber die Jünger umringten, stand er auf und ging in die Stadt zurück. Tags darauf zog er mit Barnabas nach Derbe weiter.“

Zuerst noch ein paar Gedanken, warum nur Paulus gesteinigt werden sollte: Barnabas, obwohl von stattlicherer Figur wie Paulus (in ihm sah die Volksmenge ja den Gott „Zeus“), stand mehr im Hintergrund! Der Wortführer war Paulus – er sollte getötet werden!

Es hört sich grauenhaft an, wenn wir in Gedanken nachvollziehen, wie der scheinbar tote blutüberströmte Körper des Paulus zur Stadt hinausgeschleift wurde! Und als man ihn dort hinwarf, umringten ihn die Jünger, ein eigenartiges Verhalten, was uns zum Nachdenken anregt.

Zuerst fällt die Bezeichnung „Jünger“ auf, wir verbinden diese Bezeichnung ja meist mit den persönlichen Jüngern Jesu. Hier werden aber jetzt die zur Körpergemeinde Christi Jesu gerufenen Gläubigen aus Lystra deshalb „Jünger“ genannt, weil sie eine wichtige Lektion zu lernen hatten („Jünger“ bedeutet ja „Lernender“). Diese Lektion erhielten sie zunächst einmal durch Anschauungsunterricht! Paulus war ja nicht nur ihr Lehrer gewesen, sondern auch ihr Vorbild – jetzt lag er scheinbar tot vor ihnen, was ging da im Inneren des Einzelnen vor? Kamen nicht Zweifel auf? War dieser verkündigte Gott gar nicht so mächtig? Sollte dieser schwache Anfangsglaube gleich tödlich erschüttert werden? Unser Textwort sagt nur ganz kurz, dass sie den Körper des Paulus umringten, anstatt ihn, wie üblich, sofort zu bestatten!

Es liegt hier nahe, dass „das Umringen der Jünger“ und „das Aufstehen“ des Paulus in engem Zusammenhang stehen; die neu im Glauben Herausgerufenen in Lystra sollten hautnah etwas von der wunderbaren Auferstehungskraft Christi erleben, wovon sie ja zuvor durch Paulus sicher gehört hatten.

Es fällt uns Gläubigen heute schwer, die Situation mit all den aufkommenden Fragen in Lystra nachzuvollziehen, weil unser Denken von dem geoffenbarten, vervollständigten Wort Gottes geprägt ist. Bedenken wir, dass die im Glauben ganz junge Gemeinde in Lystra kein geschriebenes Wort Gottes und natürlich keinen einzigen Paulusbrief in Händen hatte – ihr Glaube ruhte auf dem, was Paulus verkündigt hatte. Wir müssen jetzt versuchen, zu erahnen, was in diesen Jüngern vor sich ging.

Zuerst hören, wir, wie sie den am Boden liegenden vermeintlich toten Paulus umringten; das klingt, als ob sie durch diesen Ring einen Schutzwall bilden wollten! Was brannte in ihren Herzen? War es Enttäuschung oder Erwartung? Und dann erlebten diese jung im Glauben Stehenden, dass Paulus einfach aufstand (dasselbe Wort wird auch für „aus dem Tod auferstanden“ gebraucht)! Eine wirkliche Steinigung war geschehen und der als tot daliegende Paulus stand auf, was einer Totenauferstehung ja gleichkommt. Und wieder erinnert Paulus seinen geliebten Timotheus in 2Tim 3:11 unter all seinen Leiden auch an dieses Ereignis, dass ihn der Herr aus diesem todesähnlichen Zustand barg („und aus ihnen allen barg mich der Herr“). Die Jünger in Lystra erlebten an Paulus, was der Herr vermochte, wie Er Seine Kraft in der Schwachheit (Ohnmacht) Seiner Werkzeuge zur Vollendung bringt, was Paulus in 2Kor 12:9 bezeugt.

Und zum Schluss kommt das Verblüffende: In kaum zehn Worten wird uns berichtet, dass Paulus einfach wieder zurück in die Stadt ging!!! Sahen wir in Vers 6 noch eine hektische Flucht aus Ikonium, so strahlt uns hier, trotz Steinigung, eine wunderbare Ruhe entgegen! Die Kraft des Herrn stand sichtbar vor allen Peinigern, und in aller Ruhe konnten die zwei Männer in Lystra übernachten und am nächsten Tag nach Derbe weiterreisen.


