Der 1. Korintherbrief - Kapitel 11

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Abschrift: Die Korintherbriefe Band I - IV (2007)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Band I, III und IV sind als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Der 1. Korintherbrief - Kapitel 11

Die göttliche Unterordnung
Verhalten beim Gebet in der Gemeinde
Verhalten beim Herrenmahl

Die göttliche Unterordnung

1Kor 11:1-2

"Werdet meine Nachahmer, so wie auch ich Christi Vorbild folge. Ich lobe euch aber, dass ihr euch in allem meiner erinnert und die überlieferten Anweisungen festhaltet, wie ich sie euch übergeben habe."

Der Aufbau der Körpergemeinde Christi Jesu befindet sich zur Zeit der Korinther im Anfangs- bzw. Aufbaustadium und Paulus als maßgeblicher Apostel weist unermüdlich darauf hin, dass keine Einzelinteressen im Vordergrund stehen dürfen, sondern stets die Forderung der Gesamtgemeinde. In diesem Sinn hat sich Paulus unermüdlich gemüht, hat alle nur denkbaren körperlichen Strapazen auf sich genommen, und dies bis in unmittelbare Nähe des Todes (siehe Apg 14:19). Er durfte also ohne Überheblichkeit sagen: "Werdet meine Nachfolger!"

Interessant ist hier dass Paulus die Korinther nicht selber zur Nachahmung auffordert, sondern lediglich sagt, dass er selbst Christ 'Vorbild folgt. Er erläurter an dieser Stelle auch nicht, wie diese Nachfolge Christi aussieht. Wir selbst sehen heute in den abgeschlossenen Briefen des Paulus, wie er seine Nachfolge verstanden hat, wobei die Gesinnung Christi besonders deutlich in Phil 2:5-8 zur Ausdruck kommt. Und diese Gesinnung Christi war ihm zu Vorbild und soll auch in uns sein!

Das persönliche Zeugnis des Paulus hatte die Gemeinde in Korinth stark beeindruckt und wirkte offenbar nachhaltig; Paulus anerkennt dies lobend. Die "überlieferten Anweisungen", die er anspricht, sind aber keine Gesetzlichkeiten über Kopfbedeckung, Haartracht und dergleichen, sondern das überlieferte Zeegnis oder besser gesagt das Herzstück des Kapitels 10: Die Gemeinschaft des Blutes Christi und die Gemeinschaft des Körpers Christi (1Kor 10:16-17). Um diese Linie geht es auch weiterhin und wir können das Folgende nur richtig einordnen, wenn wir diese Linie im Auge behalten. Mit Ihm,unserem Herrn und Haupt Gemeinschaft haben ... was kann es Schöneres geben?

1Kor 11:3

"Ich will euch aber noch zu wissen geben, dass eines jeden Mannes Haupt der Christus ist, das Haupt der Frau aber ist der Mann und das Haupt des Christus ist Gott."

Alles Folgende ist unter einem ganz wichtigen Grundsatz zu sehen: Wenn es um unsere Rettung in der Gnade geht, also um unser Stellung in Christus, dann gibt es weder Mann noch Frau,dann sind wir alle gleich. Wenn es aber um unseren Wandel geht, also um das Ausleben unserer Rettung in der Gnade, dann wird unser heutiger Leitvers aktuell.

In der genannten Unterordnung unter ein Haupt geht es gar keinem Fall um das Herrschen über jemand, sondern um die Unterordnung. Nicht der Christus soll über den Mann herrschen, sondern der Mann soll sich dem Christus unterordnen; nicht der Mann soll über die Frau herrschen, sondern die Frau soll sich dem Mann unterordnen... der Impuls kommt also immer vor der sich unterordnenden Person ... das ist ein großer Unterschied, wenn wir darüber nachdenken!

Paulus musste lernen, dass er während seines ganzen Dienstes durch ein Haupt, durch Christus geführt wurde. Er lernte, dass das Geheimnis wahrer Kraft im Zerbruch der eigenen Kraft liegt und in der Unterordnung unter sein Haupt "Christus", indem er sich Seinem Willen zu eigen machte. In diesem Sinn sollen auch wir Pauli Nachfolger werden.

Wenn sich er Mann dem Christus, wenn sich die Frau dem Mann unterordnet, dann nicht um beherrscht zu werden, sondern um zum Ausdruck zu bringen: "Ich möchte geführt werden!" Und auf dieser Unterordnung beruht das ganze Erlösungswerk Gottes, und dies ist an das wunderbare Ziel, wo das gesamte All unter Christus untergeordnet sein wird, und Sich dann der Sohn Selbst dem Vater unterordnet, damit Gott alles in allen sei (siehe (1Kor 15:27-28).

Verhalten beim Gebet in der Gemeinde

1Kor 11:4

"Jeder Mann, der beim Beten oder prophetischen Reden den Kopf bedeckt hält, schändet sein Haupt."

"Beten und prophetische Reden" waren ein Hauptbestandteil des damaligen Gemeindelebens; da hinein gehört auch das, was unser Leitvers aussagt. Im Gebet redet der Mensch mit Gott, bie der prophetischen Rede ist er das Sprachrohr Gottes, was in Korinth noch durchaus gegeben war, weil das Wort Gottes zu diesem Zeitpunkt noch unvollständig, also noch nicht auf sein Vollmaß gebracht wurde. "Gebet und prophetische Rede" sind heilige Dienste vor Gott bei dem auch die äußere Haltung und das Erscheinungsbild eine Rolle spielen (lassen wir uns hier an 1Kor 4:9 erinnern).

Ein unverhülltes Haupt bedeutet schon im AT "Trauer", das zeigt uns Jer 14:3 und wir sehen es bei David in 2Sam 15:30; außerdem ist ein Zeichen von Unterwürfigkeit. Ein Gottesdienst muss voll Freude vollzogen werden, der Kopf ist unbedeckt. Die betrifft aber nur den Mann! Dieser ist gemäß Vers 7 als Bild und Herrlichkeit Gottes geschaffen und als solcher soll er weder einen traurigen noch unterwürfigen Eindruck machen, sondern sein Haupt, Christus von Herzen lieb haben! Die Zeichen der Trauer oder Unterwürfigkeit sind das Gegenteil von freudiger Liebe, sie würden das Haupt, Christus, nur schänden!

Christus ist das Abbild des unsichtbaren Gottes (Kol 1:15), das All ist in Ihm und durch Ihn und zu Ihm hin erschaffen (Kol 1:16). Dies bedeutet, dass Er der "Alueim" ist, der den Menschen Adam, der ja erste einmal männlich/weiblich in einer Person war, erschaffen hat. Und erschaffen hat ihn Alueim in Seinem Bilde. Das Ziel ist immer, Christus als Haupt. zu verherrlichen, Ihm freudig zu dienen, ja Ihn zu lieben. Dies fängt im Äußerlichen an, im unbedeckten Haupt und geht weiter in das Innere, ins Herz!

1Kor 11:5

"Jede Frau hingegen, die beim Beten oder prophetischen Reden den Kopf unverhüllt hat, schändet ihr Haupt; es ist doch ein und dasselbe, als wäre sie kahlgeschoren."

Wie schon in Vers 4 müssen wir auch hier erkennen, das der Ausdruck "Haupt" in einem doppelten Sinn verwendet wird, teils buchstäblich als Kopf des Körpers, teils sinnbildlich als übergeordnete Person. Die "Verhüllung" betrifft also den buchstäblichen Kopf, die "Schändung hingegen fällt auf den Mann als Haupt der Frau zurück.

Es erstaunt uns zuerst einmal, dass die Frau, die sich ja in der Gemeinde schweigsam verhalten sollte (Paulus beton dies ja später ausdrücklich in 1Kor 14:34), sich beim Beten oder prophetischen Reden beteiligt. Wir sehen, dass es durchaus den Fall gibt, dass sich auch eine Frau, getrieben durch den heiligen Geist, öffentlich zu Wort meldet. Dann - und nur in diesem Fall - hat sie ihren Kopf zu verhüllen. Wie beim Mann spielt auch hier erst einmal das äußere Erscheinungsbild eine Rolle, allerdings im umgekehrten Sinn. Mit ihrem verhüllten Kopf signalisiert sie der Welt und den himmlischen Boten (siehe 1Kor 4:9), dass sie ihren Mann als ihr Haupt anerkennt. Sie bekundet also, dass sie Gottes Wort kennt, diesem glaubt und ihren Wandeln nach ihm (dem Wort Gottes) ausrichtet.

