Die Apostelgeschichte Kapitel 3

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

Abschrift Apostelgeschichte in täglichen Andachten Band I - VI
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Dort als Schrift noch erhältlich.

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Die Apostelgeschichte Kapitel 3

Die Heilung des Gelähmten - Vers 1-12
Die zweite Predigt des Petrus - Vers 13-26

Die Heilung des Gelähmten

Apg 3:1-2

„Petrus und Johannes stiegen nun um die neunte Stunde (die des Gebets) zur Weihestätte hinauf. Da wurde ein Mann herbeigetragen, der von seiner Mutter Leib an lahm war und täglich an die Tür der Weihestätte gesetzt wurde, die man die <Verzierte> nannte, um von denen Almosen zu erbitten, die in die Weihestätte gingen.“

Wir sahen bereits im zweiten Kapitel (Apg 2:46), dass es für diese Urgemeinde des Königreichs durchaus üblich war, täglich in die Weihestätte zu gehen, insbesondere zu der Stunde des Gebets. Die Gemeinde folgte darin dem Beispiel der Zwölf, denn unser Leitvers zeigt, dass ja auch Petrus und Johannes weiter an den Bräuchen festhielten, die für jeden frommen Juden charakteristisch sind.

An der Tür wurden sie mit einem von Geburt an lahmen Bettler konfrontiert, was ja im Grunde nichts Außergewöhnliches wäre, wenn gerade dieser Bettler nicht mehr verkörpern würde, nämlich „Israel“! Wir müssen uns also der Geschichte Israels zuwenden, wenn wir das Sinnbild richtig verstehen wollen.

Der von seiner Mutter Leib an lahme Mann ist das Sinnbild für den geistlichen Zustand des Volkes Israel. Ein bisschen konnte und wollte das Volk schon laufen, doch schnell wurde es müde. Denken wir an den Auszug aus Ägypten: Als Mose und Aaron zum ersten Mal für das Volk eintraten, wurden sie von diesem gescholten mit der Begründung: Durch das Eintreten würde ihr Elend noch größer! Als dann Mose von Gottes Verheißung sprach, hörte das Volk vor lauter Seufzen und Angst nichts! Und als der Auszug begann, wie oft schwankte das Volk zwischen Glauben und Unglauben! Als Mose in der Wüste auf den Berg steigen wollte, um Gott zu begegnen, sagte das Volk voller Überzeugung: „Alles, was der Herr geboten hat, wollen wir tun!“ Doch noch bevor Mose wieder zurück kam, tanzte das Volk bereits um das goldene Kalb – in seinem Glauben war das Volk Israel von seiner Geburtsstunde an lahm, es war unfähig, allein im Glauben vor Gott zu wandeln! Das ist das Bild des Bettlers!

Apg 3:3

„Als er Petrus und Johannes gewahrte, die sich anschickten, in die Weihestätte zu gehen, suchte er ein Almosen von ihnen zu erhalten.“

Über die buchstäbliche Bettelei des Lahmen ist kaum etwas zu sagen, aber über das Sinnbild, das er verkörpert, schon mehr. Wir fahren also mit den gestrigen Aussagen fort, wobei wir dem gestrigen Leitvers noch etwas anfügen wollen:

Der Lahme wurde von seinen Volksgenossen bis zur Eingangstür getragen, welche die „Verzierte“ hieß. Diese Türbezeichnung kann man vom Urtext her auch als „die schöne Jahreszeit“ übersetzen, womit jene Zeit gemeint ist, wo die Früchte reif sind; im übertragenen Sinn bedeutet also jene Tür „zur Reife und Vollendung kommen“! Auf unseren Lahmen bzw. auf das Volk Israel übertragen bedeutet dies: Man trug den Lahmen nur bis an die Tür der Reife und Vollendung, nicht durch die Tür hindurch, oder: Das Volk Israel kam gleichsam nur bis zu dieser Tür, aber nicht weiter.

Schauen wir den Lahmen weiter an: War er kein Bild des Jammers? Jahr für Jahr war ihm der Eintritt durch die Tür verwehrt, er konnte nicht die Gegenwart Gottes im Tempel erleben, stattdessen lud man ihn einfach davor ab, um Almosen zu erbetteln. Und Israel? Ist nicht auch dieses Volk ein Bild des Jammers? Infolge seines Unglaubens waren seine Augen geblendet, trotz all der Gesetze und Rituale konnte es nicht erkennen, dass gerade diese auf den Messias wiesen und in die Gegenwart Gottes führten, der geistliche Segen blieb also gering, es waren, gemäß unserem Leitwort, Almosen, die hie und da abfielen.

Petrus und Johannes stellen das Wort Gottes dar, die zu dem Lahmen kommen. Doch anstatt zu bitten, durch die Tür der Reife und Vollkommenheit getragen zu werden, bittet der Lahme (das Volk Israel) nur um Almosen, das heißt, Israel begnügt sich mit geistlichen Almosen, anstatt in die Gegenwart Gottes zu treten!

Apg 3:4

„Petrus aber, der ihn ebenso wie Johannes fest ansah, sagte zu ihm: Blicke uns an!“

Wir möchten heute im Blick auf die Almosen doch noch ein Wort in die heutige Zeit anmerken, also weg von Israel und hin auf uns schauen: Suchen nicht auch zur Körpergemeinde Christi Jesu Berufene leider nur zu sehr mehr Almosen, als zur Reife zu gelangen? Wird nicht nur zu oft fast schon gierig nach Wundern und Zeichen Ausschau gehalten? Sucht man nicht unbedingt nach der Wassertaufe, nach guten Werken, um in den Himmel zu kommen? All das und vieles mehr sind Almosen, und nicht mehr! Und wie viel Köstlichkeiten hätte das Wort Gottes für uns bereit, wenn wir nur eintreten würden! „Christus“ gilt es zu suchen, aber nicht den irdischen Herrn, sondern den zur Rechten Gottes erhöhten Christus Jesus! In Ihm wohnt die gesamte Vervollständigung der Gottheit körperlich … lies Kol 2:9 ff. Wollen wir uns bei diesen köstlichen Aussagen wirklich nur mit Almosen begnügen?

Doch zurück zu dem Lahmen und dem Volk Israel, welches er verkörpert: Der Lahme gewahrte die beiden Apostel, die den Tempel betreten wollen. Auch das Volk Israel gewahrte (und auch hierin ist der Gelähmte ein Symbol) 40 Jahre lang in der Wüste Gottes Wort, doch wir wissen, dass das Volk im Unglauben geblendet blieb; es gewahrte und – bat lediglich um Almosen! Der Lahme (das Volk Israel) hatte keine Ahnung, zu welchen Taten (zu welchem Reichtum) die beiden Apostel (Gottes Wort) fähig waren!

Haben wir eine Ahnung von dem Reichtum, was vor uns liegt? Wissen wir, dass wir mit jedem geistlichen Segen inmitten der Überhimmlischen in Christus gesegnet sind? Lassen wir doch immer wieder jene mehr als gewaltigen Worte in Eph 1:3-14 auf uns einwirken, die uns in die Reife und Vollkommenheit unseres geistlichen Besitztums führen – und alles „in Ihm, unserem Herrn und Haupt!“

Apg 3:5

„Da hatte er acht auf sie in der Hoffnung, etwas von ihnen zu erhalten.“

Wir schauen wieder auf Israel, welches in dem gelähmten Mann symbolisch dargestellt wird. „Blicke uns an“, wird ihm gesagt, das heißt: Richte die Augen fest auf das Wort Gottes! Und da sich das Wort unter dem Volk ja auch mit darauf folgenden Wundern und Zeichen kundtat, sollte Israel eigentlich aus seiner Verblendung aufgerüttelt werden, sein Herz sollte sich für die Erwartung des verheißenen Messias auftun, der allein imstande war, es von der Lähmung im Glauben und Wandel zu heilen, ja mehr noch, ihm die Kraft zu verleihen, in die Gegenwart Gottes zu treten.

