Das zweite Gebet Eph 3:14-21

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

Abschrift des Heftes: Die beiden Gebete im Brief an die Epheser
Erklärende Gedanken über Eph 1:15-23 und Eph 3:14-21
Verfasser: E. W. Bullinger (1874)

Aus dem Missionsverlag - Grubes Verlag Hessen Ruhr (1909)

Siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Das zweite Gebet - Eph 3:14-21

Der ewige Vorsatz

Das zweite dieser Gebete steht Eph 3:14-21 und schließt mit einer Lobpreisung in Eph 3:20.21). Schon eine flüchtige Prüfung zeigt uns, wie verschieden in der Art der Wahrheit dieses vom ersten Gebet ist. Dort war es die Stellung, welche Gott Seinen Kindern in Christo gegeben hat. Hier ist es Christus in uns. Dort ist es Gottes Macht, offenbart in uns. Der eine große Gegensatz des Ganzen ist das Mysterium oder Geheimnis des einen geistlichen Leibes Christi, dessen Glieder auf Erden und dessen großes, herrliches Haupt im Himmel ist. Am Ende von Eph 2:20.21, ist diese große Wahrheit ohne ihren speziellen Namen ausgesprochen. Der Leib ist gebildet, er ist „ineinander gefügt“, dass er „wächst zu einem heiligen Tempel“. Dies ist weiter erklärt in Eph 4:16, wo der ganze Leib sichtbar, wie er „zusammengefügt“ ist. Es ist derselbe Ausdruck in Eph 4:16 wie in Eph 2 gebraucht, woraus ersichtlich, dass der Gegenstand in Eph 2:21 sich auch auf den Leib, ,als „einen Bau von Gott“, mit anderen Worten auf das Geheimnis, bezieht.

Dann beginnt Eph 3 das Gebet: „derhalben - „ aber anstatt dann fortzufahren mit dem Gebet, ist hier eine Abweichung, welche den Gegenstand desselben, der klar und bestimmt das Mysterium ist, behandelt und erklärt. So dass Eph 3:14 den Gedanken von Eph 3:1 aufnimmt und anschließt an Eph 2:22. Eph 3:1 „derhalben“: (d. h. weil ihr Glieder seid dieses wunderbaren Leibeis, „eine Wohnung durch den Geist“) derhalben beuge ich meine Knie im Gebet für euch.

Das Gebet selbst beginn in Eph 3:16: „dass Er euch Kraft gebe nach dem Reichtum Seiner Herrlichkeit, stark zu werden durch Seinen Geist an dem inwendigen Menschen (d.h. an der neuen Natur, dem geistlichen Menschen): dass - als Resultat dieser Bemühung - Christus wohne durch den Glauben in euren Herzen, und ihr durch die Liebe eingewurzelt und gegründet werdet: (betend) auf dass ihr begreifen mögt mit allen Heiligen, welches da sei die Länge und die Tiefe und die Höhe (davon), (d.h. von dem Geheimnis: Wir in Christo und Christus in uns; gewurzelt in Ihm; erbaut in Ihm); (völlig) auch erkennen die Liebe Christi, die doch alles Wissen (Kenntnis - nicht Erkenntnis!) übersteigt, (betend) auf dass ihr erfüllt werdet mit allerlei Gottesfülle“.

Das sind die drei bestimmenden Gegensätze in diesem Gebet. Keine verworrenen, unklaren Gedanken, sondern die wiederholten Worte: dass-, auf dass - in Eph 3:18.19 zeigen klar und bestimmt diese drei Gegenstände.

Der e r s t e ist, dass wir stark werden mögen durch Seinen Geist am inwendigen Menschen.
Der z w e i t e , dass wir völlig begreifen mögen mit dem Herzen das Geheimnis in seiner wunderbaren Breite und Länge, Höhe und Tiefe, und erkennen die Liebe Christi zu uns.
Der d r i t t e, dass wir mögen erfüllt und vervollständigt werden mit allerlei Gottesfülle. Die Fülle ist im ersten Gebet (Eph 1:23) erklärt, d. h. die Wahrheit in Betreff des Leibes Christi. Die Fülle Gottes ist „in Christo“ (Kol 1:19; Kol 2:9) und da wir vollkommen sind in Ihm, wie der nächste Vers erklärt (Eph 3:10), so haben wir teil an dieser Fülle.

Dies Gebet muss nicht von seinem Zusammenhang abgelöst werden und auf Christen, welche losgelöst von Christo sind, angewendet werden, wie dies gemeinhin geschieht, so dass die Fülle dieses herrlichen Gebetes für uns und unsere Bedürfnisse zerstückelt wird.

Der Segensstand des Geheimnisses

Das Gebet hat das Geheimnis zu seinem großen Segensstand; und es ist so breit und lang und hoch und tief, dass wir göttlicher Stärkung unseres inwendigen Menschen bedürfen, um es zu verstehen. Es übersteigt alles menschliche Wissen. Es kann völlig nur durch die Gabe göttlicher Kraft und himmlischer Weisheit verstanden werden.

