Die Apostelgeschichte Kapitel 27

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Abschrift Apostelgeschichte in täglichen Andachten Band I - VI
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Dort als Schrift noch erhältlich.

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

27. Die Apostelgeschichte Kapitel 27

Beginn der Romreise
Sturm und Schiffbruch auf der Romreise

Beginn der Romreise

Apg 27:1

„Als es dann entschieden war, dass wir uns nach Italien einschiffen sollten, übergab man Paulus wie auch einige andere Häftlinge einem Hauptmann namens Julius, von der kaiserlichen Ehrwürdigen-Truppe.“

Achten wir zuerst auf die „Wir-Form“ in dem Leitvers, die uns zeigt, dass Lukas, der Schreiber der Apostelgeschichte, den Paulus auf der Reise nach Rom begleitete; er dürfte von hier an wohl sein ständiger Begleiter gewesen sein. In dem wahrscheinlich letzten Brief des Apostels Paulus, dem zweiten Brief an Timotheus, lesen wir in Kap. 4:10, dass Lukas allein bei ihm war (Lukas wird in Apg 24 als „Gehilfe des Paulus“ aufgeführt). Außerdem dürfte Aristarchus von Thessalonich bei ihm gewesen sein, diesen nennt Paulus in Kol. 4:10 „seinen Mitgefangenen“. In Apg 19:29 sehen wir ihn als „Reisegefährten“. Warum dieser treue Weggefährte gefangen war, erfahren wir nicht.

Kein Bericht des Lukas ist so ausführlich, bis ins kleinste Detail dargestellt wie diese Reise nach Rom. Wiederum muss ein wichtiger Grund dafür vorliegen. Auffallend ist vor allem die genaue Angabe von Inseln, Meeren, Winden, Untiefen, Schiffbruch, Witterungsverhältnisse usw., und man darf sich schon fragen, was dies alles mit dem Evangelium zu tun hat! Aber sehen wir es so: Paulus ist als Gefangener auf dem Schiff tatsächlich der Träger des Evangeliums. Mit ihm zieht das Licht göttlicher Wahrheit über das Meer nach Rom. Ein Gegenbild haben wir in dem Propheten Jona (siehe Buch Jona) auf seiner Reise nach Ninive. Bei Paulus wie bei Jona war Israels Abfall die Voraussetzung für die Bewegung des Wortes Gottes hin zu den Nationen. Was aber Jona damals nicht wissen konnte, das wusste jetzt Paulus, nämlich den Ratschluss Gottes über die Verstockung Israels, über die Bildung der Körpergemeinde Christi Jesu bis zur Wiederherstellung Israels und des messianischen Königreichs. Jona war wegen der Schwere seines Auftrags auf der Flucht vor Gott, Paulus hingegen konnte mit getrostem Herzen seine Reise antreten, er befand sich in willigem Gehorsam unter der sichtbaren Führung des Geistes.

Apg 27:2

„Dann bestiegen wir ein adramyttisches Schiff, das im Begriff war, nach den Orten längs der Küste der Provinz Asien zu segeln, und gingen in See. Mit uns war Aristarchus, ein Mazedonier aus Thessalonich.“

Die Vorbereitungen zur Reise, in Vers 1 die Übergabe an eine römische Truppe nebst anderen Häftlingen, sowie die Zuteilung an den Hauptmann Julius und letztlich die Besteigung des Schiffes können wir überfliegen; auch über Pauli Mitreisende, hier Aristarchus, sprachen wir schon gestern. Heute konzentrieren wir uns auf den Charakter und den Sinn der Reise, damit sie (die Reise) nicht nur ein Bericht wird, sondern uns zeigt, auf welch wundersame Art und Weise Gott Seinen Heilsplan für die Menschheit ausführt.

Wir verglichen gestern Paulus mit dem Propheten Jona und durften sehen, wie unser Apostel, im Gegensatz zu Jona, die Reise voller Zuversicht und Vertrauen auf seinen Herrn antrat. Er wusste, dass er nach Rom berufen war, um an seinem Volk Israel das Gericht der Verstockung abzuschließen (wie damals Jona bei Ninive und Assur). Pauli Reise gewinnt damit an Bedeutung!

Wichtig und zusprechend ist, wenn wir immer wieder versuchen, uns in Paulus hineinzuversetzen. Es war nicht selbstverständlich, dass er so mutig und vertrauensvoll nach Rom fuhr, er musste ständig die feurigen Pfeile des Widerwirkers abwehren. Um dies zu belegen, schauen wir in Apg 28:15 voraus, wo der Apostel bei der Ankunft in Rom durch die Brüder „neuen Mut“ bekam, was aber voraussetzt, dass auch ihn zeitweise „Mutlosigkeit“ befallen hatte. Paulus war, Gott sei Dank, auch nur ein Mensch wie wir! Die Ursache liegt auf der Hand: Paulus war sich voll bewusst, dass gerade durch seinen Dienst das Gericht der Verstockung an Israel zur vollen Ausreifung gebracht werden soll! Hier, liebe Geschwister, sollten wir doch einmal kurz innehalten und darüber nachdenken, was dies für eine innere Belastung war! Vielleicht hilft es uns, besser zu verstehen, was Paulus in Röm 9:1-4 ausdrücken möchte, wenn er sich lieber selbst weg von Christus verbannt zu sein wünschte, für seine Stammverwandten!

Apg 27:3

„Am anderen Tag landeten wir in Sidon. Julius, der den Paulus menschenfreundlich behandelte, gestattete ihm, zu seinen Freunden zu gehen, um von ihnen Versorgung für die Reise zu erlangen.“

Paulus wusste, wie wir gestern angeführt haben, dass seine Reise nach Rom den Abschluss des Verstockungsgerichtes für Israel mit sich brachte, und er wusste ebenso, dass mit Rom die endgültige, wenn auch zeitbedingte (bis gem. Röm 11:25 b die Vollzahl der Nationen eingehe) Hinwendung des Evangeliums an die Nationen vollzogen werden sollte. Um dieses Ziel Gottes geht es bei der Überfahrt nach Rom. Aus diesem Grund stehen alle Ereignisse auf dieser Reise zu Wasser und zu Land in innerer Beziehung zueinander. „Das Meer“ veranschaulicht in der biblischen Symbolsprache des prophetischen Wortes „die Völkerwelt“, also die Nationen, während „das Land“ (Kanaan) ein Symbol für Israels Standort in dieser Völkerwelt ist. Von Israels Standort aus erscheint also das Meer als das wildbewegte, unruhige Element der Völkerwelt, die Küsten und Inseln als begrenzte Versuche, Ordnung und System in die Masse zu bringen (Inseln und Küste sind ja ein Bollwerk gegen die Wellen des Meeres). Anders ausgedrückt: Alles, was geographisch um Israel herum liegt (Länder, Meere, Inseln und Küsten) ist das Symbol der Missionsaufgabe Israels an den Nationen; nur hat sich das Volk für diese Aufgabe bisher noch als untauglich erwiesen.

Das Schiff mit Paulus an Bord hat abgelegt und segelte der Küste entlang zunächst bis Sidon. Schon die Nennung dieses ersten Ortes ist interessant: Bereits früh in 1Mo 49:13 wird „Sidon“ dem späteren Israel zugerechnet, doch in Ri 1:31 sehen wir, dass Israel (hier Asser) Sidon nicht eingenommen hat! Der erste Reiseabschnitt bis Sidon war also ein Landstrich, der ursprünglich Israel gehören sollte, aber von Asser nicht eingenommen wurde. Jetzt geht Paulus gerade hier, an der im Grunde (lt. Verheißung) äußersten Grenze Israels an Land, um von Freunden Reiseproviant zu erhalten – auch dies hat symbolische Ausstrahlungskraft, auf die wir morgen noch eingehen wollen.

Apg 27:4

„Von dort gingen wir wieder in See und segelten unter den Schutz der Insel Cypern, weil wir Gegenwind hatten.

Heute zuerst noch einige Gedanken zu dem Aufenthalt in Sidon: Wir haben gestern erwähnt, dass Sidon laut Verheißung zu Israel zählen sollte, aber von Asser nicht eingenommen wurde. Gerade hier legte das Schiff zum ersten Mal an. Das bedeutet: An der äußersten (verheißenen) Grenze Israels geht Paulus an Land, um Fürsorge von Glaubensbrüdern zu erhalten. Der Symbolcharakter liegt darin: Nicht Israel als Volk begibt sich an seine Aufgabe, die Nationen zu Jüngern zu machen, sondern Paulus hat diese Aufgabe übertragen bekommen, unterstützt durch seine Glaubensgeschwister!

Beachten wir auch noch den römischen Hauptmann „Julius“, der für Paulus verantwortlich war: Er war dem Apostel offensichtlich wohlgesonnen, weil sich dieser doch von den übrigen Gefangenen deutlich abhob. So hatte Paulus viel Bewegungsfreiheit, er konnte seine Freunde aufsuchen, die ihn mit Proviant versorgten. Er, der so oft betonte, für seinen Lebensunterhalt selber (durch Arbeit als Zeltmacher)) aufzukommen, war jetzt ganz auf seine Geschwister angewiesen. Das führt uns zu 1Kor 12, wo es um die Einheit der Glieder am Körper Christi geht, wo uns die vielfältigen Aufgaben jedes Einzelnen gezeigt werden, wo Paulus aufruft, füreinander zu sorgen, miteinander zu leiden und sich miteinander zu freuen. „Ihr aber seid zusammen der Körper des Christus“ (1Kor 12:27) …, dieser Ausruf müsste laut in die Vielzahl der Gläubigen gerufen werden, die sich untereinander fast schon bekriegen, seien es Eifersüchteleien, Erkenntnisfragen und Ähnliches.

Die Schiffsreise geht weiter, und zwar mit Gegenwind im Schutz (im Windschatten) der Insel Cypern. Gerade diese Insel hat uns zurückliegend tief bewegt, war es doch jenes Eiland, auf welcher Paulus mit Barnabas gewirkt hatte, auf welcher der römische Prokonsul Sergius Paulus zum Glauben berufen wurde und den Beginn der Körpergemeinde Christi Jesu markierte, und wo aus Saulus „Paulus“ wurde!

Apg 27:5

„Dann segelten wir durch das offene Meer bei Cilicien und Pamphylien und landeten in Myra in Lycien.“

Wir müssen uns zuerst noch etwas mit dem gestrigen Vers 4 beschäftigen, weil er uns noch manches zu sagen hat: Was sich gerade auf dieser Insel Cypern heilsgeschichtlich gesehen ereignet hat, haben wir schon erwähnt, nun, Jahre später, segelt Paulus an dieser Insel vorüber, und es herrscht „Gegenwind“, das heißt, die Winde waren dem Schiff entgegen! Solche widrigen Winde sind Symbole der Finsternis, denn sie versuchen aufzuhalten, ja zu zerstören. Drastisch zeigt uns dies Dan 7:2-3, wo von „vier Winden“ die Rede ist, die widereinander auf dem großen Meer stürmten und uns das Völkermeer zeigen, die unorganisierte Masse der Menschheit, die unter dem Fürsten dieses Äons, Satan, ihr Unwesen treiben. Gewaltige, zerstörende Geistesmächte werden wirksam, wodurch das Völkermeer zum Aufbrausen gebracht wird. Im Gegensatz hierzu dürfen wir uns dem Bild vom „Geist Gottes“ bewusst werden, der dem sanften Wehen der Liebe gleich kommt!

Gerade vor Cypern also stehen diese Gegenwinde, diese geistlichen Mächte, der Reise Pauli entgegen, es ist wie ein böser Hauch jenes Elymas aus Apg 13:8 ff, der schon dort dem Paulus widerstand und versuchte, den Prokonsul Sergius Paulus vom Glauben abzuwenden. Es ist das Licht göttlicher Wahrheit und Offenbarung, welches vom Widerwirker aufgehalten werden möchte.

Es ist an dieser Stelle interessant, noch einmal einen Blick auf Jona zu werfen, jenen Propheten, der als „erster Missionar unter den Nationen“ gelten darf: In Jon 1:4 lesen wir, dass Jona per Schiff fliehen wollte, weil ihm der Auftrag, gegen Ninive zu predigen, unangenehm war! Hier ließ Jewe einen großen Wind in Form eines zerstörerischen Unwetters auf das Meer kommen; es war Gott Selbst, der den fliehenden Jona aufhielt! Es ist doch wunderbar, wie unser Gott und Vater die elementaren Kräfte und Mächte einsetzt, wie Ihm alles dienen muss, auch die Mächte der Finsternis. Nur „Einer“ wirkt im gesamten All, und wir dürfen „Abba-Vater“ zu Ihm sagen!