In Jes 35:6 steht die wundervolle Verheißung für Israel: „Dann wird springen wie ein Hirsch der Lahme und jubeln des Stummen Zunge“, wird die Heilung des Lahmen jene Frommen in Jerusalem wachrütteln?

In unserem Leitvers erfahren wir, dass der Lahme auf Petrus und Johannes aufmerkte, in der Hoffnung, etwas von ihnen zu erhalten. Aber wir wollen uns auch in Petrus und Johannes hineinversetzen, die so geführt wurden, dass vor ihnen dieser Bettler abgesetzt wurde. Sie hätten seine Gegenwart als lästig empfinden und schnell vorüber gehen können, doch das war ihnen nicht möglich; auch mit einigen Münzen konnten sie den Mann nicht abfertigen – was war zu tun? Mit Sicherheit richteten Petrus und Johannes ihre inneren Blicke auf ihren Herrn und sie spürten durch den Geist gewirkt, dass sie einen gewaltigen Glaubensschritt tun mussten, hin zu dem Wagnis eines erneuten gewaltigen Wunders.

Petrus und Johannes durften auf ein sichtbares Antworten ihres Herrn hoffen, das ist charakteristisch für Israel. Für uns, die Körpergemeinde heißt es, „Glauben ohne Schauen!“ Ein bekannter Vers lautet: „Auch wenn ich gar nichts spüre, von Deiner Macht – Du bringst mich doch zum Ziele, auch durch die Nacht!“

Apg 3:6

„Weiter sagte Petrus: Silber und Gold besitze ich nicht; was ich aber habe, das gebe ich dir. Im Namen Jesu Christi, des Nazareners, wandle!“

Der Bettler hatte klingende Münzen erwartet, doch die beiden Apostel hatten nichts dergleichen zu geben, wohl aber etwas anderes: Sie waren Wegbegleiter des auf Erden wandelnden Herrn gewesen, hatten Sein Sterben wie auch Seine Auferstehung erlebt und hatten Ihn schließlich mit eigenen Augen gen Himmel fahren sehen. Auch durften sie Sein Versprechen erfahren, mit heiligem Geist getauft zu werden und die verheißene Kraft zu erhalten – das war wahrlich mehr als Silber und Gold! Was die beiden Apostel also zu geben hatten, war die Kraft des Wortes Gottes!

Wir dürfen bei dem Geschehen annehmen, dass Petrus und Johannes nicht allein waren, sondern dass viel Volk um sie war, einmal, um selbst der Gepflogenheit des Gebetes nachzugehen, andererseits in der Erwartung, noch weitere Wunder und Zeichen in der Gegenwart der Apostel zu erleben. Und was hört der Lahme, was hört das Volk? Es hörte den Namen jenes Mannes, der sich erdreistet hat, Sich als „Sohn Gottes“ zu bezeichnen, dabei kam Er ja nur aus Nazareth. Was soll also der Name dieses gekreuzigten Spottbildes? Solches oder ähnliches mag sich der Lahme gefragt haben, aber wohl auch der große Teil des Volkes, das umher stand.

Wir schauen wieder auf uns, liebe Geschwister, was sagen uns solche Worte? Was haben wir zu geben? Wir denken an die Worte Pauli in 2Kor 6:10, wo wir lesen: „ … als arm, aber doch viele reich machend, als solche, die nichts haben und doch alles innehaben“! Ja, wir dürfen auf eine ganz andere Art und Weise Zeugen Seiner Kraft sein: Äußerlich arm (in großer Schwachheit) sind wir innerlich unendlich reich, weil sich Seine Kraft gerade in unserer Schwachheit offenbart, ja vollkommen gemacht wird (2Kor 12:9) – es ist die zweite Gnade, die unser ganz besonderer Reichtum ist! Wir werden zu Schaustellern Seiner Gnade in den herankommenden Äonen!

Apg 3:7

„Dann nahm er ihn fest bei der rechten Hand und richtete ihn auf. Auf der Stelle wurden seine Füße im Rist und Knöchel gefestigt;“

Schauen wir bei unserem Leitvers zuerst die rein menschliche Seite an: Was mag dieser erbärmliche Mensch wohl empfunden haben, als er plötzlich in seinem Fuß etwas spürte, was ihm bisher unbekannt war: „Kraft“! Und was wird in Petrus und Johannes vorgegangen sein, als sie erlebten, wie sie Werkzeug und Kanal dieser Kraft Gottes sein durften! Dabei war ja diese Heilung des Kranken von den Aposteln nicht unbedingt vorausgesetzt, vielmehr wollten sie ihm das geben, was sie hatten, und das war das Zeugnis des Messias, des Jesus von Nazareth!

Im Unglauben hatten die jüdischen Volksgenossen den Kranken bis an die „Tür der Reife“ getragen, doch Petrus konnte ihn in der Kraft Gottes aufrichten. Auf Israel angewandt zeigt uns das Bild, wie das Volk im Unglauben vor der Tür der Reife liegen blieb, unfähig, aus eigener Kraft durch die Tür hinein und damit in die Gegenwart Gottes zu treten.

Im Namen Jesu Christi bekam der Lahme Kraft in seinen Fuß, er lag nun nicht mehr hilflos vor der Tür, sondern besaß nun plötzlich die Kraft, durch die Tür hineinzugehen … was tat er wohl?

Und was tat Israel? Hätte das Volk nicht als Gesamtheit aus dieser Lektion lernen können? Und die Lektion beinhaltete ja, dass dieser Jesus von Nazareth ihr Messias ist! Hätte das Volk an diesen Namen geglaubt, hätte es auch die Kraft erhalten, aufzustehen, ja durch die Tür der Reife zu gehen – das ist die menschliche Sicht! Doch Gottes Ratschluss war, dass, bevor Sein Volk diesen Schritt tat, ein Geheimnis enthüllt werden sollte, das Geheimnis des Christus und Seiner Herausgerufenen! Wir, die wir diese „Herausgerufene“ sind, wurden zwischen den Weg des Volkes Israel eingeschoben, und dies so lange, bis die Vervollständigung der Nationen eingehe (Röm 11:25) – und erst dann wird Israel als Gesamtheit gerettet werden.

Apg 3:8

„er schnellte hoch, konnte stehen, ging umher und trat mit ihnen in die Weihestätte ein; dort wandelte er, schnellte hoch und lobte Gott.“

Der von Geburt an Lahme, also einer, der noch nie erfahren hat, was es heißt, mit zwei gesunden Beinen laufen zu können, war plötzlich imstande zu laufen, ja zu rennen (er schnellte wie ein abgeschossener Pfeil hoch) – was war das wohl für ein Gefühl! Können wir die überströmende Freude des Gelähmten nachempfinden? Und der Höhepunkt war: Er konnte mit Petrus und Johannes endlich durch die Tür in die Weihestätte eintreten – die Tür in die Gegenwart Gottes stand ihm offen! Und wie wir sehen, konnte ihn nichts mehr länger davon abhalten, auch tatsächlich einzutreten und Gott für die Heilung zu loben.

Aber können wir uns auch die überströmende Freude des Volkes Israel vorstellen, wenn es als Gesamtheit gerettet werden wird, wenn der Bergende aus Zion eintreffen und die Unfrömmigkeit von Jakob abwenden wird (gem. Röm 11:26b)? Es wird also auch für Israel die Zeit kommen, wo es die Machttaten Gottes nicht länger ablehnt, sondern in dem Namen „Jesu Christi, des Nazareners“, glauben und aufstehen kann. Und dann wird sich all das Wunderbare erfüllen, was wir u.a. in Jes 35:1-10 lesen können.

Nun gibt es ein Problem unter den Gläubigen: Sie wollen die Rettung Israels in verfrühtem Eifer heute schon wahr machen - Israel soll „missioniert“ werden! Doch trotz übergroßem Eifer ist der Erfolg bis heute mehr als mager; wo ist die gerettete Gesamtheit Israels? Von einzelnen abgesehen (die wie Paulus zur Körpergemeinde gerechnet werden dürfen) ist sie nicht erkennbar! Der Grund ist einfach: Zuerst muss die Körpergemeinde reifen und vollständig werden, erst dann, nach der Entrückung, rückt Israel wieder in den Mittelpunkt des Handeln Gottes.