Die Gefahr für die Frau liegt darin, sich nicht unterordnen zu wollen, sondern dem Mann gleichgestellt zu sein, sich gemäß dem Zeitgeist zu emanzipieren. Im "Ablegen der Kopfverhüllung" hat sie dies erreicht, sie schändet ihr Haupt (ihren Mann). Nach römischer Sitte trug der Mann damals sein Haar kurz geschnitten oder sogar kahl geschoren. Will oder wollte ein Frau dem Mann gleich sein, so könnte sie genauso gut ihre Vermännlichung auch derart vollziehen, dass sie ihren Kopf wie ein Mann schert! "...es ist ein und dasselbe"!

Merken wir, liebe Geschwister, wie weit wir uns in unserer heutigen modernen und aufgeklärten Zeit von all dem entfernt haben?

1Kor 11:6

"Doch falls eine Frau sind nicht verhüllt, dann mag sie sich auch scheren lassen. Wenn es aber für eine Frau schandbar ist, sich scheren zu lassen oder kahlgeschoren zu werden, so soll sie sich verhüllen."

Die Frage am gestrigen Abschluss muss uns intensiver beschäftigen; wie weit ist die Zeit vorangeschritten? Inwieweit sind auch wir vom Abfall infiziert? Merken wir überhaupt noch die gravierenden Veränderungen in unserer Welt? Anstatt die göttliche Natur in ihrer Schönheit also Vorbild zu sehen, wird fast auf allen Ebenen on ihr abgewichen, was zur "Unnatur" führt. Das Wesen des gegenwärtigen bösen Äons wird dramatisch sichtbar!

In Bezug auf unseren Leitvers stellt sich die Frage, inwieweit sich das Bild von Mann und Frau von jenem der Bibel entfernt hat? Dabei ist besonders die Emanzipation der Frau, die ja heute vom modernen Mann unterstützt wird, auffällig. Nicht mehr Unterordnung will man, wie es Gottes Wort lehrt, sondern Freiheit. Dort, wo die Frau beim gEbet ihre Umhüllung ablegt, gibt sie öffentlich ihre Unterordnung auf und verleugnet ihre Stellung als Frau. Sie will nicht mehr im biblischen Sinn "Frau ihres Mannes" sein, sondern in falsch verstandener Freiheit gleichberechtigt neben ihm stehen.

Die Worte unseres Leitverses klingen fast ironisch: "... dann mag sie sich auch scheren lassen!" Im Versuch, dem Manne gleich zu sein, geht Paulus die äußerste Schlussfolgerung ein: Sie soll die Unmöglichkeit und Hässlichkeit ihrer Gleichstellung anprangern. Seine Worte sollen aufschrecken und gleichzeitig abschrecken, aus der damals selbstverständlichen fraulichen Sitte der Umhüllung auszutreten. Die erste Verführung zur Gleichstellung startete die Schlange im Paradies: "... und ihr werdet sein wie Alueim...!" Die Folge traf die beiden ersten Menschen gleicherweise. Können wir uns heute auf eine andere Zeit berufen? Ist heute das Tragen einer Umhüllung eine falsche "Gesetzlichkeit"? Die folgenden Verse sagen hierzu noch einiges.

1Kor 11:7-8

"Der Mann jedoch soll den Kopf nicht verhüllen, da er das Bild und die Herrlichkeit Gottes ist. Die Frau hingegen ist die Herrlichkeit des Mannes; ist doch der Mann. nicht aus der Frau erschaffen, sondern die Frau aus dem Mann."

Unsere heutigen Leitverse führen uns erneut in die Anfänge der Menschheitsgeschichte: "Und es erschafft Alueim den Menschen in Seinem Bilde. Im Bilde Alueims erschafft Er ihn" (1Mo 1:27). Hier ist zunächst nur von dem einen Menschen "Adam" die Rede. Wenn wir den zitierten Vers 27 weiter lesen, so irritiert das zuerst: "Männlich und weiblich erschafft Er sie." Doch dazwischen liegt die Aussage von 1Mo 2:7-18, was kein zweiter Schöpfungsbericht ist, sondern eine Ergänzung jener Aussage im ersten Kapitel.

Adam wurde also im Bilde Alueims erschaffen, das besagt, dass die Kraft des Allerhöchsten (Sein Name ist "Al") mittels Seines Geistes im Sohn Seiner Liebe (hier "Alueim") wirksam wurde. Adam aur dim Bilde des Offenbarers Gottes, nämlich Christus, geschaffen. Adam war somit das Abbild des Originals, und das Original (oder der Originalmensch) ist Christus! Der Unterschied. zum Original und Abbild steht in 1Kor 1:45, wobei Christus hier als "der letzte Adam" bezeichnet ist. Was ist die große Aufgabe des Originalmenschen? Wir lesen es überall: Den Vater zu verherrlichen! Und das Abbild? Adam wurde nicht nur im Bilde und der Herrlichkeit Gottes erschaffen, sondern soll, ebenfalls wie Christus, den Vater verherrlichen! Die Herrlichkeit Gottes ist folglich im Manne nicht nur ein Zustand, sondern auch eine Verpflichtung!!! Das was er in Ihm ist, nämlich die Herrlichkeit Gottes, das soll er auch ausleben.

Und die Frau? Gemäß 1Mo 2:18 ist sie die "Gehilfin", ja "die Ergänzung" des Mannes, sie soll ihm helfen, Gott zu verherrlichen. Ihre Aufgabe ist also nicht weniger ehrenhaft, sondern läuft eben nur zuerst über ihren Mann!

1Kor 11:9-10

'"Denn der Mann ist nicht um der Frau willen erschaffen, sondern die Frau um des Mannes willen. Deshalb soll die Frau um der Boten willen Vollmacht über ihrem Kopf haben."'

Warum die Frau um des Mannes willen erschaffen wurde, sahen wir gestern, sie soll ihm Gehilfin sein und ist seine Ergänzung. Dies ist eine wunderbare Aufgabe, solange sie den Einflüsterungen des Widerwirkers widersteht. Und ist es nicht ein wunderschönes Bild, wenn ein gläubiges Ehepaar diese Stellung mit Freude einnimmt?

Wo dies der Fall ist, wo also eine Frau ihre von Gott zugeordnete Stellung akzeptiert und freudig ausübt, da soll sie eine "Vollmacht" über ihrem Kopf haben. Man kann hier viel in diese Aussage interpretieren, doch wenn wir im Umfeld der Aussagen Pauli bleiben, wir des ganz einfach. Grundsätzlich gilt es zu wissen: Die Boten (angelos) stellen die Engel der unsichtbaren Welt dar. Sie haben in der herausgerufenen Körperschaft Christi keinerlei Bedeutung (im Gegensatz zur Geschichte Israels). Allerdings sind wir diesen Boten gemäß 1Kor 4:9 ein Schauspiel und in Eph 3:10 offenbart der Apostel, dass wir darüber hinaus diesen Boten (hier werden sie detailliert als "Fürstlichkeiten und Obrigkeiten inmitten der Überhimmlische" aufgeführt) die mannigfache Weisheit gottes bekannt machen. Und worin besteht die mannigfaltige Weisheit Gottes? Sie ist die Herrlichkeit der Gnade Gottes, offenbart in unserem Herrn und Haupt Christus Jesus! Durch eine Macht (Verhüllung) auf dem Kopf stellt die Frau ihre willige und freudige "Unterordnung" zur Schau, was gemäß Vers 5 unseres Kapitels beim "Beten" der Fall ist! Anders ausgedrückt kann man sagen: Die Verhüllung des Kopfes der Frau beim Beten ist ein machtvolles Zeugnis für die zuschauenden Boten, sie ergänzt mit solchem Wandel die Herrlichkeit ihres Mannes, der seinerseits alles tut, um Gott zu verherrlichen - welch ein wunderbares Zusammenspiel!

1Kor 11:11-12

"Indessen im Herrn ist weder die Frau etwas ohne den Mann, noch der Mann ohne die Frau. Denn ebenso wie die Frau aus dem Mann ist, so ist auch der Mann durch die Frau; alles aber ist aus Gott."