Wir können die Wahrheit dieses Geheimnisses (wir in Christo und Christo in uns) nicht nach menschlicher Weisheit begreifen. Keine irdische Wissenschaft oder geistige Begabung kann uns dazu tüchtig mache, diesem großen Gegenstand nahe zu kommen. Nein, Er muss „erleuchten“, Er muss „stärken“, Er muss uns „erfüllen“. Daher sind es diese drei führenden Verben, welche die drei Gegenstände dieses Gebetes anzeigen.

Diese Weisheit muss uns vom Geist Gottes gegeben werden, von außen kommen; sie kann nicht durch irgendwelche eigene Tätigkeit im Inneren entstehen. Überdies ist die (diese Erkenntnis) der natürliche Besitz und das Vorrecht „aller Heiligen“ (Eph 3:18), des jüngsten sowohl wie des ältesten, des schwächsten sowohl wie des stärksten. Gnade ebnet alle solchen Unterschiede, und es ist „allen Heiligen“ geschenkt, nicht nach dem Maß ihres Verdienstes, sondern nach dem Reichtum Seiner Herrlichkeit (Eph 3:16).

Wir können nicht „die Breite und Länge und Höhe und Tiefe“ der Liebe Christi erklären. Das ist natürlich richtig, doch ist es nicht das worauf sich diese vier Worte beziehen. Christi Liebe ist unmittelbar danach, als ein angefügter Gedanke, erwähnt. Jedermann sieht, das der Satz unvollendet ist durch Auslassung des Fürwortes, was allgemeiner Sprachgebrauch ist. Man hat viele Ergänzungen für diese Lücke gehabt. Aber sie stört nicht den Zusammenhang: der zweite Teil des Gebetes sagt, dass wir völlig befähigt sein können für zwei Dinge:

  1. zu b e g r e i f e n das wunderbare Mysterium oder Geheimnis (Eph 3:18);
  2. zu e r k e n n e n die doch alles Wissen übersteigende Liebe Christi (Eph 3:19).

Eph 3:18 bezieht sich auf das eine (nämlich das Geheimnis in all seiner Breite und Länge, Höhe und Tiefe); Eph 3:19 auf das andere (nämlich die Liebe Christi). Nicht unsere Liebe zu Christo, sondern Seine Liebe für uns, nicht die Eigenschaft Seiner Liebe, sondern die Wirksamkeit, wie sie sich erweist an so armen unwerten Geschöpfen, indem sie so große Dinge für dieselben tut.

Es ist eine segensreiche Wahrheit, dass diese Liebe alle Wissensvermittlung übersteigt und ebenso unermesslich wie unergründlich ist; aber schließlich ist die nur e i n e von den Segnungen, die hier zu unserem Heil erbeten werden. Es ist nur ein Teil vom wunderbaren Segen, der zusammengefasst ist in dem großen Geheimnis, welches ist „Christus und die Gemeinde“ (Eph 5:32). Es umschließt alles, was gott für uns in Christo getan hat, und alles, wozu Gott uns in Christo bereitet hat. Dies ist das „Wesen Jesu Christi“, welches durch den heiligen Geist offenbart ist. Des Heilandes Erklärung vom heiligen Geist lautet (Joh 16:14.15): „Derselbe wird mich verklären; denn von dem Meinen wird Er es nehmen und euch verkündigen - Er wird es von dem Meinen nehmen und euch verkündigen.“

Dies konnte zu jener Zeit nicht Seinen Jüngern offenbart und von ihnen verstanden werden: „Ihr könnt es jetzt nicht tragen" (Joh 16:12). Das Geheimnis Christi und darauf bezügliche Dinge in Verbindung mit Christo, sind verborgen gewesen „in Gott“ (Eph 3:9); „von den Äonen her verschwiegen“ (Röm 16:25); das verborgen gewesen ist von den Äonen her“ (Kol 1:26); „welches nicht kundgetan ist in den vorigen Zeiten den Menschenkindern“ (Eph 3:5).

Das Geheimnis Christi

Es war eine besondere Aufgabe des heiligen Geistes, dies „Geheimnis Christi“ zu offenbaren.

In jenen vier Versen (Joh 16:12-15) verbürgt sich der Herr Jesus elfmal zu diesem Versprechen. Elfmal sagt Er „werde“ und „wird“, um uns mit der Feierlichkeit des Versprechens die Gewissheit seiner Erfüllung einzuprägen.

Hier in diesen Briefen und besonders im Brief an die Epheser im dritten Kapitel wird dies Versprechen erfüllt. Hier ist „alle Wahrheit“, in welche Er uns leiten wird; hier bittet Er, dass wir stark werden mögen durch Seinen Geist am inwendigen Menschen, dass wir begreifen und fassen mögen „alle Wahrheit“.

Nur dies ist der Inhalt von Eph 3:18. Der Artikel ist nur einmal gebraucht: es heißt: „die Breite und Länge und Tiefe und Höhe“ dessen, was im unmittelbar vorhergehenden Zusammenhang den Gegenstand bildet: nämllch das Mysterium „nach dem Vorsatz der Äonen, ,welchen Er sich vorgesetzt hat in Christo Jesu, unserem Herrn.“ Hier haben wir die Dimensionen dieses Vorsatzes der Äonen.

