Das Johannes-Evangelium Kapitel 2

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

Abschrift: Das Johannes-Evanglium in täglichen Andachten: Band I - IV
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Band I und II vergriffen
Band III und IV als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

2. Das Johannes-Evangelium Kapitel 2

(Band I)
Die Hochzeit zu Kana
Die Tempelreinigung

Die Hochzeit zu Kana

Joh 2:1-2

"Am dritten Tag danach fand in Kana in Galiläa eine Hochzeit statt. Die Mutter Jesu war auch dort, Jesus aber und Seine Jünger waren ebenfalls zur Hochzeit eingeladen."

Die Verse 1-11 dieses neuen Kapitels können überschreiben werden: Die Hochzeit zu Kana. Auf dieser Hochzeit geschieht das erste Wunder, welches Jesus vollbringt: Er verwandelt Wasser in Wein!

Wenn wir fragen, was uns dieses Geschehen heute zu sagen hat, so sollten wir nicht gleich nur an uns denken, sondern müssen es mit dem verbinden, was Gott mit Israel vorhat. Vielleicht kann es überhaupt für uns ein wichtiger Lernprozess sein, uns nicht nur über das zu freuen, was uns, als Gliedern am Körper Christi, verheißen ist, sondern auch Anteil an der Hoffnung und Freude Israels zu haben! Bedenken wir hierbei immer wieder, dass unsere zukünftige Aufgabe in den Überhimmeln und Israel Aufgabe auf der Erde demselben Ziel dient, nämlich gemäß Eph 1:10: "... um in Christus das All aufzuhaupten: beides, das in den Himmeln und das auf der Erde.

Obiges Wort zeit uns zwei Ebenen, auf denen sich diese Aufhauptung vollzieht: Einmal die Himmel, und weiter die Erde. Wir können dies mit dem Bau eines Hauses vergleichen, wo verschiedenartige Handwerker dem Ziel - nämlich der Fertigstellung des Hauses - zuarbeiten.

Was wäre aber, wenn der Bauherr die Arbeit der im Dach werkenden Zimmermänner über alles loben, dagegen die weiter unten an den Wänden arbeitenden Maurer kaum erwähnen oder gar geringer einstufen würde?

Mit Bedauern stellen wir immer wieder fest, dass gerade wir, welche die überhimmlische Ebene als Aufgabe zugelost bekommen haben, sehr gerne von einer viel kostbareren und herrlicheren Aufgabe reden als die Israels auf Erden! Solches Denken scheint uns überheblich und hochmütig! Nirgendwo in Gottes Wort, Pauli Aussagen mit eingeschlossen, lesen wir Derartiges. Vielmehr müssen wir lernen, Israels Aufgabe zu schätzen, uns mit diesem Volk und seinem Dienst im Ziel eins zu wissen und gemeinsam in Liebe unter dem gleichen Herrn zu wirken!

Uns mit Israel zu freuen, Anteil an seiner großen Aufgabe auf Erden zu nehmen, anstatt überheblich zu sein, ist also etwas, was wir auch lernen müssen. Wichtig ist dabei aber, dass wir uns n icht Israels Aufgabe aneignen, wie dies ja in großen Kreisen der Gläubigen heute üblich ists. Wir müssen uns also sehr klar darüber sein, welche Berufung wir selbst haben, nämlich eine überhimmlische - und dies wird uns nur durch den Apostel Paulus vermittelt. Wenn wir diese beiden Berufungen vermischen, werden wir nie das richtige Verständnis für Israels Aufgabe im Ratschluss Gottes haben, ja es kommt dann sogar so weit, dass Israels momentane Blindheit für endgültig angesehen wird und man sich als das geistliche Israel erklärt! Dass Gott bei solcher Denkweise entehrt wird - Er hat zwar das Volk Israel erwählt, an diesem Volk aber einen argen Fehlgriff getan, Sich also geirrt - wird überhaupt nicht bedacht!

Wenn Paulus dem Timotheus (und mit ihm auch uns) schreibt "Alle Schrift ist gottgehaucht und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes zubereitet sei, ausgerüstet zu jedem guten Werk" (2Tim 3:16-17), so ist dies in vielfacher Weise für uns praktikabel: Wir sollen nicht nur extrem auf Paulus fixiert sein und alle anderen Teile der Schrift als "für uns unwichtig" beiseite legen, vielmehr sollen wir auch über Israels Weg belehrt werden und uns auch von diesen Schriftteilen überführen lassen, spricht doch auch hier derselbe G eist Gottes, wie bei Paulus. Auch Zurechtweisung ist notwendig, wo wir hochmütig oder überheblich sind; dies dient alles unserer Erziehung in Gerechtigkeit, denn wir sollen auch zubereitet werden, mit Israel Hand in Hand dem Ziel zuzuarbeiten, was eine viel bessere Ausrüstung ist als Überhebung, denn sie bewirkt gute Werke!

In Anbetracht der gestrigen Aussage in 2Tim 3:16-17 kann uns auch das Evangelium des Johannes in einem ganz neuen Licht erscheinen. Trotzdem müssen wir auf die Unterschiede achten, die zwischen Johannes als Apostel der Beschneidung und Paulus als Apostel der Nationen, bestehen

Wie weit reicht der Blick des Johannes? Diese Frage ist auch im Blick auf die Hochzeit zu Kana interessant. Wie keiner seiner Mitapostel stellt Johannes Jesus als Sohn Gottes in das Licht. Christus als der Sohn Davids hat ja nur einen begrenzten Machtbereich, nämlich als König Israels. Als Sohn Abrahams ist Sein Machtbereich schon größer, er umfasst die gesamte Beschneidung - auch außerhalb Israels. Als Sohn Adams reicht Sein Einfluss noch weiter und umfaasst die ganze Menschheit, wie uns Lukas schreibt. Johannes erweitert nun den Blick noch einmal: Als Sohn Gottes wird das ganze All Sein Losteil, wie uns ja Hebr 1:2 berichtet.