Apg 27:6

„Als der Hauptmann dort ein alexandrinisches Schiff fand, das nach Italien segelte, ließ er uns in dasselbe Schiff einsteigen.“

Wir sind im Moment in der Auslegung einen Vers zurück, was zeigt, wie inhaltvoll Verse sein können, die kaum wahrgenommen werden, und die wohl kaum jemand besonders überdenkt, sondern nur überfliegt!

Wir sahen bisher, wie das Schiff an Cypern vorbei fuhr, immer dicht an der kleinasiatischen Küste von Cilicien und Pamphylien entlang, bis nach Myra, wo das Schiff anlegte und die Passagiere, die nach Rom wollten, ausstiegen und ein neues Schiff suchen mussten. War die bisherige Reise, dicht an der Küste, noch relativ ohne große Gefahr, so stand nun die Überfahrt auf einem alexandrinischen Schiff an Kreta vorbei durch das offene Meer bis nach Italien bevor; und diese Überfahrt barg natürlich wesentlich mehr Gefahren als entlang der Küste!

Wir können den Verlauf der Schiffsreise durchaus auch mit unserem Glaubensleben vergleichen: Der erste Reiseabschnitt verlief relativ dicht an der Küste, von wo aus Hilfe schnell zur Hand war. Und ein „Kindlein im Glauben“ braucht nur zu oft diese Hilfe von außen! Es ist die Aufgabe von im Glauben Gereiften, den im Glaubensanfang Stehenden immer wieder unter die Arme zu greifen. Der nächste Reiseabschnitt führte in das offene Meer, wo es von Land aus nicht mehr so schnell Hilfe gab, die Menschen auf dem Schiff waren auf sich selbst angewiesen. In unserem Glaubensleben sollen wir aus dem Stand des Kindleins herauswachsen und „Jünglinge im Glauben“ werden. Über diese lesen wir in 1Jo 2:13, dass sie den Bösen überwunden haben, das heißt: Sie mussten lernen, zu kämpfen! Auf die Körpergemeinde bezogen bedeutet dies: Wir müssen lernen, mit der uns gegebenen Waffenrüstung in Eph 6:13 ff umzugehen, und nicht mehr immer nur Hilfe von außen zu erwarten. So gesehen wird die weitere Schiffsreise durch das offene Meer recht interessant für uns!

Apg 27:7

„Während einer beträchtlichen Zahl von Tagen segelten wir langsam und gelangten nur mit Mühe in die Nähe von Knidus. Da uns der Wind dort nicht heranließ, segelten wir bei Salmone unter den Schutz der Insel Kreta.“

Wer den Verlauf der Reise auf einer Landkarte verfolgt, sieht, dass das Schiff von Myra aus noch ein Stück nördlich bis Knidus segelte, also der heutigen türkischen Westküste entlang. Lukas berichtet, dass dieser Abschnitt eine beträchtliche Zahl an Tagen dauerte (mehr als vorgesehen) und dazu Mühe bereitete, was darauf hindeutet, dass, obwohl sich das Schiff in Küstennähe befand, ihnen der Wind entgegen war! Diese Windverhältnisse kennen wir aus Vers 4, nur: Dort konnte sich die Schiffsbesatzung in den Windschatten der Insel Cypern begeben! Jetzt aber war dieser Schutz nicht mehr vorhanden, das Schiff musste mit den widrigen Winden selber fertig werden!

Obiges ist ein wunderbares Bild für unser eigenes Glaubensleben! Wie schnell flüchten wir uns bei Unannehmlichkeiten in den Windschatten anderer, nehmen deren Hilfe gerne an und lassen unser Glaubensschiff zufrieden in deren Windschatten dahintreiben! Praxisnah gesehen: Das Wort Gottes wird uns von Glaubensgeschwistern, Losungsbüchlein und Ähnlichem mundgerecht dargereicht, wir brauchen nur noch „schlucken“! Und – geschluckt wird alles, und dazu ungeprüft!

Einem „Kindlein im Glauben“ möchten wir dieses Verhalten gerne zubilligen! Doch es folgt die Zeit, wo die Flucht in den Windschatten anderer nicht mehr möglich ist, wo wir selber sehen müssen, wie wir gegen den Wind vorwärts kommen, wo wir ohne den Windschatten anderer „selber“ im Wort Gottes lesen müssen (dürfen), um voranzukommen! Und hier, liebe Geschwister, fängt dann in der Regel der Kampf an! Die Insel „Cypern“ also das Bild jener Geschwister, die einerseits Windschatten anbieten und andererseits diesen gerne in Anspruch nehmen; die Reise bis Knidus zwingt dazu, die Waffenrüstung endlich selber aufzunehmen und gegen den Wind anzukämpfen!

Apg 27:8

„Mit Mühe fuhren wir daran entlang und kamen zu den so genannten Trefflichen Häfen, einem Ort, in dessen Nähe die Stadt Lasäa war.“

Der gestrige Vers zeigte, dass das Schiff wegen dem widrigen Wind in dem letzten Hafen Knidus (an der heutigen türkischen Küste) nicht mehr anlegen konnte und daher die Küstennähe verlassen musste und direkt auf das offene Meer in Richtung „Insel Kreta“ segelte. Diese Überfahrt schien reibungslos zu sein, genannt wird erst wieder die östliche Spitze von Kreta, die den Namen „Kap Salmone“ hatte. Das Schiff segelte an der Südseite Kretas entlang, und hiervon berichtet unser heutiger Leitvers.

Segelte das Schiff zu Beginn der Reise noch auf der Nordseite der Insel Cypern vorbei, so ist es hier bei der Insel Kreta die Südseite. Wir lesen hier, dass das Schiff „Mühe“ hatte, voran zu kommen und endlich nahe bei Lasäa den idealen (trefflichen) Hafen zum Anlegen fand. Vergleichen wir heute einmal Cypern mit Kreta: Beides sind ja Inseln, doch im ersten Fall segelte das Schiff nördlich, dann, wie hier bei Kreta, südlich der Inseln. Verlief die Reise bei Cypern gefahrlos im Windschatten der Insel, so machte die Nordseite von Kreta den Schiffsleuten viel Mühe. Wir wechseln jetzt wieder zu unserem Glaubensleben, denn es gibt interessante Parallelen:

Wer aus dem Kindesstadium zu „Jünglingen im Glauben“ herangereift ist, muss, wie wir schon gesagt haben, „kämpfen“! Das Glaubensleben macht also „Mühe“! Unterziehen wir uns dieser Mühe? Es ist fast schon ein Phänomen, dass allein „das Lesen in der Bibel“ vielen Gläubigen „Mühe“ macht. Oft hört man dann Antworten wie: „Wir müssen ja nicht alles wissen, was in der Bibel steht!“ Oder: „Es genügt, dass ich in den Himmel komme!“ Und genügen tut nur zu oft ein Losungswort pro Tag (wobei natürlich nur „schöne“ Worte ausgewählt sind). Es sind gemäß Eph 6:12 die Fürstlichkeiten, Obrigkeiten und Weltbeherrscher dieser Finsternis, die geistlichen Mächte der Bosheit inmitten der Überhimmlischen, die uns „Mühe“ bereiten, die uns abhalten wollen, Gottes Wort zu lesen!

Sturm und Schiffbruch auf der Romreise

Apg 27:9-10

„Da inzwischen geraume Zeit verstrichen war und die Schifffahrt schon unsicher wurde (weil auch der Fastentag schon vergangen war), sagte Paulus ermahnend zu ihnen: Männer, ich schaue voraus, dass die bevorstehende Fahrt mit Ungemach und großem Verlust nicht allein für die Ladung und das Schiff, sondern auch für unsere Seelen verbunden sein wird.“

Nach den damals üblichen Seefahrtbedingungen wurde die Schifffahrt über die Wintermonate weitgehend eingestellt, das Meer war in dieser Zeit unberechenbar. Nach dem jüdischen Kalender war dies der in unserem Leitvers genannte Fastentag. Dennoch wagte es die Schiffsbesatzung, die Fahrt fortzusetzen, um mit der Fracht und den Gefangenen womöglich noch vor dem Wintereinbruch nach Italien zu gelangen. Und nun geschieht etwas Auffallendes: Paulus mischt sich in etwas ein, was gar nicht seine Aufgabe ist!

Beachten wir: Paulus war kein Seemann, sondern Zeltmacher von Beruf, das heißt, er sollte die Entscheidungen, das Schiff betreffend, den Seeleuten überlassen. Seine große Aufgabe war es, das Evangelium nach Rom zu bringen. Und hierzu hatte er ja die göttliche Zusage, dass er sicher nach Rom kommen würde (Apg 23:11) – warum also sollte er sich jetzt zu Wort melden? Warum Bedenken anmelden, ja Angst verbreiten? Es musste hier einen tieferen inneren Grund geben:

Sehen wir einmal in der gesamten Schiffsbesatzung im Kleinen ein Bild der Völkergemeinschaft, also der Nationen, zu denen Paulus ja unterwegs war. Und so wie das Schiff mit seiner kostbaren Ladung an Menschen und Gütern in Gefahr war, unterzugehen, so ist auch das Dasein der Nationen in einer ähnlichen Lage! Allein die Anwesenheit des Apostels Paulus sollte allen als Grund der Errettung offenbar werden, und dies im gleichen Maß, wie die Körpergemeinde Christi Jesu heute der Welt das Evangelium der Gnade anbietet. Lassen wir uns Zeit, liebe Geschwister, hierüber einmal nachzudenken!

Apg 27:11

„Doch der Hauptmann wurde durch den Steuermann und den Verfrachter eher überzeugt als durch das von Paulus Gesagte.“

Lasst uns heute zuerst noch einige Gedanken zum gestrigen letzten Absatz machen: Wir verglichen das Schiff mit unserer Welt und die Menschen auf dem Schiff mit den Erdenbewohnern. Und wer von uns will bestreiten, dass unsere Erde gerade heute in höchster Gefahr ist, zwar nicht unterzugehen, aber weitgehend zerstört zu werden. Dazu kommt ein noch nie dagewesener Abfall vom primären Glauben an Gott. Und so, wie die Anwesenheit des Paulus auf dem Schiff für alle sichtbar der Grund ihrer Errettung werden sollte (wie die folgenden Verse noch zeigen), so sind auch wir, die Körpergemeinde Christi Jesu, ein Schauspiel der sichtbaren, wie auch der unsichtbaren Welt (1Kor 4:9). Die Körpergemeinde ist zwar nicht die Rettung dieser Welt, aber sie ist jener ruhende Pol in einem brausenden Meer, wo die göttliche Wahrheit der „Rettung in der Gnade“ noch zu hören ist!

Was bewegte nun Paulus zu seiner Einmischung in Seemannsfragen? Blicken wir zurück in Vers 10, wo Paulus sagt: „Männer, ich schaue …“! Das eingefügte Hilfswort „voraus“ bedeutet aber keine „Weissagung“, sondern Paulus beobachtet etwas! Er beobachtet, dass auch weltliches Wissen, sofern es durch Gottes Geist gewirkt ist, aller Wissenschaft der ungläubigen Welt weit überlegen ist. Paulus war der Überzeugung, dass der jüdische Fastentag, der Israel ja auch auf die heimische Meereskunde verweist, hier besser angewandt werden sollte als der Vorschlag der Seeleute, einen noch besseren Hafen zum Überwintern zu suchen.

Geistliche Weisheit gegen menschliche Weisheit? Gottes Wort sagt uns viel hierüber: In 1Kö 5:9-13 sehen wir das klassische Beispiel in der Person Salomos. Die ihm von Gott gegebene Weisheit war größer denn die Weisheit aller, die gegen Morgen wohnten, und aller ägyptischen Weisheit, und er war weiser denn alle Menschen. Auch Daniel übertraf in seiner ihm von Gott gegebenen Weisheit alle jene der Chaldäer Babylons. Gott ist der tatsächlich Wirkende!