Seine B r e i t e ist so weit, ,dass es Gottes Vorsatz in sich schließt in Hinsicht auf jeden Namen, der genannt werden mag „im Himmel und auf Erden“ (Eph 3:15), „in diesem Äon oder dem zukünftigen (Eph 1:21). Zwei dieser himmlischen Geschlechter sind Eph 3:10 genannt: „Fürstentümer und Herrschaften“. Zwei weitere In Eph 1:21: „Gewalten und Mächte“. Es sind mehr als dies vier, denn sie schließen jeden Namen, der genannt werden mag, ein. Genauer sind dieser vier: Regierungen, Obrigkeiten, Mächte, Herrschaften: im Himmel und auf Erden, in diesem Äon und in den zukünftigen.

Die „B r e i t e dieses Vorsatzes“ umfasst alle Engel gleichen Wesen in diesen Gruppen: denn Gott ist „der Vater der Geister“ (Hebr 12:9) und der „Vater des Lichtes“ (Jak 1:17). Es umschließt Israel und die Generationen auf Erden; und die Gemeinde Gottes, der Leib Christi im Himmel: denn wir sind in Christo, welcher, erhöht und verherrlicht, das Haupt der Gemeinde ist.

Die L ä n g e dieses Vorsatzes reicht bis in die Äonen der Vergangenheit zurück, die waren bevor der Kosmos begründet wurde, und reicht voraus und schließt alle kommenden Äonen ein; auch das „Jetzt“ von Eph 3:10 ist umfasst.

Die H ö h e ist so unermesslich, dass kein nur menschlicher Verstand sie erfassen kann.

Die T i e f e dieses Vorsatzes ist so unergründlich, dass kein menschlicher Verstand sie ergründen kann. Es bedarf göttlicher Kraft von oben und der allmächtigen Kraft des heiligen Geistes in uns, um uns fähig zu machen, es zu verstehen. Viele Ausleger sind ängstlich, die Lehre der Tradition in den nicht schriftgemäßen Ausdrücken der „streitenden Gemeinde“ und der „triumphierenden Gemeinde“ zu unterstützen.

Gewiss, die Gemeinde ist jetzt eine „streitende“ und sie wird eine „triumphierende“ sein, wenn die jetzt schlafenden Heiligen auferstehen und „zusammen aufgenommen werden mit denen, welche leben udn übrig geblieben sind“. Das wird Triumph sein. Unsere Hoffnung und Freude und Krone des Entzückens wird „die Gegenwart unseres Herrn Jesu Christi“ bei Seinem Kommen sein (1Thes 2:19). Unsere Herzen werden unsträflich sein in der Heiligkeit vor Gott und unserem Vater „auf die Zukunft unseres Herrn Jesu Christi samt als Seinen Heiligen“ (1Thes 3:13).

Die Liebe Christi

Diese beiden Gebete schließen mit der wichtigen Bitte: „Dass wir erkennen die Liebe Christi, die doch alles Wissen übersteigt.“ (Eph 3:19). Die erste Bitte des ersten Gebetes lautet, dass wir Ihn, d. h. den Gott und Vater unseres Herrn Jesu Christi erkennen mögen. Die letzte Bitte des zweiten Gebetes, das wir Christus Selbst erkennen.

Wir können niemals vollkommen die Liebe Christi erkennen. Das bleibt immer die eine große Aufgabe des Glaubenslebens, wie wir bereits in Hinweis auf Phil 3:10 bemerkt haben. Dies muss ausfüllendes Christen Gedanken, sein Herz und seine Zeit, von dem Augenblick an, wo er „in Ihm erfunden ist“, d. h. in Christo, und gekleidet ist in Seine Gerechtigkeit, welche die Gerechtigkeit Gottes ist (Phil 3:9), dass wir ähnlich werden Seinem verklärten Leibe (Eph 3:21).

Seine Liebe - die Liebe Christi zu Seiner Gemeinde - ist die Quelle allen Segens (Eph 5:25). Sie kann nicht getrennt werden von der „Liebe Gottes, welche ausgegossen ist in die Herzen durch den heiligen Geist“. Daher beginnt dies zweite Gebet mit der Bitte „dass wir stark werden mögen durch Seinen Geist (Eph 3:16) an dem inwendigen Menschen.“ Ja, es bedarf geistlicher Kraft, solche geistlichen Wahrheiten, wie die Liebe des Vaters (1Jo 3:1) und die Liebe des Sohnes zu begreifen.

Diese Liebe ist freiwillig. Nicht in uns ruft sie hervor; kein Verdienst in uns zieht sie an; kein Mangel an Verdienst hindert ihren Ausfluss. Die Liebe Christi respektiert nur, was Er Selbst ist; nur Sein Wohlgefallen. So war es immer. Auch David konnte nur bekennen „Er führte mich aus dem Raum; Er riss mich heraus, denn Er hatte Lust zu mir“ (Ps 18; 2Sam 2:20). Diese Liebe ist ewig; sie reicht zurück in die verflossenen Äonen und in die kommenden Äonen hinein.