Doch ebenso wie bei Lukas die Heilsbotschaft nur durch Israel zu den übrigen Völkern kommen kann, kam Christus auch bei Johannes nur in Sein Eigentum, und somit kommt die Rettung von den Juden (siehe Joh 4:22). Der Umkreis ist zwar bei Johannes größer, aber der Kanal, nämlich Israel, ist der gleiche - Johannes ist und bleibt ein Apostel der Beschneidung.

Trotzdem enthält sein Evangelium eine auffallende Besonderheit, die man eine Vorschau nennen kann. Sein Bericht schildert die Ereignisse nicht chronologisch wie bei den anderen drei Evangelisten, wo wir beispielsweise bis zu dem Höhepunkt warten müssen, bevor wir erkennen, dass Jesus verworfen wird. Johannes aber macht uns gleich zu Anfang mit dem viel späteren Ereignis bekannt: "Er kam in Sein Eigentum, doch die Seinen nahmen Ihn nicht an" (Joh 1:11), oder schon in Vers 5: "Das Licht erscheint in der Finsternis , doch die Finsternis hat es nicht erfasst. "Johannes enthüllt also Wahrheiten, ehe die Ereignisse diese bestätigen!

Der Bericht des Johannes enthüllt uns also Wahrheiten, ehe ein Ereignis sie bestätigt - so schlossen wir gestern ab. Johannes überflügelt damit die anderen drei Evangelisten und nähert sich der Zeitlosigkeit des Paulus, die sich ja gerade durch seine überhimmlischen Enthüllung darstellt.

Es ist seltsam, dass Johannes in seinem Evangelium seinen Namen nie nennt! Stets umschreibt er diesen, indem er sich z.B. zweimal den Jünger nennt, den Jesus liebt. Im Gegensatz hierzu nennt er in der Enthüllung Jesu Christi (Offenbarung) seinen Namen gleich zu Beginn im ersten Vers. Ob dies nicht ein Hinweis darauf ist, dass sein eigentlicher Dienst sich erst dort in der Apokalypse erfüllen wird!

Damit kommen wir auch zu der Bedeutung der "Hochzeit zu Kana". Wir können dieses Ereignis nur als eine Vorschau auf "die Hochzeit des Lämmleins" verstehen, also auf die zukünftige Herrlichkeit Israels! Diese wohl wunderbarste Schrift des Johannes, die Enthüllung Jesu Christi, handelt ja von der Zukunft. Auch sein Evangelium steht - wenn auch nicht leicht bemerkbar - in Beziehung zu diesem letzten Buch der Schrift, das vom kommenden Königreich spricht. Wie Aussagen von Johannes in die Zukunft gelegt werden müssen, zeigen uns auch die Worte Jesu an Nikodemus: "Ihr (Mehrzahl) müsst von oben her gezeugt werden" (Joh 3:7). Dieses Wort richtet sich zwar vordergründig an Nikodemus als Einzelperson, umfass jedoch das ganze Volk, aber erst in der Zukunft im kommenden Königreich.

Wenn heute von vielen Gemeinden eine sogenannte Wiedergeburt als Einstig in das Glaubensleben gefordert wird, so ist dies eine fälschliche Vorwegnahme von einem Ereignis, das in der Zukunft liegt und nur dem Volk Israel zugesprochen ist.

Eines der ganz großen Ereignisse im Königreich auf Erden wird ohne Zweifel die Hochzeit des Lämmleins sein, wie sie Johannes in der Offenbarung enthüllt (Offb 19:7-10 und Offb 21:9-14). Leider ist noch in weiten Kreisen der Gläubigen die Meinung vertreten, wir, die Körpergemeinde, seien die Braut des Lämmleins. Dies ist irreführend! Diejenigen, die so argumentieren, übersehen, dass der Braut nirgendwo in der Heiligen Schrift ein überhimmlisches Losteil verheißen ist - nur dem Körper Christi ist diese Berufung zugesichert (Eph 1:3; Eph 2:6). Dagegen ist der Braut ihre Berufung für die irdischen Regionen zugesprochen und alle Schriftstellen des AT, welche bildlich von Jungfrau, Braut, Weib (oder gar Hure) sprechen, beziehen sich eindeutig auf Israel in seiner irdischen Berufung (lies Jer 2:2; Hes 16.; Hos 2:19; Jes 62.; Jes 61:10 u.a.m.) Auch die wenigen Vorkommen in den Beschneidungsschriften des NT bestätigen diese Wahrheit (lies Joh 3:29; Mt 9:15; Mk 2:19; Lk 5:34 sowie die oben genannten Sstellen der Offenbarung).

Wenn Paulus in 2Kor 11:2 von einer "lauteren Jungfrau" schreibt, so erlaubt der Zusammenhang dieser worte mit ihrem Umfeld keinerlei Beziehung zu der Hochzeit des Lämmleins in der Offenbarung. Paulus schreibt hier von der Einfalt und Lauterkeit in Christo und nimmt als treflichen Vergleich das Verhältnis einer Verlobten zu ihrem Bräutigam. Solches beachtend, können wir in der Beurteilung dieses Verse eigentlich nicht fehlgehen!

Die Braut des Lämmleins ist und bleibt eine Auswahl aus Israel und über diese Auserwählten heißt es: "Glückselig sind, die zum Hochzeitsmahl des Lämmleins Geladenen!" (Offb 19:9).

Weil wir wissen, wie hartnäckig der Irrglaube ist, wir seien die Braut des Lämmleins, wollen wir uns noch einen Tag damit beschäftigen. In Offb 21:9 lesen wir: "Komm herzu! Ich werde dir die Braut zeigen, die Frau des Lämmleins." In den folgenden Versen 10-14 erfolgt dann die Beschreibung.

Geszeigt wird die heilige Stadt Jerusalem, aus dem Himmel von Gott herabkommend. Dies ist also ein Ereignis auf der Erde! Weiter ist die Rede von zwölf Toren und darauf zwölf Boten. Und es waren Namen darauf geschrieben, das waren die der zwölf Stämme der Söhne Israels. Weiter lesen wir von zwölf Grundfesten und darauf die zwölf Namen der zwölf Apostel des Lämmleins.