Evangeliumsverkündigung in Derbe und Rückkehr nach Antiochia

Apg 14:21

„Nachdem sie auch in jener Stadt das Evangelium verkündigt und eine beträchtliche Zahl von Jüngern gewonnen hatten, kehrten sie nach Lystra, Ikonium und Antiochien zurück,“

Wir haben gestern in Verbindung mit dem „Aufstehen“ des gesteinigten Paulus 2Kor 12:9 zitiert – lasst uns dies noch einmal im Herzen wichtig werden! Viele Geschwister können nicht viel mit obiger Aussage anfangen, dass Gott Seine Kraft in Schwachheit vollkommen macht; hier in Lystra sehen wir die Praxis dieses Wortes: Gott hat es gewirkt, dass Sein Apostel gesteinigt wurde, damit konnte Er vor den Menschen Seine Kraft vorführen, das heißt, von menschlicher Seite war nichts mehr hinzuzufügen, Seine Kraft war vollkommen. Und ähnlich werden auch wir einmal in den zukünftigen Äonen Schaugefäße Seiner Gnade, aber auch Seiner Kraft sein!

Zurück nach Derbe, wohin sich die Apostel begeben haben: Trotz all der bisherigen Leiden waren diese durch die Rettung Pauli aus Todesbanden voller Freude und innerer Kraft, und in dieser Kraft bezeugten sie das Evangelium. Wir lesen nur wenig über die Arbeit der Apostel in Derbe, und doch fällt einiges auf: Wie schon in Lystra wird auch in Derbe keine Synagoge erwähnt, was bedeutet, dass Paulus und Barnabas ohne Israels Mitwirken direkt zu jenen aus den Nationen sprachen. Dabei wurden alle Bewohner der Stadt mit dem Evangelium konfrontiert und eine beträchtliche Zahl wurde gewonnen, das heißt: Sie kamen durch das Wirken des Geistes Gottes zum Glauben an Jesus Christus.

Wir möchten auch hier bei dieser beträchtlichen Zahl von Jüngern darauf hinweisen, dass ihr Glaube keine eigene Entscheidung „für oder gegen Christus“ war, sondern darauf beruhte, dass diese Gläubigen gemäß Eph.1:4 schon vor dem Niederwurf der Welt von Gott in Christus auserwählt wurden und jetzt berufen wurden. „In Liebe hat Er uns für Sich zum Sohnesstand durch Christus Jesus vorherbestimmt, nach dem Wohlgefallen Seines Willens, zum Lobpreis der Herrlichkeit Seiner Gnade …“ (Eph 1:5-6).

Apg 14:22

„… befestigten dort die Seelen der Jünger und sprachen ihnen zu, im Glauben zu bleiben, da wir durch viele Drangsale in das Königreich Gottes eingehen müssen.“

Mit „Derbe“ hatten die Apostel den äußersten Punkt ihrer ersten Missionsreise erreicht, sie hätten nun den viel näheren Weg durch das Taurusgebirge Richtung Tarsus, der Heimat des Paulus, einschlagen können, um zu ihrem Ausgangspunkt Antiochien zu gelangen – doch sie gingen statt dessen wieder den gleichen Weg zurück, was bedeutet, dass sie auch jene Orte erneut aufsuchten, wo sie Schlimmes über sich ergehen lassen mussten. Der Grund ist uns klar: Sie wollten die jung entstandenen Gemeinden in den einzelnen Städten festigen, wie es unser Leitvers beschreibt.

Etwas ungewohnt klingt für uns das „befestigen der Seelen“! Die Seele ist ja der Sitz unserer Empfindungen, und gerade die Gläubigen in Ikonium und Lystra mussten die Flucht der Apostel wie auch die Steinigung Pauli miterleben, was ihre Empfindungen stark durcheinander rüttelte. Das „Befestigen der Seelen“ war also zum einen, sich nicht von äußeren Umständen beeinflussen zu lassen, was dann zum andern Punkt führt, nämlich die Seele nicht auf das Fleisch, sondern auf den Geist auszurichten. Wir wissen vom Wort her um den „seelischen Menschen“ der fleischlich gesinnt ist, und ebenso um den geistlichen Menschen, der sich vom Geist führen lässt (lies 1Kor 2:14-16) – hier war für die Apostel ein großes Arbeitsfeld.

Ganz wichtig war, diese neu gewonnenen Jünger (=Lernende) im Glauben zu stärken bzw. zu festigen und diesen Glauben zum „wachsen“ zu bringen. Dabei dürfen wir wissen, dass ein von Gott berufener Gläubiger „seine Rettung in der Gnade“ nicht mehr verlieren kann (lies Eph. 2:8-10), aber sein Glaube kann still stehen, wie wir es bei den Korinthern sehen (1Kor 3:1 ff). Deshalb geben die Apostel in den neuen Gemeinden die „richtige“ Richtung vor: Die Seele auf den Geist, und nicht auf das Fleisch zu richten, und so ihren Glauben zu festigen.

