Ein Gericht an lebenden Nationen

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

Erde und Menschheit in Gottes Heilswalten
von Mathias Jaegle u. Mitarbeitern (1977)
aus der Reihe: Christi unausspürbarer Reichtum

Abschrift mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Gross, Balingen
Dort als Schrift noch erhältlich

Siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Erde und Menschheit in Gottes Heilswalten

II. Gottes Heilsweg mit der Menschheit

4. Das Gericht vor dem Herrlichkeitsthron

Ein Gericht an lebenden Nationen

Zunächst sei betont, dass es bei dieser Gerichtsszene in Mt 25:31-46 nicht um Einzelpersonen geht, sondern ausschließlich um politisch organisierte Körperschaften und Völker, die von der Schrift „Nationen“ genannt werden. Wie wird nun dieses Gericht von der zitierten Lehren verstanden? Die Grundlage für ihre Annahme bilden die Verse Mt 25:41+46. Aus der falschen Übersetzung des Urtextes mit „ewiges“ Feuer und „ewige“ Pein wird gefolgert, dass Gott die Gerichteten einer unaufhörlichen Höllenpein übergäbe, die gleichermaßen dem Endgericht über sämtliche Ungläubigen entsprechen solle.

Ein erster Fehler dieser Erklärung ist das Herausreißen der beiden erwähnten Verse aus ihrem Zusammenhang. Wird dieser beachtet, so ergibt sich ein völlig gewandeltes Gerichtsbild. Insbesondere richtet sich dabei unsere Aufmerksamkeit auf den Zeitpunkt und Ort der Rechtssprechung. Gleich die beiden Eingangsverse Mt 25:31.32 zu diesem Abschnitt besagen, dass dieses Gericht bei Christi Anwesenheit stattfindet, wenn der vormals verschmähte und erniedrigte Sohn des Menschen in Herrlichkeit - nach der großen Drangsal - Sein Königreich in Israel über diese Erde aufrichtet. Dann wird Er alle noch existierenden Nationen in ihrer Gesamtheit richten. Weder wird dieses Gericht die Glieder der Körperschaft Christi treffen - da sie vor der großen Drangsal entrückt wurden -, noch die vielen verstorbenen Ungläubigen, die dann noch im Tode sind, sondern ausdrücklich nur die von der großen Drangsal übrig gebliebenen Nationen. Und diese bilden nur einen kleinen Teil von allem Menschen, die einstmals gelebt haben. Allein schon diese Feststellung ist eine wertvolle Erkenntnis, denn sie bewahrt uns davor, in dieser Verurteilung das Endgericht aller ungläubigen Menschen zu sehen. Aber das ist erst der Anfang der Klarstellung. Auch wollen wir den Ort, wo gerechtet wird, nicht mit dem des Endgerichts in Offb 20:11 verwechseln.

Der Gerichtsort

Schon vor langer Zeit offenbarte Gott die Stätte des Rechtsspruchs durch den Mund Seiner heiligen Propheten. Davon redet am ausführlichsten Joel. Nach seiner Weissagung (Joe 3:2.12) liegt die Stätte in der Talebene Josaphats. Josaphat bedeutet: Jewe richtet. Wo sich der Ort befindet, können wir nicht mit Sicherheit sagen. Doch ist anzunehmen, dass er in der Nähe Jerusalems liegt. Daselbst wird der verherrlichte Herr mit den Nationen rechten über Sein Volk und Sein Losteil Israel, welches sie unter die Nationen zerstreut haben (Joe 3:2.12).