Wie klar und unmissverständlich wird hier zum Ausdruck gebracht, dass die Braut des Lämmleins nur Israel, bzw. eine Auswahl aus Israel sein kann!

In Offb 19:7 wird uns auch der Zeitpunkt der Hochzeit dargelegt. Nach den Anfangsversen dieses Kapitels wird es dann sein, wenn die große Hure gerichtet ist, die die Erde mit ihrer Hurerei verderbt hatte. Wir lesen von großer Freude, die dann überall herrschen wird und vom Lobpreis Gottes durch die vierundzwanzig Ältesten und die vier Tiere vor dem auf dem Thron Sitzenden. Und in dieses Jubeln und Loben erfolgt die Ankündigung der Hochzeit des Lämmleins.

Wenn dann in Vers 8 noch die Kleider der Braut beschrieben werden, dann wird uns hier die zukünftige Herrlichkeit Israels gezeigt. Wir sehen, auch Israel hat allen Grund, sich über seine herrliche Zukunft zu freuen, denn was gibt es auf Erden für ein größeres und schöneres Fest als eine Hochzeit!

Wir legen großen Wert darauf und betonen deshalb immer wieder, dass unsere Berufung auf einer anderen Ebene liegt als die von Israel. Damit sollen wir auch die Verheißungen und Aussagen Gottes, die an Israel gerichtet sind, dort belassen, wo sie hingehören, und nicht eigenmächtig auf uns beziehen.

Trotzdem wollen wir heute der Frage nachgehen, ob die Hochzeit des Lämmleins wirklich etwas ist, was uns nicht berührt, womit wir also nichts zu tun haben.

Nachdem wir festgelegt haben, wer die Braut ist, wäre auch noch der Bräutigam zu nennen, das Lämmlein. Nun stellen wir uns weiter die nicht unwichtige Frage: Wo sind wir, die Glieder am Körper Christi Jesu, während der großen Hochzeit?

Eines steht schon fest: Gemäß 1Thes 4:13-18 befinden wir uns als Entrückte in der Herrlichkeit bei unserem Herrn und Haupt. Und da die Entrückung ja schon vor dem Kommen des Zorns stattfindet (siehe unsere Schrift: "Sein Erscheinen lieb haben"), sind wir also zum Zeitpunkt der Hochzeit des Lämmleins mit unserem Herrn vereint.

Wäre es nun möglich, dass der Herr Seine Glieder in den überhimmlischen Räumen zurücklässt, um ohne sie diese Hochzeit mit Israel zu feiern? Wir meinen "Nein!"

Damit gewinnt auch für uns, geliebte Geschwister, dieses Hochzeitsfest eine ganz neue Dimension. Als mit dem Herrn Vereinte dürfen wir sicherlich an diesem großen Mahl teilnehmen, dürfen die Freude Israels mitempfinden und uns mit freuen. Mögen bei dieser Aussicht unsere Freude und unser Dank auch heute wieder überströmend sein!

Joh 2:3-5

"Als es an Wein mangelte, sagte Jesu Mutter zu Ihm: Sie haben keinen Wein mehr! Da antwortete ihr Jesus: O Frau, was ziemt sich für Mich und dich? Meine Stunde ist noch nicht eingetroffen. Dann sagte Seine Mutter zu den Dienern: Was Er euch auch sagen wird, das tut!"

"Kana", der Ort in Galiläa, bedeutet im Hebräischen "erwerben". Das Hochzeitsfest ist ein Zeichen jener Zeit, wenn der Sohn Gottes das Königreich erwirbt (aufrichtet).

Die Hochzeit hat ja unmittelbar mit der Aufrichtung des Königreichs zu tun. Nun fehlt es aber auf der Hochzeit an Wein. Der Wein wird in Gottes Wort vielfach erwähnt - zu einem großen Teil negativ, indem vor Missbrauch und en daraus erwachsenden Folgen gewarnt wird. Doch sind auch durchaus positive Folgen genannt: Bei entsprechender Handhabung kann er heilende und stärkende Wirkung haben, wie wir dies bei der Empfehlung Pauli an Timotheus sehen (1Tim 5:23); auch macht er die Herzen der Götter und der Menschen froh (Ri 9:13).

Solange Israel auf das in Stein gehauene Gesetz baut, fehlt ihnen der gute Wein, der heilende, stärkende und frohmachende Wirkung hat. Wer unter dem Gesetz steht, kann nie froh sein, weil ihn die Last des Gesetzes erdrückt. Auch Israel ist nie da runter zufrieden gewesen, obwohl es sich ja verpflichtet hatte. Alle Worte, die Jewe gesprochen hat, wollen wir tun!

Bis heute liegt also diese Last des Gesetzes (der billige Wein) auf Israel. Aber wenn der Messias, der König Israels Sein Königreich erwerben und aufrichten wird, wenn Er zum großen Hochzeitsmahl rufen lässt, wenn also die richte Stunde eingetroffen ist, dann geschieht ein herrliches Wunder, der alte billige Wein geht aus und aus Wasser entsteht der beste Wein!

2Joh 6-8

"(Nun waren dort nach der Reinigungssitte der Juden sechs steinerne Wasserkrüge aufgestellt, die je für zwei oder drei Maß Raum hatten.) Jesus sagte zu ihnen: füllt die Wasserkrüge bis zum Rand mit Wasser! Und sie füllten sie bis oben zum Rand. Dann gebot Er ihnen: Schöpft nun daraus und bringt s dem Speisemeister! Da brachten sie es ihm."

