Gottes Söhne-Familie

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Abschrift der Schrift: Der ismaelitisch-israelische Konflikt:
von M. Jaegle (1968)

Mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Groß (+ Dez. 2022), Balingen
Dort als Schrift noch erhältlich.

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Inhaltsverzeichnis

Der ismaelitisch-israelitische Konflikt und seine göttliche Lösung

II. I S R A E L

6. Gottes Söhne-Familie

Indem nun Gott Sein Volk Israel Seinen erstgeborenen Sohn nennt, zieht Er auch die anderen Völker in diesen Kreis, denn auf den Erstgeborenen folgen unweigerlich Nachgeborene. Dieser Gedanke kommt noch deutlicher zum Ausdruck in Jer 3:1a:

“Und Ich sprach: Wie will Ich dich unter den Söhnen stellen (d.h. eine besondere Stellung geben) und dir ein köstliches Land geben, ein Losteil, das die herrlichste Zierde der Nationen ist!“

Hier spricht Ieue von den Nationen als von Söhnen und stell uns damit Seine Völkerwelt im Bilde einer Familie vor. Von diesen ist Er als Schöpfer der Vater, und von Seinen zahlreichen Söhnen aus diesen Völkern ist Israel der Erstgeborene.

Weil Israel als solchem das Erstgeburtsrecht zusteht, hat ihm Gott eine Vorzugsstellung gegeben. Deshalb erhält es nach dem Recht des Erstgeborenen 5Mo 21:17 ein größeres und herrlicheres Losteil als die anderen, wozu das Land Kanaan als die herrlichste Zierde der Nationen gehört.

Nun liegt in dem Bild von der großen Völkerfamlie gerade für unsere Zeit eine wertvolle Erkenntnis. Da Israel, als Erstgeborener, bis heute noch nicht in den Muttermund getreten ist, d.h. diesen noch nicht durchbrochen hat, ist auch für die anderen Völker, als Nachgeborene, der Weg zu ihrer Errettung noch verschlossen.

Zuerst muss doch der, welcher für das Erstgeburtsrecht bestimmt ist, geboren sein, bevor die anderen an die Reihe kommen können. Wer also schon heute ganze Völker bekehren möchte, müsste zuerst in Israel anfangen, um dieses als Volksganzes zum Glauben zu führen. Aber wie heute nur ein Überrest aus Israel nach Auswahl der Gnade gerettet wird (Röm 11:5), so geschieht dies gleichermaßen auch für die Nationen.

Erst wenn Israel seine Wiedergeburt als Gesamt-Volk erlebt hat, können auch die übrigen Völker insgesamt zur Anbetung Gottes geführt werden. dies wird aber erst im Tausendjährigen Königreich auf die verheißene, herrliche und allumfassende Art geschehen und zwar unter der Herrschaft Christi.

Doch zuvor muss noch etwas anderes geschehen. Um alle davon zu überführen, dass dieses friedliche Zusammenleben des Erstgeborenen (Israel) mit den Nachgeborenen (den übrigen Völkern) nur unter Christi Regierung zustande kommen kann, will Er heute anschaulich und eindrücklichst darstellen, wie es in dieser Völkerfamilie ohne Seinen Sohn hergeht. -

Was für ein trübes Bild bietet sich uns da! gerade so, wie das einer Familie, in welcher die Brüder ihren erstgeborenen Bruder nicht leiden mögen und dazu noch alle zusammen ihrem vorbildlichen Vater ungehorsam sind und ihre eigenen Wege gehen. Ein solcher Zustand führt zu stetem Zwist und Zank und zu Neid und Hass der einen gegen die anderen.

Und das ist gerade bis heute der Zustand und die Verfassung zwischen den Nationen unter sich und in ihrer Einstellung zu Israel. Die Völker liegen in beständiger Fehde untereinander, tragen aber den gemeinsamen Zug einer mehr oder weniger starken Ablehnung Israels. - Schon im Hause Abrahams fing dieser Missstand an. Kaum, dass seine Nachkommen zu einem Volk geworden waren, wurdensie von den Ägyptern als Sklaven drangsaliert. Das war aber nur der Auftakt zu einer langen Kette ununterbrochener Leiden.

Unablässig ärgerten und stießen sich die Nationen an Israel Vorzugsstellung und haben zu allen Zeiten immer Vernichtungspläne gegen sie geschmiedet.