Das Gericht wird nach der großen Drangsal stattfinden, wenn der Herr die Königsherrschaft über die ganze Erde angetreten hat. Dann wird Er die übrig gebliebenen Nationen insgesamt richten aufgrund ihres Verhaltens gegenüber dem Volk Israel, wie dies eindeutig aus dem Zusammenhang in Mt 25:34-46 hervorgeht. Alsdann werden die Nationen ihr Urteil entsprechend ihrer Stellungnahme zu den bedrängten Juden empfangen. Das Erstaunen der sich erbarmenden Nationen darüber, dass sie unwissend es letztlich Christus taten, zeigt deutlich, dass es keine Glieder der Körperschaft Christi sein werden. Wenn einst der Herr vor der Preisrichterbühne - die wir keinesfalls mit dem Thron Seiner Herrlichkeit irrtümlich vertauschen dürfen - seinen Treuen Lohn austeilt (1Kor 3:8.14), wird keiner von diesen eine Frage stellen, wie es diejenigen in Mt 25 tun.

Die Belohnungen

Nachdem der Herr die versammelten Nationen in zwei Gruppen eingeteilt hat, erhalte die zu Seiner Rechten die Belohnung. Dann wird Er als König reden zu denen zu Seiner Rechten: „Herzu, ihr Gesegneten Meines Vaters! Geniesset das Losteil des Königreichs, das euch bereitet ist vom Niederwurf der Welt an“ (Mt 25:34). Dazu wird ihnen weiter in Mt 25:46 noch äonisches Leben verheißen, andernfalls sie das Losteil des Tausendjährigen Königreichs gar nicht genießen könnten.

Was haben wir nun unter diesem „äonischen Leben“ zu verstehen? Wenn der Herr ganzen Nationen äonisches Leben verheißt, so ist damit der Fortbestand und die Existenz der betreffenden Nationen als politisch organisierte Gemeinschaft und Einheit mit einem gemeinsamen Vaterland für die Dauer des vierten Äons gemeint. Somit beinhaltet das äonische Leben die verheißene Nutznießung (Mt 25:34) der Segnungen, des Wohlstands und Friedens, den die zur Rechten des Königs zusammen mit Seinem gesegneten Volk Israel im Millennium als Losteil empfangen werden. Solcherart ist das äonische Leben, das ganzen Nationen zugesagt wird für das Königreich Christi auf dieser Erde.

In Verbindung mit Jesu Ausspruch in Joh 17:2-3 beinhaltet das äonische Leben auch Gotteserkenntnis . Und tatsächlich werden die Nationen Gotteserkenntnis lernen im kommenden Königreich Christi und zur Anbetung geführt werden; davon weissagen oftmals die Propheten und Psalmisten (Jes 66:23; Zeph 2:11b; Sach 14:16; Ps 66:4; Ps 67:3.5; Ps 86:9 u.a.)

Den einzelnen Volksgenossen dieser Nationen ist damit aber keineswegs unauflösliches Leben verheißen, sondern sie werden den Segen in irdischen, sterblichen Körpern genieße, da sie zu jenem Zeitpunkt noch nicht lebendig gemacht sind.

Außerdem hat der Herr auch Seinen gläubigen Jüngern äonisches Leben verheißen mit den Worten (Mk 10:30; Lk 18:30): „...in dem kommenden (vierten) Äon, äonisches Leben.“ Diese werden als aus den Toten Auferstandene und Lebendiggemachte im kommenden Äon leben, und auf zwölf Thronen sitzen, und die zwölf Stämme Israels richten und regieren (Mt 19:28). Demnach genießen die zwölf Apostel der Beschneidung ihr künftiges Auferstehungsleben nicht wie wir im Himmel sondern auf der Erde, zusammen mit den übrigen Seines Bundesvolkes, denen aufgrund des Glaubens (Joh 3:15c.16.36; Joh 5:24 u.a.) äonisches Leben zugelost wird. Da der kommende Äon gleichlaufend ist mit dem Tausendjährigen Königreich Christi, können wir aus dessen Weissagung entnehmen, dass der Herr mit Seinen Verheißungen vorerst nicht über die grenze Seiner irdischen Königsherrschaft hinausging. für die Juden bildete der Begriff „äonisches Leben“ geradezu die Zusammenfassung ihrer Erwartung des kommenden Königreichs des Messias. Er hielt Sich ganz an die fortschreitende Entwicklung der göttlichen Heilsordnung. Das den Heiligen aus Israel verheißene äonische Leben erstreckt sich überdies auch noch auf den fünften Äon und mündet schließlich in der Vollendung auch ins unauflösliche Leben ein.