Jesus befiehlt, sechs leere Wasserkrüge mit lauterem Wasser zu füllen und er verwandelt das Wasser in edelsten Wein. Wir sehen hierin das neue Bündnis, das Gott n icht mehr in Stein, sondern in die Herzen Seines Volkes schreibt. Dann wird sich auch die Prophetie Jeremias erfüllen, der schrieb:

"Siehe, Tagekommen, spricht Jehova, da Ich mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda einen neuen Bund machen werde: nicht wie der Bund, den Ich mit ihren Vätern gemacht habe an dem Tage da Ich sie bei der Hand fasste, um sie aus dem Land Ägypten herauszuführen, welchen Meinen Bund gebrochen haben; und doch hatte Ich Mich mit ihnen vermählt, spricht Jehova. Sondern dies ist der Bund, den Ich mit dem Hause Israel machen werde nach jenen Tagen, spricht Jehova: Ich werde Mein Gesetz in ihr Inneres legen und werde es auf ihr Herz schreiben; und Ich werde ihr Gott, und sie werden Mein Volk sein" (Jer 31:31-33)

Wenn also Jesus Seiner Mutter antwortete, dass Seine Stunde noch nicht eingetroffen sei, so wusste Er, dass das große Ereignis ja noch in der Zukunft lag. Zuvor musste Er die ganze Last und den ganzen Fluch des Gesetzes auf Sich nehmen und als Opferlamm sterben.

So dürfen wir unseren Herrn heute sehen und mit Ihm Sein Inneres nachempfinden, wenn Er einerseits den kaum fassbaren Berg an Sünde des gesamten Alls auf Sich zukommen sah, Er aber auch andererseits weit in die Zukunft schauen und dort das herrliche Ziel erkennen konnte: Nicht mehr das steinerne Gesetz, sondern vielmehr das Gesetz des Herzens schlägt Ihm entgegen! Wasser zu Wein ... welch herrliche Vorschattung!

Joh 2:9-11

"Als der Speisemeister das Wasser, das Wein geworden war, gekostet hatte (er wusste jedoch nicht, woher er war - die Diener aber, die das Wasser geschöpft hatten, wussten es), rief der Speisemeister den Bräutigam und sagte zu ihm: Jeder Mensch setzt zuerst den edlen Wein vor und dann, wenn sie berauscht sind, den geringeren; du aber hast den edlen Wein bis jetzt zurückbehalten. Dies tat Jesus zu Anfang Seiner Zeichen zu Kana in Galiläa und offenbarte Seine Herrlichkeit und Seine Jünger glaubten an Ihn."

Die Macht, Wasser in Wein zu verwandeln, war das Zeichen, dass Jesus der wahre Messias ist, der die Herzen Seines Volkes mit Freude und Frohsinn zu erfüllen vermochte, wie es nur im Königreich möglich ist. Dort wird Er dann das viel größere Wunder vollbringen, nämlich das Recht in Freude und Gerechtigkeit in Fröhlichkeit zu verwandeln.

Er ist also der wahre Wein, Er ist der ersehnte Messias, der König Israels!

Die Tatsache, die der Speisemeister bemängelt, dass nämlich der Bräutigam seinen Gästen zuerst den minderwertigen Wein vorsetzte, und dann, als sie berauscht waren, den edlen Wein auftischte, enthüllt uns ein göttliches Prinzip: In umgekehrter Weise wie die Menschen behält Gott das Beste immer zurück. Diese Handlungsweise soll Seine Geschöpfe zur Wertschätzung Seiner Güte führen.

Das erste Menschenpaar, das im Garten Eden alle im Überfluss hatte, war unfähig, Gottes Güte zu erkennen. Sehr schnell war alles zur Selbstverständlichkeit geworfen und die Schlange hatte leichtes Spiel.

Der schlechtere Wein diente dem Zweck, den Unterschied zum edlen Wein zu bemerken und diesen dann dankbar und lobend zu genießen. Auch Israel wird im Königreich voll Zustimmung die Güte des verwandelten Weines erkennen - wieviel mehr als sie es schon in Kana tat, wird sich dann die Herrlichkeit des Königs offenbaren!

Die Tempelreinigung

Joh 2:12-13

"Danach zog Er nach Kapernaum hinab, Er, Seine Mutter, Seine Brüder und Seine Jünger, dort blieben sie jedoch nicht viele Tage, da das Passah der Juden nahe war."

Lassen wir uns heute etwas vertrauter werden mit dem jüdischen Fest des "Passah". Das 2. Buch Mose berichtet uns über den Auszug (Exodus) des Volkes Israel aus Ägypten. Bekanntlich behinderte Pharo mit aller Kraft diese göttliche Anordnung. Eine der göttlichen Strafen war für ihn und sein Volk die Tötung aller Erstgeburten. Israel wurde vor dieser Maßnahme bewahrt, indem es die Türpfosten mit dem Blut eines geschlachteten Lämmleins bestreichen musste.

Passah heißt übersetzt "Überspringen". Überspringen wurden die mit Blut gekennzeichneten Häuser der Israeliten.

Im Mittelpunkt steht das zu schlachtende Lamm; es musste ohne Fehl sein, und um dies zu prüfen, musste es vier Tage behalten werden. Die genauen Anordnungen lesen wir in 2Mo 12:1-11. Das Blut des Lammes war also das Zeichen zur Rettung vor dem Verderben, das Ägypten treffen sollte. Dieser Tag, an dem Gott die Häuser Israels verschonte, sollte ein besonderer Tag sein, nie mehr sollte das Volk ihn vergessen. So lesen wir in Vers 14: "Dieser Tag soll euch z um Gedenken sein, und ihr sollt ihn als ein fest für Jewe feiern; für alle eure Generationen sollt ihr es feiern als eine äonische Satzung."

DAs Fest des Passah ist eine herrliche Vorschattung auf Christus, den Erlöser. Er ist das wahre Lamm, das g eschlachtet wurde und durch dessen Blut Sich der Vater mit Seinen Geschöpfen ausgeöhnt hat.

Was beim Auszug aus Ägypten dem Volk Israel zum Gedächtnis gegeben wurde, und was seit dem Kommen Jesu herrliche Wahrheit ist, schreibt Paulus auch an uns: "Denn als unser Passah wurde Christus für uns geopfert" (1Kor 5:7).