Hat sich aber Israel den Nationen gegenüber recht benommen, und haben sie ihre Auserwählung recht verstanden und durchgeführt?

Nach 2Mo 19:6 sollten sie für Gott sein „ein Königreich von Priestern und eine heilige Nation“. Sie waren auserwählt, um als Priester Gottes Segensvermittler für die Nationen zu sein! Sie sahen aber ihre Auserwählung als Selbstzweck an und wollten das Heil nur immer für sich genießen. Treffend schildert Jesaja (Jes 53:6) diesen Zustand mit den Worten:

“Wir alle - wie Kleinvieh gingen wir irre; jedermann von uns schaute auf seinen eigenen Weg.“ Die folgen dieser Selbstsucht bekennt Jesaja (Jes 26:18b):
“Dein Heil führten wir nimmer aus auf Erden; und immer fielen anbetend nieder die Bewohner des Wohnlandes.“

Und solange Israel nicht zur Umkehr kommt, können sich die Nationen nach Jer 4:1-2 nicht in ihm segnen, noch sich seiner rühmen.

Durch diese Vernachlässigung ihres Priesterdienstes an der übrigen Menschheit erhielten die Nationen einen falschen Begriff von der göttlichen Auserwählung und ärgerten sich an der Verheißung, dass Israel ein auserwähltes Volk sein sollte. Ja, Gott musste Seinem Volk den Vorwurf machen, dass um ihretwillen Sein Name unter den Nationen gelästert werde (Jes 52:5; Hes 36:20; Röm 2:24)!

Dass sie sich aber auch nach Christi Opfertod und Auferstehung immer n och dem Heil für die Nationen widersetzten, zeigt uns ein besonderer Fall in der Apostelgeschichte (Apg 22:1-22). Jene Menge hörte Paulus ruhig an, bis er von seiner Sendung zu den Nationen sprach (V. 21). Darauf erfolgten ihre Zornesausbrüche, so dass sie Paulus mit dem Tode drohten. Die Saat dieser Selbstsucht ernteten in der Folge die Juden in den langen Jahrhunderten, das sie unter die Nationen zerstreut waren. Und so ergeht es auch heute noch allen, die anderen das Heil absprechen.

Aber noch ist dieser Familienzwist nicht beendet. Die Auseinandersetzung naht nun ihrem Höhepunkt. Der Erstgeborene wird den Völkern nach Menschenart mittels seiner Geldmacht vergelten. Diese werden dafür ihren mit ihnen eingegangenen Bund brechen und zu einem Schlage der völligen Ausrottung Israels ausholen.

Doch lässt Gott das, wie schon früher, nicht geschehen, denn dann hat Er Seine Absicht mit dem Menschentag erreicht. Der Beweis ist erbracht, dass ohne die Gegenwart SeinesSohnes Israel und die Nationen nicht in Frieden leben können. So macht Gott mit dem Menschentag, Israel und die übrigen Völker in ihren gegenseitigen Gott- und Christusfernen Beziehungen völlig offenbar.

Während des ganzen Menschentages hindurch haben sich beide wie ungezogene Söhne benommen, die sich durch fortgesetzte lieblose, ja gehässige Sticheleien gegenseitig das Leben schwer machten und damit Gottes Vaterherz tief kränkten.doch mit ihrem streitsüchten Wesen haben sämtliche Nationen Gott in Seinem Urteil gerechtfertigt (Röm 3:9-20). Beide, Israel und die Völker, sind unter der Sünde und an keinem ist etwas Gutes.

Wir dürfen deshalb an diesem dunklen Menschentag keine Lösung des ismaelitisch-israelitischen Konfliktes und auch keinen Völkerfrieden erwarten. Erst wenn ER, der Sohn Gottes, Sein Königreich auf Erden aufrichtet und nach Sach 9:10 „Frieden reden wird zu den Nationen“, und dies unter Zuhilfenahme der eisernen Keule, werden die Völkersöhne Frieden unter sich halten.

Deshalb ist der Menschentag mit seiner vielen Ungerechtigkeit eine Vorbereitung zur Verherrlichung Christi an „Seinem Tage“.