Apg 3:9-10

„Nun sah ihn das gesamte Volk wandeln und Gott loben. Man erkannte ihn auch, dass er jener war, der um Almosen bittend an dem verzierten Tor der Weihestätte gesessen hatte. Da wurden sie mit heiliger Scheu und Verwunderung über das erfüllt, was ihm widerfahren war.“

Es war die neunte Stunde des Gebets und viel Volk hielt sich im Vorhof des Tempels auf, aber auch in all dessen Räume waren die Betenden versammelt – sie alle erlebten das Wunder mit eigenen Augen und wir lesen, dass heilige Scheu und Verwunderung sie erfüllte. Waren dies schon die sichtbaren Kräfte des zukünftigen Äons, von dem Hebr 6:5 schreibt, also jener Zeit, wo das irdische Königreich aufgerichtet werden soll? Das griechische Wort „ekstasis“, welches wir mit „heiliger Scheu“ übersetzt haben, hat auch den Sinn von „Entsetzen, Ekstase, Außersichsein“ - es war einfach überwältigend, was geschah! Und das Unfassbare: Dieser Petrus hatte dies im Namen eines Mannes vollbracht, den sie spöttisch als „Nazarener“ bezeichneten – Gott hat Sich offenkundig zu diesem Namen bekannt!

Es gab also nicht nur eine heilige Scheu, sondern durchaus auch „Entsetzen“, und zwar darüber, dass sie jenen Nazarener ja nicht nur verspottet, sondern auch ans Kreuz gebracht hatten – dämmerte da nicht doch manchem aus dem Volk das furchtbare Verbrechen, das sie eventuell begangen haben könnten? Und in der Tat schien bei vielen die Erkenntnis zu wachsen, dass dieser Nazarener wirklich „der Eine“ war, durch den allein die Verheißungen des zukünftigen Äons erfüllt werden können – welch ein Entsetzen, dass gerade „dieser Eine“ gekreuzigt wurde!

Für die Apostel war die Zeit günstig, das Volk war versammelt und fassungslos, ihr Gewissen aufgerüttelt – noch einmal soll durch den Mund der Apostel das Volk eine Gelegenheit haben, das Königreich nicht nur zu hören, sondern auch anzunehmen – wie wird es reagieren?

Apg 3:11-12

„Weil er sich aber zu Petrus und Johannes hielt, lief das gesamte Volk bei ihnen in der so genannten Halle Salomos zusammen, fassungslos vor Staunen. Als Petrus das gewahrte, wandte er sich an das Volk: Männer, Israeliten, was staunt ihr über diesen Mann, und was starrt ihr uns an, als ob wir ihn durch eigene Kraft oder Frömmigkeit zum Wandeln gebracht hätten?“

Es kann und darf uns hier durchaus auch heute noch berühren, was sich damals ereignet hat, zumal dies ja nicht das einzige Wunder war. Wir dürfen uns hier durchaus fragen, warum Gott das Königreich anbieten lässt, obwohl es Sein Wille ist, dass es auf eine lange Zeit verschoben wird.

Aus dem Kalender Gottes wissen wir um bestimmte Abschnitte im Zeitplan Gottes, unter anderem sind uns drei Zeitperioden bekannt, 1.) „der Tag des Menschen“, 2.) der Tag des Herrn“, und 3.) „der Tag Gottes“. Im Moment leben wir noch im „Tag des Menschen“, der mit dem Kommen des Zornes Gottes endet und „den Tag des Herrn“ einläutet. Der „Tag des Menschen“ hat den Zweck, dass der Mensch beweisen kann, was er ohne Gott zustande bringt.

Das gilt in vollem Umfang auch für Israel! Solange also der „Tag des Menschen“ nicht abgeschlossen ist, wird auch das Volk Gottes alles tun, um aus eigener Kraft zu dem zu gelangen, der sie allein retten kann, ihr Messias. Was wir also hier an Pfingsten sehen, ist ein Anbruch, eine Zeichen, wie es einmal sein wird, wenn der Mensch seine Unfähigkeit nicht nur erkannt, sondern auch eingestanden hat.

Es ist die überströmende Gnade, dass wir zu denen zählen dürfen, die um die kommenden Abläufe wissen, weil wir keine Unmündigen und Sklaven mehr sind, sondern „Söhne“; und darüber lesen wir in Gal 4:6: „Weil ihr aber Söhne seid, schickte Gott in unsere Herzen den Geist Seines Sohnes aus, der laut ausruft: Abba, Vater!“



Die zweite Predigt des Petrus

Apg 3:13

„Der Gott Abrahams und Gott Isaaks und Gott Jakobs, der Gott unserer Väter, hat Seinen Knecht Jesus verherrlicht, den ihr, ja ihr, verraten und vor dem Angesicht des Pilatus verleugnet habt, als jener sich entschieden hatte, Ihn freizulassen.“

Freimütig gestanden die Apostel vor dem Volk, dass das Wunder der Heilung des Lahmen kein Produkt ihrer eigenen Kraft oder Frömmigkeit ist. Das soll auch uns anspornen, in jeder Lage genauso offen zu bekennen, dass alle Ehre allein Gott gebührt. Und wie oft steht doch immer noch unser „Ich“ im Vordergrund!

Petrus lenkt in seiner Rede die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer auf jene Wahrheit, die sie lernen sollen: Der Gott unserer Väter hat Seinen Knecht Jesus verherrlicht! Es mag uns hier stören, dass Jesus als „Knecht“ bezeichnet wird, doch wenn wir dem Urtextwort „pais“ nachgehen, ergibt sich alles andere als eine unpassende Bezeichnung. Dahinter versteckt sich auch die Übersetzung mit „persönlich Dienender“ und damit ergibt sich schon ein ganz anderes Bild! Christus dient persönlich als Sohn Seiner Liebe dem Vater in einem kaum fassbaren Ausmaß, nicht zuletzt darin, dass Er Sich einmal dem Vater mit einem untergeordneten All Selbst unterordnen wird, damit „Gott alles in allen sei“ (1Kor 15:27-28)! Sehen wir also in dem Wort „Knecht“ nichts Geringeres als eine Bezeichnung für ein wunderbares Liebesverhältnis zwischen Vater und Sohn!

Und diesen Sohn verherrlichte der Vater, indem Er Ihn von den Toten auferweckte und zu Seiner Rechten erhöht hat, nachdem dieser durch Seinen Tod am Kreuz alle Verheißungen Gottes möglich gemacht hat. Es ist derselbe Gott, der Abraham berufen und ihm die Verheißung gegeben hat, der auch bei Isaak den schlummernden Glauben geweckt und in einen lebendigen Glauben verwandelt hatte und der Jakob so lange getragen hat, bis dieser, von der Gewalt Gottes überwunden, seine Schwachheit zugeben musste, um sich danach an Ihn zu klammern, damit Er ihn segne!

Apg 3:14

„Da habt ihr den Heiligen und Gerechten verleugnet und für euch die Begnadigung eines Mannes gefordert, der ein Mörder war.“

Ob wir uns der damaligen Sachlage schon einmal so richtig bewusst geworden sind? Ein Richter (Pilatus) sieht in dem Angeklagten keinerlei Schuld, seiner Ansicht nach ist dieser freizusprechen! Doch da ist das Volk, und dieses will, dass der Unschuldige verurteilt wird, nur weil dieser von sich behauptet, ihr Messias zu sein. Der Römer Pilatus, vom Volk unter Druck gesetzt, lässt das Volk zwischen Jesus und einem Mörder wählen, und das Volk will den Mörder „frei“ haben, den Unschuldigen aber am Kreuz sehen! Das ist doch kaum fassbar, liebe Geschwister!!!