Apg 27:12

„Es fand sich, dass der Hafen zum Überwintern ungeeignet war; so gab die Mehrzahl den Rat, von dort wieder auszufahren, ob man etwa zum Überwintern nach Phönix gelangen könnte, einem Hafen Kretas, geschützt im Hinblick auf Südwest- und Nordwestwinde.“

Paulus riet zum Verbleiben in dem so genannten „Trefflichen Hafen“, die Seeleute hielten einen westlich gelegenen Hafen der Insel zum Überwintern für besser geeignet – wir können unsere gestern angeschnittenen Gedanken noch etwas fortsetzen: Die durchaus weltliche Weisheit des Paulus (dass der jüdische Fastentag auch ein meereskundliches Zeichen sei), die ihm aber von Gott gegeben war, ist höher denn die Weisheit aller, die im Schiff waren!

Wir stehen mit unserem Leitvers vor Folgendem: Die Mehrzahl der Schiffsleute war der Ansicht, den sicherer scheinenden Hafen bei Phönix anzusteuern; und sie führten überzeugende Gründe an! Die große Mehrzahl der Fachleute (der Seemänner) gegen die Mahnung eines Einzelnen (hier Paulus) – alles sprach gegen Paulus!

Hier dürfen wir wieder unser eigenes Glaubensleben ins Spiel bringen. Wie oft stehen wir vor Situationen, wo wir sehr wohl aus Gottes Wort den Weg erfahren haben, aber es stehen uns durchaus akzeptabel erscheinende menschliche Erwägungen gegenüber. Und lassen wir uns nicht täuschen: Auch gläubige Geschwister können durchaus in die falsche Richtung geraten! Hier wird das Wort wichtig: „Glauben wider allen Schein!“

In Hebr 12:2 lesen wir ein köstliches Wort, es führt uns in die Mitte, zu Jesus: „… (von allem wegsehend) auf den Urheber und Vollender des Glaubens blickend, auf Jesus, der anstatt der vor Ihm liegenden Freude das Kreuz erduldete …“. Nur zu oft ist es für uns unangenehm, in dem von Gott zugewiesenen Hafen (dem trefflichen Hafen) zu bleiben, weil das scheinbar Bessere winkt! Unser Herr verharrte in dem von Gott gewiesenen Weg, auch wenn er Leiden nach sich zog – aber dieser Weg führte und führt ans göttliche Ziel!

Apg 27:13

„Da ein sanfter Südwind wehte, meinten sie, sich an ihren Vorsatz halten zu können. Daher lichteten sie die Anker und fuhren dicht an der Südküste Kretas entlang.“

Ja, liebe Geschwister, „der sanfte Südwind“! Wie oft macht er auch uns in unserem Glaubensleben zu schaffen! Für die Schiffsbesatzung war dieser liebliche (günstige) Wind das Zeichen der Aufmunterung, den Hafen zu wechseln, also ihren Vorsatz (ihre menschliche Erwägung) auch auszuführen. Aber – es ist immer ein schlechtes Omen, sich auf zufällige Zeichen zu stützen! Wer sich vom Geist Gottes führen lassen möchte, darf sich durch scheinbar günstige Umstände nicht irre machen lassen!

Wenn wir verstanden haben, welche Rolle der Widerwirker im Heilsplan Gottes spielt (er zwingt uns zum Kampf), dann verstehen wir auch, dass uns Satan nicht mit leicht durchschaubaren Waffen angreift, sondern sich als Bote des Lichts verstellt, wie es in 2Kor 11:14-15 zu lesen ist. Er greift uns also als „ein sanfter Südwind“ an, der uns vorgaukelt, die Zeichen seien günstig für uns! Doch was uns zuerst als ein so günstiges Zeichen erschien, entpuppt sich nur zu oft als einer jener glühenden Pfeile, die, wie Eph 6:16 sagt, auf uns abgeschossen werden!

Welcher Art ist nun unser Kampf? Die glühenden Pfeile stehen im Zusammenhang mit dem Aufnehmen des „Langschilds des Glaubens“. Wir sollen also etwas im Glauben festhalten, was uns gegeben (verheißen) ist. Eine der wichtigsten Verheißungen ist, dass unsere Berufung „nach oben“, und nicht auf die Erde geht! Dorthin sollen wir sinnen! Und genau dies will Satan verhindern: Der sanfte Südwind macht uns immer wieder vor, „wir leben ja noch auf der Erde, und auf der Erde soll es uns gut gehen“ - folglich müssen wir uns mehr mit dem Irdischen beschäftigen. Den Langschild des Glaubens aufnehmen heißt für uns, etwas zu tun, nämlich mit aller Kraft festzuhalten, was uns (nicht Israel) verheißen ist! Der feste Glaube ist unser Schild, dass unser Verheißungsgut dort ist, wo Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes (Kol 3:1-2).

Apg 27:14

„Nach nicht langer Zeit brach von dort herab ein Orkan los, der so genannte Nordostwind.“

Wer vom Geist Gottes geführt wird (aber nicht durch vermeintliche Eingebungen, sondern durch das kontinuierliche Lesen in Gottes Wort), lässt sich nicht so schnell durch scheinbar günstige Winde irre machen; ansonsten gleicht er jenen, die gemäß Eph 4:14 von jedem Wind der Lehre wie von brandenden Wogen hin und her geworfen und umhergetragen werden, und dies durch die Unberechenbarkeit der Menschen, durch die List, die darauf ausgeht, den Irrtum planmäßig zu verbreiten! Überdenken wir gerade hier einmal Eph 4:13-14, diese Aussage passt wunderbar in unser Geschehen auf dem Meer vor Kreta:

Es geht darum, zum „gereiften Mann“ zu gelangen, zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes! Wer sich nur von einem günstigen Südwind beeinflussen lässt, kommt ganz schnell in die brandenden Wogen eines Nordostwindes, und wird dabei hin und her geworfen und von Lehre zu Lehre umhergetragen, bis er am Ende selbst nicht mehr weiß, wo er ist und wo er hingehört! Was die brandenden Wogen eines Nordostwindes anrichten, haben wir alle mehr als deutlich vor Augen: Der überwiegende Teil der herausgerufenen Gläubigen hat kaum eine Ahnung von seinem wahren Berufungsgut! Die verheerende Lehre einer vermeintlich ewigen Höllenqual verdunkelt jegliche gesunde Vernunft! Das Glaubensleben dieser Gläubigen ist zum großen Teil auf die Erde ausgerichtet und steht in krassem Gegensatz zu Kol 3:2: „Auf das droben sinnet, nicht auf das auf Erden!“

Wir sehen, liebe Geschwister, wie schnell ein warmer Südwind in einen eisigen Nordostwind wechselt! Die Folge der verkehrten Entscheidung der Schiffsführung ließ dann auch nicht lange auf sich warten! Lasst uns mit Kol 3:5 zusprechen:

„Ertötet daher in euren Gliedern, was an die Erde bindet …“!

Apg 27:15

„Da das Schiff von ihm gepackt wurde und man nicht gegen den Wind ankämpfen konnte, gaben wir es auf und wurden von ihm dahingetragen.“

Wir sind mit unserem Leitvers fast wörtlich in dem Vers von Eph 4:14, den wir gestern schon angeschnitten haben! Die Schiffsbesatzung kämpft gegen den Orkan an, das Schiff wird von seiner Gewalt hin und her geworfen, die Lage wird immer aussichtsloser, eine Steuerung ist nicht mehr möglich … man gibt auf!

Die oben geschilderte Not auf dem Meer ist ein treffliches Bild von dem Kampf, den wir, die Körpergemeinde Christi Jesu, inmitten einer von den finsteren Mächten aufgewühlten Welt führen müssen, wobei es den Anschein hat, unterzugehen! Es ist ein fataler Irrtum, wenn gesagt wird, dass Gott jene, die an Ihn glauben, vor allem Unheil, also auch Gefahren, schützt! Wer von Gott zu den Erstlingen vorherbestimmt wurde, muss in die Schule! Gott hat uns ja nicht auserwählt, weil wir so fromm waren und sind, sondern weil wir zu Werkzeugen ausgebildet werden sollen, die später die ganze Schöpfung zu „Jesus“ führen sollen, bis Phil 2:9-11 erfüllt ist.

„Schule“ ist aber kein Spaziergang, sondern kann ein harter Kampf werden. Sie (die Schule) soll dazu dienen, uns gemäß Eph 4:13-14 alle zur Erkenntnis des Sohnes Gottes zu führen, uns zum gereiften Mann zu machen … (lies die zwei Verse)! Wir überlesen gerne „unbeliebte“ Verse – heute steuern wir solche Verse direkt an: Lesen wir Phil 1:29-30! Hier spricht Paulus von „Leiden für Christus“ und von „Ringkampf“, den wir an Paulus sehen sollen, und der auch uns „in Gnaden“ gewährt ist! Ja, liebe Geschwister, wir haben richtig verstanden: Es ist Gnade, für unseren Herrn zu leiden, was mit „Ringkampf“ zu tun hat!

Halten wir für heute fest: Wir sind keine Elite unter der Menschheit, sondern, wenn wir uns mit 1Kor 1:26-31 vergleichen, eher die Unterschicht. Aber gerade deswegen nimmt uns Gott in Seine Schule, um aus Habenichtsen „Schaugefäße Seiner Gnade“ zu machen!

Unser Leitvers hat uns noch etwas Wichtiges zu sagen, was unbedingt zu unserem Schulungsstoff gehört, ja eigentlich das so genannte „ABC“ darstellt:

Fassen wir noch einmal kurz zusammen: Der trügerische Südwind verleitete dazu, einen immerhin Schutz bietenden Hafen zu verlassen, um einen scheinbar noch besseren anzusteuern. Doch statt dem erhofften Komfort kommt der Nordostwind als Orkan, reißt das Schiff hin und her, das Steuer versagt, das Schiff wird dadurch manövrierunfähig, es wurde wahllos von den aufgepeitschten Wellen dahingetragen und schließlich „aufgegeben“! Heben wir besonders hervor: „Das Ruder“ (= die Steuerung des Schiffs) war außer Kraft gesetzt!

Damit kommen wir zu Röm 7:18-25, denn hier sehen wir unsere Parallele: Wir sehen einen kämpfenden Paulus, er kämpft gegen sein Fleisch. Und je mehr er kämpft, je verzweifelter wird er, denn er stellt mehr und mehr fest, dass gerade das Gegenteil von dem eintritt, was er möchte. Auf die Apostelgeschichte umgesetzt: Paulus lenkt sein Lebensschiff mit hoher Kraft und Energie, doch die Nordostwinde reißen ihm das Ruder aus der Hand, machen ihn immer hilfloser, so dass er zu der Erkenntnis kommt: Ich (Paulus) kann gar nicht mehr steuern, ich bin hilflos! Und dies besagt Röm. 7:24: „Ich elender Mensch! was wird mich aus dem Körper dieses Todes bergen?“

Der Kern von allem ist: Paulus musste sein Ruder, mit welchem er sein bisheriges Leben gesteuert hat, abgeben! Er wurde förmlich dazu gezwungen! Jemand anders übernahm das Ruder für ihn! Und das ist auch unsere Lektion: Nicht mehr wir sollen agieren, sollen werken und lenken wollen! Unser Herr schickt uns nur zu schnell den Nordostwind, der uns hilflos macht – aber dann übernimmt Er das Steuer, in Röm 7:25 ist es das eine Wort: „Gnade!“

Apg 27:16-17

„Als wir unter den Schutz eines Inselchens liefen, das Klauda heißt, vermochten wir nur mit Mühe, von dem nachgeschleppten Beiboot Abstand zu halten, so dass man es emporwand und Taue als Hilfsmittel gebrauchte, um das Schiff damit von unterhalb zu gürten. Man befürchtete auch, auf die Sandbänke der Syrte verschlagen zu werden; daher zog man die Segel ein und wurde so vom Wind dahingetragen.

Die Folge einer falschen Entscheidung waren die Führerlosigkeit des Schiffes und die Hilflosigkeit der Besatzung; nun wurden alle Rettungsmöglichkeiten aufgeboten, um zu retten was noch zu retten war. Diese Situation beschreibt unser Leitvers. Das Schiff wurde offensichtlich weg von der Südseite Kretas hin zu einer winzigen Insel namens Klauda abgetrieben, welches wohl etwas Windschutz bot. Im Schlepptau war, wie es damals üblich war, ein kleines Beiboot, es sollte im Notfall wenigstens die Menschen des großen Schiffes retten. Dieses Beiboot wurde durch die Wellen gegen die Schiffswand geschlagen, so dass man befürchten musste, das zusätzlicher Schaden an der Schiffswand entstehen würde, das Boot wurde einfach hochgezogen. Zu alledem musste das letzte Segel eingezogen werden, was bedeutete, dass damit das Schiff völlig den Wellen und dem Meer überlassen war. Wohin wird es wohl getrieben werden?