Sie ist unendlich. Sie kennt kein Hindernis, keinen Zwang, keine Grenzen. Großer Glaube kann sie nicht fordern und große Furcht sie nicht verwirken. Sie ist unendlich in sich selbst, in ihrer Offenbarung und in ihrer Mitteilung.

Sie ist unerschöpflich. Fähig, jedem Bedürfnis zu genügen und jedem Mangel abzuhelfen von jedermann im Himmel und auf Erden.

Sie ist unbezwinglich: Rafft alle Hindernisse hinweg; überwältigt Widerstand; demütigt die Stolzen; reinigt die Unreinen; unterwirft die Trotzigen; zerschmilzt die Verstockten; tröstet die Betrübten, stärkt die Schwachen und triumphiert über alle Feinde.

Auch bei dieser kurzen, ungenügenden Prüfung ihres Wesens können wir erkennen, dass sie alles nur menschliche, irdische Wissen übersteigt. Der natürliche Mensch vermag sie nicht zu erkennen (1Kor 2:14). Sie „übersteigt alles Wissen“. Nur der Sohn Gottes Selbst kann uns das Verständnis geben (1Jo 5:20), das wir sie erkennen können. Es erfordert geistliche Fähigkeit und die Gabe dieser Fähigkeit ist „allen Heiligen“ gegeben. Sie ist nicht gegeben nach dem Maß unserer Würdigkeit, sondern „nach dem Reichtum Seiner Herrlichkeit“ (Eph 3:16).

Unser Segen hängt nicht ab von dem, was wir sind, sondern von dem, was Gott ist; nicht von dem, was wir getan, sondern von dem, was Er sagt, nicht von unserem Mangel, sondern Seinem Wohlgefallen an uns.

Natürlich ist der Augenblick, wo wir auf uns sehen, schmerzlich für unser Friedens-Glück. Eine der listigsten von Satans Schlingen ist, uns zu beschäftigen mit all dem Guten, was Christi Werk für uns getan, anstatt mit dem Wohlgefallen Gottes, durch welches uns alles gegeben ist. Diese Schlinge ist so gefährlich, weil sie so plausibel ist. Sicherlich ist es wahr, wir haben Ursache, uns damit zu beschäftigen, d. h. mit Christus und Seinem Werk. Ja, wahrlich, es ist so: Aber alle Freude und Kraft ist verloren wenn wir es vom Standpunkt unseres Wertes und unserer Bedürftigkeit betrachten, anstatt vom göttlichen Standpunkt Seines Wohlgefallens, indem Er Christus für uns gibt; und Christi Liebe, die Sich Selbst gibt.

Wir verfehlen das Ziel der Heiligen Schrift, wie es geschrieben steht 4Mo 14:8: "wenn der Herr uns gnädig ist, so wird er uns in dasselbe Land bringen.“ Wir sehen auf die Herrlichkeit des Landes und sind erfüllt von der Wildnis, durch welche wir es erreichen, von der Arbeit, dahin zu gelangen, und seiner Zweckmäßigkeit für die Abhilfe unserer Bedürftigkeit; anstatt erfüllt zu sein von Gottes Wohlgefallen, uns dorthin zu bringen.

Die ganze Gottesfülle

Gewiss ist es, dass die Liebe Christi alles menschliche Wissen übersteigt. Sie ist zu hoch. Wir können sie nicht begreifen.

Aber hierüber sagt das Schlussgebet: „dass ihr erfüllt werden möget mit allerlei, eigentlich mit der ganzen Gottesfülle.“ Was ist Gottesfülle? Beantwortet nicht Eph 1:23 diese Frage damit, dass die Gemeinde die Fülle, die Vervollständigung dessen ist, der alles in allem vervollständigt. Die Glieder jenes Leibes mit allerlei geistlichem Segen in himmlischen Gütern?

Es ist Gottes Fülle, weil es Sein Vorsatz, „der Vorsatz der Äonen“ ist. Wir füllen diesen mystischen Leib als Seine Glieder; und Er erfüllt uns, die Glieder, mit allen nötigen Gaben und Gnaden.

Wir haben denselben Bau mit Ihm (Eph 1:21; Eph 4:15), sind Glieder desselben Leibes (der Gemeinde), in welchem wir zusammengefügt wachsen zu einem heiligen Tempel in dem Herrn.

Daher heißt das Gebet: das wir mögen vollkommen sein in Ihm, nach Gottes eigenem Maßstab von Vollkommenheit.

Ist es nicht offenbar, das nur der heilige Geist Selbst, indem Er uns stärkt durch Seine Kraft, uns fähig machen kann, dies wunderbare Geheimnis in seiner Breite, Länge, Höhe und Tiefe zu verstehen? Nicht das eifrigste Studieren oder Lernen kann dies Geheimnis begreifen lehren oder uns fähig machen zu wachsen in Ihm, zur Vollendung in Ihm, welcher das Haupt ist, nämlich Christus.

