Der Empfang des heiligen Geistes

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Aus der Reihe: Christi unausspürbarer Reichtum:
"Der Vorgang beim Glaubensanfang" (1980)
von Mathias Jaegle (siehe Lebensbild)

Abschrift mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Groß, Balingen
Dort als Schrift noch erhältlich.

Siehe weitere Abschriften:
Inhaltsverzeichnis:

Der Vorgang beim Glaubensanfang

3. Der Empfang des heiligen Geistes

Die Belebung des Geistes der Auserwählten ist die grundlegende Anfangstat des Geistes Christi. Sie ist gleichbedeutend mit dem Empfang des Geistes, denn nach seinem ersten Werk zieht sich der Geist nicht wieder zurück, sondern nimmt bleibende Wohnung im Gläubigen. Zahlreich sind die Schriftstellen, die bezeugen, dass die Gläubigen den Geist erhalten haben: Röm 5:5; Röm 15:23.26; Röm 15:16; 1Kor 2:12; 1Kor 3:16; 1Kor 6:19; 1Kor 12:3.6.13; 2Kor 1:22; 2Kor 3:18; 2Kor 5:5; Gal 3:2.5; Eph 1:13; Eph 3:16; Eph 4:30; 1Thes 1:5; 1Thes 4:8; 2Tim 1:7.14.

Ist es nicht auffällig, wie oft Gott den Seinen die Wahrheit vorhält, dass Er ihnen Seinen Geist gegeben hat? Und diese wiederholten Zusicherungen macht Er doch nur, damit bei keinem mehr ein Zweifel über dieses erhabene Geschenk aufkommen kann. Und doch ist im Laufe der Zeit leider auch diese so wichtige Erkenntnis verdunkelt worden. So manches Lied, das die Bitte um den heiligen Geist enthält, gibt Zeugnis von dieser traurigen Tatsache. Bei den Liedern, die aus früherer Zeit stammen, wo man noch keinen so klaren Einblick in die Stellung und Verfassung der Gemeinde besaß, ist das noch verständlich. Aber heute, in der Zeit fortgeschrittener Erkenntnis, sollte man den Gläubigen nicht mehr die Bitte u m, wohl aber den Dank f ü r den heiligen Geist in den Mund legen.

Jeder auch noch so junge Gläubige sollte sich stets bewusst sein, dass er von Anfang des neuen Lebens an den heiligen Geist besitzt, und sich diese kostbare Wahrheit nie verdunkeln oder in Zweifel ziehen lassen.

Nun vernehmen wir weiter aus der Schrift, dass wir sowohl Christi als auch Gottes Geist empfangen haben. Es ist klar, dass zwischen beiden ein Unterschied besteht, der wohl beachtet sein will. Der grundlegende ist der, dass zu keinem Auserwählten Gottes Geist kommt, bevor er nicht den Geist Christi erhalten hat. Dieser erfüllt zuerst den Geist des Menschen mit Kraft und Leben, und reinigt das Herz von den Sünden, um es als Tempel für Gottes Geist zuzubereiten (1Kor 3:16; 1Kor 6:19) und uns zu Gottes Eigentum zu machen (Röm 8:9). Weiter lehrt uns der Geist Christi, Gott als unseren Vater zu erkennen und als solchen anzureden (Röm 8:15; [Gal 4:6]). Gottes Geist übermittelt uns wieder andere Segnungen. Durch ihn vermögen wir zu erkennen, was uns von Gott in Gnaden gewährt ist (1Kor 2:12). Durch den Geist Gottes wurden wir gerechtfertigt (1Kor 6:11), auch steht er uns stets als Führer bereit (Röm 8:14). Wenn nun fast ausschließlich alle Schriftstellen, die vom Empfang des heiligen Geistes handeln, sich auf Gottes Geist beziehen, und obwohl wir im Prinzip sowohl diesen als auch Christi Geist erhalten, so ist doch im Auge zu behalten, dass der Geist Christi vorangeht, um ihm seine Wohnung zu bereiten.