Wir haben gestern auf unser „Glaubensschiff“ geblickt und dieses mit Röm 7 verglichen, wo Paulus buchstäblich das Steuer abgeben musste und verzweifelt aufschrie: „Ich elender Mensch! Was wird mich aus dem Körper dieses Todes bergen?“ In der Schule Gottes, in welcher wir uns ja alle befinden, muss jeder von uns irgendwann einmal sein Steuer abgeben und es Gott überlassen, wohin es weiter geht. Und wenn wir die Weiterfahrt des Schiffes mit unserem Leben vergleichen, dann kann es durchaus sehr unruhig werden! Und wie schon in Röm 7:25 die Antwort „Gnade“ hieß, so wird dies in 2Kor 12:9 bekräftigt. Die überströmende Gnade soll uns genügen, soll uns in allen gefährlichen, schmerzvollen, ja aussichtslosen Lagen aufrichten und zusprechen! Lies hierzu Spr 3:5-6.

Apg 27:18-19

„Da wir aber vom Unwetter heftig bedrängt wurden, warf man am nächsten Tag Ladung über Bord; und am dritten schleuderte man eigenhändig das Gerät des Schiffes ins Meer.“

Wer Spr 3:5-6 gestern nachgelesen hat, hat auch den Bezug zu dem Schiff in Seenot erkennen können. Gerade Spr 3. lässt erkennen, dass Weisheit seine Belohnung findet, wobei es sich um die göttliche Weisheit handelt. Der menschliche Verstand sagte den Seeleuten, „verlasst den „trefflichen Hafen“ bei dem Kap Salmone auf Kreta (der zumindest Schutz vor den Winterstürmen geboten hätte), und steuert den besseren Hafen bei Phönix an!“ Doch der geistgelenkte Verstand des Paulus riet zum Verbleib, weil das Wetter unberechenbar war. Das Schiff jedoch fuhr aus und kam in größte Seenot, und mitten drin befand sich Paulus!

In der bewegten göttlichen Schule des Lebens spricht uns auch Salomo, der Sohn Davids, zu! Es bedarf, das müssen wir alle zugeben, nur zu oft all unsere innere Kraft, uns in entsprechenden Lagen auf Gott zu verlassen! Denn wie oft rät unser Verstand uns zu etwas, was sich hinterher als falsch erwies. Und dann spricht uns die göttliche Weisheit des Salomos weiter zu, „Ihn“ in all unseren Wegen zu erkennen! Hierzu haben wir schon öfters auf 1Jo 2:14 hingewiesen, wo unter anderem von den Vätern die Rede ist, und ihr Kennzeichen ist: „… weil ihr den erkannt habt, der von Anfang an ist“. Im selben Sinn sehen wir Hiob, der eine schreckliche Leidenszeit (Schule) durchlaufen musste und am Ende ausrief: „Ich erkenne, dass Du alles vermagst, und nichts, das Du Dir vorgenommen hast, ist Dir zu schwer“ (Hi 42:2). In Spr 3:6 lesen wir dann weiter, dass, wenn wir uns von ganzem Herzen auf Ihn verlassen, wenn wir Ihn auch wirklich auf all unseren Wegen erkennen, dass Er uns dann recht führt, wobei der Urtext wiedergibt, dass Er dann „unsere (krummen) Wege gerade macht“, was für uns heißt: Sie (unsere Wege) führen direkt ins Ziel! Und es wird einmal sehr bedeutsam sein, liebe Geschwister, wenn wir gemäß 2Kor 5:10 vor der Preisrichterbühne des Christus offenbar gemacht werden und dann erkennen, dass all unsere schweren Wege ihren Sinn hatten und belohnt werden!

Apg 27:20

„Als aber mehrere Tage hindurch weder Sonne noch Sterne erschienen und ein ziemlich starkes Unwetter uns hart zusetzte, wurde uns hinfort jede Aussicht auf Rettung genommen.“

Wer unter uns die Möglichkeit hat, die Schiffsreise auf einer entsprechenden Landkarte zu verfolgen, sieht, dass das Schiff von dem Inselchen Klauda (unterhalb von Kreta) westlich wegtrieb, hinaus auf das offene Meer, aber – in der richtigen Richtung, nämlich nach Italien hin! Das Schiff befand sich in einer aussichtslosen Lage, ohne Segel, ohne Steuerung, und von einem neuen Unwetter bedroht. Die Besatzung hatte schon zuvor die Ladung über Bord geworfen, außerdem das Gerät des Schiffes, doch all dies nützte nichts, im Gegenteil: Alle verloren den letzten Rest an Hoffnung auf Rettung!

Ist die große Not mitten auf dem Meer nicht das Bild der Körpergemeinde Christi Jesu im Kampf inmitten einer von finsteren Mächten bewegten stürmischen Welt, die im Begriff ist, vom Zorn Gottes überrollt zu werden? Und besteht nicht gerade hier die Gefahr, vom Glauben abzufallen (wobei wir hier die Gefahr meinen, vom Glauben ohne Schauen abzufallen, wie ihn Hebr 11:1 beschreibt, dafür nach Zeichen und Wunder zu streben)? Gerade in Gefahren tendiert der Mensch dazu, Hilfe in Form sichtbarer Wunder von Gott zu erbitten. Geschehen dann diese Wunder nicht, folgt sehr oft die Frage: „Warum, Gott?“ Und dieses „Warum“ ist ja bereits ein Zeichen mangelnden Glaubens! Doch in gleichem Maß, wie auf Seiten der ungläubigen Menschheit immer mehr eine dumpfe Verzweiflung sichtbar wird, muss sich bei den Gläubigen gerade der kämpfende Glaube hervortun und bewähren. Eph. 6:16 weist uns auf diesen Kampf hin, nämlich „den Langschild des Glaubens“ aufzunehmen! Beachten wir hier, dass es gilt, a) etwas „aufzunehmen“, sich „nach unten bücken“; und b) bedeutet es für uns, dass wir uns mittels unseres Glaubens hinter dem verbergen, was wir in Christus besitzen! Und dies sind geistliche Schätze, die wir im Glauben festhalten (ohne zu schauen)! Je fester wir diesen Langschild hochhalten, je mehr sind wir vor dem Tosen des Meeres geschützt!

Apg 27:21

„Da viele ohne Kost geblieben waren, trat Paulus dann in ihre Mitte und sagte: O Männer, man hätte schon auf mich hören und nicht von Kreta ausfahren und sich so dies Ungemach und diesen Verlust zuziehen sollen.“

Mit unserem heutigen Leitvers ist der Moment für Paulus gekommen, in das Geschehen einzugreifen. Machen wir hier zuerst einen interessanten Vergleich mit Jona (Jon 1:5-6), wo wir, wie schon zuvor, Parallelen finden! Aber trotz der sehr ähnlichen Lage gab es einen Unterscheid: Jona stieg in der Gefahr ins Schiff hinab, lag und schlief! Für Paulus hingegen war die Gefahr eine Glaubensschule, in welcher er sich nicht einfach hinlegen konnte, sondern kämpfen musste. Schon dieser Vergleich zeigt uns, dass bei Gott alles seine Zeit hat: Sich völlig auf Ihn verlassen, und in diesem Glauben auch Ruhe und Schlaf zu finden, aber auch aufzustehen und zu kämpfen, wenn es die Situation erfordert.

Es war also kein Mangel an Vertrauen, wenn Paulus sich nicht wie Jona einfach hinlegte und Gott handeln ließ, es war vielmehr das Erkennen, dass für ihn die Zeit gekommen war, den Menschen auf dem Schiff ein eindrucksvolles Zeugnis der Kraft des Glaubens zu geben! Paulus wurde jetzt zu dem, was er in 1Kor 4:9 beschrieben hatte: Ein Schauspiel den himmlischen Boten und den Menschen.

Wenn Paulus mit dem Vorwurf beginnt, man hätte auf ihn hören sollen, so soll dies nicht verletzen, sondern zur rechten Besinnung bringen! Hier wurde der Unterschied zwischen weltlicher Klugheit und göttlicher Weisheit offenbar. Die Menschen auf dem Schiff sollten Gott erkennen, und dazu bedarf es der völligen Hilflosigkeit.

Und wiederum sehen wir in dem obigen Geschehen die Gesamtlage der Menschheit, wird sie doch gerade in diese totale Hilflosigkeit geführt, zuletzt durch den Gesetzlosen, der uns in 2Thes 2 vor Augen geführt ist, um aber letztendlich durch furchtbare Gerichte hindurch zu dem herrlichsten aller Namen, zu „Jesus“ geführt zu werden, um in diesem Namen Rettung und Heil zu finden.

Apg 27:22

„Doch nun ermahne ich euch, guten Mutes zu sein; denn nicht eine Seele von euch wird verlorengehen, außer dem Schiff.“

Paulus tritt jetzt massiv auf, und dies in der Sicherheit seines Vertrauens auf Gott! Bedenken wir, es war eine verzweifelte Situation auf dem Schiff: Keine Sonne, keine Sterne, nur dunkelste Wolken, heftigste Winde, brandende Wellen, die das führungslose Schiff hin und her warfen, dazu die meisten ohne Kost (Essen), weil es in dieser Lage gar nicht möglich war (die Besatzung hatte vor lauter Arbeit gar keine Zeit mehr zum Essen und den Passagieren auf dem Schiff war vom Seegang übel, denken wir nur an die „Seekrankheit“). Die Schiffsbesatzung sah, dass das Schiff nicht mehr zu halten war, der Untergang und damit der Tod im Meer waren sicher! In diese hoffnungslose Lage hinein spricht jetzt Paulus!

Und jetzt bedenken wir einmal, liebe Geschwister: Wäre das Schiff, wie von Paulus geraten, in jenem trefflichen Hafen auf Kreta geblieben, hätte es diese Situation nicht gegeben, also einerseits keine Gefahr, aber andererseits auch kein solches Zeugnis des Glaubens! Und in dem sicheren Hafen auf Kreta hätte keiner der Menschen auf Paulus gehört!!! Erkennen wir, wozu Gott nur zu oft in aussichtslose Situationen führt, um hernach Seine Herrlichkeit zu erweisen? Erkennen wir jetzt hieraus am Gesamtbild der Schöpfung, warum Gott, angefangen mit Adam, all Seine Geschöpfe in tiefste Finsternis und Verzweiflung führt?

Hier wird uns machtvoll vor Augen geführt, was Paulus in Röm 11:32 zwar an Israel schreibt, was wir aber auch für uns nehmen dürfen: „Denn Gott schließt alle zusammen in Widerspenstigkeit ein, damit Er Sich aller erbarme.“ Und darauf folgen ab Vers 33 die herrlichen Worte: „O Tiefe des Reichtums, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unausforschlich sind Seine Urteile und wie unausspürbar Seine Wege! Denn wer hat …“ (lies bis Vers 36).

Apg 27:23

„In dieser Nacht trat nämlich ein Bote des Gottes zu mir, dessen Eigentum ich bin und dem ich Gottesdienst darbringe, und sagte:“

Es war „ein Bote Gottes“ der dem Paulus die Rettung der Menschen auf dem Schiff verkündigte – das kann uns irritieren! Warum sprach der Herr nicht Selber, wie bei Seinen Enthüllungen (z.B. Gal 1:12 b), mit Seinem berufenen Apostel? Die Antwort ist eigentlich einfach: Es wurde die Rettung aller Seelen auf dem Schiff verheißen, lediglich das Schiff selbst sollte verloren gehen! Diese Verheißung bezog sich aber nicht auf die Glieder der Körpergemeinde Christi Jesu, sondern auf die ungläubigen Menschen auf dem Schiff, bildlich gesehen auf die gesamte Menschheit.

Schauen wir jetzt in die Offenbarung des Johannes, in die Enthüllung Jesu Christi, und hier spielen in der Tat „die Boten Gottes“ die wesentliche Rolle! So wird uns in Offb 21:1 zuerst gezeigt, dass die vorige (heutige) Erde (das Schiff) vergangen war, und in Offb 22:1-2 sehen wir den Strom des Wassers des Lebens, und das Holz des Lebens, und lesen dann: „Die Blätter des Holzes dienen zur Genesung der Nationen“!

