Die Herrlichkeit und Macht des neuen Menschen

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nach dem gleichnamigen Buch von Andrew Jukes

"Der neue Mensch und das ewige Leben"

in Bearbeitung

Gedanken über das zwölffache "Wahrlich, wahrlich!" des Sohnes Gottes im Evangelium des Johannes


Inhaltsverzeichnis des Buches

  1. Der "Amen" und "der Jünger der da zeugt" - Einleitung
  2. Die Heimat des neuen Menschen - Das erste "Wahrlich, wahrlich"
  3. Die Geburt des neuen Menschen - Das zweite "Wahrlich, wahrlich"
  4. Das Gesetz des neuen Menschen - Das dritte "Wahrlich, wahrlich"
  5. Die Speise des neuen Menschen - Das vierte "Wahrlich, wahrlich"
  6. Die Freiheit des neuen Menschen - Das fünfte "Wahrlich, wahrlich"
  7. Die göttliche Natur des neuen Menschen - Das sechste "Wahrlich, wahrlich"
  8. Der Dienst des neuen Menschen - Das siebte "Wahrlich, wahrlich"
  9. Das Opfer des neuen Menschen - Das achte "Wahrlich, wahrlich"
  10. Die Erniedrigung des neuen Menschen - Das neunte "Wahrlich, wahrlich"
  11. Die Herrlichkeit und Macht des neuen Menschen - Das zehnte "Wahrlich, wahrlich"
  12. Der Schmerz und die Freude des neuen Menschen - Das elfte "Wahrlich, wahrlich"
  13. Die Vollendung des neuen Menschen - Das zwölfte "Wahrlich, wahrlich"
  14. Schlussgedanken zum Buch - Der neue Mensch und das ewige Leben


Das zehnte "Wahrlich, wahrlich"

11. Die Herrlichkeit und Macht des neuen Menschen

Joh 14:8 Philippus spricht zu ihm: Herr, zeige uns den Vater, und es genügt uns.
Joh 14:9 Jesus spricht zu ihm: So lange Zeit bin ich bei euch, und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Und wie sagst du: Zeige uns den Vater?
Joh 14:10 Glaubst du nicht, daß ich in dem Vater bin und der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch rede, rede ich nicht von mir selbst; der Vater aber, der in mir bleibt, tut seine Werke.
Joh 14:11 Glaubt mir, daß ich in dem Vater bin und der Vater in mir ist; wenn aber nicht, so glaubt um der Werke selbst willen!
Joh 14:12 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch::: Wer an mich glaubt, der wird auch die Werke tun, die ich tue, und wird größere als diese tun, weil ich zum Vater gehe.
Joh 14:13 Und was ihr bitten werdet in meinem Namen, das werde ich tun, damit der Vater verherrlicht werde im Sohn.
Joh 14:14 Wenn ihr mich etwas bitten werdet in meinem Namen, so werde ich es tun.

I. Der Sohn offenbart den Vater

Da neunte "Wahrlich, Wahrlich" stellt uns die Erniedrigung des neuen Menschen vor Augen und zeigte, dass Er selbst in seiner Erniedrigung verherrlicht wird und Gott in ihm. Denn Gott wohnt in demütigen Herzen. Niedrigkeit und Demut sind daher Herrlichkeit, weil sie Gott Raum geben, damit Er sich im Menschen darstelle. Das zehnte "Wahrlich, Wahrlich" sagt uns, welche diese Herrlichkeit ist. Die Herrlichkeit des Sohnes oder des neuen Menschen ist die, dass er den Vater offenbart. Die tut Er aber kraft der Innewohnung des Vaters, gleichwie auch diejenigen, in denen Er wohnt, Ihn kraft Seines Wohnens in ihnen verklärt, so dass sie selbst auch verklärt werden.

Unser Herr bezeugt hier Folgendes: - "Wer mich sieht, sieht den Vater; wie sprichst du dann: 'Zeige uns den Vater?' glaubst du nicht, dass ich im Vater und der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch rede, die rede ich nicht von mir selbst. Der Vater, aber, der in mir wohnt, tut die Werke. Glaubt mir, dass ich im Vater bin und der Vater in mir; wo nicht, so glaubt mir doch um der Werke willen! Wahrlich, Wahrlich, ich sage euch, wer an mich glaubt, der wird die Werke tun, die ich tue, und wird noch größere als diese tun, denn ich gehe zum Vater; und was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun, auf dass der Vater geehrt werde im Sohn" (Joh 9:13). Das ist also die Herrlichkeit des neuen Menschen: Gott den Menschen offenbaren und Seine Werke in der Kraft Seiner Gemeinschaft und Einheit zu wirken. Das vollkommene Beispiel hiervon ist der geliebte Sohn. Als Seine Glieder aber ist es unser Beruf Ihn zu offenbaren, wie Er den Vater offenbarte.

