Petri Ansprache zu Pfingsten

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Abschrift der Schrift: Wohin gehört Pfingsten?
aus der Reihe: Christi unausspürbarer Reichtum Eph 3:8
von M. Jaegle (1984)

Mit freundlicher Genehmigung von Gehard Groß, Balingen
Dort als Schrift noch erhältlich.

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Inhaltsverzeichnis

Wohin gehört Pfingsten?

5. Petri Ansprache zu Pfingsten

Es ist ein feststehender, unabänderlicher Grundsatz des Wortes der Wahrheit, dass, wo Israel mit Namen oder Fürwörtern wie „ihr“, „euch“ usw. angeredet wird, auch wirklich sonst niemand anderes gemeint ist. Folglich darf auch sonst niemand diese Anrede auf sich beziehen. Dies wirklich zu beachten, bedeutet praktische, gehorsame Ausübung von 2Tim 2:15, das Wort der Wahrheit richtig zu schneiden, was vor Beschämung schützt.

Wie sicher wird doch der Gang in Gottes Wort, wenn wir das beachten. Und wahrlich, Petrus hat in seiner Heroldsbotschaft klare Grenzsteine gesetzt, um zu zeigen, wer an Pfingsten Anteil hat und wer nicht.

„Männer! Juden!“ Dies waren seine ersten Worte an die Menge (Apg 2:14). „Und alle, die ihr in Jerusalem wohnt“, mag wohl Proselyten in sich schließen, aber niemals Ungläubige aus den Nationen. Ein weiterer Beweis dafür, dass er Juden vor sich hatte, ist, dass er das, was eben geschehen war, mit dem Propheten Joel erklärt. Also nicht nur im Gesetz Mose (3Mo 23) ist das Pfingstfest vorgebildet, auch der Prophet Joel weissagt davon. Hier zeigt sich wieder der große Unterschied im Hinblick auf die Enthüllung der heutigen Verwaltung, in der wir als Glieder der Körperschaft Christi leben. Von Pfingsten kann Petrus sagen: Apg 2:16: „Sondern hier erfüllt sich das, was durch den Propheten Joel angesagt war.“ Paulus hingegen spricht von seinem Auftrag an die Nationen nach Eph 3:9 von einer „Verwaltung des Geheimnisses, das von den Äonen an in Gott verborgen war ...“

Vergleichen wir nun Joels Weissagung mit dem Zitat aus der Apostelgeschichte, so fallen uns bemerkenswerte Unterschiede auf. In Joe 3:1.2 heißt es zweimal: „... Ich werde Meinen Geist ausgießen ...“, während Petrus diesen göttlichen Ausspruch verändert wiedergibt: „Ich werde von Meinem Geist .... ausgießen“ (Apg 2:17a).

Eine solche Einschränkung, die in Wirklichkeit nicht Petrus, sondern der Geist Gottes selbst vornahm, muss ihre besondere Begründung haben. Diese wird uns gezeigt durch die Beachtung des Zusammenhangs in Joel. Von Joe 2:21 beschreibt der Prophet den Segenszustand des Volkes Israel im Millennium, also während des Tages Jewes. Mit Joe 3:1 geht er über zur Weissagung der Geistausgießung und gibt mit dem Wort „danach“ (Luther: „nach diesem“) den genauen Zeitpunkt der Erfüllung an, nämlich nach der Wiederherstellung Israels. Erst dann wird Gott Seinen Geist über alles Fleisch ausgießen.

Nun aber fand die Erfüllung von Pfingsten zeitlich viel früher statt, denn noch war Israel als Volk nicht bekehrt. Auch wurde damals weder die Sonne in Finsternis verkehrt noch der Mond in Blut. Dies wird erst in der kommenden großen Drangsal geschehen. Jene schwere Zeit wird die Einleitung bilden zu Israels großem Tag und seiner Wiederannahme durch Gott. Weil die geweissagten Ereignisse in Joe 2 die Errrettung Ganz-Israels zum Mittelpunkt haben, wovon Pfingsten mit ihrer Erstlingsernte den Anbruch darstellt, durfte Petrus an jenem Tage diese Prophetenstelle zitieren. Fein brachte dabei der Geist die zeitliche Verschiebung zum Ausdruck durch die Worte „von Meinem Geist“, und trennte so die Vollverheißung von der nur teilweisen, anbruchartigen Erfüllung ab.