Es ist ganz wunderbar, wie einfühlsam das Wort Gottes eventuelle Irritationen und Missverständnisse ausgleicht. Und es könnte hier durchaus missverstanden werden, dass die Erschaffung des Mannes im Bilde und zur Herrlichkeit Gottes der Frau eigentlich nicht gilt und ihre Beziehung zu Gott nur auf dem Umweg über den Mann bestehen kann. Hier muss Paulus eingreifen und wir müssen jetzt wiederum erkennen, dass es einmal. um unseren Wandel und zum anderen um unsere Stellung in Christus geht - und "in Christus. unserem Herrn", ist der Unterschied zwischen Mann und Frau aufgehoben, beide stehen fest verbunden nebeneinander!

Der Schöpfungsbericht im 1. Buch Mose: Männlich und weiblich erschafft Er sie" kommt zur Geltung. Das Ziel Gottes bilden weder der Mann noch die Frau allein für sich, sondern. nur gemeinsam gemäß Gal 3:28 gibt es für die Körpergemeinde weder männlich noch weiblich, sondern nur "allesamt Einer in Christus Jesus"!

Und noch ein Trostwort gibt Paulus den Frauen: Selbst die Natur der Frau, die ja laut Schöpfungsbericht aus dem Manne ist, wieder eine Art Überlegenheit, indem der Mann geburtsmäßig "durch die Frau" ist. So spielt die Mutter eines Mannes, durch die er das Leben empfangen hat, in seinem Leben ja immer eine besondere Rolle.

Zum Schluss, um jede unnötige Debatte über "wer ist überlegen" aufzuheben, stellt der Apostel klar: "Alles aber ist aus Gott". Das ist ein wunderbarer Tagesabschluss, weil jeder ohne Murren. und Auflehnung seine ihm von Gott zugeteilte Stellung einnehmen und gemäß seinem Geschlecht ausleben und seinen Auftrag erfüllen darf.

1Kor 11:13

"Urteilt für euch selbst: Geziemt es sich für die Frau, unverhüllt zu Gott zu beten?"

Paulus kommt zum Abschluss seiner Anweisungen über das Verhalten beim Gebet in der Gemeinde und er fordert die Gemeinde zu einer Beurteilung seiner Ausführungen auf: "Urteilt für euch selbst!" Auch wir müssen uns heute der Frage stellen, ob es sich für die Frau geziemt, unverhüllt zu Gott zu beten.

Wir können bei der obigen Frage nicht außer Acht lassen, dass wir heute tatsächlich in einer anderen Zeit leben als die Korinther. Als Beispiel möge uns das "Götzenopferfleisch" dienen; Pauli diesbezügliche Anweisungen sind für uns nicht mehr zu halten, weil es bei uns solches heute einfach nicht mehr gibt. auch die Stellung der Frau ist dementsprechend eine andere als damals, ihren beispielsweise unbedeckten Kopf empfinden wir weder unweiblich noch herausfordernd. Aber ... wir empfinden es auch als selbstverständlich, dass sich die Frau vollständig emanzipiert hat, das heißt, sich dem Mann nicht nur gleichgestellt hat, sondern ihn womöglich noch übertrumpfen möchte. Und dieser Zeitgeist hält auch vor gläubigen Familien und Frauen nicht inne!

Halten wir uns immer wieder die Gesamtaussage Pauli vor Augen: Es geht um einen würdigen Wandel und hier einmal die göttliche Unterordnung von Frau und Mann und zum anderen um das Verhalten beim Gebet in der Gemeinde, wobei entscheidend ist, dass wir von der sichtbaren und unsichtbaren Welt beobachtet werden. Das äußere Erscheinungsbild ändert sich, einmal trug der Mann lange Haare (z.B die Griechen und Germanen), dann trug man wieder kurz oder kahlgeschoren (damals durch die Römer eingeführt), wobei es beachtlich ist, dass die Frauen durch die Jahrhunderte hindurch fas immer langes Haar hatten. der heute weit verbreitete Kurzhaarschnitt kam erst mit der Emanzipation. Jetzt, liebe Geschwister, muss jeder für sich selbst prüfen, was sich geziemt und jede Frau muss sich fragen, ob sie ihr von Gott verordnetes Geschlecht auch würdig und freudig zur Schau stellt!

1Kor 11:14-15

"Lehrt euch denn nicht die Natur selbst, dass, wenn der Mann sein Haupthaar lang trägt, es ihm zur Unehre gereicht? Wenn hingegen die Frau ihr Haupthaar lang trägt, ist es ihre Herrlichkeit, da ihr Haupthaar anstatt einer Umhüllung gegeben ist."

"Unverhüllt" zu Gott beten - ja oder nein... dies ist immer noch unsere Frage bezüglich der Frau. Heute gibt uns der Apostel Anschauungsunterricht an der Natur -. und sie ist tatsächlich ein unbestechlicher Lehrmeister!

Gott schuf den Mann und die Frau nicht gleich, sondern mit unterschiedlichen körperlichen und seelischen Merkmalen. Und gerade mit diesen Unterschieden bilden sie in Christus eine wunderbare Einheit. Mann und Frau sollen nun im Bewusstsein dieser Einheit jeder gemäß seinem Geschlecht einen würdigen Wandel führen. Die Frau hat in der Gemeinde eine Stellung bekommen, die sie deutlich über jene jüdischer Frauen in der Synagoge o der jene heidnische in den Götzentempeln hervorhob. Die Frage ist: Bleibt sie trotzdem "Frau"? Nicht mehr irgendeine Kopfbedeckung, sondern ihr lang getragenes Haupthaar ist ihre Herrlichkeit! Wenn eine Frau ihr Haar schneidet, um dem Manne gleich zu sein, ist dieses "Gleichsein wollen" unnatürlich, weil die Natur die Gleichheit nicht kennt (wobei wir hier alters- oder krankheitsbedingte Frisur ausschließen)!

Als Fazit ziehen wir aus allem: Bei öffentlichen Gebet dient das lange Haar der Frau als Umhüllung und ist ihre Herrlichkeit! Sie stellt damit die göttliche Unterordnung zur Schau. "Emanzipation" ist unvereinbar mit der Berufung der Körpergemeinde in die Gemeinschaft mit Christus Jesus. Unser Herr ging den Sterbensweg und wenn wir in Seinen Fußstapfen wandeln wollen, müssen auch wir unser "Ich" an das Kreuz geben, auch wenn es uns bei unserer Umwelt im besten Fall Unverständnis, im schlimmsten Fall Hohn und Spott einbringt.

1Kor 11:16

"Wenn aber jemand meint, er dürfe rechthaberisch sein: wir haben solche Gewohnheit nicht und auch nicht die herausgerufenen Gemeinden Gottes."

Es gibt unter den Gläubigen mehr oder weniger eifrige Verfechter der Kopfverhüllung der Frauen, es gibt solche, die nur "langes Kopfhaar" der Frau akzeptieren und es gibt solche, die alles als "gesetzlich" abtun. In Korinth gab es offensichtlich und es gibt sie auch heute noch überall in den verschiedenen Glaubensrichtungen - alle wollen Recht haben!

Paulus gab sich viel Mühe, die Stellung der Frau generell zu klären; jeder der wollte, konnte seine Ausführung verstehen. Von Pauli Lebzeiten bis heute hast sich zwar unser Empfinden, "was sich für die Frau geziemt", geändert, vor allem sind wir sehr tolerant und großzügig gegenüber Pauli Ausführungen geworden, doch Gottes Wort bleibt unverändert, es passt sich nicht dem Zeitgeist an. Wer jetzt aber meint, er müsse für das Eine oder Andere wortreich und streithaft eintreten und kämpfen, der nehmen sich die Worte unseres Leitverses zu Herzen. Es sind nicht die m enschlichen Worte, die etwas im Inneren bewegen, sondern es ist das Wirken des heiligen Geistes. Wo eine Frau von Herzen ihren Herrn liebt hat, wird sie auch von demselben Geist so geführt, das Richtige zu tun. So ist sie ein machtvolles Zeugnis ihrer Stellung als Frau!