Aber schauen wir noch tiefer hinein, versuchen wir, die Hintergründe zu erahnen. Hinter dem Mörder, für oder gegen den sich das Volk entscheiden sollte, steht im Grunde ein ganz anderer Mörder, nämlich jener, von dem wir in Joh 8:44 lesen. Und hier sagt Jesus dem Volk: „Ihr seid von dem Vater, dem Widerwirker, und wollt nach den Begierden eures Vaters handeln. Derselbe war ein Menschentöter (Mörder) von Anfang an und hat nicht in der Wahrheit gestanden, weil keine Wahrheit in ihm ist.“ Hier tut sich vor unseren Augen wahrhaftig eine Kluft auf, weil wir erkennen, dass sich das Volk im Grund nicht für einen bösen Menschen, sondern für Satan entschieden hat – er soll frei sein! Was für eine Tragik!

Dieses Geschehen soll aber auch uns ermahnen, den Widerwirker nicht zu verharmlosen! Auch wir leben im „Tag des Menschen“, wo dem Fürsten dieses Äons, Satan, die Macht über alle Königreiche der Welt und ihre Herrlichkeit gegeben ist (wie anders hätte er sie sonst Jesus in Mt 4:8-9 anbieten können). Zwar ist für diesen unsere Rettung in der Gnade unantastbar, weil wir mit dem Geist dem heiligen versiegelt sind – aber er kann unseren Dienst und Wandel beeinflussen, ja zum Erliegen bringen – sind wir also gemäß Eph 6:10-17 auf der Hut!

Apg 3:15

„Den Urheber des Lebens aber habt ihr getötet! Den hat Gott aus den Toten auferweckt; dafür sind wir Zeugen!“

Die Anklage des Petrus wird massiv, ja sie wird zur schwersten Anklage überhaupt: Den Urheber des Lebens habt ihr getötet! Für viele mag hier das Bild des Gekreuzigten wieder vor den inneren Augen lebendig geworden sein – was mag bei diesen Worten in manchem vorgegangen sein?

In Joh 1:3 und 4 lesen wir über den Herrn: „Alles ist durch dasselbe (das Wort = Christus) geworden und ohne dasselbe wurde auch nicht eines, das geworden ist. In demselben war Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.“ Und in Kol 1:16 heißt es: „Denn in Ihm ist das All erschaffen: das in den Himmeln und das auf der Erde, das Sichtbare und das Unsichtbare, seien es Throne oder Herrschaften, Fürstlichkeiten oder Obrigkeiten. Das All ist durch Ihn und zu Ihm hin erschaffen, und Er ist vor allem, und das All besteht zusammen in Ihm.“ Was sind das doch für hehre Worte!

Israel hat den getötet, durch den alles erschaffen ist – man muss sich die Zeit nehmen, sich dies so richtig vorzustellen, es ist kaum fassbar. Das Einzige, was wir etwas erfassen können, ist, dass dieser Gott Seine Geschöpfe in einer unsagbaren Weise lieb hat und ihnen vor dem dunklen Hintergrund der Finsternis Seine Liebe offenbar macht.

Für Israel fiel aber noch ein anderer Punkt schwer ins Gewicht: Es hat „den“ getötet, in welchem auch das äonische Leben ist, um überhaupt die Segnungen des kommenden Königreichs genießen zu können. Wer hier über die Konsequenz nachdachte, musste zu dem Schluss kommen, dass mit Jesu Tod alle Hoffnungen Israels dahin sind – ein schrecklicher Gedanke!

Ist damit die Erwartung Israels dahin?

Der Urheber des Lebens ist auch der Urheber des Glaubens, durch den allein äonisches Leben im verheißenen Königreich auf Erden möglich ist – im Grund war die Situation für Israel hoffnungslos! Doch Petrus geht den nächsten Schritt mit seinen Zuhörern, es gibt Hoffnung:

„Den hat Gott aus den Toten auferweckt!“ In die totale Verlorenheit, in welche Petrus die Menge geführt hat, bricht ein Licht ein, so hell und so glänzend, dass es kaum fassbar ist: „Er lebt!“

Man muss sich einfach einmal zurücklehnen und sich den schlimmen Fall vorstellen, einen Menschen umgebracht zu haben. Man steht vor dem Gericht und weiß, dass es nur ein Urteil geben kann: „Lebenslange Haft!“ Doch dann sagt der Richter plötzlich, dass der vermeintlich Ermordete lebt, es also auch keine Strafe für einen Mord geben kann – welch ein Gefühl muss da in einem Angeklagten aufkommen!

Ja, es gibt Hoffnung für Israel, weil Jesus lebt, weil Ihn der Vater gemäß der Wirksamkeit der Gewalt Seiner Stärke aus den Toten auferweckt hat, mehr noch, Ihn zu Seiner Rechten setzte, hocherhaben über jegliche Geschöpfe im gesamten All.

Die Heilung des von Geburt an Gelähmten ist, nach den vielen Zeugen für Seine Auferstehung, ein weiterer Beweis Seiner lebensverleihenden Kraft, vor allem aber für Seine Fähigkeit, auch in Zukunft all das auszuführen, wovon die Propheten gesprochen und geschrieben haben.

Wir sehen: Gott hat vor Seinem Volk den dunklen Hintergrund der totalen Finsternis planvoll aufgebaut und einwirken lassen – jetzt fallen die ersten Lichtstrahlen ein, machtvoll und strahlend!

Apg 3:16

„Und auf den Glauben an Seinen Namen hin hat Sein Name diesen, den ihr anschaut und mit dem ihr vertraut seid, gefestigt. Und der durch Ihn gewirkte Glaube hat ihm vor euch allen diese völlige Gesundung gegeben.“

Wir erleben einen Petrus, der voller Überzeugung und Kraft die Worte spricht, die wir in unserem Leitvers lesen, aber auch ein Petrus musste erst einmal in die göttliche Schule, bevor er so überzeugend reden konnte – und diese Schule soll auch uns heute noch tief bewegen:

Es gab einen Mann unter den Jüngern Jesu, der sich gebrüstet hat: „Wenn sie auch alle an Dir Anstoß nehmen, ich werde niemals an Dir Anstoß nehmen“ (Mt 26:33)! Und was sagt Jesus zu diesem („Ich“) Menschen: „In dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, wirst du Mich dreimal verleugnen“. Den „Ich-Menschen“ Petrus beeindruckten die Worte Jesu nicht, er setzte noch eines oben drauf: „Und wenn ich mit Dir sterben müsste, so werde ich Dich keinesfalls verleugnen“ (Vers 35).

Jesus mag Seinen Jünger Petrus bei diesen großspurigen Worten nur stumm angesehen haben, ein Blick voller Mitleid, Liebe und verzeihender Barmherzigkeit, hatte Er doch schon vorher gesagt, dass Er für seinen (des Petrus) Glauben flehen werde! Und dann geschah es: Vergessen waren all die großen Worte, zurück blieb ein jämmerliches Versagen, denn, wie Jesus es voraussagte, verleugnete Ihn Petrus drei Mal, ja mehr noch, er schwor sogar und verdammte sich, diesen Mann nicht zu kennen – und dann krähte der Hahn! Wir lesen darauf die bewegenden Worte: „Da ging er (Petrus) hinaus und schluchzte bitterlich“ (Mt 26:75). Der kraftvolle Petrus war zusammengebrochen, geblieben ist ein bitterlich schluchzendes Bündel Mensch, dem seine Schwachheit, sein Versagen machtvoll vor Augen geführt wurde – ist das nicht auch unser Weg, liebe Geschwister?

Was Jesus in Lk 22:31-32 vorher gesagt hatte, traf ein, des Petrus Glaube an den Namen „Jesus“ war nicht ausgegangen, weil Er für ihn gefleht hat; mit all dieser Erfahrung konnte Petrus aus innerster Überzeugung seine Rede halten.