Hierin wie in allem, was den neuen Menschen kennzeichnet, steht er im Gegensatz zum alten Menschen. Der alte Adam freut sich nicht nur in allem nach seinem eigenen Willen zu leben, sondern zeigt sich auch gern, indem er jede Gabe, die er empfangen haben mag, produziert, als sei sie sein eigen. Wir wissen, dass seine letzte Darstellung darin bestehen wird, dass er vorgibt, er sei Gott" (2Thes 2:4). Dies ist es, was er in allen Dingen zu tun anstrebt. Sogar im Tempel und beim Dienst Gottes kann er "sich zeigen" und sich jedes Gute anmaßen, das durch ihn gewirkt sein mag, indem er vergisst, dass alles von Gott ist, und dass wir Ihm nur das Seine zurückgeben (1Chr 29:14.16). Die Herrlichkeit des neuen Menschen besteht darin, dass er Gott offenbart, dass der Vater, der in ihm wohnt, die Werke tut, dass daher die, welche ihn sehen, den Vater sehen, weil er im Vater ist, und der Vater in ihm. Mit einem Wort, er lebt hier, um den Vater offenbaren. Denn "niemand hat Gott jemals gesehen", nur "der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, dieser hat Ihn kundgetan" (Joh 1:18). Christi Glieder aber leben zum gleichen Zweck; denn "wie Er ist, so sind auch wir in dieser Welt" (1Jo 4:17) gesetzt, um als Lichter in dieser Welt zu leuchten (Phil 2:15), um Seine Tugenden zu verkündigen, (1Petr 2:9), damit die Welt Gott in Seinen Söhnen erkenne. Die Heilige Schrift ist ja Sein Zeugnis an die Gemeinde (Joh 5:39). Die Gemeinde aber ist Sein Brief, "der von allen erkannt und gelesen wird" (2Kor 3:3). Ihr Beruf ist es, den Vater einer Welt zu offenbaren, die Ihn nicht kennt, und Seine Werke zu tun, obwohl die Menschen sie nicht achten.

All dieses wird hier ins Licht gestellt. Zuerst redet der Herr von Sich Selbst, sodann von den Gläubigen. Und was Er von den Gläubigen aussagt, dass sie "Seine Werke tun werden", ist der Beweis, den Er dafür anführt, dass sie in Ihm sind und Er in ihnen ist, so wie Er im Vater ist und der Vater in Ihm.

1. Das Geheimnis Seiner Macht

Redet der Herr von Sich Selbst. Er behauptet, dass Er den Vater offenbare: und dies ist Seine Herrlichkeit, dass Seine Werke nicht die Seinen sind, sondern die dies Vaters: und dies ist das Geheimnis Seiner Macht. Der Gedanke wird wiederholt: "Wer mich sieht, der sieht den Vater. Wie sagst du denn: Zeige uns den Vater? Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und der Vater in mir? Die Worte, die ich rede, die rede ich nicht von mir selbst; der Vater aber, der in mir wohnt, dieser tut die Werke. Glaubt mir, dass ich im Vater bin und der Vater in mir; wenn nicht, so glaubt mir doch um der Werke willen!" (Joh 13:9-11).