Hierin gibt uns das Wort Gottes ein lehrhaftes Beispiel von seiner richtigen Teilung und gleichzeitig von seiner übermenschlichen Genauigkeit.

Israel zuerst!

Das Fest zu Pfingsten war der Anfang und findet seine Fortsetzung in den letzten Tagen (des gegenwärtigen Äons). Davon redet der Prophet Sacharja (Sach 12:10): „Und Ich werde über das Haus Davids und über die Bewohner von Jerusalem den Geist der Gnade und des Flehens ausgießen; und sie werden auf Mich blicken, den sie durchbohrt haben, und werden über Ihn wehklagen gleich der Wehklage über den Eingeborenen, und bitterlich Leid tragen, wie man bitterlich über den Erstgeborenen Leid trägt.“ Die Folge der zukünftigen Geistausgießung wird eine große nationale Umsinnung des Volkes Israel sein. Dies wird geschehen, wenn Christus am Ende der großen Drangsal auf den Ölberg herniedersteigt, um die Übriggebliebenen des Volkes zu retten (Sach 14:4-6).

Prophetenworte wie Jes 32:14.15; Jes 44:3; Hes 36:27; Hes 37:14; Hes 39:29 u.a. beweisen es klar, dass die Erlösung und Errettung Israels unzertrennbar mit der Geistausgießung verbunden ist, und davon war Pfingsten nur ein Anfang. Sacharja stellt dies eindeutig in Aussicht, wenn er sagt (Sach 4:6b): „Nicht durch Macht und nicht durch Kraft, sondern durch meinen Geist, spricht Jewe der Heerscharen.“

Aus alledem ergibt sich eine geordnete Reihenfolge für die Ausgießung Seines Geistes. Zuerst an Pfingsten über Erstlinge, darauf über ganz Israel (Sach 12:10), und „danach“ über alles Fleisch ([[Joe 3:1]). Unverkennbar geht es dabei nach dem Prinzip: Israel zuerst!

Außerhalb dieser Reihenfolge, ihr verhüllt und unbekannt, ist die Innewohnung des Geistes in den Gliedern der Körperschaft Christi, wie sie heute für die Glaubenden aus den Nationen gesegnete Tatsache ist. Dieselbe wurde erst durch den Dienst und besonderen Auftrag des Apostels Paulus möglich, der eine ganz neue göttliche Handlungsweise einführte.

Petrus fährt in seiner Pfingstbotschaft folgendermaßen fort (Apg 2:22): „Männer, Israeliten, hört diese Worte ...“ Demnach ergeht nur an Israeliten die Aufforderung, Folgendes zu hören: „Jesus, den Nazarener, einen Mann unter euch, als von Gott durch Machttaten und Wunder und Zeichen erwiesen, die Gott durch Ihn in eurer Mitte getan hat, so wie ihr es selber wisst ...“ In ihrer Mitte hatte Gott durch Jesus das alles gewirkt, und noch finden Seine weiteren Taten nur innerhalb dieser Grenzen statt.

In Apg 2:29 haben wir die dritte Anredet: „Männer, Brüder, es sei mir erlaubt, mit Freimut von unserem Vorvater David zu euch zu reden.“ Nie hätte Petrus einen Mann aus den Nationen so angesprochen, und niemand anderes, selbst kein Proselyt, kann David zum Urvater haben, als nur gebürtige Israeliten.