Joh 2:14-16

"Dann zog Jesus hinauf nach Jerusalem. Er fand dort in der Weihestätte die Verkäufer von Rindern, Schafen und Tauben und die Geldwechsler sitzen. Da machte Er aus Stricken eine Peitsche und trieb sie alle aus der Weihestätte hinaus samt den Schafen und Rindern, schüttete das Wechselgeld der Makler aus und stieß die Tische um. Zu denen, die Tauben verkauften, sagte Er: Nehmt diese von hier fort! Macht nicht das Haus Meines Vaters zu einem Kaufhaus!"

Jesus wusste sehr wohl, dass Er das wahre Lamm war, welches im Fest des Passah vorgeschattet wurde. Deshalb zog es Ihn auch nach Jerusalem, um an diesem für Ihn so bedeutsamen Tag im Haus Seines Vaters zu sein, in der Weihestätte.

Was nun folgte, passt zwar auf den ersten Blick nicht zu dem Bild, das wir von Jeus haben: Er machte eine Peitsche und trieb all jene aus dem Tempel hinaus, die diesen zu ihren eigenen Geschäften missbrauchten, er schüttete das Geld der Wechsler aus und stieß die Tische um. Wie passt solches Verhalten Jesu zu Seiner eigenen Beschreibung: "Ich bin sanftmütig und von Herzen demütig! (Mt 11:29)?

Wir müssen wissen, dass Jesus trotz Seiner Erniedrigung und Menschwerdung und der damit verbundenen Demütigungswege auch göttliche Vollmacht erhielt, und dies nicht nur, um Wunder zu vollbringen sondern auch Gericht auszuüben. Die Reinigung des Tempels von dem Unrat der geldgierigen Händler stellt solch ein Gericht dar. Es erinnert uns an Offb 18:9 ff, wo innerhalb einer Stunde der Reichtum Babylons vernichtet wurde und großes Weh über die Kaufleute und Händler kam.

So sehr uns dieses Geschehen im Tempel Gottes stille werden lässt (ist es doch ein Gericht an den verderbten Herzen des Volkes), so sehr bewegt es uns auch, wenn wir lesen, wie Jesus, als er nahe an Jerusalem herankam und die Stadt sah, über sie schluchzte (Lk 19:41).

Joh 2:17

"Da erinnerten sich Seine Jünger, dass geschrieben ist: Der Eifer um Dein Haus wird Mich verzehren."

Dem gestrigen Text wollen wir heute n och einige wichtige Worte als ernste Warnung anhängen: Es gibt immer wieder Gläubige, die sich im Besitz besonderer Vollmacht von oben wähnen und Jesus in allem nacheifern wollen. Dies ist insofern lobend, wenn sie versuchen, sich Seine Gesinnung in Bezug auf Seine Demut und Willigkeit anzueignen. Wenn Jesus aber in göttlichem Gerichtsernst eine Peitsche flicht, um eine Reinigung zu vollbringen, sei es auch an heiliger Stätte, so bleibt nur Jesus allein bei solcher Handlung rein, denn nur Ihm ist alles Gericht übergeben und nur durch Seine Hand wird die Unreinheit Seines Volkes behoben.

Sehr aufmerksam beobachteten die Jünger Jesu all Sein Tun und Reden. Sicher waren sie im Herzen zutiefst überzeugt, dass Jesus wirklich der Sohn Gottes war, denn sie erinnerten sich an die Worte in Ps 69:10, die dem Handeln Jesu im Tempel in Jerusalem entsprachen.

Wir lesen zwar noch nichts von Zweifel in den Herzen der Jünger, doch war es für sie sicher eine glaubensreiche Stärkung, als sie die Harmonie zwischen Jesus und dem geschriebenen Wort feststellten.

Die Schriftkenntnis dieser Jünger sollte auch für uns ein großer Ansporn sein. Befindet sich unser Leben in Einklang mit der Schrift, so werden wir sicher durch alle Tiefen des Lebens hindurchgeführt. Dort allerdings, wo Unsicherheit oder gar teilweise Unkenntnis über Gottes Wort herrscht, wird der Widerwirker mit Sicherheit Eingang in unsere Herzen finden und uns mit den uralten Worten zu verführen suche: "Sollte Gott gesagt haben...?"

Wie reich sind doch gerade wir heute, die ein mit Vollmaß ausgestattetes Wort lesen können - ein Grund mehr, den Tag in diesem Wort mit Lobpreis und Dank zu beginnen!

"Der Eifer um Dein Haus wird Mich verzehren."

Der oben zitierte Ps 69:10 hat noch eine Fortsetzung, die wir auch in Röm 15:3 finden: "denn auch der Christus hat nicht Sich Selbst zu Gefallen gelebt, sondern so wie geschrieben steht: Die Schmähungen derer, die Dich schmähen, fallen auf Mich."

Die Jünger erlebten, wie Jesus über Jerusalem weinte und sie erlebten, wie Er voll heiligen Zorns die Weihestätte von Händlern und Geldleuten reinigte. Sie erkennen aber nur den einen Teil der Prophezeiung, nämlich den "Eifer um Dein Haus". Der andere Teil, dass dieser Eifer "Ihn verzehren wird", war ihnen noch verborgen; waren die Jünger doch in dem Glauben, Jesus sei im Begriff, das verheißene Königreich tatsächlich aufzurichten. Erst viel später mag es ihnen aufgegangen sein, was noch deutlicher der Prophet Jesus ausgesagt hatte:

"Doch Er ward verwundet um unserer Übertretungen und zerschlagen um unserer Verworfenheit willen. Die Züchtigung - uns zum Frieden - lag auf Ihm, und in Seinen Striemen ist uns Heilung geworden. Wir alle - wie Kleinvieh gingen wir irre; jedermann von uns schaute auf seinen eigenen Weg. Doch Ieue ließ Ihn einstehen für all unsere Verworfenheit; bedrückt ward Er und gedemütigt, aber nicht tat Er auf Seinen Mund. Wie ein Lamm zur Schlachtung ward Er geholt, und wie ein Mutterschaf vor seinen Scherern verstummt, also tat Er nicht auf Seinen Mund" (Jes 53:5-7).