Kein Wunder, dass das Gebet mit einer Lobpreisung schließt, welche dies in Summa zusammenfasst: „Dem aber, der überschwänglich tun kann über alles, was wir bitten und verstehen, nach der Kraft, die da in uns wirket, dem sei Ehre in der Gemeinde, die in Christo Jesu ist, für alle Generationen des Äons der Äonen. Amen!“

Hier in dieser Schluss-Lobpreisung ist auch der Gedanke des ersten Gebetes wieder eingeschlossen. Es ist „die Kraft“. Im ersten Gebet wirkt Gottes „Kraft“ die Auferstehung Christi von den Toten f ü r u n s: hier im zweiten Gebet ist dieselbe Kraft in uns wirkend tätig. Durch diese Kraft gibt Er und gibt über alles Bitten und Verstehen. Wir engen Ihn ein durch unsere armen Gebete, in denen wir hingenommen von uns selbst sind, und die sich daher nur um unsere eigenen Bedürfnisse bewegen. Weill, wie uns hier klar gesagt wird, wir mit unserem Denken niemals alles das erschöpfen können, was Gottes Kraft für uns tun kann.

Sind wir in Unruhe oder Schwierigkeiten, so sehen wir nur e i n e n Weg, herauszukommen, und bitten Gott, uns durch diesem besonderen Weg zu befreien; während Er zur selben Zeit ein Dutzend Wege hat, die alle unendlich besser sind als unsere törichten Gedanken und unser schwacher Glaube nur auszudenken vermag. Wir wissen wenig, wieviel wir verlieren, wenn wir unsere irrtümlich sogenannte „Zuversicht“ Gottes unendlicher Macht und unendlicher Liebe und unendlicher Weisheit unterschieben.

Oh! Könnten wir uns zu größeren Gedanken von Gott erheben: weniger an uns denken; mehr bauen auf Seine Kraft, als auf unsere Schwachheit; mehr auf Seine Weisheit als auf unsere Unwissenheit; mehr auf Seine Gnade als auf unseren Verdienst, mehr auf Seine Fülle als auf unsere Bedürftigkeit!

Glauben wir wirklich der Offenbarung in diesen zwei Gebeten? Darum handelt es sich.

Es ist alles so herrlich, es scheint zu schön, um wahr zu sein. Daher verfehlen wir, wenn wir nicht überhaupt daran zweifeln, es zu ergreifen mit einem Gott ehrenden Glauben. Bei einigen hat es den Anschein von Demut, sich nicht sicher zu fühlen oder zu sprechen über diese wunderbaren Dinge. Aber gewiss, wenn Gott selber derjenige ist, der es sagt, ist es keine Vermessenheit, Ihm zu glauben sondern es ist eine Vermessenheit, an Ihm zu zweifeln. Wenn wir die Worte von Paulus oder irgendeinem anderen sterblichen Menschen lesen, so mögen wir wohl zögern, uns auf dieselben zu verlassen; wenn wir aber bedenken, dass es Worte des Heiligen Geistes sind, können wir nur einstimmen in den großen Lobgesang und allen Ruhm Gott zuschreiben, der sich vorgesetzt hat „alle Seine Heiligen“ mit so unerschöpflichem Segen zu segnen.

Wollen wir nicht bitten, dass der Herr uns mehr und mehr erkennen lasse diese Kraft, in welcher Er uns überschwänglich viel mehr gibt über alles, was wir bitten und verstehen; dass wir uns mehr beschäftigen mit Ihm als mit uns, mehr erfüllt sind mit Seinen Gedanken als mit unseren? Dann werden wir erfüllt sein von allem, was Seine Gnade uns gibt und für uns bereitet hat und aufhören, niedergedrückt und mutlos durch unsere Lage zu sein.

Denn was Er sich vorgesetzt hat, gilt für alle Äonen.

Oh! Welch eine Kraft liegt in dieser Hoffnung zeitloser Herrlichkeit! Wie unbedeutend macht es unsere größten Besitztümer. Wie trennt es uns von der Welt. Wie erhebt es uns über alle ihre Vergnügungen und Unruhen. Wie stärkt es uns für Seinen Dienst. Wie befähigt es uns, Ihn im Geist und in der Wahrheit anzubeten, wenn wir bekennen und sagen: „Ihm sei Ehre in der Gemeinde, die in Christo Jesu ist, durch alle Generationen des Äons der Äonen. Amen."

Der Schluss-Segen

Nachdem wir nun eingehend die beiden Gebete in Eph 1 und Eph 3 behandelt haben, wird es nützlich für uns sein, auch auf das kurze Gebet, mit dem der Brief schließt, einen Blick zu werfen.

Der Apostel beginnt den Brief mit seinem Gebet für die Heiligen in Ephesus; und am Schluss bittet er dieselben, für ihn zu beten: der Inhalt aber ist derselbe: Das Mysterium oder Geheimnis ist der große Gegenstand des ganzen Briefes.

