Das Gericht der Gehenna

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Erde und Menschheit in Gottes Heilswalten
von Mathias Jaegle u. Mitarbeitern (1977)
aus der Reihe: Christi unausspürbarer Reichtum

Abschrift mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Gross (+ Dez. 2022), Balingen
Dort als Schrift noch erhältlich

Siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Erde und Menschheit in Gottes Heilswalten

II. Gottes Heilsweg mit der Menschheit

5. Das Gericht der Gehenna

In diesem Kapitel steht besonders das Wort „Hölle“ (Mk 9:43.45.47) im Vordergrund. In solchen Fällen ist es empfehlenswert nachzusehen, wie ein diesbezügliches Wort im Urtext heißt. Dabei sind die Gläubigen begünstigt, die ein Konkordante Wiedergabe des N.T. mit Stichwortkonkordanz (SK) besitzen. Anstatt „Hölle“ finden sie an den einschlägigen Stellen „Gehenna“. Weiter erfahren sie Seite 452 zu diesem Wort folgende Erklärung: „Gehenna (hebräisch: Schlucht von Hinnom), die Schlucht unmittelbar unterhalb Jerusalems, wo der Abraum der Stadt verbrannt wurde.“ Allein schon diese Erläuterung über das Urtextwort Gehenna macht die sog. „Höllenlehre“ hinfällig und als ganz außerhalb des Wortes Gottes stehend offenbar. Weiter schöpfen wir das Verstehen können des vom Herrn gezeichneten Gerichtsbildes in Mk 9 aus der einzigen Parallelstelle, die es dazu im A.T. gibt.

„Und es wird geschehen: gemäß der monatlichen Quote in ihrem Monat und der Sabbatquote an ihrem Sabbat soll alles Fleisch kommen, um anzubeten vor Mir in Jerusalem, sagt Jewe. Und dann gehen sie hinaus und sehen die Leichen der Menschen, die da übertraten gegen Mich. Denn ihr Wurm soll nicht sterben! Und ihr Feuer soll nicht gelöscht werden! Und so werden sie zum abstoßenden Anblick allem Fleisch“ (Jes 66:23-24).

Als Erklärung hierfür zitieren wir aus unserer vergriffenen Schrift:

Die Gerichte Gottes

„Dieses Gericht steht in einem Kapitel, welches vom Königreich handelt. Neumonde und Sabbate, die dann wieder im Vordergrund stehen, bringen es unverkennbar mit Israel in Verbindung. Mit der Stätte der Anbetung kann nur Jerusalem gemeint sein. Die Stadt des großen Königs wird in demselben Kapitel noch etliche Male erwähnt (Jes 66:6.10.13.20). Im Tausendjahrreich werden nach den prophetischen Aussagen auch die Nationen zur Anbetung dorthin ziehen. Aber sie werden dann noch etwas anderes tun. Sie gehen aus Jerusalem hinaus an einen in der Nähe liegenden Ort, wo sich eine Gerichtsstätte befindet. Und was sehen sie da? Leichname hingerichteter Menschen, die unbeerdigt daliegen und von Würmern und Feuer verzehrt werden. Es sind Menschen, die von Gott abgefallen waren und mit dem Tode bestraft wurden - ein abstoßender Anblick für die sie Betrachtenden. So bestätigt auch dieses prophetische Bild, dass es im Königreich noch Abfall geben wird, d.h. Menschen, die sich bewusst von Gott abkehren.

Dieses zukünftige Gerichtsbild kann nur durch Vertrautsein mit all dem v erstanden werden, was sich schon früher an diesem Ort zugetragen hatte. Vor Jerusalem gab es ein Tal, genannt Tal der Söhne Hinnoms. Nach Jer 7:31 hatten sich die Juden dort Höhen gebaut, um ihre Kinder dem Götzen Moloch zu opfern (2Kö 23:10; Jer 19:5). Die Stätte erhielt dann den Namen Tophet, ,was soviel heißt wie Gespei, Gräuel, daher auch schon bei dem durch Nebukadnezar ausgeführten Gericht zu einer Richtstätte Seines untreuen Volkes gemacht (Jer 19:6; Jer 7:33). Ja, ausgerichnet dort an jener Südenstätte gab Er sie so dem Schwert ihrer Feinde preis, dass dieses Tal Würgetal genannt wurde, weil dort so viele ums Leben kamen. Dazu geschah noch, was dem Juden besonders schrecklich war, dass die Leichname entweder an der Gräuelstätte oder überhaupt nicht begraben wurden. So lagen sie dann da, den Vögeln u nd denm Tieren zur Speise, und ausdrücklich heißt es, dass diese niemand von ihrem Fraß wegscheuchen wird (Jer 7:33).

