Der 2. Thessalonicherbrief - Kapitel 3

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Abschrift: "Die Thessalonicherbriefe" Band I - II (2005)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
derzeit als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Der 2. Thessalonicherbrief - Kapitel 3

Gegenseitige Fürbitte
Verhalten gegenüber unordentlichen Gliedern der Gemeinde
Gruß und Segenswunsch

Gegenseitige Fürbitte

2Thes 3:1

"Im übrigen, Brüder, betet für uns, damit das Wort des Herrn so renne und verherrlicht werde wie auch bei euch,"

Unser Brief geht in das letzte Kapitel und nähert sich dem Ende zu. Doch mit den Worten "Im übrigen..." wird angedeutet, dass noch Wichtiges zu schreiben ist und dass die Aufmerksamkeit der Thessalonicher (sowie die unsere) nicht absinken darf.

Der Blich der drei Briefschreiber hatte zunächst auf der Gemeinde selbst geruht, wie sie durch die schwere Zeit der schon wirkenden Gesetzlosigkeit hindurch kommt. Aber diese Zeit der Anfänge der Körpergemeinde Christi Jesu hat auch noch eine andere Aufgabe, die über den Bestand der damaligen Gemeinden weit hinausgeht: Das Wort des Herrn muss rennen, es muss verbreitet werden, es darf keinen Stillstand geben. Und als zuständiger Apostel stand damit Paulus mit seinen Helfern in der vordersten Linie.

"Betet für uns" ist sein Aufruf an die Gemeindeglieder, die dieser Bitte sicherlich gerne folgen. Wir haben das Thema an früherer Stelle schon angeschnitten: Inwieweit kann das Gebet etwas bewirken, wenn Gott doch alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt (Eph 1:11b), oder wenn uns in Röm 8:26 gesagt wird, dass der Geist (Gottes) unserer Schwachheit aufhilft; "denn das, was wir beten sollten (in Übereinstimmung mit dem, was sein muss, wissen wir nicht; sondern der Geist selbst verwendet sich für uns mit unausgesprochenem Ächzen". Entspricht es also nicht längst Gottes Ratschluss, dass sein Wort alle diejenigen erreicht, die Er auserwählt hat? Und wenn es im Ratschluss Seines Willens so enthalten ist, und Er dementsprechend auch alles bewirkt, wozu kann dann ein Gebet noch hilfreich sein?

Ja, liebe Geschwister, man muss über dieses Thema wirklich einmal einen Tag lang nachdenken. Und wenn wir beim "Nachdenken" still unsere Hände falten und unsere Gedanken fragend nach oben zum Vater gehen, so haben wir uns mit diesem Verhalten schon selbst eine Antwort gegeben: Wir haben im gebet die Nähe des Vaters gesucht! Und wenn sich schon ein irdischer Vater freut, wenn sein Kind ihn sucht, wieviel mehr unser himmlischer Vater!

Das Gebet kann Gott, den Vater, ganz einfach nur verherrlichen und Ihn lobpreisen, es kann aber auch eigene Wünsche enthalten. der Erdenweg unseres Herrn ist uns darin ein eindrucksvolles Vorbild. Sei bewegendstes Gebetsbeispiel dürfen wir im Garten Gethsemane miterleben. Des Herrn Seele war tief betrübt bis zum Tode und er fiel auf Sein Angesicht und betete: "Mein Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an Mir vorüber! Indess nicht wie Ich will, sondern wie du willst!" (Mt 26:38-39). In das Gebet des Hern floss Sein menschlicher Wunsche ein (und Er war ja gem. Phil 2:7 in der Art und Weise wie ein Mensch erfunden), doch verbunden mit der klaren und eindeutigen Unterordnung Seines Willens unter den Seines Vaters. Und genauso soll auch unser Gebet aussehen. Viel Wünsche und Anliegen haben wir auf dem Herzen und wir hätten schon ganz gerne, dass Gott unsere Wunschgebete nicht nur hört, sondern auch erfüllt! Und an diesem Punkt müssen wir lernen, unsere Wünsche, die wir jederzeit und liebend vortragen dürfen, stets Seinem Willen unterzuordnen. Doch dazu muss unser Glaube wachsen!

Was mögen die Thessalonicher gedacht haben, was mag in ihnen vorgegangen sein, als sie einerseits zum Gebet aufgefordert wurden, für den Fortbestand des Wortes des Herrn zu beten und andererseits wenige Jahre später ihr maßgebender Apostel gebunden nach Rom in die Gefangenschaft ging, Ihr Glaube wurde mit diesem Ereignis sicher auf eine harte Probe gestellt.

Wir selbst sehen heute, zweitausend Jahre später, wie Gottes Ratschluss ausgsehen hat: Nicht nur, dass Sein Wort durch all diese Jahrhunderte hinweg stets jene erreicht hat, die Er auserwählt hat, nein, Er hat auch die äußerliche Schwäche Seines Nationenapostels dazu benutzt, um gerade in dessen Gefangenschaft ihm die herrlichsten Briefe einzugeben, worin jene Aussagen gemacht wurden, die Sein Wort auf das Höchstmaß brachten. "Gebet" muss also mehr als nur "wünschen" sein, es muss in dem tiefen Glauben erfolgen, dass auch gegen unser Vorstellung alles zum Guten wird, denn wir sollten doch wissen, "dass denen die Gott lieben, alles zum Guten zusammenwirkt" (Röm 8:28) und sich der Geist gottgemäß für uns verwendet (V. 27).

Wir haben jetzt viel über das Gebet nachgedacht und wir wollen die Aussage in unserem Leitvers nützen, um, was das Gebet betrifft, noch eine Stufe höher zu steigen. Vergegenwärtigen wir uns dazu nochmals 2Kor 3:18 (bitte lesen), den wir vor wenigen Tagen schon angeführt haben. Dort wird gesagt, dass wir die Herrlichkeit des Herrn widerspiegeln, und dies deshalb, weil der Spiegel unserer Herzen auf Ihn ausgerichtet ist.

Wenn wir uns diesen Vorgang jetzt ganz buchstäblich vorstellen, so erkennen wir leicht, dass ein Spiegel exakt nur jenes widerspiegelt, worauf er gerichtet ist. Die Herrlichkeit des Herrn widerspiegelnd bedeutet dann, dass wir ebenfalls exakt Sein Bild widergeben - und in diesem exakten Spiegelbild ist auch des Herrn Gebetsleben enthalten. Und noch ein Schritt weiter. Des Herrn Gebetsleben spiegelte den Willen des Vaters wider, ist Christus doch das Abbild des unsichtbaren lebendigen Gottes.

Da Gott alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt, wirkte dieser Ratschluss auch im Gebet unseres Herrn und wir, die wir unsere Herzen auf Ihn ausgerichtet haben, spiegeln in letzter Konsequenz in unseren Gebeten den Ratschluss Gottes Willen wider - "Gott bewirkt, in der Tiefe gesehen, auch unsere Gebete, und dies nach dem Ratschluss Seines Willens!"

Was ist es doch für ein ungeheurer Trost für uns schwache Erdenmenschen, dass hinter allem, zu dem wir aufgefordert sind, unser Gott und Vater steht! Den Philippern wird geschrieben: "Mit furcht und Zittern wirket eure Rettung aus (Phil 2:12b)! Ein Wort, dass erste einmal Beklemmung in uns auslöst. Doch bereits im nächsten Vers folgt die Aussage: Gott ist es, der beides in euch bewirkt: das Wollen wie auch das Wirken nach Seinem Wohlgefallen."

Bei jenen Geschwistern, die noch auf ihre eigene Kraft bauen, mag unsere Aussage Skepsis hervorrufen, bei jenen aber, die täglich ihre Schwäche und Unfähigkeit erkennen, höchste Freude und Glückseligkeit!