Die heutige Söhne-Familie Gottes

Neben dieser großen Familie von Völker-Söhnen, ja innerhalb derselben hat Gott während des Menschentages noch eine andere Familie gegründet. Von dieser lesen wir in Eph 2:19:

“Demnach seid ihr nun nicht mehr Gäste oder Verweilende, sondern ihr seid Mitbürger der Heiligen und Glieder der Familie Gottes, auferbaut auf dem Grund der Apostel und Propheten, deren Eck-Schlussstein ist Christus Jesus ...“

Diese Familie Gottes ist gebildet aus den auserwählten Herausgerufenen aus Israel und den Nationen. Gott Selbst hat ihnen für ein friedliches Zusammenleben die allergünstigste Grundlage geschaffen. Er redet sie in Seinem Wort als Seine geliebten Kinder an (Eph 5:1). Ja, Er hat sie sogar zum Sohnesstand ausersehen (Eph 1:5).

Da sie nun Söhne sind, schickt Er den Geist des Sohnes in ihre Herzen, so dass sie, wie Sein Sohn, zu Ihm „Abba, Vater“ sagen dürfen (Gal 4:6). Eine andere tiefe, familiäre Verbundenheit bezeugt Gott diesen Seinen geliebten Kindern und Söhnen in Röm 8:29. Hier erfahren wir, dass sie gleichgestaltete Brüder Seines Sohnes sein dürfen! Nach 1Kor 1:9 hat ER sie in die Gemeinschaft Seines Sohnes berufen und ihnen Seinen Sohn als ihr Haupt gegeben (Eph 5:23; Kol 1:18).

Aber das ist noch nicht alles. In den Briefen Paulus an Seine Famlienmitglieder lässt Er ihnen eingangs jedes Mal Seinen Gnaden und Friedensgruß entbieten: „Gnade sei euch und Friede von Gott, unserem Vater und dem Herrn Jesu Christo.“

Die Gesinnung (Röm 8:6) und die Frucht des Geistes (Gal 5:22), die Er ihnen gab, ist Friede. Ja, als Evangelium verkündigt Er ihnen Frieden, Frieden den Fernen und den Nahen (Eph 2:17). Und zwischen den Gläubigen aus Israel und den Nationen hat Sein Sohn am Kreuz Frieden gemacht (Eph 2:15). Nach jeder Richtung hin hat also Gott Seiner Familie die vollkommene Grundlage für einen dauerhaften Frieden untereinander gegeben. Aber Gottes Fürsorge geht noch weiter.

Zu dem allem gibt Er noch herzeindringliche Mahnungen, doch nun mit Fleiß die von Ihm geschaffene Einheit zu halten mit dem Bande des Friedens (Eph 4:1-3). Wir sollen sogar dem Frieden nachjagen (2Tim 2:22). Auch in diesem ist uns Paulus ein leuchtendes Vorbild (Röm 14:19). Und 2Thes 3:16 erfleht er für die Gläubigen vom Herrn des Friedens den Frieden fortwähren und in jeder Weise. Ja, Phil 4:7 spricht er mit den Worten zu:

“... und der Fried Gottes, der allem Denksinn überlegen ist, wird eure Herzen und eure Gedanken wie in einer Festung bewahren in Christo Jesu."

Aber anschließen kommt die Bedingung (Phil 4:9):

“Was ihr auch lerntet und erhieltet und hörtet und gewahrtet an (M)mir, dies setzet in die Tat um, und der Gott des Friedens wird mit euch sein."

Nach einem ähnlichen Mahnwort (2Kor 13:11) ist der gott des Friedens nur mit uns, wenn wir Frieden halten. Also auch in der Familie Gottes ist der Friede in Gefahr! Wir dieser gestört, so gibt Gott zur Schlichtung den stets helfenden Rat:

“Der Friede des Christus sei ein Schiedsrichter in euren Herzen, wozu auch ihr berufen wurden in einem Körper“ (Kol 3:15).

Wahrlich, Gott hat in Seiner Treue für Seine Familie nicht mehr tun können zur Erhaltung des ihr geschenkten Friedens.

Wenn nun ein Uneingeweihter von dieser Gottesfamilie zu hören bekäme, so würde er bestimmt meinen, hier, inmitten des Menschentages, einer leuchtenden Friedensgemeinschaft von Menschen zu begegnen. Aber leider!, wenn wir uns vor dem Herrn mit dieser Untersuchung befassen, so müssen wir beschämt das Haupt vor Ihm senken. Alle, wir wirklich ihr Glaubensleben zur Erhaltung des Friedens führen, werden von Schmerz und Betrübnis, aber auch von Entrüstung erfasst, ob der Uneinigkeit und der Zerrissenheit, die vielfach in dieser herausgerufenen Gottesfamilie herrscht!