Die Heiligung

Jeder Gläubige ist von Anfang an ein Geheiligter durch den Empfang und die Innewohnung des heiligen Geistes. Diese Wahrheit finden wir schon in den hebräischen Schriften (Altes Testament) abgeschattet. Sie gewähren einen tiefen Einblick in das Wesen der Heiligung. So lesen wir über die Heiligung des Priesterfürsten Aaron Folgendes: „Und nimm (Mose) von dem B l u t e , das auf dem Altar ist, und von dem S a l b ö l, und sprenge es auf Aaron und seine Kleider ... ([2Mo 29:21]). Er wurde also geheiligt durch die Besprengung mit Blut = (Reinigung von Sünden), und mit Salböl = (Symbol des heiligen Geistes). Eine weitere Belehrung über Heilung erhalten wir 1Chr 23:13: „Und Aaron wurde abgesondert, dass er als hochheilig geheiligt würde .... um vor Jahwe zu räuchern, Ihm zu dienen und in Seinem Namen zu segnen“. Nach dieser Aussage ist eine andere Seite der Heiligung die Absonderung zum Dienst am Werke Gottes. Dass Gott sich bei der Vornahme von Heiligungen nicht durch einen besonders hohen sittlichen Stand bestimmen lässt, wird daraus ersichtlich, dass Er auch leblose Gegenstände heiligt. So lesen wir von heiligen Kleider (2Mo 29:29), heiligem Räucherwerk (2Mo 30:35), heiligen Dingen (Opfergaben 4Mo 5:9) usw. Diese Dinge erhielten ihre Heiligung dadurch, dass sie dem gewöhnlichen Gebrauch entzogen und zu göttlichen Zwecken benutzt werden, und zwar zum Dienst in der Stiftshütte und später im Tempel.

Diese Heiligung, welche an den früheren Gottesmenschen vorbildlich aussah, besitzen wir heute wesenhaft. Wir sind gesalbt, nicht mit Öl, sondern mit dem Geist (2Kor 1:21). 1Kor 6:11 sagt Paulus den Gläubigen: „... ihr seid abgebadet“, das heißt, von den Sünden gereinigt durch Christi Blut, „ihr seid geheiligt“. Auch die Heiligung durch Absonderung haben wir in einem viel tieferen Sinne erfahren. Nach Gal 2:4 hat Sich Christus selbst für unseres Sünden gegeben, damit Er uns herausnehme aus dem gegenwärtigen bösen Äon, nach dem Willen unseres Gottes und Vaters. Ja, Gott hat uns sogar geborgen aus der Obrigkeit der Finsternis und versetzt in das Königreich des Sohnes Seiner Liebe (Kol 1:13). Diese vielseitige Heiligung ist allein Gottes Tat, welche in unserer Rettung umschlossen liegt, und zu der wir nichts mehr hinzufügen können.

Aber nun fordert Paulus die Gläubigen auf, die Heiligkeit zu vollenden in der Furcht Gottes (2Kor 7:1). Diese Mahnung ist gut zu verstehen. Weil uns Gott aus der Welt gerufen hat und wir nun Seinen Willen für uns kennen, so richten wir jetzt unser Leben auch danach ein. Als zu Gottes Tempeln Seines Geistes gemacht, sollen wir nun ja nichts Unheiliges mehr darin Platz finden lassen und nicht mehr teilnehmen an den unfruchtbaren Werken der Finsternis (Eph 5:11). Als wie aus den Toten lebendig stellen wir nun unsere Glieder Gott dar als Werkzeuge (Röm 6:13) und als Versklavte der Gerechtigkeit, zur Heiligung (Röm 6:19). Darin besteht unsere praktische Ausgestaltung der uns von Gott geschenkten Heiligung.

Die Geistestaufe

Die Taufe mit dem heiligen Geist ist gleichbedeutend mit dem Empfang desselben und ist ein wichtiger Teil unserer Rettung. Wie die Heiligung, so ist auch diese in Israels Geschichte reichlich vorgeschattet. So gehörte zum Stiftshüttensystem ein Wachsbecken, das folgendermaßen in Gebrauch genommen werden musste: „§Und Aaron und seine Söhne sollen ihre Hände und ihre Füße daraus waschen. Wenn sie in das Zelt der Zusammenkunft hineingehen, sollen sie sich mit Wasser waschen, dass sie nicht sterben oder wenn sie dem Altar nahen zum Dienst ...“ (2Mo 30:17-21). Mit dieser Waschung lehrte Gott die Wahrheit: Um in Seine Gegenwart zu treten, muss man gereinigt sein! Das ist eine der ersten Lehren über die Taufe.