In Verbindung mit dem zweiten Teil unseres Leitverses gewinnt der Zuspruch „im Glauben bleiben“ noch einen weiteren Aspekt: „Glauben“ heißt ja gemäß Hebr 11:1 ff auch „ein Überführtsein von Tatsachen, die man nicht erblickt“. Anders ausgedrückt: Der Glaube soll auf dem ruhen, was nicht erblickt wird, also nicht auf sichtbaren Zeichen und Wundern! Wie schnell könnte sich der neue Glaube der Jünger in einer entsprechenden Notlage nach Zeichen und Wunder ausstrecken – schließlich haben sie solches ja bei Paulus miterlebt! Hier setzt Paulus also schon früh ein Zeichen, dass dieses sichtbare Wunder, wie es nach seiner Steinigung in Lystra geschah, nicht dem Fleisch dienen sollte, sondern ein Krafterweis Gottes darstellte, der sich nicht auf jeden Wunsch hin wiederholt!

„Im Glauben zu bleiben“ heißt also auch, nicht nach Wundern und Zeichen zu streben, so sehr sich dies unser Fleisch wünscht!

Noch ein wichtiges Wort enthält der letzte Teil unseres Leitverses: „Drangsal“ gehört zum Weg der Gläubigen der Körpergemeinde Christi Jesu dazu! Das ist für manchen von uns harter Tobak! In vielen Gemeinden (vor allem so genannten Pfingstgemeinden) wird diese und viele ähnlichen Aussagen völlig bestritten bzw. übergangen – warum? Weil unser Fleisch nicht leiden will! Und doch sagt Paulus klipp und klar, dass „Drangsale“ die ja auch Leiden beinhalten, dazugehören, um in das Königreich Gottes einzugehen! Dieses „Königreich Gottes“ hat aber nichts mit jenem irdischen Königreich zu tun, welches für tausend Jahre auf Erden aufgerichtet wird, von dem ja vielen Gleichnisse in den so genannten 4 Evangelien zeugen, es umfasst vielmehr das ganze All. Paulus spricht also hier, wenn er das „Königreich Gottes“ anführt, bereits von „unserer „überhimmlischen Berufung“, die wie oben gesagt, das ganze All umfasst.

Apg 14:22b

„… da wir durch viele Drangsale in das Königreich Gottes eingehen müssen.“

„Wenn ihr nun zusammen mit Christus auferweckt wurdet, suchet das droben, wo Christus ist, zur Rechten Gottes sitzend! Auf das droben sinnet, nicht auf das auf Erden“ (Kol 3:1-2). Diese zwei Verse aus dem Kolosserbrief zeigen uns die Richtung, in welche wir gehen müssen, es ist der Weg zum Eingang in das Königreich Gottes – und dieser Weg führt uns weit von der Erde weg hinauf in die unermessliche Weite des Alls! Es ist bedrückend, wenn wir heute immer wieder feststellen, dass ein großer Teil der Gläubigen von unserer überhimmlischen Berufung keine Ahnung hat!

Auf diesem (geistlichen) Weg nach droben sind viele Drangsale unsere ständigen Begleiter, so wie es Paulus von Anfang an vorhergesagt und selber durchlebt hat. Dass diese Drangsale und Leiden nach dem Willen Gottes ihren tiefen Sinn haben, müssen wir erst einmal „lernen zu erkennen“! Darum also zuerst die Frage nach dem „Warum“; eine Antwort kann aber entsprechend dem Rahmen dieser Schrift nur in aller Kürze gegeben werden:

Eine wichtige Antwort auf obige Frage gibt uns Röm 5:3: Drangsal bewirkt in uns „“Ausharren, Bewährung und Erwartung“! Schon der erste Punkt, „das Ausharren“ bedeutet wörtlich aus dem Griechischen übersetzt „unten bleiben“, was bedeutet, dass uns „Drangsal“ sehr schnell wieder dahin bringt, wo wir als Auserwählte und Heilige auch hingehören: In den Stand des „Untenbleibens“! Wollen wir das?

Es muss uns immer wieder beschäftigen, ob und wie weit wir bereit sind, die Herrlichkeit Gottes auch im Stand der Niedrigkeit, des menschlichen Unbeachtetseins, der Demütigung und des Spotts zu rühmen und zu bezeugen! Wenn wir noch einmal in Röm. Kap. 5 hineinschauen, sehen wir in den Versen 1-3, dass hier die „Gnade“ wunderbar voran gestellt wird! Sie soll uns dahin bringen, wirklich in allen Lagen Gott zu rühmen, besonders in Drangsalen!

Wir wollen uns noch zwei Tage mit den Drangsalen beschäftigen, wobei uns erst einmal Röm. 5:3 weiterleiten soll: Gestern sahen wir, wie das „Ausharren“ (unten bleiben) zu einer erzieherischen Dienerin für uns wird – und das Ausharren bewirkt „Bewährung“! In 2Kor 8:1-2 lesen wir Erstaunliches: Die Gläubigen in Mazedonien haben sich in Drangsal vielfach bewährt, und Paulus führt dies auf die Gnade Gottes zurück, die Er in dieser Gemeinde gegeben hat! „Drangsal“ also eine Gnade Gottes? Wir möchten an dieser Stelle erneut auf 2Kor 1:15 hinweisen, wo Paulus auf diese „zweite“ Gnade (Gunsterweis ist irreführend) hinweist. Unser ganzes Glaubensleben ist „Bewährung“, weil wir im Visier des Widerwirkers stehen und deshalb von allen Seiten angegriffen werden.