Ja, nicht nur die Welt hat ihre Friedensstörer. Auch in der Ekklesia gibt es Glieder, die durch ein ungekreuzigtes Ich- und Eigenlegen Störer des Friedens Gottes sind. Wenn Hass und Streit in der Völkerwelt herrschen, kann man das bei ihr, weil sie noch ohne Gott dahingeht verstehen Aber in der Familie Gottes ist ein solcher Zustand etwas tief Beschämendes. Sie gleicht der Welt insofern als es auch in ihr, ohne die Gegenwart des Herrn, keinen ungestörten Frieden gibt.

Dieser Zustand war schon zu Paulus Zeiten vorhanden. Bedsonders hatte er in der Herausgerufenen zu Korinth gegen Eifersucht und Hader zu kämpfen (1Kor 1:11; 1Kor 3:3). Eine ähnliche Lage beschreibt er bei den Galatern mit den drastischen Worten (Gal 5:15): „Wenn ihr aber einander beißet und fresset, hütet euch, dass ihr nicht voneinander verzehret werdet.“

Wie manche Gemeinschaft ist seit der Gründung der Ekklesia aus den Nationen infolge solchen Zwistes zugrunde gegangen. O, dass sind doch die dunkelsten Flecken innerhalb des Menschentages!

Doch darf nicht übersehen werden,d ass es nicht in jeder Gemeinschaft von Gläubigen so bestellt ist. Gott sei Dank! Es gibt auch solche, die nach den Anweisungen zum Frieden leben und darüber wachen, dass er nicht zerstört werde. Ihnen geht die Störung des Friedens besonders zu Herzen. Er weckt in ihnen das Verlangen nach dem Kommen des Herrn übermächtig, weil dann diesen Zuständen ein Ende gesetzt wird.

Für diese alle ist ein besonderer Trost, dass Er mit „Befehlsruf“ kommt (1Thes 4:16). Dieses „Befehlen“ bezieht sich ja zuerst auf den Herausruf aus den Toten derer, die in Christo entschlummert sind, und auf den Hinaufruf aller nach oben, zu Ihm. - Wir dürfen und sollten dieses „Befehlen“ aber nicht allein in unser zukünftiges Leben, sondern auch schon in unser gegenwärtiges Leben verlegen. Dann kann nicht mehr jeder nach seinem Sinn und seiner Meinung handeln. Dann befiehlt der Herr, und seinem Befehl wird unbedingt Gehorsam geleistet werden.

Das wird für alle, die heute schon Seinem Wort gehorchen und damit zur Erhaltung des Friedens beitragen, eine unaussprechliche Freude sein. - Wie ungewohnt, ja sogar schmerzlich muss es aber für die sein, welche mit ihrem Eigenwesen Störer des Friedens waren und das Ausleben desselben hier auf Erden unwiederbringlich versäumt haben.

Gottes künftige Söhne-Familie

So trübe und dunkel der Menschentag auch aussieht, Gott hat in Seiner Weisheit und Liebe doch einen hoffnungsvollen Kern in ihn gelegt, der Ihm noch eine köstliche Frucht bringen wird. Was ist nun das für ein kostbares Saatkorn?

Wir dürfen es darin sehen, dass Gott Seine Völker als „Söhne“ anredet und nicht als das, was sie jetzt sind, als abtrünnige, böse Geschöpfe. Aus Seiner familiären Benennung dürfen wir als Gläubige Gottes die zuversichtliche Erwartung schöpfen, dass Er noch alle Nationen zu Seinen gehorsamen und Ihm willig dienenden Söhnen machen wird. Hier erstehen Seine Gericht als väterliche Erziehungsmittel vor uns.

Wenn sich ein irdischer Vater aufrichtig um seine Söhne bemüht, sie vorbildlich erzieht, diese aber trotzdem für immer auf schlechte Wege geraten, so ist das schon ein äußerst betrüblicher Fall.

