Das Endgericht

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Erde und Menschheit in Gottes Heilswalten
von Mathias Jaegle u. Mitarbeitern (1977)
aus der Reihe: Christi unausspürbarer Reichtum

Abschrift mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Gross (+ 20.12.2022), Balingen
Dort als Schrift noch erhältlich

Siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Erde und Menschheit in Gottes Heilswalten

II. Gottes Heilsweg mit der Menschheit

6. Das Endgericht

Das Gericht über sämtliche Ungläubigen

Zur Einführung folgt der konkordante Text zu Offb 20:12-15: "Und ich gewahrte die Toten, die Großen und die Kleinen, stehend angesichts des Thrones. Und Rollen wurden geöffnet. Und eine andere Rolle ward geöffnet, die da ist des Lebens. Und es wurden gerichtet die Toten aus dem, das geschrieben ist in den Rollen, nach ihren Werken. Und es gibt das Meer die Toten her, die in ihm sind, und der Tod und das Ungewahrte geben die Toten her, die in ihnen sind. Und sie wurden verurteilt, ein jeglicher nach seinen Werken. Und der Tod und das Ungewahrte wurden geworfen in den See des Feuers. Dieser Tod ist der zweite - der See des Feuers. Und wenn jemand nicht ward gefunden in der Rolle des Lebens geschrieben, der ward geworfen in den See des Feuers.“

In gedrängter Kürze ist hier eines der gewaltigsten Ereignisse gezeichnet, das nach Abschluss des Tausendjährigen Königreiches stattfinden wird. In der Tat ein tief beeindruckendes Geschehen, die Auferweckung sämtlicher nicht auserwählter Menschen, deren Zahl in die Milliarden und Abermilliarden gehen wird! Es ist die vom Herrn in Joh 5:29 verkündigte Auferstehung zum Gericht.

Auferstehung zum früheren Stand

Zu dieser Auferweckung kann man die Frage in 1Kor 15:35 stellen: Mit welchem Körper kommen sie? Die Antwort erteilt uns der Prophet Hesekiel mit den Sodomitern und Samaritern - die auch vor dem weißen Thron stehen werden -: „Sie werden zu ihrem früheren Stand zurückkehren.“ Daraus ist ersichtlich, dass diese Menschen auferweckt werden zu solchen, wie sie ehedem waren im sterblichen, seelischen Körper, dieweil sie im Gericht Drangsal zu erdulden haben (Röm 2:8-9).

In diesem sterblichen Zustand stehen dann alle Menschen, die zuvor im Unglauben und in der Sünde gelebt haben, die Großen und die Kleinen, vor dem weißen Thron, auf dem Christus als Richter sitzt. Ja dort harren ausnahmslos alle Sünder mit ihren Verfehlungen, die in Röm 1:29-31 aufgezählt sind, des Gerichtsspruchs. Angesichts des verherrlichten Christus wird es wohl bei diesen Menschen zuerst ein heilloses Erschrecken geben, das sich aber durch das göttliche Gerichtsprinzip doch noch als heilsam erweisen wird.

Verurteilung nach Werken

Der Grundsatz, nach dem diese Menschen ingesamt gerichtet werden, heißt: „Und sie wurden verurteilt, ein jeglicher n a c h seinen W e r k e n“ (Offb 20:13). „Und es wurden gerichtet die Toten aus dem, was geschrieben ist in den Rollen, nach ihren W e r k e n“ (Offb 20:12).

So wie Christus auf dem Herrlichkeitsthron zu Beginn des Millenniums die dort versammelten lebenden Nationen in ihrer Gesamtheit nach Werken gerichtet hat, wird Er gleicherweise die vor dem großen weißen Thron versammelten Menschen, die nicht in der Rolle des Lebens verzeichnet sind, als Einzelwesen richten. Daher geht es nicht an, zu sagen diese Verurteilten seien selber schuld, denn sie hätten in ihrem Leben Christus nicht als ihren Erlöser angenommen; deshalb würden sie lebendig in den Feuersee geworfen, um gar „ewige“ Pein zu leiden.

Ursache des Fehlens von Glauben

Der Glaube der Auserwählten Gottes (Tit 1:1) ist eine bedingungslose Gnadengabe Gottes, die durch Seinen heiligen Geist bewirkt ist. Jesus Selbst sprach diese Wahrheit in Joh 6:29 aus: „Dies ist das Werk Gottes, auf dass ihr an den glaubet, den derselbige ausschickt.“ Und dass nur die vom Vater zum Sohn Gezogenen zu Ihm kommen können, betont Er ausdrücklich in den Versen Joh 6:44 und Joh 6:65. Selbst Joh 6:37 beinhaltet diese Tatsache. Aber umgekehrt sagt der Herr auch (Mt 11:27), dass niemand den Vater erkennen kann, dem es nicht vom Sohn enthüllt wird.