Mit diesen Anreden weist Petrus die Schar zum Hören an, aber in Apg 2:36 fordert er sie dann auf, Jesus als ihren Herrn und Christus anzuerkennen mit den Worten: „Mit Sicherheit erkenne daher das ganze Haus Israel, dass Gott Ihn sowohl zum Herrn als auch zum Christus gemacht hat, diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt.“ Hier auf dem Pfingstboden soll vorerst allein Israel zu dieser Lebensvollen Erkenntnis gelangen. Nachdem Petrus dies alles dargelegt hatte, kam auch eine Entgegnung von den Zuhörern. Dabei redeten die, denen das Herz von der Botschaft durchbohrt wurde, die Apostel mit „Brüder“ an (Apg 2:37). Nie hätte sich dies ein Nicht-Israelite erlauben dürfen. Dazu musste man schon ein Glied der israelitischen Volksfamilie sein.

Wie viele Worte, die Jesus während Seiner Erdentage zu Seinem Volk gesprochen hatte, blieben wirkungslos! Aber jetzt war der Zeitpunkt gekommen, wo der vorbildliche Segen der Erstlingsgarbe sich unter den Israeliten auszuwirken begann, in dem sie von Petri Worten erfasst wurden. Die bildliche Erklärung: „das Herz wurde ihnen durchbohrt“, ist sehr vielsagend, waren es doch stark verhärtete Herzen. Aber das mit der Auferstehungskraft Christi erfüllte Wort wird auch mit solchen fertig. Diesmal galt es nun wirklich ernst bei diesen Juden, denn sie fragten, was sie tun sollten, worauf Petrus in Apg 2:38 die Bedingungen nannte, um in den Besitz des Geistes zu gelangen.

Bedingungen für die Glaubenden

Als erstes gebot er Umsinnung. Bei einem so bevorzugten Volk wie Israel, welches von alle Völkern auserwählt war, und schon jahrtausendelang die göttliche Zuneigung genoss, der es aber mit viel Ablehnung und Undank begegnete, war es völlig angebracht, ein Umdenken von ihrer bisherigen Einstellung zu verlangen. Überdies weist Petrus sie an, sich auf den Namen Jesu Christi zur Erlassung ihrer Sünden zu taufen. (Heute ist dieser wichtige Vorgang anders, denn die Glaubenden sind zugleich versiegelt mit dem Geist der Verheißung - Eph 1:13). Umsinnung (Luther: Buße) und Wassertaufe waren die Vorbedingungen zur Erlassung der Sünden und zum Eintritt in das kommende Königreich.

Nachdem Petrus bis dahin unmissverständlich klar ausgesprochen hatte, dass Pfingsten mit seinen Gaben nur für das Volk Israel sei, fasste er es in Apg 2:39 noch einmal, geradezu dokumentarisch, zusammen: „Denn die Verheißung ist euer und eurer Kinder, und all derer, die in der Ferne sind ...“

Dieses Aussage sollte ganz besonders von uns Gläubigen aus den Nationen beachtet werden, damit wir uns nicht an Israels Eigentum vergreifen; denn „euer“ ist wahrhaftig nicht „unser“! Auch der Fortgang von Pfingsten ist klar begrenzt auf „eure Kinder, und all derer, die in der Ferne sind“ (= Auslandjuden).

Dass „eure Kinder“ israelitische Sprösslinge sind, bedarf keiner weiteren Beweisführung. Hingegen könnte man schlussfolgern, dass es mit „all derer, die in der Ferne sind“, solche aus den Nationen betreffen könnte. Dies sind aber auch Angehörige des auserwählten Volkes. Eine auslegende Parallelstelle dazu ist Dan 9:7. In seinem Bußgebet nennt Daniel das ganze Volk in seiner damaligen Einteilung: zuerst die Bewohner von Juda und Jerusalem, das ganze Israel und anschließend die Nahen und die „Fernen“ in allen Ländern, wohin Jewe sie vertrieben hatte. So strömten zum Pfingstfest auch Juden aus allen Ländern herbei (Apg 2:5). Diese Auslandsjuden waren die „Fernen“, die aber erst später durch den Dienst des Paulus erreicht wurden. Die Apostel der Beschneidung hatten während der Pfingstzeit noch keinen Auftrag, über die Grenzen des Landes hinaus zu gehen. Wären mit diesen „Fernen“ tatsächlich die Nationen gemeint, so würde dies mit der Reihenfolge in Apg 1:18 nicht mehr harmonieren: Jerusalem, Judäa, Samaria, letzte Grenze des Landes, darauf die Fernen (= Auslandsjuden), die durch Paulus in seinem Anfangsdienst erreicht wurden. Erst nachdem die allgemeine erneute Ablehnung innerhalb des Landes, sowie durch die Auslandsjuden offenbar war, erhielt Paulus den Auftrag, zu den Nationen zu gehen. (Natürlich waren auch die Nationen fern von Jerusalem - Apg 22:21. Was das „einstmals ferne“ der Gläubigen aus den Nationen anbetrifft [[[Eph 2:13]]], so handelt es sich hier nicht um eine geographische, sondern um eine heilsgeschichtliche Entfernung.)