Weit hat uns dieser Leitvers in die Tiefe geführt, aber schnell kann bei einem noch nicht gereiften Gläubigen auch der Eindruck entstehen: "Dann brauche ich ja gar nicht mehr für etwas zu beten!" Dem müssen wir widersprechen! Das Gebet, egal in welcher form, ist unsere Zwiesprache mit dem Vater, und nichts erfreut Ihn mehr, als wenn wir ihn suchen und in unserem Herrn auch Zugang zu Ihm haben dürfen. Das Gebet in unserem Herrn zu unserem himmlischen Vater ist das erfahrbare Mittel unserer Verbindung zu Ihm. Wenn wir den Vater verherrlichen wollen, dann suchen wir Ihn auch so oft wie möglich im Gebet. Das Gebet ist generell ein Zeugnis vor der sichtbaren und unsichtbaren Welt!

Wenn Paulus die Thessalonicher auffordert, für den Fortbestand Seines Evangeliums zu beten, so ist diese Bitte ja völlig im Einklang mit dem Ratschluss des Vaters, ein Gebet, welches auch vom Inhalt her mit Gott in Harmonie steht.

Und zum Schluss hebt Paulus und seine beiden Brüder noch hervor, welchen herrlichen Anfang das Wort in der jungen Gemeinde in Thessalonich fand! Wenn wir bedenken, dass diese Gemeinde noch nicht unseren Erkenntnisstand hatte, dass die Bildung der Körpergemeinde Christi Jesu ja ganz am Anfang stand, und dass diese so junge Gemeinde schon schlimmen Drangsalen und Leiden ausgesetzt war, so ist es schon erstaunlich, mit welcher Kraft und Beharrlichkeit diese Gläubigen durchhielten! Trotz Drangsal haben sie mit der Freude des heiligen Geistes das Wort untereinander angenommen und bewahrt, ja ihr Glaube ist sogar gewachsen und die Liebe untereinander hat zugenommen - und dies in äußerlicher Schwachheit. Damit bestätigte sich schon in den Anfängen, was Gott Seinem apostel in dessen Schwachheit offenbarte: "... denn Meine Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht (2Kor 12:9b). Und so wie die Thessalonicher das Rennen des Wortes des Herrn in ihrer Schwachheit verherrlichten, haben es generationen von Gläubigen bis heute auch getan - wie herrlich und groß ist unser Gott und Vater!

2Thes 3:2

"und dass wir vor ungehörigen und bösen Menschen geborgen werden; denn der Glaube ist nicht allen eigen."

Wir wollen in der Linie fortfahren, die wir in den letzten Tagen skizziert haben. Es ist die Bitte der drei Brüder um Gebetshilfe, nicht nur, dass das Wort renne, sondern auch ,um vor bösen Menschen geborgen zu werden. Wenn wir davon ausgehen, dass Paulus diesen Brief im Jahr 51 n. Chr. niederschrieb, so schrieb er etwa 6 Jahre später den zweiten Korintherbrief. Und hier lesen wir in 2Kor 11:23-28 seine bis dahin gezogene Bilanz: In Gefängnissen übermäßiger, under Schlägen überreichlich, oftmals in Todesgefahr, von den Juden fünfmal vierzig Schläge, mit Ruten gepeitscht, Schiffbruch, Gefahren durch Ströme, Wegelagerer, usw! Die Auflistung der Leiden, die Paulus zu durchstehen hatte, ist schon erschütternd. War das das Ergebnis der Fürbitte um Bewahrung vor bösen Menschen?

Auch einem von Gott berufenen Apostel Paulus wurde nicht alles auf einmal enthüllt! Wachstümlich, Schritt für Schritt, führte ihn sein Herr in den göttlichen Ratschluss ein und auch dem Apostel selbst galten anfänglich seine eigenen Worte, die er dann später im Gefängnis, durch den Geist Gottes geleitet, so niederschreiben konnte: "... dass der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, euch geistliche Weisheit und geistliche Enthüllung zur Erkenntnis Seiner Selbst Geben (nachdem die Augen eures Herzens erleuchtet wurden), damit ihr wisst, was das Erwartungsgut seiner Berufung ist..." (Eph 1:17 ff). Auch Pauli Blick wurde weggeführt vom Irdischen mit all den Qualen und Leiden, hin zu dem Erwartungsgut seiner Berufung, und das lag droben! So konnte er dann auch, gleich dem Epheserbrief, aus dem Gefängnis in Rom an die Kolosser schreiben: Wenn ihr nun zusammen mit Christus auferweckt wurdet, so suchet das droben, wo Christus ist, zur Rechten Gottes sitzend" (Kol 3:1 ff). Seine Lektion lernte Paulus ja schon früher in 2Kor 12:9-10. Nachdem Gott ihm versichert hatte. "Dir genügt Meine Gnade; denn Meine Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht!", kann Paulus schon im nächsten Vers bekennen: "Sehr gern werde ich daher eher die Schwachheit an mir rühmen, damit die Kraft Christi über mir zelte. Darum ist mir wohl zumute selbst in Schwachheiten, unter Misshandlungen, unter Druck um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich kraftvoll."

Nach unseren gestrigen Aussagen, die vielleicht für manchen von uns eine starke Zumutung sind, möchten wir wiederholt betonen: Kein Gebet ist vergeblich! Kein Gebet ist umsonst! Kein Gebet ist zuviel. und überflüssig! Im Gegenteil! Wir können nicht oft genug unsere Gedanken zu unserem Herrn und in Ihm zum Vater lenken und Ihn im Herzensgespräch suchen! Und es ist selbstverständlich, dass wir untereinander in steter Fürbitte stehen! Nichts von alledem ist also überflüssig oder nutzlos, und dies aus dem ganz einfachen Grund: Weil Sich unser Gott und Vater über jedes Gebet freut, dass Ihn sucht, egal welchen Inhalt es hat! Obiges möchten wir hier ganz eindeutig klarstellen!

Schweres hat Paulus und sein ihn begleitenden Brüder auf ihren bisherigen Wegen erlebt und durchlitten, ihr Wunsch nach Gebet um Bewahrung vor bösen Menschen ist begreiflich und verständlich. Doch die Wege Gottes führten ihn und alle, die in Christus zur Körpergemeinde berufen wurden, anders! Paulus hat diese göttliche Führung begreifen und verstehen dürfen, wir sahen es gestern in seinem Zeugnis in 2Kor 12:10. Und nach ihm mussten es durch die Jahrhunderte hindurch die Gemeinde Jesu auf bitterste Weise auch lernen, dass Gottes Kraft in Schwachheit vollkommen gemacht wird. Heute, als ich, der Verfasser dieser Zeilen, diesen Tag bearbeitet habe, las ich in einem christlichen Blatt, dass selbst im Jahre 2005 Gläubige brutal verfolgt werden, und dies vor allem in Nordkorea, gefolgt von Saudi Arabien und Vietnam. Tausende befinden sich jetzt, wo du, lieber Leser, dies liest, in Arbeitslagern, wo sie täglich bis zu 20 Stunden arbeiten müssen. Sie dürfen nicht zum Himmel aufblicken und müssen in gebeugter Haltung verharren. Ferner las ich, dass in Eritrea mehr als 400 Christen in Metallcontainern gefangen gehalten werden, und dies in einer Wüstengegend, wo die Sonne diese Behälter täglich kaum mehr vorstellbar aufheizt! Wir möchten dies hier anführen, um aufzuzeigen, dass der Leidensdruck nicht nachgelassen hat, im Gegenteil.Dass diese Leiden um Christi Willen nicht vergeblich sind, zeigt Röm 8:17: "Losteilinhaber aber zusammen mit Christus, wenn wir mit Ihm leiden, damit wir auch mit Ihm verherrlicht werden"; oder "Wenn wir erdulden, werden wir auch mitherrschen..." (2Tim 2:12).