Wenn wir im Anschluss an das Zitat aus Ps 69 in Röm 15:3 weiter lesen, dass all das, was vorher geschrieben wurde, gerade uns zur Belehrung geschrieben wurde, so soll uns auch jenes weitere Wort Mut machen, das in Vers 4 steht: "...damit wir durch Ausharren und durch den Zuspruch der Schriften Zuversicht haben mögen", wie dies die Jünger Jesu auch erfahren durften.

Joh 2:18

"Die Juden nun antworteten Ihm: Was für ein Zeichen zeigst Du uns, dass Du dies tun darfst?"

Das Volk der Juden samt ihren geistlichen Oberen wurde ja schon durch Johannes den Täufer darauf hingewiesen, dass Jesus das Lamm Gottes ist, welches die Sünder der Welt auf Sich nimmt. Nun erleben sie, wie dieser Jesus von Nazareth öffentlich ihre heilige Weihestätte von der menschlichen Habgier reinigt. Hätten sie das nicht schon längst selber tun müssen oder es gar nicht so weit kommen lassen dürfen?

Die Reaktion der Juden, die sich mit der Frage äußert: "Was für ein Zeichen zeigst Du uns, dass Du dies tun darfst?" zeigt uns ihr schlechtes Gewissen in dieser Sache. Das, was Jesus jetzt tat, hätten sie schon längst tun sollen.

Was der Tempel für Israel ist, nämlich die Wohnstätte Gottes auf Erden, das ist bei uns der Körper. "Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und dass der Geist Gottes in euch wohnt? Wenn jemand den Tempel Gottes verderbt, den wird Gott verderben; denn der Tempel Gottes ist heilige, und der seid ihr" (1Kor 3:16-17), so schreibt Paulus an uns! In Röm 12:1-2 lesen wir dazu passend: "Ich spreche euch nun zu, Brüder (im Hinblick auf die Mitleidserweisungen Gottes), eure Körper als ein lebendiges, heiliges und Gott wohlgefälliges Opfer bereitzustellen (als euren folgerichtigen Gottesdienst) und euch nicht auf diesen Äon einzustellen, sondern euch umgestalten zu lassen durch die Erneuerung eures Denksinns, damit ihr zu prüfen vermöget, was der Wille Gottes sei - der gute, wohlgefällig und vollkommene."

Die Juden hatten sich auf die Welt eingestellt. Warum sollte das Gotteshaus wo so viele Menschen sind, nicht auch geschäftlich genutzt werden? Wofür haben wir unseren Körper bereitgestellt ? Könnten wir auf so manche Annehmlichkeit der Zeit verzichten? Liegt nicht eine große Gefahr in den heutigen Tagen darin, dass wir uns der Welt anpassen, oder wenigstens nicht auffallen möchten?

Lassen wir uns doch heute von Paulus wirklich zusprechen!

Joh 2:19-20

"Jesus antwortete ihnen: Reißt diesen Tempel nieder, und in drei Tagen werde Ich ihn aufrichten! Nun sagten die Juden: Sechsundvierzig Jahre wird an diesem Tempel gebaut, und Du willst ihn in drei Tagen aufrichten!"

Unter dem Volk der Juden waren es ja in der Regel die Schriftgelehrten, die die Fragen an Jesus richteten. Es ist erstaunlich, dass gerade jene, die doch in den Schriften belesen sein sollten, keinerlei Zusammenhang zwischen Jesus und den Schriften entdeckten, wohl aber die ganz einfachen Leute wie Seine Jünger, die dies immer wieder bewiesen, wie der Vers 17 uns ja zeigte und die nächsten Verse weiter belegen.

Es bedrückt uns immer wieder, wenn auf Bibelkonferenzen und dergleichen die dienenden Brüder mit weltlichen Titeln wie Doktoren, Professoren, Oberkirchenräten usw. bekanntgemacht werden. Sind diese Titel notwendig? Sind sie das Kennzeichen besonderer Gelehrsamkeit? Will man damit Eindruck machen? Unser Text zeigt uns immer wieder, dass reines Kopfwissen nicht den Ausschlag für die Wirksamkeit des Geistes Gottes geben kann. Vor Gott zählen keine Titel, weil Er die Herzen sieht - und so gesehen zählen nur noch Brüder oder Schwestern in Christus!

In welch vorbildlicher Haltung erscheint uns doch an dieser Stelle Paulus: "...denn ich bin der geringste unter den Aposteln, der ich nicht würdig genug bin, Apostel genannt zu werden..." (1Kor 15:9), so lesen wir von unserem Apostel. Aber gerade in dieser demütigen Haltung konnte ihm der erhöhte Christus die tiefsten Geheimnisse enthüllen.

Vor Jesus steht die Elite Israels, jene Männer, die aufgrund ihrer Vorbildung und Lebenserfahrung am besten dazu ausgerüstet waren, in allen religiösen Fragen genau bescheid zu wissen und zu folgern. Aber durch Jesu Auftreten schien ihre Vormachtstellung in Israel und damit ihre eigene Zukunft bedroht. Diese Vormachtstellung schien ihnen wichtiger zu sein als die Wahrheit.

Wir meinen, dass diese egoistische Handlungsweise auch uns manches zu bedenken gibt.

Joh 2:21

"Er aber hatte von dem Tempel Seines Körpers gesprochen."

So wie Paulus uns in 1Kor 3:16 belehrte, dass wir der Tempel Gottes sind, so sagte schon Jesus aus, dass Sein Körper der Tempel und damit die Wohnstätte Gottes ist. Dies ist für uns das Bild einer innigen Beziehung zwischen dem Vater und dem Sohn.

Wir sehen in dieser Aussage Jesu ganz klar, dass Er über Seinen schweren Weg sehr wohl Bescheid wusste, auch über Seinen Tod. Wir müssen einmal versuchen, uns vorzustellen, was es für das Empfinden Jesu bedeutete, mit jedem Tag näher an diese furchtbare Stunde heranzukommen. Es ist doch für uns Menschen schon sehr schwer, wenn wir einen schmerzenden Gang vor uns haben, sei es eine schwere Operation oder nur der Weg zum Zahnarzt. Doch kein Mensch kann ermessen, was es für Ihn bedeutete, die gesamten Sündenlasten täglich näher auf Sich zukommen zu sehen.