Auch der lahme Mann machte seine Erfahrungen: Schon sein ganz einfältiger kindlicher Glaube an diesen Jesus von Nazareth (vielleicht war es seine letzte Hoffnung) vollbrachte es, dass sein Fuß gefestigt wurde, er konnte gehen. „Jesus“ ist für den Gelähmten das geworden, was Er für das ganze Volk werden wird: Der Messias Israels! Er allein kann die Festigung und Gesundung des Volkes bewirken, damit es zu einem Gott wohlgefälligen Wandel fähig ist, vor allem aber, dass es seine große Aufgabe im irdischen Königreich ausführen kann, nämlich alle Nationen zu Jüngern zu machen und sie in dem Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes zu taufen (Mt 28:19), bzw. gemäß Eph 1:10 „in Christus das All aufzuhaupten, … das auf der Erde“ (die Worte „das in den Himmeln“ betrifft Israel nicht).

Alle kannten den Lahmen und waren Zeugen seiner Heilung, er wird somit ein lebendiges Zeugnis dafür, was schlichter Glaube an den Namen „Jesus“ bewirken kann. Doch damit kein Zweifel aufkommt, betont Petrus, dass auch der schlichte Glaube des Lahmen durch „Ihn“ gewirkt wurde!

„Das alles aber ist aus Gott …“ schreibt Paulus in 2Kor 5:18, wobei der Schwerpunkt auf dem Wörtchen „alles“ liegt, und hier ist auch „der Glaube“ inbegriffen (siehe auch Eph 1:11b). Es gilt wohl für alle Zeiten: „Nichts hab ich zu bringen, alles Herr bist Du!“

Apg 3:17

„Nun, Brüder, ich weiß, dass ihr in Unkenntnis gehandelt habt, ebenso wie auch eure Oberen.“

Erinnern wir uns, wie schwer die Anklage des Petrus an das Volk war: „… diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt“ (Apg 2:36), und das zuhörende Volk spürte etwas, denn es ging ihnen ein Stich durch das Herz. Das lebendige Wort Gottes zeigte Wirkung! In unserem heutigen Leitvers nimmt Petrus auf das Gesetz Bezug, weil dieses sehr wohl zwischen dem bewussten und dem unbewussten Sündigen, in unserem Fall dem Sündigen „in Unkenntnis“ (4Mo 15:27-31) unterscheidet. Und so konnte Petrus dann auch sagen: „Ich weiß, dass ihr und eure Oberen in Unkenntnis gehandelt habt!“ Und wer „in Unkenntnis“ sündigt, dem kann auch vergeben werden. Deshalb hören wir auch heute noch einige der letzten Worte des sterbenden Herrn am Kreuz: „Vater, vergib ihnen! Denn sie wissen nicht, was sie tun“ (Lk 23:34).

Das von Gott auserwählte Volk Israel konnte, ja durfte nicht erkennen, wer dieser Jesus von Nazareth war, denn hätte es Ihn erkannt, wäre ja all das nicht geschehen, was nach dem Ratschluss Gottes geschehen musste! Es hätte kein Opferlamm gegeben, das die Sünde der Welt auf Sich geladen hat, die Sünde hätte die Menschheit endgültig von Gott getrennt!

Wohl hatte das Volk den Herrn während Seines Erdenlebens verlästert und verraten, jedoch „in Unkenntnis“! Diese Sünde konnte aber vergeben werden, weil das Opferlamm geschlachtet wurde und der Vater den Sohn aus den Toten auferweckt hat (Vers 15).

Es kann durchaus interessant und fruchtbar sein, wenn wir auch einmal darüber nachdenken, was geschehen wäre, wenn das Volk den Herrn während Seiner Erdenzeit erkannt und angenommen hätte, Ihn also nicht gekreuzigt hätte!

Apg 3:18

„Gott aber hat so erfüllt, was Er durch den Mund aller Propheten vorher verkündigt hatte: nämlich dass Sein Christus leiden werde.“

Die Notwendigkeit des Kreuzes Christi für das Heil der Welt ist der absolute Mittelpunkt im Wort Gottes, es ist der wahre Sinn des Evangeliums und enthüllt uns, dass unser Gott und Vater „Liebe“ ist! So kann Johannes treffend sagen: „Darin ist die Liebe Gottes an uns offenbar geworden, dass Gott Seinen einziggezeugten Sohn in die Welt ausgesandt hat, damit wir durch Ihn leben“ (1Jo 4:8).

Obige Worte schrieb Johannes an das Volk Israel, doch auch wir, die Körpergemeinde Christi Jesu, leben aus dieser wunderbaren Tatsache!

Dass Christus leiden musste, brauchen wir nicht mehr belegen, und dass Sein gesamter Erdenweg ein Leiden war, ist auch klar. Aber lassen wir uns einmal (oder erneut) auf ein weniger beachtetes Leiden Christi aufmerksam werden, als sich von der sechsten bis zur neunten Stunde eine Finsternis über Golgatha und das ganze Land legte, als ob den Blicken der Menschen verhüllt werden sollte, wie furchtbar der Sohn Gottes litt! Die Hinrichtung am Kreuz wurde von den Römern nur bei ärgsten Feinden und Verbrechern angewandt, sie war eine den Tod hinauszögernde unsagbare körperliche Qual. Einer der vielen Propheten, David, schreibt in Ps 22 von diesen körperlichen Leiden, unter anderem: „… und meine Zunge klebt an meinen Kiefern“ (Vers 16 b). Und so war eines der letzten Worte Jesu: „Mich dürstet“, ein Ausdruck Seiner körperlichen Not und Seines gemarterten Körpers! Der, der lebendiges Wasser zu vergeben hatte (Joh 4:14), den dürstete am Kreuz selbst nach einer körperlichen Labsal – und dann lesen wir die Worte: „Als nun Jesus den Essig (!!!) genommen hatte, rief Er aus: Es ist vollbracht! Auch dieser letzte Ausdruck Seiner Leiden trifft uns bis heute schmerzlich, aber auch jubelnd: In all den Leiden Christi hat Gott Sein Ziel erreicht!

Apg 3:19

„Daher sinnet um und wendet euch um, damit eure Sünden ausgelöscht werden,“

Mit den Worten unseres heutigen Leitverses kommt Petrus zum eigentlichen Zweck seiner Ansprache: Das Volk hatte in Unkenntnis gehandelt, als es seinen Messias kreuzigen ließ; nun aber sollte es umsinnen und sich umwenden, damit ihre Sünde gelöscht werde.

Wir stellen eindeutig fest, dass die persönliche wie auch die nationale Rettung der Juden von ihrer Umsinnung und Umwendung abhängt, erst dann kann ihre Sünde gelöscht werden. Damit sind wir bei den Worten von Jakobus (Jak 2:24): „Daraus seht ihr, dass der Mensch aus Werken gerechtfertigt wird und nicht aus Glauben allein“.

Im Gegensatz zu Jakobus schreibt Paulus an die Römer (Röm 3:28): „Denn wir rechnen damit, dass der Mensch durch Glauben gerechtfertigt wird, ohne Gesetzeswerke“, womit wir bei einem wichtigen Punkt angelangt sind, der die Königreichsgemeinde von der Körpergemeinde Christi Jesu unterscheidet: Die Erstere steht eindeutig unter dem Gesetz, wir hingegen stehen ganz unter der Gnade! Und dies, damit jegliches Rühmen ausgeschlossen ist!

Israel als Werkzeug Gottes für die irdischen Nationen muss sichtbar zeigen, welche Konsequenz ihr Glaube hat: Er muss Werke nach sich ziehen (hier das Werk der Umsinnung und Umwendung). Die Menschen erkennen daran die Kraft Gottes. Wir hingegen, als Werkzeuge Gottes vor der unsichtbaren Welt, brauchen keine sichtbaren Werke vorzuzeigen, vielmehr dienen wir als Schaugefäße Seiner Gnade (Eph 2:7), die den alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade in Güte gegen uns in Christus Jesus zur Schau stellen. „Denn (einzig und allein) in der Gnade seid ihr Gerettete, durch Glauben, und dies nicht aus euch, sondern Gottes Nahegabe, nicht aus Werken, damit sich niemand rühme“ (Eph 2:8-9).