Paulus hatte also keinen Auftrag an den Menschen auf dem Schiff, sie zum Glauben an sein Evangelium zu führen (dann hätten diese vorherbestimmt sein müssen), sondern er sollte ihnen Zeugnis von der Kraft und Herrlichkeit seines Gottes geben. Und mögen die Leute auf dem Schiff seine Worte im Moment noch angezweifelt haben, so erinnerten sie sich kurze Zeit später daran, als sie alle das sichere Land erreichen durften. Die Worte dieses Häftlings, der seinen Gott bezeugte, erfüllten sich als „Wahrheit“ und verherrlichten Ihn in der Tat!

Noch ein Wort zu den „Boten (Engeln) Gottes“: Diese haben keinerlei Auftrag an der Körpergemeinde, im Gegenteil: Wir sind ihnen vielmehr (gemäß 1Kor 4:9) ein Schauspiel, sie lernen an uns! Und lernen (erkennen) sollen sie, was „Gnade“ an Sündern bewirkt!

Apg 27:24

„Fürchte dich nicht, Paulus! Du musst vor den Kaiser treten, und siehe: Gott hat dir alle, die mit dir segeln, in Gnaden gewährt!“

Wir möchten heute zuerst noch einen kurzen Absatz zu dem „Boten Gottes“ also zur so genannten „Engelwelt“ sagen, weil auf diesem Gebiet wenig Klarheit vorhanden ist: Generell gehören diese auf den Boden Israels! Dort haben sie ihre vielfältige göttliche Aufgabe zu erfüllen. Doch ebenso „generell“ haben sie auf dem Boden der Körpergemeinde Christi Jesu nichts zu suchen und erst recht keinen göttlichen Auftrag! Wo während der gegenwärtigen Verwaltung der Gnade vermeintliche „Boten Gottes“ (Engel) auftreten, ist mehr als Skepsis angebracht! Wir müssen in solchen Fällen eher mit Satan rechnen, der sich gemäß 2Kor 11:14-15 zu einem Boten des Lichts verstellt, um die berufenen Heiligen vom reinen Glauben abzubringen und sie nach Zeichen und Wundern verlangen lässt. Es ist verblüffend, dass sich so viele Gläubige eher von so genannten Schutzengeln behüten lassen wollen als vom Herrn direkt!

Zurück zu Paulus auf dem dahintreibenden Schiff: Neben dem Zuspruch, dass Paulus vor dem Kaiser erscheinen wird, sagt dieser Bote weiter, dass Gott ihm alle auf dem Schiff „in Gnaden“ gewährt hat! Diese Zusage bezieht sich aber nicht auf den Glauben an Pauli Evangelium, sondern auf das Leben der Leute. Um Pauli willen wurden diese „in Gnaden“ vor dem sicheren Tod gerettet. Wir können diese schwere Aussage wiederum nur im Licht der ganzen Völkerwelt verstehen: In Röm 2:7-10 haben wir eine Zusage auf äonisches Leben an solche aus den Nationen, die nicht zur Körpergemeinde zählen, dafür aber „Guttäter“ sind, insofern sie Gott mit ehrlichem Herzen suchen. Und so wie die Menschen auf dem Schiff immer mehr den Worten des Paulus glauben, und sein Glaube an Gott ihr einziger Halt wird, so strahlt auch ein Abglanz der überströmenden Gnade auf jene Guttäter in der Völkerwelt ab, die Gott suchen und sich vom Üblen fernhalten. Die Menschen auf dem Schiff, die Gott dem Paulus in Gnaden gewährt hat, können so gesehen ein Abbild jener Guttäter sein, von denen wir in Röm 2. lesen.

Apg 27:25-26

„Darum seid guten Mutes, ihr Männer; denn ich glaube Gott, dass es so geschehen wird, in der Weise, wie es mir verheißen wurde. Aber auf irgendeine Insel müssen wir verschlagen werden.“

Zum gestrigen letzten Absatz möchten wir noch anfügen, dass unsere Schrift, „Übeltäter und Guttäter in Gottes Heilsvorsatz“ bei uns noch abrufbar ist und dieses Thema ausführlich behandelt.

Wir merken, dass Paulus dem Menschen auf dem Schiff nicht das Evangelium Christi Jesu verkündigte, sondern auf seinen Glauben an Gott verwies. Die Götter und Götzen, an welche sicherlich viele auf dem Schiff glaubten, gaben keine Antwort, sie blieben stumm! Aber der Gott dieses Häftlings namens Paulus sprach anscheinend, gab Antwort und Hoffnung – dies war ein gewaltiger Eindruck! Und unter diesem Eindruck gewannen die Worte Pauli immer mehr an Gewicht, es wurde ihm immer weniger widersprochen, und er wurde der geistliche Führer der gesamten Schiffsgemeinschaft! Sein Glaube an seinen Gott wurde zum einzigen Halt für alle!

Vielleicht dürfen wir hier kurz innehalten, liebe Geschwister, und uns vergegenwärtigen, dass auch wir mit unserem bezeugten Glauben zwar nicht immer Menschen zur Körpergemeinde Christi Jesu rufen können (weil sie nicht dazu vorherbestimmt sind), aber sie zum Nachdenken an den einen Gott und Vater anregen können, damit sie, wie in Röm 2:7 beschrieben, „mit Ausdauer in gutem Werk Herrlichkeit und Ehre und Unvergänglichkeit suchen“ – ihr Lohn ist „äonisches Leben“!

Und so wie Paulus auf dem Schiff Hoffnung gab, wenn auch unter Ankündigung weiterer Not und Gefahren, so dürfen auch wir in einer Zeit, wo sich buchstäblich vor unseren Augen die Aussagen in 2Thes 2 erfüllen, Zeugnis von dem lebendigen Gott und Schöpfer des Alls geben, und somit ein Hoffnungsschimmer zwischen all den Lügen, Verführungen und der Ungerechtigkeit sein, die durch die Wirksamkeit Satans immer unverhohlener auftreten.

Apg 27:27

„Als dann die vierzehnte Nacht hereinbrach, seit wir in der Adria trieben, mutmaßten die Seeleute um Mitternacht, dass sich ihnen irgendein Land nähere.“

Es ist erstaunlich, liebe Geschwister, wie viel uns diese so wenig beachteten Verse in der Apostelgeschichte geben können, wenn wir uns nur die entsprechende Zeit dafür nehmen. Versetzen wir uns heute in die Situation der Schiffsgemeinschaft, und beachten wir vor allem die Weite des Meeres (der Adria), auf welcher sich das führungslose Schiff befand. Von Kreta aus hätte es ja überall hintreiben können, zum Beispiel an die Küste Griechenlands, an die Nordküste Afrikas, ja im schlimmsten Fall sogar vorbei an Italien Richtung Gibraltar. Umso interessanter ist es für uns, dass das Schiff zielgenau dorthin trieb, wo es hin musste, und zwar zuerst einmal zu der Insel „Malta“.

In einem tosenden Meer, wo Tag und Nacht ein Unwetter die Wellen aufpeitschte, eine Woche lang, dann eine zweite Woche – die ganze Macht der Finsternis stellte sich jenem entgegen, der das Evangelium der Gnade nach Rom bringen sollte. Doch merkwürdig: In all diesem Wüten führte eine unsichtbare Hand das Schiff ganz genau an sein Ziel! Wir sehen und lernen erneut, dass alles Wüten der Finsternis letztendlich nur dem Ratschluss Seines Willens dienen muss, weil im gesamten All nur „Einer“ wirken kann, unser Gott und Vater!

Paulus hatte es bereits angekündigt: Auf irgendeine Insel müssen wir verschlagen werden! Und dabei sollten das Schiff und die Ladung verloren gehen, nur die Menschen sollten das nackte Leben retten – können wir uns vorstellen, was für eine Spannung auf dem Schiff geherrscht haben muss? Und erst recht, als die Seeleute die Nähe von Land ahnten?

Welche Spannung herrscht in uns, die wir in den letzten Tagen dieser „Verwaltung der Gnade“ dahingetrieben werden? Halten wir genauso sehnsüchtig Ausschau nach Ihm, unserem erhofften Herrn, wie die Schiffer nach dem versprochenen Land?

Apg 27:28-29

„So warfen sie das Senkblei aus und fanden zwanzig Klafter Wassertiefe. Als sie es nach kurzem Abstand nochmals auswarfen, fanden sie fünfzehn Klafter. Da sie fürchteten, wir könnten irgendwo auf felsige Stellen verschlagen werden, warfen sie vier Anker vom Hinterschiff aus und wünschten, dass es Tag werde.“

Eine bunt gemischte Gruppe von Menschen, bestehend aus Seeleuten, Soldaten und Häftlingen, kommt nach einer verheerenden Adriaüberquerung in die Nähe von Land – was für ein Gefühl muss da aufgekommen sein! Und dies auch im Hinblick auf die Voraussage des Paulus, die ja jetzt offensichtlich eintrat. War dieser Gott des Häftlings Paulus doch höher als ihre eigenen Götter?

Die Seeleute konnten schließlich „Anker“ werfen und diese „Anker“ haben ja die Funktion, dem Schiff „Halt“ zu geben, es vor unkontrollierten Bewegungen zu schützen und so Schaden vom Schiff abzuhalten. Bleiben wir also einmal bei diesen „Ankern“ und fragen uns, wo unsere Anker ausgeworfen sind (wenn wir überhaupt solche Anker haben)?

Die Seeleute warfen „vier“ Anker“ aus, sicher ist sicher! In 1Kor 13:13 nennt Paulus „drei“ solcher Anker, die aber völlig ausreichend sind: Glaube, Erwartung und Liebe, wobei die „Liebe“ als „die größte von diesen“ hervorgehoben wird. Im „Glauben“ dürfen wir unser überhimmlisches Erwartungsgut erfassen, dürfen Räume betreten, die der normale Mensch nicht ermessen kann; im „Glauben“ dürfen wir bis zum Herzen unseres Gottes und Vaters vordringen und heute schon sehen, wie Er einmal „alles in allen“ sein wird! In der Erwartung dürfen wir unsere Herzen auf das Kommen unseres Herrn ausrichten, und was die Liebe betrifft, sind wir überwältigt: „Denn ich bin überzeugt, dass weder Tod noch Leben, weder Boten noch Fürstlichkeiten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch Mächte, weder Höhe noch Tiefe, noch irgendeine andere Schöpfung uns werden scheiden können von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn“ (Röm 8:38-39) … was für herrliche Anker!

Apg 27:30-31

„Als die Seeleute nun versuchten aus dem Schiff zu fliehen und das Beiboot ins Meer senkten (unter dem Vorwand, als seien sie im Begriff, aus dem Vorderschiff Anker auszuwerfen), sagte Paulus zu dem Hauptmann und den Kriegern: <Wenn diese nicht im Schiff bleiben, könnt ihr nicht gerettet werden.“

Wieder eine so merkwürdige Situation auf dem Schiff: Die erfahrenen Seeleute meinten, sich allein retten zu können, indem sie die anderen ihrem Schicksal überließen – ein menschlicher Charakterzug, der in unserer heutigen Zeit mehr und mehr offen zutage tritt. Lasst uns aber hier ganz besonders Paulus beobachten:

Wir wissen von Jona, dass dieser sich einfach dem Schlaf hingab und alles andere seinem Gott überließ. Paulus hingegen war mehr als wachsam: Kritisch beobachtete er die ganze Nacht hindurch die Seeleute und durchschaute schließlich ihre verräterische Absicht. Er legte also nicht tatenlos die Hände in den Schoß, sondern handelte! Dieses Verhalten steht nicht im Widerspruch mit einem festen Gottvertrauen, sondern zeigt uns sehr deutlich, dass auch wir von Fall zu Fall aktiv sein müssen, wachsam und stets bereit, zu handeln. Wer vom Geist geführt wird, hat kein bequemes Sofa zum Ausruhen, sondern wird zur Wachsamkeit, zur Gewissenhaftigkeit und zur Verantwortung für seine Glaubensgeschwister aufgerufen! Solch alles sehen wir bei Paulus!

Wir sehen und lernen, dass die göttliche Weisheit der menschlichen Schlauheit weit überlegen ist. Paulus konnte das Hantieren der Schiffsbesatzung durchschauen und richtig handeln, indem er die Soldaten informierte. In 2Thes 2:2 spricht Paulus zu, nicht so schnell im Sinn erschüttert zu sein, wenn bestimmte Ereignisse eintreten und wenn diese uns irritieren sollten. Eine schlimme Zeit steht vor uns, darüber sollten wir uns nichts vormachen! Doch bevor der Zorn Gottes losbricht (und von diesem sprechen wir hier), werden wir von unserem Herrn abgeholt – und hier sollen wir wachsam sein!

