1Thes 3 - Kurzkommentar

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Von Daniel Muhl

Die Sendung des Timotheus zur Stärkung des Glaubens (1Thes 3:1-5)

Bibeltext (NT von H. Schumacher) Anmerkungen & Kurzkommentar
1 - Als wir es darum nicht länger aushalten konnten, erschien es uns gut, allein in Athen zurückzubleiben (41*),

41* vgl. Apg 17:13-16
Aushalten = gr. stégo (v. stége = Dach) = nicht mehr länger verbergen, zudecken können. Zuvor: Innerliches betendes Bewegen, erkennen der Notwendigkeit die Thessalonicher zu unterstützen (festigen). Möglicher Hergang: Innerer Druck → Beten → Aussprechen → Beten → Entscheid zu Handeln.
Allein zurückzubleiben: Mit guten Mitarbeitern zusammen zu sein ist schön, aber manchmal ist die Trennung um des Reiches Gottes willen das Richtige!
2 - und so entsandten wir Timotheus, unseren Bruder und Mitarbeiter Gottes am Evangelium des Christus, damit er euch stärke und in eurem Glauben ermutige (42*),

42* o. und zur Förderung eures Glaubens (für euren Glauben) Zuspruch bringe
Mitarbeiter am Evangelium: Freudiges bezeugen, verkündigen und aus Liebe dienen (aus dem Wissen, geliebt zu sein und als Befreiter leben zu können)! Das dürfen alle, nicht nur die Prediger. Was für eine schöne Berufung! Geistliche Diakonie hat das Ziel der Stärkung und Festigung des Vertrauens auf Gott; sie ermutigt, tröstet und motiviert dazu, in der Heiligung fortzuschreiten (V. 13).
Stärkung & Ermutigung durch aufschauendes Gebet: 2Chr 20:12.
3 - damit niemand wankend werde in den gegenwärtigen (43*) Bedrängnissen. Ihr wisst ja selbst, dass wir dazu bestimmt sind (44*).

43* w. in diesen
44* o. eingesetzt sind, dazu da sind
Bedrängnis = gr. thlipsis (von thlibo = drängen, das eine "Enge" verursacht).

4 - Denn schon, als wir bei euch waren, sagten wir euch voraus, dass Bedrängnisse auf uns zukommen würden, wie es auch geschehen ist und wie ihr wisst.
Bedrängnis geschah durch Unterdrückung und Verfolgung. Warum sind wir zu Bedrängnissen bestimmt?
  1. Sie erziehen uns zu Königskindern (Hebr 12:5-11).
  2. Bedrängnisse und Leiden bewirken Herrlichkeit (Röm 8:17-18).
  3. Leiden machen vollkommen (Hebr 2:10).
  4. Durch Bedrängnisse werden wir von Gott getröstet, damit wir andere trösten können (2Kor 1:3-4).
  5. Das Bezeugen des Evangeliums und der Liebe Gottes (in Not), macht die Kraft Gottes sichtbar (2Kor 11-12 / 2Tim 1:8).
  6. Leiden bewahren vor Überheblichkeit, bzw. Hochmut (2Kor 12:7).
  7. Es gibt ein priesterliches Leiden (Jesus litt für uns und Paulus litt für die Geschwister; Hebr 2:18 / Kol 1:24).
  8. Durch Leiden können wir Gott verherrlichen. Es offenbart Gottvertrauen, trotz schwerer Schicksale (1Mo 22 / Ps 22 / Hi 1-2).
    Das "Vorauswissen" bewahrt vor Überraschung und Enttäuschung! Verfolgung ist nichts Außergewöhnliches (1Petr 4:12 / Apg 14:22).
5 - Deswegen habe ich [ihn] auch geschickt, als ich es nicht länger aushalten konnte, um zu erfahren, wie es um euren Glauben steht, [in der Sorge] es könnte vielleicht der Versucher (45*) euch versucht haben und [all] unsre Mühe vergeblich gewesen sein (46*).

45 d.h. der Satan (vgl. Mt 4:1 - Mt 4:3 - 1Kor 7:5 - Gal 6:1 - Hebr 2:18 - Hebr 4:15)

46 w. ins Leere gelaufen sein (1Kor 15:10 - 2Kor 6:1 - Gal 2:2 - Gal 4:11 - Phil 2:16)

Sorge des Paulus:

Verfolgung → Entmutigung → Verzweiflung → "Ich kann nicht mehr!" → Abfall vom Glauben (Mt 13:19-21). Verfolgung ist u. a. auch eine Versuchung, Prüfung (gr. peirasmós).
Warum versucht Satan durch Verfolgung?