Apg 3:20

„… so dass Fristen der Erfrischung vom Angesicht des Herrn kommen mögen und Er den euch zum Christus vorherbestimmten Jesus sende.“

Wir sehen heute erneut, dass Israels Erwartung von seinem Wandel abhängt, es müssen also Werke erfolgen, damit Fristen der Erfrischung kommen können. Lediglich durch Umsinnung und Umwendung treten diese ein, indem Gott den zum Christus vorherbestimmten Jesus zu Seinem Volk sendet.

Was können wir nun konkret unter den „Fristen der Erfrischung“ verstehen? Wir wissen, dass ca. 70 n. Chr. die Zerstörung Jerusalems und des Tempels stattfand, und die Juden zerstreut wurden – es wurde dem von Gott auserwählten Volk praktisch alles genommen! Lesen wir hierzu einmal 3Mo 25:25-28 und wir stellen fest, dass wir hier eine deutliche Vorschattung dessen haben, wovon Petrus spricht. Es geht um das „Jubeljahr“, in welchem alles zurück an den „Verarmten“ geht, wobei der „verarmte Bruder“ das Volk Israel darstellt. Die Rückführung des Eigentums dieses Verarmten erfolgt spätestens zum rechnerisch festgelegten Zeitpunkt eines Jubeljahres (Erlassjahr). Die „Fristen der Erfrischung“ stellen also die Rückführung dessen dar, was dem Volk Israel genommen wurde, mehr noch, der verheißene Messias kommt als König zu Seinem Volk! Dies alles wird durch die Gerichte, Siegel, Posaunen und Schalen eingeleitet, wie wir es in der Offenbarung des Johannes beschrieben finden.

Es darf uns hier eindringlich bewusst werden, dass wir bereits seit Jahrzehnten wieder einen bestehenden Staat Israel haben, zwar noch nicht in den verheißenen Grenzen, aber immerhin existent! Das heißt, dass Gott bereits die Plattform für das große Jubeljahr Israels eingeebnet hat, ein sichtbarer Beweis Seines Wirkens. Und wenn damit so deutlich die Verheißungen Israels näher gerückt sind, um wie viel mehr dann die unseren, die wir ja in Christus eine „frühere“ Erwartung als Israel haben (siehe Eph 1:12)!

Apg 3:21

„Ihn jedoch muss der Himmel aufnehmen bis zu den Zeiten der Wiederherstellung alles dessen, was Gott durch den Mund Seiner heiligen Propheten vom Äon an gesprochen hat.“

Wir haben an früherer Stelle sie, liebe Leser, ermuntert, einmal zu erwägen, was geschehen wäre, wenn Israel Jesus erkannt und als ihren Messias angenommen hätte – das durch die Propheten verheißene Königreich wäre dann aufgerichtet worden, allerdings ohne Golgatha und damit ohne Sühnung der Sünde der Welt! Doch nach dem Ratschluss des Willens Gottes musste die Ablehnung Jesu von Seinem Volk vollzogen werden, damit die Sühnung durch Sein Blut am Kreuz geschehen konnte.

Auch nach Pfingsten, wo (wie ja unsere Apostelgeschichte beinhaltet) ein erneutes Angebot an Israel zur Aufrichtung des Königreichs erging, musste Israel letztendlich ablehnen - noch war die Zeit der Fristen der Erfrischung nicht gekommen. Und den zum Christus vorherbestimmte Jesus musste der Himmel solange aufnehmen, bis die Zeiten der Wiederherstellung eintreffen, das heißt: Bis die Körpergemeinde Christi Jesu gebildet und ihre Vollzahl erreicht hat, in die Wolken dem Herrn entgegen entrückt ist, bis danach die schon angesprochenen Gerichte und der Zorn Gottes vollzogen sind – erst dann wird der Sohn Gottes in Macht und Herrlichkeit zu Seinem Volk aus dem Himmel zurückkehren und Seine Füße werden auf dem Ölberg stehen, wie es Sach 14:4 wunderbar beschreibt.

Heute sitzt der Herr, wie es Apg 2:33 schon sagte, erhöht zur Rechten Gottes, wobei es Paulus vorbehalten blieb, diese „Erhöhung“ als „überaus hoch“ zu bezeichnen (Phil 2:9) – wie wunderbar darf uns doch hier immer wieder gerade der Name „Jesus“ werden!

Apg 3:21

„… den Zeiten der Wiederherstellung alles dessen …“

Es interessiert uns sicherlich, was Petrus mit den „Zeiten der Wiederherstellung“ meint, versuchen wir also, uns etwas Einblick zu verschaffen:

Zuerst sei festgestellt, dass es sich hier um nichts Unbekanntes handeln kann, weil ja die Propheten „vom Äon an“ davon gesprochen haben und der Äon (wobei es sich ja nur um den gegenwärtigen bösen Äon handeln kann) begann nach dem Kalender Gottes mit der Sintflut in den Tagen Noahs und er wird enden, wenn sich der Zorn Gottes, ebenfalls sintflutartig, über die Erde ergießt und damit den „Tag des Herrn“ einleitet.

Was wird nun wieder hergestellt? Es kann sich nur um unsere Erde handeln, die ja nach dem Chaos in 1Mo 1:2, in das sie gestürzt (niedergeworfen) wurde, nicht in ihren vormaligen Zustand zurückversetzt wurde, sondern in dem Sechstagewerk Gottes auch mit einem hohen Maß an Finsternis ausgestattet wurde. Diese Finsternis, die Gott geschaffen hat (Jes 45:7), war die Voraussetzung für den „bösen“ Äon, in dem die Menschheit heute lebt. Die Erde wurde also im Sechstagewerk Gottes nur unzureichend erneuert, um in dem gegenwärtigen „bösen Äon“ eine zersetzende und auflösende Wohnstätte für die Menschheit darzustellen! Und, liebe Geschwister, sehnen wir uns nicht alle längst nach einer besseren Welt, weil wir es heute kaum mehr darin aushalten?

Erst im kommenden Äon – und darauf bezieht sich Petrus – wird Palästina wie ein Garten Eden sein (z.B. Jes 35; Hes 36:35), wird Christus auf den Thron Seiner Herrlichkeit sitzen und die zwölf Apostel, ebenfalls auf Throne sitzend, werden die Stämme Israels richten (Mt 19:28), alle Nationen der Erde werden durch das Priestertum Israels gesegnet werden, wie es schon Abraham verheißen wurde – es wird eine gesegnete und herrliche Wiederherstellung für das Volk Israel sein!

Wir müssen dem gestern Gesagten noch einiges anfügen, weil wir manches Wissen bei unseren Lesern einfach vorausgesetzt haben. Vorausgesetzt haben wir das Wissen um eine Urschöpfung vor dem Sechstagewerk Gottes in 1Mo 1:3 ff. Diese Urschöpfung wird uns in knappster Form in 1Mo 1:1 vorgestellt: „Erschaffen hat Alueim die Himmel und die Erde.“ In diese herrliche Urschöpfung musste nach dem Willen Gottes das Böse eindringen, sie wurde vernichtet und niedergeworfen.

Im zweiten Vers unserer Bibel wird uns diese niedergeworfene Erde vorgestellt: „Und die Erde war ein Chaos und inhaltslos, und Finsternis war auf der Fläche des überfluteten Chaos.“

Was wir hier in kürzester Form vernehmen, ist keine Panne Gottes, auch kein Werk eines vermeintlich machtvollen gestürzten Engels (Satan), sondern wir sehen vielmehr das atemberaubende Wirken Gottes, der auf einer niedergeworfenen Welt einen dunklen Hintergrund aufbaut, um vor diesem Seine unfassbare Liebe darzustellen. Können wir das begreifen, liebe Geschwister? Und wenn wir es begriffen haben, müssen wir da nicht niederfallen und diesem herrlichen Gott und Vater danken? Ihn anbeten und preisen?