Das ganzen Nationen in Aussicht gestellte äonische Leben entspricht auch nicht demjenigen, das der Herr den einzelnen herausgerufenen Glieder der Körperschaft Christi aus allen Völkern der Erde als Gnadengabe (Röm 6:23) verheißen hat. Denn welche ein tiefgreifender Unterschied wird darin offenbar, dass wir gemäß 1Thes 4:14-17 sofort und bedingungslos unsterbliches Leben erhalten und zu unserem Herrn in Wolken in die überhimmlische Herrlichkeit entrückt werden. Dementsprechend stehen wir weder zeitlich noch örtlich in irgendeiner Beziehung zum Gericht vor dem Herrlichkeitsthron wie oft betont wird; denn unsere Entrückung geschieht vor der großen Drangsal, aus den Vorwehen des kommenden Zornes (1Thes 1:10).

Das Strafurteil

Und nun hören wir das Urteil derer zur Linken. Wenn der Herr schon die Belohnungen derer zu Seine Rechten nur für die Dauer des Königreich-Äons gab, wird Er nun andererseits das Strafmaß über diese Grenze hinaus ziehen oder gar endlos andauern lassen? Es ist doch ganz offensichtlich, dass Gott niemals mit der Strafe dermaßen von der Zeitdauer der Belohnungen abweichen wird. Vielmehr stimmen Züchtigung und Nutznießung des Losteils vom irdischen Königreich darin überein. Und dieses Reich wird nicht „ewig“ währen. Es kommt zum Abschluss ehe der Widerwirker die Nationen zur letzten Rebellion gegen das Heerlager der Heiligen aufhetzt (Offb 20:7-10). In der weiteren Folge werden dann Himmel und erde im Feuer aufgelöst werden (2Petr 3:10-13).

In den üblichen Übersetzungen ist dies leider nicht ersichtlich. Da ist zu lesen, das die Verurteilten ins „ewige Feuer“ kommen (Mt 25:41) und darin „ewige“ Pein erdulden werden (Mt 25:46). Diese Tatsache wollen wir noch erhärten durch die Gegenüberstellung der einschlägigen Bibelstellen

Konkordante Wiedergabe: andere Übersetzungen:
„Herzu, ihr Gesegneten Meines Vaters! Genießest das Losteil des Königreiches, das euch bereitet ist vom Niederwurf der Welt an“ (Mt 25:34). „Kommet her, Gesegenete Meines Verters, ererbet das Reich, das euch bereitet ist von Grundlegung der Welt an (Mt 25:34).
„Gehet von Mir, ihr Verfluchten, in das äonische Feuer, das bereitet ist dem Widerwirker und seinen Boten" (Mt 25:41). „Gehet von Mir, Verfluchte, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln“ (Mt 25:41).
„Und diese werden hingehen in äonische Strafe, die Gerechten aber ins äonisches Leben“ (Mt 25:46). „Und diese werden hingehen in die ewige Pein, die Gerechten aber in das ewige Leben“ (Mt 25:46).


Hier stehen sich „äonisch“ und „ewig“ gegenüber. Wie bereits betont, kann „äonisch“ in unserer Schriftstelle, wie übrigen auch nicht in anderen, „ewig“ bedeuten, sonst ergäben sich unlösbarer Widersprüche in Gottes Wort. Lasst uns daher sorgfältig den Zusammenhang der Aussagen beachten, um nicht ein unheilvolles Durcheinander anzurichten.