„Wenn diese nicht im Schiff bleiben, könnt ihr nicht gerettet werden.“

Wir wollen heute noch gesondert über obige Worte nachdenken, enthalten sie doch bemerkenswerte Aspekte: Die Seeleute sahen, dass das Schiff auseinander zu brechen drohte, und da ein guter Teil von ihnen wohl nicht schwimmen konnte, versuchten sie, im Beiboot, welches in ihren Augen die einzige Chance der Rettung war, das Land zu erreichen. Erinnern wir uns auch noch einmal, dass Paulus ja verheißen hatte, dass sein Gott alle retten würde. Menschlich gesehen ruhte die Verheißung einer Rettung in dieser Lage allein auf dem Beiboot! Und in diesem Rettungsboot wollten nun die Seeleute ihr Leben retten.

Achten wir darauf: Einige wenige wollten in egoistischer Weise die Rettung für sich alleine! Bedenkenlos hätten sie die Übrigen ihrem Schicksal überlassen! Machen wir hier einmal einen gedanklichen Sprung und übertragen dieses Verhalten auf einen gewissen Teil der Gläubigen: Gott hat die Rettung aller Menschen verheißen, unter vielen derartigen Zeugnissen lesen wir dies auch im Römerbrief (Röm 11:32), nämlich dass Er Sich letztendlich „aller“ erbarme! Aber diese Zusage finden wir schon viel früher in Gottes Wort: So sagt Ps 68:19 sehr deutlich, dass auch die Widerspenstigen (einmal) bei Je Elohim wohnen werden; Psalm 107:10-20 zeigt ebenfalls die Rettung jener, die in der Finsternis und dem Todesschatten standen; in 1Sam 2:6 sehen wir „Hannas“ im Gebet prophezeien: „Jewe tötet und macht lebendig, Er führt in den Scheol hinab und führt herauf.“

Wir könnten die obige Beweiskette, dass Gott Seine ganze Schöpfung retten wird, noch lange fortsetzen, doch für uns ist entscheidend, dass nicht nur eine Elite aus der Menschheit in einem Beiboot (in dem Namen Jesus) gerettet wird, sondern „alle“! Aber seltsam: Bei vielen Gläubigen erweckt diese Erkenntnis Wut und Hass, Verfolgung und Verleumdung! Lassen wir uns, die wir diese herrliche Erkenntnis im Herzen festhalten dürfen, nicht entmutigen! Stehen wir fest dafür ein: Gott ist der Retter aller Menschen - zu Seiner Verherrlichung!

Apg 27:31-32

„Wenn diese nicht im Schiff bleiben, könnt ihr nicht gerettet werden. Dann hieben die Krieger die Seile des Beiboots ab und ließen es hinabfallen.“

Vers 31 lässt uns noch nicht los, das Gestrige war ja nur eine Teilsicht! Heute sehen wir den Vorgang in Verbindung mit Vers 32 von einer anderen Seite, und da ergibt sich eine ganz andere Sichtweise:

Paulus, der ja den Fluchtversuch der Seeleute aufgedeckt hatte, forderte die Krieger zum Eingreifen auf, die Verheißung der Rettung aller beruhte folglich auf dem „Beiboot“! Es sollte die Menschen vom Schiff an das Land bringen. War dieses Beiboot weg, gab es (zumindest für die Nichtschwimmer) keine Rettung mehr. Und nun geschah etwas Unlogisches: Die Krieger hieben die Seile ab und ließen das Boot hinabfallen, wobei es anscheinend zerbrach. Sie hatten buchstäblich den Ast, auf welchem alle saßen, abgesägt! Damit war die Möglichkeit einer Rettung aller fast unmöglich geworden. Und Paulus? Er ließ dies ohne Einspruch zu!

Wir können dieses Geschehnis nur aus der Sicht „des Glaubens“ verstehen. Lange Zeit war Paulus mit den Menschen auf dem Schiff in eine Gemeinschaft zusammengeschlossen; er teilte ihre Not, um ihnen schließlich seinen Gott zu zeigen und zu demonstrieren, was Glaube ist. In 2Kor 2:14-16 bezeugt der Apostel, dass wir Gläubige ein „Duft Seiner Erkenntnis“ sein sollen, und dies „an jedem Ort“, auch auf dem Schiff. Um nun die Verheißung Gottes, dass alle gerettet werden, zu unterstreichen, hielt Paulus erst einmal die Seeleute von einer Flucht zurück, alle sollten zusammen sein! Dann ließ er es zu, dass das Beiboot, welches ja Rettung verhieß, ins Meer fiel und zerbrach – das menschliche Mittel zur Rettung war dahin!

Nur in solch einer Lage, wo alle Glaubenskrücken (alle Beiboote) abgehauen werden, kann der Glaube seinen herrlichen Duft in voller Stärke entfalten – und dies tut Paulus hier auf dem Schiff!

Apg 27:33

„Bis es sich nun anschickte Tag zu werden, sprach Paulus allen zu, Nahrung einzunehmen, und sagte: <Heute ist der vierzehnte Tag, dass ihr wartend unbeköstigt durchhaltet und nichts weiter zu euch genommen habt.“

Nachdem aus menschlicher Sicht das einzige Hilfsmittel, das Beiboot, ins Meer geworfen wurde und damit für einen Großteil der Menschen (zumindest für die Nichtschwimmer) die Rettung genommen wurde, blieb nur noch das Vertrauen in den Häftling Paulus. Konnte sein Gott die Verheißung auf die Rettung aller wahrmachen? Auch jetzt noch, da das Beiboot weg war? Was mag in den Köpfen der erschöpften Menschen vorgegangen sein!

Es ist wichtig, uns so gut wie möglich in die dortige Situation hineinzudenken: Lebensmittel waren wohl auf dem Schiff genügend vorhanden, aber schon in Vers 21 lasen wir, dass viele ohne Kost geblieben waren. Unser heutiger Leitvers sagt, dass die Menschen vierzehn Tage unbeköstigt durchgehalten hatten. Die Seeleute kamen wohl deshalb nicht zum essen, weil sie bis zur totalen Erschöpfung ihr Schiff vor dem Untergang retten wollten; und die Passagiere konnten nicht essen, weil ihnen durch die Schlingerbewegung übel war und dies vierzehn Tage lang! Könnte dieses unfreiwillige Fasten etwas mit der Rettung zu tun haben? Mit der Verheißung von Gott?

Von unserem Herrn wissen wir, dass Er gleich zu Beginn Seines Dienstes von Satan versucht wurde, und den ersten Anlauf nahm dieser, als Jesus vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte (Mt 4:1 ff). Menschlich gesehen war Jesus nach solch einer langen Zeit, dazu in einer heißen Wüste, körperlich ziemlich am Ende! Und genau da kam die Versuchung! Die Antwort unseres Herrn ist auch für uns bis heute vorbildlich: Leben gibt uns nicht nur das tägliche Brot, sondern jedes Wort, das durch Gottes Mund ausgeht. Und die Schiffsgemeinschaft sollte nun, nachdem ihre Körper ausgemergelt waren, erkennen, dass dieser eine Gott sehr wohl in der Lage ist, Leben zu geben, weil Er es verheißen hat!

Apg 27:34

„Darum spreche ich euch zu, Nahrung einzunehmen; denn das ist zu eurer Rettung notwendig; es wird nämlich keiner von euch ein Haar von seinem Haupt verlieren.“

Wir betonen noch einmal: Paulus ist mit seinem Glauben an Gott die einzige Hoffnung der Menschen auf dem Schiff! Alle Aufmerksamkeit ist gespannt auf ihn gerichtet! Und was tut unser Apostel in diesem Moment höchster Spannung?

Die bedrohliche Finsternis beginnt gerade dem Tag zu weichen, noch toben die Elemente, da fordert Paulus die ausgemergelten Menschen auf, Nahrung einzunehmen, und er erklärt, dass diese Nahrung zur Rettung notwendig sei. Dazu bekräftigt er erneut, dass keiner ein Haar verlieren würde. Nun kann man natürlich sagen, dass ein gutes Essen für die Menschen notwendig war, ihre Körper und ihre Kräfte mussten gestärkt werden – für uns aber liegt hier noch mehr verborgen:

Konzentrieren wir uns auf die Worte: „… denn dies ist zu eurer Rettung notwendig“. Und jetzt schauen wir noch einmal in Mt 4:4, wo Jesus dem Versucher antwortete: „Nicht von Brot allein wird der Mensch leben, sondern von jedem Wort, das durch Gottes Mund ausgeht.“ Mit der Aufforderung zur Einnahme einer Mahlzeit leitet Paulus mehr als nur eine körperliche Stärkung ein, er führt die Menschen zielsicher dahin, dass Gottes Wort, durch seinen Mund verkündigt, „Rettung“ (Leben) schafft, und dies in so vollkommener Weise, dass nicht einmal ein Haar vom Haupt fällt! Gottes Wort ist der Mittelpunkt bei der bevorstehenden Mahlzeit, um Ihn geht es, Seine Herrlichkeit soll auf dem Schiff und vor den Menschen demonstriert und bezeugt werden!

Wir können die obigen Worte (die in der Lutherübersetzung seltsamerweise ganz weggelassen sind) auch anders wiedergeben: „Die Einnahme der Nahrung ist nicht nur notwendig, sie steht euch zur Verfügung zu eurer Rettung“ – „Gottes Wort steht zur Verfügung zum Heil der Menschen“, dies ist der Hintergrund der Aussage.

Apg 27:35

„Als er dies gesagt und Brot genommen hatte, dankte er Gott vor aller Augen, brach es und fing an zu essen.“

Wenn wir die Worte unseres Leitverses lesen, werden wir doch unwillkürlich an etwas erinnert: Auch unser Herr saß kurz vor Seinem Kreuzestod mit Seinen Jüngern am Tisch, brach das Brot, gab es Seinen Jüngern und sagte: „Nehmt, esst! Dieses ist Mein Körper …“ (Mt 26:26)! In 1Kor 11:20 ff erklärt Paulus den Sinn dieses Mahls, und speziell zum Brechen des Brotes schreibt er, dass das Brot den Körper Jesu darstellt, der „für euch gebrochen wird. Dies tut zu Meinem Gedächtnis!“

Bevor wir wieder auf das Schiff gehen, lasst uns generell ein paar Gedanken zu diesem Gedächtnismahl festhalten: Das Einnehmen des Herrenmahls soll uns an die Selbsthingabe und den Verzicht aller göttlichen Vollmachten unseres Herrn erinnern! Hierin ist uns der Herr ein wunderbares Beispiel und eine Erinnerung! Im Brotbrechen zeigte Er Seine Bereitschaft, willig den Sterbensweg zu gehen, und dies für uns! Es folgt an uns der schwere Aufruf in Phil 2:5: „Denn diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus ist“! Vergessen wir nicht: In der Gemeinschaft mit Seinen Jüngern ging Jesu Liebe so weit, dass Er auch mit Seinem Verräter (Judas) das Brot teilte – auch diese Gesinnung soll in uns sein! Wenn wir hier kurz innehalten und bedenken, dass Glaubensgeschwister oft nur wegen Erkenntnisunterschieden aus der Gemeinschaft ausgeschlossen werden, dann sollten wir vertieft darauf achten, wie liebevoll Jesus mit Seinem Jünger Judas umging!

Was Paulus im Korintherbrief im Hinblick auf das Herrenmahl vom Herrn erhalten hatte, war nicht die äußere Form, sondern der tiefere Sinn, die Verbindung zwischen überströmender Gnade und dem Zerbruchs- und Sterbensweg der Gemeinde Christi Jesu. Damit sind wir vom Schiff etwas abgeschweift, aber wir merken, liebe Geschwister, wie uns unser Leitvers in diese Richtung weist.

Apg 27:36

„Da wurden alle guten Mutes, und auch sie nahmen Nahrung zu sich.

Nur wenn wir immer wieder versuchen, uns in die Lage auf dem Schiff hineinzuversetzen, können wir auch ermessen, was sich dort abspielte. Noch war das Meer nicht ruhig, die Wellen dürften immer noch ziemlich gebrandet haben, das Schiff selbst war von den Seeleuten aufgegeben worden, es lag eine unheimliche Spannung in der Luft! Als dann der Tag anbrach, rief Paulus die Leute fast wie ein Hausvater seine Familie zu sich und forderte sie auf, Nahrung einzunehmen. Er selbst begann damit, indem er Brot nahm, Gott vor aller Augen dankte, es brach und anfing zu essen. Und hier fiel uns auf, dass dieses Essen angesichts der Todesgefahr kein normales Essen war, sondern ein geheiligtes Mahl, verbunden mit Danksagung an Gott.