Und jetzt kommt das Herrliche: Denn aus dem Dunkel dieser Erde ragt etwas heraus, von glänzendem Licht umhüllt: Das Kreuz auf Golgatha!!! Es ragt aus diesem bösen finsteren Äon heraus über alle Himmel hinweg, es ist das nie vergehende Kennzeichen der Liebe Gottes!

Das, geliebte Geschwister, ist der tiefe Sinn unserer nur unzureichend erneuerten Erde; der Name „Jesus“ soll alle Geschöpfe von der Liebe Gottes nicht nur überzeugen, sondern auch überwältigen und an das Herz des Vaters führen!

Wir sind immer noch nicht mit diesem Thema fertig – wie viel uns doch so eine Aussage geben kann!

Ziehen wir zuerst noch einmal einen großen Bogen: Adam wurde nicht, wie viele meinen, in Vollkommenheit erschaffen, sondern für ein schweres, dem Tode verfallenes Leben von Gott ausgerüstet (weswegen er ja im Garten Eden ungehindert Zutritt zum Baum des Lebens hatte). Auch wurde die Erde, wie schon ausgeführt, von Gott im Sechstagewerk nicht in ihren ursprünglichen Zustand der Vollkommenheit zurückversetzt, sondern musste den dunklen Hintergrund darstellen, vor dem Gott Seine Liebe zeigen konnte. Die Erde wurde zum Schauplatz des bösen Äons, aber auch zum Schauplatz des Kreuzes auf Golgatha!

Vergleichen wir nun diese gegenwärtige Erde mit der Wiederherstellung, dann sehen wir heute nur ein verringertes Maß an Licht, nur ein Teil der Erdoberfläche wurde trocken. In der Wiederherstellung wird Gottes Licht ungehindert auf die Erde dringen, wird es kein Meer mehr geben, auch keine Nacht, das Holz des Lebens wird an die Stelle des Baumes der Erkenntnis des Guten und Bösen treten … das alles ist in der Offenbarung nachzulesen.

Alles Obige betrifft die Erde und das Volk Israel! Wir wollen aber dieses Thema nicht verlassen ohne daran zu erinnern, was Paulus uns hierzu sagt: Er spricht nämlich auch von einer Neuschöpfung, sie ist das geistliche Gegenstück der irdischen Verheißungen für Israel!!! Lesen wir doch 2Kor 5:17 oder Gal 6:15, wo von einer neuen Schöpfung die Rede ist; diese Neuschöpfung in Christus beinhaltet unser herrliches Losteil und unsere geistlichen Segnungen inmitten der Überhimmlischen. Hier wurde nichts erneuert oder restauriert, sondern „es ist neu geworden“! Diese neue geistliche Zeugung geht Hand in Hand mit der irdischen Wiederherstellung Israels und mündet in der endgültigen Vervollständigung des Alls (Eph 1:10-22).

Apg 3:22

„Mose sagte bereits: Einen Propheten wie mich wird euch der Herr, euer Gott, aus euren Brüdern aufstehen lassen; auf Ihn sollt ihr in allem hören, was immer Er auch zu euch sprechen wird.“

Petrus wusste sehr wohl, wer dieser Prophet war, von dem Mose sprach, und das zuhörende Volk sollte es auch wissen: Es ist Christus, der Messias Israels, auf den sie hören sollen!

Es ist hier nicht von „ungefähr“, dass Petrus auf Mose verweist; auch Mose war einst der von Gott gesandte Prophet, um das geknechtete Volk aus Ägypten herauszuführen und in das verheißene Land zu geleiten. Doch was geschah? Wir sehen im Nachhinein ein halsstarriges, widerwärtiges und ungläubiges Volk, das sich lieber ein goldenes Kalb machte, als dem lebendigen Gott zu vertrauen. Die Folge war, dass eine ganze Generation in der Wildnis starb, weil sie nicht auf Mose (der die Stimme Gottes war) hören wollten.

Was damals geschah, geschieht nun durch Petrus erneut: Christus spricht als Prophet Gottes aus den Himmeln durch Petrus zu Seinem Volk, um es aus etwas herauszuführen, nämlich aus ihren Sünden! Und dies durch die Wildnis der Zweifel (ist dies wirklich unser Messias???), bis hinein in das verheißene irdische Königreich. Doch was erleben wir? Derselbe Mangel an Glauben, der gleiche Unwille, auf die Stimme Gottes zu hören, der das Volk schon unter Mose vom verheißenen Land fern hielt, wird auch jetzt wieder erneut den Eintritt in das Königreich verhindern.

Und wir? Wir können das Volk wegen seiner Halsstarrigkeit verurteilen, ja es von der Weltbühne verbannen – doch bedenken wir, was Gottes Wort sagt: „… durch ihre Kränkung (ihr Unglaube) wurde den Nationen (uns) die Rettung zuteil“ (gemäß Röm 11:11b), oder: „Denn wenn ihre jetzige Verwerfung der Welt Versöhnung ist, was wird ihre Wiederannahme sein, wenn nicht Leben aus den Toten?“ (Röm 11:15).

Apg 3:23

„Es wird aber so ein: Jede Seele, die etwa auf jenen Propheten nicht hören wird, soll aus dem Volk ausgerottet werden.“

Wir stehen heute vor einer sehr ernsten Aussage, es geht um die „Lästerung gegen den heiligen Geist“ von der Jesus in Lk 12:10 redet. Was Gott einst zu Mose sprach, muss jetzt Petrus auf die entsprechende Situation abändern. Israel wird eindringlich gewarnt, „nicht zu hören“! Wir haben also folgende Situation:

Die Sünde der Ablehnung und Kreuzigung Jesu wurde dem Volk vergeben, weil es, wie wir in Vers 17 lasen, „in Unkenntnis“ handelte. Doch jetzt kann „Unwissenheit“ nicht mehr geltend gemacht werden, weil Gott diesen „Jesus“ vor allen Augen aus den Toten auferweckt und Ihn zu Sich genommen hat. Dazu wurden an Pfingsten die Kräfte des zukünftigen Äons sichtbar, unter anderem durch die Heilung des Lahmen. Wer nicht erkennen will, dass der Gelähmte in der Kraft des heiligen Geistes geheilt wurde, muss dieses Wunder folglich ja anderen Kräften zusprechen – von allein wurde dieser von Mutterleib an Kranke ja nicht gesund! Eine Parallele finden wir in Mt 12:24: Die Pharisäer schreiben die Heilung des besessenen Blinden und Taubstummen eher den obersten der Dämonen zu, als der Kraft von oben!

Die Zurückweisung sichtbarer Zeichen und Wunder durch die Kraft des heiligen Geistes kann jetzt nicht in Unkenntnis geschehen, sondern „wissentlich“ – und das ist „Lästerung gegen den heiligen Geist“, die gemäß Mk 3:29 für den Äon keine Erlassung hat, also nicht vergeben ist! Die Folge davon ist die Ausrottung aus dem Volk, was besagt: Der Betreffende wird keinen Zutritt in den Königreichsäon haben, also jenen Zeitraum, in welchem Israel seine irdischen Segnungen genießen wird.

Wir müssen das Thema der „Lästerung gegen den heiligen Geist“ noch etwas vertiefen, zumal es auch leider in manchen Fällen gegen uns, die Körpergemeinde Christi Jesu angewandt wird. Deshalb sei hier zuerst klar und eindeutig gesagt: Diese Aussage gilt allein dem Volk Israel! Dies ergibt sich ja schon aus der logischen Tatsache, dass keiner von uns „aus dem Volk ausgerottet werden kann“ weil wir diesem Volk (Israel) nicht angehören!!! Außerdem ist unsere Rettung nicht von uns abhängig, sondern allein der überströmenden Gnade zuzuschreiben – keiner von uns kann also „ausgerottet“ (ausgeschlossen) werden, sonst wäre die Gnade inhaltslos! Dies darf uns also erst einmal zutiefst beglücken und uns jegliche Furcht nehmen!