Das ist die Wahrheit betreffs des Sohnes Gottes, welche die Kirche allgemein bekannt. Sie weiß, dass Gott Licht (1Jo 1:5) Liebe (1Jo 4:8:16) und Geist (Joh 4:24) ist, und dass diese Strahlen Seines Wesens ohne Maß kundgetan werden können, denn in Einem wenigstens, der hier im Fleisch, in unserem Ebenbild gewandelt ist, wurden sie kundgemacht; ja sie weiß, dass, wie wunderbar auch Seine Offenbarung in der äußeren Natur ist, in der Gott sich einigermaßen auf der Erde offenbart, - denn "Seine Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes", dass Er etwas von Sich Selbst in dem weiten Meer offenbart, denn "Seine Gerichte sind eine große Tiefe" (Ps 36:7), etwas in den Geschöpfen, in dem Auge des Adlers, in des Löwen Kraft, in der Sanftmut des Lammes und in der Stärke und geduldigen Arbeit des Ochsen für andere und nicht weniger im Weinstock, im Ölbaum, der des Menschen Gestalt schön macht, und im Brotsamen, der sein Herz stärkt, so dass Cherubim und Seraphim beständig rufen: "Heilig, heilig heilig ist der Herr Zebaoth, Himmel und Erde sind voll von Seiner herrlichen Majestät!"- dass aber trotzdem die Offenbarung Seiner Selbst im Fleisch Jesu Christi unendlich viel größer ist als alle diese anderen Kundgebungen, denn Er ist der Glanz der Herrlichkeit Gottes und das Ebenbild Seines Wesens!" (Hebr 1:8).

Der Mensch ist die wahrhafte Schechinah (1Kor 11:7) ja die Wohnstätte Gottes selbst, und in ihm ist Gott erkannt worden und soll Er erkannt werden, wie es nirgends anders möglich ist. Ja, sogar das Geheimnis der Dreieinigkeit leuchtet im Menschen hervor, wie wir dasselbe nirgends anders finden, wo Wille, Verstand und Liebe sich in einem Geist offenbaren. Vor allem wurde dies an dem ersehen, welcher hier sagte: "Wer mich sieht, der sieht den Vater", in dessen Weise der Mensch den lebendigen Gott geschaut hat. Es mag gut sein, hier einen Augenblick innezuhalten, um dieses große Gesicht zu betrachten, denn es gibt kein ähnliches im ganzen All.

Gott ist Licht

Erstens also ist Gott Licht (1Jo 1:5). Wer Augen hat, der weiß etwas von dem Licht und was dasselbe offenbart und bewirkt. Das Licht verschlingt die Finsternis, das Licht zeigt die Dinge, wie sie wirklich sind, das Licht macht uns von Irrtümern frei und erfüllt unsere Herzen mit Freude. Von seinem Ursprung im Himmel kommt es auf die Erde nieder und verwandelt hier alles. Es fällt gleichmäßig auf alle herab und wird auch von dem abscheulichsten Gegenstand, auf welchen es scheint, nicht verdorben, und früher oder später, mehr oder weniger, wandelt es alles um. Es fällt auf die junge Pflanze und gibt ihr eine neue Farbe. Es fällt auf die saure Frucht, und sofort fangen Geschmack und Farbe an, sich allmählich zu verändern. Wir mögen es vielleicht ausschließen, aber wir können es nicht einschließen wie etwas, was unser Eigentum wäre. Es leuchtet von Ost nach West so frei wie die Luft, die wir einatmen, das Erbteil aller Menschenkinder. Nun ist aber "Gott Licht", und Sein Sohn offenbart Ihn als Licht, das heißt: als Wahrheit, welche vom Himmel kommt, um uns zu zeigen, wie die Dinge wirklich sind, um uns so von den falschen Vorstellungen Gottes und uns Selbst zu befreien, von der Finsternis und der Lüge welche die Schlange um uns herum verbreitet hat. Wenn wir bedenken, was Christus getan hat um die Götzen zu vertreiben, die Lüge zu entlarven - wie Er finstere, irdisch gesinnte Seelen verwandelt hat, so dass sie gleich den Weideplätzen unter der Sonne "jauchzen und singen" (Ps 65:14) - so merken wir, dass Er Licht ist, vergleichbar "der Sonne die des Morgens aufgeht wolkenlos oder wenn von ihrem Glanz nach dem Regen das Gras es aus der Erde wächst" (2Sam 23:4). Wer Ihn sieht, der sieht den Vater. Wahrlich, "Es ist das Licht süß und den Augen lieblich, die Sonne zu sehen" (Pred 11:7)