Wir müssen bei den gestrigen Aussagen aber auch an die Aussagen im Römerbrief denken, wo Paulus klare Anweisungen im Verhalten der Obrigkeit gegenüber macht. Und so mag es in vielen Fällen zutreffen, dass Gläubige diese Anweisungen nicht beachten und sich der Obrigkeit gegenüber doch provokativ verhalten. Wir wollen und können hier kein Urteil abgeben, wir möchten nur darauf hinweisen, dass es diese Verhaltensregeln für uns gibt (Röm 13:1 ff) Im übrigen gilt für uns Eph 6:12, wo wir aufgefordert sind, nicht mit Fleisch und Blut, also mit Menschen zu kämpfen, vielmehr stehen uns feindliche Mächte der Finsternis gegenüber, gegen die wir uns mit der aufgezählten Waffenrüstung schützen sollen.

Dass wir heute in unserem eigenen Land unserem Glaubensleben doch ziemlich unbehelligt von Menschen nachgehen können, soll uns dankbar machen, wer weiß, wie lange das noch möglich ist!

Eine Aussage in unserem Leitvers möchten wir aber noch ansprechen: "denn der Glaube ist nicht allen eigen." "Der Glaube" ist ein Geschenk Gottes, kein Mensch kann ihn sich selber aneignen, dies trifft auch auf Israel zu (lies Joh 6:29 und 44). Wir haben schon oft auf Eph 1 hingewiesen, wo bezeugt wird, dass die Körperglieder schon vor dem Niederwurf der Welt in Christus auserwählt wurden und jeder zu der von Gott festgesetzten Zeit berufen wurde, d.h. er bekam den Glauben als Geschenk. Es ist also nutzlos, heute schon in großem Umfang Mission treiben zu wollen oder ungläubigen Familienmitgliedern bzw. Bekannten den Glauben aufzwingen zu wollen. Der Glaube ist nicht allen eigen, weil nicht alle auserwählt und berufen sind! Damit sind aber jene Nichtauserwählten nicht "ewig" verloren, sondern werden auch wie wir gerettet, weil Gott ja der Retter aller Menschen ist (1Tim 4:10), nur eben zu einem späteren Zeitunkt. In 1Kor 15:20 lesen wir von den göttlichen Ordnungen der Auferstehung, die Gott gesetzt hat und der alle Menschen unterworfen sind. Wenn wir heute schon glauben dürfen, dann ist dies ein Geschenk, das uns täglich zum danken anregen soll.

2Thes 3:3

"Glaubwürdig aber ist der Herr, der euch festigen und vor dem Bösen bewahren wird."

Unser heutiger Leitvers spricht uns wieder einmal so richtig zu! Und er bestätigt auch unsere Aussagen der vergangenen Tage. "Betet für uns, damit das Wort des Herrn renne und wir vor ungehörigen und bösen Menschen geborgen werden ..." so werden die Thessalonicher aufgefordert, etwas zu tun. Doch dann folgt auf den Fuß der Nachsatz in unserem Leitvers: Der Herr ist der Handelnde!

Ist unser Herr glaubwürdig? "Eine dumme Frage, werden viele denken! Doch wenn wir diese Frage ernst nehmen, wenn wir uns prüfen, wie glaubwürdig der Herr für uns selbst tatsächlich ist, werden wie sehr schnell Mängel bei uns entdecken. Jede Sorge, jede Angst, jede Unruhe, die in uns aufkommt, ist ja ein Zeichen, dass wir dem Herrn noch nicht in dem Ausmaß vertrauen, wie es sein könnte.

ES ist eine erfahrbare Tatsache, dass wir ständig im Visier des Bösen sind. Die Welt ist längst unter der Herrschaft der Finsternismächte, doch die Gläubigen sind dieser Herrschaft entrissen. Kol 1:13 bringt uns dies mit den Worten nahe: "Gott der Vater ... der uns aus der Obrigkeit der Finsternis birgt und in das Königreich des Sohnes Seiner Liebe versetzt". Wer "geborgen" ist, sollte also im Grunde keiner Gefahr mehr ausgesetzt sein! Warum haben wir dann trotzdem noch Sorgen, Angst, Unruhe usw. in uns? Es ist der Widerwirker, der Böse, der uns ständig mit feurigen Pfeilen beschießt, die uns aber nicht aus unserer Geborgenheit reißen können. Wir haben die Pfeile abzuwehren, indem wir uns mit der in Eph 6:13-18 dargereichten Waffenrüstung schützen. Und wo uns trotzdem ein Pfeil trifft, kommt eben der bekannte Unfrieden in unser Herz - doch aus unserer Stellung in Christus kann uns kein Pfeil jemals reißen!

Unser Erdenleben ist ein ständiges Erfahren und Lernen, es ist damit auch einem ständigen Wachstum im Glauben unterworfen. Wie glaubwürdig ist mein Herr? Am Ende unseres Lebens muss das stehen, was schon Hiob bezeugt hat: "Ich erkenne, dass Du alles vermagst ..." (Hi 42:2).

Wir haben schon öfters auf 1Jo 2:12-13 hingewiesen, wir wollen es auch heute nochmals tun, werden uns in diesen Versen doch deutlich die Wachstumsstufen vor Augen gestellt. Da ist von Kindlein (im Glauben) die rede, die sich überschwänglich über die Erlassung ihrer Sünden freuen, dann lesen wir von Jünglingen, die den Bösen überwunden haben, und dann sind noch die Väter genannt, und von ihnen heißt es so schön: "Weil ihr den erkannt hab, der von Anfang an ist". Welche Ruhe, welch ein Frieden strahlt doch diese letzte Aussage aus! Sie ist vergleichbar mit dem, was Hiob am Ende bezeugte, als auch er nach langen und schweren Lernprozessen in den Glaubensstand eines "Vaters im Glauben" kam.

Das Erdenleben eines Gläubigen nimmt also immer denselben Verlauf: Erst die Freude, dann der Kampf, und zuletzt die Ruhe und der Friede in Ihm. ES kann ein sehr langer Weg werden, bis wir bestimmte Aussagen Gottes nicht nur glauben, sondern auch ernst nehmen und auf unser Leben umsetzen können. Eph 1:11 ist solche eine Aussage, ja sogar eine Generalaussage: "Gott, der Vater der alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt"!!! Und dieser Aussage folgt noch etwas Herrliches: "...damit wir zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit seien."

Gott, der Vater, genützt als Erstlinge uns, die Körpergemeinde Christi Jesu, zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit; und wir verherrlichen Ihn, wenn wir Seinem Wort glauben, wenn es für uns völlig glaubwürdig ist, wenn wir immer weniger auf uns vertrauen und uns immer mehr Ihm hingeben, wenn auch aller Kampf einmal ein Ende haben darf und wir in diese herrliche Ruhe eingehen können, wissend: Er ist glaubwürdig, Er festigt, Er bewahrt!

2Thes 3:4

"Doch wir haben das Vertrauen zu euch, dass ihr das, was wir euch anweisen, auch tun werdet."

Wir möchten noch im Bezug auf den gestrigen Leitvers hinweisen, dass dieser nicht derart schließt, dass der Herr "festigen und bewahren kann", sondern dass Er es "tun wird!" Welch köstliche Zusage an die Thessalonicher und in gleicher Weise an un!

Doch die festigende und bewahrende Glaubwürdigkeit des Herrn ersetzt den Gehorsam den Anweisungen Pauli gegenüber nicht, sondern ermöglicht diese Glaubwürdigkeit erst, ja vollzieht sie öffentlich! "Gehorsam" darf aber nicht einem Zwang unterliegen, sonst wäre es ein gesetzlicher Gehorsam - er sollte vielmehr der inneren Freude entspringen und so ohne Zwang zur Selbstverständlichkeit werden. Unser Freude muss also die Triebfeder zu dem sein, zu was wir angewiesen sind.