Die Erfüllung des pfingstlichen Vorbildes

Apg 2:41: „Die nun fürwahr, die sein Wort willkommen hießen, ließen sich taufen; und so wurden an jenem Tag etwa dreitausend Seelen hinzugefügt.“

In den Versen Apg 2:1-4 nahm die Verwirklichung des pfingstlichen Vorbildes ihren Anfang. Hier nimmt nun der Geist dreitausend Seelen aus dem Volk, das als einzubringende Ernte noch ganz draußen stand. Diese sind die „Webebrote“ als Erstlinge für Jewe. Durch die Umsinnung und die Taufe auf den Namen Jesu Christi erhielten sie das Geschenk des heiligen Geistes und kamen dadurch in den Genuss der reichen Segnungen, welche durch die verschiedenen am Wochenfest dargebrachten Opfer dargestellt wurden. Vor allem war die Erlassung ihrer so schweren Sünden notwendig. Sie wurde ihnen zuteil, weil Jesus als Sündopfer am Kreuz starb. Der Segen des Brandopfers (ein Feueropfer lieblichen Geruchs für Jewe - 3Mo 1:9) wandelte sie in Menschen göttlichen Wohlgefallens, deren Zustand noch kurz vorher Gottes Zorn herausgefordert hatte.

Die Auswirkung des Friedensopfers verdrängte ihre feindselige Einstellung gegenüber Gott, und ein Friedenszustand trat an deren Stelle. Ferner wurden ihre Herzen mit Freude erfüllt, welche das Trankopfer abschattete, wovon ihr Frohlocken und Gott-Loben in Apg 2:46 beredtes Zeugnis ablegt.

Jetzt war ihnen auch der tiefe Sinn des Speisopfers erschlossen, welches das reine, heilige Leben Jesu auf dieser Erde darstellt, wozu auch sie als Seine Jünger Berufene waren.

Welche Umwandlungen vollbringt doch das herrliche Wort unseres großen Gottes! Seine ihm innewohnende Kraft lässt an Stelle des Schattenbildes das Wesenhafte, Vollgültige empor sprossen, und an Stelle der leblosen Webebrote werden durch die Macht des Geistes Menschen gesetzt.

Dies eröffnet uns einen tiefen Blick in das innerste Wesen der zeremoniellen Vorordnungen im Gesetz Mose und gibt gleichzeitig eine wertvolle Auslegung derselben. Sie sind nicht bloß vorgeschriebene Handlungen zur Verschönerung der Tempelfeiern, sondern wie Samenkörner mit ihrem lebenden verborgenen Fruchtansatz. Jede dieser Satzungen trägt einen göttlichen Vorsatz in sich (wiewohl in der Handlung selbst nur schwach angedeutet), der jedoch zur bestimmten Stunde durch die Erfüllung eine äußerst herrliche Entfaltung erfährt.