Das nun folgende Schema soll die Zusammenhänge nochmals verdeutlichen:

Gesegnete:
Nutznießung des (äonischen) Losteils (Mt 25:34)
Verfluchte:
äonisches Feuer (Mt 25:41)
Hingehen in äonische Strafe (Mt 25:46a)
Hingehen in äonisches Leben (Mt 25:46a)

Bei dieser spiegelbildlichen Darstellung stehen einander und sich entsprechend ergänzend gegenüber: Nutznießung = äonisches Leben und äonisches Feuer = äonische Strafe. Diese Tatsache des in Mt 25:31-44 aufgezeichneten Gerichtsbildes fasst der Herr abschließend nochmals zusammen durch die mit „wahrlich“ feierlich hervorgehobene und eingeleitete Inhaltsangabe in den Schlussversen Mt 25:45.46.

Gleich wie das äonische Leben, so wird auch das äonische Feuer für einen Äon andauern. Wie buchstäbliches Feuer wird bildlich die Strafe zur Besserung unter denen zur Linken brennen. auch ist diesen Nationen nicht unbedingt der Fortbestand zugesichert wie denen zur Rechten des Königs; denn ihnen ist nicht „äonisches Leben“ verheißen.

Wie es diesen Nationen ergehen kann, lernen wir aus der Geschichte Israels, das über lange Zeit als politisch organisiere Gemeinschaft (= Nation) aufgehört hatte zu existieren, wiewohl es als Volk weiter fortbestanden hat. Dabei musste es leiden wie im eisernen Schmelzofen Ägyptens (5Mo 4:20; Jer 11:4), das als Beispiel gegeben ist für die ganze Dauer des Verweilens der Juden unter den Nationen.

Wenn das äonische Feuer in Mt 25:41b in Beziehung zum Widerwirker und seinen Boten gebracht wird, so will uns das besagen, dass dieses Feuer vor allem für die von ihm uneingeschränkt beherrschten Nationen bestimmt ist Denn es existieren solche, die ganz ausgesprochen widerwirkerisch und widerstrebend gegen Gottes Volk eingestellt waren. Die im Antisemitismus offenkundig werdende Feindschaft trägt ganz unverkennbar satanische Züge. Insofern also Jesu die ungläubigen Zeitgenossen mit dem Widerwirker (Joh 8:44) und dem Bösen (Mt 13:38) in Beziehung setzte, so werden auch hier die Nationen zur Linken als offensichtlich vom Widerwirker und seinen Boten Inspirierte mit diesem identifiziert. In 1Tim 3:11 und Tit 2:3 werden selbst Frauen, die in ihrem Betragen zu wünschen übriglassen, Widerwirkerinnen genannt. Dass es hier nicht der Widerwirker selber sein kann, geht auch daraus hervor, dass er während der Frist, in der die Nationen die äonische Züchtigung erfahren, im Abgrund für tausend Jahre verschlossen liegt (Offb 20:10). Mithin kann er also dort gar nicht nochmals in das ihm schon bereitet Feuer gehen (Mt 25:41).

Auch darf weiter der Unterschied zwischen dem bildlichen Feuer in Mt 25 und dem wirklichen des Feuer- und Schwefelsees in Offb 20 nicht übersehen werden. In letzerem werden die ungläubig verstorbenen Menschen als Einzelwesen geworfen, um gleich aufgelöst zu werden. Bei Matthäus hingegen werden ganze Nationen lebend ins „Feuer“ geschickt, nicht um zu sterben und aufgelöst zu werden, sondern im Gegenteil, um die äonische Züchtigung zur Besserung zu erdulden. Schon allein diese unterschiedliche Zielsetzung und Auswirkung des Feuers verbietet eine Gleichstellung der beiden Gerichte.

Fehlauslegungen

Vielfach sieht man in den Versen Mt 25:41 und Mt 25:46 das Endgericht mit einem endgültigen, unwiderruflichen Urteil über alle Gottlosen. Dabei betrifft es nur die bei Christi Wiederkunft als König und Richter noch lebenden Nationen, und zwar als solche allein, während sich der weitaus größere Teil der ungläubigen Menschheit noch im Tod befindet und der Auferweckung vor dem großen weißen Thron in Offb 20:12 harrt.