Noch war ja von einer Rettung nichts zu sehen – wie groß war der Glaube des Paulus! Und was für ein wunderbares Zeugnis gab er vor allen Augen ab!

Wir haben gestern auf das „Herrenmahl“ und den tieferen Sinn hingewiesen, dass nämlich die Körpergemeinde, wie der Herr Selbst, den Zerbruchsweg gehen muss. Jetzt sehen wir Paulus, nicht als strahlenden Pharisäer, nicht als beliebten und anerkannten Prediger, sondern als einen armseligen Häftling, an einen römischen Krieger angekettet, körperlich genauso ausgezehrt und ausgemergelt wie die übrigen Leute auf dem Schiff – also in körperlich großer Schwachheit! Und in diesem Zustand lobt er seinen Gott, verheißt die Rettung aller und bricht auch noch in tiefem Glauben das Brot! Was für ein Schauspiel, was für ein Zeugnis, was für ein Glaube! Und gerade in dieser körperlichen Schwachheit, aber in geistlicher Kraft, konnte Paulus die verzweifelten Menschen auf dem Schiff zusprechen, alle wurden guten Mutes, ja sie begannen auch, Nahrung zu sich zu nehmen. Hier erfüllte sich im Kleinen, was Gott Seinem Apostel in 2Kor 12:9 verheißen hat: „Dir genügt Meine Gnade; denn Meine Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht.“

Apg 27:37

„Wir waren aber insgesamt zweihundertsechsundsiebzig Seelen auf dem Schiff.“

Wir sagten an früherer Stelle, dass die ganze Reisegesellschaft auf diesem Schiff im Kleinen ein Bild der großen Völkerfamilie ist, die hier das Wirkungsfeld des Apostels Paulus darstellt. Und so wie das Schiff mit seiner Ladung von Menschen und Gütern in Gefahr war, unterzugehen, so ist die ganze Welt in einer ähnlichen Lage. Doch ebenso wie die Anwesenheit des Paulus allen auf dem Schiff „als Grund ihrer Errettung“ offenbar wurde (ohne die Anwesenheit des Paulus wäre niemand gerettet worden), so ist auch die Körpergemeinde Christi Jesu bis heute ein Zeugnis für die Kraft Gottes und der ruhende Pol in einer Welt, die zu versinken droht. Nur noch hier wird der Name „Jesus“ bezeugt und auf die Herrlichkeit Gottes hingewiesen! Sobald aber die Körpergemeinde entrückt wird, ergießt sich der Zorn Gottes über diese Welt!

Wir haben also Paulus auf dem Schiff inmitten der zweihundertsechsundsiebzig Seelen mit uns, der Körpergemeinde, verglichen. Wir lesen nicht, dass diese Menschen auf dem Schiff zum Glauben kamen, Paulus verkündigte ihnen ja auch nicht sein Evangelium; er bezeugte lediglich die Kraft seines Gottes und unterstrich diese mit seinem Wandel.

Auch wir können heute niemand zu Jesus führen, es sei denn, der Vater zieht diese, weil sie gemäß Eph 1:4-5 in Christus auserwählt und vorherbestimmt waren. Aber wir können überall und an jedem Ort ein Zeugnis der Kraft und Herrlichkeit Gottes geben, ganz besonders in unserer Schwachheit!

Gemäß Vers 24b hat Gott all die Seelen dem Paulus in Gnaden gewährt, dass sie ihr Leben erhalten sollten! Vielleicht ist auch uns gewährt, diesem oder jenem in unserem Umfeld Gott derart zu bezeugen, dass er beginnt, „Ihn zu suchen“, und damit gemäß Röm. 2:7 die Rettung eines Guttäters erlangt, und dies in Form äonischen Lebens!

Apg 27:38

„Nachdem sie sich mit Nahrung reichlich gesättigt hatten, leichterten sie das Schiff, indem sie das Getreide ins Meer warfen.“

Um sich aus einer Notsituation zu retten, ist es nur zu oft notwendig, nicht nach hinten, sondern nach vorne zu schauen. Dieses „nach vorne schauen“ kann dann auch beinhalten, sich von gewissem Ballast zu befreien, der zum Hindernis werden, ja zum Tod führen könnte. Einen interessanten Fall finden wir schon in den Anfängen der Bibel, in 1Mo 19, wo es um die Rettung Lots und seiner Familie aus Sodom geht. In Vers 17 sprachen die zwei Boten (hier „Engel“): „Lass entkommen, ja entkommen deine Seele! Blicke nur nicht hinter dich und bleib nur nicht stehen …“. Der Blick zurück war tödlich, dies wird uns in Vers 26 an Lots Frau demonstriert. War es reine Neugier, dass sie zurückschaute, war es Begehrlichkeit über das Zurückgelassene? Machen wir einen großen Sprung in die Apg 5:1 ff: Der Blick zurück auf ihren Besitz machten Ananias und Sapphira zu Heuchlern, es brachte ihnen den sofortigen Tod.

Hat dies alles etwas mit der Situation auf dem Schiff zu tun? Wir meinen „Ja“! Lebensmittel, hier „das Getreide“, ist ein kostbares Gut, welches man nicht einfach ins Meer wirft. Und doch war es hier notwendig, weil damit das Schiff leichter wurde, und womöglich besser auf das Land auflaufen konnte. Eventuell hatte sich auch die Ladung im Schiffsraum verschoben, so dass das Schiff Schlagseite hatte, was auch eine große Gefahr darstellte. Damit kommen wir zu uns: Auch wir müssen „Ballast“ abwerfen, müssen all jenes zurücklassen, was uns zum Hindernis werden kann – an erster Stelle unser „Fleisch“! Es nötigt uns immer wieder, das zu tun, was wir nicht wollen und bringt uns in jenen Kampf, von dem wir in Röm 7:15-25 lesen. Wir können unser Fleisch hier auf Erden nicht ablegen, aber wir können es so oft wie möglich ignorieren, es im Glauben ans Kreuz verweisen, wo es mit unserem Herrn gekreuzigt wurde – das ist auch ein „Ballast abwerfen“!

Apg 27:39

„Als es nun Tag wurde, erkannten sie das Land nicht, bemerkten aber eine Bucht, die einen Strand hatte; da beschlossen sie, wenn möglich, das Schiff auf diesen auflaufen zu lassen.“

Wir rekapitulieren noch einmal die Situation: Das Schiff hing lt. Vers 29 an vier Anker, welche vom Hinterschiff ausgeworfen wurden, nachdem der Meeresboden immer flacher wurde, und die Gefahr bestand, an einem Felsen unter dem Meeresspiegel zu zerbrechen. „Sehen“ konnten die Seeleute zu diesem Zeitpunkt noch nichts, es war ja finstere Nacht. Der Bug des Schiffes (die Vorderseite) war wegen der Wellen dem Land zugerichtet, nur die vier Anker am Hinterschiff verhinderten ein „Auflaufen“. Als es endlich hell wurde, sahen die Menschen eine Bucht vor sich, ja sogar einen Strand – die Rettung war plötzlich in Sichtweite!

Nach vierzehn langen Tagen in einem tobenden Orkan inmitten der Adria, der jeglichen Lebensmut brach, der sogar den Hunger vergessen ließ, wo alle mit dem sicheren Tod rechneten, war plötzlich die Rettung sichtbar vor Augen, ja zum Greifen nahe – was muss das für ein Gefühl in den Menschen ausgelöst haben!

Vielleicht können wir dieses Gefühl, welches die Menschen auf dem Schiff förmlich überwältigt haben muss, auf jene Zeit anwenden, wenn nach dem furchtbaren Zorn Gottes, der sich ja nach unserer Entrückung über diese Erde entlädt, das Licht des irdischen Königreichs aufleuchtet. Bedenken wir, was für schlimme Gerichte diese Erde heimsuchen werden, Off. 9:1 ff gibt uns zum Beispiel einen Einblick von den unvorstellbaren Katastrophen aus dem Kosmos! Wenn dann das Gericht vollzogen ist, erlebt die zerschlagene Menschheit die Wiederkunft Jesu in unvorstellbarer Herrlichkeit. Sacharja 14:4 ff beschreibt dieses Kommen: Seine Füße stehen auf dem Ölberg, der sich mitten entzwei spaltet; in Vers 9 lesen wir: Und der Herr wird König sein über alle Lande. Zu der Zeit wird der Herr nur einer sein und Sein Name nur einer! Der Name „Jesus“ leuchtet wieder auf, wie der nahe Strand für die Seeleute!

Apg 27:40

„Dann kappten sie die Anker und ließen sie ins Meer fallen; zugleich lockerten sie die Taue der Steuerruder, hissten das Vordersegel vor den Wind und hielten auf den Strand zu.“

Wieder haben wir eine neue Situation auf dem Schiff: Die vier Anker, die vom Hinterschiff ausgeworfen waren, sollten das Schiff vor dem gefährlichen Auflaufen und eventuellen Auseinanderbrechen bewahren; nun taten die Seeleute das Gegenteil: Sie kappten die Anker, ja sie setzten sogar ein Segel, um am Strand aufzulaufen. Die Gefahr lag darin, dass das Schiff vor Erreichen des Strandes an Felsklippen unter dem Meeresspiegel zerschellte und sofort kenterte. Für einen großen Teil der Menschen hätte dies den Tod durch Ertrinken bedeutet. Wir schildern diese Situation hier deshalb so deutlich, damit wir erkennen, welches Vertrauen die Seeleute in das Versprechen des Paulus hatten, als sie die Anker kappten (abschnitten). Ihre Hoffnung ruhte auf den Worten: „Keiner wird ein Haar von seinem Haupt verlieren!“

Unser Augenmerk ruht auf den Ankern, die den Menschen auf dem Schiff den letzten Halt und Schutz gaben, auch wenn dieser Halt nur ein Strohhalm war. Nun wurde dieser letzte Halt, der ja auch bei uns oft als „Rettungsanker“ bezeichnet wird, gekappt. Damit kommen wir zurück zu der zukünftigen Weltlage nach unserer Entrückung: Nach den Gerichten Gottes richtet der Sohn Gottes Sein irdisches Königreich auf und die gläubigen Israeliten können ihren Auftrag von Matth. 28:19 beginnen, nämlich alle Nationen zu Jüngern zu machen; dabei sollen sie (die Nationen) gelehrt werden, alles zu halten, was Jesus Seinen Jüngern geboten hatte. Dazu gehört, jegliche Anker, die ein Verweilen an der bisherigen Stätte (dem bisherigen Leben) gewährt haben, zu kappen, um ein neues Leben zu beginnen.

Aber vielleicht können auch wir daraus etwas gewinnen: In Phil 3:13 schreibt Paulus: „Eins aber tue ich: ich vergesse, was hinter mir liegt und strecke mich nach dem aus, was vor mir ist“ – und vor Paulus lag der Kampfpreis der Berufung Gottes droben in Christus Jesus! Ahnen wir, liebe Geschwister, was es bei uns zu kappen gilt?

Wir beschäftigen uns noch einen Tag mit diesen „Ankern“, besonders mit den gestern in Phil 3:13 genannten Aussagen:

Auch wir sollten dringend etwas kappen, etwas hinter uns lassen, und wir verstehen es am besten, wenn wir sehen, wonach sich Paulus ausstreckt, nämlich nach dem Kampfpreis der Berufung Gottes droben in Christus Jesus. Was er dabei verlassen bzw. zurücklassen muss, ist das Irdische, also alles, was ihn an die Erde bindet. Vielleicht lassen wir uns jetzt zuerst ein negatives Beispiel vorführen: „Demas“! In 2Tim 4:10 lesen wir die knappen Worte Pauli: „Demas verließ mich aus Liebe zum jetzigen Äon und ist nach Thessalonich gegangen“! Mehr wollte Paulus sicher nicht über seinen Weggefährten schreiben, weil ihn sein Verlassen sehr geschmerzt haben muss. Demas schaute also zurück, er klammerte sich an die Anker dieses Äons, die ihm wohl eine trügerische Sicherheit, also Lebensfreude und Lebensgenuss, vorgaukelten. Es können aber auch durchaus verständliche Dinge sein, an die wir uns noch klammern: Sicherheit auf dem Sparkonto, Sicherheit für das Alter und Ähnliches. Wir wollen solches nicht abtun, die Frage ist immer nur: Woran hängt unser Herz?