So ist in Wirklichkeit jenes große Gebiet der Heiligen Schrift ein reiches Fruchtfeld, besät mit edelstem Samen, jeder zu seiner Zeit Gott die kostbarsten Früchte bringend. Und wahrlich, eine große Ernte steht hier für Gott noch aus. Ja, auf diesem Wege, im Finden der inneren Zusammenhänge von Verheißung und Erfüllung, Same und Frucht, Vorschattung und Wesen, entdecken wir am sichersten den Sinn dieser alten Schriftrollen - Christus und Seinen Geist, der wie ein pulsierender Lebensstrom dem Ganzen fruchtschaffendes leben verleiht.

Jesus, der als Mensch den tiefsten Einblick in das Wort Seines himmlischen Vaters hatte, sieht sogar seinen kleinsten und unscheinbarsten Teilchen diese Wundermacht innewohnen, zumal Er jedem Jota (der kleinste hebräische Buchstabe) und jedem Hörnlein (die winzigen hornähnlichen Strichlein dieser Schrift) eine Erfüllung zuspricht. (Mt 5:18).

Aber noch ein anderer Segen erschließt sich uns durch das Betrachten einer besonderen Seite des Festes der Erstlinge. Unser Glaube gewinnt dadurch die unumstößliche Gewissheit, dass Gott unter allen Umständen, inmitten der schwierigsten und scheinbar aussichtslosesten Verhältnisse, Seine Verheißungen einzulösen vermag. Es gibt kein Hindernis, das Ihn daran hindern könnte. Diese wertvolle Gewissheit vermittelt uns ein kurzer Überblick des Zeitlaufs seit der Einführung dieses pfingstlichen Vorbildes.

Der Weg des Vorbildes bis zu seiner Verwirklichung

Während dieser langen Zeitspanne wurde das Fest der Erstlinge nicht oft von einem gehorsamen Volk gefeiert. Durch den wiederholten Abfall desselben war es zu gewissen Zeiten zum Brachliegen verurteilt. Selbst wenn es gefeiert wurde, geschah es meist als nichtssagende Gesetzeszeremonie in starrer, lebloser Form. Damit wurde der Stolz des erwählten Volkes genährt, dass sich auf seine schönen Gottesdienste etwas einbildete und verächtlich auf die Nationen herabsah. Als reines und heiliges Gottesgeschenk wurde es nicht selten von unreinen Priesterhänden verwaltet. Meistens fehlte ihnen auch die rechte Erkenntnis für die ganze Symbolik dieser auch äußerlich wunderschönen Handlung. Die traurigste Zeit des Niedergangs widerfuhr dem pfingstlichen Vorbild noch kurz vor seiner Erfüllung. Der Zustand des Gottesvolkes war zu jener Frist ein besonders tiefstehender. Als Schafe ohne Hirten, verstockt und verblendet, mit entarteten Priestern, forderten sie für ihren Messias, von dem sie soviel Gutes empfangen hatten, das Kreuz! Und aus diesem Volk sollten hernach in kürzester Zeit dreitausend Gläubige als geheiligte „Webebrote“ dem Herrn dargebracht werden? Die Voraussetzung für eine solche Gottestat war äußerst ungünstig.

Aber siehe! Als die Zeit der Erfüllung gekommen war, brach mit unwiderstehlicher Macht die göttliche Kraft durch, und ließ dieses Schattenbild seine sieghafte Auferstehung und vollgültige Verwirklichung erfahren. Erlöst aus der starren Form, herausgehoben aus allen Erniedrigungen und Demütigungen, ersteht es in göttlicher Schönheit und Vollkommenheit. Gleich einem kostbaren Juwel kündet es von Gottes Größe bei der Hinausführung Seines Liebesratschlusses.

Vierfache Glaubens-Bestätigung der Pfingstgemeinde

Apg 2:42 berichtet über die Glaubensbestätigung der Pfingstgemeinde: „Sie hielten aber fest an der Lehre der Apostel, der Gemeinschaft, dem Brechen des Brotes und den Gebeten.“

„An der Lehre festhalten“ ist auch für uns aus der Nichtbeschneidung ein empfehlenswerter Zuspruch, denn gerade unser Apostel Paulus - der für die Nationen berufene Lehrer (1Tim 2:7; 2Tim 1:11) - misst ihr großen Wert bei (Röm 6:17). Die Lehre der Apostel, welcher jener Schar galt, beschränkte sich auf das irdische Königreich Gottes nach den Aussprüchen der Propheten mit der Vorrangstellung Israels (Apg 1:6). Wir Gläubige aus den Nationen halten auch an dieser Lehre fest, aber nur in dem Sinne, dass wir an ihre damalige Wirksamkeit und einstige Verwirklichung glauben, ohne dieselbe auf uns zu beziehen.