Überdies bekunden die folgenden göttlichen Aussprüche unzweifelhaft die Wahrheit, dass der Glaube der Auserwählten nicht von diesen stammt, sondern als Gabe empfangen wird, welche sie zu Glaubenden an Jesus Christus den Erlöser macht: Apg 3:16; Apg 15:11; Apg 18:27; Eph 2:8-9; Eph 6:23; 2Petr 1:1; Jud 1:3. Dass nicht alle Menschen im irdischen Dasein diesen Glauben von Gott erhalten, ist in 2Thes 3:2 mit den Worten bezeugt: „...denn nicht aller Teil ist der Glaube.“

Mit der ersten durch Papulus zum Glauben geführten Europäerin, wird uns vor Augen gestellt, dass dem Glauben-können eine Tat Gottes voran gehen muss. Bei der Wortverkündigung des Apostels „tat ihr der Herr das Herz auf, acht zu geben auf das, was von Paulus gesprochen wurde“ (Apg 16:14). Dazu passt der Ausspruch in Röm 9:16. „Demnach nun ist es nicht von dem, der da will...“ (s. auch Vers 18). Also ist das heutige Heil nicht durch menschliche Willensanstrengung zu erreichen, diese kann erst danach einsetzen, wenn der Herr das Herz aufgetan hat.

In Verkennung dieser Tatsache schreibt ein Evangelist - der trotzdem schon vielen zum Segen wurde - wo er sich an den ungläubigen Menschen wendet: „Tu doch dem Herrn das Herz auf, wie es die Lydia tat!“ In Wirklichkeit hat aber der Herr der Lydia das Herz für die rettende Botschaft geöffnet.

Die evangelische Christenheit und die Gemeinschaften dürften sich wieder neu besinnen auf des Reformators Dr. Martin Luther’s „Erklärung des dritten Artikels des zweiten Hauptstücks“ und diese beherzigen: „Ich glaube, dass ich nicht aus eigener Vernunft noch Kraft an Jesum Christum, meinen Herrn glauben oder zu Ihm kommen kann. Sondern der heilige Geist hat mich durch das Evangelium berufen, mit seinen Gaben erleuchtet, im rechten Glauben geheiligt und erhalten.“ Diese Worte enthalten klar die Wahrheit von Röm 9:16.

Das Gerichtsprinzip vor dem großen weißen Thron

Das will nun aber nicht besagen, dass die Menschen vor dem weißen Thron frei ausgehen. O nein! Dort richtet Gott auf Grund der Werke, die der sicht- und greifbare Ausdruck der Gesinnung des Herzens sind. Es sind ihre vollbrachten Taten, mit denen sie Ihn verleugnet haben, die des Menschen Einstellung zu ihrem Gott als Schöpfer offenbaren. Dieserhalb sind sie unentschuldbar (Röm 1:21), denn überein mit den Versen 19-21 ist Gott aus der Schöpfung der Welt zu erkennen. Zu diesem Wissen braucht es nicht die Gabe des Glaubens und die Erleuchtung durch den heiligen Geist. Vermittels gesunder Überlegung wird jeder dazu geführt, dass die Welt durch einen Schöpfer wurde, gerade so wie jeder Gegenstand einen Hersteller benötigt. Natürlich verhilft dieses Wissen allein weder zur Heilserkenntnis noch zur Gewissheit; auch genügt es nicht um diesem künftigen Gericht zu entrinnen. Aber in diesem Erkennen Gottes als Schöpfer wird Seine Fürsorge für die vielen nicht auserwählten Menschen offenbar. Daher wird ein Mensch, der noch an Gott als Schöpfer festhält, bessere Werke haben als ein Ihn gänzlich Leugnender. Diese Stellungnahme Gott gegenüber wird allen denen, die sich damit vor bösen Werken bewahren lassen, vor dem großen weißen Thron zum Segen gereichen. Würden aber alle Nichtauserwählten, ohne nicht zuvor durch ein ihren Werken angemessenes Gericht gegangen zu sein, einheitlich und unterschiedslos - der edle Mensch mit guten Werken wie der Räuber und Mörder -, lebendig in die Feuersee als vermeintlichen Gerichtsort geworfen, wo bliebe da die Gerechtigkeit Gottes? Der Feuersee kann deshalb niemals die Richtstätte sein, denn er wird der zweite Tod genannt. Und wir wissen aus der Schrift, dass im Tod jedes Wahrnehmungsvermögen, sei es Lust oder Qual, aufhört. Das gilt ebenso uneingeschränkt für die, welche in die Gehenna geworfen wurden, als auch für diejenigen, deren Teil im Feuersee ist. Auch wird mit Ausnahme von zweien, dem falschen Propheten und dem wilden Tier, niemand lebendig in den Feuersee geworfen (Offb 19:20).

Unterschiedliche Gerichtsurteile

Seiner Gerechtigkeit gemäß herrschen große Unterschiede zwischen den einzelnen Gerichtsurteilen. Dafür gibt uns Gott in Seinem Wort einige Beispiele. Nach Lk 20:47 werden die Schriftgelehrten ein übermäßigeres Urteil erhalten. Umgekehrt wird es Sodom und Gomorra im Endgericht erträglicher ergehen als machen Städten in Israel (Mt 10:15; Mt 11:20-24). Ähnliche Hinweise lesen wir in Lk 11:29-32.

Diese vielsagenden Zeugnisse beweisen, dass eines jeglichen Strafmaß seinen verübten Werken entsprechend sein wird. Überdies können diese Urteil niemals im Feuersee vollzogen werden, denn daselbst werden alle das gleiche Los haben.

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7. Heil durch Gericht