Dass der Gehorsam den Anweisungen gegenüber seine Berechtigung in der jungen Gemeinde in Thessalonich hat, sahen wir schon im ersten Brief (1Thes 4:2 ff).Auch ein lebendiger Glaube braucht bestimmte Anweisungen. Dabei wurde die junge Gemeinde schon hart geprüft, indem sie dem Wort mehr Glauben schenken mussten als den für die sichtbaren Dingen. Sichtbar war für die Thessalonicher, dass Paulus und seine Mitbrüder ständigen Angriffen von bösen Menschen ausgesetzt waren und ihnen viel körperlichen Schmerz zugefügt wurde. "Glauben" sollten sie, dass der Herr sie trotzdem vor dem Bösen bewahrt. Hier kommt das Zeugnis aus Hebr 11:1 zum Tragen: "Der Glaube ist die. zuversichtliche Annahme dessen, was man erwartet, ein Überführtsein von Tatsachen, die man nicht erblickt".

Die Boten Christi Jesu, selbst verfolgt und misshandelt, setzten das Vertrauen in die Thessalonicher, dass sie gehorsam sind, und dies gegen allen sichtbaren Schein. solches Vertrauen ist nur "im Herrn" möglich, aber es ehrt Ihn heute schon und ist zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit.

2Thes 3:5

"Der Herr aber richte eure Herzen auf die Liebe Gottes und auf das Erdulden des Christus hin."

Mit unserem heutigen Leitvers steht wieder ein herrliches Wort am Anfang des Tages, welches uns begleiten und zutiefst erfreuen darf. "Der Herr aber richte eure Herzen ..." dies ist die erste Aussage. Sie bedeutet, dass wir uns zuerst mit unserem Herrn beschäftigen müssen, dass Er Einfluss auf unser Herz hat, ja mehr n och, dass Er "durch den Glauben völlig in unseren Herzen wohne" (dafür betet Paulus in Eph 3:17).

Unser Herz ist, wie wir schon angeführt haben, die Mitte unseres geistigen und geistlichen Wesens, es ist der Sitz der Gedanken und Beweggründe, des Verständnisses und der Vernunft. Und dies alles soll von unserem Herrn beeinflusst werden - und damit sind wir wieder bei unserem (meinem) Lieblingsvers: 2Kor 3:18! Christus kann nur in unseren Herzen wohnen, wenn wir so viel wie möglich über Ihn lesen, wenn wir uns gedanklich mit Ihm befassen, wenn also u nser Herz (der Spiegel unseres Herzens) auf Ihn ausgerichtet ist.

Gott richtet unseren Blick immer zuerst auf den Sohn, denn der Vater ist für uns unsichtbar; aber im Sohn sehen wir den Vater, weil Er das Abbild des unsichtbaren. Gottes ist. Un dim Sohn sehen wir des Vaters Liebe, weil der Sohn zuerst diese Liebe widerspiegelt.

Es ist nicht verwunderlich, dass die Anfänge unseres Glaubens immer nur mit unserem Herrn zu tun haben. Er liebt uns, Er lud unsere Schuld und Sünde auf Sich und starb für uns, in Ihm haben wir die Freilösung durch Sein Blut, die Vergebung unserer Kränkungen, in Ihm liegen all unsere Segnungen, Er ist unser "Ein und Alles"! Er ist es auch, der uns bei der Entrückung in die Herrlichkeit abholt und uns verheißt, dass wir fortan "allezeit mit Ihm zusammen sein werden" - welch eine Verbindung, welch eine herrliche Zukunft mit und in Ihm!

Unser Herr hat auf Seinem Erdenweg immer wieder auf Seinen Vater hingewiesen. Nicht Er wollte im Mittelpunkt stehen, sondern Lobpreis und Verherrlichung wies Er stets nach oben weiter zum Vater. Als das Schild des unsichtbaren Gottes brachte Er uns den Vater nahe, zeigte uns an Sich Selbst des Vaters Wesen, nämlich die Liebe, weil "Gott Liebe ist" wie es 1Jo 4:8 kurz und bündig sagt. Und aus dem für uns so fernen und unsichtbaren Gott wurde durch des Sohnes Wirken ein Vater, der uns in den Sohnesstand gehoben hat und zu dem wir "Abba, Vater!" sagen dürfen (siehe Röm 8:16).

War uns in den Anfängen unseres Glaubenslebens der Herr wirklich alles, so durften wir mit zunehmendem Glauben erkennen, dass dieser wunderbare Herr unsere Herzen noch weiter lenken will, über Sich hinaus, hin zum Vater.

Alles ist uns im Sohn gegeben, und das ist mehr als wir hier unten auf Erden fassen können. Doch jetzt lenkt der in unseren Herzen wohnende Christus diese hin auf den Vater! Und Er spricht leise in unsere hörenden Herzen, dass Er nur das Abbild des Vaters ist, dass Seine Liebe nur der Abglanz der Liebe Gottes ist, dass der Urquell der Liebe einzig und allein im Vater ist!

Und des Vaters unergründliche Liebe hat es für richtig empfunden, uns Menschenkindern diese Liebe "im Erdulden des Christus" vorzuführen. "Denn so liebt Gott die Welt, dass Er Seinen einziggezeugten Sohn gibt" (Joh 3:16); und dieses "Geben" bedeutete für den Sohn Seiner Liebe Entäußerung Seiner göttlichen Gestalt, den Menschen gleichgestaltet zu werden, ja in der Art und Weise wie ein Mensch erfunden zu werden, erniedrigt zu werden bis zum Kreuzestod. Es ist das ausdrucksvollste Bild, dass uns Gott von Seiner Liebe geben konnte: Den Einziggezeugten, den Sohn Seiner Liebe hinzugeben in die Macht der Finsternis, damit wir erkennen können, was Liebe ist, ja mehr noch, damit wir mit unserer Gegenliebe antworten können, denn: Des Vaters Herz sehnt Sich nach unserer Liebe!

Gott hat es uns Menschen im Kleinen gegeben, dass wir alle in unserem menschlichen Leben erfahren mussten, wie eng nur zu oft Liebe und Schmerz beieinander liegen. Im "Erdulden" des Christus hat Er uns Seine Liebe demonstriert - und wie sah dieses Erdulden aus?

Des Herrn gesamter Erdenweg stand unter dem Schatten des Kreuzes und wurde damit von Anfang an für Ihn zu einem Leidensweg. Und dass er als Sohn Gottes nicht über diese Leiden erhaben war, sondern dies wie jeder andere Mensch empfinden musste, bezeugt uns ja Phil 2:7b. Einen Einblick in Sein tägliches Erdulden gibt uns Hebr 5:7, wo wir von Flehen, inständigen Bittrufen, starkem Geschrei und Tränen unseres Herrn auf Erden lesen. Wie müssen Seine Tage verlaufen sein, und wie müssen sie uns (auch jetzt noch) innerlich berühren! Dabei müssen wir beachten, dass dieses Verhalten. nicht öffentlich geschah, dies bezeugt Mt 12:19, sondern in der Abgeschiedenheit von der Öffentlichkeit und Seinen Jüngern im stillen Gebet allein mit. seinem Vater. Nächtelang versenkte. sich Seine Seele in den schmachvollen Tod des Kreuzes! Und jeder Tag Seines Lebens brachte Ihn näher an dieses Ereignis heran, damit wurde schon vor Seinem Tod jeder Tag "ein Tag des Erduldens und Leidens"!