Gott ist Liebe

Gott aber ist Liebe (1Jo 4:8.16) ebenso wie Licht. Und das Angesicht Jesu Christi offenbart Ihn uns als Liebe. Dies ist die Offenbarung, deren wir am meisten bedürfen. Denn der Mensch dachte sich Gott nicht mehr als Liebenden und schon garnicht als ewiglich Liebenswerten. Die Lüge, Er sei voll Missgunst, nagte an unseren Herzen. Er mag Machhaber sein, er mag Licht sein, aber in des Menschen Augen war Er nicht mehr Liebe. Er mag zerstören und richten; im Grunde kümmerte Er sich nicht um uns. Dies war die Lüge, welche den Menschen verdarb. Daher wandte man sich zu den Geschöpfen. Der Mensch bedurfte der Hilfe; und die Kräfte um ihn herum oder in ihm., die Kräfte der Natur, des Geistes oder des Goldes schienen Hilfe zu versprechen und wurden daher allerorts angebetet. Wenn Seelen vergessen, dass Gott Liebe ist, so werden sie sich stets vor irgendeiner der Mächte des Himmels oder der Erde beugen, welche Böses androhen oder Gutes verheißen. Die Anbetung der Macht ist es, worin der Mensch seine Zuflucht sucht, wenn er den Glauben verloren hat, dass Gott Liebe ist.

Aber "Gott ist Liebe" und der Sohn erschien, um Ihn zu offenbaren, wie Er ist. Durch Seine Menschwerdung, durch Seine Sanftmut, durch die Worte und Taten Seiner Liebe, durch Seine Herablassung, um unsere Schwachheit zu tragen, unsere Schmerzen und unseren Tod, durch das Reinigen der Aussätzigen, das Heilen der Kranken, das Speisen der Hungrigen, das Auferwecken der Toten, durch die Überwindung der Gewalt des Teufels in jeder Gestalt, durch Sein gnadenvolles Entgegenkommen den Verlorenen, durch Sein Sitzen mit Zöllnern und Sündern, welche die Welt als Verlorene ausstieß, durch Sein Herzen der Kindlein, durch Sein Mitleiden mit den Betrübten und nicht weniger durch Sein Richten der Sünde mit Worten, die einem zweischneidigen Schwert (Offb 2:12 - Offb 19:15) gleichen, womit Er die Lügen niederschlug, welche Sein Volk gefangen hielten. - denn "Liebe ist stark wie der Tod, ihre Glut ist feurig und eine Flamme des Herrn" (Hl 8:6) in allem Seinen Tun offenbarte Er Gott und zeigte, dass "viele Wasser die Liebe nicht auslöschen können (Hl 8:7) und dass "Gott Liebe ist", selbst wenn Er als "ein verzehrendes Feuer" (Hebr 12:9) erscheint.

Denn wahrlich, die Liebe ist ein verzehrendes Feuer. Gelobt sei der Name dessen, der Ihn so enthüllt hat und gezeigt, dass die Liebe König und Herr aller ist, dass sie wie Feuer dasjenige, was vom Licht unverändert geblieben ist, zerschmelzen und verbinden kann, dass sie klare Kristalle aus unserem Staub zu bilden vermag und diese wiederum in noch dauerhaftere und lichtere Substanzen umzugestalten imstande ist. Wer gesehen hat, wie Kristalle von Alum durch das Feuer aus den Minen von Whitbey gebildet werden und wiederum durch das Feuer in Aluminium umgewandelt werden, hat eines der Zeugnisse der Natur gesehen von den Umwandlungen, welche Gott als verzehrendes Feuer in einer höheren Sphäre bewirkt. Der Sohn, durch dessen unwandelbare Liebe in jedem Zeitalter finstere Seelen erneuert werden, so dass sie fortan Sein Ebenbild tragen, hat Gott in dieser Weise geoffenbart.

Gott ist Geist

Weiter ist Gott Geist (Hebr 12:29) , das heißt eine ungesehene aber empfundene Macht wie der Wind, der den Wald und das Meer bewegt (Jes 7:2) welcher alle Gefäße und alle Räume erfüllt, wenn sie nur leer sind, welcher mit größter Gewalt in diejenigen einströmt, welche am Leersten sind, manches Mal gleich dem stürmischen Nordwind, welcher Felsen zersprengt (1Kö 19:11) andere Male gleich dem Balsamischen Hauch, welcher das Wasser wieder flüssig macht der jetzt über die Gärten weht, dass ihre Würze triefen (Hl 4:16) und welcher dann wieder auf die Kranken wie ein Lebensodem kommt (1Mo 6:17), dass sie leben (Hes 37:9). Das ist der Wind, dessen Sausen wir hören, obgleich wir nicht wissen, woher er kommt, noch wohin er geht (Joh 3:8), der in allen seinen Kundgebungen Zeugnis von Dem ist, der unsichtbar wirkt, weil Er Geist ist. Das ist der Wind, dessen Sausen wir hören, obwohl wir nicht wissen, woher er kommt, noch wohin er geht (Joh 3:8), der unsichtbar wirkt, weil Er Geist ist. Als solchen offenbart Ihn der Sohn; einmal zerbricht Er Herzen wie Fels, ein andermal bewegt Er sie, wie die Bäume des Waldes vom Winde bewegt werden; Er wirft die Gewaltigen vom Stuhl, füllt aber die Hungrigen mit Seinen Gütern und haucht die Kranken und Toten an, auf dass sie leben, und sendet endlich Seinen Geist wie das Brausen eines gewaltigen Windes, um fortan Seine fleischlichen Jünger, Ihm selbst gleich, nicht nur zu Trägern Seines Wortes, sondern auch des Geistes zu machen.