Mit der Taufe des Johannes führte Gott Sein Volk auf eine höhere Stufe. Johannes taufte die zu ihm Kommenden durch Untertauchen in den Jordan, worauf diese ihre Sünden offen bekannten (Mt 3:5-6). Doch bekennt Johannes: „Jedoch Er, der mich sendet zu taufen in dem Wasser, derselbige sagte zu mir: „Auf welchen du gewahren solltest den Geist herabsteigen und bleiben auf Ihm, dieser ist es, der da tauft mit heiligen Geiste (Joh 1:33). Mit diesen Worten wird erstmals die Taufe im heiligen Geist genannt und es ergibt sich, dass dieser, durch den Herrn selbst vollzogenen Taufe, im Vergleich mit der von Johannes ausgeführten Wassertaufe, der Vollkommenheitswert zuzusprechen ist. Nicht die Wassertaufe vermag von Sünden zu reinigen, sondern allein die mit dem Geist.

Nachdem dann an Pfingsten auf jene hundertzwanzig der Geist gekommen war, und die durch Petri Botschaft Erfassten bestürzt fragten: „Was sollen wir tun?“ entgegnete Petrus: „Sinnet um und werdet getauft, ein jeglicher von euch auf den Namen Jesu Christi zur Erlassung eurer Sünden, und ihr werdet erhalten das Geschenk des heiligen Geistes“ (Apg 2:37-38). Wieder ein Fortschritt in der Taufentwicklung: zu dem Wasser war nun der Geist für alle taufwürdig Gefundenen hinzugekommen. Aber um diesen zu wahrer Reinigung zu erhalten, musste die Taufe mit Wasser und wahre Herzensumsinnung vorausgehen.

Trotzdem nun der Geist da war, hatte Gott nicht sofort mit dem Wasser abgebrochen. Das wäre für seine weisheitsvolle Erziehungsmethode zu zusammenhanglos gewesen. Vielmehr fing nun eine einzigartige Zeit an, in welcher Gott vom Stofflichen zum Geistlichen überging. So geschah wieder später etwas ganz Neues bei Kornelius. Während er der Botschaft des Apostels Petrus zuhörte, fiel der heilige Geist auf ihn, und erst darauf erfolgte die Wassertaufe (Apg 10:44). Jetzt hatte der Geist die Führung erhalten. Wir sehen, dass nach Pfingsten zwei Taufen in Anwendung waren: die Wassertaufe von Menschen, und die Geistestaufe von Gott vollzogen.

Dass aber für die Gemeinde aus den Nationen nur noch die Geistestaufe in Betracht kommt, zeigt Gott schon bei ihrer Gründung. Zu Antiochien in Pisidien, wo sich Paulus das erstenmal zu reinen Heiden wandte, wird die Herausrufung der ersten Glieder dieser Gemeinde so beschrieben: „Da es aber die aus den Nationen hörten, freuten sie sich und verherrlichten das Wort des Herrn und g l a u b t e n ....“ (Apg 13:48). „Und die Jünger wurden erfüllt mit Freude und heiligen Geist“ (Apg 13:52). Es ging also ganz nach Eph 1:13: Rettung durch Glauben allein ohne Wassertaufe und irgend welche Werke.

Und nun beachte man den wichtigen Unterschied: Petrus hatte den Auftrag, zum Eintritt in die Pfingstgemeinde die Wassertaufe zu verlangen (Apg 2:38). Im Gegensatz hierzu sagt Paulus von seinem Dienst: „Denn Christus beauftragt mich nicht zu taufen, sondern das Evangelium zu verkündigen“ (1Kor 1:17). In den Versen 1Kor 1:14.16 gibt er zu, dass er zwar einige getauft habe, aber zugleich dankt er Gott, dass es bei diesen Wenigen verblieb. Wäre tatsächlich der durch Paulus gegründeten Gemeinde, zu der wir gehören, die Wassertaufe anbefohlen worden, so hätte sich unser Apostel ja mit dem Gesagten eines unverzeihlichen Ungehorsams schuldig gemacht. Aber er sollte nur das Evangelium verkündigen, weil durch dasselbe ja die Auserwählten die Geistestaufe erhalten. Und weil der Herr allein Seine Auserwählten kennt, so kann auch nur Er als Täufer infrage kommen, und keiner seiner Heiligen sollte deshalb sich anmaßen, ebenfalls zu taufen.