Wenn aber Gott mit Seiner Völkerfamilie nie zum Ziele käme, so dass sie dauern in der Widerspenstigkeit beharren würde, so wäre das der größte Bankrott in Gottes Heilsvorsatz. Da könnte man nur wünschen, Er hätte Seinen Völkern nie den so verheißungsvollen Namen „Söhne“ gegeben und Sich damit zu ihrem Vater gemacht. Wie wäre doch damit Seine Vaterehre und Würde erniedrigt! Ja, wen es Ihm nicht gelänge, Seine Völker-Söhne auf den rechten Weg zu bringen, da könnte man zu Seiner väterlichen Erziehung wenig Vertrauen haben.

Wer aber der ganzen Schrift glaubt, dem bleibt der Anblick eines solch niederdrückenden Bildes erspart. Wenn ihm schon eine Menschenlehre ein solches zeigen will, so wendet er sich entschieden ab, hin zur wahren, göttlichen Offenbarung. Und das wollen wir jetzt tun.

Schauen wir dies wunderbar herrliche Gemälde gleich an. Es ist uns gezeigt in Offb 21:3

“Und ich höre eine laute Stimme aus dem Throne, die sagt: ‚Siehe! Gottes Zelt ist mit den Menschen, und Er wird zelten mit ihnen, und sie werden seine Völker sein, und er, Gott Selbst, wird mit ihnen sein.“

Da muss doch das Herz in lauten Jubel ausbrechen und voller Freud ausrufen: „Gott sei Dank, die Völker werden doch noch Deine gehorsamen Söhne, so dass Du wieder mit ihnen wohnen kannst!“

Wie ist aber das heute noch so fast Unbegreifliche zustande gekommen? Nun, allen durch den Herrn! Hebr 7:17 wird Ihm bezeugt: „Du bist Priester für den Äon (d.h. für das Tausendjährige Königreich) nach der Ordnung Melchisedeks. Die Aufgabe eines Priesters besteht in der Vereinigung der Menschen mit Gott. Er, der Herr, wird im kommenden Äon, im Tausendjährigen Königreich, am Tage des Herrn, so erfolgreich Seines Priesteramtes walten, dass im darauffolgenden Äon, dem Tage Gottes, Gott mit Seinen Völkern zelten kann, weil sie dann wirklich durch willigen Gehorsam Seine Völker-Söhne geworden sind.

Hier haben wir wieder eine kostbare Frucht wortgetreuer Übersetzung. Die üblichen Übertragungen schreiben Hebr 7:17+21: „Du bist Priester in Ewigkeit“ (für immer) und Vers 24: „... bleibst Priester auf immerdar." Die konkordante Wiedergabe hat hier „bleibt Priester für den Äon“, d.h. bis zur Durchführung Seines Dienstes. Dieses Ziel ist mit dem Abschluss des Herren-Tages erreicht. Wäre Er aber Priester für immer, so würde das Ihm die Herrlichkeit Seines erfolgreichen Priestertums absprechen.

Aber ach, die übliche Übersetzung „für die Ewigkeit“ raubt dem Herrn diese Ehre. Sie stellt Ihn dem gesetzlichen, levitischen Priestertum gleich, welches nichts zur Vollendung brachte (Hebr 7:11). Der jährliche große Versöhnungstag musste immer neu wiederholt werden. Nie kam es zu einer endgültigen Aussöhnung. Wäre dieses Priestertum geblieben, so hätte diese Priester ewig amtieren müssen. Deswegen musste ein Priester nach Hebr 7:26-28 kommen (bitte lesen!), ebenfalls Hebr 7:3 noch der konkordanten Übersetzung.

Während nun das Priesteramt Christi nur während des Tages des Herrn dauert, wird Er aber als König auch noch am Tage Gottes herrschen. 1Kor 15:25 heißt es:

Denn ER muss König sein, bis ER sollte alle Seine Feinde legen unter Seine Füße.“

Erst wenn also alle Geschöpfe Gottes willig untergeordnet sind, wird Christus, wie zuvor das Priesteramt, auch Seine Königsherrschaft niederlegen. Dann sind keine Feinde mehr mit Gewalt zu beherrschen, weil im ganzen All nur noch die Liebe herrscht, „auf dass Gott sei alles in allen“ (1Kor 15:28).

Die am Tage Gottes auf der neuen Erde lebenden Völker sind aber dort bei weitem noch nicht zur Vollendung gelangt, wie wir es sein werden, wenn der Herr kommt und die Seinen durch Auferstehung und Verwandlung mit Ihm in die himmlische Herrlichkeit einziehen werden. Aber Gott, in Seiner väterlichen Fürsorge, hat für die weitere Entwicklung dieser Völker gesorgt, wie wir die Offb 22:1-5 lesen.