Wie ausnehmend wichtig das Gebet für ein gesundes Glaubensleben ist, darüber brauchen wir nicht erst viele Worte in dieser dunklen Zeit zu verlieren!

Aus Apg 2:44 und Apg 4:32 geht hervor, wie die Pfingstgemeinde mit der Einführung der Gütergemeinschaft die bereits bestehende Gemeinschaft des Geistes auch äußerlich darstellte. Dies stand in Übereinstimmung mit einer Anordnung im Gesetz Mose, die ihnen Vermögensgleichheit gebot. Auf die heutige Herausgerufene aus den Nationen lassen sich solche gesetzliche Verordnungen nicht anwenden. Betreffs der Verteilung des Landes gab Jewe dem Mose die Anweisung (4Mo 26:54 und 4Mo 33:54): „Den Vielen sollst du ihr Losteil mehren und den Wenigen ihr Losteil mindern: einem jeden soll nach Verhältnis seiner Gemusterten sein Losteil gegeben werden.“ Das bedeutete im Leben des Volkes Israel im verheißenen Land die Vermögensgleichheit. Nun kam es aber vor, dass manch einer sich zu seinem Losteil noch weitere Güter, wie Felder und Häuser erwarb. Diese veräußerten Felder wurden Freiäcker genannt.

Einer der sich auf diese Weise selbst bereicherte, war der reiche Jüngling (Mt 19:20.21). Wenn ihm Jesus gebot, seinen Besitz zu verkaufen und den Armen auszuteilen, so meinte der Herr damit nicht den Verkauf seines von den Vätern überkommenen Losteils, sondern Er nannte ausdrücklich als Abgabe seinen selbst erworbenen Besitz, "denn er hatte viele erworbene Güter.“

Mit dem Verkauf solchen Besitzes stellten sich diese Pfingstgläubigen schon ganz auf das sich genahte Königreich ein. Denn darin werden keine selbst erworbenen Güter geduldet. Es braucht auch keiner nach solchen zu verlangen, da sie gar herrliche Losteile erhalten werden.

Also ist auch dieses Handeln der Pfingstgemeinde eine Anordnung Gottes, die nur Israel gegeben ist.

Der Auferstandene ist zuerst für Israel

In der weiteren Entwicklung der Pfingstekklesia läuft alles auf den gleichen völkischen Linien weiter. Es ist nicht die geringste Abweichung oder Umstellung wahrzunehmen.

Nach Heilung des Lahmen redet Petrus die Menge wiederum mit „Männer, Israeliten“ an (Apg 3:12).

  • Apg 3:17: Petrus fordert die „Brüder" zur Umsinnung auf.
  • Apg 3:20: „... und Er den euch zum Christus vorherbestimmten Jesus sende“.
  • Apg 3:22: „Mose sagte bereits: „Einen Propheten wie mich wird euch der Herr, euer Gott, aus euren Brüdern aufstehen lassen; auf Ihn sollt ihr in allem hören, was immer Er auch zu euch sprechen wird.“.
  • Apg 3:25: „Ihr seid die Söhne der Propheten und des Bundes, den Gott mit euren Vätern geschlossen hat ...“
  • Apg 3:26: „Für euch zuerst hat Gott Seinen Knecht auferstehen lassen und Ihn gesandt, um euch zu segnen, indem ihr euch abwendet, ein jeglicher von eurer Bosheit.“

Auffällig klar widerspiegelt sich in Apg 3:26 das wesenhafte Abbild der Erstlingsgarbe. Dort: „die Erstlingsgarbe gewebt zum Wohlgefallen (Segen) für euch“ und hier: „Der Auferstandene ist zuerst für euch, um euch zu segnen ...“ In der Fortsetzung muss sich Petrus vor den Oberen des Volkes verantworten wegen der Wohltat an einem hinfälligen Menschen (Apg 4:5-10), wobei er sich folgendermaßen in Apg 4:10 ausdrückt: „.. so sei euch allen (den Obersten, Ältesten und Schriftgelehrten) und dem gesamten Volk Israel bekannt ..."