Was könnte bis heute alles an schlechtem Beispiel, Schmerz und Leid vermieden werden, wenn sich die Gläubigen viel intensiver bewusst wären, was die "herausgerufene Gemeinde Gottes" (sie ist von Gott in Christus Jesus herausgerufen worden) ist und hat: Eine Körperschaft, ein Geist, ein Erwartungsgut; ein Herr, ein Glaube, eine (Geistes-) Taufe und ein Gott und Vater aller (lies Eph 4:4-6). Unter allen Gläubigen besteht unantastbar eine wunderbare Einheit im Geist und jeder muss sich abmühen, diese bestehende Einheit durch das Band des Friedens zu halten; "Rechthaberei" darf in dieser Einheit keinen Raum haben!

Warnung vor Spaltungen in der Gemeinde

1Kor 11:17

"Wenn ich nun das Folgende anweise, lobe ich euch nicht, da ihr nicht zu etwas Besserem zusammenkommt, sondern zu etwas Minderwertigem."

Mit unserem Leitvers wird das bisher behandelte Thema abgeschlossen und Paulus kommt zu einer weiteren Not, die sich im Gemeindeleben in Korinth breit gemacht hat und sich offensichtlich negativ auswirkt: Es sind, wie wir im nächsten Vers sehen werden, die Spaltungen.

Wir wollen uns aber, bevor wir auf dieses Thema eingehen, Gedanken da rüber machen, wozu unser "Zusammenkommen", wo dies heute noch möglich ist, überhaupt dient. Dabei ist ein Hauptmerkmal der Zusammenkunft klar: Wir hören gemeinsam Gottes Wort, wir lernen daraus und wachsen im Glauben. Ein weiterer Punkt ist der gegenseitige Zuspruch, und hier passend zu unserem folgenden Text: "Bis der Herr kommt" (Vers 26)! Dieses Wort soll uns als Leitmotiv für die folgenden Verse dienen, ja es sollte über unserem ganzen Leben stehen!

Merken wir, liebe Geschwister, wie unser Herr in der heutigen Zeit immer weiter zurückgedrängt wird? Wie er mehr und mehr übergangen wird? Und merken wir, wie auch viele Gläubige resignieren und sagen: "Schon so lange hat man auf den Herrn gewartet und nichts ist passiert! Kommt Er überhaupt noch?" Ja, hier ist dringend Zuspruch nötig, und dies im Zusammenkommen, im Gemeindeleben! Je tiefer und fester wir von dem Gedanken des Kommens unseres Herrn erfüllt sind, desto mehr werden wir uns auch bemühen, Ihm gemäß 2Kor 5:9 wohlgefällig zu sein. Und wie könnte dies besser geschehen, als sich Seinem Wort auch unterzuordnen. Unser Herr kommt, und je näher dieser Zeitpunkt rückt, umso wirrer wird die Zeit - und ist sie das nicht heute??? Rücken wir also enger zusammen, halten wir vermehrt Ausschau nach Ihm und versuchen vor allem, gemäß 2Tim 4:5-8 Sein Erscheinen lieb zu haben - so wird unser Zusammenkommen fruchtbar sein!

1Kor 11:18

"Denn erstens höre ich nämlich, dass bei euren Zusammenkünften in der herausgerufenen Gemeinde Spaltungen unter euch vorkommen; und zum Teil glaube ich es."

Im Gegensatz zu dem obigen Abschnitt, wo Paulus noch mit einem Lob an die Gemeinde begann (siehe 1Kor 11:2), kann er jetzt nicht mehr "loben", weil das Zusammenkommen der Korinther etwas Minderwertigem dient, es dient der Spaltung!

In unserer Einführung zu diesem Korintherbrief schrieben wir, dass die Bewohner der Stadt Korinth damals eine bunt zusammengewürfelte Schar von Menschen aus allen Ländern darstellt, also nicht mehr die Urbevölkerung war. Entsprechend gering war der gegenseitige Zusammenhalt. Derart setzte sich auch die herausgerufene Gemeinde zusammen, es fanden sich in ihr Wohlhabende, Arme, freie und Sklaven - die Gefahr der Überhebung über die anderen war somit fast schon vorgegeben. Und damit stieg die Gefahr von "Gruppenbildungen". Schon in 1Kor 1:10 warnt Paulus vor Spaltungen, nämlich in Bezug auf das Wort Gottes keine unterschiedlichen Meinungen zu haben. Schon dort bemängelte der Apostel die Gruppierung um ihn, den Paulus, um Apollos und Kephas. Man hing sich an Menschen, anstatt an Christus! Und genau dieses Fehlverhalten hat sich in Korinth verstärkt. Nicht mehr die Gemeinsamkeit herrschte vorm sondern die Gruppenbildung nahm zu, was Spaltungen hervorrief -. es bestanden verschieden Klassen!

Die Störungen innerhalb der jungen Gemeinde müssen so gravierend gewesen sein, dass Paulus gar nicht alles Gehörte glauben mochte; "Ist der Christus denn zerteilt worden?" Unsere Mitte ist Christus, Er muss auch in der Gemeinde und in unserem täglichen Leben im Mittelpunkt stehen. Mühen wir uns, liebe Geschwister, diese Mitte stets zu finden und zu halten - dies bewahrt uns vor Überhebung, vor Streit und Absonderung. Es gibt nur eine Körpergemeinde, und die besteht in Ihm!

1Kor 11:19

"Denn es muss ja auch bei euch Sektenbildung geben, damit die Bewährten unter euch offenbar werden."

Die Überhebung des einen über den anderen, die damit verbundene Klassenbildung und das Anhängen an bestimmte Personen führte zu erheblichen Störungen im Gemeindeleben in Korinth. Paulus nennt dieses Verhalten "Sektenbildung". Wenn wir jetzt Gal 5:20 lesen, denn erfahren wir auch den Urheber, nämlich "unser Fleisch".

Den Werken des Fleisches, zu denen neben der Sektenbildung ja auch Ehebruch, Hurerei, Unreinheit usw. gehören, steht die Frucht des Geistes gegenüber, zu der Liebe, Freude, Friede, Geduld, Milde, Gutheit, Treue, Sanftmut und Selbstzucht gehören (Gal 5:22). Und das Rezept, wie man die Werke des Fleisches bekämpft und die Frucht des Geistes fördert, wird in Gal 5:24 mitgeliefert: "Die aber Christus Jesus angehören, kreuzigen das Fleisch samt den Leidenschaften und Begierden."

So sehr nun Paulus einerseits die Sektenbildung als etwas Minderwertiges anprangert, so erstaunlich ist es andererseits, dass er fast im selben Atemzug diese Sektenbildung als ein gegebenes "Muss" ansieht. Der Grund ist der: Die Bewährten müssen offenbar werden!

Es ist ein Prinzip Gottes, dass er Mensch aus der Erfahrung lernt, die fing schon im Paradiesgarten an. Der Gläubige muss aus Erfahrung lernen, dass sein Fleisch nicht zu verbessern ist, also muss er einen Weg finden, wie er mit ihm fertig wird: Der Weg führt zum Kreuz! Immer und immer wieder muss er sein Fleisch tot hingeben, muss es im Glauben als "mit Christus gekreuzigt" betrachten, wiewohl es sich praktisch täglich immer noch regt.

Die Sektenbildung ist gegen Gottes Wort, ist gegen ein liebevolles Miteinander in der Gemeinschaft, aber sie fördert auch den Kampf des Einzelnen, die Frucht des Geistes zu suchen und sich darin zu üben, und zu bewähren - somit wird die Sektenbildung ein Instrument, die Erfahrung des geistlichen Wachstums zu machen!

Was Paulus schon in den ersten herausgerufenen Gemeinden anprangerte, nämlich die Sektenbildung, oder, wie er es in 1Tim 1:6 bezeichnet, "das Abschweifen von etwas", ist heute eine leider als fast normal angesehene Tatsache! Wo ist die Einheit der Körpergemeinde heute zu sehen? Es gibt heute eine kaum mehr überschaubare Vielzahl an Gruppen und Grüppchen, die sich gegenseitig bekämpfen, sich die Mitglieder abjagen und jede besser als ei andere sein will! Wo ist jene Gemeinde zu finden, die sich die Worte in Eph 4:1-6 zu Herzen genommen hat und praktiziert? Machen wir uns nichts vor, liebe Geschwister: Selbst in Kreisen mit höchster Erkenntnis wird gebuhlt und gerungen. Und die Ursache solcher betrüblichen Zustände ist immer die gleiche: ungekreuzigter Stolz, eingefleischte Einbildung auf Erkenntnis, , sehr oft mit Neide gegen andere gesegnet Glaubensgeschwister gepaart. Unser Fleisch appelliert an das Geltungsbewusstsein, man möchte ja etwas sein und nicht hinten anstehen!