Nun trug Er am Kreuz nicht nur die Sünde eines einz igen Menschen (es starben ja viele Märtyrer gleich Ihm am Kreuz), sondern Er trug die Sünde und Schuld der ganzen Menschheit - ein Berg, den wir uns nicht vorstellen können! Zudem traf Ihn am Kreuz für jede Sünde der Fluch des Gesetzes (Gal 3:13), Er stand somit unter einem milliardenfachen Todesurteil! Unvorstellbar ist es für uns, als unser Herr Sich am Kreuz unter die Herrschaft des Todes stellen musste. Wie oft bezeugte Er, dass Ihm der Vater Leben in Sich Selbst gab (z.B. Joh 5:26); am Kreuz hängend musste Er dem Tod Einlass gewähren und diesen zur Herrschaft über Sich Selbst gelangen lassen. Der Tod konnte Ihm jetzt sein Leben rauben! Und da Satan die Herrschaft über den Tod hat, war letztendlich dieser für einen kurzen Augenblick der Herrscher! Noch lange könnte hier aufgezählt werden, was unser Herr erdulden musste - und alles, um uns die Liebe des Vaters nahe zu bringen, um unsere Herzen auf diese Liebe zu richten.

Verhalten gegenüber unordentlichen Gliedern der Gemeinde

2Thes 3:6

"Wir weisen euch aber im Namen unseres Herrn Jesus Christus an, Brüder, euch von jedem Bruder abseits zu stellen, der unordentlich wandelt und nicht der Überlieferung gemäß, die ihr von uns erhalten habt."

Eigentlich könnte Brief mit dem Vers 5 beendet sein und die Schlussverse 16-18 könnten unmittelbar folgen. Doch es folgt, fast wie eingeschoben, noch ein sehr ernstes Wort an die Gemeinde. Vielleicht ist es die Aussage in Vers 11: "Denn wir hören...", die den Ausschlag zu diesen Versen 6-15 gab. Es mögen also noch kurz vor der Fertigstellung dieses Briefes unschöne Nachrichten bei den drei Brüdern eingegangen sein, die sei nötigten, noch ein ernstes Wort einzufügen.

Die drei Briefschreiber fordern gleich zu Beginn ihrer Anweisungen eine harte Entscheidung, und diese sogar "im Namen unseres Herrn Jesus Christus", was den Nachdruck noch erhöht: "Stell euch abseits von jenen, die unordentlich wandeln!" Diesem Wort an die Thessalonicher steht ein Gegenteiliges an die Philipper gegenüber, wo Paulus vor Anmaßung und Ränkesucht warnt und zur Demut aufruft, den anderen lieber als überlegen erachtend und stets auf das Wohl der anderen zu achten (gem. Phil 2:1-4). Und anschließend folgt noch der Hinweis, dass solches Verhalten der Gesinnung Christi Jesu entspricht. Misst hier die Bibel mit zweierlei Maß?

Generell ist hier zu sagen, dass ein liebendes Verhalten zu den Geschwistern nicht heißen darf, dass alles getan wird, um ja keinen Streit oder Unwillen hervorzurufen. Echte Liebe kann auch durchaus einmal dazu zwingen, dem anderen weh zu tun, soweit dies heilsam ist. Und Paulus weist in unserem Leitvers einen Weg auf, der entsprechende Geschwister bewusst machen soll, dass in ihrem Wandel etwas nicht sitmmt! Das "Abseitsstellen" ist also hier kein falsches und liebloses Verhalten, sondern der Anstoß an die Brüder, selber in der Stille ihren Wandel zu überprüfen... Und in der Abseitsstellung, wo ein (meist unnützer) Disput nicht mehr möglich ist, da kann der heilige Geist seine Wirkungskraft entfalten und den unordentlich Wandelnden in die Gemeinschaft zurückführen.

2Thes 3:7-8

"Denn ihr wisst selbst, wie ihr uns nachahmen sollt, da wir nicht unordentlich unter euch waren, auch haben wir nicht jemandes Brot umsonst gegessen, sondern unter Mühe und Anstrengung bei Nacht und Tag gearbeitet, um keinem von euch beschwerlich zu sein."

Die drei Brüder reden jetzt Klartext, es geht um die Pflicht zum Broterwerb mit den eigenen Händen. Schon in 1Thes 4:11-12 hatten die Brüder bei dem Hinweis auf die Bruderliebe Anlass, auch ein Wort über ein stilles Verhalten zu sagen und an die Pflicht zum Broterwerb mit eigenen Händen zu erinnern. Und in 1Thes 5:14 wurde bereits zur Ermahnung der Unordentlichen aufgerufen. Hatte die Mahnung keinen oder nur wenig Erfolg?

Man muss wissen, dass in der damaligen Zeit, in welcher dieser Brief geschrieben wurde, der sogenannte "Müßiggang" eine Normalität war. Man lebte vielfach in den Tag hinein und arbeitete gerade mal nach Lust und Laune. Paulus, Silvanus und Timotheus boten hier einen überzeugenden und Gott verherrlichenden Wandel und stellten damit ein ganz anderes Vorbild dar, als es die Thessalonicher gewohnt waren. Dieses Verhalten widerspricht heute so manchem "Reichsgottes- oder Missionswerk", die ja zum großen Teil auch ihren Lebensunterhalt von Hilfgeldern bestreiten. Dabei wird zur Rechtfertigung nur zu oft auf die Worte Jesu hingewiesen: "Geht hin" Siehe, Ich schicke euch wie Lämmer mitten unter die Wölfe, Tragt keinen Beutel, keinen Bettelsack und keine Sandalen..." (Lk 10:3 ff). Und weiter in Vers 7: "... Bleibt in demselben Haus, esst und trinkt, was es bei ihnen gibt; denn der Arbeiter ist seines Lohnes wert." Diese Aussagen müssen dazu dienen, den "Reichsgottesarbeitern bzw. Missionaren" überall, wo sie hinkommen, freie Kost und Logis zu stellen und und oft noch mehr.

Warum geht Paulus auf dieses Wort Jesu nicht ein? Warum fordert er zum Gegenteil auf, nämlich selbst zu arbeiten. und selbst für seinen Lebensunterhalt zu sorgen? Warum soll das, was Jesus hier gesagt hat, plötzlich "unordentlich" sein? Hier haben wir eine Frage, worüber wir ruhig selbst erst einmal einen Tag lang nachdenken könnten!

2Thes 3:9

"Nicht, dass wir nicht die Vollmacht dazu haben, sondern auf dass wir euch uns selbst zum Vorbild gäben, damit ihr uns nachahmen solltet."

Wir greifen die gestern zuletzt gemachte Frage auf und fragen neu: Haben wir die Jünger Jesu nachzuahmen oder Paulus? Und damit sind wir der Antwort sehr nahe gekommen! Wer Gottes Wort richtig schneidet (gem. 2Tim 2:15), wer nicht erkennen will, dass Gott zwei Heilsträger für zwei verschiedene Ebenen berufen hat, nämlich Israel für das auf der Erde und die herausgerufene Körpergemeinde NunChristi für das in den Himmeln (gem. Eph 1:10), wird sich immer jenen Teil der biblischen aussagen heraussuchen, der ihm persönlich am besten erscheint. So hat sich seit Jahrhunderten ein Heer von sogenannten Missionaren in alle Welt aufgemacht, um "die Heiden" zu missionieren. Auftragsgrundlage war auch hier wiederum ein Wort Jesu an Seine Jünger (siehe Mt 28:19-20). Und nur zu oft war es reine Abenteuerlust! Ein führender Leiter der "Deutschen Volksmission" bekannte mir, dem Verfasser dieser Zeilen, vor vielen Jahren, dass der Erfolg der Mission, gemessen am Aufwand, gleicht "Null" wäre. Damit sei jetzt n icht gesagt, dass unser Gott und Vater nicht auch das Zeugnis der Missionare oder ähnlicher Werke segnet und durch ihren Dienst Menschen zum Glauben ruft! Nur - wo finden wir bis heute eine einzige Nation, die gemäß Mt 28:19 die "zu Jüngern" gemacht wurde?