Doch gehört zu diesem erhebenden Bild im Tage Gottes noch ein anderes. Während diese lebenden Völker dort bereits angefangen haben, göttliche Glückseligkeit zu genießen, befindet sich eine unschätzbar große Zahl ihrr verstorbenen Volksgenossen im See des Feuers, welcher ist der zweite Tod. Am Abschluss des Herren-Tages und zu Beginn des Tages Gottes wurden diese auferweckt, nach ihren Werken verurteilt vor dem großen weißen Thron und hernach in den zweiten Tod geworfen.

Wären nun die lebenden Nationen auf der neuen Erde die Einzigen, die zur Vollendung gebracht würden, so wären sie an Zahl, im Vergleich zu den im zweiten Tod Verbliebenen, nur eine spärliche Handvoll Menschen. Hier muss man doch fragen:

Warum sollten nun die lediglich durch ihre spätere, im Tage Gottes erfolgte Geburt - denn auch dann werden noch Menschen geboren (Eph 3:21) - Bevorzugte sein, die Glückseligkeit genießen, gegenüber denen, die die Lasten und Verführung des argen Äons getragen haben und ihnen erlagen, und dafür „in die ewige Verdammnis“ gekommen wären?

Wenn wir aber in der diesen Wenigen geschenkte Gnade die Garantie und Gewähr für die Rettung der anderen sehen können, so erlangt gerade diese Handvoll eine ungeheure Wichtigkeit. In diesem Sinne spricht ja Paulus von der Erstlingsfrucht aus Israel (Röm 11:16). Tatsächlich bleiben die anderen nicht für ewig im zweiten Tode. Dieser, ihnen verbliebene Tod, wird ja als der letzte Feind nach 1Kor 15:26 abgetan. Und wie zuvor nach Aufhebung des ersten Todes (Offb 20:12-13) dieser alle seine Opfer hergeben musste, so muss auch der zweite Tod alle die in ihn geworfen wurden, herausgeben.

Un an wen? An den Sohn Gottes, der für alle gestorben und all mit Gott dem Vater ausgesöhnt hat. Dann werden all durch ein und denselben Rechtsspruch Rechtfertigung des Lebens erhalten und durch Seinen Gehorsam als Gerechte eingesetzt werden. Damit sind dann die Verheißungen von Röm 5:18-19 erfüllt. Es wird also ein Vollertrag sein von Christi Tod und Auferstehung, sowie Seiner erfolgreichen Regierung während des Tages des Herrn und des Tages Gottes.

Weil dann im ganzen Universum alle in Liebe dem Vater untergeordnet sind, wird Christus Seine Herrschaft niederlegen, denn Gott ist dann alles in allen geworden (1Kor 15:24-28).

Damit ist dann die ideale und vollkommene Familie Gottes erreicht. Die Äonen sind zum Abschluss gekommen und wir treten in die Zeit nach den Äonen ein. Erst an dieser Stelle der Bibel gewährt der himmlische Vater unseren Augen des Herzens erstmalig einen Blick in die „Ewigkeit“. Über diese hat uns Gott aber noch nichts Weiteres offenbart, denn sie wird so unvorstellbar herrlich sein,d ass wir sie im heutigen Zustand doch nicht fassen könnten.Denn dann wird nach Eph 4:6:

ER der V A T E R aller sein
Der da ist über allen und durch alle und in allen!

Dieses gesegnet Teil ist dann nicht länger mehr das alleinige Vorrecht der Auserwählten der nunmehrigen geheimen Verwaltung der Gnade, sondern gleicherweise aller Teil. Denn dann stehen alle Geschöpfe als gehorsame Kinder zu Gott ihrem Vater, Sein Vaterherz in liebender und zärtlicher Anhänglichkeit erquickend. Ja, überwältigend ist das wahre Bild der Vollendung in Gottes Wort!

O, Ihr Lieben, welch hehre Zukunft liegt vor uns! So viele Probleme der Menschentag auch enthält, so sind doch alle in der Schrift restlos gelöst. Das betrifft auch dasjenige von Israels Jahrtausende währender Verstockung und Verfluchung. Wir finden diese, von Gottes Weisheit erfüllte Lösung in: Gottes tiefste Offenbarung über Israel.

Lies weiter:
7. Gottes tiefste Offenbarungen über Israel