Gott hat die Glieder der Körpergemeinde in eine wunderbare Reihe gestellt, jeder mit seinen besonderen Merkmalen. Die obigen Aufzählungen sind Gründ, um aus dieser göttlichen Reihe auszutreten, sie zu stören, ja in Unordnung zu bringen. Ob dieser für uns alle gerade heute leicht erkennbaren Tatsache können wir nur das Gestrige wiederholen und uns gegenseitig anspornen und zusprechen, zu "den Bewährten" zu gehören und uns mühen, unser Fleisch in biblischem Sinn anzugehen.

Meine geliebte nun leider verstorbene jahrzehntelange Mitarbeiterin "Liselotte Steinbach" sagte immer zu mir: Auf den oberen Wegen ist ein starkes Gedränge, auf den unteren Wegen ist es ruhig und still - such dir deinen Weg aus! (Sie diente mir, dem Verfasser dieser Zeilen, immer als Vorbild, sie ging den unteren Weg!).

Belehrung über den Sinn des Herrenmahls

1Kor 11:20-21

"Wenn ihr nun am selben Ort zusammenkommt, so ist es offenbar nicht möglich, des Herrn Mahl in würdiger Weise zu essen, weil jeder beim essen seine eigene Mahlzeit vorwegnimmt; so ist der eine noch hungrig und der andere schon berauscht."

Die Verse 18 und 19 fielen unter den ersten Punkt, wovon Paulus hörte und den Korinthern dann schrieb. Ab Vers 20 folgt ein weiteres, was Paulus hören musste: Die würdelose Haltung beim Zusammenkommen zur Feier des Herrenmahls.

Was spielte sich nun in dieser "Urgemeinde" ab? Zuerst muss man sehen, dass hier kein sogenanntes "Sakrament" abgehalten wurde, man hielt vielmehr die gemeinsame Mahlzeit, wie es Jesus mit Seinen Jüngern oft tat. Im Verlauf dieser Mahlzeiten wurde dann auch das Brot gebrochen. Nun war es üblich, dass jeder Lebensmittel mitbrachte, und dies zwangsläufig gemäß dem, was er zur Verfügung hatte. Bei den unterschiedlichen Ständen in Korinth fiel das Mitgebrachte entsprechend unterschiedlich aus. Anstatt nun aber alles gleichmäßig zu verteilen, dachte jeder nur an sich und aß beim gemeinsamen Mahl sein eigenes mitgebrachtes Essen - jeder sah nur auf sich und seinen eigenen Vorteil, die sozialen Unterschiede traten krass hervor. Ein kaum fassbares Bild steht damit sehr lebendig vor uns: Die eine, die reich waren, prassten und waren berauscht, während die anderen, die arm waren, in der Gemeinschaft hungrig waren. Das sollte alos das Mahl des Herrn sein, bei dem gemäß 1Kor 10:17 die vielen ein Körper sind?! Unser schönes Bild, das wir uns vielleicht von. der Urgemeinde in Korinth gemacht haben, muss geändert werden: Eifersucht und Hader untereinander (1Kor 3:3), sittlicher Verfall (1Kor 6:1 ff), Rechtsstreitigkeiten vor weltlichen Richter (1Kor 6:1 ff), falsch verstandene Freiheit zur Hurerei (1Kor 6:13), Teilnahme am Götzenopferfleisch ohne Rücksichtnahme auf die Schwachen (1Kor 8:1 ff) ... wirklich kein schönes Bild! Und da hinein passt dann auch das Feiern des Mahls, wo die Reichen lärmend genießen, die Armen um sie herum doch hungern!

1Kor 11:22

"Habt ihr denn keine Häuser, um dort zu essen und zu trinken? Oder wollt ih die herausgerufene Gemeinde Gottes verachten und die beschämen, die nichts haben? Wa soll ich euch da sagen? Soll ich euch loben? In diesem Punkt lobe ich euch nicht!"

Wir haben heute einen Leitvers voller Fragezeichen, sie gelten den Wohlhabenden in der Korinthergemeinde. Sie tragen die Schuld an den unmöglichen Zuständen beim Herrenmahl.

Schauen wir h ier ruhig auch einmal auf die erste jüdische Urgemeinde in Jerusalem (die dem Königreich zugeordnet werden muss) zurück: Auch sie kamen gemeinsam zusammen, aber es gab keine Standesunterschiede, alle hatten alles gemeinsam. Die erworbenen Güter und aller Besitz wurde veräußert und der Erlös an alle verteilt (Apg 2:44-45). Und weiter lesen wir hier, wie die Gemeinde das Mahl mit Frohlocken und in der Herzenseinfalt zu sich nahm, sie lobten Gott und hatten Gnade für das ganze Volk. Welch ein Gegensatz zur Körpergemeinde in Korinth!

Vielleicht muss man eine Ursache der Missstände im steigenden Wohlstand sehen. Die gläubigen Juden in Jerusalem dürften wesentlich bescheidener und ärmlicher gelebt haben als viele in Korinth, wo durch die günstige Hafenlage am Meer sicherlich gute Geschäfte gemacht werden konnten und der Reichtum stieg. Und wo man in Jerusalem noch mit fröhlichem Herzen teilte, sah man in Krointh egoistisch und gierig nur auf das Eigene. Es war an sich schon eine Schande für die herausgerufene Gemeinde Gottes, dass es viele Arme in der Gemeinschaft gab und die Reichen dies offensichtlich toatl außer Acht ließen, ja sogar ihren Reichtum und Überfluss schamlos zur Schau stellten und damit jene beschämen mussten, die nichts hatten.

Und heute? Ist es nicht so, dass jene, die viel haben, immer noch mehr wollen anstatt abzugeben? Könnten da auch wir gemeint sein?

1Kor 11:23-24

"Denn ich erhielt es vom Herrn, was ich euch auch überliefert habe",

Bevor wir zum eigentlichen Thema des "Herrenmahls" kommen, wollen wir heute einen Abstecher in die Entwicklung unseres Apostels machen, seine Aussage: "Denn ich erhielt es vom Herrn" ermuntert uns dazu.

In vielen gläubigen Kreisen herrscht die falsche Meinung, was Jesus persönlich auf Erden sagte und was Seine Apostel in den vier Evangelien niederschreiben, sei viel wichtiger als das, was Paulus schrieb, der ja, im Gegensatz zu den Jüngern, Jesus auf Erden nicht gesehen hatte. Es wird hier völlig übersehen, dass derselbe Jesus, der auf Erden zu Seinen Jüngern sprach, als auferstandener und erhöhter Herr, zur Rechten Gottes sitzend, durch Seinen Geist ganz direkt zu Paulus sprach und diesem eingab, was geschrieben werden musste. Zudem machte Paulus (dort noch Saulus) die Bekanntschaft mit dem Herrn ja schon bei seiner Berufung vor den Toren von Damaskus. In Gal 1:15 lesen wir, das Gott gerade diesen Paulus von Mutterleib an abgesondert und durch Seine Gnade berufen hat, um Seinen Sohn in ihm zu enthüllen, damit er (Paulus) Ihn, den Christus, als Evangelium unter den Nationen verkündige.

Wohl haben die Jünger Jesu auch einen Auftrag an die Nationen (Mt 28:19-20), doch dieser Auftrag gilt erst im kommenden irdischen Tausendjahrreich. Pauli Auftrag ist als "Sonderauftrag" an die Nationen zur Bildung der Körpergemeinde Christi Jesu zu sehen, den Gott bis zur Berufung des Paulus geheim hielt. Deshalb konnte Paulus in Eph 3:1-3 sagen, dass nur ihm durch eine Enthüllung dieses Geheimnis bekannt gemacht wurde und nur ihm gemäß Eph 3:6 die gnade gegeben wurde, den Nationen den unausspürbaren Reichtum des Christus als Evangelium zu verkündigen.

Paulus erhielt das uns betreffende Evangelium vom Herrn, er allein ist unser maßgebender Apostel, hören wir also auch auf seine Botschaft!