Da Paulus von einem „Kampfpreis“ der Berufung spricht, heißt dies, dass er sich als Kämpfer sieht, und Kampf bedeutet „Anstrengung“, weil es um einen möglichen „Sieg“ geht! Je reeller nun ein Sieg und ein möglicher Kampfpreis dem Kämpfer vor Augen stehen, je mehr strengt er sich an. Auf uns bezogen: Je reeller wir mit dem Kommen unseres Herrn rechnen, je mehr wir uns mit dem beschäftigen, was droben sein wird, je mehr sind wir geneigt, uns von all dem zu lösen, was uns an die Erde bindet – am Bild unseres Schiffes: Wir sind dann auch bereit, all jene Anker einfach zu kappen, die uns, wie bei Demas, zurückhalten und betören wollen.

Apg 27:41

„Sie gerieten aber auf eine vom Meer überspülte Stelle und ließen das Fahrzeug stranden; und zwar blieb das Vorderschiff unbeweglich stecken, das Hinterschiff zerschellte schließlich unter der Gewalt der Wogen.“

Vielleicht darf uns hier bewusst werden, dass dieses Schiff kein Ausflugsdampfer war, sondern ein Hochseeschiff von beträchtlicher Größe, das immerhin zweihundertsechsundsiebzig Menschen transportierte, dazu eine Menge Verpflegung, Trinkwasser und Ladung (hier Getreide). Dieses Schiff lief nun auf Land auf, wobei die Gewalt der Wogen das Hinterschiff zerbrechen ließen - das soll uns eine Vorstellung von dem Unwetter geben, dem das Schiff ausgesetzt war und gegen welches die Menschen zu kämpfen hatten. Dabei müssen wir uns jetzt vorstellen, dass es bis zum Land wohl noch etliche Meter tiefes Wasser waren, es war ja nur der untere Teil des Schiffbugs, der auf Sand auflief. Für einen Nichtschwimmer wurde die relativ kurze Strecke bis zum Festland somit zu einem großen Hindernis.

Zwar an Land aufgelaufen, aber noch nicht vollständig gerettet; noch trennt die Menschen auf dem Schiff ein Stück tieferes Wasser vom sicheren Festland; dazu kam, dass der hintere Teil des Schiffes zerschellt war, das Wasser also ungehindert auch in das noch intakte Vorderschiff eindringen konnte, das Schiff musste sofort verlassen werden - dies war jetzt die neue Situation!

Manchmal werden auch wir, liebe Geschwister, durch äußere Umstände gezwungen, etwas zu tun (etwas zu verlassen) was wir gar nicht wollen. Gott zwingt uns zu nichts, aber Er will uns ja zubereiten, Er will uns für unsere zukünftigen Aufgaben tauglich machen – und dazu bedarf es manchmal einen liebenden Druck von außen. Vielleicht ist gerade dies auch ein Teil von dem, womit Paulus in Phil 2:12 b - 13 zuspricht: „Mit Furcht und Zittern, wirket eure Rettung aus! Denn Gott ist es, der beides in euch bewirkt: das Wollen wie auch das Wirken nach Seinem Wohlgefallen.“

Apg 27:42

„Da fassten die Krieger den Plan, die Häftlinge zu töten, damit nicht irgendeiner schwimmend entkomme.“

Alle wussten, dass das Schiff schnellstmöglich verlassen werden musste, zu groß war die Gefahr, dass Wellen, die ja nun ungehindert in das Vorderschiff branden konnten, auch diesen Teil auseinander brechen lassen könnten. Das sichere Land musste unverzüglich erreicht werden, nach Gottes Verheißung von allen!

Es gab aber jemand, der Gottes Versprechen an Paulus, „alle Seelen zu retten“, stören wollte: Der Widerwirker! Es war ihm ein Leichtes, auf die Krieger einzuwirken, so dass in diesen der Vorsatz entstand, die Häftlinge zu töten; sie könnten ja sonst eventuell schwimmend entkommen. Dabei ging es dem Widerwirker nicht darum, jemand zu töten, sondern einzig darum, Gottes Ratschluss zu durchkreuzen, nämlich die Rettung aller! Wäre auch nur ein Häftling getötet worden, wäre Gott unglaubwürdig gewesen!

Es wird bis heute sogar von namhaften Brüdern gelehrt, Satan habe sich gegen Gott erhoben und sei gestürzt worden und man stützt sich dabei auf zwei menschliche Könige, der von Babel und von Tyrus (Jes. 14 und Hes. 28). Satan wird hier eine Macht zugesprochen, die er nie hatte und nie haben wird! Die Anhänger dieser Irrlehre merken nicht, wie sie mit dieser Lehre Satan erhöhen, und Gottes Macht beschneiden. In unserer „Schrift Fragen/Antworten“ haben wir dies ausführlich dargelegt.

Wir führen dies hier an, weil wir auch jetzt erkennen müssen, dass es Satans Auftrag ist, die Menschen in Versuchung zu führen; und Satan ist von Gott so erschaffen worden, dass er diesen Auftrag mit großem Engagement ausführt – bei dem ersten Menschenpaar im Garten Eden, bei Paulus auf dem Schiff und bis heute bei uns. Doch bei allem, was er tut, bleibt er nur ein Geschöpf und ein Werkzeug unseres Gottes!

Viele Gläubige machen einen großen Bogen um den Namen „Satan“, weil sie Furcht verspüren. Solche Furcht sollten wir nicht haben, wohl aber Respekt vor seinem Auftrag, auch uns gemäß Eph. 6:16 mit seinen glühenden Pfeilen zu beschießen! Lasst uns daher noch einen Tag mit diesem Werkzeug Gottes beschäftigen, denn je klarer wir sehen, je mehr erkennen wir den Vorsatz Gottes mit dem Bösen:

Das Segelschiff, auf dem sich Paulus befand, gibt uns ersten Anschauungsunterricht: „Gott wirkt durch Widerstand“! Ein Seemann versteht es, Segel und Ruder so einzusetzen, dass gerade die Kraft des Gegenwindes das Schiff vorantreibt. Anders gesagt: Der Wind, der ein Schiff eigentlich in seine Richtung abtreiben sollte, wird derart ausgenutzt, dass er bei einer gewissen Stellung der Segel das Schiff auch direkt gegen den Wind fahren lässt. Dieses einfache Beispiel zeigt uns, dass Gott für die Ausführung Seines Willens Widerstand eingebaut hat: „Kraft gegen Kraft“, wobei die göttliche Kraft stets die Oberhand hat.

Nun erzeugt „Widerstand“ nur zu oft Schmerzen und Leid, Gott weiß dies. Es ist uns vergönnt, einen kleinen Blick in Sein Herz zu werfen, als Er das Böse, Finstere, den Widerwirker, erschuf: In Hiob 26:13 lesen wir Worte, die in fast allen herkömmlichen Übersetzungen falsch wiedergegeben sind; sie lauten wörtlich: „Seine (Gottes) Hand litt Geburtswehen um die flüchtige Schlange“, was besagt, dass Gott unter Schmerzen die Schlange ins Dasein rief! Hier offenbart uns Gott Regungen tief in Seinem Herzen – das muss uns bewegen!

Aber noch etwas erzeugt der Widerstand: „Kampf und Sieg! Durch Schmerzen, Leid und Kampf folgt letztlich der Sieg, „der Sieg der Liebe“! Gottes Liebe, die zuerst Widerstand erzeugt, erntet die Liebe Seiner Schöpfung – der Widerstand brachte und bringt sie (die Schöpfung) an das Vaterherz; Gott wird von allen wiedergeliebt!

Apg 27:43

„Der Hauptmann jedoch, der die Absicht hatte, Paulus zu retten, verbot ihnen, ihr Vorhaben auszuführen. Er befahl denen, die schwimmen konnten, zuerst hinabzuspringen und sich an Land zu begeben, “

Nach unserem gestrigen Abstecher in die Anfänge der Schöpfung Gottes (zu denen auch Satan gehört), der für uns segensreich sein sollte, kehren wir wieder zurück zu den Geschehnissen auf dem Schiff:

Der Hauptmann Julius, von dem wir in Vers 1 lasen, verhinderte den Plan der Krieger; er wollte damit laut unserem Leitvers „Paulus retten“, dem er offensichtlich wohlgesonnen war! Man fragt sich hier, was das eine mit dem anderen zu tun hat? Paulus hätte ja auch vom Hauptmann separat gerettet werden können, nachdem die anderen Häftlinge getötet wurden. Aber wir sehen, Gott rettet nicht nur „einen“ (oder einzelne), sondern „alle“! Und dies deshalb, weil Sein Wort bezeugt: „Der lebendige Gott … welcher der Retter aller Menschen ist, vor allem der Gläubigen“ (1Tim 4:10).

Wir sehen nun bei der Rettungsaktion auf dem Schiff eine von dem Hauptmann bestimmte Ordnung: Zuerst die Schwimmer! Das Wort „zuerst“ bedeutet klar, dass danach die anderen folgen! Dies führt uns zu dem Rettungsplan Gottes in 1Kor 15:22-24, der uns in Vers 28 bis ans äußerste Ziel führt: „Gott alles in allen!“ Es geht um die Auferweckung, und hier ist Christus der absolute Erstling. Ihm folgen in der göttlichen Abteilung dann die Ihm Angehörenden, wobei wir, Seine Körpergemeinde, in Christus eine frühere Erwartung (als die Seinen der Königreichsgemeinde) haben (lies Eph 1:12). Danach, also nach der Rettung der Körpergemeinde, folgen die Gläubigen der Königreichsgemeinde, dann die Übrigen bei der Vollendung, wenn Christus die Königsherrschaft Seinem Vater übergeben wird.

So wie auf dem Schiff eine Gruppe nach der anderen ihre Rettung erlangt, so ist Gott der Retter alle Menschen, nur in einer geordneten Reihenfolge!

Apg 27:44

„… während die übrigen teils auf Planken, teils auf irgendwelchen Gegenständen aus dem Schiff folgen sollten. Und so wurden alle an das Land gerettet.“

Mit obigem Vers hat sich die Weissagung Gottes durch den Mund Seines Apostels Paulus erfüllt, alle wurden sicher gerettet! Wir haben gestern gemäß 1Kor 15. auf die göttliche Ordnung hingewiesen, in welcher sich die Rettung aller vollzieht. Dabei ist in Vers 24 mit den Wörtern „die übrigen“ der ungläubige Teil der Menschheit angesprochen, die bei der Vollendung gerettet werden, wenn Christus die Königsherrschaft Seinem Gott und Vater übergeben wird. Wenn wir die Menschen auf dem Schiff mit der Völkerwelt gleichsetzen, müssen wir einen Blick in die Offenbarung des Johannes werfen:

In Offb 20:11 ff lesen wir von dem Gericht vor dem großen weißen Thron, vor dem die Toten stehen werden, dabei werden Rollen aufgetan, die landläufig unter dem Begriff „Buch des Lebens“ bekannt sind. Wessen Name nicht in dieser Rolle des Lebens stehen wird, wird verurteilt und in den See des Feuers geworfen, was der zweite Tod (nach dem vorangegangenen natürlichen Tod) ist.

Lasst uns hier kurz innehalten: Ein große Zahl der Gläubigen sind der Ansicht, sie müssen auch in dieser „Rolle des Lebens“ stehen – das ist falsch! Wer dies behauptet, müsste auch akzeptieren, dass er vor dem großen weißen Thron stehen müsste, um gerichtet zu werden! Wir, die Körperglieder Christi Jesu, haben mit dieser Rolle absolut nichts zu tun, genauso wenig mit dem großen weißen Thron! Wir werden doch lange vorher entrückt und haben damit unser Leben in der Herrlichkeit!

Jene Menschen, die in den zweiten Tod gehen, werden dann in der Vollendung, wenn der Tod nicht mehr sein wird (Offb 21:4), gerettet werden. Wunderbar lesen wir in Offb 22:1-3 vom „Holz des Lebens“ deren Blätter zur Genesung der Nationen dienen werden – es wird keine Verdammnis mehr geben – Gottes Heilsplan ist erfüllt.

Lies weiter:
28. Die Apostelgeschichte Kapitel 28