Mit „ewig“ an Stelle von „äonisch“ wird die biblische Zeitangabe aufgehoben und die zwei auf den gegenwärtigen dritten Äon folgenden äonischen Zeiten übersprungen. Ohne weiteres geht man in das unendliche Gebiet der absoluten Ewigkeit, über die uns Gott noch keine Offenbarung geschenkt hat, außer der einen, dass Er dann alles in allen sein werde.

Weiter kommt hinzu, dass man mit diesem falsch übersetzten Ausspruch „ewiges“ Leben und „ewige“ Pein alles von der Ausführung oder Unterlassung guter Werke abhängig macht. Die Grundlage des allein rettenden Glaubens an Christus den Gekreuzigten und Auferstandenen ist damit ausgeschaltet und an dessen Platz werden Werke der Nächstenliebe gesetzt; also Menschenwerk an Stelle des allein rettenden Gotteswerkes auf Golgatha. Damit wird aber die ganze Heilslehre vom einzigartigen Wert des Opfers Christi zur vollgültigen Errettung umgestoßen und zunichte gemacht! Deshalb steht auch vom rettenden Glauben überhaupt kein Wort in Mt 25.

Als letztes kommt noch eine ganz unheilvolle Schlussfolgerung aufgrund des Wortes „ewig“ hinzu. Viele meinen, sie könnten damit die an die Allaussöhnung Glaubenden in die Enge treiben, und sie zur Annahme der Lehre von der ewigen Verdammnis bringen. Denn, so wird gefolgert, setzt man „äonisch“ für „ewig“, so hat nicht nur das Gericht einen Abschluss, sondern ebenso das künftige Leben der Gläubigen! Doch unser zukünftiges Leben heißt deshalb „äonisch“, weil es schon während der Äonen genossen wird, da noch der Tod gegenwärtig sein wird. Kommen diese zum Abschluss, so fließt unser äonisches Leben in das „ewige“ über, denn zu jenem Zeitpunkt wird auch der Tod als letzter Feind beseitigt sein. Dieses unauflösliche, immerwährende ewige Leben werden dann ausnahmslos alle Menschen geschenkweise erhalten, selbst die, welche vormals ungläubig waren. Dafür hat uns Gott in Seinem glaubwürdigen Wort unumstößliche und unverbrüchliche Verheißungen gegeben.

Aus der eingangs erwähnten sinnlosen Schlussfolgerung ergäbe sich zudem folgerichtig der Grundsatz: Den Gläubigen wäre nur dann endloses ewiges Leben gewährt, wenn geradeso die Ungläubigen im Gegensatz dazu ewige Pein erduldeten! Auf solcher Grundlage sein unauflösliches Leben der Herrlichkeit aufzubauen ist aber wahrlich nicht der Gesinnung Jesu Christi entsprechend, der am Kreuz um Vergebung fr Seine ärgsten feinde gebetet hat. - Selbst die Annahme einer schließlichen Vernichtung der Qual Leidenden ändert nichts an der grauenvollen Konsequenz dieser unbarmherzigen Annahme. Würde nämlich dieser Fall tatsächlich eintreffen, so wäre auch das ewige Leben wieder in Gefahr, denn wir können dem Wort „ewig“ nicht zwei verschiedene Maßstäbe anlegen! - vielmehr muss man wie die Edomiter sein Erbarmen ersticken (Am 1:11), um die Milliarden von Menschen so leichtfertig einer Verdammnis zu übergeben, in der sie endlos im Verbrennungsschmerz des ewigen Feuers jammern und mit den Zähnen knirschen!

Welch ein gnadenvolles Zeitmaß liegt dem gegenüber im von Gott gegebenen Urtextwort „Äon“ bzw. „äonisch“. Es ist deshalb verständlich, dass gewisse Verkündiger dieses Wort fürchten, ja sogar hassen und davor warnen. Aber die Wahrheit bricht sich dennoch langsam und sicher Bahn. Denn Gott hat mit ganz deutlichen Verheißungen auch den Nichtauserwählten die Rettung zugesichert. Selbst im äonischen Gerichtsurteil von Mt 25:46 ist sie offensichtlich, eben durch die äonische Begrenzung.