Das Volk Israel hat das Zeugnis des Gottes seiner Väter im AT, wie auch das Zeugnis Jesu während Seiner Erdentage, abgelehnt – diese Sünde wurde durch das Blut am Kreuz zugedeckt. Doch seit der Auferstehung Jesu konnte das Volk keine „Unkenntnis“ mehr geltend machen; sie sahen die Kräfte des zukünftigen Äons durch den heiligen Geist gewirkt! Wenn sie jetzt diese Kräfte finsteren Mächten zuschreiben sollten, dann war dies eine Sünde wider den heiligen Geist und jede Seele, die nicht hören wollte, musste die schwere Konsequenz tragen, aus dem Volk ausgerottet zu werden, also in keinem Fall in den Königreichsäon einzugehen!

Wem diese Strafe zu milde erscheint (weil „Ausrottung“ ein hartes Wort ist), der bedenke, dass sich die ganze Erwartung des Volkes auf dieses „irdische Königreich“ stützt, der Betroffene wird also all seiner Hoffnung beraubt! Dies gilt aber nur „für den Äon des Königreichs“! Auch ein solchermaßen Betroffener wird in der Verwaltung der Vervollständigung in dem Namen „Jesus“ seine Knie beugen und in Ihm seinen Heiland finden!

Apg 3:24

„Aber auch alle anderen Propheten, die von Samuel an nacheinander gesprochen haben, verkündigten gleichfalls diese Tage.

Gemeint sind immer noch jene Tage bzw. Fristen der Erfrischung, die in Vers 20 genannt sind, welche alle Propheten angekündigt, ja vorgeschattet haben. Das Volk wird vor die Wahl gestellt, entweder umzusinnen und umzukehren, oder (weil wissentlich) den heiligen Geist zu lästern und damit aus dem Volk ausgerottet zu werden, was wir so verstehen müssen, dass sie von den Segnungen des verheißenen Königreichs ausgeschlossen sind. Petrus wirbt also, wie wir sehen, mit aller Macht für eine Umsinnung und Umkehrung seines Volkes, unser Leitvers könnte auch so lauten: „Schaut her … alle Propheten haben euch das schon verkündigt!“

Wir wollen uns heute noch einmal „der Lästerung gegen den heiligen Geist“ zuwenden, vor allem der wohl berechtigten Frage, warum alles vergeben werden kann, nur diese Lästerung nicht! Wenn wir der gar nicht so einfachen Frage nachgehen, finden wir nur einen Grund, und dieser wird uns in Mk 3:28-30 genannt: Es wurde Jesus unterstellt: „Einen unreinen Geist hat Er!“

Der Zusammenhang der Aussage im Markus-Evangelium (auch in Verbindung mit Mt 12:22-32) ergibt ein klares Bild: Die Pharisäer und Schriftgelehrten, also jene, die es wissen sollten, wollten mit allen Mitteln verhindern, dass Jesus als Sohn Gottes erkannt wird; dazu ist ihnen sogar das lästerliche Mittel recht: Jesu Wunder und Zeichen würden auf dämonischen Kräften beruhen! Die Kraftwirkung des heiligen Geistes wird also verleugnet (gelästert) und dafür die Kraft finsterer Mächte hochgehoben – in der Tat ein furchtbarer Vorgang!

Nur mit diesem Wissen können wir verstehen, warum Jesus diese harte Strafe über jene Lästerer ausspricht.

Apg 3:25

Ihr seid die Söhne der Propheten und des Bundes, den Gott mit euren Vätern geschlossen hat, als Er zu Abraham sagte: In deinem Samen sollen alle Familien der Erde gesegnet werden.“

Wenn Gott Einzelne oder ein ganzes Volk beruft, dann hat diese Berufung einen Sinn und einen Zweck – in keinem Fall ist sie ein reiner egoistischer Genuss bzw. Selbstzweck. Auch das Volk Israel wurde aus allen Völkern von Gott auserwählt und durch all die verflossenen Zeiten hindurch auf eine ganz bestimmte Aufgabe zubereitet: „Alle Familien der Erde sollen gesegnet werden!“ Mit anderen Worten: Das Volk Israel soll ein Kanal des Segens für alle übrigen Nationen werden.

Die Schule, die das Volk Gottes durchlaufen musste, war hart, ja so hart, dass ein großer Teil der Gläubigen meinte, Gott habe Sein Volk endgültig und für immer verstoßen. Und diese Gläubigen setzten sich dann einfach an Israels Stelle, sahen sich also quasi als das „Ersatz-Israel“ und nahmen auch ganz selbstverständlich alle israelischen Verheißungen für sich in Anspruch – wir sprechen von jenen Gläubigen, die nicht erkannt haben, dass Gott zwei Werkzeuge erwählt und berufen hat: Eines für die Erde, nämlich Israel, und eines für die überhimmlischen Regionen, die Körpergemeinde Christi Jesu. Diese Gläubigen haben auch nicht erkannt, dass Gott jedem Werkzeug ein eigenes Evangelium gegeben hat, wobei unser Evangelium einzig und allein in den Briefen des Paulus zu finden ist.

Israels Aufgabe wurde schon Abraham geoffenbart: „… und gesegnet in deinem Samen sind alle Nationen der Erde …“ (1Mo 22:18). So ist es auch bezeichnend, dass Jesu letzte Worte an Seine Jünger waren: „Daher geht hin, macht alle Nationen zu Jüngern, tauft sie in den Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu halten, was Ich euch geboten habe“ (Mt 28:19).

Apg 3:26

„Für euch zuerst hat Gott Seinen Knecht auferstehen lassen und Ihn gesandt, um euch zu segnen, wenn ein jeder unter euch sich von seiner Bosheit abwendet.“

„Für euch zuerst …“ - so beginnt unser Leitvers und markiert zunächst einmal die absolute Vorrangstellung Israels. Wird Israel hören? Wird es umsinnen und sich von seiner Bosheit abwenden? Wird es die Stimme des heiligen Geistes erkennen?

Es ist eine Tragik in unserer Zeit, dass jene Gläubige (von denen wir gestern sprachen), die nicht dem auserwählten Volk Israel angehören, sich aber kühn an dessen Stelle gesetzt haben, anscheinend in völliger Unkenntnis über das sind, was Paulus im Römerbrief in Bezug auf Israel schreibt, nämlich dass Gott Sein Volk doch nicht endgültig verstößt (Röm 11:1). Und im weiteren Verlauf dieses Kapitels erläutert Paulus das Geheimnis der Verstockung Israels. Seine Ausführungen gipfeln in der wunderbaren Aussage, dass Gottes Gnadengaben und die Berufung (des Volkes Israel) unbereubar sind. Ja, Gott hat Sein Volk verstockt und damit verhindert, dass es den Sohn Gottes vor der festgesetzten Zeit erkennt, aber: Diese Verstockung ist zeitlich begrenzt und hat einen tiefen Sinn: „… bis die Vervollständigung der Nationen eingehe“ (Röm 11:25 b).

Damit sind wir wieder bei dem „zuerst“! Für Israel hat Gott seinen Knecht Jesus auferstehen lassen, doch es wurde gemäß dem Ratschluss Seines Willens verstockt und zurückgestellt, damit in dieser Zeit ein weiteres Geheimnis enthüllt werden konnte, das der Körpergemeinde Christi Jesu. Aus dem „zuerst“ wurde also ein „danach“! Erst wenn der Letzte der Körpergemeinde berufen wurde und damit die Vollzahl erreicht ist, wird diese in den Wolken entrückt und erst „danach“ wendet Sich Gott wieder Seinem Volk zu.

Das alles konnte Petrus aber noch nicht wissen, noch erklang durch seinen Mund das Angebot an das Volk, noch galt das „zuerst“!

Lies weiter:
4. Die Apostelgeschichte Kapitel 4