Lasst uns hier kurz stehen bleiben: Merken wir nicht auch nur zu oft, liebe Geschwister, wie uns solche Art von Drangsalen zu schaffen machen? Wie sie ins „stolpern“ bringen können, dass wir sogar fallen können? Wie wunderbar dürfen uns hier Worte trösten und aufrichten, die Paulus an Timotheus schrieb (2Tim 1:2-9). Paulus wird nach Rom geführt und lässt seinen geliebten Timotheus unter Tränen zurück. Timotheus beginnt zu verzagen, sich der Gefangennahme Pauli sowie des Zeugnisses des Herrn zu schämen – wie herrlich darf Paulus hier Trost zusprechen, auch die unteren Wege voller Freude zu gehen, sind wir doch alle gerettet und berufen, und dies nicht nach unseren Werken, sondern nach Seinem eigenen Vorsatz und der Gnade, die uns in Christus Jesus vor äonischen Zeiten gegeben ist!

„Bewährung in Drangsal“ ist also die Frucht des Ausharrens! Und so wie einst Paulus dem „unter Bewährung in Drangsal“ stehenden Timotheus zusprechen durfte, dürfen wir uns immer wieder zu dem Geist der Kraft, der Liebe und der gesunden Vernunft hinführen lassen.

Einen dritten Punkt liefert uns im Blick auf die Drangsale in Röm 5:3-5 „die Erwartung“, sie steht in der Folge des Ausharrens und der Bewährung! Und diese Erwartung lässt nicht zuschanden werden, weil die Liebe Gottes in unsere Herzen ausgegossen ist durch den uns gegebenen heiligen Geist!

Wir sehen einen wunderbaren Kreislauf vor uns, liebe Geschwister, und alles auf dem Grund der Drangsale, die uns verordnet sind!

Was ist oder bewirkt nun diese Erwartung konkret in uns, die ja ihren Anfang in den Drangsalen hat? Unsere große Naherwartung ist doch das Kommen des Herrn zu unserer Entrückung. Da darf man sich ruhig immer wieder fragen, wie lieb mir „Sein Erscheinen“ ist? Und genau hierum geht es auch in 2Tim 4:5-9; zuerst spricht Paulus Timotheus (und uns) zu, in allem nüchtern zu sein und wie ein Krieger Übles zu erleiden … und in Vers 9 die Zusicherung, dass der Herr all denen vergelten wird, die Sein Erscheinen geliebt haben.

Aus eigener Erfahrung wissen wir nur zu gut, dass, je größer unsere Drangsal ist, je unwohler wir uns auf Erden fühlen, die Sehnsucht nach Seinem Kommen umso mehr wächst! „Drangsale“, die uns auf dem Weg des Glaubens begleiten, bringen uns also immer dichter zu unserem Herrn und steigern unsere Erwartung, die uns, wie verheißen, nicht zuschanden werden lässt!

Schon dieser kleine Auszug aus den vielfältigen Arten von Drangsalen führt uns vor Augen, dass Drangsal und Leiden uns erziehen, näher zu unserem Herrn zu kommen, aber – dass alle Drangsal auch von Ihm, dem gerechten Richter, vergolten wird, und dies vor der Preisrichterbühne des Christus (2Kor 5:10), vor der wir alle einmal als Entrückte stehen werden (lies z.B. 2Tim 2:12).

Apg 14:23

„Dann wählten sie ihnen Älteste für die herausgerufene Gemeinde und befahlen sie unter Gebet und Fasten dem Herrn, an den sie gläubig geworden waren.“

Der Zusammenschluss der ersten Gläubigen, die zur Körpergemeinde Christi Jesu berufen wurden, war notwendig, weil nur so ein Wachstum im Glauben möglich war; außerdem war dieser Zusammenschluss ein Bollwerk nach außen. Die Führung wurde „Ältesten“ anvertraut, die für eine gewisse Ordnung zuständig waren, aber auch Entscheidungen treffen, notfalls in Streitfragen schlichten mussten. In diesen ersten Gemeinden waren es die Apostel selbst, welche die Wahl vornahmen, später mussten die Gemeinden selber die Auswahl vornehmen.

Die Feierlichkeit dieser Wahl wurde unter Gebet vorgenommen, wobei die Wichtigkeit dadurch deutlich wird, dass sie mit „Fasten“ unterstützt wurde. Wird damit das „Fasten“ auch für uns heute verbindlich oder wenigstens hilfreich? Wir sagen gleich ein klares und eindeutiges „Nein“!