  • Er will möglichst viele vom Glauben abbringen.
  • Er will "schauen", ob der Glaube echt ist. Echter Glaube liebt und vertraut auf Gott, unabhängig vom Schicksal (1Mo 22 / Hi 1-2)!

Diesen "echten Glauben" können wir nicht selbst produzieren, indem wir uns anstrengen und auf die "Zähne beißen"; nur Gott selbst kann uns ihn schenken. Unser Herz kann sich diesen Glauben aber wünschen und sich nach ihm ausstrecken! Wären die Thessalonicher vom Glauben abgefallen, wäre die Mühe des Paulus vergeblich gewesen. Das war seine Sorge und das ängstigte ihn!

Der Bericht des Timotheus über den Glauben und die Verbundenheit der Thessalonicher (1Thes 3:6-8)

Bibeltext (NT von H. Schumacher) Anmerkungen & Kurzkommentar
6 - Nun aber kam Timotheus von euch zu uns und brachte uns die frohe Kunde (47*) von [eurem] Glauben und eurer Liebe – und dass ihr uns allezeit in gutem Andenken habt und euch [danach] sehnt, uns zu sehen, wie auch wir [uns sehnen nach] euch.

47* o. die gute Botschaft
An dieser Stelle kommt die große Erleichterung! Gott hat den Glauben und die Liebe der Thessalonicher bewahrt und wachsen lassen. Das war keine Selbstverständlichkeit, sondern ein Gnadengeschenk!

Die Thessalonicher hätten sagen können: Paulus hat uns nur Probleme gebracht (wie bei den Israeliten; 2Mo 6:9 / 2Mo 14:11 / 2Mo 16:3), aber stattdessen erkannten sie die Gnade Gottes in der Bewahrung und dem Wachstum des Glaubens und der Liebe. Die Thessalonicher hatten gute Erinnerungen an Paulus; sie sehnten sich nach der Gemeinschaft mit ihm (was durch das Wirken des Heiligen Geistes bewirkt wurde).

7 - Dadurch sind wir, Brüder, was euch betrifft, in all unsrer Not und Bedrängnis durch euren Glauben getröstet worden. Ihre Sorge verwandelte sich in Freude! Sie erkannten: Ihr beschwerliches Leben hat sich gelohnt, weil durch ihre Arbeit Dinge mit Ewigkeitswert entstanden sind. Der Glaube der Brüder tröstet!
Not = ἀναγκή (+318); ananke → gebildet aus ἀνά (ana = durch) und ἀγκάλη (ankale = Arme, {Körperteil}). Bedeutet auch Notwendigkeit, Nötigung, Einengung (durch umschließende Arme?). Not ist eine Notwendigkeit, die uns in die Arme des Vaters führt!
8 - Denn nun [erst] leben wir [wieder auf], wenn ihr feststeht im Herrn! Der Lebensmut kehrte zurück! Das zeigt die große innere Not, unter der sie zuvor litten. Siehe auch 2Kor 11:28 (Die Sorge um die Gemeinden). Die "Festigkeit im Herrn" hat eine belebende Wirkung auf andere. Festigkeit entsteht nur durch einen vertrauenden Aufblick zu Jesus. Siehe auch 1Kor 16:13 und Phil 4:1.

Die Fürbitte um Vollendigung des Glaubens bis zur Wiederkunft des HERRN (1Thes 3:9-13)