Die Antwort auf die Fähigkeit, dies alles ertragen zu können liegt darin, dass Sich Jesus stets bewusst war: Der Vater und Ich sind eins! Jesus war Sich stets der Gegenwart des Vaters und der nie versagenden gewaltigen Wirksamkeit Seiner Stärke bewusst, letztendlich auch darin, dass Ihn der Vater nicht im Tode belassen würde, sondern am dritten Tag aus den Toten auferwecken musste.

Wie darf dieses innige Bild der Gemeinschaft zwischen Vater und Sohn doch auch auf uns einwirken. So wie der Sohn völlig im Vater ruht, so dürfen wir, die herausgerufenen Glieder des Körpers Christi ,uns in Ihm wissen. Auf all unseren schweren Wegen darf uns stets Eph 1. gegenwärtig sein, wo uns in überwältigender Weise aufgezeigt wird, was es bedeutet in Ihm zu sein. So dürfen wir immer wieder auch aus dem Erdenweg Jesu Kraft und Zuversicht schöpfen, wissend, dass Er uns in allem voraus ging!

"Denn worin Er gelitten hat und angefochten wurde, darin kann Er den Angefochtenen helfen" (Hebr 2:18).

Joh 2:22

"Als Er dann aus den Toten auferweckt war, erinnerten sich Seine Jünger, dass Er dies gesagt hatte; und sie glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus gesprochen hatte."

Nicht nur das Volk und deren geistliche Führer konnten Jesus nicht verstehen, als er sprach: "Reißt diesen Tempel nieder, und in drei Tagen werden Ich ihn aufrichten", auch Seine Jünger verstanden Seine Worte zu diesem Zeitpunkt n och nicht. Erst als Sein Tod und Seine Auferstehung geschahen, kam die Erinnerung bei den Jünger, und Seine Worte hatten dann eine glaubensstärkende Wirkung.

Wenn wir da Johannesevangelium durchblättern, dann stoßen wir immer wieder auf Worte Jesu, die Seine Jünger erst viel später verstehen konnten und auch sollten. So lesen wir in Joh 12:16, als Jesus sich auf einen jungen Esel setzte: "Dies erkannten Seine Jünger zuerst nicht. Als Jesus aber verherrlicht war, da erinnerten sie sich, dass dies über Ihn geschrieben war und man das an Ihm getan hatte."

Interessant ist hier auch [Joh 14:25]-26, wo es um Sein Wort geht: "Die habe Ich zu euch gesprochen, während Ich unter euch weilte. Der Zusprecher aber, der Geist, der heilige, den der Vater in Meinem Namen senden wird, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was Ich euch gesagt habe."

Ein weiteres Wort finden wir in Joh 16:4: "Die habe Ich aber zu euch gesprochen, damit ihr, wenn eure Stunde kommt, dessen gedenkt, dass Ich es euch sagte".

Die Jünger werden stück für Stück von Jesu Worten erfüllt. Das Verständnis folgt oft erst viel später, wenn die Zeit dazu reif ist. auch in unserem Leben ist es ähnlich. Wir lesen Sein Wort und wollen auch alles gleich verstehen; aber wir merken, dass manches doch noch im Dunkeln bleibt. Hier gilt es dann, in Geduld auszuharren, bis der Geist Gottes, der heilige, auch uns von Klarheit zu Klarheit führt.

Joh 2:23

"Als Er dann am Passahfest in Jerusalem war, glaubten viele an Seinen Namen, denn sie schauten Seine Zeichen, die Er tat."

Wir sahen schon in Vers 13, wie es Jesus zu demnahen Passahfest nach Jerusalem zog. Wir müssen versuchen, uns gefühlsmäßig in die Lage Jesu zu versetzen. Er wussste ganz genau, dass das zu schlachtende Passahlamm ja nur eine Vorschattung auf Seinen Tod darsstellte. Er wusste ebenfalls, das Ihm nur eine relativ kurze Zeit blieb, bis der Zeitpunkt kam, wo Er als wahres Lamm geschlachtet werden sollte.

Trotz der Zeichen und Wunder, die Jesus tat und trotz der Vollmacht, die Ihm Gott verlieh, dürfen wir nicht vergessen, dass Jesus nicht nur äußerlich die Gestalt der Menschen annahm, sondern Er war auch in der Art und Weise wie ein Mensch erfunden. Dies bedeutet, dass Jesus zwar von der adamitischen Erbsünde frei war, dass Er aber trotzdem durchaus für die Angriffe des Widerwirkers verletzbar blieb; nach Röm 8:3 sandte Ihn Gott ja in der Gleichgestalt des Fleisches der Sünde und um der Sünde willen.

Hebr 4:15 berichtet uns, ,dass Jesus in allem auf die Probe gestellt wurde. Auch hierin war Er den Menschen völlig gleichgestellt. Dass Jesus weinen (über Jerusalem) und auch zornig werden konnte (über die Händler im Tempel), sahen wir bereits. Nach Hebr 2:17 war er also völlig Mensch und den Brüdern in allem gleich.

Das äußere und innerer völlige Menschsein Jesu muss uns wichtig sein, den n nur so können wir nachempfinden, was Jesus Selbst empfunden hat, wie Er nicht nur in Seiner Todesstunde leiden musste, sondern dass Sein gesamter Weg ein Leidensweg war - denn auch die Angst ist ein Wesenszug des Menschen. Und wie die angst vor der Schwere Seines Weges ständig zunahm und den Höhepunkt im Garten Gethsemane erreichte, werden wir im Verlauf unseres Büchleins noch miterleben.

Jesus beim Passahfest in Jerusalem... was mag da alles auf Ihn eingestürmt sein!