Wir weisen erneut darauf hin, dass wir uns in der Übergangsverwaltung befinden, wo viele jüdische Traditionen noch ausgeübt werden, dabei aber immer mehr zurückbleiben müssen bzw. abgetan werden. Wer die Paulusbriefe kennt, weiß, wie sich der Apostel mehr und mehr von diesen Gebräuchen löst und damit auch uns vorbildlich zeigt, wie wir zu leben haben. Das „Fasten“ behielt Paulus lange bei, es begegnet uns schon in Apg 13:2-3. Im engen Zusammenhang mit „Fasten“ müssen wir z.B. auch die Beschneidung des Timotheus sehen (Apg 16:3) – doch Paulus löste sich mehr und mehr von diesen Bräuchen, bis er am Ende seines Dienstes so weit ging, dass er das „Fasten“ (= das Entsagen von Speise) als eine Verführung durch irreführende Geister und Dämonen bezeichnete (lies 1Tim 4:1-4), also ein Zeichen der nachmaligen Fristen, in welcher wir uns heute unzweifelhaft befinden. Vom Glauben abfallen heißt hier, wieder in gesetzliche Werke zurückfallen, wozu auch das „Fasten“ gehört!

„Fasten“

Weil zum Thema „Fasten“ noch manche Frage offen geblieben sein kann, widmen wir diesem noch einen Tag: Zuerst müssen wir verstehen, dass „Fasten“ für das Volk Israel zu einem Gott wohlgefälligen Leben dazugehörte. Auch von Jesus wissen wir, dass Er z. B. 40 Tage und Nächte in der Wüste gefastet hat (Mt 4:2). Ganz besonders sehen wir, dass „Fasten“ auch bei dem Dienst für den Herrn eine große Rolle spielte, selbst zu den Dienstaussendungen gehörte es dazu. Solange nun Israel noch nicht beiseite gestellt war und Paulus noch seinen Doppeldienst (einmal am irdischen Königreich und zum anderen an der Körpergemeinde Christi Jesu) ausübte, spielte „das Fasten“ auch bei ihm noch eine Rolle. Doch für uns, die Körpergemeinde, sind seine Briefe wegweisend, und in diesen finden wir aus den Nationen keine Anweisung zum „Fasten“!

Ein Grund, warum Paulus uns das Fasten nicht angeordnet hat, ist der: Im Volk Israel gab man mit dem Fasten auch seine Reue über begangene Sünden zum Ausdruck, dies kam einem „Büßen“ gleich und entsprach dem Gesetz, welches dieses Werk ja fordert. Bei uns, den Körpergliedern Christi Jesu, sind solche Handlungen nutzlos, weil wir unter der „überströmenden Gnade“ stehen! Gewiss kränken auch wir täglich Gottes Herz – doch da hilft kein Fasten, sondern „Dank aus tiefstem Herzen, dass wir gemäß Eph 1:7 durch Sein Blut täglich auch die Vergebung der Kränkungen nach dem Reichtum Seiner Gnade beanspruchen dürfen, die Er in uns überfließen lässt!!!

Unser „Fasten“, wenn wir dieses Wort hier überhaupt gebrauchen wollen, ist, dass wir gemäß Gal 5:24 unser Fleisch (welches wohl gerne fasten möchte) kreuzigen!!! Das ist für uns „paulinische Enthaltsamkeit“! Wir können alle tagelang fasten, und der alte Mensch bleibt trotzdem ungekreuzigt. Wer aber diesen Schritt unter das Kreuz vornimmt, wird außerhalb jedes Gesetzes und jeder Forderung ohne Mühe auf all das verzichten können, was ihn in seinem Glaubenslauf aufhält oder des Vaters Herz betrübt!

Apg 14:24-26

„Als sie Pisidien durchzogen hatten, kamen sie nach Pamphylien, sprachen das Wort des Herrn in Perge und zogen nach Attalia hinab. Von dort segelten sie nach Antiochien, von wo aus sie der Gnade Gottes zu dem Werk übergeben worden waren, das sie nun ausgerichtet hatten.“

Wir befinden uns auf dem Rückweg dieser ersten Missionsreise des Paulus und erfahren über seine hier gemachten Dienste und eventuellen Erfolge wenig oder nichts. Lediglich „Perge“ wird erwähnt, wo sie das Wort des Herrn sprachen (vermutlich in der Synagoge).

Aber schauen wir noch einmal zurück auf die letzten vier Gemeinden, die Paulus aufgesucht hat: Eine Landkarte zeigt uns, dass diese Orte vermutlich zu jenen galatischen Gemeinden gehörten, an die Paulus später „den Galaterbrief“ gerichtet hat und die uns noch in Apg 16 und Apg 18 beschäftigen werden (wir merken hier an, dass unter der römischen Besatzung Pisidien und Teile von Lykaonien und Pamphylien zur Statthalterschaft Galatien dazu kamen). Zwar nennt der Galaterbrief keine Namen von Städten, wo die angesprochenen Galater beheimatet waren, aber dieser Brief erhält ein helleres Licht, wenn wir davon ausgehen, dass die in unserem 14. Kapitel genannten Städte zu den galatischen Gemeinden gehörten, die Paulus anschrieb. Weil gerade zwischen den Galatern und Paulus ein besonders herzliches Verhältnis bestand, war Paulus umso mehr enttäuscht, dass sich gerade die Galater so schnell von seinem Evangelium zu einem „andersartigen Evangelium“ haben umstellen lassen (Gal 1:6 ff), was durch falsche Brüder bewerkstelligt wurde (Gal 2:4).