In allen Dingen zeigte Er, dass Gott sowohl Geist als auch Licht und Liebe ist und dass daher das, was Ihm gefällt, nicht nur eine äußere From oder ein toter Buchstabe sein kann, sondern Geist, der alle Formen annehmen kann, während Er selbst nicht Form, sondern Geist ist. Ehe Christus erschien, um uns Gottes Wesen zu offenbaren, war der Gedanke, den der Mensch von Rein und Unrein hatte, der, dass es etwas Äußeres sei, durch dessen Beobachtung oder Vernachlässigung wir angenehm oder nicht sein würden. Der Sohn aber tat kund, dass "Gott Geist ist" - dass "den Reinen alles rein ist" (Tit 1:15) dass nichts, was von außen kommt, den Menschen wirklich beflecken kann (Mk 7:15), dass das, was unrein ist, der selbstsüchtige Geist ist, das, was bei dem Menschen Wohnung gemacht hat, und dass Seine Auserwählten in das hineinfallen, was sie vor Fäulnis bewahrt, ohne davon verunreinigt zu werden, - und als Licht scheinen sie auch auf den Düngerhaufen, ohne davon befleckt zu werden - dass daher jede äußere Form nebensächlich, ja unbedeutend ist, indem die Hauptfrage die ist: falsch oder selbstsüchtig? Ist er nicht liebend und wahrhaftig, so ist er von der Hölle und muss darum auch unrein sein. Dies ist es, was uns der Sohn Gottes deutlich gemacht hat, und wer Ihn gesehen hat, der hat den Vater gesehen. "Gott ist Geist, und die Ihn anbeten, müssen Ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten."

Solcherart ist die Herrlichkeit des Sohnes Gottes. Er ist "das Ebenbild des unsichtbaren Gottes" (Kol 1:15). Liebe, Licht und Kraft oder, wie wir sagen, Vater Sohn und Heiliger Geist - die Dreiheit in Einheit - leuchten aus Ihm heraus, denn Er ist Liebe und wie früher gesagt wurde: "Wo Liebe ist, da der dreieinige Gott).

II. Die Werke Christi

Sodann fährt unser Herr gleich fort von Denen zu reden, "welche glauben" und welche die Herrlichkeit mit Ihm teilen; die Herrlichkeit nämlich, Seine Werke zu tun und somit Gott zu offenbaren. Die Worte sind so wunderbar, dass sie beinahe zu hoch für uns scheinen: "Wahrlich, Wahrlich, ich sage euch, wer an Mich glaubt, der wird auch die Werke tun, die Ich tue, und wird größere als diese tun, denn ich gehe zum Vater; und was ihr bitten werdet in meinem Namen, dass will ich tun, auf dass der Vater geehrt werde in dem Sohn". Zwei Dinge treten hier hervor, zuerst die Herrlichkeit der Gläubigen, und dann die Quelle oder das Geheimnis derselben.