"....dass der Herr Jesus in der Nacht, in der Er verraten wurde, Brot nahm, dankte, es brach und sagte: Dies ist mein Körper, der für euch gebrochen wird. Dies tut zu Meinem Gedächtnis!"

Gestern haben wir uns mit dem generellen Auftrag des Paulus an die Nationen beschäftigt, jetzt wird dieser Auftrag spezifiziert und auf das Herrenmahl bezogen. Was hat Paulus gemäß Vers 23 vom Herrn erhalten und was hat er der Gemeinde überliefert? Das Herrenmahl selbst war den Korinthern ja schon bekannt, sie hielten es ja auch - es war also keine erneute Belehrung über die äußere Form der Abhaltung notwendig. Doch da die Gemeinde beim Abhalten des Herrenmahls offensichtlich versagte, war eine neue Art von Belehrung notwendig, nämlich die der inneren Bedeutung, also eine Belehrung über "denn Sinn des Herrenmahls"! Und der Sinn des Herrenmahls liebt in der Ausschaltung aller eigenen Interessen und in der Todesgemeinschaft mit Christus! Das liebe Geschwister ist der leitende Hauptgedanke für diesen ganze Abschnitt!

In der "Selbsthingabe" und im Verzicht auf alle Vollmacht ist uns unser Herr mit Seinem Beispiel vorangegangen. Paulus hebt diesen Zug des Herrn besonders hervor, indem er auf "die Nacht, in der Er verraten wurde und in welcher Er mit seinen Jüngern das Gemeinschaftsmahl feierte" hinweist. Hier, in dieser Gemeinschaft ging Seine Dahingabe so weit, dass er sogar mit seinem Verräter das Brot teilte und damit zum einen Seine Liebe auch zu einem "Judas" zeigte, und zum anderen zeigte Er Seine völlige Bereitschaft, auch den schwersten Weg, des "Sterbensweg" zu gehen.

Nehmen wir heute das schwere Wort mit in den Tag: "Denn diese Gesinnung sei. in euch, die auch in Christus Jesus ist" (Phil 2:5) und versuchten wir einmal nachzuempfinden, was damals bei jenem Gemeinschaftsmahl in unserem Herrn vorgegangen sein mag!

Wir wiederholen uns von gestern: Was Paulus vom Herrn erhalten hat, war nicht die äußere Form der Einsetzung des Herrenmahls - die war ja längst bekannt; es ging um die tiefere Belehrung über den Sinn des Herrenmahls, und dies in Verbindung mit dem Todesweg der Gemeinde. Die "überströmende Gnade" und der "Zerbruchs- und Sterbensweg der Gemeinde" gehört zu der besonderen Offenbarung des Apostels. Seine Belehrung hatte er nicht von den Aposteln der Beschneidung übernommen, sondern direkt vom Herrn erhalten, wie auch sein besonderes Evangelium (siehe Gal 1:11-16 und Gal 2:6-7). Pauli Worte über das Herrenmahl wurden auch nie aufgehoben, auch nicht durch die Gefängnisbriefe, vielmehr ist dieses Mahl zu halten "bis Er kommt" (Vers 26). Und Sein Kommen steht unter besonderen Vorzeichen, die uns neben anderen Aussagen besonders in 2Thes 2 gegeben sind.

Im Vergleich mit den Aussagen in den Evangelien an die Beschneidung, wo Jesus beim Brotbrechen nur sagte: "Dies ist Mein Körper" (Mt 26:26), fügt Paulus hinzu: "... der für euch gebrochen wird". Wir stehen hier n icht mehr vor einer Voraussage, sondern vor einer vollzogenen Tatsache! Und in diesen denkbar knappsten Worten "für euch gegeben" liegt die ganzem, kaum fassbare Liebe, die sich für uns hingibt!

Haben wir, liebe Geschwister, uns wirklich schon einmal so richtig hinein versenkt, was das Brechen Seines Körpers einmal für Ihn und einmal für uns bedeutet? Haben wir den ungeheuren Gewinn ermessen, der uns aus diesem einmaligen Opfer zugeflossen ist? Hier umhüllt uns eine Liebe, deren wahres Wesen wir hier nur schattenhaft erahnen, die wahre Fülle aber erst in der Herrlichkeit erkennen können - ein weiterer Grund, "Sein Erscheinen lieb zu haben!"

1Kor 11:25

"In derselben Weise nahm Er auch den Becher nach dem Mahl und sagte: Dieser Becher ist der neue Bund in Meinem Blut! Dies tut, sooft ihr ihn trinkt, zu Meinem Gedächtnis!"

Das Kreuz, an welchem unser Herr Sein Opfer brachte, steht im Mittelpunkt unseres Glaubens und ist die absolute Grundlage desselben; Röm 4:23-25 beschreibt uns die eindringlich. Und wenn wir dazu Röm 5:1-2 lesen "Gerechtfertigt nun aus Glauben, dürfen wir mit Gott Frieden haben durch unseren Herrn Jesus Christus...", dann dürfen unsere Herzen ruhig höher schlagen, denn was kann es auf Erden besseres geben als Frieden mit Gott? Und dann auch noch einen Frieden, der uns durch nichts mehr genommen werden kann, den wir stehen unter einem Strom an Gnade, der allen Schmutz, alle täglichen Kränkungen wegschwemmt, weil diese Gnade "überfließend" ist! Nur auf dieser Grundlage kann Paulus von einem "neuen Bund" sprechen, welchen der Becher nach dem Mahl symbolisiert.

Dieser Bund darf aber nicht mit jenem neuen Bund verwechselt werden, den Gott gemäß Jer 31:31-34 mit Israel schließen wird. Mit diesem Bund hat die Körpergemeinde Christi Jesu nichts zu tun! Wenn wir bei Jeremia nachlesen, dann sehen wir, dass hier "das Gesetz" eine wichtige Rolle spielt (Vers 33), der Bund mit uns hingegen ist ein reiner "Gnadenbund"!

"Der neue Bund in meinem Blut" symbolisiert also, dass alle Bedingungen von Gottes Seite aus durch Christi Blut erfüllt sind, durch Sein Blut sind wir Freigelöste! Dabei möchte aber Paulus hier schwerpunktmäßig auf den Stand der Gemeinde weisen. Die Zusammenkunft der Gemeinde muss dem Gedächtnis dienen, dass alle in derselben Weise und ohne Vorrang gerettet sind, nämlich "in der Gnade!" Und die Voraussetzung für die Gnade ist "Sein Blut".

Pauli Worte sollten die Korinther weg von ihrem "Ego" und hin in die Gemeinschaft führen - vielfach erfordert dies ein "Herabsteigen"! Sind wir zum Herabsteigen bereit?

1Kor 11:26

"Denn sooft ihr dieses Brot esst und diesen Becher trinkt, verkündigt ihr damit den Tod des Herrn, bis Er kommt."

"Absteigen" bzw. "Hinabsteigen" auf untere Wege missfällt unserem "Ich", es sträubt sich dagegen, deshalb ist dieser Weg stets ein Kampf, ja ein " tägliches Sterben"! Doch in allem ging uns Einer voraus: Unser Herr! Er verzichtete nicht nur auf eine irdisch/zeitlich begrenzte Position, nein, Er war in der Gestalt Gottes, mehr noch, Er war ebenso wie Gott! Und aus dieser Position heraus entäußerte Er Sich Selbst und wurde den Menschen gleichgestaltet! (lies Phil 2:5-8).Und als tiefsten Abstieg lesen wir in diesen Versen, dass Er Sich Selbst erniedrigte und gehorsam wurde bis zum Tod, ja bis zum Kreuzestod! Und diese Gesinnung soll in uns sein!!! Für die verwöhnten Korinther ein harter Brocken und für wahrscheinlich nicht weniger hart!

Unser Leitvers ist die Begründung für die bisherigen Aussagen über das Herrenmahl. Für die Zeit bis zur Wiederkunft des Herrn steht die Körpergemeinde unter dem Sterbensweg Christi Jesu und entsprechend soll ihr Wandel sein. Erinnern wir uns an 1Kor 1:9, wo Paulus gleich zu Anfang betont, dass wir zur Gemeinschaft mit Seinem Sohn berufen sind. Und wie kann es da anders sein, als dass wir auch den Tod des Herrn verkündigen - das Herrenmahl ist ein sichtbares Zeichen.