Wir erwähnen dies, weil in Galatien, also in den bisher von Paulus gegründeten noch jungen Gemeinden, der Feind von Anfang an (in Gestalt der falschen Brüder) offensichtlich erfolgreich das Evangelium der Gnade zurückdrängen konnte und es mit jenem andersartigen Evangelium ersetzt hat, nämlich dem „des Gesetzes“! Die Gnade mit dem Gesetz vermischen – das ist die Taktik Satans und muss uns mehr als hellhörig machen!

Apg 14:26b

„… Antiochien, von wo aus sie der Gnade Gottes zu dem Werk übergeben worden waren, das sie nun ausgerichtet hatten.“

Die beiden Apostel hatten einen Auftrag (ein Werk) auszuführen, das jetzt ausgerichtet war. Der Inhalt dieses göttlichen Werkes wird uns im nächsten Vers gesagt, nämlich den Nationen eine Tür des Glaubens aufzutun. Wenn wir jetzt diese Reise noch einmal überblicken, und das Werk sehen, welches nun ausgerichtet ist, wird doch mancher von uns folgendes in seinem Herzen bewegen:

Die gesamte Reise war, menschlich gesehen, eine Tortur für die Apostel! Im pisidischen Antiochien wurden sie mit Gewalt von den Grenzen fortgetrieben, in Ikonium drohte ihnen massiv Misshandlung und Steinigung, so dass sie auch hier flüchten mussten, in Lystra wurde dann Paulus auch tatsächlich gesteinigt und für „tot“ gehalten … wer hätte das von uns ausgehalten ohne aufzugeben? Die wichtige Frage ist jedoch die: Es war doch Gottes Auftrag – hätte Er seine Werkzeuge nicht vor aller Drangsal und allen Leiden bewahren können? Diese Frage können wir auch schon bei Adam und Eva im Paradiesgarten anwenden: Hätte Gott nicht nur ganz einfach jenen verbotenen Baum weglassen können? Oder noch früher: Warum schuf Gott überhaupt das Finstere und Böse (Jes 45:7)?

Obwohl Alueim den Menschen in Seinem Bilde erschaffen hat, fehlte diesem offensichtlich etwas: Die Erfahrung! Gott ist Liebe – doch Seine Liebe sehnt sich nach einer Antwort von Seinen Geschöpfen; und eine Antwort kann erst auf dem Grund „eigener Erfahrungen“ entstehen, das heißt: Der Mensch benötigt „Gegensätze“, um zu empfinden, um „wieder zu lieben“! Das ist der große Kreis hin zu Gott! Der kleinere Kreis ist der, dass die Apostel ihre Schwachheit auch in Drangsal und Leiden erfahren und erkennen mussten, um in der fleischlichen Schwachheit die geistliche Kraft Gottes zu erfahren. Und diese Kraft fließt uns täglich in dem einen Namen zu, der über allen Namen steht: Dem wunderbaren Namen „Jesus“!

Apg 14:27-28

„Nach ihrer Ankunft versammelten sie die herausgerufene Gemeinde und verkündigten alles, was Gott durch sie vollbracht hatte, und dass Er den Nationen eine Tür des Glaubens aufgetan habe. Sie hielten sich dann ziemlich lange Zeit bei den Jüngern auf.“

Die beiden Apostel sind reich an Erfahrungen wieder im syrischen Antiochien, dem Ausgangspunkt dieser ersten Missionsreise, eingetroffen, und sie berichteten ausführlich, was sie erlebt hatten. Im Mittelpunkt stand, dass eine große Zahl aus den Nationen zum Glauben kam. Wir müssen uns jetzt aber zurückerinnern, dass die Gläubigen in Antiochien zur Königreichsgemeinde gehörten. Demgemäß hieß der Auftrag an Barnabas und Paulus, die Königreichsbotschaft auch dem entferntest wohnenden Juden in der Diaspora zu verkünden, denn auch in Antiochien bestand ja immer noch die Hoffnung, dass das Königreich aufgerichtet wird! Doch jetzt müssen die zwei Apostel berichten, dass die große Mehrzahl dieser Diasporajuden das Evangelium ablehnten, dafür aber viele aus den Nationen zum Glauben kamen – das war erst einmal zutiefst enttäuschend für die herausgerufenen Juden der Königreichsgemeinde in Antiochien! Und diese „Enttäuschung“ erklärt auch, warum sich die Apostel „ziemlich lange Zeit“ bei den Jüngern aufhielten!