Wenn wir lesen, dass viele an Seinen Namen glaubten, dann muss dieser Name auch die entsprechende Bedeutung haben: "Jesus" ist die griechische Form des hebräischen Namens Jehoschua und bedeutet "Retter". Noch bevor Jesus geboren wurde, erschien dem Josef der Engel Gottes und gebot ihm, dem zu gebärenden Kindelein den Namen "Jesus" zu geben, "denn Er wird Sein Volk von ihren Sünden retten" (Mt 1:21).

Nun wäre es aber Jesus möglich gewesen, zu Seinen Lebzeiten immer noch das Opfer zu verweigern - Sein Kampf im Garten Gethsemane lässt diese Folgerung durchaus zu. Hätte nun Jesus den Sünderberg nicht auf Sich genommen, wäre Er noch von dem Kreuz herabgestiegen, wie Ihm von den Spöttern zugerufen wurde (und was Ihm selbst hier noch möglich gewesen wäre) - in diesem Fall wäre Sein Name nicht mehr zutreffend gewesen.

Die volle Berechtigung zum Tragen des Namens "Jesus" erlangte Er erst, als er Sein Leben aushauchte und das Opfer vollendet war. Von diesem Moment an war Er tatsächlich der Retter Seines Volkes, und nicht nur das:

In Phil 2:9-11 lesen wir: "Daum hat Gott Ihn auch überaus hoch erhöht und Ihn mit dem Namen begnadet, der über jedem Namen ist, damit in dem Namen Jesu sich jedes Knie beuge, der Überhimmlischen, Irdischen und Unterirdischen, und jede Zunge huldige: Herr ist Jesus Christus, zur Verherrlichung Gottes des Vaters." Damit umfasste die Rettung nicht mehr nur Israel, sondern alle Nationen, ja das gesamte All.

Die Begnadigung mit dem Namen "Jesus" erfolgte durch den Vater erst nach Seiner Erniedrigung! Erst hier wurde die Bedeutung "Retter" zur Realität. Das Tragen dieses Namens bedeutete für den Sohn Gottes die überaus hohe Erhöhung - wie kostbar darf doch auch uns der Name "Jesus" sein!

Wir lesen, dass viele aus dem Volk glaubten, weil sie die Zeichen und Wunder schauten, die Er tat. Im Hebräerbrief jedoch lesen wir von einem scheinbar anderen Glauben: "Der Glaube ist die zuversichtliche Annahme dessen, was man erwartet, ein Überführtsein von Tatsachen, die man nicht erblickt" (Hebr 11:1).

Auch wenn es so aussieht, als ob es hier verschiedene Arten von Glauben gibt, nämlich den, der Zeichen schauen will, und jenen, der glaubt, ohne zu erblicken, so liegt der Unterschied keinesfalls in der "Gattung" des Glaubens, sondern einzig und allein in seiner Kraft und Tiefe.

Der Charakter des Glaubens wird in der Ursprache sehr anschaulich durch das begleitende Verhältniswort beschrieben. In der deutschen Sprache können wir kaum anders reden als vom Glauben an jemand. Die griechische Sprache sagt aber wörtlich: In jemand hinein glauben. Wenn wir dies so erkennen, dann sehen wir den Glauben auch als eine bewegende Kraft!

Wenn wir glaubensmäßig in die Tiefe vordringen, werden wir versetzt, und zwar von außen nach innen. Praktisch sieht das dann so aus, dass wir beispielsweise heraus aus der Welt und hinein in Christus Jesus versetzt werden.

Der Glaube, von dem Johannes in unserem Text spricht, ist nicht falsch, es ist eher nur der Glaubensanfang. Der Glaube an Wunder und Zeichen ist jedoch noch kein lebendiger Glaube, wie er in dem Wort in Hebr 11:1 offenbar wird. Hier kommt der Glaube durch das Hören der göttlichen Worte. So soll auch unser Glaube keine Zeichen und Wunder fordern, wie es in den Pfingstkreisen leider noch üblich ist, sondern als Grundlage haben: "Es steht geschrieben...".

Joh 2:24-25

"Jesus Selbst vertraute Sich ihnen jedoch nicht an, weil Er sie alle kannte und von keinem ein Zeugnis über den Menschen brauchte; denn Ihm war Selbst bekannt, was im Menschen war."

Damals (wie heute) gab es Menschen, deren Glaube nicht von Herzen ist, die Christus nicht trauten und denen Er nicht traute; Menschen, deren Vater der Verleumder war. Es waren Leute, die nur Zeichen und Wunder forderten, die immer nur das glaubten, was sie sahen, aber nicht das, was Christus sagte.

Einen Maßstab des rechten Glaubens gibt Jesus in Joh 8:31: "Jesus sagte daher zu den Juden, die Ihm glaubte: Wenn ihr in Meinen Wort bleibt, seid ihr wahrhaftig Meine Jünger". Auch der erste Brief des Johannes ist durchsetzt von strengen Glaubensprüfungen.

Der Kopfglaube, den viele aus dem Volk zeigten, war für Jesus wertlos. Nur ein Glaube, der aus dem innersten Kern unseres Wesens fließt, ist von Nutzen. Es ist auch überflüssig, den Glauben zu beteuern, denn dem Sohn Gottes ist wohl bekannt, was im Menschen ist. Ist der Glaube lebendig, so wird er fruchtbar sein, und daran erkennt man seine Echtheit.

Sehr klar bringt dies auch Paulus in Röm 1:10 zum Ausdruck "denn im Herzen glaubt man zur Gerechtigkeit, mit dem Mund aber bekennt man zur Rettung."

Dass Sich Jesus dem Volk nicht anvertraute, Sich ihm gegenüber zurückhielt, zeigt uns heute, dass Er gar nicht wollte, dass das Volk Ihn als Messias annahm. Es waren lediglich Seine von Ihm erwählten Jünger, die Er schriftgemäß belehrte und denen Er Sich offenbarte. Doch wie wunderbar ist es auch für Israel, dass einmal alle Dunkelheit von ihren Augen und Herzen abfällt und das gesamte Volk einmütig und freudig seinem König untertan sein wird - zum Wohl und Segen der übrigen Nationen.

Lies weiter:
3. Das Johannes-Evangelium Kapitel 3