Eer bittet sie dringend, für ihn zu beten: „dass mir Freudigkeit gegeben werde zum Auftun meines Mundes, dass ich möge kundmachen das Geheimnis des Evangeliums“ (Eph 6:19). Wir bemerken hier, dass viele Texte hinzufügen „des Evangeliums“. Lachmann fügt dieses Wort mit Anführungszeichen hinzu, das heißt, dass dies bei manchen alten Manuskripten nicht angefügt ist. Es mag sein, dass die Abschreiber am Verlust der Wahrheit das Geheimnis betreffende, waren, beträchtliche Schwierigkeiten hatten, als sie diesem Wort begegneten. Weil sie dies Lehre nicht kannten, war es natürlich schwer, für sie, das Wort zu verstehen. Daher haben wir, wie wir glauben, (in Kol 2:2; 1Tim 3:16) zwei wichtige verschiedene Lesarten im Manuskript und beide in Verbindung mit dem Wort „Geheimnis“.

Der Apostel mag wohl die Fürbitten der Heiligen in Ephesus erbitten angesichts der Tatsache, welche 2Tim 1:15 offenbart, nämlich die Trennung alle in Asien von der Lehre des Apostels, das Geheimnis betreffend. Diese Trennung muss auch in ihrer Schwachheit das Festhalten an dieser Wahrheit beweisen. Bitte, sagt er (der Apostel), „dass mir gegeben werde mit freudigem Auftun meines Mundes, kundzumachen das Geheimnis des Evangeliums“. Auch durch Hinzufügung der Worte „des Evangeliums“ sagt er dasselbe, wenn wir es als Genitiv dazugehörend ansehen: das Geheimnis, welches der Gegenstand des Evangeliums ist.

Nicht genug hiermit oder mit dem Schreiben des Briefes, fährt er fort, ihnen zu sagen, dass er Tychus zu ihnen senden werden. Tychus wurde also der Gemeinde zu Kolossä gesandt, jedoch mit einem anderen Auftrag.

Er wurde nach Kolossä gesandt, dass er, wie Paulus sagt, „erfahre, wie es um euch stehe“. Un der wurde nach Ephesus gesandt aus dem entgegengesetzten Grund, „Dass ihr erfahren mögt, wie es um mich steht“ (Eph 6:22). In jedem Fall war der Grund derselbe, „dass er trösten möge eure Herzen“.

Dann folgt das Schlussgebet für sie: „Gnade sei mit allen, die lieb haben unseren Herrn Jesus Christus in Unvergänglichkeit (Unverderblichkeit). Amen.“

Dann ist das mit „Reinheit“ übersetzte Wort ein weiterer Beweis, dass dies Gebet verbunden ist mit dem „Geheimnis“. Es hat jedoch nicht zu tun mit unserem englischen Wort „sincerity“, welches „a u f r i c h t i g, ohne Heuchelei“ bedeutet. Wenn das die beabsichtigte Meinung wäre, würden andere Worte gebraucht sein, z.B clearness, prueness.

Nun ist der Ausdruck in Eph 6:24 keins von beiden, woraus ersichtlich ist, dass das Wort nicht alles in sich schließt, dass einfach die Liebe „unverfälscht“ sein soll. Das ist jedoch ein ganz anderes Wort. Es heißt aphtharsin und bedeutet incorruptibility oder incorruptness; Unvergänglichkeit, Unverweslichkeit. Es bezieht sich immer auf Unsterblichkeit als Resultat der Auferstehung.

Es wiederholt sich siebenmal und ist zweimal mit „Unsterblichkeit“ (Röm 2:7; 2tim 1:10) übersetzt. Das Wort ist immer verbunden mit „Unsterblichkeit“ und dem, was nicht absterben und verwesen kann. Das Hauptwort (aphthartos = Unvergänglichen, Ewigen) ist von Gott selbst gebraucht. Die Toten werden aufstehen aphthartos (unverweslich) (1Kor 15:52).

Die Krone der Kinder Gottes ist aphthartos (unvergänglich) (1Kor 9:25).

Unser Erbteil ist aphthartos (1Petr 1:4). Die neue Natur ist aphthartos (1Petr 3:4). Der Same (das Wort Gottes, welcher ausgestreut ist, ist aphthartos (1Petr 1:23). Es kann daher kein Zweifel über die Bedeutung sein noch kann ein Zweifel über die Anwendung und Beziehung in Eph 6:24 sein. Es bezieht sich nicht auf unsere Liebe, sondern auf unseren Herrn Jesus Christus, der auferstanden von den Toten lebet in Unvergänglichkeit und Unverweslichkeit.

Nicht mehr nach dem Fleisch

Wir lieben nicht einen toten Jesus, sondern einen auferstandenen Christus. Wir kennen Ihn „nun nicht mehr nach dem Fleisch“ 2Kor 5:14-17.

Es ist natürlich, wenn wir an unsere Liebe denken; aber dies Gebet will von uns selbst ablenken und unsere Gedanken auf Christus, in welche Sphäre unsere Liebe sich offenbaren soll, richten. Er lehrt uns, dass die Art unserer Liebe zu Ihm in der Sphäre liegt, wo wir Ihn als den von den Toten Auferstandenen sehen.

Der Brief endet wie er beginnt, mit „Ihm“ und zwar mit Ihm, welcher von den Toten auferweckt ist und gesetzt „zum Haupt der Gemeinde über alles, welche Sein Leib ist“ (Eph 1:22.23). Ihn lieben in Lauterkeit, heißt Ihn lieben wie Er ist, als unser erhöhtes Haupt; nicht wie Er war in den Tagen Seines Fleisches.