Es ist und bleibt Israels Auftrag, und nicht der der Körpergemeinde! Und wenn Israel im zukünftigen irdischen Königreich unter die Nationen gehen und diese taufen und lehren wird, dann wird auch zum Tragen kommen, dass sie keine Beutel dabei haben, dass jeder Arbeiter im Königreich seines Lohnes wert ist und sehr wohl an jenen Tischen gegessen und getrunken werden darf, wo am Wort Gottes gedient wird, ohne extra dafür zu arbeiten.

Wer aber keinen irdischen Auftrag hat, sollte sich auch entsprechend verhalten, dies ist Pauli Ansinnen an die Thessalonicher und bis heute an uns. Bei Nacht und bei Tag mühten sich die drei Brüder, einmal um ihren Dienst zu verrichten und weiter, um ihren Lebensunterhalt mit eigenen Händen zu erarbeiten - also wahre Vorbilder für uns!

Soweit wir das Thema bis gestern abgehandelt haben, müsste eigentlich die Rollenverteilung, was die Arbeit zum Lebensunterhalt betrifft, zwischen der Körpergemeinde und Israel klar sein. Doch jetzt macht Paulus selbst einen Einschnitt: "Nicht dass wir nicht die Vollmacht dazu haben ..." nämlich so zu handeln, wie es den Jüngern Jesu aufgetragen ist, und dies heißt, allein vom Dienst für den Herrn zu leben.,

Eine interessante Parallele hierzu finden wir in 1Kor 9:7-18, die wir unseren Geschwistern zum Lesen vorgeben möchten. Hier unterstreicht Paulus seine Vollmacht, an die Gütern der Geschwister durchaus teilnehmen. zu können, d. h., sich auch während seines Dienstes für den Herrn verpflegen zu lassen. Doch auch hier stellt er trotz dieser Vollmacht klar, dass er um des Evangeliums willen von dieser Vollmacht keinen Gebrauch machte. Seine Begründung: Was er umsonst erhalten hat, möchte er auch umsonst weitergeben - und dies nicht nur in Worten, sondern auch in einem entsprechenden Wandel.

Nun gibt es aber eine weitere Parallele in 2Kor 11:7-8, wo Paulus einerseits zwar wiederum klarlegt, dass er das Evangelium Gottes umsonst verkündigt, andererseits aber auch einräumt, andere herausgerufene Gemeinden beraubt zu haben, d.h. er nahm von diesen Kostration (eine Ration = Essen und Trinken) an.

Alles zusammengefasst lehrt und dies, dass es auch hier keine Gesetzmäßigkeit geben kann und darf. Zwar steht für Paulus der Grundsatz an oberster Stelle, dass er um der umsonst empfangenen Botschaft der Gnade willen von seiner Vollmacht keinen Gebrauch machen will, doch als er Mangel litt, füllten diesen die Brüder in Mazedonien auf (2Kor 11:9). Wir erkennen vorbildlich das feine Gespür des Apostels für die jeweilige Lage, einerseits zwar grundsätzlich niemand zur Last zu fallen, andererseits in Notlagen aber auch keine falsche Gesetzlichkeit zu halten.

2Thes 3:10-11

"Denn schon als wir bei euch waren, wiesen wir euch dies an: Wenn jemand nicht arbeiten will, dann soll er auch nicht essen!" Denn wir hören, dass einige unter euch unordentlich wandeln und nichts arbeiten, sondern vorwitzig sind."

Es ist schon bemerkenswert, wie nüchtern und klar Paulus bei all seinen gewaltigen Gedankengängen und bei der ganzen Größe seiner Erwartung den Wandel seiner von ihm gegründeten Gemeinden überwacht hat. Er ist sich ja einerseits mit all seinen Glaubensgeschwistern darin einig, dass sie alle in Christus Freigelöste und Gerettete und damit Kinder. Gottes sind, die zu unfassbarer Herrlichikeit berufen und deshalb schon heute der Tempel Gottes sind. Doch andererseits kann das Leben der Gemeindeglieder nicht wie vorher weiterlaufen.

Wir müssen aufgrund der Geschichtsschreiber den damaligen Menschen in Thessalonich einen sehr leichten Lebenswandel unterstellen. Müßiggang, ein "in den Tag hineinleben" auf günstige Gelegenheiten warten, um etwas für den Lebensunterhalt einzuheimsen, Handeln nach Lust und Laune ... dies alles war der praktische Alltag jener Menschen. Und hier an obigen Absatz anknüpfend macht Paulus andererseits ganz andere Anweisungen: Gerade weil sie all das oben Gesagte umsonst in der Gnade erhalten haben, können und sollen die Gemeindeglieder willig und von Herzen den bescheidenen und stillen Arbeitsplatz einnehmen und nicht die Bruderliebe dazu missbrauchen, um auf Kosten anderer. zu leben. Wie tief hat der Apostel seinen Herrn auch darin verstanden und nachgeahmt, der ja Seinen Weg auf erden in Armut, Stille und Unterordnung ging und nicht kam, um Sich dienen zu lassen, sondern um Selbst zu dienen!

Haben die Anweisungen auch uns heute noch etwas zu sagen? Sind wir wirklich alle frei von so vielfachen kleinen, aber ungesetzlichen Machenschaften, um uns auf Kosten anderer zu bereichern? Unsere heutige Zeit ermuntert im Grunde ja jeden dazu!!! Sich trotzdem fernzuhalten, sich auf das für uns Wesentliche zu konzentriere4n, d.h., unsere Sinne nach droben auszurichten, ist nur zu oft ein Kampf, zu dem wir uns aber willig und gerne auch durch unser Leitwort zusprechen lassen wollen.

2Thes 3:12-13

"Solche aber weisen wir an und sprechen ihnen in dem Herrn Jesus Christus zu, dass sie in aller Stille arbeiten und ihr eigenes Brot essen. Ihr aber, Brüder, werden nicht entmutigt, Edles zu tun."

Gerade weil Paulus hier einen Wesenszug seines erhöhten und zur Rechten Gottes sitzenden Herrn verstanden hat, kann und muss er im Namen dieses Herrn gebieten und anweisen, was notwendig ist. Denn derjenige weicht von dem Herrn ab, der nicht arbeiten will und vorwitzig ist (wobei wir unter "vorwitzig" solche Gemeindeglieder verstehen können, die "unnütze Dinge" treiben). Und solches Verhalten, in der Öffentlichkeit gezeigt, schadet nicht nur dem Ansehen der Gemeinde, sondern vielmehr auch des Herrn und Hauptes dieser Gemeinde, Jesus Christus!

In 1Mo 3:19 wurde dem in. Sünde gefallenen Menschen samt seinen Nachkommen von Ieue Alueim gesagt: "Im Schweiße deines Antlitzes wirst du dein Brot essen bis zu deiner Rückkehr zum Erdboten". Der Widerwirker hat es immer wieder verstanden, auch dieses Wort Gottes umzudrehen und die Menschen angestiftet, es durch Unrecht zu umgehen. Klar und deutlich weist Paulus und seine Mitbrüder die unordentlich Wandelnden in Thessalonich an.

Den anderen Brüder, die ihren Wandel auf den Herrn ausgerichtet haben, spricht Paulus zu, nicht entmutigt zu werden, Edles zu tun! Es ist wohl alles damit gemeint: Das selbstüberwindende Bleiben in einer geregelten und stillen Arbeit, die notwendige Festigkeit in der Gemeindezucht, die herzliche Mühe um die Zurechtbringung der unordentlich wandelnden Brüder. Wie leicht bleibt solches Tun bei einzelnen Versuchen, die dann schnell einschlafen. Wenn sich kein sofortiger Erfolg einstellt, ist man schnell entmutigt und gibt auf. Uns, die wir vielleicht materiell wirklich reicher als die Thessalonicher sind, kann ein Wort in 1Tim 6:17-18 zusprechen: "Die Reichen des jetzigen Äons weise an, nicht auf Hohes zu sinnen, noch sich auf die Ungewissheit des Reichtums zu verlassen, sondern auf Gott, der uns alles reichlich zur Annehmlichkeit darbietet, um Gutes zu wirken, reich zu sein in edlen Werken, freigiebig zu sein, gemeinschaftlich gesonnen, und sich damit selbst einen trefflichen Grund für das Zukünftige hinterlegend, damit sie das wirkliche Leben ergreifen mögen."