Zwei Strafverfahren

Die Heilige Schrift belehrt uns über zwei göttliche Strafarten. Sie sind mit ihren Unterschieden in der Stichwortkonkordanz der Konkordanten Wiedergabe Seite 364 unter „Ahndung“ gr. „timora“ und Seite 583 unter „Strafe“ = „kolasis“ aufgeführt. Mit der Ahndung wird Gottes Rache nehmendem Zorn Genüge getan. Sie ist zur Bestrafung (s. Seite 392 die Anmerkung zu „bestrafen“), d. h. Seiner strengen Abrechnung mit den Sündern. Das zweite Verfahren - mit Strafe übersetzt - dient zur Besserung und ist zu unterscheiden von Ahndung. Das griechische Wort „kolasis“ könnte demzufolge noch genauer mit „Züchtigung“ wiedergegeben werden, denn sie gereicht dem Gezüchtigten zur Hinwendung zum Guten. Dieser Grundsatz liegt selbst dem menschlichen Gerichtswesen zugrunde, das mit dem Strafvollzug eine solche Endabsicht verfolgt. Dieses Bestreben kommt mit dem Wort „Zuchthaus“ zum Ausdruck. Die verdorbenen Menschen sollen wieder zu guten erzogen werde, Aber in wie wenigen Fällen wird dieses Ziel erreicht! Wenn demgegenüber Gott Seine Menschenkinder in Seine heilsame Züchtigung nimmt, dann erreicht Er zweifellos Seine erziehende Absicht.

Dabei bleibt ungeschmälert bestehen, dass diese verurteilten Nationen im Königreich mit eiserner Keule regiert werden. Dann hat Israel eine absolute Vormachtstellung über alle Nationen (Jes 60:1ff. u.a.), und Jewe bringt das Tun derselben auf ihren Kopf zurück. Denn an jenem Tag wird von Zion das Gesetz (= Rechtsprechung) ausgehen und von Jerusalem das Wort Jewes. Und Er wird richten zwischen vielen Völkern und Recht sprechen mächtigen Nationen bis in die Ferne (Mi 4:2b-3a; Jes 2:3b-4a). Um Seinem Wort Achtung zu verschaffen, gebraucht der Herr dann in jenem Äon eine Zuchtrute besonderer Art. So kündet der Prophet Sacharja, dass über die Nation, die nicht jährlich zum Laubhüttenfest nach Jerusalem hinaufziehen wird, kein Regen kommen werde (Sach 14:16-19). Die in der Folge hereinbrechende Dürre wird wie Feuer das Land verzehren und die widerspenstige Nation versengen (Joe 1:17-20). Und Jesaja weissagt, dass die Nation und das Königreich, das sich beharrlich weigert und Israel nicht dienen will im Millennium, umkommen und wüst werden soll (Jes 60:12). Da dieses Mittel der Züchtigung während der ganzen Dauer des Tausendjährigen Reiches in Kraft sein wird, heißt es äonische Strafe. Alsdann wird Israel - bildlich - ein Feuerofen für die verfluchten Nationen sein (Ob 1:18), wie es gleichweise vormals Ägypten für dieses Volk war (Ps 97:3; 5Mo 4:20). Mit all diesen Aussagen it uns der Weg zum rechten Verständnis des äonischen Feuers sowie der äonischen strafe (= Züchtigung) der Nationen in ihrer Gesamtheit gewiesen (= Züchtigung) der Nationen in ihrer Gesamtheit gewiesen. Dasselbe Los ist vordem Israel vorbildlich widerfahren (Joe 1:17-20; Kla 2:3 u.a.)

Nachdem wir den gottgegebenen Sinn des äonischen Feuerst als auch der äonischen Züchtigung zur Besserung der Nationen erkennen durften, wenden wir uns einer weiteren Gerichtsaussage zu, die gleichfalls meist falsch ausgelegt wird. Es ist diejenige in Mk 9:43-49.

Lies weiter:
5. Das Gericht der Gehenna