Ihn lieben in Lauterkeit heißt Ihn erkennen als erhöhtes Haupt Seines Leibes von welchem wir Glieder sind. Es handelt sich nicht darum, dass „ich von Christo bin“, wie viele Gläubige der Korinther sagten, sondern um die Erkenntnis der segensreichen Tatsache, dass wir „in Christo“ sind.

„Ist jemand in Christo, so ist er eine neue Schöpfung, das Alte ist vergangen; siehe, es ist ein Neues geworden.“ Wir kennen Christus nun nicht mehr nach dem Fleisch, sondern als „auferstanden in der Herrlichkeit“; nicht mehr als „lebende Seele“, sondern als „Leben gebenden Geist“ (1Kor 15:45); nicht mehr als „er getötet ist nach dem Fleisch“, sondern als der da „lebendig macht nach dem Geist“ (1Petr 3:18). Die, für welche in diesem Gebet gebetet wird, sind diejenigen, welche Jesus Christus leiben als ihren auferstandenen Herrn und ihr Haupt. Ihr Segen kommt von dem verklärten Christus. Sie leben und wandeln auf dem Auferstehungs-Grund und dienen Ihm in der Erneuerung des Lebens.

Sie sind wiedergeboren (neugezeugt) durch den Geist, und alles, was Er in ihnen hervorbringt, ist geistlich. Sie beten Gott an im Geist (Phil 3:3).

Weil sie nun nicht mehr länger Christus nach dem Fleisch kennen, so sehen sie nun auch nicht mehr auf ihr eigenes Fleisch, als ob dies fähig sei, irgend etwas für Gott, der da Geist ist, zu tun (Joh 4:24). Sie wissen, dass das Fleisch „nichts nütze ist“ (Joh 6:63); daher verlassen sie sich nicht aufs Fleisch (Phil 3:3) und haben keine Neigung, eine neue Art oder moderne Methode anzunehmen, in welcher sie Gott dienen. Sie wissen, dass alles, was nicht durch Seinen G eist oder Sein Wort kommt, nichts wert ist.

Weil sie sich nicht mehr aufs Fleisch verlassen, hängen sie auch nicht ab von der Einwirkung aufs Gefühl durch „persönlichen Magnetismus“, Musik oder Zahlen. Sie wissen sehr wohl, dass die Musik eine wunderbare Macht hat zu erregen und zu beruhigen, die Leidenschaften zu entflammen und auch religiöse Stimmung hervorzurufen. Sie setzen daher kein Vertrauen in solche Dinge, sondern meiden sie wie ein zweischneidig Schwert. Auch vertrauen sie nicht auf große, zahlreiche Versammlungen, denn es liegt ein geheimnisvoller Einfluss in der Menge, welcher wohl zu empfinden, wenn auch nicht zu erklären ist. „Wissenschaftliche Schlüsse“ sind nutzlos; „psychische Untersuchung“ vergeblich, obgleich die Tatsache so unleugbar ist, dass viele geneigt sind sich darauf und auf die Effekte der Verwirklichung ihrer Resultate zu verlassen. Hinreißende Musik, mächtige Berufung, herzbrecherische Erzählungen, verbunden mit dem mysteriösen Einfluss der Zahl, mögen tiefste Bewegung, erhebende Gefühlszustände und erhöhte Tätigkeit hervorrufen; und dennoch können die, welche hiervon ergriffen sind, von der „Liebe Christi“ nichts wissen. Da mag viel „Hören“ und „Tun“ sein, aber ohne die Liebe Christi ist alles wertlos. Herodes hörte Johannes gerne. Er „tat“ manche Dinge. Aber eines tat er nicht - er liebte Christus nicht.

Die sanfte, leise Stimme

Nein! Denn diese Liebe wird nur „ausgegossen durch den heiligen Geist in unser Herz“. Es ist heute nichts anders, als es ehedem war; es ist nicht das „Erdbeben“, nicht das „Feuer“, nicht die Musik und die Erregung, sondern es ist „die sanfte, leise Stimme“.

Nicht durch Kraft oder Stärke, sondern „durch meinen Heiligen Geist“ wird einzig und allein ein Kind Gottes geboren. Nichts anderes kann dies hervorbringen.

Wir sind natürlich nur durchs Fleisch geboren. Wir sind wiedergeboren (neugezeugt) von oben n u r durch den Heiligen Geist. Und der einzige, wesentliche Beweis und das Kennzeichen dieser neuen Geburt ist, dass wir Jesus Christus lieben als unseren Herrn in Herrlichkeit, als das auferstandene Haupt des einen Leibes. Hiervon ist der Besitz der Gabe „des Geistes der Kindschaft/Sohnschaft“ der Beweis. Diese Liebe wird offenbar durch den Besitz jener „gesegneten Hoffnung“, dass wir Ihn sehen und bei Ihm sind für immer. Das ist die Hoffnung aller Glieder des einen Leibes; die Hoffnung, das wir hingerückt werden „dem Herrn entgegen in der Luft und werden also bei dem Herrn sein allezeit!