2Thes 3:14-15

"Doch wenn jemand unserem Wort in diesem Brief nicht gehorcht, so lasst es euch ein Zeichen sein, was diesen betrifft, keinen Umgang mit ihm zu haben, damit er beschämt werde; aber erachtet ihn nicht als einen Feind, sondern ermahnt ihn als Bruder."

Paulus und seine beiden Mitbrüder fordern ihrem brieflichen Wort gegenüber "Gehorsam" von den Thessalonichern, eine Forderung, die schon von Anfang an über der Menschheit stand. Doch Satan verstand es mit List, die Eva zum Ungehorsam zu verführen und letztendlich auch Adam, die Folge ist uns bis heute bekannt. Dabei hat Gott "den Gehorsam" über alle Menschen verhängt, einschließlich Seines Sohnes. Und im Gegensatz zu den meisten Menschen lernte Jesus Christus den Gehorsam durch das, was Er litt (Hebr 5:8). "Leiden" können also dem heilsamen Zweck dienen, um "Gehorsam" zu lernen.

Es mag manchem von uns unwirklich erscheinen, dass unser Herr überhaupt noch "Gehorsam" lernen musste, war doch Sein ganzes Wesen darauf ausgerichtet, den Willen des Vaters zu tun (Hebr 10:7). Und von Beginn an bis zum Ende verkündigte Er diese Wahrheit, die für Sein ganzes Erdenleben Halt und Stütze war, bis zu Seinem Tod am Kreuz. Jesus war frei von jeder Selbstverwirklichung (die heute ja so hoch in Mode steht), Er war somit ein leuchtendes Beispiel für uns all. "Ich bin nicht aus dem Himmel herabgestiegen, dass Ich Meinen Willen tue, sondern den Willen dessen, der Mich gesandt hat, so lesen wir in Joh 6:38. Und dieser Sohn Gottes, der in allem mit seiner Vater in völligem Einklang stand, sollte noch Gehorsam lernen müssen?

Wir verstehen diese Aussage nur, wenn wir auch verstanden haben, dass Christus wirklich ganz und gar "Mensch" war, dass Er völlig in der Art und Weise wie ein Mensch erfunden wurde. Und ein solcher Mensch wr Sein gesamtes Erdenleben eine Leidenszeit, in der Er Sich üben konnte, Gehorsam in Leiden zu lernen. Und in Seiner dunkelsten Stunde, im Garten Gethsemane, kam dieser Gehorsam hörbar zum Ausdruck, als Er dreimal in kurzen Zeitabständen rief: "... nicht Mein Wille, sondern der Deine geschehe!" Und diesen Gehorsam praktizierte Er dann auch bis in den Tod.

Paulus und seine Mitbrüder fordern von den Thessalonichern "Gehorsam" den Anweisungen gegenüber. Und "Gehorsam" lernt sich anscheinend am besten, wenn "Leiden" mit im Spiel sind. Unser Herr, das sahen wir ja gestern, ist das leuchtende Vorbild hierfür.

Am Anfang unseres Abschnittes war nur allgemein darauf hingewiesen worden, dass man sich von Brüdern, die unordentlich wandeln, zurückziehen müsse. Jetzt werden die Briefschreiber massiv, die Weisung zur Arbeit für den Broterwerb ausdrücklich wiederholt und bei Ungehorsam klare Anweisungen gegeben, den Umgang mit jenen abzubrechen. So mussten also klare Entscheidungen getroffen werden! Wie sehr vermissen wir solche klaren Entscheidungen, egal auf welchem Gebiet, in der heutigen Zeit! Nicht endloses Debattieren ist angesagt, sondern ganz praktisches Handeln. Es musste den unordentlich wandelnden Brüdern"weh getan" werden, sie sollten leiden!

Die noch so junge Gemeinde in Thessalonich musste insgesamt lernen, in ihrer Gemeinschaft "Zucht" zu halten, d.h. bestimmte Ordnungen nicht nur aufzunehmen, sondern auch durchzusetzen. Und dies begann damit, sich von durchaus gläubigen Brüder zurückzuziehen; die Gemeinschaft mit Gliedern am Körper des Christus musste ausgesetzt werden.

Und in der Tat, wer von uns heute selbst schon einmal solch einen Ausschluss erfahren hat (auch aus ganz anderen Gründen wie z.B. Erkenntnisgründe), weiß, wie schmerzhaft dies ist. Und die betroffenen Brüder haben unter dem Gemeinschaftsverlust mit Sicherheit gelitten, und zwar so sehr, dass sie ihr bisheriges Leben überdachten und auf diesem Weg der Leiden - wie ihr Herr, den Gehorsam lernen mussten.

Die lebendige und von so viel untereinander praktizierter Liebe geprägt Gemeinschaft mit entsprechend unordentlichen Brüder muss abgebrochen werden, jedoch nicht mit der Kühle einer Gesetzlichkeit, sondern in der hoffenden Liebe, dass diese Maßnahme den geforderten Gehorsam erzeugt und hervorbringt. Auch der ungehorsame Bruder bleibt ausdrücklich "Bruder in Christus". Er sagt ja nicht dem Evangelium als solchem den Gehorsam ab, sondern eben nur einzelnen Anweisungen, die seinen bisher gewohnten und sein Leben prägenden Wandel betreffen. Solcher ist also kein Feind des Evangeliums, sondern sträubt sich nur gegen bestimmte, aber notwendige Ordnungen. Die Ausgrenzung aus der Gemeinschaft soll ihn beschämen, ja mehr noch, sie soll ihm Leiden verursachen.

"Gehorsam, wurde also von beiden Seiten verlangt; von der Gemeinde, dass sie mit dem Ausschluss der unordentlich wandelnden Brüder ernst macht, und von jenen Unordentlichen, dass sie aus dieser Isolierung lernen, den Anweisungen der Apostel gegenüber gehorsam zu sein.

Aber "Gehorsam" ist heute weithin aus der Mode gekommen, insbesondere jener Gehorsam, dem auch wir dem Wort Gottes gegenüber unterliegen. Und die Übung zum Gehorsam fängt im Kindesalter an. Doch wie wird unsere Jugend heute erzogen? Die Verführung Satans zu einer grauenhaften Toleranz zeigt heute brutalste Früchte. Anstatt Gehorsam herrscht weitestgehende Freiheit auf allen Gebieten. Die Folge: Nichr nur totale Gesetzlosigkeit, sondern Huldigung dem Lug und Trug, dem Schund und Schmutz und damit beste Vorbereitung zur Enthüllung des Gesetzlosen.

Wer es noch nicht gemerkt hat: Wie leben in einer grauenhaften Zeit, abaer diese Zeit hat auch ihren Abschluss im Kommen unseres Herrn, und so liegen Angst und Freude beieinander - doch die Freude muss überwiegen!

Gruß und Segenswunsch

2Thes 3:16

"Er Selbst aber, der Herr des Friedens, gebe euch Frieden, allezeit und in jeder Weise. Der Herr sei mit euch allen."