Und wie wichtig ist gerade in unseren heutigen Tagen, die wir als "die letzten dieser Gnadenverwaltung" ansehen müssen, das Wort vom Kreuz! Merken wir, wie es kaum mehr zu hören ist? Wie es immer mehr zurückgedrängt wird? Die Welt sucht eine "Einheitsreligion" bzw. eine Form, in der alle Religionen vereint werden können - das Kreuz ist bei diesem Bestreben ein schweres Hindernis, es muss verschwinden! Lassen wir das heute Wort zu uns sprechen, möge es uns vermehrt Mut geben, den Tod unseres Herrn am Kreuz zu bezeugen, auch wenn wir Spott und Verachtung ernten. Dafür ist eine andere Art von "Ernte" viel kostbarer: Wer mit Ihm leidet, wird mit Ihm verherrlicht werden (gem. Röm 8:17 - lies auch zum Beispiel 1Kor 3:14 oder 2Tim 2:12).

1Kor 11:27

"Wer daher in unwürdiger Weise das Brot isst oder den Becher des Herrn trinkt, wird dem Körper und dem Blut des Herrn verfallen sein."

Dieser Vers (w[[eil so oft aus dem Zusammenhang gerissen) hat schon viele Gläubige sehr bedrückt, ja gequält, weil sie sich des Zusammenhangs bewusst waren. Sie fühlten sich als Unwürdige und meinten, sich somit am Körper und Blut des Herrn zu versündigen. Des Herrenmahl erfüllte sie nicht mit Freude, sondern mit Angst! Die Folge: Sie mieden die Teilnahme! Wenn jedoch das Herrenmahl nur für "würdige Gläubige" infrage käme, wer von uns könnte dann überhaupt noch daran teilnehmen? Mit Sicherheit "niemand"!!!

Im Zusammenhang gelesen ergibt sich aber etwas ganz anderes: Es geht um den Charakter des Herrenmahls und darum, dass die Teilhaber mit diesem Charakter harmonisieren. "Unwürdig" kann sich also nur auf jenes b]]eziehen , was Paulus in den Versen zuvor gerügt hatte: Wenn am Tisch des Herrn Spaltungen auftreten, wenn sich die einen an Köstlichkeiten laben und die anderen hungern und dafür beschämt werden, wenn bis zur Berauschung getrunken wird und wenn dann zur gleichen Zeit vom Tod des Herrn gesprochen wird, dann ist dies kein Schönheitsfehler mehr, sondern ein völlig unwürdiges Verhalten, dass jeder Zuschauer, ob aus der sichtbaren oder unsichtbaren Welt, abstoßen muss. Solche Gläubigen machen das Kreuz eher lächerlich, sie versündigen sich am gebrochen Körper des Herrn und an Seinem verflossenen Blut. In diesem Sinn müssen wir unseren Leitvers verstehen.

Nochmals: Wir sind allesamt unserem Fleisch nach unwürdig, doch gerade in Ihm und nur in Ihm sind wir "Heilige und Makellose". Wir gehen nicht in unserem Fleisch zum Herrenmahl, sondern "in Ihm", und zwar als "reich gemachte Habenichtse"!

1Kor 11:28-29

"Zuerst aber soll der Mensch sich selbst prüfen und sodann von dem Brot essen und aus dem Becher trinken. Denn wer in unwürdiger Weise Isst und trinkt, der isst und trinkt sich selbst sein Urteil, weil er den Körper des Herrn nicht unterscheidet."

Im Sinne unserer gestrigen Darlegung gehen wir auch an den heutigen Leitvers heran. Jeder, der zum Herrenmahl geht, prüfe sich erst einmal, mit was für einer Einstellung er daran teilnehmen möchte. Das Wichtigste ist, dass das Herrenmahl ein Gedächtnis und Zeugnis für das Kreuz ist. Am Kreuz wurde Sein Körper für uns gebrochen, floss Sein Blut für uns - welch ein bewegendes Gedächtnis! Und bedenken wir, liebe Geschwister, unser Herr starb für die Unwürdigen! Und unsere Würdigkeit für die Teilnahme am Herrenmahl besteht ja gerade darin, dass wir unsere eigene Unwürdigkeit "bejahen!"

Wir wiederholen: Die Versündigung am Herrenmahl bestand in Korinth darin, dass die Einzelnen die Feier als gewöhnliche Mahlzeit betrachtet haben, bei welcher jeder seinen eigenen Neigungen nachgehen konnte. Man unterschied nicht den Körper des Herrn von seinem eigenen Körper, wobei wir den "Körper des Herrn" mehr an die Körpergemeinde denken sollten, sie ist ja schließlich gemäß Eph 1:23 die Vervollständigung des Christus.

Der Schwerpunkt der Aussagen Pauli liegt also darin, dass die "Einheit der Körpergemeinde" erkannt wird. Gerade beim Brotbrechen soll die Gemeinschaft aller mit Ihm zur Darstellung gebracht werden.

Wer nun gegen die oben genannten Punkte verstößt, wer nur sich selber sieht und auf sein eigenes Wohl bedacht ist, der isst und trinkt sich selbst sein Urteil, und wie dieses Selbsturteil aussieht, zeigen uns die folgenden Verse.

1Kor 11:30

"Deshalb gibt es viele Schwache und Sieche unter euch, und eine beträchtliche Anzahl ist entschlafen."

Paulus meint es ernst mit seinen Ausführungen - sehr ernst! Spätestens bei den Worten unseres heutigen Leitverses wird dies allen bewusst! Und so wie sicherlich die Korinther über diese Aussagen sehr erschrocken waren, so werden es auch bis heute viele Gläubige sein! Vor allem bewegt die Frage: Ist "Schwachheit, Siechtum und (vorzeitiger) Tod" ein Zeichen von Unwürdigkeit beim Herrenmahl? Muss sich dann nicht jeder Schwache und Sieche vor den anderen verstecken, weil man ihn aufgrund seines körperlichen Zustandes be- und verurteilen könnte?

Wir sehen, liebe Geschwister, unser Leitvers ist. nicht unproblematisch! Daher muss hier zuerst eines klar gesagt werden: Keiner hat einen Auftrag, seine gläubigen Geschwister zu beurteilen oder gar zu richten - das steht jedem nur über sich selbst zu! Daher lasen wir ja auch in Vers 28, dass der Mensch zuerst sich selbst prüfen soll! Und die Prüfkriterien haben wir ja in den zurückliegenden Tagen hinreichend besprochen. Dann muss aber auch weiter klar gesagt werden, dass körperliche Schwachheiten, Siechtum und vorzeitiger Tod sehr vielfältige Ursachen haben können, nicht zuletzt liegen sie in unserem Erbgut. Lagen die vielfachen Schwächen des Paulus in einem unwürdigen Wandel? Im Gegenteil -. er rühmt sich sogar seine Schwachheit (siehe 2Kor 12:9)! Und wie war es bei Timotheus, dem Paulus das Trinken von Wein um seines kranken Magens und der häufigen Schwächeanfälle willen empfohlen hat? Oder bei Epaphroditus, der krank und schwach war, ja in nächster Todesnähe stand (Phil 2:25-27)? Wir sehen, wie das eine mit dem anderen nichts zu tun hat! Es geht hier um das Verhalten beim Herrenmahl, um ein unwürdiges benehmen! Und weil das Herrenmahl so Wunderbares symbolisiert, wirkt sich hier ein unwürdiges Verhalten auch körperlich aus, Gott greift mit schmerzhaften Gerichten ein.

Unser Leitvers versetzt viele Gläubige in Unruhe, ja macht ihnen Angst, deshalb wollen wir uns heute noch einen weiteren Tag mit ihm beschäftigen und manche schon gestern gemachte Aussage vertiefen.

Die alleinige Ursache der hier gemachten Gerichte ist ja im vorherigen Vers klar benannt: "... weil er den Körper des Herrn nicht unterscheidet." Es geht hier also nicht um einen allgemeinen unwürdigen Wandel, sondern es geht um eine einzige spezielle Sache: Das Gedächtnismahl wird somit unser Zeugnis für den Tod des Herrn. Das Sterben des Herrn am Kreuz ist wohl eines der größten und bedeutendsten Ereignisse im gesamten All. Und weil dieses Sterben so einmalig ist, ja weil es das Zentrum in Gottes Heilsplan ist, darf das Gedächtnis daran nicht unwürdig sein.