Wenn später den Juden Jes 66:23-24 in der Synagoge vorgelesen wurde, brauchten sie keine Auslegung dazu; denn sie wussten, dass damit das vor Jerusalem liegende Tal der söhne Hinnoms - später die Gehenna genannt - gemeint sei. Ohne weiteres war es ihnen klar, dass Gott dasselbe in der Zukunft nochmals als Richtstätte benutzen werde. Das alles konnten die Juden damals umso besser verstehen, weil dieser Ort noch immer als Schuttabladestelle diente, und man sogar hingerichtete Verbrecher dort unbegraben hinwarf und dem Fraß der Würmer preisgab. Durch Feuer suchte man diesen Unrat zu vertilgen, und weil dieses dauernd neue Nahrung erhielt, ,schwelte es ohne Aufhören und ging nie aus.

Wie die Propheten, so hat auch der Herr nicht nur von den mSegnungen des Königreiches gesprochen, sondern auch von den darin stattfindenden Gerichten. Er hat die von ihnen gemachten Gerichtsaussagen aufgenommen, weitergeführt und auch erweitert. Ja, sehr stark hat Er den Juden das mit so tiefer Schande verbundene Gericht im Tale der Söhne Hinnoms (Gehenna) vorgehalten.

Die Nichtbeachtung des Zusammenhangs

Leider hat die übliche Übersetzung Seiner Worte den Zusammenhang mit Jes 66:24 gänzlich verdeckt und eine der Bibel fremde Vorstellung entstehen lassen. bei sämtlichen Aussagen des Herrn wird diese Stätte kurzweg „die Hölle“ genannt, auch mit dem Beisatz: „die Hölle des Feuers“ und „das Gericht der Hölle“ (Mt 5:22.29.30; Mt 10:28; Mt 23:33; Mk 9:43.45.47; Lk 12:5). Die gesamte Christenheit der beiden großen Konfessionen bis hinein in die Gemeinschaftskreise versteht unter Gehenna den Ort des „ewigen Feuers“, darin Satan und die Verdammten endlos gequält werden. Diese Auffassung schaut auf eine so lange Tradition zurück dass sie wie ein mächtiges, unumlegbares Bollwerk dasteht. Doch erfreulicherweise tauchen bereits hier und da Ausleger auf, welche sich nicht scheuen, das Wort „Hölle“ als irreführende Übersetzung des Urtextes hinzustellen.

„Hölle“ erscheint in den meisten Bibeln als Übersetzung von mehreren Urtextes, vor allem von „Hades“ (Ungewahrtes) und „Gehenna“; in der Konkordanten Wiedergabe werden sie einheitlich übersetzt. Das letztere Wort stammt aus dem Hebräischen und bezeichnet die „Schlucht von Hinnom“. Also hat der Herr von keinem andern Gericht geredet, als von dem schon durch Jesaja geweissagten (Jes 66:24). Diesen Zusammenhang zu erkennen, ist eben nur vermittels einer wortgetreuen Übersetzung möglich. „Hölle“ hingegen hüllt das ganze Geschehen in Dunkel und hat zu ganz schriftwidrigen Auslegungen geführt.

Jesu Aussagen über die Gehenna

Wie ein Edelstein in seine Fassung, so passt das Gerichtsbild von der Gehenna (Mk 9) in den Rahmen der Rede des Herrn. Er spricht vom Eingehen ins Königreich zu den um Ihn versammelten jüdischen Volksgenossen, welches Er immer noch als nahe bevorstehende darstellt. Doch hält Er dabei den Zuhörern mit dem drastischen Bild vom Glieder abschneiden vor, dass man, anstatt die Segnungen des Königreichs zu erlangen, durch ungelöste sündige Gebundenheiten, die durch die entsprechenden Körperteile, wie Auge und Hand, verübt werden, in die Gehenna geworfen werden könne (Mt 18:8-9; Lk 17:1-2). (Wiederum ein Bild, das man unter Gläubigen heute zu Unrecht auf unseres jetzige Verwaltung überträgt und anwendet.) Eine solche Sünde, die in dieses Gericht führt, nennt Er auch in Mt 5:22. Den widerspenstigen Schriftgelehrten und Pharisäern schleudert Er furchtlos entgegen, dass sie nicht dem Gericht der Gehenna entfliehen werden (Mt 23:33).