Wir wollen heute unser Augenmerk darauf richten, dass erst mit dieser Missionsreise „den Nationen“ eine Tür des Glaubens aufgetan wurde – erst hier!!! Halten wir doch einmal inne, liebe Geschwister, und bedenken: Wenn den Nationen erst auf dieser Reise die Tür des Glaubens aufgetan wurde, gab es vorher noch keinen Glauben unter den Nationen und natürlich erst recht auch keine Körpergemeinde (es gab nur Proselyten wie z.B. Kornelius, die sich dem Judentum angepasst hatten und damit dem Königreich zugeordnet waren). Alle heutigen Versuche der Gläubigen, uns, die Körperglieder Christi Jesu, vor dieser ersten Missionsreise zu suchen und zu finden (vor allem auch in den so genannten 4 Evangelien), müssen daher unweigerlich in die Irre führen, weil es uns, die Körpergemeinde, einfach noch nicht gab!!!

Apg 14:28

„Sie hielten sich dann ziemlich lange Zeit bei den Jüngern auf.“

Was wir gestern zum Abschluss festgestellt haben, ist von höchster Bedeutung für uns, weil, wenn wir dies nicht beachten, wir auf dem alten israelischen Weg weitergehen, der in das irdische Königreich führt – und für uns (nicht für Israel) ist dieser Weg ein „Irrweg“!

Mit dem Auftun dieser „Tür des Glaubens für die Nationen“ hat Gott für diese Nationen „eine Weiche“ gestellt bzw. enthüllt, welche sie von dem israelischen Weg ins Königreich wegführen sollte, in eine neue Richtung – und diese neue Richtung ist in Kol 3:1-2 klar umrissen: „…Auf das droben sinnet, nicht auf das auf Erden!“

Es ist hier voll berechtigt, einmal zu fragen, wie viel Gläubige diese „Weichenstellung“ erkannt und vor allem auch beschritten haben? Die Antwort ist verblüffend und eigentlich entmutigend: Die überwiegende Mehrzahl der Gläubigen, die gemäß Paulus nach droben sinnen sollten, marschieren munter auf dem alten jüdischen Weg zum irdischen Königreich weiter, ohne die Weichenstellung zu bemerken und entsprechend zu beachten. Anstatt den neu enthüllten Weg nach droben zu gehen (auf diesen Weg zu sinnen), trachten sie nach dem, was auf Erden ist! Wie schon gestern angemerkt, werden auf diesem falschen Weg unter anderem auch die 4 Evangelien kritiklos auf sich selbst bezogen, ohne auf die dadurch entstandenen Widersprüche zu den Aussagen in den Paulusbriefen einzugehen!

Aber es gibt Gläubige, die die Weichenstellung erkannt und auch beschritten haben, dann aber wieder auf den alten Weg ins irische Königreich umschwenkten – ein Beispiel hierfür sind die Galater! Pauli Brief an diese Gemeinden gewinnt hiermit für uns ganz große Bedeutung, auf die wir morgen eingehen müssen.

„Ich staune, dass ihr euch so schnell umstellt, hinweg von dem Evangelium, das euch in Christi Gnade berufen hat, zu einem andersartigen Evangelium, das aber nicht ein anderes echtes ist, …“ (Gal 1:6 ff). Wir stellen dieses Wort aus dem Galaterbrief an den Anfang, weil es uns zeigt, dass gerade jene ersten Gemeinden, die Paulus und Barnabas in den zurückliegenden Versen unserer Apostelgeschichte aufgesucht hatten, zwar den richtigen Weg in Christi Gnade eingeschlagen hatten, sich dann aber, offensichtlich von Juden, beunruhigen und beeinflussen ließen, auf den alten Weg des Gesetzes umzustellen – weg von der Gnade, hin zum Gesetz! Oder anders gesagt: Weg von dem, was droben ist und dafür hin zu dem, was auf Erden ist. Wir merken an der äußerst scharfen Reaktion Pauli (lies die Verse Gal 1:8-9), wie sehr ihn diese Umstellung getroffen hat!

Paulus führte die Galater in eine neue Richtung, weg vom Gesetz, hin zur Gnade, die Galater stellten sich aber um, und jetzt kommt das für uns ungemein Spannende: Paulus spricht hierbei von einem „andersartigen Evangelium, das aber nicht ein anderes echtes ist“ (Gal 1:6-7). Was meint er damit? Es gab bis Paulus nur ein Evangelium! Dieses wurde von Jesus auf Erden verkündigt und Seine Jünger übernahmen es: Es ist das Evangelium des irdischen Königreichs, von welchem das AT berichtet und besonders intensiv die 4 Evangelien des NT.