Im Epheserbrief führt Paulus die Taufe noch einmal an, und zwar die für die gesamte Gemeindezeit gültige. Eph 4:1 erwähnt er die Berufung der Gläubigen und Eph 4:4-6, das was dazu gehört, unter anderem: e i n e T a u f e ! Dieses Hervorheben von „eine“ ist nur im Rückblick auf d i e Zeit zu verstehen, wo es zwei Taufen gab. Da aber schon während jener Periode die Bedeutung der Wassertaufe fortlaufend herabgemindert wurde, hingegen die des Geistes stets zunahm, so steht es fest, dass die für heute geltende e i n e Taufe, nur die mit dem heiligen Geist sein kann.

Das Wesen der Geistestaufe

Die kurze Vorerklärung über die vorübergehende Bedeutung der Wassertaufe war notwendig, um nicht dieses Schattenbild in die paulinischen Briefe hinein zu tragen, in welchen n u r die Geistestaufe erwähnt ist. In das Wesen der Geistestaufe führt Röm 6:2-4 ein. Die darin enthaltende Offenbarung, die Paulus zum Teil in Frageform niederschreibt, lautet positiv ausgedrückt wie folgt: Wir starben der Sünde und leben nicht mehr in ihr, weil wir in Christi Tod hinein getauft sind, durch diese Taufe der Sünde abstarben, und unser alter Mensch mit gekreuzigt und mit begraben wurde. Um diese, uns von der Sünde befreiende Wahrheit recht zu fassen, muss zuerst erkannt werden, dass Christi Tod für Ihn eine Taufe war.

In Lk 12:50 sagt Er zu Seinen Jüngern: „Eine Taufe habe ich, um mit ihr getauft zu werden, und wie drängt es mich, bis sie vollendet sei.“

Christi Opfertod als eine Taufe gründet sich auf 2Kor 5:21: „Denn den, der Sünde nicht kennt, macht Er (Gott) zur Sünde für uns ...“ Unsere Sünden hatte Gott so in seinen Sohn verlegt und Ihn mit denselben eins gemacht, als ob Er sie selbst verübt hätte. Gott hat dies getan, damit er mit den gesamten Sünden gründlich abrechnen konnte, was Er vor Christi Tod nicht getan hatte (Röm 3:25-26). Aber nun war Er, der Sohn Gottes, mit unseren Sünden so besudelt, und diese waren so in Sein innerstes Wesen gedrungen, dass Er selbst von ihnen gereinigt und gerechtfertigt werden musste. Dazu gab es für Ihn keinen anderen Weg, als die Tilgung unserer Sünden durch Gottes Gerichtsfeuer, und das Abtun Seines mit Sünde erfüllten Körpers durch Sterben, Tod und Begraben-Werden. Und so geschah es. Durch den Anblick sämtlicher Sünden im Sohn wurde Gottes Zorn aufs Höchste entflammt. Wie ein verzehrendes Feuer fiel er in Ihn, tilgte unsere Sünden und legte den Sohn ins Grab. Das war die Taufe der Reinigung von der Er zu Seinen Jüngern sprach.

In Wirklichkeit war das aber eine Taufe für uns, weil Christus ja u n s e r e n Sünden abstarb und von u n s e r e n Sünden gereinigt wurde. Nun hat Gott in Seiner Weisheit und Liebe zu uns einen Weg erfunden, um uns in den Vollgenuss der Taufe Christi zu setzen. Während nun Sein Kreuzestod bald zweitausend Jahre der Vergangenheit angehört, sind die durch denselben bewirkten Früchte geblieben, und zwar sind sie in Seinem Geist, in welchem Er das alles ausführte, enthalten. Indem uns nun Gott Christi Geist schenkt, werden wir durch denselben in Seinen Tod hinein getauft. Oder wie der darauf folgende Vers Röm 6:5 sagt: „Wir sind zusammen gepflanzt worden in der Gleichgestalt Seines Todes“. Durch den Empfang des Geistes werden wir also so mit Seinem Tod identifiziert, dass heißt gleichgemacht, dass wir ebenso von unseren Sünden gereinigt wurden und ihnen abstarben, wie es mit Christus am Kreuze geschah. Und das bewirkt Gott an uns durch die Geistestaufe und zwar sofort beim Anfang des Glaubenslebens. Wahrlich, welch eine Frohbotschaft für elende, verlorene Sünder!

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4. Unsere Befreiung von der Herrschaft der Sünde