Hingegen spricht Er denen, welchen um ihres Glaubens willen Leiden bevorstanden mit Lk 12:4-5 zu: „Ich aber sage euch, Meinen Freunden, fürchtet euch nicht vor denen, die da töten den Körper und nach diesem darüber hinaus nichts mehr zu tun haben. Ich werde euch aber anzeigen, wen ihr solltet fürchten. Fürchtet den, der nach dem Töten Vollmacht hat in die Gehenna zu werfen. Ja, Ich sage euch, diesen fürchtet!“ (s. auch Mt 10:28).

Wer also um des Glaubens willen gar als Märtyrer vor dem Anbruch des Millenniums getötet wurde, der brauchte k eine Furcht vor dem Verlust der Segnungen derselben zu haben, denn diesem war die Auferstehung für das Königreich gewiss. Nicht so der, der um seiner Sünde willen getötet werden und anschließend in die Gehenna geworfen wird. Im Bericht des Matthäus wird zusätzlich noch die Seele erwähnt, die getötet wird, um die ganze Tragweite dieses Gerichts zu beleuchten. Dabei ist die Seele bei diesen Getöteten ein Bild für das Wahrnehmungsvermögen und das Lebensbewusstsein, das umgebracht = ganz aufgelöst wird. Gerade dieses ausgelöschte Wahrnehmungsvermögen ist aber unumgänglich notwendig, um die greifbaren augenfälligen und gefühlsbetonten Segnungen des irdischen Königreiches genießen zu können. Und da die in die Gehenna Geworfenen kein Teil haben an der ersten Auferstehung - die kurz nach Anbruch des Millenniums sein wird -, erleben sie auch nicht die Auferweckung der Seele als Wiederherstellung des Lebensbewusstseins.

Nächst dem Zuspruch gibt der Herr mit diesen Worten den genauen Vorgang des Gerichtes der Gehenna an. Zuerst wird der Körper getötet, und erst darauf wird derselbe als Leichnam in die Gehenna geworfen. Es ist also kein Gericht, in welchem die sich darin bEfindenden leiden, denn sie sing ja tot. Ebenfalls ist ohne nähere Erklärung gut zu verstehen, dass dies irdische Gerichtsstätte gar keine endlose Dauer haben kann. Selbst wenn sie vom Herrn „äonisches Feuer“ genannt wird (Mt 18:8), ist damit nur angezeigt, dass dieses Feuer einen gesamten Äon andauern wird. Für das Aufhören gibt die Schrift einen triftigen Grund an: Wenn nämlich nach Abschluss des Tausendjahrreiches die Erde durch Feuer aufgelöst wird (2Petr 3:10-13), so wird in dieser Glut auch die Gerichtsstätte in der Schlucht Hinnom zerschmelzen und sich auflösen.“

Im Zusammenhang mit der Gehenna, möchten wir noch ausdrücklich hervorheben, dass dieses Gericht keinerlei Beziehung zu demjenigen vor dem Herrlichkeitsthron in Mt 25:31 steht. Dort sind es Nationen - hingegen in das buchstäbliche Feuer der Gehenna werden wohl nur von Gott abgefallene Juden geworfen, die eine Sünde zum Tod verübt haben. Denn da gibt es noch Sünde zum Tod: „... nicht von jener sage ich, dass er ersuche“ (1Jo 5:16b).

Vergleichen wir dieses wirkliche Gerichtsbild über die Gehenna mit der daraus gemachten endlosen Höllenqual, so stellen wir fest, dass auch diese biblische Wahrheit, gleichermaßen wie die vom Gericht in Mt 25, keiner schlimmeren Verzerrung und Entstellung hätte anheimfallen können. Außerdem reicht der damit angerichtet Schaden im Erkenntnisbereich der Gläubigen noch weiter; denn mit dem Feuer der Gehenna auf der wiederhergestellten Erde vermittelt uns Gottes Wort ein Bild über den See des Feuers in der Offenbarung. Da aber die Gehenna als Vorstufe des Feuersees vollständig entstellt gelehrt wird, so geschieht das auch mit dem Endgericht, auf das wir nun eingehen.

Lies weiter:
6. Das Endgericht