Mit Pauli erster Missionsreise kam ein zweites Evangelium hinzu, und zwar jenes, das gem. Gal 1:6 in Christi Gnade beruft! Wir können also ab hier von zwei Evangelien sprechen, die aber sehr unterschiedlich sind. An diesem Punkt müssen wir uns Zeit zum Nachdenken geben, liebe Geschwister, denn wer hier keine Klarheit hat, kann mit Pauli Evangelium und seinem Status als „Apostel der Nationen“ nichts anfangen!

Wer es bisher noch nicht gemerkt hat: Wir sind bei der Enthüllung eines zweiten Evangeliums angelangt, nämlich jenem an alle Nationen, mit welchem Paulus und Barnabas betraut sind. Damit existierte neben dem bisher bekannten Evangelium an die Beschneidung, welches den zwölf Aposteln unter der Führung des Petrus anvertraut war, ein zweites Evangelium, das allein Paulus enthüllt wurde, und dies vom erhöhten, zur Rechten Gottes sitzenden Herrn.

Wer jetzt behauptet, es kann keine zwei Evangelien geben, der irrt ganz einfach, weil er das Geschehen hier im 14. Kapitel der Apostelgeschichte zu wenig oder überhaupt nicht überdacht hat! Natürlich haben beide Evangelien einen Berührungspunkt, und das ist der gemeinsame Herr! Doch dieser unser aller Herr hat vom Vater den Auftrag, das All aufzuhaupten, und zwar beides: das in den Himmeln und das auf der Erde (lies Eph 1:10).Und für „beide Regionen“ hat der Herr einen Heilsweg (Evangelium) gegeben. Das alte bestehende Evangelium an die Beschneidung soll alle Nationen zu Jüngern machen, wie es Jesus in Mt 28:19 Seinen Jüngern befiehlt; es soll also die Menschen auf Erden unter den Namen „Jesus“ aufhaupten! Das durch Paulus neu enthüllte zweite Evangelium hat denselben Inhalt der Aufhauptung, nur diesmal nicht das auf der Erde, sondern „das in den Himmeln“! Und das Werkzeug für diese Aufgabe ist nicht das Volk Israel, sondern eine berufene Auswahl aus allen Nationen, „die Körpergemeinde Christi Jesu“! Dabei – und das ist auch äußerst wichtig für uns – ist Israels Werkzeug „das Gesetz“, weil dieses auch die ungläubige Menschheit zu Christus leitet (lies Gal 3:24). Unser Werkzeug ist „die Gnade“, die wir der unsichtbaren Welt in den überhimmlischen Regionen „zur Schau“ stellen, wie es uns Eph 2:7 voraussagt. Kann man diese zwei Evangelien vermischen?

Nachdem es Paulus und Barnabas für notwendig erachtet hatten, sich ziemlich lange Zeit bei den Jüngern in Antiochien aufzuhalten (weil großer Erklärungsbedarf bestand), ist es auch für uns notwendig, uns länger als gewohnt mit dem Thema der „zwei unterschiedlichen Evangelien“ zu beschäftigen. Dabei gehen wir gleich auf die gestern zuletzt gestellte Frage ein: Kann man die beiden Evangelien vermischen?

Die Antwort muss erst einmal „Ja“ lauten, weil wir leider rund um uns herum dieses „Vermischen“ sehen! Allerdings mit dem Ergebnis, dass diese Gläubigen ihre wahre (überhimmlische) Berufung nicht (!!!) erkannt haben. Im praktischen Leben wird die Gnade mit dem Gesetz vermischt, was einem Mischen von Feuer und Wasser gleichkommt! Ein trauriges Ergebnis von vielen ist, dass solche Gläubigen ihr Leben lang keine Gewissheit auf Rettung haben (der Verfasser dieser Zeilen kann dies hier behaupten, weil er eigene jahrelange Erfahrung unter solchen Gläubigen gesammelt hat)!

Es gibt also keinen Kompromiss, liebe Geschwister, sondern nur das klare Erkennen: Entweder Gesetz oder Gnade – entweder Petrus oder Paulus! Wer bietet das für mich zuständige Lernmaterial? Muss ich mich während meines Erdenlebens auf die Aufgaben a) auf der Erde oder b) in den Himmeln vorbereiten?

Wir fordern von keinem Gläubigen (und das sei unmissverständlich klargestellt) nur und ausschließlich die Paulusbriefe zu lesen! Paulus sagt ja selber, dass alle Schrift gottgehaucht und nützlich ist (lies 2Tim 3:16-17), aber: Wir müssen erkennen, dass nicht alle Schrift allen und zu allen Zeiten gilt. Praktisch heißt das: Das Königreichsevangelium ist für uns wichtig zur Belehrung, wir müssen es kennen! Pauli Evangelium hingegen ist unser eigener Lehrstoff und Zubereitungsmaterial auf unsere überhimmlische Berufung!


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15. Die Apostelgeschichte Kapitel 15