Die Herrlichkeit besteht darin, dass sie Christi Werke tun: "Wahrlich, Wahrlich, wer an Mich glaubt, der wird auch die Werke tun, die ich tue, und wird größere als diese tun, denn ich gehe zum Vater". Die Gläubigen sollen wie Er und durch Ihn Propheten, Priester und Könige sein. Als Propheten sollen sie Licht verbreiten, als Priester sollen sie Liebe kundtun, als Könige sollen sie regieren und Macht erzeigen. Denn Er ist Prophet, Priester und König, und Er hat "uns gemacht zu Königen und Priestern" (Offb 1:6) der "Menschen Augen aufzutun, dass sie sich bekehren von der Finsternis zum Licht" (Apg 26:18), mit einem Wort, Seine Werke tun und Ihn offenbaren, wie Er Gott offenbarte. Und wie in der Natur Sonne und Luft durch Hitze und Licht und durch den Lebenshauch, der von allen Geschöpfen eingesogen wird, beides, Beherrscher und Diener aller sind, indem sie alle beeinflussen, ob hoch oder niedrig, und allen etwas von ihrer Fülle abgeben, so beherrschen und bedienen auch die Glaubenden nach dem Vorbild Christi alle durch ihre Liebe, ihr Licht und ihren Geist, welches nicht ihre eigenen, sondern Christi Tugenden sind. Sanft und doch mächtig wie das Licht und die Luft, welche über den Feldern dahin schweben und sie grünen lässt, ist das Wirken der Auserwählten Gottes, obgleich die Menschen es nicht achten.

Ist es nicht die ärgste Anmaßung zu meinen, dass Menschen Christi Werke tun können? Tritt nicht der Gedanke wenigstens, dass wir Priester sein können und für andere Opfer darbringen, dem Priestertum Christi geradezu entgegen? Einige meinen das. Seit dem Fall der Kirche und ihrer Trennung um ihrer Sünden willen, - nicht am wenigsten um des schrecklichen Missbrauchs willen, der mit ihren kostbarsten Gaben getrieben wurde, durch welchen ihr Brot für so viele ihrer Kinder sich in Gift verwandelt hat - gab es zwei Lehrmeinungen in der bekennenden Christenheit betreffs der Ämter und Beziehungen des Herrn. Die erste lautet so: Kein Werk oder Amt, welches von Christus erfüllt wird, darf von uns getan werden. Es wäre eine Anmaßung seiner Rechte, wenn wir vorgäben mit Ihm darin teilzuhaben. Die andere Lehre, welche die ursprüngliche ist, lautet so: Wenn die Menschwerdung Christi überhaupt ein Bedeutung hat, wenn Christus und Seine Gemeinde wahrhaft ein Leib sind, so müssen alle Ämter Christi, welche zuerst von Ihm zum Besten der Menschen ausgeübt wurden, auch von Seinen Gliedern bekleidet und ausgeübt werden, weil Er in ihnen in dem Maß lebt, als sie jene erkennen, wozu sie erkannt worden sind.

Die erste Ansicht, von welcher ich überzeugt bin, dass sie ein Irrtum ist, entsteht aus einem Missverstehen der ersten großen Wahrheit des "Christus für uns ", so dass die noch größere Wahrheit "Christus in uns" und "wir Seine Glieder" verleugnet wird. Diese letztere Lehre öffnet "den Reichtum der Herrlichkeit des Geheimnisses, welches jetzt geoffenbart ist Seinen Heiligen, welcher ist Christus in uns die Hoffnung der Herrlichkeit" (Kol 1:26.27). Dieses Letztere ist der Glaube der Kirche, welcher wie sehr er auch missbraucht oder verleugnet sein mag, doch nicht ohne Verlust verleugnet werden kann. Denn dieser Glaube bekennt die Menschwerdung, dass der Herr nämlich noch immer in Fleisch und Blut wohnt und dass, weil Er in uns wohnt, obgleich wir aus uns selbst nichts tun können, wir doch durch Christus, welcher die Kraft Gottes in uns ist, alles vermögen (1Kor 1:24 und Phil 4:13), denn nicht wir sind es, die leben, sondern Er lebt in uns (Gal 2:20), und weil Er derselbe ist, "gestern, heute und in alle Ewigkeit" (Hebr 13:8) so wird Er, wenn Er in uns ist, noch immer Seine eigenen Werke in denen tun, welche in Ihn hinein wachsen und leben. Ist es Anmaßung dieses zu glauben? Ist nicht auch dieser Glaube der Schutz gegen alle Antichristen? Wenn Christus uns erfüllt, so bedürfen wir nichts neben Ihm. Wohnt Christus nicht in uns und trägt Er uns nicht, so müssen wir etwas anderes außer Ihm besitzen, das heißt einen Antichristen. Darum glauben wir an Ihn und an Seine Innewohnung, damit wir uns durch Ihn Gott hingeben, so dass, wie Er sagt, "auch wir die Werke tun, die Er tut".

Welches sind die Werke Christi?