Erinnern wir uns an 1Kor 3:11-15, wo von der Preisrichterbühne des Christus die Rede ist. Die Preisrichterbühne ist uns ja nicht unbekannt, wir wissen, dass dort unser irdischer Wandel beurteilt und ausgeglichen wird. Dabei gibt es bekanntlich Lob und Tadel, Belohnung wie auch Beschämung. Es geht darum, wie wir auf dem Grund, den Paulus gemäß der ihm gegebenen Gnade als weiser Baumeister gelegt hat, aufbauen. Die Beurteilung hierüber findet aber erst nach unserer Entrückung statt. Das Verhalten beim Herrenmahl ist hier ausgeklammert, das heißt: es wir ggf. schon an Ort und Stelle gerichtet. Wir müssen bei den Korinthern berücksichtigen, dass sie zu einer der jüngsten Gemeinden gehörten, die Paulus gründete. Ihre Glieder kamen aus einer heidnischen Umwelt. Paulus musste zum Teil hart durchgreifen. Ohne jetzt den Ernst der Gerichte Gottes mildern zu wollen, dürfen wir heute wohl doch sagen, dass sich kaum mehr einer von uns beim Essen und trinken daneben benimmt - mangeln könnte es allerdings daran, dass wir uns gegenseitig zu wenig "mit aller Demut und Sanftmut, mit Geduld einander in Liebe ertragen"!

1Kor 11:31-32

"Denn wenn wir uns selbst beurteilen, würden wir nicht gerichtet. Werden wir aber gerichtet, dann werden wir vom Herrn gezüchtigt, damit wir nicht mit der Welt verurteilt werden."

Die Auslegung der momentanen Leitverse ist eine schmale Gratwanderung, weil wir einerseits ihre Aussage nicht verharmlosen dürfen, andererseits aber auch keine unbegründeten Ängste wecken wollen. Tatsache ist, dass Paulus großen Wert auf unseren Wandel legt, selbst in den Gefängnisbriefen sind weite Teile dem Wandel gewidmet. Tatsache ist aber auch, dass Gott doch gerade jene zur Körpergemeinde auserwählt hat, die unter anderem schwach sind, und dies, damit Gott gerade das Starke zuschanden mache (lies 1Kor 1:26-29). Und in Vers 29 heißt es zum Schluss: "... damit sich überhaupt kein Fleisch vor den Augen Gottes rühmen könne." Wer jetzt unseren Leitvers so sieht, dass er sich anstrengen muss, sein Fleisch zu bessern, erlebt ein Fiasko nach dem andern! Warum? Weil sich unser Fleisch nie verbessern lässt! Gott Selbst spricht in Seinem Wort das Urteil über unser Fleisch - lies Röm 7:18; Röm 8:7-8; Joh 6:63; 2Kor 4:16, wobei hier mit dem "äußeren Menschen" natürlich unser Fleisch gemeint ist. Wir alle, liebe Geschwister, seufzen unter dem Unwesen unseres Fleisches und so mancher von uns wird mit Paulus verzweifelt aufgeschrien haben: "Ich elender Mensch" Was wird mich aus dem Körper dieses Todes bergen" (Röm 7:24)? Und Gottes Antwort auf diesen Verzweiflungsschrei lautet in Röm 7:25: "Gnade!"

Wie sieht also unser Selbsturteil aus: Was schützt uns vor dem Gericht und der Züchtigung? Zum einen ist es die Erkenntnis, dass wir unser Fleisch im Glauben ans Kreuz geben dürfen, es mit unserem Herrn als "gekreuzigt" sehen müssen! Die Selbsterkenntnis, dass wir wirklich nichts, aber auch gar nichts bringen können, ist unser Urteil über uns selbst. Und wenn uns Gott verheißen hat, dass es "Gnade" ist, die uns rettet, dann lasst uns zum anderen auch alles auf diese Gnade setzen - sie ist nämlich überströmend!

So genannten "Hardlinern" unter den Gläubigen (das sind solche, die mehr auf Gesetz als auf Gnade setzen) mag unsere gestrige Auslegung nicht genügen. Wir müssen daher den Aussagen Pauli in punkto "Gericht" Genüge tun. Tatsache ist ja, dass es unter den Korinthern viele Schwache, Sieche und vorzeitig Verstorbene gab. Ihr Fehler war: Sie haben den Körper des Herrn nicht unterschieden, das heißt, sie haben das Gedächtnismahl zur Befriedigung ihres Fleisches missbraucht. Wo solches offensichtliche Fehlverhalten heute noch vorkommt, muss auch mit Züchtigungen gerechnet werden, sie wurden ja nirgends widerrufen.

Der entscheidende Punkt ist für uns derjenige, dass wir uns vor der Feier des Herrenmahles selbst beurteilen! Und das fängt mit der Frage an: Sind wir uns des Todes unseres Herrn voll bewusst? Wissen wir, welchen einmaligen Rang dieses Opfer unseres Herrn im Heilsplan Gottes einnimmt? Sind wir uns bei der Feier des Mahls der Gemeinschaft bewusst, in welche wir alle gleichrangig eingereiht sind? Mühen wir uns, diese Gemeinschaft in Christus Jesus auch auszuleben, das heißt; "zur Schau zu stellen"? Wer das Gedächtnismahl in diesem Sinn begeht, braucht keine Furcht vor Gerichten und Züchtigung haben, wobei wir hier noch einmal ausdrücklich darauf hinweisen, dass Paulus dies alles nur auf die Feier des Herrenmahls bezieht. Im Hinblick auf unseren täglichen Wandel gilt das, was Paulus ja schon in 1Kor 3:10-15 dargelegt hat und was dann gemäß 2Kor 5:10 vorne vor der Preisrichterbühne des Christus offenbar werden wird.

11Kor 11:33-34

"Daher, meine Brüder, wartet aufeinander, wenn ihr zusammenkommt, um zu essen! Wenn jemand hungrig ist, so esse er zu Hause, damit ihr nicht zu einem Strafurteil zusammenkommt. Das Übrige aber werde ich anordnen, wenn ich komme."

Paulus kommt zum Abschluss des Themas "Herrenmahl" und greift mit den heutigen Leitversen gewissermaßen wieder auf die Verse 17 und 18 zurück: Nicht zu etwas Minderwertigem, sondern zu etwas Besserem zusammenzukommen. Das ist der Rahmen, der alles zusammenfassen soll. Dies geht auch aus der Anrede hervor: "Daher, meine Brüder..." Nicht der Einzelne, sonder alle als "eine Brüderschaft", als "eine Körpergemeinde" sind angesprochen.

"...wartet aufeinander" - wie vielsagend sind diese. zwei Worte! Wir können ja ohne weiteres auch auf vielen anderen Bereiche angewandt werden. Wie stolz eilen wir nur zu oft in Erkenntnisfragen anderen voraus, ohne liebevoll zu warten! Und wie oft setzen wir uns von Geschwistern einfach ab, weil wir stolz auf etwas geworden sind, was uns doch nur in Gnade geschenkt wurde? Wir könnten hier noch fortfahren, aber Paulus meint ja speziell das Herrenmahl und hier ist ihm wichtig, dass dieses Mahl nicht um des Essen, sondern um der Gemeinschaft willen gehalten werden soll. Die Stillung des Hungers hat zu Hause zu erfolgen. Das liebevolle Warten aufeinander hat einen hohen Stellenwert! Dabei klingt noch einmal das harte Wort vom "Strafurteil" auf. Gemeint ist hier die bereits eingetretene Strafe, dass die Korinther zu etwas Minderwertigem zusammenkommen, dass Spaltungen aufgekommen sind und dass ihr Schauspiel bezüglich der Bedeutung des Herrenmahls vor der sichtbaren und unsichtbaren Welt blamabel ist!

Nehmen wir doch diese sanfte Mahnung zum "liebevollenWarten aufeinander" mit in den Tag, erkennend, dass wir in unserem Herrn alle eine wunderbare Einheit sind und dass iwr diese Einheit des Geistes durch das Band des Friedens halten sollen.

Lies weiter:
Der 1. Korintherbrief - Kapitel 12