Lebensworte für Israel

In Apg 5:20 wurden die Apostel vom Boten des Herrn, der sie auf wunderbare Weise befreit hatte, aufgefordert: „Geht hin, tretet in die Weihestätte auf und sprecht zu dem Volk alle diese Lebensworte.“

Solch ein Lebensspruch für Israel war Petri Aussage vor dem Synedrium (Apg 5:31). womit er die Grenzen der Heilsauswirkung des Auferstandenen in jener Zeit nochmals klar festlegte: „Diesen (Jesus) hat Gott zum Urheber und Retter zu Seiner Rechten erhöht, um Israel Umsinnung und Sündenerlass zu geben.“

Ganz abgesehen davon, dass uns heute mehr gegeben ist als nur Sündenerlass, nämlich Gottes eigene Gerechtigkeit, so ist aus diesen Worten klar ersichtlich, dass sich dort Gott nur mit Israel befasst. Umsinnung und Sündenerlass sind ein Geschenk Gottes an Sein Volk, genauso wie in den Evangelien, wo die Heroldsbotschaft der Umsinnung allein an Israel erging (Mt 3:2; Mt 4:17). Dasselbe bezeugt Zacharias im Hinblick auf den Dienst seines Sohnes Johannes (Lk 1:77): „... und Seinem Volk Erkenntnis der Rettung durch die Erlassung ihrer Sünden zu geben.“ Wenngleich Petrus in Apg 5:32 sagt, dass Gott den heiligen Geist denen gibt, die sich Ihm fügen, so ist dieses Angebot nicht zu verallgemeinern. Es galt nur seinen Volksgenossen.

Alle diese Aussagen schaffen, bildlich gesprochen, ein dichtes Gehege, eine Mauer um Israel, die keinen von draußen zu diesen pfingstlichen Gottestaten zulässt.

Die Zusammensetzung der Pfingstgemeinde

Apg 6 gewährt Einblick in die Zusammensetzung der Pfingstgemeinde. Wir lesen von Hellenisten und Hebräern. Beides waren Jude. Die Hebräer hielten an der Überlieferung der Väter fest, während die Hellenisten griechische Sitten und Gebräuche übernommen hatten.

In jener Zeit wurden auf Anordnung der Zwölf aus der jüdischen Ekklesia sieben Männer erwählt, denen Gutes bezeugt wurde und die voll Geistes und Weisheit waren, um die Handreichung in befriedigender Weise zu versehen. Unter diesen sieben Männern finden wir als letzten einen Proselyten aufgeführt: Nikolaus von Antiochien. Wie in den hebräischen Schriften des alten Bundes ist das gleicherweise ein Fall, wo einer aus den Nationen ganz zum Judentum übertrat und sich durch Eifer und Treue eine besondere Stellung unter den jüdischen Gläubigen erwarb. Daraus ist zu ersehen, dass zur Pfingstgemeinde wohl auch einige Proselyten gehört haben. Dieser Nikolaus, sowie andere, sind aber keinesfalls ein Beweis, dass sich die Beziehungen Gottes zu den Nationen schon damals geändert hätten. Diese Menschen hatten ja bewusst ihre Zugehörigkeit zu den Nationen aufgegeben, und sich bewusst dem Volk Seiner Wahl angeschlossen, indem sie sich auch äußerlich dem Ritus der Beschneidung unterzogen hatten. Damit gehörten sie zum Volk Israel, auch wenn sie ihre fleischliche Herkunft nicht vom Stammvater Abraham herleiteten.

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