Bibeltext (NT von H. Schumacher) Anmerkungen & Kurzkommentar
9 - Doch welchen Dank können wir euretwegen Gott abstatten für all die Freude, mit der wir uns um euretwillen freuen vor unserem Gott? Wie können wir gebührend dafür danken? Reichen Worte dafür aus? Wir können Gott nie einen Gegenwert für das Geschenkte geben, aber Er freut sich über unsere Liebe, Anbetung und Hingabe! Dankbarkeit lautet im Griechischen "eucharistia" bedeutet wörtlich "gute Gnade" (Gnade = charis). Freude wird im Griechischen als "chara" bezeichnet. Alle Wörter gehören zu einer Wortfamilie! Im Hebräischen ist Dank (todah) auch ein Dankchor. (Neh 12:31)!
10 - Nacht und Tag bitten wir ja dringend [und] über die Maßen [darum], euer Angesicht [wieder] sehen und die Mängel eures Glaubens vollends in Ordnung bringen [zu dürfen] (48*). –
48* o. und zurechtbringen zu dürfen (2Kor 13:11), was eurem Glauben noch fehlt
Unermüdliches Bitten ("den HERRN drängen"). Warum dieser Aufwand, wenn doch alles vorherbestimmt ist? Es offenbart größte Verbundenheit. Paulus kannte keine Gleichgültigkeit in Bezug auf seine Geschwister im Glauben. Sein Ziel war das Wachstum im Glauben und damit eine vollkommene Vertrauensbeziehung zum HERRN. Sein Herzensanliegen führte zu Entscheidungen aus Liebe! Der HERR sehnt sich auch nach uns, und in Seiner Gegenwart wird Er alle unsere Mängel im Glauben in Ordnung bringen.
11 - Er selbst aber, unser Gott und Vater, und unser Herr Jesus bahne (49*) unsern Weg zu euch!
49* w. mache gerade
Das Anliegen des Paulus ist auch das Anliegen des HERRN, und darum vertraute er darauf, dass der Vater einen "geraden Weg" zu den Brüdern bahnt. Wir können nicht aus uns selbst einen Zugang zu unseren Mitmenschen bahnen. Nur wenn der HERR unseren Weg bahnt, haben wir den richtigen Zugang und kommen ans Ziel! Er allein lenkt alle Umstände optimal und führt auch unsere Herzen in die entscheidenden Prozesse, die uns umgestalten!
12 - Euch aber lasse der Herr zunehmen und überfließen in der Liebe zueinander und zu allen, wie auch wir [sie] euch gegenüber [erweisen], Überfließende (oder umgebende) Liebe macht vollkommen (Mt 5:48). Überfließend bedeutet wörtlich "völlig umgeben von". Der größte Wunsch des Vaters ist, dass unser ganzes Wesen zu 100% mit Seiner Liebe gefüllt und umgeben ist, damit alles aus dieser Liebe geschieht! Der HERR bewirkt es, dass wir in der Liebe zueinander überfließend werden! Die göttliche Liebe in uns wächst durch das Sich-füllen-lassen mit dem Heiligen Geist (Röm 5:5)! Liebe erzeugt Liebe und bewirkt eine göttliche Segensspirale.
13 - um eure Herzen zu stärken, [dass sie] untadelig [seien] in Heiligkeit vor unserem Gott und Vater bei der Ankunft (39*) unseres Herrn Jesus mit allen seinen Heiligen (50*). Amen.

39 o. Wiederkunft ("parousia"); vgl. Mt 24:3 - Mt 24:27 - Mt 24:37 - Mt 24:39 - 1Kor 15:23 - 1Thes 3:13 - 1Thes 4:15 - 1Thes 5:23 - 2Thes 2:1 - 2Thes 2:8 - Jak 5:7-8 - 2Petr 1:16 - 2Petr 3:4 - 1Jo 2:28

50 Es sind entweder die heiligen Engel Gottes (Mt 16:27 - Mt 25:31 - 2Thes 1:7) oder auch die Gläubigen gemeint, die ja auch "Heilige" sind (1Kor 6:2 - Kol 3:4 - Offb 17:14).

Der Glaube und die Liebe stärken das Herz, machen uns untadelig und führen uns in die Heiligkeit (das Gott-geweiht-sein). Das Ziel des Paulus ist, dass die ganze Gemeinde vollkommen vor Gott erscheint (2Kor 11:2). Die Ankunft des HERRN bedeutet für uns die Entrückung (1Thes 4:15). Anstatt "Ankunft" kann man auch "Anwesenheit" oder "Gegenwart" übersetzen. Die Anwesenheit des HERRN, die durch die Wiederkunft Jesu Realität wird, ist die große Hoffnung, die im 1. Thessalonicherbrief immer wieder thematisiert wird (1Thes 1:10 / 1Thes 2:19 / 1Thes 3:13 / 1Thes 4:15 / 1Thes 5:23).

Heiligkeit bedeutet ἁγιωσύνη (hagiosyne) und heisst wörtlich "Gesamtheiligung" oder "Zusammenheiligung". Alle und alles soll Gott geweiht sein! Nur so können wir vor Gott erscheinen! Dies geschieht nicht aus eigener Anstrengung, sondern durch das Innenwirken des Geistes! Die vertrauensvolle Liebesbeziehung zum HERRN bildet dabei die Basis!