Wir kommen langsam zum Abschluss des Briefes und nicht von ungefähr wird hier der "Frieden" angeführt. und den Lesern gewünscht. Nun gibt es einen äußeren und einen inneren Frieden, beide sind wichtig. Viel äußerer Unfrieden mag in Thessalonich dadurch entstanden sein, dass etliche sich beeinflussen ließen und die Meinung vertraten, der Tag des Herrn sei bereits gegenwärtig. Erst dieser zweite Brief wird die Wogen der unterschiedlichen Meinungen geglättet haben. "Unfrieden mag auch über das Thema aufgekommen sein, wie die "Unordentlichen" zu behandeln seien, auch hier mussten die Briefschreiber eingreifen. Es gab also genug Anlässe, durch unterschiedliche Meinungen den äußeren Frieden zu stören. Und viel anders ist es ja bis heute nicht geworfen! Und so muss sich auch heute jeder von uns immer wieder sagen lassen: Ertragt einander in aller Demut und Sanftmut, auch wenn ihr über dieses oder jenes Wort anderer Ansicht seid, ertrag einander m it Geduld in Liebe, befleißigt euch, die Einheit des Geistes (die ja immer besteht und bestehen bleibt) mit dem Band des Friedens zu halten (gemäß Eph 4:2-3).

Und wie schwer es auch heute (oder gerade heute) ist, diesen Frieden zu halten, zeigen immer wieder Vorfälle, wo Brüder, nur weil sie etwas anders erkennen und dies auch vertreten, gemieden, vom Dienst ausgeschlossen werden und vieles mehr. Es ist einfach, in Versammlungen schöne Worte zu finden, aber anscheinend schwer, das Band des Friedens auch um jene zu schlingen, die von einer Gruppenansicht abweichen.

Und dann wird Eph 4:14 ff noch gesagt, warum unser Umgang untereinander so wichtig ist: Er ist ein Zeugnis unseres eigenen Wandels - und dieser soll "Würdig" sein! Und in Eph 4:4 wird dann aufgezählt, warum kein äußerer Unfrieden angefacht werden sollte. Weil wir in einem Geist eine Körperschaft sind, ein Erwartungsgut , einen Herrn und einen Glauben haben; eine Taufe, ein Gott und Vater aller, der über allen ist und durch alle und in allen wirkt. Lassen wir uns also auch heute noch ruhig zu solche einem "würdigen" Wandel zusprechen!

Neben dem äußeren Frieden gibt es noch den "inneren" Frieden, und dieser Friede kann auch gestört sein! Nur zu oft sind der Grund dafür mancherlei "Sorgen". Und weil Sorgen so nachhaltig unseren inneren Frieden stören können, sorgt der Widerwirker immer wieder dafür, dass diese unaufhörlich auf uns einstürmen. Deshalb schreibt Paulus in Phil 4:6 so eindringlich: "Sorgt euch um nichts, sondern lasst in allem eure Bitten im Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott bekannt werden. Dann wird der Friede Gottes, der allem Denksinn überlegen ist, eure Herzen und eure Gedanken wie in einer Feste in Christus Jesus bewahren."

Machen wir uns nichts vor, liebe Geschwister, so einfach ist das nicht; es ist ein ganz schwerer Weg, "Sorgen" einfach im Gebet ablegen zu können. Aber schauen wir wieder auf unseren Herrn: Wie schön öfters erwähnt, kämpfte Er im Garten Gethsemane Seinen schwersten Kampf. Es waren hier sicher nicht unbedingt "Sorgen" die Ihn quälten, es war der ständig zunehmende innere Druck vor dem, was immer näher auf Ihn zukam. Und in dieser schweren Stunde lässt auch Er Seine bitte und Flehen vor Gott bekannt werden und fügt hinzu: Nicht Mein, sondern Dein Wille geschehe! Es geht uns hier hauptsächlich um die Tatsache, dass sein Gebet und Flehen eine Wirkung hatte. Er wurde von oben gestärkt!

Und so wie unser Herr Sein Anliegen vor den Vater brachte, so dürfen wir alle unsere Sorgen, die uns quälen und uns den inneren Frieden rauben wollen, einfach vor Gott ausbreiten. und wir dürfen fest glauben, dass Er auch uns innerlich stärken wird: Sein Friede, der allem Denksinn überlegen ist, wird unsere Herzen und Gedanken bewahren, und dies wie in einer Feste. Und darüber hinaus geschieht diese Bewahrung in unserem Herrn Jesus Christus - und deshalb wünscht Paulus den Thessalonichern (und auch uns) diesen inneren Frieden, es ist der Friede Gottes, den wir in unserem Herrn haben, in Dem wir alles sind!

2Thes 3:17-18

"Der Gruß mit meiner, des Paulus Hand, ist das Zeichen in jedem meiner Briefe: so schreibe ich. Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch allen! Amen"

Auch in anderen Briefen des Paulus finden wir den Hinweis auf sein eigenhändiges Grußwort (z.B. 1Kor 16:21; Gal 6:11 und Kol 4:18), und dies angesichts der offensichtlichen Tatsache, dass sich Männer in Thessalonich beriefen, die aber nicht von ihm stammten, also Fälschungen waren.

Den Abschluss dieses Briefes bilden, wie ähnlich in allen Briefen, die Worte: "Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch allen! Amen!" Es ist und bleibt in der Tat die Zusammenfassung all dessen, was wir anderen Gläubigen wünschen können.

Was "Gnade" bedeutet, wurde dem Apostel immer wieder in für ihn schweren Situationen deutlich. In großer körperlicher Schwachheit wurde Ihm versichert: "Dir genügt Meine Gnade; denn Meine Kraft wird in Schwachheit vollkommen gemacht." (2Kor 12:9). Und Paulus verstand die Worte sehr schnell, denn schon im nächsten Satz konnte er sich seiner körperlichen Leiden rühmen. Eine andere Situation finden wir in Röm 7:15-25. Wir erleben in diesen Versen den inneren Kampf des Apostels gegen seine fleischliche Natur und wir sehen betroffen, wie Paulus daran fast zerbrach. So lesen wir seinen Verzweiflungsschrei (V. 24): "Ich elender Mensch! Was wird mich aus den Körper dieses Todes bergen?" Und die Antwort war nur ein Wort: "Gnade!" Und wieder erkannte Paulus schnell und konnte auch hier im nächsten Satz schon in Dank überfließen: "Ich danke gott durch Jesus Christus, unseren Herrn".

Ja, liebe Geschwister, all unser Seufzen und Flehen, all unser Kampf und Ringen im Gebet findet in dem einen Wort die einzige Antwort: "Gnade!" Was ist es doch für ein köstliches Vorrecht, in dieser überströmenden Gnade dem Herrn entgegen leben zu dürfen. Wir wünschen uns allen, dass diese Gnade unseres Herrn Jesus Christus mit uns sei, obwohl wir wissen, dass sie ja wirklich mit uns ist - und dies als unwiderrufbare Tatsache! Ihm, unserem Gott und Vater, sei in unserem Herrn Verherrlichung und Lobpreis!

Gedicht

Du hast mich überaus gesegnet,
Du großen Gott, ich danke Dir!
In Christus bist Du mir begegnet,
in Ihm gabst Du Dich Selber mir,
in Liebe mir ins Herz geschrieben -
ich danke Dir für all Dein Lieben.

Mein ganzes Leben läuft und eilig
zu Dir, in dem mein Ursprung war.
Dein bin ich, abgesondert heilig,
geliebt, begnadet immerdar.
Mein Gott bist Du! und. niemals endet
die Liebe, die mich zu Dir wendet.

Wenn ich nun betend alles bringe
und auch mein Sorgen auf Dich warf
weiß ich, längst kanntest du die Dinge
und wusstest, wessen ich bedarf.
Du sorgst für mich in größter Treue;
ja, Lob und Dank sei Dir aufs Neue.

Was könntest Du mir mehr noch geben?
Was soll ich bitten? Du bist mein!
In Deiner Liebe ruht mein Leben
Bewahrt durch Christi Nahesein,
siehet künft'ger Herrlichkeiten Schimmer:
Da gabst Dich mir, mein Gott, für immer.

E. U. A.

(Mel.: Ich bete an die Macht der Liebe)