Bis dieser gesegnet Augenblick erscheint, offenbaren wir den „Geist der Kindschaft/Sohnschaft“ in dem Wunsch, hier und dort bei Ihm zu sein. Gottes Wort ist der sicherste Weg, Ihn zu suchen und zu sehen. Das Gebet ist der sichere Weg des Verkehrs mit Ihm. Wir können das Wort studieren aus anderen Gründen und zu anderen Zwecken. Wir können beten aus vielen anderen Motiven. Egoismus kommt hinzu und beides, Wort und Gebet, wird verkehrt, weil es durch unser Wollen und durch Hinzufügung unserer Wünsche geleitet wird.

Dies sind die offenen Fenster, durch welche wir Ihn jetzt sehen; und wenn wir Ihn in Lauterkeit lieben, werden wir auch lieben, hindurch zu sehen, wie Dr. Watts sagt:

Ich liebe die Fenster Deines Gnadenlichts
durch welche ich seh’ meinen Herrn.
Doch möchte ich sehen meines Heilands Gesicht,
ohne trennendes Glas, so gern!

Wenn wir Ihn lieben, wünschen wir Ihm zu gefallen um Seinetwillen. Nicht weil wir Gelübde tun oder Beschlüsse fassen, oder weil wir tägliche Lebensregeln aufstellen, oder Anleitung zu einem frommen Leben geben - sondern aus dem einzigen Grund - weil wir Ihn lieben.

Viele sehen auf Ihn als ihren Helfer und nicht als ihren Heiland. Viele sehen auf Ihn als ihren Heiland und nicht als ihren Herrn.

Der Prüfstein für alles ist: Es muss von Oben kommen mit Seiner Kraft zu dem Ärmsten, Schwächsten, Jüngsten der Kinder Gottes, dass unser Wunsch für Ihn ist, immer bei Ihm zu sein jetzt schon durch Sein Wort, welches reichlich in uns wohnt; dass wir uns niemals so glücklich fühlen, als wenn wir durch Sein Wort erfüllt sind mit Ihm.

Auch wenn wir diese Worte lesen, schweigt unser „Ich“ nicht. Unsere Versuchung bleibt, dass wir erfüllt sind von u n s e r e r Liebe, anstatt von Ihm, unserem herrlichen Haupt im Himmel, welcher der Gegenstand unserer Liebe ist.

Nicht durch Trauer

Durch Trauer über unsere mangelhafte Liebe kommen wir nicht dazu, Ihn zu lieben. Durch Trauer über unsere Mängel und Schwäche und Unwürdigkeit und unseren Mangel an Weisheit und Kraft können wir Ihn nicht lieben. Das Band der Gemeinschaft ist eine lebendige Gemeinschaft mit dem auferstandenen Christus durch den Heiligen Geist. Es ist keine Gemeinschaft durch Ordnungen, durch Kirchen-Gemeinschaft, durch Bekenntnis des Glaubens, sondern unser Gemeinschaft ist das, dass wir lieben „Jesus Christus“ als unseren Herrn in Lauterkeit und Wahrheit.

Das ist der leitende Gedanke, mit welchem dieser Brief und auch der erste Brief an die Korinther schließt (1Kor 16:22). „So jemand den Herrn Jesus Christus nicht lieb hat, der sei „Anathema“. Warum? die Antwort lautet: „Maran-atha - der Herr kommt“. Das heißt, im Lichte dieses Kommens ist dies das einzige Kennzeichen. Es ist kein sog. „ethisches Resultat“, es ist nicht einfach oder nur Korrektheit des Rituals, Klarheit der Anschauung, Richtigkeit des Glaubens, Richtigkeit der Lehre, Reinheit des Lebens oder hat gar irgendetwas zu tun mit dem Fleisch; sondern es ist „Liebe" zu Herrn Jesus Christus als erhöhtes Haupt.“

Auch wenn kein Fehler in unserem Glaubensbekenntnis, in unserer Anbetung, in unserem Leben zu finden ist, auch wenn alles das vollkommen, und doch ein Mangel in der Liebe zum Herrn ist, ist a l l e s dies vergeblich. Und andererseits wird nicht von dem allen mangeln, wo die Liebe zum Herrn ist; alles wird vorhanden sein nach diesem Maß und Standpunkt.

Wo diese Liebe ist, da gründet sich alles auf „Gnade“, welche aller Werk-Gerechtigkeit ausschließt. Wir sind gerettet durch Gnade. Gnade in Erlösung, Gnade in Erwählung, Gnade in Rechtfertigung. Auch unser Glaube ist durch Gnade geschenkt; unsere Hoffnung entspringt aus der Gnade; unsere Liebe kommt durch Gnade; alle dies von Anfang bis Ende.

Alle Gebete im Brief an die Korinther, alle Lehren im Brief an die Epheser - alles hat nur Kraft und Wirkung für uns, soweit wie unsere Erfahrung das Schlussgebet bestätigt:

„Gnade sei mit allen, die lieb haben unseren Herrn Jesus Christus in Unvergänglichkeit (Unverderblichkeit)"